Filmmuseum Mai 2015 Kinoprogramm - Ausstellungen Projekte - Deutsches Filminstitut ...
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2 Information & Ticketreservierung ≥ Tel. 069 - 961 220 220 50 JAHRE KURATORIM Impressum JUNGER DEUTSCHER FILM Herausgeber: LEBENSZEICHEN Deutsches Filminstitut – DIF e.V. ≥ Seite 20 Schaumainkai 41 60596 Frankfurt am Main Vorstand: Claudia Dillmann, Dr. Nikolaus Hensel Direktorin: Claudia Dillmann (V.i.S.d.P.) Presse und Redaktion: Frauke Haß (Ltg.), Marie Brüggemann, Sarah Hujer Texte: Marie Brüggemann, Natascha Gikas, Winfried Günther, Monika Haas, Andrea Haller, Sarah Hujer, Sarina Lacaf, Eva Salomon, Urs Spörri Gestaltung: Optik — Jens Müller www.optik-studios.de Druck: Fißler & Schröder – Die Produktionsagentur 63150 Heusenstamm Anzeigen (Preise auf Anfrage): Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Tel.: 069 - 961 220 222 E-Mail: presse@deutsches-filminstitut.de Abbildungsverzeichnis: Alle Abbildungen stammen aus dem Bildarchiv des Deutschen Filminstituts, sofern nicht anders verzeichnet. Titelmotiv: Aus dem Film SPRING BREAKERS (USA 2013)
3 INHALT Fassbinder – JETZT in Berlin 4 Sonderausstellung: FILMTHEATER 6 Begleitprogramm Sonderausstellung 10 Filmprogramm Filmreihe: FILMTHEATER 14 Kuratorium junger deutscher Film 19 Oberhausen on Tour 28 Claude Lanzmann 29 Klassiker & Raritäten 32 Lecture & Film: Pier Paolo Pasolini 34 Late Night Kultkino 38 SchulKinoWochen: Workshops für Lehrkräfte 39 Junger Filmclub Treppe 41 40 Kinderkino 42 Specials Der Sound von Rolf Dieter Brinkmann 44 Human Rights Watch: FIRST TO FALL 45 Britfilms #8 46 Stummfilmmatinee 47 Fassbinder Special 47 Service Programmübersicht 48 Eintrittspreise/Anfahrt 52 Vorschau 54 LATE NIGHT KULTKINO DEAD RINGERS ≥ Seite 39
4 PROJEkte FASSBINDER – JETZT in Berlin 6. Mai bis 23. August im Martin-Gropius-Bau Berlin Bis vor einem Jahr begeisterte die Ausstellung Fassbinder – JETZT im Deutschen Filmmuseum das Frankfurter Publikum. Stark erwei- tert setzt die Schau nun vom 6. Mai bis 23. August 2015 im Martin- Gropius-Bau Berlin neue Impulse Fassbinder - für die Auseinandersetzung mit JETZT: Die vom einem der bedeutendsten deut- Deutschen Filmmuseum schen Filmregisseure. Anlass ist der kuratierte Schau 70. Geburtstag von Rainer Werner eröffnet Anfang Fassbinder am 31. Mai. Innerhalb Mai im Martin- von 16 außerordentlich produktiven Gropius-Bau in Jahren hat Fassbinder 44 Filme ge- Berlin, erweitert schaffen, ein dichtes Werk, das bis durch zahlreiche heute nichts von seiner Relevanz neue Exponate. eingebüßt hat. Die vom Hauptstadt- Kulturfonds geförderte Präsentation mit den drei Schwerpunkten Werk- rinnen und Besuchern detaillierte statt, Kostüm und Bildende Kunst Einblicke in das Lebensumfeld und verdeutlicht die Geschlossenheit die Projekte des Regisseurs. von Fassbinders Werk und seinen Einfluss auf die aktuelle Kunstpro- Ergänzend wird in einem weiteren duktion. Die Ausstellung nimmt Ausstellungsraum das Augenmerk also eine doppelte Perspektive ein: auf die Arbeit Fassbinders mit der eine historische und eine auf die Kostümbildnerin Barbara Baum ge- Gegenwart bezogene. legt. Von FONTANE EFFI BRIEST (1972-74) über DIE EHE DER Die in Kooperation mit der Rainer MARIA BRAUN (1978) oder LOLA Werner Fassbinder Foundation, (1981) bis hin zu DIE SEHNSUCHT Berlin, entstandene Schau widmet DER VERONIKA VOSS (1981/82) sich zu Beginn der Person und dem und QUERELLE (1982) stattete Schaffen Fassbinders. Dessen Ar- Barbara Baum acht Film- und beitsweise kann anhand zahlreicher Fernsehproduktionen Fassbinders Exponate erkundet werden. Auf aus. Die Ausstellung zeigt 19 Krea- neun Monitoren mit Ausschnitten tionen Barbara Baums in Kombi- aus Fernsehinterviews erläutert nation mit ihren Arbeitsmaterialien Fassbinder sein Filmverständnis – und zahlreichen Filmausschnitten. und verdeutlicht implizit auch die Methoden seiner Selbstinszenie- Kompilationen aus Fassbinder- rung. Diesem öffentlichen Image Filmen werden in einem weiteren wird ein anderes an die Seite ge- Teil der Ausstellung zeitgenössi- stellt: Originaldokumente und per- scher Kunst gegenübergestellt. Zu sönliche Gegenstände aus seinem sehen sind Videoarbeiten von Tom Nachlass gewähren den Besuche- Geens, Runa Islam, Maryam Jafri,
Jeroen de Rijke/Willem de Rooij und Ming Wong, Arbeiten von Olaf Metzel und Rirkrit Tiravanija sowie Fotografien von Jeff Wall. Die Wer- ke eröffnen eine neue Sichtweise auf Fassbinders Œuvre. Sie legen dar, was an Fassbinders Schaffen heute von besonderer Relevanz ist und demonstrieren, wie das Kino aktuelle künstlerische Medien prägt. Umgekehrt liefern ihre Arbei- ten Interpretationsimpulse für die heutige Fassbinder-Rezeption. Begleitend zur Ausstellung hat das Deutsche Filmmuseum Frank- furt zwei Publikationen heraus- gegeben: den Ausstellungskatalog Fassbinder – JETZT. Film und Video- kunst sowie den Band Film/Stoffe. Zur Ausstellung erscheint ein Kostüme Barbara Baum mit einem Buch über das Werk der Text von Hanna Schygulla, einem Kostümbildnerin Barbara wissenschaftlichen Beitrag von Baum: Film/Stoffe. Kostüme Barbara Baum, mit einem Marisa Buovolo und zahlreichen Text von Hanna Schygulla. Grußworten, etwa von Michael Der Band ist im Buchhandel Ballhaus, Detlev Buck, Juliane und im Museumsshop erhält- Lorenz und Armin Müller-Stahl. lich und kostet 19,80 Euro.
