FINANZKRISE - WIRTSCHAFTSKRISE - SCHULDENKRISE - THEMENBLATT 6 DIDAKTIK

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THEMENBLATT 6
                                                DIDAKTIK

                                             FINANZKRISE –
                                             WIRTSCHAFTSKRISE –
                                             SCHULDENKRISE

     SchülerInnen – Oberstufe

Stand: 2015

1                      THEMENBLATT-DIDAKTIK 6, FINANZKRISE – WIRTSCHAFTSKRISE – SCHULDENKRISE
Aufgaben

 Aufgabe 1
Die Wirtschaft eines Landes unterliegt im Zeitablauf regelmäßigen Schwankungen, geprägt von einer Phase
des Aufschwungs, des Booms, des Abschwungs (auch Rezession genannt) und der Depression, die als
Konjunkturzyklus bezeichnet werden..

FRAGE 1.1
In der Abbildung finden Sie den Ablauf eines idealtypischen Konjunkturzyklus.
Beschriften Sie die einzelnen Phasen.

BIP

                                                                                                         ie
                                                                                                Trendlin

FRAGE 1. 2
Wie werden sich die angeführten Indikatoren in den jeweiligen Phasen eines idealtypischen Konjunkturzyklus
entwickeln? In welcher Phase sind sie steigend oder fallend bzw. wann erreichen sie ihren Höchststand, wann
ihren Tiefststand?

                                                                     Abschwung/
Indikatoren                   Aufschwung          Boom                                   Depression
                                                                     Rezession

Bruttoinlandsprodukt (BIP)

Preisentwicklung

Arbeitslosigkeit

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Aufgaben

FRAGE 1.3
Recherchieren Sie auf der Website von Statistik Austria, wie sich das BIP in Österreich von 2005 bis heute
entwickelt hat. Tragen Sie die Werte in die Tabelle ein. In welchem Jahr war, bezogen auf die Entwicklung
des BIP, die Wirtschaftskrise in Österreich am stärksten zu spüren?

                                                          Bruttoinlandsprodukt (BIP)
Jahr                Laufende Preise (in Mrd EUR)                        Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

2012

2013

FRAGE 1.4
Recherchieren Sie auf der Website der Oesterreichischen Nationalbank, wie die Prognose der wichtigsten
Wirtschaftsindikatoren für das kommende Jahr aussieht. Tragen Sie sie in die nachfolgende Tabelle ein.

Indikator                                          Höhe

BIP

Exporte

Importe

VPI

HVPI

Arbeitslosenquote

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Aufgaben

FRAGE 1.5
Wie schätzen Sie die aktuelle Situation in Österreich ein? In welcher Phase des Konjunkturzyklus befindet
sich die österreichische Wirtschaft? Lesen Sie den Zeitungsartikel.

         Österreichs Wirtschaft wächst nicht mehr

            Die Konjunktur verliert laut Wifo weiter an Schwung. Investitionen und Außenhandel
         bleiben schwach, auch in der Industrie läuft es nicht rund
            Wien - Das Wachstum der heimischen Wirtschaft ist laut Wifo-Schnellschätzung im
         dritten Quartal vollständig zum Erliegen gekommen. Schon im ersten Halbjahr hatte es
         diesbezüglich düster ausgesehen.
            Gegenüber dem vorhergehenden Vierteljahr legte das Bruttoinlandsprodukt nach Wifo-
         Berechnungen nicht zu, zudem kürzte das Institut am Donnerstag den realen Zuwachs des
         zweiten Quartals von ursprünglich 0,2 auf 0,1 Prozent.

