LESEPROBE MANIPULATIONSTECHNIKEN - FABIAN KREFELD Wie Sie Menschen lesen lernen und mit den - Ferrum Publishing
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LESEPROBE MANIPULATIONSTECHNIKEN Wie Sie Menschen lesen lernen und mit den Methoden der Psychologie beeinflussen können FABIAN KREFELD
Originale Erstausgabe 2021 Copyright © 2021 by Fabian Krefeld und Ferrum Publishing Independently published Alle rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise verboten. Kein Teil dieses Werkes darf ohne schriftliche Genehmigung des Autors in irgendeiner Form reproduziert, vervielfältigt oder verbreitet werden.
„Worte sind die mächtigste Droge, welche die Menschheit benutzt.“ Joseph R. Kipling (1865 - 1936), britischer Journalist und Autor
1 Vorwort des Autors DAS GANZE LEBEN besteht aus dem Miteinander. Wo Menschen miteinander zu tun haben, „menschelt“ es, wie eine Beschreibung so sagt. DIESES „MENSCHELN“ kann vielfältiger Natur sein, auf eine ganz banale Ebene heruntergebrochen bedeutet es aber vorwiegend, dass Menschen nicht nur Gutes für das Gegen‐ über beabsichtigen, sondern vor allem den eigenen Vorteil im Blick haben. Das ist nachvollziehbar und an sich auch nichts Schlech‐ tes, allerdings kann es dadurch auch zu Situationen kommen, in denen einige Menschen ihren Mitmenschen den eigenen Willen aufzuzwingen versuchen. Manche machen das mitunter so geschickt, dass es dem Gegenüber gar nicht richtig auffällt, dass er oder sie nicht mehr unbedingt eigenbestimmt handelt, sondern vorwiegend das tut, was der andere von ihm verlangt. • • • 1
FABIAN KREFELD MANIPULATIONEN - wenngleich sie nicht immer so offen als solche bezeichnet werden - kommen im Alltag ständig vor, und es ist an sich auch nichts Verwerfliches daran. Ich selbst habe mich öfters schon in Situationen wiederge‐ funden, in denen ich meine eigenen Interessen, oder Inter‐ essen einer Gruppe, der ich angehörte, nicht durchsetzen konnte, andere jedoch taten sich spielerisch leicht damit, was mich langsam an meiner Überzeugungskraft hatte zweifeln lassen. Erst als ich damit begann, mich intensiver damit zu beschäftigen, warum es ausgerechnet mir nicht gelingt, bekam ich Antworten, die mir nun auf meinem weiteren Weg sehr helfen, mich wirkungsvoller durchzusetzen. OFT IST ES NICHT MEHR, als die Möglichkeit zu haben, sich in den anderen hineinversetzen zu können und zu spüren, welche Bedürfnisse das Gegenüber hat, um darauf aufbauend eine „Strategie“ zu entwickeln, wie man die Gegenseite von den eigenen Ideen überzeugen kann. Im Gegenzug ist es meiner Ansicht nach aber ebenso wichtig, dass man erkennt, wenn das Gegenüber versucht, einen selbst zu manipulieren und für Zwecke zu gewinnen, die sich nachteilig auswirken können. Sowohl im beruflichen als auch im privaten Umfeld kommt das häufiger vor, als man vermuten möchte. DAS TIEFERE EINTAUCHEN in den Bereich der Manipulati‐ onstechniken war daher für mich ein logischer Schritt, da es immer noch viele selbsternannte Experten gibt, die einem vorzugaukeln versuchen, dass man durch das Erlernen von gewissen Techniken jeden zu seiner Marionette machen kann. Dass Manipulation allgegenwärtig ist und wir uns diesem Thema nicht entziehen können, selbst wenn wir es wollten, 2
LESEPROBE Manipulationstechniken war Grund genug für mich, in dieser Disziplin weiter nachzu‐ forschen. WERDEN diese Techniken richtig und smart eingesetzt, können sie auch Sie beim Erreichen Ihrer Ziele unterstützen, allerdings braucht es auch die Bereitschaft von Ihnen, sich darauf einzulassen, sich selbst kennenzulernen, um in weiterer Folge die Methoden, Tools und Techniken für sich nutzen zu können. HERZLICHST, 3
2 Die Geschichte der Manipulation MANIPULATION IST SO ALT wie die Geschichte der Menschheit. Der Mensch von heute agiert annähernd gleich wie die Menschen vor Hunderten von Jahren. Was sich sicher geändert hat, ist die Grundmotivation, da wir uns großteils zum Glück nicht mehr mit dem nackten Überleben beschäftigen müssen, sondern andere Bedürfnisse befriedigen möchten. Je weiter wir uns auf der Maslow’schen Bedürfnispyra‐ mide nach oben bewegen, desto differenzierter sind unsere Anforderungen. MANIPULATION HAT SCHON IMMER einen gewissen Platz in den Ereignissen der Menschheit eingenommen, man denke nur daran, wie sich gewiefte Konkubinen früherer Herrscher geschickt am Hof platziert und durch Manipulationen die eigentliche Herrschaft über ein Reich übernommen haben, oder wie gezielte Fehlinformationen Kriege entweder ausge‐ löst oder im besten Fall verhindert haben. • • • 4
