FRAUEN-ARBEITSWELT - E-Medien der Arbeiterkammern ...

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FRAUEN-ARBEITSWELT - E-Medien der Arbeiterkammern ...
Ausgabe 3/2021
                                                                        www.gesundearbeit.at
                                                                Eine Initiative von ÖGB und AK

                    FRAUEN-
                  ARBEITSWELT
                        Frauen anders belastet

Im Zoo                        Interview                                         PSA
Sicher arbeiten im      ÖGB-Vizepräsidentin Korinna Schumann:          Schutzausrüstung:
Tiergarten Schönbrunn          „Frauen sind am Limit!“                    Fit für Frauen?

Seite 24–25                          Seite 12–13                                   Seite 18
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www.oegbverlag.at

                           Mutterschutzgesetz und
                           Väter-Karenzgesetz
                           Karin Burger-Ehrnhofer, Bettina Schrittwieser, Biljana Bauer
                           Gesetze und Kommentare 69 / 788 Seiten / 3. Auflage / 2020 / EUR 69,00
                           ISBN 978-3-99046-435-9
                           Buch + e-book

                           Seit der letzten Auflage im Jahr 2013 gab es im MSchG und im VKG einige Änderungen. So wurden
                           u. a. die Anspruchsvoraussetzungen für das individuelle Beschäftigungsverbot vor der Entbindung
                           leicht geändert, die Anrechnungsregelungen für Karenzzeiten massiv ausgedehnt, die Rahmenbe-
                           dingungen für die Elternteilzeit adaptiert und der Anspruch auf den sogenannten Papamonat ge-
                           setzlich verankert. Neben diesen Änderungen der Gesetzeslage hat sich auch die Rechtsprechung
                           zu beiden Gesetzen in wichtigen Punkten weiterentwickelt. Dies war für das Autorinnenteam der
                           Anlass, den Kommentar zu MSchG und VKG zu überarbeiten und zu ergänzen, um ein Werk auf
                           aktuellem Stand zu haben, wobei weiterhin ein besonderer Wert auf Praxisnähe gelegt wurde.

                           Von der Schwangerschaft
                           bis zum Schuleintritt
                           Ihre Rechte bei Mutterschutz, Karenz und Elternteilzeit
                           Hermin Karout, Bianca Schrittwieser
                           Ratgeber / 2. Auflage / 2021 / 188 Seiten / EUR 29,90
                           ISBN 978-3-99046-467-0
                           Buch + e-book

                           Das Buch behandelt alle Fragen von Beginn einer Schwangerschaft bis zu den ersten Lebensjah-
                           ren des Kindes. Wann und wie muss die Schwangerschaft gemeldet werden? Welche Beschäfti-
                           gungsverbote gibt es für schwangere ArbeitnehmerInnen? Wann beginnt der Kündigungs- und
                           Entlassungsschutz bei Schwangeren und wann endet er? Welchen Schutz haben Schwangere, die
                           sich in einem befristeten Arbeitsverhältnis befinden? Das sind nur einige der vielen Fragen rund
                           um das Thema Mutterschutz, die in diesem Ratgeber ausführlich behandelt werden. Neu in der
                           zweiten Auflage aufgenommen ist die Thematik Papamonat: Dieser wurde am 1.9.2019 eingeführt
                           und betrifft berechnete Geburtstermine ab 1.12.2019.

                                    h
        Gratisversand in Österreic
                                  30 €
        ab einem Bestellwer t von
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E D I T O R I A L          /    I N H A L T

                                                                     EDITORIAL | INHALT                                           3

                                                                     AKTUELLES
                                                                     Cartoon4

                                                                     Warum Videokonferenzen müde machen                           4

                                                                     Gleiche Rechte für LandarbeiterInnen                         5

Liebe Leserinnen, liebe Leser!                                       Neuer Strategischer Rahmen der EU für Gesundheit
                                                                     und Sicherheit                                               6
Frauen arbeiten großteils im Dienstleistungssektor, wie Pflege,
                                                                     Homeoffice oder Gesundheit?                                  7
Gastronomie, Reinigung, Bildung und Betreuung. Da stellt sich
die Frage: Wie sind die Ressourcen im ArbeitnehmerInnenschutz
                                                                     ARBEITNEHMERiNNENSCHUTZ
in den einzelnen Branchen verteilt? Kommt Frauenarbeit das
                                                                     Frauenarbeitswelt: Frauen arbeiten anders!                    8
gleiche Ausmaß an Präventionsmaßnahmen zu wie der Arbeit
von Männern?                                                         „Frauen sind am Limit!“                                      12
   Werden beispielsweise in der Pflege Arbeits- bzw. Berufsschu-
                                                                     Was uns systemrelevante Berufe (nicht) wert sind             14
he als persönliche Schutzausrüstung zur Verfügung gestellt?
                                                                     Wie gendergerecht ist die Berufskrankheitenliste?            15
Ganz, ganz selten. Werden im Lebensmitteleinzelhandel, eben-
falls eine Frauendomäne, Scherenhubtische eingesetzt, wie sie        Arbeitsfähigkeit und Geschlecht – gibt es Unterschiede?      16
in der Industrie weit verbreitet sind? Sie könnten das Einschlich-
                                                                     Was tun bei sexueller Belästigung am Arbeitsplatz?           17
ten der Waren in die Regale erheblich erleichtern. Nein. Werden
die für den Dienstleistungssektor typischen Belastungen, wie         Persönliche Schutzausrüstung – fit für Frauen?               18

Freundlichkeitsdruck und ein „Immer-lächeln-Müssen“ gesehen?         Frauenarbeit: Einfach und sicher?                            20
Eher nein.
                                                                     Reinigungskräfte: Bessere Arbeitszeiten für mehr
   Auch bei der Zuerkennung von Berufskrankheiten sind Frauen
                                                                     Lebensqualität                                               21
im Nachteil, weil die Liste der Berufskrankheiten schon sehr lan-
ge nicht mehr aktualisiert wurde. Sind die Jobs von Frauen um        Ihre Rechte bei Mutterschutz, Karenz und Elternteilzeit      23

so viel gesünder? Nein. Aber die Belastungen sind andere, und        Die Polizei der Arbeitswelt                                  29
diese werden nicht immer gesehen. Denn Pflege, Betreuung,
                                                                     Erfolgsgeschichte Beryllium                                  31
Zuwendung sind ohnehin – so wird vielfach angenommen – für
Frauen typische Tätigkeiten. Wo soll da die Belastung sein? Diese    Neue Bestimmungen zum Radonschutz am Arbeitsplatz            32
Beispiele zeigen: Es gibt noch viel Handlungsbedarf, um im Ar-
                                                                     BETRIEBLICHE GESUNDHEITSFÖRDERUNG
beitnehmerInnenschutz Geschlechtergerechtigkeit zu erreichen.
                                                                     Wie BGF frauengerecht wird                                   22

Viel Vergnügen beim Lesen dieser Ausgabe und der Beiträge auf
                                                                     AUS DER PR A XIS
www.gesundearbeit.at wünschen
                                                                     Sicheres Arbeiten im Tiergarten Schönbrunn                   24
Ihre Ingrid Reifinger
Österreichischer Gewerkschaftsbund
                                                                     GESUNDHEIT
Referat für Gesundheitspolitik                                       Diagnose: Brustkrebs, arbeitsbedingt                         19

                                                                     Long COVID: Langes Leiden nach einer COVID-19-Infektion      33
Ihr Alexander Heider
Arbeiterkammer Wien
                                                                     BUCHTIPPS26
Abteilung Sicherheit, Gesundheit und Arbeit
                                                                     VER ANSTALTUNGEN30

                                                                     BROSCHÜREN | IMPRESSUM                                       34

www.gesundearbeit.at                                                                                                     3/2021   3
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A K T U E L L E S
CARTOON VON PHILIPP SELLS

                                                                                                                                               © Adobe Stock / Girts
             Warum Videokonferenzen müde machen
             Videocalls gehören für viele Beschäftigte zum Arbeitsalltag – oft verbunden mit verstärkter Müdigkeit. Eine Befragung widmet
             sich dem Phänomen und zeigt Gründe und Handlungsoptionen auf.

                                                        Gesellschaft Ludwigshafen das Phänomen       nehmung von Gestik/Mimik, fehlende
                                                        mittels Befragung näher angeschaut. Das      Pausen, die starke Belastung der Augen
                                                        Ergebnis der bereits zweiten Phase: 62,4     durch mangelnde Bildqualität, weniger
                                                        Prozent der Befragten gaben an, Video-       Gesprächsfluss durch die verzögerte
                                                        konferenzmüdigkeit zu verspüren – rund       Kommunikation oder Frust durch insta-
                                                        83,8 Prozent sind regelmäßig und circa       bile Verbindungen. Als Gegenstrategi-
                                                        zwölf Prozent permanent hiervon betrof-      en werden z. B. Pausen in und zwischen
                                                        fen. Müdigkeit und Erschöpfung zeigen        den Meetings, die Begrenzung der Mee-
                                                        sich dabei in verschiedenen Formen, wie      ting-Dauer oder eine humorvolle Mode-
                                                        durch eingeschränkte Konzentration, Un-      ration empfohlen. Auch eine Moderation,
                                                        geduld, Genervtheit oder fehlende Ba-        die alle TeilnehmerInnen miteinbezieht,
                                                        lance, aber auch durch Beschwerden wie       und die Anpassung des Arbeitsplatzes
                                                        Kopf- und Rückenschmerzen.                   werden häufig vorgeschlagen.