         Schwäche im Außenhandel
         Sowohl der Rückgang der Investitionstätigkeit als auch die Schwäche des Außenhandels
         belasten das Ergebnis. Unverändert flau ist auch die Nachfrage der Konsumenten. Doch
         immerhin ein Miniwachstum war hier zu verzeichnen. Die Konsumnachfrage der privaten
         Haushalte nahm um 0,2 Prozent zu, ebenso jene der öffentlichen Haushalte.
            Die Bruttoanlageinvestitionen in Österreich wurden nach Angaben des Wifo im zweiten
         und dritten Quartal gegenüber der Vorperiode eingeschränkt, zuletzt verloren Aus-
         rüstungs- und Bauinvestitionen merklich an Kraft.
            Auch der schwache Außenhandel belastete laut Wifo das Gesamtergebnis im dritten
         Quartal. Die heimischen Exporte im weiteren Sinne dürften gegenüber der Vorperiode
         real um 1,3 Prozent gesunken sein.

         Industrie legt Rückwärtsgang ein
            Auch in der österreichischen Industrie läuft es derzeit nicht rund. Die industriellen
         Erzeugerpreise sanken im September gegenüber Vergleichsmonat des Jahres 2013 um
         1,1 Prozent, die Unternehmen des produzierenden Bereichs machten zwischen Jänner und
         Juli 0,8 Prozent weniger Umsatz als im Vorjahr. Der Personalstand sank um 0,7 Prozent auf
         rund 934.000 Beschäftigte. Das geht aus aktuellen Zahlen der Statistik Austria hervor. […]

         Abwärtsbewegung bei Preisen und Umsätzen
            Die Abwärtstendenz der industriellen Erzeugerpreise in den ersten zwei Quartalen 2014
         (erstes Quartal –1,3 Prozent gegenüber Vorjahr, zweites Quartal –0,9 Prozent gegenüber
         Vorjahr) setzte sich im dritten Quartal laut Statistik Austria mit einem Minus von
         1,0 Prozent fort. Hauptverantwortlich für die aktuellen Rückgänge sind den Zahlen
         zufolge Energie- und Vorleistungsgüter.
            Im September drehte auch der Preisindex für Konsumgüter mit 0,5 Prozent ins Minus,
         nachdem die Preise im Juli und August zum Erliegen gekommen waren. Starke Preisrück-
         gänge gab es bei Lebensmitteln, vorwiegend bei Obst, Gemüse und Fleisch. Die Erzeugerpreise
         bei Investitionsgütern hingegen legten so wie in den Vormonaten auch im September zu. […]

4                             THEMENBLATT-DIDAKTIK 6, FINANZKRISE – WIRTSCHAFTSKRISE – SCHULDENKRISE
Aufgaben

 Aufgabe 2
Wie aus der Wirtschafts- und Finanzkrise 2007/08 eine Schuldenkrise wurde:
Vervollständigen Sie die Aufzählung und tragen Sie die wichtigsten Auslöser der Wirtschafts- und Finanzkrise
der Jahre 2007/08 (wie beispielsweise die leichtfertige Kreditvergabe der Banken) in Stichworten ein.

Wirtschafts- und Finanzkrise                           (Staats)Schuldenkrise
Auslöser                                               Merkmale

•	Banken vergeben zu leichtfertig Immobilienkredite    Banken müssen vom Staat unterstützt oder übernommen
   (vor allem in den USA, Irland und Spanien)           werden
•                                                       kostspielige Konjunkturpakete zur Ankurbelung des Wirtschafts-
                                                        wachstums
•                                                       niedrigere Steuereinnahmen sowie hohe Kosten für Arbeits-
                                                        losenunterstützung
•                                                       Folgen

•                                                       hohe Budgetdefiziten und rapid steigende Staatsschulden

•                                                       Verunsicherung auf den Finanzmärkten

•

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Aufgaben

 Aufgabe 3
FRAGE 3.1
Interpretieren Sie die folgende Abbildung.

