Arbeitsmarktprogramm 2022 - Jobcenter Lübeck
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3 Inhaltsverzeichnis 1. Quo vadis Jobcenter Lübeck im Jahr 2022? 5 2. Marktanalyse 9 2.1. Lokale Arbeitsmarktlage ....................................................................................... 10 2.1.1. Entwicklung der Arbeitslosenzahlen ................................................................ 11 2.1.2. gemeldete Stellen und Entwicklungserwartungen/Chancen ............................ 12 2.1.3. Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten............................. 15 2.1.4. Entwicklungschancen nach Branchen ............................................................. 16 2.1.5. Ausblick auf die Entwicklung des Arbeitsmarkts 2022 ..................................... 16 2.2. Kundenpotential ................................................................................................... 17 2.2.1. Entwicklung und Personen der Bedarfsgemeinschaften .................................. 18 2.2.2. Entwicklung und Struktur der Langzeitleistungsbeziehenden (LZB) ................ 20 2.2.3. Entwicklung und Struktur der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten .............. 23 2.2.4. Struktur der arbeitslosen Leistungsberechtigten .............................................. 24 2.2.5. Arbeitslose nach Integrationsprognosen.......................................................... 25 2.2.6. Arbeitslose nach Schulbildung ........................................................................ 26 2.2.7. Arbeitslose nach Ausbildung ........................................................................... 26 2.2.8. Entwicklung und Struktur der Langzeitarbeitslosen ......................................... 27 2.2.9. Ausblick auf die Kundenentwicklung 2022....................................................... 28 3. Ziele 2022 29 3.1. Ziel 1 “Verringerung der Hilfebedürftigkeit” ......................................................... 29 3.2. Ziel 2 “Verbesserung der Integration in Erwerbstätigkeit“ ................................... 29 3.3. Ziel 3 “Vermeidung von langfristigem Leistungsbezug“ ...................................... 29 4. Geschäftspolitische Handlungsfelder 30 4.1. Verbesserung des Überganges Schule und Beruf ........................................... 32 4.1.1 Jugendliche in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt integrieren ......................... 32 4.2. Sicherung des Arbeits- und Fachkräftebedarfs ..................................................... 34 4.2.1. gemeinsamer Arbeitgeber-Service (gAGS) mit der AA Lübeck ........................ 34 4.2.2. übergreifende Integrationsarbeit ...................................................................... 34 4.2.3. Inklusion von Menschen mit Behinderung und Rehabilitanden ........................ 35 4.2.4. Selbständige ................................................................................................... 37 4.2.5. Qualifizierung von Beschäftigten ..................................................................... 38 4.3. Reduzierung von Langzeitarbeitslosigkeit............................................................. 38 4.3.1. Netzwerk ABCplus .......................................................................................... 38 4.3.2. Fallmanagement ............................................................................................. 39 4.3.3. Kooperation und Einsatz kommunaler Leistungen ........................................... 39 4.3.4. Soziale Teilhabe.............................................................................................. 39 4.3.5. LZA-Schwerpunktregion „Bedarfsgemeinschaften mit Kindern“ ....................... 39
4 4.4. Kund: innen ohne Abschluss zu Fachkräften ausbilden und in den Markt integrieren ................................................................................................................... 41 4.4.1. Rechtsanspruch auf eine Erstausbildung (Arbeit von Morgen Gesetz) ............ 41 4.4.2. Absolventenmanagement ................................................................................ 42 4.5. Geflüchtete Menschen in Ausbildung und Arbeit integrieren ................................. 43 4.6. Rechtmäßigkeit und Qualität der operativen Umsetzung sicherstellen.................. 43 4.7. Beschäftigungschancen für Erziehende erschließen ............................................ 44 4.7.1. Beschäftigungsorientiertes Fallmanagement für Erziehende und Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt (BCA) ............................................................... 44 4.7.2. Vereinbarkeit von Beruf und Familie mit Unternehmen.................................... 44 4.7.3. Unterstützungsangebote für Erziehende ......................................................... 45 4.7.4 Frauen und Müttern mit Migrationshintergrund ................................................. 45 4.7.5. Kontakt halten in der Elternzeit ........................................................................ 46 4.7.6. Netzwerkarbeit ................................................................................................ 46 4.8. Gleichstellung von Frauen und Männern erreichen .............................................. 46 5. Personal/ Investitionen 46 5.1. Personal ............................................................................................................... 47 5.2. Investitionen in arbeitsmarktpolitische Instrumente ............................................... 48 5.2.1. Förderung der beruflichen Weiterbildung (FbW) .............................................. 49 5.2.2. Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung (§45 SGB III) ...... 49 5.2.3. Eingliederungszuschüsse (EGZ) ..................................................................... 50 5.2.4. Einstiegsgeld (ESG) ........................................................................................ 51 5.2.5. Öffentlich geförderte Beschäftigung ................................................................ 52 5.2.6. Bereich der unter 25jährigen (U25) ................................................................. 53 5.2.7. Sonstige Förderinstrumente ............................................................................ 54 Anhang: Glossar 56
