FESTSCHRIFT 2007 - 140JAHRE WRV DONAUHORT - WIENER RUDERVEREIN DONAUHORT
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Festschrift 2007 Inhalt 6 Grußworte: Grete Laska,Vizebürgermeisterin der Stadt Wien Prof. Mag. Rudolf Otepka, Präsident der Sportunion Wien Helmar Hasenöhrl, Präsident des Österr. Ruderverbandes Ing. Günter Woch, Präsident des Wiener Ruderverbandes Dr. Alfred Kschwendt-Michel, Präsident des WRV Donauhort 12 Die Wiedergeburt aus der Sicht eines Zeitzeugen 17 Reminiszenzen 19 Der Donauhort, wie ich ihn sehe 24 Frauenrudern in Österreich 25 Achtung, feiern, los!!! 27 Rudern ohne Netz – Einerfahren am Strom 31 Die Qualen eines Rennruderers – speziell beim Donauhort 34 Wenn etwas schief gehen kann 36 Gewässer, auf denen DonauhortlerInnen ruderten 38 Herbstwanderfahrt 40 Städterudern bei Freunden in aller Welt 42 Eine besondere Wanderfahrt 45 Im Zweier von Wien nach Braunau 46 Was mich mit dem Donauhort verbindet 48 Meine schöne Zeit beim Donauhort 52 Eine Beziehung der besonderen Art 54 Hochwasser 56 Die Anfänge des Donauhort 62 Donauhort schlägt Amerika 66 Vorstandsmitglieder 2007
WRV Donauhort Grußwort zum 140 jährigen Bestehens des WRV Donauhort Der Wiener Ruderverein DONAUHORT kann mit Stolz von sich behaupten, der zweitälteste Ruderverein Österreichs zu sein. 140 Jahre Bestand lassen eindeutig die große Begeisterung seiner Mitglieder für „Ihren“ Rudersport erkennen und spiegeln andererseits das besondere Engagement seiner Funktionäre und der Vereinsführung in dieser langen Zeitspanne wider. Besonders erwähnenswert erscheint mir in Zeiten zunehmenden Leistungsdenkens die Tatsache, dass sich der Verein mit seinen beliebten Stern – und Wanderfahrten vor Grete Laska Vizebürgermeisterin und Sport- allem der Natur der schönsten österreichischen und europäischen Flüsse und Seen Stadträtin widmet – somit der Wettkampfgedanke zwar nicht außer Acht gelassen wird, aber eben erst an zweiter Stelle steht. Nicht die Vereinsgröße, die Anzahl der Mitglieder oder der gewonnen Wettkämpfe ist entscheidend, sondern das Ziel, Freude an der körperlichen Ertüchtigung weiterzu- geben – welcher Sport ist dafür besser geeignet als der Rudersport – und gleichzeitig einmaliges Naturerlebnis zu vermitteln. Ich beglückwünsche den Ruderverein Donauhort von ganzem Herzen zum 140 jäh- rigen Bestehen und hoffe sehr, dass er auch in Zukunft seiner wachsenden Mitglieder- schar Begeisterung, Naturerlebnis und Freude an der Bewegung vermitteln wird! Grete Laska Vizebürgermeisterin und amtsführende Stadträtin für Bildung, Jugend, Information und Sport
Festschrift 2007 Liebe Freunde des WRV Donauhort! 140 Jahre sind für einen Verein eine lange Zeit und ein guter Grund dies zu feiern, vor allem dann, wenn man auf eine so erfolgreiche Vereinsgeschichte wie der WRV Donau- hort zurückblicken kann. Wenn man bedenkt, dass der Verein schon vor der Donauregulierung bei Wien gegrün- det wurde, kann man sich gut vorstellen, wie viel an österreichischer Geschichte der Verein erlebt und überlebt hat. Es spricht für seine Mitglieder, dass sie alle diese Her- ausforderungen gut bewältigt und den Verein nicht nur am Leben erhielten, sondern Prof. Mag. Rudolf Otepka Präsident der Sportunion Wien auch so aktiv in die Gegenwart geführt haben. Dies bezeugen die Erfolge in letzter Zeit: • Gewinn des Sternfahrten-Bewerbes des Wiener und N.Ö. Ruderverbandes, • Zunahme der Mitgliederzahl auf über 100 und • Erlangung des Qualitätssiegels „Fit für Österreich“. Im Namen der Sportunion Wien wünsche ich dem WRV Donauhort eine gute Zukunft und allen Mitgliedern weiterhin viel Freude in und mit ihrem Verein. Mit sportlichen Grüßen Euer Prof. Mag. Rudolf Otepka Präsident der Sportunion Wien
WRV Donauhort Liebe Freunde und Mitglieder des Rudervereins Donauhort! Der „Donauhort“ ist seit nunmehr 140 Jahren aus dem Rudergeschehen Österreichs nicht wegzudenken. Aber nicht nur des österreichischen Rudersports. Der Donauhort hat den entscheidenden Anstoß zur Gründung des Deutschen Ruderverbandes gege- ben und war federführend bei der Gründung des Österreichischen Ruderverbandes. Dominant grüßte seit den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts das Donauhort–Bootshaus mit seinem prägnanten Turm vom Spitz in Nussdorf aus die Ruderer auf der Donau. 100 Jahre lang war der Donauhort ein Inbegriff für Spitzenleistungen im Sport und Helmar Hasenöhrl Präsident des Österreichischen spektakuläre Stromrennen. Der Donauhort stellte auch mit Foregger, Baurat Ast, Vater Ruderverbandes und Sohn Regelsberger großartige Funktionäre für den Rudersport. Seit den 70er Jah- ren hat sich der Charakter des Donauhort geändert, bedingt durch schwierige Wasser- verhältnisse und die direkte Lage am Strom, wurde der Schwerpunkt auf das Touren- rudern gelegt und hier, wie schon zuvor im Rennsport, setzt der Donauhort Maßstäbe. Keine Sternfahrt ohne tolle Leistungen der Donauhortler, keine Veranstaltung ohne Donauhort–Bestleistung. Mehr als 50.000 geruderte Kilometer im Jahr 2006 zeigen diese Aktivitäten auf unserem Heimatstrom auf. Ich wünsche dem Donauhort namens aller Österreichischen Rudervereine weiterhin viel Erfolg und schöne Wanderfahrten auf allen Strömen Europas. Der Rudersport verdankt Euch viel und wir sind stolz auf Euch. Möge immer eine Handbreit Wasser unter Eurem Kiel sein. Helmar Hasenöhrl Präsident des Österreichischen Ruderverbandes
Festschrift 2007 Liebe Ruderfreunde! Der zweitälteste Wiener Ruderverein und einer der ältesten Körpersport treibenden Vereine Österreichs feiert ein rundes Jubiläum. 140 Jahre Vereinsgeschichte, Ruderge- schichte, aber auch Sportgeschichte Wiens sind Anlass in unserer schnelllebigen Zeit einzuhalten und daran zu denken, welche Lebensumstände die Menschen damals hat- ten, welche Möglichkeiten um Sport auszuüben bestanden, sowohl politisch als auch gesellschaftlich. 1867 war die Ringstraße bereits ein Jahr eröffnet, Kaiser Franz Josef wurde zum König Ing. Günter Woch Präsident des Wiener von Ungarn gekrönt, sein Bruder Maximilian in Mexiko hingerichtet, der Walzer „An Ruderverbandes der schönen blauen Donau“ uraufgeführt und mit der Dezemberverfassung ein neues Vereins – und Versammlungsrecht in Kraft gesetzt, welches die Gründung auch von Sportvereinen vereinfachte. Die Ursprünge der Wiener Ruderei lagen im Kaiserwas- ser, der damals noch unregulierten Donau, auch der Donauhort hatte dort seine erste Bleibe. Erst mit der Regulierung 1875 wurde der Standort „Brigittenauer Sporn“ endgültige Heimat des Vereins. Die 140 Jahre zeigen eine Vereinsgeschichte, in der Erfolge und Niederlagen abwech- seln, von den Mitgliedern ein hohes Maß an Toleranz abverlangt wurde und doch die Ideale unseres Sportes nie aus den Augen verloren gingen. Die Besinnlichkeit und Faszination des Ruderns der Gründerjahre hat sich bis auf den heutigen Tag unverändert erhalten. Der Leitgedanke des „im gleichen Boot sitzen oder am gleichen Riemen ziehen“ hat heute mehr denn je Bedeutung und wir sind in der Lage nachzuempfinden, was unsere Vorväter damals gespürt haben, wenn sie zu Was-