Hauspreisindex – vierteljährliche Daten
(2010 = 100)
160

140

120

100

 80

 60

 40

 20

     0
         Q1     Q3      Q1     Q3        Q1     Q3        Q1          Q3     Q1    Q3       Q1       Q3      Q1     Q3        Q1   Q3 Q1
           2006           2007             2008                2009            2010              2011          2012            2013 2014
         Dänemark             Irland           Spanien            Slowakei

Quelle: Eurostat
Anmerkung: Der Hauspreis-Index erfasst die Preisentwicklung aller von privaten Haushalten erworbenen Wohnimmobilien (Wohnungen,
           Einfamilienhäuser, Reihenhäuser usw.), sowohl Neu- als auch Altbauten, unabhängig von ihrer endgültigen Verwendung und ihren
           bisherigen Eigentümern. Es werden nur Marktpreise berücksichtigt. Die Grundstückskomponente ist enthalten.

FRAGE 3. 2
Erklären Sie, warum die großzügige Vergabe von Immobilienkrediten und die Immobilien-Preisblase eine
zentrale Rolle bei der großen globalen Krise 2007/08 gespielt haben.

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Aufgaben

 Aufgabe 4
Beantworten Sie nachstehende Fragen.

FRAGE 4.1
Was sind Staatsanleihen?

FRAGE 4. 2
Aus welchem Grund will die EZB Staatsanleihen kaufen?

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Aufgaben

 Aufgabe 5
Lesen Sie den Pressetext und lösen Sie die daran anschließende Aufgabe.

         EZB will im November mit dem Aufkauf von ABS-Papieren beginnen
           In ABS-Papieren sind die Risiken von Krediten - etwa für Auto- oder Wohnungskäufe –
         gebündelt.

         Die EZB trifft letzte Vorbereitungen zum Aufkauf von kreditbesicherten An-
         leihen, sogenannten ABS-Papieren. Ab November soll gekauft werden – weder
         Datum noch Menge sind bisher bekannt.
            Die Europäische Zentralbank (EZB) beginnt im November mit dem umstrittenen
         Aufkauf kreditbesicherter Anleihen, sogenannter ABS-Papiere. Im Laufe des nächsten
         Monats werde damit begonnen, teilte die EZB in Frankfurt am Main am Donnerstag mit,
         ohne ein konkretes Datum oder die Höhe der dafür veranschlagten Summe zu nennen.
            Der Aufkauf von ABS-Papieren soll die Kreditvergabe und damit auch das zuletzt
         stagnierende Wirtschaftswachstum im Euroraum ankurbeln.

         Bündel von Einzelkrediten
            ABS-Papiere sind Bündel von Einzelkrediten wie Hypotheken, Autokredite oder Kredit-
         kartenschulden, die an Investoren verkauft werden. Banken können so das Ausfallrisiko
         senken und haben mehr Geld für die Kreditvergabe übrig. Nach Einschätzung der EZB
         liegt der Markt für diese Art von Anleihen aber seit der Finanzkrise brach. Mit einem
         großangelegten Aufkauf solcher Papiere hofft die EZB, den Kreditmarkt wieder zu beleben.
            EZB-Präsident Mario Draghi hatte Anfang Oktober angekündigt, dass die EZB Pfand-
         briefe und kreditbesicherte Anleihen aufkaufen werde. […]

FRAGE 5.1
Was sind ABS-Papiere?

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Aufgaben

FRAGE 5. 2
Wieso haben diese ABS-Papiere dazu beigetragen haben, dass die Banken bei der Vergabe von Krediten
großzügiger wurden?

FRAGE 5.3
Was könnte der Grund dafür sein, dass der Markt für ABS-Papiere brachliegt?

FRAGE 5.4
Warum möchte die EZB ABS-Papiere und kreditbesicherte Anleihen aufkaufen?

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Aufgaben

 Aufgabe 6
FRAGE 6.1
Erklären Sie, was das Ziel einer stabilisierenden Wirtschaftspolitik ist. Wer kann in den Konjunkturverlauf
eingreifen, um dieses Ziel zu erreichen?

FRAGE 6. 2
Der nachfolgende Text enthält einige Fehler. Stellen Sie den Text richtig.

