WASSERVERSORGUNGS- PLAN STEIERMARK

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WASSERVERSORGUNGS- PLAN STEIERMARK
Nr.02Z034436 • P.b.b. Verlagspostamt 8010

D I E WA S S E R Z E I T S C H R I F T D E R S T E I E R M A R K                                                           2/2015

    WASSERVERSORGUNGS-                                    AUSBAU DES                 PROJEKT „RIVER MUR“
    PLAN STEIERMARK                                       PETERSBACHES -             INTERNATIONAL RIVERPRIZE
    2015                                                  EIN WEITERER MEILENSTEIN   2015
WASSERVERSORGUNGS- PLAN STEIERMARK
ERSTE UMFASSENDE DARSTELLUNG
                                                            DER STEIRISCHEN
                                                            WASSERWIRTSCHAFT

    D
              ie beiden Autoren, der                        „Wasserwirtschaft in der Steiermark. Geschichte und Gegenwart“ ist der
              Historiker Dr. Bernhard                       titel des in enger Kooperation zwischen der Abteilung 14 - Wasserwirtschaft,
              Reismann und der Leiter                       Ressourcen und Nachhaltigkeit und dem Steiermärkischen Landesarchiv in
    der Abteilung 14 - Wasserwirtschaft,                    mehrjähriger Vorbereitungszeit geschaffenen Werkes.
    Ressourcen und Nachhaltigkeit, DI
    Johann Wiedner, geben aus ihrer
    jeweils eigenen Expertise einen                         ausgestatteten Band ab. Auf über                        rechtlichen Rahmenbedingungen
    spannenden Einblick in die Entwick-                     500 Seiten wird ein facettenreiches                     werden die Wasserversorgung,
    lung der Wasserwirtschaft von den                       Bild der verschiedenen Bereiche                         die einst im wahrsten Sinne des
    Anfängen bis heute. Ein Beitrag der                     der Wasserwirtschaft gezeichnet.                        Wortes tragende Rolle des Wassers
    TU Graz zur universitären Wasser-                       Ausgehend von einem Blick auf die                       für das Transportwesen, Wasser
    wirtschaft rundet den leicht lesba-                     mit dem Wasser, seiner Nutzung                          als Antriebskraft für Mühlen und
    ren, mit vielen historischen Bildern                    und seinen Gefahren verbundenen                         Hammerwerke, die Abwasserent-

    Hofrat Dr. Josef Riegler, Direktor des Landesarchivs (Mitte) und die beiden Autoren, der Historiker Dr. Bernhard Reismann (rechts) und der Leiter der Abteilung 14 -
    Wasserwirtschaft, Ressourcen und Nachhaltigkeit Hofrat DI Johann Wiedner (links), stellen das umfassende Werk druckfrisch vor.

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WASSERVERSORGUNGS- PLAN STEIERMARK
INHALtS-
                                                                            VERZEICHNIS
                                                                            steirische Wasserversorgung -
                                                                            zukunft gestalten
                                                                            DI Johann Wiedner .................................................................................................... 4

                                                                            Wasserversorgungsplan
sorgung, der Hochwasserschutz,          investiert. Die über Jahrhunderte   steiermark 2015
                                                                            DI Alexander salamon, Bsc,
die Melioration landwirtschaftlicher    gesetzten Maßnahmen prägen die      DI Walter schild .............................................................................................................. 7
Flächen und die Elektrizitätserzeu-     steirische Landschaft bis heute.
gung aus Wasserkraft dargestellt.
                                                                            Die Lafnitz - Ein Naturjuwel an der
                                        Der großformatige Band wurde        steiermärkisch-burgenländischen grenze
Im Lauf der Jahrhunderte haben          Ende November 2015 präsentiert      Mag. Dr. georg Wolfram,
                                                                            Ing. Jürgen Mosbacher .................................................................................... 15
das Land, der Staat und viele „inter-   und ist im Buchhandel oder direkt
essierte Adjazenten“ unglaublich        beim Landesarchiv zum Preis von
große Summen in den Hochwas-            39,- Euro erhältlich.               sedimentproblematik in fließgewässern -
serschutz, in die Versorgungs- und                                          neues forschungsgerinne an der BOKu
                                                                            univ. Prof. DI Dr. helmut habersack,
Entsorgungsanlagen, in die Wild-                                            DI Dr. Marcel Liedermann,
bachverbauung und auch in die                                               DI Mag. Dr. christine sindelar,
                                                                            DI Marlene haimann ........................................................................................ 22
Energiegewinnung aus Wasserkraft

                                                                            Die Mur - finalist beim Thiess
                                                                            International riverprize 2015
                                                                            DI rudolf hornich .................................................................................................... 26

                                                                            hydrologische Übersicht für
                                                                            das erste halbjahr 2015
                                                                            Mag. Barbara stromberger,
                                                                            DI Dr. robert schatzl,
                                                                            Ing. Josef Quinz ............................................................................................................ 30

                                                                            Ausbau des Petersbaches - ein weiterer Mei-
                                                                            lenstein für den hochwasserschutz in graz
                                                                            DI stefan Kienzl,
                                                                            DI Katharina schüssler ................................................................................ 35

                                                                            hochwasserprognose in der steiermark -
                                                                            aktueller stand und geplante Entwicklung
                                                                            DI Dr. robert schatzl .......................................................................................... 40

                                                                            umweltzeichen und Wasser
                                                                            Dr. uwe Kozina .............................................................................................................. 44

                                                                            Veranstaltungen ......................................................................................................... 46

                                                                                                                                                                                                  3
WASSERVERSORGUNGS- PLAN STEIERMARK
STEIRISCHE WASSERVERSORGUNG -
                                                       ZUKUNFT GESTALTEN
      DI Johann Wiedner
      Amt der Steiermärkischen                         Eine gesicherte Versorgung der Bevölkerung, der Wirtschaft und des tou-
      Landesregierung                                  rismus mit trinkwasser ist in der Steiermark derzeit auf hohem Standard
      Abteilung 14
      Wasserwirtschaft, Ressourcen
                                                       gegeben. Auch im trockenen und heißen Sommer 2015 haben die Wasserver-
      und Nachhaltigkeit                               sorgungssysteme ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis gestellt. Dies ist das
      8010 Graz, Wartingergasse 43
                                                       Ergebnis der jahrelangen Bemühungen der öffentlichen Wasserversorger,
      Tel.: +43(0)316/877-2025
      johann.wiedner@stmk.gv.at                        unterstützt vom Land Steiermark und geleitet von langfristig ausgerichteten
                                                       Planungen. Nunmehr liegt der Wasserversorgungsplan Steiermark 2015 vor.

    D
              ie Entwicklung des steiri-               und Gemeinschaften (Abb. 1).           Generalplan der
              schen Trinkwasserversor-                 Der Ausbau der Wasserversor-           Wasserversorgung 1973
              gungssystems erfolgte im                 gungsanlagen wurde getragen von        In der Steiermark wurde 1973 der
    Laufe des 20. Jahrhunderts –                       den sich ändernden Bedarfssitua-       Generalplan der Wasserversorgung
    insbesondere in der 2. Jahrhun-                    tionen, den technischen Entwick-       von der Wasserwirtschaftlichen
    derthälfte – durch Gemeinden, Was-                 lungen sowie den rechtlichen           Rahmenplanung des Landes erar-
    serverbände, Genossenschaften                      Vorgaben.                              beitet. Dabei wurden vor allem die

    Abb. 1: Übersichtskarte Wasserverbände der Steiermark © Abt.14/GIS-Stmk

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WASSERVERSORGUNGS- PLAN STEIERMARK
Aspekte der Verfügbarkeit geeigneter                So wurde konkret Stellung bezogen      Wassernetzwerk Steiermark
Trinkwasserressourcen sowie eines                   zur Diskussion „Wasserversorgung –     Die niederschlagsarmen Jahre 2001
weiteren Ausbaues des Verbundes                     noch eine öffentliche Aufgabe“. Die    bis 2003 verbunden mit Hitzeperioden
von Gemeinden berücksichtigt.                       ausgeführten Argumente, warum          haben die Umsetzung der im Wasser-
Bereits damals wurde zum Ausdruck                   die Trinkwasserversorgung als          versorgungsplan (2002) vorgeschla-
gebracht, dass generelle Planungen                  wesentliche Aufgabe der Daseins-       genen Maßnahmen beschleunigt
auch auf dem Gebiet der Wasserver-                  vorsorge in kommunaler Verant-         bzw. den Maßnahmenkatalog alsbald
sorgung den immer neu entstehen-                    wortung gut aufgehoben ist, sind       wesentlich erweitert.
den Veränderungen und Herausfor-                    unverändert aktuell und wurden
derungen Rechnung tragen müssen.                    zuletzt sowohl von den Wasser-         Entstanden ist daraus in den Folge-
Dem folgend wurde 1996 mit der                      versorgern, aber auch von weiten       jahren das „Wassernetzwerk Steier-
Erstellung eines weiteren Steirischen               Teilen der Politik in der Diskussion   mark“, das auch den verbesserten
Wasserversorgungsplanes begonnen,                   um die EU-Richtlinie zur Vergabe       Möglichkeiten eines „Innersteirischen
der nach umfassender Bestandserhe-                  von Konzessionen sowie um das          Wasserausgleiches“ Rechnung trägt
bung und weitreichenden Diskussio-                  Handelsübereinkommen TTIP ein-         (Abb. 2).
nen 2002 fertiggestellt wurde.                      gebracht.
                                                                                           Zwischen 2000 und 2015 wurden
Steirischer Wasserversor-                           Schwerpunkt des Wasserversor-          dafür 57 Einzelmaßnahmen mit einem
gungsplan (2002)                                    gungsplanes 2002 bildeten aber         Investitionsvolumen von 52,9 Millionen
Dieser Wasserversorgungsplan do-                    auch die Lösungsansätze zur            Euro umgesetzt. Die Errichtung einer
kumentierte den Erfolg der Trinkwas-                Vernetzung der öffentlichen Wasser-    Transportleitung in der zweiten Röhre
serwirtschaft der letzten Jahrzehnte                versorger untereinander sowie die      des Plabutschtunnels, die Trans-
und griff die damals aktuellen                      Errichtung weiterer leistungsfähiger   portleitung Oststeiermark von Graz
Themen auf.                                         Transportleitungen.                    nach Hartberg sind dabei ebenso zu

