Fügetechnologie Kleben für den Fahrzeugleichtbau - Dr. Peter Born Gastvorlesung Uni Karlsruhe / KIT, 9. November 2018 - KIT-FAST
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Fügetechnologie Kleben für den Fahrzeugleichtbau Dr. Peter Born Gastvorlesung Uni Karlsruhe / KIT, 9. November 2018
Wer wir sind Henkel auf einen Blick 2017 Mehr als 53.000 Mitarbeiter 40 % unseres Umsatzes weltweit erzielen wir in Wachstumsmärkten Mehr als 20 Mrd € Umsatz, Mehr als 2.100 +3,1 % organisches gesellschaftliche Projekte Umsatzwachstum unterstützt 3,461 Mrd € bereinigtes1 Mehr als 141 Jahre Erfolg betriebliches Ergebnis (EBIT) 1 Bereinigt um einmalige Aufwendungen und Erträge sowie Restrukturierungsaufwendungen. Fügetechnologie Kleben für den Fahrzeugleichtbau 9. November 2018 2
Wer wir sind Global führende Positionen im Konsumenten- und Industriegeschäft Adhesive Technologies Beauty Care Laundry & Home Care Fügetechnologie Kleben für den Fahrzeugleichtbau 9. November 2018 3
Adhesive Technologies Fünf Geschäftseinheiten Packaging Transport General Electronics Consumer, and & Metal Industry Craftsmen Consumer and Building Goods AI AT AG AE AC Fügetechnologie Kleben für den Fahrzeugleichtbau 9. November 2018 4
Agenda 1. Grundlagen Fügetechnologie Kleben 2. Kleben im Automobilbau 3. Anwendungsbeispiele Fügetechnologie Kleben für den Fahrzeugleichtbau 9. November 2018 5
Grundlagen Fügetechnologie Kleben Klebstoffe in der Natur Es gibt viele Beispiele in der Natur für die erfolgreiche Nutzung von Klebstoff-Mechanismen Oft dienen diese als Vorlage und inspirieren die Weiterentwicklung Sonnentau PSA* industriell eingesetzter Spinnennetz PSA* synthetischer Klebstoffe So scheiden Muscheln zum Beispiel Klebstoffe aus, die sogar unter Wasser aushärten ! *PSA = pressure sensitive adhesives Gecko Adhäsionskräfte Muscheln vernetzende Klebstoffe Fügetechnologie Kleben für den Fahrzeugleichtbau 9. November 2018 6
Grundlagen Fügetechnologie Kleben Klebstoffe im Zeitraffer der Geschichte Kleben ist eine “uralte” Fügetechnologie… • …in der Steinzeit wurden Pfeilspitzen und Klingen mit Bitumen auf hölzerne Schafte geklebt • …im alten Ägypten wurden Möbel mit Klebstoffen die aus Tierhäuten gewonnen wurden bereits 1500 v.C. geklebt • Kontinuierlich wurden neue Materialien und Rohstoffe gefunden und getestet: Harze aus Bäumen sowie tierische Produkte wie Bienenwachs, Kasein und Gelatine • 1690 wurde in Holland die erste kommerzielle Klebstoff- Fabrik in Betrieb genommen Kleben im alten Ägypten: • 1754 wurde das erste Klebstoff-Patent (für Fischleim) erteilt Zeichnung aus einer Grabkammer • Ab Mitte des 19. Jh.: synthetische Polymere als Klebstoffe Fügetechnologie Kleben für den Fahrzeugleichtbau 9. November 2018 7
Grundlagen Fügetechnologie Kleben Welche Vorteile bietet das Kleben ? • keine Beschädigung der Substrate (z.B. durch Löcher wie beim Schrauben, Nieten,…) • gleichförmiges Stress-Profil über die gesamte Verbindung • Kleben ermöglicht die Verbindung unterschiedlicher Substrate • ausgezeichnete Fatigue Resistance • optimale Nutzung der Fügeteileigenschaften durch kraft- und stoffschlüssige Verbindung Kleben: fester Bestandteil im Baukasten etablierter Fügeverfahren für den Fahrzeugleichtbau Fügetechnologie Kleben für den Fahrzeugleichtbau 9. November 2018 8