WRV Donauhort ser gegangen sind, um in ihrer Freizeit dem Rudern zu huldigen. Diese gemeinsamen Erlebnisse machen auch heute noch die Liebe und Treue zum Rudersport aus, die für alle, die einmal mit dem Bazillus Rudern infiziert wurden, ein Leben lang gelten. Danken müssen wir aber allen ehrenamtlichen Funktionären, die aus Idealismus zum Rudersport junge Begeisterte betreuen, sie in bestehende Gemeinschaften eingliedern und so den Gedanken weitertragen, damit auch in den nächsten Generationen dieser Zusammenhalt gewährleistet ist. Zum 140 – jährigen Jubiläum die besten Wünsche aller Wiener Ruderer und das tradi- tionelle Hipp – Hipp – Hurra, ad multos annos. Ing. Günter Woch Präsident des Wiener Ruderverbandes 10
Festschrift 2007 Liebe Ruderfreunde! Wir feiern einen runden Geburtstag und das nun schon zum 14. Mal. Da könnte man meinen, dass wir schon genug hätten vom vielen Feiern. Aber in den letzten 10 Jahren hat sich in unserem Verein so viel ereignet und verändert, dass wir auch dieses Jubiläum würdig begehen wollen. Dazu gehören nicht nur verschiedene Feste und wie ich hoffe auch sportliche Höhepunkte, sondern wir haben uns auch entschlossen, unsere Ein drücke vom Donauhort und die unserer Freunde in schriftlicher Form darzustellen. So ist diese Festschrift entstanden, die nicht den Anspruch auf eine umfassende Dr. Alfred Kschwendt-Michel Präsident des WRV Donauhort Darstellung der Geschichte des WRV Donauhort erhebt, sondern in der verschiedene Aspekte aus persönlicher Sicht dargelegt werden. Wir haben unsere Freunde und Mitglieder gebeten, uns ein paar Zeilen über den Donauhort, über ihre Beziehung zu unserem Verein oder über besondere sportliche Erlebnisse, an die sie gerne zurück denken, mitzuteilen. Mit dieser Festschrift wollen wir nicht nur unseren Freunden danken, die mit uns rudern, mit uns feiern und uns in der einen oder anderen Form unterstützen, sondern uns auch denen vorstellen, die uns noch nicht so gut kennen. Viel Vergnügen beim Lesen. Dr. Alfred Kschwendt-Michel Präsident des WRV Donauhort 11
WRV Donauhort Gottfried Regelsberger Die Wiedergeburt aus der Sicht eines Zeitzeugen 1945 mit dem Kriegsende schien alles vorbei. Bootshaus und Boote komplett durch die deutsche Artillerie zerschossen, die Mitglieder in alle Winde zerstreut – es schien hoffnungslos. Das Pacht- grundstück mit dem ebenfalls zerstörten Trainingsbootshaus in der Kuchelau wurde aufgegeben, weil niemand an ein Wiedererstehen des großen Donauhort glauben konnte. Bald aber fanden sich die ersten Getreuen, neue Pläne wurden geschmiedet, alte Verbindungen wieder hergestellt, Otto Steinschneider über- nahm die Präsidentschaft. Mit Hilfe Frühling im Donauhort der Normannen, die den Donauhort- lern Quartier und Boote zur Verfügung stellten, konnte bereits im Folgejahr wieder gerudert werden, der Bootsplatz wurde allmählich von den Brigitten- auer Badegästen wieder geräumt. Mit 12
Festschrift 2007 viel Enthusiasmus begannen die ersten wurde wieder beschickt, es gab viel zu Bauarbeiten, Material wurde organisiert. tun und wenig Geld. Drei Männer sollen Ehefrauen und Kinder, die bisher nur an hier als die Geburtshelfer des wieder Sonntagen ab 17 Uhr den Verein betreten erstandenen Donauhort erwähnt werden: durften, waren nun als Ziegelschupfer Carl Höllerl, „der Architekt“, der mit gern gesehen und bald entwickelte sich seiner Baufirma großen Anteil am Wie- wieder ein passables Vereinsleben. deraufbau hatte, Rudolf Kremslehner, Der Ruderbetrieb begann mit zwei ein legendärer Stromruderer und größter geschenkten Booten, einem Schulzweier Sponsor des Donauhort, sowie Hans und einem Riemenvierer mit Steuermann Regelsberger, der als damaliger geschäfts- sowie den ausgelagerten Privatbooten. führender Vizepräsident unermüdlich Da hieß es am Sonntag, dem damals den Ruderbetrieb und die Jugendarbeit begehrtesten Rudertag, rechtzeitig da zu ankurbelte und dann während seiner sein. Der erste Aufschwung ergab sich Präsidentschaft viel Energie und eigene durch einige Lianesen, die ebenfalls ihr Mittel für den Ausbau des Klubhauses Strombootshaus verloren hatten und aufgewendet hat. Es soll aber nicht nun mit einigen Booten – vorerst als vergessen werden, dass unzählige unserer Gäste – zum Donauhort kamen. Nun Mitglieder, jung und alt, nicht nur als gab es genug Plätze in den Booten, sogar Funktionäre, sondern auch bei den vielen Bootstaufe 1952 (oben); ein Achter namens Greifenstein war in einem Verein anfallenden Arbeiten im- Dauerrudern Greifenstein 1956 dabei, mit dem oft das Ziel, welches ihm mer begeistert mitgearbeitet haben. Ohne seinen Namen gab, angesteuert wurde. sie alle gäbe es heute nichts zu feiern. Mit Beginn der 50er Jahre kam der Die drei „Baumeister“ große Durchbruch. Alfred Grohmann, Langsam fanden sich neue Mitglieder, der Vater unseres Vizepräsidenten, brach- das Dauerrudern Nußdorf – Greifenstein te seine Söhne und deren Freunde zum 13
WRV Donauhort Rudern. Und „Hafri“ Müller, an den sich persönlich saß am Steuer, damit dem viele nur noch als begeisterten Bridge- schönen neuen Boot ja nichts passiert. spieler erinnern können, begann seine Doch tückischerweise endete das Rennen kurze, aber sehr erfolgreiche Karriere – in Führung liegend – auf einem Stein als Jugendbetreuer. Kurz darauf brachte in der Gegend des Stromkilometer 1939. Lois Nowak, der in ganz Wien bekannte So etwas kommt auch heute noch immer exzentrische Döblinger Turnprofes- wieder vor und dementsprechend war sor und Donaufanatiker, der selbst nie die Hoftrauer auch damals nur kurz. einem Ruderverein angehören wollte, Die ersten sportlichen Erfolge in an die zwanzig seiner Schüler, was zwar ausgeborgten Rennbooten brachten den den Donauhort an die Grenze seiner Donauhort bald wieder vorwärts. Die Leistungsfähigkeit brachte, aber einen Union honorierte die Leistungen mit sportlichen Quantensprung bedeutete. einem Rennachter, einem Rennvierer In den nun folgenden Jahren war die und einem Rennzweier. Eine traurige Donauhort – Jugendmannschaft am Unterbrechung brachte der Tod von Wiener Regattaplatz fast unbesiegbar. Leo Schürer, einem Mitglied der ersten erfolgreichen Achtermannschaft, der Große Leistungen nach einer Havarie bei starkem Wel- In diese Zeit fällt auch die Aufnahme in lengang auf der Donau das rettende Erste Siege der Jungmannschaft unseren Dachverband, die SPORTUNI- Ufer nicht mehr erreichen konnte. (oben); Herbstregatta 1953 ON Österreich. Jetzt gab es großzügige Nahezu drei Jahrzehnte blieb der Unterstützungen. Ein Klinkerachter, ein Donauhort auf vielen Regattaplätzen ein C-Vierer und ein C-Doppeldreier wur- ernstzunehmender Gegner, wenn auch den angeschafft. Jetzt konnte endlich ein an die großen Erfolge der Vorkriegs- Dauerrudern im eigenen Boot in Angriff zeit nicht mehr angeschlossen werden genommen werden, der Vizepräsident konnte. Die in dieser Zeit errungenen 14
