ÖFFENTLICHE LADEINFRASTRUKTUR - FÜR STÄDTE, KOMMUNEN UND VERSORGER - Starterset ...

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ÖFFENTLICHE LADEINFRASTRUKTUR - FÜR STÄDTE, KOMMUNEN UND VERSORGER - Starterset ...
Kompendium für den interoperablen und bedarfsgerechten
                    Aufbau von Infrastruktur für Elektrofahrzeuge

>> ÖFFENTLICHE LADEINFRASTRUKTUR
FÜR STÄDTE, KOMMUNEN UND VERSORGER
ÖFFENTLICHE LADEINFRASTRUKTUR - FÜR STÄDTE, KOMMUNEN UND VERSORGER - Starterset ...
VORWORT

                                                    Elektromobilität und die Ziele der Bundesregie-       für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI)1. Im
                                                    rung                                                  Rahmen der „Modellregionen Elektromobilität“,
                                                                                                          der „Schaufenster Elektromobilität“ und des Na-
                                                    Die Energiewende ist eine der wichtigsten Auf-        tionalen Innovationsprogramms Wasserstoff- und
                                                    gaben für die kommenden Jahrzehnte. Sie ist           Brennstoffzellentechnologie (NIP) stellt das BMVI
                                                    eine Gemeinschaftsaufgabe, die nur zu schaffen        Fördermittel von mehr als 850 Mio. Euro seit
                                                    ist, wenn alle Akteure auf Bundes-, Länder- und       2006 bis 2015 bereit. Die Marktvorbereitung von
                                                    kommunaler Ebene sowie der Wirtschaft, den Un-        nachhaltigen Mobilitätslösungen muss ganzheit-
                                                    ternehmen und der Zivilgesellschaft gemeinsam         lich und technologieoffen erfolgen. Das heißt,
                                                    an Lösungen arbeiten. Wesentliches Ziel ist die       BMVI fördert sowohl Batterie-, Hybrid- als auch
                                                    Reduktion der Treibhausgasemissionen Sektor           Brennstoffzellenfahrzeuge, auf Straße und Schie-
                                                    übergreifend bis 2020 um 40% und bis 2050 um          ne, im Luftverkehr und in der Schifffahrt.
                                                    mindestens 80% gegenüber 1990. Eine nachhal-
                                                    tige Energie- und Verkehrspolitik kann nur funk-      Die Modellregionen Elektromobilität — Wissen-
                                                    tionieren mit Elektromobilität. Die energie- und      schaftliche Begleitforschung
                                                    klimaschutzpolitischen Ziele der Bunderegierung
                                                    erfordern die Marktdurchdringung der Elektro-         Bereits seit 2009 fördert das BMVI den Aufbau von
                                                    mobilität in ihrer technologischen Breite über        Elektromobilität in Modellregionen. In mehreren
                                                    alle Verkehrsträger. Nur aufgrund der deutlichen      Städten und Regionen wurden seither Flotten und
                                                    Effizienzgewinne elektrischer Antriebe gegenüber      Ladeinfrastrukturen aufgebaut, Geschäftsmodelle
                                                    konventionellen Technologien neben der angemes-       entwickelt und wesentliche Akteure für die erfolg-
                                                    senen Verwendung von regenerativen Kraftstoffen       reiche Entwicklung von Elektromobilität miteinan-
                                                    sind die langfristigen Reduktionsziele hinsichtlich   der vernetzt. Alle Projektpartner kooperieren zu
                                                    Endenergieverbrauch und CO2-Emissionen erreichbar.    den wesentlichen Fragestellungen und werten das
                                                                                                          erhobene Datenmaterial aus: Wie funktioniert der
                                                    Elektromobilität ist außerdem ein wichtiger Pfeiler   bedarfsgerechte Aufbau von Ladeinfrastruktur?
                                                    für die langfristige Sicherung von Beschäftigung
DANKSAGUNG                                          und Wertschöpfung in Deutschland. Die Bundes-
                                                                                                          Welche ordnungsrechtlichen Rahmenbedingungen
                                                                                                          werden gebraucht? Wie verändert Elektromobi-
                                                    regierung bekräftigt darum ihr Ziel: Eine Million     lität Stadt- und Verkehrsplanung? Begleitet von
Wir danken den Teilnehmern der Begleitforschung,
                                                    Fahrzeuge bis 2020. Deutschland soll Leitmarkt        wissenschaftlichen Instituten geht es bei diesen
die wesentlich für Inhalt und Anregungen zum Ent-
                                                    und Leitanbieter für Elektromobilität werden.         Themen darum, Handlungsempfehlungen und
stehen dieses Kompendiums verantwortlich sind.
                                                                                                          Leitfäden aus den gesammelten Erfahrungen zu
                                                    Die Aktivitäten des BMVI im Bereich Elektromo-        ziehen und weiteren Akteuren zur Verfügung zu
Wir danken ebenso den Verantwortlichen in den
                                                    bilität                                               stellen, um so den Aufbau von Elektromobilität
Projekten der Modellregionen und in den Pro-
jektleitstellen für die Kooperation und fachliche                                                         in der Breite zum Erfolg zu führen.
                                                    Die Förderung der Elektromobilität — mit Batterie
Zusammenarbeit bei der Erstellung dieses Leit-      und Brennstoffzelle — ist ein wichtiger Förder-       1 ehemals Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Stadtentwick-
fadens.                                             und Arbeitsschwerpunkt des Bundesministeriums         lung (BMVBS)
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6

>> INHALT
                                                                                              EINLEITUNG
>> EINLEITUNG                                                                            6