Grundlagen Fügetechnologie Kleben Definitionen • Definition Kleben: Verbinden von Fügeteilen unter Verwendung eines Klebstoffs • Definition Klebstoff: [nach ÖNORM und DIN EN 923]: Ein Klebstoff ist ein nichtmetallischer Werkstoff, der Fügeteile durch Flächenhaftung (Adhäsion) und innere Festigkeit (Kohäsion) verbinden kann Fügeteil 1 Kohäsion Adhäsion Klebstoff Kohäsion Adhäsion Fügeteil 2 Kohäsion Klebeverbindung benötigt: Benetzung, Adhäsion/Kohäsion und Abbinden des Klebstoffs Fügetechnologie Kleben für den Fahrzeugleichtbau 9. November 2018 9
Grundlagen Fügetechnologie Kleben Benetzung und Oberflächenspannung • Voraussetzung für das Ausbilden von Klebekräften: • Der Abstand d zwischen einem Klebstoff und dem zu klebenden Substrat muss sehr klein sein ( < 1 nm), d.h. der Klebstoff muss die Fügeteiloberfläche benetzen ! • Definition Benetzung ist die Fähigkeit einer Flüssigkeit, eine stoffschlüssige Schicht mit einem Festkörper auszubilden Fügetechnologie Kleben für den Fahrzeugleichtbau 9. November 2018 10
Grundlagen Fügetechnologie Kleben Benetzung und Oberflächenspannung Benetzungsverhalten der Klebstoffe wird bestimmt durch: Oberfächenspannungen des (festen) Fügeteils und des (flüssigen) Klebstoffs Gute Benetzung Oberflächenspannungsolid > Oberflächenspannungliquid Kontaktwinkel < 30° Schlechte, unzureichende Benetzung Oberflächenspannungsolid < Oberflächenspannungliquid Kontaktwinkel 30° Fügetechnologie Kleben für den Fahrzeugleichtbau 9. November 2018 11
Grundlagen Fügetechnologie Kleben Benetzung und Oberflächenspannung Material Oberflächenspannung 20 °C (mJ/m2 = mN/m) schlechte Benetzbarkeit PTFE 18.5 Silikone 20 - 22 Klebstoffe: ca. 35 – 50 mN/m PE, PP ca. 30 Epoxide ca. 50 H2 O 72.8 Pyrex Glas ca. 170 Hg (Quecksilber) 476 gute Benetzbarkeit Aluminium 1200 Eisen 2550 Fügetechnologie Kleben für den Fahrzeugleichtbau 9. November 2018 12
Grundlagen Fügetechnologie Kleben Vorbehandlung zur Erhöhung der Oberflächenspannung Wirkmechanismus → besser benetzbare Oberfläche durch Einbau von polaren Fremdatomen, wie Sauerstoff oder Fluor Beispiel: Oberflächenvorbehandlung von Kunststoffen PET Oberfläche vor / nach AD Plasma mechanisch chemisch physikalisch ❖Schleifen ❖Fluorieren ❖Beflammung ❖Strahlen ❖Beizen ❖Plasma ❖Korona Ergebnis: höhere Oberflächenspannung und verbesserte Topografie der Oberflächen Fügetechnologie Kleben für den Fahrzeugleichtbau 9. November 2018 13
Grundlagen Fügetechnologie Kleben Viskosität • Die Viskosität ist ein Maß für die Viscosität [mPas] “Dicke” einer Flüssigkeit Petroleum 0.65 • je höher der Zahlenwert, desto Wasser 1 viskoser ist die Flüssigkeit Blut (37°C) 4-25 • Absenken der Viskosität kann das Kaffee Sahne 10 Benetzungsverhalten verbessern Olivenöl 100 • Im Normalfall führen höhere Honig 10,000 Temperaturen zu niedrigerer Glas 1023 Viskosität Superglue (unausgehärtet) 20-50 • Viskosität von Klebstoffen ist 2-K Epoxide (unausgehärtet) 50,000-1,500,000 häufig scherempfindlich, d.h. sie kann durch Pumpvorgänge beeinflusst werden Fügetechnologie Kleben für den Fahrzeugleichtbau 9. November 2018 14
