ENERGIE-LANDSCHAFT MITGESTALTEN - BET Energie
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ENERGIE- LANDSCHAFT MITGESTALTEN
KAPITEL 01 ZEIT DER REBELLION EINE GENERATION GEHT NEUE WEGE Seit 1968 will die deutsche Jugend mehr als nur ein gutes Gehalt, eine Urlaubsreise in den Süden oder ein eigenes Auto. Sie stellt unbequeme Fragen und findet eigene, genauso unbequeme Antworten. In Aachen entscheiden sich zwei junge Querdenker, Elektrotechnik zu studieren – gegen den Strich und mit überraschen- den Resultaten.
Technik, die begeistert – der kleine Mick entlockt Wolfgang hatte schon früh Berührung mit der Politik. Er und Konrad seinen Geräten erste Töne. Adenauer waren im gleichen Kinderchor. Hier feiert Adenauer seinen letzten Geburtstag als Ehrenmitglied. GOLDEN SIXTIES Erklärtes Ziel: den besten Verstärker auf dem Markt besitzen. Die selbst gemachte Besenstielmaschine eine ganzheitliche un vom Papa – Wolfgan d praktische Denkw gs Vorbild für eise.
WUNDERKINDER WACHSTUM MIT FRAGEZEICHEN DIENACHKRIEGSGENERATIONERWACHT AUS DEM KONSUMRAUSCH Mit der Währungsreform 1948 beginnt das Wirtschaftswunder. Mehr als zwei Jahrzehnte lang geht es steil aufwärts. Deutschland krempelt die Ärmel hoch, schafft neuen Wohl- stand – und verdrängt dabei ganz lässig alles, was während der braunen Diktatur geschah. In dieser Zeit ungebrochener Konsumfreuden wachsen auch die Nachkriegskinder heran. 1968 beginnen sie allerdings, unbequeme Fragen zu stellen und den inneren Frieden der Republik ins Wanken zu bringen.
HOHOHOCHIMINH EINEGENERATION AUFDENBARRIKADEN 1968GEHENDIEDEUTSCHENSTUDENTEN AUF DIE STRASSE Sie demonstrieren – erst für eine andere Hochschule, dann für ein anderes Deutsch- land und schließlich für eine Alternative zum kapitalistischen System. Symbol für den Konflikt zwischen Ost und West, Kommunis- mus und Kapitalismus ist der Vietnamkrieg mit seinen Massakern und Napalmbomben. Ultimative Provokation in der politischen Friedhofsruhe unter Kurt Georg Kiesinger: die demonstrative Solidarisierung mit Nord- vietnam und seinem Staatschef.
ÖLEMBARGO MIT DEM FAHRRAD AUF DER AUTOBAHN TREIBSTOFFDESWIRTSCHAFTSWUNDERSSIND FOSSILE BRENNSTOFFE Als die OPEC 1973 den Ölhahn zudreht, um den Westen für seine Unterstützung Israels zu bestrafen, stürzt die Wirtschaft ab. Au- tofreie Sonntage und Tempolimits erregen viel Aufsehen, zeigen aber wenig Wirkung. Der Ölpreis sinkt nach einer Weile wieder. Das Thema nachhaltige Energieversorgung bleibt aber – bis heute – auf der Agenda. Eine neue Option soll die Atomenergie schaffen: Am 1. Januar 1960 tritt das Gesetz über die friedliche Verwendung der Kernenergie und den Schutz gegen ihre Gefahren in Kraft. 1973 gehen in Deutschland 10 Kernkraftwerke ans Netz, 13 weitere sind im Bau.
MONOPOLPARADIES DIEENERGIELANDSCHAFT HH IM JAHRE 1977 B H WETTBEWERB FINDET NICHT STATT E D Bis 1998 wird der deutsche Strom- und Gas- markt insbesondere bei Stromerzeugung und Gasbeschaffung von wenigen Energiekon- zernen beherrscht. Innerhalb festgelegter KA „Demarkationslinien“ ist jeweils ein Ener- S gieversorger Monopolist. Dies ist seit 1935 M gesetzlich festgeschrieben und laut Wett- bewerbsgesetz von 1957 ausdrücklich kein Kartellrechtsverstoß. Regenerative Energien HEW (Hamburg) BEWAG (Berlin) stecken noch in den Kinderschuhen, Strom PREUSSEN ELEKTRA (Hannover) entsteht, abgesehen von einigen Wasserkraft- RWE (Essen) VEW (Dortmund) anlagen, fast ausnahmslos in Kraftwerken für BADENWERK (Karlsruhe) fossile Brennstoffe oder Kernkraftwerken. EVS (Stuttgart) BAYERNWERK (München)
THREE MILE ISLAND EINUNFALLMOBILISIERT 1957 DIE ÖFFENTLICHKEIT MAJAK (UDSSR) In einem russischen Atomkomplex kommt es aufgrund einer Störung im Kühlsystem zu einer Explosion, DIE GEFAHREN DER KERNENERGIE durch die 23.000 Quadratkilometer WERDEN OFFENSICHTLICH radioaktiv verseucht werden. Erst als Gorbatschow Jahrzehnte später die kurze Phase der Perestroika Am 28. März 1979 kommt es im Atom- ausruft, wird der Vorfall bekannt. kraftwerk Three Mile Island bei Harrisburg WINDSCALE (GROSSBRITANNIEN) (USA) zu einer partiellen Kernschmelze, In einem zur Herstellung von Bom- durch die im Reaktor Radioaktivität frei- benplutonium genutzten Reaktor bricht ein Feuer aus. Radioaktive gesetzt wird. Für die Techniker sehen ihre Gase verseuchen mehrere Hundert Schalttafeln am Unglückstag vor Alarm- Quadratkilometer. Mindestens 39 Menschen sterben an den Folgen. meldungen wie die blinkende bunte Kette eines Weihnachtsbaums aus. 140.000 Men- schen werden evakuiert. Der Beinahe-GAU 1969 LUCENS (SCHWEIZ) im neuen Reaktor von Three Mile Island In einem Versuchskraftwerk im sorgt für eine Wende in der öffentlichen Schweizer Waadtland kommt es zu einer partiellen Kernschmelze. Die Wahrnehmung der Atomkraft. Kaverne des im Fels gebauten Reak- tors wird versiegelt.