Festschrift 2007 Siege verdankte der Verein vor allem der nicht mehr Leistungssport, sondern unermüdlichen Tätigkeit des damaligen vor allem Erholung und Sportmög- Sportwartes, Trainers und Ruderleh- lichkeiten am Strom anbieten sollte. rers Hans Wacik, der seinen Mann- schaften als väterlicher Freund nicht Lange Fahrten nur das Rudern beibrachte, sondern Nun begann die große Zeit des Wan- auch als Ratgeber und „Beichtvater“ derruderns. Der Donauhort war immer mit Rat und Tat zur Seite stand. schon bekannt durch besondere Ruder- Und dann kam die Zeit, in der der leistungen am Strom. Da waren nicht nur Leistungssport immer professioneller außergewöhnliche Steuerleute, Rudolf und kostspieliger wurde und für einen Kremslehner und Josef „Schräuferl“ Verein, der noch immer Nachholbedarf Choun, die durch ihre Kunst ein Garant bei Haus und Booten hatte, einfach für Siege im Dauerrudern waren, da wur- nicht mehr leistbar war. Überdies war den 12-Stundenrekorde im Doppeldreier unser Standort für einen Trainings- und (Kremslehner/Moser/Mandl) erzielt, Ausbildungsbetrieb auf der schnell strö- die nicht mehr gebrochen wurden (und menden Donau nicht restlos geeignet. heute schon wegen der Schleusen nicht Dadurch musste unsere letzte erfolg- mehr gebrochen werden können). Daher reiche Rennmannschaft auf der Alten war das Wanderrudern immer schon ein Amsterdam 1972 (oben); Donau trainieren, verlor jeglichen Bezug wichtiger Zweig unseres Sportbetriebs, Gottfried Regelsberger, Salzach 1986 zu unserem Verein und war nach Ende damit Ruderer nach ihrer „Rennkarriere“ der Rennzeit für den Verein verloren. dem Verein erhalten bleiben. Dabei war Damit war klar, dass der Donauhort als es den alten Donauhortlern schon immer einziger direkt an der Donau liegender ein Anliegen, der nachrückenden Jugend Wiener Ruderverein neue Ziele an- die Schönheiten des Stromruderns nahe steuern musste und seinen Mitgliedern zu bringen. Dies geschah nicht nur im 15
WRV Donauhort Boot, sondern auch in den verschie- Spannt man den Bogen der Betrachtung an den Wochentagen, das Wochenende densten Uferwirtshäusern, wo die alten über die letzten Jahrzehnte, so ist der ist als Ruderzeit in den Hintergrund Herren in bester Nußdorfer Tradition Wandel der Zeiten natürlich auch am getreten. Der seinerzeitige „Klubdiener“ ihre jungen Ruderpartner auch in die Donauhort nicht spurlos vorbeigegan- ist dem „help yourself“ gewichen und Kunst des Weingenusses eingeweiht ha- gen. Wertevorstellungen vergangener das samstägige Gesellschaftsleben mit ben. Wanderfahrten, zunächst nur auf der Jahre haben an Bedeutung verloren, die Tarock und Bridge ist sanft entschla- Donau, jetzt auch auf vielen Gewässern Wahrung der Tradition, seinerzeit ein fen. Und der Donauhort ist auch sehr in Europa und sogar in Übersee wurden wichtiger Faktor bei Rudervereinen, modern geworden. Website und E-Mail und werden erfolgreich organisiert. Und ist dem Blick in die Zukunft gewichen. sind heute unverzichtbar, manchmal nicht zu vergessen die Sternfahrten, Die Mitgliederstruktur hat sich – lei- wird sogar das GPS-Gerät zur Messung wo die Donauhortler immer wieder der – verändert. Vor allem die Schüler von Ruderstrecken eingesetzt. Es fehlt großartige Leistungen erbringen. und Junioren fühlen sich offenbar von noch das Echolot, um den Steinen – unserem Angebot nicht so angespro- übrigens denselben wie vor Jahrzehnten Die Neue Donau – eine neue Zeit chen und suchen die Trendsportarten. – ausweichen zu können. Unverändert Die letzten Jahre brachten bedeutsame Relativ rasch und der allgemeinen geblieben ist die Treue zum Verein. Die Ereignisse für den Donauhort. Zum Entwicklung voraus hatte der einstige Finger einer Hand reichen zum Zäh- Einen war dies der Bau des Kraftwerks Herrenklub ohne Hilfe von Frauen- len der Mitglieder, die den Donauhort Freudenau, was unserem Verein ab- rechtlerinnen das Frauenrudern einge- verlassen haben, um einem anderen gesehen von den Wellen bei starkem führt und heute ist der Donauhort ein Wiener Ruderverein beizutreten. unterem Wind bessere Wasserverhältnisse Verein mit einem hohen Frauenanteil, Das alles lässt den Blick in die brachte, zum Anderen hat der Siegeszug wie auch unsere Km-Statistik zeigt. Zukunft in rosigem Licht erscheinen, des Internets neue Präsentations- und der unverwüstliche Donauhort ist wohl Werbemöglichkeiten gebracht, die dem Verändertes Vereinsleben auch schon für die nächsten Jubiläen Donauhort einen beachtlichen Zu- Bedingt durch andere Lebensumstände gerüstet. Der Donaustrom mit seinen strom an Mitgliedern, aber auch stär- hat sich das Vereinsleben der heutigen wunderbaren Naturschönheiten wird kere Fluktuationen gebracht haben. Zeit angepasst: Reger Ruderbetrieb uns dabei Leitbild und Hilfe sein. < 16
Festschrift 2007 Helga Hönlinger vor der Frage „schleusen oder über- Reminiszenzen tragen“ zu stehen. Der Schwall beim Donauhort mit seiner stets wechselnden Die Donau in Österreich ist heute eine tückischen Strömung war so schwierig durchgehende Kraftwerkskette und man zu rudern, dass er in die Bootsmänner- kann sich kaum mehr vorstellen, dass prüfung einbezogen wurde. In den ersten man einmal vom Passauer Kachlet bis Nachkriegsjahren, als wir unsere Ferien Wien rudern konnte ohne alle 30 km vorwiegend beim Donauhort verbrach- Helga und Heiner Hönlinger ten, wurde ich beim Schwimmen einmal im Schwall von einem Strudel unter Wasser gezogen. Zwar wurde ich bald wieder an die Oberfläche geworfen, bin aber trotzdem ziemlich erschrocken. Als ich vor mehr als 50 Jahren zu rudern begann, erstreckte sich die Hausstrecke der Donauhortler für die Sonntagspartien – der Samstag war ja noch Arbeitstag – bis Tulln. Die ganz Harten ruderten bis Zwentendorf oder noch weiter. Das Erscheinungsbild des Stromes war viel natürlicher als heute. Es gab viele Buhnen, die geschicktes Steuern erforderten, und Leitwerke – z.B. beim „30er“ –, die viel Kraft kosteten. Dazwischen aber lagen schöne Schot- terbänke, deren Größe natürlich vom 17