FILMTHEATER. Kinofotografien von Yves Marchand Nur noch und Romain Meffre 26. November 2014 bis 31. Mai 2015 im Mai ! Abblätternder Glanz Yves Marchand und Romain Meffre zeigen, was übrig ist von den einst prächtigen US-Filmpalästen Mehr als 90 Jahre ist es her, dass der im Deutschen Filmmuseum an die Kinobesuch in den USA zum gefei- bewegte Historie der Gebäude. erten Freizeitvergnügen der Massen Da ist das Uptown Theater in Phila- wurde, für das man in den Innen- delphia, ein über seine Funktion als städten prächtige Bauten errichtete. Kino hinaus politisch bedeutsamer Philadelphia und Detroit, New York Ort: Als Teil des „Chitlin Circuit“ fan- und Bridgeport, Kenosha und Ingle- den hier afroamerikanische Künstler wood: Der Kinoboom der 1920er wie die Supremes und James Brown Jahre rauschte quer durch die USA, zur Zeit der Rassentrennung einen und überall entstanden palastartige Platz, wo sie ohne Angst vor Angrif- Spielstätten, deren anspruchsvolle fen auftreten konnten. 1964 wurde Architektur angesehene Baumeis- das Theater Zeuge der Philadelphia ter des Landes ersonnen hatten. Race Riots, bevor Georgie Woods Mehrere Tausend Kinogäste fanden 1967 seine „Freedom Shows“ für ihren Platz in den einzelnen Theatern Vietnam-Veteranen im Uptown und gaben sich im atemberaubenden Theater veranstaltete. Nach jahre- Ambiente den Geschichten hin, die langem Leerstand gibt es seit 2001 die Leinwand zu erzählen hatte. Bemühungen, das vernachlässigte Gebäude wieder herzurichten und für Heute haben einige dieser Gebäude kulturelle Projekte zu öffnen. selbst Geschichten zu erzählen. Weit entfernt vom Glanz und Glamour Dafür ist es mancherorts bereits zu vergangener Tage verschwinden spät. Allzu oft haben Marchand und ihre einst so beeindruckenden Meffre in letzter Sekunde festge- Fassaden hinter Leuchtreklamen von halten, was wenig später endgültig Supermärkten, 99-Cent-Shops und verschwand. Die letzten Überreste Trainingshallen. Die Fotografien von stuckverzierter Decken und einer Yves Marchand und Romain Meffre, mit Ornamenten geschmückten die seit 2006 für die Reihe „Theaters“ Kuppel, die daran erinnerten, dass entstanden sind, erinnern in der die Schulbus-Garage in West Orange Sonderausstellung FILMTHEATER einmal das beliebte State Theater
8 AUSSTELLUNG beherbergte, wurden 2013 gänzlich Das Crunch Fitness Center in Kali- entfernt. Auch vom Charme des fornien ist ein sehr schönes Beispiel ursprünglichen Fabian Theatre ist dafür, wie man die Geschichte eines nichts geblieben. 1948 widersetzte Gebäudes in die Gegenwart mitneh- sich Reverend Charles Tarter hier men kann: Wenn man auf einem der der Rassentrennung, indem er sich goldverzierten Balkone in die Pedale in die für weiße Gäste vorgesehene seines Fitnessrads tritt, während auf Lobby des ersten Stockwerks setz- der großen Leinwand in der Mitte te. 2014 wurde das Kino unter dem der Halle Adam McKays TALLA- ursprünglichen Namen, architekto- DEGA NIGHTS (US 2006) läuft, nisch jedoch komplett neugestaltet, kommt man wohl kaum umhin, sich als Multiplex wiedereröffnet. vorzustellen, wie es gewesen sein muss, die Glanzzeit des Kinos hier TV-Reporterin Ronnie Dahl steht in zu erleben – im Alhambra Theater, einem ihrer Beiträge auf einem zehn San Francisco. Meter hohen Schutthaufen in der Harper Avenue im östlichen Detroit, Michigan. Hier stand einmal das Eastown Theater, das letzte von vier großen Filmtheatern der ehema- ligen Auto-Boomtown, das mit seinem Ende als Kinobetrieb den Beginn einer Jahrzehnte währen- den Abrissparty markierte. Auf die Filmvorführungen folgten Rockkon- zerte, Popcorn wurde gegen LSD eingetauscht, das Eastown wurde zum Drogenhimmel, und Anwohner beschwerten sich über Publikum, das nachts unbekleidet durch die Straßen lief. Auch als Ort für Jazz- Konzerte und Darstellende Kunst konnte sich das Eastown nicht rehabilitieren – seine gesamte Ge- schichte erzählt von Exzessen und Zerstörung. Zuletzt waren es die Teilnehmer illegaler Raves, die die verbliebenen Kronleuchter zu Fall brachten und die Dekorationsstoffe von der Bühne rissen. Spricht man vom „Verfall ehemaliger Kinopa- läste“, so steht wohl kaum etwas so sehr dafür wie das Detroiter Eastown – inzwischen nur noch ein lebensgefährlicher Ruinenberg. Aber selbst wenn die große Zeit des Kinos in den meisten Häusern vorbei ist – für die Gebäude ist noch nicht überall die Uhr abgelaufen.
Alhambra Theater, San Francisco, CA Fotos: Yves Marchand und Romain Meffre © M&M Courtesy Polka Galerie, Paris
10 AUSSTELLUNG KINO – Ein Ort mit Zukunft? Themenwochenende am Freitag, 8., und Samstag, 9. Mai Unter dem Titel „Nach der Leinwand“ SPRING BREAKERS (US 2013, widmet sich das Begleitprogramm R: Harmony Korine) seine erste Film- zur Sonderausstellung FILMTHEATER vorführung im Late Night Kultkino im Mai mit einem Themenwochenen- aus. ≥ S. 40/41 de der Zukunft des Kinos. Wo werden wir in Zukunft Filme sehen? Wie Mehr zu Upload Cinema und dem findet – und hält – das Kino weiterhin Programm in Frankfurt: sein Publikum? Was passiert mit Fil- deutsches-filminstitut.de/blog/ men jenseits des Mainstream und mit upload-cinema/ dem gesamten Filmerbe, wenn kaum noch 35mm-Kopien verliehen werden und immer weniger Kinos in der Lage „Orte des Kinos: Filmkunst und sind, diese zu spielen? Welche Strate- Filmerbe im Kino, im Netz oder im gien machen das Kino zukunftsfähig? Museum?“ lautet die Fragestellung, All diese Fragen sollen am Freitag, 8., der sich Vertreter von Filmmuseen und Samstag, 9. Mai, diskutiert und und Kinematheken sowie Betreiber ausprobiert werden. von Cinema-On-Demand-Plattformen am Samstag, 9. Mai, in einer Dis- Mit UPLOAD CINEMA aus Amster- kussionsrunde widmen. Zur Debatte dam hat das Deutsche Filmmuseum stehen mögliche zukünftige Kino-Or- am Freitag, 8. Mai, eine Initiative te, die Rolle des Kinos als Raum des zu Gast, die die Einbindung des gemeinsamen Filmerlebens, die zu- Publikums in die Filmauswahl bereits nehmende Verfügbarkeit von Filmen erfolgreich getestet hat. Sie bringt im Netz sowie die Auswirkungen der nicht das Kino ins Netz, sondern Digitalisierung auf das Fortleben von das Beste aus dem Netz auf die Filmerbe und Filmkunst. große Kinoleinwand! Eigens für das Deutsche Filmmuseum hat Upload Unter anderem diskutieren Stefanie Cinema eine neue Variante des be- Schulte Strathaus, Ko-Direktorin liebten Programms „HOW TO – The des Arsenal-Institut für Film- und Best Tutorial Videos“ erstellt, eine Videokunst in Berlin, sowie Natalie Kompilation der lustigsten, seltsams- Gravenor, Mitgesellschafterin von ten und erhellendsten Video-Anlei- EYZ Media und der Arthouse-on- tungen aus dem Internet. Teil des Demand-Plattform realeyz. Programms sind Web-Videos, die das Frankfurter Publikum bis Ende Das Fred-Astaire-Musical THREE April vorschlagen konnte. LITTLE WORDS (US 1950, R: Richard Thorpe), projiziert als bril- Eine kurze Einführung in das Kon- lante 35mm-Technicolor-Kopie, feiert zept von Upload Cinema und am Samstag, 9. Mai, um 20:30 Uhr innovative partizipative Kinoformen die Schönheit des Zelluloids und der gibt Dagan Cohen, Initiator von Up- analogen Projektion. load Cinema, vor der Show. Anschließend richtet TREPPE 41, der neu gegründete junge Filmclub des Deutschen Filmmuseums, mit
Ablauf Themenwochenende Freitag, 8. Mai Samstag, 9. Mai 18:00 Uhr 16:00 Uhr CINEMA: A PUBLIC AFFAIR Offener Vorführraum (DE 2015. R: Tatiana Brandrup) ≥ S. 14 18:30 Uhr Diskussion: „Orte des Kinos: Film- 20:00 Uhr kunst und Filmerbe im Kino, im Netz „Wünsch Dir was?“ – Einführung oder im Museum?“ in innovative und partizipative Kinokonzepte durch Dagan 20:30 Uhr Cohen, Initiator von Upload 35mm-Technicolor-Projektion: Cinema THREE LITTLE WORDS (US 1950, Anschließend (ca. 20:30 Uhr): R: Richard Thorpe) ≥ S. 15 Upload Cinema: „How To – The best tutorial videos 22:30 Uhr @Deutsches Filmmuseum” SIDE BY SIDE (US 2012. R: Christopher Kenneally) ≥ S. 15 22:30 Uhr SPRING BREAKERS (US 2013, R: H. Korine), präsentiert vom jun- gen Filmclub TREPPE 41 ≥ S. 41
12 AUSSTELLUNG Weitere Angebote Offener Vorführraum Ein Blick hinter die Kulissen einer Filmvorführung Für Erwachsene: Samstag, 09.05., 16:00 Uhr Samstag, 30.05., 16:00 Uhr Kosten: 4 Euro / 2 Euro ermäßigt Eintrittskarten an der Museumskasse. Eine Reservierung wird empfohlen. „Kinomagie“: Offener Vorführraum für Kinder Sonntag, 10.05., ca. 16:30 Uhr (nach dem Kinderkino) Der Eintritt ist im Kinderkino-Ticket enthalten. FILMTHEATER after work Führung durch die Sonderausstel- lung mit anschließendem Umtrunk Mittwoch, 13.05, 19:00 Uhr Stadtführung Frankfurter Kinogeschichte Freitag, 15.05., 18:30 Uhr Donnerstag, 04.06., 18:30 Uhr Buchung unter frankfurter-stadtevents.de Internationaler Museumstag Das Deutsche Filmmuseum ist dabei Zum Internationalen Museumstag Kinofotografien von Yves Mar- am Sonntag, 17. Mai, gewährt chand und Romain Meffre, die das Deutsche Filmmuseum allen noch bis Sonntag, 31. Mai, hier zu Besuchern freien Eintritt in die Son- sehen ist. Eine öffentliche Führung derausstellung FILMTHEATER. beginnt um 14 Uhr.
