Öffentlichkeitswirksame Präsentation von Nieder-schlagsdaten - Erweiterung der Webanwendung "Wetterextreme in Hessen"
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Andreas Hoy Aktuelle Witterung und beobachteter Klimawandel – der „Witterungsbericht Hessen“ Öffentlichkeitswirksame Präsentation von Nieder- schlagsdaten – Erweiterung der Webanwendung „Wetterextreme in Hessen“ I1 Andreas Hoy 1 Hintergrund und Ziel In den Jahresberichten der Jahre 2016 und 2017 langjährige Klimavariabilität, also die Beantwortung wurden zwei Webanwendungen zur öffentlichkeits- der Frage, wie gewöhnlich oder ungewöhnlich ein wirksamen Präsentation von Klimadaten vorgestellt, Niederschlagsereignis war. Zusätzlich zu den Nie- die vom Fachzentrum Klimawandel und Anpassung derschlagsinformationen stellen die DWD-Stationen koordiniert werden und über mehrere Zugangswege Zeitreihen der Schneebedeckung bereit. in die Seite des HLNUG eingebunden sind. Diese beiden Anwendungen – „Wetterextreme in Hessen“ Die erweiterten Niederschlagsinformationen werden und „Witterungsbericht Hessen“ – wurden seit ihrer wie bisher bereits für die Klimastationen – welche Veröffentlichung zu Jahresanfang bzw. -ende 2017 zusätzlich Parameter wie Temperatur, Sonnenschein- beständig weiterentwickelt. Im August 2018 erfolgte dauer und Windgeschwindigkeit messen – in Zah- nun eine substanzielle Erweiterung der Datengrund- len- bzw. Textforma sowie über Grafiken der lang- lage der „Wetterextreme in Hessen“ um über 300 zeitlichen Entwicklung dargestellt. Die Werte der Niederschlagsstationen des Deutschen Wetterdienstes Niederschlagsstationen des DWD werden unmit- (DWD) und 30 Stationen des HLNUG, die Zeitreihen telbar nach Ende einer Periode (Tages-, Monats-, von 30 oder mehr Jahren¹ aufweisen. Alle Anwen- Saison- und Jahresdaten) bereitgestellt und automa- dungen sind unter www.hlnug.de/?id=12731 ab- tisch in die Anwendung integriert. Alle Grafiken sind rufbar. interaktiv, d. h. ist der Mauszeiger auf eine Grafik gerichtet, dann werden die jeweiligen Zahlenwerte Ziel der erweiterten Anwendung ist eine hohe angezeigt. Unterhalb der Abbildungen werden die regionale Dichte von Niederschlagsinformationen, gezeigten Diagramme näher erläutert, um eine Inter- um gerade im Sommerhalbjahr hochgradig lokale pretation der dargestellten Inhalte zu unterstützen. Informationen zur Niederschlagsverteilung räum- lich hochaufgelöster als bisher der Bevölkerung zur Dieser Beitrag stellt die Funktionsweise der erwei- Verfügung stellen zu können. Dies ermöglicht zum terten Webapplikation vor und zeigt anhand der einen eine schnelle Einschätzung der gefallenen verfügbaren Grafiken beispielhaft klimatologische Menge und räumlichen Verteilung von Starknie- Besonderheiten des hessischen Niederschlags- und derschlägen, zum anderen deren Einordnung in die Schneeregimes. 1 wenige Ausnahmen umfassen etwas kürzere Zeiträume 103
Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie – Jahresbericht 2018 2 Datengrundlage und Funktionsweise Die Niederschlagsdaten des DWD sind über das lich frei von nichtklimatologischen Einflüssen sein. Klimadatenzentrum des Deutschen Wetterdienstes Die hier gezeigten Daten sind durch den DWD bzw. (CDC)2 öffentlich verfügbar, die Daten des HLNUG das HLNUG qualitätskontrolliert. Einzelne Stationen werden hausintern bereitgestellt. Die Zeitreihen drü- enthalten aber trotzdem noch Inhomogenitäten auf- cken die natürlichen Variationen von Niederschlag grund von z. B. Stationsverlegungen, Änderungen und Schneehöhe aus und sollen so weit wie mög- des Stationsumfeldes (z. B. Baumwuchs), verän- Abb. 1: Einstieg in die erweiterte Webanwendung „Wetterextreme in Hessen“ 2 http://www.dwd.de/DE/leistungen/cdcftp/cdcftp.html 104