ANTI-ATOM-PROTESTE
1932 1976 ELEKTRIZITÄT AUS DER LUFT! DIESES WINDKRAF- NATÜRLICH HAT KERNKRAFT IHRE TRAD BEI BERLIN ERZEUGT DURCH DIE RISIKEN. ES GIBT ABER KEINE ENERGIE DREHUNG DER PROPELLER ELEKTRIZITÄT. UND NICHTS AUF DER WELT OHNE DIE VERSUCHE SIND VOLL GELUNGEN. RISIKEN, NICHT EINMAL DIE LIEBE. (HERMANN HONNEF, 1932) (HELMUT SCHMIDT, 2008)
WÄHRENDDESSEN KOMMT IN FRIEDLICHEN DEUTSCHEN STÄDTCHEN EINIGES INS ROLLEN ... STEINE ISETTA, ENTEN, KÄFER UND 1962 BETRETEN DIE ROLLING 161.728 3.868.631 21.529.464 MOTOR- STONES DIE BÜHNE Dies ist der Auftakt zu einer der Isetta 250 machen den Traum von Mobilität wahr Enten werden von 1949 bis 1990 hergestellt VW Käfer rollen insgesamt vom Band RÄDER langlebigsten und kommerziell SIEKLINGENUNGLAUBLICHGUTUND erfolgreichsten Bands der Rockge- BEDEUTENFREIHEIT–WENNMANSIE schichte. Als Dauerkonkurrenten der Beatles liefern sie den Soundtrack ZU SCHRAUBEN WEISS für eine rebellische Jugendkultur. Die Attraktivität des Motorrads er- Noch geht man zu Rockkonzerten BMW trifft mit der exzentrischen Die Anschaffungs- und Unter- Mit über 20 Millionen Ex- reicht 1980 ungeahnte Höhen. 135 in Anzug und Schlips; die Auftrit- „Knutschkugel“ den Geist der Wirt- haltskosten des viertürigen emplaren ist der von 1938 neue Typen kommen an den Mann te dauern gerade mal eine halbe schaftswundergeneration. Mehr als 2CV sind gering. So avanciert bis 2003 gebaute VW Käfer oder die Frau, gut 23 Prozent mehr Stunde. Dennoch prophezeit die 45.000 Exemplare liefert BMW allein die Ente vor allem in Deutsch- das meistverkaufte Auto- als ein Jahr zuvor. Noch heute sind Presse schon damals das Ende des in den Jahren 1955 bis 1957 aus. land zum typischen Studenten- mobil der Welt, bevor ihn Technik, Design und Sound der 70er- Abendlands. Mit regelmäßigen Aus- Doch je länger der Aufschwung an- auto. Ihr Besitz gilt vielen als der VW Golf im Juni 2002 und 80er-Bikes Kult. Sogar beken- schreitungen bei den Konzerten und hält, desto geringer wird das Interes- Ausdruck einer nonkonformis- überholt. nende Nicht-Motorradfahrer kaufen exzessivem Drogenkonsum kommt se an der Isetta. 1962 ist die Zeit für tischen und konsumkritischen sich in diesen Jahren einen Helm es dann tatsächlich zum Ende der ein Auto in Eiform mit nur einer Tür Lebenshaltung, für die Status- – man bleibt mit Kopfbedeckung bei unbeschwerten Peace & Love-Ära. und maximal 13 PS einfach vorbei. symbole keine Rolle spielen. Demos oder der Räumung besetzter Häuser einfach länger aufrecht. DEUTSCHLAND … UND ZWEI KOMMT ZUM JUNGEMÄNNER PUNK ... ZUM STUDIUM 1976WERDENINLONDONTHECLASHGEGRÜN- NEUEGENERATIONMITALTERNATIVENHOFFNUNGEN DET UND AVANCIEREN RASCH ZU EINER DER Wenn die Industriegesellschaft ihre Wirtschafts- und EINFLUSSREICHSTEN PUNKBANDS Lebensweise unverändert fortsetzt, gefährdet sie da- mit die Lebensgrundlagen der menschlichen Spezies. Ihren ersten Auftritt haben The Clash am Der jungen, politisch engagierten Generation ist dies 4. Juli 1976 als Vorgruppe der Sex Pistols. Die bewusst. Die Hoffnung, in der Politik Kräfte für einen Band wird von der Kritik als „beste Rock-‘n‘- Neuanfang zu finden, ist gering. Erfolgversprechender Roll-Band der Welt“ gefeiert und hat interna- ist es, die Universitäten als „Think Tanks“ des Wandels tional großen Einfluss. Punk macht die Musik zu nutzen. Hoffnungsträger sind hier allerdings nicht politisch – auch der deutsche Punk hat seine die „zuständigen“ Professoren, schon gar nicht in den Wurzeln in politischen Bewegungen oder sym- Ingenieurwissenschaften. Protagonisten sind vielmehr pathisiert zumindest mit ihnen. Bislang gibt eine Minderheit der Studierenden und wissenschaftli- es für Musiker kaum Möglichkeiten, Platten chen Mitarbeiter. Als sie sich 1976 für den Studiengang außerhalb des etablierten Musikbetriebs zu Elektrotechnik einschreiben, wissen es die beiden noch veröffentlichen. Nun werden besetzte Häuser nicht, aber genau zu dieser politikprägenden Minder- und autonome Zentren Bühnen einer neuen heit werden Michael Ritzau und Wolfgang Zander und musikalischen Bewegung und Keimzellen poli- auch die anderen späteren BET-Gesellschafter gehören. tisch aktiver Independent-Labels.
KEIN SAND IM GETRIEBE 1. AUFGABE EINGEBEN 2.AUFAUSFÜHRENDRÜCKEN WAS EINEN GUTEN INGENIEUR AUSMACHT 01 FUNKTIONIEREN: Er löst die ihm gestellten Aufgaben, ohne sie zu hinterfragen oder gar in einen gesellschaftspolitischen Ge- samtkontext zu stellen. 02 WACHSTUM GENERIEREN: Er bringt die Technik voran, generiert im Interesse der Industrie maximale Gewinne und schafft Wohlstand für die Gesellschaft. Für ihn und seine Familie fällt dabei auch etwas ab. 03 AKZEPTIEREN: Er hält sich an bestehende Denkschemata und akzeptiert fraglos ihm vorgegebene Werte oder Lerninhalte. Kreativität und eigenes Denken außerhalb des gesetzten Rahmens sind ihm fremd. DERINGENIEUR
CHRONOLOGIE DES ZUFALLS STUDENTENREGISTER RWTH AACHEN, ELEKTROTECHNIK RITZAU,MICHAEL MATRIKELNUMMER 65883 ZANDER,WOLFGANG WIR KÖNNEN PROBLEME NICHT MIT DEN DENKMUSTERN LÖSEN, DIE ZU IHNEN GEFÜHRT HABEN. MATRIKELNUMMER 65880 (ALBERT EINSTEIN)
WAS EIN GUTER WENN DANN DAS UNSERE LEHRINHALTE SEIN SOLLEN, INGENIEUR KÖNNENMUSS MÜSSEN WIR ETWAS DARAN ÄNDERN.
DAS ERSTE SEMESTER BEGINNT MIT EINEM STREIK UND EINER BEKANNTSCHAFT
1976 EINEFACHSCHAFTSTREIKT Wie ändert man eine Vorlesung? Ganz einfach: Man verfasst und verteilt eine über 100 Seiten starke Vorlesungskri- tik. Mick, Wolfgang und Konsorten der Mick druckt selbst in AG Ökologie/Ökonomie in der Fach- einer Offset-Druckerei in seiner linken Fachschaft, schaft E-Technik erreichen ihr Ziel damit finanziert er sich nicht sofort – der Professor lässt sich WEGEN EIN PAAR sein Studium – meist in von der Meinung einiger bärtiger Re- Nachtschichten. BÄRTIGER MÄNNER Einige Jahre später: voluzzer zunächst nicht beeindrucken. Ein Jahr später wird die Vorlesung ÄNDEREICHDOCHNICHT RITZAU, WOLLEN Energiewirtschaft grundlegend MEINE VORLESUNG! SIE NICHT BEI MIR revidiert und einige Kritikpunkte PROMOVIEREN? übernommen. Angetrieben von der Philosophie, dass ein Studium nicht losgelöst vom gesellschaftlichen Leben betrachtet werden darf, setzen sich Mick und Wolfgang in der AG in- tensiv mit der Lehrmeinung in Sachen Energie auseinander. Die Vorlesung Vorlesungskritik vertritt eine kompromisslose „Pro-A- tomkraft-Doktrin“ – Ressourcenpro- bleme der Welt sind nur durch Kern- rische Korrelation, aber keinen kausalen Zusammenhang, kraftwerke zu lösen. Die AG Ökologie/ der eine Extrapolation in die Zukunft erlauben würde. Sie Ökonomie sieht dies diametral anders. setzen der ökonomischen These ihres Professors eine Sie setzt auf eine bessere, atomkraft- Querschnittstudie von 44 Ländern entgegen, die den freie Welt. Dreh- und Angelpunkt der Zusammenhang von Primärenergieverbrauch und Brutto- Kontroverse ist die These der Vor- inlandsprodukt anhand von sechs verschiedenen Regres- lesung, dass sich Energieverbrauch, sionsgleichungen untersucht. Das Ergebnis: Erstens gibt Wirtschaftswachstum und Wohlstand es andere, wichtige Einflussgrößen und zweitens erscheint weitgehend parallel entwickeln. Das eine zunehmende Entkopplung von Wirtschaftswachstum Professor Edwin muss widerlegt werden. Mick und und Energieverbrauch zumindest denkbar. Also, werter Wolfgang sehen hier zwar eine histo- Herr Professor: „Es geht auch anders!“ FÜREINSELBSTBESTIMM- GEGEN DIE INSTRUMEN- TES ARBEITEN UND TALISIERUNGDERINGENI- STUDIUM! EURSAUSBILDUNGFÜRDIE PROFITINTERESSEN DER INDUSTRIE! SOLIDARITÄT MIT DER ARBEITENDEN VOLLVERSAMMLUNGEN! BEVÖLKERUNG! BASISDEMOKRATIE!