>> 1. ÜBERSICHT TECHNIK                                                                  7
    1.1. EINFÜHRUNG UND BEGRIFFSDEFINITIONEN                                             7
    1.2. LADETECHNIK                                                                     9    ÜBER DIESES KOMPENDIUM                               und „Ordnungsrechtlicher Rahmen“. In den Platt-
       1.2.1 KABELGEBUNDENES LADEN                                                       10                                                        formen arbeiten kommunale Partner, Partner aus
       1.2.2 INDUKTIVES LADEN                                                            21   Dieser Leitfaden entstand im Rahmen des För-         Universitäten, Stadtwerken, überregionalen Ener-
       1.2.3 BATTERIEWECHSEL- UND ELEKTROLYTWECHSELKONZEPTE                              22   derprogramms „Elektromobilität in Modellre-          gieversorgungsunternehmen und Hersteller und
                                                                                              gionen“. Das Förderprogramm wurde 2009 als           Betreiber von Ladeinfrastruktur eng zusammen.
>> 2. INTEROPERABILITÄT VON LADEINFRASTRUKTUR                                            23   Maßnahme im Rahmen des Konjunkturpakets II           Der intensive Austausch der Projekterkenntnisse
    2.1. INTEROPERABILITÄT — ÜBERSICHT                                                   23   der Bundesregierung verabschiedet und hatte          durch die Projektpartner schafft eine gute Grund-
       2.1.1 EINLEITUNG — ZUGANG ZUR INFRASTRUKTUR NOCH NICHT EINHEITLICH                23   eine Laufzeit bis Ende 2011. Aufgrund des großen     lage für den weiteren Aufbau sowie Ausbau der
       2.1.2 WAS BEDEUTET INTEROPERABILITÄT?                                             23   Erfolges des Programms befindet es sich nun          Infrastruktur und vermeidet Doppelarbeit.
       2.1.3 INTEROPERABILITÄT VERSUS DISKRIMINIERUNGSFREIHEIT                           25   in einer Fortführungsphase. Dieses Programm
       2.1.4 ZUGANGSFORMEN                                                               26   verbindet Forschung und Entwicklung mit all-         INHALT
       2.1.5 ABRECHNUNGSFORMEN                                                           29   tags- und nutzerorientierter Demonstration. In
                                                                                                                                                   Das Kompendium enthält die drei Kapitel „Tech-
       2.1.6 INTEROPERABILITÄT UNTER ROAMING-PLATTFORMEN                                 30   ursprünglich acht Modellregionen (wovon mitt-
                                                                                                                                                   nik“, „Interoperabilität“ und „Bedarfsgerechter
    2.2. UNTERSUCHUNG DER PROJEKTE DER MODELLREGIONEN                                    33   lerweile die Regionen Berlin, Bayern/Sachsen
                                                                                                                                                   Aufbau“ von Ladeinfrastruktur. Im Kapitel Tech-
    2.3. EMPFEHLUNGEN FÜR MINDESTANFORDERUNGEN AN LADEINFRASTRUKTUR                      40   und die Region Stuttgart zu einem Schaufenster
                                                                                                                                                   nik soll sich der Leser kompakt einen Überblick
       2.3.1 ERLÄUTERUNG DER MINDESTANFORDERUNGEN                                        42   für Elektromobilität geworden sind) wurde das
                                                                                                                                                   über den aktuellen Stand der Ladeinfrastruktur
       2.3.2 OPTIONALE MERKMALE EINER LADEINFRASTRUKTUR                                  43   Thema Elektromobilität für die Integration der
                                                                                                                                                   verschaffen können. Das anschließende Kapitel
                                                                                              Batterietechnologie in die Mobilitäts-, Raum- und
                                                                                                                                                   „Interoperabilität“ behandelt die Fragestellung,
>> 3. BEDARFSGERECHTER AUFBAU VON LADEINFRASTRUKTUR                                      45   Stadtentwicklung mit regionalen Schwerpunkten
                                                                                                                                                   wie infrastrukturübergreifendes (z.B. zwischen
    3.1. VORSTELLUNG VON BEISPIELEN GUTER PRAXIS ZUM BEDARFSGERECHTEN AUFBAU             47   entwickelt. Dies geschieht unter Einbeziehung
                                                                                                                                                   der Ladeinfrastruktur unterschiedlicher Betreiber)
       3.1.1 LADEINFRASTRUKTUR IN DORTMUND IM PROJEKT METROPOL-E, ANSATZ LOKALE SIMONE   48   regionaler Akteure z. B. Hersteller, Entwickler,
                                                                                                                                                   Laden ermöglicht werden kann. Auf Basis dessen
       3.1.2 AUFBAU VON LADEINFRASTRUKTUR IN BERLIN                                      53   Nutzer, Dienstleister, Energieversorger und Stadt-
                                                                                                                                                   ergeben sich Mindestanforderungen aus Sicht des
       3.1.3 AUFBAU VON LADEINFRASTRUKTUR IM RAHMEN DES MASTERPLAN HAMBURG               56   werken bzw. Ladeinfrastrukturbetreiber. Parallel
                                                                                                                                                   Expertenkreises, die bei einem Aufbau von Lade­
       3.1.4 AUFBAU VON LADEINFRASTRUKTUR IN GÖPPINGEN IM PROJEKT EMIS                   60   erfolgt die Integration von unterschiedlichen Ver-
                                                                                                                                                   infrastruktur auf jeden Fall gewährleistet werden
    3.2. METHODIKEN ZUM BEDARFSGERECHTEN AUFBAU                                          63   kehrsträgern wie Zweirädern, Pkw, Nutzfahrzeuge,
                                                                                                                                                   sollten, um eine zukunftsfähige Infrastruktur aufzu-
    3.3. WEITERE BEISPIELE UND VORLAGEN                                                  68   Bussen und Schienenfahrzeugen.
                                                                                                                                                   bauen. Schließlich soll im Kapitel „Bedarfsgerechter
       3.3.1 AUFBAU VON LADEINFRASTRUKTUR IM SAARLAND                                    68
                                                                                              Neben den Vorhaben in den Modellregionen stel-       Aufbau“ der Frage nachgegangen werden, wie
       3.3.2 VERGABE DER LADEINFRASTRUKTURERWEITERUNG UND DES -BETRIEBS IM LAND BERLIN   71
                                                                                              len sieben thematisch übergreifende Plattformen      viel und wo Ladeinfrastruktur benötigt wird. Dazu
       3.3.3 GENEHMIGUNGSBLAUPAUSE FÜR INFRASTRUKTUR DER STADT DORTMUND                  72
                                                                                              ein wesentliches Element des Förderschwerpunk-       werden verschiedene Ansätze und Methodiken für
                                                                                              tes dar. Innerhalb der Plattformen werden die        einen Bedarfsgerechten Aufbau vorgestellt.
>> 4. ANHANG                                                                             75
                                                                                              Erfahrungen der Modellregionen zentral gebün-
    4.1. WEITERE LITERATUR                                                               75                                                        Innerhalb der Kapitel 2 und 3 verweist der Pra-
                                                                                              delt und miteinander vernetzt. Eine der sieben
    4.2. ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS — INFRASTRUKTURBEGRIFFE                                   76                                                        xisleitfaden an vielen Stellen auf die Beispiele
                                                                                              thematischen Plattformen ist die Plattform „In-
                                                                                                                                                   guter Erfahrungen, hierbei handelt es sich um
                                                                                              frastruktur“, welche durch die Anzahl der gemein-
    ANSPRECHPARTNER                                                                      81                                                        konkrete Umsetzungsbeispiele, die die vielfältigen
                                                                                              samen Fragestellungen eng verwoben ist mit den
                                                                                                                                                   Erfahrungen aus den Modellregionen aufzeigen.
                                                                                              Plattformen „Raum-/Stadt- & Verkehrsplanung“
    IMPRESSUM                                                                            82
ÖFFENTLICHE LADEINFRASTRUKTUR - FÜR STÄDTE, KOMMUNEN UND VERSORGER - Starterset ...
7                                                                                                                                                                                                                                  Übersicht Technik                8

>> 1. ÜBERSICHT TECHNIK

Im ersten Abschnitt „Technik“ dieses Kom-                                Ebenfalls hilfreich und umfangreich ist der                                barer Energie. In direkter Korrelation zur     Wichtig ist zunächst die Definition der
pendiums soll eine kurze allgemeine Über-                                „Praxisleitfaden Elektromobilität“3 mit                                    Batteriekapazität stehen die mit dem           Begriffe Ladesäule/Ladestation (LS), La-
sicht zu den unterschiedlichen Ladetechno-                               Hinweisen für Bauherren, Architekten und                                   Fahrzeug zu erzielende Reichweite und          depunkt (LP), Satellit und Ladestellplatz
logien erfolgen, wobei das kabelgebundene                                Ingenieure zum Ausbau elektromobiler                                       die Dauer des Ladevorgangs (eine höhere        (LSP), die wie folgt beschrieben werden
Laden als alltagstaugliche Technologie näher                             Infrastrukturen in der HafenCity Hamburg,                                  Kapazität entspricht größerer Reichweite       können4,5:
beschrieben wird.                                                        der ebenso frei zugänglich ist.                                            und einer längeren Batterieladung).

Es sei an dieser Stelle erwähnt, dass be-                                Weitere sonstige, bei der Einarbeitung in                                  Die Möglichkeiten der Ladung von E-
reits umfangreiche Publikationen zu diesem                               das Thema unterstützende und frei zu-                                      Fahrzeugen sind vielfältig. Nahezu alle
Thema existieren. Die hier dargestellten In-                             gängliche Veröffentlichungen zur Infra-                                    Untersuchungen gehen davon aus, dass
formationen haben keinen Anspruch auf                                    struktur (unter anderem die bereits von                                    ein überwiegender Anteil der Ladevor-
Vollständigkeit und so beinhalten andere                                 der NOW publizierten Praxisleitfäden), sind                                gänge privat geschieht. Dies kann an einer
Veröffentlichungen neben Überschneidun-                                  im Kapitel 4 aufgeführt.                                                   eigens dafür installierten Wallbox, oder
gen gegebenenfalls zu verschiedenen The-                                                                                                            an der hauseigenen Elektroinstallation
menkomplexen detailliertere Informationen,                               >> 1.1. EINFÜHRUNG UND                                                     z.B. über eine speziell dafür ausgelegte
genauso wie in diesem Leitfaden manche                                   BEGRIFFSDEFINITIONEN                                                       Schuko-Dose mit entsprechender Dimen-
Themenstellungen umfangreicher behandelt                                                                                                            sionierung der Zuleitung und vorgelager-
werden.                                                                  Elektrofahrzeuge benötigen als „Kraftstoff“                                ter Schutztechnik, passieren. Im (halb-)
                                                                         Strom, um ihre für den Vortrieb genutzte                                   öffentlichen Raum können sowohl vorhan-
Einen guten Überblick über technische                                    Energie in die Traktionsbatterie nachzula-                                 dene Anschlüsse, wie bereits installierte
Anforderungen und Spezifikationen hin-                                   den. Von der Funktion her entspricht der                                   Steckdosen unterschiedlicher Steckerty-
sichtlich der Ladeinfrastruktur gibt der                                 Ladevorgang bei einem E-Fahrzeug daher                                     pen und auch im Zuge der Verbreitung der
frei zugängliche „Technische Leitfaden                                   dem Tankvorgang eines Fahrzeuges mit                                       Elektrofahrzeuge speziell dafür installierte
Ladeinfrastruktur“2, der von der Nationalen                              Verbrennungsmotor. Diese beiden Vorgän-                                    Ladesäulen genutzt werden. Zur Klärung
Plattform Elektromobilität (NPE) in Zusam-                               ge unterscheiden sich jedoch deutlich zwi-                                 der vorangestellten Begrifflichkeiten, die
menarbeit mit der Deutschen Kommission                                   schen eingesetzter Technik, Tankzeiten und                                 einem Akteur der sich (eventuell auch neu)
Elektrotechnik Elektronik Informationstech-                              vielen weiteren Anforderungen.                                             mit der Thematik der Ladeinfrastruktur be-
nik (DKE) erarbeitet wurde. Hier finden sich                                                                                                        schäftigt, immer wieder begegnen, sollen
auch zahlreiche Verweise auf Normen und                                  Je nach Antriebskonzept (rein batterie-                                    die auf den folgenden Seiten dargestellten
Vorschriften, die bei Aufbau oder Installation                           elektrisch, Plug-in-Hybrid in verschie-                                    Abbildungen dienen.
beachtet werden sollten, auf dem derzeiti-                               denen Versionen) und je nach Modelltyp
                                                                         und Preisklasse (die Batterie ist weiterhin                                                                                    Bildliche Darstellung zu den Begrifflichkeiten Ladesäule,
gen konsolidierten Wissensstand.                                                                                                                    Da es bei manchen Begrifflichkeiten durch-
                                                                                                                                                                                                                     Ladepunkt, Ladestellplatz u.a.
                                                                         einer der größten Kostentreiber für ein                                    aus verschiedene Definitionen bzw. Sicht-
2 Technische Leitfaden Ladeinfrastruktur, Nationalen Plattform Elek-     Elektrofahrzeug) variiert die Batterieka-                                  weisen auf das Thema gibt, stellen manche
tromobilität (NPE), Arbeitsgruppe 4 „Normung, Standardisierung und       pazität, d.h. die Menge maximal aufnehm-                                   Erläuterungen einen Kompromiss nach
Zertifizierung“, Deutschen Kommission Elektrotechnik Elektronik Infor-
mationstechnik (DKE), Gemeinsame Geschäftsstelle Elektromobilität        3 Praxisleitfaden Elektromobilität, Fraunhofer-Institut für Arbeitswirt-
                                                                                                                                                    bestem Gewissen dar, der keinen Anspruch       4 M. Landau, Fraunhofer IWES Kassel, 2011
der Bundesregierung (GGEMO)(Hrsg.), 2013                                 schaft und Organisation IAO, HafenCity Hamburg GmbH (Hrsg.), 2013          auf Vollständigkeit erhebt.                    5 I. Diefenbach, Westnetz GmbH Qualität und Sicherheit, 2013
ÖFFENTLICHE LADEINFRASTRUKTUR - FÜR STÄDTE, KOMMUNEN UND VERSORGER - Starterset ...
9      Übersicht Technik                                                                                                                                                                                                           Übersicht Technik   10