           V     ideokonferenzmüdigkeit, auch Zoom-
                 Fatigue genannt, wird zunehmend
           für die Forschung interessant. So hat sich
                                                        Belastungstreiber und
                                                        Gegenstrategien
                                                        Die Belastungstreiber sind vielfältig: Ge-
                                                                                                                    Johanna Klösch, AK Wien
                                                                                                                  johanna.kloesch@akwien.at

           das Institut für Beschäftigung und Employ-   nannt werden etwa die fehlende Mög-          IBE-Studie „Zoom-Fatigue“
           ability der Hochschule für Wirtschaft und    lichkeit zu Small Talk oder zur Wahr-        https://tinyurl.com/zoomf321

             4              3/2021                                                                           www.gesundearbeit.at/aktuelles
FRAUEN-ARBEITSWELT - E-Medien der Arbeiterkammern ...
A K T U E L L E S

                        Gleiche Rechte für
                        LandarbeiterInnen
                        Seit 1. Juli 2021 gibt es ein bundesweit einheitliches Landarbeitsgesetz. Bisher waren Gesetze und
                        Verordnungen für LandarbeiterInnen Sache jedes einzelnen Bundeslandes. Offen sind noch
                        Verbesserungen beim Schutz von ErntearbeiterInnen.

                        F    ür ArbeitnehmerInnen in der Land-
                             und Forstwirtschaft gilt das Arbeit-
                        nehmerInnenschutzgesetz (ASchG) nicht.
                        Historisch gewachsen gab es immer ein
                        eigenes Landarbeitsrecht, das jedes Bun-
                        desland selbst festlegen konnte. So galten
                        neun verschiedene Landarbeitsordnun-
                        gen. Die Politik hat den Weg dafür frei-
                        gemacht, dass nun bundesweit dasselbe
                        gilt. Erfasst sind ArbeitnehmerInnen in
                        bäuerlichen Betrieben, privaten Forst- und
                        Gutsbetrieben, landwirtschaftlichen Ge-
                        nossenschaften und im Gartenbau.
© Adobe Stock / JackF

                        Landarbeitsgesetz
                        Seit 1. Juli 2021 gilt das neue Landar-
                        beitsgesetz für ganz Österreich. Bei der
                        Entstehung waren die Sozialpartner ein-       Das neue Landarbeitsgesetz soll die Rechte der ErntearbeiterInnen verbessern.
                        gebunden. Das Arbeitsrecht wurde bei
                        dieser Gelegenheit aktualisiert. Im Bereich   nun, die Arbeits- und Wohnbedingungen             der Inspektion. Die Gewerkschaften und
                        Sicherheit und Gesundheitsschutz hat          der – meist migrantischen – Arbeitneh-            Landarbeitskammern versprechen, bei
                        man sich in weiten Teilen an das ASchG        merInnen auf den Stand des 21. Jahrhun-           den Kontrollen dranzubleiben. Ein wich-
                        angelehnt. Auch die zukünftigen Ausfüh-       derts zu bringen.                                 tiger gewerkschaftlicher Vorstoß auf
                        rungsverordnungen wie zu Arbeitsmitteln           Besonderen Handlungsbedarf gibt es            europäischer Ebene wurde von der ös-
                        oder Arbeitsstätten werden sich an den        demnach bei den Unterkünften, aber auch           terreichischen Landwirtschaftsministe-
                        Verordnungen zum ASchG orientieren.           dabei, während der Arbeit Trinkwasser zur         rin blockiert: Betriebe, die sich nicht an
                        Notwendige Spezialregeln für die Land-        Verfügung zu haben und eine Toilette auf-         die arbeitsrechtlichen Vorschriften hal-
                        und Forstwirtschaft werden aus dem bis-       suchen zu können. All dies soll in der Ar-        ten, sollten keine Agrarförderungen der
                        herigen Landesrecht übernommen, z. B.         beitsstättenverordnung für die Land- und          EU kassieren. Die Agrarlobby hat diesen
                        der Umgang mit Tieren oder Regeln für die     Forstwirtschaft geregelt werden. Die po-          Schritt zur sozialen Verantwortung vor-
                        Waldarbeit.                                   litischen Verhandlungen darüber dauern            erst verhindert.
                                                                      noch an (Stand: 4. August 2021).
                        Upgrade aufs 21. Jahrhundert                                                                                     Petra Streithofer, AK Wien
                        Die Bilder von menschenunwürdigen             Theorie und Praxis                                                petra.streithofer@akwien.at
                        Unterkünften für ErntearbeiterInnen bei       Damit das neue Landarbeitsrecht auch ge-
                        Spargelbauern sind noch in Erinnerung:        lebt wird, braucht es weit mehr Kontrollen         Sezonieri-Kampagne
                        schimmlige Zimmer, Stockbetten auf            durch die Land- und Forstwirtschaftsin-            www.sezonieri.at
                        engstem Raum gepfercht. Dank der Sezo-        spektion. In vielen Bundesländern ist              EU-Agrarpolitik: Wie die Ausbeutung in
                        nieri-Kampagne und der Produktionsge-         dazu dringend mehr Personal nötig. Wei-            der Landwirtschaft verhindert werden
                        werkschaft PRO-GE wurde dieses Thema          tere Bausteine sind Mindestkontrollquo-            könnte
                        ans Licht gebracht. Das politische Ziel ist   ten und Transparenz über die Tätigkeit             https://tinyurl.com/sez321

                        www.gesundearbeit.at/aktuelles                                                                                                3/2021     5
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Neuer Strategischer Rahmen der
EU für Gesundheit und Sicherheit
Am 28. Juni 2021 wurden die Pläne für den neuen Strategischen Rahmen der EU für Sicherheit und
Gesundheit am Arbeitsplatz 2021–2027 vorgestellt. Nach der bisherigen Strategie 2014–2020 stellt dieser
die Richtschnur für die Weiterentwicklung des ArbeitnehmerInnenschutzes für die nächsten Jahre dar.

                                                                                              gleichzeitig verarbeiteter Stoffe oft mehr
                                                                                              als die Addition der einzelnen Risiken.

                                                                                              Lücken bei psychischer Gesund-
                                                                              heit, Muskel- und Skelett-
                        Verbesserung der         Verbesserung der                             erkrankungen und Hitze
                   Sicherheit und Gesundheit      Prävention von
                   der ArbeitnehmerInnen in     Arbeitsunfällen und                           Besonders bedauerlich ist, dass seitens
                    Zeiten des digitalen, des    Berufskrankheiten
                      ökologischen und des                                                    der Kommission keine Gesetzgebung zu
                    demografischen Wandels                                                    psychischer Gesundheit und bei Muskel-
                                                                                              und Skeletterkrankungen angedacht ist,
                                                                                              obwohl in diesen Bereichen Richtlinien
                                                                                      immer dringender werden. Angesichts des
                                                                                              Klimawandels ist es zudem mehr als ver-

                                                                                                                                             © Adobe Stock / panyajampatong
                        Bewältigung der Auswirkungen der Pandemie
                           auf die Gesundheit und Sicherheit am
                             Arbeitsplatz und Vorbereitung auf
                                                                                              wunderlich, dass maximale Temperaturen
                             mögliche künftige Notsituationen                                 am Arbeitsplatz, trotz der ernsthaften Ge-
                                                                                              fahr, keine Erwähnung finden.
                                                                                                 Positiv hervorzuheben ist, dass die
                                                                                              Kommission die Mitgliedstaaten zur Aner-
Die drei bereichsübergreifenden Hauptziele des neuen Strategischen Rahmens für Gesundheit     kennung von COVID-19 als Berufskrankheit
und Sicherheit am Arbeitsplatz.                                                               auffordert. Dies ist Teil der „Vision Zero“,
                                                                                              um Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten

N     ach erster Analyse bleibt der Stra-
      tegische Rahmen trotz ehrgeiziger
Ziele doch in vielen Bereichen hinter den
                                                fährden. Allerdings geht die Kommission
                                                nicht ausreichend weit mit den eigenen
                                                Vorhaben, obwohl viele ArbeitnehmerIn-
                                                                                              gänzlich vorzubeugen, angesichts einer
                                                                                              Million arbeitsbedingter COVID-19-Erkran-
                                                                                              kungen und 100.000 Toten durch arbeits-
Erwartungen zurück.                             nen betroffen sind – so beispielsweise bei    bedingten Krebs sowie einer steigenden
   In ihrer Strategie nennt die EU-Kom-         Muskel-Skelett-Erkrankungen und psychi-       Anzahl tödlicher Arbeitsunfälle.
mission drei Schwerpunktbereiche:               scher Gesundheit.
• Sichere und gesunde Arbeitsplätze im                                                        Zahl der Arbeitsinspektionen in
  Rahmen des digitalen, ökologischen und        Unzureichende Fortschritte bei                der EU gesunken
  demografischen Wandels gewährleisten          krebserregenden Arbeitsstoffen                Die Anzahl der Arbeitsinspektionen ist in
• Zahl der arbeitsbedingten Todesfälle in       Leider schlägt der neue Strategische Rah-     vielen EU-Staaten stark gesunken. Hier ruft
  der EU gegen null senken                      men vor, nur einige wenige krebserregen-      die Kommission die Mitgliedstaaten dazu
• Eine bessere Vorsorge für künftige            de Stoffe in den nächsten Jahren anzuge-      auf, diesem Abwärtstrend durch Auswei-
  Gesundheitskrisen als Lehre aus der           hen. Bedauerlich ist insbesondere, dass       tung der Inspektionen entgegenzuarbeiten.
  aktuellen Krise                               eine kombinierte Exposition gegenüber
Positiv: Die jahrelange Forderung von           gefährlichen, chemischen und endokrinen                 Julia Nedjelik-Lischka, AK Wien
Gewerkschaften und ArbeitnehmerIn-              Disruptoren fehlt. Aktuell kennt man das                        julia.nedjelik@akwien.at
nen-Organisationen wird aufgegriffen –          Risiko eines einzigen Stoffes, dem man
die Mitgliedstaaten werden aufgefordert,        ausgesetzt ist. Da an vielen Arbeitsplätzen   Strategischer Rahmen der EU für Gesund-
Verfehlungen anzugehen, die Leben und           mehrere Stoffe parallel vorhanden sind, ist   heit und Sicherheit am Arbeitsplatz
Gesundheit der ArbeitnehmerInnen ge-            das tatsächliche Gefahrpotenzial mehrerer     https://tinyurl.com/rahmen321

