Magazin Domspatzen Legendär - burcom

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Magazin Domspatzen Legendär - burcom
Nr. 60 Sommer 2019

Domspatzen
Aktuelles vom ältesten Knabenchor der Welt

                                             magazin
Legendär
Abschied von Roland Büchner

Spektakulär
Knabenchorgipfel in Kufstein

Familiär
Musikalische Städtepartnerschaft
Magazin Domspatzen Legendär - burcom
Knabenchor -
treffen auf der
Festung Kufstein.
Die Domspatzen
mittendrin.
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                                                                                     Editorial

Liebe Leserinnen
           und Leser,
               »es über 25 Jahre hin
               zu schaffen, dass uns
               der Gesang der Dom-
               spatzen, ihr Lobpreis
               Gottes, beglückt und       Würdigung und Festrede können Sie
               uns in unserer Sehn-       in diesem Heft in voller Länge nach-
               sucht bestärkt; was        lesen. Dem ist nichts mehr hinzuzu-
               für eine Leistung! Und     fügen, außer ein paar schöne Fotos
               darum – lieber Roland      von den Tagen der Verabschiedung
               Büchner – nimm es          und aus »25 Jahren Roland Büchner«.
               zum Abschied jetzt so,
               wie ich es sage, sage      Abschied nehmen musste die Schule
               nicht nur für mich, son-   auch von zwei langjährigen Lehrern,
               dern gewiss im Namen       die das Gymnasium und die Dom-
               von uns allen hier und     spatzen mit ihrer Art und ihrem Kön-
               im Namen vieler da         nen geprägt haben: Maria Ginglseder
               draußen: Wir verneigen     und Bernhard Mayer. Sie werden eine
               uns sehr tief – voller     Lücke hinterlassen. Und nicht uner-
               Bewunderung und in         wähnt bleiben soll, dass auch Michael
großer Dankbarkeit.« So beendete          Ziereis und Simon Pawellek, zwei
Professor Dr. Dr. Ulrich Hommes den       junge ambitionierte Lehrer, die dem
Festvortrag zur Verabschiedung von        Haus gutgetan haben, an andere
Domkapellmeister Roland Büchner.          Gymnasien gewechselt sind, weil
                                          ihnen der Staat interessante Perspek-
Für Dompropst Dr. Franz Frühmorgen        tiven bieten konnte.
ist Büchner ein begnadeter Musiker
vor Gott, der an allen Stellen vorher     Nun übernehmen neue Kräfte das
hervorragende Arbeit geleistet habe,      Ruder im Vorstand der Stiftung. Chris-
sein Metier verstehe und mit seiner       tine Lohse ist seit 1. August die Leite-
Musik berühre und innerlich mitzu-        rin des Gymnasiums. Christian Heiß
nehmen verstehe. Die Buben klebten        ist seit 1. September der neue Regens-
an seinen Lippen, reagierten auf          burger Domkapellmeister. Beide
kleinste Bewegungen der Finger.           werden schnell den sprichwörtlichen
»Was in Text und Noten vor Dir liegt,     Domspatzengeist spüren und neue
geht durch Dich hindurch und von          Akzente setzen. Darauf freuen wir
Dir über auf die Buben, und wird zum      uns! Denn jedem Anfang wohnt ja
großen klanglichen Erlebnis für die       bekanntlich ein Zauber inne.
Zuhörer«, so der Dompropst in seiner
berührenden Laudatio.                     Viele Freude beim Lesen der neuen
                                          Ausgabe!

                                          Marcus Weigl
                                          Leiter Kommunikation und Marketing
                                          »Chefredakteur« Domspatzenmagazin
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Inhaltsverzeichnis
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                                                             Inhaltsverzeichnis

03   Editorial                    30   Hört, dann werdet ihr leben –
06   Demokratie braucht Bildung        Ulrich Hommes’ Festrede
08   Spielerische Eleganz         35   Fünf Generationen Domspatzen
09   Klasse in Klassik:                mit Kent Nagano
     OPUS KLASSIK                 36   Personalia
10   Gymnasium für Jungforscher   38   Interview mit Domkapellmeister
     und Musiker                       Christian Heiß
Abschied von Roland Büchner:      40   Chöre feiern Städtepartnerschaft
14   Ein letztes Mal 200          42   Vom Domspatz zum Grüffelo –
     Domspatzen dirigiert              Portrait: Christoph Brunner
18   Das sagen Weggefährten       44   Knabenchor-Festival Kufstein
22   Klangmagier und Menschen-    46   Termine
     fänger – Christof Hartmann   47   Neue CD: Terra Sancta
24   Laudatio Dompropst           49   Theatergruppe: Timm Thaler
     Dr. Franz Frühmorgen         50   Impressum/Bildnachweis
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Demokratie braucht Bildung
   33 Abiturienten entflogen dem Nest der Domspatzen

                                                                                       i Die Abiturienten des Jahrgangs 2019 mit
                                                                                       Studiendirektor Wolfgang Judenmann (r.).

D
          er Wolfgang-Saal des Gymna-        ternat seit Jahrzehnten genannt wer-
          siums der Regensburger Dom-        den, all die Jahre gefühlt haben.         schichtliches, mathematisches, natur-
          spatzen ist an diesem Freitag      Zwei Stunden zuvor: Nach dem fest-        wissenschaftliches und wirtschafts-
bis auf den letzten Platz gefüllt. Nach      lichen Dankgottesdienst in St. Cäcilia,   wissenschaftliches Wissen voraus, so
Monaten intensiven Studierens und            begrüßte Schulleiter Wolfgang Juden-      Judenmann weiter. »Wir brauchen
Ackerns haben die 33 Schüler der Q12         mann die Abiturienten und alle anwe-      Gymnasien der Persönlichkeitsbil-
nun die Hochschulreife in der Tasche.        senden Ehrengäste, Lehrer, Mitarbei-      dung«, sagte der Schulleiter. Bei den
Noch ein letztes Mal erheben sich die        tende und Schüler des Gymnasiums.         Domspatzen werde diese nicht zuletzt
Männerstimmen der Abschlussklasse            In seiner Ansprache betonte Juden-        auch durch die musikalische Kompo-
und formieren sich zum großen Chor.          mann, dass Bildung eine unverzicht-       nente in besonderer Weise gebildet.
Sie singen »Nehmt Abschied, Brüder!«,        bare Grundlage für Demokratie sei.
die bekannte schottische Volksweise          Angesichts des scheinbar immer            Die Menschen mit Musik bewegt
aus dem 18. Jahrhundert, später ins          rauher werdenden gesellschaftlichen       Domkapellmeister Roland Büchner
Deutsche übersetzt von Claus Ludwig          Klimas, stünden auch die Bildungs-        erinnerte daran, wie sehr die Abituri-
Laue. Im Saal herrscht während des           einrichtungen in der Pflicht, Demo-       enten in zahlreichen Auftritten unzäh-
Liedes eine besondere Stimmung:              kratie wieder einzuüben. »Wo, wenn        lige Menschen mit ihrem Gesang be-
melancholisch, froh, von Dankbarkeit         nicht in der Schule, besteht die große    wegt hätten. Mit dieser Absolvia werde
erfüllt, irgendwie unbeschreiblich.          Chance, aufklärend zu wirken, eine        er immer die wunderbare Chorreise
Spätestens jetzt wird den meisten »Ex-       offene demokratische Gesellschaft         ins Heilige Land verbinden. Im Sep-
Domspatzen« klar, wie intensiv die           zu fördern und Werte zu vermitteln«,      tember 2018 unternahmen die Dom-
letzten Jahre waren und wie heimisch         sagte Judenmann. Jede politische          spatzen zum ersten Mal in ihrer 1000-
sie sich im »Kaff«, wie Schule und In-       Meinungsbildung setze solides ge-         jährigen Geschichte eine Pilger- und
                                                                                       Konzertreise nach Israel und Palästina.
                                                                                       Er dankte »seinen Männern« und bat
                                                                                       sie, sich stets dieser Klänge und Bilder
                                                                                       zu erinnern und ihnen ein Leben lang
                                                                                       nachzuspüren. Abschließend ermahn-
                                                                                       te er sie mit einem Augenzwinkern:
                                                                                       »Wehe, ihr hört auf zu singen!« Für den
                                                                                       Elternbeirat gratulierte Vorsitzende
                                                                                       Petra Pfaffenheuser und ermutige die
                                                                                       Absolventen, »sich die Zeit zu nehmen,
                                                                                       herauszufinden, was euer Weg im
                                                                                       Leben und im Beruf ist«. Bei den Dom-
                                                                                       spatzen haben sie neben der schuli-
      Best noten                                                                       schen Ausbildung »das nötige Hand-
                                                                                       werkszeug für ein gelingendes, eigen-
  Insgesamt 33 Domspatzen erhielten          Domspatzen bietet einen musi-             verantwortliches Leben erworben.«
  am 28. Juni ihr Abitur-Zeugnis. Zu         schen und einen naturwissenschaft-        Die Eltern seien stolz auf ihre Söhne
  den Besten mit Traumnoten gehö-            lich-technologischen Zweig. Neben         und würden ihnen weiterhin mit Rat
  ren: Valentin Seewann, Jakob Reisin-       der selbstverständlichen Ganztags-        und Tat zur Seite stehen.
  ger, Gabriel Probst und Christoph          betreuung gehören zudem ein
   Preiß (v. l. n. r. ). Das modernisierte   Internat und eine Grundschule             Ausgezeichnete Schüler
     Gymnasium der Regensburger              zum Campus der Domspatzen.                Zur jährlichen Abiturfeier gehört auch
                                                                                       die Auszeichnung besonders erfolg-
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                                                                                                                Absolvia