13 Kontext Kino. WerKstattgespräche zu orten und perspeKtiven der FilmKultur Die Workshops sind für alle Interessierten offen und finden jeweils von 10 bis 13 Uhr c.t. im Kino des Deutschen Filmmuseums statt. Der Eintritt ist frei. Freitag, 08.05.2015 Paul KlimPel (Rechtsanwalt bei iRights.Law) über das Urheberrecht in der Kultur und die besondere Relevanz rechtlicher Fragen für die Sichtbarkeit und Überlieferung des Filmerbes. Freitag, 22.05.2015 · 11–14 Uhr c.t. lars HenriK gass (Leiter der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen) über Status Quo und Zukunft des Kinos, die Rolle von Festivals und den Stellenwert der Filmkultur. Freitag, 05.06.2015 nina goslar (Filmredakteurin bei ZDF/ARTE) zur Rolle der öffentlichen Sender bei Arthouse-Koproduktionen, Filmrestaurierung und DVD-Editionen. Freitag, 19.06.2015 alexander HorwatH (Direktor des Österreichischen Filmmuseums in Wien) über die Aufgabe des Kurators und die Ausstellbarkeit des Films im Kino, im Museum und in anderen Kontexten. Freitag, 03.07.2015 steFanie scHulte stratHaus (Ko-Direktorin des Arsenal - Institut für Film- und Videokunst in Berlin und Leiterin des Forum Expanded) über Entgrenzungen des Kinos und lebendige Archive. Freitag, 17.07.2015 Verena lueKen (Feuilletonredakteurin mit Schwerpunkt Film bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung) über Filmkritik im Kontext des Medienwandels und den Gang ins Kino. Gemeinsamer Masterstudiengang „Filmkultur: Archivierung, Programmierung, Präsentation“ der Goethe-Universität Frankfurt und des Deutschen Filminstituts - DIF
14 FILMTHEATER Filmreihe zur Ausstellung Seit November 2014 hat die Filmreihe FILMTHEATER Werke präsentiert, die das Kino thematisieren – aus der Perspektive der Zuschauer „Vor der Leinwand“ sowie aus der Perspektive der Kinomacher und Vorführer, die „Hinter der Leinwand“ agieren. Unter dem Titel „Nach der Leinwand“ wendet sich die Filmreihe seit April Erzählungen vom häufig beschworenen Ende des Kinos zu – aber auch optimistischen Visionen zur Zukunft des Kinos. Die Auswahl an Spielfilmen blickt nostalgisch, aber auch mit schwarzem Humor auf die Geschichte des Kinos, Dokumentarfilme beleuchten die tiefgreifenden Veränderungen durch die Digitalisierung. Im Vorpro- gramm sind thematisch passende Kurzfilme zu sehen. CINEMA: A PUBLIC AFFAIR Deutschland 2015. R: Tatiana Brandrup Dokumentarfilm. 99 Min. DCP. OmU Vorfilm THE PROJECTIONIST Australien 2002 R: Michael Bates 14 Min. 35mm. OF Der weltbekannte russische Filmhistoriker und begna- Freitag, 08.05. 18:00 Uhr dete Filmvermittler Naum Kleiman war Direktor des Moskauer Filmmuseums, des Musey Kino, das 2005 ge- schlossen wurde. Seitdem halten er und seine Mitstrei- ter die Cinemathek im Exil lebendig. Sie kämpfen für das Kino als Forum für den freien Gedankenaustausch, das den Weg zu persönlichem Wachstum und zu einer offeneren Gesellschaft ebnen kann – eine brisante Visi- on angesichts der aktuellen politischen Situation Russ- lands, der Naum Kleiman mit Mut und Gelassenheit begegnet. Für seine Verdienste um den Film wurde er in diesem Jahr mit der Berlinale Kamera ausgezeichnet.
15 THREE LITTLE WORDS Drei kleine Worte USA 1950. R: Richard Thorpe. D: Fred Astaire, Red Skelton, Vera-Ellen. 102 Min. 35mm. OF Die Kopie wurde im bis Anfang der 1950er Jahren gängigen Technicolor Process No. 4 hergestellt. In einem aufwändigen Verfahren wurden die Farben auf einen Schwarzweißfilm aufgedruckt. Sie haben bis heute nichts von ihrer Schönheit verloren. Das MGM-Musical THREE LITTLE WORDS ist eine Film- Samstag, 09.05. biographie über das erfolgreiche Songschreiberduo Bert 20:30 Uhr Kalmar und Harry Ruby – gespielt von Fred Astaire und Red Skelton. Nach einer Verletzung kann der Entertainer Bert Kalmar nicht mehr auftreten. Er versucht daher zusammen mit dem Komponisten Harry Ruby sein Glück als Texter. Ihr erstes gemeinsames Stück wird gleich ein Erfolg, was sowohl beruflich als auch privat zu einem Höhenflug führt. Neben den brillanten Farben in Techni- color begeistern die Oscar®-nominierte Filmmusik und die zahlreichen Tanzeinlagen von Fred Astaire. SIDE BY SIDE USA 2012. R: Christopher Kenneally Dokumentarfilm. 98 Min. Blu-ray. OF Vorfilm REGENZEITEN Deutschland 1996 R: Franz Winzentsen 3 Min. 35mm Zu einem Zeitpunkt, als digitales und analoges Filme- Samstag 09.05. machen noch relativ gleichberechtigt nebeneinander 22:30 Uhr standen, befragte Keanu Reeves berühmte Filmschaf- fende zur digitalen Revolution – unter ihnen James Donnerstag, 21.05. Cameron, David Lynch, Christopher Nolan, Martin 18:00 Uhr Scorsese und Lars von Trier. SIDE BY SIDE zeigt dabei die Unterschiede zwischen beiden Techniken und wie sich die Arbeitsabläufe in allen Phasen, die ein Film durchläuft, durch die Digitalisierung verändert haben. Darüber hinaus fragt der Film auch nach den ästheti- schen Auswirkungen dieser Entwicklung.
16 FILMTHEATER IM LAUF DER ZEIT BRD 1976. R: Wim Wenders D: Rüdiger Vogler, Hanns Zischler, Lisa Kreuzer. 176 Min. DCP In Wim Wenders' Roadmovie reist Bruno Winter in Sonntag, 10.05. 17:00 Uhr einem alten Möbelwagen entlang der innerdeutschen Grenze, um in den Provinzkinos die Projektoren zu repa- rieren. Unterwegs trifft er Robert Lander, der ihn fortan begleitet. Grundlage des Films war kein festes Drehbuch, sondern eine Route durch Kleinstädte, die zur Zeit des Kinosterbens der 1970er Jahre noch Filmtheater hatten. Das filmische Zeitdokument des Alltäglichen erzählt von der wortkargen Freundschaft zwischen dem Kinotechni- ker Bruno und dem Kinderpsychologen Robert. Das Kino des Deutschen Filmmuseums zeigt die 2014 von der Wim Wenders Stiftung digital restaurierte Fassung. NO TE MUERAS SIN DECIRME ADONDE VAS Stirb nicht ohne mir zu sagen wohin du gehst Argentinien 1995. R: Eliseo Subiela. D: Darío Grandinetti, Mariana Arias, Oscar Martinez. 130 Min. 35mm. OmU Im Buenos Aires der 1990er Jahre bastelt der Filmvorfüh- Donnerstag, 14.05. rer Leopoldo an einem Gerät, das menschliche Träume 18:00 Uhr für andere sichtbar machen und auf Video aufzeichnen Freitag, 15.05. soll. Hundert Jahre zuvor – in einem früheren Leben oder 20:15 Uhr in einem Traum – nannte er sich William und half als As- sistent des Erfinders Thomas Edison bei der Entwicklung des Kinematographen: der Maschine, die viele Menschen zur selben Zeit denselben Traum träumen lässt. Eliseo Subielas surrealer Film spielt zwischen Traum, Film und Wirklichkeit und ist eine bewegende Reflexion über das Wesen des Kinos.
