Flugsicherung aus einer Hand - Regionaler Luftverkehr und Regionalflughäfen aus Sicht der Flugsicherung - Peter Gebauer Sprecher der ...

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Peter Gebauer

Flugsicherung aus einer Hand –

Regionaler Luftverkehr und Regionalflughäfen

aus Sicht der Flugsicherung

____________________________________________________________________

Peter Gebauer
Sprecher der Geschäftsbereichsleitung Tower, Leiter Betriebsdienste Tower, DFS
Deutsche Flugsicherung GmbH
94

Die DFS, als der Deutsche Flugsicherungsdienstleister, ist im deutschen
Luftraum sowie an den 17 deutschen internationalen Verkehrsflughäfen
seit mehr als 5 Jahrzehnten ein Garant für sicheren und flüssigen Luft-
verkehr. Seit gut zwei Jahren ist die DFS auch an zwei der zweiundzwan-
zig Regionalflughäfen im Auftrag der jeweiligen Flugplatzbetreiberge-
sellschaften tätig. Was ist gleich und wodurch unterscheidet sich Flugsi-
cherung an Regionalflughäfen von der Flugsicherung an den Internatio-
nalen Verkehrsflughäfen? Welche Bedeutung hat der Regionale Luftver-
kehr und wie hat er sich in den vergangenen Jahren entwickelt?

     DFS Niederlassungen
                                                 Beauftragt mit der Erbringung von
                                                 Flugsicherungsbetriebs- und
                                                 flugsicherungstechnischen
                                                 Diensten an allen internationalen
                                                 Verkehrsflughäfen

                                                 Erbringung von Flugsicherungs-
                                                 betriebs- und flugsicherungs-
                                                 technischen Diensten auf Basis
                                                 eines Vertrages mit dem
                                                 Flughafenbetreiber

                                                 - Flughafen Niederrhein
                                                 - Flugplatz Altenburg-Nobitz

                                                 geplant 2005

                                                 - Flughafen Dortmund
                                                 - Flughafen Zweibrücken
     DFS Deutsche Flugsicherung GmbH
     Zwölftes Kolloquium Luftverkehr 2004/2005

Der Luftverkehr ist einer der wichtigen Standortfaktoren der deutschen
Wirtschaft. Er wirkt technologietreibend und innovationsfördernd, ver-
knüpft das Land mit dem Rest der Welt und ist ein Garant für hochquali-
fizierte und nachhaltige Beschäftigung.

Mobilität ist einer der kritischsten Erfolgsfaktoren der modernen Gesell-
schaft. Um mobil zu sein, bedarf es der Möglichkeit des schnellen Agie-
rens und Reagierens. Der starke Trend zum Luftverkehr ist, trotz aller
95

Rückschläge ausgelöst durch den 11. September 2001 oder durch welt-
weite Risiken wie SARS, ungebrochen.

Die DFS versteht sich als Dienstleister im Luftverkehr, der mit seiner Vi-
sion „Himmel ohne Grenzen“ und der täglichen Gewährleistung eines
sicheren, effizienten, pünktlichen und ökologisch-ausgewogenen Luft-
verkehrsmanagements einen wesentlichen Beitrag zum Funktionieren des
Luftverkehrssystems in Deutschland erbringt.

Nach dem Einbruch im September 2001 ist der Flugverkehr in Deutsch-
land mittlerweile wieder deutlich gestiegen.

  2.750
                                                           2.719
  2.700

  2.650

  2.600            2.584
                             2.561               2.548
  2.550

  2.500                                2.488
          2.459
  2.450

  2.400

  2.350

  2.300
          1999     2000       2001      2002      2003      2004

Abb. 1:    Entwicklung der Anzahl kontrollierter Flüge in Deutschland [in
           Tausend p.a.]

