Strategisches Gesamtkonzept - Smart Urban Logistics Effizienter Güterverkehr in Ballungszentren - Smart Cities
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Strategisches Gesamtkonzept Smart Urban Logistics Effizienter Güterverkehr in Ballungszentren Von Mag. Jürgen Schrampf, Mag. Alexander Zvokelj, Mag.a Gerda Hartmann Wien, Juli 2013
Inhaltsverzeichnis Vorworte 4 1. Einleitung 12 1.1 Zielsetzungen „Smart Urban Logistics“ 12 1.2 Steuerungs- und Koordinations-Plattform 12 2. Grundlagen 13 2.1 Gütermobilität 13 2.2 Effizienz als Handlungsgrundsatz 13 2.3 Metatrends 15 2.4 Logistiktrends 16 2.5 Spezifischer Handlungsbedarf in Ballungszentren 17 3. Herausforderungen und Entwicklungen 18 3.1 Verkehrsflächenknappheit 18 3.2 Lieferzeitbeschränkungen 18 3.3 Lieferortbeschränkungen 18 3.4 Schnittstellenproblem bei der Warenübergabe 19 3.5 Veränderung der Sendungsstruktur 19 3.6 Wettbewerb, Differenzierung und USP 19 3.7 Kostensituation 20 3.8 Emissionsreduktion 20 3.9 Wohnqualität und Lärmbelastung 20 3.10 Interdependenz zur Individualmobilität 20 4. Rahmenbedingungen und Einflussfaktoren 22 4.1 Infrastruktur 22 4.2 Energieversorgung 22 4.3 Lebensqualität 22 4.4 Arbeitsmarkt 22 4.5 Sicherheit 23 4.6 Innovation 23 4.7 Ökonomische Effizienz 23 4.8 Kulturelle Aspekte 23 5. Strategischer Fokus 24 5.1 Zeithorizont 24 5.2 Akteure 24 5.3 Handlungsfelder 26 5.4 Zielsetzungen 26 6. Systeme & Komponenten 28 6.1 Logistiknachfrage 28 6.2 Logistikangebot 29 6.3 Leistungsprozesse 31 6.4 Leistungsspezifikation 32 6.5 Instrumente 33 7. Systemlandkarte und Aktionsbereiche 38 7.1 Die Systemlandkarte als Orientierungsgrundlage 38 7.2 Ideen und Impulse für künftige Prozesse 38 7.3 Beispielhafte Instrumente und Handlungsansätze 40 Abkürzungsverzeichnis 42 2 Strategisches Gesamtkonzept Smart Urban Logistics
powered by Smart Urban Logistics Effizienter Güterverkehr in Ballungszentren Strategie Bis 2030 ist die Erreichung einer im wesentlichen CO2-freien Stadtlogistik in größeren, städtischen Zentren vorgesehen. Alle Aktivitäten zur Emissionsreduktion bis 2050 um 60% werden unter der Vision „Zero Emission Austria“ zusammengefasst. Zeithorizont Akteure Handlungsfelder Forschung, Technologie, Verbände und 2013 – 2020 Verladende Wirtschaft Politik Innovation Vereine Fließender Verkehr Logistik- und Interessens- Transportwirtschaft Bevölkerung vertretungen Intermediäre 2030 Ruhender Verkehr Zielsetzung Organisation & 2050 Supply Chain Management Reduktion Sicherstellung Verbesserung Emission Nachhaltigkeit Integration Optimierung Steigerung Erhöhung Ressourceneinsatz Effizienz Transparenz Systeme & Komponenten Der Güterverkehr in Ballungszentren ist ein komplexes Netzwerk aus teilweise eigenständigen Sub-Systemen und Komponenten. Nachhaltige Maßnahmen müssen sowohl insgesamt als auch in den einzelnen Aktionsbereichen identifiziert, entwickelt und umgesetzt werden. Bestehende und neue Instrumente sollen künftig Schritt für Schritt dazu beitragen, Logistik und Güterverkehr in Ballungszentren smarter und effizienter zu gestalten. Logistik Nachfrage Leistungsprozesse Logistik Angebot Systeme und Reverse KonsumentIn Belieferung Kreisläufe Logistics Entsorgung Filiallogistik Kurier, Express, Handel Leistungsspezifikation Paket (KEP) Objekt Ort Gastronomie Werksverkehr Qualität Zeit Kosten Produktion Speditionsverkehr Baustellen SMART URBAN LOGISTICS Entsorgungslogistik Dienstleister und Handwerker Baustellenlogistik Instrumente Wartung und Instandhaltung Logistische Ansätze Technologische Ansätze Service-Verkehr Kranken- und Betreuungsdienste Kooperative Ansätze Regulative Ansätze Sondertransporte Rahmenbedingungen & Einflussfaktoren Energie Infrastruktur Lebensqualität Arbeitsmarkt Sicherheit Innovation Ökonomische Effizienz Kultur Strategisches Gesamtkonzept Smart Urban Logistics 3
Vorworte Emissionsreduktionen um mindestens 80% in Europa – das fordert die Energy Roadmap 2050 der Europäischen Kommission. Ein ambitionierter Pfad, der im Klima- und Energiefonds bereits beschritten wurde – mehr als 57.000 geförderte Projekte zeigen Wirkung. Im Rahmen unserer Initiative „Smart Urban Logistics“ stellen wir die Frage, wie effizienter Güterverkehr in Ballungszentren künftig organisiert und umgesetzt werden kann. Wir vertrauen bei den Lösungsansätzen auf innovative und intelligente Strukturen, um die Lebensqualität der Menschen zu verbessern und dabei die Stadtregion als Wirtschaftsraum zu stärken. Das vorliegende strategische Gesamtkonzept stellt Rahmenbedingungen, Grundlagen und Anforderun- gen in Bezug auf den städtischen Güterverkehr dar. Wir haben damit einen wesentlichen Schritt in Richtung einer Systemabgrenzung innerhalb dieses umfassenden Themas gesetzt, damit ExpertInnen daraus konkrete Themenstellungen und Schwer- punkte für künftige Pilot- und Demoprojekte ableiten können. DIin Theresia Vogel Geschäftsführerin Klima- und Energiefonds 4 Strategisches Gesamtkonzept Smart Urban Logistics
Die Erbringung von Logistik- und Transportdienst- Vor diesem Hintergrund hat sich das Bundesministe- leistungen in den historisch gewachsenen mitteleu- rium für Verkehr, Innovation und Technologie ge- ropäischen Städten stellt Transporteure, Gewerbe- meinsam mit dem Klima- und Energiefonds ent- treibende, aber auch BewohnerInnen und schlossen, Problemlösungskapazität bereit zu stellen KonsumentInnen bereits seit Jahrzehnten vor und die gegenständliche Initiative „Smart Urban erhebliche Herausforderungen und Probleme. Logistics“ ins Leben zu rufen, weil nur eine intelli Auf engem Raum müssen die Versorgung der Bevöl- gente, eine „smarte“ Kombinationen von Maßnahmen, kerung mit Gütern des täglichen und des erweiterten seien es Verbote oder Gebote, verkehrslenkende oder Bedarfs ebenso sichergestellt werden, wie die von fiskalpolitische Maßnahmen oder Förderungen von Gewerbe, Handel und Industrie mit Produktionsmit- Innovation und Technologie die logistischen Heraus- teln. Dabei übertrifft die Nachfrage an Raum meist forderungen im urbanen Umfeld bewältigbar das Angebot und führt zu Mangelzuständen in allen erscheinen lassen. Bereichen, sei es Wohnraum, Erholungsraum, Park- Ich möchte allen Prozessbeteiligten für Ihr Engage- raum, aber auch Raum für Gewerbe und Handel wie ment danken und darf versichern, dass die gewonnen Lagerraum und Raum für Manipulation, Transport Erkenntnisse mit aller Kraft in positive Veränderun- und Anlieferung. Und die Ansprüche an die Versor- gen der Rahmenbedingungen gegossen werden gung Qualität und Quantität betreffend sind in den sollen. letzten Jahren enorm gestiegen. Gerade im gewerb- lichen Bereich konnten die Anforderungen mitunter DI Herbert Kasser nicht mehr erfüllt werden, was auch zur Abwande- Generalsekretär des Bundesministeriums rung von Betrieben ins Stadt-Umland geführt hat. für Verkehr, Innovation und Technologie Gleichzeitig wird den städtischen Agglomerations- räumen ein weiteres Bevölkerungswachstum voraus- gesagt. Auf der anderen Seite steht der nationale Anspruch gemeinsam mit den europäischen Zielset- zungen, die durch Verkehr und eben auch Transport verursachten negativen Auswirkungen im städti- schen Raum erheblich zu reduzieren. Im Jahre 2050 soll der Verkehr im Ballungsraum gar emissionsfrei abgewickelt werden. Strategisches Gesamtkonzept Smart Urban Logistics 5