                            Quelle
                            Brunnen
                            Arteser
                            Hochbehälter
                            Tiefbehälter
                            Druckerhöhung
                            Übergabeschacht
                            Verteilerschacht
                            bestehende Anlagen bis 2001
                            umgesetzte Anlagen ab 2002
                            vorgeschlagene Anlagen ab 2002
                            vorgeschlagene Anlagen ab 2015

Abb. 2: Übersichtskarte Wassernetzwerk Steiermark

                                                                                                                                    5
WASSERVERSORGUNGS- PLAN STEIERMARK
erwähnen wie die wichtigen Ver-              Wasserversorgungsplan                   notwendig wie die Vermeidung von
    bandsleitungen im Raabtal sowie              Steiermark 2015                         Wasserverschwendung. Die Errich-
    zwischen Wechsel und Masenberg.              Gestützt auf diese Erfahrungen und      tung neuer Infrastrukturen ist auf
    Von besonderer Bedeutung sind                im Wissen, dass der erfolgreiche        Basis der aktuellen Bedarfsprognosen
    aber auch die Errichtung der                 Weg der Trinkwasserwirtschaft in        unter Berücksichtigung der regiona-
    Transportleitung Weststeiermark              der Steiermark nur im Zusammen-         len demografischen Entwicklungen
    sowie die Steigerung der Leistungs-          wirken aller Verantwortungsträger       vorzunehmen (Abb. 3).
    fähigkeit der Verbindungsleitung             dauerhaft aufrechterhalten werden
    zwischen Umland Graz und der                 kann, entschloss man sich 2012, eine    Neue Schwerpunkte in den nächsten
    Leibnitzerfeld Wasserversorgungs             Aktualisierung und Fortschreibung       Jahren bilden Maßnahmen zur dau-
    GmbH.                                        des Wasserversorgungsplanes (2002)      erhaften Erhaltung der geschaffenen
                                                 durchzuführen.                          Infrastruktur in Funktion und Wert,
    Die Vernetzungen und Transportlei-                                                   die Optimierung von Organisation
    tungen ermöglichten den regionalen           Im nachfolgenden Artikel wird           und Betriebsführung unter Berück-
    und örtlichen Wasserversorgern               der Wasserversorgungsplan 2015          sichtigung der Gemeindestruktur-
    die weitere Ersterschließung von             ausführlich vorgestellt. Zusam-         reform und die Schaffung eines
    Siedlungsgebieten, aber auch eine            menfassend kann jedoch vorweg           weitreichenden Not- und Störfallma-
    gesicherte Bereitstellung von Trink-         ausgeführt werden, dass eine kon-       nagements.
    wasser für Wirtschaft und Tourismus.         tinuierliche Weiterentwicklung auf      Die Verfügbarkeit über Trinkwasser
                                                 dem Gebiet des Ressourcenschutzes       in guter Qualität, in ausreichender
    Die erfolgreiche Umsetzung des               und des Ausbaues der Infrastruk-        Menge und zu leistbaren Gebühren
    Wasserversorgungsplanes (2002)               tur wichtige Aufgaben der Zukunft       ist heute Anspruch der Bevölkerung
    war nur durch die gute und ab-               bleiben. Der Schutz der Grundwas-       und erklärtes Ziel der Verantwort-
    gestimmte Zusammenarbeit der                 serressourcen umfasst sowohl die        lichen. Eine sichere Wasserversor-
    Wasserversorger untereinander                Qualität als auch die Quantität. Eine   gung ist insbesondere aber auch
    sowie mit Politik und Verwaltung             nachhaltige Bewirtschaftung von         unverzichtbare Infrastruktur und
    des Landes möglich.                          Trinkwasservorkommen ist ebenso         Lebensqualität.

    Abb. 3: Grafik Bedarfsentwicklung bis 2050

6
WASSERVERSORGUNGS- PLAN STEIERMARK
WASSERVERSORGUNGS-
                                        PLAN STEIERMARK 2015
  DI Alexander salamon, Bsc
  Amt der Steiermärkischen              STRATEGIEN FÜR EINE ZUKUNFTSGESICHERTE
                                        WASSERVERSORGUNG IN DER STEIERMARK
  Landesregierung
  Abteilung 14 Wasserwirtschaft,
  Ressourcen und Nachhaltigkeit
  8010 Graz, Wartingergasse 43
  Tel.: +43(0)316/877-3120
  alexander.salamon@stmk.gv.at
                                        Mit dem Wasserversorgungsplan Steiermark 2015 wird nun – nach dem
                                        Generalplan der Wasserversorgung Steiermark 1973 und dem Wasserver-
                                        sorgungsplan Steiermark 2002 – ein für die steirische Wasserversorgung
                                        erfolgreiches Instrumentarium übergeordneter Planungen weitergeführt.
                                        Die Inhalte und Schwerpunkte des Wasserversorgungsplanes spiegeln die
                                        Genese der öffentlichen Wasserversorgung in der Steiermark wider. Der
                                        Wasserversorgungsplan 2015 stellt sich vor allem der Herausforderung der
                                        dauerhaften Funktions- und Werterhaltung der geschaffenen Wasserversor-
                                        gungsinfrastruktur.
  DI Walter schild*
  Amt der Steiermärkischen
  Landesregierung                       den Wasserversorgern zu errichten.         Oststeiermark, Weststeiermark, Zent-
  Abteilung 14 Wasserwirtschaft,
  Ressourcen und Nachhaltigkeit         Die Ziele des Wasserversorgungspla-        ralraum Graz und Südsteiermark. Die
  8010 Graz, Wartingergasse 43          nes Steiermark 2002, veröffentlicht in     wichtigsten generellen Planungen
  Tel.: +43(0)316/877-3663
                                        einer Zeit, in der Hitze und Trocken-      waren jene für die Transportleitung
  walter.schild@stmk.gv.at
                                        heit den Wasserversorgern zusetzte,        Plabutschtunnel, das Wassernetzwerk
                                        wurden mit Sonderförderungen des           Oststeiermark und Wassernetzwerk

D
         er Generalplan der Was-        Landes unterstützt, kurzfristig verfolgt   Weststeiermark, die Transportleitung
         serversorgung Steiermark       und bereits weitgehend umgesetzt.          Oststeiermark, das Wassernetzwerk
         1973 beschäftigte sich mit                                                Pöllauertal, die Transportleitung Süd-
der steiermarkweiten Erhebung           Wassernetzwerk Steiermark*                 weststeiermark, das Wassernetzwerk
und quantitativen Bewertung von         Eine wesentliche Erkenntnis im Zuge        Hartberg Nord sowie die Ringleitung
Grundwasservorkommen und dem            der Erarbeitung des Wasserversor-          Lungitzbachtal – Dombachtal.
damit verbundenen Aufbau von            gungsplanes war, dass die vorhande-
lokaler und regionaler Wasserver-       nen regionalen Ressourcen für eine         Schlussendlich wurden für das
sorgungsinfrastruktur. Weiters wurde    sichere Wasserversorgung in der            gesamte Netzwerk 89 Maßnahmen
der Grundstein für die Gründung         Zukunft in jenen Teilen des Landes         vorgeschlagen, wovon seit dem
von den meisten der heute beste-        nicht ausreichen werden, wo die            Jahr 2000 57 Maßnahmen umgesetzt
henden Wasserverbände gelegt.           gegenseitige Versorgung in Not- oder       wurden. Im Bereich der Oststeiermark
Der Fokus des Wasserversorgungs-        Katastrophenfällen nicht oder nur          wurden 26 Maßnahmen mit einem
planes Steiermark 2002 lag neben        eingeschränkt möglich ist. Daraus          Investitionsvolumen von rund 12 Mil-
einer aktualisierten Aufarbeitung der   wurden der „Innersteirische Wasser-        lionen Euro umgesetzt, das Wasser-
hydrogeologischen Grundlagen auf        ausgleich“ und das „Wassernetz-            netzwerk Weststeiermark umfasst 12
der Entwicklung des sogenannten         werk Steiermark“ entwickelt. In den        Maßnahmen mit Investitionskosten
Wassernetzwerkes für den inner-         Prozess der Maßnahmenentwicklung           von rund 9,6 Millionen Euro und im
steirischen Wasserausgleich. Her-       wurden zahlreiche Wasserversorger          Zentralraum Graz und Südsteiermark
vorgerufen durch regional ungleich      eingebunden. Die daraus resultie-          sind sechs Maßnahmen fertig gestellt,
verteilte Ressourcen und klimatische    renden Lösungsansätze mündeten             die rund 8,2 Millionen Euro gekostet
Veränderungen wurde es notwendig,       dann in die Erstellung von generellen      haben. Als Beispiel wäre hier die
für die Sicherung der Trinkwasserver-   Planungen samt Kostenschätzung für         Transportleitung Plabutschtunnel zu
sorgung leistungsstarke Transportlei-   die vorgeschlagenen Maßnahmen              nennen, die circa 10 km lang ist und
tungen sowie Vernetzungen zwischen      in den Regionen Obersteiermark,            eine Transportkapazität von circa 200 l/s