5 1. Quo vadis Jobcenter Lübeck im Jahr 2022? Die Zeiten sind nicht nur bewegt, sie sind auch ausgesprochen spannend, da es viele relevante Fragen gibt, deren Antworten wir noch nicht kennen. Werden wir zum nächsten Jahr die pan- demische Lage von nationaler Tragweite überwunden haben, oder müssen wir mit Rückschlä- gen in der Pandemie rechnen. Aktuell hoffen wir auf normale Zeiten und arbeiten daran, dass wir in unserem Leistungsvermögen möglichst schnell zu der Zeit vor Corona aufschließen, indem wir mit erfolgreichen Prozessen am Arbeitsmarkt gute Chancen für unsere Kund: innen nutzen. Für die Zukunft wird ein großer Transformationsprozess der Arbeit erwartet, der be- dingt ist durch die demographische Entwicklung, die zunehmende Digitalisierung und den Aus- wirkungen der zur Bewältigung der Klimakrise erforderlichen Maßnahmen (Stichwort Dekar- bonisierung). Wie können wir unter diesen Rahmenbedingungen dem Fachkräftemangel ent- gegenwirken? Wie wird sich der Arbeitsmarkt überhaupt entwickeln? Gibt es auch im kommenden Jahr Lie- ferengpässe, wie wir sie in der Corona-Pandemie kennengelernt haben? Welche Maßnahmen und Gesetzesänderungen wird die neue Bundesregierung umsetzen. Was ändert sich in der Grundsicherung? Kommt das neue Bürgergeld, und wie wird es genau aussehen? Das sind viele noch nicht geklärte Fragen. Die letzten Monate stimmen uns aber zuversichtlich, was die Entwicklung des Arbeitsmarktes angeht. Die Zahl der Integrationen hat wieder zuge- nommen, das Jobcenter Lübeck liegt mit seiner Integrationsquote über den Erwartungen. Auch die Zahl der Arbeitslosen ist zurückgegangen. Lediglich bei den Langzeitarbeitslosen wird es verstärkter Anstrengungen bedürfen, um hier die Bestandszahlen zu erreichen, die wir vor der Pandemie erarbeitet hatten. Für 2022 gehen Wirtschaftsforschungsinstitute von einer Steigerung des BIP in Größenord- nung von über 4% aus. Das Jobcenter Lübeck erwartet 2022 Eingliederungsmittel in reduzier- ter Höhe. Eine Auswahl der geeigneten arbeitsmarktpolitischen Instrumente wird daher beson- ders wichtig, um die Chancen für seine Kund: innen optimal zu nutzen. Dabei hat der Einsatz von Qualifizierungsmaßnahmen inklusive Teilqualifizierungen oberste Priorität. Trotzdem wird der Weg zu einer „Weiterbildungsrepublik“, wie der Minister Heil es nennt, sicherlich ein weiter sein. Im nächsten Jahr werden wir den Fokus speziell auf ein nicht gänzlich neues Thema richten, das in der heutigen Zeit immer wichtiger wird: die Chancengleichheit von Frauen und Männern. Wir wollen dazu beitragen, dass der Arbeitsmarkt Frauen und Männern gleiche Chancen bie- tet. Daher werden im nächsten Jahr viele Messgrößen geschlechtsspezifisch ausgewertet. Alt- hergebrachte Rollenmuster, Auswirkungen der Pandemie und Hürden verschiedenster Art füh- ren bisher zu einer geringeren Partizipation der Frauen. In der wachsenden Beschäftigung von Frauen liegen Chancen hinsichtlich der Fachkräftegewinnung. Neben der Arbeits- und Fachkräftesicherung ist auch künftig gerade im SGB II die Existenz- und Grundsicherung ein wichtiges Ziel. Die materielle Absicherung und eine geklärte Wohnsi- tuation sind für unsere Kund: innen wichtige Voraussetzungen für weitere Schritte in ein selbst- bestimmtes Leben und eine eigene Erwerbstätigkeit. Um hier erfolgreich zu sein, werden wir auch im kommenden Jahr unsere Netzwerkkontakte nutzen und verfestigen. Eine abge- stimmte Zusammenführung der Dienstleistungen der verschiedenen Träger ist hier gefragt. Ein besonders gutes Beispiel hierfür ist unsere Jugendberufsagentur. Trotz Corona konnte die Zusammenarbeit stetig verbessert werden. Eine erfolgreiche Gestaltung des Übergangs von der Schule in den Beruf steht auch nächstes Jahr unumstößlich auf unserer Agenda. Gerade
6 die jungen Leute müssen einen erfolgreichen Start in ihr Erwerbsleben schaffen, Schulab- gänge ohne Abschluss und im weiteren fehlende Berufsabschlüsse müssen wir unbedingt zu- sammen mit unseren Partner: innen reduzieren. Generell beachten wir immer mehr die Kund: innensicht und wollen unsere Prozesse so ge- stalten, dass sie im Sinne unserer Kund: innen aufgebaut sind. Dazu gehört auch eine Weiter- entwicklung unserer digitalen Verfahren. Nächstes Jahr soll die Einführung einer digitalen Kund: innensteuerung erfolgreich abgeschlossen werden. Kolleg: innen aus dem Jobcenter erarbeiten derzeit im Rahmen einer Projektgruppe die damit verbundenen Prozesse. Ein Hö- hepunkt wird sein, wenn bei Bezug unserer neuen Liegenschaft für die Geschäftsstelle Mois- ling im Walkmühlenweg die erste Steele für unsere Kund: innen angeschlossen wird, und Ter- minbuchungen und viele andere Dienstleistungen digital erledigt werden können. Im Sinne der Kund: innen ist es sicherlich, wenn Telefontermine mit ihnen vereinbart werden statt einfach vorgenommener telefonischer Rückrufe und wenn die Kund: innen sich auch selbst Termine buchen können. Corona hat uns die Chance gegeben, Dinge digital und telefonisch auszupro- bieren und damit Arbeitsprozesse agil zu gestalten und auf volatile Bedingungen zu reagieren. Auch im nächsten Jahr wird das Jobcenter Lübeck die Lehren aus Corona ziehen und in ge- eigneter Weise die Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch Formen einer mobilen Arbeit unterstützen. Abhängig sind wir dabei natürlich von den technischen Voraussetzungen. Damit leben wir eine wichtige Kategorie unseres Leitbildes: „unser Fundament: zukunftsfähig“. Es hat mich sehr gefreut, wie wir unser Leitbild erarbeitet haben und uns damit eine gute Grundlage für unsere Zusammenarbeit und die weitere Erledigung unserer Aufgaben auf qua- litativ hohem Niveau geschaffen haben.
7 Nur wer seine Ausrichtung kennt, den Zweck und seine Vision sowie seine Organisationskultur und Organisationsführung reflektiert, kann dauerhaft in Überzeugung eine qualitativ hochwer- tige Arbeit leisten. Apropos Vision: Der „Walkmühlenweg“ wirft seine Schatten voraus und ist nach wie vor im Plan, um zum 1.5.2022 bezugsfertig zu sein. Und damit haben wir einen Ort, an dem wir das Jobcenter Lübeck der Zukunft gestalten können und werden – mit den Ideen der Mitarbeiten- den – gemeinsam. In diesem Sinne gilt mein großer Dank allen Mitarbeitenden für die gelebte erfolgreiche Zu- sammenarbeit mit großem Einsatz aller Beteiligten. Lage und Prognose(n) der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Deutschland Die wirtschaftliche Lage in Deutschland ist nach wie vor von der Corona-Pandemie gekenn- zeichnet. Die sogenannte Gemeinschaftsdiagnose der Institute wird zweimal im Jahr erstellt, im Früh- jahr sowie im Herbst – und zwar vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), dem Ifo-Institut, dem Institut für Weltwirtschaft, dem Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle und dem RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Essen. In der Gemeinschaftsdiagnose vom Frühjahr 2021 hatten die Institute für das laufende Jahr einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 3,7% diagnostiziert. Die Institute unterstellten für ihre Prognose, dass der Frühjahrs-Shutdown zunächst fortgesetzt wird und die Anfang April erfolgten Lockerungen wieder weitgehend zurückgenommen werden. Für Mitte des zweiten Quartals rechneten die Institute mit einsetzenden Lockerungsschritten, die es den im Shut- down befindlichen Unternehmen erlaubt hätten, ihre Aktivitäten nach und nach wiederaufzu- nehmen. Bis zum Ende des dritten Quartals sollten dann alle Beschränkungen aufgehoben sein, weil bis dahin insbesondere mit einem weitreichenden Impffortschritt gerechnet wurde. Nachdem neue Infektionswellen die Erholung im Winterhalbjahr 2020/2021 verzögert haben, ist das Bruttoinlandsprodukt seit dem Abebben des Infektionsgeschehens im Frühjahr nun wieder deutlich gestiegen. Allerdings behindern im Verarbeitenden Gewerbe Lieferengpässe bei Vorprodukten die Produktion, sodass nur die konsumnahen Dienstleistungsbranchen zu- legen. Im Winterhalbjahr 2021/2022 dürfte die Erholung weiterhin gebremst werden. So ist davon auszugehen, dass in der kalten Jahreszeit die Aktivität im Dienstleistungsbereich auch bei geringem Infektionsgeschehen unter dem sonst üblichen Niveau bleiben wird. Zudem wer- den die Lieferengpässe die Produktion im Verarbeitenden Gewerbe vorerst weiter belasten. Im kommenden Jahr werden die Beeinträchtigungen durch Pandemie und Lieferengpässe nach Einschätzung der Institute allmählich überwunden, sodass die Normalauslastung wieder erreicht wird. Insgesamt reduzieren die führenden deutschen Wirtschaftsinstitute ihre Prognose für die Wachstumsrate des Bruttoinlandsproduktes auf 2,4% für das Jahr 2021 (Frühjahrsprognose: 3,7%) und erhöhen sie für das Jahr 2022 auf 4,8% (Frühjahrsprognose: 3,9%). (vgl. nachfol- gende Grafik)