17 SCHÖN WAR DIE ZEIT BRD 1988. R: Klaus Gietinger, Leo Hiemer D: Gottfried John, Edgar Selge, Ewa Blaszczyk. 115 Min. 35mm Die Satire erzählt die Geschichte eines Filmvorführers Mittwoch, 20.05. auf dem Land und eines Filmregisseurs in der Stadt von 18:00 Uhr 1945 bis 1962: Während der ehemalige Star-Regisseur der Nazi-Zeit auch in der BRD wieder Karriere mit Hei- matfilmen machen kann, ist das Alpen-Kino, in dem der Filmvorführer arbeitet, dem Untergang geweiht. Das Fernsehen versetzt letztendlich beiden den Todesstoß. Der Film von Klaus Gietinger und Leo Hiemer rechnet auf unterhaltsame Weise mit dem Mitläufertum und den Mythen des Wiederaufbaus nach dem zweiten Weltkrieg ab. SPLENDOR Italien 1989. R: Ettore Scola. D: Marcello Mastroianni, Massimo Troisi, Marina Vlady. 105 Min. 35mm. Omdt/frzU Vorfilm ÚLTIMA SESIÓN Spanien 2014 R: Natxo Fuentes 14 Min. OmeU digital Das Kleinstadt-Kino Splendor hat seine besten Tage Sonntag, 24.05. hinter sich: Es häuft Schulden an und ist im Begriff, 18:00 Uhr zu verfallen. Schweren Herzens entscheidet sich sein Besitzer Jordan, der das Kino von seinem Vater geerbt Dienstag, 26.05. hat, es zu verkaufen. Nach Ende der letzten Vorstellung 20:30 Uhr erinnert er sich noch einmal an die Glanzzeiten des Kinos. Die Tragikomödie ist ein melancholisch-schöner Abschied vom Kino, die zu Unrecht im Schatten des weitaus bekannteren Films NUOVO CINEMA PARADI- SO (IT/FR 1988) von Giuseppe Tornatore steht.
18 FILMTHEATER THE LAST PROJECTIONIST GB 2011. R: Tom Lawes Dokumentarfilm. 82 Min. DCP. OmeU Vorfilm THE PROJECTIONIST Australien 2002 R: Michael Bates 14 Min. 35mm. OF Regisseur Tom Lawes kaufte 2004 das älteste unabhän- Donnerstag, 28.05. gige Kino Großbritanniens, das Electric in Birmingham, 18:00 Uhr und ließ es restaurieren. Sein Film erzählt in Archivauf- nahmen und amüsanten Zeichentrick-Animationen die Geschichte des Kinos: von der Gründung zur Stumm- filmzeit 1909 über die Umnutzung als Wochenschaukino während des Zweiten Weltkriegs und als Pornokino in den 1970er Jahren bis in die Gegenwart. Darüber hinaus blickt er auch in die Zukunft: Verliert das Kino mit dem Ende der 35mm-Projektion seine Seele?, fragen sich ehemalige Besitzer und Filmvorführer. Die DVD zur Ausstellung FILMTHEATER Erhältlich im Museumsshop und unter shop-filmmuseum.de
19 50 JAHRE KURATORIUM JUNGER DEUTSCHER FILM Kennen Sie den ersten Film von Werner Herzog, Roland In Kooperation mit Emmerich und Edgar Reitz? Wie begann die Karriere von Tom Tykwer, Detlev Buck und Andreas Dresen? Alle Genannten eint, dass ihre ersten Projekte vom Kurato- rium junger deutscher Film gefördert wurden – lange bevor sie international bekannt wurden. 2015 feiert die Förderungseinrichtung für den deutschen Film- nachwuchs ihr 50-jähriges Bestehen mit einer großen Filmreihe im Kino des Deutschen Filmmuseums. Das Kuratorium junger deutscher Film, mit Sitz im Wiesbadener Schloss Biebrich, entstand 1965 während der Aufbruchstimmung nach dem „Oberhausener Manifest". Eine Gruppe junger Regisseure erklärte dabei 1962 „Papas Kino“ für tot und forderte neue Inhalte und Darstellungsweisen für den Film. Aus der Anfangszeit des Kuratoriums sind zwei außergewöhnliche Filmema- cher zu Gast in Frankfurt: Roland Klick präsentiert am Sonntag, 17. Mai, sein frühes Werk BÜBCHEN (BRD 1969), und Ula Stöckl zeigt am Pfingstmontag, 25. Mai, die auf der Berlinale uraufgeführte digitale Restau- rierung von NEUN LEBEN HAT DIE KATZE (BRD 1968) – jeweils in Kombination mit einer aktuellen Dokumen- tation und Gesprächen zu Geschichte und Gegenwart der deutschen Filmförderung. Heute ist die Stiftung Kuratorium die einzige von den Ländern gemeinsam getragene Filmförderinstitution, mit Schwerpunkten auf der Förderung des Kinderfilms und des Autorenfilms. Am 20. Mai stellt der vielfach preisgekrönte Regisseur Philip Gröning sein Erstlings- werk L'AMOUR (DE/CH/FR 2000) vor. Einen Einblick in die Fördersituation der Gegenwart wird Michaela Kezele mit MY BEAUTIFUL COUNTRY – DIE BRÜCKE AM IBAR am Mittwoch, 27. Mai, geben. Ihr aktuelles Projekt wird ebenfalls vom Kuratorium gefördert.
20 KURATORIUM JUNGER DEUTSCHER FILM LEBENSZEICHEN BRD 1968. R: Werner Herzog. D: Peter Brogle, Wolfgang Reichmann, Wolfgang Stumpf. 87 Min. 16mm Werner Herzogs erster Spielfilm skizziert die umfassende Freitag, 01.05. 18:00 Uhr Krise des Soldaten Stroszek auf der griechischen Insel Kos 1942. „Unbehelligt, fast wie ein Urlauber" soll sich Sonntag, 03.05. der Fallschirmjäger hier nach einem Lazarettaufenthalt 21:00 Uhr erholen. Mit seiner griechischen Frau Nora und seinen zwei Kameraden Meinhard und Becker muss er das Munitionsdepot am Hafen bewachen. Lange geschieht nichts. Bis Stroszek in der drückenden Hitze nach und nach den Verstand verliert. Herzog gewann mit LEBENS- ZEICHEN 1968 den Deutschen Filmpreis in Silber und den Silbernen Bären für den Besten Erstlingsfilm. MAHLZEITEN BRD 1967. R: Edgar Reitz D: Heidi Stroh, Georg Hauke, Nina Frank. 94 Min. 35mm Die Fotografin Elisabeth und der Medizinstudent Paul be- Samstag, 02.05. gegnen sich, heiraten, bekommen das erste Kind. Krisen 20:30 Uhr bahnen sich an, dennoch kommt ein Kind nach dem an- deren zur Welt. Paul gibt sein Studium auf, verschwindet immer wieder auf der Suche nach sich selbst und kehrt zurück, doch die Probleme bleiben bestehen. Nur zu den MAHLZEITEN findet das Paar noch zusammen: kurze Gespräche, Spiele, Partys und Sex. Edgar Reitz äußerte 2012 in einem Interview mit Blick auf die Förderung seines Spielfilmdebüts: „Diese Freiheiten würden auch dem heutigen Film sehr gut tun."
