Beflügelte Medizin Forschen für Pute und Huhn
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02 2014 Zeitschrift der Veterinärmedizinischen Universität Wien und der Gesellschaft der Freunde der Veterinärmedizinischen Universität Wien Beflügelte Medizin Forschen für Pute und Huhn ab Seite 16 LOBEN STATT DROHEN Seite 8 Moderne Hundeerziehungs Kenner Foto: © Michael Bernkopf/Vetmeduni Vienna REKORD BEI BESUCHERINNEN Seite 12 Der Tag der offenen Tür 2014 DAS SUMMENDE NUTZTIER Seite 30 TierärztInnen erforschen, was die Honigbiene krank macht
Inhalt Ausgabe 02 I 2014 Kommentar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Vizerektor Josef Ebenbichler Loben statt drohen Seite 8 Kurzmeldungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 HundetrainerInnen mit Gütesiegel sind noch selten, „ Wir produzieren Sicherheit” . . . . . . . . . . . . . 6 aber eine echte Alternative Interview mit EFSA-Chef Bernhard Url zu wenig hundefreundlichen Methoden und Trainings. Loben statt drohen . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Foto: ©Messerli Forschungsinstitut/Vetmeduni Vienna Schmerz und Angst gehören nicht ins Hundetraining Foto: © Ernst Hammerschmid/Vetmeduni Vienna Seite 26 Streiflichter Forschung . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Herta Messerli, Gründerin der Messerli-Stiftung, ist am Rekord bei BesucherInnen . . . . . . . . . . . . . . 12 1. Mai 2014 im Alter von Der Tag der offenen Tür 2014 102 Jahren in der Schweiz verstorben. Tierschutz auf Streiflichter Lehre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Basis von wissenschaftlichen Kriterien war ihr ein Alumni Splitter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 wichtiges Anliegen. Nachruf Geflügelte Impfstoffe . . . . . . . . . . . . . . . 16 Puten lieber vorher impfen statt nachher THEMA: GEFLÜGELMEDIZIN Das summende Nutztier medikamentös behandeln Seite 30 Den Krankmacher entschlüsseln . . . . . 20 Am Institut für Virologie Zwei FWF-Projekte ebnen den Weg zur Be- werden die Viruserkran- kämpfung einer Geflügel-Infektionskrankheit kungen der Honigbiene erforscht. Neuerdings Aufgespürt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 summt es dort auch – in Erreger aus aller Welt diagnostizieren den neuen Bienenstöcken der Vetmeduni Vienna. Puten hautnah studieren . . . . . . . . . . . 22 Bestandsbetreuung im Putenmastbetrieb Foto: © Institut für Virologie/Vetmeduni Vienna Jankovitsch Vom Ei bis zum Brathendl . . . . . . . . . . . 24 IMPRESSUM: Herausgeber, Medieninhaber und Verleger: Veterinärmedizinische Universität Wien Gesunde Lebensmittel dank Vorsorgeprinzip und Gesellschaft der Freunde der Veterinärmedizinischen Universität Wien 1210 Wien, Veterinärplatz 1, T: +43 1 25077 - 0, www.vetmeduni.ac.at Das VetmedMagazin ist die offizielle Zeitschrift der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Thema- tische Schwerpunkte sind in erster Linie die universitären Bereiche Forschung, Lehre und Dienstleistung Visionärin und Tierschützerin . . . . . . . . . . 26 sowie andere veterinärmedizinisch bzw. gesellschaftlich relevante Themen. Für namentlich gekenn- Ein Nachruf auf Stiftungsgründerin Herta Messerli zeichnete Beiträge sind die jeweiligen VerfasserInnen verantwortlich. Verantwortlich für den Inhalt: Doris Sallaberger Buchtipps . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 Redaktion: Heike Hochhauser MitarbeiterInnen dieser Ausgabe: Sonja Burger, Susanna Kautschitsch, Doris Sallaberger, Felizitas Steindl ÖH-Kommentar & Rätsel . . . . . . . . . . . . . . 29 Anzeigen: Veterinärmedizinische Universität Wien, Public Relations, 1210 Wien, Veterinärplatz 1, T: +43 1 25077 - 1152, Das summende Nutztier . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 public.relations@vetmeduni.ac.at TierärztInnen erforschen, was die Honigbiene Layout: mediadesign, Bachgasse 1, 3730 Burgschleinitz, krank macht T: +43 2984 23 149, F: 14, office@mediadesign.at, mediadesign.at Druck: Druckerei Janetschek GmbH, Brunfeldstraße 2 3860 Heidenreichstein, T: +43 2862 522 78 11, office@janetschek.at, www.janetschek.at Events . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 Erscheinungsart: Das VetmedMagazin erscheint viermal jährlich. Abgabe gratis. Irrtümer, Satz- und Druckfehler vorbehalten. Kontakt: public.relations@vetmeduni.ac.at Akademische Feiern . . . . . . . . . . . . . . 34 http://twitter.com/vetmedunivienna www.facebook.at/vetmeduni.vienna (@VetmeduniVienna) Ankündigungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 2
Wer forscht, braucht Raum Mit der zunehmenden Anzahl von Forschungsprojekten ist an der Vetmeduni Vienna der Bedarf an neuen Flächen und gestiegen. Um unsere WissenschafterInnen in ihrer Forschungsarbeit zu unter- stützen, wollen wir die Rahmenbedingungen dafür kontinuierlich verbessern. Daher planen wir aktuell drei große Bauvorhaben. Jeder Neubau ist eine große Herausforderung für alle Beteiligten. Intensive Abstimmungs- prozesse, um tragfähige (Finanzierungs-) Lösungen mit allen PartnerInnen zu finden, gehören auch dazu. Vetmeduni Vienna wächst Am Campus in Floridsdorf entsteht in Kürze ein neues Laborgebäude, das der einer sehr hohen Foto: © D. Beranek/Vetmeduni Vienna Schutzstufe (Biosafety Level 3) entspricht. Auf einer Nutzfläche von 200 Quadratmetern werden künftig in räumlicher Nähe zum Institut für Virologie, Laboreinheiten und Tierstallungen für Nager untergebracht. Finanziert wird der Neubau gemeinsam mit dem Eigentümer BIG und mit Hilfe von Sondermitteln des Wissenschafts- ministeriums. Weiters erhält der Campus ein neues Mehrzweckgebäude mit Flächen, die multifunktional genutzt werden können. „Wer eine international Ein großes Neubauprojekt erfolgt auch am wettbewerbsfähige Forschung Standort Wilhelminenberg, wo in Kooperation und Wissenschaft will, muss sich mit der Stadt Wien auf einer Nutzfläche von 2.000 zu nachhaltigen Investitionen Quadratmetern über drei Ebenen Laborräume, bekennen.“ Büros und Tierhaltungsräume entstehen. Budgetsituation ungewiss Wissenschaft und Forschung haben einen Fixplatz in den meisten (Sonntags-)Reden der PolitikerInnen. Das ist erfreulich, aber nicht ausreichend. Es ist an der Zeit zu handeln, denn die aktuelle Leistungsperiode endet mit 2015. Im Herbst 2014 beginnen die ersten Verhandlungsgespräche mit dem Wissenschaftsministerium für die nächste Leistungsperiode 2016 bis 2018. Derzeit blicken die Universitäten in eine ungewisse Zukunft, da die Budgets noch ungeklärt sind. Wer eine international wettbewerbsfähige Forschung und Wissenschaft will, der muss sich auch zukünftig zu nachhaltigen Investitionen in unsere Universitäten bekennen. Ihr Josef Ebenbichler Vizerektor für Ressourcen 3