                                             Der Träger des Kai-Uwe- u
reicher Abiturienten, die in einigen          von-Hassel-Preises 2019
                                          Jakob Reisinger, zusammen
Fachgebieten aus der insgesamt recht     mit Wolfgang Judenmann (l.)
erfolgreichen Absolvia 2019 heraus-       und Christian Hambsch (r.),
ragen. Die Deutsche Physikalische          Vorstandsmitglied der Kai-
Gesellschaft verlieh einen Buchpreis         Uwe von Hassel-Stiftung.
und eine einjährige kostenlose Mit-
gliedschaft an Gabriel Probst und
eine einjährige kostenlose Mitglied-     Dieses Stipendium umfasst einen          erhielt Gabriel Probst, den erstmals
schaft an Raphael Weigert und Micha-     kostenfreien Internetzugang, Gratis-     ausgelobten Sonderpreis Korbinian
el Weinfurtner. Letztgenannter erhielt   Recherche in über 3000 Datenbanken,      Eder. Alle drei Schüler zeichneten
außerdem für seine herausragende         kostenlose Jahresabos besonderer         sich durch ein besonders hohes
Seminararbeit einen Anerkennungs-        Zeitschriften, Mentoren aus der Wirt-    Engagement für die Schul- und Chor-
preis der Linde AG. Den Preis der        schaft und exklusive Praktika. Die Eh-   gemeinschaft aus.
Deutschen Mathematischen Vereini-        rennadel des Altphilologenverbandes      Musikalisch umrahmt wurde die
gung für die beste Leistung im Abi-      für die beste Leistung im Fach Latein    Feierstunde vom Bläserensemble
tur, verbunden mit einer einjährigen     bekam Christoph Preiß. Der Preis für     (Einstudierung: Dominik Glöbl), der
Mitgliedschaft und einem Buchpreis,      Wirtschaftswissenschaften der Herz-      Big Band des Gymnasiums unter
erhielt in diesem Jahr der Abiturient    Stiftung, verbunden mit einem Buch-      der Leitung von Christof Weighart
Gabriel Probst. Er bekam auch den        geschenk, ging an Raphael Weigert.       und durch Beiträge der Abiturienten
REWAG-Preis für die beste Seminar-       Fester Bestandteil der Abiturfeier ist   Christoph Preis (Orgel) und Gabriel
arbeit. Stipendien von e-fellows.net     die Vergabe des gut dotierten »Kai-      Probst (Klavier). Die Feier klang aus
gab es in diesem Jahr gleich für fünf    Uwe-von-Hassel-Preises«, in diesem       mit der Motette »Denn er hat seinen
Abiturienten: Jakob Reisinger, Gabriel   Jahr bereits zum 18. Mal verliehen. Er   Engeln«, gesungen vom Ersten Chor
Probst, Raphael Weigert, Vincent         ging an Jakob Reisinger. Den Förder-     unter der Leitung von Domkapell-
Tischler und Christoph Baumann.          preis der Kai-Uwe-von Hassel-Stiftung    meister Roland Büchner.
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Spielerische Eleganz
                                                                                Den traditionellen Auftakt dazu ga-
                                                                                ben auch heuer wieder die Lokalmata-
                                                                                doren aus der Domstadt – die Regens-
                                                                                burger Domspatzen unter Leitung
             Domspatzen eröffneten die Tage Alter Musik Regensburg              von Roland Büchner, zum ersten
                                                                                Mal zusammen mit der Hofkapelle
             in St. Emmeram.                                                    München und seinem Konzertmeister
                                                                                Rüdiger Lotter. Sie haben für die

D
       ie Tage Alter Musik Regens-     aus wundervollem Klang vor histori-      »Neue Lambacher«-Symphonie mit
       burg sind seit 35 Jahren mehr   scher Kulisse (vom Reichssaal über die   ihrem furiosen Sturm-und-Drang-Fina-
       als nur der Wille, klassische   Minoritenkirche und die Deutschor-       le und die Missa Solemnis C-Dur für
Kompositionen in der Gegenwart         denskirche St. Ägidius bis zum Innen-    vierstimmigen Chor, Soli und Orches-
erklingen zu lassen. Mit insgesamt     hof des Thon-Dittmer-Palais) in einem    ter von Leopold Mozart die Basilika
15 Konzerten sind sie ein Gesamtwerk   atemberaubenden Ambiente.                St. Emmeram ausgewählt.
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                                                                                                                               Spielerische Eleganz

Eine gute Wahl des Konzertorts, in der              ganz ihrer musikalischen Interpreta-                Orchesterklang überschattet wird,
die barocken Träumereien von Wolf-                  tionen wie selbstverständlich wahr-                 brilliert Katja Stuber auch im Zusam-
gang Amadeus’ Vater in der beinahe                  genommen. Leopold Mozart bietet in                  menwirken mit der Instrumental-
überschwänglichen Stuck- und Schnör-                seiner Missa Solemnis nahezu alles,                 untermalung. Sie bezaubert mit einem
kelarchitektur des Gotteshauses eine                was alte Musik so reiz- und kunstvoll               wundervoll warmherzigen klaren
nahtlose Gesamtheit ergeben. Die                    macht. Angefangen von schnörkeli-                   Sopran, mit Koloraturen wie aus
Besucher des an beiden Tagen aus-                   gen Koloraturen im Sopran über bom-                 durchscheinend-filigranem Zucker
verkauften Doppelkonzerts – unter                   bastische Chorüberfälle bis sich in                 gezogen. Zum Zerspringen zart und
ihnen Bischof Rudolf Voderholzer –                  den Himmel schraubende Tonfolgen                    dennoch federleicht und scheinbar
wissen das zu schätzen.                             aus dem Orchester. Als Solisten dür-                mühelos.
                                                    fen sich Katja Stuber (Sopran), Doro-               Einige Pulsschläge lang herrscht nach
Die Qualität des weltbekannten Kna-                 thée Rabsch (Alt), Robert Buckland                  den letzten Takten des finalen »Agnus
benchores ist ohnehin unbestritten.                 (Tenor) und Joachim Höchbauer (Bass)                Dei« atemlose Stille in dem Gottes-
Er besticht in nahezu vollkommener                  im Zusammenwirken mit Chor und                      haus, bevor minutenlanger wohlver-
Klangharmonie. Die geradezu perfek-                 Orchester bestens aufgehoben füh-                   dienter Applaus über die Künstler hin-
te Präzision des Ensembles wird dabei               len. Wo die Altstimme von Dorothée                  weg schwappt.
in der spielerisch-leichtfüßigen Ele-               Rabsch allerdings bisweilen vom                     Leo Deisler, Donaukurier

                                                    »Klasse in Klassik«
                                                    OPUS-Nominierungen für ehemalige Domspatzen
                                                    Mehrere ehemalige Domspatzen sind
                                                    in diesem Jahr für den OPUS Klassik
                                                    2019, den renommierten Deutschen
                                                    Klassikpreis, nominiert.

                                                    Die Redaktion und alle Domspatzen
                                                    freuen sich über die Nominierungen
                                                    und drücken die Daumen! Am 13. Ok-
                                                    tober werden die Preise im Konzert-
                                                    haus Berlin verliehen.

                                                                                                           Nominierungen in der Kategorie 9
                                                                                                           »Solistische Einspielung Gesang: Oratorium«:
i Nominierung in der Kategorie 21 »Editorische                                                             Thomas E. Bauer i (Einspielung »Arche«
Leistung des Jahres«: Malte Müller mit Götz Payer                                                          von Jörg Widmann)
und ihrem Album »Lieder nach Friedrich Rückert«                                                            und Benjamin Appl o (Einspielung »BACH«)

                                                      Nominierungen in der Kategorie 2 »Sänger des
                                                      Jahres«: Benjamin Appl i (Einspielung »BACH«),
                                                      Holger Falk o (Einspielung »Hanns Eisler-Lieder
                                                      Vol. 3«) und Maximilian Schmitt u (Einspielung
                                                      »Beethoven: Messe in C-Dur«)
Magazin Domspatzen Legendär - burcom
Die Quantum                                               Boys
Sie rocken die größte europäische Messe für Supercomputing.