Statements Lenkungsausschuss-Mitglieder Eine „Smart City“ zu sein heißt auch, eine ent Städte müssen einer wachsenden Vielfalt von sprechend smarte Logistik anzubieten, um die Anforderungen an den nur begrenzt verfügbaren wachsenden Anforderungen an die Ver- und öffentlichen Raum gerecht werden. Als Wirt- Entsorgung von städtischen Räumen nachhaltig schaftszentren sind Städte zudem abhängig von abdecken zu können. Städte sind immer auch einem reibungslosen Warenverkehr. Gerade die Handelsplätze und Produktionsstätten mit beson- historischen Innenstädte stellen dabei eine beson- deren logistischen Anforderungen, auf jeden Fall dere Herausforderung dar. aber Orte, die Waren- und Personenströme zu Mit neuen Bestimmungen soll ein lebenswerter bewältigen haben. Und diese brauchen eine und gleichzeitig florierender städtischer Lebens- funktionierende Logistik mit entsprechender raum gewährleistet werden: Auf nationaler Ebene Infrastruktur, Informationsnetzwerken und werden der Ausbau des Öffentlichen Verkehrs effizienten Spielregeln. sowie verkehrsreduzierende Maßnahmen wie Bei städtischen Greenfield-Projekten erscheint Fußgänger- und Begegnungszonen forciert. dies eine grundsätzlich lösbare, bis dato aber leider Die EU sieht in ihrem Weißbuch Verkehr emissions- vernachlässigte Aufgabe, in bestehenden städti- freie Stadtzentren bis 2050 vor und bereits 2030 schen Räumen stellt sich damit aber eine äußerst soll die Stadtlogistik CO2-neutral abgewickelt komplexe Herausforderung. Gerade um smarter werden. und nachhaltiger zu werden, müssen Städte in Solche Ziele können nur durch moderne Technik, Zukunft viel stärker auch logistisch gedacht visionäre Planungskonzepte und einen eindeutigen werden! politischen Willen bewerkstelligt werden. Die derzeit sehr aktive Smart-City-Bewegung muss DI Gerald Gregori daher auch die Stadtlogistik in ihre Konzepte Vizepräsident der mit einbeziehen. Die Bemühungen werden Bundesvereinigung Logistik Österreich sich lohnen! Initiator und Herausgeber des „Grünbuch der Nachhaltigen Logistik“ DIin Melanie Lutz Referentin für Stadtplanung und Verkehr Österreichischer Städtebund 6 Strategisches Gesamtkonzept Smart Urban Logistics
Die Aussagen vieler Studien besagen, dass in Der ecoplus Logistik Cluster Niederösterreich Zukunft die Ballungszentren immer größer werden, verfolgt das primäre Ziel, kooperative Logistikpro- zum Teil auch sogenannte Megacities weltweit jekte gemeinsam mit den Partnerbetrieben zu entstehen, und man sich diesem Trend nur sehr deren Effizienzsteigerung und letztlich zur Stär- schwer widersetzen kann. kung des Wirtschaftsstandortes NÖ zu initiieren. Auch für Österreich sehen wir diese Entwicklung in Transportoptimierung durch Bündelung und den nächsten Jahren auf uns zukommen, daher ist Vermeidung von Leerfahrten – also „Effizienzstei- es besonders wichtig, schon heute auf den Trend gerung im Güterverkehr“ – sind ganz wichtige der Zukunft zu reagieren. Da wir als Rewe Interna- Arbeitsschwerpunkte, die aber vorrangig nur durch tional AG im Lebensmittelhandel und Drogerie- ganzheitliche Ansätze mit starkem Fokus auf fachhandel österreichweit als Nummer 1 operieren, regionale Wirtschaftsagglomerationen und der sind wir auch eine wichtige Säule für die Nahver- Kooperationsbereitschaft der Betriebe realisiert sorgung der BewohnerInnen eben dieser Ballungs- werden können. zentren. Für unsere Filialen, die wir in den großen In der Auslegung von „urban“ im Sinne „regionaler Städten betreiben, ist natürlich die Versorgung mit Ballungsräume“ sehen wir die Bedeutung des Ware aus unseren Lägern lebensnotwendig. Gesamtkonzepts für den Wirtschaftsstandort NÖ. Aus diesem Grunde unterstützen wir die Initiative Der Cluster fungiert als Kommunikationsschnitt- Smart Urban Logistics, um auch langfristig und stelle und Projektplattform, um die theoretischen nachhaltig Strukturen zu schaffen, gemeinsam mit Erkenntnisse in praktische Umsetzung zu transfe- anderen Branchen zu denken, um die logistische rieren. Ein strategischer Fahrplan, in dem sich alle Sicherstellung aller Versorgungsaktivitäten einer Player dieses komplexen Systems wieder finden, ist Großstadt zu sichern. eine notwendige Voraussetzung, um über die Für mich persönlich bedeutet das Ergebnis dieser Diskussion und den Dialog operative Maßnahmen Initiative eine kosteneffiziente und auch ökologische mit angestrebten Effekten ableiten zu können. Ich Lösung der sehr komplexen Anforderungen aller sehe auch die Partizipation an diesem fachlichen Logistikströme von städtischen Bereichen. Wir Diskurs als Verpflichtung und Chance, um nachhal- erwarten uns klare Strategien auch von politischer tige Wirkungen mitbeeinflussen zu können. Seite, um die Weichen heute schon zu stellen, sodass unsere Waren des täglichen Bedarfs in Mag. Christian Ecker Zukunft auf gesicherten Transportwegen Clustermanager - unterwegs sein können. Logistik Cluster Niederösterreich ecoplus. Niederösterreichs DI Andreas Bayer Wirtschaftsagentur GmbH Geschäftsführer REWE International Lager und TransportgesmbH Strategisches Gesamtkonzept Smart Urban Logistics 7
Wenn die globale Wirtschaft weiter wachsen soll, Schon der Begriff Smart Urban Logistics zeigt, die globale Bevölkerung weiter wächst, werden dass wir in die richtige Richtung zu denken begin- zwangsläufig auch die Transportmengen insgesamt nen. Die spannende Herausforderung wird die grösser. Verstärkt durch die Megatrends der Verbindung von Distributionslogistik mit Reverse Globalisierung und Urbanisierung bringt das für die Logistics und der Entsorgungslogistik in verdichte- Zukunft große Herausforderungen vor allem für die ten Agglomerationen sein. Wir können es uns in städtischen Ballungsräume mit sich. Berücksich- Zukunft gleich auf mehreren Ebenen schlicht nicht tigt man noch die zunehmende Ressourcenknapp- leisten, die bisherige und prognostizierte Menge an heit wird klar, dass neue, innovative und nachhalti- Fahrten beizubehalten. Neue Konzepte und Ideen ge Lösungen für die Zukunft gefragt sind, um die sind gefragt, und das in Logistikbereichen, für die urbanen Räume auch weiterhin entsprechend wir bisher immer vollkommen getrennte Abläufe ver- und entsorgen zu können. gesehen haben. In diesem Sinn wünsche ich mir, dass in der Klar ist, dass dies vielleicht nicht gleich für alle zu Initiative Smart Urban Logistics wertvolle Beiträge entsorgende Materialien gelingen kann, im Bereich zur Bewältigung dieser Herausforderungen der Wertstoffe bin ich zuversichtlich, dass wir hier erarbeitet werden! die ersten Erfolge in den nächsten Jahren sehen werden. Mag. Wolfgang Fischer Tender & Project Manager Dr. Ferdinand Koch Contract Logistics Managing Director Logistics Schenker & Co AG Saubermacher Dienstleistungs AG 8 Strategisches Gesamtkonzept Smart Urban Logistics