8 Die Experten gehen davon aus, dass die kommenden Quartale von einem weiteren wirtschaft- lichen Aufholprozess gekennzeichnet sein werden. Der private Konsum soll sich mit abflauen- dem Infektionsgeschehen im Verlauf des kommenden Jahres wohl normalisieren, auch wenn sich die Dynamik über das Winterhalbjahr zunächst noch einmal verlangsamen dürfte. Die Institute gehen davon aus, dass nach Wegfall der pandemiebedingten Beeinträchtigungen ein Teil der mangels Konsummöglichkeiten angesammelten Überschussersparnis der privaten Haushalte abgebaut wird, sodass es nach dem Winter zu einer kräftigen Konsumdynamik kommt. Mit einem Wachstumsbeitrag von 3,9 Prozentpunkten wird der private Konsum somit maßgeblich für die starke Expansion der Produktion im Jahr 2022 sein. Auch die Produktion im Verarbeitenden Gewerbe wird mit den abnehmenden Lieferengpässen wieder zunehmen. Dies lässt auch eine stärkere Investitionstätigkeit der Unternehmen zu, zu- mal der Auslastungsgrad der Wirtschaft im kommenden Jahr voraussichtlich wieder stärker anzieht. Alles in allem dürften die Kapazitäten in den beiden Jahren 2022 und 2023 moderat überausgelastet sein; gegen Ende des Prognosezeitraums dürfte die deutsche Wirtschaft all- mählich wieder auf den Potenzialpfad einschwenken und sich die Verlaufsraten wieder nor- malisieren, so die Experten. Die Aussichten auf eine weitere Konjunkturerholung werden durch die aktuelle Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt gestützt. Nach dem mit dem Konjunktureinbruch im Jahr 2020 einher- gehenden Rückgang der Erwerbstätigkeit steigt sie wieder, im dritten Quartal 2021 besonders kräftig um etwa 240 000 Personen. Im Zuge der Erholung erwarten die Experten, dass die Erwerbstätigkeit weiter zulegt, und die Arbeitslosenquote in diesem Jahr auf 5,7% und im kom- menden Jahr auf 5,3% zurückgeht. Laut Herbstprojektion der Bundesregierung, welches unter Federführung des Bundesmi- nisteriums für Wirtschaft und Energie erstellt wird, steigt das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Jahr 2021 um 2,6 % (Frühjahr 3,5%). Im Jahr 2022 sind dann sogar 4,1 % Wachstum möglich, bis sich das Wachstum im Jahr 2023 bei 1,6 % normalisiert. Dazu Bundeswirtschaftsminister Altmaier: „Die Herbstprojektion zeigt, dass Deutschland nach der Corona-Krise wieder auf dem Wachstumspfad ist. Das umfangreiche Hilfspaket der Bun- desregierung hat Wirtschaft und Arbeitsmarkt in der Krise stabilisiert. In diesem Jahr kommt
9 es angesichts der aktuellen Lieferengpässe und weltweit hoher Energiepreise nicht zum er- hofften Schlussspurt. In 2022 gewinnt die Wirtschaft deutlich an Fahrt.“ Die konjunkturelle Lage ist zweigeteilt: Einerseits hat sich die Stimmung der Dienstleister durch den Impffortschritt in den letzten Monat stark verbessert. Der private Konsum ist im Moment die Triebfeder der wirtschaftlichen Erholung. Andererseits leidet das Verarbeitende Gewerbe angesichts der nach dem Corona-Krisenjahr 2020 weltweit anziehenden Konjunktur unter ei- ner historisch einmaligen Knappheit an Vorleistungsgütern. Das bremst die Industriekonjunk- tur insbesondere im dritten und vierten Quartal 2021 aus. Die Nachfrage nach deutschen Pro- dukten auf den Weltmärkten bleibt aber nach wie vor hoch. Wenn sich die Lieferengpässe schrittweise auflösen, kommt es in 2022 zu deutlichen Aufholeffekten. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) sieht den Arbeitsmarkt in seiner IAB Prognose 2021/22 (IAB-Kurzbericht 20/2021) auf Erholungskurs. Corona war nach Einschätzung des IAB für den Arbeitsmarkt ein herber Schlag, aber es hätte schlimmer kommen können. Ein umfassender Einbruch konnte vermieden werden. Damit ha- ben sich Vorhersagen erfüllt, die den Arbeitsmarkt bei staatlicher Unterstützung auch in der Pandemie grundsätzlich robust gesehen haben. Der Arbeitsmarkt befindet sich auf Erholungs- kurs, auch wenn es noch ein weiter Weg ist bis zu einem Niveau, das ohne Krisenwirkungen erreichbar gewesen wäre Nachdem sich die Erholung im vierten Quartal 2021 abschwächt, geht das IAB davon aus, dass die deutsche Wirtschaft 2022 wieder stärker wachsen wird. Insgesamt wird für 2021 ein Jahreswachstum des realen BIP von 2,2 Prozent, für 2022 ein Wachstum von 3,8 Prozent erwartet. Der Arbeitsmarkt erholt sich zunehmend. Für den Jahresdurchschnitt 2022 geht das IAB ge- genüber 2021 von einem Rückgang der Arbeitslosigkeit um 290.000 Personen aus. Die Er- werbstätigkeit soll bereits im Jahresverlauf 2021 spürbar zunehmen und im Jahresdurchschnitt 2022 um 560.000 über dem Vorjahr liegen. Die meisten zusätzlichen Stellen (+230.000) werden 2022 im Bereich Öffentliche Dienstleister, Erziehung, Gesundheit erwartet. Der von der Pandemie besonders betroffene Bereich Handel, Verkehr, Gastgewerbe schafft 190.000 Stellen für abhängig Beschäftigte und das Produzie- rende Gewerbe 40.000 Arbeitsplätze. Das Erwerbspersonenpotenzial dürfte 2021 um 120.000 Personen das zweite Mal hintereinander sinken. 2022 dürfte es bei einem kurzfristigen Nach- holeffekt bei den Zuzügen nach Deutschland sowie einem Wiedereintritt vieler Arbeitskräfte nach dem Abflauen der Pandemie um 140.000 Arbeitskräfte zulegen. Nach einer regionalen Arbeitsmarktprognose 2021/22 (IAB-Kurzbericht 21/2021) des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) soll die Beschäftigung in Schleswig-Hol- stein im kommenden Jahr um 1,7% wachsen. Nur für die Bundesländer Berlin und Bayern wird ein noch höherer Beschäftigungsanstieg erwartet. Für den Agenturbezirk Lübeck erwartet das IAB eine Zunahme der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten um 1,4% auf 166.400. Die Arbeitslosigkeit in Schleswig-Holstein soll um 12,2% sinken, damit würde die Arbeitslosen- quote noch bei 5,5% liegen. Dabei gibt es zwischen den Rechtskreisen erhebliche Unter- schiede. Für Schleswig-Holstein geht das IAB von einer Reduzierung im SGB III um 21,2% und im SGB II um 7,0% aus. Für den Agenturbezirk Lübeck prognostiziert das IAB einen Rück- gang der Arbeitslosigkeit um 12,2% 2. Marktanalyse Die Analyse der Perspektiven auf dem lokalen Arbeitsmarkt, welche durch die Auswirkungen der Corona- Pandemie auch für 2022 mit großen Unsicherheiten versehen ist, und der Struktur der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten bilden die Basis für die Planungen im Rahmen des
