Fokus Zukunft DIGITALISIERUNG DER LOGISTIK
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WISSENS- MANAGEMENT TECHNOLOGIEN INNOVATIONS- PROZESSE ZUKUNFTSMÄRKTE PRODUKTZYKLEN TECHNIK TREND SCOUTING VISIONEN DIGITALISIERUNG NACHHALTIGKEIT INDIVIDUALISIERUNG SMART THINKING TRANSPARENZ PREDICTIVE ANALYTICS REGIONALISIERUNG HIGH BUSINESS TECH EXCELLENCE
Blick in die Zukunft Die Logistik ist im Umbruch: Schon in wenigen Jahren wird sich unsere Branche fundamental verändert haben – nichts bleibt, wie es ist. Das gilt für DB Schenker genauso wie für Sie, unsere Kunden. Wohin die Reise geht, zeigen wir in dieser Ausgabe. PROJEKTpraxis
Inhalt 05 Editorial 06 Digital und effizient 09 Der Lebensabschnittsgefährte Interview: „Es gibt viel zu erleben!“ 10 Revolution auf den Weltmeeren 12 Interview: Prof. Dr. ten Hompel 14 Papierfrei über den Wolken 16 Zukunft wider Willen? 18 Mensch bleibt Mensch 19 Impressum Schenker Deutschland AG Zentrale Unternehmenskommunikation Langer Kornweg 34E 65451 Kelsterbach redaktion.aktuell@dbschenker.com www.dbschenker.com/de Verantwortlich für den Inhalt Leiterin interne und externe Kommunikation: Sherin Ibrahim Redaktion BuckNovak CP | PR GbR, Maren Steppuhn Bildnachweis: TWENTY ONE BRANDS GmbH, Deutsche Bahn AG; Chungking/Shutterstock; Chesky/Shutterstock; Tobias Heyer/Deutsche Bahn AG; Michael Neuhaus/Schenker Deutschland AG; Schenker Deutschland AG; Petr Jilek/Shutterstock ; ten Hompel/Frauenhofer IML; Michael Neuhaus/Schenker Deutschland AG; Rudolf Klausnitzer; Sergey Nirvens/Fotolia 04 05
Editorial Die Zukunft hat längst begonnen Die Logistik der Zukunft: Das ist die Vision einer Branche, die mithilfe von Hightech und hoch motivierten Mitarbeitern die globalisierte Wirt- schaft zuverlässig am Laufen hält. Effizient, intelligent und nachhaltig. So könnte das aussehen: Warehouse-Mitarbeiter stellen mit ihren smarten Datenbrillen Sendungen zusammen. Drohnen übernehmen den Transport der Güter zu Kunden in verstopften Metropolen oder fernab der Städte auf dem Land – und sind wichtige Helfer bei der Verwaltung der Bestände in Lagerhäusern. Vollautomatische Verkehrsmittel – in der Luft, zu Was- ser und auf der Straße – werden das Rückgrat unserer Branche. Auch in Zukunft ist das direkte Gespräch mit Was ist dran an diesen Visionen? Welchen Ein- Ihnen für mich und meine Kollegen unverzichtbar. fluss hat die zunehmende Digitalisierung auf unser Geschäft? Vieles von dem, was sich wie Zukunftsmusik anhört, ist heute schon machbar, vieles werden wir in diesem Jahr weiter angehen. Damit beschäftigen wir uns in dieser Ausgabe der PROJEKTpraxis. Sicher ist: Schon in wenigen Jahren werden wir vollkommen anders arbeiten als heute. Eines aber wird bleiben: Auch in Zukunft ist das di rekte Gespräch mit Ihnen für mich und meine Kollegen unverzichtbar. Nur so können wir die besten Lösungen für Sie finden. Und nur so können wir innovative Ideen umsetzen, unsere Stärken nutzen – und gemeinsam davon profitieren. Ich wünsche Ihnen ein gutes Neues Jahr 2015. Mit herzlichen Grüßen Ihr Dr. Hansjörg Rodi Vorstandsvorsitzender der Schenker Deutschland AG PROJEKTpraxis
Digital und effizient Niemand kann die Zukunft vorhersehen. Und doch: Die Menschen wollen schon heute wissen, wie die Welt im Jahr 2050 aussehen wird. Sicher ist: In den Ballungsräumen von morgen wird die Mobilität eine zentrale Rolle spielen. Wie Menschen und Waren transportiert werden – das entscheidet auch über die künftige Lebensqualität. 06 07
Exzellent vernetzt und mitten im Herzen Euro pas: Der Transitverkehr in Deutschland wird weiter wachsen, denn er liegt mitten in den europäischen Verkehrsströmen. Experten gehen davon aus, dass hierzulande im Jahr 2050 fast 5,5 Milliarden Tonnen Güter transportiert wer- den – im Vergleich zu 4,7 Milliarden heute. Die Güterverkehrsleistung wird von 643 Milliarden Tonnenkilometer auf mehr als 1.200 Milliarden Tonnenkilometer steigen. Auch in Zukunft wird ein Großteil dieser Güter auf der Straße trans- portiert werden – nicht nur im Binnenverkehr, Zukunftsvision: Containertransport durch die Luft? sondern vor allem international. Das hat Folgen. Für die Infrastruktur – sie muss ein Fünftel mehr Die Schenker Deutschland AG setzt seit geraumer Güter als heute mit weit höheren Kilometerleis- Zeit auf Telematik, um Produktionsprozesse effi- tungen bewältigen. Und für die Logistiker, die zienter zu gestalten: