Gartenschauen nachhaltig gestalten - Lebenszykluskosten öffentlicher Grünanlagen - Die grüne Stadt
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Gartenschauen nachhaltig gestalten Lebenszykluskosten öffentlicher Grünanlagen Stiftung DIE GRÜNE STADT
Impressum Herausgeber: Druck: Stiftung DIE GRÜNE STADT, www.die-gruene-stadt.de Siebengebirgs-Druck GmbH & Co. KG, Bad Honnef, 11/2015 Texte / Redaktion: Fotos: Christof Geskes, geskes.hack Landschaftsarchitekten Stiftung DIE GRÜNE STADT, geskes.hack Landschaftsarchitekten, Rüdiger Dittmar, Amt für Stadtgrün und Gewässer, Leipzig Rüdiger Dittmar, d.b.g. Datenbankgesellschaft, Grün Berlin GmbH, Ralf Semmler, d.b.g. Datenbankgesellschaft mbH INLA, DBG, BUGA 2015 Havelregion/Thomas Uhlemann Christoph Schmidt, Grün Berlin GmbH Siegfried Knoll, Institut für Nachhaltige LandschaftsArchitektur (INLA) Peter Menke, Stiftung Grüne Stadt Sibylle Eßer, Deutsche Bundesgartenschau-Gesellschaft mbH (DBG) Layout: K2 I agentur für kommunikation, Bonn, www.k2agentur.de klimaneutral natureOffice.com | DE-289-829826 gedruckt 4
Inhaltsverzeichnis Vorwort 6 Von der Gartenschau zum Bürgerpark 8 Nachnutzung von Landesgartenschauen 12 BUGA 2011: Nachhaltigkeit in der Praxis 18 GreenCycle® – ein neuer Weg 26 Lebenszykluskosten – das Berliner Modell 30 Konzept für den Wilhelmsburger Inselpark 34 Ausblick 42 Wir stellen uns vor 44 Literatur und Links 46 5
Vorwort Wie wird in Zukunft das öffentliche Grün in der von der Bevölkerung erwarteten Qualität er- halten und gepflegt? Diese Frage stellen sich viele Kommunen in Deutschland und suchen nach Möglichkeiten einer größeren Planungssicherheit. In diesem Zusammenhang bieten Gartenschauen gute Ansatzpunkte, um die späteren Pflege- und Unterhaltungskosten von Grünflächen schon in der frühen Planungsphase zu berücksichtigen. Schließlich sind Gartenschauen nach wie vor anerkannte und erfolgreiche Instrumente für integrierte Stadt- und Regionalentwicklungsprozesse. Doch immer mehr tritt bereits in den frühen Phasen der Entscheidungsfindung und später auch in der konkreten Planung die Frage nach dem „danach“ in den Vordergrund. Zu Recht, denn nicht immer folgt einer erfolgreichen Garten- schau der Übergang zu einer im Sinne der vielzitierten Nachhaltigkeit gelungenen Nach- bzw. Dauernutzung. Typische Schnittstellenprobleme liegen in der mangelnden Einbindung der zukünftigen Betreiber in die Planungs- und Realisierungsphase, im Fehlen von verlässlichen Ermitt- lungen von Unterhaltungs-, Betrieb- und Entwicklungskosten, in unzureichenden Be- triebs- und Managementkonzepten usw. Zwar fordern wir als DBG bereits in der Bewerbungsphase einer BUGA und IGA von unse- ren kommunalen Partnern belastbare Aussagen über die angedachte Nach- und Dauer- nutzung, erleben jedoch im Verlaufe der langjährigen Begleitung einer Gartenschau (von der Machbarkeitsstudie bis zur Schlussrechnung) immer wieder, dass die oben genann- ten Fragestellungen häufig nicht in der erforderlichen Konsequenz verfolgt werden. Diese Situation war für die Deutsche Bundesgartenschau-Gesellschaft Anlass für eine vertiefende Betrachtung. Schon auf einer Klausurtagung unseres Verwaltungsrates im März 2015 sind wir mit Experten in die Diskussion gegangen. Das Ergebnis liegt hier vor. Alle Beiträge liefern Praxiserkenntnisse, über die sich zukünftige Gartenschau-Ausrichter dem Thema Lebenszykluskosten annähern können. Unsere Diskussion soll die Bewertung der Pflege von Grünflächen und deren Berechenbarkeit in einer Methodik anstoßen. 6
Mit dem Ziel, die Qualität der Parkanlagen, die mit einer Gartenschau entstehen, zu erhalten und den Kommunen die Entscheidung zur Bewahrung von Grünflächen für eine bessere Lebensqualität in Stadt und Region zu erleichtern. Jochen Sandner Hanns-Jürgen Redeker Deutsche Bundesgartenschau-Gesellschaft (DBG) Vorsitzender Kuratorium Stiftung DIE GRÜNE STADT 7
Von der Gartenschau zum Bürgerpark Der zukunftsgerechte Umbau einer Stadt wird von einen Park, der auch zukunftsfähig ist und sich Politikern diskutiert, basiert aber zunehmend auch heute mehr denn je am demografischen Wandel, der auf den Initiativen seiner Bürger. Eine repräsentative Klimaentwicklung und der Pluralität der Gesellschaft Forsa-Umfrage 2014 in zwölf deutschen Großstädten ausrichtet. beweist: Bürger wollen in grünen Städten und Regi- onen leben. Die BUGA ist ein Motor, der die entspre- chenden Prozesse dynamisch in Gang setzt. Mit ihr Konfliktpotential im Vorfeld kommt eine Verbindlichkeit in Bezug auf die Zeit- und Maßnahmenplanung ins Spiel. Sie setzt kreative Finan- Natürlich gibt es Konfliktpotential im Vorfeld. Poli- zierungsmöglichkeiten frei und ermöglicht den Zugriff tik und Finanzen müssen über mehrere Legislatur- auf Fördergelder, die nur mit ihr zu schöpfen sind. perioden zusammengebracht werden, Bürger und „Betroffene“ wollen mitreden, es geht um Prozess- Strukturen zur Planung, es geht um Genehmigun- Zur Wirkung von Gartenschauen gen, Liegenschaften und Architekturwettbewerbe, Vergaben und Rechtsfragen. Nicht zuletzt fordern Hinzu kommt, das eine Gartenschau auch Breiten- Naturschutz und Denkmalschutz bei der Erstellung wirkung für die Städte hat: etwa, wenn sie eine Berücksichtigung. Auch die grünen Verbände bringen Begleitinvestition auslöst wie zur BUGA Koblenz 2011, ihre Position zum Bau des Gartenschaugeländes ein. zu der vom Land 46 Mio. Euro für die Restaurierung Wichtig ist es Transparenz in allen Prozessphasen zu der Festung Ehrenbreitstein zur Verfügung gestellt gewährleisten, klar definierte Managementstrukturen wurden. Wirkung zeigt die BUGA auch im Tourismus – Beispiel BUGA 2015 Havelregion: Der Ausbau der Bundesgartenschau Radwege um Havelberg brachte allein 14 % aus- 2015 Havelregion wärtige Besucher auf Rädern in die Region. In der langfristigen Wertschöpfung liegt der größte Gewinn. Einen Beweis liefern ehemalige BUGA Parks, die heute zum Teil eintrittspflichtig als Bürgerparks von Millionen Besuchern geschätzt werden. Das ist dem Fakt geschuldet, das eine BUGA die Kompetenzschau der grünen Branche ist und sie die zukünftige Anlage mit bester Qualität von Lebendgrün und Baumaterial gestaltet. Wer eine Gartenschau plant, der bekommt 9