Grundlagen Fügetechnologie Kleben Adhäsion und Kohäsion Kohäsion: innere Festigkeit des Klebstoffs, hervorgerufen Fügeteil 1 durch verschiedene Interaktionskräfte zwischen den Klebstoffmolekülen Adhäsion: Haftung eines Materials zu einem anderen, hier eines Klebstoffs zu einem Fügeteil, ebenfalls Fügeteil 2 hervorgerufen durch unterschiedliche Interaktionskräfte Klebstoff Molekül Adhäsionskraft Kohäsionskraft • Interaktionskräfte • chemische (kovalente) Bindungen: → Kohäsion • physikalische Wechselwirkungen (van der Waals, Dipole, OH Bücken) → Adhäsion • mikro-mechanische Verzahnung → Adhäsion Optimale Ausnutzung der Adhäsions- und Kohäsionskräfte führt zu stabiler Klebung Fügetechnologie Kleben für den Fahrzeugleichtbau 9. November 2018 15
Grundlagen Fügetechnologie Kleben Adhäsionskräfte Wechselwirkungen an der Kontaktfläche ➢ Kovalente Bindungen ➢ Wasserstoff-Bücken Bindungen ➢ van der Waals Bindungen (Dipol- oder induzierte Dipol-Kräfte) Fügetechnologie Kleben für den Fahrzeugleichtbau 9. November 2018 16
Grundlagen Fügetechnologie Kleben Einteilung der Klebstoffe nach Härtungsmechanismus Klebstoffe können auf unterschiedlichen Wegen abbinden, d.h. aus der flüssigen in eine feste Phase überführt werden. Ohne näher auf die eingesetzten Polymere einzugehen, lassen sich Klebstoffe daher nach ihrem Abbindeverhalten unterteilen: Organische Klebstoffe physikalisch abbindend chemisch vernetzend kein Härter mit Härter Finale Klebstoff Polymere werden erst nach Finale Klebstoff-Polymere liegen bereits dem Auftrag auf das Fügeteil durch chemische vor dem Auftrag auf das Fügeteil vor Reaktion gebildet Fügetechnologie Kleben für den Fahrzeugleichtbau 9. November 2018 17
Grundlagen Fügetechnologie Kleben Einteilung der Klebstoffe nach Härtungsmechanismus Organische Physikalisch abbindend Klebstoffe kein Härter Chemisch aushärtend Polyaddition mit Härter Epoxidharze Plastisole Polyurethane Dispersionsklebstoffe Heißhärtende Kautschuke lmh Klebstoffe Polymerisation Polykondensation Sekundenkleber (Cyanacrylate) Silikone Methylmethacrylate (MMA) Silanmodifizierte Polymere Anaerobische härtende Klebstoffe Phenolformaldehyd Harze Strahlenhärtende Klebstoffe Fügetechnologie Kleben für den Fahrzeugleichtbau 9. November 2018 18
Grundlagen Fügetechnologie Kleben Festigkeit und Elastizität unterschiedlicher Polymere Hochfestes Festigkeit Strukturkleben [N/mm2] Epoxide Strukturkleben CA Elastisches Hochfeste Kleben Kautschuke Dichtkleben 2 K PU Acrylate → Abdichten Hotmelts 1 K PU PU, SMP Butadien Lmh Silicone PU, SMP Kautschuke Klebstoffe Butyl Kautschuke Bruchdehnung [%] Fügetechnologie Kleben für den Fahrzeugleichtbau 9. November 2018 19
Grundlagen Fügetechnologie Kleben Alterung von Klebeverbindungen Neben statischer und dynamischer mechanischer Belastung wird Alterung beeinflusst durch: - physikalische Effekte (Temperatur, Strahlung) - chemische Effekte (Medien) - biologische Effekte (Verkeimung) - Migration von Inhaltsstoffen Zugscherfestigkeit Adhäsionskräfte Beispiel: 1000 Std Wasserlagerung Kohäsionskräfte cf Kohäsionsbruch af Adhäsionsbruch Fügetechnologie Kleben für den Fahrzeugleichtbau 9. November 2018 20