Andreas Hoy Öffentlichkeitswirksame Präsentation von Niederschlagsdaten – Erweiterung der Webanwendung „Wetterextreme in Hessen“ derten Messinstrumenten oder Veränderungen der Benutzer unter anderem zwischen verschiedenen Beobachtungsregeln. Genauere Informationen zu Jahren, Jahreszeiten oder Monaten blättern und er- den einzelnen Stationen stellt der DWD über die in hält detaillierte Informationen, wenn die Maus auf die Fußnote 2 angegebene Webseite des DWD bereit. Grafik zeigt. Ferner enthalten die erläuternden Texte Nähere Informationen zu den HLNUG-Stationen unter den Grafiken einige dynamische Textstellen, die sind unter www.hlnug.de/?id=7142 zu finden. ohne redaktionellen Eingriff jeweils zum Monatsan- fang mit den aktuellen Daten gespeist werden. Die Programmierung der Erweiterung wurde durch die Schweizer Firma Meteotest vorgenommen. Eine Abbildung 1 zeigt die überarbeitete Startseite der genauere Beschreibung der technischen Grundlagen Webanwendung. Zur Selektion einer Klima- oder der Anwendung „Wetterextreme in Hessen“ wurde Niederschlagsstation stehen zwei Wege zur Verfü- bereits im Jahresbericht des Jahres 2016 (Hoy et al. gung: 2017) vorgenommen. Die Präsentation der Daten 1) Anklicken eines größeren blauen (Klimastationen) auf der Internetseite des HLNUG erfolgt mithilfe oder kleineren schwarzen Punktes (Nieder- moderner JavaScript-Bibliotheken und HTML5. Die schlagsstationen). Zur besseren Selektion ist die Grafiken werden bei jedem Seitenaufruf dynamisch Karte zusätzlich zoombar. im Internetbrowser des Benutzers erzeugt und bie- ten dadurch im Gegensatz zu klassischen Bilddateien 2) Nutzung des Menüs „Klimastationen“ oder „Nie- weitere interaktive Funktionen. Somit kann der derschlagsstationen“. Abb. 3: Im Sommer 2018 stehen in der Frankfurter Innenstadt Menschen an einem Trinkbrunnen, um sich dort Trinkwasser abzufüllen. (Foto: Kreß, HLNUG) Abb. 2: Inhaltlicher Aufbau der Niederschlagssektion der Anwendung „Wetterextreme in Hessen“ am Beispiel der DWD-Nieder- schlagsstation Wiesbaden-Biebrich, Diagramm „Niederschlag Jahressumme“ (Daten 1891–2018) 105
Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie – Jahresbericht 2018 Bei Selektion einer Klimastation auf der Karte oder im Im Menü „Parameter“ (obere Mitte) kann eines Menü „Klimastationen“ wird der Nutzer in die Kli- von neun Diagrammen mit Niederschlagsinformati- masektion der Anwendung geführt, die alle verfüg- onen bzw. eines von drei Diagrammen zur Schnee- baren klimatologischen Parameter von gegenwärtig bedeckung abgerufen werden. Als Einstieg in die ca. 50 in und um Hessen gelegenen Klimastationen Anwendung wird standardmäßig die Jahressumme umfasst. Bei Selektion einer Niederschlagsstation auf des Niederschlags seit Vorliegen der Messdaten an- der Karte oder im Menü „Niederschlagsstationen“ gezeigt. Dabei können – wie in allen Diagrammen gelangt der Nutzer in die Niederschlagssektion der – Lücken von Perioden ohne Datenverfügbarkeit Anwendung, die Niederschlags- und Schneeinfor- enthalten sein. Unterhalb der Diagramme werden mationen bereitstellt. Ein Wechsel zwischen Klima- die grafischen Inhalte und zum Teil der Kontext ih- und Niederschlagssektion ist über die Rückkehr auf rer Anwendbarkeit beschrieben. Außerdem wird auf die Einstiegsseite der Anwendung möglich (Button mögliche Trends und ihre Signifikanz aufmerksam Haus/Fragezeichen oben rechts in Abbildung 2). gemacht. Dynamische Textelemente passen sich an veränderte Dateninformationen an (in Abbildung 2 Abbildung 2 zeigt die Ansicht der Anwendung nach z. B. die Information zum Messzeitraum sowie von Auswahl einer Niederschlagsstation (hier beispielhaft Trendhöhe und Signifikanz). die lange Zeitreihe der DWD-Niederschlagsstation Wiesbaden-Biebrich). Links ist eine kleine Karte al- Für alle Diagramme gilt: jegliche Daten lassen sich als ler Niederschlagsstationen in und um Hessen zu fin- Zahlenwert anzeigen, wenn der Mauszeiger auf sie den. Der gewählte Standort ist dabei grün markiert. gerichtet ist. Die einzelnen Zeitreihen können