W
          as für eine »Boygroup«! Räu-      auf der Messe als eines der Highlights
          men den Preis der Bundes-         des gesamten Kongresses angekün-
          forschungsministerin ab           digt! Die drei Domspatzen Jakov (14),
und legen dann auch noch einen Top-         Jonathan (15) und Paul (16) beein-
Vortrag hin auf der ISC, der größten        druckten die 150 Zuhörer. Thomas
Messe für supercomputing europa-            Lippert, Chef des Forschungs-
weit. Dieser Talk wurde in Frankfurt        zentrums Jülich, twitterte gleich:

                                           @fz_ juelich · Jun 19
         3 Members ot the Regensburger Domspatzen show the professio-
         nals at @ISC19 how to solve the n-queens, the knights tour, the
         4x4 sudoku, and the n-amazons problem on @dwavesys. Chapeau!
                                                                                     Und die c’t, das auflagenstärkste Com-
                                                                                     putermagazin Deutschlands, schrieb
                                                                                     in seiner Ausgabe: »Und wie man mit
                                                                                     Quanten-Annealern erfolgreich um-
                                                                                     geht, das bewiesen drei 14- bis 16-jäh-
                                                                                     rige Domspatzen aus Regensburg. Die
                                                                                     können nicht nur singen oder Trompe-
                                                                                     te blasen, sondern sie berichteten in
                                                                                     der gut besuchten Quanten-Flagg-
                                                                                     schiff-Session mit heller Stimme und
                                                                                     in perfektem Englisch, wie sie erfolg-
                                                                                     reich das n-Damen-Problem für den
                                                                                     D-Wave-Annealer aufbereitet haben
       Die Quantum-Boys und »Jugend forscht« - Preisträger Jakov,                    – zunächst für ein 4-x-4-Feld.« (c't 15/
       Jonathan und Paul (v. l. n. r.) auf der ISC-Bühne in Frankfurt.
                                                                                     2019, S. 54)
                                                                                     Die »Quantum-Boys«, sieh und staune:
                                                                                     https://youtu.be/aM_pAA9FdYY

    Schule mit den Hauptfächern
       Reisen und Forschen
Neben der musikalischen Top-Ausbildung bietet das Gymnasium                          grammiert haben. Sie erläutern dann
der Regensburger Domspatzen beste Voraussetzungen für Jungforscher.                  schon mal an Universitäten ihre Arbeit,
                                                                                     stellen selbst programmierte Algorith-

K
       urz vorm Trompetenunterricht         Jakov Wallbrecher und Paul Schap-        men vor oder sind willkommene
       noch ein kurzes Interview. Für       pert sind die anderen beiden des         Gäste in Forschungseinrichtungen.
       Jonathan Treffler schon fast Rou-    erfolgreichen Teams. Im jugendlichen
tine. Er ist einer von drei Domspatzen,     Alter von 16, 15 und 14 Jahren sind      »Jeder von uns hat seine Stärken, die
die kürzlich für ihre Arbeit »Lösung        die Drei mittlerweile gefragt; nicht     er in das gemeinsame Projekt ein-
des n-Damen-Problems auf einem              nur auf der Konzertbühne als Sänger,     bringt, wir ergänzen uns einfach
adabiatischen Quantencomputer« bei          sondern als Jungforscher. Sie gehören    super«, sagt Jakov Wallbrecher. Er ist
»Jugend forscht« den Preis der Bun-         zu den ersten Schülern überhaupt,        eher der Koordinator, der die Projekt-
desforschungsministerin erhielten.          die einen Quantencomputer pro-           arbeit am Laufen hält. Jonathan ist der
11
                                                                              Gymnasium für Jungforscher und Musiker

»Informatik-Checker«                                schen Zweig gibt. »Unse-
und Paul ist dann der,                               re naturwissenschaftli-
der die Arbeit nach                                  chen Interessen werden
außen präsentiert
und gut erklären kann.
                                                     hier super gefördert, die
                                                     Ausstattung ist einfach         Gymnasium
Paul besteht darauf,
dass er der Informatiker
                                                    top«, sagen die drei Preis-
                                                  träger. 3-D-Drucker und ei-
                                                                                      ür Jung or-
ist und die anderen beiden
die Mathematiker sind. Alle drei
                                               ne Virtual-Reality-Brille gehö-
                                         ren da selbstverständlich zur Basis-
                                                                                     scher und
kamen über die Liebe zur Musik zu      ausstattung. Es sei aber nicht allein         Musiker
den Domspatzen. Das liegt zunächst     das naturwissenschaftliche Tüfteln
ja auch nahe. Die Regensburger         und Programmieren, was den Jungs
Domspatzen sind weithin für ihren      so Spaß macht. »Wir treffen bei den          Das Gymnasium der Regensbur-
Chorgesang und die musikalische        Wettbewerben auf viele andere inte-          ger Domspatzen wird getragen
Ausbildung bekannt. Mittlerweile hat   ressante Leute«, sagt Paul Schappert.        von der Stiftung Regensburger
sich aber herumgesprochen, dass es     Sie kommen zusätzlich zu den interes-        Domspatzen und ist staatlich
neben dem musischen Zweig auch         santen Chorreisen viel rum. »Wir sind        anerkannt. Es bietet einen musi-
einen hervorragend ausgebauten         eine Schule, an der Reisen zum Stun-         schen und einen naturwissen-
naturwissenschaftlich-technologi-      denplan gehört«, sagen sie mit einem         schaftlich-technologischen
                                       Augenzwinkern. Sie sind dankbar für          Zweig. Neben dem Singen im
                                       die vielen Erfahrungen schon in jun-         weltberühmten Domchor erhal-
                                       gen Jahren. Die Teilnahme an Wett-           ten die Sänger eine gute schu-
                                       bewerben diene auch dazu, zu lernen,         lische Ausbildung. Durch das
                                       wie man eine Sache strukturiert              Singen im Chor und die gemein-
                                       angeht, im Team arbeitet und dann            samen Konzertreisen machen
                                       auch transparent kommuniziert und            sie zusätzlich viele wertvolle
                                       präsentiert. Man lerne in kurzer Zeit        Erfahrungen fürs Leben. Jeder
                                       unheimlich viel dazu. Die drei wollen        Domspatz kann außerdem kos-
                                       sich zwar jetzt noch nicht festlegen,        tenlos ein Instrument lernen.
                                       können sich aber gut vorstellen, spä-
                                       ter weiter auf dem Gebiet der Infor-        Seit dem Schuljahr 2010/11
                                       matik und Mathematik tätig zu sein.         existiert am Gymnasium der
                                                                                   Regensburger Domspatzen das
                                                                                   Begabtenförderungsprogramm
                                                                                   »ELM« (Eliteförderung Mathe-
                                                                                   matik). 2016 wurden die Dom-
                                                                                   spatzen in die »Junior-Ingenieur
                                                                                   Akademie« (JIA), ein Netzwerk
                                                                                   bei der Stiftung Deutsche Tele-
                                                                                   kom, aufgenommen. Die Schü-
                                                                                   ler entwickelten 2018 unter
                                                                                   anderem eine interaktive Instal-
                                                                                   lation für das Ars Electronica
                                                                                   Center in Linz, welche noch
                                                                                   heute im Museum gezeigt wird.
                                                                                   Das aktuelle Jugend-forscht-
                                                                                   Projekt zum Thema »Quanten-
                                                                                   computer« haben die Schüler
                                                                                   bereits vor über 60 Ingenieuren
                                                                                   präsentiert.

                                                                                    Die Anmeldung für die Schule
                                                                                    ist jederzeit möglich. Voraus-
                                                                                    setzung ist lediglich ein Vorsin-
                                                                                    gen, bei dem die musikalischen
                                                                                    Fähigkeiten des Buben spiele-
                                                                                    risch getestet werden. Informa-
                                                                                      tionen: www.domspatzen.de
o Die Preisträger Paul, Jonathan und Jakov
                                                                                     (v. l. n. r.), zusammen mit ihrem Lehrer und
                                                                                     Förderer Rene Grünbauer (r.) und Schulleiter
                                                                                     Wolfgang Judenmann (l.) vor ihrem Info-
                                                                                     Stand in Chemnitz beim Bundespreis »Jugend
                                                                                     forscht«.