Kurzmeldungen s g e z ei chne t & A u Aktuell Veronika Sexl in EMBL-Rat bestellt Foto: © Raiffeisen Genossenschaften OÖ Veronika Sexl, Professorin Foto: © Michael Bernkopf/Vetmeduni für Pharmakologie und To- xikologie an der Vetmedu- ni Vienna, ist seit Mai 2014 eine von zwei Delegierten Österreichs in zwei hoch- karätigen internationalen Forschungsorganisationen. Sie wurde als wissenschaft- liche Vertreterin Österreichs in den Rat des Europäischen Laboratoriums für Moleku- Peter Rossmanith (Mitte) nimmt die Auszeichnung entgegen. larbiologie (EMBL) und in den Rat der Europäischen Konferenz für Molekularbi- Dr. Hermann-Zittmayr Preis vergeben ologie (EMBC) berufen, um Der Dr. Hermann-Zittmayr Preis wird jedes Jahr für besondere die strategische und wis- Professorin Veronika Sexl ist Delegierte in zwei wissenschaftliche Leistungen in der Milch- und Molkerei- senschaftliche Ausrichtung hochkarätige Forschungsorganisationen. wirtschaft verliehen. 2014 erhält Peter Rossmanith, Leiter des dieser Organisationen mit- Christian Doppler Labors für Monitoring mikrobieller Konta- zugestalten. n minanten am Institut für Milchhygiene, die mit einem Preis- geld von 2.100 Euro dotierte Auszeichnung. Im Rahmen der Jahrestagung der Oberösterreichischen Raiffeisen-Genossen- schaften im März 2014 wurde der Preis feierlich übergeben. n Das ideale Hundegeschirr Jedes Jahr wählt die Redaktion der Wiener Tierärztlichen Monatszeitschrift (WTM) Silbermayr gewinnt Young Scientist Award die Publikation des Jahres mit besonders Der Young Scientist Award des Euro- guter Anwendbarkeit und Praxisorientie- Foto: © : Michael Bernkopf/ Vetmeduni Vienna pean Advisory Board on Cat Diseases rung. Für das Jahr 2013 fiel die Wahl auf (ABCD) und des veterinärmedizinischen eine Publikation der Movement Science Pharmaunternehmens Merial zeichnet Group der Vetmeduni Vienna mit dem Ti- junge WissenschafterInnen aus, die einen tel „Kinematische Analyse des Einflusses besonderen Beitrag zur Erforschung von drei verschiedener Geschirrtypen auf die Infektionskrankheiten bei Katzen oder im Wirbelsäulenbewegung von Blinden- Bereich Immunologie leisten. führhunden“. Die Arbeit von Kristin Galla, Christian Peham, Simone Limbeck und Katja Silbermayr vom Institut für Para- Barbara Bockstahler beleuchtet die Ein- sitologie erhält 2014 die mit 1.000 Euro flüsse verschiedener Führgeschirre auf dotierte Auszeichnung. Die Forscherin die Bewegung von Blindenführhunden. beschäftigte sich mit der felinen De- Die Ergebnisse können in Zukunft dazu modikose, einer seltenen parasitären genutzt werden, um das Geschirr an den Hauterkrankung bei Katzen, die durch Hund optimal anzupassen und etwaige Milben ausgelöst wird. Gemeinsam mit Belastungen frühzeitig zu erkennen. n Zusätzlich zum Preisgeld wird Katja Silbermayr KollegInnen entwickelte sie eine neuar- zur Konferenz der International Society for Feline tige Diagnosemethode, mit der alle drei Medicine im Juni 2014 in Riga eingeladen. vorkommenden Demodex-Milben gleich- zeitig aufgespürt werden können. n 4
Ausgabe 02 I 2014 Forschungsscheck für Salome Troxler Der Niederösterreichische Bauernbund fördert junge, enga- gierte ForscherInnen zu Beginn ihrer Karriere mit einem For- schungsstipendium von 2.000 Euro. Foto: © Ernst Hammerschmid/Vetmeduni Vienna Salome Troxler von der Universitäts- klinik für Geflügel und Fische beschäf- tigte sich in ihrer Forschungsarbeit mit der „Entwicklung einer real-time Reverse Transcription-PCR zur Dia- gnose vom aviären Hepatitis E-Virus“ und wurde dafür ausgezeichnet. n Gottfried Holzer von der Landwirt- schaftskammer NÖ überreicht im Rahmen der Akademischen Feier im März 2014 den Preis an Salome Troxler. Preis für Knochenforschung Junge Krebsforscherin ausgezeichnet Die Molekularbiologin Olena Andrukhova, Assistenz- Judit Fazekas beschäftigt sich in ihrer Doktorarbeit an der Abteilung professorin an der Abteilung für Physiologie und für Komparative Medizin des Messerli Forschungsinstitutes mit Pathophysiologie, erhielt für ihre herausragenden Immuntherapien zur Krebsbekämpfung. Sie forscht an einem Im- wissenschaftlichen Leistungen auf dem Gebiet der munglobulin mit dem Namen „Cetuximab“, das bereits seit Jahren Knochenforschung in der Humanmedizin erfolgreich eingesetzt wird, da es Tumorzel- Foto: © Irene Nefischer / Vetmeduni Vienna den Friedrich Heuck len bindet und das Tumorwachstum hemmt. Fazekas‘ Arbeit ist es Osteologie Preis 2014. zu verdanken, dass dieses Immunglobulin weltweit erstmals auch Die gebürtige Uk- für Hunde in der Diagnostik zur Verfügung steht. In Kooperation rainerin beschäftigt mit dem Verein RotePfote – Krebsforschung für Tiere würdigte der sich mit der Bedeu- Österreichische Kynologen Verband (ÖKV) den wissenschaftlichen tung von Vitamin D sowie praxisrelevanten Beitrag für die Krebsforschung mit einem im menschlichen Förderpreis. n Körper und erforscht Foto: © Vetmeduni Vienna die Ursachen von Bluthochdruck und Gefäßverkalkungen. In einer kürzlich ver- öffentlichten Studie im Journal EMBO klärt sie mögliche Ursachen von Ge- Olena Andrukhova, Assistenzprofessorin und FWF-Projektleiterin, erforscht die fäßverkalkungen bei molekularen Ursachen von Krankheiten. NierenpatientInnen auf. Voraussetzung für den mit 2.500 Euro dotierten Preis sind drei hochrangige Publikationen in internationalen Fachzeitschriften. n Macht humanmedizinische Erkenntnisse für Tiere nutzbar – Preisträgerin Judit Fazekas (im Bild mit Andreas Huschka vom ÖKV) 5
Interview „Wir produzieren Sicherheit“ Foto: © Paolo Gepri Bernhard Url leitet seit Juni 2014 die EU-Behörde für Lebensmittel- sicherheit Welche Gefahren KonsumentInnen unterschätzen und warum die EFSA auf Forschende aus ganz Europa setzt, erzählt der Absolvent der Vetmeduni Vienna im Interview mit dem VetmedMagazin. In Wien war Bernhard Url Geschäftsführer der AGES und Universitätsrat der Vetmeduni Vienna. In Parma leitet er seit Kurzem als Geschäftsführender Direktor die Geschicke der EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit, EFSA, ist schiedlichen Themen, in denen 200 Expertinnen und Experten für Risikobewertung im Bereich von Nahrungs- und Futtermit- aus ganz Europa für je drei Jahre engagiert sind. Und wir können tel zuständig. Was sind aktuell die brennendsten Themen für Arbeitsgruppen zu speziellen Themen einberufen. Der Vorteil, Konsumentinnen und Konsumenten in Europa? etwa im Gegensatz zu den USA: Unsere Wissenschafterinnen und Besonders relevant sind derzeit gentechnisch veränderte Organis- Wissenschafter befinden sich immer am Puls der Forschung. Sie men, Pestizide, Lebensmittelzusatzstoffe, Süßstoffe wie Aspartam kommen aus Universitäten oder Behörden in den Mitgliedsstaaten oder Chemikalien wie Bisphenol A. Diese Themen werden medi- und sind im Bereich Forschung und Risikobewertung tätig. al und kontrovers diskutiert. Aus Sicht der Risikobewertung sind mikrobielle Kontaminationen, Mykotoxine und auch Zoonosen „Die Mitarbeit bringt für die Expertinnen jedoch drängendere Themen für die öffentliche Gesundheit. Die und Experten viele Vorteile. Sie profitieren vom Sorgen der Verbraucherinnen und Verbraucher decken sich also Austausch mit Wissenschaftern nicht immer mit der wissenschaftlichen Risikoanalyse. aus ganz Europa.