Fokus Ein knappes Gut - SolidarMed
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Fokus 19/3 08.2019 Schwerpunkt Pflegepersonal im ländlichen Sambia SolidarMed bewegt Mosambik nach dem Zyklon Kenneth SolidarMed persönlich Das Leben im Dorf verstehen Gut zu wissen Neue SolidarMed-Website Ein knappes Gut
Im Fokus 03 Standpunkt In Afrika gibt es immer einen Weg 12 SolidarMed persönlich Vizepräsidentin Ruth Ospelt blickt zurück Das Leben im Dorf verstehen auf die Generalversammlung vom Mai. SolidarMed-Mitarbeiterin Laetitia Tanka fährt mit der mobilen Klinik in die 04 Schwerpunkt entlegensten Dörfer Lesothos. Personal dort ausbilden, wo es benötigt wird 14 Engagement Ein Pilotprojekt für die Ausbildung von Simbabwe erleben Gesundheitspersonal breitet sich in ganz Drei ehemalige SolidarMed-Ärzte zeigen Sambia aus. Interessierten während 16 Tagen Simbabwe, wie es kein Reisebüro bieten 08 Projekte kann. Babypakete wirken Eine Studie zu den Babypaketen in 16 Gut zu wissen Mosambik, jugendliche Freude bei der Neue Website Sensibilisierung und ein Treffen mit Auf der Rückseite erhalten Sie einen der Hilti Foundation. ersten Eindruck von unserer brandneuen Website. 10 SolidarMed bewegt Nach dem Zyklon Kenneth Die Person auf dem Cover Innert kurzer Zeit trafen gleich zwei mächtige Wirbelstürme die Küste von Zacharia Charles ist Pflege- Mosambik. Unsere Landeskoordinatorin fachmann in der Mutter- Barbara Kruspan über die arbeitsintensi- und Kindabteilung im ve Zeit danach. Mahenge-Spital in Tansania. Foto: Maurice Haas Impressum «SolidarMed Fokus» 19/3 SolidarMed SolidarMed verbessert die Gesundheitsversorgung Verlag und Redaktion: SolidarMed, Obergrundstrasse 97, CH-6005 Luzern von 2,5 Millionen Menschen im ländlichen Afrika. Wir stärken Telefon +41 41 310 66 60, kontakt@solidarmed.ch, solidarmed.ch das medizinische Angebot gezielt und erweitern das Fachwissen Redaktion: Benjamin Gross Layout: René Sager Bilder: Olivier Brandenberg (ob) Maurice durch Aus- und Weiterbildung nachhaltig. Unsere Projekte ent- Haas (mh) Druck: Brunner AG, Druck und Medien, Kriens stehen in enger Zusammenarbeit mit lokalen Partnern, begleitet Papier aus 100% Recycling Auflage: 16’000 durch unsere Gesundheitsfachleute vor Ort. Als Schweizer «SolidarMed Fokus» erscheint viermal jährlich. Das Abonnement kostet jährlich CHF 5.– Non-Profit-Organisation mit Zewo-Zertifikat arbeitet SolidarMed und wird einmalig von Ihrer Spende abgezogen. Für Vereinsmitglieder und Gönner ist es effizient, gewissenhaft und transparent. im Jahresbeitrag enthalten. Jahresbeitrag Gönner: CHF 120.– Jahresbeitrag Einzelpersonen: CHF 50.– Jahresbeitrag Familien und Institutionen: CHF 80.– Spenden an Postkonto 60-1433-9, lautend auf: SolidarMed, CH-6005 Luzern. IBAN: CH09 0900 0000 6000 1433 9 BIC: POFICHBEXXX Online spenden: solidarmed.ch/spenden Herzlichen Dank! 2 SolidarMed Fokus
Standpunkt In Afrika gibt es immer einen Weg Die diesjährige Generalversammlung von persönliches, zeitintensives Gesuchstel- SolidarMed war für mich eine besonders len vor Ort ist nicht mehr nötig. Ich war gelungene. Nicht nur der originelle beeindruckt von der objektiven, professio- Veranstaltungsort im trockengelegten nellen Haltung unserer Mitarbeiter/ Schwimmbecken im Neubad in Luzern innen. brachte Frische in die Pflichttraktanden. Eine echte Bereicherung waren die Beeindruckend waren auch die Aussagen Länderdirektor/innen vor Ort, die ihre darüber, wie Projektarbeit in politischen, Teams im Süden vertraten. So entstand wirtschaftlichen oder klimabedingten Raum für Austausch. Krisensituationen überhaupt möglich ist. Ruth Ospelt Barbara Kruspan lebt seit 28(!) Jahren in Vizepräsidentin Janneke van Dijk (Simbabwe), Sabine Mosambik und war einige Tage zuvor Renggli (Tansania) und Barbara Kruspan noch in dem vom Zyklon Kenneth (Mosambik) präsentierten und diskutier- betroffenen Pemba im Einsatz. Relativ ten unter dem Titel «Turbulentes Afrika», unaufgeregt kommentierte sie die Frage, ob und wie die Arbeit von SolidarMed dass es im Umgang mit Turbulenzen eben unter erschwerten Bedingungen – wel- etwas Flexibilität brauche. Das gehöre zu cher Natur auch immer – möglich ist. ihrer täglichen Arbeit. Diese Kombina- tion aus Herzblut, Professionalität, Die Antworten waren beeindruckend und Hartnäckigkeit und Bereitschaft zum erstaunlich zugleich. Sie vermittelten Anpacken in unseren Teams fasziniert zum Teil einen ganz anderen Eindruck als mich immer wieder. die Berichte selbst seriöser Medien. So skizzierte Sabine Renggli ein differenzier- Angesichts kleinerer und grösserer tes Bild der Veränderungen in Tansania Herausforderungen auf der Mikro- und unter einer zunehmend repressiveren Makroebene erreichen wir unsere Ziele Regierung. Entscheide, die uns hier in zwar nicht immer ganz so geradlinig wie Europa aufschrecken, würden im unter Idealbedingungen geplant – aber ländlichen Tansania, weit weg von der wir erreichen sie, denn «in Afrika gibt es Hauptstadt, nicht zwingend eins zu eins immer irgendeinen Weg», wie unser umgesetzt. Zudem gibt es auch positive Projektleiter Peter Hellmold aus Tansania Entwicklungen, die die Arbeit vor Ort zu sagen pflegt. In diesem Sinne wirkt erleichtern. So können Anträge für SolidarMed auch unter erschwerten Arbeits- und Aufenthaltsbewilligungen in Umständen für die Verbesserung der Tansania heute online und direkt bei der medizinischen Grundversorgung der zuständigen Behörde gestellt werden. Sie Menschen im ländlichen Afrika. gehen nicht mehr durch viele Hände und über viele Tische, auf denen sie früher Herzlichen Dank für Ihre treue Unter- auch einmal länger liegen blieben. Ein stützung. ■ 19/3 08.2019 3
Schwerpunkt ɷ Zwei Studentinnen im neuen Übungsraum in Mpanshya. ob Personal dort ausbilden, wo es dringend benötigt wird Das Studium für Krankenpflege findet in Sambia neu in mehreren Spitälern statt. Mehr Studierende lernen je nach Spital unterschied- liche Verletzungen und Erkrankungen zu behandeln. Sambia Thomas Chilekwa hat im Juni Von der Stadt aufs Land 2018 seine Ausbildung an der St. Luke’s- Aufgewachsen ist Thomas Chilekwa in Pflegefachschule in Mphanshya abge- Lusaka, der Hauptstadt von Sambia. schlossen. Er gehört zum ersten Ab- Seine Ausbildung führte ihn in abgelege- schlussjahrgang dieser neuen Ausbildung, ne Regionen seines Landes. Für einen an der SolidarMed massgeblich beteiligt jungen Sambier aus der Stadt ist dies ist. Der Sambier war während seiner ebenso eine Herausforderung. «Auf dem Ausbildungszeit auch in drei anderen Land ist es heisser als daheim. Ohne Sambia mbia ländlichen Spitälern tätig. Sambia leidet zuverlässig funktionierende Stromversor- unter einem akuten Mangel an Pflege- gung und ohne fliessendes Wasser war es Einwohner 17’094’130 fachleuten, nur 60 Prozent der Stellen nicht immer einfach». Während viele Ärzte pro 1000 Einwohner 0,16 sind besetzt. Fachleute wie Thomas sind seiner Mitstudenten gerne in einem städ- Lebenserwartung m/f 60/64 Jahre in Sambia dringend gefragt. tischen Umfeld arbeiten möchten, will 4 SolidarMed Fokus