10 Arbeitsmarktprogrammes 2022. Diese Analyse unterteilt sich in eine Nachfrage (Arbeitsmarkt) und eine Angebotsseite (Kundenpotential). Zur Analyse der Strukturen wurden unterschiedliche Quellen (Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Controlling Daten) genutzt, was bei zunächst gleichem Auswertungsbegriff zu vonei- nander abweichenden Ergebnissen führen kann. Dies kann durch unterschiedliche Wartezei- ten bei Veröffentlichung der Daten oder in dem Unterschied zwischen Daten der Statistik und des Controllings begründet sein. Die Abweichungen haben jedoch im Wesentlichen keinen Einfluss auf die Aussagen der Auswertungen als solche. Um die Entwicklung im Jahr 2021 besser einschätzen zu können, werden bei Zeitreihenver- gleichen, nicht nur die Daten des Jahres 2020, sondern auch die des Vor-Corona-Jahres 2019 abgebildet. 2.1. Lokale Arbeitsmarktlage In die Analyse des lokalen Arbeitsmarktes 2021 haben die Entwicklung der Arbeitslosen, die Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, gemeldete Stellen und Entwick- lungserwartungen/Chancen nach Wirtschaftszweigen und Berufen Eingang gefunden. Trotz der Auswirkungen der Corona-Pandemie hat in der Hansestadt Lübeck die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 2020 im Vergleich zu 2019 um 1,2% auf 100.231 Personen zugenommen. Im Bund war hier ein Rückgang um 0,3% zu verzeichnen. Insgesamt konnten in der Hansestadt Lübeck die Risiken der Pandemie etwas besser abge- federt werden, als im Bundesgebiet. Die Beschäftigungsquote wuchs im Vergleich zu 2019 um 1,2% und lag damit insgesamt bei 57,1%. Entgegen der Entwicklung in den Vorjahren lag diese Veränderung damit über dem Bundesdurchschnitt von 0,0% Dennoch liegt die Beschäftigungsquote mit 57,1% weiter unter der Quote im Bund mit 60,9%. Hansestadt Hansestadt Bund Bund wirtschaftliche Situation Veränderung Veränderung Lübeck 2019 Lübeck 2020 2019 2020 Anzahl SvB 99.053 100.231 1,2% 33.407.262 33.322.952 -0,3% Beschäftigungsquote (insgesamt) 56,6% 57,1% 0,9% 60,9% 60,9% 0,0% Beschäftigungsquote der Älteren (50- 49,3% 50,6% 2,6% 54,6% 55,5% 64 Jahre) 1,6% Anteil älterer Beschäftigter (50-64 19,4% 20,4% 5,2% 21,0% 22,0% Jahre) 4,8% Beschäftigungsquote der Frauen 54,1% 54,7% 1,1% 57,4% 57,6% 0,3% Entwicklung der Beschäftigung 29,8% 31,3% 5,0% 27,0% 26,7% -1,1% Arbeitslosenquote 7,3% 8,1% 11,0% 5,0% 5,9% 18,0% Langzeitarbeitslose 34,3% 33,3% -2,9% 32,1% 30,3% -5,6% Unterbeschäftigungsquote 10,5% 11,0% 4,8% 6,9% 7,6% 10,1% Unterbeschäftigungsquote unter 25 9,0% 9,9% 10,0% 6,2% 6,8% 9,7% Beschäftigte in Großbetrieben 38,9% 40,3% 3,6% 33,2% 33,4% 0,6% Quelle: BA-Statistik "Arbeitsmarktmonitor" - 2021 Wie im Vorjahr konnte die Beschäftigungsquote der Älteren in der Hansestadt Lübeck mit 2,6%, genauso wie der Anteil älterer Beschäftigter an allen Beschäftigten mit 5,2%, stärker als im Bund gesteigert werden. Dennoch liegt die Hansestadt Lübeck weiterhin bei beiden Indika- toren unter dem Bundesdurchschnitt.
11 Trotz anhaltend positiver Entwicklung bei der Beschäftigungsquote der Frauen in der Hanse- stadt Lübeck und einer höheren Steigerungsrate, liegt die Quote mit 54,7% ebenfalls weiter unter dem Bundesniveau von 57,6%. Die Arbeitslosenquote in der Hansestadt Lübeck ist 2020 um 11,0% auf 8,1% gestiegen. Der Anstieg der Arbeitslosigkeit fiel damit geringer als im Bundesgebiet aus, wo ein Anstieg um 18,0% zu verzeichnen war. Die Arbeitslosenquote liegt mit 8,1% jedoch weiterhin deutlich über der des Bundes mit 5,9%. Bei den Langzeitarbeitslosen fiel die Reduzierung um 2,9% geringer aus, als im Bundesdurchschnitt mit 5,6%. Auch der Anteil an Langzeitarbeitslosen liegt mit 33,3% deutlich über dem Bundesanteil von 30,3%. 2.1.1. Entwicklung der Arbeitslosenzahlen Die Entwicklung der Arbeitslosenzahlen ist in beiden Rechtskreisen stark von der Corona- Pandemie beeinflusst worden, jedoch sehr unterschiedlich ausgefallen. Dies hat insbesondere damit zu tun, dass sich die Risiken der Corona-Pandemie zuerst im Bereich SGB III auswirken und erst zeitverzögert im SGB II. Im September 2021 waren in der Hansestadt Lübeck in beiden Rechtskreisen zusammen 8.720 Personen arbeitslos gemeldet. Dies waren 212 Menschen weniger als im August 2021 und 872 weniger als im September 2020. Die Arbeitslosenquote auf Basis aller zivilen Er- werbspersonen betrug im September 2021 7,5%; vor einem Jahr hatte sie sich auf 8,3% be- laufen. Bei getrennter Betrachtung der Rechtskreise wird deutlich, dass von diesem Rückgang der Arbeitslosigkeit fast ausschließlich der Rechtskreis SGB III partizipieren konnte. Im Rechts- kreis SGB III lag die Arbeitslosigkeit bei 2.333, das sind 100 Arbeitslose weniger als im Vor- monat und 802 oder 25,6% weniger als im Vorjahr. Die anteilige SGB III-Arbeitslosenquote lag bei 2,0%. Im Rechtskreis SGB II gab es 6.387 Arbeitslose, das ist ein Minus von 112 gegenüber August; im Vergleich zum September 2020 waren es 70 Arbeitslose oder 1,1% weniger. Die anteilige SGB II-Arbeitslosenquote betrug 5,5%. Diese Entwicklung führt zu einer erneuten Verschiebung bei den Anteilen der im jeweiligen Rechtskreis betreuten Arbeitslosen. Wurden im Vorjahr noch 33% der Arbeitslosen von der Agentur für Arbeit und 67% vom Jobcenter Lübeck betreut, liegt dieses Verhältnis aktuell bei 27% zu 73%. Diese Verteilung entspricht ungefähr dem Niveau von September 2019. Arbeitslose Insgesamt SGB III SGB II Bestand Insgesamt 8.720 2.333 6.387 Anteile nach Rechtskreisen in % 100 27% 73% Veränderungen: zum Vormonat Absolut -212 -100 -112 in % -2,1 -4,1 -1,7 zum Vorjahr Absolut -872 -802 -70 in % -9,1 -25,6 -1,1 Arbeitslosenquoten1) in Prozent Insgesamt SGB III SGB II bezogen auf alle zivile Erwerbspersonen 7,5 2,0 5,5 abhängige zivile Erwerbspersonen 8,3 2,2 6,1 Vormonat alle zivile Erwerbspersonen 7,7 2,1 5,6 abhängige zivile Erwerbspersonen 8,5 2,3 6,2 Vorjahr alle zivile Erwerbspersonen 8,3 2,7 5,6 abhängige zivile Erwerbspersonen 9,1 3,0 6,2 Quelle: Arbeitsmarktreport September 2021 (Zusammenfassung aus Eckwerte; Eckwerte SGB III; Eckwerte SGB II)
12 Die Zahl der Arbeitslosen lag im Januar 2021 mit 709 Arbeitslosen deutlich über dem Stand von Januar 2020, dies entspricht einer Steigerung um 11,8%. Der höchste Stand an Arbeits- losen wurde im April 2021 mit 7.156 erreicht. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie waren erstmals im April 2020 deutlich zu spüren und führten zu einem starken Anstieg der Arbeitslosenzahlen in den Folgemonaten. Die Arbeitslo- senzahlen ab Juni 2021 liegen auf dem Niveau von 2020. Entwicklung der Arbeitslosen (SGB II) 7.500 im Jobcenter Lübeck 7.000 6.500 6.000 5.500 Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Alo SGB II 2019 6.357 6.172 6.110 6.064 6.126 5.962 6.070 6.050 5.900 5.811 5.721 5.729 Alo SGB II 2020 5.995 5.835 5.812 6.588 6.848 6.753 6.740 6.646 6.457 6.346 6.349 6.387 Alo SGB II 2021 6.703 6.780 6.995 7.156 7.017 6.721 6.674 6.499 6.387 Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit September 2021 Gegenüber 2019 (Vor Corona) war der größte Unterschied im April 2021 zu verzeichnen, wo die Arbeitslosenzahlen mit 1.092 oder 18,0% über dem Wert von April 2019 lagen. Ab April 2021 konnten die Arbeitslosenzahlen kontinuierlich verringert werden, so dass im September 2021 nur noch ein Zuwachs gegenüber September 2019 von 487 Arbeitslosen zu verzeichnen ist. Dies entspricht einem Anstieg von 8,0%. 2.1.2. gemeldete Stellen und Entwicklungserwartungen/Chancen Um einen überregionalen Blick für die Entwicklung der gemeldeten Arbeitsstellen zu bekom- men, wurde ein Vergleich der gemeldeten Stellen im Bundesland Schleswig-Holstein, dem Agenturbezirk der Agentur für Arbeit Lübeck und der Hansestadt Lübeck vorgenommen.