6      3/2021                                                                                          www.gesundearbeit.at/aktuelles
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                          Homeoffice oder Gesundheit?
                          Die Kehrseite der digitalen Arbeitswelt wird im Homeoffice besonders sichtbar. Neben sozialer
                          Isolation verursacht vor allem die unprofessionelle Ausstattung der Bildschirmarbeitsplätze
                          gesundheitliche Beschwerden von Kopf bis Fuß.

                                                                                                                       so viel wie sonst, wodurch es zu einem
                                                                                                                       Mangel an Tränenflüssigkeit kommt. Die
                                                                                                                       häusliche Arbeit am Computer führt da-
                                                                                                                       her zu Kurzsichtigkeit, vor allem wenn sie
                                                                                                                       noch mit starkem Handygebrauch kombi-
                                                                                                                       niert ist, lautet die medizinische Schluss-
                                                                                                                       folgerung. Die Augen stellen sich auf die
                                                                                                                       kurze Distanz ein, weshalb zu Vorbeu-
                                                                                                                       gungsmaßnahmen zur Verhinderung von
                                                                                                                       Augenschädigungen geraten wird. Dazu
                                                                                                                       zählt, während der Arbeit aufzustehen
                                                                                                                       und ins Freie zu gehen oder zumindest
                                                                                                                       das Fenster regelmäßig zu öffnen und den
                                                                                                                       Blick in die Ferne schweifen zu lassen.

                                                                                                                       Homeoffice-Realität:
                                                                                                                       Hobbyequipment statt
© Adobe Stock / nenetus

                                                                                                                       Profiarbeitsplatz
                                                                                                                       Die gesundheitlichen Probleme, die durch
                                                                                                                       die Homeoffice-Arbeit entstehen kön-
                                                                                                                       nen, bleiben jedoch nicht auf die Augen
                                                                                                                       beschränkt. Gerade die systematische
                                                                                                                       Ausblendung sämtlicher ergonomischer
                                                                                                                       Mindestanforderungen (für Arbeitsstät-
                                                                                                                       ten und Bildschirmarbeitsplätze) zieht
                                                                                                                       natürlich gesundheitliche Konsequenzen
                          Homeoffice bringt spezifische Belastungen mit sich und verstärkt bestehende.                 nach sich. Wenn Bürodrehstühle, geeigne-
                                                                                                                       te Tische, Zusatzmonitore, Eingabegeräte

                          D      er Chef einer Universitätsaugen-
                                 klinik in Deutschland bringt es an-
                          lässlich einer Online-Pressekonferenz der
                                                                          aufgrund geänderter Verhaltensweisen
                                                                          im Homeoffice-Alltag festgestellt. So wird
                                                                          etwa die Arbeit im Büro regelmäßig unter-
                                                                                                                       und Ergonomiezubehör fehlen, dann ist
                                                                                                                       kein Arbeitsplatz auf Basis ergonomischer
                                                                                                                       Mindeststandards machbar. Hier können
                          Stiftung Auge auf den Punkt: „Die Bedin-        brochen – durch Aufstehen, Umhergehen,       Arbeiten nur unter ständigen Zwangs-
                          gungen im Homeoffice sind für die Augen         Abheften, das Holen von Gegenständen         haltungen (z. B. Verrenkungen aufgrund
                          eine Zumutung.“ Zugrunde liegt dieser           oder für Gespräche mit den KollegInnen.      ungeeigneter Sitz- und Tischhöhen oder
                          Aussage die Feststellung, dass die Arbeit-      Genau diese Tätigkeitswechsel fallen im      Laptops) geleistet werden. Auch wenn
                          nehmerInnen zu Hause oft an Laptops             Homeoffice jedoch weg.                       viele Krankheitsbilder sich erst mittelfris-
                          mit kleinen Displays in schlecht ausge-                                                      tig zeigen werden, Muskel- und Skelett-
                          leuchteten und ungelüfteten Räumen an           Digitale Arbeitswelt daheim:                 erkrankungen sind Tür und Tor geöffnet.
                          nicht höhenverstellbaren Arbeitsplätzen         Bildschirmzeit und                           Um präventiv gegenzusteuern, gilt es klar
                          sitzen. Er berichtet von einer Vielzahl an      Belastungen steigen                          zu regeln, welche Arbeitsmittel es für ei-
                          PatientInnen, welche über deutlich zu-          Das Starren auf den Monitor zu unterbre-     nen Homeoffice-Arbeitsplatz braucht.
                          nehmende Augenbeschwerden klagen.               chen ist jedoch wichtig, um die Hornhaut
                          Als Ursache wird unter anderem eine hö-         gesund zu halten. Wenn man vor dem                           Harald Bruckner, AK Wien
                          here Verweildauer vor den Bildschirmen          Computer sitzt, blinzelt man nur halb                       harald.bruckner@akwien.at

                          www.gesundearbeit.at/aktuelles                                                                                             3/2021      7
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Frauenarbeitswelt:
Frauen arbeiten anders!
Im Zuge der Arbeit auftretende Belastungen und Gefahren unterscheiden sich bei Frauen oft von jenen
der Männer. Häufig werden diese spezifischen Belastungen von Frauen jedoch gar nicht gesehen. Bis im
ArbeitnehmerInnenschutz Geschlechtergerechtigkeit erreicht wird, ist noch ein langer Weg zu gehen.

Text: Beatrix Mittermann | Foto: Markus Zahradnik

F   rauen und Männer arbeiten anders –
    sie sind oftmals in unterschiedlichen
Berufsfeldern beschäftigt und üben unter-
                                                Weil Frauen und Männer in verschie-
                                                denen Berufen arbeiten, sind sie unter-
                                                schiedlichen Arbeitsumgebungen und
                                                                                               und Gesundheitsgefahren für Frauen und
                                                                                               für Männer mit sich und kann daher un-
                                                                                               terschiedliche Schutzmaßnahmen erfor-
schiedliche Tätigkeiten aus. Damit sind sie     Formen von Anforderungen ausgesetzt,           dern“, heißt es darin. Das im Leitfaden an-
auch mit unterschiedlichen Gefahren und         was andere Gefahren und Belastungen            geführte Beispiel der Gebäudereinigung
Belastungen konfrontiert, was andere An-        bedeutet und Auswirkungen auf die Si-          zeigt sehr deutlich auf, dass beispiels-
forderungen an Präventionsmaßnahmen             cherheit und den Gesundheitsschutz am          weise unter „typisch männliche“ Reini-
stellt. Nicht immer erhalten diese jedoch im    Arbeitsplatz hat.                              gungstätigkeiten die Fensterreinigung,
Zuge des ArbeitnehmerInnenschutzes die-            Doch auch wenn Frauen und Männer            die Bodenreinigung mit selbstfahrenden
selbe Aufmerksamkeit und werden bei der         in derselben Branche arbeiten, können bei      Reinigungsmaschinen sowie die Grund-,
Ressourcenverteilung nicht gleichermaßen        ihren Tätigkeiten dennoch geschlechts-         Fassaden- und Grobreinigung fallen. Die
berücksichtigt. Dass die Ressourcen des Ar-     spezifische Unterschiede bemerkt wer-          häufigsten Gefährdungen, denen Männer
beitnehmerInnenschutzes nicht geschlech-        den. Das führt dazu, dass bestimmte Ar-        bei diesen Tätigkeiten ausgesetzt sind,
tergerecht verteilt sind, stellt auch Antonia   beiten als „typisch weiblich“ oder „typisch    betreffen vor allem das Risiko von Sturz
Wenzl in ihrer vom Johann-Böhm-Fonds                                                           und Fall. „Typisch weibliche“ Reinigungs-
des ÖGB geförderten Masterarbeit „Gen-                                                         tätigkeiten sind hingegen die Unterhalts-
deraspekte in der Gefahrenevaluierung am                                                       reinigung, das Nachfüllen von Handtuch-
Arbeitsplatz nach § 4 ASchG“ fest. Aber wa-
                                                   Frauen in der Reini-                        und Seifenspendern, das Entleeren von
rum ist das so?                                    gungsbranche sind                           Abfallbehältern oder die Sanitärreinigung.
                                                   komplett anderen                            Das bringt für Frauen in der Reinigungs-
„Frauenberufe“                                                                                 branche komplett andere Gefahren und
Zunächst ist es so, dass Frauen häufig in          Gefahren und                                Belastungen mit sich, die im Arbeitneh-
anderen Branchen und Berufen arbeiten              Belastungen ausge-                          merInnenschutz oft weniger Beachtung
als Männer: Zwei Drittel der Frauen arbei-                                                     finden. Darunter fallen beispielsweise die
                                                   setzt als Männer.
ten in sogenannten Frauenberufen, also in                                                      ständige Feuchtarbeit, Ausrutschen und
Berufen mit über 50 Prozent Frauenanteil.                                                      Stolpern, Schnitt- und Stichverletzungen
Das gilt beispielsweise für Elementarpä-                                                       beim Leeren von Behältern, aber auch
dagoginnen, Lehrkräfte in Volks- und Son-                                                      psychische Belastungen wie Angst vor
derschulen, Gesundheitsfachkräfte wie           männlich“ angesehen werden, wie der            Übergriffen, Alleinarbeit, Zeitdruck. Hinzu
diplomierte Gesundheits- und Krankenpfle-       „Leitfaden für Reinigungskräfte, Objekt-       kommen oftmals unzureichende Schutz-
gerinnen, Hebammen und Pflegerinnen so-         leiterinnen/Objektleiter und Auftragge-        ausrüstung oder fehlender Hautschutz.
wie Tätigkeiten in Dienstleistungsberufen,      berinnen/Auftraggeber“ der Arbeitsin-          Die Arbeitsplatzevaluierungen müssten
wozu Verkäuferinnen, Sekretärinnen, Buch-       spektion feststellt. „Das bringt abhän-        für einen geschlechtergerechten Arbeit-
halterinnen, Friseurinnen, Kellnerinnen, Rei-   gig von den durchzuführenden Arbeiten          nehmerInnenschutz daher entsprechend
nigungskräfte und Kassiererinnen zählen.        auch unterschiedliche Sicherheitsrisiken       angepasst werden.