            Die Zentralbank, deren Ziel es ist, die Preisstabilität zu sichern, senkt in Boom-Phasen
         die Zinsen. Das verbilligt Kredite bzw. macht das Sparen unattraktiver und steigert dadurch
         die Nachfrage nach Investitions- und Konsumgütern. Dadurch wird das Wirtschaftswachstum
         abgekühlt und der Preisanstieg gedämpft.

         In einer Rezession funktioniert der Mechanismus genau umgekehrt.

            Neben der Zentralbank greift auch der Staat ein, um die Wirtschaft zu beleben oder zu
         bremsen. Die Regierung kann dazu beitragen, die Wirtschaft aktiv in Form von eigens
         geschnürten Konjunkturpaketen, beispielsweise durch Steuererhöhungen oder durch
         Staatsausgabenkürzungen, zu beleben.

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Lösungen

Lösungen zu Themenblatt 6 – Finanzkrise –
Wirtschaftskrise – Schuldenkrise
 Aufgabe 1
ANTWORT FRAGE 1.1

BIP

                                                                                                           g
                             Boom                                                                     wun
                                               Ab                                                fsch
                                                 sch                                          Au                            ie
                                                    wu
                                                       ng                                                          Trendlin
                ung  w
              Aufsch

                                                                      Depression

ANTWORT FRAGE 1. 2

                                                                               Abschwung/
Indikatoren                         Aufschwung              Boom                                          Depression
                                                                               Rezession

Bruttoinlandsprodukt (BIP)          steigend                Höchststand            fallend                Tiefststand

Preisentwicklung                    steigend                Höchststand            fallend                Tiefststand

Arbeitslosigkeit                    fallend                 Tiefststand            steigend               Höchststand

11                                 THEMENBLATT-DIDAKTIK 6, FINANZKRISE – WIRTSCHAFTSKRISE – SCHULDENKRISE
Lösungen

ANTWORT FRAGE 1.3

Siehe
http://www.statistik.at/web_de/statistiken/wirtschaft/volkswirtschaftliche_gesamtrechnungen/014875.html

Im Vergleich zum Vorjahr ist im Jahr 2009 das BIP gefallen.

                                                    Bruttoinlandsprodukt (BIP)
Jahr                Laufende Preise (in Mrd EUR)                   Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %

2005                                                     253,01                                         4,8

2006                                                    266,48                                              5,3

2007                                                     282,35                                         6,0

2008                                                     291,93                                         3,4

2009                                                     286,19                                         -2,0

2010                                                     294,21                                             2,8

2011                                                    308,67                                          4,9

2012                                                      317,21                                            2,8

2013                                                     322,59                                             1,7

Siehe
https://www.oenb.at/Statistik/Standardisierte-Tabellen/Realwirtschaftliche-Indikatoren/Konjunkturindi-
katoren.html

ANWORT FRAGE 1.4
Aktuell ist festzustellen, dass es in der österreichischen Wirtschaft im 3. Quartal 2014 zu keinem Wachstum
gekommen ist. Das lässt darauf schließen, dass sich Österreich in einer Phase des Abschwungs (Rezession)
befindet. Die Zukunftsprognosen (siehe Aufgabe 3) gehen von einem Wachstum aus, wenngleich beispielsweise
das Wachstum des BIPs in Relation zu den meisten vergangenen Jahren geringer ausfallen wird.

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Lösungen

    Aufgabe 2
Auslöser der Wirtschafts- und Finanzkrise:

