Filmmuseum Juli 2017 Kinoprogramm - Ausstellungen Projekte - Deutsches Filminstitut ...
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2 Information & Ticketreservierung Tel. 069 - 961 220 220 Impressum Herausgeber: Deutsches Filminstitut – DIF e.V. TECHNICOLOR Schaumainkai 41 Gentlemen Prefer Blondes 60596 Frankfurt am Main ≥ Seite 17 Vorstand: Claudia Dillmann, Dr. Nikolaus Hensel Direktorin: Claudia Dillmann (V.i.S.d.P.) Presse und Redaktion: Frauke Haß (Ltg.), Manfred Riepe Texte: Andreas Beilharz, Marie Brüggemann, Frauke Haß, Christoph Draxtra, Jonas Ebling, Natascha Gikas, Winfried Günther, Lourdes Izagirre Ondarra, Petra Palmer, Urs Spörri, Treppe 41 Vorführer/innen: Christian Appelt, Michael Besser, Pramila Chenchanna, Hans-Peter Marbach, Günther Volkmann Gestaltung: Optik — Jens Müller optik-studios.de Druck: FISSLER & SCHRÖDER GbR – Kompetenz in Print und Medien, 63571 Gelnhausen Anzeigen (Preise auf Anfrage): Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Tel.: 069 - 961 220 222 E-Mail: presse@deutsches-filminstitut.de Abbildungsverzeichnis: Alle Abbildungen stammen aus dem Bildarchiv des Deutschen Filminstituts, sofern nicht anders verzeichnet. Titelmotiv: MEIN LEBEN ALS ZUCCHINI (CH /FR 2016)
INHALT 3 ROT im Film: Wissenswertes von oben 4 Begleitprogramm: ROT im Film 6 ThinkFilM!-Symposium 9 Freddy Langer: Schlafbrillen 10 Abgedreht! Die Filmfabrik von Michel Gondry 12 Filmprogramm Glorious Technicolor! 14 Kristen Stewart 21 Terza Visione - 4. Festival des ital. Genrefilms 24 Carte blanche: Stanley Kubrick - HEIMAT 30 Euskal Zinema: Filme aus dem Baskenland 32 Lecture & Film: Ernst Lubitsch 35 Kinderkino 41 Late Night Kultkino 42 Filmclub Treppe 41 43 Specials Was tut sich - im deutschen Film? Andres Veiel 44 Human Rights Watch: I AM NOT YOUR NEGRO 45 Service Programmübersicht 46 Rückblick: Ferres, Schlöndorff, Harlan 50 Eintrittspreise/Anfahrt 52 Vorschau auf August: Museumsuferfest 54 LECTURE & FILM MATA HARI ≥ Seite 40
4 AUSSTELLUNG Die Beamer liefern den Besucher/innen interessante Zusatzinformationen Wissenswertes von oben Mittels Bodenprojektionen bietet die Sonderausstellung ROT im Film Einblicke in die Filmproduktion Ein Raum in Rot. Wer die aktuelle Entlang der Bereiche Set-Design, Sonderausstellung Rot im Film (bis Kostüm, Maske und Physis, Postpro- 13. August 2017) im Deutschen Film- duktion und Archivierung begleiten museum besucht, findet sich in einer die Präsentationen den Entstehungs- Installation aus rotem Licht, roten weg eines filmischen Werks. Zitate Stoffen und vor allem: zahlreichen von Filmschaffenden, Produktions- roten Filmbildern wieder. Um eine skizzen, historische Dokumente einzige Farbe herum vermittelt ein und Fotos machen nachvollziehbar, Erlebnisraum auf einer rein sinnli- welche Rolle Farbe – insbesondere chen Ebene, wie Rot im Film seine Rot – in den jeweiligen Bereichen Wirkung erzeugt. einnimmt und wie mit ihr gearbeitet wird. Wer dieses sinnliche Ausstellungs- erlebnis geistig fundieren will, erhält Das Einfärben früher Schwarzweiß- „Wissenswertes von oben“: Insge- filme mittels Nachkolorierung oder samt acht an der Decke installierte Virage ist hier ebenso Thema wie Beamer projizieren kleine Lehrstücke das revolutionäre Farbverfahren der zu Einsatz und Bedeutung von Farbe Firma Technicolor seit den 1920er- in der Filmproduktion gen Boden; Jahren, dem das Kino des Deutschen diese können mithilfe von Blankokar- Filmmuseums in diesem Monat eine ten eingefangen werden. Besucher/ eigene Filmreihe widmet (S. 14). innen erhalten so einen vertiefen- Designer/innen herausragender Film- den Blick hinter die Kulissen der kostüme, unter ihnen Walter Plunkett Filmproduktion. Sie erfahren darüber und Casey Storm, kommen zu Wort. hinaus etwas über die Arbeitsweise der unterschiedlichen filmischen Maskenbildnerin Fae Hammond Gewerke sowie über deren Anteil an verdeutlicht, wie sehr ihre Arbeit der Farbdramaturgie eines Films. von sämtlichen anderen Beteiligten
5 abhängt – nicht zuletzt natürlich von veranlasste den Regisseur Martin der Regie, was auch Beth Mickle, Scorsese 1980 zu einem breiten Setdesignerin von Nicolas Winding Aufruf zum Erhalt und der Produktion Refn, bestätigen kann: „Nicolas sagte von farbstabilem Filmmaterial. Auch ‚Mach was, ich mag Spiegel, ich mag der materialgerechten Aufbewahrung rote Vorhänge. Spiel damit.‘” und Restaurierung von Filmen in Rote Vorhänge, Möbel, Wände hatte Archiven ist folglich eine Bodenpro- Kameramann Sven Nykvist am Set jektion gewidmet. von VISKNINGAR OCH ROP (Schreie und Flüstern, SE 1972, R: Ingmar Wer ROT im Film entlang der Bea- Bergman) geradezu im Übermaß vor merstationen erkundet, kann sich der Linse, weshalb er diese Drehar- der stärksten und vielfältigsten aller beiten rückblickend als wegweisend Filmfarben von verschiedenen Seiten für sein Farbverständnis einordnet. nähern – und erhält dabei einen le- Die vielen verschiedenen Rottöne, bendigen Einblick in die Berufsbilder so glaubt er, werde das Publikum der Filmproduktion. „vielleicht nicht bewusst erkennen, gefühlsmäßig schon.“ Filmfarbe hat – je nach Farbverfah- ren – eine begrenzte Lebenszeit. Während andere Farben mit der Zeit verblassen, bleibt das Rot am kräftigsten erhalten und dominiert die Filmbilder. Diese Beobachtung
66 AUSSTELLUNG BEGLEITPROGRAMM IM JUli Öffentliche Einführung: Jeden Samstag um 15:00 Uhr Treffpunkt: Ausstellungsfoyer 3. OG Filmmuseum after work: AbendROT 12. Juli 2017, 19:00 Uhr Eine Führung durch das rote Universum der Filme läutet den Feierabend ein. Bei einem Glas Wein lässt sich im Anschluss der Blick auf die Frankfurter Skyline vor abendrotem Himmel genießen. Eintrittspreis: 7 Euro (5 Euro ermäßigt) In Kooperation mit Weindepot in der Schweizer Straße, Frankfurt-Sachsenhausen Filmmuseum am Mittag: PausenbROT 27. Juli 2017, 12:30 Uhr Das Kombi-Angebot zur Mittagspause: Nach einer kurzen Einführung erkunden Besucher/innen die Sonderausstellung und erhalten im Anschluss ein Sandwich und einen Kaffee im filmcafé. Eintrittspreis: 10 Euro Auf insgesamt elf Leinwänden zeigt ROT im Film die Wirkungsweise der Farbe
SPECIAL: ROT Vortrag und Filmvorführung: ROCKETSHIP X-M Leuchtendes Schweigen, historische Stummfilmfarben So wie das stumme Kino nie stumm war, sondern nur schweigend, so waren auch die Bilder des frühen Kinos selten schwarzweiß. Bei der häufigsten Methode der Fär- bung, der Farbstoffvirage, tauchte man im übertragenen wie auch Wortsinne das schwarzweiße Silberkorn-Filmbild in Farbe; Nächte wurden blau, Feuer tiefrot, Innenszenen strahlten rotorange oder bernsteinfarben: Farbstoffe und Farben, die die Filmrestaurator/innen seit den 1980er Jahren in den verschiedensten Verfahren haben wieder- auferstehen lassen. Das orange viragierte, halbminütige Stummfilmfragment DAS RÄTSEL VON BANGALOR – die einzigen überlieferten bewegten Bilder der Schauspielerin Gilda Langer – wurde 2010 in verschiedenen Methoden, darunter auch mit historischen Färberezepten, restauriert. Ein Vergleich der verschiedenen Versionen bietet einen aufschlussreichen Blick auf Farbe und ihre Restaurierung im Film. Anschließend ist ein Science-Fiction-Film von 1950 mit viragierter Sequenz zu sehen. Prof. Dr. Ulrich Rüdel ist Chemiker und Professor für Konservierung und Restaurierung mit dem Schwer- punkt moderne Medien an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin. Er forscht und arbeitet auf den Gebieten Filmrestaurierung, analytische Chemie und Farbwissenschaft. ROCKETSHIP X-M Rakete Mond startet USA 1950. R: Kurt Neumann D: Lloyd Bridges , Osa Massen, John Emery. 77 Min. 35mm. DF Vorfilm in versch. Versionen DAS RÄTSEL VON BANGALOR Deutschland 1918. R: Alexander von Antalffy, Paul Leni D: Gilda Langer, Harry Liedtke, Conrad Veidt. 1 Min. 35mm & Digital Eine Rakete mit fünf Astronauten startet zum Mond, Freitag, 14.07. doch schon kurz nach dem Start kommt es zu Proble- 20:30 Uhr men. Die Besatzung ist gezwungen, auf dem Mars zu landen, wo sie die Überreste einer untergegangenen Zi- vilisation vorfindet und von menschenähnlichen Wesen angegriffen wird. Mit einem bemerkenswerten Gespür für eine unheimliche, fremdartige Atmosphäre foto- grafierte der Kameramann Karl Struss diesen Science- Fiction-Film mit winzigem Budget. Um die Stimmung zu intensivieren, wurden die Mars-Szenen des Schwarz- weißfilms in rot-orange viragiert.