“ Lebensmittelsicherheit umfasst auf dem Weg „from field to fork“ viele Bereiche. Wie bleibt die EFSA in allen Fachgebieten am In den wissenschaftlichen Gremien ist Österreich derzeit unter- neuesten Stand? repräsentiert. Warum ist das so? Unsere wissenschaftliche Expertise für die Risikobewertung steht Mitglied in einem wissenschaftlichen Gremium zu sein, bedeutet auf mehreren Standbeinen. In Parma sind rund 450 Mitarbeite- eine Investition von rund 30 bis 50 Tagen Arbeit pro Jahr. Dafür rInnen tätig. Mehr als die Hälfte davon sind WissenschafterInnen. braucht es tolerante Arbeitgeber und die persönliche Situation Zusätzlich arbeiten zehn wissenschaftliche Gremien zu unter- muss passen. Die Mitarbeit bringt für die Expertinnen und Experten 6
Ausgabe 02 I 2014 viele Vorteile. Sie profitieren vom Austausch mit Wissenschaftern Nanotechnologie einzuschätzen, ist herausfordernd. Gleichzeitig aus ganz Europa. müssen wir, wie alle anderen EU-Institutionen auch, Mittel einspa- ren. Diesen Spagat zu schaffen und gleichzeitig das Vertrauen in Derzeit sucht die EFSA übrigens für acht wissenschaftliche Gremien die EFSA innerhalb der europäischen Bevölkerung zu erhöhen, neue Mitglieder. Es wäre schön, wenn auch viele exzellente Köpfe wird uns die nächsten Jahre beschäftigen. aus Österreich dabei wären. Ich persönlich empfinde es als großes Privileg für die EFSA zu arbei- EFSA-Stellungnahmen sind für die EU-Kommission und für na- ten und erwarte mir in den nächsten fünf Jahren viele spannende tionale Regierungen eine wichtige Entscheidungsgrundlage. Aufgaben. Die Tätigkeit ist sehr sinnstiftend – ich kann einen klei- Wie kann die Zivilgesellschaft mitreden? nen aber direkten Beitrag dazu leisten, das europäische Projekt Wir achten auf größtmögliche Transparenz. Alle Fragen, die wir voranzutreiben. Wir produzieren Sicherheit für Verbraucherinnen bearbeiten, sind über eine Onlinedatenbank zugänglich. Alle und Verbraucher in Europa. n Ergebnisse sind öffentlich. Eine Stakeholder-Plattform, in der 24 Organisationen darunter NGOs, Industrie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz vertreten sind, tagt drei Mal jährlich in einer Was tut die EFSA? öffentlich zugänglichen Runde über aktuelle Themen. Zusätzlich haben wir das Instrument der öffentlichen Konsultation, das wir Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) bei besonders heiß diskutierten Themen nutzen, wie zum Beispiel wurde 2002 mit Sitz in Parma, Italien, gegründet. Sie Bisphenol A. Wir erhielten zum Entwurf der wissenschaftlichen verwaltet ein Jahresbudget von rund 80 Millionen Euro, Stellungnahme insgesamt 500 Kommentare, die nun gesichtet beschäftigt 450 MitarbeiterInnen und veröffentlicht jährlich und eingearbeitet werden. bis zu 600 wissenschaftliche Stellungnahmen. Aufträge für Risikobewertungen kommen von der Kommission, dem EU- „Die Risikoeinschätzung der EFSA Parlament, Mitgliedsstaaten oder der EFSA selbst. Die EFSA muss so transparent und offen übernimmt generelle Risikoeinschätzungen und bewertet wie möglich sein.“ das Risiko von Produkten vor der Zulassung auf dem euro- päischen Markt. Sie sind seit Juni 2014 Geschäftsführender Direktor der EFSA. Was sind Ihre zentralen Vorhaben? WissenschafterInnen gesucht! Die wissenschaftliche Exzellenz steht im Zentrum der EFSA. Um Für acht wissenschaftliche Gremien werden neue Mitglieder sie zu erhalten, muss die Organisation attraktiv für Wissenschafte- gesucht. Die Bewerbungsdeadline wurde bis 7. Juli 2014 rinnen und Wissenschafter bleiben. Dafür setze ich mich ein. Die verlängert. Weitere Informationen: www.efsa.europa.eu n Kooperation mit den Mitgliedstaaten will ich verbessern. Bei der europaweiten Risikobewertung sind seit der BSE-Krise enorme Fort- schritte erzielt worden, daran gilt es anzuknüpfen. Und nicht zuletzt ist für mich Transparenz ein zentrales Thema. Die Risikoeinschät- zung der EFSA muss so transparent und offen wie möglich sein. Apropos Transparenz: Der EFSA wird immer wieder vorgeworfen, nicht unabhängig zu agieren. Was tut die EFSA dagegen? Wichtig – die EFSA erarbeitet wissenschaftliche Grundlagen. Ob eine bestimmte gentechnisch veränderte Pflanze zugelassen wird oder nicht, entscheiden die Risikomanagerinnen und -manager in der Europäischen Kommission und in den Regierungen. Das ist nicht Aufgabe der EFSA. Für 600 Gutachten jährlich brauchen wir die beste verfügbare Ex- pertise in Europa. Es ist unvermeidbar, dass exzellente Forschende etwa durch Förderungen, Beratung oder auch Jobs mit der In- dustrie in Kontakt kommen. Wir haben daher ein ausgeklügeltes Wer ist Bernhard Url? System, um Interessenskonflikte von Wissenschafterinnen und Bernhard Url ist seit Juni 2014 Geschäftsführender Direktor Wissenschaftern auszuschließen. Experten müssen ihre Tätigkeiten der EFSA. 1987 schloss Url sein Studium an der Vetmeduni und Funktionen der letzten fünf Jahre angeben. Jährlich werden Vienna ab, wo er 1990 auch in Veterinärmedizin promo- von uns bis zu 7.000 solcher „declarations of interest“ geprüft. Be- vierte. Nach fünf Jahren als Universitätsassistent am Institut stehen keine Konflikte, ist die Zusammenarbeit mit der EFSA erst für Milchhygiene und Milchtechnologie und der Leitung möglich. Die Erklärungen finden sich auch auf unserer Website. eines Labors zur Qualitätskontrolle von Lebensmitteln, wechselte er 2002 zur Österreichischen Agentur für Gesund- Welche Herausforderungen hat die EFSA bzw. haben Sie in den heit und Ernährungssicherheit (AGES), die er viele Jahre als nächsten fünf Jahren zu bewältigen? Geschäftsführer leitete. Von 2008 bis 2013 war er Mitglied Die Fragestellungen werden immer komplexer. Das Risiko einer des Universitätsrats der Vetmeduni Vienna. n Summe von Pestiziden zu bewerten oder die Auswirkungen von 7