                                                                                                                                  7
                                                                                                     *Text von DI Walter Schild
WASSERVERSORGUNGS- PLAN STEIERMARK
aufweist. Damals wurde die einma-         per sowie dem daraus ableitbaren                     ist es dabei, Trinkwasser in hoher
    lige Chance genützt, eine Leitung in      qualitativen und quantitativen Res-                  Qualität und ausreichender Menge
    die im Bau befindliche Weströhre des      sourcenschutz gesetzt.                               zu leistbaren Preisen/Gebühren dem
    Plabutschtunnels mitzuverlegen.                                                                Endverbraucher zur Verfügung zu
    Bei den Wassernetzwerken nördlich         In Weiterführung des Wasserver-                      stellen. Als Unterstützung für die
    und südöstlich von Hartberg wurden        sorgungsplanes Steiermark 2002                       steirischen Wasserversorger wurden
    insgesamt neun Maßnahmen mit              beschäftigt sich der Wasserversor-                   die Bereiche Betriebsführung, Kosten
    Kosten von rund 5,6 Millionen Euro        gungsplan 2015 wieder intensiv mit                   und Organisation steiermarkweit
    realisiert. Im Bereich der Südweststei-   den Themen Trinkwasserbedarf und                     analysiert und Konzepte für zukünfti-
    ermark kamen drei Maßnahmen im            Versorgungssicherheit. Dieser Teil                   ge Optimierungen erarbeitet. Gerade
    Ausmaß von knapp 2 Millionen Euro         stellt auch die Basis für die Weiter-                die Gemeindestrukturreform bietet
    zur Ausführung. Nicht zuletzt soll die    entwicklung des Wassernetzwerkes                     die Chance, Optimierungsmög-
    Transportleitung Oststeiermark mit        Steiermark und den innersteirischen                  lichkeiten in der Organisation und
    einer Länge von circa 60 km (Feldkir-     Wasserausgleich dar. Zur Erhaltung                   Betriebsführung zu prüfen.
    chen bei Graz bis Hartberg-Umge-          und Verbesserung der Versorgungssi-                  Im Nachfolgenden wird auf die
    bung) erwähnt werden. Sie hat eine        cherheit wurde den Themen Ausfalls-                  einzelnen Schwerpunkte des Wasser-
    Kapazität von bis zu 200 l/s und weist    sicherheit und Störfallmanagement                    versorgungsplanes Steiermark 2015
    einen Durchmesser von 200 bis             besondere Bedeutung zugemessen.                      näher eingegangen.
    500 mm auf.                               Steiermarkweit wurde in den letzten
                                              Jahrzehnten mit viel Energie und fi-                 Klimawandel und
    Das Gesamtinvestitionsvolumen             nanziellen Mitteln eine umfangreiche                 Wasserhaushalt
    für das Sonderprogramm Wasser-            Trinkwasserversorgungsstruktur mit                   Um die Einschätzung der Auswir-
    netzwerk Steiermark beträgt aktuell       hoher Qualität aufgebaut, die es nun                 kungen des künftigen Klimawandels
    rund 65 Millionen Euro. Nicht nur die     in ihrer Funktion und in ihrem Wert                  auf die Wasserversorgung und die
    Trockenperioden in den Jahren 2000        zu erhalten gilt. Gerade in der Sied-                Erarbeitung von Anpassungsoptio-
    bis 2003 haben gezeigt, wie wichtig       lungswasserwirtschaft ist das Thema                  nen an den Klimawandel auf eine
    und richtig es war, die Lösungsansät-     Funktions- und Werterhaltung von                     zuverlässige und langlebige Infor-
    ze des Wassernetzwerkes Steiermark        Infrastrukturanlagen eine besondere                  mationsgrundlage zu stellen, wurden
    rasch zu realisieren (siehe auch Bei-     Herausforderung für die nächsten Jahr-               im Auftrag der Steiermärkischen Lan-
    trag DI Wiedner, Abbildung 2, Seite 5,    zehnte. Daher befasst sich der Was-                  desregierung vom Wegener Zentrum
    Wassernetzwerk Steiermark).               serversorgungsplan Steiermark 2015                   für Klima und Globalen Wandel der
                                              intensiv mit diesen Themenbereichen.                 Karl-Franzens-Universität Graz erst-
    Wasserversorgungsplan 2015                Den Wasserversorgern selbst stellen                  mals umfassend Klimaszenarien für
    Nach mehr als zehn Jahren sollten         sich zunehmend auch wirtschaftliche                  die Steiermark (STMK12) erarbeitet.
    der vorangegangene Plan evaluiert,        Herausforderungen. Oberstes Ziel                     Diese STMK12-Szenarien wurden in
    Grundlagen aktualisiert sowie wei-
    tere zielgerichtete Planungskonzepte
    und -grundlagen für die Zukunft
    neu erstellt werden. Hydrogeologi-
    sche Grundlagen wurden aufgrund
    aktueller rechtlicher Vorgaben sowie
    des Nationalen Gewässerbewirt-
    schaftungsplans (NGP) überarbeitet
    und hydrographische Grundlagen
    unter Berücksichtigung klimatischer
    Veränderungen neu erarbeitet und
    bewertet. Neben dem Thema Klima-
    wandel und den damit verbundenen
    Auswirkungen auf den steirischen
    Wasserhaushalt wurden Schwer-
    punkte bei der Analyse der Qualität
                                              Abb. 1: Am 19. Oktober 2015 wurde der Wasserversorgungsplan präsentiert; (v.l.n.r.) Obmann DI Bruno
    und Quantität der Grundwasserkör-         Saurer, Landesrat Johann Seitinger und Abteilungsleiter DI Johann Wiedner © A14

