FOCUSMONEY COVER - INCREMENTUM

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FOCUSMONEY COVER - INCREMENTUM
FocusMoney Cover

FM39001A 1                      15.09.17 11:53
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MONEYMARKETS

                 GELASSEN D

              Finanziell entspannt wie ein
              asiatischer Buddha können Be-
               sitzer von Gold bleiben – auch
              wenn in vielen Weltregionen
              geopolitische Risiken oder
              ­Inflationsgefahren drohen

       28                    Foto: Can Stock Photo   FOCUS-MONEY 39/2017

FM39028A 28                                                         15.09.17 10:31
FOCUSMONEY COVER - INCREMENTUM
Titel: Geldflut, Inflationsgefahr, geopolitische Risiken

N DANK GOLD
                                                                            E    igentlich steht Asien für tief gründende Gelassenheit,
                                                                                 die ihren Ursprung unter anderem in den Lehren Bud-
                                                                            dhas findet. Es gibt dort aber auch durchgeknallte Dikta-
                                                                            toren wie Kim Jong-un aus Nordkorea, der immer wieder
               Nach vielen Anläufen hat der                                 beweist, dass er gern mit dem Feuer spielt. Erst zuletzt
                 Goldpreis den Widerstand                                   durch die Zündung einer Bombe, möglicherweise des be-
                                                                            sonders gefährlichen Wasserstofftyps, deren Wucht bis zu
                 bei 1300 Dollar geknackt.                                  einer Messstation in Bayern reichte. Einen Kollateralscha-
                                                                            den – oder besser gesagt Kollateralnutzen – seiner Aggres-
               Jetzt erwarten Experten weit                                 sion Richtung Westen hatte Kim vermutlich nicht im Sinn:
                höhere Preise – auch wegen                                  Sie hat auch den Kursdeckel bei Gold von 1300 US-Dollar
                                                                            je Feinunze (31,1 Gramm) regelrecht weggesprengt. Ein
                  massiver geopolitischer                                   Jahr lang ist das Edelmetall immer wieder daran geschei-
                Krisen und Inflationsrisiken                                tert, diese Marke nachhaltig zu überwinden. Das dürfte
                                                                            jetzt gelingen – auch wenn es nach solchen Durchbrü-
                                                                            chen typisch ist, dass die Notierung nochmals unter die
                                                                            überwundene Barriere fällt. Bereits die erste Kursreakti-
                                                                            on nach dem Sprung über die magische Marke katapul-
                                                   PL                       tierte den Goldpreis auf mehr als 1350 Dollar. Viel spricht
                                                 ANA US                     also dafür, dass Anleger, die einen Teil ihres Vermögens
                                                     LYSE:                  in Gold halten (Experten empfehlen fünf bis 15 Prozent),
                                              10Fakto                       trotz Aggressoren wie Kim und anderer Risiken zumindest
                                                      ren, d                finanziell tiefenentspannt bleiben können.
                                              Gold            ie de
                                                   preis
                                                         wirkli n              Langfristig geht deutlich mehr. Schon rufen Experten
                                               beein            ch
                                                      flusse                weit höhere Kursziele aus. Die Autoren des Buches „Gold
                                                             n
                                                                            10 000 Dollar?“, Gary Christenson und Jürgen Müller, ha-
                                                                            ben eine Formel entwickelt, die in der Vergangenheit
                                                                            oft gute Ergebnisse geliefert hat und die aktuell ei-

               Kursdeckel weggesprengt                                                                                                       USD
               Der Goldpreis hat die Hürde von
               1300 Dollar übersprungen, sei-                                                                                               1800
               nen langjährigen Abwärtstrend
               verlassen und notiert über der
                                                                                                                                            1600
               wichtigen 200-Tage-Durch-
               schnitts-Linie – die Bahn ist frei!
                                                                                            gebrochener Abwärtstrend                         1400
                                                                                                                                       Ausbruch

                                                                                                                                            1200

                                                 200-Tage-Linie                                                                             1000
                                                                                                                                                    Quelle: Bloomberg

                                                                                                                                             800

                       Preis für 1 Feinunze Gold                                                                                             600
           2007           08           09            10           11   12         13          14              15       16       2017

      FOCUS-MONEY 39/2017                                                                                                                    29

 FM39029A 29                                                                                                                                 15.09.17 10:31
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MONEYMARKETS