Um den Lieferstrom weitestgehend vom Nachhaltige Schwerpunkte scheinen auf den ersten Personenverkehr in der „Last Mile“ zu entkoppeln, Blick nur schwer mit unseren klassischen trans- bedarf es für die Filialbelieferung einer Optimie- portlogistischen Herausforderungen in Einklang zu rung der Lieferzeitbeschränkungen, einer Auswei- bringen sein. Dabei bilden die permanente Optimie- tung der Ladetätigkeitszonen und einer dement- rung und damit Reduktion von Transporten in der sprechenden Überwachung. Supply Chain wesentliche Zielsetzungen moderner Logistik. Hubert Krabichler Kooperatives Wirtschaften und Innovationsbereit- Geschäftsführer Logistik schaft werden zunehmend zum Erfolgsgarant dm drogerie markt GmbH unserer Ökonomie. Speziell im urbanen Umfeld gilt es, den Anforderungen durch die intelligente Nutzung der neuen technischen und infrastruktu- rellen Möglichkeiten zu begegnen. Dabei kann auch die Adaptierung des legistischen Rahmens – unter Einbeziehung der involvierten Stakeholder – einen Beitrag leisten. Für Gebrüder Weiss bildet die Nachhaltigkeit einen unserer vier Kernwerte, auf deren Basis operative und strategische Entscheidungen getroffen werden. Wir sind stolz, unsere Gestaltungskraft auch im Rahmen eines Projekts des Klima- und Energie- fonds einbringen zu dürfen. Mag. Daniel Neumann Geschäftsführer Gebrüder Weiss Paketdienst Gesellschaft m.b.H. Strategisches Gesamtkonzept Smart Urban Logistics 9
Ich plädiere für Lösungen anstelle von Der globale Trend der Urbanisierung führt Restriktionen und Verbote. Lösungen, zu einer Konzentration von Menschen, die die die gemeinsam an einem Tisch mit Politik, Infrastruktur und damit auch die urbane Logistik Logistikpartnern und Produzenten erarbeitet vor neue Herausforderungen stellt. werden. Eine sinnvolle Aufsplittung von Die Optimierung der Services und Leistungen der Transporten in fristgerecht und zeitunabhängig Logistik bei gleichzeitig steigenden Kosten erfor- wäre für mich dafür ein guter Ansatz. dert eine Integration in die städtischen Konzepte der Nachhaltigkeit und Resilienz. Diese sind Andreas Raub notwendig, um die vorhandenen urbanen Prokurist, Leitung Einkauf und Logistik Ressourcen effizienter zu nutzen und um Städte Ankerbrot widerstandsfähiger gegenüber Veränderungen zu gestalten. Dr. DI Bernd Wachmann Leiter des Technologie- und Innovations projektes Nachhaltige Städte Siemens AG 10 Strategisches Gesamtkonzept Smart Urban Logistics
Straßen, Wege, Plätze und Platzl’n - der öffentliche Raum in unseren Städten ist begrenzt und steht im Spannungsfeld von gesellschaftlichen und ökonomischen Interessen. Die Nutzungs anforderungen überlagern sich: Aufenthalt, Begegnung und Bewegung, Orte der Identität für BewohnerInnen und Gäste, Schau- und Ver- kaufsraum ebenso wie der Transport von Waren und Gütern. Der öffentlicher Raum ist soziale und technische Infrastruktur zugleich, die Funktionali- tät, Vielfalt, Lebendigkeit und Annehmlichkeit der öffentlichen Räume bestimmen schlussendlich die Urbanität einer Stadt. „Smart Urban Logistics“ wählt unter den unter- schiedlichen Transportmöglichkeit aus, kombiniert diese pfiffig und passt sich flexibel und individuell an die (nicht nur räumlichen) Gegebenheiten an. Alte Transportmuster werden über den Haufen geworfen und neue Lösungen entwickelt. Es braucht somit nicht nur technologische Innovationen im Güterverkehr, sondern kreative Kombinationen von Produktions- und Vermark- tungslösungen, städtebaulicher Gestaltung und Transportlogistik. Univ. Prof.in DIin Sibylla Zech TU Wien Department für Raumplanung stadtland GmbH Strategisches Gesamtkonzept Smart Urban Logistics 11
1. Einleitung 1.1 Zielsetzungen 1.2 Steuerungs- und „Smart Urban Logistics“ Koordinations-Plattform Zur Erreichung der im „Weißbuch Verkehr“ defi- In den Jahresprogrammen 2012 bis 2014 des nierten Zielsetzung – der Emissionsreduktion bis Klima- und Energiefonds sind vorbereitende 2050 um 60 Prozent – werden in Österreich alle Arbeiten für eine neue Programmlinie „Smart Aktivitäten zu der Vision „Zero Emission Austria“ Urban Logistics“ bzw. „Effizienter Güterverkehr zusammengefasst. Dabei spielt der Klima- und in Ballungszentren“ vorgesehen. Energiefonds eine zentrale Rolle. Mit zirka 600 Millionen Euro wurden bereits 57.000 Projekte Ein thematischer Schwerpunkt der Arbeit des (Stand Juli 2013) für den Klimaschutz und für eine Klima- und Energiefonds ist die „Stadt der nachhaltige Energiezukunft initiiert und gefördert. Zukunft“. Das ständige Wachstum unserer Städte bei gleichzeitiger Verknappung von Ressourcen Die Logistik- und Güterverkehrsbranche ist aktiv macht ein Umdenken in der Stadtplanung mittel- beteiligt und leistet einen wesentlichen Beitrag fristig unumgänglich. Einer der Kernbereiche einer zur Zielerreichung. Durch die zunehmende „Smart City“ ist ihr Umgang mit Mobilität und Urbanisierung und den daraus resultierenden Verkehr und hier speziell mit dem Güterverkehr. Folgen für die Bevölkerung und die Wirtschaft In diesem Bereich sind neue, intelligente Struk wird die Notwendigkeit einer Neugestaltung der turen notwendig, um die Lebensqualität der urbanen Lebensräume sichtbar. In diesem Menschen zu verbessern und dabei als Stadt Zusammenhang werden speziell im urbanen Wirtschaftlichkeit zu garantieren. Raum innovative und nachhaltige Logistikkonzepte und -systeme erforderlich sein. Im Rahmen einer Plattform für „Smart Urban Logistics“ sollen Aktivitäten zur Förderung und Im vorliegenden strategischen Gesamtkonzept Entwicklung eines effizienten Güterverkehrs in sind hierfür Rahmenbedingungen, Grundlagen Ballungszentren initiiert und unterstützt werden. und Anforderungen in Bezug auf den städtischen Die Plattform wird Koordinations- und Steuerungs- Güterverkehr dargestellt. Wesentliche Zielsetzung aufgaben wahrnehmen. Ebenso wird hier die ist eine Systemabgrenzung innerhalb dieses Vernetzung mit anderen laufenden oder geplanten umfassenden Themas und die Schaffung eines Programmen, Initiativen und Aktivitäten angestrebt. einheitlichen Systemrahmens. Dieser soll künftig In der ersten Phase wird die Plattform seitens des als Diskussionsgrundlage und Handlungsleitfaden Klima- und Energiefonds, des Bundesministeriums für die inhaltliche Weiterentwicklung sowie für für Verkehr, Innovation und Technologie und der die Ableitung konkreter Themenstellungen und Schieneninfrastruktur-Dienstleistungsgesellschaft Schwerpunkte dienen. mbH koordiniert. 12 Strategisches Gesamtkonzept Smart Urban Logistics