88 SPECIAL: ROT Vortrag und Filmvorführung Rot aber tot. Obsolete Farben im Film In den ersten drei Jahrzehnten der Filmgeschichte wurden Farbfilme produziert, indem man schwarzweißen Bildaufzeichnungen nachträglich Farbe auftrug. Tausende Einzelbilder der 35mm-Filme wurden durch Hand- und Schablonenkolorierung, Tinting und Toning polychrom. Die Farbenpracht der kolorierten Bilder ermöglichte Reiseerlebnisse, tiefe Eindrücke und magische Momente im Kinodunkel. Eine Auswahl früher Farbfilme aus dem Filmarchiv des Deutschen Filminstituts, überwiegend in 2016 digitalisiert mit Fördermitteln der Beauftragen der Bundesregierung für Kultur und Medien, macht die Farbenvielfalt im Kino vor 1930 deutlich. Anke Mebold studierte Media Arts und ist Filmrestaurato- rin am Deutschen Filminstitut. Seit 2012 arbeitet sie maß- geblich an Digitalisierungsprojekten des Filmarchivs mit. AN ATLANTIC VOYAGE Von Hamburg Zu Den Niagarafällen mit Filmauswahl Schnelldampfer Kaiser Wilhelm II Länge: 64 Min. DE 1920er Jahre / GB 1903 / FR ca.1907, 18 Min. WIEDERBEBLEBUNG VON SCHEINTOTEN DE ca. 1921, 11 Min. DAS LEBEN DER PFLANZE VON DER BLÜTE ZUR FRUCHT Kompilationsfilm, DE ca. 1925, 9 Min. LIEBE IM TIERREICH Kompilationsfilm, DE ca. 1925, 9 Min. KOLKO, DIE GESCHICHTE EINES RÜBENPROTESTS DE 1926, 10 Min. FARBFILMVERSUCHE: Demo-Film für das Sirius-Farbverfahren DE ca. 1930, 6 Min. Mit Musik begleitung Unterschiedliche Einfärbeverfahren bedeuteten zusätz- Freitag, 21.07. 20:30 Uhr liche Arbeitsschritte und spürbaren Finanzaufwand, waren aber publikumswirksam und lockten mit der Aussicht auf erhöhte Einnahmen. Die gezeigten Bespiele reichen von einer rot eingefärbten Feuersbrunst, einem lyrisch gestalteten Sonnenuntergang, der blauen Nacht einer Atlantiküberquerung und Aufnahmen der Niagara- fälle in eisenblauem Toning bis zu schablonenkolorierten Bildern über das Leben von Pflanzen und Tieren aus den 1920ern. In dem 1926 produzierten Kali-Dünger- Werbefilm Kolko, Die Geschichte eines Rüben- protests, erkämpfen Rüben in nächtlicher Revolution den ersehnten Kunstdünger, während den Bauern eine rot-blaue Düngerfee erscheint. Den Abschluss macht eine Demonstrationsrolle des Sirius-Farbverfahrens.
AKTUELLES 9 ThinkFilM!-Symposium A Student Symposium on Communicating Film and its Problems in the 21st Century (13. bis 15. Juli) Wie hat die ubiquitäre Verfüg- Das Symposium ist ein Teilprojekt barkeit des digitalen Films den des Erasmus+ Projektes „Think- Filmkonsum verändert? Welche FilM!“. Herausforderungen und Probleme ergeben sich dadurch für die Ins- Weitere Informationen und titutionen der Filmkultur? Und wie das Programm finden Sie auf steht es um Fragen der Archivie- der Website: rung und Restaurierung in Bezug thinkfilmsymposium.wordpress.com auf analog und digital? Mit diesen und anderen spannenden Fragen beschäftigt sich von Donnerstag, Eröffnung u.a. mit 16mm- 13., bis Samstag, 15. Juli, ein stu- Schätzen aus dem Uni-Archiv dentisches Symposium in Frank- am Donnerstag um 18 Uhr furt am Main. Veranstaltet und organisiert wird das Symposium Vorträge und Diskussionen am von Studierenden der Theater-, Freitag und Samstag um 10 Uhr, Film- und Medienwissenschaften 13 Uhr und 16 Uhr und des Masterstudiengangs Filmkultur: Archivierung, Eintritt frei. Programmierung und Präsen- Um Anmeldung wird gebeten. tation, dem Kooperationsstudi- Das Symposium wird in engang der Goethe-Universität englischer Sprache stattfinden mit dem Deutschen Filminstitut. Das Programm sieht Beiträge von Senden Sie eine Email an: Bachelor-, Masterstudierenden thinkfilm.symposium2017@gmail.com und Promovierenden aus Polen, Ort: Goethe-Universität Frankfurt Tschechien, der Schweiz und am Main, IG-Farbenhaus, Raum Deutschland vor sowie Gespräche 7.312, Norber-Wollheim-Platz 1 mit Expert/innen.
