Berufsbildende Schulen in Österreich - Eine Informationsbroschüre der Sektion Berufsbildung

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Berufsbildende Schulen in Österreich - Eine Informationsbroschüre der Sektion Berufsbildung
Berufsbildende Schulen in Österreich

Eine Informationsbroschüre der Sektion Berufsbildung
 (Berufsbildendes Schulwesen, Erwachsenenbildung und Schulsport)

        Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur

                        Wien, Jänner 2011
Inhaltsverzeichnis

                                                                                Seite

     Vorwort                                                                    5

01   Das österreichische Bildungssystem                                         7

02   Die berufsbildenden Schulen Österreichs                                    11

03   Berufsschulen                                                              17

04   Technische, gewerbliche und kunstgewerbliche Schulen                       21

05   Kaufmännische Schulen                                                      25

06   Humanberufliche Schulen                                                    29
     Schulen für wirtschaftliche Berufe
     Schulen für Tourismus
     Schulen für Mode und Bekleidungstechnik und für künstlerische Gestaltung
     Schulen für Sozialberufe

07   Höhere land- und forstwirtschaftliche Schulen                              33

08   Abschlüsse und Qualifikationen                                             35

09   Bildungsstandards in der Berufsbildung                                     39
     Lernergebnis- und kompetenzorientierte Lehrpläne in der Berufsbildung

10   QualitätsInitiative BerufsBildung – QIBB                                   41

11   Going International                                                        43

12   Informationstechnologien im berufsbildenden Schulwesen                     49

13   Entrepreneurship und Übungsfirmen                                          53

14   Aus-, Fort- und Weiterbildung für Lehrer/innen                             57
     an berufsbildenden Schulen

15   Erwachsenenbildung                                                         61

16   Bewegung und Sport                                                         65

17   Glossar                                                                    69
Vorwort
Die Tradition der berufsbildenden Schulen in Österreich reicht bis ins 19. Jahrhundert zurück.
Seither wurde höchst erfolgreich am kontinuierlichen Ausbau und an der Weiterentwicklung
der schulischen beruflichen Bildung gearbeitet.

Das österreichische Schulsystem und die vielfältigen Angebote, speziell im berufsbildenden
Bereich, ermöglichen unseren Schülerinnen und Schülern eine hochwertige, qualitäts-
orientierte und in ganz Europa anerkannte Ausbildung.
Jugendliche legen damit die Basis für einen erfolgreichen Start ins berufliche Leben und ver-
fügen auch international über gute Karrierechancen.

Mehr als 80 Prozent der österreichischen Schülerinnen und Schüler lernen in einer beruflichen
Erstausbildung. Das beweist die Attraktivität der berufsbildenden Schulen und der Lehrlings-
ausbildung in Österreich.

In der vorliegenden Broschüre werden die einzelnen Schultypen innerhalb des berufsbildenden
Schulsystems dargestellt, innovative, zukunftsorientierte Bildungsthemen sowie die berufliche
Weiterentwicklung, das lebenslange Lernen in der Erwachsenenbildung angesprochen.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Sektion Berufsbildung im Bundesministerium für
Unterricht, Kunst und Kultur leisten mit hohem Engagement konsequente Arbeit für die
Weiterentwicklung und Internationalisierung der berufsbildenden Schulen. Sie sind sich der
Verantwortung bewusst, gemeinsam mit allen am Schulprozess Beteiligten die hohe Qualität
der berufsbildenden Schulen sicher zu stellen.

                                   Dr. Claudia Schmied
                      Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur
01   Das österreichische Bildungssystem
     (Vereinfachte Darstellung)

                                          Seite 7
Bundesministerium für Unterricht,
                 Kunst und Kultur

                               BUNDESMINISTERIN
                                 Dr. Claudia Schmied

                          Büro der Frau Bundesministerin

                                  Generalsekretär

                         Internationale Angelegenheiten

                             Stabstelle Südosteuropa

                                  Interne Revision

            Bereich Informationstechnologie; Bildungsstatistik; Gender

                                 Präsidialsektion
                    Organisationsangelegenheiten der Zentralstelle
                                       Budget
                                        Raum
                                Öffentlichkeitsarbeit
                         Approbation von Unterrichtsmitteln
                             Zentrale Förderkoordination

                                     Sektion I
                          Allgemein bildendes Schulwesen
                        Qualitätsentwicklung und –sicherung
                             Pädagogische Hochschulen

                                     Sektion II
                             Berufsbildendes Schulwesen
                                Erwachsenenbildung
                                      Schulsport

                                     Sektion III
                           Personal- und Schulmanagement
                                  Recht und Legistik

                                    Sektion IV
                                       Kultur

                                     Sektion V
                                Kunstangelegenheiten

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SEKTION II
         Berufsbildendes Schulwesen, Erwachsenenbildung, Schulsport

                                 Sektionschef Mag. Theodor Siegl

                  ●    Grundsatzfragen der beruflichen Bildung
                  ●    nationale und internationale bildungspolitische Strategien
                  ●    Planungs- und Ausstattungsangelegenheiten
                  ●    Gender Mainstreaming
                  ●    Kosten- und Leistungsrechnung
                  ●    Bildungsstandards
                  ●    QIBB
                  ●    ESF-Koordination

Abteilung 21:          Berufsschulen

     ●     Berufsschulen (duale Bildung) – Pädagogische Angelegenheiten
     ●     Berufsreifeprüfung (gemeinsam mit Abteilung 25) [S]

Abteilung 22:          Technische und (kunst)-gewerbliche Schulen

     ●     Technische, gewerbliche und kunstgewerbliche mittlere und höhere Lehranstalten
     ●     Technisch-gewerbliche Zentrallehranstalten
     ●     Versuchsanstalten

Abteilung 23:          Kaufmännische Schulen und Bildungsberatung

     ●     Kaufmännische mittlere und höhere Schulen
     ●     Wirtschaftspädagogik und Entrepreneurship [S]
     ●     ACT – die Servicestelle österreichischer Übungsfirmen [S]
     ●     Öffentlichkeitsarbeit [S]
     ●     Aus- und Weiterbildung für Bildungsberater/innen und Bildungsberatung [S]

Abteilung 24:          Humanberufliche Schulen, Höhere land- und forstwirtschaftliche Schulen

     ●     Mittlere und höhere Schulen für wirtschaftliche Berufe, Tourismus, Mode, Höhere Schulen für
           künstlerische Gestaltung
     ●     Höhere land- und forstwirtschaftliche Schulen
     ●     Schulen für Sozialberufe und Sozialbetreuungsberufe
     ●     Allgemeine Sprachausbildung [S]

Abteilung 25:          Erwachsenenbildung

     ●     Erwachsenenbildung
     ●     Nachholen von Bildungsabschlüssen
     ●     Berufsreifeprüfung (gemeinsam mit Abteilung 21) [S]
     ●     Bundesinstitut für Erwachsenenbildung

                                                                                                         Seite 9
Abteilung 26:             Lehrer/innenaus-, -fort- und weiterbildung für berufsbildende Schulen,
                          Daten der Berufsbildung [S]

       ●      Koordination der Fort- und Weiterbildungsprogramme der Pädagogischen Hochschulen
       ●      Lehrer/innenaus-, fort- und –weiterbildung
       ●      Statistik und Datenanalyse
       ●      Schulleiter/innenausbildung

Abteilung 27:             Nationale Umsetzung der internationalen Berufsbildungspolitik [S]

       ●      Nationale Umsetzung der Europäischen Berufsbildungspolitik
       ●      Europass, Leonardo Da Vinci, Cedefop
       ●      Bildungsstandards in der Berufsbildung
       ●      Kompetenzorientiertes Unterrichten
       ●      Gewerbeordnung für BMHS, Berufsausbildungsgesetz
       ●      Nationaler Qualifikationsrahmen (NQR)
       ●      ESF Maßnahmen

Abteilung 28:             Schulentwicklung, Schulen für Berufstätige, IT-Angelegenheiten [S]

       ●      Informationstechnologien für berufsbildende Schulen
       ●      Schulentwicklung, Schulprogramme und Qualitätssicherung
       ●      Bildungsangebot für Berufstätige
       ●      ARQA-VET
       ●      Naturwissenschaften in der Berufsbildung
       ●      Bildungsplanung, Ökonomie und Systemmonitoring

Abteilung 29:             Bewegung und Sport; Schulwettkämpfe, Sportstättenbau, Bundesschullandheime

       ●      Bewegungs- und Sporterziehung
       ●      Schulwettkämpfe
       ●      Sportstättenbau
       ●      Bundessportakademien; Bundesschullandheime

__________________________________
[S] = für den Sektionsbereich, abteilungsübergreifend

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02         Die berufsbildenden Schulen Österreichs
           Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur (BMUKK)

Die Sektion Berufsbildendes Schulwesen, Erwachsenenbildung
und Schulsport im BMUKK (Sektion Berufsbildung)
Die Sektion Berufsbildung nimmt für die berufsbildenden Schulen jene Aufgaben
der Schulverwaltung wahr, die aufgrund der gesetzlichen Bestimmungen in die
Zuständigkeit des BMUKK fallen. Die Vollziehung der Gesetze erfolgt in den
Schulbehörden des Bundes auf der Ebene der Bundesländer, in den Landes-
schulräten/Stadtschulrat für Wien.