2. Grundlagen 2.1 Gütermobilität Die Ergebnisse der Verkehrsprognose 2025+ im Gütermobilität umschreibt die Beweglichkeit von Gesamtverkehrsplan für Österreich4 unterstrei- Personen und Gütern in physischen Räumen zum chen, dass ohne verkehrspolitisches Gegensteuern Zwecke der Ortsveränderung samt der Fähigkeit der Energieaufwand für das Verkehrssystem und Bereitschaft zur Bewegung, womit dieser steigen wird und der CO2-Ausstoß nicht wesentlich Begriff deutlich über die tatsächlich realisierte reduziert werden kann. Beides ist nach österreichi- physische Mobilität (Verkehr) hinaus reicht.1 schen und europäischen Zielsetzungen nicht akzeptabel. Die Verkehrsentwicklung ist jedoch von Mobilität stellt ein wichtiges Merkmal bzw. eine zahlreichen Rahmenbedingungen und der Gestal- wichtige Voraussetzung für das Wachstum von tung der zukünftigen Verkehrspolitik abhängig.5 Städten dar. Sie wird als Grundbedürfnis aus den Beweglichkeitswünschen von Personen, Gütern Speziell im städtischen Güterverkehr soll nun und Nachrichten abgeleitet, welche wiederum die frühzeitig begonnen werden, Strategien und Nachfrage nach Verkehrsleistungen auslösen.2 Möglichkeiten zu entwickeln, um Vorbereitungen Deshalb kann die Raumüberwindung als bestim- für die Umsetzung künftiger Systeme zu treffen. mendes Element für den Handel, den Warenaus- tausch sowie für die Produktion und Distribution 2.2 Effizienz als Handlungsgrundsatz von Gütern identifiziert werden.3 In dieser Rolle Die Öffentliche Hand auf der einen und die Logistik- hat die Mobilität einen elementaren Einfluss auf und Transportindustrie auf der anderen Seite die wertschöpfende Volkswirtschaft. verfolgen gleichermaßen das Ziel, die bestehende Verkehrsnachfrage effizienter abzuwickeln, die Die Güterverkehrsleistung wird weiter zunehmen. negativen Effekte zu reduzieren und die positiven Innovationen im Bereich der Fahrzeug- und Ver- Effekte eines qualitativ hochwertigen Verkehrsan- kehrstechnologie werden dazu führen, dass sich die gebots bestmöglich zu nutzen. Worin sich die Entwicklung der Emissionen von jener der Ver- beiden Bereiche mitunter erheblich unterscheiden kehrsleistungen entkoppelt. sind insbesondere der Bezugszeitraum und der Nutznießer. So steht im privaten Sektor naturge- mäß der kurzfristige eigene, interne Nutzen im Vordergrund, im öffentlichen hingegen der langfris- tige, externe Nutzen. Mitunter stehen die beiden Sektoren dadurch in einem systemimmanenten Konflikt. Quelle: Statistik Austria/BMVIT 1 ) BMVIT: Programmdokument „Mobilität der Zukunft“ – das FTI-Programm für Mobilität, Wien 2012 2 ) Kummer, Sebastian (2006): Einführung in die Verkehrswirtschaft, Wien, S. 35 3 ) Nuhn, Helmut/Hesse, Markus (2006): Verkehrsgeo Quelle: Verkehrsprognose 2025+ graphie, Paderborn–München–Wien–Zürich, S. 183 4 ) BMVIT: Gesamtverkehrsplan für Österreich, Wien 2012 5 ) BMVIT: Gesamtverkehrsplan für Österreich, Wien 2012 Strategisches Gesamtkonzept Smart Urban Logistics 13
Die Praxis zeigt, dass die Effizienz des Gesamt Diese sollen eine effizientere Nutzung der öffentli- systems durch natürliche Prinzipien wie den chen Infrastruktur ermöglichen und Energie- und Skaleneffekt sowie durch unterschiedliche Ressourcenverbrauch erheblich reduzieren. Die Maßnahmen und Rahmenbedingungen positiv gerade in Umsetzung befindliche Graphenintegrati- beeinflusst werden kann, womit der spezifische onsplattform GIP ist gemeinsam mit den darauf Verbrauch an natürlichen Ressourcen, insbeson aufbauenden weiterführenden Informationsdiens- dere an Energie, Umwelt und Raum, in der Vergan- ten, etwa der Verkehrsauskunft Österreich (VAO), genheit bereits erheblich zurückgegangen ist. ein wesentlicher Meilenstein in diesem Bereich und Stütze eines innovativen Marktes für effiziente Effizienz durch Wettbewerb Verkehrsangebote. und Konkurrenz Um in einem intensiven Wettbewerb bestehen zu Effizienz durch Spezialisierung können, müssen Anbieter innovativ, kostensensibel und Kooperation und zielorientiert sein. Konkurrenz erweist sich seit Das ökonomische Grundprinzip des Skaleneffekts Jahrtausenden als die bestimmende Triebfeder von führt dazu, dass Anbieter von Transport- und Innovation, ökonomischem Wachstum und gesell- Verkehrsdienstleistungen im globalen Wettbewerb schaftlicher Weiterentwicklung. Dies trifft – in Kooperationen eingehen müssen, um im Konkur- einem funktionierenden Markt - insbesondere auch renzverhältnis bestehen zu können. Einerseits auf die Reduktion der negativen externen Effekte kommt es zu Spezialisierung und Differenzierung, zu, weil Energiebedarf und Umweltbelastung andererseits zu Zusammenschlüssen in immer langfristig reduziert werden. größeren konkurrierenden Einheiten. Mit diesen Veränderungen sind stets auch Effizienz Effizienz durch Infrastruktur und steigerungen verbunden. Management des öffentlichen Raums Ein geeignetes Angebot an Infrastruktur hilft, die Effizienz durch Regulierung beschränkte Ressource Raum besser zu nutzen. und Lenkung Aktivitäten können gebündelt und dort angesiedelt In gewissen Situationen muss die öffentliche Hand werden, wo sie höheren Nutzen bringen und mit Zwangsmaßnahmen eingreifen, um Effizienz geringere Kosten verursachen. Die Preisgestaltung durchsetzen zu können. Diese sensiblen Maßnah- für die Nutzung der Infrastruktur durch die öffentli- men können schnell einen gegenteiligen Effekt che Hand ist ein hochwirksamer Hebel, um effizi- erzielen und müssen daher behutsam eingesetzt enzsteigernd im privaten Sektor zu wirken. und sorgsam abgewogen werden. Die mit diesen Maßnahmen verbundenen bürokratischen Struk Effizienz durch Information turen haben stets eine Tendenz, Prozesse in Gang und Kommunikation zu setzen, welche die Effizienz negativ beeinflussen Die konsequente Weiterentwicklung der internen können. Allerdings ist es auch dezidiert Aufgabe Kommunikationsinstrumente der Logistik- und der öffentlichen Hand, im Umgang mit natürlichen Transportindustrie hat wesentlich zur Senkung Ressourcen, öffentlichem Raum und Energie der spezifischen Transportkosten und damit zur einzugreifen, um zur Erreichung gesellschafts Globalisierung des Handels beigetragen. übergreifend vereinbarter Ziele wie Nachhaltigkeit, Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit des Trans- Umweltschutz und Daseinsvorsorge beizutragen. ports und des Umschlags konnten damit um ein Vielfaches erhöht werden. Die öffentliche Hand hat durch den längerfristigen Zeithorizont und die damit verbundenen längeren Erneuerungs- und Entscheidungszyklen hier einen gewissen Nachhol- bedarf und ist erst dabei, ihre Informationssysteme für die Transport- und Logistikindustrie zur Steige- rung der Nachhaltigkeit des Verkehrs einzubringen. 14 Strategisches Gesamtkonzept Smart Urban Logistics