WRV Donauhort Wasserstand abhängig war. So z.B. die Rudern bei Hochwasser unterhalb von Kritzendorf. Es brodelte Langenzersdorfer Sandbank in der Höhe Hochwässer hat es schon immer gegeben und gurgelte, wenn man an den aus dem von Klosterneuburg, die Korneuburger und wenn ich heute daran denke, wo Wasser ragenden Schiffsteilen vorbeifuhr, oberhalb der Rollfähre am linken Ufer, ich im Doppeldreier oder Doppelzweier bei höherem Wasserstand sogar „innen“. die Höfleiner Sandbank und die schönen bei Hochwasser überall gefahren bin, Das Rudern auf der Donau war Strände oberhalb von Greifenstein am dem Mann am Steuer blind vertrauend, und ist anregend und aufregend linken Ufer, wo die „Nackerten“ behei- da kann ich mich nur wundern, dass und ich bin dankbar für jede Stun- matet waren, die sich schnell bekleiden es immer gut gegangen ist. Wir fuhren de, die ich – noch – auf meinem ge- oder verstecken mußten, sobald die bei Hochwasser vom Donauhort weg liebten Strom verbringen kann. < Strompolizei auftauchte. Heini Hönlinger über das ganze damals noch bestehen- mußte einmal 10 Schilling Strafe zahlen, de Überschwemmungsgebiet (heute weil er auf der Korneuburger Sandbank Donauinsel) bis zum Hubertusdamm, nicht schnell genug verschwinden konnte zwischen Bäumen und Treibholz durch – damals viel Geld für einen Studenten. und nicht wissend, welche Pflöcke oder Am Sonntagnachmittag war dann die andere Hindernisse im Wasser waren. Donau gespickt voll mit herunter- Andere beliebte Hochwassertouren schwabenden Booten, meist Faltbooten, waren über den Klosterneuburger die Insassen meist mit einem kräfti- Damm ins Bad hinein, bei einer enormen gen „Wimmerer“. Die Stimmung war Strömungsgeschwindigkeit. Abenteuer- heiter – auch angeheitert –, Scherzworte lich waren auch die Hochwasserfahrten flogen hin und her, der Schmäh lief. durch die Stockerauer Auen mit Über- Wenn wir alten Ruderer heute oft tragungsmanövern durch Brennnesseln. noch vom 11er, 21er oder 27er re- Brenzlig konnte die Situation werden, den, so ist das die alte Kilometrierung, wenn russische Besatzungssoldaten die meist noch mit römischen Ziffern auftauchten. Mit Schaudern erinnere ins Logbuch eingetragen wurde. ich mich an die beiden Schiffswracks 18
Festschrift 2007 Alfred Kschwendt Der Donauhort, wie ich ihn sehe 140 Jahre sind eine so lange Zeit, dass man sich berechtigter Weise die Frage stellen kann, ob der Jubilar mit dem vor 140 Jahren gegründeten Verein, vom Namen abgesehen, noch irgend etwas ge- meinsam hat. Die ehrliche Antwort muss lauten: „Wenig“. Das erste Boot des Donauhort war ein zweimastiges Riemenboot, dem schon bald selbstgebaute Boote folgten, denn Bootsbauer gab es in Österreich damals keinen. Das erste Haus stand am Kaiserwasser. Der Verein hatte bis zu 300 Mitglieder, wovon etwa die Hälfte unterstützende waren. Allerdings Nach der Sternfahrt bei war der Donauhort zu dieser Zeit ein den Nibelungen reiner Herrenverein und Frauen nur als unterstützende Mitglieder zugelassen. Im Rennsport spielte der Donauhort viele Jahre lang eine wesentliche Rolle und noch im Jahr 1944 besaß der Verein 59 19
WRV Donauhort Boote, die auf den Standort Nussdorf Erlebnissen und die Bereitschaft, diese und das Trainingshaus in der Kuchelau Freude mit anderen zu teilen. Von diesen verteilt waren. Gemeinsamkeiten abgesehen wird der Heute schaut es erheblich anders Donauhort heute vor allem durch einen aus: Es gibt nur mehr einen Standort Umstand geprägt: Der Standort unseres am Sporn. Unser Bootspark ist zwar nur Vereins liegt an der Donau. Somit ist halb so groß wie 1944, aber auf unseren er der einzige Wiener Ruderverein an Bedarf ausgerichtet und dank unserem einem fließenden Wasser, wahrscheinlich Bootswart sehr gut in Schuss. Der Verein sollte ich besser sagen, an einem großen hatte 2006 erstmals wieder mehr als 100 Schifffahrtsweg. Mitglieder, die Zahl der unterstützenden Gerade diese Lage an einem großen Mitglieder ist auf 15 geschrumpft. Der Strom ist es, die sich auf die Art des Frauenanteil ist ständig im Steigen und Ruderbetriebes auswirkt. Ein sich ständig beträgt bereits über 40 Prozent. Der verändernder Wasserstand bedeutet zum Rennsport spielt keine Rolle, wenngleich Beispiel, dass Buhnen, die gestern noch wir in den letzten Jahren im Masters-Be- innen (in Ufernähe) gefahren werden reich wieder ein paar vorsichtige Schritte konnten, heute 10 m weiter draußen zu in diese Richtung gesetzt haben. überwinden sind, oder umgekehrt dass an einer Stelle, wo man gestern noch ohne Bootstaufe (oben); Der Donauhort heute Gefahr für das Boot fahren konnte, heute Sternfahrt Da muss man sich doch eingestehen, plötzlich ein Stein zu einem Umweg dass der heutige Donauhort ein ganz zwingt. Und was die Schifffahrt betrifft, anderer Verein ist. Und doch verbindet so müssen die Steuerleute wissen, wohin die beiden Vereine etwas ganz Wesent- ein stromauf oder stromab fahrendes liches: die Begeisterung für den schönen Lastschiff voraussichtlich steuern wird. Rudersport, die Freude an gemeinsamen Sie müssen sich darüber im klaren sein, 20
Festschrift 2007 dass der Kapitän eines großen Schiffes Wellen vorbeifahrender Schiffe und die wenig Möglichkeiten hat, auf die Bewe- Hoffnung, dass Steuerfrau oder -mann gungen eines Ruderbootes zu reagieren, schon wissen werden, was sie tun, wenn dass es daher in der Verantwortung der am rechten Ufer stromauf fahrend, Steuerfrau/ des Steuermannes liegt, das links plötzlich ein Stehschiff auftaucht Boot so zu steuern, dass es sein Ziel und das Kommando „Kopf einziehen“ wohlbehalten und trocken erreicht. ertönt. Vielleicht sind es diese ersten Eindrücke, warum die Donauhortler mit Stromrudern – eine Herausforderung ihrem Strom so verbunden und so daran Warum ich das so ausführlich schilde- interessiert sind, auf Wanderfahrten auch re? Weil die sich laufend verändernden andere Flüsse und Seen kennen zulernen. Bedingungen, die zugleich auch den Der Donauhort ist also ein „Breiten- Reiz des Stromruderns ausmachen, ein sportverein“. Da könnte der Eindruck wesentlicher Grund dafür sind, dass beim entstehen, es geht uns nur darum, gemüt- Donauhort der Breitensport ganz eindeu- lich die Donau herunter zu schwaben. tig im Vordergrund steht und dass – als Ganz so ist es nicht. „Kein Rennsport“ Konsequenz des fehlenden Rennsports bedeutet nicht, dass wir dem sportlichen – junge Donauhortmitglieder meist schon Wettkampf ausweichen. Wir konzentrie- 20 Jahre alt sind. Auf der Donau ist es ren uns nur auf die Bewerbe, bei denen Gratulantinnen (oben); einfach nicht möglich, Anfänger in ein wir auch ohne laufendes rennmäßiges Sternfahrtsieg 2006 Boot zu setzen und ihnen vom Ufer aus Training und mit unserer primär auf den Instruktionen zu geben. Das erste, was Bedarf am Strom zugeschnittenen Boots- ein Anfänger bei uns nach einer kurzen ausstattung mithalten können. An erster theoretischen Unterweisung auf dem Weg Stelle sind da natürlich die Sternfahrten ins ruhige Wasser der Kuchelau kennen des Wiener und N.Ö. Ruderverbandes zu lernt, ist die Wirkung der Strömung, der nennen, die in idealer Weise den sport- 21