Grundlagen Fügetechnologie Kleben Design mit Klebstoffen ▪ Einflussfaktoren u.a. ▪ Klebstoffauswahl (basierend auf den mechanischen Eigenschaften der Fügeteile) ▪ Substrate (Fügeteile) ▪ Geometrie des Fügespaltes ▪ erwartete Lastfälle ▪ Gebrauchsbedingungen (inkl. z.B. Temperaturen, Klimabedingungen) ▪ Kontrollierte Material Belastung u.a. ▪ Reduktion von Spannungsspitzen ▪ Gleichmäßige Spannungsverteilung ▪ Minimierung von Peel und Cleavage Lastfällen ▪ Scher- und Compression Lastfälle empfehlenswert ▪ Optimale Größe der Klebefläche ▪ Design für den Zusammenbau u.a. ▪ Product Applikation ▪ Fügeprozess ▪ Härtungsfenster für den Klebstoff Fügetechnologie Kleben für den Fahrzeugleichtbau 9. November 2018 21
Grundlagen Fügetechnologie Kleben Design mit Klebstoffen: typische Lastfälle tensile shear compression peel cleavage Fügetechnologie Kleben für den Fahrzeugleichtbau 9. November 2018 22
Grundlagen Fügetechnologie Kleben Design mit Klebstoffen: E-Modul Aufbringen einer Kopfzugbelastung: F Normalspannung = A l lo Gleitung (Längenausdehung) = A l0 Proportionalität Proportionalitätsfaktor: Dl E-Modul (Young’s modulus) F Fügetechnologie Kleben für den Fahrzeugleichtbau 9. November 2018 23
Grundlagen Fügetechnologie Kleben E-Modul aus Spannungs-Gleitungs-Diagramm • Annahme E-Modul E = Ds / De • ideal linear-elastisches Verhalten F/A (es gilt das Hooke’sche Gesetz) hochfestes • Zuglastfall Material E1 > E2 elastisches = E Material Ds1 Ds2 • Anwendbarkeit De2 • geringe Deformation De1 • isotrope Materialien Gleitung e= Dl/l Einheiten: = = MPa ; E = = MPa ; = 1 N N mm² mm² Fügetechnologie Kleben für den Fahrzeugleichtbau 9. November 2018 24
Grundlagen Fügetechnologie Kleben E-Module ausgewählter Stoffe Material E-Modul Stahl 215000 MPa Aluminium und Aluminium Legierungen 72000 MPa Epoxide 1500 – 6700 MPa Epoxide – glass fibre reinforced 22000 – 35000 MPa Sekundenkleber 500 – 700 MPa Polyurethane 150 – 400 MPa Silicone 0,3 – 7 MPa Strahlenhärtende Klebstoffe 200 – 1600 MPa Fügetechnologie Kleben für den Fahrzeugleichtbau 9. November 2018 25
Grundlagen Fügetechnologie Kleben Design mit Klebstoffen: Schubmodul Beispiel: Rechteckiger Körper unter Scherbelastung a F F Scherspannung t = A a Schergleitung tan g = b b g A t ist proportional zu tan g l Proportionalitätsfaktor: G (Schubmodul) Fügetechnologie Kleben für den Fahrzeugleichtbau 9. November 2018 26
Grundlagen Fügetechnologie Kleben Schubspannungs-Gleitungs-Diagramm • Annahme: ideal elastisches Verhalten ideal elastisches Material Schupspannung (es gilt das Hooke‘sche Gesetz) • Beispiel: rechteckiger Körper unter Scherlast = G tan Dt Dg • für kleine γ is tan γ = γ Schubmodul G = Dt/Dg Gleitung • Anwendbarkeit realer Klebstoff tmax • geringe Deformation • Isotrope Materialien t1% Einheiten: = = MPa ; G = = MPa ; = 1 N N mm² mm² 1% gmax Fügetechnologie Kleben für den Fahrzeugleichtbau 9. November 2018 27