Die Sektion Berufsbildung ist für folgende Bereiche der schulischen Ausbildung
(Sekundarstufe II) zuständig:
Pädagogische und berufsfachliche Angelegenheiten (z.B. Lehrplanentwicklung),
Lehrerfort- und –weiterbildung, Standortfragen und Ausstattung. Schul-
entwicklung und Bildungsforschung, Internationale Kooperationen u.v.m.

Auch die Erwachsenenbildung und der Schulsport/sportliche Angelegenheiten
für den Bereich des BMUKK sind Teil dieser Sektion.

Die berufsbildenden Schulen
vermitteln neben einer fundierten Allgemeinbildung eine berufliche Erst-
ausbildung mit unterschiedlicher Dauer und unterschiedlichen Niveaus ab der 9.
Schulstufe.

Zu den berufsbildenden Schulen gehören die                                         Eine Vielzahl
● Berufsschulen                                                                    von Ausbildungs-
● Technischen, gewerblichen und kunstgewerblichen Schulen                          möglichkeiten
● Kaufmännischen Schulen
● Schulen für wirtschaftliche Berufe
● Tourismusschulen
● Schulen für Mode- und Bekleidungstechnik und für künstlerische Gestaltung
● Schulen für Sozialberufe
● Höheren land- und forstwirtschaftlichen Schulen
● Bundessportakademien
● Bildungsanstalten für Kindergartenpädagogik und für Sozialpädagogik
einschließlich Sonderformen und Schulversuche.

Sie können mit Ausnahme der Berufsschulen (schulischer Ausbildungsteil des
dualen Systems) in verschiedenen Formen mit unterschiedlicher Dauer (1-5
Jahre) geführt werden:

Berufsbildende mittlere Schulen (BMS):
● 3 bzw. 4 Jahre: Vollzeitschule ab der 9. Schulstufe; abgeschlossene berufliche
    Erstausbildung
● 1 bzw. 2 Jahre: Vollzeitschule ab der 9. Schulstufe; berufliche Vorbildung

Berufsbildende höhere Schule (BHS):
● 5 Jahre: Vollzeitschule ab der 9. Schulstufe; abgeschlossene berufliche Erst-
    ausbildung

Aufbaulehrgang:
● 3 Jahre: Vollzeitschule ab der 9. Schulstufe nach Abschluss einer BMS

Kolleg:
● 4 Semester: Vollzeitschule nach der Reifeprüfung (Bildungsziel der BHS)

Schulen für Berufstätige:
● 4-8 Semester: oben genannten Schularten in Form einer Abendschule

                                                                                                      Seite 11
Ein Wechsel zwischen einzelnen Arten der berufsbildenden Schulen bei gleichem
                             Lehrplan ist möglich, bei verschiedenem Lehrplan sind Prüfungen (in bestimmten
                             Unterrichtsgegenständen) notwendig.

                             Bildungswege zu den berufsbildenden Schulen
                             Nach dem Besuch der Volksschule (1.-4. Schulstufe) können die Schüler/innen die
                             Sekundarstufe I (5.-8. Schulstufe) entweder an der Hauptschule, an einer AHS -
                             Unterstufe oder in der Neuen Mittelschule absolvieren. Die Aufnahme in die
                             berufsbildenden Schulen (Sekundarstufe II) ist mit dem positiven Abschluss der 8.
                             Schulstufe möglich.
                             Weitere Eingangsvoraussetzungen sind – je nach Vorbildung und angestrebter
                             Schulart – bisherige schulische Leistungen in bestimmten Unterrichtsgegen-
                             ständen bzw. eine Aufnahmeprüfung. Mehr als 80 % der österreichischen
                             Jugendlichen mit 14 Jahren entscheiden sich für eine Ausbildung an den berufs-
                             bildenden Schulen.

                             Die berufliche Erstausbildung
                   Bildung   steht neben der Vermittlung von Allgemeinbildung im Mittelpunkt der berufsbil-
           für die Zukunft   denden Schulen, für deren Absolvent/innen sich – je nach Ausbildungshöhe – der
                             direkte Berufseinstieg bzw. verschiedene Formen von Weiterbildungsmöglich-
                             keiten eröffnen.

                 Chancen     Die BMS und BHS verzeichnen seit drei Jahrzehnten einen kontinuierlichen
            für das Leben    Schüler/innenzuwachs, was nicht zuletzt auf das ausgewogene Bildungsangebot
                             aus Allgemeinbildung, Fachtheorie und Fachpraxis (mit Praktikum, je nach Schul-
                             art verpflichtend oder freiwillig) bzw. auf eine Vielzahl an spezifischen Ausbil-
                             dungsmöglichkeiten und Ausbildungsschwerpunkten mit unterschiedlicher Dauer
                             zurückzuführen ist.

      EU-Anerkennung         Besonders gefragt sind seit Beginn der 90er Jahre die BHS mit dem Abschluss der
              für BHS        Reife- und Diplomprüfung, die mit dem Erwerb von beruflichen Qualifikationen,
                             dem allgemeinen Hochschulzugang und der Anerkennung dieser Ausbildungs-
                             gänge auf europäischer Ebene ein hohes Ausbildungsniveau darstellen.

                             Die Berufsreifeprüfung
    Berufsreifeprüfung       Mit der Einführung der Berufsreifeprüfung (1997) wurde die Durchlässigkeit des
       für Erwachsene        Bildungssystems weiter erhöht.
                             Die Berufsreifeprüfung ermöglicht Absolvent/innen des dualen Systems (Lehr-
                             abschlussprüfung), von mindestens 3-jährigen berufsbildenden mittleren Schulen,
                             von Gesundheits- und Krankenpflegeschulen, von Schulen für den medizinisch-
                             technischen Fachdienst sowie für Personen mit Facharbeiterprüfung gemäß Land-
                             und forstwirtschaftlichen Berufsausbildungsgesetz, Personen mit Befähigungs-
                             prüfung gemäß Gewerbeordnung den allgemeinen Hochschulzugang, führt aber
                             zu keinen Berufsberechtigungen. Die Berufsreifeprüfung ist eine Externistenprü-
                             fung, d.h. es ist kein Schulbesuch vorgeschrieben.

        Berufsmatura:        Seit Herbst 2008 wird die Vorbereitung auf die Berufsreifeprüfung parallel zur
Lehre mit Reifeprüfung       Lehre angeboten und in dieser Form auch voll gefördert (= Berufsmatura: Lehre
                             mit Reifeprüfung). Diese wird von allgemeinbildend interessierten Lehrlingen in
                             Anspruch genommen und kann bereits mit dem 19. Lebensjahr zu einer Hoch-
                             schulreife und Berufsausbildung führen.

                             Vorbereitungslehrgänge werden in von BMUKK anerkannten Erwachsenen-
                             bildungsinstitutionen (z.B. BFI, WIFI, Volkshochschulen) und in manchen berufs-
                             bildenden Schulen angeboten. In zertifizierten EB-Institutionen können in bis zu 3
                             Fachbereichen auch Prüfungen abgenommen werden.
                             Ähnliche Vorbereitungslehrgänge, die an Erwachsenenbildungsinstitutionen oder
                             von Vereinen organisiert werden, können die Lehrlinge kostenfrei in Anspruch
                             nehmen.