KAPITEL 02 ZEIT DES AUFBRUCHS QUERDENKER BRAUCHEN KEINEN BUSINESSPLAN Die Gründer der BET wissen, was sie wollen und dass es jede Menge zu tun gibt. Sie verlassen sich also auf ihre Intuition und marschieren los. Wer sich ohne Business- plan selbstständig macht, muss allerdings eine ganze Ecke besser sein als die anderen. Zum Glück sind sie es auch, denn sonst gäbe es diese Chronik nicht.
GLASNOST TIAN’ANMEN RUSSLAND BEKOMMT CHINA BEKOMMT EINE STIMME EINEN DÄMPFER MICHAIL GORBATSCHOW SORGT FÜR INFORMATIONS- DASMASSAKERAMPLATZDESHIMMLISCHENFRIEDENS UND REDEFREIHEIT Während die Demokratiebewegung in der UdSSR erfolgreich ist, 1985 beginnt in Russland ein Jahrzehnt der Transparenz – eine wird sie in China blutig niedergeschlagen. Das Tian’anmen-Mass- Trendwende, die das Ende der UdSSR beschleunigt. Im März aker ist der Endpunkt monatelanger friedlicher Massenkundge- erklärt Gorbatschow „Glasnost“ – russisch für Offenheit, Rede- bungen auf dem Platz des himmlischen Friedens. und Informationsfreiheit – zum neuen Prinzip: „Ohne Glasnost gibt es keine Demokratie, und es kann sie auch nicht geben. [...] Am 3. und 4. Juni 1989 werden in Peking zwischen 300 und Es kommt darauf an, Glasnost zu einem störungsfrei funktionie- 3.000 Menschen getötet. Durch die Anwesenheit internationa- renden System werden zu lassen. Man braucht Glasnost im Zen- ler Pressevertreter, die über einen Staatsbesuch Michail Gorbat- trum, aber ebenso sehr, ja vielleicht sogar noch mehr an der Ba- schows berichten wollen, werden die Ereignisse international sis, dort, wo der Mensch lebt und arbeitet.“ Glasnost ermöglicht kritisiert. Die Presse der DDR – stramm regimetreu noch in den Medien eine kritische Berichterstattung über politische und Zeiten der Perestroika – berichtet aus chinesischer Parteiper- gesellschaftliche Ereignisse. Schon in der Ära Jelzin geht es mit spektive. der neuen Meinungsfreiheit aber wieder bergab.
TSCHERNOBYL DER ERSTE SUPER-GAU AUFTAKT ZUM EINSTIEG IN DEN AUSSTIEG Am 26. April 1986 gerät der Atomreaktor im ukrainischen Tschernobyl außer Kon- trolle. Bei der wenig professionell durchgeführten Simulation eines Stromausfalls kann ein gefährlicher Leistungsanstieg nicht begrenzt werden, es kommt zur Ex- plosion des Reaktors. Zunächst wird versucht, den Vorfall zu verschweigen. Als die Radioaktivitätswerte in Europa bedrohlich ansteigen – durch die Windrichtung sind vor allem die westlich gelegenen Länder von Schweden bis Österreich und Deutschland betroffen –, wird allerdings klar, welches Ausmaß die Katastrophe hat. Die offiziellen Reaktionen in den betroffenen Ländern sind je nach Atompoli- tik unterschiedlich. Russland und Frankreich reden die Gefahr klein. In Österreich entsteht dagegen ein bis heute unumstrittener Anti-Atom-Konsens. In Deutschland bröckelt die ohnehin schon durch die Anti-Atomkraft-Bewegung geschwächte Front der Kernkraftbefürworter. 58 Prozent der Bevölkerung sind nun für einen Ausstieg. Diese Forderung wird auch von der SPD übernommen, die einen schrittweisen Aus- stieg befürwortet. Die CDU unter Bundeskanzler Helmut Kohl spricht sich dagegen nur für eine Senkung des Kernenergieanteils bei der Energieversorgung aus. Ein schneller Ausstieg ist für sie weder notwendig noch machbar. Kernenergie wird nach Tschernobyl für die CDU von einer Zukunfts- zu einer Übergangsenergie. Langfristig soll über eine Energiepolitik nachgedacht werden, in der die Atomkraft nicht mehr nötig ist.
MAUERFALL WIR SIND DAS VOLK DIE DEUTSCHE WIEDERVEREINIGUNG Am 9. November 1989 bringt eine friedliche Revolution die Mauer zu Fall. Das Ende der DDR ist eingeläutet, der Weg zur Wiedervereinigung geebnet. Regelmäßige Massendemonstrationen, ebenso massenhafte Ausreiseanträge und nicht zuletzt die schwindende Unterstützung aus den demokratiefreudigeren Bruderstaaten des Warschauer Pakts zermürben eine Ostberliner Führungsriege, die trotz zunehmen- der Stagnation immer noch an einen Sozialismus alter Prägung glaubt. Niemand ist auf eine schnelle Wiedervereinigung vorbereitet. Im Osten grassiert die Furcht vor einer militärischen Niederschlagung der Demokratiebewegung nach dem Muster des 17. Juni 1953 oder des Prager Frühlings von 1968, eine Sorge, die trotz Glasnost und Perestroika nicht ganz unbegründet ist. Im Westen ist man zwar für eine Wiedervereinigung, hätte es aber vor allem in Paris und London lieber etwas langsamer. Unter dem Druck der Bevölkerung, die in ihren Sprechchören erst mehr Einfluss im eigenen Land will – „Wir sind das Volk“ – und dann die Wiedervereini- gung fordert – „Wir sind ein Volk“ – gibt es aber kein Zurück mehr. Am 3. Oktober 1990 wird die deutsche Einheit vollzogen. Die Nachkriegszeit ist endgültig vorüber, die längste Besatzung der Völkerrechtsgeschichte friedlich abgeschlossen. Ost und West aber wirklich wieder zu einer Einheit zu machen, bleibt noch für Jahrzehnte eine Aufgabe.
VEREINIGUNG WIR SIND DIE BET MICK UND WOLFGANG GRÜNDEN EINE GBR Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile – schon Aristo- teles erkennt dieses Naturprinzip. Über 2.000 Jahre nach dem Gründer der abendländischen Wissenschaft spüren auch Mick und Wolfgang die potenzielle Energie ihrer Zusammenarbeit – sei es im Studium, im studentischen und politischen Engage- ment oder beim gemeinsamen Wohnen in einer belgischen WG. Warum also versuchen, die Welt alleine zu verbessern, wenn man sich zu einer neuen Kraft mit größeren Chancen zusam- menschließen kann? Mick, Wolfgang und ihre Kollegen stürzen sich in das große Abenteuer, den Energiemarkt zu revolutionie- ren. Auch nach 25 Jahren ist die Energie nicht erschöpft – ganz im Gegenteil: Wenn Mick, Wolfgang und ihre Kollegen die Köpfe zusammenstecken, entsteht immer wieder etwas Neues – sei es zum Wohle des Energiemarktes, der Kunden, des Unternehmens oder der Gesellschaft.