Grundlagen Fügetechnologie Kleben Design mit Klebstoffen: Glasübergangstemperatur ▪ Übergang von glasartigem festen in einen weichen Zustand für gehärtete Klebstoffe ▪ Glasübergangstemperatur Tg definiert die Temperaturfenster für den Gebrauch ▪ Unterhalb oder oberhalb der Tg können Klebeverbindungen nicht dem Lastfall ausgesetzt werden für den sie ausgelegt sind Stiffness Epoxide Polyurethane Tg Polyurethan ~ - 40°C Tg Epoxide ~ 100 °C Fügetechnologie Kleben für den Fahrzeugleichtbau 9. November 2018 28
Grundlagen Fügetechnologie Kleben Design mit Klebstoffen: Simulation T-Peel Box Beam Material Modelle Radhaus Fügetechnologie Kleben für den Fahrzeugleichtbau 9. November 2018 29
Agenda 1. Grundlagen Fügetechnologie Kleben 2. Kleben im Automobilbau 3. Anwendungsbeispiele Fügetechnologie Kleben für den Fahrzeugleichtbau 9. November 2018 30
Kleben im Automobilbau Historie 1924 • Erster dokumentierter Gebrauch von Klebstoffen in industrieller Serienfertigung in der Autoindustrie ab den 1960‘s • Einsatz von Epoxy Klebstoffen für das Kleben von Karosserien • Zur Beschichtung und zur Nahtversiegelung kommen PVC Plastisole zum Einsatz • Kleben in der Endmontage mit Polyurethan Klebstoffen ab den 1980‘s • (elastisches) Metallkleben mit heißhärtenden Kautschukklebstoffen (Unterfütterungskleben) Fügetechnologie Kleben für den Fahrzeugleichtbau 9. November 2018 31
Kleben im Automobilbau Globale Trends und Innovationstreiber Umwelt & Gesetzgebung Demografie Emerging Markets Prioritäten der Automobilhersteller Treibstoff Gewichts- Neue Batterie Sustainability Effizienz reduktion Technologien Kosten Sicherheit & Komfort Nachhaltigkeit Fügetechnologie Kleben für den Fahrzeugleichtbau 9. November 2018 32
Kleben im Automobilbau Megatrend Leichtbau “Das richtige Material, an der richtigen Stelle” Leichtbau Potenzial Gewichtsreduzierung Innovative CFRP- CFRPs Technologie Mg Neue Hybrid Konzepte Aluminium Thermoplastische Kunststoffe Stahl-Alu- Hybrid Innovative traditioneller Stähle Stahl Mix Kosten Leichtbau führt zu höherem Grad von Materialmix unter Einbeziehung von Kunststoffen Fügetechnologie Kleben für den Fahrzeugleichtbau 9. November 2018 33
Kleben im Automobilbau Beispiele von Kunststoffteilen im Automobil Body Powertrain Chassis HVAC Interior Electronics Exterior • Anbauteile • Ölwannen • Composite • Fluidbehälter • Armaturentafeln • Gehäuse • Stoßfänger • feststehende • Kraftstoffsysteme Blattfedern • Türverkleidungen • Verkleidungen • Spoiler Scheiben • Brennstoffzellen • Dämpfungs- • Mittelkonsolen • Montageträger • Scheinwerfer, Heck- • Säulen-Elemente elemente • Sitze und Nebellampen • Reserveradmulden • Gummiprofile Fügetechnologie Kleben für den Fahrzeugleichtbau 9. November 2018 34
Kleben im Automobilbau Kriterien für die Klebstoffauswahl 1 Performance 2 Dauerbeständigkeit 3 Prozess-Integration ▪ Festigkeit ▪ Temparatur und Klima ▪ Anlieferung / Lagerung ▪ Elastizität ▪ Medien ▪ Verarbeitung (manuell / ▪ E-Modul, Schubmodul ▪ Sonnenlicht / UV-Strahlung automatisch) ▪ Volumeneffekte ▪ Statische Belastung ▪ Stückzahl in der Fertigungslinie ▪ Haftung auf den Fügeteilen ▪ Dynamische Belastung ▪ Taktzeiten ▪ Zugänglichkeit für Applikation ▪ Härtungsverfahren ▪ Pausen / Betriebsunterbrechungen Fügetechnologie Kleben für den Fahrzeugleichtbau 9. November 2018 35