Himmel ohne Grenzen bedeutet auch grundsätzliche Gleichbehandlung
der Teilnehmer am Luftverkehr. Insofern wird regionaler Luftverkehr
grundsätzlich genauso behandelt wie anderer Luftverkehr auch.
96

Steigerungsrate in %
                                                                                             Durchschnittliche jährliche
6,0                                              5,7                                         Steigerung 2010/02:
                         5,1                                                                 High:         4,6 %
                                     5,0
                                                                         4,7                 Basis:        3,6 %
                                                             4,3                             Low:          2,4 %
             4,1                                                                     4,1         4,0
                   4,1                     4,2                                                              High
4,0
                               3,8                                 3,8         3,7
                                                       3,5                                 3,5              Baseline

                                                 3,0
                                                                                                            Low
                         2,7         2,6                                 2,6         2,6
2,0    2,0                                                                                       2,5
                                                             2,3

             1,0

0,0
       2003/02 2004/03 2005/04 2006/05 2007/06 2008/07 2009/08 2010/09

Abb. 2:            Prognose der Verkehrsentwicklung für Deutschland

Internationale Prognosen gehen nach wie vor von einer erheblichen jähr-
lichen Wachstumsrate im Luftverkehr aus. Dies wird insbesondere mit
dem ungebrochenen Trend zu mehr Mobilität als auch mit der immer en-
ger werdenden Verflechtung der Weltwirtschaft begründet. Die internati-
onale zivile Luftfahrt geht in ihrer Prognose für 2005 von über 5% aus.
Alle Prognosen sagen ein weiteres Wachstum des Luftverkehrs voraus,
welches in den letzten zwei Jahrzehnten im Schnitt 5,3% betrug.

Folgt man diesen Prognosen, so ist bis zum Jahr 2020 von einer Ver-
dopplung der kontrollierten Flugbewegungen gegenüber dem heutigen
Niveau im europäischen Luftraum auszugehen. Die Herausforderung für
die Flugsicherung besteht hierbei vorrangig in der Bereitstellung der dazu
erforderlichen Luftraum- und Bodenkapazität bei gleichbleibendem Si-
cherheitsniveau.
97
 EUROCONTROL DIVISION DED4                                1997                                               DATE:04/11/97                      EUROCONTROL DIVISION DED4                                2000                                               DATE:04/11/97
                                                                                                  1997 FORECAST                                                                                                                                  2000 FORECAST

                                                                                               1997                                                                                                                                           2000
                                                                                               Mean IFR Flights per day                                                                                                                       Mean IFR Flights per day
                                                                                                in 6’ by 10’ rectangles                                                                                                                        in 6’ by 10’ rectangles

   7,0 Mio. Flüge                                                                               Flights
                                                                                                Flights
                                                                                                Flights
                                                                                                           150 OR MORE
                                                                                                              100 TO 150
                                                                                                               50 TO 100
                                                                                                                                                   8,0 Mio. Flüge                                                                              Flights
                                                                                                                                                                                                                                               Flights
                                                                                                                                                                                                                                               Flights
                                                                                                                                                                                                                                                          150 OR MORE
                                                                                                                                                                                                                                                             100 TO 150
                                                                                                                                                                                                                                                              50 TO 100

                                                                                                                             CHART: DY_97_97

                                                                                                                                                                                                                                                                            CHART: DY_97_00
                             TRAFFIC DISTRIBUTION FORECAST ASSUMING FLIGHTS ON DIRECT ROUTES                                                                                TRAFFIC DISTRIBUTION FORECAST ASSUMING FLIGHTS ON DIRECT ROUTES
                                     7 500 000 flights estimated   Based on STATFOR 97                                                                                              8 600 000 flights estimated - Based on STATFOR 97

EUROCONTROL DIVISION DED4                                 2010                                               DATE:04/11/97                      EUROCONTROL DIVISION DED4                                2020                                               DATE:04/11/97
                                                                                                  2010 FORECAST                                                                                                                                  2020 FORECAST