10 10 AUSSTELLUNG Direktorin Claudia Dillmann und Fotograf Freddy Langer bei der Eröffnung Freddy Langer: Schlafbrillen Foyerausstellung von Mittwoch, 7. Juni, bis Sonntag, 30. Juli „Freddy Langer gibt den Menschen, „So fing alles an“, sagte Langer. Das die er abbildet, Schlafbrillen, also war 1981. Glück und Zufall halfen äußere Zeichen der Bewusstlosig- ihm bald darauf dabei, Joseph keit, des Traums, die sie anlegen, Beuys und Andy Warhol vor die damit er sie abbilden kann. Was Kamera zu bekommen, womit er bei aber können Porträtaufnahmen ohne vielen anderen Prominenten einen Augen taugen? Das Missverständ- Fuß in der Tür hatte. Mehr als 500 nis von Gesichtsabbildungen als Fotos sind inzwischen entstanden, schmeichelhaft universale Spiegel, und die Sammlung wächst stetig also Identifikationseinladungen, weiter. Eine Auswahl von 89 Fotos darf hier erkennen, dass es schielt. ist noch bis zum 30. Juli im Foyer Vielleicht lernt es so etwas, das auch des Filmmuseums zu sehen. Langers Porträtierte möglicherweise manchmal tun, während sie fotogra- Die Ausstellung konzentriert sich fiert werden: Zwinkern jenseits des auf die Filmschaffenden unter den Beobachtbaren.“ – Dietmar Dath Porträtierten. Eine illustre Schar versammelt sich da: von Andy Die Idee, Menschen mit Schlafbrille Warhol und Hanna Schygulla über zu fotografieren, entstand, wie viele Claudia Cardinale, Iris Berben, Maria gute Ideen, spät in der Nacht an ei- Furtwängler, Wim Wenders, John nem studentischen Küchentisch im Malkovich, Jeremy Irons und Eva Nordend, so erzählte es der Fotograf Mattes bis Peter Fonda und Dennis und FAZ-Redakteur Freddy Langer Hopper. Langer hält zu vielen der bei der Eröffnung der Ausstellung Abgelichteten noch Kontakt, einige Freddy Langer: Schlafbrillen am Prominente schauten daher auch bei 6. Juni im Deutschen Filmmuseum. der Ausstellungseröffnung vorbei, Ein Kumpel von ihm habe nach darunter Hannelore Elsner, Anke durchquatschter Nacht verkündet, Sevenich und Bodo Kirchhoff. er müsse jetzt ins Bett, und dann Die Angst vor dem eigenen Bild, so eine Schlafbrille hervorgekramt. Langers Erfahrung, scheint auch Die beiden Freunde alberten herum, Künstler/innen zu beschäftigen, die fotografierten sich gegenseitig, schon tausendfach fotografiert wur- und schließlich lagen die beiden den. „Bei nicht wenigen erstarrten Polaroids auf dem Küchentisch. die Gesichtszüge beim Anblick eines
11 Fotoapparats reflexartig zur lächeln- Chaplin, die Freddy Langer bei ihrem den Maske. Und nun also die Maske Besuch im Deutschen Filmmuseum über der Maske und damit die fotografierte. Chaplin fackelte nicht Frage: Erkennt man mich überhaupt lange und verwandelte sich mittels noch?“, berichtet der Fotograf und zweier Schlafbrillen und einem versichert: Man tut es. Einerlei, ob Kapuzenpullover flugs in eine Ver- die Personen sich eingeschüchtert mummte, die in ihrem Fall allerdings an eine Wand drückten und sagten: weder rebellisch noch aggressiv, „Das ist ja wie bei einer Exekution“, sondern staunend mit großen Au- oder ob sie die Gelegenheit frech gen in die Kamera blickte. und selbstbewusst zur Selbstin- szenierung nutzen wie Geraldine Die ausgestellten Fotografien stehen zum Verkauf und können während des Ausstellungszeitraums über das Deutsche Filmmuseum erworben werden. ausstellungen@deutsches-filminstitut.de Öffnungszeiten Da die Ausstellung im öffentlich zugänglichen Foyer des Deutschen Filmmuseums zu sehen ist, kann sie bis spät abends, während der Betriebszeiten des Kinos, besichtigt werden: täglich außer montags, von 10:00 bis ca. 22:00 Uhr. Der Eintritt ist frei.
12 12 AUSSTELLUNG Abgedreht! Die Filmfabrik von Michel Gondry 14. September 2017 bis 28. Januar 2018 Es wird kreativ, verrückt, laut, schrill, deutsche Publikum. Einem genauen lustig und mal ganz anders: Protokoll folgend, durchläuft die Abgedreht! Die Filmfabrik von Gruppe gemeinsam alle Stationen Michel Gondry verwandelt das der Filmfabrik – von der Auswahl Deutsche Filmmuseum vom 14. eines Genres und Titels für den Film September 2017 bis 28. Januar über den Entwurf der Handlung und 2018 in einen interaktiven Parcours. die Rollenverteilung bis hin zum Hier ist Teamgeist gefragt: In nur Dreh selbst. Es entsteht ein kurzer drei Stunden drehen Gruppen von Genrefilm, den die Teilnehmer/in- fünf bis zwölf Personen ihren eige- nen sich in der letzten Station, dem nen Kurzfilm – der Eintritt ist frei. kleinen Kino, gemeinsam ansehen. Anschließend wandert der Film ins Bereits an zwölf Orten weltweit wachsende Archiv der Filmfabrik. konnte der Oscar®-gekrönte franzö- Das Besondere: Gondrys Idee setzt sische Regisseur Michel Gondry mit auf die kreative Energie zufälliger seinem Projekt Menschen dazu ani- Bekanntschaften – denn die Teilneh- mieren, selbst kreativ zu werden und mer/innen einer jeden Tour sind oft ideenreiche Werke zu schaffen. Nun bunt zusammengewürfelt. erreicht das Projekt erstmals das
13 Wie funktioniert die Filmfabrik? Herzstück der Filmfabrik ist eine Auswahl von Kulissen, die in Genrefilmen eine Rolle spielen könnten, vom Büro über den Kneipentisch bis zum PKW. In vorangehen- den Workshops werden die Vorbereitungen getroffen: Welche Geschichte soll erzählt werden? Wer übernimmt welche Rolle? Welche Kostüme und Requisiten werden benötigt? Und dann kann es losgehen: Für den Dreh bleibt eine Stunde Zeit. Was ist das Ziel? Eine Tour durch die Filmfabrik zielt nicht darauf ab, ein filmisch perfektes Werk zu schaffen. Im Vordergrund des Projekts steht die Zusammenarbeit der Teilnehmer/ innen, die – ob einander bekannt oder unbekannt – beim Verfolgen eines gemeinsamen Ziels eine produktive und einzigartige Gruppendynamik entstehen lassen. Wer kann mitmachen? Alle! Kinder, Jugendliche, Erwachsene, Laien und Profis, Singles und Familien, Privat- und Geschäftsleute ... Die Filmfabrik möchte vor allem eines: Menschen zusammenbringen. Einzelbesucher/innen können die kostenlose Tour durch die Filmfabrik dienstags bis freitags zwischen 11:15 Uhr und 15:00 Uhr sowie samstags und sonn- tags zwischen 10:15 Uhr und 14:45 Uhr starten. Alle 45 Minuten beginnt eine neue dreistündige Tour, deren Gruppe sich aus voneinander unabhängigen Besucher/ innen zusammensetzt. Plätze können online sowie vor Ort gebucht werden. Schulklassen steht die Filmfabrik dienstags bis freitags vormittags offen. Eine Tour beginnt wahlweise zwi- schen 8:15 Uhr und 9:45 Uhr und endet entsprechend zwischen 12:00 Uhr und 13:30 Uhr. Aufgrund der begrenzten Gruppengröße werden Schulklassen in zwei Gruppen geteilt. Exklusivtouren durch die Filmfabrik können täglich ab 16:30 Uhr stattfinden und individuell gestaltet werden. Interessierte können für Teambuildingmaßnahmen, Firmenevents oder private Feiern ein besonderes Pro- gramm buchen. Jetzt buchen! abgedreht.deutsches-filmmuseum.de Tel.: 069 / 961 22 05 85 E-Mail: filmfabrik@deutsches-filminstitut.de Im Rahmen von Wir danken unseren Förderern
14 Glorious Technicolor! Ein Streifzug durch Three-Strip-Technicolor THE GULF BETWEEN (US 1917) war vor 100 Jahren der erste mit dem Technicolor-Verfahren hergestellte Film. Doch technische Widrigkeiten und Rückschläge machten die ersten Bemühungen des 1915 von Herbert Kalmus gegründeten Unternehmens zunächst zu einer Enttäu- schung. Nachdem die Verfahren Nr. 1 und Nr. 2 bei den großen Studios nicht den nötigen Rückhalt fanden, kam mit Nr. 3 Ende der 1920er der Durchbruch – allerdings noch immer im Zwei-Streifen-Prozess, der nur einen Teil des Farbspektrums abbilden konnte. Weltberühmt wurde Technicolor erst mit Verfahren Nr. 4, das von 1932 an mit Drei-Streifen-Kameras arbeitete. Zusammen mit der langfristig farbstabilen Dye-transfer- Kopierung nach Art des Reliefdrucks, ermöglichte es jenen oft mit dem Slogan „Glorious Technicolor!“ bewor- benen besonderen Look, der zahlreiche Klassiker prägte. Cinephile und Filmhistoriker bewunderten fortan „Die Röte des Rots von Technicolor“ (Hartmut Bitomsky). Die Komplexität des Verfahrens und die Schwerfälligkeit der Drei-Streifen-Kameras sorgten jedoch dafür, dass die Filmindustrie 1954 auf Eastmancolor-Negativ umstieg. Im Verfahren Nr. 5 wurden allerdings weiterhin viele Filme im Technicolor-Farbdruck kopiert und entsprechend beworben, bis die Kopierstrecken Ende der 1970er Jahre stillgelegt und nach China verkauft wurden. Die Auswahl der Reihe konzentriert sich zunächst auf klassische Three-Strip-Technicolor-Filme des Verfah- rens Nr. 4 der 1930er bis 50er Jahre. Das Besondere: Sämtliche Filme sind als im Farbdruck-Verfahren in den USA und London hergestellte originale IB-Tech-Kopien zu sehen. Zwei Vorträge geben vertiefende Einblicke in das Thema. Ergänzend sind außerdem bei TERZA VISIONE - 4. Festival des italienischen Genrefilms (S. 24) zahlreiche, im Verfahren Nr. 5 in Rom hergestellte Technicolor-Kopien der 1960er und 70er Jahre zu sehen. Wir danken insbesondere der Cinémathèque française und dem Österreichischen Filmmuseum für die Bereitstellung von wertvollen, normalerweise wegen ihrer Unersetzlichkeit nicht ausleihbaren Unikaten.