                                                                                    Bei Paul, Jakov und Jonathan liegen
                                                                                    die Interessen nun schwerpunkt-
                                                                                    mäßig im naturwissenschaftlichen
                                                                                    Bereich. Aber ohne das Singen im
                                                                                    Chor könnten sie sich die Schule
Ohne ihren Lehrer Rene Grünbauer         zurücktritt, damit die jungen Leute        nicht vorstellen. Und wer meint, die
wären die drei Preisträger aber nie      sich auf schulische Leistungen konzen-     drei Forscherspatzen hätten keine
dort, wo sie jetzt sind. »Er motiviert   trieren können, so Judenmann weiter.       weiteren anderen Interessen, liegt
und unterstützt uns zu jeder Zeit und    Der Domkapellmeister pflichtet ihm         daneben. Paul und Jakov begeistern
bleibt selber lieber bescheiden im       bei, ergänzt aber, dass für die Kinder     sich für Fotografie. Paul spielt auch
Hintergrund«, sagen die Drei voller      das Singen im Chor eher Ausgleich          gerne Fußball oder Badminton. Den-
Respekt. Sie können sehr gut ein-        sei. »Forschungen belegen, dass Sin-       noch sind alle drei zusammen bereits
schätzen, wem sie was zu verdanken       gen Lebensfreude stiftet, Atmung           wieder auf der Suche nach einem
haben. »Alle im Haus wirken da zu-       und Körpergefühl schult, Sprache und       neuen Thema, zu welchem sie for-
sammen. Wir möchten unseren Schü-        Ausdrucksvermögen fördert«, sagt           schen und programmieren können.
lern so viele Möglichkeiten wie mög-     Domkapellmeister Roland Büchner.           Die persönliche Einladung der Bun-
lich eröffnen«, sagt Wolfgang Juden-     Kurzum: Singen und Musik seien für         deskanzlerin liegt auf dem Tisch.
mann, kommissarischer Leiter des         »seine Männer« eine Bereicherung           Bald geht es zum Händeschütteln
Domspatzengymnasiums. Selbst-            für das ganze Leben. Sie verbesserten      nach Berlin.
verständlich stehe die Chorarbeit an     so ihre intellektuellen Fähigkeiten, ihr
erster Stelle. Aber es gebe eben auch    Sozialverhalten und die schulischen        t Die drei erfolgreichen Jungforscher der
Momente und Zeiten, wo der Chor          Leistungen.                                 Domspatzen auf der Bühne von Jugend forscht
                                                                                     in Chemnitz.
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                                                                                                   Gymnasium für Jungforscher und Musiker

 Internat – ein starkes Stück
 Gemeinschaft                                                               Eine Schüssel Marshmallows, Schaschlikspieße
                                                                            und 15 Minuten Zeit …

                                                                                                     W
                                                                                                                elches Team baut den
                                                                                                                höchsten Turm? Beim
                                                                                                                Gemeinschaftsabend der
                                                                                                      Fünftklässler waren pfiffige Ideen,
                                                                                                      Ingenieurskunst und vor allem
                                                                                                      Teamwork gefragt. Der Favoriten-
                                                                                                      gruppe machten kurz vor Schluss
                                                                                                      die Eigenheiten des schaumig-
                                                                                                      süßen Baumaterials einen Strich
                                                                                                      durch den sicher geglaubten Sieg.
                                                                                                      Dafür wurden die Marshmallows
                                                                                                      hinterher ratzfatz aufgegessen.

Bayerischer Archäologiepreis Schule
Belohnung für den Wahlkurs
»denkmal aktiv« am Domspatzen-
gymnasium für den Einsatz bei
der Produktion des Dokumentar-
films »Kreuzhofkapelle Barbing«

»N
           atürlich haben wir gehofft,
           erfolgreich zu sein, sonst hät-
           ten wir uns ja gar nicht erst
 beworben. Aber mit diesem Erfolg
 hat keiner gerechnet«, sagt Christian
 Kreikle, nachdem er von der Gesell-
 schaft für Archäologie in Bayern per
 E-Mail informiert worden war, dass
 sein Wahlkurs »denkmal aktiv« den            Projekten oder Seminararbeiten                          Rahmen von »denkmal aktiv – Kultur-
 »Bayerischen Archäologiepreis Schu-          eigens mit herausragendem Ertrag                        erbe macht Schule«, dem Schulpro-
 le« 2019 abgeräumt hat. Mit diesem           und Engagement für Archäologie                          gramm der Deutschen Stiftung Denk-
 mit 500 Euro dotierten Preis werden          bzw. Denkmalschutz in Bayern ein-                       malschutz, gefördert wurde.
 Schülerinnen und Schüler aller Jahr-         gesetzt haben.                                          Nach vielen teils ernüchternden
 gangsstufen an bayerischen Schulen           Der Dokumentarfilm ist Ergebnis                         Erfahrungen in der Arbeitsphase dürf-
 ausgezeichnet, die sich in Wahlkursen,       des Schulprojekts »Der Regensbur-                       ten die Teilnehmer um eine erfreuliche
                                              ger Kreuzhof«, das im Themenfeld                        Erkenntnis reicher sein: An einer Sache
                                              »Gelebtes Erbe: Ein Beitrag zum Euro-                   dranzubleiben, lohnt sich.
                                              päischen Kulturerbejahr 2018« der                       »Dass wir dem Denkmalschutz in Bay-
                                              Deutschen UNESCO-Kommission im                          ern nach Einschätzung der Jury einen
                                                                                                      Dienst erwiesen haben, freut uns um-
                                             o Überglücklich über die Auszeichnung: Paul Schap-
                                                                                                      so mehr«, sagt das Team. Sie sind jeden-
                                              pert, Christian Kreikle, Noah Atzenbeck, Alexander      falls motiviert, sich an neue Projekte
                                              Krusche, Janik Atzenbeck, Korbinian Neuert,             zum Denkmalschutz heranzuwagen.
                                              Regisseur Jan Bosse und Michael Tran (v. l.n.r.)        Christian Kreikle, Projektlehrer
Ein letztes
         Mal
200 Domspatzen                                                         dirigiert
Mit Pontifikalamt im Dom und Festakt im Wolfgang-Saal
wurde Domkapellmeister Roland Büchner nach 25 Jahren
Dienst offiziell verabschiedet.

25
             Jahre wirkte Roland Büch-   Dr. Rudolf Voderholzer in der Kathe-     Ehrengäste waren gekommen, um
             ner als Domkapellmeister,   drale St. Peter ein Pontifikalamt. Das   den beliebten Domkapellmeister
             als Chef der weltbekann-    Gotteshaus, so der Bischof zur Begrü-    in den Ruhestand zu verabschieden.
 ten Regensburger Domspatzen, im         ßung, sei so gut besucht, wie oftmals    Ebenso nahmen alle Chöre der Dom-
 Bistum Regensburg. Nun ging er En-      nur bei der Christmette. Kein Wunder,    spatzen teil, so dass mehr als 200 jun-
 de Juli in den Ruhestand. Anlässlich    denn zahlreiche Weggefährten, ehe-       ge Sänger noch einmal zusammen
 seiner Verabschiedung feierte Bischof   malige Domspatzen, Priester und          mit ihrem Vorbild und Lehrer die Hei-
                                                                                  lige Messe musikalisch gestalteten.

                                                                                  Ein Vierteljahrhundert den
                                                                                  Chor geprägt
                                                                                  In seiner Predigt lenkte Bischof Rudolf
                                                                                  den Blick auf die Bedeutung der Mu-
                                                                                  sik in der Liturgie. »Das Wort Christi
                                                                                  wohne mit seinem ganzen Reichtum
                                                                                  bei euch. … Singt Gott in eurem Her-
                                                                                  zen Psalmen, Hymnen und geistliche
                                                                                  Lieder!« Dieser Aufruf des Apostels
                                                                                  Paulus an die Kolosser, so der Bischof,
                                                                                  habe in der Kirche der Jahrhunderte
                                                                                  lebhaften Widerhall gefunden, beson-
                                                                                  ders in Regensburg. Dort pflegten die
                                                                                  Domchöre, vom heiligen Wolfgang
                                                                                  noch im ersten Jahrtausend gegrün-
15
                                                                                 Ein letztes Mal 200 Domspatzen dirigiert

det und seit über 100 Jahren liebevoll
»die Domspatzen« genannt, eine rei-
che kirchenmusikalische Tradition.
»Ein Vierteljahrhundert davon haben
Sie, lieber Herr Domkapellmeister, die-
sen Chor geleitet und geprägt, nach-
dem Ihnen Domkapellmeister Georg
Ratzinger den Stab übergeben hatte,
den Sie nun wiederum dem neuen
Domkapellmeister Christian Heiß
überreichen«, so Bischof Voderholzer.

Musik im Dienst der Verkündigung
Die Musik in der Kirche, der geistliche
Gesang habe dem Wort, dem Wort
Gottes und seinem Ankommen-
Können im Herzen der Menschen zu
dienen, erklärte Bischof Rudolf Voder-
holzer. Die Musik im klassischen Ver-
ständnis der katholischen Liturgie
stehe im Dienst der Verkündigung          Buben und ihre Männer sind ihnen         tum«, so Bischof Voderholzer abschlie-
des Wortes und der Ant-Wort des           für ihren musikalischen Wegbereiter-     ßend. Beim großen Auszug durch das
Glaubens, wie die Stimme dem Wort         Dienst von Herzen dankbar, sondern       Südportal der Kathedrale bildeten alle
Gehör verschafft. »Nicht nur ihre         auch der Bischof und das ganze Bis-      drei Chöre der Domspatzen auf dem
Domplatz ein Spalier für Roland
Büchner. Mit Applaus würdigten die
Jungen ihren Domkapellmeister,
der gerührt durch die Reihen schritt.