LESEPROBE Manipulationstechniken DIE ERFORSCHUNG des Themengebiets der Manipulation fand allerdings erst in den letzten Jahrhunderten statt. Ein Vorreiter, dessen Werk heute aktueller denn je ist, war Gustave Le Bon. In seinem Werk „Psychologie der Massen“ aus dem Jahr 1895 beschreibt er sehr eindrucksvoll, wie Massen von Menschen für Ziele manipuliert werden können. ER BEZIEHT sich vor allem auf den Herdentrieb, der in uns allen ausgeprägt ist. So gelingt es Führern, eine an sich heterogene Masse für ihre Zwecke zu begeistern. Diese rekrutieren vor allem Perso‐ nen, die entweder eine gewisse Unzufriedenheit mit ihrer jeweiligen Lebenssituation empfinden oder einfach eher leicht‐ gläubig oder psychisch belastet sind. Je akuter zum Beispiel die Unzufriedenheit ist, desto einfa‐ cher wird es dem Manipulator gemacht, diese Personen für – zum Teil abstruse und oftmals gefährliche – Ideologien zu begeistern. Führer sind Macher und keine Denker. Sie sind Männer und Frauen der Tat, sie verfolgen ihre Ziele mit ausgefeilter Rhetorik und großer Überzeugungskraft, um die Manipulierten mit dem Glauben an Hoffnung und der Verwirklichung ihrer Träume für sich zu gewinnen. Dabei verfolgen sie allerdings ausschließlich Eigenin‐ teressen. DIE TECHNIKEN SIND DAMALS wie heute noch die gleichen: Behauptung, Wiederholung und Übertragung WENN EINE BEHAUPTUNG AUFGESTELLT WIRD, bekommt sie durch ständige Wiederholung ab einem gewissen 5
FABIAN KREFELD Punkt einen Wahrheitsgehalt. Menschen können sich daran erinnern, dass sie diese Behauptung immer wieder gehört und wahrgenommen haben, wodurch sie sich in ihrem Gedächtnis festsetzt – bis zu dem Moment, an dem die Behauptung zu einem Faktum für sie wird. Sobald das erfolgt ist, können sie dieses „Faktum“ nun selbst verbreiten, und erreichen somit, dass eine breite Masse diese ursprüngliche Behauptung aufnimmt. So lassen sich zum Beispiel gewisse Ideologien oder Verschwörungstheorien erklären, die – einmal in die Köpfe einzelner gepflanzt – eine unvorstellbare Reichweite aufbauen. MIT DEM TECHNISCHEN Fortschritt des 20. Jahrhunderts erreichte die Manipulation eine neue Dimension. Es war vor allem durch die Erfindung des Radios möglich, ortsunab‐ hängig Botschaften und Ideologien breitgestreut zu installie‐ ren. Die Naivität der Menschen damals, die diesem neuen Medium sehr offen gegenüberstanden und den Wahrheitsge‐ halt der gesendeten Botschaften anfänglich viel zu wenig hinterfragten, tat ihr Übriges, um die Manipulation zu begünstigen. Das NAZI-Regime um Adolf Hitler und Joseph Goebbels wusste um das Potenzial des Mediums Radio, das sie für ihre Kriegspropaganda vollends ausnutzten. Der „Volksempfänger“ war ein fixer Bestandteil in fast jedem deutschen Haushalt, womit es ein leichtes war, antise‐ mitischen Ideologien zu verbreiten, und die Zustimmung für einen der schlimmsten Kriege der Weltgeschichte einzuholen. SPULEN wir ein paar Jahre nach vorne – der Fernsehapparat steht in jedem Wohnzimmer und wird zu einem weiteren Meilenstein in der Geschichte der Manipulation. Nun sind es nicht mehr nur politische oder ideologische 6
LESEPROBE Manipulationstechniken Führer, die Menschen manipulieren; Es sind vor allem findige Unternehmen und deren Marketingabteilungen, die sich dieses Medium zunutze machen. Die Werbespots werden immer kreativer – und grenzwertiger. Nicht selten kommt es vor, dass Firmen für Aussagen über ihr Produkt sogar verur‐ teilt werden, und gewisse Behauptungen nicht mehr treffen dürfen. Ein Beispiel gefällig? benco, eine Marke für Trinkkakao, hatte ursprünglich den Slogan verwendet „Trink benco, und du wirst stark und schlau!“ Ein Gericht verurteilte den Hersteller für diese nicht wissenschaftlich begründbare und irreführende Aussage, woraufhin das Unternehmen die Aussage auf „Trink benco, und du fühlst dich stark und schlau“ abänderte. DIE INNOVATION, die sicherlich die weitesten Möglichkeiten zur Manipulation bietet, ist heute für uns allgegenwärtig: das Internet. Wir sind täglich online, lesen die Tageszeitung am Tablet, hören Musik über Streaming-Portale auf unserem Mobilte‐ lefon und sind mit unseren Freunden auf sozialen Netwerken verbunden. Ein wahres Paradies für Manipulatoren, da sie uns sprichwörtlich Tag und Nacht und völlig ortsunabhängig erreichen können. WELCHE AUSMASSE die Manipulation mittlerweile erreicht hat, kann man am besten anhand von Fake News beschreiben. Internet-Seiten, die abstruse Behauptungen aufstellen, sind so gut aufgebaut, dass sie wie seriöse Nachrichtenplatt‐ formen wirken, Videos mit ebendiesen Behauptungen kursieren im Netz und können auf einen Klick mit allen anderen über Social Media Kanäle oder Messenger-Dienste geteilt werden. 7
FABIAN KREFELD Wir sehen uns in der Informationsüberflutung nicht mehr in der Lage, zwischen wahr und unwahr zu unterscheiden, außer wir setzen uns ein paar Stunden an den Schreibtisch, um die verbreiteten Informationen gewissenhaft zu recher‐ chieren – aber wer hat schon tatsächlich Zeit dafür? MIT DER VERBREITUNG schließt sich der Kreis zu Gustave Le Bon, da die grundlegende Technik „Behauptung – Wieder‐ holung – Übertragung“ auch heutzutage noch gleich funktio‐ niert wir vor 200 Jahren… 8