8      3/2021                                                                                 www.gesundearbeit.at/arbeitnehmerschutz
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Frauen in der Reinigungsbranche sind oft komplett anderen Gefahren
 und Belastungen ausgesetzt als Männer. Darunter fallen beispielsweise
die ständige Feuchtarbeit, Ausrutschen und Stolpern, Schnitt- und Stich-
verletzungen beim Leeren von Behältern, aber auch psychische Belastun-
   gen wie Angst vor Übergriffen, Alleinarbeit, Zeitdruck. Hinzu kommen
   oftmals unzureichende Schutzausrüstung oder fehlender Hautschutz.
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Kassiererinnen im Supermarkt sind durch das ständige Heben von Waren starken körperlichen Belastungen ausgesetzt.

                                                                                                                                            © Adobe Stock / Nejron Photo
Historische Entwicklung                        stellt, dass der Einsatz von technischen       sche zwar sehr häufig verwendet, im Ein-
Bei der Entwicklung des ArbeitnehmerIn-        Hilfsmitteln zur Verringerung von Gefah-       zelhandel jedoch für das Einschlichten der
nenschutzes in den letzten 150 Jahren lag      ren und Belastungen in frauendominier-         Waren in Regale nicht. Auch in den Pfle-
der Fokus zunächst darauf, Arbeitsunfälle      ten Branchen nicht ausreichend erfolgt.        geberufen werden technische Hilfsmittel
zu vermeiden bzw. Gesundheitsgefahren          Dieser Umstand wird auch in der Arbeits-       wie Hebehilfen nicht ausreichend genützt,
wie Lärm, Vergiftung, körperliche Schwer-      platzevaluierung nicht hinreichend the-        vor allem in der mobilen Pflege. Das liegt
arbeit, Hitze- und Kälteeinwirkungen zu        matisiert.                                     zu einem großen Teil auch daran, dass es
verringern, schreibt Wenzl. Doch in der            Korinna Schumann, Vizepräsidentin          in der Regel mehr Zeit in Anspruch nimmt,
Zwischenzeit haben sich die Arbeitsum-         und Bundesfrauenvorsitzende des ÖGB,           technische Hilfsmittel einzusetzen. Oft ist
gebungen und die Arbeitsbedingungen            betont: „Frauen sind auch von körper-          es – vor allem unter Zeitdruck – schneller,
inklusive der damit verbundenen Belas-         licher Arbeit ganz stark betroffen. Man        die Tätigkeiten händisch auszuüben.
tungen und Gefahren oft verändert. Dazu        sieht körperliche Arbeit oft sehr stark
kommt, dass immer mehr Menschen – zu           auf Männer fokussiert. Das ist aber nicht      „Versteckte“ Belastungen
einem großen Teil Frauen – beispielswei-       der Fall, Frauen arbeiten unglaublich viel,    Zudem werden viele Belastungen gar
se im Dienstleistungssektor beschäftigt        auch beim Heben von Lasten. Allein wenn        nicht als solche gesehen oder gesell-
sind. Doch die Arbeitsfelder im Dienst-        man an Kassiererinnen im Supermarkt            schaftlich als solche wahrgenommen
leistungssektor galten und gelten nach         denkt, was da gehoben wird, oder wenn          bzw. wird ihnen nicht so viel Beachtung
wie vor als körperlich wenig anstrengend,      man an die Pflegekräfte denkt, die Men-        geschenkt. In diesem Zusammenhang
sauber und nicht gesundheitsschädi-            schen umbetten müssen.“ Das wiederhol-         kann von „versteckten“ Belastungen ge-
gend, weshalb ihnen im ArbeitnehmerIn-         te Heben eines kleineren Gewichts an der       sprochen werden. Diese treten beispiels-
nenschutz nicht dieselben Ressourcen           Supermarktkasse ist zwar von der Belas-        weise im (Lebensmittel-)Einzelhandel auf,
wie anderen Bereichen zukommen.                tung her anders als das kurzzeitige Tragen     in der Gastronomie und Hotellerie, im
                                               sehr großer Lasten, es kann aber ebenso        Tourismus, im Service, bei Arbeiten in der
Technische Hilfsmittel                         zu gesundheitlichen Schäden führen wie         Küche, aber auch in der Pflege – alles Be-
Wie sieht es nun aber mit technischen          das Heben einer schwereren Last in der         rufe, in denen der Frauenanteil sehr hoch
Hilfsmitteln aus, wenn es darum geht,          Bauwirtschaft.                                 ist. Doch auch wenn sie nicht gesehen
Belastungen im Arbeitsalltag zu redu-              In der Industrie werden Hebe- und Tra-     werden, stellen sie dennoch körperliche
zieren? Diesbezüglich hat Wenzl festge-        gehilfen wie beispielsweise Scherenhubti-      Belastungen dar.

10     3/2021                                                                                www.gesundearbeit.at/arbeitnehmerschutz
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                                  In der Pflege sind ArbeitnehmerInnen großen körperlichen, aber auch psychischen Belastungen ausgesetzt.
© Adobe Stock / Alexander Raths

                                  Ein weiteres Beispiel betrifft die Elemen-      Dies hat sich auch in Zeiten der Pandemie       gen mit Vollzeitarbeit vereinbar“, so Schu-
                                  tarpädagogik, wo ein hoher Lärmpegel            gezeigt: Frauen, die im Homeoffice gear-        mann. Nur so kann die Doppelbelastung,
                                  sowie das Heben von Kindern Belastun-           beitet haben oder nach wie vor arbeiten,        der viele Frauen seit Beginn der Corona-
                                  gen für ArbeitnehmerInnen – sehr häufig         waren bzw. sind oft mit sehr schwierigen        krise ausgesetzt sind, in Zukunft verhin-
                                  Frauen – darstellen.                            Bedingungen konfrontiert, etwa beim             dert werden.
                                                                                  neben der Arbeit zu erledigenden Home-
                                  „Haushaltsnahe“ Tätigkeiten                                                                     Geschlechtsneutral ≠
                                  Wenzl sieht als weitere Ursache für die                                                         geschlechtergerecht
                                  nicht geschlechtergerecht verteilten Res-                                                       All die angeführten Beispiele zeigen, dass
                                  sourcen im ArbeitnehmerInnenschutz die             Viele Belastungen                            Frauen anders arbeiten: Oftmals sind es
                                  Tatsache, dass frauendominierte Berufs-            von Frauen werden                            andere Branchen, andere Tätigkeiten und
                                  felder oft als „haushaltsnahe“ Tätigkeiten                                                      damit verbunden auch andere Gefahren
                                  gelten und deshalb als nicht belastend             gar nicht als solche                         und Belastungen als bei Männern. Vie-
                                  und nicht gefährlich eingestuft werden.            erkannt.                                     le Belastungen von Frauen werden gar
                                  Als Beispiele führt sie hier Branchen wie                                                       nicht als solche erkannt. Auch wenn der
                                  den Handel, aber auch Gesundheits- und                                                          ArbeitnehmerInnenschutz geschlechts-
                                  Pflegeberufe an. Daraus folgend werden                                                          neutral ist, bedeutet dies nicht, dass er
                                  die Gefahren und Belastungen in frauen-         schooling und bei der Kinderbetreuung.          deswegen geschlechtergerecht ist. Um
                                  dominierten Branchen tendenziell unter-         Für Schumann ergibt sich hier eine Reihe        die Ressourcen im ArbeitnehmerInnen-
                                  bewertet.                                       an gesundheitlichen Fragen, besonders           schutz geschlechtergerecht zu verteilen,
                                      Arbeiten, die Frauen auch zu Hause          durch die psychische Beanspruchung auf-         muss einerseits anerkannt werden, dass
                                  verrichten, wie beispielsweise reinigen,        grund der Doppelbelastung. Homeoffice           Frauen vielfach anders arbeiten als Män-
                                  kochen, Familienangehörige pflegen oder         und Kinderbetreuung? „Das kann nicht            ner, und andererseits muss den Belastun-
                                  Kinder erziehen, sind oft vergleichbar mit      die Lösung sein, Homeoffice kann nicht          gen von Frauen und Männern die gleiche
                                  jenen Tätigkeiten, die Frauen im Dienst-        die Kinderbetreuung ersetzen. Es braucht        Aufmerksamkeit zukommen.
                                  leistungssektor ausführen. Sie werden da-       – und zwar ganz dringend – den raschen
                                  her als nicht so belastend eingestuft, denn     Ausbau der Kinderbildungseinrichtungen,
                                  sie sind ja Teil des „Alltagsgeschehens“.       flächendeckend, leistbar und vor allen Din-