Die Ladestation ist mindestens gekenn-          punkten des Zugangs durch den Nutzer bzw.
zeichnet durch:                                 des Eigentums an der Fläche die Merkmale
                                                gliedern, befindet sich die LI im öffentlichen,
• eine Ortsangabe, die für die Verwendung
                                                halböffentlichen oder privaten Raum. Diese
  in Navigationsgeräten brauchbar ist
                                                Betrachtungsweise ist zumindest dahinge-
• eine Anzahl von Stromparkplätzen              hend diskussionswürdig, als dass beispiels-
• eine Anzahl von Ladepunkten                   weise die NPE öffentlichen Raum als diskri-
                                                minierungsfrei zugänglich bezeichnet6 (d.h.
• Zugangsmöglichkeiten (Autorisierung) und
                                                von jedermann nutzbar) und dies nur auf die
  Abrechnungsmöglichkeiten
                                                Kombination öffentliches Eigentum/offener
• Art der Anschlussmöglichkeiten                bzw. begrenzter Zugang zutreffend ist. Wird
• Zur Verfügung stehende Ladeleistung           eine Unterteilung lediglich in „öffentlicher“
                                                oder „privater“ Raum vorgenommen7, so
Unter einem Ladepunkt ist ein elektrischer      sind die halböffentlichen Bereiche eher dem
Anschluss zu verstehen, über welchen ein        privaten Bereich zuzuordnen. Auch ist es
E-Fahrzeug mit dem Versorgungsnetz ver-         mittlerweile gängig, öffentliche und halb­
bunden wird. Dies geschieht z.B. um die Fahr-   öffentliche LI unter „öffentlich zugänglicher“
zeugbatterie mit Energie zu laden. Zu einem     LI zusammenzufassen und integriert zu
LP kann eine Messeinrichtung gehören, die       betrachten.
in der Regel die abgegebene Energiemenge
erfasst. Die leitungsgebundene Ausführung       >> 1.2. LADETECHNIK
kann mit mehreren Steckern ausgestattet
sein, wovon zeitgleich oftmals nur ein Typ      Bei den heutigen Elektrofahrzeugen existie-
                                                                                                                                                       Eine Definition öffentlicher, halb-öffentlicher und privater Ladeinfrastruktur 8
(auch begrenzt durch die Anzahl der zur         ren unterschiedliche Systemansätze zum
LS gehörenden Ladestellplätze) genutzt          Aufladen der Energiespeicher. In diesem
werden kann.                                    Kapitel werden die verschiedenen Systeme                                Während8 das kabelgebundene Laden die                                    kurz erläutert, stehen aber weiterhin nicht
                                                vorgestellt. Die Abbildung auf den folgenden                            aktuell weitverbreitetste Technologie ist,                               im Fokus dieser Veröffentlichung.
Der Ladestellplatz ist eine Stellfläche, auf    Seiten zeigt dazu einen Strukturbaum mit                                sind die beiden anderen Technologien, in-
der das E-Fahrzeug zum Zweck der Ladung         möglichen Ladetechnologien zum Laden von                                duktives Laden und Batterie- bzw. Elektro-                               >> 1.2.1 KABELGEBUNDENES LADEN
der Traktionsbatterie abgestellt wird. Dem      vierrädrigen Elektrofahrzeugen (K = kabel-                              lytwechsel, im öffentlichen Raum bisher
Platz ist mindestens ein Ladepunkt zuge-        gebunden; B = Batterie-/Elektrolytwechsel;                              nicht verbreitet und befinden sich noch                                  Das kabelgebundene Laden, stellt aktuell
ordnet.                                         I = induktiv).                                                          in der Erprobungsphase oder es wird in                                   (Stand 2013) hinsichtlich der Verbreitung an
                                                                                                                        Laborumgebung die Verwendbarkeit ge-                                     Ladeinfrastruktur und seiner Bedeutung mit
Um die Begriffe der öffentlichen, halböffent-
                                                6 Nationale Plattform Elektromobilität - Zwischenbericht der Arbeits-   prüft. Sie sind daher im Folgenden nur                                   einigem Abstand die wichtigste Ladetech-
lichen und privaten Ladeinfrastruktur (LI) zu   gruppe 3 - Ladeinfrastruktur und Netzintegration, 2010                                                                                           nologie dar. In Deutschland existieren dabei
erklären, wird das folgende Schema genutzt.     7 Nationale Plattform Elektromobilität - Arbeitspapier der Arbeits-                                                                              Stand Ende 2013 knapp 4.400 öffentlich
                                                gruppe 3 - Ladeinfrastruktur und Netzintegration, Ladeinfrastruktur     8 Nach J. Reinke, TU Berlin Fachgebiet Wirtschafts- und Infrastruk-
Je nachdem wie sich unter den Gesichts-         bedarfsgerecht aufbauen, 2012                                           turpolitik (WIP), 2011
ÖFFENTLICHE LADEINFRASTRUKTUR - FÜR STÄDTE, KOMMUNEN UND VERSORGER - Starterset ...
11         Übersicht Technik                                                                                                                                                                                                                    Übersicht Technik             12

                                                                                                                                                           AC-Ladung, Stecker Typ 1, einphasig, bis 70 A Strom (bis 17 kW Leistung) - in Deutschland
                                                                                                                                                     1
                                                                                                                                                           TAB-konforme Ladung nur bis 20 A (bis 4,6 kW)

                                                                                                                                                    2      AC-Ladung, Stecker Typ 2, einphasig, bis 20 A Strom (bis 4,6 kW Leistung)

                                                                                                                                                     3     AC-Ladung, Stecker Typ 2, dreiphasig, bis 63 A Strom (bis 44 kW Leistung)

                                                                                                                                                    4      DC-Ladung, CHAdeMO bzw. Combo2 (CCS)-Stecker, 20 kW, 50 kW und mehr

                                                                                                                                                    5      Induktives Laden, i.d.R niedrige Leistungsklassen (z.B. 3,7 kW)

                                                                                                                                                                                     Übersicht unterschiedlicher Ladetechnologieansätze II

                                                                                                                                               Elektrizität entweder Gleich- oder Wechsel­                       ten. Sie sind beschrieben in der Norm IEC
                                                                                                                                               strom sein. Somit lässt sich das kabelge-                         6185112. Dabei sind die Lademodi 1-3 für das
                                                                                                                                               bundene Laden in Wechselstromladen und                            AC-Laden und Mode 4 für das DC-Laden
                                                                                                                                               Gleichstromladen unterteilen. Beim Wechsel-                       vorgesehen.
                                                                                                                                               stromladen wandelt ein Ladegerät im Auto
                                                                                                                                               den Strom in einen batterieverträglichen                          WECHSELSTROMLADEN (AC-CHARGING)
                                                                                                                                               Gleichstrom um. Beim Gleichstromladen be-
                                                                                                                                               findet sich das Ladegerät in der Ladesäule                        An den meisten, heute in Deutschland, d.h.
                                                                                                                                               und stellt dem Fahrzeug den für das Laden                         im halböffentlichen oder öffentlichen Raum,
                                                                                                                                               erforderlichen Gleichstrom bereit. Neben                          aufgestellten Ladesäulen ist die Ladung mit
                                                                                                                                               der Unterteilung in Wechsel- und Gleich-                          Wechselstrom vorgesehen. Auch im priva-
                                                                                                                                               stromladen existiert eine weitere Untertei-                       ten Raum erfolgt heutzutage das Aufladen
                                                                                                                                               lung in vier unterschiedliche Lademodi. Sie                       nahezu ausschließlich per Wechselstrom.
                                                                                                                                               unterscheiden sich in Phasenzahl, Stecker-                        Wechselstromladen (auch: AC-Ladung) bietet
                                                                                                                                               nutzung, Leistung und Sicherheitskonzep-                          im Verhältnis zum DC-Schnellladen einen
                                           Übersicht unterschiedlicher Ladetechnologieansätze I                                                                                                                  Ladevorgang mit tendenziell weniger Lei-
                                                                                                                                                                                                                 stung und resultiert dementsprechend in
zugängliche Ladepunkte9. Im Vorjahr waren                               den genannten 2.200 im Jahr 2012 befand
                                                                                                                                                                                                                 einer längeren Batterieladedauer. Doch auch
es mit über 2.200 noch rund die Hälfte10. Die-                          sich etwa die Hälfte im rein öffentlichen
                                                                                                                                                                                                                 hier gibt es Ausnahmen, denn mit einer AC-
se können anhand der eingangs gewählten                                 Raum11.
                                                                                                                                                                                                                 Schnellladung (20-44 kW) verkürzen sich
Definition in öffentliche und halböffentliche
                                                                        Während die Batterie im Fahrzeug selbst                                                                                                  die Ladezeiten gegenüber einer langsamen
Ladestationen unterschieden werden. Von
                                                                        immer mit Gleichstrom geladen wird, kann                                                                                                 3,7 kW AC-Ladung stark. Demnach kann AC-
                                                                        die am Ladepunkt zur Verfügung gestellte                                                                                                 Ladung in verschiedenen Leistungsklassen
9 BDEW-Erhebung Elektromobilität, 2013
                                                                                                                                                                                                                 erfolgen (ein- oder dreiphasig; mit 16 bis
10 Nationale Plattform Elektromobilität – Fortschrittsbericht der NPE   11 Nationale Plattform Elektromobilität – Arbeitspapier der Arbeits-
(dritter Bericht), 2012; Abfrage des Bundesverbandes der Energieund     gruppe 3 - Ladeinfrastruktur und Netzintegration, Ladeinfrastruktur    Aufteilung kabelgebundenes Laden nach Wechselstrom- (AC-) und
Wasserwirtschaft                                                        bedarfsgerecht aufbauen, 2012                                                              Gleichstromladung (DC-)                       12 IEC 61851 - Electric vehicle conductive charging system
ÖFFENTLICHE LADEINFRASTRUKTUR - FÜR STÄDTE, KOMMUNEN UND VERSORGER - Starterset ...
13         Übersicht Technik                                                                                                                                                                                                                       Übersicht Technik    14