Schwerpunkt Thomas Chilekwa sich in Zukunft auf die Kinderheilkunde spezialisieren – egal ob Stadt oder Land. « Ich fühle mich für diese Aufgabe gerüstet. » Momentan arbeitet der Krankenpfleger am St. Luke’s-Spital in Mpanshya, wo er die Verantwortung für die Patient/innen vor und nach einer Operation hat: «Ich entwickle die Pflegepläne und stelle sicher, dass die Patienten meiner Ab- teilung ihre Medikamente rechtzeitig erhalten». Wenn Thomas Chilekwa für Kolleg/innen als Stellvertreter einsprin- ɷ Die theoretische Ausbildung von Pflegefachleuten und Hebammen wird neu organisiert, um die Ausbildungsqualität zu steigern. ob gen muss, ist er manchmal sogar für das ganze Spital zuständig: «Eine grosse Aufgabe für jemanden, der frisch durch die zusätzlichen Partnerspitäler Ausbildung gemeinsam, erst danach ausgebildet ist. Aber nach meiner die Anzahl an Studierenden zu erhöhen, spezialisieren sie sich. Dies spart Kosten Ausbildung am St. Luke’s fühle ich mich ohne dass die Qualität der Ausbildung und steigert die Ausbildungsqualität. für diese Aufgabe gerüstet». litt. In einem zweiten Schritt geht es nun darum, die Lehrpläne für Pflegefachkräfte Krokodilbisse, Malaria und Verkehrs- SolidarMed arbeitet seit 2015 mit der und Hebammen abzustimmen. Es macht unfälle Pflegefachschule in Mpanshya zusam- keinen Sinn, dass diese Ausbildungen Dass die theoretische Ausbildung durch men, die 180 Kilometer von der Haupt- nebeneinander laufen, ohne Synergien zu praktische Arbeit in verschiedenen stadt entfernt liegt. Um gegen den nutzen», ist die Programmverantwortli- Spitälern ergänzt wird, bietet den Personalmangel anzugehen, bewirkte che von SolidarMed, Katharine Arnold, Studierenden die Möglichkeit, ganz unter- SolidarMed verschiedene Verbesserungen überzeugt. Deshalb besuchen die schiedliche Erfahrungen zu sammeln. In in der Ausbildung. «Zuerst gelang es Studierenden künftig das erste Modul der Die Ausbildung in unter- schiedlichen Spitälern wird landesweit über- nommen. Stadtnähe gibt es mehr Patient/innen, die Opfer von Verkehrsunfällen sind. Im Sacred Heart-Spital am Luangwa-Fluss sind beispielsweise Krokodilbisse sehr häufig. Tausende der Reptilien, aber auch viele Nilpferde, leben in dem Gewässer. Im St. Luke’s-Spital, wo Thomas Chilek- wa arbeitet, gibt es überdurchschnittlich viele Kinder, die unter Malaria leiden. Seinen Studierenden legt er daher ans Herz, die Unterschiede zwischen den ɷ Vor dem Diplom: Babypflege in Katondwe. ob 19/3 08.2019 5
Schwerpunkt verschiedenen Kliniken zu schätzen. «An jedem Standort gibt es Neues zu lernen». Thomas Chilekwa kümmert sich um die Ausbildung in seinem Spital und freut sich über die neuen Übungsräume, welche den Studierenden dank Solidar- Med zur Verfügung stehen. Das Rotationsmodell, das die Schüler/ innen an verschiedene Spitäler führt, hat SolidarMed gemeinsam mit der Pflege- und Hebammenschule St. Luke’s-College erarbeitet. Das Modell wird nun von anderen Schulen im ganzen Land übernommen. «Damit dies gelingt, haben wir ein Handbuch geschrieben, mit dem dieses Ausbildungssystem auch an anderen Spitälern eingeführt werden kann», erklärt Thomas Chilekwa nicht ohne Stolz. Zu Recht: Das Projekt hat sogar die Aufmerksamkeit der nationalen Kommission für Pflege in Sambia geweckt. Katharine Arnold freut sich auf die bevorstehenden Aufgaben: «Das Ausbil- dungsmodell, das mit verschiedensten Lehrmethoden arbeitet, um möglichst viele Lerntypen zu bedienen, wurde zum nationalen Standard erhoben. In der nächsten Projektphase bis 2022 arbeiten wir daran, die Ausweitung des Modells umzusetzen.» ■ Natalie Ehrenzweig ɷ Mutter und Tochter im Spital in Kafue, südlich der Hauptstadt Lusaka. Die WHO rechnet, dass jede Pflegefachkraft jährlich 1000 Patienten betreut. ob Sambia, das Land im südlichen, zentralen Afrika leidet unter grossen sozialen Ungerechtigkeiten. Aus den aktuell 17 Millionen Einwohnern sollen laut Schätzungen der UNO bis ins Jahr 2050 41 Millionen werden. Obwohl es wirtschaftliches Wachstum gibt, leben immer noch zwei Drittel der Bevölkerung in Armut – das heisst, sie bestreiten ihren Alltag mit weniger als CHF 1.25 pro Tag. Knapp 60 Prozent der Sambier wohnen auf dem Land, was für sie gleich- bedeutend mit schlechter medizinischer Versorgung ist. 6 SolidarMed Fokus