Ein Musiker vor Gott
Im Anschluss feierten die Domspat-
zen, Kollegen, Wegbegleiter und Eh-
rengäste im Haus der Domspatzen
noch einen Festakt. Eingeladen hat-
ten dazu der Bischof und das Domka-
pitel. Gleich zu Beginn würdigte Dom-
propst Dr. Franz Frühmorgen, auch
Vorsitzender des Stiftungsrats der Re-
gensburger Domspatzen, die Leistun-
gen von Roland Büchner als Domka-
pellmeister. »Unvergessen wird mir
bleiben, wie unvergleichlich lange Du
am Ende von Konzerten, aber auch
von bedeutenden Gesängen im Dom
die Hand ausgestreckt gehalten hast –
nicht nur um die Spannung zu halten
und das Gehörte nachwirken zu las-
sen«, sagte Frühmorgen. Dies sei
auch ein bewusstes Innehalten vor
Gott. Büchner ging es immer darum,
Musik zur Ehre Gottes zu machen.
Das habe man zu jeder Zeit spüren
können. »Deine Musik hatte Seele
und das ist mehr als künstlerisch per-   Weil Roland Büchner die Buben und         sen erforderlich. Für Büchner »zählte
fekt. Die Buben, so dein Anliegen,       Männer im Chor gewonnen hat, konn-        immer das Ganze«. Frühmorgen dank-
müssen wissen, was sie singen und        te er den Chor auch klanglich und         te dem Domkapellmeister für sein
vor wem sie singen«, so der Dom-         vom Repertoire her weiterentwickeln.      Engagement, seine Leidenschaft, das
propst.                                  Dabei sei er der Regensburger Traditi-    gute Miteinander und auch dafür,
                                         on mit ihrer romantischen Auslegung       dass er der »Kirche ein sympathisches
                                         altpolyphoner Vokalmusik treu ge-         Gesicht gegeben« habe.
                                         blieben, habe aber auch unheimlich        Zum Abschied bekommt Büchner
                                         viel an neuer hochstehender Chor-         ein kleines Modell des Regensburger
                                         literatur in sie integriert. Ȇber 1000   Domes in Gold. Dieses und noch 600
                                         Gottesdienste hast Du in den 25 Jah-
                                         ren im Dom auf diese Weise berei-
                                         chert und in unzähligen Konzerten
                                         mit Deiner Musik auch außerhalb des
                                         Gottesdienstes Gott besungen und
                                         den Glauben verkündet«, sagte der
                                         Dompropst. Domkapellmeister bei
                                         den Domspatzen sei aber eben nicht
                                         nur Musik. Es ist auch Verwaltung und
                                         Leitung einer Einrichtung mit über
                                         160 Angestellten. Chor, Internat, Gym-
                                         nasium, seit 2013 auch die integrierte
                                         Grundschule sind die Säulen der Ein-
                                         richtung. Da sei viel Abstimmung,
                                         Auseinandersetzung und Zusammen-
                                         bringen unterschiedlichster Interes-

                                         o Dr. Clemens Prokop (l.) überreicht
                                          Büchner zum Dank einen Originalstein
                                          vom Regensburger Dom.
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                                                                                  Ein letztes Mal 200 Domspatzen dirigiert

                                                                                   i Künstlerischer Leiter des Windsbacher Knabenchors
                                       als Festredner über »Roland Büchner          Martin Lehmann (l.) und Kreuzkantor Roderich Kreile
                                       und die Musik«. »Wenn man die Dom-           (M.) nahmen die Einladung zur Verabschiedung gerne an.
                                       spatzen im Dom nicht hört, fehlt ei-
                                       nem etwas«, sagte Hommes. Er zeigte          Blick zu behalten. »Nach 25 Jahren
                                       in seinem Vortrag auf, welche Wir-           darf es schon auch wieder einen neu-
                                       kung Musik und Gesang auf die Seele          en Anfang geben«, sagte er. Er werde
                                       und das Wohlbefinden des Menschen            seine »Männer« vermissen und auch
                                       haben. Er sei von Anfang an von den          den Chorklang, den er in dieser Form
                                       Domspatzen im Dom gepackt wor-               nie wieder haben werde. Jetzt werde
andere Modelle wurden anlässlich       den. »Wenn ich sie im Gottesdienst           er wieder mehr Zeit zum Wandern
des Jubiläums »150 Jahre Domtürme«     gehört habe, fühlte ich mich danach          und zum Orgelspielen haben. Aber
von Künstler Otmar Hörl erstellt und   freier, einfach gelöster«, sagte er.         ganz ohne Chor wird es für ihn nicht
Ende August in der Stadt zu einem      Stadtrat Dr. Klaus Rappert überbrach-        gehen. Die Domspatzen werde er im-
Gesamtkunstwerk installiert.           te Glückwünsche und würdigende               mer im Herzen tragen. »Sie sind ein
                                       Worte der Stadt Regensburg. Dr. Cle-         großes Stück meines Lebens gewor-
Festrede und Grußworte                 mens Prokop dankte dem Domkapell-            den«, sagte er.
Professor Ulrich Hommes, früherer      meister im Namen des Domchorver-
Vorsitzender des Domchorvereins        eins und aller seiner gut 1100 Mitglie-      Roland Büchner begann am 1. Sep-
und guter Freud von Büchner, sprach    der. »Roland Büchner in all seinen           tember 1994 als Chef der Regensbur-
                                       Facetten zu beschreiben, würde den           ger Domspatzen. Mehr als 1000 Got-
                                       Rahmen sprengen. Er wird von sei-            tesdienste gestaltete er musikalisch
                                       nen ehemaligen Sängern beschrie-             im Dom und in Kirchen deutschland-
                                       ben als Vollblutmusiker und Klangfa-         weit. Unter ihm konzertierte der
                                       natiker, vor allem aber als toller           Domchor dreimal in Japan (1998,
                                       Mensch«, sagte Prokop. Damit habe            2000 und 2004) und unternahm Aus-
                                       er die Domspatzen weiterentwickelt           landstourneen nach Frankreich, Ita-
                                       und sich selbst einen bleibenden Na-         lien, Österreich, Ungarn, Schottland,
                                       men gemacht.                                 auf die Philippinen, nach Südafrika
                                                                                    (2008), Taiwan (2011), China (2012), in
                                       Zeit für einen Neuanfang                     die USA (2014) sowie im November
                                       Die Schlussworte des Tages hatte Ro-         2015 nach Spanien und im April 2016
                                       land Büchner selbst. Er dankte allen         in den Oman. Im September 2018
                                       für die Unterstützung und das Ver-           reiste der Chor mit Bischof Dr. Rudolf
                                       trauen in all der Zeit. Sichtlich be-        Voderholzer zum ersten Mal in seiner
                                       rührt blickte er auf seine Zeit als Dom-     Geschichte ins Heilige Land. Ende Juli
                                       kapellmeister in Regensburg zurück.          trat Büchner nun in den verdienten
                                       Er ermutigte die neuen Verantwortli-         Ruhestand. Seine Nachfolge über-
                                       chen, neu aufzubrechen und dabei             nimmt ab 1. September Christian
                                       die Tradition der Domspatzen im              Heiß.
Vielen herzlichen Dank
                              für Deinen herausragen-
                              den 25-jährigen Dienst
                              als Domkapellmeister
                              bei den Regensburger
                              Domspatzen! Du hast
                              es meisterhaft verstan-
                              den, mit dem ungeheu-
                              ren Schatz an musikali-   Wenn Musik «klangewordenes Leben» bedeutet,
                              schem Können der jun-     dann braucht es Musiker wie Roland Büchner, welche
                              gen Sänger den Dom        den Klang und die Emotionen in der Musik vereinen
                              zum Klingen zu bringen    und vermitteln können. Bei der Konzertournee 2006
                              und wie von selbst die    »Die Schöpfung in neuem Klanggewand« mit den
                              Herzen emporsteigen       Regensburger Domspatzen und der Swiss Army Brass
                              zu lassen, um die Gebe-   Band lernte ich Roland Büchner kennen. Ich erlebte
                              te und Texte der Eucha-   Ihn als außergewöhnlichen Dirigenten und Musiker.
                              ristie immer inniger zu   Für mich als Gesamtleiter war die Zusammenarbeit
                              empfinden und Gott        mit ihm ein einmaliges Erlebnis.
                              näherzukommen.            Andreas Spörri, Orchesterdirigent
   Ein zutiefst bewegendes und unvergessliches
   Ereignis war für mich die Aufführung der Großen                                       Die große Zäsur in
   Messe in c-Moll von Wolfgang Amadeus Mozart                                           Deinem Leben rückt
   in der Sixtinischen Kapelle zum 85. Geburtstag                                        näher. Ich bin sicher,
   Deines Vorgängers Prälat Georg Ratzinger: Zwei                                        dass Du Dich mit we-
   Stunden in dieser unbeschreiblichen Architektur                                       nigstens eineinhalb
   von Michelangelo, die Mozartmesse mit den                                             weinenden Augen
   Regensburger Domspatzen in Anwesenheit von                                            und einem halben
   Papst Benedikt. Das ist ganz einfach nicht zu                                         lachenden Auge von
   überbieten und hat sich tief eingeprägt!                                              Deinen Domspatzen
   Was Dich mir darüber hinaus extrem sympathisch                                        verabschieden wirst.
   macht, ist Deine Freude an gutem Essen und Trin-                                      Deine »Pfarreien-
   ken. Du kannst wirklich genießen und die Freude                                       gemeinschaft 93098«,
   darüber mit anderen sehr überzeugend teilen.                                          in der wir ja beide
   Ich hoffe diesbezüglich auf weitere gemeinsame                                        wohnen, sieht das
   Gelegenheiten.                                                                        aber ganz anders: Du
   Abt Wolfgang M. Hagl OSB, Metten                     hast jetzt Sonntag Vormittag frei! Was für ein Glück
                                                        für uns! Wir haben jetzt einen Organisten mehr! Ich
                                                        wünsche Dir viele gesunde und glückliche Jahre für