                                  www.gesundearbeit.at/arbeitnehmerschutz                                                                                      3/2021     11
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„Frauen sind am Limit!“
Die Gesundheitsrisiken, die Krankheitsverläufe und auch die potenziellen Gefahren am Arbeitsplatz
unterscheiden sich zwischen Frauen und Männern. Gesundheitliche Chancengerechtigkeit ist für alle
Menschen ein Thema, aber Frauen sind von sozioökonomischen Einflüssen, die sich auf die Gesundheit
auswirken, wie insbesondere Armut, deutlich stärker betroffen als Männer. Korinna Schumann,
ÖGB-Vizepräsidentin und ÖGB-Bundesfrauenvorsitzende, beleuchtet im Gespräch mit der „Gesunden
Arbeit“ Aspekte von Frauengesundheit und Arbeitnehmerinnenschutz.

Interview: Ingrid Reifinger, ÖGB | Fotos: Markus Zahradnik

Wie ist es den Frauen in der Pandemie ge-
gangen?
Mit der Coronakrise wurde der Scheinwer-
fer auf die Schattenseite der weiblichen
Arbeitswelt geworfen, und die großen
Nachteile von Frauen am Arbeitsmarkt
sind sichtbar geworden: Frauen arbeiten
vielfach in systemerhaltenden Bereichen,
oft unter ungesunden Arbeitsbedingun-
gen und mit unangemessener, niedriger
Entlohnung. Die wichtigen Leistungen
und die schwierige Situation der Frauen
in den Gesundheitsberufen, in der Pflege,
im Handel, in der Kinderbildung und in der
Produktion müssen wahrgenommen und
anerkannt werden.

Geht Homeoffice für Familien mit Kin-
dern überhaupt zusammen?
Wir haben gesehen, dass während der Co-
ronakrise Homeoffice für viele Frauen be-
deutete, nicht nur ihre beruflichen Pflich-   „Frauen arbeiten vielfach in systemerhaltenden Bereichen, oft unter ungesunden Arbeitsbedin-
                                              gungen und mit unangemessener, niedriger Entlohnung.“
ten erledigen, sondern viele andere Dinge
schupfen zu müssen. Zahlreiche Studien
und auch unsere eigenen Erfahrungen zei-      Doch diese Situation darf keine akzep-         zusteht. Frauen dürfen nicht die Verliere-
gen nun immer deutlicher: Frauen sind am      tierte Selbstverständlichkeit werden – der     rinnen dieser Krise sein!
Limit! Sie waren und sind im Berufs- sowie    Notbetrieb ist keine Dauerlösung. Vor al-
im Privatleben mit unglaublichen Belas-       lem darf das nicht dazu führen, dass die       Wo siehst du den größten Handlungsbe-
tungen konfrontiert und gehen psychisch       Kinderbetreuungsangebote nicht ausge-          darf beim Thema „Frauengesundheit und
und physisch an ihre Grenzen. Frauen tra-     baut werden. Wir brauchen einen raschen        Arbeit“?
gen vielfach Mehrfachbelastungen wie          Ausbau des flächendeckenden, ganztä-           Ein wichtiger Aspekt ist das Sichtbarma-
Homeschooling, Homeoffice, Kinderbe-          gigen Betreuungsangebots. Es ist an der        chen der Belastungen von Frauen. Oft
treuung, Haushalt, Pflege von Angehöri-       Zeit, die Arbeits- und Lebenssituation von     herrscht eine sehr männlich geprägte
gen. Alleinerzieherinnen sind davon ganz      Frauen endlich zu verbessern und ihnen         Sicht auf Problemstellungen vor, und die
besonders betroffen.                          die Wertschätzung zu zeigen, die ihnen         Perspektive von Frauen ist ein blinder

12     3/2021                                                                              www.gesundearbeit.at/arbeitnehmerschutz
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                                                            „Ein wichtiger Aspekt ist
                                                             das Sichtbarmachen der
                                                             Belastungen von Frauen.“
                                                             Korinna Schumann
                                                             ÖGB-Vizepräsidentin und ÖGB-Bundesfrauenvorsitzende

Fleck. Ein Beispiel ist das Heben und Tra-     Braucht es mehr Gender im Arbeitneh-         weibliche) geben. Verpflichtende Schulun-
gen schwerer Lasten, etwa im Gesund-           merInnenschutz?                              gen vor allem für Führungspersonal in re-
heitsbereich.                                  Einen Blick aus Genderperspektive auf        gelmäßigen Abständen können für Sensi-
   Ein weiterer Aspekt ist die Berücksich-     die Arbeitswelt braucht es jedenfalls. Im    bilisierung und Bewusstmachung sorgen.
tigung und Anerkennung psychischer Be-         ArbeitnehmerInnenschutz kann Gen-            Auch der Betriebsrat hat hier eine wichtige
lastungen. Frauen sind im Alltag vielen am     der-Mainstreaming dazu beitragen, ge-        Funktion genauso wie in großen Betrieben
Arbeitsplatz unsichtbaren Mehrfachbelas-       schlechtergerechte Arbeitsbedingungen        ein Gleichstellungsbeauftragter oder eine
tungen ausgesetzt. Man denke an die Ent-       herzustellen und wirksame Sicherheits-       Gleichstellungsbeauftragte. Diese sollten
grenzung im Zuge von Homeoffice oder           und Gesundheitsschutzmaßnahmen für           als Anlaufstelle bereitstehen. Betriebsver-
den Erholungswert eines Urlaubs, wenn          alle Arbeitnehmer und Arbeitnehmerin-        einbarungen zu diesem Thema sind wich-
es betreuungsbedürftige Familienmitglie-       nen zu treffen. Dazu gehören etwa Maß-       tige und wertvolle Werkzeuge.
der gibt.                                      nahmen wie die Bestellung von Frauen
   Auch die Gewaltprävention sehe ich          und Männern zu Sicherheitsvertrauens-        Was kann die Betriebsratskampagne
als zentrales Thema und die große Be-          personen, die Beteiligung von Frauen und     „Mir reicht’s!“ zu besseren Arbeitsbedin-
deutung von Vorsorgeuntersuchungen.            Männern in ArbeitnehmerInnenschutz-          gungen von Frauen beitragen?
Die Wichtigkeit dieser beiden Bereiche         angelegenheiten oder die systematische       Viele Frauen sagen schon seit Langem „Mir
hat sich gerade im Zuge der Pandemie           Einbeziehung von Genderfragen in die Ar-     reicht’s!“. Gerade der Betriebsrat kann hier
gezeigt – mit dem Anstieg häuslicher Ge-       beitsplatzevaluierung.                       im Arbeitskontext helfen, die Arbeitsbe-
walt und dem Rückgang der Vorsorgeun-                                                       dingungen für alle, aber auch natürlich
tersuchungsmöglichkeiten sowie negati-         Sexuelle Belästigung, Belästigung und        für Frauen zu verbessern. Verhandlungen
ven gesundheitlichen Konsequenzen für          Gewalt am Arbeitsplatz: Frauen sind da-      zur Sonderbetreuungszeit, Unterstützung
Frauen.                                        von häufiger betroffen als Männer. Was       und Hilfe bei der Suche nach Betreuungs-
                                               müsste in den Betrieben dagegen getan        möglichkeiten von Kindern, klare Betriebs-
Auf welche Berufsgruppen trifft das be-        werden?                                      vereinbarungen zu Homeoffice etc. kön-
sonders zu?                                    Es bräuchte auf jeden Fall mehr Sensibili-   nen hier Frauen unterstützen.
Beispielsweise ist schwere körperliche Ar-     sierungsmaßnahmen – hier besonders für
beit in vielen Köpfen noch immer männ-         Führungskräfte. Die Führungskräfte müs-      Vielen Dank für das Gespräch!
lich besetzt – so wird Heben und Tragen        sen wissen, dass dies ein Thema ist, das
im Gesundheits- und Sozialbereich, in der      viel häufiger vorkommt, als man denkt.
Kinderbildung und im Handel oft überse-        Die ArbeitnehmerInnen müssen wissen,
hen. Ein anderes Beispiel ist die Lärmbelas-   an wen sie sich wenden können, wenn es
tung von Elementarpädagoginnen – auch          solche Situationen gibt bzw. solche Pro-
die findet in der Diskussion um Lärm-          bleme auftauchen – dieses Angebot muss
schutz nicht immer Berücksichtigung. Es        niederschwellig sein, und es muss ver-
lassen sich zahlreiche Beispiele finden.       schiedene Ansprechpersonen (vor allem

www.gesundearbeit.at/arbeitnehmerschutz                                                                                   3/2021    13
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Was uns systemrelevante Berufe
(nicht) wert sind
Die Coronakrise und die politischen Maßnahmen zu ihrer Eindämmung haben Ungleichheiten in
unserer Gesellschaft schonungslos offengelegt. Dazu zählt auch die Neuordnung am Arbeitsmarkt
zwischen denen, die ihre Arbeit ins Homeoffice verlegen konnten, und jenen Menschen, die trotz
hoher Ansteckungsrisiken weiter in ihre Arbeit ausrücken mussten.