einzuziehen und alles positiv in die richtigen Medi- den Park früh definiert werden: Lebenszykluskosten enkanäle zu lenken. Dann startet das sommerlange für die Freianlagen, Wirtschaftlichkeitsberechnungen Fest. Und danach? Wie bewahrt man das anfänglich für Hochbauten und Infrastruktur. Und zum Schluss so großzügig angelegte neue Stadtgrün, das mit sollte sich auch eine positive Ökobilanz ergeben, die Staudenanlagen und Sporteinrichtungen in moderner bei späteren Verhandlungen um Kosten vor dem Käm- gartenarchitektonischer Ausrichtung aber auch famili- merer gute Argumente für den Unterhalt bieten. en- und freizeitgerechter Ausstattung um Besucher wirbt? Erwartungen an den Prozess Konfliktpotential in der Nachnutzung Optimal ist es, wenn alle schon im Vorfeld an einer Minimierung der Zielkonflikte arbeiten. Dazu gehört Traditionell werden mit der Übergabe der Trägerschaft eine offene Kommunikation aller Beteiligten, den die Budgets für die weitere Pflege der Grünflächen alten und den neuen Parkbetreibern, den Kommunal- definiert. Doch reibungsloser und langfristig erfolgrei- politikern wie den Mitarbeitern im Grünflächenamt. cher wäre es, wenn schon während der Planung und Hilfreich wäre ein Kriterienkatalog, der die Nachnut- Entstehung einer BUGA die Schnittstelle zwischen zung definiert, der Zielvereinbarungen trifft, zum dem Gartenschau-Management und der Übernahme Beispiel zum Thema Barrierefreiheit. Monitoring und des Parks durch die Kommune/das Grünflächenamt eine Erfolgskontrolle spielen bei der Aufstellung zu- geklärt wäre. In der Phase des Übergangs müssen künftiger Budgets eine entscheidende Rolle. Was also der Rück- und Weiterbau abgeschlossen werden. Es sollte aus diesen Forderungen hergeleitet werden? sind Gewährleistungspflichten, eventuelle steuerli- Mit dieser Broschüre wollen wir einen weiterführen- che Aspekte und Förderauflagen zu berücksichtigen. den Diskurs anregen, der für Bundes- und Landesgar- Auch Betriebsformen werden verglichen, Personal- tenschauen, aber auch grundsätzlich für das öffent- übernahmen verhandelt. Und ganz wichtig: Budgets liche Grün zukunftsfähige Berechnungsgrundlagen und ihr Bereitstellung für Pflege, Unterhalt, Betrieb, entwickelt. Wenn Kommunen, Politik, lokale Wirt- Weiterentwicklung, Attraktivierung, Marketing usw. schaft und die breite Öffentlichkeit offen, transparent sind aufzustellen. Vielleicht hilft es, wenn frühere und ergebnisorientiert miteinander kommunizieren Lobbyisten und Unterstützer, die pro BUGA gestimmt und die Folgekosten von Grünflächen in der frühen haben, als Mediatoren weiterhin diese Prozesse Planungsphase hinreichend berücksichtigt werden, begleiten. Eins ist klar: all dies fällt schon in das hier sind die Voraussetzungen für ein funktionierendes behandelte Thema Nachnutzung – und das muss für öffentliches Grün gegeben. 10
BUGA und IGA: Über 60 Jahre grüne Stadtentwicklung 11
Nachnutzung Landesgartenschauen Planungen und in Abstimmungen mit Bauherren ein besonderes Augenmerk. Obwohl die nachhaltige Wirtschaftlichkeit von Gartenschaugeländen für viele Christof Geskes von Kommunen eine zentrale Rolle einnimmt, sollte ein geskes.hack Land- Nachnutzungskonzept nicht auf den finanziellen schaftsarchitekten, Aspekt des zukünftigen Pflegeaufwandes reduziert Berlin, plant bundesweit werden. Drei Beispiele realisierter Gartenschauen innovative Garten- und unseres Büros in strukturschwachen Regionen ver- Landschaftskonzepte und deutlichen dies. beschäftigt sich leiden- schaftlich mit dem Thema Gartenschauen. Landesgartenschau Reichenbach im Vogtland 2009 Gartenschauen sind für unser Büro auch nach einigen Wer die sächsische Stadt Reichenbach heute erstmals Projekten stets eine besondere Herausforderung. besucht, wird sich kaum vorstellen können, dass Die Frage der Nachnutzung bekommt in unseren dort, wo heute das ehemalige Landesgartenschau- Waldbühne in Reichenbach 12
Salbeibänder im Raumbachtal Reichenbach gelände liegt, nicht immer schon ein Park war. Aus Helfern an der Pflege des Parks. Wie positiv die Ak- einer dicht bebauten und ruinösen Industriebrache zeptanz in der Bevölkerung ist, kann man an den hier ist ein Park mit hoher Aufenthaltsqualität in direkter dargestellten Beispielen festmachen. Im letzten Jahr Nähe zur Innenstadt entstanden. Das Gelände ist hat die Stadt eigenverantwortlich eine „Gartenschau“ jetzt eingezäunt und hat Schließzeiten, ist aber außer veranstaltet, zu der in einer Woche 30.000 Besucher bei größeren Veranstaltungen kostenlos zugänglich. kamen – laut Aussagen des Bürgermeisters hat die Die Frequentierung von jung bis alt ist äußerst hoch, Bevölkerung durch die Landesgartenschau ein neues vor allem werden die Spielplätze und die Skaterbahn Selbstverständnis entwickelt. Der Park gab der Stadt besonders gut angenommen. Es finden jährlich Stadt- ein neues Gesicht: „Herzlich Willkommen in Sachsens feste und musikalische Veranstaltungen auf dem grüner Mitte“, mit diesem Slogan wirbt der entstan- Gelände statt. Von April bis November arbeiten vier dene Förderverein seit 2010 für die Parkanlagen in Arbeitskräfte mit Hilfskräften sowie ehrenamtlichen Reichenbach. 13
Landesgartenschau Hemer 2010 Ähnlich ist die Lage nach der Landesgartenschau der ganzjährige Veranstaltungskalender des Parks, in Hemer (NRW) einzuordnen. Im Gartenschaujahr in dem kaum eine Woche ohne Konzerte oder sons- besuchten über eine Million Gäste den Park. Die tige Events vergeht. Speziell das Angebot für Kinder ehemalige Kaserne wurde ins Stadtgefüge integriert und Jugendliche ist abwechslungsreich. Die hohen und erscheint heute in neuem Gewand. Das Gelände Besucherzahlen und der überaus aktive Förderverein hebt sich vom industriellen Stadtbild deutlich ab mit über 1.000 Mitgliedern sprechen für eine hohe und die Nähe zum Stadtzentrum kommt dem Park zu Akzeptanz in der Bevölkerung. Der Park wird auch Gute. Der Zaun ist als dauerhafte Lösung angedacht. im Winter genutzt, zwei Gärtner mit einer Hilfskraft Obwohl hier Eintrittspreise erhoben werden, hat der arbeiten an der Pflege. Zudem sind 10-15 behinderte Parknach wie vor zwischen 200.000 und 250.000 Be- Menschen in der Pflege aktiv. Im Zuge der Garten- sucher pro Jahr. Im Park können musikalische Groß- schau ist einer der größten Irrgärten Deutschlands re- veranstaltungen wie z.B. ein Peter Maffay Konzert mit alisiert worden, dessen Pflege für die nächsten zehn über 10.000 Besuchern durchgeführt werden, aber Jahre von Patienten einer ortsansässigen Suchtklinik auch kleinere Veranstaltungen. Bemerkenswert ist durchgeführt wird. Felsenpark Hemer 14
Verknüpfung von Stadt und Landschaft durch die Himmelstreppe Hemer 15
Aussichtspavillons „Fischkästen“ in Tirschenreuth 16