15 Buchpräsentation: „Das Walt Disney Filmarchiv. Die Animationsfilme 1921-1968“ Vorgestellt von Daniel Kothenschulte. Mit Filmbeispielen in Technicolor Walt Disney war einer der großen US-amerikanischen Mittwoch, 05.07. Künstler des 20. Jahrhunderts und der erste, der eine 20:15 Uhr eigene Industrie schuf, um seine Visionen umzusetzen. Ihm und seinen Filmen ist eines der schönsten Film- bücher der vergangenen zwei Jahrzehnte gewidmet, welches mittels profunder Texte und einer Fülle von Abbildungen die Entstehung der Filme von den Anfän- gen bis kurz nach Disneys Tod lebendig werden lässt und vom Herausgeber Daniel Kothenschulte an diesem Abend vorgestellt wird. Disney galt seit FLOWERS AND TREES (1932) als Pionier in der Anwendung des „Three- strip Technicolor“-Verfahrens. THE WIZARD OF OZ Der Zauberer von Oz USA 1939. R: Victor Fleming. D: Judy Garland, Frank Morgan, Ray Bolger. 102 Min. 35mm. OF Dorothy lebt auf einer Farm in Kansas. Als sie samt Donnerstag, 06.07. Haus und Hund Toto von einem Wirbelsturm in eine an- 18:00 Uhr dere Welt entführt wird, tötet sie bei der Landung eine böse Hexe. Um sich vor der Rache der Hexenschwes- Samstag, 08.07. ter zu schützen, macht sich Dorothy auf den Weg zur 20:30 Uhr Smaragdstadt, wo der Zauberer von Oz lebt. Unterwegs begegnet sie einer Vogelscheuche, einem Blechmann und einem ängstlichen Löwen, die sie begleiten. Wäh- rend die Kansas-Szenen schwarzweiß gefilmt und im Entwicklungsprozess zu sepia umgewandelt wurden, erstrahlt die Traumwelt Oz im kompletten Technicolor- Farbspektrum – ein vielzitierter Hollywood-Klassiker.
16 TECHNICOLOR THE CRIMSON PIRATE Der Rote Korsar USA 1952. R: Robert Siodmak D: Burt Lancaster, Nick Cravat, Eva Bartok. 105 Min. 35mm. DF Seeräuber-Kapitän Vallo gibt sich als edler Pirat, als Freitag, 07.07. 20:30 Uhr Beschützer der Unterdrückten, Befreier schöner Frauen und Feind der ausbeuterischen Gouverneure. Als er Donnerstag, 13.07. eine große Menge Waffen und Munition erbeutet, 20:30 Uhr will er diese an den Rebellenführer El Libre verkaufen. Doch als Vallo sich in dessen Tochter verliebt, kommen Geschäft und Gefühl durcheinander. Ein unverwüstlicher Klassiker des Piratenfilms mit beeindruckenden Kulissen, turbulenten Stunts, humorvollen Zwischentönen und hervorragender Fotografie, die knallig rote Kostüme vor grandiosem Meeres- und Himmelsblau in Technicolor strahlen lässt. THE BEAUTIFUL BLONDE FROM BASHFUL BEND USA 1949. R: Preston Sturges. D: Betty Grable, Cesar Romero, Rudy Vallee. 77 Min. 35mm. OmfrU Mit Einführung Céline Ruivo (La Cinémathèque française) Vorfilm LA CUCARACHA USA 1934. R: Lloyd Corrigan. 20 Min. 16mm. OF Die temperamentvolle Saloon-Sängerin Freddie Jones ist Freitag, 14.07. 18:00 Uhr schneller mit den Colts als alle Männer der Stadt. Doch als sie in einem Handgemenge versehentlich den örtli- chen Richter anschießt, muss sie aus der Stadt fliehen. Ein durchgeknalltes Western-Musical vom Komödien- Spezialisten Preston Sturges – Parodie und Dekonstrukti- Aus der Sammlung on zugleich, dabei rasant, frivol, voller Merkwürdigkeiten der und farbenprächtigen Dekors. Vorab ist mit LA CUCA- RACHA der erste Realfilm in Three-Strip-Technicolor zu sehen, der feurigen Tanz und Gesang in einem mexikani- schen Nachtlokal zeigt.
17 LECTURE ON THREE-STRIP TECHNICOLOR Englischsprachiger Vortrag von Céline Ruivo (La Cinémathèque française) mit vielen Illustrationen, Fotos und Filmbeispielen Céline Ruivo ist seit 2011 die Leiterin des Filmarchivs Samstag, 15.07. der Cinémathèque française und war in der Restaurie- 18:00 Uhr rungsabteilung des Eclair-Kopierwerks tätig. Sie pro- movierte mit einer Arbeit zum Three-Strip-Technicolor- Verfahren. In ihrer Lecture gibt sie einen Überblick über die Geschichte und die technischen wie ästhetischen Besonderheiten von Technicolor und spricht dabei auch über Herausforderungen und Probleme bei der Restau- rierung des historischen Ausgangsmaterials. GENTLEMEN PREFER BLONDES Blondinen bevorzugt USA 1953. R: Howard Hawks. D: Jane Russell, Marilyn Monroe, Charles Coburn. 91 Min. 35mm. OmseU Mit Einführung Céline Ruivo (La Cinémathèque française) Das mittellose Showgirl Lorelei ist mit dem Millionärs- Samstag, 15.07. sohn Gus liiert. Dessen Vater lehnt die Beziehung strikt 20:30 Uhr ab, da er der attraktiven Tänzerin reine Habgier unter- stellt. Lorelei macht sich mit ihrer Freundin Dorothy auf den Weg nach Paris, um ihren Angebeteten heimlich zu heiraten. Doch der Vater hat einen Privatdetektiv auf Lorelei angesetzt, dem die Reize des Mädchens nicht Aus der Sammlung verborgen bleiben. Howard Hawks' satirisches Musical der würzt köstliche Unterhaltung mit böser Materialismus- kritik. Eingegangen in die Filmgeschichte ist die Szene, in der Marilyn Monroe im pinken Abendkleid „Diamonds are a girl’s best friend“ vor rotem Hintergrund singt.