Agenda 1. Grundlagen Fügetechnologie Kleben 2. Kleben im Automobilbau 3. Anwendungsbeispiele Fügetechnologie Kleben für den Fahrzeugleichtbau 9. November 2018 36
Anwendungsbeispiele Metallkleben im Karosseriebau (Leichtbau) Woehler Curve 100 Metalle im modernen Automobil • Stahl (CRS, EGS, HDG, GA, GI) • hochfeste Stähle (HSS, AHSS) • Leichtmetalle (Al, Mg) amplitude / kN • Taylored Blanks 10 • Patchwork Strukturen • Metall-Mischbau bonding + SP only clinching only SP 1 1,E+04 1,E+05 1,E+06 1,E+07 number of cycles N Kleben verbindet: • als wärmefreies Fügeverfahren unterschiedliche Substrate stoff- und kraftschlüssig in voll automatisierbaren Fertigungsprozessen Fügetechnologie Kleben für den Fahrzeugleichtbau 9. November 2018 37
Anwendungsbeispiele Chrashfeste Klebstoffe Servo-hydraulic Impact Test load cell Impact Peel (ISO 11343) (AlMgSi 3,5 / BMW / 1,0 mm) 14 12 10 Impact Peel [Joule] 8 curing 25 min 180 °C curing 25 min 160 °C 6 curing 25 min 140 °C 4 2 0 -50 -30 -10 10 30 50 70 90 test temperature [°C] Fügetechnologie Kleben für den Fahrzeugleichtbau 9. November 2018 38
Anwendungsbeispiele Crashfeste Klebstoffe Fügetechnologie Kleben für den Fahrzeugleichtbau 9. November 2018 39
Anwendungsbeispiele Crashfeste Klebstoffe Bis zu ca 25 % höhere Energieaufnahme in der geklebten Metallstruktur Fügetechnologie Kleben für den Fahrzeugleichtbau 9. November 2018 40
Anwendungsbeispiele Metallkleben im Karosseriebau (Leichtbau) Kleben ermöglicht Leichtbau durch Mischbau Shanghai VW Lightweight Lavida Projektziel: ▪ Lightweight Concept Car für die Shanghai Expo im Mai 2010 ▪ VW Lavida: Referenz Model auf Basis Stahl ▪ “VW Lavida lightweight”, ▪ Aluminium, Magnesium ▪ Türen, Motorhaube, Kofferraumklappe → Gewichtseinsparung: 27.4 kg Fügetechnologie Kleben für den Fahrzeugleichtbau 9. November 2018 41
Anwendungsbeispiele Polyurethan- und Silan-modifizierte 1K- und 2K-Klebstoffe 1K-System “konventionelles” 2K-System „beschleunigtes 1 K“ - System H2O H2O Komp. Komp. Komp. Komp. B A A B Härtung : von außen nach innen Statikmischer H2O Mischen: statisch oder dynamisch H2O H2O homogene Härtung H2O homogene Härtung plus Härtung durch Luftfeuchtigkeit !!! Prozessanforderungen beeinflussen die Klebstoffauswahl Fügetechnologie Kleben für den Fahrzeugleichtbau 9. November 2018 42
Anwendungsbeispiele Zusammenhang Aushärtung 1 K PU und rel. Luftfeuchte 40°C / 95% 23°C / 50% rLF rLF Curing propagation / mm 6 5 4 3 5°C / 30% rLF 2 1 1 2 3 4 5 6 7 curing time / days Fügetechnologie Kleben für den Fahrzeugleichtbau 9. November 2018 43
Anwendungsbeispiele Kleben von Polycarbonat als Glasersatz für Leichtbau Spezifische Klebstoff-Anforderungen • Hohe Elastizität und Bruchdehnung • Keine Schädigung der PC Substrate im Dauerbetrieb • Wenn möglich keine Oberflächenvorbehandlung Quelle: Audi TEROSON PU 8593 HNL / TEROSON PU 8517 Serienklebstoffe • Standard PU-Direktverglasungs-Klebstoffe und Primer • Silan-modifizierte Polymerklebstoffe ohne Primer Quelle: Porsche TEROSON PU 8890 FE 25 / TEROSON PU 8517 TEROSON MS 9399 Fügetechnologie Kleben für den Fahrzeugleichtbau 9. November 2018 44