                                                                                               2010                                                                                                                                           2020
                                                                                               Mean IFR Flights per day                                                                                                                       Mean IFR Flights per day
                                                                                                in 6’ by 10’ rectangles                                                                                                                        in 6’ by 10’ rectangles
                                                                                                Flights    150 OR MORE                                                                                                                         Flights    150 OR MORE
                                                                                                Flights       100 TO 150                                                                                                                       Flights       100 TO 150
                                                                                                Flights        50 TO 100                                                                                                                       Flights        50 TO 100

                                                                                                                              CHART: DY_97_10

                                                                                                                                                                                                                                                                            CHART: DY_97_20
  11,9 Mio. Flüge
  DIVISION DED 4 - 4/11/97
                             TRAFFIC DISTRIBUTION FORECAST ASSUMING FLIGHTS ON DIRECT ROUTES
                                    11 900 000 flights estimated - Based on STATFOR 97
                                                                                                                                                15,8 Mio. Flüge             TRAFFIC DISTRIBUTION FORECAST ASSUMING FLIGHTS ON DIRECT ROUTES
                                                                                                                                                                                   15 800 000 flights estimated -  Based on STATFOR 97

Abb. 3:                     SATFOR Prognose der Verkehrsentwicklung für Europa

Dabei sind die Problemstellungen im Luftraum für den sog. Regional-
verkehr nicht unterschiedlich zu den Flugbewegungen von den sog. In-
ternationalen Verkehrsflughäfen. Unterschiede, wie typischerweise auf
Regionalflughäfen genutzte Luftfahrzeugmuster und die bei extremen
Kurzstrecken genutzten Höhenprofile, zeigen zwar eine Abweichung
vom Durchschnitt, aber bei der Staffelung zwischen Flugzeugen gibt es
für unsere Lotsen keine Unterschiede zwischen regionalem und überregi-
onalem Luftverkehr.

Wenn man über Regionalverkehr bzw. Regionalflughäfen spricht und
hierfür eine Definition sucht, so wird man in der deutschen Luftverkehrs-
gesetzgebung nicht fündig. Es gibt eigentlich keine Regionalflughäfen als
eigenständigen Begriff in der Flughafenlandschaft.

Regionalflughäfen sind wie auch die sog. Internationalen Verkehrsflug-
häfen Flughäfen im Sinne der Luftverkehrszulassungsordnung. Auch die
Unterteilung der Flughäfen in Verkehrsflughäfen und Sonderflughäfen
(§38, Abs.2 LuftVZO) ist nicht von Belang. Beide Flughafengruppen
sind Verkehrsflughäfen.
98
                                       Flugplätze
                                   (definiert in § 6 LuftVG)

                                     Werden genehmigt als:

        Flughäfen                      Landeplätze                      Segelfluggelände
     (definert in §38 LuftVZO)        (definiert in §49 LuftVZO)

Bauschutzbereich (§12 LuftVG)      Bauschutzbereich (§17 LuftVG)       Bauschutzbereich (§17 LuftVG)

 Flughäfen des allgem. Verkehrs:                     Landeplätze des allgem. Verkehrs:

       Verkehrsflughafen                                  Verkehrslandeplatz
        (§38 Abs. 2 LuftVZO)                                   (§49 LuftVZO)

Abb. 4:        Klassifizierung von Flugplätzen in Deutschland

Auch das Luftverkehrsgesetz (LuftVG) nennt grundsätzlich die gleichen
Begriffe, kennt aber bezüglich der Durchführung von Flugsicherung zwei
Flughafengruppen. Diese werden allgemein als „Internationale Verkehrs-
flughäfen“ und „Regionalflughäfen“ bezeichnet. Im Paragraph §27 des
LuftVG werden diese wie folgt definiert:

Flugsicherungsbetriebsdienste und die dazu erforderlichen flugsicher-
ungstechnischen Einrichtungen werden an den Flugplätzen (durch die
DFS) vorgehalten, bei denen das Bundesministerium für Verkehr, Bau-
und Wohnungswesen einen Bedarf aus Gründen der Sicherheit und aus
verkehrspolitischen Interessen anerkennt.