Natur in Tirschenreuth 2013 Die Gartenschau gab dem bayerischen Tirschenreuth dargestellten Gartenschauen überwiegen die posi- ihr historisches Stadtbild zurück. Mehr als 100 Jahre tiven Effekte. Sowohl Reichenbach, Hemer als auch war die Stadt bestrebt, die beiden einst prägenden Tirschenreuth sind mit einem tiefgreifenden Struktur- Stadtteiche und das historische Stadtbild wiederher- wandel konfrontiert. Die Gartenschauen tragen zur zustellen. Erst mit der Gartenschau konnten diese Identifikation und Wertschätzung der Bürger mit Ihrer Anliegen umgesetzt werden. Dies wurde im Rahmen Stadt nachhaltig bei. Gerade in Zeiten des demogra- des deutschen Landschaftsarchitekturpreises 2015 phischen Wandels hat dieser Aspekt eine besondere mit einer Anerkennung gewürdigt. Das denkmal- Bedeutung. Zudem sollte man bei den Kosten der geschützte Ensemble aus alter Fischhofbrücke und Parks eine Sache nicht vergessen: Fischhofinsel wird seinem Namen wieder gerecht. Der Platz am See entwickelt sich zu einem beliebten Die Beispiele sind alle in einem guten Pflegezustand Anziehungspunkt. Das zur Gartenschau entstandene den es zu erhalten gilt. Besonders die Bereiche, die Hotel und Restaurant werden gut besucht und tragen stark von der Atmosphäre der Pflanzungen geprägt positiv zur Belebung des Parks bei. Der Zaun wurde sind, entwickeln ihren Zauber nach der Gartenschau zurückgebaut und der Park ist kostenlos zugänglich. stetig weiter. Für den Bürgermeister Tirschenreuths spielt der Pfle- geaufwand (2-4 Gärtner von April-November) eine un- Neuer Stadt- tergeordnete Rolle, da der Wert der neu geschaffenen teich mit alter Fischhofbrücke Grünflächen für die Stadtentwicklung kaum positiver Tirschenreuth hätte sein können. Die Akzeptanz in der Bevölkerung ist ebenfalls sehr hoch, was sich in den Besucherzah- len aller Alters- und Nutzergruppen zeigt. Auch hier ist ein Förderverein entstanden. Die Städte müssen die Kosten für Pflege und Instand- haltung der Parkanlagen nach der Übergabe der Flächen von den Betreibergesellschaften aus eigenem Budget tragen. Von keiner der Kommunen werden die Folgekosten jedoch als Problem beschrieben. Bei den 17
BUGA 2011: Nachhaltigkeit in der Praxis haltigkeit ausgerichteten Planungsansatzes der Bundesgartenschau Koblenz 2011. Mit Auslobung Rüdiger Dittmar ist seit des internationalen Wettbewerbs und damit bereits 2015 Leiter des Amtes für zu Projektbeginn war die Einbindung in eine Ge- Stadtgrün und Gewässer samtstrategie wichtig. Diese stellte die Integration in Leipzig. Davor war er in die städtebauliche Zielsetzung sicher, vergleich- als Leiter des Eigenbe- bar mit einer Unternehmensstrategie. Nach der triebes Grünflächen- und Bekanntgabe der Wettbewerbsentscheidung im Bestattungswesen in Dezember 2006 folgten mit der Beauftragung des Koblenz für die Freiraum- Wettbewerbssieger RMP Stephan Lenzen Land- entwicklung der Stadt schaftsarchitekten die zentralen Arbeitsschritte hin verantwortlich. zu einer erfolgreichen Bundesgartenschau. Beson- ders die unmittelbare und intensive Einbindung der für die künftige Bewirtschaftung der neuen Flächen Das Koblenzer Stadtbild ist heute durch die im Zuge Verantwortlichen war wesentliche Grundlage, den der Bundesgartenschau Koblenz 2011 neu gestalte- zu gestaltenden öffentlichen Raum langfristig sowie ten Freiräume geprägt. Zentrale Freiflächen, teilwei- qualitätsvoll erhalten zu können. se ungenutzte oder häufig durch Verkehrsflächen und Stellplätze überprägte Bereiche erhielten ein Seit Beginn der Planungsphase und damit bereits vier neues Gesicht, neue Funktionen und verwandelten Jahre vor der Eröffnung der Gartenschau war klar: Die sich zu innerstädtischen Landschaften. Sie ver- neu zu gestalteten Flächen können nur dann langfris- binden heute Stadt, Wasser und Kulturlandschaft, tig ins Stadtleben eingebettet werden, wenn bereits sind Teil im städtebaulichen Kontext der Innenstadt im Rahmen der Planung die dauerhafte Nutzung und und prägen das städtische Leben. Der Gedanke der Gestaltung definiert sowie die Ziele einer langfristi- Nachhaltigkeit begleitete diesen Weg zu neuen Qua- gen Instandhaltung berücksichtigt werden. litäten des öffentlichen Raumes. Auf der grünen Achse zusammenarbeiten Die BUGA als Gemeinschaftsaufgabe Für rund 33 ha städtische Grün- und Freiflächen war Die langfristig gute Nutzbarkeit und dauerhafte von herausragender Bedeutung, die künftigen Funk- gestalterische Qualität war Basis des auf Nach- tions- und Gestaltungsprofile dieser neu zu schaf- 18
GRIS Koblenz: Die Abgrenzung der Haupt- objekte im Innen- und Altstadtbereich zeigt die Gliederung des Freiraums in Bewirt- schaftungseinheiten. 19
GRIS Koblenz: Der detaillierte GRIS-Auszug zeigt die Vielzahl der unterschiedlichen Flächeninhalte und vermittelt einen Eindruck über die Komplexität der Bewirtschaftungs- situation. fenden oder vollständig zu überarbeitenden Räume Geprägt war diese Phase von intensiven Klärungs- zu definieren. Hierbei hat sich die „grüne Achse“ der und Abstimmungsprozessen unter Beteiligung der Landschaftsplaner und -architekten der Planungsbü- für den künftigen Betrieb und die Instandhaltung ros, der BUGA GmbH und der Stadt Koblenz bewährt, Verantwortlichen. Mit der Erarbeitung von Planungs- deren Zusammenarbeit weit über das bisher als not- alternativen und der Abstimmung von Funktions- wendig erachtete Maß der Kooperation hinausging. und Gestaltungsprofilen wurde das Fundament für 20
eine nach definierten Pflegezielen ausgerichtete dau- Werkzeuge zur Ermittlung der erhafte Bewirtschaftung gelegt. Lebenszykluskosten In vielen Fällen wurde so unter Beibehaltung der Ge- Das wichtigste Werkzeug um die künftige Entwick- staltungsidee über unterschiedliche technische Lösun- lung über den gesamten Lebenszyklus zu betrach- gen und die bauliche Umsetzung deutlich Einfluss auf ten, und deren Bewirtschaftung zu steuern, ist das den künftigen Betrieb und die Instandhaltung genom- Grünflächeninformationssystem. Auf der Grundlage men. Gleichzeitig konnte sich bereits in dieser Phase der dort hinterlegten Daten wurde bereits im Jahr die Identifikation der Bewirtschafter mit den künftigen 2010 der Umfang der Maßnahmen ermittelt, mit Anlagen entwickeln. Nur so können an die örtlichen denen der funktionsfähige Zustand der künftigen Verhältnisse angepasste und über den Lebenszyklus Daueranlagen der Gartenschau erreicht und erhalten hinweg optimierte Grün- und Freianlagen entstehen. werden kann. Tätigkeitsanalyse im Hauptobjekt: Arbeitsstunden im „Schloßgarten“ nach Tätigkeiten in % 3 8,9 5 7 3 3 4,1 9 2,9 7 39 5 35 39,6 7 6 6,5 4 5 3 5,2 7 6 14 2 4 3,4 12 7 6 2 7 7 4 10,2 2012 2013 2014 Gesamtleistung: 2.944,6 Stunden Gesamtleistung: 3.337,6 Stunden Gesamtleistung: 3.202,5 Stunden Stauden- u. Rosenpflege Strauchpflege Baumpflege u. Rodungsarbeiten Bodendeckerpflege Heckenschnitt Wässern Wechselbepflanzung Sonstiges Rasenpflege Brunnenwartung Laubbeseitigung Reinigung Monitoring: Benötigte Arbeitsstunden im Hauptobjekt „Schlossgarten“ in den Jahren 2012, 2013 und 2014; Instandhaltung im Service Level 1 gegliedert nach dem Anteil der erbrachten Arbeitsleistungen; werden diese in Jahresvergleichen ausgewertet, sind sie wichtige Bestandteile der Betriebssteuerung. 21