•     Zu leichtfertige Vergabe von Immobilienkrediten durch Banken (vor allem in den USA, Irland und Spanien)
•     Bildung einer „Preisblase“ bei Immobilien
•     Unzureichende Kontrollen des Bankensektors durch die Aufsichtsbehörden
•     A nstieg der Zinsen (aufgrund der hohen Preissteigerungsraten) und Preisrückgang bei Immobilien
       (aufgrund des Überangebots)
•      Verteuerung der Kreditraten, dadurch Zahlungsrückstand bei vielen Kreditnehmern, als Folge davon
        „notleidende“ Hypothekarkredite
•       Massive Verluste bei Banken, da die Erlöse aus der Zwangsversteigerung von verpfändeten Häuser die
         Kredite nicht in voller Höhe abdecken
•        Entstehung neuer Finanzprodukte: ABS (Asset Backed Securities)
•        Wertverlust bei ABS-Produkten – Banken, Pensionsfonds, Versicherungen und Millionen von Einzelkunden
          erleiden massive Verluste
•         Unsicherheiten über die Gesundheit der Banken führen zum Zusammenbruch des Interbankenmarktes

    Aufgabe 3
ANTWORT FRAGE 3.1
Die Abbildung zeigt die Entwicklung des Hauspreisindex. Bei den vier angeführten Staaten ist der Anstieg der
Hauspreise in den Krisenjahren 2007/2008 und der darauf folgende Verfall gut erkennbar. In Irland ist die
Differenz zwischen Höchst- und Tiefststand am größten. Bemerkenswert ist auch der massive Preisanstieg in
der Slowakei. Sowohl in Spanien als auch in Irland kam es zu so einem massiven Preisverfall, dass die Immo-
bilienpreise den Stand von 2010 (Preisindex = 100 = Basis der Immobilienpreisvergleiche) bzw. auch der
vorangehenden Jahre bei weitem noch nicht erreicht haben.

ANTWORT FRAGE 3. 2
Lösung siehe Themenblatt Kapitel „2.2 Die große globale Krise“

Vor allem in den USA, aber auch in europäischen Ländern wie Irland oder Spanien haben die Banken in großem
Ausmaß Immobilienkredite zu sehr günstigen Konditionen vergeben. Vielfach konnten Familien ohne gesichertes
Haushaltseinkommen ein Haus auf Kredit erwerben.
Auslöser für die Krise waren der allgemeine Anstieg der Zinsen sowie der Preisrückgang bei Immobilien
(z. B. Irland, Spanien) aufgrund des Überangebots. Lange Zeit waren die Zinsen in den meisten Industrieländern
sehr niedrig gewesen, was einen Kredit leistbar machte. Zu den nun steigenden Zinsen, die aufgrund hoher
Preissteigerungsraten notwendig geworden waren, konnten viele frischgebackene Hausbesitzer ihre Raten mit
den anfallenden Zinsen bald nicht mehr pünktlich bezahlen. Sie gerieten in Zahlungsrückstand. Hält dieser
Zustand einige Monate an, gilt dieser Kredit als „notleidend“ oder salopp gesagt als „faul“. Die Bank muss sich
irgendwann eingestehen, dass sie ihr Geld nicht wieder in vollem Umfang zurückerhalten wird.
An sich haben sich Banken in der Regel dadurch abgesichert, dass sie bei Zahlungsausfall das Haus als „Pfand“
einbehalten und verkaufen können („Hypothekarkredit“). Durch diese Zwangsversteigerungen stieg in der
Vergangenheit jedoch das Angebot an Häusern auf dem Immobilienmarkt massiv an. Steigendes Angebot bei
sinkender Nachfrage führte dazu, dass die Häuserpreise noch schneller sanken. Die Banken konnten nun durch
den Verkauf der Pfand-Häuser oft nicht einmal die Höhe des Kredits abdecken und machten massive Verluste.
Banken mussten vom Staat unterstützt oder übernommen werden oder im Extremfall zusperren.

13                              THEMENBLATT-DIDAKTIK 6, FINANZKRISE – WIRTSCHAFTSKRISE – SCHULDENKRISE
Lösungen

 Aufgabe 4
ANTWORT FRAGE 4.1
Eine Staatsanleihe ist ein Papier, das einen Kredit an einen Staat bescheinigt. Dieses Papier kann (auf dem
sogenannten Sekundärmarkt) weiterverkauft werden.