8
WASSERVERSORGUNGS- PLAN STEIERMARK
weiterer Folge für die Grundgrößen                  mark 2015 ein Überblick über den        Grundwasserkörper wird im Plan als
Temperatur und Niederschlag sowie                   geologischen Bau und die hydrogeo-      Grundlage näher beschrieben
für die anwendungsorientierten                      logischen Grundzüge vorgenommen.        (Abb. 3). Aufgrund dessen, dass
Kenngrößen wie Starkniederschläge,                  Darüber hinaus wurden die Themen        gemäß dem Wasserrechtsgesetz
Schneesicherheit oder Trockenperi-                  Niederschlag, Lufttemperatur, Ver-      (WRG 1959) vor allem Grund- und
oden analysiert. Die Ergebnisse zei-                dunstung, Landnutzung und Wasser-       Quellwasser so reinzuhalten sind,
gen, dass eine weitere Temperaturzu-                bilanz eingehend behandelt.             dass sie als Trinkwasser verwendet
nahme in der Steiermark bis 2050                    Die verschiedenen Komponenten           werden können, wurde im Rahmen
mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit                   der Wasserbilanz haben sich im          des Wasserversorgungsplanes Stei-
eintreten und einen Trend von etwa                  Vergleich der beiden Betrachtungs-      ermark 2015 besonderes Augenmerk
0,3 °C pro Jahrzehnt aufweisen wird                 zeiträume 1971-1996 und 1987-2012       auch auf die Bewertung des quali-
(Abb. 2). Insbesondere im Winter wird               verändert. Rein quantitativ kann al-    tativen und quantitativen Zustandes
eine stärkere Erwärmung erwartet.                   lerdings in Bezug auf die Grundwas-     der Grundwasserkörper sowie deren
In Bezug auf den Niederschlag sind                  serreserven festgestellt werden, dass   Schutz gelegt.
die Prognosen unsicherer. Von Herbst                die großen Karstgebiete der Nörd-
bis Frühling wird eher mehr Nieder-                 lichen Kalkalpen, das Kristallin der    Ressourcenschutz
schlag erwartet. Im Sommer und vor                  Niederen Tauern, der Gleinalpe und      Während der Schwerpunkt des Was-
allem im Süden der Steiermark ist                   Koralpe die Hauptwasserhäufigkeits-     serversorgungsplanes 2002 vor allem
auch eine Niederschlagsabnahme                      gebiete der Steiermark darstellen.      auf die Bereitstellung vorhandener
möglich. Zusätzlich gibt es allerdings              Die großen Mangelgebiete lassen         Trinkwasserressourcen gelegt war,
Anzeichen, dass Niederschläge in                    sich im Ost- und Weststeirischen Ter-   wird nunmehr im aktuellen Wasser-
Zukunft heftiger ausfallen könnten.                 tiärbecken aufgrund der geringeren      versorgungsplan 2015 ein besonderer
Auswirkungen des Klimawandels,                      Niederschläge und der geringdurch-      Wert dem qualitativen und quanti-
die stark von der Temperaturzu-                     lässigen und schlecht speichernden      tativen Grundwasserschutz beige-
nahme abhängen, werden in den                       Tertiärsedimente lokalisieren.          messen. Das Ziel des qualitativen
nächsten Jahrzehnten mit sehr hoher                                                         Ressourcenschutzes in der Steier-
Wahrscheinlichkeit spürbar werden.                  Erfassung und Bewertung der             mark ist es weiterhin, natives Wasser
                                                    Wasservorkommen                         für die Trinkwasserversorgung nutzen
Hydrogeologische Grundzüge                          Im Wasserversorgungsplan 2015 war       zu können. Die Aufbereitung nativen
In Bezug auf die wasserwirtschaftli-                auch eine Aktualisierung des Kapi-      Wassers zu Trinkwasser wird nur als
chen Belange ist eine exakte Kenntnis               tels „Wasservorkommen“ erforder-        letzte Option zur Sicherung der Trink-
über die hydrogeologischen Grund-                   lich. Die durch die Übernahme der       wasserversorgung gesehen.
züge des Landes von besonderer Be-                  Europäischen Wasserrahmenricht-         Um dieses Ziel zu erreichen, wurden
deutung. Aus diesem Grunde wurde                    linie in Nationales Recht notwendig     in der Steiermark bislang insgesamt
im Wasserversorgungsplan Steier-                    gewordene Neuklassifizierung der        33 Schongebiete (Grundwasser 17,
                                                                                            Quellwasser 7, Heilquellen 6, Tiefen-
                                                                                            grundwässer 3) verordnet (Abb. 4),
                                                                                            wobei die Grundwasserschongebiete
                                                                                            südlich von Graz zwischenzeitlich
                                                                                            durch die Verordnung eines Regio-
                                                                                            nalprogrammes abgelöst wurden.
                                                                                            Die durch Schongebiete geschützte
                                                                                            Fläche in der Steiermark erhöht
                                                                                            sich dadurch von 1.771 km² auf circa
                                                                                            2.071 km². Hinsichtlich Schutzgebiete
                                                                                            sind in der Steiermark derzeit 4.319
                                                                                            Flächen mit einem Gesamtausmaß
                                                                                            von rund 928 ha als Schutzzone 1
                                                                                            ausgewiesen. Weitere 1.174 Was-
                                                                                            serversorgungsanlagen verfügen
                                                                                            über eine Schutzzone 2 mit einem
Abb. 2: Erwartete Änderung der Jahresmitteltemperatur [°C] (1971-2000 vs. 2021-2050)
© Land Steiermark/Wegener Zentrum                                                           Gesamtflächenausmaß von rund

                                                                                                                                     9
WASSERVERSORGUNGS- PLAN STEIERMARK
ellen Verbrauchsdaten – System­
                                                                                                    einspeisung und Wasserbedarf –
                                                                                                    der einzelnen Wasserversorger
                                                                                                    (Gemeinde, Wasserverbände und
                                                                                                    Wassergenossenschaften (Abb. 5 u.
                                                                                                    6)), die Grundstücks- und Adressda-
                                                                                                    ten der versorgten Liegenschaften
                                                                                                    sowie die bestehende Infrastruktur
                                                                                                    (Leitungsstruktur) erhoben. Anhand
                                                                                                    der erhobenen Daten konnte zumin-
                                                                                                    dest für die Gemeinden und Was-
                                                                                                    serverbände eine aussagekräftige
                                                                                                    Wasserbilanz ermittelt werden. Für
                                                                                                    Wassergenossenschaften und Was-
                                                                                                    sergemeinschaften wurden aufgrund
                                                                                                    der vorliegenden Daten eher konser-
                                                                                                    vative Schätzungen vorgenommen
     Abb. 3: Darstellung der oberflächennahen Grundwasserkörper der Steiermark © Abt. 14/GIS-Stmk
                                                                                                    und diese mussten für ein aussage-
                                                                                                    kräftiges Ergebnis hochgerechnet
                                                                                                    werden.

                                                                                                    Auf Basis der daraufhin hochgerech-
                                                                                                    neten Daten können für die kommu-
                                                                                                    nale Gesamtversorgung (Vollver-
                                                                                                    sorgung) der Steiermark folgende
                                                                                                    Kennzahlen ermittelt werden:

                                                                                                    • Vollversorgung für die Steiermark
                                                                                                     benötigt laut Prognosemodell mit
                                                                                                     Stand 2012 circa 73,7 Millionen m³/a

                                                                                                    • Bei einer hochgerechneten Abgabe
                                                                                                     von 65,9 Millionen m³/a wird ein Ver-
                                                                                                     sorgungsgrad von rund 90 % erreicht.

                                                                                                    • Dies bedeutet gegenüber 2002
     Abb. 4: Schongebiete in der Steiermark © Abt. 14/GIS-Stmk
                                                                                                     (siehe Wasserversorgungsplan Stei-
                                                                                                     ermark 2002) eine Steigerung des
     3.887 ha. Für lediglich 43 Wasserge-                Bedarfsermittlung und                       Versorgungsgrades um circa 6 %.
     winnungsstellen wurde eine Schutz-                  Versorgungsgrad
     zone 3 ausgewiesen und diese nimmt                  Seit dem Wasserversorgungsplan             • Circa 10 % der Bevölkerung verfü-
     eine Gesamtfläche im Ausmaß von                     Steiermark 2002 (Datenbasis 1996) hat       gen demnach über eine Einzelwas-
     rund 1.825 ha ein. Eine besondere                   es in manchen Regionen demogra-             serversorgung bzw. werden über
     Bedeutung im Rahmen des qualitati-                  phische bzw. strukturelle Verände-          nicht erfasste Anlagen versorgt.
     ven Ressourcenschutzes wird künftig                 rungen gegeben. Um die bisherige
     dem Thema Monitoring zukommen.                      Entwicklung zu evaluieren und eine         • Im Vergleich mit 1972 (General-
     So werden bei der Messstellenbe-                    Grundlage für die weitere Planung           plan der Wasserversorgung 1973):
     treuung eine bessere Kommunika-                     zu haben, wurde daher eine neuer-           Einwohner gesamt 1.192.100,
     tion sowie die Vernetzung diverser                  liche Erhebung nach Wasserversor-           Versorgungsgrad 61 % bezogen auf
     Monitoring-Programme von Land                       gern (Datenbasis 2012) durchgeführt.        Einwohner.
     Steiermark und einzelnen Wasserver-                 Auf Basis dieser steiermarkweiten
     sorgern erforderlich sein.                          Datenerhebung wurden die aktu-

10
Wasserbedarfsprognose 2050
                                             60,00                                                             58,98
Aufbauend auf dem Prognosemodell,                              53,67
                                                                                                                                            51,34
welches im Wasserversorgungsplan             50,00
                                                                                     46,72
Steiermark 2002 zur Anwendung ge-
                                             40,00
bracht wurde, erfolgte eine Erhebung
des aktuellen Wasserverbrauchs               30,00
                                                                   26,26                                            26,26

2012 und eine Bedarfsprognose für            20,00

2050 für die gesamte Steiermark. Für
                                              10,00                                                     8,39
den kommunalen Bereich wurde die                        5,03                  3,93
                                                                                             7,09                                   6,55            7,09

Bedarfsentwicklung in 5-Jahresschrit-            0
                                                          Einspeisung             Abgabe             Einspeisung hochgerechnet     Abgabe hochgerechnet
ten, beginnend mit 2020, errechnet.                      [Mio m3/Jahr]         [Mio m3/Jahr]               [Mio m3/Jahr]              [Mio m3/Jahr]

Die Ermittlung erfolgte anhand von                                                                              WG               Gemeinde                  WVB
spezifischen Verbrauchswerten
                                           Abb. 5: Vergleich Einspeisung - Abgabe gesamt (Stand 2012)
(l/EW.d) auf Basis der jeweiligen
Bevölkerungszahlen. Das darauf
aufbauende und speziell dafür ent-
wickelte Prognosemodell basiert auf
der Annahme, dass sich der spezifi-
sche Wasserbedarf von Gemeinden
in Abhängigkeit der Einflussfaktoren
Gebäude-/Wohnungsausstattung,
Haushaltsstruktur, Erwerbstätigkeit,
Fremdenverkehr, Wohlstand/Bildung
und Viehhaltung unterschiedlich
entwickelt. Gemeinden mit glei-
cher Entwicklung wurden dabei in
sogenannten „Clustern“ mit einheitli-
chen spezifischen Verbrauchswerten
zusammengefasst (Abb. 7).