                                                                                             Angst vor Ansteckung als neue
                                                                                             Form der Belastung
                                                                                             Abseits der erwähnten Arbeitsbelastun-
                                                                                             gen waren viele dieser Beschäftigten
                                                                                             einem erhöhten Infektionsrisiko ausge-
                                                                                             setzt. Ein Fünftel musste letztes Jahr trotz
                                                                                             Angst vor einer Ansteckung zur Arbeit,
                                                                                             ein Viertel fühlte sich von seinen Arbeit-
                                                                                             geberInnen nicht ausreichend geschützt
                                                                                             und ein Drittel ist der Meinung, dass die
                                                                                             getroffenen Maßnahmen zum Schutz der
                                                                                             ArbeitnehmerInnen in Österreich zu we-

                                                                                                                                            © Adobe Stock / AntonioDiaz
                                                                                             nig weitreichend waren.

                                                                                             Bonuszahlungen lösen
                                                                                             Klatschen ab?
                                                                                             Die Mehrheit der Beschäftigten in sys-
                                                                                             temrelevanten Berufen sind Frauen, viele
Stark belastet und schlecht bezahlt: ZustellerInnen und BerufsfahrerInnen arbeiten unter     davon mit Migrationshintergrund. Zwei
ständigem Zeitdruck.                                                                         Drittel der „SystemerhalterInnen“ arbei-
                                                                                             ten in der Produktionsarbeit oder in nicht

L   etztes Frühjahr standen plötzlich Be-
    schäftigte im Mittelpunkt, deren Ar-
beitsleistung davor zumeist nur wenig An-
                                                 halten, ihren Beruf bis zur Pension aus-
                                                 zuüben. Häufiges Arbeiten im Stehen,
                                                 schweres Heben und Tragen, Zeitdruck
                                                                                             akademischen Dienstleistungsberufen.
                                                                                             In beiden Arbeitssegmenten überwie-
                                                                                             gen hohe Arbeitsbelastungen bei einem
sehen genoss. Waren es 2008 die Banken,          und     Arbeitsverdichtung,   emotional     gleichzeitig unterdurchschnittlichen Ein-
die als „systemrelevant“ eingestuft wur-         schwierige Situationen und Übergriffe       kommen. Die jetzt beschlossenen ein-
den, brachte die Coronapandemie die Un-          seitens PatientInnen gehören für viele      maligen Bonuszahlungen von 500 Euro
verzichtbarkeit von u. a. PflegerInnen und       zum Arbeitsalltag. Aber auch in anderen     nicht nur für ÄrztInnen, sondern auch
Beschäftigten im Gesundheitswesen, aber          systemrelevanten Berufen zeigen sich        für Pflegekräfte und Reinigungskräfte in
auch Supermarktangestellten, Reinigungs-         hohe Belastungen: BerufsfahrerInnen         Krankenhäusern sind zwar „teurer“ als die
kräften, ZustellerInnen oder Berufsfah-          klagen noch häufiger über Zeitdruck,        Balkongesänge letztes Jahr, jedoch nicht
rerInnen zum Vorschein. Ihnen wurde vor          Handwerksberufe über schlechte Ge-          weniger symbolisch zu bewerten, da sie
einem Jahr breitenwirksam Lob von jenen          sundheitsbedingungen und Unfall- und        weder als nachhaltige Aufwertung dieser
entgegengeklatscht, die im vergleichswei-        Verletzungsgefahr, Supermarktbeschäf-       Berufe noch als dauerhafte Verbesserung
se sicheren Homeoffice arbeiteten.               tigte über ständigen Arbeitsdruck ohne      der Arbeitsbedingungen gelten können.
                                                 Zeit für Pausen. Hinzu kommt, dass es in
Systemrelevanz geht mit hohen                    vielen dieser Berufsgruppen akuten Per-                Mag. Daniel Schönherr, SORA
Belastungen einher                               sonalmangel gibt, was die psychosozia-                                   ds@sora.at
61 Prozent aller Pflegebeschäftigten sa-         len und körperlichen Belastungen weiter              Mag.a Martina Zandonella, SORA
gen, dass sie es für unwahrscheinlich            steigen lässt.                                                          mz@sora.at

14     3/2021                                                                               www.gesundearbeit.at/arbeitnehmerschutz
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                              Wie gendergerecht ist die
                              Berufskrankheitenliste?
                              Gendermedizin hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen, zunehmend werden bei
                              Erkrankungen auch geschlechterspezifische Faktoren berücksichtigt. Doch wie sieht es mit
                              solchen Faktoren im Zusammenhang mit Berufskrankheiten aus?

                                                                                                                                 nung als Berufskrankheit beantragten.
                                                                                                                                 Bei der BK-45 (durch Staub von Hartholz
                                                                                                                                 verursachtes Adenokarzinom) kommen
                                                                                                                                 auf etwa 20 Anträge von männlichen Ver-
                                                                                                                                 sicherten null bis ein Anträge von weibli-
                                                                                                                                 chen Versicherten.

                                                                                                                                 BK-38 (Infektionskrankheiten)
                                                                                                                                 Hier gibt es eine Einschränkung bei Aner-
                                                                                                                                 kennungen auf bestimmte Unternehmen.
                                                                                                                                 So finden sich unter diesen sogenannten
                                                                                                                                 Listen-Unternehmen Bildungs- und Be-
                                                                                                                                 treuungseinrichtungen sowie Kranken-
© Adobe Stock / pikselstock

                                                                                                                                 häuser, Heil- und Pflegeanstalten. Zudem
                                                                                                                                 sind auch noch Apotheken und Laborato-
                                                                                                                                 rien aufgezählt. Es handelt sich dabei um
                                                                                                                                 Berufe, die überwiegend von Frauen aus-
                                                                                                                                 geübt werden (Gesundheit und Pflege, Bil-
                                                                                                                                 dung, Betreuung).
                                                                                                                                     Dennoch spiegeln die Antragszahlen
                              Auch in weiblich dominierten Berufen ist die Zahl der von Frauen gestellten Anträge auf Anerken-   diese Tatsache nicht wider, denn in den
                              nung einer Erkrankung als Berufskrankheit teilweise signifikant niedriger als jene von Männern.    letzten fünf Jahren waren die Anträge von
                                                                                                                                 männlichen Versicherten in drei Jahren

                              D      ie Zahl der Anträge auf Anerkennung
                                     von Hauterkrankungen als Berufs-
                              krankheiten (BK-19 der Berufskrankheiten-
                                                                               der Lunge und des Kehlkopfes durch As-
                                                                               best). Denn hier sind die Anträge der weib-
                                                                               lichen Versicherten im ein- oder maximal
                                                                                                                                 sogar höher als die der Frauen. Nur in den
                                                                                                                                 Jahren 2018 und 2020 waren die Anträge
                                                                                                                                 von Frauen etwas höher (2018: Männer 12,
                              liste) ist im Zeitraum von 2016 bis 2020 im      zweistelligen Bereich, während die Zahl           Frauen: 14; 2020: Männer: 72, Frauen: 83).
                              Vergleich zwischen Männern und Frauen            bei den männlichen Versicherten im ho-                Das wirft bei genauerer Betrachtung
                              zugunsten Letzterer deutlich gestiegen.          hen zwei- bzw. dreistelligen Bereich liegt        die Frage auf, warum in männlich domi-
                              So waren es im Schnitt rund 45 Prozent           (Anträge auf Anerkennung der BK-27a im            nierten Berufen die Antragszahlen dies
                              mehr Anträge von weiblichen Versicher-           Jahr 2017: Männer: 144; Frauen: 7).               widerspiegeln und im Fall der BK-38, mit
                              ten als von männlichen.                              Eine Erklärung für diese große Diffe-         der Einschränkung auf überwiegend von
                                                                               renz ist, dass diese Erkrankungen beson-          Frauen ausgeübten Berufen, diese Tatsa-
                              Berufskrankheiten in männlich                    ders häufig in der industriellen Produktion       che nicht an den Antragszahlen erkennbar
                              dominierten Berufen                              bzw. im Baugewerbe auftreten und diese            ist. Zumal es im Fall von Infektionskrank-
                              Besonders auffällig sind die geschlechter-       Berufe immer noch sehr stark männlich             heiten keine wissenschaftliche Evidenz
                              spezifischen Unterschiede, gemessen an           besetzt sind.                                     gibt, dass männliche Versicherte höhere
                              der Anzahl der Anträge auf Anerkennung,              Gleiches gilt auch für die BK-33 (durch       Ansteckungen aufweisen als Frauen.
                              bei der BK-27a (Asbestose) und den BK-           Lärm verursachte Schwerhörigkeit), wo
                              27b/c/d (bösartige Neubildungen des Rip-         im Jahr 2016 1.093 männliche Versicherte                          Sophia Marcian, AK Wien
                              penfells, des Herzbeutels, des Bauchfells,       und 36 weibliche Versicherte die Anerken-                        sophia.marcian@akwien.at

                              www.gesundearbeit.at/arbeitnehmerschutz                                                                                         3/2021    15
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Arbeitsfähigkeit und Geschlecht
– gibt es Unterschiede?
Gleichberechtigung, Frauengesundheit, Geschlechterrollen, Ungleichbehandlung –
Schlagworte rund um das Frauenleben sind gleichzeitig en vogue und doch ein Dauerbrenner.
Aber es geht um Gesundheit!