                                                                      die maximale Ladeleistung und in den Kom-                                         Lademodus                        Mode 1                       Mode 2                            Mode 3
      Ladeleistung
                                                                      munikationsmöglichkeiten.
                                                                                                                                                  Kommunikation                           keine             PWM-Modul in Ladekabel         PWM-Modul in Ladestation
      P = U ∙ I für einphasiges Laden
                                                                      Mode 1: Die Mode 1 Ladung findet durch die                                                                                                                            Im Fahrzeug und an Steck-
      P = U ∙ I ∙ √3 für dreiphasiges Laden                                                                                                       Verriegelung                       Im Fahrzeug                    Im Fahrzeug
                                                                      europäischen Automobilhersteller keine Un-                                                                                                                                        dose/LP
                                                                      terstützung mehr und sollte zukünftig nur
                                                                      in Ausnahmefällen genutzt werden. Für die                                                 einphasig          Max. 16 A, 3,7 kW              Max. 16 A, 3,7 kW                 Max. 16 A, 3,7 kW
     Phase [Φ]              1         3         3         3                                                                                       Leistung
                                                                      Ladung nach Mode 1 erfolgt der Anschluss                                                  dreiphasig        Max. 16 A, 11,0 kW              Max. 32 A, 22 kW                 Max. 63 A, 43,6 kW
     Spannung [V]         230       400       400       400
                                                                      ans Energienetz über eine handelsübliche
     Strom [A]             16        16        32        63           genormte Steckvorrichtung. Der Ladestrom                                                                              Überblick der unterschiedlichen Lademodi
     Leistung [kW]         3,7        11       22       43,6          darf maximal 16 A betragen, jedoch nicht
                                                                      mehr als der Nennstrom der verwendeten                                Schutzeinrichtung und Steckdosen, deren                                Positionspapier die Mode 3 Ladung für öf-
     Übersicht verschiedener Leistungsklassen beim AC-Laden                                                                                 Zuleitung aufgrund zu geringer Querschnitte                            fentlich zugängliche Ladestationen und für
                                                                      Steckvorrichtung. Eine 16 A dreiphasige CEE-
zu 63 Ampere Stromstärke; mit 230 oder                                Steckdose ermöglicht eine Ladeleistung von                            bei dieser Dauerbelastung gefährlich über-                             die Ladung zu Hause die Mode 2 Ladung,
400 Volt Spannung) und deckt ein Spektrum                             maximal 11 kW. Die Ladezeit ist hier relativ                          hitzen15. Es ist daher vorab zu prüfen, wie                            falls keine Ladestation mit Mode 3 Lade-
zwischen 3,7 kW und etwa 44 kW ab.                                    lang aufgrund der geringen Ladeleistung.                              weit ein bereits installierter Anschluss für                           möglichkeit vorhanden ist.
                                                                      Fahrzeugseitig erfolgt der Anschluss über                             eine Mode 1 Ladung geeignet ist (nach Norm
Unterscheidung nach Ladezeit und Leistung                             eine Ladekupplung gemäß IEC 62196-214.                                VDE 0100-722).                                                         Beim Mode 2 Laden existiert zwischen La-
                                                                                                                                                                                                                   depunkt und Elektrofahrzeug eine IC-CPD
Bei der Wechselstromladung wird manchmal                              Heutzutage findet das Laden nach Mode 1                               Mode 2: Der europäische Automobilher-                                  (In-cable Control and Protection Device).
auch von (langsamer) AC-Ladung und AC-                                beispielsweise noch bei der Heimladung für                            stellerverband ACEA empfiehlt in seinem                                Diese kabelintegrierte Schutz- und Steu-
Schnellladung gesprochen. Eine offizielle                             Fahrzeuge der ersten Fahrzeuggeneration
Definition hierfür liegt nicht vor, jedoch wird                       statt, wenn am Ladeplatz, z.B. in der Ga-
zum Beispiel im ACEA-Papier 13 von einer AC-                          rage oder im Carport kein spezieller Lade­
Schnellladung im Bereich über 3,7 kW bis 43                           anschluss wie z.B. eine Wallbox vorgesehen
kW Ladeleistung gesprochen. Gedanklich ist                            ist und an der normalen Haushaltssteckdose
die AC-Schnellladung jedoch wohl eher mit                             (Schuko) geladen wird. Im Kabel sind dann im
einer Schnellladung ab 22 kW einschließlich                           Gegensatz zur Mode 2 Ladung keine Schutz­
verbunden.                                                            einrichtungen vorhanden.

Unterscheidung nach Lademodi                                          Die Ladeanschlüsse und deren Zuleitung
                                                                      müssen für die genannten Dauerströme ge-
Die genormten Lademodi 1-4 unterscheiden                              eignet sein. Dies ist in der Praxis jedoch nicht
sich in Bezug auf die verwendete Steckdose,                           durchgängig sichergestellt. Es gibt immer
                                                                                                                                                                              Ladeanschluss nach Mode 2 mit einem fahrzeugseitigen Typ 2-Stecker
                                                                      noch Hausinstallationen ohne Fehlerstrom-
13 ACEA position and recommendations for the standardization of                                                                                                                                                    ereinrichtung ist aktuell in der Regel eine
the charging of electrically chargeable vehicles, ACEA Positionspa-                                                                         15 Ladesysteme technisch reif für den Aufbau der Elektromobilitäts-
pier, Mai 2012                                                        14 Fa. Mennekes - Infrastruktur-Komponenten für Ladestationen, 2012   Infrastruktur, Pressemitteilung TÜV SÜD und E.ON, 2011
                                                                                                                                                                                                                   Komponente des Ladekabels.
ÖFFENTLICHE LADEINFRASTRUKTUR - FÜR STÄDTE, KOMMUNEN UND VERSORGER - Starterset ...
15           Übersicht Technik                                                                                                                                                                                 Übersicht Technik                16

                                                                      Beim Laden von Elektrofahrzeugen treten           drei Steckertypen, Typ 1, 2 und 3, für das AC-        italienisch-französische Typ 3-Stecker hat
                                                                      aufgrund von relativ gleichartigen Lade-          Laden spezifiziert. Der Typ 1-Stecker, nach           heutzutage keine Anwenderrelevanz. Er
                                                                      zeiten der Nutzer (so erfolgt zum Beispiel        seinem japanischen Entwickler manchmal                wird, was die Ladung eines E-Farzeuges
                                                                      ein Großteil der Anschlussvorgänge bei der        noch als „Yazaki“-Stecker bezeichnet,                 angeht, vermutlich vollständig vom Markt
                                                                      privaten Ladung nach Feierabend) Schwan-          ist in der nationalen nordamerikanischen              verschwinden.
                                                                      kungen im Energiebedarf auf. Diese Schwan-
                                                                      kungen und das variierende Angebot von
                                                                      regenerativer Energie im Netz führen zu
                                                                      der perspektivischen Anforderung, dass in
                                                                      Deutschland das geregelte Laden im Mode 3
     kabelintegrierte Schutz- und Steuereinrichtung (Fa. Mennekes)
                                                                      der Standard wird. So ist eine Netz effiziente,
Mode 3: Für die Mode 3 Ladung, den ge-                                nach Angebot geregelte, Ladung möglich.
wünschten Standard, ist für eine Ladestation
mit einer genormten Ladeeinrichtung gemäß                             Unterschiedliche Steckertypen
IEC 61851, das sogenannte „Electrical Vehicle
Supply Equipment” (EVSE) vorgeschrieben.                              Wie bereits beschrieben, kann das La-
Dazu gehört PWM-Kommunikation, Fehler-                                den eines Elektrofahrzeugs abhängig
und Überstromschutz, Abschaltung beim                                 vom Lade-Mode mit unterschiedlichen
Netzausfall sowie eine spezifische Lade-                              Steckertypen vorgenommen werden. Für
steckdose16.                                                          Elektrofahrzeuge wurden spezielle, in der