WRV Donauhort lichen mit dem gesellschaftlichen Aspekt letzten Jahren nicht nur Strom- sondern selbstverständlich, dass sich heuer neben verbinden. Zwar steigt man manch- auch Rennboote erworben haben. der Fahrt nach Venedig zur Vogalonga mal nach einer sehr weiten Fahrt mit eine Fahrt auf Salzach, Inn und Donau, krummem Rücken und schmerzenden Wanderfahrten eine Fahrt auf Kärntner Seen und die Gliedern (oder anderen schmerzenden Aber zurück zum Breitensport und zu so genannte Herbstwanderfahrt nach Körperteilen) aus dem Boot. Aber das ist einer Aktivität, auf die beim Donauhort Dürnstein in unserem Programm finden. schnell vergessen, sobald man anschlie- größter Wert gelegt wird: Wanderfahrten. ßend mit Ruderfreunden aus den ver- Mehrere Tage gemeinsam im Boot auf Vereinsleben und unsere Nachbarn schiedensten Vereinen bei einem kühlen zum Teil unbekannten Gewässern sind Zwei Aspekte habe ich noch nicht Bier beisammen sitzt und den Tag Revue nicht nur eine Herausforderung in sport- erwähnt, die aber bei einer Gesamtbe- passieren lässt. licher Hinsicht. Solche Fahrten stärken trachtung des WRV Donauhort im Jahr In den letzten Jahren haben sich doch auch das Zusammengehörigkeitsgefühl, 2007 unbedingt dazu gehören: Unser ein paar Veränderungen ergeben, die das gegenseitige Verständnis und wirken Vereinsleben abseits des Ruderns und un- ich allerdings noch nicht unter Renn- sich folglich sehr positiv auf das Vereins- sere Kontakte zu den im Nahbereich am sport einreihen würde. So nehmen wir leben aus. Strom liegenden Rudervereinen. Letztere an Langstreckenrennen wie der Vienna Wer einmal bei der Vogalonga war, haben sich in den vergangenen Jahren Rowing Challenge oder der Rose vom sich beim Arsenal durch die Wellen ge- sehr verstärkt, wobei an erster Stelle wohl Wörthersee teil und beteiligen uns auch kämpft, den Anblick von Burano genos- die „Strompiraten“ zu nennen sind, mit mit viel Einsatz – bislang allerdings noch sen hat und zum Schluss im Canal Gran- denen gemeinsame Ausfahrten, Feste ohne den erhofften Erfolg – an der vom de gerade noch einer 18 Mann Gondel oder auch andere Aktivitäten wie Schi- WRC Pirat dankenswerter Weise wieder ausweichen konnte, wird diesen Tag fahren schon zur Selbstverständlichkeit ins Leben gerufenen Stromstaffel. Diese sicher nicht vergessen. Aber auch Boots- geworden sind. Aber auch mit den „Brei- Aktivitäten haben dazu geführt, dass rutschen auf der Elbe, Gelsen bei Mo- tensportlern“ der Normannen, Nibelun- neben den Strompartien der Trainings- hacs oder Hochwasser auf der Salzach gen oder auch den Stromruderern der betrieb in der Kuchelau deutlich an bleiben in Erinnerung. Kurz, Wander- Lia besteht ein sehr guter freundschaft- Intensität gewonnen hat und wir in den fahrten gehören dazu und daher ist es licher Kontakt. 22
Festschrift 2007 Im Jahr 2002 haben wir uns entschlos- Ich hoffe, es ist mir gelungen zu zeigen, sen, unser Haus umzugestalten, den dass sich der Donauhort in den 140 Klubraum nach unten zu verlegen und Jahre seines Bestehens zwar sehr stark eine Küche einzubauen. Es ist erstaun- verändert hat, dass er aber ein aktiver, lich, in welchem Umfang dieser Umbau lebendiger und auch geselliger Verein zu einer Verbesserung und Intensivie- geblieben ist, dem ich gerne angehöre. < rung des Vereinslebens beigetragen hat. Ich möchte an dieser Stelle noch einmal all den Mitgliedern danken, die in zahllosen Stunden während eines Winters diesen Umbau zuwege gebracht haben. Die Lage am Strom, die schöne Veranda, von der aus man an lauen Sommerabenden gemütlich plaudernd den vorbeifahrenden Schiffen zuschauen kann, hat schon immer zum Verweilen eingeladen, das aber eben auf warme Tage beschränkt war. Das neu gestaltete Klubhaus aber lädt unabhängig von der Vor Sonnenaufgang Außentemperatur zum Bleiben ein und bei Wallsee (oben); hat damit bewirkt, dass immer mehr Umbau der Klubräume Mitglieder die Vereinszugehörigkeit nicht nur auf das Rudern beschränken, son- dern auch an anderen Aktivitäten aktiv teilnehmen und mithelfen, den Verein zu gestalten. 23
WRV Donauhort Arabella Schipper-Döchl Ruderverein Donaubund aufhorchen. nahm auch diesen Bereich eine Frau. Frauenrudern Bei dessen Gründung waren auch 16 Die Frauen trainierten hauptsächlich Frauen als aktive Mitglieder eingetragen. für Stil- und Schlagzahlruderbewerbe. in Österreich Dieses Beispiel blieb jedoch einmalig und Wettkämpfe wurden mangels inner wurde von den anderen österreichischen österreichischer Konkurrenz nur mit Als der Rudersport in Österreich – aus Rudervereinen nicht nachgeahmt. ausländischen Vereinen ausgetragen. Deutschland und England kommend Erst 1931 kommt es mit der „Frauen- Die ideologische Schwerpunktsetzung – bekannt wurde, waren alle Mitglieder ruderriege des Wiener Regattavereines“ des nationalsozialistischen Regimes auf Männer. Er galt als „Gentleman zur Gründung eines Frauenruderver- körperliche Ertüchtigung kam auch dem sport“. Frauen fand man höchstens eines, wo nur Frauen aktive Mitglieder Frauenruderverein (1938 umbenannt) als unterstützende Mitglieder. waren. Das Training leiteten aber bis zum zugute, der genauso wie andere Sport- Erst nach dem 1. Weltkrieg ließ der 2. Weltkrieg Männer. Ab 1938 über- vereine kräftig unterstützt wurde. Nach dem Krieg vollzog sich in vielen österreichischen Rudervereinen ein Wandel und nach und nach fan- den sich in allen Rudervereinen auch Frauen als Mitglieder. Frauenrudern wurde immer selbstverständlicher. 1955 fanden die ersten österreichischen Meisterschaften im Frauenrudern statt. Heute sind Frauen und Männer im Rudersport gleichberechtigt und Frauen in jedem Verein gerne gesehen. < 24 Christine, Gulla, Eva Gr. in Kärnten
Festschrift 2007 Katharina Schalber & Sandra Schlossar Achtung, feiern, los! Ein gelungener Start als Neu mitglieder im Verein Donauhort im Jahr 2006. Wann ist die beste Zeit in den WRV Donauhort einzutreten? Im Winter natürlich. So haben wir es gemacht. Auch wenn es dann noch einige Mo- nate dauert, bis die Rudersaison wieder anfängt und die Donau verschneit und zugefroren ist (sieht man von diesem Winter ab), bringt diese Zeit für den Start als Neumitglied nur Vorteile. Gemütliches Zusammensit- zen im Restaurant Mader nach den Nach einer Sternfahrt im Donauhort Trainingsstunden in der Stadthalle, Weihnachtsheuriger, Weihnachts- und Silvesterrudern mit selbstgebacke- nen Keksen und Brötchen oder der Gschnas im Donauhort. Klingt nach mehr Feiern als Rudern – ist aber nicht ganz so … Da lernt man nämlich den Verein und seine RuderkollegInnen 25