3 Einflussfaktoren auf unsere Wahrnehmung SICHERLICH WAREN AUCH Sie schon einmal in einer Situa‐ tion, in der Sie etwas vollkommen anders wahrgenommen haben als alle anderen anwesenden Personen. Wenn Ihnen nicht sofort ein konkretes Beispiel einfällt, hier eine kleine Hilfe: Stellen Sie sich vor, dass Person A mit Person B zusammen eine Straße entlanggeht und sie vor einer roten Ampel auf einmal einen Mann sehen, der den Motor seines teuren Sport‐ wagens laut aufheulen lässt, bevor er losfährt. Während das laute Geräusch für Person einfach nur puren Stress bedeutet, schlägt das Herz von Person B automatisch höher, da sie sich schon ihr Leben lang für schnelle, teure Sportwagen interessiert. Dasselbe gilt für Musik: Gerade ein klassisches Streichor‐ chester-Konzert klingt für den Laien häufig nach nicht mehr und nicht weniger als schrägem Quietschen, während Menschen, die sich selbst Liebhaber dieser Musikrichtung bezeichnen, beim Lauschen dieser Klänge das Herz aufgeht. 9
FABIAN KREFELD ABER WOVON IST ABHÄNGIG, WIE wir Dinge wahrnehmen? Angeborene Faktoren GEWISSE PRÄFERENZEN, also was wir als positiv oder schön empfinden, sind genetisch ins uns verankert. Man spricht hier von den angeborenen Verarbeitungs‐ strukturen, welche unsere Wahrnehmung beeinflussen und ein Stück weit auch verzerren können. Dies wird zum Beispiel dann besonders deutlich, wenn eine erwachsene Person auf ein neugeborenes Baby trifft. Das typische, runde Gesicht, die großen Augen und der eher füllige Körperbau mit kurzen Armen und Beinen wecken in uns, ebenso wie die unbeholfene Art der Fortbewegung, einen tief in unseren Genen verankerten Beschützerinstinkt. Dieses Phänomen wird als das „Kindchenschema“ bezeichnet und stammt vom österreichischen Verhaltensfor‐ scher Konrad Lorenz. Wann immer wir also auf ein Baby treffen, verstellen wir ganz automatisch unsere Stimme, versu‐ chen, es zum Lachen zu bringen und machen uns dafür für das Kind auch gerne mal ein wenig zum Affen. Aufgrund des Kindchenschemas begegnen wir Babys daher stets mit liebe‐ voller Fürsorge. Dieses Verhalten zeigen wir Menschen übrigens auch bei bestimmten Tieren, zum Beispiel Katzen-, Hasen- oder Hundebabys, aber auch bei weniger üblichen Tieren wie Robben, welche durch ihre extrem großen schwarzen Knopf‐ augen tatsächlich ähnliche Gefühle in uns auslösen können wie ein menschliches Neugeborenes. 10
LESEPROBE Manipulationstechniken Soziokulturelle Faktoren: Dieser Faktor bedingt unsere Wahrnehmung in jedem Fall noch um einiges mehr als das, was genetisch in uns verankert ist. In jeder Kultur gibt es bestimmte Ansichten und Vorgaben darüber, was als sozial stark, mittel oder wenig akzeptiert wahrgenommen und was als schön oder hässlich definiert wird. Diese sozialen Normen finden wir besonders stark ausge‐ prägt beim vorherrschenden Schönheitsideal, aber auch bei Themen wie dem in den Mainstream-Medien verbreiteten Musik- oder Kleidungsgeschmack oder auch kulinarischen Vorlieben. So ist das Schönheitsideal afrikanischer Urein‐ wohner ein anderes als jenes, welches in unseren Breiten‐ graden vorherrscht. Neben dem kulturellen Faktor schwanken die Vorstellungen von Schönheit und Attraktivität auch sehr stark über die Jahre hinweg. Noch vor 100 Jahren galt es als besonders begehrenswert, als Frau übergewichtig, wenn nicht sogar adipös zu sein. Fett‐ leibigkeit galt damals als der ideale körperliche Zustand, da Nahrungsmittel als ein absolutes Luxusgut angesehen wurden und man damals davon ausging, dass Menschen, die einen schlankeren Körperbau hatten, wahrscheinlich Hunger leiden mussten. Bis vor ca. fünf bis zehn Jahren galt es für Frauen in Deutschland als erstrebenswert, so dünn wie möglich zu sein und gar keine weiblichen Kurven zu haben, während in der heutigen Zeit, vor allem in den sozialen Medien, hauptsäch‐ lich das Ideal eines durchtrainierten Körpers mit sehr schmaler Taille und im Verhältnis dazu überproportional breiten Hüften propagiert wird. Wir sehen also, dass sowohl das Schönheitsideal als auch alle möglichen anderen Normen und Ideale unserer Gesell‐ schaft extrem wandelbar sind. 11
FABIAN KREFELD Kurzfristige (temporäre) Einflussfaktoren: AUCH FAKTOREN WIE unsere aktuelle Stimmung oder körperliche Bedürfnisse, die uns gerade motivieren oder steu‐ ern, können unsere Wahrnehmung enorm beeinflussen. Vor allem Stress kann das, was wir sehen und wie wir es sehen, sehr stark verändern. Stellen Sie sich zum Beispiel einmal vor, dass Sie sehr starken Hunger verspüren, während Sie durch eine belebte Einkaufsstraße spazieren, Sie allerdings gerade kein Geld dabeihaben, um eine Kleinigkeit zu kaufen und Ihren Hunger zu stillen. Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit werden Sie alles, was Ihr Bedürfnis nach Nahrung in irgendeiner Weise befriedigen könnte, viel stärker wahrnehmen, als dies der Fall wäre, wenn Sie einen vollen Magen hätten. Dasselbe wird Ihnen passie‐ ren, wenn Sie sehr schnell irgendwohin gelangen müssen und im Stress durch eine mit Menschenmassen gefüllte Einkaufs‐ straße rennen. In dieser Situation werden Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit nichts mehr wahrnehmen, mit Ausnahme all der Leute, welche Ihnen im Weg stehen. Wir nehmen also immer die Gegebenheiten mit Abstand am stärksten wahr, die sich gerade im Vordergrund unseres Bewusstseins befinden, deren Erledigung wir also gerade für wichtiger als alles andere empfinden. 12