       Der Goldchart in den 1980er-Jahren . . .
       Viele Anleger erinnern sich an die fulminante Gold-                                             nen Preis von bis zu 10 000 Dollar ergeben würde (FOCUS-
       preis-Rally in den 1980er-Jahren. Damals gerieten                                               MONEY 26/2017). Im Internet kursieren gar extreme Wer-
       die USA in eine Schuldenkrise, und die Inflationsra-                                            te von 65 000 Dollar, die für den Goldpreis angemessen
       ten drohten aus dem Ruder zu laufen. Das lag auch                                               seien, wenn man die gesamte Papiergeldmenge der USA
       an den stark gestiegenen Ölpreisen und Löhnen.                                                  wieder mit dem Edelmetall unterlegen würde. Hohe Kurs­
                                                                                                       projektionen resultieren auch aus der beispiellosen Rally
       Preis für 1 Feinunze Gold 1979 bis 1988                                                 USD
                                                                                                       der Krypto­währung Bitcoin, die sich in einem Jahr mehr als
                                                                                               800     versiebenfacht hat. Denn die Preisexplosion des Bitcoin und
                                                                                                       anderer Cyberwährungen, die von dezentralen Computern
                                         –66,6 %                                                      „geschürft“ werden und kaum manipulierbar sind, belegt
                                                                                               600
                                           Abwärtstrend
                                                                                                       mehr als deutlich, dass die Menschen händeringend Wäh-
                                                                                                       rungseinheiten suchen, die unabhängig von dem massen-
                                                            +75,8 %                            400     weise gedruckten Papiergeld der Notenbanken sind. Das
                                                                                                       dürfte langfristig auch den Preis des Krisenklassikers Gold
                                                                                               200     weiter antreiben, der – anders als Bitcoin & Co. – schon viel-
        1979      80        81      82       83      84     85     86         87        1988           fach und über Jahrtausende bewiesen hat, dass er als Infla-
       Quelle: Bloomberg                                                                               tionsschutz, universelle Währung und Wertspeicher taugt.
                                                                                                          Doch selbst wenn man von weitaus moderateren Prog­
                                                                                                       nosen ausgeht, haben Goldkäufer sehr gute Chancen auf
                                                                                                       hohe Gewinne – und erhalten natürlich den obligaten
       . . . ähnelt dem aktuellen frappierend                                                          Schutz gegen Teuerung und gegen kompletten Wertver-
      Würden sich die Goldpreise wieder ähnlich entwi-                                                 lust obendrauf (Anlagetipps ab Seite 40). Wenn man zum
      ckeln wie damals, könnte das Edelmetall auf knapp                                                Beispiel das Kursmuster der 1980er-Jahre, das dem der-
      1600 Dollar steigen. Weil aktuell die Schuldensitua-                                             zeitigen frappierend ähnelt, auf heute überträgt, ergäbe
      tion dramatischer ist und die Notenbanken mehr                                                   sich ein Kursziel von 1570 Dollar (siehe Charts links und
      Geld drucken, sind auch höhere Kurse denkbar.                                                    FOCUS-MONEY 34/2017). Die renommierte Liechtenstei-
                                                                                                       ner Vermögensverwaltung Incrementum, die schon oft
       Preis für 1 Feinunze Gold 2010 bis 2019                                                 USD
                                                                                                       durch ihre Goldexpertise glänzte, hält Preise von bis zu
                                                                                               1800    5000 Dollar je Feinunze für möglich. Das Finanzhaus, das
                                          –44,7 %
                                                                                                       bankenunabhängig arbeitet, untersuchte das in einer um-
                                                                                               1600
                                                                                                       fangreichen Studie, die FOCUS-MONEY auf der nächsten
                                                                 +50,9 %                       1400
                                                                                                       Seite vorstellt. Zudem analysiert Incrementum-Co-Chef
                                                                                                       im Interview (Seite 34) die aktuellen Gold-Perspektiven
                                                                         Abwärtstrend          1200    und ruft das „Goldzeitalter“ aus.
                                                                                                          Zehn Faktoren, die den Goldpreis machen: Anleger sollten
                                                                                               1000    die – bei Gold besonders zahlreichen und teils weniger
        2010      11        12      13       14      15     16     17         18        2019           bekannten – Faktoren kennen, die den Preis beeinflussen,
       Quelle: Bloomberg
                                                                                                       um sich ein eigenes Bild machen zu können. Hier sind die
                                                                                                       Faktoren und jeweils deren aktuelle Lage:
                                                                                                          Das Chartbild. Wie bei den meisten anderen Anlagen
                                                                                                       nutzen auch bei Gold sehr viele Investoren die Kurskur-
       Förderkosten über dem Durchschnitt                                                              ven, um Kauf- oder Verkaufsniveaus zu bestimmen – und
                                                                                                       beeinflussen so automatisch den Preis („Selffulfilling Pro-
       Der finanzielle Aufwand dafür, das begehrte Metall
                                                                                                       phecy“). Für weiter steigende Goldnotierungen spricht
       aus dem Boden zu holen, fiel zwar etwas, liegt aber
       über dem langfristigen Durchschnitt. Der jüngste                                                der eingangs erwähnte Sprung über den massiven Ho-
       Rückgang lag auch an den gesunkenen Energie-                                                    rizontalwiderstand bei 1300 Dollar. Zusätzlich wurde der
       preisen und lässt sich so wohl nicht wiederholen.                                               langjährige Abwärtstrend von unten durchstoßen, und das
                                                                                                       Edelmetall notiert über der wichtigen 200-Tage-Durch-
       Produktionskosten von Goldminen                                                                 schnitts-Linie. Experten werten es als hilfreich für wei-
       in US-Dollar je Feinunze
                                                                                                       tere Kursavancen, dass der Abwärtstrend und die Boden-
                                                                 1217
                                                                        1129                           bildung bei Gold mehrere Jahre gedauert haben – das
                                                          1022                 1034
                                                                                         964 961       wertet den aktuellen Ausbruch auf. Charttechnisch gilt
                                                    794                                                also: freie Fahrt!
                                    664 698
                                                                                                          Krisen und geopolitische Risiken. Neben dem USA-Nord-
                             495
              411                                                                                      korea-Atomkonflikt bestehen aktuell zahlreiche weitere
      331 364
                                                                                                       geopolitische Risiken, die den Unzenpreis noch stärker
                                                                                                       antreiben könnten: der zunehmende Terror islamistischer
      2004 05          06      07    08      09     10     11     12     13        14     15 2016      Gruppen, die ungelöste Ukraine-Russland-Krise oder Ter-
       Quelle: World Gold Council                                                                      ritorialkonfrontationen im Chinesischen Meer. Auch ein

       30                                                                                                                                           FOCUS-MONEY 39/2017

FM39030A 30                                                                                                                                                             15.09.17 10:31
FOCUSMONEY COVER - INCREMENTUM
Wiederaufflammen der Euro-Krise nach der Bundestags-
              wahl würde preistreibend für Gold wirken. Besonders die-
              se Gefahr ist sehr real, da unpopuläre Entscheidungen wie
              ein neues Rettungsprogramm für Griechenland auf nach
              der Wahl vertagt wurden. Zur Erinnerung: Der Goldpreis
              hatte am bisherigen Höhepunkt der Euro-Krise 2011 sein
              Hoch von 1900 Dollar erreicht.
                 Inflation. Zwar sind die aktuellen Raten in Europa noch
              niedrig, doch Experten erwarten, dass das nicht so bleiben
              dürfte. Allein die im Winter traditionell anziehenden En-
              ergiepreise können einen Teuerungsschub auslösen, das
              Gleiche gilt für die volatilen, aber teils sprunghaft gestie-
              genen Nahrungsmittelpreise. Aber vor allem die ungezü-
              gelte Gelddruckerei der Europäischen Zentralbank (EZB)
              kann zu ausufernden Teuerungsraten führen. Seit 2008                              JETZ T
              hat sich in der Euro-Zone die Geldmenge um 80 Prozent                                INE
                                                                                                 ONL
              erhöht, die EZB-Bilanz wurde in diesem Jahr erstmals auf
              mehr als vier Billionen Euro aufgebläht (2007: 1,2 Billi-
              onen Euro). Besonders wenn die Konjunktur weiter rund
              läuft und der Fachkräftemangel zum Beipiel in Deutsch-
              land zu hohen Lohnforderungen führt, können Inflation
                                                                              Der richtige Arzt –
              und Gold durch die Decke gehen.                                 einen Klick entfernt.
                 Der US-Dollar. Gold notiert in US-Dollar und verhält sich
              zu diesem wie eine Währung. Das bedeutet: Sinkt der Dol-
                                                                              Einfach, schnell und überall
              lar, steigt tendenziell der Goldpreis und umgekehrt. Nach
              der Ernüchterung über die Wirtschaftspolitik des US-Prä-        den passenden Mediziner
              sidenten Donald Trump geriet der Dollar zuletzt unter           finden.
              Druck – noch im Dezember 2016 musste man für einen
                                                                              Die FOCUS-GESUNDHEIT Arztsuche
              Euro nur 1,04 Dollar berappen, jetzt 1,19. Inves­toren bli-
                                                                              umfasst rund 280.000 Ärzte in
              cken dabei nicht nur auf das Verhältnis Dollar-Euro, son-       Deutschland aus allen Fachgebieten
              dern auch auf den Dollarpreis gegenüber anderen wich-           und die von der Redaktion empfohlenen
              tigen Währungen wie dem Yen oder dem Pfund. Wertet der          Top-Mediziner – auch in Ihrer Nähe.
              Greenback gegen diese ab, ist das gut für Gold.
                 Die Zinsen. Ein besonders wichtiger Faktor für die Gold-     Vertrauen Sie bei Ihrer Suche auf
              notierung sind die Zinsen, speziell jene der US-Staatsan-       fachkundige Empfehlungen von
              leihen, die weltweit den Renditetrend vorgeben. Generell        Ärzten und auf die Recherche der
              gilt: Steigen die Zinsen, ist das schlecht für den Goldpreis,   FOCUS-GESUNDHEIT-Redaktion.
              weil Gold keine Zinsen abwirft und daher dann unattrak-
              tiver wird. Nach der US-Präsidentschaftswahl gingen die
              Auguren davon aus, dass die US-Zinsen sehr schnell stei-
              gen. Jetzt kehrt Ernüchterung ein, auch weil die Wirtschaft
              unter Präsident Trump doch nicht so stark wächst wie ver-
              sprochen. Deshalb hat sich mittlerweile die Überzeugung
              durchgesetzt, dass die Zinsen wesentlich langsamer an-
              ziehen werden als nach Donald Trumps Präsidentschafts-
              wahlsieg erwartet. Das hilft dem Goldpreis. Den Zusam-
              menhang zwischen US-Zinsen und Gold verdeutlicht die
              erste Grafik auf der nächsten Seite eindrucksvoll.
                 Die Förderkosten. Die reinen Produktionsaufwendungen         Website und kostenlose App:
              sind zwar zuletzt etwas gesunken (Grafik links unten).
              Das lag aber vor allem an den nachgebenden Energie-
              preisen und dürfte sich so nicht wiederholen. Auch kom-          focus-arztsuche.de
              men zu den Nettokosten noch Aufwendungen für den
              Vertrieb oder Lizenzen dazu, was den tatsächlichen Wert
              deutlich erhöht. Zwar kann der Goldpreis kurzfristig un-
              ter die Förderkosten sinken, langfristig aber stellen die-
              se tendenziell eine Untergrenze für den Unzenpreis dar.
                 Nachfrage aus Schwellenländern. In Schwellenländern
              wie China, einigen arabischen Staaten oder Indien ist