Seit 2012 sind alle Wechsel- Warenströme planen, Fabriken versorgen und brücken mit speziellen GPS-Modulen ausgestat- den Handel aufrechterhalten. tet, die um Temperatur- und Bewegungssensoren erweitert werden können. Schon bald könnte ein Waren und Transportmittel kommunizieren wahres Zeitalter der cyber-physikalischen Systeme anbrechen. Sie verknüpfen automatische Systeme Moderne Technik wird einen wichtigen Beitrag in den Fahrzeugen untereinander, mit an deren leisten, um in Zukunft effizient und nachhaltig Fahrzeugen und mit Verkehrsleitsystemen. Be- zu transportieren. „Die Digitalisierung der Liefer reits seit Langem nutzen die Fahrer mobile End- ketten ist die wichtigste Voraussetzung für die geräte, um mit der Disposition in Echtzeit Aufträ- nachhaltigen und transparenten Logistikkonzepte ge zu kommunizieren und zu dokumentieren. der Zukunft“, sagt Dr. Hansjörg Rodi, Vorstands- vorsitzender der Schenker Deutschland AG. „Sie Datenanalyse macht Logistik grün ermöglicht moderne logistische Systeme. Und sie sorgt dafür, dass Waren, Transportbehälter oder Auch bei der Nachhaltigkeit hilft die Digitalisie- Beförderungsmittel miteinander kommunizieren.“ rung schon heute. „Grüne“ Kraftstoffe, Solar- So lenken künftig digitale Steuerungssysteme paneele auf dem Dach, längere Auflieger oder eine den Verkehr. Fahrzeuge verfügen immer über ak bessere Aerodynamik sind nur einige Wege, um tuellste Verkehrsinformationen, um selbstständig Kraftstoffverbrauch und Emissionen zu senken. Routen zu optimieren oder Transporte umzulei- Genauso wichtig sind Trainings in energiesparen- ten. Und eine intelligente Planung von Verkehren der Fahrweise oder die Vermeidung von Leerfahr- und Routen sorgt dafür, dass die Auslastung von ten unter Nutzung des flächendeckenden Hubsys- Fahrzeugen steigt. „Ein solches modernes Ver- tems. Digitale Analysen machen diese Verfahren kehrssystem könnte alleine 4,4 Milliarden Euro effizienter und transparenter. Auf diese Weise ver- jährliche Staukosten vermeiden“, sagt Martina ringert die Schenker Deutschland AG schon heute Koederitz, Präsidiumsmitglied des IT-Branchen- die CO2-Emissionen ihrer Kunden und senkt den verbandes BITKOM. Kraftstoffverbrauch. PROJEKTpraxis
Internationales Netz: Präsenz auf 5 Kontinenten. Und schließlich sorgt nachhaltige Routenplanung da- Der Siegeszug der Digitalisierung in der Logistik lässt sich nicht für, den Einsatz von Ressourcen zu begrenzen: Künf- aufhalten. Doch 2050 wird gelten: An den entscheidenden He- tig werden Transporte nicht mehr nach Verkehrsmit- beln sitzen immer noch Menschen, die Warenströme steuern teln zusammengestellt, sondern nach Kapazitäten und kontrollieren, prognostiziert Dr. Rodi: „Deshalb stellen wir und Routen: Ausschlaggebend für diese intelligent uns heute schon die Frage, wie wir unsere Mitarbeiter weiter geplanten Lieferketten sind Daten über den tatsäch- qualifizieren, wie wir ihr Know-how heute nutzen, um morgen lichen Logistikbedarf, der weit über den Teilenach- besser zu sein – und natürlich, wie wir auch in Zukunft die schub hinausgeht. „Einzelne Transportlösungen rei- besten Köpfe gewinnen können. Unsere Entscheidungen von chen längst nicht mehr aus“, sagt auch Aloys Winn, heute bestimmen unsere Stärke von morgen!“ Vorstand Landverkehre bei der Schenker Deutschland AG. „Die Kunden erwarten globale und verkehrsträ- gerübergreifende Lösungen – inklusive Value-Added Services wie Konsolidierung und Zollabwicklung.“ Die Clever kombiniert nach Südamerika Schenker Deutschland AG bietet heute schon an, die gesamte Bandbreite unterschiedlich großer Sendun- Intelligente Mobilität erfordert die Kommunikation über gen – von Paketen bis zu Ganzzügen – zu steuern und verschiedene Verkehrsträger hinweg – wie die Logistiker von durch zusätzliche transportbezogene Dienste zu ergän DB Schenker beweisen: Per Zug, Lkw und Flugzeug haben zen. Auch in diesem Bereich werden digitale Daten im- sie im August 2014 für einen Elektronikhersteller erstmals den mer wichtiger. Denn nur mit ihrer Hilfe können Ver- Transport über drei Kontinente hinweg organisiert. 21 Tonnen lader und Logistiker genau erkennen, wo sich welche Elektronik für Mobiltelefone gelangten von Chongqing in Waren und/oder Ladegefäße befinden – und entspre- Zentralchina über Kasachstan, Russland, Weißrussland und chend flexibel weitere Verkehre planen. Polen auf der Schiene bis nach Duisburg. Von dort wurden sie mit dem Lkw zum Frankfurter Flughafen und dann per Luftfracht nach Brasilien gebracht. Diese Kombination von Verkehrsmitteln verkürzt die Laufzeit von Asien nach Süd- amerika gegenüber reiner Seefracht um fast vier Wochen. 08 09