  Was wir noch                                          Deinen Un-Ruhestand!
                                                        Dr. Christian Dostal, Regensburger Diözesanmusikdirektor

sagen wollten …                                         Seit 1996 war es mir vergönnt, mit Domkapellmeister
                                                        Büchner eine neue Ära in Bezug auf Stimmbildung
                                                        bei den Domspatzen einzuläuten. Diese extrem frucht-
                                                        bare Zeit brachte uns dem gemeinsamen Ziel, einen
                                                        modernen und
                             Ganz herzlich danke ich    erfolgreichen Klang-
                             Dir für über 28 Jahre      körper zu schaffen,
                             bester Zusammenar-         nahe. Unsere Zu-
                             beit: fünf Jahre an der    sammenarbeit
                             damaligen Kirchen-         stand immer unter
                             musikschule und be-        der Maxime hoher
                             sonders die 23,5 Jahre     Kreativität und ab-
                             am Regensburger Dom!       soluten Vertrauens
                             Carpe diem ad multos       unter höchster Leis-
                             annos!«                    tungsbereitschaft.
                                Franz Josef Stoiber,    Gabriele Kaiser, Chef-
                                Domorganist             Stimmbildnerin bei
                                Regensburg              den Domspatzen
19
                                                                                                   Das sagen Weggefährten

                                                         An ein Konzert kann ich mich besonders erinnern:
                                                         Ich durfte Magnificat singen und habe versucht,
                                                         den letzten Ton besonders lange zu halten. Dabei
                                                         brach der letzte Ton ab und ein schiefer Ton hallte in
                                                         der Kirche nach. Wieder auf meinem
                                                         Platz, schauten Sie mich an und
                                                         lachten. Dafür möchte ich mich bei
                                                         Ihnen bedanken: immer »Perfektio-
                                                         nist« und doch so menschlich.
                                                         Danke für die unvergessliche Zeit.
                                                         Ich wünsche Ihnen alles Gute!
                                                         Jochen Anders, Ehemaliger Domspatz

                                                         Ich bin dankbar, dass ich Dir auf
                                                         diesem Weg für Deine großartige
                                                         Arbeit bei den Domspatzen und die
                                                         vielen wunderbaren Konzerte dan-
                                                         ken kann. Du warst ein Segen für die
2012 durfte ich dann das erste Mal mit Roland und        Domspatzen. Dein Umgang mit den
seinen Spatzen bei den »Tagen alter Musik« mitwir-       Sängern hat mich von Anfang an be-
ken, ein Ereignis, das mich tief berührt hat und das     eindruckt. Du hast die Herzen der
ich sehr in meinem Herzen trage. Nachahmung ist          Knaben und Männer gewonnen und
die höchste Form von Bewunderung! Dies beobach-          warst für sie ein väterlicher Freund.
tete ich bei Studenten, die den Weg an die Kirchen-      Sie erfuhren Lob und Anerkennung
musikhochschule in den Gesangsunterricht gefun-          und zollten das mit Einsatz und Freu-
den haben. Ehemalige Domspatzen, die meine Schü-         de beim Gesang.
ler wurden, zeichnet auch diese »Herzensbildung«         Du bewiest auch in kritischen Situationen immer Um-
aus: absolut sozialkompetent, immer freundlich,          sicht und Gelassenheit. Geriet der Zeitplan auf Konzert-
meist gut vorbereitet, belastbar und bereit für ihre     reisen durcheinander, ließt Du keinerlei Unsicherheit
Herzenssache, die Musik einzustehen.                     und Hektik aufkommen. Mit Ruhe und Zuversicht hast
Roland Büchner ist für diese »Attribute« mitverant-      Du das Klima bei den Domspatzen geprägt. Deine
wortlich. So hat er sein Erbe in viele seiner Schüler    Ziele waren immer klar. Beim Weg dahin hat Dir und
gepflanzt, die es in die Welt hinaus tragen und danach   uns Deine Gelassenheit sehr geholfen. Ein solches Ziel
leben. Von Herzen wünsche ich Dir, lieber Roland,        war Dir von Anfang an, die Grundschule von Pielen-
dass Du Deine Ernte im wohlverdienten Ruhestand          hofen nach Regensburg zu holen. Was am Anfang
betrachten und genießen kannst und im Kreise Deiner      sehr schwierig war, weil ja Pielenhofen eine eigene
Lieben noch etliche Jahre gesund und munter ver-         Stiftung war, ist doch gelungen. Ich sehe dies als
lebst! Vielen Dank für die besonderen persönlichen       einen Deiner Erfolge, der für die Domspatzen noch
und musikalischen Momente!                               lange von großer Bedeutung sein wird.
Dorothee Rabsch, Sängerin, Dozentin für Gesang           Besonders möchte ich noch erwähnen, dass das Aus-
an der Hochschule für Kirchenmusik in Regensburg         maß der zeitlichen Belastung über all die Jahre enorm
                                                                              war. Neben der Leitung der Chöre
                                                                              brachte ja das Amt des Vorsitzen-
                                                                              den des Stiftungsvorstandes so
                                                                              viele Sitzungen und Verpflichtun-
                                                                              gen, dass für Freizeit kaum Raum
                                                                              war. Dass Du das trotz einer gro-
                                                                              ßen Familie geschafft hast, ist
                                                                              auch der Verdienst Deiner Frau.
                                                                              Ich wünsche Dir nun eine etwas
                                                                              ruhigere Zeit, in der Du nach-
                                                                              holen kannst, was bisher nicht
                                                                              möglich war. Für einen Musiker
                                                                              gibt es immer genug zu tun
                                                                              und so werden die kommenden
                                                                              Jahre sicher nicht langweilig
                                                                              werden.
                                                                               Helmut Petz, früherer Geschäfts-
                                                                               führer der Domspatzen
Ich hatte schon immer
                                                           einen riesigen Respekt
                                                           vor Ihnen und Ihrer
                                                           Arbeit mit den Dom-
                                                           spatzen. So richtig
                                                           kennen gelernt haben
                                                           wir uns dann 2010 im
                                                           Rahmen der vierten
                                                           MZ-Benefiz-Zirkusgala,
                                                           als die Domspatzen
                                                           zusammen mit der
                                                           Akrobatikformation
                                                           »forma fortis« einen
                                                           fulminanten Auftritt in
                                                           der Zirkusmanege hinlegten. Das war der Beginn
                                                           einer wunderbaren Zusammenarbeit, nicht nur
                                                           bei den MZ-Benefizgalas, sondern auch bei vielen
                                                           weiteren Projekten.
Seit über 50 Jahren bin ich mit den beiden Dom-            Die Mittelbayerische Zeitung sagt ein ganz großes
kapellmeistern in herzlicher Verbindung: Als Minis-        Dankeschön für diese Zeit und wünscht einen
trant in St. Cäcilia von Georg Ratzinger, als Begleiter    erholsamen wie spannenden (Un-)ruhestand ! Alles
und Bewunderer von Roland Büchner. Ganz beson-             Gute für die Zukunft!
ders ist mir das »Tu es Petrus« in Erinnerung geblie-      Ihr Martin Wunnike, Geschäftsführer (Vors.)
ben, das im Rahmen des Austausches der Städte-             Mittelbayerischer Verlag KG
partnerschaften in Budapest mit dem Mädchen-
chor des dortigen Musikgymnasiums in der Mat-              Deine Musik hat immer etwas Unmittelbares, Ehr-
thiaskirche so ergreifend aufgeführt wurde. Danke          liches und zutiefst Musikantisches. Die Konzerte
für die jahrelange Kooperation, insbesondere in            und Aufnahmen, die ich bisher hören durfte, haben
der Pflege mit den Städtepartnerschaften.                  mich sehr begeistert. Man hört, dass die jungen
   Klemens Unger, Kulturreferent Stadt Regensburg          Menschen mit Freude musizieren und wissen, was
                                                           sie tun. Ein Kollege sagte einmal: »Jeder Ton, der
                          Die Regensburger Dom-            klingt, ist harte Arbeit«. Dazu gehört aber eben
                          spatzen sind ein heraus-         auch Liebe zur Musik und zu den Menschen, die
                          ragendes kulturelles Aus-        einem anvertraut sind, gepaart mit einem tiefen
                          hängeschild der Oberpfalz,       Verständnis der Inhalte und der musikalischen
                          sie sind singende Botschaf-      Zusammenhänge. Bei aller Professionalität und
                          ter unserer Region in der        so vielen Erfolgen hast Du Dir Deine freundliche,
                          ganzen Welt. Diesen Chor         humorvolle und verbindliche Art bewahrt. Danke
                          als Domkapellmeister ein         für alle netten Begegnungen, die es hoffentlich
                          Vierteljahrhundert erfolg-       auch weiterhin geben wird. Gottes Segen für den
                          reich zu leiten, darf durch-     neuen Lebensabschnitt und ganz herzliche Grüße!
                          aus als besondere Leistung       Martina van Lengerich, Domkantorin, Leiterin der
                          bezeichnet werden. Roland        Mädchenkantorei am Freiburger Münster
                          Büchner erwies sich hier
                          als Idealbesetzung, weil
                          er nicht nur musikalisch,
                          sondern vor allem auch
                          als Mensch überzeugte.
                             Franz Löffler, Bezirkstags-
                             präsident Oberpfalz