2.3 Metatrends Metatrend 3: Die Bundesvereinigung Logistik Österreich hat im Re-Regionalisierung „Grünbuch der nachhaltigen Logistik“6 die Meta Der Lebensmittelhandel macht es vor, andere trends mit Relevanz für die Logistik sowie die direk- Branchen ziehen nach: Angebot und Nachfrage ten Logistiktrends zusammengefasst dargestellt. rücken wieder näher zusammen. Die Gründe dafür Nachfolgend sind absehbare Entwicklungen sind vielfältig. Meist handelt es sich um eine aufgelistet, welche die Logistik der Zukunft voraus- Mischung aus wirtschaftlichen Fakten – etwa sichtlich prägen werden und in Strategien zu steigenden Transportkosten oder qualitativen berücksichtigen sind: Anforderungen – und persönlichen Wünschen der KundInnen – etwa genau zu wissen, was man Metatrend 1: isst. Auch scheint bei vielen Entscheidungsträgern Internalisierung der Kosten die Überzeugung zu reifen, dass Outsourcing von Aufwendungen zur Beseitigung negativer Auswir- Produktion Outsourcing von Wissen und wichtigen kungen werden internalisiert. Dies gilt für dauer- Kompetenzen bedeuten kann: Letztlich reicht die hafte Auswirkungen ebenso wie für einmalige Verlagerung von Produktionsprozessen für einige Ereignisse: Einerseits werden etwa Verkehrsteil- Jahrzehnte aus, um jahrhundertelang erworbene nehmerInnen im innerstädtischen Bereich Unter- Fähigkeiten in einer Region in Vergessenheit tunnelungen zur Lärmreduzierung oder die Benut- geraten zu lassen. zerInnen von Autobahnen die dort errichteten Schallschutzmauern direkt über Mauten finanzie- Metratend 4: ren. Andererseits leisten die Verursacher beispiels- Prozess-Know-how weise von Erdölkatastrophen Kompensations vor Produktions-Know-how zahlungen für Schäden an Mensch und Natur. Singuläre Produktions- und Dienstleistungspro Kurzfristige Profitmöglichkeiten auf Kosten der zesse sind vielfach an den Optimierungsgrenzen Umwelt oder der Gesellschaft werden einge- angelangt. Nur anhand der gesamten Supply Chain schränkt und gesellschaftspolitisch geächtet. bieten sich noch Verbesserungsmöglichkeiten, die durch konsequente Kooperation über die einzelnen Metatrend 2: Schritte hinweg genutzt werden können. Da die Rechnen mit der Unberechenbarkeit, Vernetzung von Prozessen die Vernetzung von Zeit als Potenzial Informationen erfordert, steigt die Bedeutung von Absätze werden volatiler, Prognosen unsicherer, Informationsprovidern weiter. Ebenso erhöht sich Planungen unmöglich: Die Krise 2009 hat gezeigt, die Anforderung an die Transparenz vernetzter wie unbeständig vermeintlich stabile Strukturen Prozesse, damit sich Aufwand und Ertrag auf alle sind. Flexibilität gilt künftig als Vorgabe für die beteiligten Partner fair aufteilen lassen. Entwicklung neuer Prozesse und Strukturen, ohne dass sich dabei die hohen Anforderungen bezüglich Metatrend 5: Effizienz reduzieren. Auch der Faktor Zeit wird neu Dienstleistung vor Produkt bewertet: Eng getaktete Prozesse, z.B. Just-in- Die Verfügbarkeit von Produkten wird erwartet, Time-Lieferungen oder 24h-Zustellungen in ganz differenzierend wirkt die Dienstleistung: Tankstel- Europa werden kritisch hinterfragt und die verfüg- len werden zu Backstuben, Backstuben werden zu baren Ressourcen durch die Lockerung zeitlicher Bankfilialen. Der Handel muss mehr können als Restriktionen besser genutzt. Produkte zu präsentieren, um gegen die Online- Konkurrenz zu bestehen. Der Online-Handel wiederum muss die Lieferung perfektionieren, um auf Dauer als verlässliche Bezugsquelle wahrgenommen zu werden. ) Gerald Gregori, Thomas Wimmer (Hrsg.), BVL: 6 Grünbuch der nachhaltigen Logistik, Wien/Bremen März 2011 Strategisches Gesamtkonzept Smart Urban Logistics 15
Metatrend 6: Der Straßengütertransport wird weiterhin stärker Zertifikate statt Maut als andere Transportwege wachsen. Dies bedeutet, Fixe Tarife für die Benutzung von Straßen, Schienen dass die Bestrebungen von Bahn und Binnenschiff- oder Flugkorridoren gehören der Vergangenheit an. fahrt, die deutlich Boden gut zu machen haben, Zeitabhängige Nutzungszertifikate für die immer nicht ausreichen. Entsprechend wird der Bestand knapper werdende Logistikinfrastruktur gehen in an Nutzfahrzeugen weiter zunehmen. Das Trans- das Cash Management von Logistikdienstleistern portvolumen wird stärker steigen als das Trans- ein. Logistikunternehmen bauen dazu verstärkt portgewicht. Banken-Know-how auf und erbringen die bisher von Finanzdienstleistern bezogenen Services selbst Logistiktrend 2: oder in Gemeinschaftsunternehmen. Logistikkosten steigen stark Standards für Lärm- und Schmutzemissionen Metatrend 7: werden weiter verschärft, die Straßenmaut wird Nachhaltigkeit als Voraussetzung deutlich steigen. Die Betrachtung der Total Costs am Kapitalmarkt of Ownership wird die der reinen Benutzungskosten Nachhaltiges Wirtschaften von Unternehmen wird ablösen. Die verursachergerechte Zuordnung von sich langfristig positiv am Kapitalmarkt auswirken. Kosten wird vor allem den Straßengüterverkehr Nachhaltigkeitsberichte sind jedoch zur Zeit noch weiter verteuern. kaum vergleichbar. An Standardisierungen und Ratingmöglichkeiten wird intensiv gearbeitet. Logistiktrend 3: Sobald vergleichbare Kennzahlen über mehrere Digitale Güter werden global, Jahre vorliegen, werden diese Eingang in die physische Güter regional produziert Unternehmensbewertung an Finanzmärkten Forschung und Entwicklung werden überall finden. Nachhaltig agierende Unternehmen kom- stattfinden. Die Herstellung digitaler Güter erfolgt munizieren oftmals offen und transparent und weiterhin weltweit, physische Güter jedoch werden stellen damit für InvestorInnen ein gering(er)es stärker regional produziert und verteilt. Material Risiko dar. und Arbeitskraft stammen dabei aus dem stark begrenzten Angebot vor Ort. Aufgrund der geringe- 2.4 Logistiktrends ren Mengen gibt es eine enge Zusammenarbeit mit Auch aus eigenem Antrieb wird sich die Logistik sogenannten regionalen „Ausgleichsbörsen“. weiterentwickeln. Die nachfolgend vorgestellten Mehrere Firmen teilen sich Fabriken. Trends entstammen aktuellen Studien und Delphi- Umfragen mit dem Schwerpunkt „Entwicklung der Logistiktrend 4: Logistik“. Den Betrachtungszeitraum bilden die Informationstechnologie nächsten 15 bis 20 Jahre. Alle Studien sehen vor Produktionstechnologie Logistik im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit als Informationstechnologie wird die Produktion den Erfolgsfaktor der Zukunft. Diese Logistiktrends durchdringen. Fabriken werden digital, in der Folge wurden ebenfalls im „Grünbuch der nachhaltigen sogar virtuell und können sich schließlich in Logistik“7 zusammengefasst dargestellt. Richtung Remote Factory entwickeln. Dabei ist das Wissen entscheidend, wie man einen Prozess am Logistiktrend 1: besten durchführt. Die Weiterentwicklung der Infor- Transport auf der Straße nimmt weiter zu mationstechnologie wird dazu führen, dass die Der Bedarf an Transportleistungen wird entspre- Wertschöpfung nicht am Standort der Maschine chend der zu erwartenden wirtschaftlichen Ent- erbracht wird, sondern dort, von wo aus man sie wicklung steigen. Dadurch kommt es zu einer steuert. Damit wird es auch leichter, räumlich Verknappung des Raums für den Verkehr. In den näher an der Nachfrage zu produzieren. vergangenen 50 Jahren stand einer Verzehnfa- chung des Transportaufkommens nur eine Vervierfachung der Straßennetze gegenüber. ) Gerald Gregori, Thomas Wimmer (Hrsg.), BVL: 7 Grünbuch der nachhaltigen Logistik, Wien/Bremen März 2011 16 Strategisches Gesamtkonzept Smart Urban Logistics