     FOCUS-MONEY 39/2017

FM39031A 31                                                                                                  15.09.17 10:31
FOCUSMONEY COVER - INCREMENTUM
MONEYMARKETS

                                                                                                                 Gold oft die einzige Altersvorsorge der Menschen und
       Gold am Tropf der Zinsen                                                                                  das Hochzeitsgeschenk der Wahl. Deshalb beeinflusst die
       Gold wirft keine Zinsen oder andere laufende Erträ-                                                       Nachfrage von dort die Preise. Wenn in Indien die Hoch-
       ge ab. Deshalb leidet der Goldpreis tendenziell,                                                          zeitsmonate starten, zeigt sich das oft an den Edelmetall-
       wenn die Marktrenditen, vor allem in den USA, an-                                                         märkten. Laut Daten von Thomson Reuters hat allein Indien
       ziehen, weil das Edelmetall dann unattraktiver wird.                                                      im ersten Halbjahr 2017 mit 521 Tonnen mehr Gold einge-
        USD     Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen                                              %            führt als im gesamten Jahr 2016 (519 Tonnen).
                                                                                                                    Die Nachfrage von Investoren. Als Messlatte für die
                                                                                                                 wichtigen Käufe von Profianlegern gilt der Bestand des
       1300                                                                                       2,40
                                                                                                                 größten physisch gedeckten Goldfonds der Welt, des SPDR
                                                                                                                 Gold Trust aus den USA. Darüber wickeln beispielsweise
       1200                                                                                       2,00
                                                                                                                 Hedge-Fonds ihre Goldengagements ab, weil dies wesent-
       1100                                                                                       1,60
                                                                                                                 lich effizienter, schneller und kostengünstiger ist, als das
                                                                                                                 Metall direkt zu erwerben. Schon von Januar bis Juli war
       1000
                                                            Preis für 1 Feinunze Gold
                                                                                                  1,20           dessen Bestand um 340 Tonnen auf 983 Tonnen gestiegen,
                         2015                            2016                   2017                             also um 53 Prozent. Allein am Tag nach dem Votum der
       Quellen: Federal Reserve St. Louis, Incrementum                                                           Briten, die Europäische Union zu verlassen, hat das Volu-
                                                                                                                 men des SPDR übrigens um 18,4 Tonnen zugelegt, am Fol-
                                                                                                                 getag kamen nochmals 13 Tonnen hinzu. Zur Nachfrage
                                                                                                                 des Branchenprimus addieren sich die Käufe weiterer in-
                                                                                                                 ternationaler Gold-ETCs (Exchange Traded Commodities)
       Die Notenbanken preschen vor                                                                              sowie von Zertifikaten und Anleihen, die physisch gedeckt
        Die Bilanzsummen der großen Zentralbanken                                                                sind, wie das beliebte deutsche Xetra-Gold (siehe Tipps).
       (­ China, Schweiz, Japan, EZB, USA), in die zum                                                              Die Nachfrage durch Notenbanken. Seit dem Finanzkri-
        ­Beispiel die billionenschweren Käufe von Anleihen                                                       senjahr 2008 legen die weltweiten Goldreserven der No-
         einfließen, sind auf Rekordhöhen aufgebläht. Der                                                        tenbanken im Schnitt konstant zu – auf zuletzt 33 000 Ton-
        Goldpreis hinkt dem noch deutlich hinterher.                                                             nen. Das ist der höchste Wert seit der Jahrtausendwende.
                                                                                                                 Dennoch sind die Bilanzsummen der Notenbanken insge-
        USD     Zentralbankbilanzen                                                                      Mrd.
                                                                                                         USD     samt deutlich stärker gestiegen als der Goldpreis – der da-
                     Preis für 1 Feinunze Gold                          Schweizer                                durch über ein gewisses Nachholpotenzial verfügt (­siehe
       1600                                                             Nationalbank                     1600
                                                                                                                 Chart links Mitte).
       1200                                                                                              1200       Sowohl die Käufe in Schwellenländern als auch von No-
                                                                                                                 tenbanken und Investoren signalisieren also Goldstärke.
                                                         f China
        800                               ’s   Bank o                      Bank of Japan                  800       Die Saisonalität. Viele Anlageklassen weisen saisona-
                                   People
                                                                    Europäische Zentralbank                      le Kursmuster auf, bei Aktien ist das etwa die statistische
        400                                                                                               400
                                                                                                                 Kursschwäche im August oder September. Bei Gold ist
            0                                               US-Notenbank                                    0    diese Saisonalität besonders ausgeprägt. Eine Untersu-
                2007 08           09      10       11       12     13      14      15   16 2017                  chung der Jahre 1971 bis 2016 hat ergeben, dass dessen
       Quellen: Bloomberg, Incrementum                                                                           Preis zwischen September und Dezember im Schnitt am
                                                                                                                 stärksten zulegt – also genau ab jetzt.
                                                                                                                    Betrachten Sie Gold als Versicherung! Die Argumente für
                                                                                                                 steigende Goldpreise sind damit überwältigend. Der pro-
       Realwerte sind derzeit (zu) billig                                                                        minente Kapitalmarktkenner Robert Halver von der Baa-
       Der kumulierte Wert von Grundstücken, Immobili-                                                           der Bank etwa bringt es auf den Punkt: „Keine Anlage-
       en, Gold und anderen Sachanlagen bewegt sich im                                                           klasse verfügt aktuell über so viele fundamentale Gründe
       Vergleich zu den aufgeblähten Finanzwerten wie                                                            für steigende Notierungen wie Gold.“ Dennoch kann es
       Bargeld, Anleihen oder Derivaten auf einem histo-                                                         immer wieder Rücksetzer geben oder ausgedehntere Seit-
       risch nicht gekannten Tiefstwert.                                                                         wärtsphasen. Das ist für Edelmetalle typisch, wenn zwi-
                                                                                                                 schenzeitlich unter den Anlegern der Optimismus zu-
       Entwicklung des Realvermögens                                                                %
                                                                                                                 nimmt. Langfristig allerdings werden sich die Gründe für
                                    relativ zum finanziellen Vermögen, 1925 = 100                                Gold ihren Weg hin zu (deutlich) höheren Kursen bah-
                                                                                                   80
                                                                                                                 nen. Bis dahin sollten Anleger Gold als eine Art Versi-
                                                                                                   80            cherungsprämie gegen Großkrisen betrachten. Bei Haft-
                                                                                                                 pflicht- oder Hausratpolicen zahlen sie ja auch regelmäßig
                                                                                                   40            ihre Beiträge, um das gute Gefühl der Sicherheit zu ge-
                                                                                                                 nießen. Das Gleiche leistet Gold für das eigene Vermögen,
                                                                                                   20
                                                                                                                 bietet aber zusätzlich die Chance auf fulminante Gewinne
                                                                                                    0           – und das ganz ohne laufende Prämien.
       1920           1940               1960               1980            2000           2020
       Quellen: BofA Merrill Lynch, Incrementum                                                                                                         ANDREAS KÖRNER