4 Grundlegende Manipulationstechniken NACHDEM SIE NUN ALSO IHR Ziel definiert und die Vorbereitungen getroffen haben, geht es nun im Detail um die Taktik. Manipulationstechniken sind die Werkzeuge dazu, die auf den Säulen der Manipulation aufbauen. Sie triggern sozu‐ sagen die Gebiete in unserem Gehirn, die nach dem Reiz eine Handlung auslösen. - MANIPULATION DURCH WIEDERHOLEN „Sag einem Menschen etwas oft genug, und irgendwann wird er dir glauben.“ In diesem Satz steckt einiges an Wahrheit, denn mit der Häufigkeit, mit der wir eine Aussage hören, steigt das Gefühl der Vertrautheit, welches wir mit diesem Statement verbinden. Natürlich machen sich Marketing-Strategen auch insbeson‐ dere dieses Phänomen zunutze. Keiner würde auf die Idee kommen, eine bestimmte Werbung nur ein einziges Mal auszustrahlen, egal, ob in einer Zeitschrift, in sozialen Medien oder, ganz klassisch, im Fernse‐ hen. Als Unternehmen erhöht man dann seine Chancen auf 13
FABIAN KREFELD maximalen Gewinn, wenn man es schafft, tief in den Köpfen der Leute verankert zu bleiben. Auf Beziehungsebene wird diese Manipulation auch oft angewendet. Ihre Partnerin möchte unbedingt ein Konzert einer Band besuchen, Sie aber sind nicht ganz überzeugt davon. Durch ständiges Wiederholen und beispielsweise dem Abspielen der Songs dieser Band werden auch Sie schön langsam davon überzeugt, dass dieser Konzertbesuch keine schlechte Idee ist. - MANIPULATION DURCH ANGST Auch dieser Art der Manipulation bedient sich die Werbung häufig. Denken Sie nur daran zurück, wie der Kauf einer Versi‐ cherung in solchen Clips dargestellt wird: Ohne Versiche‐ rungen könnten Sie potenziell alles verlieren, was Ihnen etwas bedeutet, während Sie, wenn Sie abgesichert sind, angeblich ein unbeschwertes Leben voller Harmonie und Glück führen. Auch in der Politik wird häufig mit dem Erzeugen von Ängsten gearbeitet. Da sich Menschen im Allgemeinen sehr von ihren Emotionen leiten lassen, und diese auch schnell auf andere übertragen, kann im schlimmsten Fall sehr schnell eine Massenhysterie auftreten. Ein Bespiel hierfür ist das bewusste Erzeugen von Feindbildern. Ein spezifisches Feindbild rechts‐ extremistischer Parteien wären beispielsweise Flüchtlingen aus dem Nahen Osten oder Nordafrika. In Beziehungen ist diese Manipulationstechnik ebenfalls ein wirkungsvolles Mittel. Die Angst vor dem Ende einer Freundschaft oder Partnerschaft wird hier bewusst von der manipulierenden Seite eingesetzt, um gewisse Forderungen durchzusetzen. Gerade auf einer so privaten und teilweise dadurch psychisch belastenden Ebene funktioniert diese Technik erschreckend gut. 14
LESEPROBE Manipulationstechniken • • • - MANIPULATION UNSERER BEDÜRFNISSE Diese Technik funktioniert am besten, wenn sie mit dem Erzeugen von Angst kombiniert und ihre Wirkung dadurch enorm verstärkt wird. Im ersten Schritt stellt der Manipulator der anderen Person einen Weg vor, um ein bestimmtes Bedürfnis befriedigen. Im zweiten Schritt ist allerdings zum Erreichen dieses Weges eine Bedingung des Manipulators geknüpft. Die Erfül‐ lung der Bedingung wird als zwingend notwendig dargestellt, um letztendlich ans Ziel zu gelangen. Auch hier wieder ein Beispiel aus der Werbung: Viele Werbevideos geben uns das Gefühl, dass wir ein angepriesenes Produkt unbedingt brauchen, zum Beispiel Sportkleidung, um uns fit, sportlich und motiviert zu fühlen, oder Make-up Produkte, bei denen uns suggeriert wird, dass sie unser Selbst‐ wertgefühl nach der Benutzung steigern werden. Auf Beziehungsebene kann diese Manipulationstechnik zum Teil gravierende Ausmaße annehmen, nämlich dann, wenn Menschen zum Beispiel ihr sozialer Status sehr wichtig ist. Um dieses Bedürfnis ausleben zu können, müssen sie sich allerdings mit bestimmten Personen umgeben, bestimmte Kleidung tragen und ein Auto einer renommierten Auto‐ marke besitzen. Die Manipulatoren entscheiden dann, wer in den „erlauchten“ Kreis aufgenommen wird und wer das Nach‐ sehen hat. Dabei kann es passieren, dass viel Geld in ein Bedürfnis fließt, ohne dass man es auf Dauer aufrechterhalten kann. In dem Moment, in dem man die Reißleine ziehen muss, weil es sich finanziell nicht mehr ausgeht, wenden sich oft auch die „Freunde“ wieder von einem ab. • • • 15