Wird für einen Flugplatz dieser Bedarf vom Bundesministerium für Ver-
kehr, Bau- und Wohnungswesen nicht anerkannt, können auf diesem
Flugplatz auf Antrag und zu Lasten des Flugplatzunternehmers, oder
wenn auf andere Weise die volle Deckung der Kosten ohne Inanspruch-
nahme des Bundes sichergestellt ist, Flugsicherungsbetriebsdienste und
flugsicherungstechnische Einrichtungen im erforderlichen Umfang vor-
gehalten werden. Dies kann durch die Inanspruchnahme der DFS oder
durch die Beauftragung geeigneter natürlicher Personen sichergestellt
werden. Über den Antrag entscheidet das Bundesministerium für Ver-
kehr, Bau- und Wohnungswesen.
99

Nach diesen beiden Möglichkeiten der Sicherstellung der Flugsicher-
ungsdienste – entweder durch die DFS nach Anerkennung des bundespo-
litischen Interesses oder durch den Flugplatzunternehmer in den anderen
Fällen – unterscheidet man im allgemeinen Sprachgebrauch „Internatio-
nale Verkehrsflughäfen“ und „Regionalflughäfen“.

                           Flughäfen

     „Internationale                      „Regionalflughäfen“
   Verkehrsflughäfen“

Abb. 4:   Klassifizierung der Deutschen Flughäfen nach LuftVG

Die Art der Durchführung der Flugsicherungsdienste determiniert demzu-
folge hauptsächlich den Unterschied zwischen „Internationalen Verkehrs-
flughafen“ und „Regionalflughafen“.

An den Internationalen Verkehrsflughäfen ist die DFS zur Erbringung
der Flugsicherungsdienste gesetzlich verpflichtet. Hierzu wird die DFS
durch den Bund nach Anerkennung eines verkehrspolitischen Interesses
beauftragt. Für die Leistungen wird je An- und Abflug eine jährlich neu
festzusetzende Gebühr von den Luftfahrtgesellschaften erhoben.

Hingegen werden an Regionalflughäfen überwiegend Flugsicherungs-
dienste von natürlichen Personen, Regionallotsen, im Rahmen einer indi-
viduellen Einzelbeauftragung durch den BMVBW erbracht. Diese, ur-
sprünglich vom Gesetzgeber als Einzelfallgenehmigung gedachte Rege-
lung, hat sich über die Jahre quasi zum Standardfall an den Regionalflug-
häfen entwickelt. So ergab sich bis zum Jahr 2002 ein Flugsicherungs-
bild, wonach das Unternehmen DFS an siebzehn internationalen
100

Verkehrsflughäfen und knapp über einhundert einzelbeauftragte Fluglot-
sen an 20 Regionalflughäfen die Flugsicherungsdienste sicherstellten.

      Durchführung von Platzkontrolldiensten……
      Analyse IST-Zustand

                                                  - DFS an 17 internationalen Verkehrsflughäfen
                                                  - Einheitliche An- / Abfluggebühren für Luftraumnutzer,
                                                    festgesetzt durch BMVBW
                                                  - Verkehrspolitisches Interesse des Bundes

                                                  - Einzelbeauftragte Lotsen an 20 Regionalflughäfen
                                                  - DFS Betriebsdurchführung an 2 Regionalflughäfen
                                                    (Kostenübernahme durch Flugplatzbetreiber)
                                                  - Kein verkehrspolitisches Interesse des Bundes

      DFS Deutsche Flugsicherung GmbH
      Zwölftes Kolloquium Luftverkehr 2004/2005

Insgesamt gibt es deutschlandweit 54 Flughäfen, auf denen Flugverkehr
nach Instrumentenflugregeln durchgeführt werden kann. Neben den 17
Internationalen Verkehrsflughäfen sind dies die 22 Regionalflughäfen
mit einer Kontrollzone – auch Luftraum „D“ - und 15 Flughäfen mit der
Genehmigung für Flüge bis zu einem Startgewicht von max. 14 Tonnen
und dem sog. Luftraum „F“. An den 15 letztgenannten Flughäfen wird
keine Kontrolle durchgeführt, d.h. die Luftfahrzeuge werden nicht auf-
grund von Anweisungen des Flugsicherungspersonals geführt, sondern
sind eigenverantwortlich und erhalten hierzu Informationen der örtlichen
Luftaufsicht.