       32                                                                                                                                                   FOCUS-MONEY 39/2017

FM39032A 32                                                                                                                                                                     15.09.17 10:31
FOCUSMONEY COVER - INCREMENTUM
„DIE“ GOLD-STUDIE VON INCREMENTUM

              In Gold we trust – Wir vertrauen auf Gold
              So lautet der programmatische Titel einer außergewöhnlich umfangreichen und spannenden Analyse
              zu Gold, die tiefe Einblicke gibt und keinen Zweifel am Wert des Edelmetalls für alle Anleger lässt
              Stolze 179 Seiten umfasst die Studie der Vermögensverwal-           der Ungleichgewichte abmildern könnte, funktioniert nicht,
              tung Incrementum. Die Liechtensteiner sind für ihre Exper-          wenn Währungen nicht durch Angebot und Nachfrage re-
              tise zu Sachwerten bekannt. Akribisch haben die Autoren,            guliert werden – eben wie in der Euro-Zone. Das erhöht
              Ronald-Peter Stoeferle und Mark. J. Valek, Fakten rund um           ebenfalls die Wahrscheinlichkeit künftiger Turbulenzen.
              das Edelmetall zusammengetragen und ordnen diese ein in               De-Dollarization. Das ist der Bedeutungsverlust des US-
              das Umfeld aus steigenden Schulden, Dollar- oder Zinsent-           Dollar als weltweite Reservewährung. Dieser kann mit aus-
              wicklung. Sie blicken hinter die Kulissen und fragen kritisch,      gelöst werden durch die sehr hohen Schulden der USA oder
              ob volkswirtschaftliche Kenngrößen, die positiv erscheinen,         durch die fortwährende Missachtung der Schuldengrenze.
              nicht schon der Vorbote einer Rezession sein könnten – wie          An dieser Stelle zitieren Stoeferle und Valek den US-Wirt-
              etwa die vermeintlich niedrige Arbeitslosigkeit in den USA.         schaftler Kenneth Rogoff: „Ich schlage vor, dass die Schwel-
              Hier die Kernpunkte der Untersuchung:                               lenländer einen erheblichen Anteil ihrer Billionen Dollar an
                 Graue und Schwarze Schwäne. „Schwarze ­Schwäne“                  Fremdwährungsreserven in Gold reinvestieren.“
              sind extreme Ereignisse an den Kapitalmärkten, die mas-               Die systemische Überschuldung. Die Tatsache, dass
              sive Auswirkungen haben, die aber niemand erwartet                  das gegenwärtige Geldsystem ein Schuldgeldsystem ist,
              – wie die Finanzkrise. „Graue Schwäne“ sind zwar auch               führt automatisch zu immer höheren Kreditbergen. Wür-
              sehr unwahrscheinlich, aber zumindest vorstellbar. Laut             de sich niemand mehr verschulden, würde so gut wie die
              Studie hat die Erhöhung der Gesamtverschuldung und                  gesamte Geldmenge verschwinden – mit katastrophalen
              der Geldmengen das ungedeckte Geldsystem noch fra-                  Auswirkungen auf die Wirtschaft. Mehr Schulden bedeu-
              giler gemacht, als es von seiner Grundverfassung ohne-              ten oft höhere Inflation – und machen Gold interessant.
              hin ist. Die Wahrscheinlichkeit von Grauen und Schwar-                Der Kampf ums Bargeld. Politiker, manche Ökonomen
              zen Schwänen ist also gestiegen. Gold kann Schutz bieten.           sowie Zentralbanker möchten gern den Bargeldverkehr
                 Globale Ungleichgewichte. „Die bisherige Instabi-                stark eindämmen oder ganz abschaffen, etwa um auf Kon-
              lität der Marktwirtschaft ist eine Folge davon, dass der            tengeldern umfassend Minuszinsen durchsetzen zu können.
              wichtigste Regulator des Marktmechanismus, das Geld,                Gold bietet keine Zinsen – aber auch keine Minuszinsen.
              seinerseits von der Regulierung durch den Marktprozess                Fazit: Ein Teil Gold gehört in jedes Depot. Wenn hohes
              ausgenommen wurde“, zitieren die Studienautoren den ös-             inflationäres Wachstum auftritt und die Normalisierung der
              terreichischen Ökonomen Friedrich August von Hayek. Das             Geldpolitik scheitert sowie die monetäre Ordnung rund um
              bedeutet: Der Ausgleichsmechanismus zwischen Ländern,               den Dollar wankt, sind Unzenpreise bis 5000 Dollar möglich.

                                                Wir leben in einem                   Im Durchschnitt teurer
                                                                                     Der Goldpreis ist vergleichsweise volatil, schwankt
                                                Zeitalter des                        also auch während des Jahresverlaufs kräftig. Daher
                                                                                     sind die jährlichen Durchschnittspreise aussagekräf-
                                                fortgeschrittenen                    tiger – und die haben ebenfalls nach oben gedreht.
                                                monetären
                                                                                     Jährlicher durchschnittlicher Goldpreis
                                                Surrealismus“                         in US-Dollar je Unze
                                                                                                                                                         1600

                                                                                                                                                         1200
                                                           Ronald-Peter
                                                           ­Stoeferle,                                                                                       800
                                                            Co-Autor der Incre-
                                                                                                                                                             400
                                                            mentum-Studie
                                                                                                                                                              0
                                                                                     1980 85              90          95        2000   05   10   15   2020
                                                                                     Quellen: Federal Reserve St. Louis, Incrementum

     FOCUS-MONEY 39/2017                                                                                                                                           33

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FOCUSMONEY COVER - INCREMENTUM
MONEYMARKETS

                                                                                              Schwören auf Gold: Mark Valek (vorn)
                                                                                              und Ronald-Peter Stöferle (Hintergrund)

                                                                 INTERVIEW

                       „Neues Gold-Zeitalter“
              Startet ein neuer Gold-Bullenmarkt? Ja, meint Incrementum-Partner Mark Valek. Nach der ersten
                 Etappe 2001–2011 und folgender Korrektur sieht er Gold nun vor der zweiten Hausse-Phase

