Fragen & Antworten "Inflationsgespenst und Kryptoboom"
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Fragen & Antworten „Inflationsgespenst und Kryptoboom“ Kapitalmärkte: Frage: Wieso haben wir inflationsgeschützte Anleihen noch nicht im Portfolio? Antwort (Kathrein): Derzeit ist die Break-Even-Inflation Rate 1,35 %. Wir behalten diese genau im Auge. Wir sehen derzeit noch nicht die Gefahr einer Inflation, die nachhaltig über 2 % steigt. Inflationsgeschützte Anleihen werden wieder in unser Optimierungsverfahren aufgenommen, sowohl in Dollar als auch in Euro. Bei der Einschätzung, dass die Inflationsrate tatsächlich über die Break-Even-Inflation steigt, werden wir diese wieder beimischen. Frage: Risken zu unserem Basisszenario? Antwort (Kathrein): Das größte Risiko wäre eine Inflation, die zu galoppieren beginnt. Die Notenbanken haben kommuniziert sie warten weiter ab. Falls der Markt irgendwann beginnen sollte zu glauben, die Notenbanken haben die Preissteigerungen nicht mehr im Griff, könnte das für die Anleihenmärkte zu einem massiven Problem werden, in weiterer Folge auch für die Aktienmärkte. Das zweite Risiko, das wir sehen, ist eher ein mittelfristiges. Wir gehen davon aus, dass sowohl das starke Gewinnwachstum und als auch die Erholung des BIP 2021 und 2022 stattfinden werden. Die Frage ist, was kommt danach, nachdem diese Erholung stattgefunden hat. Dann wird man re-evaluieren müssen: Was heißt das für die Zukunft? Für die Zinsen, für die Notenbanken und Unternehmensgewinne. Aber um dies einschätzen zu können, müssen wir bis zum ersten Quartal nächstes Jahr warten. Frage: Anleihen mit variablen Zinssätzen bieten wohl aufgrund der erwarteten anhaltenden Negativzinsen keinen Inflationshedge. Ist diese Vermutung richtig? Antwort (Kathrein): Das ist richtig, ja. Frage: Wo in inflationsgeschützte Anleihen investieren, wenn man jetzt keine Wackelstaaten wie Italien oder generell Währungsrisiken haben möchte? Antwort (Kathrein): Es ist in der Tat so, dass nicht jeder Staat inflationsgeschützte Anleihen initiiert hat. In Europa sind es Italien, Frankreich und Deutschland. Das sind die Länder, die wir uns anschauen. Wenn man bereit ist, ein gewisses Währungsrisiko einzugehen, bietet sich Schweden an, das schon eine sehr lange Vergangenheit mit inflationsgeschützten Anleihen vorweisen kann, ebenso wie auch die Engländer und Amerikaner. Frage: Auch wenn die Inflation steigt, werden die Staaten die Zinsen nicht erhöhen, weil sie ihre Schulden sonst nicht bedienen könnten. Was sind die Auswirkungen dieses Szenarios, außer einem massiven Wertverlust? Kathrein Privatbank Aktiengesellschaft, 1010 Wien, Handelsgericht Wien, FN 144838y Seite 1 von 1
Antwort (Kathrein): Irgendwann müssen die Notenbanken reagieren, sollte die Inflation zu sehr steigen. Derzeit war die Aussage, sie würden später reagieren. Die Notenbanken können nicht zuschauen, sollte die Inflation auf 5 %, 6 % oder 7 % steigen und die Leitzinsen bei 0 % belassen. Denn das Geld hat eine Funktion als Wertanlage. Die Bevölkerung würde bei so einem Szenario das Vertrauen verlieren, was einer Katastrophe gleichkommen würde. D.h. sie werden länger zuschauen, aber irgendwann werden sie reagieren müssen. Frage: Sind Sie für Europa auch so optimistisch was den Aktientrend