    Externistenprüfung       Grundsätzlich können Prüfungen der BMS und BHS bzw. der Schulen für Berufs-
                             tätige als Externistenprüfungen abgelegt werden. Dies gilt auch für die Reife- und
                             Diplomprüfung sowie für die Abschlussprüfung an BMS.

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An den Schulen für Berufstätige – also ca. 80 Standorten in Österreich – wurde        Modularisierung an
mit der Novelle zum Schulorganisationsgesetz für Berufstätige im Juli 2010 eine       Schulen für Berufstätige
konsequente Einteilung der Unterrichtsgegenstände in Module umgesetzt. Als
„Modul“ wird der Lehrstoff eines Gegenstandes in einem Semester bezeichnet;
dies erleichtert den berufstätigen Studierenden das Weiterkommen an den
Schulen und ermöglicht erwachsenengerechte Bildungswege. Auch bei der
Anerkennung von nicht formal erworbenem Wissen und der andragogischen
Betreuung wurden Fortschritte durch das neue Gesetz erzielt. Damit wird es auch
möglich, Berufstätigenformen, Aufbaulehrgänge und Kollegs für Berufstätige zu
einer modularisierten Form zusammen zu nehmen.

Rechtliche Rahmenbedingungen
Die grundlegenden Schulgesetze umfassen das Schulorganisationsgesetz
(SchOG) und das Schulunterrichtsgesetz (SchUG) und können nach einem Begut-
achtungsverfahren mit einfacher Mehrheit im Parlament geändert werden. Die
Lehrpläne der verschiedenen Schularten werden durch Verordnung des BMUKK
festgelegt.

Kosten – Finanzierung
Der Besuch von berufsbildenden Schulen ist – mit Ausnahme von Privatschulen –
kostenlos. Dies gilt auch für Kollegs und für die Schulen für Berufstätige. Kosten-
beiträge sind für Schulbücher und Schulfahrt sowie Arbeitsmittel zu leisten.
Weitere Kosten können durch die Teilnahme an Schulveranstaltungen oder die
Unterbringung in einem Internat entstehen (Beihilfen sind möglich).

Die Kosten für die Schulausstattung und –erhaltung trägt bei öffentlichen BMS
und BHS der Bund, bei Berufsschulen und land- und forstwirtschaftlichen Fach-
schulen (zuständig für diese Fachschulen sind die Länder) das Land. Die Kosten
für Lehrer/innen an Bundesschulen als auch für jene an Privatschulen mit
Öffentlichkeitsrecht werden vom Bund getragen; bei Berufsschullehrer/innen
sowie Lehrer/innen an land- und forstwirtschaftlichen Fachschulen erfolgt eine
Kostenteilung zwischen Bund und Land.

Die Schulaufsicht
In der Sekundarstufe II liegt die Schulaufsicht in der Zuständigkeit des Landes-      Koordination, Beratung
schulrates/Stadtschulrates für Wien, wo sie von Landesschulinspektor/innen            und Konfliktlösung
ausgeübt wird, die jeweils für eine bestimmte Schulart zuständig sind. Die
Höheren land- und forstwirtschaftlichen Lehranstalten und einige Schulen im
technisch-gewerblichen Bereich unterstehen direkt dem BMUKK (Zentral-
lehranstalten).

Mitwirkung anderer Ministerien
Bestimmte Ausbildungsbereiche fallen in die Kompetenz von anderen
Ministerien, wie dem Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend (u.a.
Ausbildung im Lehrbetrieb, Akkreditierung von beruflichen Qualifikationen), dem
Bundesministerium für Gesundheit (u.a. Schulen für Gesundheits- und
Krankenpflege) und dem Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft,
Umwelt und Wasserwirtschaft.

Die Sozialpartner
Das System der österreichischen Wirtschafts- und Soziapartner beruht auf der
freiwilligen Zusammenarbeit der gesetzlichen Interessenverbände der Arbeit-
geber (Wirtschaftskammer Österreich), der Arbeitnehmer (Bundesarbeiter-
kammer) und der Landwirtschaft (Präsidentenkonferenz der Landwirtschafts-
kammern) und der freiwilligen Interessenverbände (Vereinigung Österreichischer
Industrieller und der Österreichische Gewerkschaftsbund) sowohl untereinander
als auch mit Vertretern der Regierung.

                                                                                                        Seite 13
Im schulischen Bereich erfolgt die Mitwirkung der Sozialpartner bei Gesetzen und
                             Verordnungen (z.B. bei neuen Lehrplänen).

                             Zusammenarbeit mit der Wirtschaft
           Praxisrelevante   Für alle Beteiligten im Bereich der berufsbildenden Schulen spielt die Wirtschaft
               Ausbildung    als Partner eine große Rolle. So werden Lehrpläne oder Ausbildungsschwerpunkte
                             den Anforderungen der Wirtschaft angepasst, in Betrieben Lehrlinge fachgemäß
                             ausgebildet oder Praktika absolviert. In gemeinsamen Projekten zwischen Schulen
                             und Wirtschaft, z.B. Diplomprojekte oder Projekte im Rahmen der Übungsfirmen-
                             arbeit, werden Ergebnisse von Forschung und Entwicklung praxisrelevant umge-
                             setzt. Fast alle Lehrer/innen der fachbezogenen und praxisrelevanten Unterrichts-
                             gegenstände verfügen über praktische Erfahrung in der Wirtschaft.

                             Bildungsberatung
            Beratung und     an BMS und BHS erfolgt durch speziell ausgebildete Lehrer/innen, die für
             Orientierung    Informationen, Orientierung, Entscheidungsvorbereitung, Vermittlung von Hilfe
                             und individuelle Beratung den Schüler/innen zur Verfügung stehen. Je nach
                             Schüler/innenzahl sind pro Schule dafür ein bis drei Lehrkräfte vorgesehen.
                             Die Bildungsberater/innen arbeiten mit den Zubringerschulen, den Schüler-
                             berater/innen der Hauptschule und AHS-Unterstufe und Neuen Mittelschule sowie
                             anderen Beratungsinstitutionen für die Abschlussklassen (Arbeitsmarktservice,
                             Hochschülerschaft der Universitäten etc.) zusammen.

                             Gutes Zeugnis für Österreichs Schulen
             Jährliches      Das jährliche Bildungsmonitoring ist eine breit angelegte Studie, in der 2.000
    Bildungsmonitoring       Personen aus ganz Österreich zum Schul- und Bildungswesen befragt werden (seit
                             1993). Die Bewertung erfolgt nach dem österreichischen Schulnotensystem: Sehr
                             Gut (1) = beste Note; Nicht genügend (5) = schlechteste Note, negativ. (IFES
                             Schulmonitoring 2009. Repräsentative Bevölkerungsbefragung)

                             Die Imagewerte der einzelnen Schulformen haben sich in den letzten Jahren
                             tendenziell verbessert bzw. kaum verändert, knapp 60 % der befragten Personen
                             beurteilen das gesamtösterreichische Bildungssystem mit Sehr Gut (1) oder Gut
                             (2).

           Berufsbildende    Im Gesamtvergleich der Einschätzung der einzelnen Schularten schneiden die BHS,
           Höhere Schulen    gemeinsam mit Fachhochschulen, mit der Benotung (Mittelwert) 2,1 am besten
                             ab. In der Mittelwert-Skala – 2,0 bis 2,8 – liegen auch die Berufsschulen und die
                             BMS in der Bewertung der Bevölkerung mit jeweils 2,3 sehr gut.