MEHRFARBEFÜRDEUTSCHEPARLAMENTE 1980 DIEGRÜNENbetretendiepolitischeBühne Seit den Studentenprotesten der spä- also einen eigenen Zugang zur Politik. ten 60er-Jahre findet Politik längst Auf kommunaler Ebene werden grüne nicht mehr nur im Parlament statt. und bunte Listen gegründet. Erste Außerhalb des traditionellen politi- Gemeinderats- und Kreistagsmandate schen Systems engagieren sich immer zeigen, dass die neue politische Kraft mehr Initiativen für Themen, die von Rückhalt in der Bevölkerung hat – den etablierten Parteien aller Coul- nicht zuletzt dort, wo die Politik gegen eur weitgehend ignoriert werden. Die den Willen der Bürger Kernkraftwerke Friedensbewegung ist hier ebenso betreiben will. 1980 wird dann mit zu finden wie Dritte-Welt-Gruppen, den GRÜNEN eine eigene, auf Bunde- Bürgerrechtsgruppen oder eine brei- sebene aktive Partei gegründet. Sie te Anti-Atomkraft-Bewegung. Immer bündelt die Vielfalt der Initiativen und wichtiger werden in den 70er-Jahren versucht darüber hinaus, eine andere, der Umweltschutz und die Gleichbe- basisdemokratischere Form von Politik rechtigung der Frau. Nur von der Stra- zu betreiben. Dies geht nicht ohne Rei- ZEIT FÜR ße aus sind die Interessen der Bürger bungsverluste und sorgt bei Schwarz, aber kaum durchsetzbar – außerpar- Gelb und Rot für große Erheiterung, lamentarische Opposition und der zumal das 1,5-Prozent-Ergebnis der lange Marsch durch die Institutionen ersten Bundestagswahl noch keine hat vielen 68ern außer einer Stelle als echte Bedrohung des althergebrachten EINENEUE Professor oder Oberstudienrat wenig Parteienspektrums darstellt. Schon Erster Parteitag der GRÜNEN gebracht. Die Alternative sucht sich bald wird sich das aber ändern. ANNÄHERUNGVONLINKS PARTEI MickundWolfgangengagierensich 1984 Mick und Wolfgang essen zwar Müsli, am Institut eine Dissertation zum tech- können sich mit der neuen Partei aber nisch-wirtschaftlichen Substitutionspo- zunächst nicht anfreunden. Sie wollen tenzial erneuerbarer Energie in elektri- sich ihre unabhängige linke Weltsicht schen Inselsystemen. Wolfgang schlägt nicht auf das Thema Ökologie redu- sich derweil am Institut für Hochspan- zieren lassen. In den vier Jahren nach nungstechnik der RWTH Aachen mit Gründung der GRÜNEN bewegen sich Strömen von 50.000 Ampere, viel beide Seiten aber so weit aufeinan- Messtechnik und theoretischem Hinter- der zu, dass Mick und Wolfgang in die grundwissen zum „Alterungsverhalten Partei eintreten. Im Fokus steht die von ZnO-Überspannungsableitern bei kommunalpolitische Ausrichtung der Stoßstrombelastung unter besonderer Energieversorgung – die Stadtwerke Berücksichtigung von Materialinhomo- Aachen sollen vom Energieversorger genitäten“ herum. zum Energiedienstleister werden und Anreize zur Energieeinsparung bieten. Trotz dieser faszinierenden Herausfor- Die Kraft-Wärme-Kopplung soll ausge- derung haben beide den Eindruck, die baut werden. Während ihrer Institutszeit Menschheit mit ihrer Forschung nicht haben die beiden gelernt, dass es keine viel weiterbringen zu können, und seh- Denkverbote geben darf und Kontro- nen sich nach weitreichenderen Auf- versen auf einer fairen, sachlichen und gaben. Wolfgang wird zunächst in den wertschätzenden Ebene ausgetragen Aufsichtsräten der Stadtwerke Aachen werden müssen. Mick wird bei seiner und der EVA aktiv. Mick engagiert sich Diplomarbeit zur Kraftwerks- im Ausschuss Verkehrspolitik – eine einsatzoptimierung von KWK-Systemen besondere Leistung für jemand, der mit Wärmespeichern von dem Profes- jahrelang aus Prinzip kein eigenes Auto sor begleitet, den er einige Jahre zuvor besitzt – und ist daneben Mitglied im noch heftig kritisiert hatte. Er schreibt Aufsichtsrat der ASEAG Energie. Und Wolfgang bringt es bis in den Vorstand des Aachener Ortsvereins der GRÜNEN. Mick engagiert sich im Stadtrat.
AUFTAKT ZU EINER NEUEN ENERGIEPOLITIK? ER- 1986 NEUT WACH- SENDIE ZWEIFEL AN DER BEHERR- SCHBARKEIT KOMPLEXER TECHNOLOGI- SCHER ENTWICK- LUNGEN. ES STELLT SICH DIE FRAGE, OB WIR NICHT ZU SORGLOS MIT UN- SEREM RAUMSCHIFF ERDE UMGEHEN. (GERHART BAUM, FDP) DER AUSSTIEG IST MACHBAR, DIE ENERGIEWENDE MÖGLICH Den Begriff Energiewende gibt es schon lange. Bereits 1982 Wallmann. Der politische Wille zum Einstieg in eine ökologi- veröffentlicht das Öko-Institut eine erste Studie unter dem sche Energieversorgung ist vorhanden. Auch die damalige Titel „Energiewende – Wachstum und Wohlstand ohne Erdöl konservative Bundesregierung hält eine Energiewende für und Uran“. 1983 ensteht ein erstes Szenario, in dem belegt grundsätzlich möglich, schätzt sie aber als nicht finanzier- wird, dass der Ausstieg aus der Atomenergie sofort mög- bar ein. Für Klarheit soll eine Studie zu den Folgen des Aus- lich ist. Zwei Jahre später folgt eine weitere Energiewen- stiegs aus der Atomenergie sorgen. Vor dem Hintergrund destudie des Öko-Instituts, die auch lokale und regionale dieser zögerlichen Haltung ruft das Öko-Institut zur Grün- Energiewendekonzepte einbezieht. Die Politik nimmt diese dung lokaler und regionaler Energiewendekomitees auf, die Überlegungen allerdings erst nach dem GAU von Tschern- vor Ort energiepolitische Alternativen bei der Politik einfor- obyl ernst. 1986 wird das Bundesministerium für Umwelt, dern sollen. Der Aufruf ergibt innerhalb eines Monats mehr Naturschutz und Reaktorsicherheit gegründet, erster als 450 Gründungsmeldungen. Umweltminister wird der Frankfurter Oberbürgermeister
DAS KIND BRAUCHT EINEN NAMEN 1988 Aus Querschnitt wird BET wird BET MAanifest der BET Ideen gibt es genug, einen Business- plan wollen die Gründer nicht – und würden auch heute gerne darauf verzichten, wenn es denn bei der ge- niemand: 1. Keine Macht für wachsenen Größe des Unternehmens noch möglich wäre. Was allerdings rarchien flach! Wir halten die Hie noch fehlt, ist ein Name für die frisch gegründete GbR. Die Wahl fällt auf Querschnitt, was Assoziationen zum INHALTE. 2. Es geht um die Querdenken und zum Querschnitt des gesamten Wissens auslösen soll. Lei- ht vom der liegen gleichzeitig aber auch As- soziationen in Richtung Durchschnitt Wir lassen uns nic . oder Querschnittlähmung nahe Mammon steuern und so ist dem Firmennamen keine 1989 lange Lebensdauer beschieden. NK- Eine weniger problematische Lösung 3. Es gibt keine DE n uns nicht verbote. Wir halte muss gefunden werden. Etwas seriö- ser darf sie auch sein, und so fällt die nkmuster! an bestehende De DIEWELTRETTUNGS-GBR Entscheidung dem etwas verkopften Zeitgeist der 80er entsprechend auf den Namen „Beratende Ingenieure für thik: 4. Unternehmense Energiewirtschaft und Technik“. Zum enieure gesell- Kürzel BET entwirft Mick eigenhändig das Logo. Später wird es mit „Büro W ir tra g e n a ls In g MICKUNDWOLFGANGMACHENSICHSELBSTSTÄNDIGFÜR für Energiewirtschaft und technische T WORTUNG! Planung“, ebenfalls BET, dann noch schaftliche VERAN EINEBESSEREWELT.IHREIDEE:REKOMMUNALISIERUNG, etwas präziser und aus der GBR wird ALTERNATIVEENERGIEKONZEPTEFÜRKOMMUNENUND eine GmbH. w e rd e n d ie W e lt nicht retten, 5. Wir WISSENSCHAFTLICHESPEZIALTHEMEN,ANDIESICHVIELE e rs u c h e n , e in e n Beitrag für aber v MANGELS EXPERTISE NICHT HERANTRAUEN. h h a lt ig e L ö su n g en zu leisten. nac