18 TECHNICOLOR THE ADVENTURES OF TOM SAWYER Toms Abenteuer USA 1938. R: Norman Taurog D: Tommy Kelly, Ann Gillis, May Robson. 77 Min. 35mm. OF Mit Einführung Céline Ruivo (La Cinémathèque française) Tom Sawyer und sein bester Freund Huckleberry Finn Sonntag, 16.07. 18:00 Uhr spielen den Einwohnern einer Kleinstadt am Mississippi zahlreiche Streiche. Bei einem Ausflug werden sie zufäl- lig Zeugen eines mörderischen Streits. Als ein Unschul- diger vor Gericht kommt, offenbart Tom den wahren Täter, Indianer Joe. Dem gelingt jedoch die Flucht, und Aus der Sammlung er versteckt sich ausgerechnet in den Tropfsteinhöhlen, des die Tom auf einem Schulausflug ebenfalls besucht. Der Österreichischen vielleicht erfolgreichste Versuch, die Klassiker von Mark Filmmuseums Twain zu adaptieren, beschwört humor- und liebevoll eine Jugendfreundschaft und die Atmosphäre eines geheimnisvollen Sommers. DRUMS ALONG THE MOHAWK Trommeln am Mohawk USA 1939. R: John Ford. D: Claudette Colbert, Henry Fonda, Edna May Oliver. 104 Min. 35mm. OF Unmittelbar nach der Hochzeit im Jahr 1776 schließt Sonntag, 16.07. 20:30 Uhr sich ein Paar den Siedlern im gefährlichen Tal des Mo- hawk River an. Während die Frau sich vor den Indianern fürchtet, zählt ihr Mann einen davon zu seinen besten Freunden. Die Ausrufung des amerikanischen Unabhän- gigkeitskrieges führt zu Landung und Angriff britischer Aus der Sammlung Truppen. John Fords erster Farbfilm widmet sich in der farbenprächtig ausgemalten Landschaften dem frühen Pioniergeist und dem amerikanischen Unabhängigkeits- bestreben, nicht zuletzt aber auch den Grenzverläufen zwischen Wildheit und Zivilisation.
19 GONE WITH THE WIND Vom Winde verweht USA 1939. R: Victor Fleming D: Clark Gable, Vivien Leigh, Olivia de Havilland. 222 Min. 35mm. OF Die aufwendige und sorgfältig inszenierte Monumental- Mittwoch, 19.07. verfilmung des Bestsellers von Margaret Mitchell wurde 20:00 Uhr zu einem der größten Kassenerfolge und zugleich zu ei- nem Mythos der Kinogeschichte. Im Zentrum des Epos Sonntag, 23.07. steht das Schicksal einer ebenso schönen wie selbst- 19:00 Uhr süchtigen Frau, die zur Zeit des amerikanischen Sezes- sionskrieges (1861-65) rücksichtslos ihre Interessen verfolgt und über der Sorge um die Erhaltung des Gutes ihrer Eltern jedes Maß verliert. Großes Star-Kino, das Atlanta in rot brennendes Technicolor taucht und mit seiner fesselnden Schilderung persönlicher Schicksale inmitten der Bürgerkriegswirren noch immer fasziniert. THREE LITTLE WORDS Drei kleine Worte USA 1950. R: Richard Thorpe D: Fred Astaire, Red Skelton, Vera-Ellen. 102 Min. 35mm. OF Ein invalider Steptänzer rauft sich mit einem Klavierspie- Freitag, 21.07. ler zusammen und gleich das erste gemeinsame Stück 18:00 Uhr wird zum Erfolg, so dass sie fortan als Songschreiber- Gespann Ruby & Kalmar sowohl berufliche als auch Sonntag, 23.07. private Höhenflüge erleben. Das Technicolor-Musical 17:00 Uhr widmet sich mit viel Humor, Oscar®-nominierter Film- musik und zahlreichen Tanzeinlagen von Fred Astaire dem Thema des kreativen Schaffensprozesses, der mit allen Mysterien und Frustrationen ungemein mitreißend dargestellt wird. Zudem eine der schönsten Kopien der Reihe.
20 TECHNICOLOR THE AFRICAN QUEEN African Queen USA 1951. R: John Huston. D: Humphrey Bogart, Katharine Hepburn, Robert Morley. 104 Min. 35mm. OF Aus der Sammlung des Österreichischen Filmmuseums Verfolgt von Kanonenbooten in Deutsch-Ostafrika, Samstag, 22.07. 20:30 Uhr fliehen eine Methodistenschwester und ein raubeiniger Bootsführer bei Kriegsausbruch 1914 in einer abenteu- erlichen Reise auf dem Fluss. Gedreht „on location“ in Belgisch-Kongo und Uganda, entfaltet sich mit dem ge- gensätzlichen Duo Bogart und Hepburn eine turbulente Screwball Comedy mit spröder Romanze. ROMANCE ON THE HIGH SEAS Zaubernächte in Rio USA 1948. R: Michael Curtiz D: Jack Carson, Janis Paige, Doris Day. 99 Min. 35mm. OF Eine Frau täuscht eine Schiffsreise nach Rio de Janeiro Dienstag, 25.07. 20:30 Uhr vor, um ihren Mann in New York überwachen zu können. Der wiederum setzt einen Detektiv auf sie an, der sich an Donnerstag, 27.07. Bord des Schiffes begibt. Eine farbenprächtige, schwung- 18:00 Uhr voll inszenierte Verwechslungskomödie mit heiteren Mu- sikeinlagen, zugleich das Spielfilm-Debüt von Doris Day. JET PILOT USA 1950/57. R: Josef von Sternberg D: John Wayne, Janet Leigh, Jay C. Flippen. 111 Min. 35mm. OF Aus der Sammlung des Österreichischen Filmmuseums Der von Howard Hughes produzierte Film wurde 1950 in Mittwoch, 26.07. 20:30 Uhr Three-Strip-Technicolor gedreht. Hughes ließ immer wie- der neue Flugszenen nachdrehen, so dass der Film erst Jahre später ins Kino kam. Das Balzduett zwischen einer sowjetischen Offizierin und einem amerikanischen Piloten ist ein Höhepunkt in Josef von Sternbergs Filmografie.
21 KRISTEN STEWART Kristen Stewart, geboren am 9. April 1990, stand schon im Kindesalter vor der Kamera. In David Finchers PANIC ROOM (US 2002) spielte sie die zuckerkranke Filmtoch- ter von Jodie Foster, und in Sean Penns INTO THE WILD (US 2007) hat sie einen kurzen, aber eindrücklichen Auf- tritt. Zu Ruhm gelangte sie mit der Bestseller-Verfilmung TWILIGHT (US 2008, R: Catherine Hardwicke) an der Seite von Robert Pattinson. Vier weitere Teile folgten. Nach der Reihe orientierte sich Kristen Stewart erfolg- reich in Richtung Independent- und Arthouse-Kino. Mit ihren präzisen Portraits oft problembeladener Frauen hat sie es in die Riege der wichtigsten Darstellerinnen der Gegenwart geschafft. Anfang des Jahres präsentierte sie auf dem Sundance Film Festival ihre erste eigene Regie- arbeit – den experimentellen Kurzfilm COME SWIM. TWILIGHT Twilight. Biss zum Morgengrauen USA 2008. R: Catherine Hardwicke D: Kristen Stewart, Robert Pattinson. 121 Min. 35mm. OF Im Gefolge des überragenden Erfolgs von Stephenie Samstag, 01.07. Meyers vier „Twilight“-Romanen entwickelten sich auch 22:45 Uhr die Verfilmungen zu Kassenschlagern und machten die beiden Hauptdarsteller zu Stars.In diesem ersten Teil Samstag, 08.07. zieht Bella zu ihrem geschiedenen Vater in ein wald- 22:30 Uhr reiches Gebiet in Washington und verliebt sich dort in einen Mitschüler – einen Vampir. Geschickt und sehr ernsthaft, ohne Ironie, verbindet der Film das Roman- tische und das Übernatürliche und kreiert eine dichte Atmosphäre.