Aufgrund der breiten Streuung der
Werte der Einflussfaktoren wurde           Abb. 6: Versorgungsgrad: öffentliche Wasserversorgung Entwicklung von 1972–2012
die Steiermark für die Bearbeitung
in möglichst homogene Gruppen              im ersten Szenario lediglich eine Be-                    Prognosemodell wurde jedoch un-
eingeteilt. Als Gruppierungsinst-          darfssteigerung anhand der zukünf-                       abhängig davon, ob die Versorgung
rument diente die Clusteranalyse,          tig prognostizierten Bevölkerungsent-                    dieser Branchen mit Trinkwasser aus
welche eine Gruppe von statistischen       wicklung berechnet wurde und dies                        öffentlichen Wasserversorgungsan-
Verfahren zusammenfasst, deren ge-         den unteren Wert der Bedarfssteige-                      lagen oder durch eigene Anlagen
meinsames Ziel es ist, eine umfang-        rung mit 80 m³/a darstellt, wurde im                     erfolgt, die Entwicklung analysiert
reiche Probenmenge in möglichst            zweiten Szenario auch eine Steige-                       und der künftige Bedarf abgeschätzt.
einheitliche, homogene Gruppen zu          rung des spezifischen Verbrauchs                         Zu dieser allgemeinen Abschätzung
untergliedern.                             mitberücksichtigt und führt dies zum                     der Wasserbedarfsentwicklung
                                           oberen Wert der Bedarfssteigerung                        (Abb. 9) wird angemerkt, dass die
Auf Basis dieser Berechnungsgrund-         mit rund 100 m³/a. Es ist anzunehmen,                    prozentuellen Anteile des kommuna-
lagen würde sich eine Zunahme des          dass sich die tatsächlichen Bedarfs-                     len Wasserbedarfs sowie der Anteil
kommunalen Wasserbedarfs von               verhältnisse dazwischen einpendeln                       an Bewässerungsbedarf am Gesamt-
derzeit circa 74 Millionen m³/a auf 80 -   werden. Neben dem Wasserbedarf                           wasserbedarf zunehmen werden, der
100 m³/a im Jahre 2050 ergeben             für die öffentliche Wasserversorgung                     Anteil des industriellen Wasserbe-
(Abb. 8). Dabei wurden zwei unter-         und private Einzelanlagen besteht                        darfs vergleichsweise geringer wird
schiedliche Szenarien berechnet,           ein zusätzlicher Wasserbedarf durch                      (Abb. 10). In diesem Zusammenhang
welche die Bandbreite möglicher Ent-       Tourismus, Gewerbe, Industrie sowie                      wurde auch eine Gegenüberstellung
wicklungen wiedergeben. Während            Landwirtschaft. Im gegenständlichen                      der aufgrund des zukünftigen Bedar-

                                                                                                                                                                 11
fes erforderlichen Wassergewinnung
                                                                                                         mit der Grundwasserneubildung
                                                                                                         durchgeführt. Ausgehend von der
                                                                                                         Annahme, dass eine Nutzung von bis
                                                                                                         zu 10 % der Grundwasserneubildung
                                                                                                         als nachhaltig angesehen werden
                                                                                                         kann, ergibt sich bereits derzeit
                                                                                                         eine Überschreitung dieser Werte
                                                                                                         in den Regionen Zentralraum Graz,
                                                                                                         Graz-Umgebung und Voitsberg, Süd-
                                                                                                         oststeiermark und Oststeiermark mit
                                                                                                         Werten um bis zu 20 %. Bis 2050 wird
                                                                                                         sich dieses Verhältnis noch weiter zu
                                                                                                         Ungunsten der vorhandenen Res-
                                                                                                         sourcen verschlechtern (Abb. 11).

     Abb. 7: Wasserbedarfsprognose 2050 - Clusterverteilung (Stand 2012)                                 Die gegenständliche Betrachtung
                                                                                                         zeigt, dass vor allem die südlichen
                                                                                                         Regionen den zukünftigen Bedarf
                                                                                                         aus dem bezirksinternen Wasser-
                                                                                                         dargebot nicht mehr vollständig
                                                                                                         abdecken werden können bzw. es zu
                                                                                                         einer Übernutzung im Sinne einer
                                                                                                         nachhaltigen Grundwasserbewirt-
                                                                                                         schaftung kommen wird. Weitere
                                                                                                         Wassererschließungen werden daher
                                                                                                         in Zukunft vorzugsweise in Regionen
                                                                                                         mit ausreichender Grundwasserneu-
                                                                                                         bildung erfolgen müssen, wobei auch
                                                                                                         Maßnahmen zur Einschränkung der
                                                                                                         Bedarfszunahme zu verfolgen sind.
                                                                                                         Durch die vielfältigen Nutzungen
     Abb. 8: Entwicklung des kommunalen Wasserbedarfs bei verbrauchsstärkstem Szenario im Vergleich zu
     einem Szenario mit gleichbleibendem spezifischen Wasserbedarf bei Vollversorgung
                                                                                                         (kommunale Wasserversorgung,
                                                                                                         Landwirtschaft und Bewässerung,
                                                                                                         Gewerbe und Industrie) und die da-
                                                                                                         mit verbundenen Gefährdungspoten-
                                                                                                         ziale bzw. Nutzungskonflikte wird die
                                                                                                         Erschließung neuer Wasserspender
                                                                                                         jedoch zunehmend schwieriger. Zu-
                                                                                                         künftig wird daher zu prüfen sein, ob
                                                                                                         der Versorgung bzw. Bereitstellung
                                                                                                         der vorhandenen qualitativ hochwer-
                                                                                                         tigen Wasserressourcen zugunsten
                                                                                                         der kommunalen Wasserversorgung
                                                                                                         gegenüber anderen Nutzern der Vor-
                                                                                                         rang einzuräumen sein wird.

                                                                                                         Störfallmanagement
                                                                                                         Im betrieblichen Alltag von Was-
                                                                                                         serversorgern werden Störungen
                                                                                                         zumeist effektiv und effizient mit der
     Abb. 9: Übersichtskarte des prognostizierten Gesamtwasserbedarfes in der Steiermark 2050            bestehenden Aufbau- und Ablaufor-

12
Abb. 10: Vergleich Wasserbedarf 2012 zu 2050 getrennt nach Bereichen (absolut bzw. % am Gesamtbedarf)

ganisation beherrscht. Es kann je-
doch durch Eskalation einer Störung,
durch das zeitliche Zusammentreffen
mehrerer Störungen oder durch Ver-
kettung ungünstiger Umstände eine
Situation auftreten, in der vorhande-
ne Ressourcen auf Versorgerebene
nicht ausreichen. Das kann zu einem
Notfall – bzw. im weiteren Verlauf – zu
einer Krise führen.

In diesem Kontext wurde im Wasser-
versorgungsplan Steiermark 2015
dem Störfall-, Notfall- und Krisenma-
nagement eine besondere Bedeutung
eingeräumt (Abb. 12). Nachdem
derzeit von einem unzureichenden
Umgang mit und einer ebenfalls
unzureichenden Vorsorge vor Not-                   Abb. 11: Grafische Darstellung des prozentuellen Anteiles des kommunalen Wasserbedarfes an GW-Neu-
                                                   bildung 2050 und der prozentuellen Änderungen gegenüber 2012 bei verbrauchsstärkstem Szenario und
und Störfällen auf lokaler Ebene bzw.              Vollversorgung

mit Krisenfällen auf regionaler und
überregionaler Ebene ausgegangen                   rung von Stör- und Notfällen bei Was-                Instandhaltung und Erneuerung über
werden muss, wurden im Wasserver-                  serversorgungen sowie dem Umgang                     Reinvestitionen zu unterziehen.
sorgungsplan skizzenhaft Ansätze                   mit diesen und ihrer Nachsorge.                      Die in den vergangenen vier Jahr-
zur zukünftigen Etablierung eines                                                                       zehnten unternommenen Anstren-
entsprechenden Störfall-, Notfall-                 Funktions- und Werterhaltung                         gungen hinsichtlich Neuerrichtung
und Krisenmanagements für alle                     Der Wasserversorgungsplan Steier-                    von Wasserversorgungsanlagen und
Wasserversorger in der Steiermark                  mark verfolgt das Ziel, dass eine auf                Ersterschließung sind nun großteils
dargestellt. Weiters besteht auch die              Dauer sichere Trinkwasserversor-                     abgeschlossen. Die dabei angefalle-
Notwendigkeit der Etablierung von                  gung in ausreichender Qualität und                   nen Investitionskosten betragen rund
Konzepten und Strategien für ein                   Quantität zu leistbaren Gebühren an-                 840 Millionen Euro. Die Siedlungs-
landesweites Krisen- und Katastro-                 zustreben ist. Aus dieser Zielsetzung                wasserwirtschaft befindet sich derzeit
phenmanagement.                                    leitet sich ab, dass es erforderlich                 in einem Wandel von der Errichtung
Der Wasserversorgungsplan beschäf-                 ist, die über Jahrzehnte geschaffene                 hin zur Erhaltung, der Sanierung bis
tigt sich in diesem Zusammenhang                   Infrastruktur zur öffentlichen Wasser-               zur Erneuerung auch von Wasserver-
mit der Verhinderung bzw. Minimie-                 versorgung (Abb. 13) einer ständigen                 sorgungsanlagen.