Der Lebensabschnitts- gefährte Wir schreiben das Jahr 2030: Der Aufbruch in die vierte Dimension hat längst stattgefunden. Die Kontraktlogistiker sind mehr als nur Dienstleister – als dauerhafte Partner der Industrie bewegen sie sich in den räumlichen Dimensionen und in der Zeit. Sie steuern Supply Chains und managen den Waren- und Produktfluss im Auftrag ihrer Kunden – und zwar über alle Verkehrsträger und alle Kon- tinente hinweg. Digitalisierung ist Trumpf! Weil Logistiker Daten gezielt analysieren, wissen sie genau, wer was zu welchem Zeitpunkt benötigt – und stellen Güter bereit, noch bevor der Auftrag erteilt worden ist. Auch der Markt hat sich weiterentwickelt. Eine Vielzahl von kleineren Logistikern agiert mit hoch- spezialisierten Lösungen erfolgreich in Nischen. Daneben konnten große Logistikdienstleister den Markt konsolidieren. Sie haben Standards gesetzt, die in der Branche für einen wirklichen Aufbruch gesorgt haben: hohe Qualität für jedes Produkt, egal wo auf der Erde, egal wann. Automobilhersteller setzen Trends in der Branche. Das mag von heute aus gesehen keine unwahr- werkstätten mit 500 speziell geschulten Technikern scheinliche Vision sein. Denn schon jetzt ha- an fünf Standorten auf. Zudem übernimmt er den ben viele Dienstleister ihre Rolle weiterentwi- Transport der defekten Geräte in die Werkstatt so- ckelt, von der Transportlösung zum Konzept, wie die Lieferung der Ersatzhandys an die Kunden. von der Trasse zu den Kapazitäten. „In Zukunft spielt sich der Wettbewerb nicht mehr zwischen Solche Konzepte sind die Grundlage für die Ge- Sparten anbietern ab, sondern zwischen den An schäfte der Zukunft. „Uns spielen zwei Trends in bietern von Komplettlösungen“, sagt Dr. Thomas die Hände: die Individualisierung und die Glo- Böger, Vorstand Kontraktlogistik/SCM der balisierung“, sagt Dr. Böger. „Das Produktions- Schenker Deutschland AG. Komplettlösungen – netzwerk wird globaler, die Losgrößen werden das bedeutet zum Beispiel, mal eben für einen kleiner – das erhöht die Komplexität der logis- großen Elektronikkonzern eine weltweite Retou tischen Prozesse enorm! Darum ist es für viele renlogistik aufzubauen. Der Grund: Bei einer be- Hersteller sinnvoll, Teile ihrer Supply Chain an stimmten Serie eines neuen Handys wurde eine einen externen Dienstleister zu delegieren.“ Der Komponente falsch verbaut und muss nun aus- wiederum muss eng mit dem Hersteller koope- getauscht werden. Die Schenker Deutschland AG rieren und dessen Bedürfnisse begreifen, um bietet die Reparatur und weitere S ervices an: In partnerschaftlich Lösungen zu finden. Genauso nur drei Monaten baut der Logistiker Reparatur wie im richtigen Leben. PROJEKTpraxis
Interview „Es gibt viel zu erleben!“ Lothar Rosenkranz, Vorstand Informationstechnologie, Innovation und Dienstleistungen, und Erik Wirsing, Leiter Zentrale Innovation, im Gespräch über die Zukunft der Logistik. Lothar Rosenkranz Erik Wirsing Vorstand Informationstechnologie, Innovation und Leiter Zentrale Innovation Dienstleistungen der Schenker Deutschland AG der Schenker Deutschland AG 10 11
Wie wird sich die Schenker Deutschland AG in 20 Jahren von heute unterscheiden? Lothar Rosenkranz: Ich gehe davon aus, dass Logis- lungsprojekten schon heute die Dienstleistungen der tik papierloser und automatisierter wird und der Zukunft vor – zum Beispiel beim Thema Elektromo- Einsatz von technischen Lösungen rasant zunimmt bilität. Außerdem verzahnen wir unsere Ansätze – zum Beispiel durch autonome Lastwagen oder mit den Innovationsbestrebungen im DB-Konzern. kleine Flugroboter, die im Warehouse die Inventur Und schließlich verstehen wir uns als Träger für übernehmen, aber auch durch vollständige digitale Open Innovation. Das heißt: Gemeinsam mit Kun- Prozesse inklusive Booking. In Zukunft werden wir den, Hochschulen, Partnern und Lieferanten arbei- noch enger mit unseren Kunden zusammenarbei- ten wir an Lösungen für morgen. ten, um Informationen in Echtzeit auszutauschen. Nur so können wir einen Mehrwert generieren und Haben Sie darum mit dem Fraunhofer-Institut zugleich flexibel bleiben. für Materialfluss und Logistik in Dortmund