              FOCUS-MONEY: Per saldo hat sich beim Preis für die Gold-     tionsraten, über weite Strecken einhergehend mit einem
              unze seit rund vier Jahren kaum etwas getan. Er hing bis     starken US-Dollar. Schrumpfende Teuerungsraten sowie
              zum jüngsten Ausbruch seit Mitte 2013 zwischen 1100          eine starke Leitwährung setzten realwirtschaftliche Werte
              und gut 1300 Dollar bzw. 900 und 1200 Euro fest. Was         wie Gold, Silber oder Rohstoffe tendenziell unter Druck.
              kann nun eine neue Dynamik bringen?                          Anfang 2016 begann sich das aber zu ändern. Nachdem
              Mark Valek: Tatsächlich erscheint es auf den ersten Blick    der Zinserhöhungszyklus in den USA nach nur einer An-
              so, als sei bei Gold zuletzt nicht viel passiert. Doch das   hebung pausieren musste, erlebte Gold ein fulminantes
              täuscht. Im Hintergrund hat sich vor allem 2016 und 2017     Comeback – bis dann Trump kam.
              einiges geändert. Ich würde sogar sagen: Wir stehen vor      MONEY: Trump ist auch hier schuld?
              einem Paradigmenwechsel an den Märkten. Die Auswir-          Valek: (lacht) Von Schuld kann man nicht sprechen. Trump
              kungen davon werden sich in Zukunft im Goldpreis deut-       förderte den Glauben an eine bessere Wirtschaft in den
              lich zeigen.                                                 USA und ein erstarkendes Amerika – zumindest tempo-
              MONEY: Das sind starke Worte für einen längere Zeit eher     rär. Die Wahl Trumps gab auch dem Dollar Auftrieb. Er
              schwächlichen Markt.                                         legte Ende 2016 gegen alle wichtigen Währungen noch-
              Valek: Die Jahre 2013 bis 2015 waren für Gold nicht berau-   mals zu, gegen den Euro sogar auf ein 14-Jahres-Hoch.
              schend, ohne Frage. Wir sahen weltweit sinkende Infla-       Ein starker Dollar aber drückt tendenziell die Inflation in

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FOCUSMONEY COVER - INCREMENTUM
Die Großwetterlage ändert sich gravierend zu Gunsten von
                                     Realwerten wie Edelmetalle oder Rohstoffe“

              den USA und bremste so auch Gold wieder aus. Das er-              Geldpolitik und der Rückkehr zum Alltag steht so kaum
              scheint mir wichtig: Bei der Beurteilung der Edelmetalle          mehr etwas entgegen. Diesmal müssen die alten Muster
              ist die Leitwährungsfunktion des US-Dollar immer zu be-           also nicht mehr gelten, es könnte wirklich anders sein.
              achten. Daher ist aus unserer Sicht die wirtschaftliche Ent-      Valek: Könnte es das wirklich? „Diesmal ist alles anders“
              wicklung im Dollar-Raum nach wie vor für die Preisent- – das ist bekanntlich der teuerste Satz in der Anlagege-
              wicklung von Gold ausschlaggebend.                                schichte. Und was den Erfolg der Maßnahmen angeht,
              MONEY: Und wo erkennen Sie jetzt den Paradigmen­                  scheiden sich die Geister. Offensichtlich war ein Großteil
              wechsel?                                                          der Amerikaner mit dem Aufschwung der vergangenen
              Valek: Im Verhalten des US-Dollar. 2016 verlor er zunächst        acht Jahren eindeutig unzufrieden. Sonst wäre die Präsi-
              sein zuvor starkes Aufwärtsmomentum. Seit Jahresbe-               dentschaftswahl ja nicht so ausgegangen. Vermögende
              ginn tendiert der Dollar nun massiv schwächer. Die ers­           können sich freilich nicht über die Auswirkungen der
              ten sechs Monate 2017 waren für die US-Valuta sogar das           Geldpolitik beschweren. Haben sich doch deren Portfo­
              schlechteste Halbjahr seit 1985. Am Markt wird das bis-           lio-Werte zumeist mehr als nur wieder erholt.
              her kaum beachtet. Dabei bedeutet das tendenziell wieder          MONEY: Sie glauben also nicht, dass den Notenbanken
              zunehmende Inflationsraten im Dollar-Raum und damit               ein Abschied von ihrer expansiven Geldpolitik wirklich
              auch kräftigen Rückenwind für Gold. Die Großwetterla-             gelingt?
              ge ändert sich gravierend zu Gunsten von Realwerten wie           Valek: Wir hegen zumindest große Zweifel. Die Fed zum
              Edelmetalle und Rohstoffe, zumal auch die Notenbanken             Beispiel hatte für 2016 vier Zinserhöhungen angekün-
              mit ihrer Geldpolitik an Grenzen stoßen. Die Bodenbil-            digt, davon aber nur gerade eine, nach dem Amtsantritt
              dung bei Gold dürfte abgeschlossen sein. Wir sehen den            Trumps, umsetzen können. Die Quittung kam prompt.
              Markt heute am Beginn einer länger anhaltenden, neu-              MONEY: Wie sah die aus?
              en Aufwärtsphase.                                                 Valek: Die Märkte reagierten auf die Untätigkeit und das
              MONEY: Sind Sie da nicht zu optimistisch für die Edelme-          Zögern der Fed erstmals mit einer Abwertung des Dollar
              talle? Die Wirtschaft fasst zunehmend Fuß. In den USA hat         und einem klar steigenden Goldpreis. Das liefert einen
              die Federal Reserve (Fed) die Normalisierung der Geldpo-          Vorgeschmack darauf, was passiert, wenn die Normali-
              litik bereits eingeläutet, in Europa denkt die Europäische        sierung der Geldpolitik ins Stocken gerät oder gar ganz
              Zentralbank (EZB) erstmals darüber nach. Das bedeutet             ausfällt, etwa bei einer Konjunkturabschwächung. Eine
              doch unter anderem eher steigende Zinsen. Für Gold als            Rezession zum Beispiel hat bisher überhaupt niemand auf
              zinslose Anlage wäre das kaum von Vorteil.                        dem Zettel, obwohl sie in unserem Wirtschaftssystem ein
              Valek: Inwieweit man auf die Notenbanken bauen kann,              ständig wiederkehrendes Phänomen ist.
              ist die Frage aller Fragen in diesem Spiel. Seit 1971 die         MONEY: Was wären da die Konsequenzen?
              Goldbindung des US-Dollar aufge-                                                       Valek: Man muss kein großer Pro-
              hoben und ein ungedecktes Geld-                                                         phet sein, um zu sagen, dass die
              system eingeführt wurde, können
              die Zentralbanken praktisch unbe-
                                                          VITA                                       Notenbanken bei einer sich ankün-
                                                                                                      digenden Rezession den Fuß sehr
              grenzt Geld schöpfen. Bisher set-                                                       schnell von der Bremse nehmen und
              zen die Märkte noch darauf, dass           Mark J. Valek                                neu Gas geben werden. Das tun sie
              sie dies verantwortungsvoll tun, wie                                                    inzwischen fast schon reflexartig.
              etwa ehedem die Bundesbank. Die-           Der 37-jährige Österreicher ist zu-         Die Frage ist nur, ob das dann über-
              se Hoffnung wird von den Erfah-            sammen mit Ronald-Peter Stöferle            haupt noch Wirkung zeigt. Schauen
              rungen aus der Geschichte aber             Partner des unabhängigen liechten-          Sie: Nach dem Platzen der Dotcom-
              nicht gestützt. Die Notenbanken            steinischen Vermögensverwalters             Blase senkte der damalige Fed-Chef
              haben ihr Geldmonopol in schö-             Incrementum AG.                             Alan Greenspan den Zins in den USA
              ner Regelmäßigkeit ausgenutzt und                                                       für zwei bis drei Jahre auf ein Pro-
              tun das auch heute. Allein im ers­         Zuvor war er der studierte Be-               zent, bis die Wirtschaft wieder in Tritt
              ten Quartal 2017 haben die größten         triebswirt zehn Jahre lang bei der          kam. Nach der Finanzkrise blieb der
              Zent­ralbanken weltweit den Gegen-         Wiener Raiffeisen Capital Manage-           US-Leitzins schon rund sieben Jah-
              wert von rund einer Billion US-Dollar      ment aktiv, u. a. als Fondsmanager.          re bei null, und es kam noch der An-
              aus dem Nichts geschaffen!                                                             kauf von Staatsanleihen hinzu – bis-
              MONEY: Aber die Notenbanken ha-            Zusammen mit Stöferle leitet er             her ohne überzeugenden Effekt auf
              ben doch Erfolg, würden Ihnen Op-          auch bei Incrementum mehrere                 die Wirtschaft. In Europa gelingt
              timisten entgegenhalten. Die Wirt-         Fonds und ist Mitautor des jährli-           der EZB trotz ihrer hyperexpan-
              schaft wird stabiler, in den USA und       chen Reports „In Gold we Trust“,             siven Geldpolitik bisher bestenfalls
              jetzt auch in Europa. Dem sukzes-          inzwischen ein Klassiker.                    ein mageres Wachstum, sicher aber
              siven Ausstieg aus der expansiven                                                      kein selbsttragender Aufschwung.