Roland Büchner war und ist eine herausragende
Persönlichkeit auf dem Chefsessel der Regensbur-
ger Domspatzen. Es war ein Glücksfall, diesen ein-
fühlsamen, motivierenden Pädagogen und großarti-
gen Musiker gefunden und ausgewählt zu haben.
Wolfgang Brandl, Ehrenmitglied und
früherer Vorsitzender Verein »Freunde des
Regensburger Domchors« e.V.
21
                                                                       Statements einiger Weggefährten Roland Büchners

Wir lernten uns 2006 kennen.                                                           Von 1996 bis 2001 haben
Ich kam ins Kaff, um mein Filmpro-                                                     wir zusammengearbeitet
jekt vorzustellen, in dem ich die                                                      und ich kann mich noch
Geschichte des ersten Jahrgangs                                                        sehr gut an unsere erste
der jungen Domspatzen erzählen                                                         große gemeinsame Fahrt
wollte. Ein Wesenszug, der mir an                                                      erinnern: Zunächst eine
dir sofort auffiel und der für mich                                                    Herbstkonzertreise quer
sozusagen das Geheimnis deines                                                         durch Deutschland und
Erfolgs und deiner Menschlichkeit                                                      dann anschließend zwei
ist, war die Begeisterung, mit der                                                     Wochen auf die Philippi-
du deinen Beruf ausübst. Du bist                                                       nen – legendär und ein-
begeistert und kannst begeistern.                                                      malig – in jeder Hinsicht.
Du bist beseelt und atmest einen                                                       Sie ist mir deshalb noch
Geist, der die Domspatzen aus-                                                         in Erinnerung, weil ich
macht. Was kann es Besseres ge-                                                        erlebt habe, wie man sich
ben für einen Domkapellmeister?                                                        gemeinsam Herausfor-
Aus dem Filmprojekt wurde, nach                                                        derungen stellt und sie
langer Arbeit, endlich ein Film und                                                    auch bewältigt.
ein großer Erfolg – für uns beide.                                                     So war auch die spätere
Danach fiel ein Schatten über die                                                      Zeit geprägt. Vertrauens-
Domspatzen. Ich habe versucht zu zeigen, dass ich         voll und offen miteinander umzugehen, verlässlich
keinen Augenblick an dir und deiner Arbeit gezwei-        zu sein, anspruchsvolle Situation zu meistern und
felt habe. Das hat mich enger an dich und die Dom-        dabei sein Engagement ganz auf die Domspatzen zu
                                  spatzen gebunden,       richten … Die Domspatzen hätten keinen besseren
                                  als ich mir im Jahr     Chorleiter bekommen können – sowohl fachlich als
                                  2006 jemals hätte       auch menschlich. Du warst für dieses Haus ein Segen!
                                  denken können.          Ich durfte eine kurze Strecke auf Deinem langen Weg
                                  Das ist ein schönes     als Domkapellmeister mitgehen. Es war mir eine
                                  Gefühl, ein Gefühl,     Freude und eine Ehre!
                                  das mich begeis-        Und noch etwas: Deine letzte große Auslandsreise
                                  tert - und so soll es   ging im September 2018 nach Israel. Sie wird mir aus
                                  bleiben!                vielerlei Gründen immer im Gedächtnis bleiben und
                                  Matti Bauer,            sicher nicht nur mir. Für Dich war es die Erfüllung
                                  Regisseur               eines Lebenstraumes. Ich habe Dich dort noch ein-
                                                          mal als jemanden erlebt, der die Musik liebt und lebt
                                                          – zusammen mit sei-
                                                          nen Domspatzen. Und
                                                          der sich hat mitreißen
                                                          lassen von dem Land,
                                                          den Orten und der At-
                                                          mosphäre. Der Musik
                                                          zum Erlebnis gemacht
                                                          hat, das unter die
                                                          Haut und vor allem zu
                                                          Herzen geht.
                                                          Damit schließt sich
Für Deinen zweiten Lebensabschnitt wünsche                mein persönlicher
 ich Dir alles erdenklich Gute, viel Glück und Zufrie-    Kreis mit Dir, lieber
denheit, Gesundheit, Freude und neue inspirie-            Roland und ich sage:
rende Aufgaben! Von 754 Konzerten, die ich für            Auf Wiedersehen –
die Regensburger Domspatzen organisiert habe,             ganz sicher! Genieße
waren mehr als 150 unter Deiner Leitung, also nur         die Zeit, die Dir jetzt
ein kleiner Teil Deines 25 jährigen Dirigats. In die-     geschenkt ist.
sen Jahren habe ich Dich sehr schätzen gelernt.           Spiritual Matthias
Dich erlebt, wie Du das Erbe Deines geschätzten           Effhauser, Priester-
Vorgängers erneuert und den Klang der Sänger zu           seminar St. Wolfgang
einem strahlenden und singenden Licht geführt             Regensburg, Internats-
                                                          direktor bei den
hast. Ich bin dankbar für den gemeinsamen Weg!            Domspatzen von
Paul Kreye, Bayerische Konzertdirektion                   1996 – 2001
o Christof Hartmann, Wolfgang Brandl und
                                                                                      Roland Büchner bei Star-Dirigent Christian Thiele-
                                                                                      mann (2. v. r.) in Bayreuth.

                                                                                      wobei ihm auch jedes Konzert in der
                                                                                      weiten Welt wichtig war als Baustein in
                                                                                      der Verkündigung der guten Botschaft.
                                                                                      Bei der Literaturauswahl war er von
                                                                                      Anfang an neugierig und ging auch
                                                                                      neue Wege. Zudem wollte er auch die
                                                                                      für einen Knabenchor angemessenen
                                                                                      Werke für Chor und Orchestermusik
                                                                                      mit international renommierten Or-
                                                                                      chestern und Solisten zur Aufführung
                                                                                      bringen, um die Jungs zu fordern und
                                                                                      ihren sängerischen Horizont zu erwei-
                                                                                      tern. Hierfür bildeten die internatio-
                                                                                      nalen »Tage Alter Musik Regensburg«
                                                                                      einen idealen Rahmen. Gleichzeitig
                                                                                      galt auch das Bestreben, die einstu-
                                                                                      dierten Werke bei weiteren Festivals
                                                                                      zu Gehör zu bringen. Erinnert sei hier
                                                                                      beispielhaft an die beiden Projekte
                                                                                      »Große c-Moll-Messe« und »Requiem«
        Domkapellmeister                                                              von Wolfgang Amadeus Mozart (mit
                                                                                      L’Orfeo Barockorchester bzw. Concerto

 Roland Büchner:
                                                                                      Köln) in Regensburg und Rom, beim
                                                                                      Kirchenmusikfestival Schwäbisch
                                                                                      Gmünd, beim Rheingau-Musikfestival
                                                                                      und bei den Europäischen Wochen

        Klangmagier                                                                   Passau oder die »Schöpfung« von
                                                                                      Joseph Haydn mit der Swiss Army Brass
                                                                                      Band bei den Regensburger Schloss-

und Menschenfänger
                                                                                      festspielen und acht Konzerten in den
                                                                                      renommiertesten Konzertsälen der
                                                                                      Schweiz. Gerne ging der Domkapell-
                                                                                      meister auch auf Tournee mit seinen