21 DAS ANDECHSER GEFÜHL BRD 1975. R: Herbert Achternbusch. D: Herbert Achternbusch, Mar- garethe von Trotta, Walter Sedlmayr. 65 Min. 16mm Ein Dorfschullehrer aus Andechs träumt davon, mit einer Donnerstag, 07.05. berühmten Filmschauspielerin seinem tristen Leben zu 18:00 Uhr entfliehen. Die Wartezeit verbringt er mit übermäßigem Bierkonsum und Seitensprüngen. Doch als die Schau- spielerin endlich auftaucht, stellt der Lehrer enttäuscht fest, dass er und sie sich nichts zu sagen haben. DAS ARCHE NOAH PRINZIP BRD 1984. R: Roland Emmerich. D: Richy Müller, Franz Buchrieser, Aviva Joel. 100 Min. 35mm Zwei Astronauten befinden sich auf der Raumstation Sonntag, 10.05. „Florida Arklab", 189 Kilometer über der Erde. Mit einer 20:30 Uhr neu entwickelten Technologie sollen sie wetterbedingte Katastrophen verhindern. Als sie jedoch bemerken, dass ihre Technik auch militärisch eingesetzt werden soll, sabotieren sie das Programm. Sein Debütfilm ebnete Roland Emmerich den Weg nach Hollywood. STILLES LAND Deutschland 1992. R: Andreas Dresen D: Thorsten Merten, Jeannette Arndt, Kurt Böwe. 98 Min. 35mm Andreas Dresens Debüt spielt im bewegten Herbst des Dienstag, 12.05. Jahres 1989. Während sich die politischen Ereignisse der 20:30 Uhr Wendezeit überschlagen, ist es in der Provinz noch ruhig. In einem Kleinstadttheater inszeniert der junge Regisseur Kai zum ersten Mal – ausgerechnet Warten auf Godot. Im Schatten der politischen Geschehnisse gewinnt die Geschichte zunehmend an metaphorischer Bedeutung.
22 KURATORIUM JUNGER DEUTSCHER FILM BELLA MARTHA Deutschland/Österreich/Schweiz/Italien 2001. R: Sandra Nettelbeck D: Martina Gedeck, Sergio Castellitto, Maxime Foerste. 106 Min. 35mm Für die unterkühlte Martha gibt es nur eine Erfüllung im Donnerstag, 14.05. 20:30 Uhr Leben: das Kochen. Sechs Tage die Woche arbeitet sie als Chefköchin in dem französischen Restaurant „Lido“, dessen Küche sie mit eiserner Hand beherrscht. Dann kommt ihre Schwester bei einem Autounfall ums Leben, und Martha muss sich plötzlich um deren achtjährige Tochter Lina kümmern. Zugleich tritt der lebenslustige Italiener Mario als zweiter Chefkoch in ihr Leben. Mit Wärme und Humor gewinnt dieser bald die Herzen von Lina und Martha. Martina Gedeck erhielt 2002 für ihre Rolle als Martha den Deutschen Filmpreis als Beste Hauptdarstellerin. BUNGALOW Deutschland 2002. R: Ulrich Köhler D: Michael Abendroth, Frank Breitenreiter, Lennie Burmeister. 85 Min. Im Mittelpunkt von Ulrich Köhlers Erstlingswerk steht Freitag, 15.05. der 19-jährige Paul. Er ist Rekrut beim Bund und begeht 18:00 Uhr auf dem Rückweg von einem Manöver Fahnenflucht. Er entfernt sich unerlaubt von seiner Truppe und siedelt sich im Bungalow seiner Eltern an – im Niemandsland der hessischen Provinz. Die Eltern sind im Urlaub. Seltsam ruhig vergeht die Zeit. Nur gelegentliche Ausbrüche Pauls erzählen von der angestauten Aggression, der auch sein älterer Bruder zum Opfer fällt. Ulrich Köhler (SCHLAF- KRANKHEIT, DE 2011) zählt heute zu den wichtigsten Vertretern der „Berliner Schule".
23 ROLAND KLICK ZU GAST Roland Klick, geboren 1939, distanzierte sich immer wieder vom Kunstanspruch des Neuen Deutschen Films. Er drehte Gangsterthriller wie DEADLOCK (BRD/IS 1970) und Genrearbeiten (SUPERMARKT, BRD 1973, und WHITE STAR, BRD 1983). Er erhielt insgesamt vier Bun- desfilmpreise für die Beste Regie. Seit seiner jüngsten Kinoarbeit SCHLUCKAUF (DE 1992) lebt Roland Klick als Autor zurückgezogen in Irland. ROLAND KLICK – THE HEART IS A HUNGRY HUNTER Deutschland 2013. R: Sandra Prechtel Dokumentarfilm mit Roland Klick. 80 Min. DCP Zu Gast: Roland Klick und Sandra Prechtel Der Film zeigt Roland Klick als „Legende“: Klick machte Sonntag, 17.05. aufwühlendes Publikumskino, doch nach nur sechs 18:00 Uhr Spielfilmen hatte sich das große Talent in eine Sackgasse manövriert. Sandra Prechtels Dokumentation lotet die Abgründe im Leben eines Regisseurs aus, der keine Kompromisse kannte. BÜBCHEN BRD 1969. R: Roland Klick D: Sascha Urchs, Renate Roland, Sieghardt Rupp. 86 Min. 35mm Vor dem Film sprechen Anna Schoeppe (Kuratori- um) und Urs Spörri (DIF) mit Roland Klick und Sandra Prechtel. Roland Klicks erster abendfüllender Spielfilm erzählt die Sonntag, 17.05. verstörende Geschichte eines Verbrechens: Der zehnjähri- 20:15 Uhr ge Achim erstickt seine kleine Schwester Katrin mit einer Plastiktüte. Er versteckt ihre Leiche auf einer Müllkippe und lenkt den Verdacht auf Otto – den Verehrer der Nach- barstochter Monika, die eigentlich auf Katrin hatte aufpas- sen sollen. Dann entdeckt Achims Vater die Wahrheit.
24 KURATORIUM JUNGER DEUTSCHER FILM PHILIP GRÖNING ZU GAST Philip Gröning, geboren 1959, erregte 1992 mit dem Spielfilm DIE TERRORISTEN Aufsehen. Sein bislang größter Erfolg war der Dokumentarfilm DIE GROSSE STILLE (FR/CH/DE 2005), der beim Sundance-Filmfestival gewann und mit dem Europäischen Filmpreis, dem Preis der Deutschen Filmkritik sowie dem Deutschen Kamera- preis ausgezeichnet wurde. Für DIE FRAU DES POLIZIS- TEN erhielt Gröning den Spezialpreis der Jury in Venedig. L'AMOUR Deutschland/Schweiz/Frankreich 2000. R: Philip Gröning D: Sabine Timoteo, Florian Stetter. 134 Min. 35mm Zu Gast: Philip Gröning Marie verdient ihr Geld auf dem Berliner Straßenstrich. Mittwoch, 20.05. 20:15 Uhr Eines Nachts lernt sie den Außenseiter David kennen, der kurz zuvor seinen Job verloren hat. Nach einer gemeinsa- men Liebesnacht beschließen die beiden, die kalte Groß- stadt zu verlassen. Als ihnen das Geld ausgeht. ist Marie erneut gezwungen, ihren Körper zu verkaufen. Schon bald wird ihre Reise zu einer endlosen Folge aus billigen Hotels, Autostrich und Peepshows. Für L'AMOUR erhielt Philip Gröning den Hessischen Filmpreis.
25 KARNIGGELS Deutschland 1991. R: Detlev Buck D: Bernd Michael Lade, Julia Jäger, Inga Busch. 94 Min. 35mm Im tiefsten Schleswig-Holstein wird Horst Köpper, Sonntag, 24.05. genannt „Köppe", als frischgebackener Absolvent der 20:30 Uhr Polizeischule auf die Verbrecherwelt losgelassen. Diese begegnet ihm in Gestalt eines freundlichen Autodiebs, Donnerstag, 28.05. und schließlich hat er auch noch – eine Sensation auf 20:30 Uhr dem platten Land – mit einer Serie mysteriöser Kuhmor- de zu tun. Außerdem hat Köppe ein Auge auf Kollegin Nina geworfen, die aber seine Gefühle nicht recht erwi- dern will. Köppe sucht sein Heil im Alkohol und gerät mit seiner eigenen Zunft in Konflikt. Detlev Buck überzeugt als Regisseur und Schauspieler, der 1995 mit MÄNNER- PENSION einen ersten großen Publikumserfolg landete. NEUN LEBEN HAT DIE KATZE BRD 1968. R: Ula Stöckl. D: Liane Hielscher, Christine de Loup, Jürgen Arndt. 90 Min. DCP (digital restaurierte Fassung) Vor dem Film sprechen Anna Schoeppe (Kuratorium) und Urs Spörri (DIF) mit Ula Stöckl. München im Sommer 1967. Die Journalistin Katharina Pfingstmontag, erhält Besuch von ihrer französischen Freundin Anne. 25.05. Sie unternehmen Ausflüge, besuchen Cafés, Bekann- 18:00 Uhr te und Partys. Dabei erkunden sie in Gesprächen die Chancen weiblicher Emanzipation in einer männlich geprägten Gesellschaft. Der essayistische Spielfilm stellt fünf Frauentypen ins Zentrum der episodischen Hand- lung. Laut Filmkritikerin Christa Maerker ist Ula Stöckls Abschlussfilm am Ulmer Institut für Filmgestaltung „der erste feministische Film“ der Bundesrepublik.