das „DB Schenker Enterprise Lab for Logistics and Industrie 4.0 und das Internet der Dinge: Betrifft Digitization“ gegründet? das auch die Schenker Deutschland AG? Rosenkranz: Ja, denn wir sind nicht so blauäugig Rosenkranz: Selbstverständlich. Wir sehen Indus- zu glauben, dass wir alles selbst können. Um besser trie 4.0 als Chance, gemeinsam mit unseren Kunden zu werden, brauchen wir Technik, die es heute noch Logistikkonzepte zu optimieren. Unser Ziel ist der nicht von der Stange gibt. Fraunhofer bietet hier ein „Lean Freight Forwarder“, der sämtliche Produkte ideales Betätigungsfeld. aus einer Hand und über alle Kanäle steuert. Wirsing: Digitalisierung als Zukunftstrend hat Erik Wirsing: Um die größtmögliche Automatisie- direkten Einfluss auf Logistik. Mit dem Enterprise rung des künftigen Lean Freight Forwarders zu Lab haben wir eine ideale Schnittstelle zwischen erreichen, müssen wir schon heute die Weichen stel- Forschung und Wirtschaft geschaffen, um uns darauf len – denn Industrie 4.0 bedeutet, dass sich Waren vorzubereiten. und Sendungen selbst steuern. Darum haben wir alle Wechselbrücken mit GPS-Geräten ausgestattet Wie finden Sie die Mitarbeiter von morgen? und sind bei RFID-Lösungen und dem Einsatz von Was müsste sich in der Ausbildung ändern? Sensoren in der Branche ganz vorn. Ein kommendes Thema ist der 3-D-Druck – das wird heute unter- Rosenkranz: Wir sind da recht selbstbewusst: schätzt, wird aber aufgrund der zunehmenden Digi- DB Schenker muss so attraktiv sein, dass die Mit- talisierung und Automatisierung immer wichtiger. arbeiter von morgen uns von selbst finden und bei uns arbeiten wollen! Und wir vermitteln den Wan- Wie sieht es in den einzelnen Segmenten Land- del in unserer Branche und werten das Image des verkehr, Luftfracht und Seefracht aus? Spediteurs auf. Dazu gehört ein aktives Marketing an Hochschulen: Viele DB Schenker-Mitarbeiter re- Wirsing: Zunächst einmal müssen alle voneinander ferieren bei den IHKs sowie an Unis und sonstigen lernen – Luft und See übernehmen zum Beispiel er- Lernanstalten. folgreiche Lösungen vom Landverkehr. Dort wie- derum setzen wir auf papierlose Abläufe und auto- Wirsing: Künftig werden eher Generalisten als Spezia nome, elektrisch angetriebene Lkw, aber auch auf listen benötigt. Außerdem müssen IT-Themen ver- RFID im Umschlagsbereich und eine umfangreiche stärkt in die Ausbildungsberufe integrieren werden Sensorik für Zustandsmeldungen von Objekten. Für – die Digitalisierung ist ja der Trend der Zukunft! perfekt gestaltete Supply Chains greifen wir künftig verkehrsträgerübergreifend auf Big Data-Analysen Möchten Sie selbst in dieser Zukunft leben? zurück. In der Logistik ergänzen wir dies durch Big Data-Analysen für clevere Lagerlogistikkonzepte und Wirsing: Ja natürlich! Denn es wird viele neue und Optimierungen sowie durch Simulationen für die spannende Dinge zu erleben geben. Planung und das Erschließen von Potenzialen. Rosenkranz: Noch nie war die Geschwindigkeit der Wie bereiten Sie das vor? Entwicklung so hoch wie heute, und noch nie muss- ten wir so viel auf einmal aufnehmen und filtern. In Rosenkranz: Wir investieren viel Geld in Innovation 20 Jahren wird das noch um einiges schneller sein – und bereiten mit gezielten Forschungs- und Entwick- wir sollten uns also schon jetzt darauf einstellen. PROJEKTpraxis
Revolution auf den Weltmeeren Noch nie waren Informationen so wertvoll: Der Megatrend „Digitalisierung“ wird die Seefracht in den kommenden Jahren tief greifend verändern. Nicht neue Antriebe, neue Rümpfe und noch mehr Platz auf den Bescheid, wann er eintrifft; und im Idealfall organisiert wolkenkratzerhohen Ungetümen revolutionieren den Verkehr er via „Digitalschwatz“ mit seinem Container auch noch die auf hoher See. Sondern zwei kleine Ziffern: 0 und 1 – die optimale Reiseroute bis ins Sportgeschäft. Bananen wiederum Digitalisierung bestimmt die Zukunft von Schiff und Fracht. melden von hoher See jederzeit ihren aktuellen Reifegrad – Und die kann man schon heute im Hamburger Hafen besich- der Frachter lässt sich dann mit digitalen Prozessen automa- tigen. Dort setzt die Schenker Deutschland AG in einem Feld- tisch so steuern, dass Geschwindigkeit, Reiseroute, Kraftstoff- versuch anstelle traditioneller Bolzensiegel an Containern verbrauch und Reifegrad der Südfrucht bei Ankunft optimiert hochmoderne RFID-Funkchips ein. Die Zoll-Abfertigung