Schwerpunkt Auf dem Land fehlen die Lebensretter Nicht nur Krankenpflegende sind in Sambia Mangelware, auch Ärzte und Ärztinnen gibt es nicht genug. Um diesem Problem entgegenzutreten, unterstützt SolidarMed die Ausbildung von sogenannten Medical Licentiates (ML). Sie sind eine Art Zwischenstufe zwischen Krankenpflege und Arzt. Sie können Behandlungen durchführen, ohne dass ein Arzt anwesend ist. Die Ausbildung am Chainama College of Health Sciences dauert vier Jahre und entspricht einem Bachelorabschluss. Der Unterricht enthält theoretische und Medical Licentiates sind ausge- ɷ In Mpanshya ist Malaria weit verbreitet. Unbehandelt ist der Para- bildet in Innerer Medizin, Pädiatrie, sit für Kleinkinder und Schwangere lebensgefährlich. Nik Hartmann Geburtshilfe, Gynäkologie und hat eine Weiterbildung genossen. Beim Training ist ihm der Chirurgie. Fokus auf die Interaktion aufgefallen: «Schon zu Beginn des Kurses haben wir Teilnehmenden untereinander diskutiert. praktische Module. Als Lernhilfen dienen digitale Medien Jeder hat die Möglichkeit erhalten, sich auszudrücken, seine oder Simulationstrainings direkt in den Spitälern, anstatt in Meinungen kundzutun und gemeinsam darauf aufzu- einem Klassenzimmer. bauen». Ausserdem hätte der Dozent sein Wissen in kleinen Portionen weitergegeben, so dass Zeit blieb für Diskussio- Die besondere Herausforderung bei den Ärzten ist, dass nen. viele, die in einem urbanen Umfeld studiert haben, eine Anstellung in einem Spital in der Nähe einer Stadt bevorzu- Mit dem Rückhalt des sambischen Gesundheitsministeriums gen. «Dadurch fehlt medizinisches Personal auf dem Land», konnte die Anzahl Studenten verdoppelt werden. bedauert Arnold. Darum hat SolidarMed zusammen mit den ■ Natalie Ehrenzweig zuständigen Stellen in Sambia die Bildungsinhalte überarbei- tet, so dass es nun möglich ist, sich auch ohne einen klinischen Hintergrund für die Ausbildung anzumel- den. Natürlich geht es aber nicht nur darum, möglichst viele MLs auszubilden, son- dern vor allem darum, die Qualität der Ausbildung sicherzustellen. Zahl der Hilfsärzte verdoppelt Für SolidarMed ist die Ausbildung von Ausbild- nern wichtig, damit das Programm nachhaltig ist. Auch Dr. Zulu, Gynäkologe und Geburtshelfer am ɷ Betrachten einer Röntgenaufnahme in Kafue. Medical Licentiates lernen in ihrer Ausbildung, komplizierte Mansa General Hospital, Behandlungen durchzuführen. ob 19/3 08.2019 7
Projekte Babypakete wirken Jugendliche mobilisieren, Mosambik. In Mosambik sterben noch immer viele Mütter bei Jugendthemen ansprechen der Geburt. Ein Grund: Viele Frauen gebären unter schwierigen Bedingungen zu Hause, anstatt in einer Gesundheitseinrich- Lesotho Von weither kamen die etwa 80 Jugendli- tung. Andernorts in Afrika gelang es mit finanziellen Anreizen chen zwischen 10 und 19 Jahren ins Spital von die Zahl der Spitalgeburten zu erhöhen. Wenig Daten gibt es Mokhotlong. Auf dem Programm stand eine Sams- bisher, ob auch mit materiellen Anreizen Mütter dazu motiviert tagsaktivität zum Thema Gesundheit, HIV, Sexualität werden können. und Freundschaft. SolidarMed hat dieses Treffen zusammen mit den Jugendarbeiterinnen des Spitals SolidarMed zeigt nun in einer wissenschaftlichen Studie, dass organisiert. Schon beim Eintreffen der Teenager die Abgabe von Babypaketen viele Frauen von einer Geburt in erklingt aus grossen Lautsprechern hippe, südafrika- einem Gesundheitszentrum überzeugt. Erhalten sie nach der nische Tanzmusik. Gesundheits- und Jugendarbei- Entbindung ein einfaches Paket mit Seife, Tragetuch und terinnen halten im Freien kurze Vorträge. Zwischen- Waschbecken für ihr Kind, verdoppelt sich die Zahl der Frauen, durch finden Tanzwettbewerbe und Spiele statt. Am die sich während der Schwangerschaft und bei Geburt medizi- Schluss des Nachmittags wird nicht nur der beste nisch betreuen lassen. In Vergleichsdistrikten, in denen keine Tänzer oder die beste Tänzerin auserkoren, sondern Babypakete abgegeben werden, stieg die Geburtenrate im auch, wer am besten aufgepasst hat. Für richtige gleichen Zeitraum nur leicht an. Die kürzlich veröffentlichte Antworten gibt es Guthaben fürs Handy. SolidarMed Studie finden Sie auf solidarmed.ch.