Logistiktrend 5: Die städtische Logistik beinhaltet die Zustellung Nachhaltige Aspekte prägen die Logistik eines Pakets an Online-KundInnen, die Belieferung Die Produktion der Zukunft hat „lean, clean und des Supermarkts mit Frischgemüse, den green“ zu sein, sagt E. Westkämper, Leiter des Materialtransport von und zu Baustellen, Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik und die Abholung von Rest- und Wertstoffen, den Automatisierung in Stuttgart. „Lean“ bedeutet die Produktversand aus innerstädtischen Produktions- Konzentration auf wertschöpfende Prozesse, standorten, den Botendienst zwischen Büros „clean“ die Vermeidung schädlicher Abfälle oder und vieles andere mehr. Emissionen und „green“ den effizienteren Umgang mit Material und Energie. Ballungszentren mit bis Die eingangs dargestellten Handlungsgrundsätze zu 10 Mio. EinwohnerInnen werden immer größere und Trends haben zwar allgemeinen Geltungsbe- Bedeutung haben, sodass Logistik dort unter reich in der Logistik, speziell im urbanen Bereich ökologischen und ökonomischen Gesichtspunkten ergeben sich hier jedoch teilweise noch intensivere aktueller denn je sein wird. Der Transportsektor Spannungsfelder. Auch in Hinblick auf die zuneh- wird in Zukunft einen noch höheren Anteil an mende Vielfältigkeit und Komplexität der Anforde- Emissionen verursachen, somit werden ökologisch rungen und Strukturen in der städtischen Logistik verträgliche Lösungen für den Transport weiter in ist hier Handlungsbedarf gegeben. den Vordergrund rücken. In Anbetracht der Herausforderungen und Entwick- 2.5 Spezifischer Handlungsbedarf lungen sollte die Zielsetzung eine aktive Gestaltung in Ballungszentren künftiger urbaner Logistiksysteme sein. Unter dem Begriff der Ballungszentren werden im Rahmen dieser Betrachtung sowohl die urbanen Kernzonen und Stadtgebiete verstanden als auch deren angrenzende Agglomerationen, gemeinhin als „Speckgürtel“ bezeichnet. Warum gerade in diesen Gebieten Transport und Logistik eine besondere Rolle spielen bzw. künftig spielen werden, erklärt sich vor allem durch den prognosti- zierten Verkehrszuwachs. Die bereits beschränkten Ressourcen für die Logistik (z.B. Verkehrs-, Park- und Ladeflächen) werden sich durch neue und alternative Nutzungskonzepte weiter reduzieren, gleichzeitig entwickeln sich die Marktanfor derungen in Richtung höhere Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit. Die Herausforderungen für Transport und Logistik werden demnach insgesamt steigen. Die „Logistik in Ballungsräumen“ und der „städtische Güterverkehr“ umfassen einen breiten und schwer abzugrenzenden Aktionsbereich. Die Versorgung und Entsorgung im städtischen Kontext als zentrale Aufgaben sind aber bereits in dieser Betrachtungsebene nicht mehr als Gesamtsystem zu verstehen, sondern umfassen unzählige, differenzierte Sub-Systeme. Strategisches Gesamtkonzept Smart Urban Logistics 17
3. Herausforderungen und Entwicklungen 3.1 Verkehrsflächenknappheit Filialen, eine wesentliche Rolle hinsichtlich der Eine steigende Verkehrsflächenknappheit kann auf Möglichkeiten von Logistiksystemen. ein zunehmendes Verkehrswachstum bei begrenzt erweiterbaren Verkehrsflächen zurückgeführt • Ladenöffnungszeiten werden. In städtischen Gebieten wird ein Zuwachs • Personalpolitik des Verkehrsaufkommens im Individual- und Wirtschaftsverkehr verzeichnet. Während die 3.3 Lieferortbeschränkungen Zunahme des Individualverkehrs auf den steigen- Die Lieferortbeschränkungen bei Transportleistun- den Freizeitverkehr zurückgeführt wird, erhöht sich gen fallen in den Verantwortungsbereich der der Wirtschaftsverkehr durch den kontinuierlichen öffentlichen Verwaltung und lassen sich, im Anstieg der Transportmenge.8 Gegensatz zu den Lieferzeitbeschränkungen, durch den dauerhaften Charakter der Restriktion • Knapp verfügbare Be- oder Entladezonen beschreiben. Aufgrund der relativ geringen Verkehrsflächen- • allgemeine Fahrverbote wachstumsrate in den Städten kann hier von einem • Einbahnführungen logistischen Transportproblem gesprochen werden, • Gewichtsbeschränkungen das sich durch eine erhöhte Konkurrenz der • straßenbauliche Maßnahmen Verkehrsteilnehmer um die Verkehrsinfrastruktur • generelle Verbote zur Durchführung im städtischen Verkehr beschreiben lässt.9 von Ladetätigkeiten • Steigende Stehzeiten durch Staus Derartige Restriktionen können als die geläufigsten im innerstädtischen Verkehr Maßnahmen bezeichnet werden.11 Zeitlichen und örtlichen Beschränkungen muss selbstverständlich Bei knapperen Infrastrukturen – sowohl für den ein übergeordneter Gesamtnutzen zugrunde liegen. Fließverkehr als auch für den ruhenden Verkehr – verringert sich die Effizienz in der Logistik. Aus Es ist jedoch zu berücksichtigen, dass jede betrieblicher Sicht gilt es, einen höheren Anteil an Einschränkung entsprechende Auswirkungen auf Stehzeiten und höhere Kilometerleistungen zu die Optimierungsmöglichkeiten des jeweiligen kompensieren. Logistiksystems hat (z.B. Fahrzeugeinsatz, Tourenplanung etc.). Ist ein Logistiksystem mit 3.2 Lieferzeitbeschränkungen einer Vielzahl an unterschiedlichen Einschrän Durch Lieferzeitbeschränkungen sind Transport- kungen konfrontiert, verliert es in der Regel an planung bzw. -durchführung nur eingeschränkt Effizienz, wenn es alle alle Restriktionen erfüllen optimierbar. Diese Einschränkungen bzgl. der soll. Eine Konsequenz sind ggf. auch Verletzungen Transportzeit werden von der öffentlichen von Restriktionen, um wirtschaftlichen bzw. markt- Verwaltung erlassen.10 seitigen Erfordernissen zu entsprechen. • Nachtfahrverbote • Fahrverbot an Wochenenden und an Feiertagen 8 ) Zach, Christine (1999), Zukunft der Mobilität – Projektbeschreibung und Ergebnispräsentation • Fußgängerzonen der Delphi-Studie, in: www.oeamtc.at/netautor/download/ document/aka/AKA_Kurzfassung%20Delphi_Presse.pdf (Abfrage: 27.11.2008) Lieferzeitbeschränkungen