Hierfür wurden mit der Objektdokumentation im Eine Fotodokumentation erleichtert ersten Schritt die Flächeninhalte erfasst und sinnvolle das Verfahren Bewirtschaftungseinheiten auf Grundlage der Funk- tions- und Gestaltungsprofile entsprechend der jewei- Die Kommunikation über Bilder vereinfacht dabei ligen Besitzverhältnisse gegliedert. Zusammen mit die Vermittlung komplexer fachlicher Zusammen- bestehenden Nutzungsanweisungen oder -beschrän- hänge: Bilder können die Kommunikation beim kungen sowie gestalterischen und vegetationstechni- Erarbeiten von Funktions- und Gestaltungsprofilen schen Entwicklungszielen wurden diese Gestaltungs- im Planungsprozess und zum Festlegen von Pflege- und Funktionsprofile zu Bewirtschaftungs- bzw. niveaus für die Bewirtschaftung deutlich verbessern. Pflegezielen zusammengefasst. Diese beschreiben Dies erleichtert die Beteiligung von Entscheidungs- künftig den funktionsgerechten Zustand der Bewirt- trägern und der Öffentlichkeit gleichermaßen und schaftungseinheiten und geben die Pflegeintensität bildet somit eine wichtige Basis für die zielgerichte- für deren jeweilige Flächeninhalte vor. te Instandhaltung. Flächen vor dem Kurfürstlichen Schloss: Zustand vor der Neugestaltung im Flächen vor dem Kurfürstlichen Schloss: Der im Zuge der BUGA Koblenz 2011 Zuge der BUGA Koblenz 2011. Foto: BUGA Koblenz 2011 GmbH neu hergestellte Schlosspark. Foto: BUGA Koblenz 2011 GmbH 22
Schlossgarten: Gartenparterre mit Heckenpaketen Rosen- und Stau- denpflanzungen; die Flächen werden im Service Level 1 gepflegt. Die festgelegten Pflegeziele sind nur zu erreichen, Ein Leistungsverzeichnis zur wenn entsprechende Leistungen der Instandhaltung Kostenermittlung auf den jeweiligen Flächen beschrieben werden. Die FLL-Richtlinie Freiflächenmanagement bietet hierbei Bereits im Jahr 2010 wurde im Zuge dieses Bewirt- Orientierung am Stand der Technik, sorgt für Trans- schaftungskonzeptes für die einzelnen Flächeninhalte parenz und Nachvollziehbarkeit. Erforderlich ist eine auf der Grundlage der erforderlichen Tätigkeiten ein Gesamtbetrachtung der Instandhaltung auf Grundla- Leistungsverzeichnis in Kurzform erstellt. Je Flächen- ge der DIN 31051 „Grundlagen der Instandhaltung“, inhalt wurden Tätigkeiten und erforderlicher Material- in der Inspektion, Wartung, Instandsetzung und aufwand, einschließlich Entsorgung aufgeführt. Über Verbesserung beschrieben sind. Zum Erreichen der die Auspreisung des Leistungsverzeichnisses nach den Pflegeziele im Zuge der Instandhaltung sind für jeden aktuellen Marktpreisen oder eigenen bzw. mit Exper- Flächeninhalt Pflegeprofile zu erstellen. Die Pflege- ten abgestimmten Erfahrungswerten wurden dann die profile beinhalten alle notwendigen Instandhaltungs- Instandhaltungskosten für die ca. 33 ha städtischen maßnahmen, d.h. alle Maßnahmen zur Erhaltung und Daueranlagen ermittelt. Insgesamt wurde ein Bedarf von Wiederherstellung des funktionsfähigen Zustands. durchschnittlich 1,7 Mio. € je Jahr hergeleitet, der für die Für diese wird die jeweilige Intensität bzw. deren dauerhafte und funktionsgerechte Erhaltung über den Intervall über den Lebenszyklus hinweg festgelegt. gesamten Lebenszyklus hinweg erforderlich ist. 23
Mitwirkung auf der Gartenschau Nach der Eröffnung am 15. April 2011 begann dann ein insgesamt sehr erfolgreiches Gartenschaujahr mit über 3,5 Mio. Besuchern und mit 13 Mio. € Mehrein- nahmen gegenüber ursprünglichen Planungen. Im Hinblick auf die künftige Bewirtschaftung des Freiraums im Anschluss an die Gartenschau übernahm der städtische Eigenbetrieb bereits während des 185-tägigen Ausstellungszeitraums Verantwortung. Im Schlossgarten, der auf der Grundlage der Planungen von Peter-Joseph Lenné neu gestaltet wurde, erfolgte die Pflege dieses gärtnerisch hochwertigen Bereichs bereits während der Gartenschau durch die eigenen Stadtgärtner. Dies war nicht nur eine Gelegenheit, die eigene Leistungsfähigkeit zu dokumentieren, sondern förderte auch die Motivation und die Verbundenheit des eigenen Personals mit den künftigen Daueranlagen. Flankierende Maßnahmen – Erfolg durch vielfältige Aktivitäten Gleichzeitig wurde der Gartenschauprozess genutzt, neue Perspektiven in der Stadt und der Region nicht nur für die Bedeutung des öffentlichen Raums und der landschaftlichen Lage zu eröffnen. So wurde intensiv mit den politischen Gremien und der Bür- gerschaft über den Umgang mit Natur, Landschaft, Kultur und Architektur sowie deren Bedeutung für die Stadtentwicklung diskutiert und so eine breite Öffent- Park am Deutschen Eck: Herstellung der BUGA-Daueranlagen nach dem Rückbau der Ausstellungsbeiträge; Anlage einer Staudenmischpflanzung durch eigenes Personal. 24 (Foto: BUGA Koblenz 2011 GmbH)
lichkeit für diese Themen sensibilisiert. In der Stadt wurde mit dem Masterplan Grün 2011+ eine Strategie für den gesamten städtischen Freiraum entwickelt. Auf der Grundlage dessen Maßnahmenkonzeptes erfolgten bereits seit 2007 mit Schwerpunkten in unterschiedlichen Stadtteilen deutliche Verbesserun- gen im Freiraum. So konnten nicht nur flankierende, mehrere Millionen Euro umfassende Maßnahmen zur Freiraumgestaltung im Umfeld der Kernbereiche umge- setzt werden. Gerade in den Stadtteilen wurden Sanie- Präriestaudenpflan- zung im Festungs- rungsmaßnahmen des städtischen Grüns durchgeführt, park: Gut gepflegte welche zur Stärkung des Bewusstseins der Gartenschau Parkanlagen wer- als städtisches Gesamtprojekt geführt haben. den von Besuchern intensiv genutzt. Was ist geblieben? Stadt und Landschaft verankert worden. Begleitet von einem breiten ehrenamtlichen Engagement, das Als schließlich am 16. Oktober 2011 die erste Bundes- bis heute vom rund 1000 Mitglieder starken Verein gartenschau in Rheinland-Pfalz ihre Tore schloss, ging Freunde der Bundesgartenschau Koblenz 2011 e.V. nicht nur ein erfolgreiches Event zu Ende, sondern in getragen wird. der Bevölkerung hatte sich aus einer ursprünglich skep- tischen Haltung ein neues Lebensgefühl eingestellt. Dem Gedanken der Nachhaltigkeit der Bundesgar- tenschau Koblenz 2011 konnte somit weit über ein er- Geblieben sind nach der endgültigen Fertigstellung folgreiches Event hinaus Rechnung getragen werden. aller Daueranlagen im Jahr 2012 somit nicht nur die Gut gestaltete und gepflegte Freiraume sowie das Öffnung der Stadt zum Wasser, die Um- und Neu- Bewusstsein der Bürgerinnen und Bürger für eine neu gestaltung der Uferanlagen, die Sanierung stadt- gewonnene Lebensqualität sind heute mit der Marke bildprägender Orte sowie die Revitalisierung der „Koblenzer Gartenkultur“ fest verbunden. Freiräume rund um das Kurfürstliche Schloss und auf dem Festungsplateau Ehrenbreitstein. Vielmehr ist in Anmerkung Grundlage für diesen Beitrag ist ein Vortrag bei den 32. Osnabrücker Baum- der Bevölkerung ein Gefühl für die neu geschaffene pflegetagen zur Thematik des Freiflächenmanagements im September 2014 städtische Qualität und die Verbindung zwischen 25