Seite 14
Eckdaten:

●   Entwicklung der Schüler/innenzahlen:

     160.000
     150.000
                     149.806                          132.613                   140.256
     140.000
     130.000                                                                     137.534

     120.000
                                                      123.676
     110.000
     100.000
                                                                                             BS
                      99.057                                                                 BMS
      90.000                                                                                 BHS
                                                      77.788                                 AHS
      80.000
                        65.481
      70.000
                                                     54.863                     59.571
      60.000
                         58.802
      50.000
                                                                              51.712
      40.000
      30.000
                        1990/1991                   2000/2001               2009/2010

●   Verteilung aller Schüler/innen in der 10. Schulstufe:

            AHS                                                       AHS
            20%                                                       20%
                                                      BS
                                                     38%

    BHS
    26%
                                     BMS                                                   BBS
                                     16%                                                   80%

●   Verteilung der Reifeprüfungen:

                                           AHS                  BHS
                                           40%                  60%

                  Abkürzungen:
                  AHS     = AHS-Oberstufe
                  BS      = Berufsschule
                  BMS     = Berufsbildende mittlere Schule
                  BHS     = Berufsbildende höhere Schule
                  BBS     = Berufsbildende Schulen

                                                                                                 Seite 15
●   Standorte der berufsbildenden Schulen (2010):

    Berufsschulen:                              160
    Berufsbildende mittlere Schulen:            500
    Berufsbildende höhere Schulen:              300

    Lehrpläne:             490
    Lehrer/innen:          27.000

●   Bildungsstand der Jugendlichen (2009):
    Anteil der Personen im Alter von 20 bis 24 Jahren mit weiterführendem Bildungsabschluss (Sekundarab-
    schluss II, ISCED 3A/B oder höher), bezogen auf die Gesamtbevölkerung derselben Altersgruppe:

    Österreich:            86 %
    EU 27:                 79 %

●   Frühzeitige Schulabgänger/innen (2009):
    Haben keinen Schulabschluss der Sekundarstufe II erreicht und befinden sich aktuell nicht in Ausbildung:

    Österreich:            8,7 %
    EU 27:                 14,9%

●   Jugendarbeitslosenquote (15-24 Jahre; 2009):

    Österreich:            10,0 %
    EU 27:                 19,6%

●   Teilnahme Erwachsener am lebenslangen Lernen (2008):

    Österreich:           13,2 %
    EU 27:                 9,5%

●   Anzahl der Veranstaltungen und Teilnahmen der KEBÖ (2009):

                        Kurzveranstaltungen (1 - 4 UE)      Kurse       Gesamt Sonderveranstaltungen

     Veranstaltungen                 75.716               131.406      207.122             19.337

     Teilnahmen                     1.213.922            1.691.966    2.905.888          1.449.172

●   Österreichisches Notensystem:

    Sehr Gut (1) – beste Note
    Gut (2)
    Befriedigend (3)
    Genügend (4)
    Nicht Genügend (5) – negative Note

●   Unterricht Dauer:

    eines Schuljahres: September bis Juni (ca. 40 Wochen)
    einer Unterrichtsstunde: 45 / 50 Minuten
    Unterricht in der Woche (BMS und BHS): 30-38 Stunden
    Unterricht in der Woche (BS, lehrgangsmäßig): 42-45 Stunden

      Abkürzungen:                                                   Quellen:
      BS      = Berufsschule                                         Statistik Austria, Europäische
      BMS     = Berufsbildende mittlere Schule                       Kommission, WKÖ, AMS
      BHS     = Berufsbildende höhere Schule                         Forschungsnetzwerk, BMUKK
      KEBÖ    = Konferenz der Erwachsenenbildung Österreich

Seite 16
03         Berufsschulen

Jugendliche, die einen Lehrvertrag mit einem Lehrberechtigten (Betrieb) ab-           Duales System
geschlossen haben, sind verpflichtet, die Berufsschule zu besuchen. Diese Art der
Berufsausbildung wird als duales Berufsausbildungssystem (duales System)
bezeichnet, da die Bildungsaufgaben auf zwei Träger verteilt sind: Betrieb und
Berufsschule.

Für die Ausbildungsordnung im Betrieb ist das Bundesministerium für
Wirtschaft, Familie und Jugend zuständig, für pädagogische Belange der Berufs-
schule das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur.

Die Finanzierung der betrieblichen Ausbildung erfolgt durch das ausbildende
Unternehmen, für die Kosten der Berufsschule kommt die öffentliche Hand auf.
Hier gibt es eine Kostenteilung zwischen dem Bund und den Ländern. Für die
Errichtung und Ausstattung von Berufsschulen sind die Länder zuständig. Die
Finanzierung der Lehrenden an Berufsschulen wird zu 50% vom Bund und zu 50%
von den Ländern getragen.

Berufsbereiche
Die Berufsschulen umfassen so viele Schuljahre, wie es der Dauer des Lehr-            Über 220 Lehrberufe
verhältnisses entspricht. Je nach Lehrberuf beträgt die Zeit der Ausbildung 2 bis 4
Jahre, in der Regel jedoch 3 Jahre. Zurzeit gibt es über 220 anerkannte Lehr-
berufe, die folgende Lehrberufsgruppen umfassen:

●    Bauwesen
●    Büro, Verwaltung, Organisation
●    Chemie
●    Druck, Foto, Grafik, Papierverarbeitung
●    Elektrotechnik, Elektronik
●    Gastronomie
●    Gesundheit und Körperpflege
●    Handel
●    Holz, Glas, Ton
●    Informations- und Kommunikationstechnologien
●    Lebens- und Genussmittel
●    Metalltechnik und Maschinenbau
●    Textil, Mode, Leder
●    Tiere und Pflanzen
●    Transport und Lager

Bedingt durch anhaltende Strukturveränderungen von Wirtschaft und
Gesellschaft sind auch Lehrberufe einem ständigen Wandel unterworfen. Vor
allem auf dem Dienstleistungssektor ist eine dynamische Entwicklung von neuen
Lehrberufen feststellbar.

Nach Beendigung der Lehrzeit kann die Lehrabschlussprüfung abgelegt werden.           Lehrabschlussprüfung
Hierbei wird festgestellt, ob sich der Lehrling die im Lehrberuf erforderlichen
Fertigkeiten und Kenntnisse angeeignet hat und in der Lage ist, die dem Lehr-
beruf eigentümlichen Tätigkeiten selbst fachgerecht auszuführen. Die Lehr-
abschlussprüfung gliedert sich in eine praktische und eine theoretische Prüfung
und besteht aus einem schriftlichen und einem mündlichen Teil.

Hat der Jugendliche das Unterrichtsziel der letzten Klasse der Berufsschule
erreicht, so besteht die Prüfung nur aus dem Praxisteil.
Im Zuge der Lehrabschlussprüfung eines vierjährigen Lehrberufes besteht die
Möglichkeit, eine freiwillige, zusätzliche Fachprüfung abzulegen. Für Lehrlinge,
die diese freiwillige Fachprüfung positiv ablegen bedeutet dies, dass die Teil-
prüfung Fachbereich im Rahmen der Berufsreifeprüfung entfällt.

                                                                                                      Seite 17
Weiterbildungs-        Nach erfolgreich abgelegter Lehrabschlussprüfung ergeben sich für die
        möglichkeiten         Absolvent/innen u.a. folgende Möglichkeiten zur Weiterqualifizierung: Ablegung
                              der Meisterprüfung für ein Handwerk, wobei Prüfungsteile entfallen; Ablegung
                              einer – bzw. Zulassung, falls als Zugangsvoraussetzung eine einschlägige
                              berufliche Erstausbildung verlangt wird, zu einer – Befähigungsnachweisprüfung
                              für ein sonstiges reglementiertes Gewerbe; Zugang zur weiterführenden Bildung
                              über Berufsreifeprüfung bzw. Studienberechtigungsprüfung als Voraussetzung für
                              ein Studium an Universitäten, Fachhochschulen, Kollegs und Pädagogischen Hoch-
                              schulen.

                              Ein Lehrplan mit Rahmencharakter
               Allgemeine     Der Lehrplan der Berufsschule ist ein Lehrplan mit Rahmencharakter, der Unter-
           Bestimmungen       richtsziele, Inhalte und Verfahren für die Planung und Realisierung von Lern-
                              prozessen angibt. Er ermöglicht die eigenständige und verantwortliche Unter-
                              richtsarbeit der Lehrer/innen innerhalb des vorgegebenen Umfangs.

                              Die Landesschulräte bzw. der Stadtschulrat für Wien haben im vorgesehenen
                              Rahmen durch zusätzliche Lehrplanbestimmungen das Stundenausmaß und den
                              Lehrstoff der einzelnen Unterrichtsgegenstände auf die einzelnen Schulstufen
                              aufzuteilen, soweit dies nicht bereits durch die Lehrpläne erfolgt.