E    rwerbstätigkeit begleitet uns über
     eine lange Lebensspanne. Dabei wird
ersichtlich, dass die Lebensabschnitte und
die damit verbundenen Entscheidungen
mit dem Geschlecht in Verbindung ste-
hen. Innerhalb des letzten Jahrzehnts kam
es zu einer Erhöhung der Erwerbsbeteili-
gung der Frauen. Der Anstieg ist vorwie-
gend auf Teilzeitarbeit zurückzuführen.
Die Hintergründe dafür sind Vereinbar-
keitsthemen, geringere Aufstiegschancen,
häufige Erwerbsverläufe im Niedriglohn-
sektor und die Tatsache, dass etwas mehr
Krankenstandstage auf Frauen entfallen.

                                                                                                                                            © Sandra Hinterlechner
Gesundheit und Arbeitsfähigkeit haben
für Frauen somit viele Dimensionen.

Gesundheit hat ein Geschlecht
Nicht nur biologische und genetische Un-
terschiede zwischen Männern und Frauen
beeinflussen die ungleichen Gesundheits-     fit2work: Das österreichweit kostenlose Beratungsprogramm hilft Menschen, um bei gesundheit-
chancen und -risiken, sondern vielmehr       lichen Problemen wieder arbeitsfähig zu werden oder zu bleiben.
auch ungleiche Verhältnisse und das Ver-
halten. Frauen haben eine längere Lebens-    rufsgruppen schweren körperlichen Ar-          oder helfen, bereits Erkrankte wieder gut
erwartung, verbringen jedoch mehr Jahre      beitsbedingungen (z. B. Pflegekräfte, Rei-     einzugliedern. Themen wie Wiedereinglie-
in schlechterer Gesundheit. Chronische       nigungspersonal), aber auch psychischen        derungsteilzeit, Umgang mit chronisch
und psychische Erkrankungen weisen ei-       Belastungen zunehmend ausgesetzt (z. B.        Kranken oder aktuelle Problemstellungen
nen höheren Frauenanteil auf. Die Inan-      pädagogische Berufe und Sozialberufe).         können Teil dieser Beratung sein.
spruchnahme von medizinischen Leistun-           Arbeits-, Lebenswelten und Gesundheit         MitarbeiterInnen verbringen einen
gen und Therapien weist wiederum einen       stehen in einem direkten Zusammenhang.         Großteil ihrer Lebenszeit in ihrer Arbeit.
geringeren Männeranteil auf. Fakten rund     Eine gender-/geschlechtsspezifische Beur-      Nur wenn alle Beteiligten auf die Ge-
um geschlechtsspezifische Unterschiede       teilung von Arbeitsbedingungen ist not-        sundheit schauen, machen sich Erfolge
im Bereich Gesundheit lassen sich endlos     wendig. Unterstützung erhalten Perso-          bemerkbar. Eine geschlechtssensible Be-
anführen und sind Gegenstand zahlrei-        nen und Betriebe dabei mit fit2work. Das       trachtung im betrieblichen Gesundheits-
cher Studien.                                österreichweit kostenlose Beratungspro-        management führt zu einer gesundheitli-
                                             gramm hilft Menschen, um bei gesund-           chen Gleichheit.
Was können Betriebe tun?                     heitlichen Problemen wieder arbeitsfähig
In Österreich ist die Ungleichverteilung     zu werden oder zu bleiben, und unter-            Mag.a Martha Scholz-Resch, Soziologin
von Berufs- und Lebenschancen von Frau-      stützt Betriebe beim Aufbau gesundheits-         Projektleitung fit2work OÖ/Stmk/Ktn
en und Männern am Arbeitsmarkt stark         förderlicher Strukturen. Dies soll den Aus-           martha.scholz-resch@fit2work.at
verankert. Frauen sind in „typischen“ Be-    fall von ArbeitnehmerInnen verhindern                                 www.fit2work.at

16    3/2021                                                                               www.gesundearbeit.at/arbeitnehmerschutz
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                             Was tun bei sexueller
                             Belästigung am Arbeitsplatz?
                             Ein anzüglicher Witz, unerwünschte Berührungen, Beurteilungen des Aussehens oder körperliche
                             Übergriffe – für viele Frauen ist dies im Arbeitsumfeld Realität. Was genau ist sexuelle Belästigung
                             (am Arbeitsplatz) und was kann dagegen unternommen werden?

                             M      ehr als die Hälfte der Arbeitneh-
                                    merinnen sind von sexueller Beläs-
                             tigung am Arbeitsplatz betroffen. Sexuelle
                             Belästigung ist ein klarer Gewaltakt und
                             hat für die Betroffenen Auswirkungen
                             – nicht nur auf die psychische/körperli-
                             che Gesundheit, sondern sie wirkt sich
                             auch massiv auf die Zufriedenheit am
                             Arbeitsplatz aus. Noch schwieriger ist die
                             Situation, wenn die sexuelle Belästigung
                             von einem Vorgesetzten ausgeht, da die
                             Abhängigkeit und die Angst, den Arbeits-
                             platz zu verlieren, groß sind. Sexuelle Be-
© Adobe Stock / DDRockstar

                             lästigung kann alle treffen, hauptsächlich
                             sind jedoch Frauen betroffen. Sexuelle Be-
                             lästigung ist verboten und stellt eine Dis-
                             kriminierung dar.

                             Wo fängt sexuelle Belästigung an?
                             Das Gleichbehandlungsgesetz im Arbeits-
                             leben definiert sexuelle Belästigung als
                             „ein der sexuellen Sphäre zugehöriges
                             Verhalten, das die Würde einer Person
                             beeinträchtigt oder dies bezweckt und          Wenn Sie sich belästigt fühlen, versuchen Sie, ganz klar Nein zu sagen.
                             für die betroffene Person unerwünscht,
                             unangebracht oder anstößig ist (…)“. Dazu      tum, den Ort, die Uhrzeit und den Vorfall.          speziell an junge Frauen und Berufsein-
                             gehören Äußerungen und Handlungen be-          Wenn möglich, suchen Sie sich ZeugInnen             steigerinnen, die Erfahrungen mit sexu-
                             zogen auf das Geschlecht, die Geschlech-       und Verbündete. Wenn das nicht möglich              eller Belästigung machen. Neben einer
                             terrolle oder den Familienstand, die für die   ist oder keine Wirkung zeigt, wenden Sie            Beratung werden auch Sensibilisierungs-
                             betroffene Person unerwünscht sind und         sich an Ihren Betriebsrat und informieren           workshops für Unternehmen und Schulen
                             ein demütigendes, feindseliges Umfeld          diesen über die Situation. Die Gespräche            angeboten.
                             schaffen.                                      mit dem Betriebsrat sind vertraulich und
                                                                            sollten protokolliert werden, damit diese                                       Simone Erne
                             Was kann ich als Betroffene/r tun?             (wenn nötig) vor dem Arbeitsgericht oder                          ÖGB-Bundesfrauensekretärin
                             Wenn Sie sich in einer konkreten Situa-        der Gleichbehandlungsanwaltschaft ver-
                             tion befinden und sich belästigt fühlen,       wendet werden können. Ebenso bietet die              Gleichbehandlungsanwaltschaft
                             versuchen Sie, ganz klar Nein zu sagen.        Gleichbehandlungsanwaltschaft vertrau-               https://www.gleichbehandlungsanwalt-
                             Das Gegenüber muss wissen und verste-          liche und kostenlose Hilfe und Beratung              schaft.gv.at/
                             hen, dass sein/ihr Verhalten nicht okay        an. Das Projekt „Act4Respect“ ist vom                Infofolder „Act4Respect“
                             ist, teilen Sie ihm/ihr das mit, wenn nötig    Verein sprungbrett gemeinsam mit der AK              des Vereins sprungbrett
                             auch schriftlich. Notieren Sie sich das Da-    Wien konzipiert worden und richtet sich              https://tinyurl.com/act4respect

                             www.gesundearbeit.at/arbeitnehmerschutz                                                                                        3/2021   17
A R B E I T N E H M E R i N N E N S C H U T Z

Persönliche Schutzausrüstung –
fit für Frauen?
In Österreich kommen persönliche Schutzausrüstungen (PSA) millionenfach zum Einsatz – aber sind die
Bedürfnisse von Frauen dabei ausreichend berücksichtigt? Dazu gibt es leider erst wenige Daten.