Hundeerziehung Loben statt drohen Schmerz und Angst gehören nicht ins Hundetraining Foto: © Messerli Forschungsinstitut/Vetmeduni Vienna Moderne Hundeerziehung kommt ohne Angst und Stress aus. Ob bei „Hundeflüsterer“ Cesar Millan oder heimischen HundetrainerInnen: Bei vielen verläuft das Training nicht tierschutzkonform. HundetrainerInnen mit Gütesiegel sind noch selten, aber eine echte Alternative zu wenig hundefreundlichen Methoden und Trainings. M anchmal benehmen sich Hunde anders, als sich ihre Halterin oder ihr Halter sich das vorstellen. Was tun? Wäh- plant. Aufgrund seiner Trainingsmethoden und der dahinterstehenden Theorien wird er von verschiedenen Seiten, etwa Tier- woran man sie erkennt, veranstaltet die Vet- meduni Vienna Vorträge für Interessierte. rend sich die einen an HundetrainerInnen schützerInnen, Veterinär-Verhaltensspezia- Bumerang aversive wenden, greifen andere zur Selbsthilfe listInnen oder HundverhaltenstrainerInnen, Trainingsmethode und lassen sich von Vorbildern aus dem massiv kritisiert. Viele seiner Ansätze sind Für Laien – ob vor dem Fernseher oder am Fernsehen wie etwa dem „Hundeflüsterer“ nach den Maßstäben einiger europäischer Hundeplatz – ist es schwierig, gute Hun- Cesar Millan inspirieren. Der 45-jährige US- Länder, darunter auch Österreich, nicht tier- detrainerInnen zu erkennen. Vieles, was Amerikaner mit mexikanischen Wurzeln hat schutzkonform. für Kompetenz gehalten wird, basiert auf sich als Hundetrainer und Autor weltweit veralteten Theorien und nicht-tierschutz- einen Namen gemacht. Im September ist Um aufzuklären, was tierschutzkonforme konformen Trainingsmethoden. Wer ent- eine Live-Show in der Wiener Stadthalle ge- Hundeerziehung konkret bedeutet und sprechendes Vorwissen mitbringt und etwa 8
Ausgabe 02 I 2014 Foto: © D. Fabri/Fotolia.com bei der Sendung „Der Hundeflüsterer“ oder Werbevideos heimischer Hundetraine- rInnen genau hinsieht, erkennt Missstände sehr rasch. Besonders gravierende Fehler und Mängel in der Hundeausbildung sind übermäßi- ge Härte, die Anwendung von Wurfketten, Stachel- oder Korallenhalsbändern, Verprü- geln oder Teletaktgeräte. All das gilt laut heimischem Tierschutzgesetz (TSchG) als Als Belohnung gibt's ein Leckerli: Tierschutzqualifizierte HundetrainerInnen arbeiten nach dem Prinzip der Tierquälerei und ist verboten, wird aber in positiven Verstärkung. der Praxis nach wie vor angewandt. Solche Hilfsmittel setzt ein, wer dem Hund mit- tels negativer Reize, Angst und Schmerz und das Gütesiegel „Tierschutzqualifizierte „Seit der Einführung vor einem Jahr haben zufügen und ihn gefügig machen will. Hundetrainerin“ bzw. „Tierschutzqualifi- 65 Personen diese staatlich anerkannte Solche TrainerInnen bedienen sich damit zierter Hundetrainer“ wird näher erläutert. Prüfung erfolgreich absolviert“, berichtet sogenannter „aversiver Trainingsmetho- Karl Weissenbacher, der die „Koordinie- den“. Was viele unterschätzen: Diese ber- Hunde trainieren: Kann das jede/r? rungsstelle Tierschutzqualifizierte/r Hunde- gen auch für die Hundehalterin bzw. den HundetrainerIn ist in Österreich ein „freies trainerIn“ am Messerli Forschungsinstitut Hundehalter höhere Risiken. Denn wie Gewerbe“. ExpertInnen schätzen die Zahl der Vetmeduni Vienna leitet. Diese ist für sich physische und psychische Gewalt der in Vereinen aktiven oder gewerblich die Prüfung und die Vergabe des Gütesie- am Hund langfristig auf dessen Verhalten tätigen HundetrainerInnen auf rund 5.000 gels verantwortlich. Die meisten der von auswirken, kann im Einzelfall nicht vorher- Personen. Viele Vereine bilden ihre Traine- der Koordinierungsstelle bisher geprüften gesagt werden und sich sogar zum Bume- rInnen schon jahrzehntelang selbst aus, HundetrainerInnen sind Mitglieder beim rang entwickeln. insgesamt sind die Ausbildungsmöglich- Österreichischen Hundesportverband. „Das keiten allerdings dürftig. Die Vetmeduni ist der einzige Verband, der in jedem seiner Genau hinschauen am Hundeplatz Vienna bietet den Universitätslehrgang Vereine mindestens eine tierschutzqualifi- Wie die steirische Tierschutzombudsfrau Angewandte Kynologie an, der jedoch zierte Hundetrainerin oder einen solchen und Prüferin für „Tierschutzqualifizierte keine Ausbildung zur Hundetrainerin bzw. Trainer haben will. Die Vereinsausbildung HundetrainerInnen“, Barbara Fiala-Köck zum Hundetrainer ist, allerdings die beste muss sich generell jedoch verbessern“, betont, sind aversive Trainingsmethoden Basis dafür bietet. kritisiert Weissenbacher. Andere Verbände auf heimischen Hundeplätzen leider gang stehen dem Ganzen zu seinem Bedauern und gäbe. skeptisch gegenüber. Alle TrainerInnen, die das Wie können sie entlarvt werden? Hier hat Gütesiegel tragen, müssen Vorreiter Steiermark Iris Schöberl, Mitglied der Forschungs- gesetzlich definierte Dass sich immer mehr steirische Hunde- gruppe Mensch-Tier-Beziehung an der Qualifikationen mitbringen ... halterInnen bei der Koordinierungsstelle Universität Wien und Präsidentin der Ver- melden und sich nach tierschutzgeprüf- einigung Österreichischer Hundeverhal- ten TrainerInnen in ihrer Nähe erkundigen, tenstrainerInnen, einige Tipps parat: „Bei Inwiefern sich die TrainerInnen in den wundert Weissenbacher nicht. Denn in der einem Trainer oder einer Trainerin, der oder Hundeschulen letztlich an die genannte Steiermark wurde seitens der Landespoli- die mit esoterischen Aussagen auffällt, auf Verordnung halten und die Hunde wirk- tik ein wichtiger Schritt unternommen. Ab alle Fragen eine Antwort hat, unhaltbare lich tierschutzkonform trainieren, bleibt 2016 wird die Senkung der Hundeabgabe Behauptungen aufstellt oder großartige ungewiss. Außer, es handelt sich um an zwei Kriterien gebunden sein: Eine Ver- Versprechungen macht, sollte man auf je- HundetrainerInnen, die das Gütesiegel kehrstauglichkeitsprüfung und die Art der den Fall hellhörig werden“, warnt Schöberl. „Tierschutzqualifizierte/r HundetrainerIn“ Ausbildung. Der Hund muss von einer tier- TrainerInnen, die hingegen respektvoll mit vorweisen können. Damit kann man als schutzqualifizierten Hundetrainerin bzw. Mensch und Tier umgehen, die Methoden HundehalterIn auf Nummer Sicher gehen. einem tierschutzqualifizierten Hundetrai- ihrer Arbeit offenlegen und erklären kön- Alle TrainerInnen, die das Gütesiegel tra- ner ausgebildet worden sein. nen, was und aus welchem Grund sie et- gen, müssen gesetzlich definierte Qualifi- was Bestimmtes tun, könne man Vertrauen kationen mitbringen und eine theoretische Ein Cesar Millan ist ein denkbar entgegenbringen. Außerdem verzichten und praktische Prüfung vor einer unabhän- schlechtes Vorbild. kompetente HundetrainerInnen auf jede gigen Prüfungskommission ablegen. Sie Art von aversiven Trainingsmethoden. Seit müssen Hunde nach dem Prinzip der „po- Besonders HundehalterInnen sollten noch 1. April 2012 ist zudem eine Verordnung des sitiven Verstärkung“ trainieren, das heißt mehr dafür sensibilisiert werden, dass es Bundesministeriums für Gesundheit über erwünschtes Verhalten wird belohnt. Zu- Alternativen in puncto Hundetraining gibt. die tierschutzkonforme Ausbildung von sätzlich unterziehen sich die Hundetraine- Ein Cesar Millan, der sein Ziel über den Hunden, mit Ausnahme von Diensthunden, rInnen einer laufenden Qualitätskontrolle Hund hinweg erreichen will, ist jedenfalls in Kraft. Darin ist Grundsätzliches geregelt und verpflichten sich zur Fortbildung. ein denkbar schlechtes Vorbild. n 9