Siehe auch Themenblatt Kapitel „3.2 Was kann/darf die Geldpolitik in einer Schuldenkrise tun?“

ANTWORT FRAGE 4. 2
Grundsätzlich gelten Staaten als vertrauenswürdige Kreditnehmer, die ihre Schulden regelmäßig zurückzahlen.
Sie können sich daher zu niedrigen Zinssätzen große Geldsummen ausleihen. Die Erfahrung zeigt, dass Inves-
toren – vor allem Banken, Versicherungen oder Pensionsfonds, aber auch Private – selbst bei hohen Schulden-
ständen großes Vertrauen in Staaten haben. Der rapide Anstieg der Staatsverschuldung und die gleichzeitige
Verschlechterung der Wachstumsaussichten beunruhigten die Investoren jedoch zunehmend. Es wird wahr-
scheinlicher, dass der Staat irgendwann bekannt gibt, dass er seine Schulden nicht mehr bezahlen kann. In der
Vergangenheit kam es vor, dass „Schuldenschnitte“ mit Kreditgebern vereinbart wurden. Für die Kreditgeber
ist das natürlich ein Verlust. Sobald sie ein solches Szenario für wahrscheinlich halten, werden sie vorsichtiger
und wollen Kredite nur mehr zu wesentlich ungünstigeren Konditionen vergeben. Die stark steigende Staats-
verschuldung treibt damit die Zinsen nach oben. Das erhöht wiederum die Ausgaben der betroffenen Staaten für
Zinszahlungen und macht damit einen künftigen Schuldenschnitt noch wahrscheinlicher. Ein Teufelskreis entsteht.

Siehe auch Themenblatt Kapitel „3.1 Wie aus der Wirtschafts- und Finanzkrise eine Schuldenkrise wurde“

Wird die EZB hier als Käufer aktiv, steigt die Nachfrage nach solchen Papieren, was ihren Wert steigen lässt
und gleichzeitig dazu führt, dass die Zinsen für solche Papiere sinken. Durch die dadurch rückläufige Zinsenlast
geht die Wahrscheinlichkeit, dass der Staat seine Schulden nicht mehr zurückzahlen kann, zurück, was den
Trend sinkender Zinsen noch verstärkt. Gleichzeitig hilft es auch den Banken, die häufig solche Staatsanleihen
besitzen: Durch den gestiegenen Wert der Anleihen verbessert sich die Vermögenssituation der Banken.

Siehe auch Themenblatt Kapitel „3.2 Was kann/darf die Geldpolitik in einer Schuldenkrise tun?

 Aufgabe 5
Siehe Pressetext und Themenblatt Kapitel 2.2 „Die große globale Krise“

ANTWORT FRAGE 5.1
Vergibt eine Bank einen Kredit, beispielsweise für einen Hauskauf, muss sie damit rechnen, dass der Kredit
„faul“ werden könnte, also nicht zurückbezahlt wird. Spezielle Finanzunternehmen, auch Zweckgesellschaften
genannt, kauften den Banken diese Kreditrisiken ab. Sie fassten eine Vielzahl von Krediten zusammen und
verkauften Anteile an diesen Kreditpaketen (ABS – Asset Backed Securities) weiter. Wer so ein ABS kauft,
bekommt Zinsen, ist aber dafür anteilig am Risiko für das Gesamtpaket beteiligt, also am Risiko, dass manche
der enthaltenen Kredite faul werden. Insgesamt galten diese ABS-Papiere aber als sehr sicher und damit attraktiv
für vorsichtige Anleger: Jeder einzelne Kredit mag unsicher sein, aber die Wahrscheinlichkeit, dass viele
Kredite des Pakets gleichzeitig faul werden, ist gering.

14                             THEMENBLATT-DIDAKTIK 6, FINANZKRISE – WIRTSCHAFTSKRISE – SCHULDENKRISE
Lösungen

ANTWORT FRAGE 5. 2
Da die Banken nicht mehr die Kosten eines Zahlungsausfalls selber tragen mussten – sie hatten das ja an die
Zweckgesellschaften ausgelagert – wurden sie bei der Vergabe von Krediten immer unvorsichtiger.