Anwendungsbeispiele Kleben von Polycarbonat als Glasersatz für Leichtbau Delta Problematik g Thermische Längenausdehnung Gleitung mit d = 5 mm dl = l × d × dT tan g = n/d = 1,85 mm /5 mm d tan g = 0,37 = 37 % Beispielrechnung: l = 1000 mm n dT = 70 K Ausblick: PC Dach-, Seitenmodule Stahl: = 12×10-6 1/K Glas: = 10×10-6 1/K PC: = 65×10-6 1/K dl = 1000 mm × 53 ×10-6 1/K × 70 K = 3,7 mm 3,7 mm / 2 = 1,85 mm Deformation an jedem Ende Quelle: Mitsubishi Fügetechnologie Kleben für den Fahrzeugleichtbau 9. November 2018 45
Anwendungsbeispiele Kleben von Kunststoff Anbauteilen Prozessanforderungen Beispiel: Mercedes-Benz Heckklappe der ersten Modellreihe der A-Klasse Prozess-Folge Quelle: Peguform 1. Aktivierung → Flamm-Vorbehandlung der Klebezone 2. Haftvermittlung → Primer Applikation auf den Klebezonen 3. Klebstoff Applikation (1K- und 2K-PUR) Quelle: GE Plastics Fügetechnologie Kleben für den Fahrzeugleichtbau 9. November 2018 46
Anwendungsbeispiele Kleben von Frontscheinwerfer Modulen Scheinwerfer-Verklebung Anforderungen: Xenon, Halogenlampen, LED’s • einfache Prozesse (1K bevorzugt) • schnelle Prozesse • SHE (Isocyanate) PC Technologien: • niedrigviskose (recyclierbare) Hotmelts • schnelle 2K-Klebstoffe: PU, Silan-modifizierte Polymere • reaktive 1K-Klebstoffe Klebstoff PP Fügetechnologie Kleben für den Fahrzeugleichtbau 9. November 2018 47
Anwendungsbeispiele lntegration von Hochleistungs-Composites Quelle: Volkswagen AG Fügetechnologie Kleben für den Fahrzeugleichtbau 9. November 2018 48
Anwendungsbeispiele Spezifische Anforderungen beim Kleben von Composites Selektion der Fügemethode: (Strukturelle) Klebungen zerstören das Faser-Matrix System nicht Thermische Empfindlichkeit von Composites: schließt Standard Ofen- Prozesse aus und verlagert die Integration in den Trim Steifigkeit der Composites und größere Verklebungsdicken: ändern die mechanischen Anforderungen an die Klebstoffsysteme Oberflächenvorbehandlung der Composite-Teile: ist eine Prozess- Herausforderung für die Integration wegen auf der Oberfläche verbleibender Trennmittel Multimaterial-Design Konzepte: müssen die unterschiedlichen thermischen Ausdehnungen der Substrate berücksichtigen Fügetechnologie Kleben für den Fahrzeugleichtbau 9. November 2018 49
Anwendungsbeispiele Funktionale Anforderungen an Composite-Klebstoffe 100% Torsionssteifigkeit einer Karosserie als Relative Torsional Stiffness Car Body 90% Funktion der Klebstoff-Steifigkeit 80% 70% 60% FEA-Simulation zeigt einen Sättigungsverlauf 50% 40% Funktionale Anforderung: 30% 20% minimaler Modul des Klebers: 200 MPa 10% 0% 0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600 1800 2000 Adhesive Modulus [MPa] 20 18 16 Oberste Matrix-Lage bestimmt oft die maximale Last auf Lap Shear Strength [MPa] 14 den gefügten Compositeteilen (Versagensmodus: Faser- 12 Delamination) 10 8 Zugscherfestigkeit der Composite-Klebstoffe ideal im 6 4 Bereich 10 - 15 MPa → kombiniert strukturelle Steifigkeit 2 mit Flexibilität der Verklebung 0 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Deformation [a.u.] Fügetechnologie Kleben für den Fahrzeugleichtbau 9. November 2018 50