MICHAEL 1986 RITZAU WOLFGANG ZANDER RWE IS NOT AMUSED Mit dem ersten Gutachten direkt auf die Schwarze Liste Noch vor Gründung der BET sorgen zur Arbeitsgemeinschaft und bringen Mick und Wolfgang für Aufregung in – noch als Privatleute – ihre Expertise der Energiebranche. 1986 beauftragt in das Gutachten ein. Das Ergebnis: das hessische Ministerium für Wirt- Die geplante Stromtrasse durch den schaft und Technik bei der Arbeitsge- Westerwald ist komplett überflüssig, meinschaft AGES-Lohfink ein Gutach- eine alternative Variante macht dage- ten zur technischen, wirtschaftlichen gen Sinn. RWE ist von diesem Ergebnis und ökologischen Überprüfung und Be- alles andere als begeistert und setzt wertung einer geplanten 380-kV-Hoch- Mick und Wolfgang für lange Jahre auf spannungsverbundnetztrasse im Rah- die Schwarze Liste. Die Alternativtras- men des Paragrafen 4 EnWG. Mick und se wird komplett ignoriert – und 20 Wolfgang haben über ihr Engagement Jahre später dann doch gebaut. bei den GRÜNEN eine enge Beziehung
DAS TEAM DASRÜSTZEUG DIE GESELLSCHAFT BESTEHT NICHT AUSINDIVIDUEN,SONDERNDRÜCKTDIE SUMMEDERBEZIEHUNGENAUS,WORIN DIESEINDIVIDUENZUEINANDERSTEHN. KARL MARX ROLF BECKERS WOLFGANG ZANDER (DER MITGRÜNDER) MICHAEL RITZAU
STUDIEN BERATUNG REKOMMUNALISIERUNG ERSTEPROJEKTE WALZWERKE,ENERGIEKONZEPTEUND KRAFT-WÄRME-KOPPLUNG Schon mit den ersten Projekten geht die BET auch extrem komplexe Fragestellungen an. Mit einer Unter- suchung zu den Auswirkungen des An- und Abfahrens eines Walzwerkes mit über 100 Megawatt im Minuten- takt setzt die BET den Auftraggeber in die Lage, seinen Liefervertrag zum Vorlieferanten neu zu gestalten. Hierbei muss die Frequenz-Leistungs-Regelung im ge- AUSBAUFÄHIG samten westeuropäischen Stromverbundnetz betrach- tet werden. Der einzige verfügbare Computer der BET wird damals zu einem digitalen Messwerterfassungs- system umgebaut und in die Leitwarte des Stadtwerks verfrachtet, wo die notwendigen Messdaten erhoben werden. Gert Apfelstedt, hauptamtlich im hessischen Wirtschaftsministerium tätiger Jurist, erarbeitet die rechtlichen Bewertungen zur Beurteilung des Liefer- vertrages. PARTNER CARL ZEINE, ROLF BECKERS UNDWOLFGANG ZANDER MACHEN HESSEN UNSICHE NETZANSCHLUSS WESTBERLIN 1989 erstellt die BET zusammen mit dem Öko-Institut eine Studie im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadt- entwicklung und Umweltschutz, Berlin (West). Es geht unter anderem darum, den Anschluss von Westberlin an das westdeutsche Verbundnetz zu beleuchten. Strit- tig ist, ob und in welcher Form Westberlin, das damals nicht nur politisch, sondern auch elektrisch eine Insel in der DDR darstellt, über eine mehr als 150 km lange 380-kV-Doppelleitung an das westdeutsche Stromver- bundnetz angeschlossen werden soll. Ein besonders kritisches Stück soll als Öl-Papierkabel hergestellt wer- den, eine alte Technik mit extrem hohen Kosten und negativen Auswirkungen auf die Umwelt sowie erheb- lichen betrieblichen Nachteilen für den Netzbetrieb. Die politischen Ereignisse des Folgejahres machen das Projekt in dieser Form eigentlich obsolet, das Öl-Pa- pierkabel wird dennoch errichtet.
DER WILDE OSTEN NETZÜBERNAHMEN STADTWERKEGRÜNDUNGEN SANIERUNGEN
DIE OSTDEUTSCHE STROMWIRTSCHAFT 1990 DIE STROMRIESEN KAPERN DEN OSTEN Im Jahr 1990 übernehmen westdeutsche Energiekonzerne sichergestellt werden. In Wessi-Hand geraten bei diesem Deal die Macht im Osten. Mit der Treuhandanstalt werden gegen nicht nur Mehrheitsanteile an den ostdeutschen Großkraft- alle Bedenken Verträge ausgehandelt, durch welche die vom werken und Netzen, sondern auch an den regionalen Ener- Westen her bekannten Monopolverhältnisse auch auf das gieanbietern. Zukünftig muss also in der gesamten Republik Beitrittsgebiet übertragen werden. Trumpfkarte der Konzer- beim Riesen eingekauft werden – zu gesalzenen Preisen, ne: Nur durch diese Regelung könne die Energie- und Wär- versteht sich. meversorgung der Bevölkerung im bevorstehenden Winter DASBUNDESVERFASSUNGSGERICHT TAGT IN STENDAL DIE EREIGNISSE ENTWICKELN 1992 interveniert das Bundesverfassungsgericht bei diesem nicht ganz koscheren Monopolspiel. In Stendal – schon das recht ungewöhnlich – schlägt das Gericht einen Vergleich vor, bei dem die Ost-Kommunen die komplette lokale Infra- struktur vom Kraftwerk bis zum Netz erhalten und dafür im SICH ZU EINEM WAHREN Gegenzug ihre Minderheitsbeteiligung an den regionalen Energieunternehmen an die westlichen Großkonzerne ab- treten. Die gegenseitige Blockade von Konzernen und Kom- munen bei anstehenden Investitionen wäre beendet, klare und rechtlich weniger fragwürdige Verhältnisse geschaffen STROM-KRIMI 54 15 – eine Win-win-Lösung, über die sich vor allem die bisheri- VERALTETE ENERGIE- gen Verlierer, nämlich die Kommunen, freuen. KRAFTWERKE BEZIRKE BETRIEBSDIREKTIONENINVOLK- SEIGENEBETRIEBEUMGEWANDELT
IM OSTENWAS NEUES WÄRME AUS BLOCKHEIZ- 1992 KRAFTWERKEN IMMISSIONEN UM 30% SENKEN STADTWERKEGRÜNDUNG IN SCHNEEBERG Auf Sandalen in die Chefetage Das sächsische Schneeberg gehört sich an Helmut Eicker. Der Geschäfts- Tür kommt, beginnt unter den Honora- zu den Städten im Osten, die schon führer der Elektrizitätsgenossenschaft tioren das Tuscheln, was für einen früh auf eine Kommunalisierung der im niedersächsischen Hagen a.T.W. ist komischen Vogel man sich da wohl hat Strom- und Wärmeversorgung gesetzt bundesweit bekannt, weil er überall empfehlen lassen. Nach 20 Minuten haben. Bereits im Juni 1991 – also noch die Werbetrommel für Rekommuna- allerdings ist das Erstaunen über die unter schwierigen rechtlichen Umfeld- lisierung und Stadtwerksgründungen äußere Erscheinung durch das Er- bedingungen – werden die Stadtwerke rührt. Eicker wiederum kennt Mick staunen über brillante Fachkenntnisse Schneeberg (wieder-)gegründet. Ab und empfiehlt ihn der Kommune als abgelöst und Mick hat den Auftrag. In April 1992 beginnt der Ausbau eines kompetenten Beratungspartner. Am den nächsten Jahren wird auf allen Fernwärmenetzes für die Stadt. Gleich- 4. März 1992 wird ein Vorstellungs- Baustellen – Wärme, Strom und Gas zeitig verbessert sich die rechtliche Si- gespräch beim Aufsichtsrat der SW – intensiv weitergearbeitet. 1993 und tuation durch den Vergleichsvorschlag Schneeberg anberaumt. Vermutlich 1994 werden immer mehr Wohnungen des Bundesverfassungsgerichts. Die hat der Aufsichtsrat einen Arma- und ein kompletter Bundeswehrstand- Stadt wird wieder Eigentümerin ihrer ni-Anzug-Träger erwartet, der in der ort mit Wärme aus Blockheizkraftwer- Energieinfrastruktur und kann zukünf- üblichen schwarzen Limousine vor- ken versorgt, eine Technologie, welche tig konsequent auf das Konzept einer fährt. Stattdessen erscheint Mick, mit die Immissionen um bis zu 30 Prozent effizienten Kraft-Wärme-Kopplung schulterlanger Mähne, nackten Füßen senkt. Zum Jahresbeginn 1995 wird die setzen. Bei diesem Projekt ist natürlich in Sandalen und einem in letzter Minute komplette Versorgung der Stadt mit guter Rat gefragt. Schneeberg wendet umgeknoteten Schlips. Als er durch die Strom und Gas aufgenommen. Schneeberg Die BET fährt mit dem Nachtzug quer durch Ostdeutschland, um die Sanierungskonzepte zu verwirklichen.