                              Der Lehrplan jedes Unterrichtsgegenstandes umfasst:
                              ● Bildungs- und Lehraufgabe, welche angibt, zu welchen Lernergebnissen, zu
                                  welchen Kompetenzen und Fertigkeiten die Schüler/innen geführt und über
                                  welches Wissen sie verfügen sollen.
                              ● Lehrstoff, welcher den Umfang der Unterrichtsinhalte festlegt.
                              ● Didaktische Grundsätze als Handlungsanweisungen für die Lehrer/innen.

                              Bildungsziele
         Förderung der        Die Berufsschule hat die Aufgabe, in einem berufsbegleitenden fachlich ein-
     Allgemeinbildung         schlägigen Unterricht die grundlegenden theoretischen Kenntnisse zu vermitteln,
  und der betrieblichen       die betriebliche Ausbildung zu fördern und zu ergänzen sowie die Allgemein-
           Ausbildung         bildung zu erweitern.

                              Die Bildungsarbeit in der Berufsschule berücksichtigt die durch die betriebliche
                              Lehre bewirkte enge Verbindung mit der Berufswelt. Ausgehend von der Erleb-
                              niswelt werden Berufsschüler/innen zur selbstständigen Aneignung von
                              Kenntnissen, Fertigkeiten und Einstellungen befähigt und zur Weiterbildung
                              angeregt.

           Unterrichtsziele   Damit die Schüler/innen die Kenntnisse und Fertigkeiten in verschiedenen
                              Situationen anwenden können, wird eine fächerübergreifende Aufbereitung des
                              Lehrstoffes forciert. Insbesondere in den höheren Klassen werden durch Projekt-
                              unterricht die Zusammenhänge der einzelnen Stoffgebiete und Unterrichtsgegen-
                              stände verständlich gemacht.

                              Im Sinne einer ganzheitlichen Bildung wird im Berufsschulunterricht großer Wert
                              auf die Persönlichkeitsbildung gelegt, wobei der Vertiefung und Zunahme der
                              Sozialkompetenzen wie Offenheit, Teamfähigkeit und Konfliktfähigkeit, der
                              Förderung der Kommunikationsfähigkeit sowie der Stärkung der Selbstkompe-
                              tenzen wie Selbsteinschätzung, Selbstvertrauen und Belastbarkeit eine besondere
                              Bedeutung zukommt. Zur Zielerreichung kommen problem- und prozessorientier-
                              te Lehrverfahren, Gruppenunterricht, Partnerarbeit und andere Sozialformen des
                              Unterrichts sowie Präsentationen, Diskussionen etc. zum Einsatz.

                              Bildungsinhalte
                              Im Sinne dieser Aufgabe hat der Lehrplan als Pflichtgegenstände Deutsch und
                              Kommunikation, Berufsbezogene Fremdsprache, Politische Bildung, betriebs-
                              wirtschaftliche und die für den betreffenden Lehrberuf erforderlichen theoreti-
                              schen und praktischen Unterrichtsgegenstände (sowie Religion in den Bundes-
                              ländern Tirol und Vorarlberg) vorzusehen.

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Als Freigegenstände sind Lebende Fremdsprache, Deutsch sowie Religion
(ausgenommen in Tirol und Vorarlberg), als unverbindliche Übungen Bewegung
und Sport möglich.

Der Unterricht in der Berufsschule kann in folgenden Organisationsformen             Organisation der
geführt werden:                                                                      Unterrichtszeit

●    ganzjährig:
     d.h. mindestens an einem vollen Schultag oder mindestens zwei halben
     Schultagen in der Woche

●    lehrgangsmäßig:
     d.h. mindestens 8 Wochen hindurch

●    saisonmäßig:
     d.h. auf eine bestimmte Jahreszeit geblockt

Die Vielfalt der Organisationsformen geht auf die Abstimmung zwischen
Wirtschaft und Schulverantwortlichen zurück und berücksichtigt den Bedarf der
einzelnen Branchen bzw. Regionen.

Lehrer/innen an Berufsschulen
In der Berufsschule unterscheidet man Lehrer/innen der Fachgruppe (FG) I, II und     Wie wird man Lehrer/in
III. Lehrer/innen der FG I und II haben eine Lehrverpflichtung von 23 Wochen-        an einer Berufsschule?
stunden und halten den allgemein bildenden und betriebswirtschaftlichen
Unterricht (FG I) bzw. den fachtheoretischen Unterricht (FG II) ab. Die Ausbildung
für Berufsschullehrer/innen erfolgt seit Oktober 2007 an Pädagogischen Hoch-
schulen, folgende Zugangvoraussetzungen sind zu erfüllen:

a)   für die Fachgruppe I und die Fachgruppe II die erfolgreiche Ablegung der
     Reife- und Diplomprüfung einer einschlägigen berufsbildenden höheren
     Schule oder die erfolgreiche Ablegung einer Reifeprüfung oder einer Berufs-
     reifeprüfung und eine einschlägige Ausbildung;

b)   für die Fachgruppe III (fachpraktische Unterrichtsgegenstände) die
     erfolgreiche Ablegung einer einschlägigen Meisterprüfung oder eine gleich-
     wertige einschlägige Befähigung sowie die allgemeine Universitätsreife und

c)   in allen Fällen die Zurücklegung einer mindestens dreijährigen einschlägigen
     Berufspraxis.

Die allgemeine Universitätsreife (d.h. z.B. Reifeprüfung, Berufsreifeprüfung oder
Studienberechtigungsprüfung) ist für ordentliche Studierende bis zum Erlangen
von 120 ECTS-Credits nachzuweisen.

Das 1. und 2. Semester sowie das 5. und 6. Semester sind berufsbegleitend, das 3.
und 4. Semester als Vollstudium zu absolvieren. Die Ausbildung wird mit dem
akademischen Grad „Bachelor of Education“ (BEd) abgeschlossen.

Die Diensthoheit der Lehrer/innen an Berufsschulen haben die Länder, die die
angehenden Pädagog/innen vorerst als Vertragslehrer/innen einstellen.

Charakteristik der Dualen Ausbildung
Das System der österreichischen Lehrlingsausbildung ist ein besonders praxis-        Ausbildung an
orientiertes Ausbildungsmodell, dem in Österreich durchgehend ein bedeutender        zwei Lernorten
Stellenwert beigemessen wird.
Durch die große Bandbreite an Qualifikationsmöglichkeiten – von der Teil-
qualifizierung bis hin zu High-Tech-Berufen und Berufsreifeprüfung eröffnet die
Lehrlingsausbildung alle Qualifikationschancen, die der österreichische Ausbil-
dungsmarkt bietet. Ob mit oder ohne Reifeprüfung, die duale Ausbildung ist
flexibel an die unterschiedlichen Begabungen und Bedürfnisse angepasst.

                                                                                                        Seite 19
Jugendliche, die mit einer Reifeprüfung eine Lehre beginnen, erhalten eine
                           Verkürzung der Lehrzeit und haben nach erfolgreichem Abschluss der Lehr-
                           abschlussprüfung gute Jobchancen. Jugendliche, die eine Lehre erfolgreich
                           abschließen, sind von der Wirtschaft nachgefragte Fachkräfte und nehmen einen
                           beachtlich hohen Anteil an Selbstständigen in der Gründerstatistik ein. Zudem
                           wurde der Weg in die Selbstständigkeit durch die Validierung der während der
                           Ausbildung erworbenen fachlichen Qualifikationen, die den Entfall von Prüfungs-
                           teilen im Rahmen der Meisterprüfung bewirkt, erleichtert.

                           Die Lehrlingsausbildung bietet aber auch Jugendlichen mit sozialen, begabungs-
                           mäßigen oder körperlichen Benachteiligungen eine geeignete Ausbildungsschiene
                           zur Ausschöpfung ihres Potentials an beruflichen Fähigkeiten, da ganz gezielt auf
                           die individuellen Bedürfnisse eingegangen wird und dadurch ein wesentlicher
                           Impuls für die Integration dieses Personenkreises in das Berufsleben gesetzt
                           werden kann.