ergeben sich aber auch 9 ) Wittenbrink, Paul (1995), Bündelungsstrategien der Spedi tionen im Bereich der City-Logistik – Eine ökonomische direkt aus den Logistik- und Wirtschaftskreisläufen Analyse, erschienen in der Reihe: Ewers Hans-Jürgen (Hrsg.): der Unternehmen. Betrachtet man beispielsweise Beiträge aus dem Institut für Verkehrswissenschaft an der Universität Münster, Heft 136, Göttingen 1995, S. 15 die Frische- oder Tiefkühllogistik, dann muss der 10 ) Wittenbrink, Paul (1995), Bündelungsstrategien Handel aufgrund der Anforderungen zu bestimm- der Speditionen im Bereich der City-Logistik – Eine ökonomische Analyse, erschienen in der Reihe: Ewers ten Zeiten versorgt werden. Auch spielt die Hans- Jürgen (Hrsg.): Beiträge aus dem Institut für Verkehrs- operative Planung der Unternehmen, z.B. in wissenschaft an der Universität Münster, Heft 136, Göttingen 1995, S. 18 11 ) Kunisch, Peter (2008), Lieferverkehr in Wien – Fakten, Probleme, Lösungsansätze, Vortrag anlässlich des BESTUFS II Seminars mit dem Titel „Fachenquete Lieferver- kehr Quo Vadis“, Wien 2008. 18 Strategisches Gesamtkonzept Smart Urban Logistics
3.4 Schnittstellenproblem eine Reduktion der Sendungsgrößen und eine bei der Warenübergabe steigende Anzahl an Liefer- bzw. Abholstellen. Im Gegensatz zu den zeitlichen und räumlichen Diese Entwicklungen müssen von Logistiksystemen Beschränkungen behandelt das Schnittstellenpro berücksichtigt und entsprechend effizient behan- blem den teilweise ineffizienten Be- oder Entlade- delt werden. prozess, wenn der letzte Schritt der Warenüber gabe nicht optimal stattfinden kann. • steigende Zahl an Liefer- bzw. Abholstellen • Reduktion der Sendungsgrößen Der Grund dafür liegt oftmals in Kapazitätsengpäs- („Atomisierung der Sendungen“) sen bei der Be- oder Entladung der Lieferfahrzeuge sowie in nicht ausreichend verfügbaren Waren 3.6 Wettbewerb, Differenzierung annahme- bzw. Übergabeflächen.12 und USP Der Wettbewerb in der Logistik- und Transport- • Koordination der Warenübergabezeiten branche wird durch die Veränderung der Sen- (Ankunftsaviso etc.) dungsstruktur, die erhöhten KundInnenanforderun- • begrenzte infrastrukturelle Kapazitäten gen und die zunehmende Komplexität der • Problem der letzten Meile bzw. der letzten Meter Wertschöpfungsketten weiter verstärkt. Unabhän- • fehlende bzw. unzureichende Entladetechnik gig von den Ursachen hierfür kann eine Zunahme • notwendiges Umpacken der Sendung des Preiskampfes festgestellt werden, welcher sich erfolgt bei der Übergabe negativ auf die Wirtschaftlichkeit und somit auch • defekte oder fehlerhafte Lademittel auf die Nachhaltigkeit der Transportbranche (z.B. Tauschpaletten)13 insgesamt auswirken kann. Kostendruck und • erforderliche Tätigkeit der Ladungssicherung geringe Margen behindern auch die Umsetzung von Innovationen und Investitionen, welche aus diesem 3.5 Veränderung der Sendungsstruktur Grund oftmals nur in Absprache bzw. gemeinsam Die steigende Zahl an Bestell- und Absatzmöglich- mit den KundInnen langfristig realisiert werden keiten (z.B. e-Commerce) bewirkt eine Veränderung können. der Sendungsstruktur und fordert eine zuneh mende Flexibilisierung der Güterbewegungen im • Innovation nur durch Kooperation Wertschöpfungsprozess. Hinzu kommt eine hohe (z.B. Dienstleister und KundInnen) Anforderung an die Warenverfügbarkeit sowie eine • mittel- bis langfristige Maßnahmen erforderlich immer größere Breite und Tiefe der Sortimente. (Investitionssicherheit) Die Zunahme von Sendungen mit geringen Güter- mengen bedingt eine Erhöhung der Lieferfrequenz. Die Entwicklung weiterer Alleinstellungsmerkmale bzw. USPs („unique selling proposition“) ist auch • Angebotswachstum in Sortimentsbreite in der Logistik gefordert. Systemdienstleister und -tiefe erfüllen vielerlei Aufgaben zusätzlich zum reinen • uneingeschränkte Produktverfügbarkeit Gütertransport und entwickeln Mehrwertdienst (zeitlich & räumlich) leistungen („Value Added Services“) für ihre • Eröffnung neuer Absatz- und Vertriebskanäle KundInnen. Speziell in urbanen Gebieten wird hier • Atomisierung von Sendungen neben der immer stärker vernetzten business- to-business-Logistik (B2B) ein rasant steigender Gründe für diese Strukturveränderung sind auch Anteil an business-to-consumer-Logistik (B2C) Strategien zur Reduktion von Kapitalbindungskos- erwartet. Immer mehr ist das Verkaufsargument ten und Maßnahmen als Reaktion auf steigende Mietkosten in urbanen Gebieten, wo Logistik- und Lagerflächen den umsatzbringenden Verkaufsflä- 12 ) Berg, Claus (1999), City-Logistik, Das Münchner Modell, erschienen in der Reihe: Berg, Claus (Hrsg): chen weichen müssen. Marktseitig ergeben sich Verkehr und Logistik, Band 1, München 1999, S. 98 13 ) Wittenbrink, Paul (1995), Bündelungsstrategien der Speditionen im Bereich der City-Logistik – Eine ökonomi- sche Analyse, erschienen in der Reihe: Ewers Hans-Jürgen (Hrsg.): Beiträge aus dem Institut für Verkehrswissenschaft an der Universität Münster, Heft 136, Göttingen 1995, S. 16 Strategisches Gesamtkonzept Smart Urban Logistics 19
im Direktabsatz auch die kostenlose Möglichkeit 3.9 Wohnqualität und Lärmbelastung der Retournierung, womit auch hier mehr Trans- Neben der Staubbelastung ist die Lärmbelästigung portaufkommen ausgelöst wird. ein wesentlicher Faktor in der Beurteilung der Wohnqualität. Die Wohnqualität der Bevölkerung • Entwicklung von Value Added Services (VAS) wird in den überwiegenden Fällen durch den Lärm • Entwicklung von Logistik-USPs von PKW, LKW, Mopeds und Motorrädern beein- • Logistik- und Transportunternehmen werden trächtigt. Unabhängig von der Lärmquelle sind „Systemdienstleister“ beispielsweise zwischen 31% und 36% (je nach • Wachstum im Bereich B2C-Konzepte Tageszeit) der Wiener Bevölkerung Lärmbelästi- und B2C-Logistik gungen ausgesetzt, die als unangenehm bis sehr • Wachstum in der Retourenlogistik störend empfunden werden.15 Der gewerbliche Liefer- und Entsorgungsverkehr wird in diesem 3.7 Kostensituation Bereich ggf. auch intensiver wahrgenommen als Als einer der stärksten Kostentreiber im Transport- der Fließverkehr bzw. der Individualverkehr. bereich kann neben den Personalkosten die Aufgrund der direkten Nähe zu den BewohnerInnen Treibstoff- bzw. Energiepreisentwicklung identifi- sind speziell hier Maßnahmen gefordert, um die ziert werden. Dies bedeutet für die Logistik eine Situation zu verbessern und die Akzeptanz entsprechende Herausforderung, da die Treibstoff- zu erhöhen. kosten einen signifikant hohen Anteil an den Gesamtkosten ausmachen. • Verringerung der Lärmbelastung im Liefer- und Entsorgungsverkehr Die ökonomische Situation in der Transportwirt- • höhere Akzeptanz der Transportlogistik schaft ist geprägt durch differenzierte Marktanfor- durch weniger Lärm derungen und steigende Restriktionen bei gleich- zeitig steigenden Kosten, wodurch die Produktivität 3.10 Interdependenz immer stärker unter Druck gerät. Die wesentlichen zur Individualmobilität Faktoren sind die Problematik der Fahrzeugauslas- Die soziale Ausgrenzung durch mangelnde tung, die Personalintensität der Leistungserstel- Mobilität beschreibt das Problem der fehlenden lung und der sinkende Kostendeckungsgrad. Nahversorgung in ländlichen Gebieten, eine Tendenz, die auch in urbanen Gebieten festgestellt • steigende Kosten, insbesonders bei Treibstoffen werden kann. Bezogen auf die Standorte und die • steigender Druck auf die Produktivität Größe der Handelsunternehmen findet eine Polarisierung bzw. eine Konzentration statt. 