betrifft oder ist es eher wirklich nur auf den MSCI auf den Weltaktienindex bezogen? Antwort (Raiffeisen Research): Wir würden Europa heuer sogar mit einem überdurchschnittlichen Potenzial sehen. Man muss natürlich ein bisschen differenzieren. Die Märkte, die die Pandemie später überwinden können, die kommen natürlich etwas später in Schwung. Das ist sicherlich für Europa der Fall, im Vergleich zu den USA. Was man aber nicht vergessen darf, ist das Faktum, dass in Europa andere Sektoren die Börsen dominieren. In Europa sind zahlreiche Unternehmen, die von einer Verbreitung des Wirtschaftsaufschwungs, so wie wir ihn im zweiten Halbjahr erwarten, überdurchschnittlich profitieren sollten. In den USA haben wir ein großes Übergewicht an Technologietiteln, die im letzten Jahr schon extrem gut gelaufen sind und insofern würden wir eine Outperformance von Europa erwarten. Frage: Wie sehen Sie China Aktien? Antwort (Raiffeisen Research): Das überdurchschnittliche Wirtschaftswachstum in Kombination mit den im Vergleich zu anderen Märkten attraktiven Bewertungsniveaus lässt uns nicht nur für das heurige Jahr optimistisch auf den chinesischen Aktienmarkt blicken, sondern spiegelt sich auch in einem lukrativen langfristigen Ertragspotenzial wider. Frage: Sehen Sie eine hohe Branchen-Rotation an den Aktienmärkten? Antwort (Raiffeisen Research): Ja! Ein bisschen analog zur Antwort zu Europa. Ich denke, dass Value- Aktien, zyklische-Aktien, Small-Caps im heurigen Jahr profitieren sollten. D.h. eher raus aus den High- Flyers des letzten Jahres, also Stichwort Technologie- und Internetaktien und eher umschichten in traditionellere Sektoren, die von einer Verbreiterung des Wirtschaftsaufschwungs entsprechend profitieren sollten. Diese Titel haben sich letztes Jahr schwerer getan, aber sie sollten mit der Wiedereröffnung nach den Lockdowns überproportional profitieren. Frage: Wie beurteilen Sie den Einfluss der hohen Staatsverschuldung und der daraus folgenden Steuerpolitik, also steigende Vermögenssteuern, aber auch Unternehmenssteuern in den USA werden diskutiert auf die mittelbare Zukunft? Jetzt auch gerade bei den Aktienmärkten. Antwort (Raiffeisen Research): Das ist sicherlich ein spannendes Thema, das uns in den nächsten Wochen begleiten wird. Präsident Trump hat ja damals, vor einigen Jahren den US-Steuersatz deutlich gesenkt. Von damals 35 % auf 21 % Körperschaftssteuer und jetzt soll im Zuge des Infrastrukturpakets eine Anhebung von 21 % auf 28 % erfolgen, d.h. die Hälfte der Steuersenkung wird wieder zurückgenommen. Höhere Körperschaftssteuern führen letztendlich dazu, dass der Nettogewinn darunter leidet. Das hätte natürlich einen negativen Effekt. Im aktuellen Umfeld wird das eine untergeordnete Rolle Kathrein Privatbank Aktiengesellschaft, 1010 Wien, Handelsgericht Wien, FN 144838y Seite 2 von 2