13 Gemeldete Stellen nach Bestand Zugang Wirtschaftsabschnitte, - Veränderung gegenüber Veränderung in Berichtsmonat Summe seit abteilungen und -gruppen Vorjahresmonat % gegenüber Sep 21 Jahresbeginn Schleswig-Holstein absolut in % Vorjahressumme Insgesamt 28.372 6.662 30,7% 67.090 63,6% darunter: Erbringung von sonstigen 8.015 1.517 23,3% 14.083 66,9% wirtschaftlichen Dienstleistungen dar. Vermittlung und 6.346 1.032 19,4% 10.776 69,1% Überlassung von Arbeitskräften dar. Befristete Überlassung von 6.031 970 19,2% 10.273 69,4% Arbeitskräften Gastgewerbe 2.092 674 47,5% 4.033 52,2% Gesundheits- und Sozialwesen 3.284 463 16,4% 9.391 54,5% Handel; Instandhaltung und 4.017 1.151 40,2% 9.865 61,9% Reparatur von Kraftfahrzeugen Verarbeitendes Gewerbe 2.261 820 56,9% 5.092 84,3% Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und 2.179 766 54,2% 5.798 93,2% technischen Dienstleistungen Baugewerbe 2.165 395 22,3% 3.643 49,8% Verkehr und Lagerei 788 118 17,6% 1.774 41,7% Öffentliche Verwaltung, 933 -70 -7,0% 5.907 49,7% Verteidigung; Sozialversicherung Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit September 2021 (Auszug) In Schleswig-Holstein liegt die Anzahl der gemeldeten Stellen im September 2021 6.662 Stel- len bzw. 30,7% über dem Vorjahresbestand. Bis auf den Wirtschaftsbereich Öffentliche Verwaltung, Verteidigung und Sozialversicherung ist in allen anderen Wirtschaftsbereichen ein zweistelliger prozentualer Anstieg der gemelde- ten Stellen zum Vorjahresmonat zu verzeichnen. Der stärkste prozentuale Anstieg mit 56,9% bzw. 820 Stellen ist im Verarbeitenden Gewerbe zu verzeichnen. Der stärkste absolute Anstieg ist mit 1.517 Arbeitsstellen bei der Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen zu verzeichnen. 68% bzw. 1.032 Stellen da- von sind bei der Vermittlung und Überlassung von Arbeitskräften angesiedelt. Davon wiede- rum sind 93% im Bereich der befristeten Überlassung von Arbeitskräften. Der Zugang der gemeldeten Stellen seit Jahresbeginn ist auf breiter Front sogar um 63,6% angestiegen, was einer Steigerung um 26.072 gemeldeten Stellen in Schleswig-Holstein seit Jahresbeginn entspricht. Vergleicht man die Situation im Bundesland Schleswig-Holstein mit der im Agenturbezirk der Agentur für Arbeit Lübeck, ist auch hier im September ein ähnlich starker Anstieg im Bestand der gemeldeten Stellen, nämlich um 1.088 (28,6%) Arbeitsstellen gegenüber dem Vorjah- resmonat zu verzeichnen.
14 Gemeldete Stellen nach Bestand Zugang Wirtschaftsabschnitte, - Veränderung gegenüber Veränderung in Berichtsmonat Summe seit abteilungen und -gruppen Vorjahresmonat % gegenüber Sep 21 Jahresbeginn Agentur für Arbeit Lübeck absolut in % Vorjahressumme Insgesamt 4.894 1.088 28,6% 11.023 62,5% darunter: Erbringung von sonstigen 1.559 235 17,7% 2.686 85,2% wirtschaftlichen Dienstleistungen dar. Vermittlung und 1.224 164 15,5% 2.021 99,1% Überlassung von Arbeitskräften dar. Befristete Überlassung von 1.210 175 16,9% 1.351 122,9% Arbeitskräften Gastgewerbe 560 153 37,6% 1.171 64,2% Gesundheits- und Sozialwesen 445 -10 -2,2% 1.524 42,6% Handel; Instandhaltung und 606 180 42,3% 1.481 58,6% Reparatur von Kraftfahrzeugen Verarbeitendes Gewerbe 380 155 68,9% 794 58,5% Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und 481 229 90,9% 949 111,8% technischen Dienstleistungen Baugewerbe 274 69 33,7% 505 62,9% Verkehr und Lagerei 179 44 32,6% 344 77,3% Öffentliche Verwaltung, 48 -58 -54,7% 492 -3,5% Verteidigung; Sozialversicherung Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit September 2021 (Auszug) Auch hier ist im Verarbeitenden Gewerbe (68,9%) ein besonders starker Anstieg zu verzeich- nen, der jedoch durch den Anstieg im Bereich Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftli- chen und technischen Dienstleistungen (90,9%) noch übertroffen wird. Lediglich in den Bereichen Gesundheits- und Sozialwesen und Öffentliche Verwaltung, Vertei- digung und Sozialversicherung ist eine Reduzierung gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen. Auch hier liegt der größte absolute Zuwachs im Bereich der Erbringung von sonstigen wirt- schaftlichen Dienstleistungen. In der Hansestadt Lübeck waren im September 2021 2.650 Arbeitsstellen gemeldet, gegen- über August ist das ein Plus von 66 oder 3 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahresmonat gab es 431 Stellen mehr (+19 Prozent). Arbeitgeber meldeten im September 583 neue Arbeitsstellen, das waren 141 oder 32 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Seit Jahresbeginn sind damit 4.535 Stellen eingegangen, das ist ein Zuwachs gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 740 oder 19%. Zudem wurden im September 518 Arbeitsstellen abgemeldet, 67 oder 15 Prozent mehr als im Vorjahr. Von Januar bis September gab es insgesamt 4.035 Stellenabgänge, im Ver- gleich zum Vorjahreszeitraum ist das eine Abnahme von 165 oder 4%. Veränderung gegenüber Veränderung 1) gegenüber Sep 2021 Vormonat Vorjahresmonat seit Jahresbeginn Gemeldete Arbeitsstellen Vorjahreszeitraum absolut in % absolut in % absolut in % 1 2 3 4 5 6 7 8 Zugang 583 39 7,2 141 31,9 4.535 740 19,5 dar. sofort zu besetzen 391 85 27,8 149 61,6 2.235 205 10,1 sozialversicherungspflichtig 580 39 7,2 153 35,8 4.518 871 23,9 dar. sofort zu besetzen 388 83 27,2 155 66,5 2.227 304 15,8 Bestand 2.650 66 2,6 431 19,4 2.296 -19 -0,8 dar. sofort zu besetzen 2.530 112 4,6 449 21,6 2.124 -62 -2,8 sozialversicherungspflichtig 2.641 66 2,6 471 21,7 2.285 26 1,1 dar. sofort zu besetzen 2.521 112 4,6 486 23,9 2.114 -19 -0,9 Abgang 518 69 15,4 67 14,9 4.035 -165 -3,9 dar. sozialversicherungspflichtige Stellen 515 68 15,2 92 21,7 3.996 -28 -0,7 Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit September 2021