Forschung ei f li ch t er Str Foto: © tom/Fotolia.com Fo r s c h un g m ander/Fotolia.co Foto: © NiDerL Auch Hunde kommen in die Pubertät Der Hund gilt als bester Freund des Menschen. Kein an- Einsamkeit lässt Zellen altern deres Haustier hat sich dem Lebensstil des Menschen so angepasst wie diese Vierbeiner. Wie ähnlich sich Mensch Die Ergebnisse einer neuen Stu- und Tier in puncto Aufmerksamkeit verhalten, unter- Foto: © Denise Aydinonat die bestätigen, dass sich sozialer suchten Lisa Wallis und KollegInnen vom Messerli For- Stress negativ auf die Zellalterung schungsinstitut. auswirkt – zumindest nachweislich Foto: © Angela Gaigg bei Graupapageien. Einzeln gehal- tene Graupapageien haben kürze- re Telomere, als jene, die mit einem Partner leben. Dies fanden Denise Aydinonat und KollegInnen vom Institut für Medizinische Bioche- mie und dem Konrad Lorenz Insti- tut für Vergleichende Verhaltens- forschung in Zusammenarbeit mit der Tierklinik Strebersdorf heraus. Telomere sind die Enden der Chro- mosomen, die sich bei jeder Zell- Auch Hunde erleben Höhen und Tiefen in der Pubertät. teilung verkürzen. Sie zeigen also das Zellalter an. In Zukunft könnte Es zeigte sich, dass Hunde genau wie Menschen die Pha- die Telomerlänge als Marker für se der Pubertät durchlaufen. In dieser Zeit sind Mensch Einzeln gehaltene Graupapageien weisen die Messung von Stress Anwen- und Hund zwar impulsiver, die Lernfähigkeit befindet sich kürzere Telomere auf als in Gruppen gehaltene. dung finden. n jedoch auf einem Höhepunkt. Die Entwicklung von Auf- merksamkeit und Sensomotorik verlaufen also bei Hun- Der Artikel “Social isolation shortens telomeres in African Grey Parrots den ziemlich parallel zur Entwicklung beim Menschen. n (Psittacus erithacus erithacus)” von Denise Aydinonat, Dustin J. Penn, Steve Smith, Yoshan Moodley, Franz Hoelzl, Felix Knauer, Franz Schwarzenberger Der Artikel "Lifespan development of attentiveness in dome- wurde im Journal PLOS ONE veröffentlicht. stic dogs: drawing parallels with humans" von Lisa J. Wallis, Friederike Range, Corsin A. Müller, Samuel Serisier, Ludwig Huber und Zsófia Virányi wurde im Journal Frontiers in Psy- chology veröffentlicht. ves are better imitators of conspecifics than dogs. PLOS ONE Foto: © Markus Riedl Gene kommen und gehen Gene werden nicht nur von Generation zu Generation vererbt, es entstehen auch regel- mäßig neue. Die Anzahl der Gene in einem Organismus müsste also stetig ansteigen. Das ist jedoch nicht der Fall. Christian Schlötterer und seine KollegInnen vom Institut für Po- pulationsgenetik zeigen erstmals, dass neu entstandene Gene auch wieder verschwinden und klären ein bislang ungelöstes Paradoxon. Das spontane Entstehen und Verschwinden von Genen ermöglicht Organismen eine rasche Anpassung an die Umwelt und treibt den Evolutionsprozess an. n Die Fruchtfliege Drosophila diente den Forschenden als Der Artikel „The life cycle of Drosophila orphan genes” von Nicola Palmieri, Carolin Kosiol und genetisches Studienobjekt. Christian Schlötterer wurde im Journal eLife veröffentlicht. 10
Ausgabe 02 I 2014 Foto: © Norbert Nowotny / Vetmeduni Vienna Lebensraum Käserinde Bakterien und Pilze tragen we- sentlich zur Reifung und zum Aro- ma verschiedener Käsesorten bei. Welche Mikroorganismen sich auf der Rinde des Vorarlberger Berg- Der Kontakt zwischen Kamel und Mensch birgt ein Krankheitsrisiko. käses tummeln, und was sie dort tun, erforschten Stephan Schmitz- Esser und seine KollegInnen vom Kamel überträgt MERS-Coronavirus Institut für Milchhygiene. Die For- auf Mensch schenden fanden je nach Alter der Käselaiber unterschiedliche Das MERS-Coronavirus breitet sich in der arabischen Welt rasant Mikroorganismen. Auch die ver- aus. Die dadurch verursachten Infektionen betreffen Menschen schiedenen Käsereien haben ihre eigenen Käsefloren. Unter ande- Für die Probennahme wird Foto: © Elisa Schornsteiner / Vetmeduni Vienna und Kamele gleichermaßen. Mittlerweile kostete die Krankheit weltweit mehr als 100 Menschen das Leben. Norbert Nowotny rem fanden die Forschenden auch die Käserinde abgeschabt. und KollegInnen vom Institut für Virologie zeigen, dass MERS- den salzliebenden Meereskeim Halomonas auf der Coronaviren von Menschen und Kamelen aus derselben geo- Rinde. Welche Rolle der Keim bei der Käsereifung grafischen Region fast identisch sind. Jedoch unterscheiden sich hat, ist aber noch unklar. n die Viren je nach Region. Die Erkenntnisse sprechen für eine Übertragung zwischen Tier und Mensch. Mit diesem Wissen Der Artikel “Cultivation-independent analysis of micro- kann gezielt auf die Ausbreitung des Virus reagiert werden. n bial communities on Austrian raw milk hard cheese rinds”, von Elisa Schornsteiner, Evelyne Mann, Othmar Der Artikel “Middle East respiratory syndrome coronavirus Bereuter, Martin Wagner und Stephan Schmitz-Esser (MERS-CoV) in dromedary camels, Oman, 2013” von Nowot- wurde im International Journal of Food Microbiology ny N. und Kolodziejek J. wurde im Journal Eurosurveillance veröffentlicht. veröffentlicht. „Sehr Gut“ für die Foto: © Martin Bühler Vetmeduni Vienna Neue Ursache für hohen Blutdruck und Gefäßverkalkung Die Veterinärmedizinische Uni- versität Wien stellte sich für die Foto: © ExQuisine/Fotolia.com Warum phosphatreiches Essen Forschungsevaluierung einer den Blutdruck erhöhen und Ge- internationalen Fachjury. Das Er- fäßverkalkungen verursachen gebnis: Im Zeitraum von 2008 bis kann, haben Olena Andrukhova 2012 hat die Vetmeduni Vienna und ihre KollegInnen vom Institut ihre eingeworbenen Drittmittel für Physiologie, Pathophysiologie verdoppelt und die Publikati- und Biophysik herausgefunden. onsleistung in Top-Journalen um Eine zentrale Rolle spielt dabei das 52 Prozent gesteigert. Gerhard Professor Gerhard Breves Hormon FGF23. Es reguliert den Breves von der Tierärztlichen aus Hannover übernahm den Kalzium- und Natriumhaushalt Phosphatreiches Essen, zum Beispiel Schmelzkäse oder Fertig- Hochschule Hannover war Leiter Vorsitz des internationalen produkte, stimuliert die Produktion des Hormons FGF23. über die Nieren. Ist der FGF23- der Evaluierungsjury. In den ver- EvaluatorInnen-Teams. Spiegel zu hoch, beispielweise durch phosphatreiche Ernährung, reichern sich gangenen sechs Jahren habe sich Natrium und Kalzium an und führen zur Belastung des Herz-Kreislauf Systems. n eine Menge an der Vetmeduni Vienna verändert, stellte Breves fest. Unter anderem wurde die Zahl Der Artikel „FGF23 promotes renal calcium reabsorption through the TRPV5 channel“ der Departments von sieben auf fünf verringert. von Olena Andrukhova, Alina Smorodchenko, Monika Egerbacher, Carmen Streicher, Inhaltlich wurden die Einheiten enger verzahnt. Ute Zeitz, Regina Goetz, Victoria Shalhoub, Moosa Mohammadi, Elena E. Pohl, Beate Diese neue Struktur hätte sich sehr positiv auf die Lanske und Reinhold G. Erben wurde im Journal EMBO veröffentlicht. Universität ausgewirkt. n uegl /Fotolia.com Foto: © Franz Pfl 11