Betrachtet man die durchschnittliche Auslastung der 17 Internationalen
Verkehrsflughäfen in Deutschland, so stellen sich deutliche Auslastungs-
unterschiede dar. Neben Flughäfen, die an ihrer Kapazitätsgrenze ar-
101

beiten, wie Frankfurt oder Düsseldorf gibt es beispielsweise an den Ver-
kehrsflughäfen Erfurt oder Leipzig z.T. erhebliche Kapazitätspotenziale.

100,00%

90,00%

80,00%

70,00%

60,00%

50,00%

40,00%

30,00%

20,00%

10,00%

 0,00%
             BRE        CGN         DRS         DUS   ERF   FMO   FRA     HAJ    HAM    LEJ    MUC    NUE   SCN   STR   SXF   THF   TXL

                                                                   2000   2001   2002   2003   2004

Abb. 5:                  Durchschnittliches Kapazitätsangebot des Verkehrsflughäfen

Dass es dennoch diese große Anzahl von Flughäfen in Deutschland gibt
hat aus Sicht der DFS verschiedene Ursachen. Zum einen sind die not-
wendigen technischen Anlaufkosten, die die Voraussetzungen für instru-
mentengestützte Flugverfahren sind, nicht zuletzt durch die satelliten-

                     Flugplatzentwicklung in Deutschland

          Gründe für Wachstum bei IFR-Fluplätzen

          • Steigende Nachfrage infolge Kostensenkung für
            IFR Verfahren (‚GPS stand alone‘ Verfahren)

          • Steigende Nachfrage infolge Aufkommen von
            „Low-Cost-Carriern“

          • Tendenz flächendeckend

          DFS Deutsche Flugsicherung GmbH
          Zwölftes Kolloquium Luftverkehr 2004/2005
102

gestützte Navigation erheblich gesunken.

Zum anderen ergibt sich durch die rasante Entwicklung der „Low Cost
Carrier“ eine erhebliche Nachfrage an sog. Punkt-zu-Punkt-
Verbindungen, die in Verbindung mit den Anforderungen möglichst we-
nig Flugsicherungsgebühren zu zahlen, zu Standortentscheidungen an
Regionalflughäfen durch die „Low Cost Carrier“ führten.

 1996                                              2003
 18 Flughäfen                                      103 Flughäfen
 19 Verbindungen                                   326 Verbindungen
 804 Frequenzen/ Woche                             über 4.500 Frequenzen/ Woche
 2 Mio. Pax                                        über 26 Mio. Pax

Abb. 6:              Entwicklung des „Low Cost Verkehrs“

                 Flugplatzentwicklung in Deutschland

      Besondere Anforderungen „Low-Cost-Carrier“
      •         „Low-Cost-Carrier“ bevorzugen andere Flughäfen, als
                Linien- und Charterfluggesellschaften:
                -          Sie benötigen kurze „Turn-Around“ Zeiten
                -          Wenn möglich keine An- /Abfluggebühr
      •         Die genutzten Flughäfen liegen in strukturschwachen
                Gebieten, oft an der Grenze Deutschlands.
      •         Es handelt sich häufig um ehemalige Militärflugplätze,
                die in der Nähe noch bestehender militärischer
                Lufträume liegen.