26 KURATORIUM JUNGER DEUTSCHER FILM Zehn Jahre »WAS TUT SICH – IM DEUTSCHEN FILM?« Bereits seit zehn Jahren präsentiert das Kino des Deut- In Kooperation mit schen Filmmuseums in der Reihe WAS TUT SICH – IM DEUTSCHEN FILM? einmal im Monat ein aktuelles Werk mit Filmgespräch. Im Mai stellt Regisseurin Ula Stöckl ihren jüngsten Film über die letzten Überleben- den der „Weißen Rose“ vor. DIE WIDERSTÄNDIGEN vollendete sie für ihre langjährige Freundin und Kollegin Katrin Seybold, die am 27. Juni 2012 starb. Ula Stöckl, 1938 in Ulm geboren, errang bereits mit ihrem Regiedebüt NEUN LEBEN HAT DIE KATZE (S. 25) internationale Aufmerksamkeit. Sie drehte gemeinsam mit Edgar Reitz, Alf Brustellin und Nicos Perakis. Die feministische Regisseurin ist eine der wichtigsten Filme- macherinnen des Neuen Deutschen Films. 1999 wurde Stöckl mit dem Konrad-Wolf-Preis für ihr bisheriges Lebenswerk geehrt. Als Dozentin lehrte die in den USA lebende Filmemacherin unter anderem in Berlin, Virginia und Florida. DIE WIDERSTÄNDIGEN. „ALSO MACHEN WIR DAS WEITER..." Deutschland 2015. R: Katrin Seybold, Ula Stöckl Dokumentarfilm. 87 Min. DCP Nach dem Film spricht Claudia Lenssen (epd Film) mit Ula Stöckl. Die Widerstandsbewegung „Die Weiße Rose“ bestand Pfingstmontag, 25.05. auch nach der Hinrichtung der Geschwister Scholl und 20:15 Uhr ihres Freundes Christoph Probst fort. Die jungen Frauen und Männer setzten ihr Leben im Kampf gegen das NS-Regime aufs Spiel und betrachteten ihren Einsatz als Selbstverständlichkeit. In diesem Film kommen sie ausführlich zu Wort. „Die Filme, die ich mache, müssen gemacht werden, denn wenn die Menschen tot sind, sind sie tot, dann haben wir nur noch die Gestapo-Pro- tokolle, die Protokolle der Täter, das geht doch nicht.“ (Zitat Katrin Seybold)
27 MY BEAUTIFUL COUNTRY – DIE BRÜCKE AM IBAR Deutschland 2012. R: Michaela Kezele. D: Zrinka Cvitešić, Mišel Matičević, Andrija Nikčević. 91 Min. DCP. OmU Zu Gast: Michaela Kezele Während 1999 Bürgerkrieg im Kosovo herrscht, teilt der Mittwoch, 27.05. Grenzfluss Ibar eine kleine Stadt in eine serbische und 20:15 Uhr eine albanische Hälfte. Auf der serbischen Seite lebt die junge Witwe Danica mit ihren Söhnen Vlado und Danilo. Eines Tages flüchtet sich der verwundete albanische UÇK-Soldat Ramiz in ihr Haus. Wider besseres Wissen pflegt Danica den feindlichen Kämpfer gesund, und die beiden verlieben sich – mit fatalen Folgen. Regisseurin Michaela Kezele erhielt zahlreiche Festivalauszeichnun- gen für den Film, ihr aktuelles Drehbuch wird ebenfalls vom Kuratorium junger deutscher Film gefördert. DIE TÖDLICHE MARIA Deutschland 1993. R: Tom Tykwer D: Nina Petri, Josef Bierbichler, Joachim Król. 107 Min. 35mm Die 40-jährige Maria führt mit ihrem Ehemann eine Samstag, 30.05. eintönige, festgefahrene Ehe. Außerdem muss Maria 20:30 Uhr sich um ihren kranken, tyrannischen Vater kümmern. Als sie sich eines Tages in ihren sensiblen Nachbarn Sonntag, 31.05. Dieter verliebt, mündet ihr Versuch, aus ihrem grauen 20:30 Uhr Alltag auszubrechen, geradewegs in eine Tragödie. Tom Tykwers Regiedebüt erhielt viele Auszeichnungen, vom Preis der Deutschen Filmkritik bis zum Deutschen Kamerapreis. LOLA RENNT (DE 1998) bedeutete schließlich Tykwers internationalen Durchbruch, der ihn bis nach Hollywood führte.
28 SPECIAL Oberhausen on Tour 2015 Die Kurzfilmtage Oberhausen sind das älteste Kurzfilm- festival der Welt. 1954 wurde es von Hilmar Hoffmann gegründet und ist seitdem ein Magnet für Fachbesucher und Filmfans aus der ganzen Welt. Internationaler Wettbewerb 2014 Im Wettbewerb der Kurzfilmtage in Oberhausen konkur- Dienstag, 05.05. rieren jedes Jahr etwa 60 Beiträge, die aus nahezu 6000 18:00 Uhr Einreichungen ausgewählt werden, um die Festival- Preise. Im Kino des Deutschen Filmmuseums sind fünf der interessantesten Arbeiten aus dem Internationalen Wettbewerb 2014 zu sehen. Sie kreisen um Erinnerung, Einsamkeit und Verlorenheit, setzen aber auch helle und positive Akzente. So erforscht Teboho Edkins in GANGSTER BACKSTAGE (FR/ZA 2013) dokumentarisch die komplexe Realität eines Lebens am Rande der Ge- sellschaft, stets in unmittelbarer Erwartung des Todes. Maria Kourkouta verbindet in EPISTROFI STIN ODO AIOLU (FR/GR 2013) Found Footage mit Gedichten und Musik zu einer vielschichtigen Collage. Die Lateinamerikanische Erfahrung Die Kurzfilmtage in Oberhausen versammelten in ihrem Mittwoch, 13.05. 18:00 Uhr Programm von Beginn an Kurzfilme aus allen Teilen der Welt. In den 1970er- und 80er-Jahren lag ein Schwer- punkt auf Filmen aus Lateinamerika, speziell auf den politischen Filmen des „Dritten Kinos“. Diese zum Teil experimentellen Dokumentarfilme thematisieren die soziale und politische Situation des Kontinents und richten ihr Augenmerk vor allem auf die Willkürherr- schaft in Diktaturen, die fortschreitende Armut der Be- völkerung und die andauernde Einflussnahme der USA auf Südamerika. Das Kurzfilmprogramm unternimmt in fünf Filmen eine Reise durch die Kurzfilmgeschichte des Kontinents. Fast alle Arbeiten wurden in Oberhau- sen mit Hauptpreisen ausgezeichnet.