geht werden. so deutlich schneller über die Bühne, weil die Zöllner die Sie- gel nicht mehr einzeln und damit zeitaufwändig überprüfen Zwei große Trends bestimmen die Seefracht. Da ist zum ei- müssen. Die benötigten Daten werden einfach von den Chips nen die Regionalisierung: Um neue Produkte schneller auf den ausgelesen – fertig. Markt zu bringen und flexibler auf die Bedürfnisse von Kon- sumenten zu reagieren, wird verstärkt regional gefertigt. Weil Die RFID-Tags verschaffen eine gute Vorstellung davon, wie die Unternehmen dennoch weiterhin weltweit einkaufen, müssen digitale Revolution in den nächsten Jahren auch die Weltmeere sie ihre Lieferketten mit höchster Zuverlässigkeit knüpfen, verändern wird. Durch das „Internet der Dinge“ auf hoher See um Ausliefertermine einzuhalten. Zum anderen der Trend zur können Container, Behälter und Waren künftig „intelligent“ Größe: Die Triple-E-Schiffe der Reederei Maersk fassen mehr miteinander kommunizieren. Der Turnschuh aus China weiß als 18.000 TEU-Container. Weil diese Schiffe nur noch an be- selbst, wo er herkommt und wo er hin muss; er sagt dem Kun- stimmten Häfen anlegen können, werden Hub-and-Spoke-Netz- 12 13
werke ausgebaut – entscheidend für das Tempo der Transporte ist dann die Anbindung der Häfen an die Netzwerke an Land. DB SCHENKERskybridge Die schiere Menge, immer größere Containerschiffe, aber auch die Verschiebung globaler Handelsströme und der politisch be- Vernetzte Transportwege – das bietet DB Schenker schon heute schleunigte Wandel zu umweltgerechten Transportketten las- seinen Kunden an. Beim Produkt DB SCHENKERskybridge sen sich nur mit einer intelligenten Digitalisierung bewältigen. zum Beispiel verknüpft der Logistikdienstleister die See- mit der Luftfracht auf allen Hauptstrecken von Asien über die Vollständig digitalisierte und global vernetzte Logistik-Prozesse US-Westküste nach Europa/Lateinamerika und von Asien über sorgen auf diese Weise für transparente und damit für noch Dubai oder Vancouver nach Europa. Das macht Transporte schnellere, sicherere und zugleich günstigere Transporte. wesentlich billiger als reine Luftfracht – und beschleunigt sie „Durch maritime Echtzeitanwendung ermöglicht die Digitali- im Vergleich zur langsameren Seefracht. sierung smarte Lieferketten“, sagt Professor Boris Otto von der TU Dortmund. Im Mittelpunkt stehen dabei jederzeit verfüg- bare Informationen und eine intensive Kommunikation aller Beteiligten entlang der Logistik-Kette. Das wird in Zukunft umso wichtiger, da der Seehandel sich bis 2030 in etwa verdoppeln dürfte: von heute knapp zehn auf geschätzte 20 Milliarden Tonnen im Jahr. PROJEKTpraxis
Interview „Logistik-Unternehmen müssen bei der Software-Entwicklung führend werden“ Prof. Dr. Michael ten Hompel ist Geschäftsführender Leiter des Fraunhofer-Instituts für Materialfluss und Logistik (IML) und Leiter des Fraunhofer-Instituts für Software- und Systemtechnik (ISST) in Dortmund. Zudem hat der Logistik- Experte den Lehrstuhl für Förder- und Lagerwesen an der Universität Dortmund inne. Im Interview wirft er einen Blick auf die Zukunft der Logistik. Welche zentralen Trends werden die Logistik in den Steht der Branche also ein großer Umbruch bevor? kommenden Jahren prägen? Das ist sehr gut möglich. Mich erinnert die aktuelle Lage Michael ten Hompel: Es sind die gleichen Herausfor- sehr an die Situation vor 15 Jahren, als der Internet- derungen, vor denen unsere Gesellschaften als Ganzes Hype begann. Wer sich als Logistiker jetzt nicht inten- stehen: Klimawandel, Individualisierung und demo- siv mit Software beschäftigt, kann sehr schnell aus dem grafischer Wandel. Die größten Konsequenzen für die Rennen sein. Andere Branchen machen derzeit die glei- Logistik hat wahrscheinlich die Individualisierung: che Erfahrung: Google baut inzwischen ja auch Autos. Der Trend zur „Mass-Customization“ führt direkt zu Und den entscheidenden Unterschied machen heute Industrie 4.0 und zum Internet der Dinge – und das nicht mehr der Motor oder die Karosserie, sondern die hat sehr viel mit Software zu tun. Darum müssen die Software im Fahrzeug – insbesondere, wenn wir vom Logistik-Unternehmen in Zukunft bei der Software-Ent- autonomen Fahren sprechen. Das gilt für die Logistik wicklung führend werden, statt nur auf Veränderungen ganz genauso. Die entscheidende Frage lautet also: Wer von außen zu reagieren. Gerade in Deutschland müssen ist dieses Mal der Erste? DB Schenker? Google? Oder wir wieder lernen, Software selbst zu entwickeln – sonst vielleicht Uber? werden uns andere das schnell aus der Hand nehmen. Google kauft zum Beispiel gezielt Spezialfirmen für Ro- Was tun Sie, um im Rennen zu bleiben? botik, deren Produkte beispielsweise Lastwagen be- und entladen können. Die Botschaft ist klar: Google will in Wir besinnen uns auf unsere Stärken: Deutschland ist den Logistik-Markt. Das gilt auch für andere Firmen sehr gut bei komplexen Lösungen, die zugleich ein ho- wie etwa Amazon. hes Maß an Flexibilität und Effizienz ermöglichen – 14 15