      DFS Deutsche Flugsicherung GmbH
      Zwölftes Kolloquium Luftverkehr 2004/2005
103

Im Unterschied zu den Internationalen Verkehrsflughäfen werden an Re-
gionalflughäfen keine eigenständigen An- und Abfluggebühren durch die
Luftraumnutzer gezahlt. Die Kosten für die Flugsicherungs-
Platzkontrolldienste werden durch die Flughäfen getragen. Trotz des z.T.
immensen Zuwachses des Flugverkehrs von „low-cost“- Fluggesellschaf-
ten ist der Anteil am Gesamtverkehr mit knapp 8% nach wie vor relativ
gering.

Abb. 7:   Anteil Regionalverkehr in Deutschland

Betrachtet man die Verteilung des regionalen Luftverkehrs auf die Regi-
onalflughäfen, dann ist auch hier keine homogene Struktur zu erkennen.
An den vier größten Regionalflughäfen werden ca. 50% des regionalen
Verkehrs abgewickelt.
EDDF                                                       487.521   Frankfur/Main
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            104

                                                                                                                                                                                                                                                                                                5%
                                             EDDM                                             378.512             München

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 7%

                                                                                                                                                                                                                                                                                              Augsburg
                                             EDDL                                   198.802                       Düsseldorf

Abb. 9:
                                                                                                                                                                                                                 Abb. 8:
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             4%

                                                                                                                                                                                                                                                                                     5%
                                             EDDK                          149.569                                Köln-Bonn

                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Karlsruhe/Bad.-Bad.

                                                                                                                                                                                                                                                                                   Mannheim
                                             EDDS                                                                 Stuttgart

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           3%
                                                                          144.473

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Mönchengladbach
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Lübeck
                                             EDDH                         140.529                                 Hamburg

                                             EDDT                         136.644                                 Berlin-Tegel

                                                                                                                                                                                                                                                                 7%
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  3%
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Kiel

                                             EDDV                77.718                                           Hannover

                                                                                                                                                                                                                                                            Braunschweig
                                             EDDN              61.447                                             Nürnberg
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         2%

                                             EDDB        38.329                                                   Berlin-Schönefeld
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Westerland

                                             EDDW        35.702                                                   Bremen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         2%

                                             EDDP       32.390                                                    Leipzig
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Hof-Plauen

                                                                                                                                                                                                                                                          7%
                                             EDDI       27.731                                                    Berlin-Tempelhof

                                             EDDC       27.669                                                    Dresden

                                                                                                                                                                                                                                                   Friedrichshafen
                                             EDDG       26.214                                                    Münster-Osnabrück
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    2%

                                             EDFH      23.895                                                     Hahn
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Kassel

                                             EDLP      21.393                                                     Paderborn

                                             EDLW      20.421                                                     Dortmund

                                             EDDR     11.839                                                      Saarbrücken

                                             EDSB     11.264                                                      Baden
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           1%

                                             EDLV     11.022                                                      Niederrhein

                                             EDNY     9.985                                                       Friedrichshafen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         1%
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Schwerin-Parchim

                                                                                                                                                                                                                 Verteilung des Regionalverkehrs
                                                                                                                                                                                                                                                                         8%
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Heringsdorf

                                             EDDE    9.771                                                        Erfurt
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        1%

                                                                                                                                                                                                                                                                     Niederrhein

                                             EDFM    9.683                                                        Mannheim
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Altenburg-Nobitz

                                             EDVE    9.664                                                        Braunschweig

                                             EDMA    8.214                                                        Augsburg

                                             EDLN    5.983                                                        Mönchengladbach

                                             ETNL    5.983                                                        Laage
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            14%
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Hahn

                                                                                                                                                                                                                                                                                           14%

                                             EDHL    5.371                                                        Lübeck
                                                                                                                                                                                                                                                                                         Dortmund

Verkehrsentwicklung an Deutschen Flughäfen
                                              ETSI   5.120                                                        Ingolstadt

                                             EDHK    4.051                                                        Kiel
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      13%

                                             EDXW    3.908                                                        Westerland

                                             EDQM    2.671                                                        Hof
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Paderborn-Lippstadt

                                             EDVK    2.504                                                        Kassel

                                             ETNU    1.429                                                        Neubrandenburg
                                                                                                                                      rung, die bei der DFS zur Einteilung in drei Kategorien geführt hat.