29 CLAUDE LANZMANN UND DIE SHOAH Claude Lanzmann, 1925 in Paris geboren, kämpfte im Zweiten Weltkrieg in der französischen Résistance. Seit den 1970er-Jahren drehte er viel beachtete Filme. Die Shoah, der Antisemitismus und politische Freiheits- kämpfe sind Gegenstand seines Schaffens. Lanzmanns Dokumentarfilm-Monument SHOAH (FR 1985) ging als Meisterwerk der Erinnerungskultur in die Filmgeschichte ein. SOBIBOR, 14 OCTOBRE 1943, 16 HEURES (FR 2001) und LE DERNIER DES INJUSTES (FR/AU 2013) basieren auf Gesprächen, die bereits für SHOAH gedreht worden waren. Bei der Berlinale 2013 erhielt Claude Lanzmann den Goldenen Ehrenbären für sein Lebenswerk. Das Kino des Deutschen Filmmuseums ehrt ihn mit einer Filmreihe, in der drei seiner eigenen Filme zu sehen sind sowie zwei weitere Filme zum Thema. LE DERNIER DES INJUSTES Der Letzte der Ungerechten In Kooperation mit Frankreich/Österreich 2013. R: Claude Lanzmann Dokumentarfilm. 220 Min. DCP. OmU Einführung am 29.05.: Cilly Kugelmann (angefragt) Der Dokumentarfilm stellt den Rabbiner Benjamin Sonntag, 03.05 Murmelstein in den Mittelpunkt, der im Konzentrati- 17:00 Uhr onslager Theresienstadt als von den Nationalsozialisten eingesetzter „Judenältester“ tätig war. Seine Figur ist Freitag, 29.05. bis heute umstritten. Lanzmann empfand die Kritik am 18:00 Uhr Verhalten von Murmelstein jedoch als ungerecht. 40 Jahre nach einem ersten Interview mit Murmelstein sucht Lanzmann die Orte auf, die hier eine zentrale Rolle spielen, und ergänzt seine Aussagen durch his- torische Dokumente. Er rekonstruiert so die furchtbare Zwangslage, in der sich Benjamin Murmelstein zur Zeit des Holocaust befand.
30 CLAUDE LANZMANN UND DIE SHOAH SOBIBOR, 14 OCTOBRE 1943, 16 HEURES Sobibor, 14 Oktober 1943, 16 Uhr Frankreich 2001 R: Claude Lanzmann. Dokumentarfilm. 95 Min. DCP. OmU Der Filmtitel markiert den Beginn des einzigen gelunge- Mittwoch 06.05. 20:30 Uhr nen bewaffneten Aufstands von Gefangenen in einem nationalsozialistischen Vernichtungslager. Der Film Sonntag 31.05. beruht auf Gesprächen Claude Lanzmanns mit Yehuda 18:00 Uhr Lerner, der als 17-Jähriger am Aufstand beteiligt war. Lerner schildert detailliert die Vorbereitungen des Auf- standes – maßgeblich durch einen militärisch erfahrenen jüdischen Offizier der Roten Armee – und seinen Verlauf, der entscheidend von der Pünktlichkeit der Deutschen abhängen sollte. Lanzmann verbindet in seinem Film Lerners Bericht von 1979 mit im Jahr 2001 gedrehten Aufnahmen der von ihm erwähnten Orte. SHOAH Freitag, 22.05. Frankreich 1985. R: Claude Lanzmann. Dokumentarfilm 18:00 Uhr Teil 1. 266 Min. DCP. OmU (frz, engl, dt, hebräisch, poln, jiddisch) SHOAH Samstag, 23.05. Frankreich 1985. R: Claude Lanzmann. Dokumentarfilm. 17:00 Uhr Teil 2. 284 Min. DCP. OmU (frz, engl, dt, hebräisch, poln, jiddisch) Mit Claude Lanzmanns Film wurde das hebräische Wort „Shoah“ („Untergang, Katastrophe“) prägend als Be- zeichnung für die Ermordung der Juden im Nationalsozi- alismus. Mehr als zehn Jahre arbeitete Claude Lanzmann an seinem Film „über die Radikalität des Todes“. Allein die Recherche und die Dreharbeiten zogen sich über fünf Jahre hin. Zwischen 1976 und 1981 führte der Regisseur und Journalist Interviews sowohl mit Opfern als auch mit Tätern. Die insistierende Frage nach dem Wie statt dem Warum entlockt den Inteviewpartnern Dinge, über die sie nie zuvor gesprochen haben. Lanzmann verwendet weder Archivmaterial noch Kommentar, er kehrt mit seinen Protagonisten an die Orte der Vernichtung zurück, wo die Inszenierung sie zu Darstellern ihrer eigenen Ge- schichte macht und Vergangenheit und Gegenwart auf magische und erschreckende Weise verknüpft.
31 HA’MAKAH HA’SHMONIM VE’AHAT Der 81. Schlag Israel/Frankreich 1977. R: David Bergman, Haim Gouri, Jacques Ehrlich, Mirima Nowitch, Zvi Shner. Dokumentarfilm. 115 Min. DCP OmU Ausschließlich aus historischen Film- und Fotoaufnah- Mittwoch 13.05. men kompiliert, erzählt der Film vom jüdischen Leben in 20:30 Uhr Europa, vom Aufkommen des Nationalsozialismus, von jubelnden deutschen Massen, von Pogromen, Deporta- tion und Vernichtung und schließlich von kleinen Akten des Widerstands und dem Aufstand im Warschauer Ghetto. Die Tonspur bilden Aussagen aus dem Eichmann- Prozess und die eigens für den Film komponierte Musik. HA’MAKAH HA’SHMONIM VE’AHAT war 1975 als bester Dokumentarfilm für den Oscar® nominiert und liegt nun in einer vollständigen, restaurierten Fassung vor. ŁÓDŹ GHETTO USA 1988. R: Alan Adelson, Kathryn Taverna Dokumentarfilm. 103 Minuten. 35mm. OmU Das polnische Łódź wurde 1939 von den deutschen Dienstag, 19.05. Truppen besetzt. Im Norden der Stadt, im zweitgrößten 20:30 Uhr Ghetto nach Warschau, wurden rund 200.000 Menschen unter unmenschlichen Bedingungen festgehalten. Eine zentrale Rolle im Ghetto nahm der sogenannte „Juden- älteste“ Mordechai Chaim Rumkowski ein, der von den Nationalsozialisten als Vorsitzender des „Judenrates“ eingesetzt worden war. Für das Drehbuch zu ŁÓDŹ GHETTO dienten Tagebücher und andere Dokumente ehemaliger Ghetto-Insassen. Der Film wurde aus mehr als tausend Fotos und Farbdias sowie historischem Dokumentarfilmaterial montiert.
32 In Kooperation mit dem Haus am Dom und dem Institut für Stadtgeschichte KLASSIKER & RARITÄTEN Auferstanden aus Ruinen? Schulddiskurse im deutschen Spielfilm nach 1945 Der Film wurde im Dritten Reich von den Na-tionalsozi- alisten besonders gefördert und radikal zensiert. Nach dem Zweiten Weltkrieg stand die Filmindustrie vor der Aufgabe, sich zur Frage der Schuld an den Verbrechen des Krieges zu positionieren. Zwei gegenläufige Tenden- Das Haus am Dom zen weisen Werke aus der unmittelbaren Nachkriegszeit zeigt am Dienstag, 2. Juni, auf: Sowjetisch orientierte Filme in der neu gegründeten um 19:30 Uhr DDR propagierten einen klaren Bruch mit dem national- CANARIS sozialistischen Regime, während die bundesdeutschen (BRD 1954, Produktionen angesichts des beginnenden Ost-West- R: A. Weidenmann) Konfliktes den Mythos der „sauberen Wehrmacht“ mit- Einführung: formten. Diese Reihe zeigt drei Filme, die eine differen- Sonja M. Schultz ziertere Auseinandersetzung mit dem Thema suchen. IN JENEN TAGEN Deutschland (West) 1947. R: Helmut Käutner D: Winnie Markus, Werner Hinz, Gisela Tantau. 111 Min. 35mm Einführung: Daniela Kalscheuer (Filmhistorikerin, Frankfurt) Helmut Käutners erster Nachkriegsfilm verfolgt in sieben Dienstag, 12.05. Episoden die Geschichte eines Autos und seiner unter- 18:00 Uhr schiedlichen Besitzer in den Jahren 1933 bis 1945. Sieben Gegenstände, die sich im Auto befinden, geben Hinwei- se auf die Menschen, die das Auto fuhren, und darauf, was ihnen widerfahren ist. Die gleichnishaften Episoden zeigen, dass es während des Zweiten Weltkriegs immer wieder Menschen gab, die sich für die Stimme ihres Gewissens und ihres Herzens entschieden haben.