                                                                                                PSA im Allgemeinen sehr hoch, aber nach
                                                                                                konkreten Problemen gefragt, gaben ins-
                                                                                                gesamt mehr Frauen als Männer Probleme
                                                                                                und Einschränkungen beim Tragekomfort
                                                                                                an. Darüber hinaus besteht die Notwen-
                                                                                                digkeit, Informationen in Bereichen zu
                                                                                                sammeln, in denen derzeit keine Daten
                                                                                                erhoben werden. Nur so können Ansätze
                                                                                                entwickelt werden, um Frauen vor mögli-
                                                                                                chen Schäden durch universelle männliche
                                                                                                Standards bei PSA zu bewahren.

                                                                                                Mitbestimmung: BR und SVP ein-
                                                                                                binden!

                                                                                                                                              © Adobe Stock / Robert Kneschke
                                                                                                Bei der Auswahl der PSA sind Betriebsrat,
                                                                                                ArbeitsmedizinerIn und die Sicherheits-
                                                                                                fachkraft einzubeziehen. Die weitreichen-
PSA: Mehr Frauen als Männer äußern Probleme beim Tragekomfort.                                  den Mitwirkungsrechte hinsichtlich aller
                                                                                                Angelegenheiten des Sicherheits- und

E   s gibt viele berufliche Tätigkeiten, die
    den Einsatz von persönlicher Schutz-
ausrüstung (PSA) notwendig machen:
                                               Männer gedacht waren, für Frauen nur ver-
                                               kleinert. Diese „kleineren“ Designs basieren
                                               dann nicht auf weiblichen Spezifikationen.
                                                                                                Gesundheitsschutzes am Arbeitsplatz,
                                                                                                die der Betriebsrat hat, sollten in diesem
                                                                                                Zusammenhang genutzt werden. Ist in ei-
etwa zum Schutz vor Staub, gefährlichen        Gleichzeitig ist bekannt, dass schlecht sit-     nem Betrieb kein Betriebsrat eingerichtet,
Arbeitsstoffen, UV-Strahlung oder Lärm.        zende Ausrüstung das Unfallrisiko erhöhen        sind stattdessen die Sicherheitsvertrau-
Diese PSA – in Form von beispielsweise         kann und auch Krankenstände verursacht.          enspersonen bei der Auswahl der PSA zu
Fußschutz, Hautschutz, Kopf- oder Ge-          Knapp drei Prozent aller Krankenstände           beteiligen. Hier kann mit Trageversuchen
hörschutz – haben zum Ziel, Verletzungen       werden durch nicht ergonomische PSA              und der Einbindung der ArbeitnehmerIn-
und Erkrankungen zu verhindern und die         verursacht. Das Tragen von nicht passen-         nen die Trageakzeptanz massiv erhöht
Gesundheit der Verwenderinnen zu schüt-        der PSA steht somit an sechster Stelle der       werden. Betriebliche Mitbestimmung und
zen und zu erhalten. PSA schützen, aber        wichtigsten körperlichen Krankmacher.            die Beseitigung der geschlechtsspezifi-
es kommt durch die Verwendung auch zu                                                           schen Datenlücke sind zwei Ansatzpunkte,
einer zusätzlichen Belastung von Arbeit-       Frauen unzufriedener als Männer                  um die Nutzung von PSA für alle gleicher-
nehmerinnen, deswegen sind neben der           Schon 2009 führte die AK Wien gemein-            maßen gut zu gestalten.
Schutzfunktion auch die Ergonomie und          sam mit dem Österreichischen Verband
der Tragekomfort sehr wichtig.                 zur Förderung der Arbeitssicherung eine                   Charlotte Reiff, Sozialpolitik und
                                               Umfrage durch, bei der es um die PSA und                    Bundesfrauenabteilung, ÖGB
Frauenspezifische PSA?                         die unterschiedlichen Bedürfnisse von                              charlotte.reiff@oegb.at
Gerade die Anforderungen an Ergonomie          Männern und Frauen ging. Dabei wurde
und Tragekomfort werfen die Frage auf,         sichtbar, dass PSA mit einer eigenen Pass-       Buchtipp Unsichtbare Frauen:
ob die Bedürfnisse von Frauen hier ausrei-     form für Frauen noch wenig bekannt wa-           Wie eine von Daten beherrschte Welt die
chend Berücksichtigung finden. Denn oft-       ren. Daran hat sich nur wenig geändert.          Hälfte der Bevölkerung ignoriert
mals werden Designs, die ursprünglich für      Insgesamt war die Zufriedenheit mit der          https://tinyurl.com/uf321

18    3/2021                                                                                  www.gesundearbeit.at/arbeitnehmerschutz
G E S U N D H E I T

                              Diagnose:
                              Brustkrebs, arbeitsbedingt
                              Jährlich erhalten rund 5.000 Frauen die erschütternde Diagnose Brustkrebs. Brustkrebs ist die häufigste Krebs-
                              erkrankung bei Frauen. In Dänemark wird er als Berufskrankheit anerkannt – nicht jedoch in Österreich!

                              D    ie Unterschiede zwischen Männern
                                   und Frauen sind vielfältig. Frauen
                              sind bei der Arbeit oft anderen Gefahren
                              ausgesetzt, was sowohl auf die Biologie
                              als auch auf das Arbeiten in spezifischen
                              Branchen zurückzuführen ist. Nur sehr
                              selten erkranken Männer an Brustkrebs –
                              die Rate liegt bei circa einem Prozent aller
                              Neuerkrankungen.

                              Risikofaktoren für Brustkrebs
                              Wie Brustkrebs entsteht, ist bereits be-
                              kannt: durch eine Fehlsteuerung des
                              Zellwachstums, welche durch unter-
© Adobe Stock / lovelyday12

                              schiedlichste Faktoren (z. B. genetische
                              Prädisposition) beeinflusst wird. Eine
                              Vielzahl von Schädigungen muss zu-
                              sammenwirken, damit eine Zelle dann
                              schlussendlich zur Krebszelle wird. Ne-
                              ben genetischen Faktoren zählen zu den
                              Risikofaktoren ein hohes Alter, ein unge-
                              sunder Lebensstil (Übergewicht, Bewe-
                              gungsmangel, Rauchen etc.), eine Hormon-       Brustkrebs kann in Dänemark als Berufskrankheit anerkannt werden.
                              ersatztherapie, eine späte Menopause
                              und zu einem nicht unwesentlichen Anteil       lung sind bekannte Risikofaktoren, die zur     miteinbezogen – jeder einzelne Fall wird in
                              auch arbeitsbedingte Ursachen.                 Entstehung von Krebs beitragen können.         einem Gremium von MedizinerInnen und
                                                                             Die WHO stuft seit 2007 Nachtarbeit als        den Sozialpartnern genau geprüft.
                              Gendersensible Forschung                       „wahrscheinlich krebserregend“ ein. Der            Arbeitsbedingte Krebserkrankungen
                              notwendig                                      natürliche Tag-Nacht-Rhythmus wird auf-        sind eines der größten Gesundheitspro-
                              In einer Studie von ANSES (französische        grund der Arbeit in der Nacht gestört und      bleme an Arbeitsplätzen weltweit. In
                              Agentur für Lebensmittelsicherheit, Um-        Reparaturprozesse sowie die Ausschüt-          Österreich sterben daran jährlich rund
                              welt- und ArbeitnehmerInnenschutz) wur-        tung von Melatonin werden behindert.           1.820 Menschen. Der Anteil nach dem Ge-
                              den Berufsgruppen ermittelt, bei denen                                                        schlecht ist nicht bekannt. Die Forschung
                              ein erhöhtes Risiko besteht, an Brustkrebs     Dänemark als Vorreiter                         ist noch lange nicht dort angekommen, wo
                              zu erkranken. Darunter fielen typische         In Dänemark wird Brustkrebs bereits als Be-    wir sie uns wünschen. Studien zu arbeits-
                              Frauenberufe wie Krankenpflegerinnen,          rufskrankheit anerkannt. Voraussetzung ist,    bedingtem Krebs gab es bislang haupt-
                              Arbeiterinnen in der Textil- und Kunststoff-   dass die Arbeitnehmerin mindestens einmal      sächlich in männerdominierten Branchen,
                              industrie, Laborassistentinnen, Lehrerin-      pro Woche über 25 Jahre lang oder 20 bis 25    es ist daher Zeit für eine geschlechtersen-
                              nen und Flugbegleiterinnen.                    Jahre mehr als einmal pro Woche Nacht-         sible Forschung und Prävention!
                                 Nachtarbeit,     lange     Arbeitszeiten,   arbeit geleistet hat. Andere Risikofaktoren
                              Stress, Schichtarbeit, Arbeit mit bestimm-     wie Rauchen oder Alkoholkonsum werden                          Marlene Zemann, AK Wien
                              ten chemischen Arbeitsstoffen und Strah-       in die Anerkennung oder Nichtanerkennung                      marlene.zemann@akwien.at

                              www.gesundearbeit.at                                                                                                       3/2021    19
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