22 Kristen Stewart WELCOME TO THE RILEYS Willkommen bei den Rileys USA 2010. R: Jake Scott. D: James Gandolfini, Kristen Stewart, Melissa Leo. 111 Min. DCP. OmU Die Ehe von Doug und Lois Riley aus Indianapolis ist er- Freitag, 07.07. 18:00 Uhr starrt, seit ihre Tochter bei einem Autounfall ums Leben kam. Doug hat ein Verhältnis mit einer Kellnerin, Lois Sonntag, 09.07. verlässt das Haus nicht mehr. Auf einer Geschäftsreise 20:30 Uhr nach New Orleans lernt Doug eine minderjährige Strip- perin kennen und beschließt, sich um sie zu kümmern. Das verändert das Leben der drei schlagartig. Jake Scott und den hervorragenden Schauspielern gelingt es, diese Geschichte mit subtilen Mitteln zum Leben zu erwecken. CLOUDS OF SILS MARIA Die Wolken von Sils Maria FR / CH / DE 2015. R: O. Assayas. D: J. Binoche, K. Stewart, C. Grace Moretz, L. Eidinger. 124 Min. DCP. OmU Eine Schauspielerin soll in dem Stück, mit dem sie vor Dienstag, 11.07. 20:30 Uhr zwei Jahrzehnten berühmt wurde, noch einmal auftreten – nun aber nicht mehr in der Rolle der jungen, son- Donnerstag, 13.07. dern der älteren Frau. Mit ihrer Assistentin geht sie in 18:00 Uhr einem Schweizer Chalet das Stück durch. Eine ebenso komplexe wie packende und unprätentiöse Studie über Theater und Leben, die damit verbundenen Machtspiele und über das Älterwerden an sich. Assayas baut seinen Film sehr geschickt auf, mit drei deutlich voneinander geschiedenen Teilen und einem Epilog.
23 CAFÉ SOCIETY USA 2016. R: Woody Allen. D: Jesse Eisenberg, Kristen Stewart, Steve Carell. 96 Min. DCP. OmU Bobby, ein junger Mann aus der Bronx, wird zu seinem Dienstag, 18.07. Onkel, einem erfolgreichen Hollywood-Agenten, nach 20:30 Uhr Los Angeles geschickt. Dort verliebt er sich in des- sen Sekretärin Vonnie, gespielt von Kristen Stewart, Donnerstag, 20.07. welche in dieser Rolle Verführungskraft, Melancholie 18:00 Uhr und Selbstständigkeit gleichermaßen ausstrahlt. Das ist aber erst der Anfang einer Reihe von Verwicklungen, die Woody Allen mit gewohnter erzählerischer Finesse, technischer Sorgfalt und in liebevoll ausgestatteten De- kors erzählt. Ein Film für alle, die schummrig-unscharfes Handkameragefummel nicht ausstehen können. CERTAIN WOMEN USA 2016. R: Kelly Reichardt. D: Laura Dern, Kristen Stewart, Michelle Williams, Lily Gladstone. 107 Min. DCP. OmU CERTAIN WOMEN erzählt drei Geschichten aus dem Freitag, 28.07. heutigen Montana: Eine Anwältin bekommt Schwierig- 18:00 Uhr keiten mit ihrem Freund und einem Klienten, eine Ge- schäftsfrau plant ein perfektes Heim, und eine Bäuerin Sonntag, 30.07. verliebt sich in ihre Abendschullehrerin. Wie in einem 18:00 Uhr Film von Kelly Reichardt nicht anders zu erwarten, prägt die Landschaft stark das Ambiente. Die drei Kurzge- schichten und ihre Protagonistinnen kommen in Reich- ardts minimalistischem, aber feinfühligem und genau beobachtendem Stil besonders gut zur Geltung.
24 TERZA VISIONE 4. Festival des italienischen Genrefilms Nach drei überaus erfolgreichen Ausgaben im Filmhaus/ Dauerkarten KommKino Nürnberg zieht das Filmfestival Terza Visione für das gesamte nun um – vom Frühling in den Sommer und ins Kino des Programm Deutschen Filmmuseums. Terza Visione bedeutet „Dritte 70 Euro/ Spielzeit", einer früher in Italien üblichen Bezeichnung 56 Euro ermäßigt. für Nachspielkinos entlehnt. Von Donnerstag, 27., bis Bitte unter Sonntag, 30 Juli, widmet sich die vierte Festivalaus- kino@deutsches- filminstitut.de gabe dem populären italienischen Kino der 1950er bis reservieren 1980er Jahre, das in seiner Blütezeit einen Großteil der nationalen Filmproduktion ausmachte und erfolgreich in alle Welt exportiert wurde. Der schiere Umfang dieses filmischen Kosmos ermöglichte unterschiedliche Me- tamorphosen und künstlerische Handschriften, die das Programm in einem ebenso kompakten wie facettenrei- chen Streifzug abzubilden versucht. Die Bandbreite erstreckt sich dabei von unter Kennern und Filmemachern wie Tim Burton, Joe Dante, Dominik Graf, Martin Scorsese und Quentin Tarantino auch heute noch geschätzten und popkulturell einflussreichen Gen- res wie dem Italowestern, dem Thriller, dem phantasti- schen Kino und dem Gangsterfilm bis hin zu außerhalb von Italien vergessenen Sparten wie dem Melodram, der erotischen Komödie oder den seinerzeit enorm erfolgreichen, heute aber selten gezeigten Sandalen- wie Mantel- und Degen-Filmen, ergänzt durch schwer kategorisierbare Werke. Trotz seinen omnipräsenten Spuren im Kino der Gegen- wart ist die erstaunliche Vielfalt dieses Kinos bis heute filmhistorisch nur in Ansätzen erschlossen, hierzulande auch durch eine einst willkürliche und lückenhafte Ver- leihpolititk bedingt. Terza Visione möchte daher durch zahlreiche verspätete Deutschlandpremieren auch zu ei- ner entsprechenden Neubetrachtung anregen. Zu sehen sind insgesamt 14 Filme in werktreuer 35mm-Projektion, eingebettet in ein begleitendes Programm aus fachkun- digen Einführungen und historischen Kino-Trailern.
25 DIABOLIK Gefahr: Diabolik Italien/Frankreich 1968. R: Mario Bava. D: John Phillip Law, Marisa Mell, Michel Piccoli. 105 Min. 35mm. Engl. Omd/fU Mit Einführung Andreas Beilharz (Deutsches Filminstitut) Der gerissene Gangster Diabolik frönt mit seiner Kom- Donnerstag, 27.07. plizin und Geliebten Eva in einem futuristisch ausge- 20:00 Uhr statteten unterirdischen Versteck hemmungslos dem Luxus. Er bestiehlt den Staat, narrt seine Verfolger und bekommt es bald auch mit der Unterwelt zu tun. Mario Bavas furiose Comic-Verfilmung übersetzt die Ästhetik von Comic-Panels in Kinobilder, die mit modernisti- schen Set Designs und knallig-bunter Ausleuchtung in Sixties-Pop-Art schwelgen. In der Figur des egoistisch- hedonistischen Superschurken werden die Klischees des Agentenfilms karikiert und zugleich mit subversiv- anarchischem Humor Autoritäten verballhornt. UNA LUCERTOLA CON LA PELLE DI DONNA Eine Eidechse in der Haut einer Frau IT / ES / FR 1971. R: Lucio Fulci. D: Florinda Bolkan, Stanley Baker, Jean Sorel. 106 Min. 35mm. Ital. Omd/fU Mit Einführung Sven Safarow (Autor, Eskalierende Träume) In einem ihrer ausschweifenden Alpträume bringt Carol Donnerstag, 27.07. ihre Nachbarin um und erzählt ihrem Psychiater davon. 22:30 Uhr Als die Nachbarin tatsächlich tot aufgefunden wird, fällt Deutschlandpremiere der Verdacht prompt auf Carol, und man vermutet eine gespaltene Persönlichkeit. Doch dann tauchen weitere Verdächtige auf. Lucio Fulcis erster mustergültiger Giallo à la mode spielt virtuos auf der Klaviatur des Genres: Psychedelische und erotische Träume, rasante Thriller- Sequenzen und ein raffinierter Krimi-Plot bereiten den Boden für den markanten Stil des Regisseurs, der die Verunsicherung der Protagonistin zwischen Wahn und Paranoia eindrücklich aufs Publikum überträgt.