33 EHE IM SCHATTEN Deutschland (Ost) 1947. R: Kurt Maetzig D: Paul Klingler, Ilse Steppard, Alfred Balthoff. 104 Min. DCP Einführung: Tim Gallwitz (Filmwissen- schaftler, Hamburg) EHE IM SCHATTEN ist einer der ersten Filme der 1946 Dienstag, 19.05. gegründeten DEFA und einer der wenigen Nachkriegsfil- 18:00 Uhr me, die die Auswirkungen der Nürnberger Rassegesetze thematisieren. Er zeigt am Beispiel eines Schauspieler- Ehepaars, wie sich die Situation im Zweiten Weltkrieg immer mehr verschärft. Elisabeth kann nach der Macht- ergreifung der Nazis ihren Beruf nicht mehr ausüben. Sie heiratet ihren Kollegen Hans, doch auch er kann sie nicht vor der drohenden Deportation retten. DER RUF BRD 1949. R: Josef von Baky D: Fritz Kortner, Ernst Schröder. 104 Min. 35mm Einführung: Sebastian Stauß (Filmwissen- schaftler, München) Autor und Hauptdarsteller Fritz Kortner, der als Jude 1933 Dienstag, 26.05. über Wien und London in die USA geflohen und 1948 18:00 Uhr nach Deutschland zurückgekehrt ist, verarbeitet in dem Drehbuch seine Erfahrungen mit der Nachkriegsgesell- schaft: Professor Mautner kehrt nach 15-jährigem Exil auf Einladung der Universität Göttingen in seine Heimat zurück. Die ablehnende Haltung und die feigen Intrigen seiner Kollegen, seiner Studenten und seines eigenen Sohnes machen ihm schwer zu schaffen. Neben Peter Lorres DER VERLORENE (BRD 1951) ist DER RUF eines der bedeutendsten und psychologisch stimmigsten Film- dokumente deutscher Remigration.
34 Die Revolution findet trotzdem statt Das Kino von Pier Paolo Pasolini Sexualität, Spiritualität, Macht: Pier Paolo Pasolini hielt Weitere Infos unter www.pier-paolo- sich nicht mit oberflächlichem Geplänkel auf, sondern pasolini.de stach mit seinen Filmen, Büchern, Gedichten und Es- says mitten hinein ins Wespennest der politischen und gesellschaftlichen Missstände im Italien der 1960er- und 70er-Jahre. Sein Unmut richtete sich insbesondere gegen die fehlende Aufarbeitung des Faschismus, die sozialen Verwerfungen im Subproletariat und die Arroganz des Bürgertums. Viele seiner Werke lösten Skandale aus, und immer wieder musste Pasolini seine Kunst vor Gericht verteidigen. Werke, die sich mit den Themen des Regisseurs be- schäftigen, begleiten die Vorträge internationaler Exper- ten in der Reihe „Lecture & Film“. Im Mai wird mit zwei DON CAMILLO-Verfilmungen und Bernardo Bertoluccis monumentalem NOVECENTO (IT/FR/BRD 1976) das Spannungsfeld zwischen Kommunismus und Kirche in Italien in verschiedenen Genres ausgelotet. Die Reihe organisieren das Institut für Theater-, Film- und Medienwis- senschaft, das Institut für Kunstgeschichte und das Institut für Romanische Sprachen und Literaturen der Goethe-Universität gemeinsam mit dem Kino des Deutschen Filmmuseums im Netzwerk der Hessischen Film- und Medienakademie.
LECTURE & FILM 35 „Jenseits der Sprache, zwischen den Medien: Über Pasolinis Kurzfilme“ Lecture von Veronica Pravadelli (in englischer Sprache) Anders als seine Langspielfilme der 1960er Jahre – besonders ACCATTONE (IT 1961) und MAMMA ROMA (IT 1962) – sind Pasolinis Kurzfilme einem ästhetischen Projekt verpflichtet, das meta-linguistisch und intermedial wirkt. Sie setzen das filmische Erzählen in Beziehung zu anderen Kunstformen und inszenieren die Dialektik zwischen Hoch- und Populärkultur. Der Vortrag zeigt, wie Pasolini in seinen Kurzfilmen eine über die Sprache hin- ausgehende, intermediale Textur entwickelt, welche die vermeintlich „realistische“ Ästhetik und die Darstellung des Vorstadtlebens, die man aus den frühen Langspielfil- men kennt, in einem neuen Licht erscheinen lässt. Veronica Pravadelli leitet als Professorin für Filmwis- senschaft das Center for American Studies (CRISA) an der Universität Roma Tre. Zu Pravadellis bevorzugten Forschungsgebieten gehören das italienische Kino nach dem Neorealismus und feministische Filmtheorie. LA RICOTTA Der Weichkäse Italien 1963. R: Pier Paolo Pasolini. D: Orson Welles, Mario Cipriani, Laura Betti. 35 Min. Blu-ray. OmeU (Episode aus ROGOPAG) Ein Regisseur, gespielt von Orson Welles, dreht einen Donnerstag, 07.05. Film über das Leben Christi. Aus Hunger tauscht Film- 20:15 Uhr komparse Stracci das Hündchen einer Schauspielerin gegen einen riesigen Weichkäse – die Tragödie beginnt. Filmbeginn: ca. 21:15 Uhr CHE COSA SONO LE NUVOLE? Was sind die Wolken? Italien 1968. R: Pier Paolo Pasolini. D: Franco Franchi, Ninetto Davoli, Laura Betti. 22 Min. 35mm. OmeU (Episode aus CAPRICCIO ALL'ITALIANA Laune auf Italienisch) Ein Puppenspieler, gespielt vom Sänger Domenico Mo- dugno, erzählt eine einfache Variante von Shakespeares Othello – die Geschichte entspinnt sich vor und hinter den Kulissen. LA TERRA VISTA DALLA LUNA Die Erde, gesehen vom Mond Italien/Frankreich 1967. R: Pier Paolo Pasolini D: Totò, Ninetto Davoli, Laura Betti. 30 Min. DVD. OmeU (Episode aus LE STREGHE Hexen von heute) Eine quietschbunte Komödie mit Slapstick-Anklängen: Vater und Sohn finden in der taubstummen Assurdina Ersatz für die verstorbene Frau und Mutter. Das irrwitzige Trio lernt, dass mit Leben und Tod nicht zu spaßen ist. LA SEQUENZA DEL FIORE DI CARTA Die Geschichte einer Papierblume Italien/Frankreich 1969. R: Pier Paolo Pasolini D: Ninetto Davoli, Rochelle Barbini, Aldo Puglisi. 11 Min. HDCam OmeU (Episode aus AMORE E RABBIA Liebe und Zorn) Riccetto schlendert mit einer großen roten Mohnblume die Via Nazionale entlang, während ihm Gott seine glück- liche Schuldlosigkeit vorwirft. Grundlage für den Film ist das biblische Gleichnis vom unschuldigen Feigenbaum.
– 36 LECTURE & FILM „Reden und sehen lassen. Pasolinis filmische Ethnografie in COMIZI D'AMORE“ Lecture von Angela Keppler In seinem Film COMIZI D'AMORE (Gastmahl der Liebe) aus dem Jahr 1965 unternimmt Pier Paolo Pasolini eine filmische Reise durch Italien, um die Verständigungs- verhältnisse in Sachen Liebe und Sexualität in seinem Land zu erkunden. Auf hintersinnige Weise führt er seinen Zuschauern Spielarten des Sprechens aus einem sozial auf vielfältige Weise normierten Lebensbereich vor. Entstanden ist ein visuelles Hörspiel über ein Sujet, mit dem die alltägliche Rede – nicht nur in der damaligen Zeit – ihre liebe Mühe hat. Der Vortrag analysiert die Kunst des Films, im Ungesagten das Gesagte und im Gesagten das Ungesagte spürbar zu machen. Angela Keppler ist Professorin für Medien- und Kom- munikationswissenschaft an der Universität Mannheim. Zu ihren Schwerpunkten gehören Fernsehen, Mediatisie- rung und Alltagskonversationen. COMIZI D'AMORE Das Gastmahl der Liebe Italien 1964. R: Pier Paolo Pasolini Dokumentarfilm. 90 Min. 35mm. OmU Pasolini befragte in Italien Hunderte Menschen aller Donnerstag, 21.05. 20:15 Uhr gesellschaftlichen Schichten zu Themen, die seinerzeit als Tabu galten. Er interessiert sich für Sexualität, Ehe, Schei- Filmbeginn: dung und Prostitution sowie die Beziehung zwischen Sex ca. 21:15 Uhr und Gesellschaft. Der Psychologe Cesare Musatti und der Schriftsteller Alberto Moravia kommentieren die Hal- tungen der Interviewpartner. Pasolini lässt die Zuschauer am Entstehungsprozess des Filmes teilhaben und schafft dabei Platz für Zärtlichkeit und Humor.
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