                                                                                                                                                          Übersicht verschiedener Steckertypen

                                                                                                                        Normung fest im SAE J1772/2009-Standard               Aktuell hat sich nach einhelliger Meinung
                                                                                                                        verankert und somit der dortige Standard              der Typ 2-Stecker als europaweite Lösung
                                                                                                                        für ein kabelgebundenes System. Der Typ               durchgesetzt, da dieser unmittelbar in einer
                                                                                                                        1-Stecker besitzt fünf Kontakte, zwei Kon-            entsprechenden EU-Richtlinie empfohlen
                                                                                                                        takte für einphasigen Wechselstrom, zwei              wird, ebenso wie durch wichtige Automo-
                                                                                                                        Kontakte für Signale und ein Erdungskon-              bil- und Energiewirtschaftsgremien 17,18,19,20.
                                                                                                                        takt. Neben dieser japanischen/amerikani-
                                                                                                                        schen Lösung existieren zwei europäische              17 Pressemitteilung ‚Die Lösung für Europa: Typ 2 Ladesteckdose mit
                                                                                                                                                                              oder ohne Shutter‘, Fa. Mennekes, 2012
                                                                                                                        Varianten. Der in Deutschland entwickelte
                                                                                                                                                                              18 Facilitating e-mobility: EURELECTRIC views on charging infrastruc-
                                                        Ladeanschluss nach Mode 3                                       Typ 2-Stecker (nach seinem maßgeblichen
                                                                                                                                                                              ture, EURELECTRIC, 2012
                                                                                                                        Entwickler auch „Mennekes-Stecker“) bildet            19 Position and recommendations for the standardization of the
16 Presseinformationen „Elektrofahrzeuge einfach und sicher laden
                                                                      IEC-Norm 62196 beschriebene Steckertypen          dabei heute den europäischen Standard,                charging of electrically chargeable vehicles, ACEA, 2011
– auch im Mode 2“, Fa. Mennekes, 2012                                 entwickelt. Genauer in IEC-62196-2 werden         er ist in der IEC 62196-2 beschrieben. Der            20 Richtlinie des Europäischen Parlamentes und Rates über den Auf-
ÖFFENTLICHE LADEINFRASTRUKTUR - FÜR STÄDTE, KOMMUNEN UND VERSORGER - Starterset ...
17          Übersicht Technik                                                                                                                                                                                                                          Übersicht Technik                18

     Parameter                                       AC                                  Induk.                       DC
     Ladeleistung (kW)           3,7           11          22            44        3,7             11
ÖFFENTLICHE LADEINFRASTRUKTUR - FÜR STÄDTE, KOMMUNEN UND VERSORGER - Starterset ...
19       Übersicht Technik                                                                                                                                                                   Übersicht Technik   20

                                                            EURELECTRIC)25,26, ebenso wie eine Emp-
                                                            fehlung durch die EU-Kommission analog
                                                            zum AC-Laden für das Combo-2 System27
                                                            zur zukünftigen Verwendung, wurden in
                                                            der Vergangenheit ausgesprochen. Ein Vor-
                                                            teil des CCS- gegenüber dem CHAdeMO-
                                                            System ist, dass im Fahrzeug nur noch ein
                                                            kombiniertes Inlet benötigt wird, sobald der
     CCS-Inlet (Combo 2) für oben AC- und unten DC-Ladung   Nutzer sowohl DC-Schnellladung, als auch
                                                            langsamere AC-Ladung (bzw. auch DC-Low)
nach Typ2 mit den Schnellladepins für das                   nutzen möchte. Beim CHAdeMO-System
DC-Laden kombiniert. Für den amerikani-                     wäre neben dem dazugehörigen DC-Inlet
schen Raum ist das Inlet entsprechend zu                    noch ein zweites separates Inlet (z.B. für
IEC62196-Typ 1 kompatibel und heißt dann                    AC-Ladung mit Typ 2) nötig. Dieses kann
Combo 1. Dabei unterscheiden sich letzt-                    künftig mutmaßlich Kosten sparen und die
endlich nur die Steckerformen, sodass eine                  Handhabung vereinfachen28,29. Ein weiterer                               DC-Schnellladung mit Typ 2
große technische Übereinstimmung erzielt                    Vorteil ist, dass das CCS potenziell für hö-
werden kann.                                                here Ladeleistungen (bis 170kW) mit dem
                                                            aktuellen Stecker geeignet ist, während der
Mit Hilfe des CCS sind zwei verschiedene                    CHAdeMo-Stecker bereits in seiner Ladelei-
Lademöglichkeiten möglich, nämlich die DC-                  stung ausgereizt ist.
Low-Ladung (z.B. 80 A, bis 38 kW) und die
DC-High-Ladung (z.B. 200 A, 170 kW). Die                    Die Anzahl der bereits aufgebauten CCS-
DC-Low (langsamere) Ladung erfolgt auf                      Ladestationen ist gegenüber den CHAde-
Basis des Typ 2-Steckers. Die DC-High, also                 Mo-Stationen in Europa weitaus geringer,
schnellere Gleichstromladung, erfolgt auf                   in Deutschland existieren im Moment eine
Basis des Typ 2-Combo.                                      Handvoll CCS-Stationen in den laufenden
                                                            Forschungsvorhaben. Ein Grund ist mit
Darüber hinaus nutzt das Schnellladesystem
                                                            25 ACEA position and recommendations for the standardization of the
für die Kommunikation die gleichen Pins                     charging of electrically chargeable vehicles, ACEA, 2011
und die Signale werden prinzipiell analog                   26 Facilitating e-mobility: EURELECTRIC views on charging infrastruc-
übertragen, die IEC 618151-23 legt dabei                    ture, EURELECTRIC, 2012
die Stecker und Verwendung der Pins fest                    27 Richtlinie des Europäischen Parlamentes und Rates über den Auf-
                                                            bau der Infrastruktur für alternative Kraftstoffe, EU Commission, 2013
und die IEC 61851-24 gibt die Kommunika-
                                                            28 CENELEC Focus Group on European Electro Mobility, CEN/CENELEC,
tion auf Basis der IEC 15118 vor. Eine Emp-                                                                                                       DC-Schnellladung mit CCS auf Basis Typ 2
                                                            2011
fehlung zur Verwendung dieses Systems                       29 Emerging Electric Vehicle Market & Business Models and Interop-
ab 2017 von mehreren Verbänden (ACEA,                       erability Standards, CIGRE, 2012
21          Übersicht Technik                                                                                                                                                                           Übersicht Technik    22