Anwendungsbeispiele Funktionale Anforderungen an Composite-Klebstoffe Mikroverkapselte Technologie: TEROSON PU 1510 Anfangsfestigkeit: 30 s bei 85 °C schnelle Härtung: 100 s bei 80 – 90 °C Lagerbeständigkeit: 6 Monate Härtung via Induktion, Infrarot oder Ofenprozess Semi-strukturell mit hoher Flexibilität Zugscherfestigkeit: 10 - 14 MPa (1 mm Schicht) hohe Elongation: 100 – 120 % Zugfestigkeit: > 11 MPa 18 16 Lap Shear Strength [MPa] Schubmodul: > 70 MPa (bei v = 0,01 1/s) 14 12 10 8 Maßgeschneidert für FVK-Klebungen 6 4 exzellente Adhäsion zu CFRP und GFRP 2 0 0,2 1 2 4 7 elastisches Verhalten in „CTE mismatch“ Verklebungen Bondline Thickness [mm] zusätzliche Anwendung für Schraubenverklebung Fügetechnologie Kleben für den Fahrzeugleichtbau 9. November 2018 51
Anwendungsbeispiele “Crashfestes” Kleben von Composites im Mischbau 2 K Epoxy Technologie: TEROSON EP 5055 Anfangsfestigkeit: 4 h bei 23 °C (RT) Finale Aushärtung: 2 d bei 23 °C / 30 min bei 90 – 100 °C Strukturell mit hoher Flexibilität Zugscherfestigkeit: > 20 MPa (2 mm Schicht) Impact Peel: 15 N / mm Zugfestigkeit: 18 – 22 MPa Zugmodul: 1500 MPa Maßgeschneidert für FVK-Klebungen exzellente Adhäsion zu CFRP und GFRP elastisches Verhalten in „CTE mismatch“ FE Analyse Verfahren zur Vorhersage des Versagens der Verklebungen Klebung unterstützen die Klebstoffentwicklung Fügetechnologie Kleben für den Fahrzeugleichtbau 9. November 2018 52
Anwendungsbeispiele Kleben von unpolaren Kunststoffen Gewichts- und Kostenreduktion durch zunehmende Verwendung von Thermoplasten (e.g. PE, PP, ABS) und faserverstärkten Thermoplasten Herausforderung: niederenergetische Oberflächen z.B. LOCTITE 3038 (2K Acrylat) im Frontend (KTL beschichtetes Metal / PP GF30) Pfeile=Loctite Klebstoffe Kleben ohne Vorbehandlung durch Erzeugung chemischer Bindungen Klebstoff / Substrat Fügetechnologie Kleben für den Fahrzeugleichtbau 9. November 2018 53
Zusammenfassung und Ausblick Kleben im Fahrzeugleichtbau Henkel Lösungen für die Linienanwendung ▪ Technologie Portfolio ✓ Klebstoffe, Strukturschäume, Reiniger und Primer im Einsatz in den unterschiedlichsten Anwendungen im Automobil ▪ Engineering und Applikationstechnik ✓ FE Modellierung und experimentelle Validierung der Struktur-Performance via Simulation ✓ Vortests zur Linienimplementierung (Roboter Applikation) Quelle: Daimler „Modular Construction Concept“ ▪ Ausblick Der Trend Leichtbau (Reduktion von CO2 Emission) wird den Einsatz neuer Hochleistungs-Kunststoffe und Composites sowie Leichtmetalle weiter vorantreiben. Neue innovative Klebstoff-Systeme werden dabei ihren Beitrag zum Fügen und zur Montage leisten. Fügetechnologie Kleben für den Fahrzeugleichtbau 9. November 2018 54
Vielen Dank! Kontakt: Dr. Peter Born Henkel AG & Co KGaA, Standort Heidelberg E-mail: peter.born@henkel.com
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