ES LEBE DIE KRAFT-WÄRME- KOPPLUNG! 1993 SANIERUNG VON ÖKOLOGISCHEN DINOSAURIERN Der Osten geht bei der Kraft-Wärme-Kopplung voran Die Verfügungsgewalt über ihre lokalen Die BET wächst im Osten und hilft den Ressourcen gibt den Ost-Kommunen die Kommunen dabei, ihre Strom- und Gas- Möglichkeit, in Sachen Nachhaltigkeit versorgung nachhaltig wirtschaftlich zu zum bundesweiten Vorreiter zu werden. betreiben. In den kommenden Jahren In den Neuen Ländern ist großflächig werden über 50 Konzepte für die Un- eine Infrastruktur für Fernwärme vor- ternehmensentwickung kommunaler handen. An beiden Enden der Fern- Stadtwerke geschrieben, langfristige wärmeleitungen hapert es allerdings Strom- und Gasbezugsverträge ver- noch. Auf Verbraucherseite müssen handelt – angesichts der Monopolstel- Thermostatventile her, um die verbrei- lung der Vorlieferanten eine Herku- tete Wärmeregulierung durch Fenster- lesaufgabe. Es werden Gutachten für öffnen zu beenden – kein Problem. Auf das übernommene Anlagevermögen der Erzeugungsseite dominieren bisher erstellt, Personalkonzepte und Investi- reine Heizwerke und hier gibt es großes tionspläne geliefert – und Konzepte für Verbesserungspotenzial. Werden diese Eigenstromerzeugung mit Kraft-Wärme- Werke auf Kraft-Wärme-Kopplung um- Kopplung vorangetrieben. Die Kommu- gestellt, also zu kombinierten Strom-/ nen stehen nun auf eigenen Füßen, die Wärmeerzeugern gemacht, lassen sich Energieversorgung ist wirtschaftlich und Effizienz und Umweltfreundlichkeit dra- sogar zum Teil nachhaltiger als in den matisch steigern. alten Bundesländern. Leipzig Hbf Schwerin Hbf
1994 LEIPZIG APRIL 1 50 ca. FERNWÄRME KWKKONZEPTE NETZÜBER- NAHMEN BE- GLEITET DIE BET 100 über STÄDTE UND GEMEINDEN PROFITIEREN KEIN APRILSCHERZ – BET ERÖFFNET EIN BÜRO IN LEIPZIG Wie schon öfter spielt der Zufall auch beim Weg in die neu- – moderne Büros sind zu dieser Zeit in Leipzig unerschwing- BET GEHT IN DEN OSTEN en Bundesländer eine entscheidende Rolle. Mick ist häufig dort, weil es im wilden Osten viel zu tun gibt. Der Gedanke, lich. Dem Erfolg des Unternehmens tut dies aber keinen Ab- bruch. Auf die Rekommunalisierungswelle folgt die Sanie- einen eigenen Standort in Leipzig zu gründen, steht also be- rung von Wärmeerzeugungsanlagen. BET baut eine ganze reits im Raum, als Mick dort einen alten Bekannten aus Kre- Reihe von KWK-Anlagen, die Abteilung Technische Planung felder Zeiten trifft. Knut Schrader ist 1991 für seinen dama- hat also reichlich zu tun. Nach neun Jahren zieht es Knut ligen Arbeitgeber nach Leipzig gegangen. Inzwischen würde wieder ins Rheinland. Bei dieser Gelegenheit werden BET er sich aber lieber selbstständig machen. Die BET und Knut Leipzig GmbH und BET GmbH Aachen verschmolzen. Fort- werden schnell einig und gründen auf Fifty-fifty-Basis die an firmiert man in der Karl-Liebknecht-Straße 64 als BET BET Leipzig GmbH. Die ersten ostdeutschen Mitstreiter sind Büro Leipzig. Ein Problem ist diese Fusion nicht, denn die Heike Henkel und Jan Klima, die ebenso wie Knut auch heu- Bindung an das Aachener Büro war von Anfang an sehr eng te noch bei der BET sind. Gestartet wird in einer Bruchbude – ein Konzept, das sich bis heute bewährt.
DIE SCHÖNAUER STROMREBELLEN
BET HOLT DIE ENERGIE ZURÜCK INS DORF 1995 HANDLUNGSSPIELRÄUME ZURÜCKGEWINNEN Rekommunalisierung wird zum Trend Aufgrund einer Kartellsrechtsnovelle-Novelle laufen Stadtwerken und den Verhandlungen zum Rückkauf von Ende der 80er Jahre, Anfang der 90er Jahre viele der Mehrheitsanteilen. Sie begleitet die neuen Akteure vor Ort ursprünglich bis zu 99-jährigen Konzessionen aus. Die und hilft den Unternehmen, sich neu aufzustellen. In jeder Karten können neu gemischt werden. Eine Welle der Re- Kommune sind die Rahmenbedingungen anders. Defizitären kommunalisierung kommt ins Rollen. Sie nützt nicht nur stehen gewinnbringende Betriebe gegenüber, höher ver- der regionalen Wirtschaft. Die Kommunen haben durch die schuldeten fast schuldenfreie Städte, mal geht es um meh- Rekommunalisierung eine Chance, verloren gegangenene rere Hunderttausend Einwohner, mal um wenigen Hundert. energiepolitische Handlungsspielräume – und Einnahme- Je nach Ausgangslage übernimmt die BET einen kleinen quellen – nach und nach zurückzugewinnen. Die BET berät Teil der Aufgaben oder steuert den gesamten Rekommuna- zahlreiche Städte und Kommunen bei der Neugründung von lisierungsprozess.
VORDENKER DER ENERGIEWIRTSCHAFT BETISTBUNDESWEITDERVORDENKERDERLIBERALISIERUNG 1995 EIn Gegenentwurf zum verhandelten Netzzugang Zusammen mit der Anwaltskanzlei Becker Büttner Held ver- den beteiligten Wirtschaftsverbänden überlassen, anstatt fasst die BET schon 1995 einen ersten Vorschlag zur Ausge- deren Festsetzung von vornherein einer Regulierungsbe- staltung eines regulierten Netzzugangs – zunächst für das hörde zu übertragen, wie es auch in anderen europäischen SIE KÖNNTEN JETZT Berliner Energieforum, dann für sechs Bundesländer. Der Ländern der Fall sein wird. Durch überhöht angesetzte Entwurf für die Netzzugangsverordnung soll einen fairen Netznutzungsentgelte und aufwendige, unsichere Netzzu- AUCH IM JAHR 2000 Wettbewerb in Strom- und Gasnetzen ermöglichen. Der Ge- gangsbedingungen können die etablierten Versorger die genentwurf findet Beachtung und wird als echte Alternative neuen Stromanbieter, die über kein eigenes Netz verfügen, zum von der Bundesregierung favorisierten verhandelten leicht aus dem Geschäft drängen. Neue Anbieter haben WEITERLESEN Netzzugang diskutiert. Durch diese Pionierarbeit wird die BET bundesweit als Vordenker bei der Liberalisierung der kaum eine Chance, sich gegen die wenigen Marktbeherr- scher durchzusetzen. Strom- und Gasversorgung wahrgenommen. Viel zu lange ignoriert die Politik die offenkundigen Mängel Zur Regulierung des Wettbewerbs im liberalisierten Strom- des „verhandelten Netzzugangs“. Ein Umdenken setzt erst und Gasmarkt entscheidet sich die Bundesregierung jedoch ein, nachdem fast alle neuen Stromanbieter aufgrund der nicht für den regulierten, sondern für den verhandelten hohen Netznutzungsentgelte aufgegeben haben, die ange- Netzzugang. Der 1998 beschrittene deutsche Sonderweg strebte Liberalisierung der Stromwirtschaft in ein Oligopol zur Liberalisierung des Strom- und Gasmarktes erweist sich von vier marktbeherrschenden Stromerzeugern gemündet bald als Sackgasse – die Monopole im Netzbereich sind wei- ist. terhin vorhanden. Die Höhe der Netznutzungsentgelte ist
KAPITEL 03 DIE GROSSE FREIHEIT DURCHDEUTSCHLAND MUSS EIN RUCK GEHEN Zehn Jahre sind seit Gründung der BET vergangen. Das Unternehmen ist Schritt für Schritt gewachsen und langsam kommt auch der Energiemarkt in Be- wegung. Das tut er allerdings nicht von alleine. Viele Weichen müssen gestellt werden und BET packt kräftig mit an.