GreenCycle® – ein neuer Weg Ralf Semmler, Geschäfts- einer Anlage ausmachen. Um diese Lücke zwischen führer der d.b.g. Daten- Planung und Unterhalt überbrücken zu können, wurde bankgesellschaft mbH, GreenCycle® im Rahmen eines Forschungsprojektes Falkensee: „Die Instand- in einem Zeitraum von vier Jahren (2007-2010) in der haltung und Bewirtschaf- Schweiz entwickelt. An diesem Projekt waren die Firma tung von Freiräumen in nateco AG (Gelterkinden, Schweiz) und die ZAHW der heutigen Zeit ist ein (Wädenswil, Schweiz), sowie die d.b.g. Datenbankge- komplexes nahlogisti- sellschaft mbH (Falkensee) beteiligt. sches Problem, das völlig neue Herangehensweisen an die Planung notwen- Das Werkzeug dig macht.“ GreenCycle® berücksichtigt bereits in der Planungs- phase alle ökonomischen Aspekte zur Instandhaltung Öffentliche und private Grünräume sind im urbanen von Grünanlagen. Somit ergibt sich für Architekten und Umfeld immer wichtigere Erholungs-und Rückzugsräu- Planer ein Werkzeug, das in verschiedenen Leistungs- me und werden von einer Vielzahl von Nutzern in An- phasen im Planungsprozess eingesetzt werden kann. spruch genommen. Zahlreiche Planungen von Grüna- Es berücksichtigt die vollständigen Kosten für alle realen entstehen und zeigen Planungsziele in schönen Lebensabschnitte eines Werkstoffs oder einer Pflanze Bildern, die weit in der Zukunft liegen. Wie das Ziel und bildet so den gesamten Lebenszyklus ab. Die Da- erreicht werden soll, findet in den Arbeiten jedoch we- tenbasis wurde im Rahmen von Expertengesprächen, nig Betrachtung. Dabei ist dazu eine fachgerechte und der Auswertung von kommunalen Grünflächeninfor- auskömmliche Pflege erforderlich, deren Umfang wie- mationssystemen und normierten Musterzeitwerten derum am stärksten in der Planungsphase beeinflusst von der d.b.g. Datenbankgesellschaft erarbeitet. Im wird. Die gängige Praxis heutiger Managementsysteme Basiskatalog von „GreenCycle“ sind ca. 70 Pflege- für die Flächenbewirtschaftung, die Planung und den profile hinterlegt, für welche detailliert die Lebens- Unterhalt von Grünräumen in der Regel getrennt zu zykluskosten dargestellt werden können. betrachten, ist somit nicht zielführend. Der Unterhalter der Grünflächen übernimmt die fertig gebaute Anlage, Die Berechnungen basieren auf Schemata und deren hat aber kaum Einflussmöglichkeiten auf die Planung. dazugehörigen Profilen. In diesen sind alle Tätigkeiten Als Richtwert gilt hingegen, dass die Investitionskos- der jeweiligen Lebensphase aufgeführt. DieTätigkeiten ten nur ca. 15 % der gesamten Lebenszykluskosten werden mit Zeitwerten für Personal-und Betriebsmit- 26
teleinsatz sowie einer Vielzahl von weiteren Attributen Kosten für Personal, Betriebsmittel, Material und hinterlegt, die einen Einfluss auf die Gesamtkosten Fremdleistung in Tabellenform bzw. als Grafik darge- haben. Um ein reales Berechnungsmodell zur Kosten- stellt. Verschiedene Auswertungs-und Vergleichsoptio- planung zu erhalten, können neben den Leistungspo- nen wie die separate Betrachtung von Erstellungs-und sitionen steigernde oder mindernde Kostenfaktoren Instandsetzungskosten ermöglichen umfassende einkalkuliert werden.Im Ergebnis werden die einzelnen Darstellungs-und Auswertungsvarianten. 27
GreenCycle® im Planungsprozess Durch die Berechnung von Lebenszykluskosten kann durch die Gestaltung der Anlage die Instandhaltung bereits im Entwurf gezeigt werden, wie hoch der stark beeinflussen. Beispielhaft seien dazu Einbauten zukünftige Pflegeaufwand der Grünanlage sein wird. in Rasenflächen, Mähbreiten von Großflächenmähern Über diese Kosten kann mit dem zukünftigen Betrei- oder die Zugänglichkeit zu den Flächen erwähnt. Als ber diskutiert werden. Es wird ein Prozess angesto- Ergebnis sollten die Aufwendungen mit den real zur ßen, in welchem sich die Planung, die Wünsche des Verfügung stehen Ressourcen abgeglichen werden. Bauherrn und die späteren Pflegeressourcen einander annähern. Verschiedene Materialien können im Hin- Ausblick blick auf die Bau- und Folgekosten verglichen werden So entsteht ein optimiertes Projekt, das dem Planer und so Alternativen aufzeigen. Vor allem bei Materia- zusätzliche Argumentationsansätze bietet. Werden lien, die geringe Baukosten verursachen, aber in der weitere Komponenten wie die ökologischen und Folge sehr kostenintensiv oder kurzlebig sind, bieten sozial-funktionalen Kriterien betrachtet, ergibt sich die Auswertungen dem Planer Argumentationsgrund- eine umfassende Planung, die der heutigen Forde- lagen. Von daher umfasst eine nachhaltige Planung rung nach verstärkter Nachhaltigkeit gerecht wird. von Freiräumen die Einbeziehung der Lebenszyklus- Die Komponenten, wie sie derzeit durch die Deutsche kostenbetrachtung in fast alle Leistungsphasen der Gesellschaft für nachhaltiges Bauen DGNB und FLL Freiraumgestaltung. entwickelt werden, werden GreenCycle® inhaltlich erweitern. Die Entwickler werden die möglichen Im Bestand kann GreenCycle® aufzeigen, welchen Schnittstellen zu CAD und GIS ausbauen, um eine Unterhaltsbedarf die Flächen verursachen und was medienbruchfreie Übernahme von Planungen zu er- mit dem vorhandenen Ressourcenbedarf überhaupt möglichen, so dass GreenCycle® ein Baustein im BIM erhalten werden kann. Zudem können die ökonomi- (Building Information Modeling) für Freiraumareale schen Konsequenzen einer kompletten Neuplanung werden kann. gegenüber der Änderung kleinerer Teilbereiche darge- stellt werden. Bei Neuplanungen kann über verschiedene Materiali- en in Bezug auf die Bau- und Instandhaltungskosten diskutiert werden. Zudem fließen verschiedene Rah- menbedingungen in die Berechnungen ein, welche 28