ANTWORT FRAGE 5.3
In den ABS-Kreditpaketen befanden sich nun zahlreiche Immobilienkredite mit schlechter Kreditwürdigkeit
und unzureichenden Sicherheiten. Das Risiko trugen die Käufer dieser ABS, meist ohne sich dessen bewusst zu
sein. Mit dem Zinsanstieg in den USA wuchs bei sämtlichen Hypotheken die Wahrscheinlichkeit eines Kredit-
ausfalls rapide. Viele Besitzer der ABS wollten diese so rasch wie möglich wieder loswerden. Die vermeintlich
sicheren ABS-Produkte verloren rapide an Wert. Wer viele ABS besaß – vor allem Banken, Pensionsfonds und
Versicherungen – machte große Verluste.

ANTWORT FRAGE 5.4
Siehe Pressetext: „EZB will im November mit dem Aufkauf von ABS-Papieren beginnen“.
Der Aufkauf von ABS-Papieren soll die Kreditvergabe und damit auch das zuletzt stagnierende Wirtschafts-
wachstum im Euroraum ankurbeln.

15                            THEMENBLATT-DIDAKTIK 6, FINANZKRISE – WIRTSCHAFTSKRISE – SCHULDENKRISE
Lösungen

 Aufgabe 6
ANTWORT FRAGE 6.1
Ziel einer stabilisierenden Wirtschaftspolitik ist es, Boom-Phasen und Rezessionen nicht zu stark ausfallen zu
lassen, um lange Perioden hoher Arbeitslosigkeit und starker Preissteigerungsraten zu vermeiden. Grundsätzlich
kann entweder die Zentralbank oder die Regierung in den Konjunkturverlauf eingreifen.

Siehe Themenblatt Kapitel „1.2 Was kann die Fiskal- und Geldpolitik tun?“

ANTWORT FRAGE 6. 2

            Die Zentralbank, deren Ziel es ist, die Preisstabilität zu sichern, hebt in Boom-Phasen
         die Zinsen an. Das verteuert Kredite bzw. macht das Sparen attraktiver und steigert
         dadurch die Nachfrage nach Investitions- und Konsumgütern. Dadurch wird das
         Wirtschaftswachstum abgekühlt und der Preisanstieg gedämpft. In einer Rezession
         funktioniert der Mechanismus genau umgekehrt.
            Neben der Zentralbank greift auch der Staat ein, um die Wirtschaft zu beleben oder zu
         bremsen. Die Regierung kann dazu beitragen, die Wirtschaft aktiv in Form von eigens ge-
         schnürten Konjunkturpaketen, beispielsweise durch Steuersenkungen oder durch
         Staatsausgabenerhöhungen, zu beleben

Oder

            Die Zentralbank, deren Ziel es ist, die Preisstabilität zu sichern, senkt in Phasen der
         Rezession die Zinsen. Das verbilligt Kredite bzw. macht das Sparen unattraktiver und
         steigert dadurch die Nachfrage nach Investitions- und Konsumgütern. Dadurch wird das
         Wirtschaftswachstum angekurbelt und der Preisrückgang gedämpft.
            In einer Boom-Phase funktioniert der Mechanismus genau umgekehrt. Neben der
         Zentralbank greift auch der Staat ein, um die Wirtschaft zu beleben oder zu bremsen. Die
         Regierung kann dazu beitragen, die Wirtschaft aktiv in Form von eigens geschnürten
         Konjunkturpaketen, beispielsweise durch Steuererhöhungen oder durch Staatsausgaben-
         kürzungen zu bremsen.

16                            THEMENBLATT-DIDAKTIK 6, FINANZKRISE – WIRTSCHAFTSKRISE – SCHULDENKRISE
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