     FOCUS-MONEY 39/2017                                                                                                                         35

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FOCUSMONEY COVER - INCREMENTUM
MONEYMARKETS

              MONEY: Sie meinen, die Notenbanken haben ihr Pulver                               oder Immobilien. Bei diesen Finanzpreisen beobachten
              verschossen?                                                                      wir durchaus eine starke inflationäre Entwicklung.
              Valek: So gut wie. Um überhaupt noch eine Chance auf                              MONEY: Als Preistreiber für Gold dient diese Art der In-
              eine Wirkung zu besitzen, werden sie wohl bei der nächs­                          flation bisher aber kaum.
              ten Runde unkonventioneller Geldpolitik zu noch deut-                             Valek: Tatsächlich sind bisher die Realpreise, zu denen
              lich brachialeren Mitteln greifen müssen wie etwa noch                            auch die Notierungen von Edelmetallen oder Rohstoffen
              höheren Negativzinsen oder Helikoptergeld. Trotzdem                               zählen, kaum tangiert. Aber gerade das spricht derzeit
              stehen die Chancen schlecht. Wahrscheinlich wäre bei                              für sie. Aus der Erfahrung wissen wir, dass eine Vermö-
              solchen Verzweiflungsschritten aber eine drastische Auf-                          genspreisinflation irgendwann auf die Verbraucherpreise
              wertung des Goldes.                                                               überschwappt, mit oder ohne Notenbanken. Eine Fein-
              MONEY: Unterschätzen Sie da die Notenbanken nicht?                                dosierung der Inflationsraten wird für die Zentralbanken
              Valek: Wir haben hier das aus der Wirtschaftstheorie bes­                         dann immer schwieriger, auch wenn sie nach außen et-
              tens bekannte, typische Phänomen des abnehmenden                                  was anderes glauben machen wollen. Gold wird davon
              Grenznutzens. Jeder zusätzlich geschöpfte Dollar oder                             auf jeden Fall profitieren. Dafür gibt es aber noch einen
              Euro zeigt immer weniger Effekt bis hin zur völligen Wir-                         weiteren Grund.
              kungslosigkeit oder gar konträren Auswirkungen, vor de-                           MONEY: Der wäre?
              nen immer mehr Ökonomen inzwischen warnen. Schon                                  Valek: Auf lange Sicht stehen Finanz- und Realpreise
              jetzt gelang es doch den Notenbanken trotz ihrer Liqui-                           schon immer in einem relativ festen Verhältnis zueinan-
              ditäts-Supernova nicht, auch nur die gewünschten Teue-                            der. Von diesem Verhältnis weichen sie derzeit stark zu
              rungsraten zu erzeugen.                                                           Gunsten der Finanzpreise ab, wie zuvor nur vor dem Plat-
              MONEY: Sie sprechen die Inflation an. Aber deren Aus-                             zen der Dotcom-Blase und zum Ende der großen Wachs-
              bleiben spricht auch nicht gerade für Gold.                                       tumsphase in den sechziger Jahren.
              Valek: Vorsicht! Sie müssen differenzieren. Die Noten-                            MONEY: Das heißt konkret?
              banken machen, wie zumeist auch die Öffentlichkeit, Teu-                          Valek: Es gibt zwei Möglichkeiten der Rückkehr zum
              erung nur an den Verbraucherpreisen fest. Das greift zu                           Gleichgewicht: eine deftige Korrektur der Finanzpreise
              kurz. Schon die rasante Ausdehnung der Geldmenge – in                             oder ein markanter Anstieg der Realpreise. Die zweite
              den USA von knapp einer Billion Dollar im Jahr 2008 auf                           Alternative ist die weitaus wahrscheinlichere, denn das
              heute fast 4,5 Billionen Dollar – ist der erste Schritt in die                    monetäre Umfeld dürfte eine harte Reaktion bei den Fi-
              Inflation. Schließlich kommt Inflation vom lateinischen                           nanzpreisen verhindern. Hier drängt sich ein Vergleich
              inflare, was so viel heißt wie aufblähen. Wir haben also                          mit den sechziger und siebziger Jahren auf. Damals hat-
              schon Inflationierung durch die Notenbanken. Das ist                              ten wir zunächst auch einen deutlichen Anstieg der Fi-
              aber nur ein Teil.                                                                nanzpreise, weit weg vom langfristigen Durchschnitt im
              MONEY: Was kommt noch?                                                            Verhältnis zu den Realpreisen. Letztere explodierten dann
              Valek: Die Anleihenkäufe der Notenbanken und die damit                            in den siebziger Jahren, parallel zu einer wachsenden
              einhergehende Geldschöpfung sind vor allem eine Injek-                            Verschuldung. Resultat war unter anderem eine Verviel-
              tion in den Finanzmarkt. Hier zeigt die Geldschwemme                              fachung des Goldpreises mit neuen Rekordnotierungen.
              bereits deutlich Wirkung, während sie in der Realwirt-                            MONEY: Das kann Ihrer Meinung nach wieder passieren?
              schaft bisher kaum ankam. So drückten die Zentralban-                             Valek: Oh ja. Schon jetzt sind Parallelen zu den siebzi-
              ken die Anleihenrenditen nach unten und zwangen da-                               ger Jahren beim Goldpreis erkennbar. Dabei ist die Aus-
              mit die Investoren in risikoreichere Anlagen wie Aktien                           gangslage heute noch viel dramatischer. Die Schwemme