                                             EDOP 1.111                                                           Schwerin

                                             EDAH 879                                                             Heringsdorf
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Verteilung auf die Regionalflughäfen

                                             EDAC 242                                                             Altenburg
                                                                                                                                      Anforderungen an die Dienstleistung Flugsicherung zu einer Differenzie-
                                                                                                                                      Jahren verschieden entwickelt. Diese Unterschiede führen auch in den
                                                                                                                                      Die siebzehn internationalen Verkehrsflughäfen haben sich in den letzten
105

Derzeit sind die Internationalen Verkehrsflughäfen in sog. IHG - Interna-
tional Hub Gateways und IAA - International Access Airports eingeteilt,
wobei die IAA noch in zwei Gruppen gegliedert werden.

Die jüngere Geschichte der Regionalflughäfen zeigt eine deutliche wenn
auch nicht homogene Entwicklung in Passagier-, Verkehr- und Fracht-
aufkommen. Wie in Abbildung 9 gut zu erkennen, haben einzelne Regio-
nalflughäfen (z.B. Frankfurt-Hahn), nach den Verkehrszahlen betrachtet,
einige der Internationalen Verkehrsflughäfen eingeholt beziehungsweise
überholt.

Der besondere Bedarf von Regionalflughäfen an kostengünstige
FS-Platzkontrolldienste führte bei der DFS zu einer Ergänzung der beste-
henden Geschäftsmodelle.

       Heutiges
                            Neue Geschäftsmodelle
    Geschäftsmodell

                    HUB                                            Komplexitäts-
   Înternationale

                            Geschäftsmodell                        management
     Flughäfen

                                                    DFS GB Tower
                               „Classic“                           Kapazitäts-
                    IAA 1                                          optimierung

                    IAA 2
                            Geschäftsmodell
      Größere                                                       Synergie-
  Regionalflughäfen            „Smart“              DAATS GmbH     Management
                                                                     Preis-
       Kleine
                                                                   Leadership
  Regionalflughäfen

Abb. 10: Geschäftsmodelle der Deutschen Flugsicherung GmbH

Während für die HUBs und IAA1 das Modell „Classic“ vorgesehen ist,
ist für die Gruppe der IAA2 (kleinere internationale Verkehrsflughäfen)
und die Regionalflughäfen das Modell „smart“ geplant. Das Modell
„smart“ soll durch eine Tochtergesellschaft der DFS für Flugsicherungs-
und Flughafendienstleistungen, deren Gründung derzeit vorbereitet wird,
angeboten werden.

Das Europäische Umfeld und damit auch die Rahmenbedingungen für die
Erbringung von Flugsicherungsdiensten befindet sich aktuell in Verän-
106

derung. Derzeit werden durch das EU – Reformprojekt SES – Single Eu-
ropean Sky die Voraussetzungen für eine europäische Flugsicherung
nach vergleichbaren Standards geschaffen. Die an Regionalflughäfen ü-
berwiegend praktizierte Sicherstellung von Flugsicherungsdiensten durch
natürliche Personen, Regionallotsen, im Rahmen einer individuellen Ein-
zelbeauftragung durch den BMVBW ist nach in Kraft treten der europäi-
schen Verordnungen im Rahmen von SES, voraussichtlich ab Mitte 2006,
nicht mehr im Einklang mit dem europäischem Recht.

Die nationalen Fluggesellschaften, die im Zusammenhang mit den euro-
päischen Liberalisierungsmaßnahmen zwischen 1988 und 1997 in mehre-
ren Schritten größtenteils privatisiert wurden, befinden sich aktuell unter
wachsendem Wettbewerbsdruck: Der Kampf um hohe Passagier-/ Aus-
lastungszahlen zwingt sie, mit attraktiven Preisen im Markt anzubieten.