genau das brauchen wir in der Logistik. Gemeinsam Auch beim Kampf gegen den Klimawandel spielt Soft- mit SAP und dem Stapler-Hersteller Still arbeiten wir ware eine entscheidende Rolle. Wir müssen es in Zu- zum Beispiel daran, die Fahrzeuge in das neue Daten- kunft schaffen, gleichzeitig flexibel und höchst effizient banksystem HANA von SAP zu integrieren. Durch die Waren zu transportieren. Unsere Forschungsergebnisse unmittelbare Vernetzung mit dem SAP-System errei- zeigen: Dazu sind angesichts der steigenden Komplexi- chen wir eine hohe Flexibilität im Lager. Und im neuen tät nur selbstorganisierende Systeme in der Lage, die „DB Schenker Enterprise Lab for Logistics and Digitizati- wie in einem Ameisenstaat eine komplexe Transport- on“ an unserem Fraunhofer-Institut werden wir gemein- aufgabe auf viele cyber-physische Systeme verteilen. Der sam mit DB Schenker ab 2015 daran arbeiten, die Chan- eigentliche Transport ähnelt sehr dem Prinzip, das dem cen der Digitalisierung optimal zu nutzen. Was bedeutet Datentransport im Internet zu Grunde liegt – kein Wun- Industrie 4.0 für DB Schenker? Wie können wir die Cloud der also, dass man vor allem in den USA vom „Physical für die logistischen Planungssysteme der Zukunft nutzen? Internet“ der Zukunft spricht. Voraussetzung dafür Mit solchen Fragen wollen wir uns intensiv beschäftigen sind beispielsweise intelligente Behälter und Container, – damit Deutschland ein führender Standort für Logistik- die mit Elektronik, GPS und einer Verbindung ins In- Dienstleistungen bleibt. ternet ausgestattet sind. Der demografische Wandel er- fordert ebenfalls den Einsatz moderner IT, mit der wir Sie haben noch den Klimawandel und den vor allem ältere Arbeitnehmer unterstützen können. demografischen Wandel angesprochen. Was Datenbrillen oder Tablet-Computer liefern ihnen In- erwartet uns hier? formationen und mithilfe von Sprach- und Gestensteu- erung können sie beispielsweise mit den Fahrzeugen, Robotern und Behältern im Lager interagieren. PROJEKTpraxis
Papierfrei über den Wolken DB Schenker treibt zusammen mit Lufthansa Cargo die digitale Dokumenten- abwicklung in der Luftfracht voran. Biosprit, Elektroantriebe, vollautomatische Ladezonen und Meile in der Auslieferung übernehmen, sondern um Transpa- unbemannte Flugzeuge mit Überschall – der Luftverkehr der renz sowie fehlerfreie Datenübertragung und -analyse. Diese Zukunft wird hochtechnisiert, schnell und hocheffizient. Doch digitale Transparenz sorgt dafür, dass intelligente Ladungsträ- vor allem ein Hindernis wird die Branche in einigen Jahren ger mit intelligenten Verkehrsmitteln auf intelligent geplanten überwunden haben müssen, wenn sie das Tempo in Richtung Verkehrswegen schnell und effizient transportiert werden. Zukunft beibehalten will: den Papierberg. Heute werden für jede einzelne Sendung in der Luftfracht bis zu 30 verschiedene Vollständige Digitalisierung Dokumente bewegt. Zu jedem Zeitpunkt sind so rund 24 Millio- nen Frachtbriefe im Umlauf. Sie werden mehr als 300 Millionen E-Freight ist eine Voraussetzung für effiziente Prozesse ent- Mal angefasst, abgestempelt, weitergereicht, vom Versender lang dieser Lieferketten. Ziel ist es, den Informations- und über den Logistiker über den Zoll bis zum Empfänger. Ein enor- Ma terial fluss durch die Digitalisierung zu synchronisieren. mer Aufwand. Und ein riesiger Müllberg, bei dem sich Jahr für Die Vorteile jederzeit verfügbarer Informationen liegen auf Jahr fast 8.000 Tonnen Papier auftürmen, 80 stattliche Fracht- der Hand: Frachtdaten werden nur einmal erfasst, potenziel- Jumbos könnte man damit füllen. le Fehlerquellen so minimiert. Die Bearbeitungszeit sinkt um 80 Prozent, der papierlose Prozess wirkt wie ein Turbo für die Nun könnte mit dem