WRV Donauhort kennen, da kommt man zusammen. Verein, der gerne feiert (dabei dürfen Noch bevor wir jemals auf der wir nicht auf die Piraten vergessen, Donau gerudert sind, haben wir unseren die mit uns – oder wir mit ihnen – im- Präsidenten Alfred in Frauenkleidern mer gerne und lange mitfeiern). gesehen, unseren Bootsbauer Gerhard Und dieses Jahr gibt es besonders als reschen Preußen und schon min- viel zu feiern: 140 Jahre WRV Donau- destens das eine oder andere Flascherl hort. Wir gratulieren dem Verein für Rotwein bzw. Kiste Bier gemeinsam sein langes Bestehen und wünschen getrunken. Zu Beginn der Rudersai- allen Mitgliedern eine wunderschöne son haben wir uns dann schon richtig Rudersaison 2007! Es wird sicherlich wohl und als Teil des Vereins gefühlt. wieder in sportlicher als auch gemein- Und so ging es auch weiter … schaftlicher Hinsicht ein tolles Jahr. Taufe der neuen Boote, verdiente AHOI! Oder gleich den „Schlacht- Radler nach den Dienstags- und Don- ruf“ der Ruderer – wie ging der nerstags-Ruderstunden, Siegesfeiern noch mal? Hipp-Hipp, Hurra!? (die DHO-Sternfahrt sowie auch der Oder doch: Zicke-Zacke!? < Gesamtsieg der Sternfahrten ging an den DHO!) oder das „Integrationsfest“ der jüngeren DHO-Generation im Fasching 2006: Gerhard, Herbst mit Bergen an heißem Leber- Christel, Alfred (oben); käse, Cous-Cous Salat und selbstge- Es wird gefeiert machtem Brot, Kuchen und Strudeln. Der Donauhort ist nicht nur ein guter und starker Ruderverein, son- dern auch ein Verein, bei dem jede/r herzlich aufgenommen wird und ein 26
Festschrift 2007 Gerhard Nogratnig Rudern ohne Netz – Einerfahren am Strom Zu jenen Details, die das Rudern auf dem Strom, der Donau, ja, der richtigen Donau, von jenem auf einem stehen- den Gewässer, etwa der Alten Donau, unterscheiden, zählt der Umgang mit dem Einer. Bildet er gewöhnlich einen wesentlichen Bestandteil der Anfänger ausbildung, vermittelt dort Gleichge- wicht und überhaupt Nähe zum Boot, muss sein Einsatz am Strom fortge- schritteneren Phasen der Ausbildung vorbehalten bleiben. Am Strom beginnt Michi im Einer man im Großboot, eingebettet in das Kollektiv einer erfahrenen Mannschaft. Diese schenkt dem Anfänger vom ersten Moment an ganz unverdiente Stabilität und Sicherheit, wirkt aber damit der raschen Entwicklung eines Gefühls für das Boot und das eigene Walten und Wirken darin entgegen. Die mannigfa- 27
WRV Donauhort chen Herausforderungen und Gefahren für den Anfänger noch steigern – mit einer vielbefahrenen Wasserstraße, stark einem so kleinen Boot auf der so breiten veränderliche Strömungsverhältnisse, Donau und dann noch ganz allein. Uferlinien und Buhnen machen das Und eines Tages – man kann es lange regelmäßige Einerfahren – am stehen- schon nicht mehr erwarten – ist es dann den Gewässer fester Bestandteil des soweit. Die im DONAUHORT übliche täglichen Ruderlebens vom ersten Tage Prozedur ist aufwendig: Ruderer wie an – am Strom de facto zum absoluten Boot werden getrennt voneinander durch Minderheitenprogramm. Doch zunächst Kundige in den Kuchelauer Arm über- muss gerade die vorläufige Unerreich- stellt, wo – auf dem Floß der AUSTRIA barkeit des Einers dessen Faszination – die feierliche Übergabe stattfindet. Ehr- Katharina im Einer (Wörthersee) fürchtig übernimmt der Eleve das Boot und dreht dann ungefährdet auf stehen- dem Wasser seine ersten Runden. Zuletzt wird der Einer wieder einem Kundigen übergeben, auf dass er ihn wieder heil zum heimatlichen Floß zurückbringe. Erstes Rudern im Einer Und weil das alles so kompliziert ist, gibt es manchmal auch Ausnahmen: Ist das Wasser einigermaßen warm, der Was- serstand niedrig, kann es sein, dass die erste Einerfahrt vom heimatlichen Floß aus angetreten werden kann. So ist es etwa zwei Monate nach meiner allerers- 28
Festschrift 2007 ten Ruderfahrt auch mir ergangen. Mit – und das war gut so, Routine ist mit „Volker“, einem lang gedienten Einer, Ehrgeiz leider nicht aufzuwiegen. und ausgestattet mit stabilisierenden Holzrudern legte ich in Begleitung eines Harte Anfängerrealität erfahrenen Ruderers ab. Voll Freude tat Nachdem ich bis dahin noch ein, zwei ich meine ersten Schläge, um in kürzester unfallfreie Kuchelau Ausfahrten mit Zeit an die engen Grenzen meines Tuns Bootsüberstellung absolviert hatte, er- zu stoßen: Weg waren auf einmal die Si- schien zu einem unserer Rudererabende cherheit und Stabilität des Mannschafts- ein befreundeter Einerfahrer und fragte boots und ich allein in einem schwanken- mich, ob ich nicht in seiner Begleitung den Boot. Die ersten paar hundert Meter auf den Strom ausfahren wollte. Ich konnte ich noch so leidlich hinter mich zögerte kurz, doch aufgestachelt von bringen, doch im Bereich eines am Ufer den lieben Kameraden („so eine Chance festgemachten Ausflugsschiffs kam es zu kommt so schnell nicht wieder …“) siegte einem Zwischenfall: Ich nahm den mich die Abenteuerlust. Rasch übersetzten wir begleitenden Einer neben mir wahr und ans andere Ufer, doch nach etwa 1000m legte – etwas hatte ich ja im Großboot fing ich einen Krebs und landete das gelernt – „routiniert“ das Skull auf dieser erste Mal auf dieser Fahrt im reichlich Seite lang. Die „halbe Eskimorolle“ kühlen Nass. Nachdem ich auf Wechsel- Gerhard Nogratnig nach der und ein paar schnelle Schwimmstöße in kleidung ohnehin verzichtet hatte und im „Rose vom Wörthersee“ 2006 (oben); Richtung Ufer mit dem Boot im Schlepp- Bootausleeren und unverdrossenen Wie- Gerhard N., Florian M., Verena: Stromstaffel 2006 tau waren eins. Der Wiedereinstieg vom dereinsteigen vom Ufer bereits erfahren Ufer und die weitere Ausfahrt gestalteten war, konnten wir die Fahrt bald fortset- sich problemlos, doch die Fortsetzung zen. Durch den „Kanal“, eine schmale der Ausbildung im Einer sollte erst im Fahrrinne zwischen der Donauinsel und Frühsommer des Folgejahres folgen einem vorgelagerten Landstreifen, ging 29