■ plant derzeit den Bau eines Jugendzentrums in Mokhotlong, um Jugendliche besser und direkter ansprechen zu können. ■ Lesotho Mosambik Maseru ChiÚre Mokhotlong Namuno 8 SolidarMed Fokus
Projekte Treffen mit der Hilti Foundation Sambia/Liechtenstein Unser Projektlei- ges Thema waren auch die flexiblen tion unterstützt. Zusammengefasst ter Spencer Huchulak lebt und arbeitet Bauarten für Häuser. SolidarMed arbeitet beschreibt Huchulak die Partnerschaft für SolidarMed in Sambia und führt an einem Basishaus, das durch die mit der Foundation so: «Es gäbe ohne momentan die Gesellschaft für sozialen Genossenschaft auf einfache Art erwei- die gemeinsamen Projekte weniger Wohnungsbau SolidarInvest in die tert werden kann, beispielsweise wenn Gesundheitspersonal in Sambia und Unabhängigkeit. Die von SolidarMed die Familie wächst. dieses hätte vielerorts keine nachhaltige gegründete Organisation schafft gemein- Wohnmöglichkeit in ländlichen Spitä- nützigen Wohnraum für Gesundheitsper- Huchulak betont, wie viel die Hilti lern.» Die Hilti Foundation sorgt sonal in abgelegenen Spitälern. Mittler- Foundation für die Gesundheit der zusammen mit SolidarMed dafür, dass weile betreibt die Genossenschaft 45 Menschen in Sambia über die letzten die Menschen gesünder sind und eine Personalhäuser. Jahre leistete. «Ohne Hilti gäbe es dieses Chance haben, sich selbst aus der Armut Programm für sozialen Wohnbau für zu befreien. ■ Finanziert wird dieses innovative Projekt Gesundheitspersonal in Sambia nicht. von der Hilti Foundation aus Schaan im SolidarMed hatte die Idee, es braucht Fürstentum Liechtenstein. Spencer aber immer auch jemanden, der das Huchulak wurde von der Stiftung Potenzial sieht eingeladen, während drei Tagen die und bereit ist, die Projektfortschritte im Detail zu erläutern Mittel zur und gemeinsam nach Lösungen zu Verfügung zu Sambia suchen, mit denen die Ziele von Solidar- stellen.» Auch das Med und der Hilti Foundation noch Projekt zur Mpanshya besser erreicht werden können. Dabei Ausbildung von diskutierten sie intensiv über nachhalti- Pflegepersonal in Lusaka ge, günstigere Baustoffe oder über entlegenen Batterietechnologien, die ein Personal- Spitälern wird von haus mit Energie versorgen. Ein wichti- der Hilti Founda- ɷ Spencer Huchulak (Mitte) von SolidarMed ist für SolidarInvest in Sambia verantwortlich. Im Mai traf er sich mit Ana Suarez, Leiterin Material- forschung bei Hilti, und Johann Baar, Direktor Affordable Housing & Technology der Hilti Foundation. Walser Fotografie 19/3 08.2019 9
SolidarMed bewegt Über den Wiederaufbau hinaus Neben all dem Leid ist der Zyklon Kenneth auch eine Chance für Cabo Delgado, betont Barbara Kruspan nach dem Wirbel- sturm im Norden Mosambiks. Mosamik Barbara Kruspan ist die Klimawandel. Mit zunehmender Meeres- ist die Sensibilisierung der Bevölkerung, Programmkoordinatorin von SolidarMed temperatur verdunstet mehr Wasser, die damit diese sich vor einer Infektion in Mosambik. Sie erlebte den verheeren- Stürme werden mächtiger und verursa- schützen kann oder rechtzeitig die den Wirbelsturm Kenneth hautnah, chen grössere Schäden. Symptome einer lebensbedrohlichen harrte in ihrem Haus in Pemba die Nacht ■ Erkrankung erkennt. Benjamin Gross aus, als