26 TERZA VISIONE LA RIVOLTA DEI SETTE Blutgericht Italien 1964. R: Alberto De Martino D: Tony Russel, Nando Gazzolo, Livio Lorenzon. 88 Min. 35mm. DF Eine Gruppe von Rebellen macht sich auf, die Schreckens- Freitag, 28.07. 12:30 Uhr herrschaft des Tyrannen von Sparta zu brechen. Die Statue der Pallas Athene ist dabei von besonderer Bedeutung. Ein buntes Spektakel mit gut geölten Muskelmännern in Tech- nicolor. Opulente Tempelfeste, eine fahrende Komikertrup- pe und kleine, schelmische Einfälle machen das muntere Treiben zu einem vergnüglichen Abenteuer-Bilderbogen. CHI È SENZA PECCATO ... Wer ohne Sünde ist ... Italien 1952. R: Raffaello Matarazzo. D: Amedeo Nazzari, Yvonne Sanson, Françoise Rosay. 97 Min. 35mm. OmeU Mit Einführung Lukas Foerster (Filmwissenschaft- ler) Stefano liebt Maria. Er geht nach Kanada, heiratet aus der Freitag, 28.07. 15:45 Uhr Ferne und muss schließlich feststellen, dass Maria im Ge- Deutschlandpremiere fängnis gelandet ist. Raffaello Matarazzo, der wie Douglas Sirk erst über Umwege im Melodram zu seinem Stil fand, gestaltet den waghalsigen Plot zu einer ergreifenden Er- zählung von den sonderbaren Fügungen des Schicksals. ARCANA Italien 1972. R: Giulio Questi. D: Maurizio degli Esposti, Lucia Bose, Tina Aumont. 122 Min. 35mm. OmeU Mit Einführung Christoph Huber (Österreichisches Filmmuseum) Angewidert von der Geldgier seiner spiritistisch quacksal- Freitag, 28.07. 20:00 Uhr bernden Mutter und ihren närrischen Kunden erprobt ein Deutschlandpremiere junger Mann heimlich seine paranormale Begabung. Ein Hauptwerk des surrealistischen Kinos von Regie-Exzen- triker Questi, der das Italien der beginnenden 1970er als Moloch zwischen Aberglaube und Materialismus zeigt.
27 SVEZIA INFERNO E PARADISO Schweden – Hölle oder Paradies? Italien 1968. R: Luigi Scattini Dokumentarfilm. 87 Min. 35mm. DF Vorab Zeitgenössische 35mm-Kinotrailer Luigi Scattini, einer der profiliertesten Exponenten des Freitag, 28.07. Sitten- und des Mondo-Films, bereist das seinerzeit als 23:00 Uhr progressiv und freizügig geltende Schweden, um Liebes- schiffe, Nacktbaden, illustre Lokalitäten und LSD-Trips zu zeigen. Weit bekannter als der Film wurde seine Musik: Piero Umilianis Stück „Mah Nà Mah Nà“ ist seit der MUPPET SHOW ein ikonisches Stück Popkultur. UN UOMO DA RISPETTARE Ein achtbarer Mann Italien/BRD 1972. R: Michele Lupo. D: Kirk Douglas, Giuliano Gemma, Florinda Bolkan, Wolfgang Preiss. 112 Min. 35mm. DF Vorab Zeitgenössische 35mm-Kinotrailer Kaum aus dem Gefängnis, erhält Einbrecher Stephen das Samstag, 29.07. Angebot für einen letzten Coup mit dem Zirkus-Artisten 13:00 Uhr Marco. Mit handwerklicher Präzision und reichlich Ham- burger Lokalkolorit mitsamt Verfolgungsjagd um den Hafen entwickelt sich eine mitreißende Charakterstudie, untermalt von der Musik Ennio Morricones. LA SPOSINA Kleine Braut, was nun? Italien 1976. R: Sergio Bergonzelli. D: Antinesca Nemour, Carlo De Mejo, Riccardo Garrone. 92 Min. 35mm. OmU Vorab Zeitgenössische 35mm-Kinotrailer Mit Einführung Gary Vanisian (Film- kollektiv Frankfurt) Frischvermählt mit der Impotenz ihres Mannes konfron- Samstag, 29.07. tiert, macht sich Chiara auf die Suche nach Heilung. 15:30 Uhr Erektionsschwäche ist hier Aufhänger einer romantisch- Deutschlandpremiere ungestümen Commedia sexy, die sich viele naheliegende Kalauer versagt und eher dem klassizistischeren Humor- verständnis der Commedia all'italiana nahesteht.
28 TERZA VISIONE INGRID SULLA STRADA Ingrid auf der Straße Italien 1973. R: Brunello Rondi. D: Janet Agren, Francesca Romana Coluzzi, Franco Citti. 96 Min. 35mm. OmeU Mit Einführung Christoph Draxtra (Filmhistoriker) Die junge Ingrid verschlägt es von Rovaniemi nach Rom Samstag, 29.07. 20:00 Uhr und auf den Strich, wo die temperamentvolle Claudia sie Deutschlandpremiere unter ihre Fittiche nimmt. Deren Zuhälter ist sie jedoch ein Dorn im Auge. Rondi, Co-Autor zahlreicher Fellini-Filme, zeichnet ein raues Sittengemälde einer sozial zerklüf- teten Großstadt und balanciert waghalsig, aber virtuos zwischen Neorealismus und Exploitationkino. ROLF Italien 1984. R: Mario Siciliano. D: Antonio Marsina, Tony Raccosta, Ketty Nichols. 93 Min. 35mm. OmU Mit Einführung Pelle Felsch (Filmclub Bali) Ex-Söldner Rolf versucht mit seiner Freundin ein neues Samstag, 29.07. 22:30 Uhr Leben zu beginnen, doch die Geister der Vergangenheit ruhen nicht. Ein grimmig-nüchtern inszeniertes Endspiel ohne Gewinner. Begleitet von einem schwermütig- fetzigen Soundtrack entfaltet sich eine Parabel über die Sehnsucht nach Erlösung und gescheiterte Läuterung. IL MAGNIFICO AVVENTURIERO Mit Faust und Degen Italien/Frankreich/Spanien 1963. R: Riccardo Freda Vorab D: Brett Halsey, Françoise Fabian, Claudia Mori. 90 Min. 35mm. DF Zeitgenössische 35mm-Kinotrailer Mit Einführung Christoph Draxtra (Filmhistoriker) Ein im Florenz des 16. Jahrhunderts der Falschmünzerei Sonntag, 30.07. 13:00 Uhr angeklagter Bildhauer und Goldschmied macht sich auf die Suche nach den wahren Tätern. Riccardo Freda, der Meister des Mantel- und Degen-Films, inszeniert einen Reigen klirrender Schwerter, wehender Umhänge und ga- loppierender Pferde, unterlegt von romantischem Pathos.
29 LA FINE DELL'INNOCENZA Das Ende der Unschuld Italien/Großbritannien 1976. R: Massimo Dallamano D: Annie Belle, Charles Fawcett, Al Cliver. 86 Min. 35mm. DF Vorab Zeitgenössische 35mm-Kinotrailer Vom Klosterinternat gerät die junge Annie in die erotische Sonntag, 30.07. Libertinage der Elite von Hongkong, wo jedoch Rück- 16:15 Uhr sichtslosigkeit und Besitzdenken herrschen. Im Gefolge von EMMANUELLE zog es auch Dallamano zu asiati- scher Exotik, wo er in sonnendurchfluteten Bildern und glitzernden Dekors von weiblichem Freiheitsdrang in einer Welt der Käuflichkeit und der Objekte erzählt. LA NOTTE DEI SERPENTI Die Nacht der Schlangen Italien 1969. R: Giulio Petroni. D: Luke Askew, Luigi Pistilli, Magda Konopka. 107 Min. 35mm. Omd/fU Mit Einführung Till Kleinert (Filmemacher) Eine Erbschaft vor Augen, beauftragen einige Dorfbewoh- Sonntag, 30.07. ner den abgebrannten Herumtreiber Luke, den rechtmä- 20:00 Uhr ßigen Erben zu ermorden. Als der das Spiel durchschaut, Deutschlandpremiere wendet sich das Blatt. Ein Italowestern am Scheideweg der Genre-Evolution: Der Archetyp des schweigsamen Fremden erscheint als gebrochener Mann und Trinker. PHENOMENA Italien 1985. R: Dario Argento. D: Jennifer Connelly, Daria Nicolodi, Donald Pleasence. 107 Min. 35mm. Engl. Omd/fU Mit Einführung Christoph Huber (Österreichisches Filmmuseum) Die 14jährige Jennifer wird in einem Mädcheninternat in Sonntag, 30.07. den Schweizer Alpen schlafwandelnd Zeugin eines Mor- 22:30 Uhr des. Mithilfe ihrer telepathischen Beziehung zu Insekten folgt sie der Spur des Täters. Im Gleichmut der Berge und dem Dunkel der Nacht gestaltet Argento ein Kinogemälde von fragiler Grazie und erratischer Sinnlichkeit.