Papierkrieg über den Wolken bald Schluss gesamte Logistik-Kette. sein. Die Schenker Deutschland AG treibt zusammen mit ihrem Gerade komplexe Lieferketten in der Industrie und im Mit- Luftfracht-Partner Lufthansa Cargo seit der ersten Stunde das telstand, bei denen verschiedene Verkehrsträger und Orga- IATA-Projekt „E-Freight“ voran. Vor sechs Jahren brachten die nisationen zusammenarbeiten, profitieren von der höheren Schenker Deutschland AG und Lufthansa gemeinsam die erste Transparenz entlang der digital gemanagten Transportketten. papierlose Luftfracht-Sendung von Frankfurt nach Seoul auf den Jeder berechtigte Mitarbeiter kann künftig zu jeder Zeit ein- Weg. 2011 bereits hat Lufthansa Cargo den Logistiker für seine fach nachsehen, wo sich eine Ware gerade befindet. Tracking herausragende Zusammenarbeit bei E-Freight ausgezeichnet. ist längst nicht mehr nur ein entscheidender Vorteil im Wett- bewerb, sondern ein Muss, um überhaupt noch wettbewerbs- Nach IATA-Angaben werden Ende dieses Jahres rund 22 Prozent fähig zu bleiben. aller Luftfrachtbriefe ohne Papier auskommen. Ende 2016 sollen vier von fünf Luftfrachtsendungen per Mausklick auf Denn die Konsumenten sind heute weltweit viel anspruchs- die Reise gehen. Bis 2020 wollen die Partner den letzten Pa- voller geworden. Sie erwarten gerade in der Weihnachtszeit, pier-Schnipsel in der Luftfracht endgültig in den Papierkorb dass nicht nur das neue elektronische Spielzeug pünktlich versenken. zum Verkaufsstart in den Regalen der Elektronikmärkte liegt. Sondern auch das gesamte Zubehör dazu – vom Partnerge- Das ist nur ein Aspekt der Digitalisierung, die die Luftfahrt im- rät und perfekt abgestimmten Schutzhüllen bis zum neuesten mer stärker durchdringt. Dabei geht es nicht so sehr um extrem Software-Update. Letzteres kommt aus der Cloud, ersteres kurzfristige Lieferzeiten, hier könnten sogar Drohnen die letzte aus der Luft – via Luftfracht. 16 17
Hilfreiche Drohnen Unbemannte Flugroboter werden künftig auch für die Logistik eine wachsende Rolle spielen. Mehrere Fraunhofer-Institute forschen an Lösungen für die Logistik: Drohnen könnten den Transport von Ersatzteilen zwischen Fabriken organisieren, Lagerbestände über- wachen oder Inventuren in Lagern durchführen. Blick aus dem Frachtraum einer Antonov. PROJEKTpraxis
Zukunft wider Willen? Die „Big Data-Zukunft“ findet statt – ob wir wollen oder nicht. Wie alle tiefgreifenden technologischen Wandlungen bietet die Digitalisierung viele Chancen für verbesserte Produktions- prozesse und neue Geschäftsmodelle. Auch für Logistiker. Der österreichische Publizist und Bestsellerautor Rudolf Klausnitzer hat sich in seinem Buch »Das Ende des Zufalls« mit den verschiedenen Facetten von Big Data befasst. Der Wandel zu Big Data wird immer schneller und unaufhaltsa- die komplexe Entwicklungen und Vorgänge anschaulich ma- mer. Die rasante Zunahme von Geräten, die mit dem Netz ver- chen oder simulieren, wächst. Mit ihnen lassen sich bei der bunden sind, ist der wichtigste Treiber für diese Entwicklung. Planung komplexer Lieferketten viele Fehler vermeiden. Im Jahr 2003 lebten 6,3 Milliarden Menschen auf der Erde und rund 500 Millionen Geräte und Anlagen waren mit dem Inter- Der Treibstoff für diese Entwicklung sind Daten – und umge- net verbunden. Im Jahr 2020 wird diese Zahl auf 50 Milliarden kehrt gilt: Die digitale Transformation produziert immer mehr Geräte explodieren – bei einer Bevölkerung von 7,6 Milliarden. Daten. Was bedeutet das? Ein weiterer Treiber heißt „Predictive Analytics“: Software-Tools Fünf Thesen: 1. Unsere Welt ist zu komplex und verändert sich ermöglichen durch die Auswertung von großen Datenmen- zu schnell, als dass wir sie ohne Delegation an die Maschinen gen Vorhersagen über die Zukunft. Der US-Konzern Amazon beherrschen können. 2. Wir haben kein Defizit an Daten, son- zum Beispiel hat Anfang des Jahres ein Patent angemeldet, dern an sinnvoller Interpretation dieser Daten. 3. Ein wesent- das Kaufprognosen bestimmter Kundengruppen ermöglicht. So liches Thema wird künftig das Vertrauen in Systeme und ihre kann der Online-Händler liefern, noch bevor der Kunde bestellt! Sicherheit sein. 4. Der Vormarsch von cyber-physikalischen Sys- Auch das Crowdsourcing – der Einkauf von Dienstleistungen temen (CPS) ist schon weiter, als wir wahrnehmen. 