15 Betrachtet man die aktuell gemeldeten Arbeitsstellen in der Hansestadt Lübeck nach den Be- rufsbereichen, so ist hier beim Gesamtanstieg von 431 Arbeitsstellen (19,4%) gegenüber dem Vorjahr der Berufsbereich kaufmännische Dienstleistungen, Handel, Vertrieb und Tourismus mit einem Anstieg um 158 Arbeitsstellen (59,0%) am stärksten absolut betroffen. Dieser Be- reich macht 16,1% des Gesamtstellenbestandes aus. Der größte Berufsbereich mit 26,6% aller gemeldeten Stellen ist Rohstoffgewinnung, Produk- tion und Fertigung, welcher einen Anstieg zum Vorjahr um 16,1% zu verzeichnen hat. Bestand an gemeldeten Arbeitsstellen Anteil an Veränderung gegenüber Sep 21 nach Berufsbereichen insgesamt Vormonat Vorjahresmonat Hansestadt Lübeck Anzahl in % absolut in % absolut in % 1 2 3 4 5 6 Gemeldete Arbeitsstellen 2.650 100 66 2,6 431 19,4 dar. Land-, Forst-, Tierwirtschaft, Gartenbau 27 1,0 1 3,8 9 50,0 Rohstoffgewinnung, Produktion, Fertigung 706 26,6 5 0,7 98 16,1 Bau,Architektur,Vermessung,Gebäudetechn. 222 8,4 20 9,9 -1 -0,4 Naturwissenschaft, Geografie, Informatik 78 2,9 4 5,4 31 66,0 Verkehr, Logistik, Schutz und Sicherheit 474 17,9 13 2,8 105 28,5 Kaufm.Dienstl.,Handel,Vertrieb,Tourismus 426 16,1 38 9,8 158 59,0 Unternehmensorga,Buchhalt,Recht,Verwalt. 214 8,1 -3 -1,4 52 32,1 Gesundheit, Soziales, Lehre u. Erziehung 389 14,7 -23 -5,6 -84 -17,8 Geisteswissenschaften, Kultur,Gestaltung 114 4,3 11 10,7 63 123,5 Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit September 2021 2.1.3. Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten Da die Statistik über die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung aufgrund des Meldever- fahrens nur mit einer zeitlichen Verzögerung von 6 Monaten verfügbar ist, bildet die nachfol- gende Grafik die aktuellsten zur Verfügung stehenden Daten ab. Trotz der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie ist die Anzahl der sozialversiche- rungspflichtig Beschäftigten mit Arbeitsort in der Hansestadt Lübeck bis September 2020 un- vermindert angestiegen und erreichte den Höchststand mit 102.323 Beschäftigten. Im März 2021 waren die Auswirkungen dann auch an den Zahlen erkennbar, die dann erstmals unter dem Vorjahreswert lagen. SOZIALVERSICHERUNGSPFLICHTIG BESCHÄFTIGTE IN DER HANSESTADT LÜBECK (ARBEITSORT) 102.323 101.980 101.628 101.499 101.048 100.890 100.231 99.715 99.448 99.189 99.053 97.350 96.920 96.704 96.292 95.055 94.236 Mrz 17 Jun 17 Sep 17 Dez 17 Mrz 18 Jun 18 Sep 18 Dez 18 Mrz 19 Jun 19 Sep 19 Dez 19 Mrz 20 Jun 20 Sep 20 Dez 20 Mrz 21 Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit September 2021
16 2.1.4. Entwicklungschancen nach Branchen Für den Arbeitsmarktmonitor wird regelmäßig eine Brancheneinschätzung vorgenommen um die Chancen und Risiken in den Branchen zu identifizieren. Die aktuelle Brancheneinschät- zung ist vom Herbst 2020 und hat die Entwicklungschancen bis Ende 2021 betrachtet und eingeschätzt. Zum damaligen Zeitpunkt war die Dauer der Einschränkungen der Corona-Pan- demie noch nicht absehbar, so dass diese Einschätzung mittlerweile nicht mehr geeignet ist, als Grundlage für die Einschätzung der Entwicklungschancen für 2022 zu dienen. Die nächste regionale Brancheneinschätzung erfolgt im Frühjahr 2022. 2.1.5. Ausblick auf die Entwicklung des Arbeitsmarkts 2022 Im Zuge des konjunkturellen Aufschwungs rechnet der gemeinsame Arbeitgeberservice (gAGS) der Agentur für Arbeit und des Jobcenter Lübeck für das Jahr 2022 auch mit einer deutlichen Erholung des regionalen Arbeitsmarktes. Der Stellenbestand ist im Vergleich zum Vorjahr bereits gestiegen. So wird davon ausgegangen, dass die Beschäftigung in 2022 stei- gen wird und die Arbeitslosigkeit weiter sinkt. Laut IAB Bericht (IAB-Kurzbericht 21/2021) keh- ren rund 40 Prozent der Agenturbezirke mit Blick auf die Jahresdurchschnittswerte sowohl bei der Beschäftigung als auch bei der Arbeitslosigkeit wieder auf das Vorkrisenniveau zurück. Aktuell liegt der Bestand an Arbeitsstellen mit knapp 4900 Stellen deutlich über dem Vorjahr (+29,7%). Insbesondere das Gesundheitswesen, das Baugewerbe, der Handel, Hotel und Gastronomie sowie das verarbeitende Gewerbe sind hier die Treiber. Mit einer Trendfortset- zung ist zu rechnen. Die Ausbildungsstellen liegen im Ausbildungsjahr 2020/2021 mit knapp 1900 Stellen leicht über dem Vorjahr (+1,4%). Auch hier ist mit einer Trendfortsetzung zu rechnen. Der Arbeitsmarkt steht ganz im Zeichen einer wirtschaftlichen Erholung und bietet in einigen Bereichen gute Chancen. Im Transport- u. Logistikbereich werden händeringend insbesondere Kraft- u. Auslieferungs- fahrer mit Führerschein Kl. B und C/CE gesucht. Schon vor der Corona-Pandemie gab es im Gesundheitsbereich einen Fachkräftemangel, wel- cher sich in der Pandemie noch verschärft hat. Dadurch haben hier auch Quereinsteigende gute Beschäftigungsmöglichkeiten. Im Hotel- u. Gaststättenbereich gibt es sowohl im Arbeits- als auch Ausbildungsbereich gute Möglichkeiten, auch für Quereinsteigende. Gerade hat ein neues Hotel in Lübeck mit 100 Bet- ten eröffnet. Die großen Betriebe in der Ernährungsindustrie (wie z.B. Brüggen, Schwartauer Werke, Nie- deregger) suchen alle Produktions- u. Lagerhelfer. Die Arbeitnehmerüberlassung wird immer intensiver von den Firmen verschiedenster Bran- chen in Anspruch genommen. Hieraus ergeben sich Beschäftigungsmöglichkeiten für nied- rigschwellige Tätigkeiten (z.Bsp. Quereinsteigende), aber auch im Bereich der Fachkräfteein- werbung können sich in diesem Bereich neue Einstiegsmöglichkeiten ergeben. Hierbei ist auf- fällig, dass es vermehrt zu Übernahmen der Einsatzfirmen kommt. Die branchenübergreifende, fortschreitende Digitalisierung von Arbeitsprozessen geht mit fle- xibilisierten und ortsunabhängigen (Home-Office) Arbeitszeitmodellen einher, welche neue Beschäftigungschancen für Berufsrückkehrer: innen und TZ-Beschäftigte bieten. Der gAGS wird dies in zukünftig in den Beratungsfokus nehmen. Gleichzeitig erfordert die branchenübergreifende, fortschreitende Digitalisierung von Arbeits- prozessen eine Kompetenzanpassung des Personals. Um diese Entwicklung bestmöglich zu unterstützen (Verringerung von Risiko), stellt der gAGS das Jahr 2022 ganz in den Fokus des