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Lebenszykluskosten – Berliner Modell Zu diesem Zweck formuliert das Betriebskonzept Christoph Schmidt ist n Vision und Ziele des Parkbetriebs, als Geschäftsführer der n eine Service Philosophie als Grundlage des Grün Berlin GmbH, einer Handelns, Servicegesellschaft des Landes Berlin GmbH, für n die Parkservices als zentrale Umsetzung der alle Aufgaben der Frei- Service Philosophie, raumentwicklung zustän- n eine Beschreibung der Organisation und Verant- dig. Darüber hinaus ist er wortlichkeiten, Geschäftsführer der IGA 2017 GmbH. n die weiteren erforderlichen Services in Leistun- gen und Prozessen. Parkmanagement ist im Verständnis von Grün Ber- lin eine vielschichtige und eigenständige Profes- Service-Philosophie GAST sion, um dem Besucher ein herausragendes und facettenreiches Freiraumerlebnis zu bieten und die Parkmanagement hat für Grün Berlin vor allem zwei Parkanlage als gesellschaftlich wichtige Aufgabe Aufgaben: Erstens dem Besucher ein herausragendes mit einem Höchstmaß an fachlicher Kompetenz und facettenreiches Freiraumerlebnis zu bieten und zu pflegen, zu entwickeln und wirtschaftlich zu zweitens die Parkanlage mit einem Höchstmaß an betreiben. fachlicher Kompetenz und Sorgfalt zu pflegen und zu entwickeln. Parks sind lebendige und sich verändern- Das Betriebskonzept der Grün Berlin GmbH bildet de Freiräume in der Stadt, die auf gesellschaftlichen die Managementphilosophie als Parkbetreiber ab. Wandel und veränderte Bedürfnisse der Menschen in Ein Organisationshandbuch unterstützt das Park- geeignetem Maße reagieren müssen. Parkmanage- management, um die formulierten Ziele mit größt- ment ist also eine gesellschaftlich wichtige Aufgabe möglicher Qualität, Effizienz und Wirtschaftlichkeit und eine anspruchsvolle Profession. Der hohe An- zu erreichen. Das Betriebskonzept ist nicht statisch, spruch an die Attraktivität der Parkanlagen von Grün sondern dient dazu, ständig weiter zu lernen und die Berlin bedeutet eine Service Philosophie zu leben, die Organisation zu verbessern. auf gemeinsamen Grundwerten basiert. Im Mittel- punkt stehen hier der Gedanke der Gastfreundschaft 30
und die Behandlung des Parkbesuchers als Gast. Die- Trimmen: Pflege und Sauberkeit ser wird willkommen geheißen, soll sich in der Anlage Den Park aktiv in einem gepflegten und sauberen wohlfühlen und die Attraktionen des Parks in guter Zustand zu halten ist eine Selbstverständlichkeit. In Erinnerung behalten, damit er anderen davon erzählt einem höheren Maß als in anderen öffentlichen Freian- und selber wiederkehrt. Anderseits wird aber auch lagen gilt es das Wohlbefinden des Gastes ebenso zu vom Gast erwartet, dass er sich als solcher verhält fördern, wie eine fachlich kompetente Pflege zu zeigen. und den Park in einem gepflegten Zustand verlässt. Diese Grundwerte werden mittels des Betriebskon- Die Service-Philosophie G.A.S.T. unterscheidet deshalb zeptes in verschiedene Services (Leistungen und Pro- folgende wesentlichen Aspekte und Leistungsbereiche: zesse) übertragen. Die Service Philosophie soll auch helfen, Prioritäten zu setzen und das Handeln auf die Gastmanagement Ziele von Grün Berlin auszurichten. Der Besucher soll in den Parkanlagen eine unbe- Grundsätzlich schwerte und erholsame Zeit erleben. Zur Erfüllung FÜHRU NGSPROZESSE gliedert sich der seiner Bedürfnisse bedarf es unterschiedlicher Ange- Service-Radar in Contro swesen & Marketin bote, Information, Dialog, aber auch Regeln für das folgende Ebenen: Füh rson klung Pe twic lling nt en run al- na ts- me Zentral: Park-Ser- g & PR Bericht Miteinander und den Erhalt der Parkanlage. ma alitä g& ge H P au vices, Führungs- -s lanu sha Qu te n lt g ue g s- un ru & ng an Prozesse, erweiterte pl Attraktion PARKSERVICES & m l- am Kern- (oder Kunden-) Zie rogr Jeder Park von Grün Berlin ist einzigartig. Die Gär- Dat Dok en- & P Prozesse, Support- man umente (oder Unterstüt- ten der Welt haben eine Alleinstellung und bieten age menn- ATTRAKTION n t taltunge zungs-) Prozesse Verans besondere Attraktionen, die es zu pflegen und zu GAST- vermarkten gilt. Dies ist die Basis, um neue Besucher Ausschreibung & Vergabe MANAGEMENT SICHERHEIT anzulocken und alte zur Wiederkehr zu bewegen. Verm Verpaietung & gs- chtun igun TRIMMEN ERW g ehm nt Gennageme SE ma Sicherheit EITE ZES ng Sicherheit soll in den Parkanlagen von Grün Berlin RO RTE nu & En ani bau ch r re che zer S eu tw eru T-P Ab esu nut N K ick ng in einem höheren Maße gegeben sein als in anderen E R B ritt lu & RN O ng nt D PP , me -P na gs- öffentlichen Freiräumen. Sicherheit ist die Basis für mana werde- nt SU Insp ieb & RO ge ma rtra Betr ung Wart geme ZE Ve ektio SS einen unbeschwerten Parkbesuch und wird in beson- Besch E n, derem Maße von den Parkbesuchern nachgefragt. 31
Übergeordnete Themen Insbesondere aufgrund des öffentlichen Auftrags von Grün Berlin sind folgende zentrale Themen im Rahmen der einzelnen Aufgaben und Services zu bedenken: n Wirtschaftlichkeit n Gender n Umweltschutz n Behindertengerechtigkeit/Barrierefreiheit Die Verantwortung / Aufbau-Organisation Das Parkmanagement ist in der Organisation der Grün Berlin GmbH die wesentliche operative Schnittstelle zwischen der übergeordneten Unternehmensorgani- sation und den unterschiedlichen operativen Auf- gaben für den Betrieb des Parks. Es koordiniert und übernimmt gegebenenfalls selbst die Aufgaben. Dazu gehören die Entwicklung (Ziel- und Programmpla- nung), die Facility Services und die Parkpflege sowie die Parkadministration. Eine wichtige Rolle spielen auch das operative Marketing und das Veranstal- tungsmanagement. Außerdem sind das Akteurs- und Mietermanagement sowie Partizipationsprozesse zu steuern. 32
Gärten der Welt Betriebseinheiten Der Service-Radar / STAGE Die Prozess-Landkarte Ankunft / Abschied Parkplatz Auf Basis der spezifi- Parkplatz Blumberger Damm schen Aufgabe und der Parkplatz Eisenacher Straße Eingang/Kassen Service Philosophie Eingang/Kasse Blumberger Damm G.A.S.T. von Grün Eingang/Kasse Eisenacher Straße Berlin wurde die Eingang/Kasse Kienberg Aufenthalt Prozess-Landschaft Parkplatz als Service-Radar Information entwickelt. Gastronomie Shop Attraktionen Seilbahn Besucherzentrum Tropenhalle Veranstaltung (Parkbühne) Themengärten Chinesischer Garten Japanischer Garten Koreanischer Garten Balinesischer Garten (Tropenhalle) Karl-Förster-Garten Orientalischer Garten Renaissance-Garten Irrgarten/Labyrinth Christlicher Garten Englischer Garten Wasserwelten Neue Gärten Blumentheater Rhododendronhain Rosengarten Dahliengarten Marzahner Ausguck Spielplätze Spielplatz Parkwiese Süd Spielplatz Parkwiese Nord Spielplatz am Japan. Garten Gesamtpark Parkwiese Nord Parkwiese Süd STAGE Betriebshof Logistikfläche Technische Infrastruktur Entsorgung Lieferung 33