                                                                 Komponenten der Ladesäule (z.B. Gehäuse,                          Standard ist absehbar, für höhere Leistungs-     Kreislauf einfach austauschen („aufgela-
                                                                 Gleichrichter) gemeinsam nutzen zu können                         klassen ist dieses noch nicht der Fall.          dene“ Flüssigkeit würde gegen „genutzte“
                                                                 und Elektroautos mit beiden Standards la-                                                                          getauscht). Hierzu laufen bisher jedoch nur
                                                                 den zu können (Kostenersparnis gegenüber                          Da der Anwendungsfall induktives Laden           Projekte im Laborbetrieb.
                                                                 separater Installation der 2 verschiedenen                        (vorerst) nur Einzellösungen und keine für
                                                                 Typen).                                                           den flächendeckenden Praxiseinsatz geeig-
                                                                                                                                   neten Ansätze hergibt, wird er im Folgenden
                                                                 Das Bild zeigt ein Beispiel für eine CHAde-                       nicht weiter erläutert.
                                                                 MO-, CCS- und eine Multistandard-Ladesäule
                                                                 (CHAdeMO- und CCS-System vereint).                                >> 1.2.3 BATTERIEWECHSEL- UND
                                                                                                                                   ELEKTROLYTWECHSELKONZEPTE
     CHAdeMO-, CCS- und Multistandard-Säule von ABB (© ABB)      >> 1.2.2 INDUKTIVES LADEN
                                                                                                                                   Durch einen Batteriewechsel beim Elektro-
Sicherheit, dass dieses System erst nach                         Beim induktiven (kabellosen) Laden handelt                        fahrzeug können ähnlich schnelle Tankvor-
dem CHAdeMO-System entwickelt wurde. Die                         es sich um ein Konzept, bei dem die Ener-                         gänge erreicht werden wie beim Betanken
seit kurzem auf dem Markt befindlichen E-                        gie berührungslos in das Elektrofahrzeug                          eines Fahrzeugs mit Verbrennungsmotor.
Automodelle deutscher (und anderer) OEMs                         übertragen wird. Prinzipiell vergleichbar ist                     Zu diesem Konzept existieren verschiedene
wie z.B. VW E-Up, E-Golf oder BMW i3 werden                      dieses mit dem Laden einer elektrischen                           theoretische Ansätze und das Unternehmen
eine entsprechende CCS-Schnittstelle vorse-                      Zahnbürste, jedoch mit wesentlich höherer                         „betterplace“ hat als erstes versucht, dieses
hen. Für die Zukunft ist also mit einer stark                    Leistung. Diese Technik befindet sich im                          Konzept im Sinne eines betriebswirtschaft-
steigenden Verbreitung des CCS-Systems                           Bereich der Elektrofahrzeuge momentan                             lich erfolgreichen Modells umzusetzen. Aus
gegenüber dem CHAdeMO-System, zumin-                             noch in der Forschung, während sie in                             verschiedenen Gründen konnte sich dieses
dest in Deutschland, zu rechnen. Jedoch nur                      anderen Industriebereichen (z.B. automa-                          Konzept jedoch bisher nicht durchsetzen
vorausgesetzt, eine DC-Schnellladetechnik                        tisierte, induktiv ladende Flurfahrzeuge)                         und genießt nach wie vor ein Nischendasein.
wird fahrzeugseitig auch standardmäßig an-                       bereits jahrelang erprobt ist. Untersucht                         Ebenso wie das induktive Laden steht der
geboten. Denn die bisher verkauften Modelle                      wird das Konzept z.B. im Verbund von                              Batteriewechsel somit nicht im Fokus der
sind bisher nur als Option bzw. gegen Auf-                       Siemens und BMW31 oder von VW im Pro-                             folgenden Überlegungen. Ebenso verhält es
preis CCS-ladefähig.                                             jekt W-Charge bzw. im Forschungsprojekt                           sich mit einem Elektrolytwechsel. Die „Batte-
                                                                 InterOp (Interoperables Induktives Laden),                        rie“ eines Elektrofahrzeuges könnte hierbei
Vermehrt werden auch kombinierte Lösun-                          bei dem deutsche Mittelständler aktiv sind.                       durch Tanks mit Elektrolytflüssigkeit (flüssi-
gen mit CCS- und CHAdeMO-Steckern an ei-                         Im Bereich der Normung herrscht lediglich                         ges Material mit beweglichen Ionen) ersetzt
ner DC-Schnellladesäule angeboten. Eine sol-                     im Leistungsbereich bis 3,7 kW Konsens in                         werden. In einer Reaktionseinheit kann che-
che Lösung ist z.B. für ein Fernverkehrsnetz                     den Abstimmungsgremien und ein dortiger                           misch Energie erzeugt werden und diese
der Niederlande mit einer flächendeckenden                                                                                         z.B. zum Antrieb des Fahrzeuges genutzt
                                                                 ca. 200 Ladestationen mit CCS/ CHAdeMO/AC-Unterstützung, Pro-     werden. Prinzipiell ähnelt diese Technologie
Infrastruktur geplant30. Vorteil ist, hier einige                jekt Fastned
                                                                                                                                   der Brennstoffzelle. Die Elektrolytflüssigkeit
                                                                 31 Abschlussbericht Kontaktloses Laden von batterieelektrischen
30 Landesweites Schnellladenetz für EV entlang der Autobahnen,   Fahrzeugen, BMW/Siemens 2011                                      ließe sich ähnlich wie beim Tanken in einem
23                                                                                                                                                                      Interoperabilität von Ladeinfrastruktur                         24

>> 2. INTEROPERABILITÄT VON
LADEINFRASTRUKTUR

>> 2.1. INTEROPERABILITÄT — ÜBERSICHT            ein Grund warum die ausgebaute Infrastruk-      laden kann. Doch was bedeutet dieser Begriff                         frastruktur und für zukünftig aufgebaute
                                                 tur heterogen ist, sind die unterschiedlichen   der Interoperabilität genau? Zur Erläute-                            Infrastruktur besteht hinsichtlich dieser
>> 2.1.1 EINLEITUNG — ZUGANG ZUR                 Infrastrukturanbieter mit unterschiedlichen     rungen des Begriffes sind in der Info-Box                            Definitionen die Forderung, dass diese un-
INFRASTRUKTUR NOCH NICHT EINHEITLICH             angebotenen Lösungen. Die Aktivitäten in        dazu zwei Definitionen angeführt. Die erste                          tereinander vernetzt ist und die technischen
                                                 den entsprechenden Normungsgremien zur          entspricht der klassischen Ursprungsdefini-                          Voraussetzungen so erfüllt, dass sie einheit-
                                                 Schaffung einheitlicher Standards sind erst     tion und beschreibt Interoperabilität als das                        lich genutzt werden kann. Dabei richtet sich
     Interoperabilität – Die Vision              in jüngster Zeit aufgenommen worden, teil-      Zusammenspiel von technischen Systemen,                              der Fokus vor allem auf die Themen Zugang
                                                 weise sind Normen verabschiedet, teilweise      die die Möglichkeit haben, Informationen                             zur Infrastruktur, Informationsverwaltung/-
                                                 aber auch noch nicht final beschieden. Somit    auszutauschen und auf Basis derer auch                               austausch und Abrechnung der geladenen
     Ein Elektroauto-Nutzer kann mit seinem      herrschen in den Ausprägungsmerkmalen           miteinander zu agieren. Die zweite ist etwas                         Strommenge oder der Ladezeit beziehungs-
     Fahrzeug an einem freien Ladepunkt im-      der Infrastruktur noch viele Freiheitsgrade.    umfangreicher und beschreibt, dass dieses                            weise allgemein die Nutzung der Ladein-
     mer und überall laden.                      Und schlussendlich konnte ein allgemein         Thema einen nicht zu unterschätzenden                                frastruktur durch einer Nutzer. Die Vernet-
                                                 gültiges Geschäftsmodell für Ladeinfrastruk-    Aspekt aus Nutzersicht darstellt — ebenso                            zung von Ladeinfrastruktur zum Zwecke
                                                 tur aus Betreibersicht noch nicht gefunden      wie wir die Interoperabilität der Ladeinfra-                         der interoperablen Nutzbarkeit kann über
Der Aufbau öffentlicher Infrastruktur für        werden, was eine Vereinheitlichung zusätz-      struktur als aus Nutzersicht zwingende Vor-                          Roamingplattformen realisiert werden (s.
das Laden von Elektrofahrzeugen schreitet        lich erschwert.                                 aussetzung auf dem Weg zu einem Markt für                            Kap 2.1.6). Alternativ können umfangreiche
stetig voran, deutschlandweit sind bereits                                                       Elektrofahrzeuge ansehen.                                            Vorgaben und Standards (z. B. Datenfor-
über 2000 öffentliche Ladesäulen instal-         Dazu ist zu erwähnen, dass während des                                                                               mate, Schnittstellen, Kommunikationspro-
                                                                                                 Für die eingangs erwähnte, im Moment
liert. Auch künftig ist davon auszugehen,        Ladevorgangs eine direkte Verbindung                                                                                 tokolle) die Voraussetzungen schaffen, die
                                                                                                 noch recht heterogen aufgebaute Ladein-
dass bei einer weiteren Verbreitung von E-       zwischen Elektrofahrzeug und Ladeinfra-
Fahrzeugen die Zahl an installierten öffent-     struktur besteht. Somit sind die beidersei-
lichen oder halböffentlichen Ladepunkten         tigen Anforderungen zu berücksichtigen.
                                                                                                    Was bedeutet Interoperabilität?
steigen wird. Daher ist es schon heute, vor      Da die Entwicklung des Elektroautos selbst
allem aber auch in der Zukunft von großer        im Moment eine sehr dynamische ist und
                                                                                                    Definition I: The ability of two or more systems or components to exchange information and
Bedeutung, dass die Infrastruktur unter-         sich ebenfalls noch viele Bereiche in der
                                                                                                    to use the information that has been exchanged.
einander kompatibel ist. In der derzeitigen      Standardisierung befinden, genauso wie
                                                                                                    IEEE Standard Glossary of Software Engineering Terminology; IEEE (Institute of Electrical and Electronics Engineers), 1990
Situation ist dies jedoch noch nicht der Fall.   einzelne Themen noch offen sind, ist dies
Das ergibt sich aus dem Umstand, dass viele      mit ein Grund, warum noch nicht von ei-
umgesetzte Förderprojekte in der Elektro-        ner einheitlichen Infrastruktur gesprochen         Definition II: Als technische Interoperabilität bezeichnet man die Fähigkeit zur direkten Zusam-
mobilität die verschiedenen Lösungen noch        werden kann.                                       menarbeit von verschiedenen Entitäten und Austauschbarkeit mit verschiedenen Entitäten,
testen und evaluieren, da sich hinsichtlich                                                         was mittels gemeinsamer, in der Regel offener Standards und/oder Normen ermöglicht werden
der Ladeinfrastruktur zum größten Teil auf       >> 2.1.2 WAS BEDEUTET INTEROPERABILITÄT?           soll. Interoperabilität ist die Basis für konsumentenfreundliche Massenmärkte. Offene Stand-
Neuland bewegt wird. Es existieren unter-                                                           ards bilden dazu eine Voraussetzung. Interoperabilität erfordert wachsende Bereitschaft zur
schiedliche Infrastrukturbetreiber mit ganz      Wie im Leitsatz eingangs erwähnt, ist die          Abstimmung.
unterschiedlicher Herkunft (vom Energiever-      Vision bei einer interoperablen Nutzung            Prof. Dr. K. Illgner-Fehns, Netze, Dienste, Endgeräte - Interoperabilität und Standardisierung als Basis künftiger Entwicklungen,
sorger über eine Kommune bis hin zu rein         von Ladeinfrastruktur, dass ein Elektroauto-       Bundesnetzagentur/Institut für Rundfunktechnik
privatwirtschaftlichen Unternehmen). Auch        Nutzer jederzeit an einer freien Ladesäule
25     Interoperabilität von Ladeinfrastruktur                                                                                                         Interoperabilität von Ladeinfrastruktur     26