              Verblüffender Gleichschritt                                                            Viel gutzumachen
              Der Verlauf des aktuellen Goldzyklus gleicht stark                                     Gold machte schwierige Zeiten durch, als die Ak-
              dem der großen Hausse der 70er-Jahre nach der                                          tienmärkte weitaus besser liefen. Zuletzt hat sich
              Aufgabe der Goldbindung des US-Dollar. Bleibt das                                      das Edelmetall relativ zu den Aktienmärkten stabili-
              so, müsste das gelbe Metall vor einer Rally stehen.                                    siert – das Blatt könnte sich nun wenden.
              Vergleich der Goldbullenmärkte                                               %         Goldpreis/S&P-500-Ratio                            %

                                                                                                                                                      160
                                                  Goldbullenmarkt 1970 bis 1979
                                                                                         1350

                                                                                                                                                      120
                                                                                          450

                                                                                          150                                                          80

                            Goldpreis seit 2000
                                                                                           50                                                          40
              2000             05            10        15            20           2024                 2011          12    13   14   15   16   2017
              Quelle: Incrementum                                                                    Quelle: Incrementum

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an Zentralbankgeld und die Sintflut an neuen Schulden,       Valek: Niedrigzinsen bei steigenden Preisen bedeuten sin-
              vor allem der Staaten, bauen einen monetären Tsuna-          kende oder sogar negative Realzinsen. Sie sind von jeher
              mi auf. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er sich entlädt. ein mächtiger Motor für den Goldpreis, denn die Oppor-
              Und als Anleger möchte ich dann lieber Realwerte besit-      tunitätskosten für die Goldhaltung sinken. Auch die Wert-
              zen als Schuldtitel.                                         bewahrungsfunktion von Gold kommt dann wieder stär-
              MONEY: Die Märkte sehen das aber gelassen. Die Vola-         ker zum Tragen.
              tilität ist so gering wie nie. Von Zittern vor einem Tsuna-  MONEY: Wo sehen Sie dann Gold in ein oder zwei Jahren,
              mi keine Spur.                                               wenn Sie eine Hausnummer nennen sollten?
              Valek: Weil sie in Liquidität ertränkt werden. Und die       Valek: Das hängt mit vom Verhalten der Notenbanken und
              stützt, wie gesagt, die Finanzpreise. Zudem herrscht die     der Inflationsentwicklung ab. Beim langfristigen Preisver-
              Überzeugung, dass die Notenbanken die Märkte bei Ge-         lauf sieht es auf jeden Fall so aus, als hätte der Goldpreis
              fahr wieder heraushauen werden. Das führt zu einer kol-      seine Formkrise überwunden. Die aktuelle Entwicklung
              lektiven Sorglosigkeit. Die Bank für Internationalen Zah-    ist ein Paradebeispiel für einen ausgedehnten Bullen-
              lungsausgleich (BIZ), einer der wenigen Warner aus dem       markt. Von der Mehrzahl der Investoren wird er über-
              öffentlichen Sektor, spricht von einer „angespannten         haupt noch nicht wahrgenommen. Dabei dürften wir vor
              Ruhe“. Auch wir sehen das so. Es dürfte nur eine Frage       einem neuen Abschnitt dieses Bullenmarkts, einem neu-
              der Zeit sein, bis sich die wahren Kosten des momentan       en Goldzeitalter stehen. Denn unserer Überzeugung nach
              herrschenden monetären Wahnsinns zeigen. Und dann            liegt der zweite Teil dieser säkularen, im Jahr 2001 be-
              ist es mit der Ruhe an den Märk-                                                     gonnenen Aufschwungphase noch
              ten schnell vorbei.                                                                 vor uns. Beim zuvor beschriebenen
              MONEY: Übertreiben Sie hier nicht?                                                   Szenario halten wir eine Verdopp-
              Valek: Ich glaube nicht. Äußerst pi-           Es erscheint nur eine                 lung oder Verdreifachung des Un-
              kant in diesem Zusammenhang ist                                                      zenpreises durchaus für möglich.
              doch, dass ausgerechnet Ex-Fed-               Frage der Zeit, bis sich              Wahrscheinlich ist auf jeden Fall
              Chef Alan Greenspan, der nach                der monetäre Tsunami                    auf mittlere Sicht ein Test der bis-
              der Dotcom-Krise mit der Nied-                                                       herigen Höchstmarke von gut 1900
              rigstzinspolitik begann, heute mit             aus Geldschwemme                     US-Dollar je Unze.
              zu den größten Kritikern unseres                                                     MONEY: Anleger sollten also Acht
              ungedeckten Geldsystems zählt. Er
                                                           der Notenbanken und                     geben?
              bezeichnet es als das größte geld-             Sintflut an Schulden                 Valek: Auf Gold, aber auch inflati-
              politische Experiment in der Ge-                                                     onssensitive Anlagen im weiteren
              schichte, von dessen positivem                         entlädt“                      Sinn. Sie werden bei Fortsetzung
              Ausgang er keineswegs überzeugt                                                      des Bullenmarkts ein interes-
              sei.                                                                                 santer Performance-Bringer sein.
              MONEY: Die Märkte scheinen das                                                       Selbstverständlich gehören dazu
              aber anders zu sehen, sonst würden sie nicht so ruhig blei-  auch Gold- und Silberminen. Denn eine Goldhausse
              ben, sondern sich darauf einstellen.                         wird mit einiger Verzögerung stets von den Minenaktien
              Valek: Ein Teil der Marktteilnehmer setzt im Augenblick      bestätigt.
              noch mit fester Überzeugung auf eine finale Genesung         MONEY: Und wann geht es los?
              der Wirtschaft und erwartet eine tendenzielle Normalisie-    Valek: Bekanntlich wird an der Börse zum Einsteigen nicht
              rung der Geldpolitik, auch wenn die vielleicht nur sehr      geklingelt. Generell erscheint es angebracht, sich jetzt
              allmählich verläuft. Fällt diese Normalisierung aber aus –   schon ein paar Münzen oder Barren in den Tresor zu le-
              und dieses Szenario halten wir angesichts der immensen       gen. Ich möchte in diesem Zusammenhang einmal die
              Staatsverschuldung und der immer noch fragilen Kon-          Privatanleger loben. Sie sehen Gold eigentlich sehr rea-
              junktur für sehr wahrscheinlich –, steht das Vertrauen in    listisch und erwerben es vor allem physisch in Form von
              die Notenbanken auf dem Spiel. Dass sie danach irgend-       Barren oder Münzen. Dabei handeln sie oft antizyklisch.
              wann in der Zukunft beim nächsten Versuch den Ausstieg       Das heißt, sie kaufen, wenn der Preis fällt und das Metall
              doch noch schaffen werden, wird dann nur noch schwer         günstig erscheint. Und sie sind sehr geduldig. Anders als
              zu vermitteln sein.                                          bei Wertpapieren schauen sie bei Edelmetallen weit weni-
              MONEY: Wie werden dann, glauben Sie, die Märkte re-          ger auf die Tageskurse und werden so auch nicht zu vor-
              agieren?                                                     schnellem Handeln verleitet. Das liegt wohl auch an der
              Valek: Wir haben im diesjährigen „In Gold we Trust“-Re-      Beschaffenheit von Gold.
              port mehrere Szenarien für die kommenden vier Jahre          MONEY: Wie meinen Sie das?
              formuliert. Für den Fall, dass es tatsächlich zu einem Ab-   Valek: Wer eine Goldmünze betrachtet, weiß, dass er et-
              bruch der geldpolitischen Normalisierung kommt, dürfte       was in der Hand hält, dass auch morgen oder übermor-
              es weit mehr werden als eine bloße Reaktion. Realwerte       gen einen guten Wert hat. Das war schon vor 1000 oder
              wie Gold könnten dann vor einer Renaissance und einer        5000 Jahren so und wird auch in Zukunft so sein. Diese
              kompletten Neubewertung stehen, vor allem bei einer          Sicherheit bieten eigentlich nur Edelmetalle.
              Kombination steigende Preise/niedrige Zinsen.
              MONEY: Was macht Sie da so sicher?                                                                       BERND JOHANN