Tag der offenen Tür 2014 A usgelassene Stimmung, über 50 Stationen, zahlreiche Pro- grammpunkte zum Mitmachen und Ausprobieren, Action bei den Vorfüh- rungen, interessante Fakten rund um Mensch und Tier, Sonnenschein so- Früh übt sich: In der Stofftierambulanz behandelten die Kleinsten ihr Kuscheltier. wie ein heftiges Gewitter und vieles mehr prägten den diesjährigen Tag der Rekord bei offenen Tür am 24. Mai 2014. Über 4.000 Tierfreundinnen und Tierfreunde konnten von 10:00 bis 17:00 Uhr einen Blick hinter die Kulissen der Universitätskliniken und Forschungs-institute am 15 Hektar großen BesucherInnen Campus der Universität werfen. Viele hel- fende Hände machten den neuen Besuche- rInnenrekord möglich. n Der Tag der offenen Tür 2014 Weitere Bilder unter: www.vetmeduni.ac.at/tdot Eine erste Orientierung durch das vielfältige Programm lieferte der Infostand. a ienn ni V edu tm Ve l/ ind Ste tas elizi Foto: © F Fotos, falls nicht anders angegeben: © Ralf Hochhauser/Vetmeduni Vienna Ferkel zum Anfassen Für die schlausten Hunde: Lerntests vom Clever Dog Lab Zahnpflege beim Pferd – live vorgeführt 12
Ausgabe 02 I 2014 Ausprobieren, anfassen und lernen Mit dem Lipizzaner-Gespann eine Runde über den großen Campus Schaurig-schöne Führung durch die Anatomie Foto: © Felizitas Steindl/Vetmeduni Vienna Wildes Hüpfpferde-Rennen Beim Kasperltheater lernten die Kinder Die Knochen beim Pferd sichtbar gemacht unter anderem wie man TierärztIn wird. Bergung einer Pferde-Attrappe aus einem Anhänger – wetterbedingt in der Reithalle Die tanzende Noriker-Stute Franka war der Publikumsliebling bei der Western Line Dance-Vorführung der WesCo Liners. Dog Dance-Vorführung mit "Supertalent 2013" Lukas Pratschker und seinem Ein Blick in den gläsernen Operationssaal für Kleintiere Border Collie Falco 13
Lehre Foto: © Javier Brosch/Fotolia.com i f li cht er Stre Lehre Eine Hausapotheke führen Wer als Tierärztin oder Tierarzt eine eigene Hausapotheke führen möchte, braucht dazu eine spezielle Weiterbildung. Studierende Q[kju:] – die neue Prüfungs-Plattform können bereits jetzt vor dem Berufseinstieg diese wichtige Zu- Mit der Umstellung des Curriculums für Veterinärmedizin wird an satzqualifikation erwerben. der Vetmeduni Vienna ein neues Prüfungssystem eingeführt. Die Foto: © Szasz-Fabian Erika Prüfungs-Plattform Q[kju:] ist genau auf die Bedürfnisse der Vetmed- uni Vienna abgestimmt und ermöglicht es Lehrenden, Prüfungsfra- gen – im Bezug auf die Lehrziele des neuen Curriculums – einfach zu erstellen. Der ausgefeilte Review-Prozess sowie die standardisierte Zusammenstellung von Prüfungen für bis zu 500 TeilnehmerInnen schaffen einen transparenten Verlauf von der Fragenerstellung bis zur Auswertung. n Foto: © Nelos/Fotolia.com Die besten Lehrenden 2014 gesucht Die Vetmeduni Vienna organisierte in Kooperation mit der Gesell- schaft der Freunde der Vetmeduni Vienna im Mai und Juni 2014 Auch dieses Jahr werden wieder besonders engagierte Leh- einen 15-stündigen Weiterbildungskurs. Mit dem Ablegen der rende für die Preise Teacher und Instructor of the Year gesucht. schriftlichen Prüfung haben die KursbesucherInnen einen Groß- Bewerbungen sind bis spätestens 12. August 2014 möglich. teil der Weiterbildung zum Führen einer eigenen Hausapotheke Im Herbst stimmen die Studierenden über die von einer Jury bereits in der Tasche. Aufgrund des großen Andrangs ist für Herbst erstgereihten KandidatInnen ab und küren die SiegerInnen. Als 2014 eine Wiederholung des Seminars geplant. n Gewinn winken Prämien bis zu 3.800 Euro, die von der Kultur- abteilung der Stadt Wien gesponsert werden. n Kontakt: Tabitha Leisch, office@vetheim.at Kontakt: toy@vetmeduni.ac.at Foto: © Nitr/Fotolia.com Aktuelle Termine Impulsfrühstück Die Veranstaltungsreihe Impulsfrühstück verknüpft wertvolle Inputs von ExpertInnen zu Pädagogik und Didaktik mit einem gemütlichen Frühstück. Jeweils von 8:00 bis 9:00 Uhr im Skills Lab VetSim. Keine Anmeldung erfor- derlich. n • 15. Juli 2014: „Klinische Demonstrationen – Von der Idee zur Abhaltung“ mit Christine Aurich, Plattform Besamung und Embryotransfer und Lorenz Khol, Klinische Abteilung für Wiederkäuermedizin • 16. September 2014: „Kommunikationstraining: Wie und Warum?“ mit Birgit Hladschik-Kermer, Medizinische Universität Wien 14
Foto: © Jay Crihfield/Fotolia.com SPLITTER Aktuelles von der Gesellschaft der Freunde der Vetmeduni Vienna Foto: © Ernst Hammerschmid/Vetmeduni Vienna Armin Tschermak von Seysenegg-Preis Barbara Wallner vom Institut für Tierzucht und Genetik wird mit dem Armin Tschermak von Seysenegg-Preis 2013 für ihre For- schungsarbeit geehrt. Darin beschäftigte sie sich mit der gene- tischen Variation auf dem Y-Chromosom von Pferden und konnte einen völlig neuen Stammbaum für Zuchthengste im europäisch- asiatischen Raum erstellen. Sie identifizierte sechs gut unterscheid- bare väterliche Abstammungslinien und veröffentlichte die Ergeb- nisse im Journal PLOS ONE. Das Preisgeld betrug 2.500 Euro, im Jahr 2014 ist es sogar mit 5.000 Euro dotiert. n Präsident Werner Frantsits überreicht gemeinsam mit Rektorin Sonja Hammerschmid den Forschungspreis im Rahmen der akademischen Feier im März 2014. Aviso: Ausflug zum Hof Kremesberg Heimtierkreisseminar Der Arbeitskreis Nutztiere veranstaltet am 19. September 2014 einen Ausflug zum Hof Kremesberg am Lehr- und Forschungs- Am 14. Juni 2014 fand das alljährliche Heimtierkreisseminar zum gut der Vetmeduni Thema Erste Hilfe und Vorbeugung von Reiseerkrankungen statt. Vienna. Besichtigt Neben Basiswissen in Erster Hilfe, gab es Informationen zu aus- werden sowohl der gewählten Notfällen und zahlreiche Tipps zur Vorbeugung von Foto: © citronenrot/Vetmeduni Vienna generalsanierte Rin- Reiseerkrankungen. n derstall und die neue Außenanlage für die Kälberaufzucht, als auch die neue Schweineanlage Me- dau. Die Teilnahme ist für Mitglieder Rinderbetrieb am Hof Kremesberg kostenlos. n Mit FreundInnen ins Museum gehen Der AbsolventInnen- verband der Gesell- Foto: © Reimar David/Vetmeduni Vienna schaft der Freunde der Vetmeduni Vienna lud seine Mitglieder ins Foto: © Gesellschaft der Freunde der Vetmeduni Vienna Museum ein. Am 24. April 2014 besuchten die Alumni die Ausstel- lung Andreas Bitesnich im Kunsthaus Wien, am 14. März 2014 stand eine Gemeinsamer Ausstellungsbesuch im Kunst Haus Wien Führung durch die Son- derausstellung Faber- gé im Kunsthistorischen Museum auf dem Programm. Wer den nächsten Kunstgenuss nicht versäumen möchte, meldet sich für den 9. September 2014 an: Der Verein lädt zur kostenlosen Gleich gegenüber dem Uni-Campus betreibt der Verein Führung durch die Ausstellung „SHOEting Stars – Der Schuh in ein Studierendenheim mit 370 Wohnplätzen. Kunst und Design“ im Kunst Haus Wien. n 15