                           Integrative Berufsausbildung
       Chancen für alle    Ziel der integrativen Berufsausbildung ist es, für Jugendliche mit sozialen,
                           begabungsmäßigen oder körperlichen Benachteiligungen eine geeignete Ausbil-
                           dungsschiene auf der Ebene der Lehrlingsausbildung zur Ausschöpfung ihres
                           Potentials an beruflichen Fähigkeiten zu schaffen. Die integrative Berufsausbil-
                           dung wird sowohl als eine Lehrausbildung mit einer verlängerten Lehrzeit als auch
                           als eine Berufsausbildung, die Teilqualifikation vermitteln angeboten, um jenen
                           Personen einen Eintritt in den Arbeitsmarkt zu ermöglichen, bei denen die
                           Erreichung eines Lehrabschlusses nicht möglich ist. Durch die Möglichkeit einer
                           maßgeschneiderten Ausbildung kann sowohl im Betrieb, in besonderen selbst-
                           ständigen Ausbildungseinrichtungen als auch an Berufsschulen ganz gezielt auf
                           die individuellen Fähigkeiten und Fertigkeiten, auf die individuellen Bedürfnisse
                           eingegangen werden.

                           Kooperation Berufsschule / Wirtschaft
           Best practice   Die lernortübergreifende und partnerschaftliche Zusammenarbeit aller an der
                           Berufsausbildung Beteiligten ist einer der wesentlichen Faktoren für den Erfolg des
                           dualen Systems. Eine moderne Berufsausbildung erfordert eine enge Verbindung
                           von Theorie und Praxis, von schulischem Unterricht und betrieblicher Praxis.
                           Große Handelsketten aber auch Industriebetriebe nutzen zunehmend die
                           Potentiale, die in der Lehrlingsausbildung stecken, und entwickeln in Kooperation
                           mit den Berufsschulen komplementäre Bildungsmodelle, die auf ihren Fachkräfte-
                           nachwuchs zugeschnitten sind. Diese vertieften Kontakte und Kooperationen
                           zwischen Wirtschaft und Berufsschule sind wichtige Impulsgeber zur Weiteren-
                           twicklung und Qualitätssicherung der Lehre.

                           Förderprogramm: Berufsmatura – Lehre und Reifeprüfung
 Perspektiven eröffnen,    Mit dem Förderprogramm „Berufsmatura: Lehre mit Reifeprüfung“, das im Herbst
     Potenziale nutzen     2008 gestartet wurde, sollen Perspektiven eröffnet und Potenziale genutzt
   durch Verbesserung      werden. Lehrlinge mit einem Lehr- oder Ausbildungsvertrag erhalten die Möglich-
    der Durchlässigkeit    keit, sich bereits während der Lehrzeit in entgeltfreien Kursangeboten auf die
                           Berufsreifeprüfung vorzubereiten, wobei bereits 3 Teilprüfungen vor der Lehr-
                           abschlussprüfung absolviert werden können. Die Kosten für die Vorbereitungs-
                           maßnahmen werden seitens des Bundes getragen. Die Organisation der Maß-
                           nahme erfolgt über Trägerorganisationen in den Bundesländern.

Seite 20
04         Technische, gewerbliche und kunstgewerbliche Schulen

Bildungsangebote
Die technischen, gewerblichen und kunstgewerblichen mittleren und höheren          Berufliche
Schulen sehen primär Bildungsangebote für die berufliche Erstausbildung vor. Zu    Erstausbildung
diesen gehören:
• die 5-jährigen höheren Lehranstalten (HTL), die die 9. bis 13. Schulstufe
    umfassen, vom Beginn weg in die Theorie und Praxis des jeweiligen Fach-
    gebiets einführen und im letzten Jahr postsekundäre Lehr- und Lernformen
    aufweisen; die höheren Lehranstalten werden mit einer Reife- und
    Diplomprüfung abgeschlossen;
• die 4-jährigen Fachschulen (9. bis 12. Schulstufe), die mit einer Abschluss-
    prüfung abgeschlossen werden und über Aufbaulehrgänge, die Studien-
    berechtigungsprüfung oder die Berufsreifeprüfung an den postsekundären
    Sektor angeschlossen sind;
• die 2-jährigen Aufbaulehrgänge, die die Absolventen/innen aus fach-
    einschlägigen Fachschulen zum Bildungsziel der entsprechenden 5-jährigen
    höheren Lehranstalten führen; bei 3-jährigen Fachschulen ist vor Eintritt in
    den Aufbaulehrgang ein so genannter Vorbereitungslehrgang zu ab-
    solvieren;
• die (postsekundären) 4-semestrigen Kollegs (13. bis 14. Schulstufe), die die
    Universitäts-/ Hochschulreife voraussetzen und mit einer Diplomprüfung
    abgeschlossen werden.

Neben der beruflichen Erstausbildung gibt es auch ein differenziertes Weiter-      Weiterbildungs-
bildungsangebot für Berufstätige. Dazu gehören:                                    angebote
• die 8-semestrigen höheren Lehranstalten für Berufstätige, die zum selben
     Bildungsziel führen wie die entsprechenden 5-jährigen höheren Lehr-
     anstalten und in modularer Form aufgebaut sind. Personen mit ab-
     geschlossener Lehre beginnen im 1. Semester, Absolventen/innen von Fach-
     schulen oder Werkmeisterschulen steigen in das dritte Semester ein;
• die 6-semestrigen Kollegs für Berufstätige („Abendkollegs“), die in den
     letzten vier Semestern mit den entsprechenden Semestern der höheren
     Lehranstalt für Berufstätige übereinstimmen, wie die 4-semestrigen Kollegs
     eine Universitäts-/Hochschulreife voraussetzen und mit einer Diplomprü-
     fung abgeschlossen werden;
• die 7-semestrigen Fachschulen für Berufstätige, die mit einer Abschluss-
     prüfung abgeschlossen werden und über Aufbaulehrgänge, die Studien-
     berechtigungsprüfung oder die Berufsreifeprüfung an den postsekundären
     Sektor angeschlossen sind;
• die Werkmeister-, Bauhandwerker- und Meisterschulen, die mit einer Ab-
     schlussprüfung abgeschlossen werden und der beruflichen Höher-
     qualifizierung dienen.

Autonome Gestaltungsfreiräume
Die Schulautonomie ermöglicht durch Dezentralisierung die Schaffung von
Gestaltungsspielräumen - auf Schulebene vor allem bei der Bildungsvermittlung,
auf Landesebene vor allem bei der Ressourcenbewirtschaftung. Bei der
Bildungsvermittlung erlaubt die Schulautonomie das Eingehen auf regionale
Bedürfnisse und die Schärfung des Schulprofils (Lehrplanautonomie).

Die Lehrplanautonomie ermöglicht sowohl die Wahl zwischen den lehrplan-            Lehrplanautonomie
mäßig vorgesehenen Ausbildungsschwerpunkten als auch die Entwicklung schul-
autonomer Schwerpunktsetzungen. Darüber hinaus können die Schulen alterna-
tive Pflichtgegenstandsbereiche entwickeln, die es den Schüler/innen ermöglicht,
ihre Schullaufbahn nach individuellen Begabungen und Interessen zu gestalten.
Zusätzlich können schulautonom freiwillige Bildungsangebote (z.B. Freigegen-
stände) festgelegt werden, um z.B. für die Praxis wichtige Zusatzqualifikationen
zu erwerben.

                                                                                                     Seite 21
Fachrichtungen
         Differenziertes     Die technischen, gewerblichen und kunstgewerblichen Schulen umfassen in ihrem
      Bildungsangebot        Bildungsangebot mehr als 20 Fachrichtungen, die die Spezialisierungen in den
                             verschiedenen Technologiefeldern ermöglichen.

                             Alle wesentlichen Sektoren von Industrie und Gewerbe sind durch entsprechende
                             aktuelle Bildungsangebote abgedeckt. Diese umfassen u.a. die folgenden
                             Fachrichtungen:
                             Bautechnik, Innenraumgestaltung und Holztechnik, Elektrotechnik, Elektronik und
                             Technische Informatik, Biomedizin- und Gesundheitstechnik, Informatik, Informa-
                             tionstechnologie, Gebäudetechnik Maschinenbau, Mechatronik, Kunststofftechnik,
                             Werkstofftechnik, Medientechnik und Medienmanagement, Chemie & Chemie-
                             ingenieurwesen, Lebensmitteltechnologie, Wirtschaftsingenieurwesen, Betriebs-
                             management, Kunst und Design.