FABIAN KREFELD - MANIPULATION DURCH INFORMATIONEN Bei diesem Punkt geht es weniger darum, dass uns falsche Angaben untergejubelt werden, sondern vielmehr um die Art und Weise, wie jemand gewisse Dinge darstellt. Durch eine negativ oder positiv konnotierte Wortwahl kann eine Situation extrem verzerrt werden – zum Positiven oder zum Negativen hin. Außerdem kann man häufig beob‐ achten, dass nur ein kleiner Teil der Informationen übermit‐ telt wird, und die Teilinformationen, die dem anderen keinen Vorteil verschaffen, einfach unter den Tisch fallen gelassen werden. DIES IST zum Beispiel der Fall, wenn Verschwörungstheore‐ tiker eine bestimmte Behauptung aufstellen und dabei alle Theorien, die ihre These widerlegen würden, einfach negieren. Das Vorenthalten von Informationen, das Verzerren von Inhalten oder das Verallgemeinern ist eine sehr beliebte Technik all derer, die keinen großen Wert auf sachliche Diskussionen legen, oder die Entscheidungen rasch und ohne Gegenwehr durchbringen wollen. Im Berufsleben gibt es entweder den manipulativen Kolle‐ gen, der Dinge anders darstellt, um seinen Vorschlag gegen‐ über dem des anderen durchbringt, oder den Vorgesetzten, der gar kein Interesse an einer Diskussion hat. „Wer fragt, der führt“ lautet ein Sprichwort, also sollten Sie gewisse Informationen durchaus kritisch hinterfragen, um nicht Gefahr zu laufen, in einer Situation übervorteilt zu werden. Hier hilft auch der Ansatz aus der Kommunikations‐ theorie, dass es sich durchaus für beide Seiten empfiehlt, den Blickwinkel zu ändern, um aus einer anderen Sicht auf das Thema zu schauen. • • • 16
LESEPROBE Manipulationstechniken - DIE ENTWEDER-ODER-TAKTIK Bei dieser Manipulationstechnik wird ganz bewusste Schwarz-Weiß-Malerei betrieben, um dem Gegenüber aufzu‐ zeigen, dass momentan ganz genau zwei Alternativen zum Handeln bestehen. Eine prädestinierte Frage für diese Technik wäre zum Beispiel: „Wir gehen jetzt entweder ins Kino oder schauen einen Film zu Hause.“ Es ist in jedem Fall dasselbe: Wenn Möglichkeit A nicht eintritt, tritt automatisch Möglichkeit B ein. Dadurch, dass der Manipulator uns weismachen will, dass nur diese beiden Alternativen existieren, haben wir das Gefühl, keine andere Wahl zu haben und entscheiden uns meistens für eine der vorgegebenen Optionen. WENN SIE DAS GEFÜHL HABEN, auf diese Weise manipu‐ liert zu werden, fragen Sie sich, ob es nicht überhaupt ganz andere Optionen gäbe, und weisen Sie Ihr Gegenüber darauf hin. Sehr selten gibt es nur die Möglichkeit, zwischen A oder B zu wählen; Es gibt fast immer noch andere Optionen, die Ihr Gegenüber einfach nur nicht aufgeführt hat. Im beruflichen Alltag werden Sie des Öfteren mit dieser Technik konfrontiert. Der Verkäufer, der eine Reihe von Lösungen im Repertoire hat, stellt Ihnen bewusst nur 2 Optionen zur Verfügung. Ganz plump und offensichtlich wird diese Technik dann, wenn eine Lösung so überhaupt nicht zu Ihrem Problem passt, die andere zwar passt, aber weit über‐ teuert scheint. MACHEN SIE SICH BEWUSST, dass kein Unternehmen in der heutigen Zeit mit komplexen Themen erfolgreich agieren kann, wenn es nur zwei Lösungen für den Markt bereitstellt. • • • 17
FABIAN KREFELD - MANIPULATION DURCH KILLERPHRASEN Als Killerphrasen bezeichnen wir sogenannte Totschlagar‐ gumente. Nach einem solchen Satz sind wir oft erst einmal sprachlos und wissen nicht genau, ob und wie wir die Diskussion an dieser Stelle noch weiter fortführen können. Dabei sind solche Killerphrasen eigentlich nur Scheinar‐ gumente, die inhaltlich oft vollkommen leer sind. Es sind häufig Behauptungen (z.B. „Das haben wir schon immer so gemacht!“) oder auch bewusst entwürdigende Sätze wie („Davon hast du doch keine Ahnung!“). Entgegenwirken können Sie hier zum Beispiel mit Warum-Fragen: „Warum genau denken Sie, dass ich keine Ahnung habe? Sind Sie der Meinung, jemand unter 30 könne keine politische Meinung vertreten?“ Seien Sie in jedem Fall unbequem, bleiben Sie am Ball, und lassen Sie sich auf keinen Fall den Mund verbieten! - MANIPULATION DURCH INFORMATIONSÜBERSCHUSS und Komplexität Diese Technik klingt zunächst etwas verwirrend. Bei der Technik „Manipulation durch Information“ wurde beschrie‐ ben, dass Informationen bewusst anders dargestellt werden, ohne etwas vorzuenthalten. Bei dieser Technik geht es allerdings im Wesentlichen darum, das Gegenüber unmittelbar mit einer wahren Fülle an Informationen zu überhäufen, um bei ihm ein Gefühl der Überforderung zu erzeugen. Kaum jemand ist in der Lage, eine wahre Informationsflut binnen kürzester Zeit sinnvoll zu abstrahieren, zu ordnen und danach zu verarbeiten. Bei Kindern funktioniert das vor allem besonders gut, da diese noch nicht gelernt haben, Informationen strukturiert aufzunehmen. Wenn Sie zum Beispiel nur 2 Eissorten zu Hause hatten – Schokolade und Vanille – Sie ihrem Kind 18