Geflügelmedizin Nicht nur glücklich sondern auch gesund: Hühner und Puten werden mit Impfungen vor Krankheiten geschützt. Von der Erforschung der Erreger bis zum fertigen Impfstoff ist es ein weiter Weg. 16
Ausgabe 02 I 2014 Geflügelte Impfstoffe Puten lieber vorher impfen statt nachher medikamentös behandeln Um Puten und Hühner gesund zu erhalten, werden Impfungen immer wichtiger. Ein neues Christian Doppler Labor an der Vetmeduni Vienna forscht an Impfstoffen gegen ausgewählte Infektionskrankheiten und schließt damit eine Lücke in der Geflügelmedizin. Weniger Antibiotika in der Geflügelproduktion nützen auch dem Menschen. D ie Tiere sollen erst gar nicht krank werden“, bringt es Pro- fessor Michael Hess, Leiter der Klinischen Abteilung für Geflügelmedizin der Vetmeduni Vienna, auf den Punkt. Was na- heliegend erscheint, nämlich Puten gesund erhalten zu wollen, ist im Putenstall nicht leicht zu bewerkstelligen. Die Erreger sind zahlreich: Viren, Bakterien und Parasiten können sich in großen Geflügelbeständen rasch ausbreiten. Im Krankheitsfall sind Be- handlungen oft unmöglich. Rückstände von Medikamenten in Fleisch oder Eiern stellen ein Risiko für die Gesundheit der Kon- sumentInnen dar und sind daher nur beschränkt einsetzbar. In- fektionskrankheiten im Puten- oder Hühnerstall können mangels zugelassener Therapeutika auch den Verlust zahlreicher Tiere zur Folge haben. Der standardmäßige Einsatz von Antibiotika birgt zudem das Risiko, dass Bakterien Resistenzen ausbilden, die sowohl für Mensch als auch Tier problematisch sind. Die Wirksamkeit von Medikamenten steht dann auf dem Spiel. In der EU dürfen Anti- biotika daher seit 2006 nicht mehr präventiv, etwa zur Förderung des Wachstums, sondern nur mehr im Fall von Erkrankungen ein- gesetzt werden. Vorbeugen ist besser als heilen Der Einsatz von Medikamenten bei lebensmittelliefernden Tieren Foto: © Michael Bernkopf/Vetmeduni Vienna ist in der EU streng geregelt. Daher kommt der Prävention eine immer wichtigere Rolle zu. „Strenge Hygiene in den Betrieben sowie spezielle Zuchtmaßnahmen um erregerfreie Elterntierge- nerationen auf den Markt bringen zu können, sind wichtig. Der bedeutendste Ansatzpunkt in der Prävention sind aber Impfstoffe gegen Infektionskrankheiten“, betont Hess. 17
Geflügelmedizin Die Klinische Abteilung für Geflügelmedizin forscht bereits seit einigen Jahren an der Entwicklung von Geflügelvakzinen. Mit der Errichtung eines Christian Doppler Labors verstärkt die Klinik ihre Bemühungen, marktfähige Impfstoffe zu entwickeln. Im Zentrum der Forschung im CD-Labor unter der Leitung von Michael Hess stehen die Schwarzkopfkrankheit (Histomonose) und Adenovirus- Infektionen. Besonders Puten- und Hühnerbetriebe sind von die- sen Infektionskrankheiten betroffen, da es kaum therapeutische Maßnahmen gegen diese gibt. Ohne Wurm keine Ansteckung Der Erreger der Histomonose, Histomonas meleagridis, ist ein ein- zelliger Parasit, ein so genannter Flagellat, der den Blinddarm von Geflügel infiziert und im fortgeschrittenen Stadium die Leber befällt und zerstört. Bei Puten verläuft die Infektion oft tödlich, Hühner hingegen leiden an allgemeiner Schwäche und sinkender Legeleistung. Für die Übertragung des Erregers und die Auslösung der Krankheit, die seit Ende des 19. Jahrhunderts bekannt ist und vor allem in Europa grassiert, ist ein weiterer Parasit als Zwischen- Schutzimpfungen für Hühner und Puten sollen verhindern, dass die Tiere krank werden. Die Impfungen werden entweder über Sprays, das Trinkwasser oder per Nadel verabreicht. wirt verantwortlich. Der Blinddarmwurm Heterakis gallinarum verpackt den Erreger in seine Eier. Darin gut geschützt wird der Pa- rasit ausgeschieden und von anderen Puten oder Hühnern wieder aufgenommen. Der komplexe Übertragungsweg ist ein wesent- Dass der so gewonnene Prototyp des Impfstoffs wirkt, konnten die liches Problem bei der Entwicklung eines Impfstoffes. KlinikerInnen bereits in Versuchen an Puten und Hühnern zeigen. Erster Durchbruch bei Histomonose geschafft Wurmeier schützen Erreger Das Forschungsteam isolierte den Histomonose-Erreger aus dem Die große Herausforderung liegt nun darin, einen Weg zu finden, Darm eines erkrankten Tieres und kultivierte ihn in einer speziellen den abgeschwächten Erreger als Lebendimpfstoff heil in den Darm Nährlösung. Mit den Techniken der Mikromanipulation und des der Hühner und Puten zu bringen. „Histomonias meleagridis ist ein Passagierens schwächten die Forschenden in dreijähriger sorg- sehr empfindlicher Erreger. Er ist auf die Verpackung der Wurmeier fältiger Laborarbeit den parasitären Erreger soweit ab, sodass er und auf ein spezielles Bakterienmilieu angewiesen, um seine in- nun als Impfstoff geeignet ist. Sie nutzten dafür als Erste weltweit fektiöse Wirkung zu entfalten. Diesen Übertragungsweg müssen eine für virale Impfstoffe etablierte Methode zur Erzeugung eines wir für den Impfstoff imitieren, damit die Immunisierung auch Flagellaten-Impfstoffs. „Die Kunst dabei ist es, den richtigen Zeit- für Bestände von 10.000 Puten praktikabel ist“, so der Klinikleiter. punkt zu ermitteln. Der Erreger muss immunogen sein, also eine Immunreaktion auslösen, darf aber nicht mehr virulent sein, das Adenoviren – die großen Unbekannten heißt, nicht mehr krank machen. Versäumt man diesen Moment, löst Ganz anders gestaltet sich der zweite Schwerpunkt des CD-Labors, er möglicherweise gar keine Reaktion mehr aus“, verdeutlicht Hess. die Forschung über Adenoviren, die vor allem Hühner betreffen. Foto: ©Heike Hochhauser/Vetmeduni Vienna CD-Labor für Innovative Geflügelimpfstoffe Im neuen Christian Doppler Labor an der Klinischen Abteilung für Geflügelmedizin entwickelt ein Team um Laborleiter Professor Michael Hess Impfstoffe und Impfstrategien gegen ausgewählte Infektionskrankheiten beim Geflügel. Finanziert wird das Christian Doppler Programm vom Wissenschaftsministerium (BMWFW) sowie vom Wirtschaftspartner vaxxinova GmbH, einem Unternehmen der EW- Group. Die Laufzeit beträgt insgesamt maximal sieben Jahre (2014 bis 2021), wobei bereits nach zwei Jahren in einer Zwischenevaluierung über die Fortführung seitens der Christian Doppler- Das CD-Labor Team (v.l.): Anna Schachner (Postdoc), Eva-Maria Gössl (technische Assistentin), Petra Ganas (Postdoc), Janine Gruber (PhD), Monika Schebesta (Administration), Michael Hess (Leiter), Franziska Feichtner (PhD), Helga Gesellschaft entschieden wird. n Kaufmann (Laborhilfskraft). 18