ALTESTRUKTURENAUFBRECHEN 1994 1995 1995 1998 AUS DER DEUTSCHEN AUS DER DEUTSCHEN DIE DEUTSCHE TELEKOM DER DEUTSCHE BUNDESBAHNWIRDDURCH BUNDESPOSTWIRD DURCH ENTSTEHT AUS DER AUS- ENERGIEMARKT WIRD PRIVATISIERUNG DIE DEUT- PRIVATISIERUNG DIE GEGLIEDERTENDEUTSCHEN LIBERALISIERT SCHE BAHN AG DEUTSCHE POST AG BUNDESPOST TELEKOM Privatisierung ist chic – das alleine reicht allerdings nicht aus. Die Liberalis ierung des Energiemarkts wird für viele Jahre eine Herausforderung bleiben.
ENDE EINER ÄRA ROT-GRÜNLÖSTDAUERSCHWARZAB GERHARD SCHRÖDER BEERBT HELMUT KOHL Im Herbst 1998 endet die Ära Kohl. Nach vier Legislaturperioden wählt die Bevöl- kerung Rot-Grün an die Macht und damit den Dauerkanzler der CDU aus dem Amt. Nach 16 Jahren will die Republik den Pfälzer einfach nicht mehr sehen. 1990 war Oskar Lafontaine als SPD-Gegenkandidat noch kläglich gescheitert, 1994 dann Ru- dolf Scharping. Nun hat es Gerhard Schröder leicht, den Wechselwillen der Bürger für einen Wahlsieg zu nutzen. Das Wahlergebnis von 1998 markiert einen klaren Einschnitt in der deutschen Geschichte. Erstmals gibt es mit Rot-Grün eine Mehr- heit links der Mitte, erstmals stehen mit Gerhard Schröder und Joschka Fischer Politiker der Nachkriegsgeneration an der Spitze. Entsprechend ambitioniert sind die Projekte der neuen Regierung. Mit dem Atomausstieg und einer ökologischen Steuerreform werden grüne Kernforderungen erfüllt. Der Umbau der Sozialsysteme ist mindestens so grundlegend, dafür aber eher pragmatisch als rot. Einschnitte bei Renten und Krankenkassen, vor allem aber die Hartz-Reformen kosten Schröder und seine Partei viel Sympathie.
DIGITALE DAS WELTEN WELTALL DASWORLDWIDEWEB AUFBAU DER ISS VOM ARPANET ZUM WORLD WIDE WEB EINE GEMEINSAME RAUMSTATION FÜR DIE WELT Die Wurzeln des Internets sind militärisch – das Lange Zeit ist der Weltraum hauptsächlich eine Arena für Arpanet soll eine dezentral organisierte Kommuni- den Konkurrenzkampf von Ost und West. Wer bringt den kationsplattform für den Atomkrieg schaffen. Bald ersten Satelliten ins Orbit (die UdSSR), wer schießt als Erster nutzen auch junge Leute das neue, über Universi- Tier und Mensch ins All (wieder die UdSSR) und wer betritt tätsrechner zugängliche Netz. Man muss allerdings als erster den Mond (diesmal die USA)? Auf die Dauer wird ein Hacker oder Nerd sein, um mit sperrigen Werk- das allerdings zu teuer und bringt zudem außer Prestige nur zeugen wie Telnet und FTP umgehen zu können. wenig konkreten Nutzen. Die Internationale Raumstation 1989 findet dann Tim Berners-Lee an der Schweizer ISS belegt ein neues Denken. Sie ist ein gemeinsames Pro- Forschungseinrichtung CERN eine Lösung, kom- jekt von Amerika, Russland, Europa, Kanada und Japan und plette Bildschirmseiten zu codieren, miteinander soll praktisch nutzbare Forschungsergebnisse liefern. Seit zu verlinken und benutzerfreundlich über Browser 1998 wird kontinuierlich am über 100 Meter langen und 450 aufzurufen. Das World Wide Web ist geboren und Tonnen schweren Außenposten im All gebaut. Wechselnde entwickelt sich Schritt für Schritt zu einer digitalen Forscherteams aller Disziplinen nutzen die Gelegenheit für Welt, in der heute ein großer Teil unserer Aktivitäten Langzeitexperimente unter Schwerelosigkeit – ein Zustand, stattfindet. der sich auf der Erde nur für kurze Zeit erreichen lässt.
BEFREIUNG DES STROM- MARKTES 1998 MARKT UNTER STROM Energieversorgung ohne Monopole 1998 beginnt mit einem neuen Energiewirtschaftsgesetz nige Unternehmen insbesondere den Markt für Strompro- die Liberalisierung des deutschen Strom- und Gasmarktes. duktion und Gasimporte. 2001 haben die zehn größten Von nun an kann jeder Verbraucher theoretisch frei wählen, Stromanbieter zusammen einen Marktanteil von rund 80 wer seinen Strom und sein Gas liefern soll; dies bedeutet Prozent. Eine Regulierungsbehörde – wie sie bei einer natürlich auch, dass Anbieter ihre Leistungen unabhängig Energiemarktliberalisierung eigentlich Standard ist – wird vom Standort überregional anbieten dürfen. Während sich für den Energiesektor nicht geschaffen und so können die auf dem Gasmarkt nahezu nichts verändert, profitieren die etablierten Versorger den neuen Stromanbietern die Be- Verbraucher in den ersten zwei Jahren der Liberalisierung dingungen für einen Stromanbieterwechsel faktisch diktie- zusätzlich von fallenden Strompreisen, dieses Glück ist ren. Hinzu kommt ein ständig wachsender Staatsanteil am allerdings nicht von Dauer. Grund für die steigenden Preise Strompreis. Die Verbraucher müssen sich also auf immer ist eine rasche Konsolidierung des liberalisierten Marktes. neue Umdrehungen der Preisspirale einstellen. Wie vor der Liberalisierung beherrschen bald wieder we- DIE BET UNTER STROM Neue Chancen in einem liberalisierten Markt Mit dem Beginn der Liberalisierung beginnt auch für die gestalterische Komponenten ergänzt. Intuitiv stößt die BET BET eine neue Ära – das Unternehmen erfährt einen zweiten in den ersten Jahren der Liberalisierung viele innovative Wachstumsschub. Bei den Kernfragen eines entmonopo- Prozesse im Unternehmen an und bringt damit auch eigene DAS ENDE DER lisierten Energiemarktes ist das Beratungsunternehmen hervorragend positioniert: Liberalisierung und ökologische Projekte und Studien auf den Weg. Auf allen Wertschöp- fungsstufen der Energiewirtschaft beratend aktiv, erweitert STROMRIESEN? Ziele lassen sich gut kombinieren, durch eine faire Libera- lisierung kann der Umbau des Energiesystems beflügelt das Unternehmen sein technisch-wirtschaftliches Know- how mehr und mehr um strategische Beratungskompetenz, werden. Im neuen Markt vergrößert sich das Aufgabenge- die in den kommenden Jahren von Energieversorgern, biet der BET, ihre bisherige, überwiegend analytische und Politik und Industrie immer dringender benötigt wird. technisch-wirtschaftlich beratende Rolle wird um aktive,
VON DEN REBELLEN ZU DEN OFFIZIELLEN DieQuerdenkerwerdenernstgenommen
STROM- UND GASNETZ UNTER DER LUPE DASGUTACHTENZURVERBÄNDEVEREINBARUNGSTROMUNDGAS 2000 Erste offizielle Adelung Im Jahr 2000 erhält die BET mit einem Gutachten zur dem Weg von der rein theoretischen zur echten Liberali- Ergebnis: Im Strommarkt funktioniert es trotz erheblicher Verbändevereinbarung Strom und Gas für das Bundeswirt- sierung des Strom- und Gasmarktes. Der damals von der Mängel einigermaßen. Der Gasmarkt dagegen bleibt eine schaftsministerium die erste offizielle Adelung. Gemein- Bundesregierung favorisierte verhandelte Netzzugang geschlossenen Veranstaltung. Die Marktöffnung steht nur sam mit dem Energiewirtschaftlichen Institut der Uni Köln wird dahingehend analysiert, ob er tatsächlich in ausrei- auf dem Papier, faktisch gibt es dennoch nahezu keinen leistet das Unternehmen einen entscheidenden Beitrag auf chendem Maße den Wettbewerb fördert. Wettbewerb.