WRV Donauhort es stromauf. Um es kurz zu machen, man terneuburg-Korneuburg nicht kennen: wieder einmal gut gefüllt neben mir … sollte einigermaßen geradeaus steuern Absoluter Höhepunkt unter dem Aben- Im zweiten Anlauf – ich meinte, unter können: Mir hingegen wurden die etwa teueraspekt ist die Buhne bei Stromkilo- den anfeuernden Rufen meines Beglei- 1000m mit drei weiteren erfrischenden meter 1940. Ab einem mittleren Was- ters eine Ewigkeit auf dem Wasserberg Vollbädern vergällt. Auf den harten Bo- serstand ist sie zur Gänze überronnen zu stehen – gelang das Unternehmen den der Anfängerrealität zurückgeworfen, und man kann das stromschnellenartige aber doch und ich konnte letztlich meine erwartete ich nicht, dass mein verant- Rauschen des Überlaufwassers schon aus erste richtige Ausfahrt am Strom ohne wortlicher Begleiter sich und mich dem einer Entfernung von etwa 100m deutlich ein sechstes Vollbad für Mann und Gerät fortgesetzten Risiko aussetzen würde und hinter sich wahrnehmen. Und aufge- zu einem guten Abschluss bringen. nahm mir vor, einer allenfalls vorge- wühltes, rauschendes Wasser ist etwas, Wenn der Kampf um den Ei- schlagenen Rückkehr auf schnellstem das ein Ruderer nicht gerne hört (wie ner auch in der Folge noch viel Zeit Wege ohne Zögern zuzustimmen. Doch etwa auch ein „Oje“ des in Fahrtrichtung (und wiederholt trockene Kleidung) weit gefehlt (heute meine ich, dass dem blickenden Steuermanns und ähnliches), in Anspruch nehmen sollte, so hat Begleiter zunächst einfach die Aufgabe in der Regel steht es für Gefahr. er sich am Ende doch gelohnt: Wer des Rückübersetzens an das rechte Ufer Nachdem nun mein Aufpasser die das Gefühl kennt, mit dem Boot eins unverantwortlich erschienen sein könnte). Hürde bereits genommen und strom- zu sein und im Singen eines sanften auf der Buhne Aufstellung genommen Sommerregens oder kurz danach auf Die Buhne hatte, näherte auch ich mich tapfer, doch spiegelglattem Wasser eine Bahn zu Weiter ging es daher den Strom hinauf zögernd dem Wasserberg in meinem ziehen, wird wissen, was ich meine. < und nachdem sich doch eine gewisse Rücken. Und je lauter das Rauschen Stabilität im Boot eingestellt hatte, wurde, desto respektvoller zupfte ich wechselten wir am oberen Ende der an meinen Rudern. Und so kam, was Donauinsel ohne weiteren Zwischenfall kommen musste: Mein geringes Tem- auf das rechte Ufer, um unsere Fahrt po gab den Querströmungen reichlich dort fortzusetzen. Für jene, die diesen Angriffsfläche und nach beherztem wie Donauabschnitt bis zur Rollfähre Klos- kurzem Kampf schwamm mein Boot 30
Festschrift 2007 Florian Michl Qualen eines Renn- ruderers – speziell beim Donauhort! Im Zentrum dieses Beitrages steht der Rennruderer. Das erste Problem dabei: Es gibt ihn nicht beim Donau- hort – zumindest nicht mehr! Sehr wohl gibt es heute Ruderer beim Donau- hort, die Rennen rudern. Zwar nicht viele, aber eine Din-A4-Seite füllen sie doch. Als ich beim Donauhort 2004 zu rudern begonnen habe, lagen in unserer Bootshalle zwei Arten von Booten: die einen glänzend sauber, die anderen mit einer dicken Staubschicht bedeckt. Regatta auf der Alten Donau Letztere waren unsere Rennboote. Als Ruderneuling wollte ich in jedem Boot sitzen. Die Stromboote hatte ich bald durch – blieben nur mehr die verstaubten, aber filigranen Rennboote übrig. Gerhard Roth war sofort für eine Ausfahrt gewonnen. In der Gerhilde bra- chen wir in die Kuchelau auf, die ich bis- 31
WRV Donauhort her nur über den Bordrand der C-Boote sammelten wohl auch andere Mitglieder, Gudrun und Giselher – Trainingsboot denn nach und nach und kaum wahr- von Christian – kannte. Und siehe da, die nehmbar häuften sich die Fahrten in Kuchelau war nicht wieder zu erkennen. Rennbooten. Schließlich kaufte der Ver- Der Schilfgürtel, die kleinen Stege, die ein 2005 einen gebrauchten Doppelvie- Nackigen am Ufer, das stolze Kriegs- rer (Empacher) in tadellosem Zustand. schiff, einige Angler, wenige Kajakfahrer Eine Mannschaft war schnell gefunden, – JEDEN und ALLES ließen wir hinter darunter unser Trainer Christian Czer- uns! Das Herz schlug wild, der Puls raste, ny, mit dem rasch Technikfortschritte Schlag um Schlag. Das war ein Erlebnis, gelangen: bei der Rowing-Challenge wie ich es nicht mehr missen wollte. Ähn- 2005/ 2006 belegte man den 1. Platz. liche – jedenfalls positive – Erfahrungen Das hatte zur Folge, dass der Hunger auf Österr. Vereinsmeisterschaft weitere Rennen wuchs – und auf Siege! Seither weht ein anderer Wind am Brigittenauer Sporn: An einen klassischen Rennbetrieb denkt zwar keiner, aber Rennen wollen wir doch gewinnen, das eine oder andere zumindest! Deshalb galt es Strategien zu entwickeln, wie dieses Ziel zu erreichen ist. Eine war schnell gefunden: der Blick in die Vergangenheit des Donauhorts. Dort liegt nämlich der Erfahrungsschatz vieler gewonnener Rennen. Diesen Schatz gilt es sich an- zueignen. Der erste Schritt dazu, wenn auch nur intuitiv von einem Vorstands- 32
Festschrift 2007 mitglied gesetzt: Man mache Dokumente Trainingsvorschriften aus dem Jahr 1904 dieser erfolgreichen Zeit publik! die Bettruhe (23 Uhr), die Nahrungs- aufnahme (verboten sind Mayonnaise, Trainingsvorschriften anno dazumal Hummersalat, stark gewürzte Saucen So kommt es, dass seit kurzem im und Schweinefleisch – erlaubt hingegen Donauhort gut sichtbar „Trainingsvor- gebratenes Rindfleisch, Hammelfleisch, schriften“ aus dem Jahr 1904 an der Wildbret, weiche Eier und frisches Obst), Wand hängen, ergänzt von der „Lebens- den Getränkekonsum (verboten sind weise während der Trainingszeit.“ Beide Schaumweine und Spirituosen – erlaubt gilt es zu beherzigen oder besser gesagt, hingegen Portwein, guter Rotwein und Florian M., Michi bei der Österr. Vereinsmeisterschaft beiden ist ausnahmslos Folge zu leisten, gutes Bier: Quantum nach Übereinkom- so der Paragraph 10 der „Trainingsvor- men mit dem Sportwart) und schließlich schriften“: „Berücksichtigungen und auch die Körperreinigung (Nach jedem Wünsche einzelner Ruderer […] gibt es Training gilt es sich zu „brausen und Ge- überhaupt nicht.“ Zudem ist auch „ein säß und Achselhöhlen stark einzuseifen“). freiwilliges Zurücktreten vom Training Ich meine, die Vorschriften sind gänzlich ausgeschlossen.“ Damit wird notwendig – gerade jetzt! Wir feiern deutlich, dass der Spaß nun vorbei ist heuer unser 140-jähriges Jubiläum und und der Ernst des Rennruderns beginnt. – bei Poseidon – wir wissen Feste zu Und zwar schon an Land: „Jeder feiern (siehe Beitrag Katharina und geschlechtliche Verkehr, der Genuss Sandra). Um also auch in sportlicher spirituoser Getränke und des Tabaks in Hinsicht gut abzuschneiden, sind die jeder Form ist während der ganzen Dau- Trainingsvorschriften ein Muss für er des Trainings einzustellen“ (Dass wir jeden Ruderer. Vielleicht gelingt uns Siege nicht geschenkt bekommen, war über den Umweg der Vergangenheit der uns bewusst). Des weiteren regeln die sportliche Erfolg in der Zukunft. < 33
WRV Donauhort Sara Gross Wenn etwas schief gehen kann, dann wird es schief gehen Als Ruderanfängerin beim Donauhort – Ein Erfahrungsbericht Es muss einer der ersten Uni-Ferientage letzten Sommer gewesen sein, an dem ich das erste Mal donauhort’sche Stromluft schnuppern durfte und erneut die Gül- tigkeit von „Murphy’s Law“ bestätigen sollte. 1. Alles geht auf einmal schief Als mir klar wurde, dass ich noch nie in einem Dreier gesessen bin und Wind und Wellen aus der Nähe betrachtet, doch Sandra und Sara, Kärnten 2006 nicht so spannend sind, wie gedacht, war es bereits zu spät: Ich befand mich mitten auf der Donau und hatte vor lauter Schreck vergessen, wo genau eigentlich „Steuerbord“ ist und was die Worte „Du musst Deine Rollschienen verstellen“ 34