durch Links unten in Abbildung 2 sind Metainformationen Klicken in der Legende aus- und eingeblendet wer- der Stationen zu finden, u. a. die Höhenlage der Sta- den. Alle Grafiken lassen sich ausschnittsweise ver- tion und seit welchem Jahr erste Messdaten vorlie- größern, es kann also ein bestimmter Bereich (z. B. gen. Weiterhin finden sich die Rekordwerte über eine Zeitreihe der Jahre 1920 bis 1950) ausgewählt den gesamten Analysezeitraum für Niederschlag und werden. Dazu zieht man mit der Maus ein Fenster Schneedecke. Wenn die Maus auf einen Rekordwert über den gewünschten Ausschnitt. Eine hohe Nut- zeigt, wird das Datum seines Auftretens eingeblen- zerfreundlichkeit wird auch durch folgende Funkti- det. onalitäten gewährleistet: alle Abbildungen können auf Bildschirmgröße maximiert werden, sie können gedruckt und gespeichert und ihre zugrundeliegende Datenbasis heruntergeladen werden. 3 Verfügbare Parameter und klimatologische Einordnung Die in Abbildung 2 dargestellte Entwicklung der jähr- ist anhand der Diagramme „Jahressumme“, „Jahres- lichen Niederschlagsmenge in Wiesbaden-Biebrich summe (Abweichung)“ und „Quartalssummen“ in zeigt typische Charakteristika mitteleuropäischer der Parameterliste überprüfbar. Klimavariabilität. Es sind große Schwankungen von Jahr zu Jahr zu erkennen, während gleichzeitig Pha- Das Jahr 2018 war geprägt durch ein sehr warmes, sen mehrerer trockener bzw. nasser Jahre in Folge sonniges und auch trockenes Sommerhalbjahr deutlich werden. So waren z. B. die 1970er Jahre (siehe auch Witterungsbericht Hessen: www.hlnug. ungewöhnlich niederschlagsarm, während in den de/?id=12741). Einer der trockensten Standorte in Jahren 2000 bis 2002 drei Jahre mit sehr hohen Nie- Hessen war die DWD-Klimastation in Bad Hersfeld, derschlagsmengen in Folge auftraten. Ein belastbarer wo von Juni bis August nur 47,3 mm Niederschlag Trend hin zu höheren oder niedrigeren Niederschlä- fielen. Somit war 2018 in Bad Hersfeld der mit Ab- gen ist anhand der Station Wiesbaden-Biebrich we- stand trockenste Sommer seit Aufzeichnungsbeginn der im Jahreszeitraum noch in einzelnen Jahreszeiten 1931 (bisheriger Negativrekord: 101 mm im Jahr erkennbar. Ob dies auch für andere Stationen gilt, 1964) – normalerweise bringt hier jeder einzelne 106
Andreas Hoy Öffentlichkeitswirksame Präsentation von Niederschlagsdaten – Erweiterung der Webanwendung „Wetterextreme in Hessen“ Abb. 3: Diagramm „Monatssummen (Vergleich)“ am Beispiel der DWD-Klimastation Bad Hersfeld für das Jahr 2018 Sommermonat mehr Regen als 2018 in drei Monaten gewöhnlich (dies war am Jahresanfang aufgrund des vom Himmel kam. Dies ist anhand von Abbildung nassen Januars der Fall), rote Flächen weniger Nieder- 3 gut nachvollziehbar, die die monatliche Nieder- schlag. Das Defizit in Bad Hersfeld betrug seit Ende schlagsmenge des Jahres 2018 mit den langjährigen des Sommers (fast durchgehend) mehr als 200 mm. Mittelwerten der Periode 1981–2010 vergleicht. Das gewählte Diagramm „Monatssummen (Vergleich)“ Dass es auch anders geht, zeigt die HLNUG-Nieder- erlaubt übrigens – genau wie die in der Parameter- schlagsstation Kirchhain in der Nähe von Marburg. liste folgenden Einträge „Jahresgang“ und „Jahr ku- Hier fielen am 7. August 2018 140,4 mm Nieder- muliert“ – auch die Betrachtung aller früheren Jahre schlag in wenigen Stunden in Verbindung mit einem mit Datenverfügbarkeit. schweren Gewitter. Der bisherige Stationsrekord seit Aufzeichnungsbeginn 1977 lag bei nur 56,5 mm. Die trockenen Sommermonate resultierten für 2018 Abbildung 5 zeigt das Diagramm der höchsten Tages- in einem stattlichen Niederschlagsdefizit, welches an- summe in Kirchhain (die Grafik erlaubt außerdem die hand des Diagramms „Jahr kumuliert“ (Abbildung 4) Auswahl längerer Ereignisse bis zu 30 Tagen). Dieses als tägliche Abweichung vom langjährigen Mittel- Ereignis zeigt exemplarisch, dass fehlende schwere wert 1981–2010 am Beispiel Bad Hersfeld deutlich historische Ereignisse keine Sicherheit vor zukünf- wird. Grüne Flächen bedeuten mehr Niederschlag als tigen kurzzeitigen Starkregenfällen bieten, welche 107
Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie – Jahresbericht 2018 Abb. 4: Diagramm „Jahr kumuliert“ am Beispiel der DWD-Klimastation Bad Hersfeld für das Jahr 2018 vor allem von Mai bis September überall in Hessen einem bestimmten Schwellenwert (1 cm, 10 cm und auftreten können und räumlich nicht vorhersagbar an Bergstationen 30 cm), die maximale Schneedecke sind. Das Fachzentrum Klimawandel und Anpas- pro Saison sowie der tägliche Verlauf der Schneebe- sung koordiniert zur Unterstützung der hessischen deckung in allen Jahren seit Aufzeichnungsbeginn Kommunen im Umgang mit solchen Ereignissen das abgerufen werden. Abbildung 6 zeigt beispielhaft die Projekt „KLIMPRAX-Starkregen“, welches 2019 sei- Grafik der maximalen Schneehöhe für Bad Schwal- nen Abschluss finden soll (siehe auch www.hlnug. bach-Langenseifen im Rheingaugebirge (Daten seit de/?id=11199). 1980). Erkennbar ist, dass an dieser Station in den meisten Wintern maximale Schneehöhen von über In der Anwendung sind weiterhin eine Übersicht 10, aber unter 30 cm erreicht wurden. Eine Aus- der jährlichen Niederschlagstage über bestimmten nahme sind die Wintersaisons 2009/10 (44 cm) und Schwellenwerten sowie eine Grafik der längsten Tro- 2010/11, wo der höchste Wert von 60 cm auftrat. ckenperioden pro Jahr auswählbar. Beide Winter waren die letzten in Hessen flächen- deckend schneereichen Winter. Die Saison 2010/11 Die letzten drei Diagramme der Parameterliste ge- war besonders außergewöhnlich, weil sich bereits ben Informationen zur Schneebedeckung. Es können im Dezember z. T. rekordhohe Schneedecken auf- Grafiken zur Anzahl an Tagen pro Wintersaison über bauten, die Hessen eines der schneereichsten Weih- 108
Andreas Hoy Öffentlichkeitswirksame Präsentation von Niederschlagsdaten – Erweiterung der Webanwendung „Wetterextreme in Hessen“ Abb. 5: Diagramm „höchste Mehrtagessummen“, Auswahl Tagessumme am Beispiel der HLNUG-Niederschlagsstation Kirchhain (Daten 1977–2018) nachtsfeste der vergangenen 100 Jahre bescherten. setzender Südwestströmung in wenigen Tagen kom- Abbildung 7 zeigt die täglichen Schneehöhen der plett ab und führte u. a. zu einem mittleren Rhein- Station Bad Schwalbach-Langenseifen dieser Saison hochwasser. im Vergleich zu den höchsten dort beobachteten Werten der Vergangenheit. Es ist erkennbar, dass von Das Fachzentrum Klimawandel und Anpassung lädt Ende November bis Anfang Januar eine mächtige nun zum Entdecken der räumlich detaillierten Nie- Schneedecke vorherrschte, die ihr Maximum am 21. derschlagsinformationen der hier vorgestellten An- Dezember erreichte und bis zum 4. Januar weiterhin wendung ein, gerade auch um aktuell beobachtete zwischen 20 und 40 cm lag. Danach schmolz die in Witterungsanomalien in einem langjährigen Kontext ganz Deutschland vorhandene Schneedecke mit ein- betrachten zu können. 109
Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie – Jahresbericht 2018 Abb. 6: Diagramm „Schneehöhe, Maximum“ am Beispiel der DWD-Niederschlagsstation Bad Schwalbach-Langenseifen (Daten 1980–2018) 110
Andreas Hoy Öffentlichkeitswirksame Präsentation von Niederschlagsdaten – Erweiterung der Webanwendung „Wetterextreme in Hessen“ Abb. 7: Diagramm „Schneehöhe, Jahresgang“ am Beispiel der DWD-Niederschlagsstation Bad Schwalbach-Langenseifen für für die Wintersaison 2010/11 Literatur Hoy, A., Hübener, H., Schwarzloh, D. & Pompejus R. in Hessen“, in: Jahresbericht 2016 des Hessi- (2017): Öffentlichkeitswirksame Präsentation schen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt von Klimadaten – das Webportal „Wetterextreme und Geologie (Hrsg.). 187 S.; Wiesbaden. 111
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