30 CARTE BLANCHE: STANLEY KUBRICK Fortsetzung: HEIMAT. EINE DEUTSCHE CHRONIK Deutschland 1984. R: Edgar Reitz Neu restaurierte Fassung und Director’s Cut. Frankfurt-Premiere „Wenn Film einmal den Stellenwert von Literatur hat, dann wird HEIMAT von Edgar Reitz in einem Atemzug mit Shakespeares Hamlet und Goethes Faust genannt werden.“ — Stanley Kubrick Es war eines der größten Fernsehereignisse in der Geschichte der Bundesrepublik: Am 16. September Dauerkarten für alle 7 Vorstellungen 1984 strahlte die ARD den ersten Teil von HEIMAT. EINE zum Preis von DEUTSCHE CHRONIK aus – und jeder zweite Deutsche 35 Euro/ sah zumindest ein Kapitel der wöchentlichen Jahrhun- 25 Euro ermäßigt. dert-Saga. Regisseur Edgar Reitz und Produzent Bernd Regulärer Eintritts- Eichinger erzählen die Geschichte der Familie Simon preis pro Vorstellung: im fiktiven Hunsrückdorf Schabbach. Im Mittelpunkt 7 Euro/ steht Bürgermeister-Tochter Maria, deren Schicksal mit 5 Euro ermäßigt. den politischen Geschehnissen der Zeit verbunden ist. Auf einfühlsame Weise portraitieren die Filme, die auch unabhängig voneinander funktionieren, das Leben in Schabbach von 1919 bis zu Marias Tod im Jahr 1982. Edgar Reitz hat sein HEIMAT-Epos aufwändig restauriert und in einem Director’s Cut neu angeordnet – in nun sieben Kapiteln. Das Kino des Deutschen Filmmuseums zeigt das komplette Werk ein Wochenende lang vom 30. Juni bis 2. Juli – als Frankfurt-Premiere der restaurierten Fassung. 1. Kapitel: FERNWEH (1919 – 1928) 18:00 Uhr Freitag, 30.06. 2. Kapitel: DIE MITTE DER WELT (1929 – 1933) 20:30 Uhr 3. Kapitel: WEIHNACHT WIE NOCH NIE / REICHSHÖHENStr. (1935 – 1938) D: M. Breuer, G. Bredel, W. Burger. 120 Min. DCP Der Fortschritt hält Einzug in Schabbach: Telefonlei- Samstag, 01.07. 15:00 Uhr tungen vernetzen das kleine Dorf mit der Welt, und die Hunsrückhöhenstraße wird gebaut. Maria verliebt sich in den zuständigen Ingenieur Otto – gemeinsam feiert man Weihnachten unter dem Hakenkreuz. 4. Kapitel: AUF UND DAVON UND ZURÜCK / HEIMATFRONT (1938 – 1943) D: M. Breuer, E. M. Bayerwaltes. 114 Min. DCP Der Zweite Weltkrieg bricht aus: Otto muss in der Eifel Samstag, 01.07. 17:30 Uhr Bombenblindgänger entschärfen. In Schabbach kommt es zu einer telefonischen Ferntrauung mit einem Solda- ten an der Ostfront, und Pauls Rückkehr aus Amerika gestaltet sich schwieriger als gedacht.
31 5. Kapitel: DIE LIEBE DER SOLDATEN / DER AMERIKANER (1943 – 1947) D: Marita Breuer, Dieter Schaad, Gudrun Landgrebe. 156 Min. DCP Die letzten Jahre des Krieges bringen Leid und Tod über Samstag, 01.07. Schabbach. Doch mit den Amerikanern kommt die Be- 20:00 Uhr freiung, und ein großes Fest wird für die Kriegsrückkehrer gefeiert. Anton gründet eine Fabrik. 6. KAPITEL: HERMÄNNCHEN (1955 – 1956) D: Marita Breuer, Jörg Richter, Gudrun Landgrebe.. 139 Min. DCP Als einziger von Marias Söhnen besucht Hermännchen Sonntag, 02.07. das Gymnasium: Begeistert von Musik und Dichtung, 17:00 Uhr lernt er von Schnüsschen das Küssen und verliebt sich in das elf Jahre ältere Klärchen. Als Klärchen schwanger wird, muss er um die verbotene Liebe kämpfen. 7. KAPITEL: DIE STOLZEN JAHRE / DAS FEST DER LEBENDEN UND DER TOTEN (1967 – 1982) D: Marita Breuer, Mathias Kniesbeck, Bernd Eichinger. 158 Min. DCP Maria stirbt im Alter von 80 Jahren und kommt zu den Sonntag, 02.07. anderen Toten in den Hunsrücker Himmel. Von oben 20:00 Uhr verfolgen sie das Geschehen und sehen, wie das Dorf ihre Beerdigung und die Kirmes vorbereitet.
32 In Kooperation mit Euskal zinema Filme aus dem Baskenland Schon während der Franco-Diktatur bildete sich in Kunst, Literatur und Film eine baskische Szene heraus. In den zurückliegenden Dekaden fragten zahlreiche Filmschaf- fende in ihren Werken, was den baskischen Film definie- ren könnte. Nach und nach etablierte sich ein vielstim- miges baskisches Filmschaffen, das die sozio-politische und kulturelle Lage einer pluralen Gesellschaft wieder- gibt. Heute ist eine abwechslungsreiche Filmlandschaft Zeugnis dieser Vielfalt. Die Filmreihe stellt herausragende baskische Werke vor. VACAS Vacas Kühe Spanien 1992. R: Julio Medem D: Carmelo Gómez, Emma Suárez, Ana Torrent. 96 Min. 35mm. OmU Mitten im 3. Karlistenkrieg 1875 setzt Medems Film Dienstag, 04.07. 18:00 Uhr ein und entspinnt bis zum Ausbruch des Spanischen Bürgerkriegs 1936 die Geschichte der Fehde zwischen den Familien Mendiluze und Iriguibel in der Region Gi- puzcoa. Julio Medems erster Langfilm ist nicht nur dem Nationalismus und einer baskischen Identität auf der Spur, er fragt auch, welche Konsequenz eine Handlung nicht nur für das Leben eines Einzelnen haben kann, sondern auch für die Geschichtsschreibung.
33 LOREAK Blumen Spanien 2014. R: Jon Garaño, José Mari Goenaga D: Nagore Aranburu, Itziar Ituño, Itziar Aizpuru. 99 Min. DCP. OmeU Vorfilm GURE HORMEK Spanien 2016. R: Las chicas de Pasaik. 15 Min. Digital Nicht nur das Leben von Ane wird von einem wöchent- Sonntag, 09.07. lichen Blumenstrauß auf den Kopf und ihre Beziehung 18:00 Uhr mit Ehemann Ander vor eine Herausforderung ge- stellt – die Blumen stiften auch im Leben von Lourdes und Tere Verwirrung. Zwischen tiefgrünen Hügeln mit Schafsherden und bei andauerndem Regen kreuzen sich die Wege der drei Frauen, deren Leben die Blumen eine entscheidende Wendung geben. LOREAK erhielt zahlrei- che Preise, unter anderen den Goya Preis für den besten Film, und war 2015 die spanische Einreichung für den Oscar® als bester ausländischer Film. AMA LUR Tierra Madre Spanien 1968. R: Néstor Basterretxea, Fernando Larruquert Dokumentarfilm. 103 Min. DCP. OmeU Vorfilm OPERACIÓN H Spanien 1963. R: Néstor Basterretxea. 14 Min. Digital Mit Einführung Auch wenn AMA LUR nicht der allererste baskische Film Dienstag, 11.07. ist, wird er in der kulturellen Erinnerung des Basken- 18:00 Uhr landes als erster baskischer Film wahrgenommen. Der Künstler Nestor Basterretxea und der Musiker Fernando Larruquert schufen durch eine kluge Strategie in der Auseinandersetzung mit der Zensurbehörde und trotz In Kooperation mit schwieriger Finanzierung mit diesem Dokumentarfilm- projekt, ein ästhetisch eigenwilliges und politisch fast unmögliches Werk im Kontext der Franco-Diktatur. Auf- grund seiner politischen Bedeutung wird der Film auch heute noch kontrovers diskutiert.
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