LESEPROBE Manipulationstechniken aber das Gefühl geben wollten, es könne zwischen unglaublich vielen Sorten auswählen, haben Sie diese Technik vielleicht schon angewandt. Sie zählen in raschem Tempo mindestens zehn verschiedene Sorten auf, die Sie gar nicht vorrätig haben und erwähnen ganz zum Schluss die Sorten Schokolade und Vanille. Sie werden sehen, Ihr Kind wird sich für eine der beiden Sorten entscheiden und noch dazu höchst zufrieden mit der Auswahl sein. IM BERUFS- ODER BEZIEHUNGSLEBEN wird eine solche einfache Art dieser Technik nicht von Erfolg gekrönt sein, allerdings können Sie sehr wohl Personen beeinflussen, wenn Sie ihnen sehr viele und möglichst komplexe Informationen geben, die nicht einfach zu strukturieren oder zu analysieren sind. Wenn Sie es im Anschluss daran schaffen, diese Komple‐ xität aufzulösen und mit einem Vorschlag kommen, den Sie von Beginn an durchsetzen wollten, wird Ihr Gegenüber oft sehr gerne bereit sein, diesen Vorschlag aufzugreifen und zu akzeptieren, um sich nicht selbst damit beschäftigen zu müssen. Sollten Sie von Ihrem Gegenüber mit einer solchen Technik konfrontiert werden, versuchen Sie die Fülle an Infor‐ mationen durch gezielte Fragestellungen auszudünnen, und fordern Sie Ihren Gesprächspartner auf, alle überlagernden, unwichtigen Teile wegzulassen. Sie werden merken, dass mindestens die Hälfte der Infor‐ mationen nichts mit der eigentlichen Themenstellung zu tun haben. Ebenso wird der Manipulator rasch bemerken, dass Sie in der Lage sind, Informationen zu abstrahieren und somit sein Plan nicht aufgeht, ihm die Entscheidung zu überlassen. • • • 19
FABIAN KREFELD - MANIPULATION DURCH SPRACHE Diese Technik ist zwar nichts für Anfänger, allerdings sehr beliebt bei geübten Manipulatoren, die um die Wirkung ihrer Worte – und der Tonalität – wissen. Der Inhalt des Gesagten ist nur etwa 20% von dem, was bei einer Kommunikation mitschwingt. Einen wesentlich größeren Teil nehmen Gestik und Tonalität ein. Geübte Redner wissen einerseits, wie sie ihre Körpersprache einsetzen können, um gewissen Inhalten Gewicht zu verleihen, anderer‐ seits achten sie auch sehr stark auf ihren Sprechrhythmus, auf die Tonalität des Gesagten und auf die gesetzten Pausen. Es ist oft nicht einfach, bei einer mitreißenden Präsenta‐ tion oder einem wirklich guten Verkaufsgespräch die Elemente zu identifizieren, die eingesetzt wurden, um Zuschauer zu begeistern oder Personen zu Kunden zu machen. Achten Sie jedoch darauf, was die letzte Information war, bevor eine Pause gesetzt wurde, welche Punkte entweder wiederholt oder durch eine Veränderung in der Lautstärke oder der Stimmlage verstärkt wurden. Sie werden mit etwas Übung sehr rasch erkennen können, wo jemand, der es gelernt hat, durch Sprache zu manipulie‐ ren, ansetzt und vor allem, wie es ihm gelingt, gewisse Infor‐ mationen in Ihrem Gedächtnis zu verankern. - MANIPULATION DURCH FAKE News Kein Staatsoberhaupt in der Geschichte der Nachkriegs‐ zeit hat jemals plumper versucht, seine Anhänger zu manipu‐ lieren, als der ehemalige Präsident der USA. Diese anmaßende und respektlose Vorgehensweise hat allerdings auch gezeigt, wie leicht sich Menschen immer noch durch gut aufbereitete falsche Informationen hinters Licht führen lassen. Man möchte glauben, dass eine solche Manipu‐ lationstechnik in der heutigen Welt durch die breite Verfüg‐ 20
LESEPROBE Manipulationstechniken barkeit von Quellen nicht mehr funktionieren würde, allerdings ist das Gegenteil der Fall. Nie war es einfacher, Meinungsbildung – und somit auch Manipulation – durch die Verbreitung von getürkten Informa‐ tionen zu betreiben. In einem wesentlich kleineren Maßstab wird diese Manipulationstechnik auch im alltäglichen Mitein‐ ander angewendet. Eine Seite versucht, das Gegenüber mit erfundenen Argu‐ menten zu überzeugen. Wenn der andere darauf nicht einsteigt, und die Informationen anzweifelt, zeigt sich der Manipulator „in seiner Ehre verletzt“ und versucht so, den berechtigten Zweifel vom Tisch zu bekommen. Zweifelhafte Informationen im kleinen Rahmen sind oft sehr einfach zu erkennen und die Absicht desjenigen, der diese Informationen als Argumente benutzt, ebenso. Lassen Sie sich nicht davon beeindrucken, dass viele der Manipulatoren auch angebliche Quellen benennen können, und bestehen Sie darauf, sich selbst ebenfalls darüber zu infor‐ mieren. Sie werden am Verhalten des anderen sehr leicht erkennen können, ob er weiterhin von der Richtigkeit seiner getätigten Aussagen überzeugt ist, oder ob er vorsichtig den Rückzug antritt und auf ein neues Thema ablenkt, um nicht enttarnt zu werden. - MANIPULATION durch respektlose Behandlung Eine gesunde Beziehung – sowohl beruflich als auch privat – fußt auf gewissen Grundlagen, die entweder formell nieder‐ geschrieben oder informell eingehalten werden. Der respektvolle Umgang miteinander ist ein Teil dieser Grundlagen und stellt somit die Basis für ein produktives und förderndes Miteinander dar. • • • 21