17 Qualifizierungschancengesetzes (QCG)/Arbeit-von-morgen-Gesetz. Die Förderung der Perso- nalqualifizierung wird proaktiv beworben. Das QCG/Arbeit-von-morgen-Gesetz stellt ebenso eine Chance im Bereich der Fachkräf- teengpässe dar (s.u. Risiken). Z.B. im Pflegebereich ist die Nachfrage an einer geförderten Pflegeausbildung deutlich gestiegen. Aktuell liegt der Anteil an geförderten und abschlussori- entierten Maßnahmen bei 30% über dem Vorjahr. In diesem Jahr wurde erstmalig in Koope- ration mit der IHK Lübeck eine Teilqualifizierung zum Fachlageristen angeboten, die in 5 Mo- dulen zum Berufsabschluss führt. Im nächsten Jahr ist dies auch für den Beruf des Maschinen- u. Anlagenbedieners in Planung. Allerdings bestehen nach Einschätzung des gAGS auch weiterhin nicht unerhebliche Risiken für den Arbeitsmarkt. So drohen sowohl Personal- als auch Materialengpässe die positive wirt- schaftliche Entwicklung zu hemmen. Zudem stellt die pandemische Lage einen unberechen- baren Faktor dar. Es besteht weiterhin große Ungewissheit bei Arbeitgebern aufgrund der aktuellen Lage (stei- gendes Infektionsgeschehen seit Ende Oktober; Delta-Variante; evtl. 3. Impfung etc.). Im Non-Foot-Bereich ist ein hoher Leerstand in der Lübecker Innenstadt zu verzeichnen. Der Online-Handel hat sich mit der Corona-Pandemie noch verstärkt, deshalb musste sich das Personal umorientieren. Der Chip-Mangel, u.a. auch hervorgerufen durch die stark gestiegene Mobilarbeit, macht sich in vielen Bereichen bemerkbar (u.a. Automobilindustrie und Unterhaltungselektronik, E-Bike- Handel). Die Transportsysteme sind überlastet, was u.a. zu Containerstau in den großen Häfen führt. Dies führt in vielen Bereichen zu Lieferengpässen und Kurzarbeit. In vielen Bereichen zeichnet sich ein gestiegener Facharbeitermangel ab, u.a. Hotel- u. Gast- stättenbereich, wo viele Arbeitskräfte aufgrund des langen Kurzarbeitergeld-Bezuges in an- dere Bereiche abgewandert sind und auch in der Logistik- u. Speditionsbranche. Hier fehlen insbesondere Kraft- u. Auslieferungsfahrer. Im Baugewerbe haben sich durch die weltweit gestiegene Nachfrage nach vielen Baustoffen (wie z.B. Holz, Dämmwolle, Gipskarton) eine Verzögerung und auch deutliche Verteuerung der Waren eingestellt. Die Arbeitnehmerüberlassungsbranche verzeichnet einen Einbruch der sozialversicherungs- pflichtigen Beschäftigungen, da u.a. das eingesetzte Personal von den Auftraggebern über- nommen wird. Hier birgt sich das Risiko, dass die Firmen aus der ANÜ vermehrt auf Direkt- vermittlungen übergehen. Die aktuelle Verteuerung der Rohstoff- u. Energiepreise wird sich zum Teil negativ auf den Arbeitsmarkt auswirken. Im Ausbildungsbereich steigt die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen. In vielen Bereichen gibt es weiterhin kaum ausgebildete Fachkräfte (z.B. Elektrohandwerk, Anlagenmechaniker Klima/Heizung/Sanitär, Tiefbau, Altenpflege). Die Ausbildungsprämie führt bisher nicht dazu, dass mehr ausgebildet wird. Der Fachkräftemangel wird sich auch negativ auf die Ausbildung aus. In vielen Bereichen feh- len zum Teil Ausbilder. Das aktuelle Werbeanschreiben im Ausbildungsbereich vom Septem- ber zeigt, dass viele Betriebe nicht mehr ausbilden wollen bzw. können. 2.2. Kundenpotential Zur Kundenpotentialanalyse wurde der Bestand und die Entwicklung der Bedarfsgemeinschaf- ten, die Struktur der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten und insbesondere der Anteil der arbeitslosen erwerbsfähigen Leistungsberechtigten betrachtet.
18 Die Bekämpfung von Langzeitarbeitslosigkeit und –Bezug stellt auch im Jahre 2022 einen ge- schäftspolitischen Schwerpunkt dar, deshalb wird der Analyse der Struktur dieses Personen- kreises ein eigener Abschnitt gewidmet. Bei den Indikatoren zur Entwicklung der sozialen Strukturen ist in 2020 ein leichter Anstieg der Betreuungsquote der Vorschulkinder gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen, welches unver- ändert leicht über dem Bundeswert liegt. Weiterhin deutlich über dem Bundesdurchschnitt liegt die SGB II Quote insgesamt und auch die SGB II Quote der unter 15- jährigen, auch wenn ein leichter Rückgang gegenüber 2019 zu verzeichnen ist. Hansestadt Hansestadt Bund Bund soziale Struktur/Lage Lübeck 2019 Lübeck 2020 2019 2020 Betreuungsquote der Vorschulkinder 63,6% 63,9% 63,0% 63,7% SGB II-Quote (insgesamt) 14,8% 14,5% 8,4% 8,3% SGB II-Quote der unter 15-jährigen 24,4% 23,2% 13,6% 13,1% Quelle: BA-Statistik "Arbeitsmarktmonitor" - 2021 Bei den Indikatoren zur Bildungslage ist lediglich der Wert zu den Beschäftigten mit komplexer Tätigkeit auswertbar, da alle weiteren Indikatoren nur einmal jährlich aktualisiert werden. Der Anteil der Beschäftigten mit komplexen Tätigkeiten in der Hansestadt Lübeck liegt weiterhin unter dem Anteil im Bund, hat sich jedoch etwas stärker als im Bund erhöht. Hansestadt Hansestadt Bund Bund Bildungslage Lübeck 2019 Lübeck 2020 2019 2020 Beschäftigte mit komplexer Tätigkeit 25,0% 25,6% 26,1% 26,6% Quelle: BA-Statistik "Arbeitsmarktmonitor" - 2021 2.2.1. Entwicklung und Personen der Bedarfsgemeinschaften Die Daten zu den Bedarfsgemeinschaften und deren Personen stammen aus der Grundsiche- rungsstatistik. Diese Daten unterliegen einer Wartezeit von 3 Monaten, so dass die aktuellsten Daten für den Monat Juni 2021 vorliegen. Bei den Werten ab Juli 2021 handelt es sich um vorläufige, hochgerechnete Werte. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie führten dazu, dass sich der Bestand der Bedarfsge- meinschaften im Januar 2021 auf dem Niveau des Vorjahres befand. Ab April war entgegen dem Vorjahrestrend eine kontinuierliche Reduzierung der Bedarfsgemeinschaften zu verzeich- nen. Diese Entwicklung setzt sich auch in den vorläufigen Werten seit Juli 2021 fort. Im September 2021 sind danach voraussichtlich noch 12.301 Bedarfsgemeinschaften in der Betreuung und damit 644 (-5,0%) weniger als im September 2020 und sogar 734 bzw. 5,6% weniger als im September 2019.