 Z
         uerst begegnet sind wir uns        Bezeichnung »Laie« bezog sich natür-      Knaben- und Männerstimmen, sei es
         wohl an der Fachakademie für       lich auf die Tatsache, dass der Vorgän-   am Wochenende, zur Kurzreise im
         katholische Kirchenmusik und       ger Georg Ratzinger ein »Geistlicher«     Sommer oder zur traditionellen Herbst-
 Musikerziehung Regensburg im Jahr          war, denn der ernannte Domkapell-         tournee Ende Oktober. Auch Anfragen
 1985. Roland Büchner war schon am-         meister Roland Büchner war und ist        für Auslandstourneen stießen bei ihm
 tierend als Dozent für Chorleitung         künstlerisch und musikalisch ein Voll-    auf offene Ohren und so hat er mit
 und Leiter des Konzertchores der In-       profi - und vierfacher Familienvater.     seinen Sängern tatsächlich fast ganz
 stitution und ich trat zum 1. Dezem-       Zum 1. Juli 1998 hat Roland Büchner       Europa sowie die Philippinen, Japan,
 ber als frisch gebackener Geschäfts-       mich dann als hauptberuflichen Chor-      China, Südafrika und die USA bereist.
 führer mein Amt an. Da ich auch im         manager an seine Seite geholt.            Schließlich lag es ihm am Herzen, den
 Chor der Kirchenmusikschule zeitwei-       Seine künstlerische Kompetenz und         »Leistungsstand« der Sänger mit CD-
 se mitgesungen habe, durfte ich Ro-        Ausstrahlung waren stets unbestrit-       Aufnahmen im Sommer zu dokumen-
 land Büchner auch von Angesicht zu         ten und die unzähligen Chorsänger,        tieren. Leider hatte es sich in den ver-
 Angesicht begegnen und mir war klar,       kleine wie große Domspatzen, konn-        gangenen Jahren dann nicht mehr
 dass er zwar mit den Händen dirigier-      ten sich der Faszination seiner Art von   ergeben, ein passendes Repertoire
 te und den Takt angab, aber dass er        Vermittlung von Musik wohl kaum           einzusingen. Vielleicht hat bei Roland
 die Musik mit seinen Augen und da-         entziehen. Er ging stets mit großer       Büchner in den letzten Jahren seine
 mit direkt aus seiner Seele zu interpre-   Freude und Hingabe zu den Chorpro-        Unbekümmertheit und Unvorein-
 tieren und zu vermitteln wusste. Am        ben, während ihm lange Gremiensit-        genommenheit für neue Projekte oder
 14. April 1994 titelte die Regensburger    zungen wohl eher nicht so behagten.       auch unbekannte Chormusik etwas
 Wochenzeitung »Die Woche« »Jetzt ist       Als Domkapellmeister war ihm natür-       gelitten. Zuletzt fanden Ton-Auf-
 ein Laie Chef der Domspatzen«. Die         lich die Musik im Dom Herzenssache,       nahmen im Dezember 2018 mit dem
23
                                                                 Klangmagier und Menschenfänger – Christof Hartmann

Repertoire der Israel-Reise statt. Mit   dem Domkapellmeister mit zu ver-            und attraktiv machen könne, trieb ihn
Sicherheit haben einige Sänger über      danken. Für Martin Wunnike, den Vor-        ehrlich um.
die Motetten »Dextera Domini« von        sitzenden der Geschäftsführung des          Wenn ich all diese »außermusikali-
Josef Gabriel Rheinberger oder »Ubi      Mittelbayerischen Verlages KG, war          schen« Aufgaben Revue passieren las-
caritas et amor« von Maurice Duruflé     deshalb Roland Büchner der »Mann            se, dann fällt meine Bewunderung ob
»gestöhnt«, wenn sie jährlich (neu) für  des Jahres 2016«. Ihm war stets daran       der grandiosen künstlerischen Leistun-
die Liturgie einstudiert wurden und      gelegen, ein vertrauensvolles Verhält-      gen nur umso größer aus. Und im Stil-
dann im Konzertrepertoire das ganze      nis mit dem Domkapitel Regensburg           len habe ich mich auch gefragt, mit
Jahr über enthalten waren. Aber sie      und dessen Chef, dem Dompropst, zu          wem er wohl all seine Gedanken und
werden nie vergessen, mit welch spie-    pflegen. Dass es zeitweise auch Trü-        Sorgen teilen konnte. Ich hoffe zumin-
lerischer Leichtigkeit der »Klangma-     bungen gab, ließ sich wohl nicht ver-       dest, dass ich ihm bei so manchen Be-
gier« seinen Chor, jeden einzelnen       meiden. Dass für ihn diese Zeiten           schwernissen ein guter Begleiter sein
Sänger, zu einem »Klangkraftwerk«        aber äußerst schmerzvoll waren und          konnte.
heranreifen ließ, wie der Kritiker der   er darunter gelitten hat, gehört auch
Süddeutschen Zeitung über ein Kon-       zur Wahrheit. In die Amtszeit des           Persönlich danke ich dem Domkapell-
zert in Altötting einmal bemerkte.       Domkapellmeisters fiel auch die Än-         meister für seine offene Art und seinen
Nicht zu vergessen, dass Domkapell-      derung der Stiftungssatzung, wonach         Freiraum, den er mir in über 20 Jahren
meister Roland Büchner in seiner 25-     das Amt des Stiftungsratsvorsitzen-         gemeinsamer Arbeit gewährt hat und
jährigen Tätigkeit bei mehr als 1000     den vom 1. Vorsitzenden des Vereins         auch für all seinen Schutz und seine
Konzerten und ebenso vielen liturgi-     »Freunde des Regensburger Dom-              Verteidigung, wenn ich selbst mal
schen Feiern die musikalische Leitung    chors« e. V. auf den Chef des Domkapi-      über das Ziel hinaus geschossen bin.
innehatte. Er schaffte es einerseits die tels, den Dompropst, überging.
Sänger mit nie endend wollender                                                      Zu guter Letzt danke ich dem Dom-
Motivation zu künstlerischen Bestleis-   Für Roland Büchner zählte immer das         kapellmeister für die vielen Erlebnisse
tungen zu animieren, andererseits die    Ganze, nicht die einzelne Abteilung.        in Gottesdienst und Konzert, die er mit
Zuhörer und Gottesdienstbesucher         Er hatte stets den Blick für Chor, Grund-   seinen kleinen und großen Sängern
mit sphärischen Klängen erfüllt und      schule, Gymnasium, Tagesstätte und          geschaffen hat und die mich berührt
beglückt in den Alltag zu entlassen.     Internat als Einheit. So wünschte er es     haben. Ich möchte es an dieser Stelle
Dabei war er nie abgehoben, sondern      auch von seinen direkten und allen          umso herzlicher und inniger tun, da
seinen Sängern und den Besuchern         anderen Mitarbeitern. Er kannte die         ich es in der Hektik des Alltags viel
immer zugewandt – ein Menschen-          Nöte und Sorgen seiner Chorleiter           selten getan habe. Vielen, vielen herz-
fänger eben.                             und Stimmbildner und versuchte zu           lichen Dank, lieber Roland!
Aber er war nicht nur künstlerischer     helfen, wo immer es möglich war. Für        Christof Hartmann
Leiter der Domspatzen, sondern auch      die Mitarbeiter war er stets ansprech-      Chormanager (1998 – 2018)
Vorsitzender des Stiftungsvorstandes,    bar und er betonte dies auch dadurch,
einer Institution mit über 160 Ange-     wenn er sagte, »Wenn ihr mich nicht
stellten. Dies brachte noch jede Men-    persönlich erreicht, es genügt ein Zet-
ge Verwaltungsarbeit mit sich, denn      tel in meinem Postfach an der Pforte
es galt so unterschiedliche Aufgaben     und ich melde mich«. Auch die Frage,
zu bewerkstelligen wie z. B. sich den    wie es um den Nachwuchs steht und
Bedürfnissen von Schülern, Eltern,       wie man noch besser das vorbildliche
Lehrern und sonstigen Angestellten       Angebot der Domspatzen bekannt
zu stellen, Bauvorhaben zu entwi-
ckeln und zu begleiten oder den Ver-
antwortlichen des Domkapitels und
des Vereins »Freunde des Regens-
burger Domchors« e. V. fachkun-
diger Ansprechpartner zu sein. Seit
2010 galt es zudem, sich mit dem
Thema »Misshandlungen und sexu-
ellem Missbrauch im Bereich der
Regensburger Domspatzen seit 1945«
auseinanderzusetzen. Bereits im Herbst
2010 äußerste der Domkapellmeister in
einer Sendung des Bayerischen Fernsehens
unmissverständlich, dass alles transparent
aufgeklärt werden müsse. Dass die Auf-
arbeitung dieser Thematik mit Stand heute
von vielen Seiten anerkannt wird, ist auch
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