der Zyklon der Stärke 5 über die Eigentlich gäbe es auch ohne Naturkata- Küste fegte. Bereits am nächsten Morgen strophen genügend Herausforderungen ging es los mit der Bewältigung der in Mosambik zu bewältigen. In Cabo Katastrophe. «Natürlich war SolidarMed Delgado bricht regelmässig die Cholera in erster Linie damit beschäftigt, den aus, Malaria ist das ganze Jahr eine grosse Menschen nach dem Unwetter rasch Gefahr für Kleinkinder und Schwangere. wieder eine medizinische Grundversor- Kruspan sieht hier die Chance, die sich gung zu sichern.» Kruspan lebt seit 28 mit dem Wiederaufbau nach Kenneth für Tansania Jahren in Pemba und war für die interna- die Region bietet: «Gemeinsam mit den tionalen Katastrophencorps eine Behörden und den Kolleginnen von wertvolle Vermittlerin. Als einige Tage später der Regen nachliess und es möglich war, sich einen Überblick zu « Gemeinsam mit unse- verschaffen, begann für SolidarMed ren Partnern können bereits die Planung des Wiederaufbaus, aber auch akute Hilfeleistungen waren wir nun Strukturen dringend gefragt. «Es brauchte mobile ermöglichen, die in Kliniken, unsere Teams hoben Löcher für Latrinen aus und wir engagierten uns bei Zukunft viele Leben der Vorbeugung und Behandlung von retten. » Cholera und Malaria», blickt Kruspan auf die Tage nach dem 25. April zurück, an dem Kenneth auf Land traf. Helvetas können wir nun dafür sorgen, dass künftige Ausbrüche der Infektions- bik Wirbelstürme so weit im Norden des krankheiten dank nachhaltiger Aufbau- Landes sind etwas Neues. Überhaupt arbeit schneller eingedämmt werden.» wurde bis 1994 kein Wirbelsturm der Ausreichende Hygiene ist enorm wichtig, höchsten Kategorie vor der Küste des um Durchfallerkrankungen wie Cholera afrikanischen Kontinents registriert. In vorzubeugen. Deshalb entstanden in den Windgeschwindigkeit >120 km/h W diesem Jahr traf die Naturgewalt mit vergangenen Monaten an wichtigen W Windgeschwindigkeit 90–120 km/h Mosambik nun gleich zweimal eines der Kreuzungen Hand- und Fusswaschplätze. Windgeschwindigkeit 60–90 km/h W ärmsten Länder der Welt. Mit verheeren- Ein grosser Effort wurde geleistet, um die Niederschlag 2–4 Meter (in 7 Tagen) den Folgen: über 374’000 Menschen unzähligen Latrinen zu erneuern, die Niederschlag 1–2 Meter (in 7 Tagen) waren betroffen, 35’000 Häuser wurden durch die Fluten zerstört wurden. Die weggefegt oder teilweise zerstört, ebenso 45’000 verteilten Moskitonetze schützen Erntefelder von mindestens 31’000 die Familien vor Malaria. Ein zentraler Hektaren. Ein Grund dafür ist der Aspekt für eine erfolgreiche Prävention 10 SolidarMed Fokus
SolidarMed bewegt So hilft SolidarMed Gemeinsam mit Helvetas sorgen wir für: • Ausreichend sauberes Wasser in guter Qualität • Funktionierende sanitäre Anlagen • Medizinische Grundversorgung • Sensibilisierung der Dorfgemein- schaften bezüglich Seuchen • Vorbereitende Massnahmen für kommende Cholera-Ausbrüche Weitere Informationen auf ɷ Kurz nach dem Wirbelsturm legten die Partner von SolidarMed Latrinen an. Hygiene ist zentral, solidarmed.ch um die Ausbreitung von Cholera oder Typhus einzudämmen. Wiwanana Zyklon Kenneth Pemba Ancuabe Mecufi Wiederaufbau in drei betroffenen Distrikten Die 543’330 Einwohner von drei vom Zyklon Kenneth betroffenen Distrikten (Ancuabe, Chiure Chiure und Mecufi) erhalten durch SolidarMed Zugang zur notwendigen medizinischen Grundversorgung. 19/3 08.2019 11