Konzept Wilhelmsburger Inselpark Siegfried Knoll ist Stadtparks, der als moderner Volkspark Zentrum und Direktor des Instituts grüne Mitte des Quartiers werden sollte. Der Park für Nachhaltige Land- bot die städtebauliche Antwort auf einen ehemals schaftsArchitektur - INLA diffusen und heterogen gewachsenen Stadtraum im an der Hochschule für bis dato vernachlässigten Süden Hamburgs. Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen/Geislingen. Demographische Veränderungen, zum Beispiel das Seine Erfahrung: „Leider Verhältnis von freier Zeit zu Arbeitszeit und von aktiv ist in den vergangenen erlebbarer Ruhestandszeit zur Lebensarbeitszeit Jahren und Jahrzehnten bedingten einen Anspruch an neue urbane Qualitäten das Wissen über die im direkten städtischen Wohnumfeld. gärtnerische Pflege z. B. von Stauden und deren Dieser Planungsansatz war die Aufforderung zum Pflanzengemeinschaften und das Verständnis von Wachs- Denken und Planen von der Zukunft her. Ein wichtiger tumsprozessen immer mehr verloren gegangen. Das muss Aspekt so verstandener Stadtplanung ist die dauer- an den Hochschulen und Fachschulen wieder intensiv hafte, wohnungsnahe und erreichbare Grünflächen- gelehrt werden.“ versorgung im städtischen Raumgefüge. Sie ist vor allem bedeutsam für sozial schwache Bevölkerungs- gruppen, wie zum Beispiel für kinderreiche Familien Im Hamburger Süden auf der Elbinsel Wilhelms- und alte Menschen, die ihre Freizeit nur in diesem burg zeigt sich der Wandel der Gesellschaft zu einer Stadtteil erleben können. zukünftigen multinationalen Bevölkerungsstruktur mit seinen unsteten Verhältnissen in der Stadtent- In beispielhaften Kooperationsprozessen und Pla- wicklung. Zur Internationalen Bauausstellung, der nungswerkstätten, in der Planungsphase der Garten- IBA 2013 und der zeitgleich stattfindenden „internati- schau und vor allem für den Park danach, ist ein Park onalen gartenschau hamburg 2013“, der igs hh 2013, der Bürger entstanden, der als ein Versuchsgarten für ergab sich die Chance, eine vorausschauende Stadt- soziale Grün- und Freiflächenpolitik in der Stadtpla- planung zu realisieren, die die städtebaulichen An- nung - als moderner Volkspark - gelten kann. forderungen der Zukunft meistert: Mit verbesserten Nahverkehrsverbindungen, mit neuen Gebäudetypen Der Inselpark wird sich trotz des Wandels treu bleiben und Wohnformen sowie ökologischen, energiesparen- können. Die von Bächen und Gräben durchzogene, mit den Bauweisen und mit der Ausformung eines neuen Hecken umfasste Kleingartenanlage, mit Waldstücken 34
bestandene Wiesen und Rasenflächen und unberühr- Nachdem der Sommerflor der Gartenschau seit zwei te naturnahe Schilfzonen wurden behutsam nutzbar Jahren verblüht ist, steht die gezielte Entwicklung des gemacht. Eine verbesserte Wegeerschließung, die Ent- Inselparks mit dem geplanten Umbau der Pflanzun- schlackung der Kanäle und Bäche sowie Bewegungs- gen und der dauerhaften fachbezogenen Pflege im und Naturräume sorgen nun für eine selbstbewusste Vordergrund. neue Identität der Wilhelmsburger mit ihrer grünen Mitte. In vielen Arbeitssitzungen und kooperativen Pla- Trotz des besonderen baulichen Aufwandes zur igs 2013 nungsrunden wurden diese Ziele erarbeitet, disku- und zur IBA als ökologisches und landschaftsplaneri- tiert, verabschiedet und zur Grundlage für die Pflege- sches Beispielprojekt, ist nach der Ausstellungs- und und Entwicklungsplanung 2014+, noch bevor die Rückbauzeit der igs die Bewährungszeit der stadtplane- Gartenschau 2013 eröffnet wurde. rischen Leuchtturmprojekte Hamburgs angebrochen. 35
LEGENDE: Bearbeitungsgrenze Bereich 50 Baumbestand Baum Neupflanzung Strauchpflanzung/ flächige Gehölzpflanzung Wiesen zweischürig Rasen gemähter Rasenstreifen entlang Wege Schotterrasen Stauden Pflanzung §30-Stauden im Uferbereich wechselfeuchte Biotope Hauptrundweg mit Versorgungsband Asphalt/Platten (80x40) Platten (80/40/16) wassergebundene Wegedecke/ Grand Gewässer Zaunverlauf Biotop vollständig geschützt nach § 30 BNatSchG Leuchten Auszug aus dem Pflege- und Entwicklungsplan 2014+, hier Detailplan Park der Religionen und Platz an der Rathauswettern. 36
Dieses Parkpflegewerk oder besser dieser Entwick- Die flächenbezogenen Pflegezuordnungen lungsplan Inselpark ist nur so aktuell wie er auch fortge- Ra 1 - Sportrasen - 20 Schnitte schrieben werden kann. Alle Parameter der Maßnahmen Ra 2 - Zierrasen - 12 Schnitte Ra 3 - Parkrasen – 8 Schnitte und Konzepte sind digitalisiert. Sie sind somit eine landschaftsarchitektonische Grundlage geworden und Ra 4 - Schotterrasen – 6 Schnitte Handwerkszeug für eine dynamische Freiflächenpflege. Wi 1 - zwei- bis dreischürige Wiese Wi 2 - ein- bis zweischürige Wiese Die Darstellung der Einzelpläne sind aus dem Baum- und Strauchkataster und den überarbeiteten Pflanz- Wi2 - Waldwiese, einschürig plänen nach pflegetechnischen Gesichtspunkten und WSt 1 - §30-Stauden - schattig - 1 Schnitt WSt 2 - §30-Stauden - sonnig bis feucht - 1 Schnitt später durch maßgenaue Flächen- und Pflanzenein- WSt 3 - §30-Stauden - feuchte bis nasse Ufer u. Gräben - 1 Schnitt heiten erarbeitet worden. Sie sind mit den nachfol- Ri 1 - Riedfläche - Rückschnitt alle 4 bis 5 Jahre genden Zuordnungen zu vergleichen. Diese Flächenzuordnungen basieren auf der notwen- SStau1 – Gräserpflanzung – 1 Schnitt digen Differenzierung der Pflege für entsprechende SStau 2 – Schmuckstauden sonnig - Intensivpflege Pflanzeneinheiten. Diese wiederum sind Ausgangs- SStau 3 – Schmuckstauden Trogsituation – Intensivpflege SStau 4 – robuste Wildstauden – 1 Schnitt punkt für die Leistungsinhalte in den Parametern der SStau 5 – Schmuckstauden mähbar – 2 Schnitte Grünflächenpflege. ZGe 1 – Rhododendron und Begleiter ZGe 2 – Laubgehölze und Begleiter ZGe 3 – Laubgehölze und Begleiter mit §30 Dynamische Pflegestrategie ZGe 4 – Zier- und Rosenpflanzungen Geh 1 – Wildgehölz- und Strauchpflanzung §30 – Deckpflanzung Die gärtnerische Pflegeleistung als neu entwickelte Geh 2 – Wildgehölz- und Strauchpflanzung §30 – Uferbestände dynamische Parkpflege ermöglicht und sichert die geplanten Funktionsweisen und Entwicklungen der Ba 1 – Solitär-, Erziehungs- und Erhaltungsschnitt Ba 2 – Baumgruppen landschaftlich, kl. Wäldchen aufgeastet Parkanlage. Ba 2.1 ¬ Baumgruppen landschaftlich, kl. Wäldchen aufgeastet, Schleppen ausgebildet Ba 3 – Baumreihen, Alleen, Rasterpflanzungen Gerade diese Unterschiede von Entwicklungen, Bestand und Nutzungen sind das Wesensmerkmal für GGeh 1 – geschnittene Hecken bis 1,3m und 0,8-2m hoch GGeh 2 – geschnittene Flächenpflanzungen eine differenzierte Pflege gegenüber Einheitspflege- GGeh 3 – niedrige Gehölzflächenpflanzungen bis 1m hoch konzepten der pauschalierten Grünpflege. Kl 1 – Selbstklimmer an Betonwand Kl 2 – Kletterpflanze an Rankhilfe 37