3.8 Emissionsreduktion Der Verkehr ist Verursacher von Emissionen, wobei Stickoxide (NOX), Kohlenmonoxid (CO), Kohlendioxid (CO2) und der Feinstaub (TSP, PM10 und PM2,5) als die wesentlichen verkehrsinduzierten Schadstoffe betrachtet werden.14 Weitere Schadstoffe sind die polyzyklisch aromatischen Kohlenwasserstoffe (PAK), die Kohlenwasserstoffe ohne Methan (NMVOC), das Schwermetall Kadmium (Cd) und das Lachgas (N2O). Die Reduktion von Emissionen steht an oberster Stelle der EU-Zielsetzungen und findet 14 ) Zehle, Ines (1997), City-Logistik: Chancen der koordinierten sich in allen nationalen und regionalen Agenden Versorgung von Städten, 1. Auflage, Sinzheim 1997, S. 22ff; Lothar, Thoma (1995), City-Logistik: Konzeption – Organisation zur Verkehrs- Logistik- und Transportorganisation – Implementierung, Wiesbaden 1995, S. 15ff; der Zukunft. Umweltbundesamt (2008c), Umweltthemen\Luft, in: www. umweltbundesamt.at/umweltschutz/luft (Abfrage 14.10.2008); Österreichisches Institut für Raumplanung (1997), City-Logistik: Ein Ausweg aus der Wiener Verkehrsmisere, Wien 1997, S. 4 • Emissionsreduktion als prioritäre Zielsetzung 15 ) Fellner, Georg/Gielge, Johannes/Hansely, Hans-Jörg (2007), Leben und Lebensqualität in Wien – Kommentierte Ergebnisse und Sonderauswertung der Großstudien „Leben in Wien“ und „Leben und Lebensqualität in Wien“, S. 17 20 Strategisches Gesamtkonzept Smart Urban Logistics
Ein weiterer Trend ist die Verschiebung der Standortpräferenzen zugunsten künstlicher Handelsagglomerationen in peripheren Gebieten. Ausschlaggebend für das Kaufverhalten ist u.a. die individuelle Mobilität der Menschen. Durch einen Einkauf wird eine individuelle Logistikleistung erbracht, der Transport vom Geschäft zum Wohn- ort. Auch diese Transportleistung ist gewissen Kapazitäts- und Planungsrestriktionen unter worfen: Welches Verkehrs- bzw. Transportmittel steht zur Verfügung, in welcher Zeit kann bzw. soll der Transport erfolgen, welches Gewicht bzw. Volumen kann transportiert werden? Wenn durch ein effizientes Logistiksystem eine vielfältige Handels- und Versorgungslandschaft sicher gestellt werden kann, dann beeinflusst dies auch die individuellen Mobilitätsbedürfnisse und -anforderungen. • Logistik ist eine Basis der Handels- und Versorgungsentwicklung • Logistik beeinflusst die Anforderungen an die Individualmobilität Strategisches Gesamtkonzept Smart Urban Logistics 21
4. Rahmenbedingungen und Einflussfaktoren Smarte, urbane Logistik beinhaltet eine Reihe von 4.3 Lebensqualität logistischen Systemen und Komponenten, die in Die Lebensqualität wird durch subjektive, psycho der Planung zu berücksichtigen sind. Darüber logische und medizinische Faktoren bestimmt. hinaus existieren jedoch Rahmenbedingungen und Die Wohlergehenskomponente beschreibt hierbei Einflussfaktoren, die nicht direkt im Wirkungs- und das Verhältnis zwischen der Bedürfnisbefriedigung Handlungsbereich der Logistik liegen. und der Verkehrsleistung. Hier gibt es Anforderungen und Entwicklungstrei- Mobilität bedeutet hierbei ganz allgemein das ber, welche in unmittelbarem Zusammenhang mit Erreichen von Orten, um dort durch Aktivitäten die logistischen Aufgabenstellungen stehen und somit Bedürfnisse zu befriedigen. Die Logistikwirtschaft eine große Relevanz hinsichtlich der Planung und gewährleistet eine entsprechende Lebensqualität, Ausrichtung von Logistiksystemen haben. Diese wird aber natürlich auch als beeinträchtigendes Rahmenbedingungen und Einflussfaktoren sind Element wahrgenommen. nachfolgend kurz hinsichtlich ihres Bezugs zur Logistik dargestellt. Problemfelder mit Einfluss auf die Lebensqualität der Bevölkerung sind: 4.1 Infrastruktur • Emissionsverursacher Die Qualität des städtischen Lebens wird wesent- (CO2, Feinstaub, Lärm etc.) lich durch die Verfügbarkeit von Infrastrukturen • Wahrnehmung als Sicherheitsrisiko und bestimmt. Aufbauend auf einer effektiven Verkehrs- als Ursache für Verkehrsunfälle infrastruktur ist daher die Erreichbarkeit einer • Beeinträchtigung der Wohnqualität durch Region ein bestimmender Treiber für die wirt- Lieferungen und Transporte schaftliche Leistung. Die Erreichbarkeit stellt • Einschränkung der persönlichen Mobilität durch das Beziehungsverhältnis zwischen Gesellschaft, gewerbliche Mobilität Raum und Verkehr dar und beschreibt das Maß der möglichen Interaktionen. 4.4 Arbeitsmarkt Der Arbeitsmarkt ist ein wesentlicher Standort- Eine bessere Erreichbarkeit wirkt sich positiv auf und Entwicklungsfaktor in urbanen Regionen und die Wirtschaftsdynamik und daher auf das Wirt- setzt sich aus Teilaspekten wie Arbeits-, Wohn- und schaftswachstum aus. Kritisch betrachtet ist daher Lebensraum zusammen. nicht die bloße Existenz von Verkehrsinfrastruktur Die Grundintention der österreichischen Standort- wesentlich, sondern viel mehr die effektive und politik ist die Schaffung und Neugestaltung unter- zweckmäßige Verbindung zwischen den nehmensfreundlicher Rahmenbedingungen mit Akteuren. langfristigen Vorteilen für Unternehmer und Beschäftigte.16 Daraus lässt sich die Interdepen- 4.2 Energieversorgung denz zwischen den Anforderungen der Unterneh- Die Verfügbarkeit und Qualität der Energieversor- mer und jener der Beschäftigten erkennen. Eine gung ist, ebenso wie die Infrastruktur, als wichtige funktionierende Logistik als Wettbewerbsfaktor Grundlage und als verbindendes Element des dient auch dazu, urbane Arbeitsplätze und somit Logistiksystems zu betrachten. einen urbanen Arbeitsmarkt langfristig zu sichern. Eine effiziente und nachhaltige Erzeugungs- und Verteilungsfunktion im Energiebereich dient der Systemaufrechterhaltung auch für Logistik und Transport. Dies gilt speziell unter Berücksichtigung künftiger Nutzungsmöglichkeiten alternativer Technologien in Smart City Konzepten. ) Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend 16 - Standportpolitik (2013), in: www.bmwfj.gv.at/Wirtschaftspo- litik/Standortpolitik/Seiten/default.aspx (Abfrage: 20.03.2013) 22 Strategisches Gesamtkonzept Smart Urban Logistics
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