                             Spezialisierungen innerhalb einer Fachrichtung sind durch Ausbildungsschwer-
                             punkte oder schulautonome Schwerpunktsetzungen möglich.

                             Bildungsziele
 Fachtheoretische und        Die technischen, gewerblichen und kunstgewerblichen Schulen vermitteln
fachpraktische Bildung       hochwertige Fach- und Methodenkompetenz für weiterführende Studien und das
                             für die eigenständige Weiterbildung erforderliche vertiefte allgemeine und
                             konzeptuelle Wissen sowie spezialisierte, zur Berufsausübung erforderliche
                             Kenntnisse und Fertigkeiten.
Allgemeine und soziale       Neben der fachlichen Bildung findet auch die Weiterentwicklung jener allge-
      Qualifikationen        meinen, personalen und sozialen Qualifikationen starke Beachtung, welche die
                             Beschäftigungsfähigkeit der Absolventen/innen sicherstellt und diese befähigen,
                             durch Selbststudium oder Studium an weiterführenden Bildungsinstitutionen
                             erfolgreich am Prozess des lebenslangen Lernens teilzunehmen.

      Entrepreneurship       Die technischen, gewerblichen und kunstgewerblichen Schulen betrachten es als
                             ein zentrales Ziel, unternehmerisches, innovatives Denken und Handeln auf der
                             Grundlage von fundierten betriebswirtschaftlichen und rechtlichen Kompetenzen
                             zu vermitteln.
                             Im Besonderen dienen
                             • die technischen, gewerblichen und kunstgewerblichen Fachschulen dem
                                  Erwerb jenes fachlichen grundlegenden Wissens und Könnens, das
                                  unmittelbar zur Ausübung eines Berufs auf gewerblichem, technischem oder
                                  kunstgewerblichem Gebiet befähigt und der Erweiterung und Vertiefung der
                                  erworbenen Allgemeinbildung.
                             ● die höheren technischen, gewerblichen und kunstgewerblichen Lehranstalten
                                  dem Erwerb höherer allgemeiner und fachlicher Bildung, die zur Ausübung
                                  eines höheren Berufs auf technischem, gewerblichem oder kunstgewerb-
                                  lichem Gebiet in der industriellen oder gewerblichen Wirtschaft befähigt und
                                  zur Universitäts-/ Hochschulreife führt.

                             Bildungsinhalte
          Gemeinsame         Um den allgemeinen Bildungszielen entsprechen zu können, gibt es in allen Lehr-
   Lehrplanarchitektur       plänen eine – der Art des Bildungsangebots und der Fachrichtung angepasste –
                             gemeinsame Lehrplanarchitektur. Diese umfasst die Bereiche der allgemeinen
                             Bildung, der fachtheoretischen Bildung und der fachpraktischen Bildung.
                             Naturwissenschaftliche Kenntnisse und IT-Kompetenzen werden grundlegend und
                             auch berufsorientiert entsprechend den Erfordernissen des Fachgebietes ver-
                             mittelt. Unter Bedachtnahme auf die mit den Lehrplänen verbundenen gewerbli-
                             chen Berechtigungen werden die rechtlichen, betriebswirtschaftlichen und unter-
                             nehmerischen Kompetenzen in adäquatem Umfang vermittelt.

           Praxisnähe und    Praxisnähe und Aktualität sind für alle Unterrichtsgegenstände geltende Grund-
                Aktualität   sätze. Neben den Werkstätten, den Konstruktionsübungen und den Übungen in
                             den verschiedenen Laboratorien sind Pflichtpraktika und die mit Unternehmen
                             durchgeführten Projekte und Diplomarbeiten weitere Elemente der fachlichen
                             Ausbildung.

Seite 22
Pflichtpraktika sind in den 5-jährigen höheren Lehranstalten im Ausmaß von          Pflichtpraktika
8 Wochen vorgesehen; die Pflichtpraktika in den Fachschulen umfassen im
Allgemeinen 4 Wochen; in den Fachschulen mit Betriebspraktikum ist zusätzlich
im letzten Schuljahr ein Praktikum im Ausmaß von 12 Wochen vorgesehen.

Abschlüsse
Abschlussprüfung
Die technischen, gewerblichen und kunstgewerblichen Fachschulen und die
Fachschulen für Berufstätige schließen mit einer Abschlussprüfung ab und
führen zu beruflichen Qualifikationen, die zur unmittelbaren Ausübung von
einschlägigen beruflichen Tätigkeiten befähigen und den Zugang zu
reglementierten Berufen eröffnen. Die Abschlussprüfung berechtigt ferner – bei
den 3-jährigen Fachschulen nach Absolvierung eines Vorbereitungslehrganges –
zum Eintritt in einen fachverwandten Aufbaulehrgang oder in das dritte
Semester der höhern Lehranstalt für Berufstätige.
Abschlussprüfungen sind auch an den Meister-, Werkmeister- und Bauhand-
werkerschulen vorgesehen.

Reife- und Diplomprüfung
Die höheren Lehranstalten und die höheren Lehranstalten für Berufstätige
schließen mit einer Doppelqualifikation ab: Die Reife- und Diplomprüfung eröff-
net den Zugang zum Universitäts-/Hochschulbereich sowie zur unmittelbaren
Ausübung von gehobenen Berufen auf technischem, gewerblichem oder kunst-
gewerblichem Gebiet in der industriellen und gewerblichen Wirtschaft.
Ein zentraler Teil der Reife- und Diplomprüfung ist die Diplomarbeit, in der ein
Thema aus dem Fachbereich umfassend und eigenständig zu bearbeiten ist.             Diplomarbeit:
Diese werden im letzten Jahrgang unter Betreuung erfahrener Lehrkräfte durch-       Zusammenarbeit mit
geführt. Viele davon werden in Kooperation mit der Wirtschaft durchgeführt.         der Wirtschaft
Dabei werden nicht nur wichtige fachliche Erfahrungen an realen Projekten
gesammelt, sondern vielfach bereits die ersten Brückenschläge für spätere
Berufseinstiege gelegt.

Diplomprüfung
Die Kollegs schließen mit der Diplomprüfung ab. Da die Studierenden an den
Kollegs bereits die Universitäts-/Hochschulreife erworben haben, umfasst die
Diplomprüfung die fachlichen Teilprüfungen der Reife- und Diplomprüfung, im
Besonderen die Diplomarbeit.

Zertifikate
Der praxisorientierte, kompetenzbasierte Unterricht führt durch den Erwerb          Zertifikat
berufsrelevanter Zertifikate auch zu Zusatzqualifikationen für Schüler/innen.       Qualitätssicherung
Zertifikatskurse werden im Bereich der Fremdsprachen (z.B. First Certificate of
English oder Business English Certificate), im Bereich der Informatik (z.B. ECDL;
CISCO- bzw. Microsoft-Netzwerktechnik), im Bereich der Wirtschaft (z.B. SAP,
EBCL) und der Qualitätssicherung angeboten.

Anerkennung facheinschlägiger Kenntnisse
Für ein Studium an Fachhochschulen und Universitäten können die fachein-            Anerkennung im
schlägigen Kompetenzen der Absolventen und Absolventinnen technischer,              Tertiärsektor
gewerblicher und kunstgewerblicher höherer Schulen individuell angerechnet
werden. Dies kann zu einer Verkürzung der Studiendauer führen.
Auf EU-Ebene wird dem hohen Bildungsniveau der HTL wie schon in den
bisherigen Diplomanerkennungsrichtlinien nunmehr auch in der mit 20. Oktober
2005 in Kraft getretenen Richtlinie 2005/36/EG über die Anerkennung von
Berufsqualifikationen Rechnung getragen.