19 ENTWICKLUNG DER BEDARFSGEMEINSCHAFTEN IM JOBCENTER LÜBECK D AT E N AB J U L I 2 0 2 1 V O R L Ä U F I G 14.000 13.800 13.600 13.400 13.200 13.000 12.800 12.600 12.400 12.200 12.000 Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez 2019 13.720 13.759 13.700 13.607 13.537 13.443 13.321 13.176 13.035 12.957 12.905 12.862 2020 12.858 12.829 12.999 13.393 13.538 13.532 13.386 13.186 12.945 12.733 12.773 12.869 2021 12.990 13.131 13.192 13.109 12.986 12.798 12.568 12.416 12.301 Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit September 2021 Nach den vorläufigen Daten für September 2021 hat sich der Bestand an Bedarfsgemeinschaf- ten im Laufe des Jahres 2021 bisher um 689 bzw. 5,3% reduziert. Im Juni 2021 (feste Daten nach 3 Monaten Wartezeit) lebten in den 12.798 betreuten Bedarfs- gemeinschaften insgesamt 24.306 Personen. Damit ist der Bestand der Bedarfsgemeinschaf- ten gegenüber dem Vorjahr um 734 (-5,4%) gesunken. Die Anzahl der in den Bedarfsgemein- schaften betreuten Kund: innen ist gegenüber Juni 2020 um 1.504 (-5,8%) gesunken. erwerbsfähige Leistungsberechtigte Regelleistungsberechtigte 16.893 (17.946) 23.109 (24.725) nicht erwerbsfähige Bedarfsgemeinschaften 12.798 (Vorjahr 13.532) Leistungsberechtigte 23.581 (25.121) Leistungsberechtigte sonstige Leistungsberechtigte 6.216 (6.779) mit insgesamt 24.306 472 (396) Personen (25.813) vom Leistungsanspruch ausgeschlossene Nicht Personen 522 (492) Leistungsberechtigte 725 (692) Kinder ohne Leistungsanspruch 203 (200) Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit September 2021 (Datenstand Juni 2021 mit 3 Monaten Wartezeit) Die Personen in Bedarfsgemeinschaften schlüsseln sich in 23.581 Leistungsberechtigte und 725 nicht Leistungsberechtigte auf. Bei den Leistungsberechtigten entspricht dies einem Rückgang um 1.540 (-6,1%). Von den Leistungsberechtigten waren insgesamt 23.109 Regelleistungsberechtigte. Hierunter befan- den sich dann 16.893 erwerbsfähige Leistungsberechtigte und 6.216 nicht erwerbsfähige Leis- tungsberechtigte.
20 Wobei der Rückgang bei den nicht erwerbsfähigen Leistungsberechtigten mit -8,3% gegen- über den erwerbsfähigen Leistungsberechtigten mit -5,9% etwas stärker ausfiel. Es bleibt bei einem über die letzten Jahre konstanten Anteil von 72% erwerbsfähiger Leistungsberechtigter an allen Leistungsberechtigten und 70 % an den in Bedarfsgemeinschaft lebenden Personen. Bei den Leistungsberechtigten gab es zwar einen Rückgang, dafür stieg jedoch, wie schon im Vorjahr, die Anzahl der sonstigen Leistungsberechtigten um 76 Personen (19,2%) an. Die sonstige Leistungsberechtigten sind dadurch gekennzeichnet, dass sie eben keinen Anspruch auf Gesamtregelleistung haben, sondern lediglich einmalige Leistungen bzw. Leistungen in besonderen Lebenssituationen (Leistungen für Auszubildende, Sozialversicherungsleistungen zur Vermeidung von Hilfebedürftigkeit) beanspruchen. In der Gruppe der nicht Leistungsberechtigten ist dagegen ein Anstieg um 33 Personen (4,8%) auf 725 zu verzeichnen. Sie beziehen individuell keine Leistungen, werden aber als Personen einer Bedarfsgemeinschaft berücksichtigt. Dabei handelt es sich einerseits um Personen, die vom Leistungsanspruch ausgeschlossen (+30 Personen, +6,1%) sind z. B. Leistungsberech- tigte nach dem Asylbewerberleistungsgesetz oder Bezieher von Altersrente. Andererseits han- delt es sich um minderjährige Kinder ohne Leistungsanspruch (+3 Personen bzw. 1,5%), die in der Bedarfsgemeinschaft der Eltern leben und deren eigenes Einkommen ihren Bedarf über- steigt. 2.2.2. Entwicklung und Struktur der Langzeitleistungsbeziehenden (LZB) Zu den Langzeitleistungsbeziehenden werden alle Personen gezählt, die in den letzten 24 Monaten insgesamt 21 Monate Leistungen nach dem SGB II bezogen haben. Deshalb ist die Entwicklung der Langzeitleistungsbezieher zunächst nicht unmittelbar mit der Veränderung der Anzahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten verbunden. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie werden sich im Bestand der Langzeitleistungsbezie- henden voraussichtlich erst im Laufe des Jahres 2022 bemerkbar machen. Dann werden die Kund: innen die durch die Pandemie in den Leistungsbezug gekommen sind zu Langzeitleis- tungsbeziehenden, wenn es nicht gelingt diesen Übergang zu verhindern. Dies soll idealer- weise durch existenzsichernde und nachhaltige Integration verhindert werden und bildet auch 2022 ein wesentlicher Handlungsschwerpunkt. In der folgenden Grafik ist die Entwicklung der Langzeitleistungsbeziehenden als Jahresdurch- schnittswert seit 2009 dargestellt. Darin zeigt sich im Jobcenter Lübeck seit 2009 sowohl eine kontinuierliche Abnahme der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten, als auch der Langzeit- leistungsbeziehenden. Waren 2009 im Jahresdurchschnittswert (JDW) noch 15.638 Personen Langzeitleistungsbe- ziehenden, hat sich diese Zahl bis 2021 um 3.584 Personen oder 22.9% auf aktuell 12.055 reduziert. Die Reduzierung bei den erwerbsfähigen Leistungsberechtigten, die sich seit 2009 um 4.931 oder 22,3% auf aktuell 17.170 verringert hat, liegt auf vergleichbarem Niveau. Der Prozentuale Anteil der Langzeitleistungsbeziehenden an allen erwerbsfähigen Leistungsbe- rechtigten liegt in 2021 bei 70%.
21 22.100 21.836 21.115 20.650 20.457 20.226 20.335 20.114 20.066 18.818 17.697 17.307 17.170 15.638 15.525 15.372 14.916 14.637 14.339 14.235 13.933 13.616 13.242 13.052 12.417 12.055 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 JDW LZB JDW eLB Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit September 2021 Im Juni 2021 waren insgesamt 12.014 Personen im Langzeitleistungsbezug. Hiervon waren 49% Männer und 51% Frauen. Gegenüber dem Vorjahr ist dies ein Rückgang um 546 bzw. 4,3% und um 0,1% gegenüber dem Vormonat. Dabei ist die Anzahl der weiblichen Langzeit- leistungsbeziehenden etwas stärker (-4,8%) gesunken, als die Anzahl der männlichen (-3,9%). Die Anzahl der ausländischen Langzeitleistungsbeziehenden ist um 2,3% gegenüber dem Vor- jahr gesunken. Da dieser Rückgang jedoch schwächer ausgefallen ist, als der Rückgang an Langzeitleistungsbeziehenden insgesamt (-4,3%), ist der Ausländeranteil der Langzeitleis- tungsbeziehenden gegenüber dem Vorjahr von 28,9% auf aktuell 29,8% angestiegen. Veränderung in % zum Jun 21 Langzeitleistungsbeziehende Mai 21 Jun 20 12.014 0,1 - 4,3 davon nach Geschlecht - - - männlich 5.885 - 0,1 - 3,9 weiblich 6.129 0,2 - 4,8 darunter - - - Ausländer 3.584 0,1 - 2,3 Arbeitslose 4.833 - 4,7 - 4,1 nichtarbeitslose Arbeitsuchende 4.113 6,4 - 3,3 Erwerbstätige Leistungsbeziehende 3.074 1,7 - 5,4 Alleinerziehende 1.660 - 0,1 - 4,7 Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit September 2021 (Datenstand Juni 2021 mit 3 Monaten Wartezeit) Die Anzahl der alleinerziehenden Langzeitleistungsbeziehenden konnte gegenüber dem Vor- jahr um 4,7% gesenkt werden. Im Juni 2021 waren 4.833 Personen oder 40% der Langzeitleistungsbeziehenden arbeitslos gemeldet und damit 4,7% weniger als im Vorjahresmonat. Die Anzahl der nichtarbeitslosen Arbeitssuchenden hat gegenüber dem Vorjahr um 3,3% abgenommen. 3.074 Personen oder 25,6% der Langzeitleistungsbeziehenden waren erwerbstätig und damit 5,4% weniger als im Vorjahresmonat. Die Zahl der Integration von Langzeitleistungsbeziehen- den lag im Juni 2021 mit 188 Integrationen um 41,4% über dem Wert von Juni 2020.
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