Die Fluggesellschaften fordern seit Jahren nachdrücklich Leistungsorien-
tierung und Kostentransparenz bei allen Dienstleistern im Luftverkehr, so
auch bei der Erbringung von Flugsicherungsdiensten. Sie fordern zusätz-
lich eine Marktöffnung, um über Wettbewerb zu effizienteren und ver-
gleichbareren Kostenstrukturen zu kommen.

Die Flughäfen – internationale Verkehrsflughäfen und Regionalflughäfen
– stehen unabhängig von ihrer aktuellen Wirtschaftssituation in den letz-
ten Jahren unter erheblichen Wettbewerbsdruck. Die Erwartung seitens
der Landes- und regionalen Politik, als Wirtschaftsmotor einen positiven
Beitrag zu Erwerbstätigenbilanz zu erbringen, sorgt zusätzlich für Er-
folgsdruck. Die Erkenntnis, dass die Qualität und die Kosten der Flugsi-
cherungsdienstleistungen einen Wettbewerbsvorteil darstellen, führt er-
gänzt durch die Möglichkeit, auf Basis der SES Verordnungen Wettbe-
werbsvorteile auch bei der Sicherstellung der Flugsicherungsaufgaben
nutzen zu können, zur Forderung, die derzeitige nationale Flugsiche-
rungsstruktur zugunsten eines wettbewerbsorientierten Systems europäi-
scher Flugsicherungsanbieter zu ersetzen.

Insofern ist davon auszugehen, dass das oben skizzierte System, wonach
die DFS mit der Erbringung der Flugsicherungsdienste an den „inter-
nationalen Verkehrsflughäfen“ beauftragt ist und die „Regionalflughä-
107

fen“ sich vorrangig einzeln durch das BMVBW beauftragter Regionallot-
sen bedienen, mittel- bis langfristig einem wettbewerbsorientierten Markt
um Flugsicherungsdienste, ausgeführt durch europaweit genehmigte
Flugsicherungsunternehmen, weichen wird.

                                               Flughäfen:
                                              Flughäfen:
                                          Vorwärtsintegration
                                         Vorwärtsintegration
                                             derFlughäfen
                                            der  Flughäfen
                                                                  Markt
                                                                    im
       Nationale
      Nationale                                                 Wettbewerb
        Politik:
       Politik:
   Gewährleistung
                            „Markt“ in
  Gewährleistung
     derVerkehrs-
    der  Verkehrs-         exklusiver
   infrastruktur vs.
  infrastruktur vs.        Benennung
     Marktöffnung
    Marktöffnung

                                               PolitikEU;
                                              Politik  EU;
                                          Fluggesellschaften:
                                         Fluggesellschaften:
                                             Marktöffnung
                                            Marktöffnung

                                                                     t
Abb. 11: Treiber der Veränderungen im Luftverkehr

Mit Blick auf die bevorstehenden Veränderungen (s.a. Abb. 11) der
Flugsicherungsrahmenbedingungen auf Europäischer Ebene (s.a. Beitrag
von Otto Fischer, DFS, im Rahmen des elften Kolloqiums Luftverkehr)
sowie aus Gründen der Sicherstellung einheitlicher Standards in Deutsch-
land für Sicherheit und Nachhaltigkeit im Luftverkehr hat die DFS in den
letzten Jahren bereits mit zwei Regionalflughäfen - Düsseldorf Regional
(Weeze) und Altenburg-Nobitz – Dienstleistungsverträge für die Erbrin-
gung von Flugsicherungsdienstleistungen und Zusatzdiensten abge-
schlossen und damit den Beweis angetreten, dass die Orientierung auf
Wettbewerbsstrukturen eine adäquate Antwort auf die zukünftigen Ver-
änderungen darstellt.

Mehr Informationen zur DFS finden Interessierte unter www.dfs.de
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