spielen , da das Konjunkturmomentum, die Margenverbesserung stärker wiegen. Dennoch ist es ein Faktor, der die Märkte durchaus belasten könnte, wie stark, das wird von Sektor zu Sektor unterschiedlich sein. Die internationalen Technologieunternehmen wird es weniger stark treffen als die klassischen Zykliker. Frage: Wie beurteilen Sie die hohen Rohstoffpreise, Energie, Stahl, Holz für die Wirtschaft bzw. für das kleine verarbeitende Gewerbe. Können diese den starken Anstieg tatsächlich eins zu eins weitergeben? Antwort (Raiffeisen Research): Man muss es natürlich gesamtwirtschaftlich für den breiten Aktienmarkt sehen und da ist es aus unserer Sicht kein Problem. Man muss sich vor Augen halten, dass manche Rohölsorten letztes Jahr kurzfristig zu negativen Preisen gehandelt wurden. Mittlerweile notiert die Sorte WTI wieder deutlich über 60 Dollar. Für die Ölkonzerne ist diese Erholung natürlich positiv, für die anderen Unternehmen oder für die anderen Sektoren, die halt entsprechend hier Energiekosten zu bezahlen haben, ist es natürlich ein Nachteil. Gesamt gesehen ist es eher ein Nullsummenspiel. Insgesamt sehen wir dies Knappheit bei diversen Rohstoffen als temporäres Phänomen an. Krypto-Währungen: Frage: Gibt es alternative Coins, die das Potenzial haben auch eine ähnliche Rallye oder an Stelle des Bitcoins zu fungieren? Korrelation Bitcoin S&P war leider gerade bei den Einbrüchen im März 2020 und Dezember 2018 sehr hoch. Ist es tatsächlich noch so ein Diversifikationsinstrument wie Sie es dargestellt haben? Antwort (Raiffeisen Research): Es gibt natürlich auch immer wieder Situationen, wo die Finanzmärkte sehr gleichgerichtet sind. Leider oftmals dann auch in Krisensituationen, wenn Liquidität gefragt ist und wenn dann viele Positionen schließen. Das hat man ja auch oft beim Gold, dass quasi in einer Rezessionsbewegung oder in einer Krisensituation, die erste Bewegung erstmal die ist, dass sehr viele Marktteilnehmer Liquidität brauchen und dementsprechend Kassa machen egal bei was und dann die Korrelation sehr hoch ist aber insgesamt darf man das eben nicht nur an ein paar Punkten oder Quartalen festmachen, sondern den längeren Trend hier sehen und da muss man schon ganz klar sagen, dass hier Bitcoin und Kryptowährungen ein gutes Diversifikationspotenzial bieten. Frage: Ist es nicht so, dass ganz wenige Accounts den Großteil der Bitcoins besitzen? In wie weit kann also der Kurs manipuliert werden? Antwort (Raiffeisen Research): Das ist korrekt. Adressen mit 0 – 0,001 Bitcoins machen derzeit rund 49,08 % aller Konten aus, allerdings nur 0,02 % aller Coins. Adressen mit einem bis zehn Bitcoins machen dafür nur 2,02 % aller Adressen aus, allerdings 9,34 % aller Bitcoins. Adressen mit 10 bis 100 Bitcoins sind noch seltener (0,04 %), sie halten aber satte 24,12 Prozent der Coins. Ein einziges Konto soll es geben mit mehr als 100.000 Bitcoins, 2156 Konten mit 1000 bis 10.000 Bitcoins. Allein diese Wallets machen rund 28,9 % des gesamten Marktes aus. Es gibt über 24.000 Adressen mit einem Wert von über einer Million US-Dollar und immer noch über 3.000 Adressen mit einem Gesamtwert von über 10 Millionen US-Dollar. Auch hier zum Vergleich: Konten mit einem Wert von 100 bis 999 US-Dollar gibt es über zehn Millionen. Daraus kann aber nicht implizit abgeleitet werden, dass die Kurse manipuliert werden. Es ist aber Kathrein Privatbank Aktiengesellschaft, 1010 Wien, Handelsgericht Wien, FN 144838y Seite 3 von 3