SolidarMed persönlich Das Leben im Dorf verstehen ɷ Laetitia Tanka betreut für SolidarMed seit letztem Jahr Projekte im abgelegenen Distrikt Mokhotlong. ob Sie könnte im Auditorium einer Universität oder auf der Bühne eines Konferenzzentrums stehen und zu Studenten sprechen. Ihr Publikum aber sind traditionelle Heiler, Gesundheitshelfer oder Hebammen. ‘M’e Laetitia Tanka ist SolidarMeds Senior Project Nurse an einem der abgelegensten Orte Lesothos. Lesotho Von weither treffen die Männer Kollegin Ts’epang Thaanyane alles vor: heitszentrum wird zwei Tage dauern. und Frauen an diesem Vormittag am Flipcharts, Beamer, Notizhefte und Themen wie Geburtsheilkunde, Gesundheitszentrum Linakaneng ein. einen Wasserkocher auf einer Gasflam- Ernährung von Kleinkindern, Fami- Eingepackt in traditionellen Kobo- me, die dem kargen Raum im Gesund- lienplanung oder übertragbare Krank- Wolldecken reiten die einen auf Pferden, heitszentrum Wärme und ein Gefühl heiten kommen zur Sprache. Es andere haben zusammen ein Taxi von Gemeinschaft vermittelt. Die geht vor allem auch darum, einen organisiert oder sie laufen in kleinen Kursteilnehmer/innen setzen sich direkten Kontakt zu den Heiler/innen Gruppen teilweise über mehrere langsam und noch etwas orientierungs- aufzubauen, sagt ‘M’e Tanka. Sie Stunden: traditionelle Heiler/innen aus los auf bereitgestellte Holzbänke. kennen die Gesundheitsprobleme in den abgelegenen Bergdörfern des den Dörfern am besten. Bei Beschwer- Distrikts Mokhotlong. ‘M’e Laetitia Der bevorstehende Workshop für die den suchen die Menschen ihren Rat Tanka bereitet mit ihrer SolidarMed- traditionellen Heiler/innen am Gesund- zuerst. 12 SolidarMed Fokus
SolidarMed persönlich Kaum hat ‘M’e Tanka die Anwesenden begrüsst, fallen die ersten Lacher. Mit ihrer direkten Sprache zieht sie alle schnell in ihren Bann. Aufgewachsen in einem Dorf mit vier Schwestern und zwei Brüdern, kennt sie den Hinter- grund und die Probleme ihres Publi- kums. Das ländliche Leben hat sie geprägt: Armut, kalte Winter, Gewalt gegenüber Kindern. Seit ich klein bin, wollte ich Krankenschwester werden, sagt sie. Ich wollte lernen und verste- hen, damit ich den Menschen im Dorf zeigen kann, wie sie sich vor Krankheit oder Gewalt schützen können. ɷ Konzentriert beantworten die Teilnehmenden Fragen zu Geburtshilfe und Dorfkrankheiten. ob An diesem Ziel hat sie hart gearbeitet. Bereits in der Grundschule ist sie der weitere Ausbildung zur diplomierten Unterrichtsstil ist modern, partizipativ Lehrerin als aufmerksame Schülerin Krankenpflegerin und Hebamme zusagte. und zugeschnitten auf die Bedürfnisse aufgefallen. Als junge Erwachsene Später schaffte sie dann sogar den der Menschen aus den Bergdörfern. Die absolvierte sie an der Paray School of Sprung an die Universität Limpopo in Nursing die Ausbildung zur Hilfskran- der Nähe von Pretoria in Südafrika, wo kenschwester. Stolz erzählt sie von sie den Bachelor of Advanced Science « Ich wollte lernen und ihren schulischen Erfolgen von damals: machte. verstehen, damit ich Ich war die erste Schülerin, die beide Ausbildungsjahre mit einer Auszeich- Laetitia Tanka spricht vor den anwesen- den Menschen zeigen nung abgeschlossen hat. den traditionellen Heiler/innen klar kann, wie sie sich und eindringlich über Verhütung und Diese Leistungen haben sich herumge- Familienplanung. Sie zeigt grundlegende schützen können. » sprochen und so fand sie am Paray- Handgriffe der Geburtshilfe und lässt Spital einen privaten Förderer aus der die Teilnehmenden in kleinen Arbeits- Stimmung bleibt den ganzen Tag über Schweiz, der ihr ein Stipendium für ihre gruppen das Gelernte vertiefen. Der konzentriert und fröhlich zugleich. Glücklich scheint auch ‘M’e Tanka am Ende des ersten Kurstags. «Das Wich- tigste ist das gegenseitige Vertrauen. Die traditionellen Heiler/innen kennen ihre Grenzen bei der Behandlung von Krankheiten oder Geburtskompli- kationen», sagt Tanka. «Schöpfen sie erst einmal Vertrauen in SolidarMed und die staatlichen Gesundheitszentren, dann leiten sie die Patienten bei ernsten gesundheitlichen Problemen eher dorthin weiter.» ■ Christian Heuss ɷ Traditionelle Heilerinnen und Heiler treffen sich in einem zweitätigen Workshop zum Austausch mit SolidarMed. ob 19/3 08.2019 13