DERLIBERALISIERTE MARKT D IH ENS N I E BEA NEUE SPIELREGELN WOLLEN GELERNT SEIN SI HM N A RE - NE R E U SE RN TUR EN EIT B E E V E PA NT UK E R T SI N U STR E N R E Ä S DAS NEUE EDV-SYSTEM GE ÜBERTRAGEN SIE 2000 – 2001 IHRE ENERGIE IM PORTFOLIO „Kappensitzungen“ für Manager NEUENMARKTREGELNAN Unter Federführung der BET entsteht das Buch „Strombe- WENDEN SIE DIE Die starre Kopplung des Netzeigentums an die Energieversor- schaffung im liberalisierten KAUFEN SIE Energiemarkt“. Es wird das gung ist im liberalisierten Markt Vergangenheit. Ökostroman- erste Standardwerk für bieter treten in den Markt ein, dezentrale Erzeugungsanlagen dieses Aufgabenfeld. können unabhängig vom jeweiligen Netzbetreiber ins Netz einspeisen. Der Energiemarkt ist voller Chancen, aber auch voller Komplexität – die eine entsprechend komplexe Beratung fordert. Die BET entwickelt Rollenspiele, die Stadtwerken und anderen neuen Akteuren helfen, sich im liberalisierten Ener- giemarkt zurechtzufinden. „Kappensitzungen“ machen die neuen Spielregeln greifbar und bereiten über 100 Energiever- sorger auf eine neue Unternehmensorganisation vor. Daraus entwickelt sich eine Fülle neuer Herausforderungen. Die BET TRETEN SIE ALS NEUER AKTEUR begleitet die Umsetzung neuer Vertragswerke, neuer EDV-Sys- BIETEN SIE IHREN KUNDEN GRÜNE ENERGIEQUELLEN IN DEN ENERGIEMARKT teme und neuer Geschäftskonzepte. R GS N BAUEN SIE EINE BE N E - EI GU AT BE RT DE SIE DEZENTRALEERZEUGUNGSANLAGE TR RA ND TZ BE UN N NEENÜLST FER D TE LIE LO AN IER V S Die BET-Gesellschafter: Bernd Waschulewski, Wolfgang Zander, Ulrich Rosen, Michael Ritzau, Elfried Evers, Eva Spille, Knut Schrader, Jürgen Borowka
BETERWEITERT DENHORIZONT 2000 –2005 VON DER GRUNDLAGENSTUDIE BIS ZUR KRAFTWERKSPLANUNG Neue Geschäftsfelder werden erschlossen Die Beratung im Energiehandel und Energievertrieb wird intensiviert. Die BET unterstützt bei der Projektentwicklung von Großkraftwerken, Der Wandel der Zeiten bedeutet auch einen Wandel für die BET. Stadt- also dem Segment, was die großen Vier bisher den Stadtwerken vor- werke müssen auf bisher unbekanntem Terrain aktiv werden und benö- enthielten. Darüber hinaus werden zahlreiche Gutachten und Studien tigen eine dementsprechend breit angelegte Beratung. Die BET rea- zu Fragen der Marktregulierung erstellt. Durch einen intensiven Aus- giert frühzeitig auf den wachsenden Beratungsbedarf und richtet seine tausch zwischen den Fachteams werden technisches und strategisches Geschäftsfelder auf den Wandel des Energiemarktes aus. Know-how im Unternehmen dabei eng miteinander verzahnt. DEZENTRALE ENERGIEHANDEL GROSSKRAFTWERKE ERZEUGUNG VERTRIEB REGULIERUNG STRATEGIE
DIE BET ERKLÄRT DIE WELT DAS NETZ ALS MARKT- 10EMPFEHLUNGENZURABWEHR PLATZ ORGANISIEREN VON NETZENTGELTKLAGEN ODER ZUMINDEST DIE ENERGIEWELT AUFBAUUNDKOMPLEXITÄTVON KWK UND RISIKOMANAGEMENTSYSTEMEN CO2-EMISSIONSHANDEL EMISSIONSHANDEL WÄLZUNGSMECHANISMUS DES EEG, VON DER VOLL- IN DER ENERGIE- VORSCHLÄGEFÜRDIEVERBESSERUNG VERSORGUNGZUR WIRTSCHAFT DER TRANSPARENZ UND EFFIZIENZ STRUKTURIERTEN BESCHAFFUNG 10EMPFEHLUNGENZURABWEHR VON NETZENTGELTKLAGEN PREISENTWICKLUNG UND BESCHAF- FUNGSSTRATEGIENIMGROSSHANDELS- MARKT FÜR STROM 2000 – 2005 DEZENTRALE AUFBAU EINES ENERGIESYSTEME ÖLPREISBINDUNG MODERNEN UND AKTIVE AUF DEM PRÜFSTAND BESCHAFFUNGS- NETZBETREIBER MANAGEMENTS ENERGIE- DAS NETZZUGANGS- MARKT: MODELL FÜR GAS MANGELHAFT IN DEUTSCHLAND Beratung bei Netzentgeltregulierung und Netzzugang Der fortschreitende Wettbewerbsdruck erfordert eine zu- Beratungskunden der BET. Immer öfter reist die BET auch nehmende Professionalisierung des Handels. Damit beginnt wieder nach Berlin, erstellt Gutachten und bietet Hilfestel- UNDDASBLATT für die BET eine Zeit intensiver Beratung zu den Themen Netzentgeltregulierung und Netzzugang. Über 100 Strom- lung bei der Prüfung und Definition der für die Umsetzung der Liberalisierung erforderlichen Rahmenbedingungen. BEGINNT SICH versorger und viele neue Akteure am Strommarkt werden ZU WENDEN
LIBERALISIERUNG OHNE FOLGEN DER GASMARKT IST FREI, DOCH NIEMAND WECHSELT 2003 BET schafft bessere Handelsmöglichkeiten Im Jahr 1998 wird auch der Gasmarkt formal liberalisiert. Auf Grundlage des Regelzonenmodells wird – unter anderem Eine reale Marktöffnung kommt jedoch nicht zustande, Namen – später eine Kompromisslösung abgeleitet und in ein die Wechselrate ist gleich null. Der Gasmarkt ist weiterhin Gesetz gegossen. Auf dem Gasmarkt macht sich die BET da- unter wenigen Akteuren aufgeteilt, deren Zusammenarbeit durch nicht überall beliebt. Die Vorschläge werden ernst ge- seit Jahrzehnten eingespielt ist. Das BMWi beauftragt die nommen und respektiert. 2005 erkennt die deutsche Politik, BET daher mit der Erstellung eines Monitoring-Berichts für dass der verhandelte Netzzugang die Liberalisierung nicht den Weg zu einem neuen Gasnetzzugangsmodell. Die BET unterstützt, und stellt offiziell auf den regulierten Marktzu- nimmt den Gasmarkt unter die Lupe, um bessere Handels- gang um. Die BET ist beratend dabei und der Beratungsbe- möglichkeiten zu eröffnen. darf so hoch, dass die BET in den Folgejahren einen eigenen Bereich für den Energiehandel und -vertrieb aufbaut. Die Wer Lösungen aufzeigen will, muss als Erstes die aktuelle BET bietet den Kunden mit der Entwicklung ambitionierter Situation verständlich machen. So begibt sich Wolfgang zur mathematischer Modelle optimale Tools für den Einstieg in Vorbereitung auf seinen Präsentationstermin beim Staats- die völlig neue, komplexe Welt des Energiehandels. Die Be- sekretär auf die Suche nach einem geeigneten Bild und gleitung bei der Einführung der erforderlichen Prozesse und wird fündig. Was beim Strom die Kupferplatte ist, ist beim Umorganisationen und der Neuausrichtung der Strukturen Gas die Badewanne. Dort fließt der gesamte Gashandel an läuft über mehrere Jahre und wird bis 2010 weiter intensi- einem Handelsplatz zusammen. Das Bild kommt an, die Idee viert. Eine exklusive Kooperation mit price-it, einem Spin-off wird verständlich und das Badewannenmodell als Bild für der Universität Halle zur Entwicklung für den Energiehandel den Gasmarkt etabliert sich in den Köpfen. Als denkbaren benötigter Spezial-Software, ist ein voller Erfolg und bietet Weg zum neuen Gasmarkt stellt die BET das Regelzonenmo- auch neuen Akteuren die Möglichkeit, professionellen Ener- dell als Alternative zum Transaktionspfadmodell vor. giehandel zu betreiben.
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