Ladeinfrastruktur auch ohne übergeordnete        dedauer) zahlt. Dieses System ermöglicht                                                             >> 2.1.4 ZUGANGSFORMEN
Plattform zu vernetzen.                          dem Nutzer einen diskriminierungsfreien               Szenario Interoperables Laden
                                                 Zugang zur Ladeinfrastruktur, ist laut den                                                           Als Ladepunkt kann ebenso eine einfache
>> 2.1.3 INTEROPERABILITÄT VERSUS                eingangs aufgeführten Definitionen aber                                                              Steckdose dienen, wie auch ein Ladepunkt
                                                                                                       Der E-Autofahrer besitzt ein Authentifi-
DISKRIMINIERUNGSFREIHEIT                         nicht interoperabel. Im Rahmen dieses Leit-                                                          einer extra für die Ladung von E-Fahrzeu-
                                                                                                       zierungsmedium eines Anbieters, hat mit
                                                 fadens liegt der Fokus auf der Interoperabi-                                                         gen vorgesehenen Ladesäule oder Wallbox.
                                                                                                       diesem aber auch Zugang zur LIS anderer
In den Diskussionen über eine für jeden nutz-    lität, da von der These ausgegangen wird,                                                            Während an einem einfachen Ladepunkt
                                                                                                       Anbieter, da diese beispielsweise Bestand-
bare Ladeinfrastruktur wurde häufig nicht        dass eine zukunftsfähige Ladeinfrastruktur                                                           im Sinne einer reinen Steckdose (oftmals
                                                                                                       teil eines übergeordneten Roaming-Netz-
trennscharf zwischen den Begriffen inter-        vernetzt sein sollte.                                                                                im privaten Raum anzutreffen) meist keine
                                                                                                       werkes ist.
operabler Zugang und diskriminierungsfrei-                                                                                                            Authentifizierung zu erfolgen hat, ist dies bei
er Zugang zur Infrastruktur unterschieden,                                                                                                            Ladesäulen oder Wallboxen im öffentlichen
bzw. die Begrifflichkeiten hinsichtlich ihrer      Szenario Diskriminierungsfreies                  ist grafisch noch einmal auf dem folgenden        bzw. halböffentlichen Raum in der Regel der
Bedeutung vermischt, weshalb ein Arbeits-          Laden                                            Bild (S. 29) dargestellt. Ersichtlich ist, dass   Fall. Im Sinne der hier behandelten Themen
ergebnis der entsprechenden AG der Be-                                                              es zwischen den Merkmalen interoperabel/          einer intelligent vernetzten Infrastruktur
gleitforschung war, diese Begriffe und deren       Ein E-Autofahrer aus Stadt A auf der Durchrei-   nicht interoperabel und diskriminierungsfrei/     ist eine Authentifizierung des Nutzers am
Bedeutung für sich eindeutig zu definieren.        se kann sein Auto unkompliziert an Ladesäu-      nicht diskriminierungsfrei unterschiedliche       genutzten Ladepunkt erforderlich, der ihn
                                                   len in Stadt B laden, obwohl dieser keine        Abstufungen geben kann.                           zur Ladung berechtigt. Eine klare Zuordnung
Es ist nämlich grundsätzlich auf unterschied-      vertragliche Bindung mit dem LIS-Betreib-                                                          eines Nutzers zum Ladevorgang ist schon
liche Art und Weise denkbar, es einem Nutzer       er hat. Bestenfalls kann der Autofahrer dies
                                                                                                    Die Merkmale Interoperabilität und Diskri-        allein aus der Sicht eines Betreibermodells
zu ermöglichen, an jeder Ladesäule laden           im EU-Raum sogar grenzüberschreitend
                                                                                                    minierungsfreiheit können grundsätzlich           erforderlich, damit künftig eine Abrechnung
zu können, ohne vorher einen Aufwand               (z.B. per EC-Kartenzahlung).
                                                                                                    unterschiedlich ausgeprägt sein und sind          der einzelnen Nutzer möglich ist.
geleistet zu haben (z.B. eine frühzeitige                                                           oftmals in ihrem Grad gegensätzlich. Als
Anmeldung bei der Ladesäule, bevor diese                                                            Beispiel kann das erwähnte Frankfurter            Ein Ladevorgang an Ladesäulen mit Au-
erreicht wird, oder der Abschluss eines Ver-     Sonderlösungen wie das genannte Projekt,           Modell dienen, das als Insellösung absolut        thentifizierungspflicht kann erst nach der
trags beim Ladesäulenbetreiber um diese          können hierzu gegebenenfalls eine sinnvolle        diskriminierungsfrei agiert. Es ist jedoch        erfolgten Identifikation des Nutzers star-
nutzen zu können). Dies kann beispielswei-       Ergänzung darstellen, bilden jedoch nicht          nicht interoperabel. Gleichzeitig weisen in       ten. Meist ist die Authentifizierung dabei
se über autarke Ladeinfrastruktursysteme         die Basis für eine zu erwartende künftige          der Regel Projekte mit einer hohen Inter­         der allererste Schritt vor dem Stecken
erreicht werden, die den Zugang über eine        Ladeinfrastruktur. Diskriminierungsfrei zu         operabilität meist eine verhältnismäßig ge-       des Ladesteckers (z.B. zur Entriegelung
Direktbezahlmöglichkeit bieten (z.B. Bezah-      nutzende LIS war vor allem zu Beginn —             ringe Diskriminierungsfreiheit auf. Dies wäre     der Steckvorrichtung am Ladepunkt). Zur
lung ähnlich eines Parkautomaten), jedoch        beispielsweise bei einigen Projekten in der        zum Beispiel bei LIS-Betreibern der Fall, die     Identifizierung des Nutzers an der Lade-
in der Regel nicht über Informationssysteme      ersten Phase der Modellregionen — im Fo-           zwar an eine Roaming-Plattform angebun-           säule gibt es dabei die in der Tabelle (S.
mit anderen Ladeinfrastrukturen vernetzt         kus, während viele neue Projekte auf eine          den sind, bei denen man sich jedoch vor           30) dargestellten unterschiedlichen Mög-
sind. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist das     interoperabel vernetzte Ladeinfrastruktur          einer vorherigen Nutzung der Infrastruktur        lichkeiten.
sogenannte „Frankfurter Modell“, in dem          abzielen.                                          anmelden (oftmals vertraglich) müsste und
die Ladesäule mit einem Parkautomaten                                                               nach z.B. dem Aushändigen einer RFID-Karte        Grundsätzlich erklärungsbedürftig könn-
kombiniert ist, an dem man direkt für den        Die Abgrenzung zwischen diskriminierungs-          zur Nutzung der LIS berechtigt wäre.              ten an dieser Stelle die beiden Begriffe
getankten Strom (bzw. viel mehr für die La-      freier und interoperabler Ladeinfrastruktur                                                          RFID und PLC sein.
27          Interoperabilität von Ladeinfrastruktur                                                                                                                                                             Interoperabilität von Ladeinfrastruktur                           28

                                                                                                                                          Per RFID-Karte oder anderer NFC (Near Field Com-                     man von PLC in Zusammenhang mit Ladein-
                                                                                                                                          munication)-Technik                                                  frastruktur, so ist in der Regel die Kommuni-
                                                                                                                                                                                                               kation des Fahrzeugs mit der Ladesäule nach
                                                                                                                                          Per Bargeld
                                                                                                                                                                                                               der Norm ISO 15118 gemeint. In dieser Norm,
                                                                                                                                          Per EC-Karte                                                         von der Teile bereits veröffentlicht sind und
                                                                                                                                          Per Handy/Telefon: über eine SMS, über eine                          weitere künftig veröffentlicht werden, ist
                                                                                                                                          Handy-App, über eine Hotline                                         ein intelligentes Laden beschrieben, was
                                                                                                                                                                                                               vor allem perspektivisch dem Gedanken des
                                                                                                                                          Per Internetseite
                                                                                                                                                                                                               „Smart Grids“ Rechnung tragen soll.
                                                                                                                                          Per Powerline-Communication (PLC)