Das heißt für die Pflegestrategie: Kostenkalkulation und Arbeitspläne a Bestandsaufnahme mit digitaler Aufnahme und Ein wesentlicher Teil der Pflege- und Entwicklungs- Darstellung der Freiflächen. Bestandsaufnahme planung ist die Kostendarstellung für die Pflege und nach Pflegeeinheiten mit realen Größen, Baumka- Entwicklung des Parks auf die jährlich geplanten taster, Baumlisten und einem einfachen Strauch- und formulierten Pflege- und Entwicklungsziele hin. kataster. Aufgrund der oben genannten Aufnahmen und Inhalte der Planungsebenen sind detaillierte Massen und b Planung Entwicklung und Erhaltung des Parkbil- Maßnahmen darstellbar und die Aufwendungen vor- des und der Naturschutzfunktion von Teilflächen. ausschauend für die Kameralistik und die Aufstellung Planung in differenzierten Einheiten und Abschnit- der Budgetplanung kalkulierbar. ten auf Grundlage des Parkentwurfs der Nachnut- zung der Daueranlage des Gartenschauparks. Diese vorausschauende Kostenanalytik mit allen Mas- senberechnungen und Pflegeinhalten war die Vor- c Definition des Mindeststandards der Pflege durch aussetzung für inhaltliche und maßnahmenbezogene die Stadt Hamburg und die igs 2013 gmbh. Defini- Kostenaufstellungen, dazu zählen alle Entsorgungen, tion von Pflege durch Nutzungsansprüche an den Ersatzbeschaffungen, Brückenbau, Wegebau, Was- Park. serbau und die Parkpflege, bis hin zum einzelnen Pflegegang. d Wertfunktionen und Werterhaltung der Pflanzen- einheiten entwickeln und sichern. Werterhaltung Damit wird die detaillierte Bedarfs-, Arbeits- und der Einbauten und Ausstattungen. Funktionsfähig- Einsatzplanung im Rahmen der Pflege- und Entwick- keit der Spieleinrichtungen, Brücken und Wege. lungsplanung 2014+ erst möglich. Gewässerunterhaltung. e Pflegediagramme der Vegetationseinheiten Pfle- Landschaftsökologische Freiflächenpflege geleistungen ermitteln, beschreiben und vermit- teln. Nachhaltige Parkentwicklung im Inselpark bedeutet eben auch eine landschaftsökologische Freiflächen- f Kostenkalkulation der Pflegeleistungen und Fort- pflege. schreibung der Pflege- und Entwicklungsplanung. 38
Unser Ziel muss es sein, im Sinne einer ökologischen scher Pflanzen mit fachbezogener Pflege, wo Freiflächenpflege bei weiteren Pflegebeauftragun- immer es möglich ist und pflegeaufwendige gen die nachfolgenden ökologischen Pflegebelange Schmuckpflanzung ersetzt werden muss (z.B. stückweise in die Pflegestrategie einzubinden, unter Umwandlung von Stauden in Wildstaudenflä- anderem ist das: chen oder Rasen in Wiesenflächen). n Die mechanische oder thermische Unkrautbe- n Die Regenwassernutzung und Rückhaltung von kämpfung. Keine chemische Schädlings- und Oberflächenwasser. Unkrautbekämpfung. n Die Wiederverwendung und nachprüfbare Ver- n Die Herstellung von weiteren standortgerechten wertung der Pflegerückstände und des Schnitt- Pflanzgesellschaften und Verwendung heimi- guts als Biomasse. 39
Ausblick In diesem Zusammenhang hatte unter anderem die Hamburger Bezirksregierung schon Mitte 2013 Dieser Pflege- und Entwicklungsplan zeigt Hand- beschlossen, die Mittel der detailliert kalkulierten lungsspielräume, Konzeptionen und Möglichkeiten Pflegekosten in den Haushalt 2014/15 einzustellen auf, um die formulierten städtebaulichen und grün- und ein engagiertes Pflegeteam zu installieren, mit planerischen Ziele der grünen Mitte Wilhelmsburg dem Ziel, den Pflege und Entwicklungsplan 2014+ in zu realisieren, fachgerecht zu pflegen und zu einer den nächsten Jahren umzusetzen. nachhaltigen Parkanlage weiterzuentwickeln. Dieses positive Signal ist Anspruch und Verpflich- Eine wissenschaftliche Begleitung und Feststellung tung zugleich für eine wiedergefundene Planungs- der Lebenszykluskosten im Hinblick auf diese Zielset- ebene in der Landschaftsarchitektur und für die zungen und auf die Fortschreibung des dynamischen Pflege im Inselpark Wilhelmsburg, in Zeiten, in de- Modells ist sinnvoll und von außergewöhnlichem nen die Mittel für das öffentliche Grün immer weiter berufsständischem Interesse. gekürzt werden. 40
Freie und Hansestadt Hamburg Gesamtplan Inselpark Wilhelmsburg Pflege+Entwicklungsplan 2014+ Grundlage igs Nachnutzungsplanung Originalmaßstab 1:1000 und 1:200 Verfasser Igs hh2013 mit knoll neues gruen gmbh Prof. Siegfried Knoll, Freier Landschaftsarchitekt 41
Ausblick Das lebendige Grün in Städten, von der Dach- und Diese Leistungen können Grünflächen nur erbringen, Fassadenbegrünung bis zum Grün in Parks und wenn sie entsprechend geplant sind und gepflegt Gärten ist das wichtigste Bindeglied zwischen allen werden. Was für das private Grün in Gärten und Fir- Funktionen der Stadt. Dabei wirkt Grün positiv mengeländen gilt, gilt ebenso für öffentliche Grün- auf ökonomische wie auf ökologische und soziale flächen: Sie brauchen regelmäßige Pflege und die Erfolgsfaktoren: Grün wertet Standorte und Immobi- kostet Geld. lien auf und verbessert das Image einer Stadt. Es ist anerkannter Maßen das stärkste Instrument in der Da viele Kommunen in Deutschland vor erheblichen Stadtklimatologie, zudem Schadstoff- und Lärmfilter, Haushaltsproblemen stehen, die sich auch in den Lebensraum für Tiere und Pflanzen, Erholungsraum Etats für Grünflächen mit Einsparungen bei den für Menschen, sozialer Treffpunkt und als Naturer- Investitions- und Pflegekosten auswirken, sind neue fahrungsraum insbesondere für Kinder unersetzlich. Konzepte gefragt. Ein Blick auf Gartenschauen kann helfen, denn die Investitionen in Gartenschauen wer- den langfristig geplant und auf verschiedenen Ebenen politisch diskutiert, bevor sie tatsächlich umgesetzt werden. Betrachtet man das urbane Grün als Investiti- on in die Zukunft der Städte und Quartiere, so stellen sich auf kommunaler Ebene die gleichen Fragen. Es lohnt demzufolge, das Grün nicht nur partiell und projekthaft als Teil der Stadtentwicklung zu diskutie- ren, sondern eine langfristig ausgerichtete integrierte Stadtentwicklung mit Grün anzustrengen. Die EU hat mit dem Stichwort „Grüne Infrastruktur“ ein strategisch geplantes Netzwerk vorgestellt, das der grauen Infrastruktur der Städte gegenübersteht. Auch im Grünbuch „Stadtgrün“, das im Juni 2015 unter Federführung des Bundesministeriums für Um- welt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) herausgegeben wurde, wird die Grüne Infrastruktur als Klammer für verschiedene Themen der Stadtent- wicklung angesprochen. Sie ist in der Lage, politische 42
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