Festschrift 2007 ungefähr bedeuten, geschweige denn, positiv auf das Wohlergehen des Rü- wie sie sich eventuell auf die Stabilität des ckens auswirken kann. Und schon bald Bootes auswirken könnten. sollten die Mühen auch Früchte tragen und auch ich durfte meinen Beitrag zum 2. Die Abkürzung ist die längste Sternfahrten-Sieg 2006 leisten und an Verbindung zwischen zwei Punkten einer unschlagbar schönen Kärntner- Irgendwie ist es dann doch gelungen bis Seen-Wanderfahrt teilnehmen, welche zur Kuchelau vorzudringen, zwei Längen bestimmt nicht meine letzte bleiben wird. das unendlich ruhige Wasser zu genießen Trotz aller Sonnenbrände und Sitz- und dann wieder zum Sporn zurück zu fleischquetschungen, die mir das Rudern treiben. Wahnsinn, war ich stolz: Meine gelegentlich bescherte, gibt es wohl erste geruderte Weltreise! Und ich bin kaum einen Sommertag, der entspannter allen dankbar, die mir damals verschwie- enden könnte, als jene vielen, die nach gen haben, dass es für solche Distanzen gemeinsamen Ausfahrten im Garten des eigentlich kaum der Mühe wert ist, ein Donauhort ausklingen. < Boot zu Wasser zu lassen. 3. Aller Anfang ist schwer und nichts so leicht, wie es aussieht Sara, Eva Gl., Robert auf dem Diesem ersten „Strom-Kontakt“ folgten Millstättersee, 2006 (oben); etliche Ruderkilometer mit unendlich In Reifnitz am Wörthersee, 2002 geduldigen Donauhortlerinnen und Donauhortlern, die nie müde wurden mir freundlich zu erklären, dass es besser ist, die Ruder nicht loszulassen und dass sich eine aufrechte Sitzhaltung durchaus 35
WRV Donauhort Gewässer Flüsse, Kanäle, Seen, Meere, auf denen seit ca. 1950 von Donauhort lerInnen gerudert wurde • Donau von Ulm bis zur Mündung im Schwarzen Meer, über den St. Georgs- arm, durch diverse Deltaseen bis Sulina (km 0) Weißensee Elbe (Dresden) • Inn ab Rosenheim, Salzach ab Oberndorf • Schwechat, Thaya, March ab Hodonin • Mosoni-Duna und Raab, Maly-Duna und Waag • Theiss von Tiszabecs bis Szeged, Bodrog von Tokaj bis Szarospatak, Szentendrei-Duna, Rackevei-Duna • Bodensee, Silvretta-Stausee, Plansee, Achensee • Ammersee, Waginger See, Tachinger See Canal Grande bei Rialto Weser • Mattsee, Obertrumersee, Wallersee, Irrsee, Mondsee, Attersee, Wolfgangsee, Grundlsee, Altausseersee, Hallstättersee, Traunsee, Salzastausee 36
Festschrift 2007 • Enns bei Steyr • Amstel in Amsterdam, Kanäle in Groningen und Utrecht • Kamptal-Stausee, Neusiedlersee • Themse und River Avon, Cambridge • Drau, Gail, Wörthersee, Ossiacher See, (England) Millstätter See, Weißensee • Norwegische Küste bei Arendal • Seine, Oise, Yonne, Marne, Ranse, Vilaine, Doux, Saone, Rhein-Rhone- • Kanada und USA: Takla Lake, Middle Kanal, Rhein vom Bodensee bis Colmar River, Lake Trembleur, Tadric River, • Bielersee, Zürichsee, Genfersee Stuart Lake, Rideau-Kanal von Ottawa bis Rideau, Yukon von Whitehorse • Rhein-Main-Donau-Kanal, Main, (km 46) bis Dawson City (km 752) Schleusung am Main Werra, Fulda, Weser, Treene, Mosel, • Toronto, Chikago, Philadelphia Saar, Naab, Lahn • Neckar • Australien: Sydney • Moldau, Elbe (Melnitz – Magdeburg), Elbe-Havel-Kanal, Havel, Wannsee, Müggelsee, Spree, Berliner Seen, Meck- lenburger Seenplatte mit Plauer See und Müritzsee, • Ratzeburger See, Stralsunder Bodden, Ostsee Yukon, Kanada • Venedig (Lagunen und Adria), Arno, Po 37
WRV Donauhort Walter Grohmann Donauhort nach Dürnstein und wieder Herbstwanderfahrt zurück. An eine dieser Fahrten kann ich mich besonders gut erinnern, es war im Den Abschluss der Wander-Rudersai- Oktober 2004: son bildet die Herbstwanderfahrt in die Freitagmittags: 3 Boote lagen start- Wachau, die vor vielen Jahren von Werner bereit auf Böckeln am Bootsplatz: LOKI, Drobil (PIRAT) mit einigen Normannen DANKWART und FREYA und ebenso und Lianesen ins Leben gerufen wurde. warteten 15 DonauhortlerInnen. Der Wir rudern in zweieinhalb Tagen vom Himmel war tief verhangen, es herrschte Altenwörth starker Südostwind, die Donau war mit hohen Wellen und Schaumkronen bedeckt, sie „kochte“ beinahe. Sollen wir oder sollen wir nicht aufs Wasser gehen? Aber dann trug Alfred mit seiner Mannschaft ganz plötzlich den LOKI auf das Floß und startete. Die ande- ren beiden Mannschaften folgten, alle mit der Befürchtung, von den Wellen zugeschüttet zu werden. Das erste Lan- dungsschiff konnten wir innen rudern, das zweite außen, und überraschender- weise spritzte nur wenig Wasser ins Boot. Entlang der Kuchelau, rechts der hohe Steindamm und links eine Wellenmauer, fuhren wir in einer schmalen Gasse in ruhigem Wasser. Ich kam mir vor wie 38
Festschrift 2007 seinerzeit die Israeliten beim Durch- weil die Bootswagerln nicht vorhanden zug durch das Rote Meer. Wie durch waren, ein anderes Mal warteten wir bei ein Wunder blieben wir in der FREYA strömendem Regen vergeblich auf eine halbwegs trocken, sicher auch dank der Schleusung. In Stein wurde der nagel- Steuerkunst von Gerhard Roth. neue ETZEL knapp vor dem Anlegen Bei den Normannen hatte sich die von Schlepperwellen versenkt, damals Donau etwas beruhigt und im Greifen- mussten wir die Rückfahrt wegen starken steiner Altarm schien bereits wohltuend Regens in Stein abbrechen. die Sonne. Bei spiegelglattem Wasser er- Der Höhepunkt war immer der Heu- reichten wir dann nach Sonnenuntergang rige in Stein oder Dürnstein, zusammen den Tullner Hafen. mit den TeilnehmerInnen der anderen Meistens hatten wir bei diesen Vereine. Herbstwanderfahrten schönes Wetter, Auch bei der Stromabfahrt gab es aber besondere Vorkommnisse gab es manchmal starken Gegenwind mit hohen doch immer wieder. Schon die Über- Wellen, aber auch „Schlammschlachten“ nachtung in der Tullner Alpenvereinsher- beim Übertragen in Greifenstein. berge war ein eigenes Abenteuer – eine Doch dann durften wir erleben, wie Dusche mit verstopftem Ablauf, nach bei Kritzendorf die untergehende Sonne langem Warten ein üppiges Abendessen, dem spiegelnden Wasser einen seltsamen Altenwörth (oben); die Nacht auf Lagern oder durchhän- goldenen Glanz verlieh. Wir mussten platt Booteeinsetzen bei Greifenstein genden Stahlrohrbetten. Einmal waren legen und lauschen. Versöhnt euch mit die Boote in der Früh von einer Eis- mir, flüsterte die Donau, kommt wieder! schicht überzogen, ein andermal mussten Nachdem wir bei Mondschein am Floß wir feststellen, dass ein Ruder gestohlen angelegt hatten, überraschte uns unser worden war. In Altenwörth mussten wir Hauswart in der Bootshalle mit heißem einmal die Boote zum Oberwasser tragen, Tee und Kuchen. < 39
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