Foto: © AMA Ausgabe 02 I 2014 auch zahlreiche andere Symptome, etwa Läsionen im Muskelma- gen. Es gilt also, die Elterngeneration zu immunisieren, damit die Nachkommen gesund bleiben. Mehrere Viren auf einen Streich Für die Entwicklung eines Impfstoffes bauten die Forschenden ein Protein des Adenovirus in Insektenviren ein. Das so in Insektenzel- len produzierte Protein wird anschließend gereinigt und dient als Impfstoff, den erwachsene Hühner mit einer Spritze verabreicht be- kommen. Die ersten Tests verliefen erfolgreich, die immunisierten Hühner erkrankten nicht mehr. Im CD-Labor soll nun ein weiterer Impfstoff entwickelt werden, der gleichzeitig gegen mehrere Vi- russtämme wirksam ist. Außerdem arbeiten die Wissenschafter- Innen an einem neuartigen Diagnostik- und Impfschema, damit die Immunisierung über die gesamte Lebensdauer eines Huhns erhalten bleibt. „Um einen Impfstoff wirklich marktreif zu machen, brauchen wir als Universität die Unterstützung eines Unterneh- mens. Die Firma vaxxinova ist daher Partnerin im CD-Labor. Neben der finanziellen Unterstützung profitieren wir vom Probenmaterial für die Untersuchungen, von den großen Tierbeständen für die Feldversuche sowie von der Expertise in der klinischen Zulassung des Impfstoffs“, verdeutlicht Hess die Vorteile der Kooperation. n Derzeit gibt es weder Impfstoffe noch zugelassene Medikamente Foto: © Felizitas Steindl/Vetmeduni Vienna gegen diese Viren. „Bisher galten aviäre Adenoviren als wenig relevant. Es wird vermutet, dass strenge Hygienemaßnahmen in der Zucht die Bildung von Antikörpern gegen Adenoviren beein- trächtigen. „Um einen Impfstoff marktreif zu machen, brauchen wir als Universität die Unterstützung eines Unternehmens.“ Die Tiere kommen somit in den ersten Lebenswochen nicht mehr mit den entsprechenden Erregern in Kontakt. Sobald sie die streng kontrollierten Zuchtbetriebe aber in Richtung Legebetriebe ver- lassen, führt eine Infektion mit Adenoviren zur Übertragung an die Nachkommen. Denn diese Viren werden vertikal, als vom Muttertier auf das Küken übertragen“, erklärt Hess. Eine Infektion führe zu Der Prototyp des neuen Impfstoffs gegen Histomonose wirkt. Das konnten die Forschenden Hepatitis und Nierenschwäche. Je nach Virusstamm zeigen sich bereits an Puten und Hühnern nachweisen. Foto: © Felizitas Steindl/Vetmeduni Vienna Erstes Kooperationsprojekt mit Ungarn erfolgreich beendet Obwohl in benachbarten Ländern ansässig, haben die Vetmeduni Vienna und die Georgikon Fakultät im unga- rischen Keszthely erst durch das EU-finanzierte CEPO- Projekt zueinander gefunden. In das gemeinsame Centre of Excellence for Poultry brachten die ungarischen Forschen- den ihr Know-how zur Optimierung von Geflügelernährung ein, die Wiener WissenschafterInnen ihre Erfahrung zu Tiergesundheit und ihr molekularbiologisches Wissen. Mit der Abschlusskonferenz am 13. Juni 2014 in Wien endete das Projekt nach mehr als drei Jahren. Das Ergebnis der Kooperation: Wissens- und Erfahrungsaustausch zwischen Studierenden und Lehrenden beider Länder, Beratung von Geflügelbetrieben, gemeinsame wissenschaftliche Publika- tionen und viele nützliche persönliche Kontakte. n 19
Geflügelmedizin Den Krankmacher entschlüsseln Foto © ZAG Zwei FWF-Projekte aus der Universitätsklinik für Geflügel und Fische ebnen den Weg zur Bekämpfung der Schwarz- kopfkrankheit, einer hartnäckigen Geflügel- Infektionskrankheit. Fotos (2): © Michael Bernkopf/Vetmeduni Vienna D ie Gesundheit von Puten und Hühnern steht im Zentrum zweier vom Österreichischen Forschungsförde- vergleichender Analysen der Gesamtheit aller Proteine, zellulärer Sekrete und RNA- Moleküle des Erregers, sucht Bilic nach je- reagiert. An der Klinischen Abteilung konnte bereits in früheren Studien gezeigt wer- rungsfonds (FWF) finanzierter Projekte. nen Proteinen und deren entsprechenden den, dass eine Verabreichung Ivana Bilic und Dieter Liebhart, beide von Genen, die in sehr virulenten H. meleagri- abgeschwächter Histomona- der Klinischen Abteilung für Geflügelme- dis-Stämmen vorkommen. Bilic geht da- den Hühner und Puten vor dizin, forschen am Erreger der Schwarz- von aus, dass diese Proteine für die hohe Histomonose schützt. Nun kopfkrankheit, Histomonas meleagridis. Pathogenität des Erregers verantwortlich sollen die Mechanismen der Die WissenschafterInnen gehen darin den sind. Die in diesem Projekt gewonnenen Immunreaktion in bestimmten Wirkmechanismen des Erregers selbst und Informationen sollen die Grundlage für die Organen detailliert untersucht dem Zusammenspiel mit dem Immunsy- weitere molekulare Charakterisierung des werden. Immunologische und Ivana Bilic stem der Vögel auf den Grund. Erregers schaffen. Ein weiteres Ziel ist es, molekularbiologische Un- jene Proteine gezielt zu bestimmen, die für tersuchungen von Blut- und Das „ Innere“ von diagnostische Untersuchungen verwendet Organproben geimpfter und Histomonas meleagridis erforschen werden können. infizierter Tiere sollen dabei Die Naturwissenschafterin Ivana Bilic lei- Informationen zum Immun- tet ein drei Jahre laufendes FWF-Projekt, Immunantwort der Tiere auf dem status der Tiere liefern. Ein in dem sie seit September 2013 die mo- Prüfstand weiteres Ziel in dem Projekt lekularen Grundlagen von Histomonas Im FWF-Projekt von Dieter Liebhart steht ist, die Typ2-T-Zell-vermittelte meleagridis und dessen Infektionsmecha- die Erforschung der Immunantwort auf Entzündungsreaktion basie- nismen erforscht. Bilic und ihre KollegInnen Histomonas meleagridis im Vordergrund. Der rend auf einer Infektion mit untersuchen die krankmachenden Eigen- Tierarzt und Geflügelspezialist Liebhart un- Histomonaden als Tiermodell schaften des Parasiten. Es gilt, jene Prote- tersucht gemeinsam mit seinem Team seit beim Geflügel zu etablieren. Dieter Liebhart ine des Parasiten zu identifizieren und zu September vorigen Jahres im Detail, wie das Diese Immunreaktion soll als charakterisieren, die für die Infektion und Immunsystem von Hühnern und Puten auf Modell für weitere Forschungen in der Impf- die Virulenz ausschlaggebend sind. Mittels eine Infektion mit Histomonas meleagridis stoffentwicklung beim Geflügel dienen. n 20
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