                                                                                                                                                        13
Um diese zukünftige Herausforde-
                                                                                            WASSERVERSORGER
     rung bewältigen zu können, wurden
     im Wasserversorgungsplan ver-                                  Normalbetrieb
     schiedenste „Werkzeuge“ beschrie-                     Vorfälle mit betriebsgewöhnlichen                         Betriebliche Planung für
                                                                  Mitteln beherrschbar                                    Normalbetrieb
     ben. Um das Ziel der Funktions- und
                                                               Störfall ohne Auswirkung
     Werterhaltung der geschaffenen                                auf Verbraucher
                                                                                                                    Management des Normal-
     Infrastruktur zu erreichen, ist es                                                                              betriebs (Umsetzung)
                                                          Störfall mit Auswirkung auf Verbrau-
     auch notwendig, dass systematische                      cher (Druck, Menge, Qualität)

     Reinvestitionen getätigt werden.
     Das heißt, alle Wasserversorger in
                                                            Notversorgung/Notfallbetrieb
     der Steiermark sollten dafür sor-
                                                           Vorfälle mit betriebsgewöhnlichen                          Notversorgungsplanung
     gen, dass in Abhängigkeit von der                       Mitteln NICHT beherrschbar
                                                                      = NOTFALL
     Lebensdauer von Anlagen laufend
     Erneuerungen durchgeführt wer-                          Teil- oder Totalausfall oder                      NOTFALLMANAGEMENT und
                                                             unzureichende Qualität der                        Übergang zu Krisenmanagement
     den. In diesem Zusammenhang ist                           Versorgung verursacht                                   (Umsetzung)
     auch die Notwendigkeit der Bildung
     von finanziellen Rücklagen im Sinne
                                                                                                   GEMEINDE
     einer zustandsorientierten Erhaltung
     und Erneuerung auf Basis eines                                    Krisenfall
                                                                                                                      Planung für Krisenfälle
     kostendeckenden Wasserpreises zu                •     Notfall für länger als 24h
                                                     •     Notfall, der nicht von WVU bewältigt
     sehen.                                                werden kann                                             KRISENMANAGEMENT und
                                                                                                                    Übergang zu Katastrophen-
                                                                                                                          management
     Dazu ist es auch unerlässlich,
     Bewusstseinsbildung, Schulungen                                                        Land steiermark
     und Informationskampagnen für
     Mitarbeiter und Verantwortliche von                            Katastrophenfall
                                                     •     Krisenfall, der von den Gemeinden                       Planung für Katastrophenfälle
     Wasserversorgungsunternehmen zu                       nicht bewältigt werden kann
                                                                                                                       KATASTROPHEN-
     forcieren. Besonderes Augenmerk                                                                                    MANAGEMENT
     wird in Zukunft auf die dauerhafte
     Funktions- und Werterhaltung durch     Abb. 12: Eskalationsstufen und Handlungsbereiche auf Wasserversorger-, Gemeinde- und Landesebene
     mittelfristig ausgelegte Sanie-
     rungspläne zu legen sein. Einer der
     wesentlichen Aspekte der Funktions-
     und Werterhaltung ist aber auch
     eine qualitätsgesicherte Instandhal-
     tung zur Optimierung der Lebens-               619                4011                 2766         15 Mio.              821               221.258
     dauer der Anlagen.                           Brunnen             Quellen             Wasser-          lfm               Druck-               Haus-
                                                                                          behälter       Leitung           steigerung           anschlüsse

     Wasserversorgungsplan Stei-
     ermark 2015 – Maßnahmen                Abb. 13: Öffentliche Wasserversorgungsanlagen in der Steiermark (auf Basis der IK-Erhebung 2007 und 2012)

     Ausgehend von durchgeführten
     Evaluierungen, Erhebungen und          1. Fortsetzung des Grundwasser-                              managementsystemen für alle
     Analysen wurden im Wasserversor-          schutzes                                                   öffentlichen Wasserversorger für
     gungsplan für einen Planungsraum                                                                     unterschiedliche Ebenen (lokal,
     von zehn Jahren Maßnahmen erar-        2. Weiterführung des Wassernetz-                             regional, landesweit)
     beitet. Diese wurden den Bereichen        werkes Steiermark und des inner-
     „Schutz der Wasservorkommen“,             steirischen Wasserausgleichs                             4. Funktions- und Werterhaltung der
     „Sichere Trinkwasserversorgung“,                                                                     vorhandenen Infrastruktur
     „Funktions- und Werterhaltung der      3. Vorsorge für Störfalle, Notfälle und
     Infrastruktur zur Wasserversorgung“       Krisen („Störfallmanagement“),                           5. Optimierungen von Organisation
     sowie „Organisation und Betriebs-         z. B. Erstellung und Förderung                             und Betriebsführung
     führung“ zugeordnet.                      von Störfall-, Notfall- und Krisen-

14
DIE LAFNITZ –
EIN NATURJUWEL AN DER
STEIERMÄRKISCH-BURGEN-
                                                                                 Mag. Dr. georg Wolfram
                                                                                 DWS Hydro-Ökologie GmbH
                                                                                 1050 Wien, Zentagasse 47

LÄNDISCHEN GRENZE
                                                                                 Tel.: +43(0)1/5482310-20
                                                                                 office@dws-hydro-oekologie.at

Ein Gewässerbewirtschaftungskonzept

Die Lafnitz ist über weite Abschnitte ein naturbelassener Fluss, das
Lafnitztal als Ramsar- und Europaschutzgebiet ausgezeichnet.
Dennoch wurde in den letzten 10 bis 20 Jahren ein dramatischer Rückgang
                                                                                 Ing. Jürgen Mosbacher*
des Fischbestands beobachtet. Im Rahmen des „Gewässerbewirtschaftungs-           IB Mosbacher GmbH
konzepts Lafnitz“ wurde eine ausführliche Ist-Bestands- und Defizitanalyse       2620 Loipersbach, Steingasse 8
                                                                                 Tel.: +43 (0)676/9606287
vorgenommen, darauf aufbauend ein Maßnahmenkatalog zur Verbesserung              j.mosbacher@ib-mosbacher.at
des Status quo erstellt.

D
        as Lafnitztal ist eine der       Angesichts dieser unbefriedigenden    serkörper (OWK) an der Lafnitz. Für
        schönsten Flusslandschaften      Situation wurden die Planungsbüros    jeden OWK wurden die wichtigsten
        Ostösterreichs. Jahrhunderte-    DWS Hydro-Ökologie GmbH und           Stressoren beschrieben und bewertet:
lang ein Grenzfluss, blieb die Lafnitz   IB Mosbacher GmbH seitens der         Hydromorphologie, stoffliche Belas-
über weite Abschnitte verschont          Ämter der Steiermärkischen und der    tungsquellen, physikalisch-chemi-
von Regulierung und Begradigung.         Burgenländischen Landesregierun-      sche Komponenten, am Rande auch
In langgezogenen Mäanderbögen            gen zur Ausarbeitung eines Bewirt-    Krankheiten/Parasiten, Fischprädato-
wechseln Prallufer mit ausgedehnten      schaftungskonzepts für die Lafnitz    ren und fischereiliche Nutzung.
Schotterbänken, angeschwemmtes           beauftragt.
Totholz türmt sich stellenweise meter-                                         Hydromorphologische
hoch auf. Man gewinnt den Eindruck       Zielsetzung des Gewässerbe-           Risikoanalyse
einer vom Menschen unberührten           wirtschaftungskonzepts                Das Einzugsgebiet der Lafnitz an ihrer
Landschaft, in der die (ökologische)     Das Bewirtschaftungskonzept wurde     Mündung in die Raab beträgt 1.994 km².
Welt noch in Ordnung ist.                in Vorbereitung für den 2. Nationa-   Auf Höhe von Rohrbach liegt der
                                         len Gewässerbewirtschaftungsplan      Mittelwasserabfluss bei 2,5 m³/s,
Ein Blick unter die Wasseroberfläche     (NGP) erstellt. Es behandelt die      er erhöht sich mit der Safen auf mehr
zeigt jedoch, dass der erste Eindruck    Lafnitz an der Grenze zwischen der    als 6 m³/s und mit der Feistritz im
täuscht. Das Bild einer dynamischen      Steiermark und dem Burgenland im      burgenländischen Unterlauf auf über
Flussau spiegelt sich keineswegs in      Abschnitt Rohrbach bis zur Staats-    14 m³/s. In der Langzeitreihe ist kein
einem entsprechend hohen Fischbe-        grenze. Die Zielsetzung der Arbeit    signifikanter Ab- oder Aufwärtstrend
stand wider. Nicht nur Fischer klagen    war eine umfassende Ist-Zustands-     des Abflusses erkennbar, allerdings
über den Rückgang von Forellen und       und Defizitanalyse aus wasserwirt-    gab es immer wieder ausgeprägte
Weißfischen, auch wissenschaftliche      schaftlicher und gewässerökologi-     Niederwasserphasen (z. B. im
Aufnahmen belegen einen dramati-         scher Sicht. Darauf aufbauend wurde   Jahr 2003).
schen Einbruch der Bestände. In der      ein Maßnahmenkatalog erstellt.
Gesamtbeurteilung drückt sich dies                                             Das Abflussregime der Lafnitz ist
abschnittsweise in einem schlechten      Die Analysen und Bewertungen          pluvial geprägt. Vor allem hochsom-
ökologischen Zustand aus.                erfolgten für fünf Oberflächenwas-    merliche Gewitter führten in früheren