Augenblick « Die Waja in unserem Dorf sorgte sich sehr um meine jüngste Tochter und schickte uns ins Spital. Nun ist Judith wieder gesund. » ɺ Die 40-jährige Clara Lipindi mit ihrer Tochter Judith in der von SolidarMed erneuerten Kinder- abteilung des Spitals in Mahenge, Tansania. Judith litt zwei Wochen unter Malaria. Das Bild zeigt die beiden beim Warten auf das Ergebnis des abschliessenden Bluttests. Waja sind Gesund- heitsberatende im ländlichen Tansania. mh 14 SolidarMed Fokus
Engagement Projektreisen mit grossem Mehrwert Seit 2014 begleiten ehemalige SolidarMed-Ärzte kleine Reisegruppen nach Simbabwe, um ihnen Land und Leute näher zu bringen. Eine Reise, die kein Reisebüro bieten kann. Die drei ehemaligen SolidarMed-Ärzte Ein Teil der Reisekosten geht als Spende Pepo Frick, Urs Fischer und Urs Allen- an SolidarMed. Seit 2014 sind bereits Simbabwe-Reise im 2020 spach zeigen ihren Gästen natürlich all 39 Personen mitgereist, was zu einem die bekannten touristischen Attraktio- stolzen Betrag von über 170’000 Franken Falls Sie interessiert sind, Simbabwe nen wie die Victoria Falls oder die geführt hat. Dieser kommt vollumfäng- im nächsten Jahr auf diese Weise Ruinen von Great Zimbabwe. Darüber lich unseren Projekten zugute. zu entdecken, melden Sie sich direkt hinaus bieten sie einen Einblick in die bei Urs Allenspach: Projektarbeit von SolidarMed und An dieser Stelle möchten wir unser u.allen.w@gmail.com organisieren Begegnungen mit lokalem herzliches Dankeschön an die drei SolidarMed Personal. engagierten Reiseleiter richten, die so Er freut sich, Ihnen detaillierte viel Herzblut und Engagement in die Informationen zu dem 16-tägigen Pepo Frick und Urs Allenspach waren Reise aber auch in SolidarMed legen. Abenteuer zuzustellen. viele Jahre im Vorstand unseres Vereins Ebenfalls bedanken wir uns bei den tätig, zudem waren alle drei während grosszügigen Spender/innen, welche mehreren Jahren für SolidarMed in mit ihrer Reise auch SolidarMed unter- Simbabwe und Lesotho im Einsatz. ■ stützen. Andrea Schneeberger « Eine aussergewöhnliche Reise. Kultur, Natur, der Alltag in Afrika und die Arbeit von SolidarMed – ein tolles Erlebnis mit engagier- ten Menschen! » Marlis Beyeler, Reisegruppe 2018 19/3 08.2019 15
Gut zu wissen Den Zyklon im Auge … … anstatt im Auge des Zyklons. Die beiden verhee- renden Wirbelstürme in Mosambik beschäftigten diesen Sommer die Schüler/innen der Sekundar- schule Loreto in Zug. Während mehreren Lektionen lernten sie, wie sich solch mächtige Stürme wie Idai oder Kenneth entwickeln und was die Auswirkun- gen auf die Menschen sind. SolidarMed durfte die Klassen besuchen und aufzeigen, was wir für die betroffenen Familien tun. ■ Neue Website geht online Zusammenarbeit, die wirkt! Unter diesem Leitsatz hat SolidarMed in diesem Jahr sein Äusseres aufgefrischt. Diese Botschaft tragen wir nun mit der brandneuen Website unter solidarmed.ch auch in die digitale Welt. Sie ist der neue Dreh- und Angelpunkt für die digitalen Kanäle, mit denen SolidarMed über die Projekte informiert. Texte, Bilder und Videos öffnen ein Fenster in die ländlichen Regionen Afrikas, in denen SolidarMed in Spitälern, Gesundheitszentren und Dörfern in Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung die medizinische Grundversorgung verbessert. Klicken Sie sich ab Anfang ■ September rein, es lohnt sich! solidarmed.ch Ihre Spende wirkt. SolidarMed Obergrundstrasse 97 | CH-6005 Luzern kontakt@solidarmed.ch | +41 41 310 66 60 | solidarmed.ch Postkonto: 60-1433-9 | IBAN: CH09 0900 0000 6000 1433 9 | BIC: POFICHBEXXX
Sie können auch lesen