5 . Die digi- im Netz – wächst dank Big Data rasant. Crowdfunding kann tale Transformation wird eine Quelle für Gesundheit, Bildung, dazu führen, dass etablierte Unternehmen plötzlich auf harte Reichtum und Chancen jeder Art. Konkurrenz aus dem Nichts treffen, die für eine clevere Idee im Internet Startkapital gesammelt hat. Der Preis für die digitale Transformation allerdings ist eine Das gilt auch für die Einführung spielerischer Elemente und starke Polarisierung zwischen Gewinnern und Verlierern. Des- Prozesse in die Unternehmenswelt: Dieses „Gamifica tion“- halb brauchen wir einen Konsens darüber, wie wir in die Zu- Prinzip setzt sich immer mehr durch und erleichtert komple- kunft gehen wollen. Industrie und Wirtschaft, akademische xe Tätigkeiten, zum Beispiel in Warehouses. Und schließlich Welt, Verwaltung, Regierung und Bevölkerung sind dazu aufge- die Visualisierung und Simulation: Der Bedarf an Lösungen, rufen, darüber zu diskutieren. 18 19
Mensch bleibt Mensch Julia Kamp und Florian Vogt ahnen, was die Zukunft bringt. Leben und Arbeiten in der Zukunft – heute ist Digitalisierung für Julia Kamp kein Thema, zumindest nicht morgens nach dem Aufstehen. Da will sie beim Kaffee eine Zeitung in der Hand halten – und zwar aus Papier. An ihrem Arbeitsplatz sieht es aber schon anders aus. Kamp war bis vor kurzem eine von rund 1.500 Auszubildenden und ist anschließend von der Schenker Deutschland AG übernommen worden. Heute arbei- tet sie fast papierlos als Sachbearbeiterin in der Abteilung Ser- vice der Geschäftsstelle Ilsfeld. Das ist nur eines der Zeichen, dass der Konzern, wie Kamp sagt, „mit der Zeit geht“. Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind Schlüsselworte für die Zukunft. Oft hängt beides zusammen, zum Beispiel bei der effizienten Organisation von Warensendungen, erklärt Kamp: Ein neues System erlaube es, Sendungen etwa nach Spanien optimal zu bündeln, sodass keine Ressourcen verschwendet werden. Aber auch am Standort Ilsfeld hat man mit dem Neu- „Wenn alles nur noch maschinen- bau schon längst die Zukunft im Blick, mit einem „ganz neuen gemacht ist, leidet der persönliche Arbeitsfeeling“, sagt Kamp. Dank verstellbarer Tische kann sie jetzt im Stehen ebenso arbeiten wie im Sitzen, sie hat zwei Kundenkontakt.“ Bildschirme für eine bessere Arbeitsaufteilung, ein neues Tele- Florian Vogt fonsystem, es gibt ein Elternzimmer und einen Ruheraum mit Massagestuhl und Decken für ein Nickerchen. Dass die stete Verfügbarkeit dazu führt, dass die Mitarbeiter Tag und Nacht arbeiten, befürchtet Kamp aber nicht: Schließ- Wie könnte der Büroalltag 2030 aussehen? „Schwer zu sagen lich habe der Arbeitgeber ein Interesse an einem motivierten, – schließlich haben wir vor zehn Jahren auch nicht ahnen kön- leistungsfähigen Team – und das sei nur bei einer ausgewoge- nen, was wir heute mit dem Smartphone alles machen“, sagt nen Work-Life-Balance möglich. Kamp. Sie denkt an Riesenbildschirme, die man mit Handbe- wegungen steuert. Digitale Tapeten an den Wänden wiederum Nachhaltig ist, wer sich gut um seine Mitarbeiter kümmert könnte sich Florian Vogt, angehender Kaufmann für Spedition – und um die Bedürfnisse seiner Kunden, wissen die Logisti- und Logistik, vorstellen. Bald könnte ein Riesenserver auf ei- ker der Zukunft. „Wenn alles nur noch maschinengemacht ist, nen Fingertipp alle Infos parat haben, sagt Vogt. leidet der persönliche Kundenkontakt“, glaubt Vogt. Einiges Grundlegende wird nicht der Digitalisierung zum Opfer fal- Co-Working dank Cloud len: „Mensch bleibt eben Mensch.“ Nur so können Probleme schnell und effizient behoben werden. Einig sind sich Vogt und Kamp in einem, die Arbeitsplätze werden flexibler. Dank der Cloud sind Daten überall jederzeit Julia Kamp ist froh, dass gegen Ansprüche von Kunden auch verfügbar. Mitarbeiter treten über „Co-Working-Zentren“ mit künftig kein Riesenbildschirm helfen wird – und ihre Sozial- Partnern weltweit in Kontakt. Das erleichtert den Arbeitsalltag kompetenz gefragt bleibt. Und was die Kantine betrifft: Da ebenso wie Systeme, die aufwändiges Dokumentieren, Suchen, wird sicher auch 2030 noch Leberkäse serviert: Nullen und Archivieren übernehmen oder Sprache in Text umwandeln. Einsen allein machen nicht satt. PROJEKTpraxis
„Die wahre Herausforderung der Zukunft besteht darin, schon in der Gegenwart alles zu geben.“ A. JOSEF LEDERER, PRESIDENT PUBLIC AFFAIRS SCHENKER DEUTSCHLAND AG
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