                                                                                                      Seite 23
Standesbezeichnung „Ingenieur/Ingenieurin“
    Mit Fachpraxis zum     Die Absolventen und Absolventinnen der höheren technischen Lehranstalten
          Ingenieurtitel   können nach einer mindestens dreijährigen fachbezogenen Praxis die Verleihung
                           der Standesbezeichnung „Ingenieur/Ingenieurin“ beim Bundesministerium für
                           Wirtschaft, Familie und Jugend beantragen.
                           Voraussetzung für die Verleihung der Standesbezeichnung „Ingenieur/
                           Ingenieurin“ ist, dass die höhere technische Lehranstalt bzw. die jeweilige Fach-
                           richtung in der Ingenieurverordnung (gemäß § 3 des Ingenieurgesetzes 2006)
                           angeführt und die Fachbezogenheit der Praxis gegeben ist.

                           Qualität
                           In Verantwortung gegenüber den Stakeholdern haben die technischen,
                           gewerblichen und kunstgewerblichen Lehranstalten das Qualitätsmanagement-
                           system QIBB implementiert, welches auf modernen und anerkannten Grundsätzen
                           des Qualitätsmanagements aufbaut und sich am europäischen Qualitätsrahmen
                           CQAF (Common Quality Assurance Framework) orientiert (QIBB, www.qibb.at).

                           Eckpunkte von QIBB sind mittel- und kurzfristige Planungen auf der Grundlage von
                           Schul- und Arbeitsprogrammen, Evaluierungen, Qualitätsberichte sowie die
                           Vereinbarung von Entwicklungs- und Umsetzungszielen im Rahmen von
                           Management- und Performance Reviews. QIBB ist nicht nur auf die Schulebene
                           beschränkt, sondern schließt auch die Landesebene (Schulaufsicht) und die
                           Bundesebene (Sektion Berufsbildung im BMUKK) ein. Damit wird sichergestellt,
                           dass auch Prozesse, die mehrere organisatorische Ebenen betreffen, im Qualitäts-
                           management erfasst sind.

                           Leitbild
                           QIBB des technischen, gewerblichen und kunstgewerblichen Schulbereichs baut
                           auf dem gemeinsamen, österreichweit gültigen HTL-Leitbild auf, das an den
                           Schulen standortspezifisch ergänzt werden kann. Das Leitbild enthält die Kern-
                           botschaften zu den laufenden Bildungsprozessen, die in den sieben Qualitäts-
                           feldern „Bildungsauftrag“, „Innovative Bildungsangebote“, „Praxisbezug“,
                           „Qualität“, „Lern- und Arbeitsumgebung“, „Personal“ und „Internationalität“ dar-
                           gestellt werden. Die Kernbotschaften lauten in Kurzform:

                           Die technischen, gewerblichen und kunstgewerblichen Schulen Österreichs ...
                           •    bieten ihren Schülerinnen und Schülern eine fundierte technische oder
                                gewerbliche Berufsausbildung und eine umfassende Allgemein- und Persön-
                                lichkeitsbildung;
                           • sehen ihre Kernkompetenz in der Entwicklung von innovativen Bildungsange-
                                boten auf allen Gebieten der Technik;
                           • sichern ihr Markenzeichen „Praxisbezug der Ausbildung“ durch die Ver-
                                bindung von theoretischer und fachpraktischer Ausbildung, durch die Praxis-
                                erfahrung der Lehrenden und durch intensive Kooperation mit der Wirtschaft;
                           • fühlen sich in ihrer Bildungsarbeit höchsten Ansprüchen an Qualität und ihrer
                                ständigen Weiterentwicklung verpflichtet;
                           • bieten ihren Schülerinnen und Schülern Unterstützung und Förderung in einer
                                motivierenden Lern- und Arbeitsumgebung;
                           • betrachten die Fähigkeiten, die Erfahrung und das Engagement der Mitarbei-
                                terinnen und Mitarbeiter als wesentliche Grundlagen für die erfolgreiche Um-
                                setzung ihres Bildungsauftrages;
                           ● leisten ihre Bildungsarbeit mit einem starken internationalen Bezug und
                                führen zu Mobilität, Weltoffenheit und interkulturellem Verständnis.

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05         Kaufmännische Schulen
           Handelsakademien, Handelsschulen, Kollegs, Aufbaulehrgänge,
           Schulen für Berufstätige

Struktur der kaufmännischen Ausbildung in der Sekundarstufe II
Die kaufmännischen mittleren und höheren Schulen werden in Österreich                Kaufmännische
insgesamt an 121 Standorten geführt und sind durch eine relativ starke Ein-          Berufsausbildung
heitlichkeit im Kernbereich der Ausbildung gekennzeichnet. Sie verstehen sich als
Kompetenzzentren der Wirtschaft mit den Ausbildungssäulen Betriebswirt-              Kompetenzorientierung
schaft, Fremdsprachen, Allgemeinbildung, Informations- und Kommunikations-           Entrepreneurship
technologien sowie Schlüsselqualifikationen und schließen praxisnahe Unter-          Education
richtsformen und die Vermittlung von Werthaltungen und Verantwortungsbe-
wusstsein ein. Diese Kompetenzen sind für alle Lebensbereiche (privat wie
beruflich) nützlich.

Die Handelsakademie (HAK), die mit einer Reife- und Diplomprüfung nach 5-            Handelsakademie
jährigem Schulbesuch abschließt, vermittelt in integrierter Form umfassende
Allgemeinbildung und höhere kaufmännische Bildung. Eine betriebswirt-
schaftlich berufsbezogene Differenzierung erfolgt durch verschiedene Ausbil-
dungsschwerpunkte und Fachrichtungen ab dem 3. Jahrgang, welche eine
vertiefende Spezialisierung anbieten (Ausbildungsschwerpunkt 6-8 Jahres-
wochenstunden, Fachrichtung 9-16 Jahreswochenstunden). In diesen Ausbil-
dungsschwerpunkten und Fachrichtungen wird entsprechend den regionalen
Erfordernissen und beruflichen Interessen der Schüler/innen eine kaufmännische
Spezialausbildung angeboten.

Die Handelsschule (HAS) vermittelt ebenso wie die Handelsakademie in                 Handelsschule
integrierter Form Allgemeinbildung und kaufmännische Bildung. Sie wird nach 3-
jährigem Schulbesuch mit einer Abschlussprüfung beendet.

Für Absolvent/innen der Handelsschule wird ein Aufbaulehrgang angeboten, der         Sonderformen der
zur Reife- und Diplomprüfung führt.                                                  kaufmännischen Schulen
Für Absolvent/innen einer Reifeprüfung an einer allgemein bildenden höheren
Schule bzw. einer Reife- und Diplomprüfung einer nicht kaufmännischen
berufsbildenden Schule ist im Sinne einer postsekundären Zusatzausbildung die
Absolvierung eines kaufmännischen Kollegs mit dem Abschluss einer Diplom-
prüfung möglich.

Das Kolleg und die Handelsakademie werden auch als Schulformen für
Berufstätige geführt; einige Standorte bieten diese Schulform auch als Fern-
schulen für Berufstätige an, wobei der Unterricht teilweise an der Schule (Sozial-
phase) angeboten und ein Teil des Lehrstoffes von den Studierenden eigen-
ständig (Fernphase) erarbeitet wird.

Spezialformen der Handelsakademie sind die Handelsakademie und das Kolleg            Schulversuche
für Wirtschaftsinformatik (Digital Business), in diesem wird eine sehr tief-
greifende Spezialisierung im IKT-Bereich kombiniert mit der anerkannten
wirtschaftlichen Ausbildung der Handelsakademie angeboten.

Ausbildungsschwerpunkte, Fachrichtungen und Fachbereiche
Im Rahmen der Ausbildung an Handelsakademien bzw. an deren Sonderformen              Ausbildungsschwer-
werden vertiefende Spezialausbildungen in Form von Ausbildungsschwer-                punkte
punkten und Fachrichtungen angeboten, die von den Schulen autonom ausge-
wählt bzw. selbst geschaffen werden können, z.B.                                     Fachrichtungen
● Informationsmanagement und Informationstechnologie
● Internationale Wirtschaft mit Fremdsprache(n) und Kultur
● Entrepreneurship und Management
● Logistikmanagement und Speditionswirtschaft
● Controlling und Accounting

                                                                                                        Seite 25
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