FABIAN KREFELD MANIPULATOREN BRECHEN ABSICHTLICH diese Basis auf, um einerseits ihr Gegenüber zu verunsichern, und ande‐ rerseits um das Machtverhältnis zu ihren Gunsten zu verschieben – es gibt keine Kommunikation auf Augenhöhe mehr. Dabei spielen sie mit dem Umstand, dass viele Menschen grundsätzlich eher harmoniebedürftig sind und gefallen wollen. Wenn ein Manipulator merkt, dass jemand nicht das für ihn tun, was er gefordert hat, straft er solche Menschen zum Beispiel mit den Worten „Das hätte ich nicht von dir erwartet, ich bin sehr enttäuscht von dir!“ ab. Im Anschluss meidet er den Kontakt über mehrere Tage, bis der Manipulierte aus unberechtigten Schuldgefühlen über‐ proportional kompromissbereit wird. Die respektlose Behandlung eines anderen hat damit ihre Wirkung gezeigt, der Manipulator kann nun von der Gegen‐ seite vermehrt Dinge einfordern, die der andere für ihn tun wird aus Sorge vor einer erneuten Abstrafung. UM EINE SOLCHE Manipulation zu verhindern, sollten Sie sich bei einer gefühlten „Bestrafung“ durch eine andere Person zunächst fragen, was genau Ihnen vorgeworfen wird, und ob diesem Vorwurf eine berechtigte falsche Handlung zugrunde liegt. Argumentieren Sie sachlich und objektiv mit Ihrem Gegenüber, um einerseits Ihre Sicht der Dinge darzustellen – ohne sich gleich zu rechtfertigen – und andererseits, um dem Manipulator zu zeigen, dass er Sie nicht auf der emotionalen Seite trifft, was eigentlich sein Ziel war. 22
5 Extra: Die Manipulation durch Medien IM KAPITEL zur Geschichte der Manipulation habe ich bereits die Medien erwähnt, die sich den technischen Fort‐ schritt zunutze machen, um Menschen zu manipulieren. Da dieses Thema aktueller denn je ist, möchte ich der Manipulation durch Medien ein eigenes Zuatz-Kapitel widmen. In der Erläuterung habe ich mich des Modells von Sylvain Timsitz angelehnt, der auf satirische Weise zeigt, wie eine Gesellschaft der Manipulation unterliegt. Er unterscheidet grundsätzlich zwischen 10 Strategien zur Manipulation. 1. Die Strategie der Ablenkung ABLENKUNG ODER UMLENKUNG der Aufmerksamkeit ist einer der Schlüssel der Manipulation. Wo immer ein wichtiges Thema aufkommt, können Medien versuchen, es durch belanglose oder bereits abge‐ schlossene Themenfelder zu überlagern. Damit wird einerseits sichergestellt, dass kritische Fragen gar nicht erst entstehen, 23
FABIAN KREFELD andererseits hat man die Themenführerschaft wieder über‐ nommen und kann andere Inhalte wieder propagieren. Wann immer eine solche Strategie angewendet wird, sollten Sie sich fragen, ob es sich beim Medium um ein staatli‐ ches oder privat finanziertes Unternehmen handelt. Das alleine kann schon Rückschlüsse darauf geben, wie weit Sie der Informationsquelle vertrauen können. 2. Das Erschaffen eines Problems und das Anbieten von passenden Lösungen DIESE STRATEGIE NENNT MAN AUCH „PROBLEM- REAKTION-LÖSUNG“. Man erzeugt ein Problem und beschreibt dieses anschaulich, um in der Öffentlichkeit eine (vorhersehbare) Reaktion auszulösen. Findigerweise präsen‐ tiert man gleichzeitig auch bereits eine Lösung für das Problem, wodurch es oft gelingt, die Akzeptanz einer breiten Masse rasch einzuholen. Wenn zum Beispiel der Manipulator die Polizeipräsenz in einer Stadt signifikant erhöhen möchte, werden gehäuft Beiträge in den Medien verbreitet, die Fälle von Kriminalität oder Gewalt zeigen. 3. Die Strategie der kleinen Schritte DIE DOSIS MACHT DAS GIFT – das wusste schon Parcelsus im 15. Jahrhundert. Wenn es darum geht, an sich inakzeptable Maßnahmen durchzusetzen, vertrauen die Manipulatoren darauf, die Massen über die Medien in kleinen, verdaubaren Portionen mit Informationen zu versorgen. Diese Maßnahmen werden einzeln und Schritt für Schritt akzeptiert, bis die Gesamtheit endlich durchgesetzt 24
LESEPROBE Manipulationstechniken wurde. Das kann bei signifikanten Änderungen auch Jahre dauern. 4. Die Verschiebung in die Zukunft ÄHNLICH VERHÄLT es sich auch bei dieser Technik. Maßnahmen, die schmerzliche Einschnitte bedeuten, werden in die Zukunft verschoben, da Manipulatoren gelernt haben, dass wir ein zukünftiges Opfer leichter akzeptieren als ein unmittelbares. Man gibt der Gesellschaft also Zeit, sich an die Idee der Veränderung zu gewöhnen und sie in der Zukunft zumindest weniger widerwillig zu akzeptieren. 5. Mit der Öffentlichkeit von oben herab sprechen DENKEN SIE AN AUSSAGEN, Tonalität, Argumente und Symbole in der Werbung. Meist sind sie „kindgerecht“ aufbe‐ reitet und erfordern wenig Intellekt, um sie zu verarbeiten. Der Grundgedanke, der allerdings dahintersteckt, ist nicht nur die einfache Verarbeitung von Information, sondern auch eine ebenso kindliche Reaktion des Manipulierten. Je mündiger die Menschen heutzutage jedoch werden, desto weniger erfolgreich sind Medien mit diesem Ansatz. 6. Der Appell an die Emotionen der Menschen EINE DER ÄLTESTEN TECHNIKEN SCHLECHTHIN, die sich natürlich auch die Medien zunutze machen. Wir alle reagieren, Großteils unbewusst, auf gewisse Merkmale und Bilder. Diese Bildsprache, die durch Fotos und hochauflösende Videos über unterschiedlichste Kanäle 25