                                                                                                                                         Übersicht verschiedener Identifikationsvarianten für den Ladepunkt
                                                                                                                                                                                                               Darunter kann ein Energienetzwerk verstan-
                                                                                                                                                                                                               den werden, welches das Verbrauchs- und
                                                                                                                                         RFID steht für Radiofrequenz - Identifikation,                        Einspeiseverhalten aller Marktteilnehmer
                                                                                                                                         was vereinfacht Identifizierung per Funk,                             die mit ihm verbunden sind, integriert. Es
                                                                                                                                         also mit Hilfe von elektromagnetischen Wel-                           sichert ein ökonomisch effizientes, nach-
                                                                                                                                         len, heißt. Es ermöglicht das kontaktlose                             haltiges Versorgungssystem mit niedrigen
                                                                                                                                         Speichern und Auslesen von Daten. Alle                                Verlusten und hoher Verfügbarkeit33. Elek-
                                                                                                                                         RFID-Systeme bestehen aus einem Trans-                                tromobilität kann hier durch gesteuerte
                                                                                                                                         ponder und einem Erfassungs- bzw. Lesege-                             Lade- und Rückspeisevorgänge von Strom
                                                                                                                                         rät. Der Transponder ist ein elektronischer                           in die Traktionsbatterie theoretisch einen
                                                                                                                                         Datenspeicher. Wenn der Transponder in den                            Beitrag zur Netzstabilität und Glättung von
                                                                                                                                         Empfangsbereich des Lesegerätes kommt,                                Lastspitzen im Energienetz leisten, was in
                                                                                                                                         wird eine wechselseitige Kommunikation                                der Wissenschaft und in den Forschungsab-
                                                                                                                                         ausgelöst. Dazu verfügen beide Geräte über                            teilungen der Energiekonzerne ein vieldisku-
                                                                                                                                         Kopplungselemente in Form von Antennen.                               tiertes Thema ist. Zum gesteuerten Laden
                                                                                                                                         Der Energie- bzw. Datenaustausch erfolgt                              von Elektrofahrzeugen und der Auswirkung
                                                                                                                                         durch magnetische oder elektromagnetische                             auf das Stromnetz laufen aktuell bereits For-
                                                                                                                                         Wellen32.                                                             schungsprojekte. Es ist heute noch schwer
                                                                                                                                                                                                               absehbar, wann Elektrofahrzeuge als Teil
                                                                                                                                         Powerline-Communication ist zunächst ein-                             eines solch intelligenten und vernetzten
                                                                                                                                         mal der Oberbegriff für die Übertragung                               Energiesystems fungieren werden.
                                                                                                                                         von Daten über stromführende Kabel, die
                                                                                                                                         also parallel zur Energieversorgung auch zur                          Bestandteil der Norm 15118 ist, dass sich das
                                                                                                                                         Datenübertragung genutzt werden. Spricht                              Fahrzeug selber über PLC an der Ladesäule

                                                                                                                                         32 RFID Radiofrequenz-Identifikation - Was ist das? - Informations-
     Unterscheidung von Merkmalen interoperabler und nicht interoperabler Infrastruktur und Einteilung unterschiedlicher Zugangsformen   broschüre, Ministerium für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz,     33 Smart Grids in Deutschland - Handlungsfelder für Verteilnetzbetrei-
                                              hinsichtlich diskriminierungsfreiem Zugang                                                 Rheinland-Pfalz, 2010                                                 ber auf dem Weg zu intelligenten Netzen, BDEW (Hrsg.), ZVEI, 2012
29         Interoperabilität von Ladeinfrastruktur                                                                                                                                                             Interoperabilität von Ladeinfrastruktur       30

identifizieren kann, beispielsweise indem                                 eine zeitbasierte Ladeinfrastrukturbenut-                                                       einfachste Form der Nutzung; hohe Auslastung der Infrastruktur; bei höherer Verbrei-
zwischen Auto und Ladesäule elektronische                                 zungsgebühr, eventuell mit progressiver                                   Flatrate
                                                                                                                                                                          tung von E-Fzg ungeeignet
Zertifikate ausgetauscht werden, die jeweils                              Steigerung oder mit nächtlichem gebüh-
eindeutig zugeordnet werden können. Es                                    renfreien Zeitfenster, erweisen.                                          Pauschale für         Einheitlicher Betrag (Servicegebühr) für Ladevorgang; unabhängig der Energie-

entfällt so eine der anderen Authentifi-                                                                                                            Nutzung               menge; geringere Nutzung als Flatrate

zierungsformen, wie beispielsweise RFID.                                  Die Kommunikation zwischen Ladestation,                                   Abrechnung der        Besonders aufwändig wegen Anforderungen aus dem EnWG, Eichrecht, Datenschutz/
Das Auto ist nach der Behandlung interner                                 Netz und Abrechnungsstelle kann ebenfalls                                 Energiemenge          IT-Systeme
Prozessschritte nach dem Stecken an der                                   über verschiedene Kanäle laufen. Dazu ge-
Ladesäule quasi sofort ladebereit („plug                                  hören gängige Mobilfunkstandards (GSM,                                    Abrechnung von Zeit   „Park&Charge“, Laden als Zusatzleistung rechtfertigt höhere Parkgebühren
and charge“).                                                             UMTS) sowie eigene oder bestehende Funk-
                                                                          und Datennetzwerke bzw. Internetverbindun-                                                                   Unterschiedliche Abrechnungsmöglichkeiten
>> 2.1.5 ABRECHNUNGSFORMEN                                                gen. Eine PLC-Anbindung wäre prinzipiell
                                                                          ebenfalls möglich. Neben den technischen                                 Stromvertrag gekoppelt, den der Nutzer mit                für einen Infrastruktur-Nutzer die Möglich-
Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, wie                               Aspekten gilt es bei personenbezogenen                                   dem Betreiber schließt, so wird oftmals eine              keit in einem Netzwerk aus kooperieren-
die Ladepunktnutzung abgerechnet werden                                   Abrechnungssystemen umfangreiche da-                                     RFID-Karte zum jeweiligen Vertrag ausgege-                den Partnern zu laden, sobald er bei einem
kann. Ohne näher auf mögliche Geschäfts-                                  tenschutzrechtliche Bestimmungen zu be-                                  ben, die der Nutzer zur Identifizierung an                Partner dieses Netzwerkes laden kann. Das
modelle in diesem Zusammenhang einzu-                                     achten, wie sie z. B. im deutschen Eichrecht                             der Infrastruktur einsetzen kann. Die Ab-                 Roamingverfahren bietet mit Hilfe eines Au-
gehen, bestehen grundsätzlich die in der                                  festgelegt wurden. Hier ist auch vorgeschrie-                            rechnung erfolgt dann in der Regel direkt                 thentifikationsmediums (z.B. RFID-Karte)
Tabelle „Unterschiedliche Abrechnungsmög-                                 ben, dass die bezogene und zu bezahlende                                 über den (Strom-)Vertrag, z.B. quartalsweise.             Zugang zu den Ladepunkten verschiedener
lichkeiten“ genannten Optionen34,35.                                      elektrische Energie an einer öffentlichen                                                                                          Ladeinfrastrukturbetreiber. Die Roaming-
                                                                          Ladestation durch den Nutzer nachprüf-                                   >> 2.1.6 INTEROPERABILITÄT UNTER ROAMING-                 partner unterzeichnen einen Vertrag, in
Welches Modell letztendlich von einem                                     bar sein muss. In den Ladestationen sind                                 PLATTFORMEN                                               dem der Roamingfall geregelt ist. Zu die-
Betreiber der Infrastruktur gewählt wird,                                 somit geeichte Stromzähler notwendig, in                                                                                           sem gehören neben anderen Aspekten die
sollte stark von Standort und Auslastung                                  Verbindung mit einer beweissicheren Da-                                  Grundsätzlich lässt sich öffentliche Infra-               Regelungen zu Geld-und Datenströmen, zu
abhängen. Allgemein bestehen hinsichtlich                                 tenübertragung37.                                                        struktur (bis auf kostenlose Ladung) bei                  technischen Anforderungen sowie zum Da-
des Stromtankens im öffentlichen Raum                                                                                                              Zugang und Abrechnung in Direktbezahl-                    tenschutz.
verschiedene ordnungsrechtliche Fragestel-                                Wie im Einzelfall die Abrechnung gestaltet                               systeme oder Ladeinfrastruktur mit einer
lungen, die in anderen Publikationen auf-                                 ist, hängt auch immer stark mit der Frage                                Anbindung an übergeordnete Systeme, z.B.                  Eine kostenseitige Betrachtung der unter-
gegriffen werden36. Als ein vorübergehend                                 zusammen wie der Zugang geregelt ist                                     Roamingplattformen, einteilen. Eine Kombi-                schiedlichen Systeme (Direktbezahlung, Roa­
sinnvoller Ansatz könnte sich zum Beispiel                                (siehe auch die folgenden Praxisbeispiele                                nation ist ebenfalls möglich, wenn Infrastruk-            mingverfahren) wird nicht vorgenommen,
                                                                          in Kapitel 2.2). Ist zum Beispiel die Nutzung                            tur an solch eine Plattform angebunden ist,               da aus den Arbeitsgruppen heraus keine
34 Sim eMobile-City. Die optimale Ladeinfrastruktur in einer Stadt;       einer Ladesäule eines Anbieters mit einem                                als Alternative für Zugang und Abrechnung                 einheitliche Meinung vorherrscht, welches
M. Günther, SWM-Versorgungs GmbH, 2011                                                                                                             aber ebenso die direkte Zahlung ermöglicht.               System zu bevorzugen ist. Im Zuge der im
35 Ladeinfrastruktur im öffentlichen Raum - Herausforderungen &           37 Systemanalyse BWe mobil - IKT- und Energieinfrastruktur für                                                                     Moment noch (auch in Abhängigkeit unter-
Lösungen. H. Molthan; In: Hornig C; Kasserra, S (Hrsg.): 4. „e-Monday“.   innovative Mobilitätslösungen in Baden-Württemberg, Wirtschafts-         Der Begriff Roaming kommt ursprünglich                    schiedlicher Geschäftsmodelle) in der Ent-
Juni 2010, München                                                        ministerium Baden-Württemberg (Hrsg.), e-mobil BW GmbH - Lan-            aus dem Mobilfunk (siehe auch Box „Analo-                 wicklung befindlichen Systeme hinsichtlich
36 auch im Rahmen des Begleitforschung-Themenfeldes „Ordnungs-            desagentur für Elektromobilität und Brennstoffzellentechnologie,
recht“ sollen diese Themen zukünftig behandelt werden                     Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO), 2010
                                                                                                                                                   gie Roaming im Mobilfunk“). Es beschreibt                 Zugang und Abrechnung, soll das Thema
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