                                                                                                                        15
Abb. 1: Ausgedehnte Sandbänke in der unregulierten Lafnitz stromabwärts der Safenmündung © J. Ambrosch/A14

     Jahrzehnten regelmäßig zu verhee-                 haben gemeinsam eine Länge                         großen Sohlrampen im Unterlauf.
     renden Hochwässern. Längere                       von rund 15,7 km, die Summe der                    Die hier errichteten Fischaufstiegs-
     Flussabschnitte (etwa zwischen                    Staustrecken beläuft sich auf 2,3 km.              hilfen sind zwar teilweise für sich
     Wörth und Neudau, aber auch                                                                          passierbar, erfüllen aber dennoch
     stromab der Feistritz) wurden daher               Die Querbauwerke und das Längs-                    nicht ihren eigentlichen Zweck. Das
     reguliert (Abb. 3). Sie sind durch ein            kontinuum standen bereits vor rund                 liegt teilweise an der ungünstigen
     einheitliches Gewässerprofil und                  zehn Jahren im Fokus eines                         Lage des Einstiegs, teilweise führt
     zahlreiche Sohlrampen gekenn-                     EU-LIFE-Projekts. Es wurde damals                  die Umgehung der Querbauwerke
     zeichnet. Ebenfalls zum Hochwas-                  viel für die Lafnitz getan.                        durch ausgedehnte Altarmsysteme,
     serschutz wurden im rein steiermär-                                                                  die für rheophile Arten als Wander-
     kischen Oberlauf sowie an einigen                 Dennoch ist der Fluss auch heu-                    korridor ungeeignet sind.
     Zubringern Hochwasserrückhalte-                   te noch fragmentiert und durch
     becken errichtet, die beiden größ-                Querbauwerke in Teilabschnitte                     Wie eingangs erwähnt, gibt es aber
     ten an der Lafnitz bei St. Lorenzen               untergliedert. Am gravierendsten                   neben den begradigten Flussab-
     (Speichervolumen 1 Million m³) und                sind die Querbauwerke an den vier                  schnitten auch lange Fließstrecken,
     Waldbach (376.000 m³).                            großen Wasserkraftanlagen (Groß-                   die durch Dynamik, Strukturreichtum
                                                       schedlmühle [Abb. 5], KW Maierho-                  und Naturnähe gekennzeichnet sind.
     Die Kraft des Wassers wird an der                 fer/Wörth, KW Kottulinsky, Philo-                  Hier ist vor allem der hochdynami-
     Lafnitz seit jeher genutzt, bis heute             wehr). Sowohl die geringe Dotation                 sche Abschnitt zwischen Neustift und
     existieren einige Mühlen und Klein-               der Restwasserstrecken als auch                    Allhau (Abb. 6 u. 7)und weiter bis
     kraftwerke. Aus ökologischer Sicht                die (auf die geringe Dotation der                  zum Naturschutzgebiet bei Wolfau
     wird hier allerdings das Flusskon-                Restwasserstrecken ausgelegten)                    hervorzuheben, wo es alle paar Jah-
     tinuum durch Ausleitungsstrecken,                 Fischaufstiegshilfen sind Wander-                  re zu Mäanderdurchbrüchen kommt.
     kleinere Staue und Wehranlagen                    hindernisse für Fische.
     zerschnitten. Die Passierbarkeit für                                                                 Auch zwischen der Einmündung
     Fische ist teilweise eingeschränkt                Die Durchgängigkeit ist auch bei                   der Safen auf Höhe Deutsch Kalten-
     oder gar nicht gegeben.                           einigen Sohlrampen auf Höhe Rohr-                  brunn und der Fritzmühle bei Rud-
                                                       bach bis Allhau eingeschränkt. Sig-                ersdorf fließt die Lafnitz weitgehend
     Die vier Restwasserstrecken zwi-                  nifikante Kontinuumsunterbrechun-                  ohne Beschränkung ihrer Dynamik
     schen Rohrbach und Staatsgrenze                   gen bestehen schließlich bei den                   (Abb. 1).

16
Fischartenspektrum und
                                                                                                  Fischbestand
                                                                                                  Das Leitbild der Lafnitz umfasst in
                                                                                                  der Äschenregion (bis Markt All-
                                                                                                  hau) 23 Arten, in der Barbenregion
                                                                                                  (stromab bis Staatsgrenze) steigt
                                                                                                  das Soll-Artenspektrum auf 41 Arten
                                                                                                  an. Immerhin 36 autochthone (plus
                                                                                                  zehn nicht-heimische) Arten wur-
                                                                                                  den auch tatsächlich in den letzten
                                                                                                  Jahren aus der gesamten Lafnitz
                                                                                                  nachgewiesen.

                                                                                                  Während die Artenvielfalt der
                                                                                                  Lafnitz nach wie vor beachtlich ist,
                                                                                                  hat sich der Bestand in den letzten
                                                                                                  Jahren markant verringert.
                                                                                                  Besonders auffällig ist der Rück-
                                                                                                  gang in der Äschenregion stromab
                                                                                                  Rohrbach und der oberen Barben-
                                                                                                  region bis Wolfau.
                                                                                                  Vergleichszahlen von Anfang der
                                                                                                  1990er-Jahre verdeutlichen den
                                                                                                  Rückgang der Fischdichten, die bei
                                                                                                  den letzten Aufnahmen 2013 und
                                                                                                  2014 in den meisten Fällen deutlich
                                                                                                  unter 50 kg/ha lagen (Abb. 2). Dieser
                                                                                                  Wert hat für die fischökologische
                                                                                                  Bewertung große Bedeutung: Unter-
                                                                                                  halb dieses Biomassewerts ist der
                                                                                                  gute ökologische Zustand nämlich
                                                                                                  nicht mehr gegeben, und das ist im
Abb. 2: Veränderung des mittleren Fischbestands in der Lafnitz in vier Teilabschnitten zwischen   Großteil der Lafnitz der Fall.
Rohrbach und der Staatsgrenze im Zeitraum 1992 bis 2014. Die Zahlen über den Balken geben die
Anzahl der Einzelaufnahmen je Untersuchungsjahr und Flussabschnitt an.