tatsächlich so, dass einzelne Konten durch größere Verschiebungen den Preis in die eine oder andere Richtung stark bewegen könnten. Frage: Sind die anderen Kryptowährungen in deren Ausgabe auch limitiert, wie Bitcoin? Antwort (Raiffeisen Research): Nicht alle, aber die meisten. Frage: Wie wirkt sich die sehr geringe Transaktions-Verwaltungs-Fähigkeit der BTC-Blockchain aus im Wettbewerb gegen Visa etc.? Wie soll bei der geringen Anzahl von Bezahlvorgängen, die gleichzeitig verarbeitet werden können, eine ernsthafte Alternative entstehen? Antwort (Raiffeisen Research): Das ist in der Tat eine der größten Schwächen des Bitcoins und mit ein Grund warum viele andere Kryptowährungen hier einen entscheidenden Vorteil haben. Währungen wie XRP oder Lumen sind speziell für den raschen Zahlungsverkehr (u.a. für den Einsatz bei Banken) konzipiert worden und ermöglichen mehrere Tausend Transaktionen pro Sekunde – können daher durchaus als Alternative zu Visa, PayPal etc. betrachtet werden. Frage: Sehen Sie andere Kryptowährungen als Bitcoin für interessanter an hinsichtlich der „Tokenisierung“? Antwort (Raiffeisen Research): Es gibt zahlreiche interessante Kryptowährungen, die im Vergleich zum Bitcoin besser abschneiden oder sogar gänzlich andere oder umfangreichere Anwendungsbereiche haben. In der Vergangenheit entstanden zahlreiche Projekte inkl. eigener Währung, die dem Bitcoin nicht nur in Sachen Energieeffizienz oder Transaktionsgeschwindigkeit überlegen sind, sondern deren Blockchain auch noch weitere Aufgabenfelder übernimmt (Smart Contracts, etc.). Frage: Gibt es die Modelle auch für andere Kryptowährungen? Welche Parameter sind bei der Auswahl von Kryptowährungen relevant? Antwort (Raiffeisen Research): Grundsätzlich ist das SF-Modell (Stock-to-Flow) auf alle Währungen anwendbar, die ebenso wie der Bitcoin im Angebot limitiert sind. Ob das Modell auch dort funktioniert und ob die statistischen Zusammenhänge gegeben sind, kann aber aufgrund mangelnder Datenverfügbarkeit schlicht noch nicht beurteilt werden. Manche Coins gibt es erst seit 2017 oder wurden noch später entwickelt – die Zeitreihen reichen also schlicht noch nicht aus, um Schlüsse daraus ziehen zu können. Es können bei Kryptowährungen neben klassischen deskriptiven Statistiken wie durchschnittliche Rendite oder Volatilität auch Marktdaten wie Kapitalisierung oder Bewertung sowie qualitative Merkmale wie Energieeffizienz, Transaktionsgeschwindigkeit oder Transparenz herangezogen werden. Wichtig ist es auch, die eigentliche Funktion der Währung zu berücksichtigen. Die Auswahl von Kryptowährungen ist daher höchst subjektiv. Frage: Wie genau verbraucht Bitcoin Strom? Kathrein Privatbank Aktiengesellschaft, 1010 Wien, Handelsgericht Wien, FN 144838y Seite 4 von 4
Antwort (Raiffeisen Research): Die Aufrechterhaltung des Bitcoin-Netzwerks benötigt Strom. Jeder der möchte kann sich an diesem Netzwerk beteiligen und eigene Rechenleistung zur Verfügung stellen – dies ist auch unter dem Begriff Mining zu verstehen. Mit dieser Rechenleistung werden beispielsweise Transaktionen validiert und jeder Miner bekommt für die zur Verfügung gestellte Rechenleistung eine Belohnung in Form von Bitcoins. Dazu wird jedoch ein hohes Maß an Rechenleistung benötigt, sodass die meisten Miner mit professioneller Hardware arbeiten. Der Betrieb dieser Rechenzentren ist äußerst energieaufwändig. Kathrein Privatbank Aktiengesellschaft, 1010 Wien, Handelsgericht Wien, FN 144838y Seite 5 von 5
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