     FOCUS-MONEY 39/2017                                                                                                                  37

FM39037A 37                                                                                                                               15.09.17 10:27
MONEYMARKETS

              Nicht nur                                                                                                 Stefan Riße
                                                                                                                        Finanzmarktexperte und
              Krisenwährung!                                                                                            Buchautor

              A     ls der Goldpreis im September 2011 auf dem Hö-
                    hepunkt der Euro-Krise die 1900-Dollar-Marke nach
              oben durchbrach, hätten selbst viele Skeptiker, denen der
              Anstieg zu schnell vorkam, eines nicht gedacht: dass sechs
              Jahre später der Preis für das Edelmetall 30 Prozent tiefer
              notieren würde. Ich auch nicht. Die Notenbanken waren
              damals schon aktiv mit dem Kauf von Staatsanleihen. Die
              Geldmengen wurden also kräftig erhöht, und Inflations-
              potenzial schien sich aufzubauen. Doch die Hoffnungen           werden müssen. Ist das der Fall, kann sehr schnell eine
              der Goldfans gingen nicht in Erfüllung. Denn es kam eben        Aufwärtsspirale aus steigenden Löhnen und damit wiede-
              nicht zur normalen Korrektur nach zu schnellem Anstieg,         rum steigender Teuerung einsetzen. Doch selbst wenn wir
              sondern eine langjährige Baisse setzte ein. Natürlich war       noch nicht an diesem Punkt sind und es noch ein paar Jahre
              das Grund genug, die Argumente, die ursprünglich zu mei-        dauert, sollten Goldanteile bereits heute gehalten werden.
              ner Hausse-Prognose geführt hatten, zu überprüfen. Dies         Denn der übliche Nachteil des Goldes, seine Unverzins-
              tat ich bereits vor einem Jahr, als der Goldpreis unter 1100    lichkeit, ist in Zeiten des Nullzinses nicht mehr vorhanden.
              Dollar fiel. „Goldanteil behalten!“ – So lauteten das Fazit     Springt die Inflation dann tatsächlich irgendwann an, ist
              und der Titel. Goldrichtig, muss man aus heutiger Perspek-      man bereits investiert, denn dann kann es mit dem gelben
              tive sagen. Aktuell notiert das Edelmetall um über 20 Pro-      Metall auch sprunghaft nach oben gehen. Aus stimmungs-
              zent höher. Denn die Argumente, die langfristig für einen       technischer Sicht ist derzeit ebenfalls noch keine Überhit-
              weiter steigenden Goldpreis sprechen, sind nach wie vor         zung zu erkennen (s. unten).
              intakt. Seinen Status als Krisenwährung hat das gelbe Me-
              tall im Nordkorea-Konflikt wieder unterstrichen. Und die
              geopolitische Lage wird unsicher bleiben.                            Noch keine Verkaufssignale
                Viel wichtiger für die langfristig positiven Aussichten für
                                                                                    Preis für 1 Feinunze Gold                                                          USD
              Gold ist aus meiner Perspektive jedoch das Inflationspoten-
              zial. Zwar bleiben höhere Preissteigerungsraten bisher aus,                                                                                          1800
              doch längerfristig sind sie nicht zu ignorieren. Sie ergeben                                                                                         1600
              sich dabei nicht, wie in der Vergangenheit üblich, aus ei-
              ner nicht zu stillenden Nachfrage. Produktionskapazitäten                                                                                            1400
              und Arbeitskräfte gibt es durch die Globalisierung zuhauf.
                                                                                                                                                                   1200
              Nein, es ist die Untätigkeit, zu der die Notenbanken ver-
              dammt sein werden, selbst wenn die Inflationsraten wieder                                                                                            1000
              zu steigen beginnen, auch über die von einigen Zentralban-            positive Anlageberater für Gold                     Verkaufszone                    %

                                                                                                                                                                             Quelle: Thomson Reuters Datastream
              ken anvisierten zwei Prozent hinaus. Das kann leicht pas-
                                                                                                                                                                        70
              sieren, wenn die Rohstoffe wie zuletzt stärker steigen oder
                                                                                                                                                                        60
              die Immobilienpreise und damit auch Mieten klettern, weil
                                                                                                                                                                        50
              das billige Geld hier zu Preissteigerungen führt.
                                                                                                                                                                        40
                 Die Zentralbanken sitzen in einer Zwickmühle. Teile der
                                                                                                                                                                        30
              Privatwirtschaft sind viel zu hoch verschuldet, als dass sie
                                                                                                                                           Kaufzone                     20
              höhere Zinsen verkraften könnten. So ist die Verschuldung
              der US-Unternehmen in den letzten Jahren massiv gestie-                 2011        12         13         14         15          16        2017
              gen, weil sie sich zu den tiefen Zinsen Geld geliehen ha-
                                                                                   2000      02        04     06        08        10      12        14     2016
              ben, um eigene Aktien zurückzukaufen. Das macht sie aber             Hohe Schulden erfordern tiefe Zinsen
              eben auch abhängig von dauerhaft tiefen Zinsen. Auch                  Schulden der US-Nicht-Finanzunternehmen
              viele Immobilienbesitzer in den USA und Europa könnten
                                                                                    in Prozent des Bruttoinlandsprodukts
              nach wie vor durch deutlich steigende Zinsen in Bedräng-                                                                                                  45
              nis geraten. Man darf nicht vergessen, die Kette reißt auch
                                                                                                                                                                             Quelle: Thomson Reuters Datastream

                                                                                                                                                                        40                                        *G
              hier immer am schwächsten Glied. In Europa ist das wo-                                                                                                                                              in
              möglich das italienische Bankensystem. Und die Europä-                                                                                                    35                                        EU
              ische Zentralbank (EZB) kann nur Geldpolitik für den ge-                                                                                                                                            Ab
                                                                                                                                                                        30                                        zu
              samten Währungsraum machen. Hier muss sie sich nach                                                                                                                                                 da
                                                                                                                                                                        25
              dem schwächsten Glied richten, um eine Kettenreaktion zu                                                                                                                                            Ink
              vermeiden. Lehman lässt grüßen. Das wird zur Folge ha-                                                                                                    20                                        En
              ben, dass andernorts auch höhere Inflationsraten toleriert            1950     60         70         80        90         2000        10          2020

       38                                 Foto: J. Koch                                                                                        FOCUS-MONEY 39/2017

FM39038A 38                                                                                                                                                                            15.09.17 12:38
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