Abb. 3: Regulierter Flussabschnitt auf Höhe Heiligenkreuz © G. Wolfram

                                                                                                                                          17
Suche nach den Ursachen für               ist die Situation allerdings hinsicht-
     geringen Fischbestand                     lich von Schadstoffen zur Erfassung
     Die Gegenüberstellung von Risiko-         des chemischen Zustands. Hier ist
     analyse und Ist-Zustand offenbart         die Datenlage unzureichend. Es ist
     eine eklatante Diskrepanz. In zwei        freilich darauf hinzuweisen, dass sich
     der fünf bearbeiteten OWK, nämlich        kurzfristige Einschwemmungen aus
     in der Naturstrecke zwischen Neustift     landwirtschaftlichen Flächen (Pesti-
     und Allhau und in der Naturstrecke        zide, Feinsedimente) im Rahmen der
     Safen-Mündung bis Fritzmühle,             derzeitigen Monitoringprogramme
     besteht kein Risiko einer Zielverfeh-     auch kaum nachweisen ließen. Die
     lung. Die beiden Abschnitte sind          Frage bleibt also offen.
     ökomorphologisch als sehr gut zu
     bewerten und eine Referenz für            Zur Wassertemperatur liegen aus
     andere Fließgewässer Ostösterreichs.      der Lafnitz keine ausreichend langen
     Dennoch weichen beide Wasserkör-          Zeitreihen vor, um mögliche Ver-
     per nach den Fischbestandserhebun-        änderungen im Hinblick auf ihre
     gen vom guten ökologischen Zustand        potentiellen Auswirkungen auf die
     ab. Umgekehrt besteht im untersten        Fischfauna beurteilen zu können.
     OWK Richtung Staatsgrenze ein             Angesichts signifikanter Anstiege
     klares Risiko der Zielverfehlung auf-     der Wassertemperaturen in anderen
     grund morphologischer Defizite und        europäischen Gewässern ist jedoch
     dennoch ist der ökologische Zustand       eine ähnliche Entwicklung auch
     hier gut. Selbst in dem am stärksten      für die Lafnitz anzunehmen. In der
     überformten Abschnitt zwischen            Forellen- und Äschenregion könnte
     Wörth und der Safen-Mündung war           dies durchaus einen Einfluss auf die
     2004 großteils noch ein guter Zustand     Fischfauna haben.
     gegeben.
                                               Wirbellose und Algenaufwuchs             kann allerdings mangels entspre-
     Die Diskrepanz zwischen hydromor-         Die Aufnahmen des Makrozooben-           chender Datengrundlagen derzeit
     phologischem Risiko und fischökolo-       thos (Wirbellose) und des Phytoben-      nur vermutet werden.
     gischem Zustand in der Lafnitz legt       thos (Algenaufwuchs) aus den letzten
     den Schluss nahe, dass es andere          Jahren ergaben für alle fünf OWK         Fischprädatoren
     Stressoren geben muss, die sich ne-       der Lafnitz einen guten ökologischen     Für viele Fischer steht mit dem
     gativ auf die Fischfauna auswirken.       Zustand. Abweichungen traten nur         Fischotter der Hauptschuldige des
                                               vorübergehend auf und dürften eher       geringen Fischbestands seit Jah-
     Wasserqualität und                        methodisch bedingt als auf anthropo-     ren fest. In der Tat sind Indizien in
     Wassertemperatur                          gene Einflüsse zurückzuführen sein.      diese Richtung nicht von der Hand
     Als eine der möglichen Ursachen für       Worüber die vorhandenen Daten            zu weisen. Der Fischotter zeigte
     den geringen Fischbestand werden          keinen Aufschluss geben, ist die Men-    zwischen 1986 und 2011 eine klare
     immer wieder die ungenügende              ge der Wirbellosen, die ja Nahrungs-     Ausbreitungstendenz an der Lafnitz,
     Wasserqualität und der schädliche         grundlage für die meisten Fischarten     in den 1990er-Jahren wurde der
     Einfluss von Einschwemmungen aus          darstellen. Es ist durchaus denkbar,     Oberlauf erreicht. In diesem Zusam-
     der Landwirtschaft angeführt.             dass die Nahrungsverfügbarkeit für       menhang ist zu berücksichtigen,
     Dazu ist festzuhalten, dass alle Richt-   Fische aufgrund der gesunkenen           dass alle fischfressenden Arten im
     werte gemäß Qualitätszielverord-          Saprobie in Teilbereichen heute ge-      Gebiet von der Vielzahl an Fischtei-
     nung Ökologie Oberflächengewässer         ringer ist als früher und damit auch     chen profitieren. Zudem sind besetz-
     in der Lafnitz eingehalten werden.        für einen verringerten Fischbestand      te Fische in der Lafnitz eine leicht
     Die saprobiologische Güte (als Maß        mitverantwortlich ist.                   zu fangende Beute. So betrachtet,
     für die Belastung mit leicht abbau-       Auch die bereits erwähnten Ein-          dürfte auch ein indirekter Einfluss
     baren organischen Verbindungen)           schwemmungen aus der Landwirt-           der fischereilichen Bewirtschaftung
     hat sich in den letzten Jahrzehnten       schaft könnten die Biomasse der          im Lafnitztal auf den Fischbestand
     sogar noch verbessert. Weniger klar       Wirbellosen beeinträchtigen. Dies        gegeben sein.

18
Abb. 4: Eine wichtige hydromorphologische Maßnahme ist die Erhöhung der Pflichtwasserabgabe in der Restwasserstrecke Neudau (hier unregulierter Ab-
schnitt auf Höhe Sauberg). © G. Wolfram

Maßnahmen gegen hydro-                              der Maßnahmen im notwendi-                          in Restwasserstrecken. Erhebli-
morphologische Defizite                             gen Ausmaß und Erfolgskontrolle.                    che hydromorphologische Defizite
Angesichts der Diskrepanz zwi-                      Weiters erfolgte eine Gliederung                    bestehen andererseits im Unterlauf
schen der auf hydromorphologische                   nach den Bereichen Hydrologie,                      stromab der Feistritz-Mündung
Beeinträchtigungen abzielenden                      Morphologie, stoffliche Belastungen,                (OWK 1001380003). Sie zielen auf
Risikoanalyse und dem fischöko-                     Nahrungsgrundlage/Fischnährtie-                     die Fragmentierung durch schwer
logischen Zustand müssen wir uns                    re und Fischprädatoren. Aus der                     passierbare Sohlrampen ab, weiters
bewusst sein, dass Maßnahmen zur                    Kombination der Erheblichkeit des                   den Strukturverlust im Regulierungs-
Beseitigung hydromorphologischer                    fischökologischen Defizits und dem                  profil und die ungünstige Anbin-
Defizite sehr wahrscheinlich nur lokal              Verbesserungspotenzial (Maßnah-                     dung von Altwässern. Aufgrund
spürbare Verbesserungen bringen                     menwirksamkeit) wurde die Priorität                 der hohen fischökologischen und
werden. Ein Wiedererstarken des                     der Maßnahme beurteilt (gering,                     naturschutzfachlichen Bedeutung
Fischbestands in der gesamten                       mittel, hoch).                                      des potamalen Abschnitts zwischen
Lafnitz ist dadurch nicht zu erwarten.                                                                  Feistritz und Staatsgrenze kommt
Und dennoch – fasst man die Proble-                 Insgesamt wurden für den Abschnitt                  den für diesen OWK formulierten
me an der Lafnitz als Ergebnis multi-               der Lafnitz zwischen Rohrbach und                   Maßnahmen eine hohe Priorität zu,
faktorieller Einflüsse auf, so sind auch            der Staatsgrenze 61 Maßnahmen                       im Falle der Anbindung der Neben-
kleine Verbesserungen notwendig,                    vorgeschlagen. Die Maßnahmen mit                    gewässer zudem mit hoher Dring-
um mittelfristig wieder einen guten                 hoher Priorität betreffen einerseits den            lichkeit. Daneben gilt es jedoch, die
ökologischen Zustand herzustellen.                  OWK 1001380139 zwischen Allhau                      bestehenden Wissensdefizite zu be-
                                                    und der Safen-Mündung (Abb. 4). Hier                seitigen, um über die Hydromorpho-
Die Maßnahmen wurden drei Ka-                       besteht Handlungsbedarf vor allem                   logie hinaus den weiteren Ursachen
tegorien zugeordnet: Beseitigung                    zur Verbesserung des Kontinuums                     des Fischrückgangs auf den Grund
von Wissensdefiziten, Durchführung                  und bei der Pflichtwasserabgabe                     zu gehen.

                                                                                                                                                      19
Wasserkraftnutzung                                  Errichtung einer Fischwanderhilfe)            von tatsächlichen Anlagendaten
      Ist-Bestand und                                     für die festgelegten Fischarten und           wie Wasserspiegel, Wasserfüh-
      Maßnahmenvorschläge*                                Fischgrößen zu gewährleisten.                 rungsdaten und der maschinellen
      Im Projektgebiet zwischen Rohr-                     Die aus diesen Anpassungen resul-             Ausstattung differieren kann.
      bach und der Staatsgrenze wurden                    tierenden energetischen Verluste
      sechs Wasserkraftanlagen mit auf-                   wurden näherungsweise ermittelt               In jeweils zwei Varianten (Bestands-
      rechtem Wasserrecht an der Lafnitz                  und Möglichkeiten zur energeti-               anlage mit Restwassernutzung bzw.
      (Lobenbach) untersucht.                             schen Optimierung der einzelnen               Änderung der Anlagenkonzeption -
                                                          Kraftwerksstandorte ausgearbeitet.            Laufkraftwerk) wurden Möglichkei-
      Gemäß NGP ist an allen Gewässern                    Die Engpassleistung des Ist-Bestan-           ten zur Optimierung der Nutzung
      im Sinne der stufenweisen Zieler-                   des wurde aufgrund der laut Was-              des vorhandenen energetischen
      reichung der Zielzustand bis 2027                   serrecht vorhandenen Kraftwerks-              Potentials vorgeschlagen. Diese
      herzustellen. Hierfür ist entspre-                  daten bei einem dem Stand der                 Varianten wurden je nach Größe
      chend dem Stand der Technik die                     Technik entsprechenden Anlagen-               des Optimierungspotentials in
      Durchgängigkeit bei allen bewillig-                 wirkungsgrad errechnet. Es handelt            die Varianten „Klein“ bzw. „Groß“
      ten Anlagen und Querbauwerken                       sich dabei um eine vereinfachte               unterschieden. Die Berechnungen
      durch geeignete Vorkehrungen                        Herleitung von Engpassleistung                haben gezeigt, dass vor allem die
      (Anpassung der Restwasserabgabe,                    und Jahresarbeit, welche aufgrund             Restwasserabgaben entsprechend

       Abb. 5: Querbauwerke fragmentieren die Lafnitz -                          Abb. 6: Naturstrecke der Lafnitz auf Höhe Loipersdorf-Kitzladen
       Großschedlmühle bei Markt Allhau. © G. Wolfram                            © G. Wolfram

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     *Text von Ing. Jürgen Mosbacher
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