FABIAN KREFELD verbreitet werden, geben den Medien die Möglichkeit, uns zu manipulieren. Die häufigsten Emotionen, auf die hier abgezielt wird, sind Angst, Trauer oder Mitleid. 7. Die Menschen im Dunkeln halten ZENSUR IST in unseren Breiten zum Glück nicht mehr in einem Ausmaß vorhanden, wie es noch vor einigen Jahr‐ zehnten der Fall war. Dennoch wird diese Strategie auch heutzutage von Medien weit verbreitet angewendet. Es geht nicht vorrangig um eine Unterdrückung von Informationen sondern vielmehr um die Verzerrung. Je einseitiger eine Information dargestellt wird, desto leichter fällt es, die Massen für die gewünschte Seite zu gewinnen – die andere Seite bleibt quasi im Dunkeln und wird daher weniger favorisiert. 8. Die Öffentlichkeit dazu bringen, sich mit dem Mittelmaß zu begnügen EINE UNGEBILDETE GESELLSCHAFT ist wesentlich einfa‐ cher zu führen. Der Einschnitt in Ausgaben für das Bildungswesen, der schleichend vorangetrieben wird, ist nur ein Baustein für diese Strategie. Die Inhalte, die von Medien verbreitet werden, sind heut‐ zutage wahrlich „leichte Kost“, auch von Seiten der Politik wird stark ein nicht-elitärer Kurs propagiert. 26
LESEPROBE Manipulationstechniken 9. Das Verstärken von Selbstbeschuldigungen Diese Strategie ist eine bekannte Methode, warum sollten sich die Medien denn auch nicht dieser Methode bedienen? Der Bevölkerung wird suggeriert, dass sie eigentlich selbst Schuld an ihrer aktuellen Lage sei, ob durch geringe Kompe‐ tenz oder fehlende Bemühungen – letztendlich geht es darum, die Schuld des Versagens auf den Einzelnen zu verlagern. 10. Die Kenntnis über die Individuen – besser, als sie es selbst tun DIE KLUFT ZWISCHEN DEM WISSEN, das der breiten Masse zur Verfügung steht, und das für eine schmale Elite reserviert ist, hat sich in den letzten Jahrzehnten exponentiell vergrößert. Medien und der technologische Fortschritt spielen dabei eine wesentliche Rolle. Wenn man sich mit ein wenig mit Analysetools für Inter‐ net-Anwendungen beschäftigt, wird man feststellen, dass quasi jeder von uns für Unternehmen (ob staatlich oder privat) ein gläserner Mensch ist, der sehr deutlich seine Präferenzen und Trigger-Points offenbart, ohne es zu wissen. Genau dieses Wissen ist es, was es den Medien unheimlich erleichtert, die Gesellschaft zu manipulieren. MIR GEHT ES NICHT DARUM, Medien per se zu verteufeln oder in ein schiefes Licht zu rücken. Im Wissen um all diese Strategien sollten Sie allerdings weiterhin ein kritischer Denker bleiben, der nicht automatisch alles für bare Münze nimmt, was Sie tagtäglich an Informa‐ tionen von welchen Quellen auch immer vorgelegt bekommen. 27
FABIAN KREFELD • • • WENN SIE SICH Ihre Mündigkeit als Konsument bewahren, können Sie heutzutage mehr denn je lernen und sich in Ihrer Persönlichkeit verbessern. 28
6 Literatur- und Quellenverzeichnis CIALDINI ROBERT B.; Die Psychologie des Überzeugens Ein Lehrbuch für alle, die ihren Mitmenschen und sich selbst auf die Schliche kommen wollen. DANNEMEYER, Dr. Petra, Dannemeyer, Ralf; NLP-Practitio‐ ner-Lehrbuch: Potenziale entfalten mit Neurolinguistischem Programmieren, Junfermann Verlag, 2016 DILTS, Robert B.; Die Magie der Sprache: Sleight of Mouth. Angewandtes NLP, Junfermann Verlag, 2016 DUTTON, Kevin, The Wisdom of Psychopaths, FSG, Adult Reprint Edition, 2013 EDDY, Bill, 5 Types of Persons who can ruin your life, Penguin Random House, 2018 • • • 29
FABIAN KREFELD KIRSCHNER, Josef; Manipulieren – aber richtig; Nikol Verlag, 2012 LE BON, Gustave; Psychologie der Massen, Anaconda Verlag, 2020 O’CONNOR, Joseph; Leading With NLP: Essential Leadership Skills for Influencing and Managing People, Thor‐ sons, 2000 PLATE, Markus; Grundlagen der Kommunikation: Gespräche effektiv gestalten, UTB, 2014 WATZLAWICK, Paul; Menschliche Kommunikation: Formen, Störungen, Paradoxien, Hogrefe AG, 2016 INTERNET-QUELLEN GEDANKENWELT; https://gedankenwelt.de/sylvain-timsits- 10-strategien-zur-manipulation-durch-medien/ GRUND LEADERSHIP INSTITUT; https://www.fuehren-und- wirken.de/wahrnehmung-mit-unterschiedlichen-kanaelen/ LE BOHEMIEN; https://le-bohemien.net/2011/06/16/10- strategien-die-gesellschaft-zu-manipulieren/ 30
LESEPROBE Manipulationstechniken • • • NETDOCTOR; https://www.netdoktor.de/krankheiten/disso‐ ziale-persoenlichkeitsstoerung/psychopathie/ PSYCHOLOGY TODAY; https://www.psychologytoday.‐ com/us/blog/here-there-and-everywhere/201701/11- warning-signs-gaslighting STUDIENKREIS; https://www.studienkreis.‐ de/deutsch/axiome-watzlawick-kommunikationsmodell VOX.COM; https://www.vox.com/first- person/2018/12/19/18140830/gaslighting-relationships- politics-explained ZEITZULEBEN; https://zeitzuleben.de/grundlagen-der-auto‐ suggestion/ 31
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