GEDENKFEIER SEMPACH 2018 - OFFIZIELLE FESTZEITUNG - Kanton Luzern

 
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GEDENKFEIER SEMPACH 2018 - OFFIZIELLE FESTZEITUNG - Kanton Luzern
A.Z. 6203 SEMPACH STATION, DONNERSTAG, 28. JUNI 2018     VERKAUFSPREIS: FR. 2.50

GEDENKFEIER SEMPACH 2018
O F F I Z I E L L E                                                            F E S T Z E I T U N G

                 Die Stadt Luzern ist Gastgemeinde der 632. Gedenkfeier an die Schlacht von Sempach anno 1386. Blau-Weiss wird im
                 historischen Städtli Sempach für spezielle Farbtupfer sorgen. Die Zunft zu Safran tut dies bereits seit 1868 Jahr für
                 Jahr. Obwohl es den offiziellen Festzug auf das Schlachtfeld seit 2011 nicht mehr gibt, lässt es sich der vielköpfige
                 Safran-Tross auch an der 150. Teilnahme nicht nehmen, hinauf zum Winkelriedstein zu marschieren und dort dem
                 Helden von Sempach die Ehre zu erweisen.                                                           FOTO MARCEL SCHMID/ARCHIV
GEDENKFEIER SEMPACH 2018 - OFFIZIELLE FESTZEITUNG - Kanton Luzern
2                                      GEDENKFEIER 2018 / BILDESSAY                                                                                                SEMPACHER WOCHE • 28. JUNI 2018

                                                                                                                                                                                FOTO OTTO SCHMID

    Der Löwe von Montepulciano
    Hat das Sempacher Löwendenkmal auf dem Kirchenplatz die Italiener zu einem Plagiat in-         der Treuepflicht gegenüber von Florenz, der Stadt der Medici. Damit ist das Löwendenkmal
    spiriert? Im berühmten toskanischen Wein- und Hügeldorf Montepulciano steht jedenfalls         von Montepulciano deutlich älter als jenes von Sempach, das 1886 als Erinnerung an die
    ein zum Verwechseln ähnliches Löwendenkmal. Wer durch die befestigte Porta al Prato steil      500-Jahr-Feier der Schlacht bei Sempach erstellt wurde. Ein Ideenklau der Italiener kommt
    Richtung Altstadt marschiert, trifft auf der Piazza Savonarola auf die Säule des «Marzocco»,   somit nicht in Frage. Wer weiss, vielleicht liess sich ja, ganz im Gegenteil, der Schöpfer des
    Wahrzeichen der florentinischen Herrschaft. «Marzocco» wird der Löwe in der Heraldik be-       Sempacher Löwendenkmals, der Berner Architekt und Künstler Gottlieb Hirsbrunner, vom
    zeichnet, der das Wappen von Florenz als Schildhalter mit der rechten Pranke hält. Der         Löwen aus Montepulciano inspirieren.	
    Löwe auf der Säule wurde 1511 an die Stelle der sienesischen Wölfin gesetzt zum Zeichen                                                                                         OTTO SCHMID
GEDENKFEIER SEMPACH 2018 - OFFIZIELLE FESTZEITUNG - Kanton Luzern
28. JUNI 2018 • SEMPACHER WOCHE                                                                                                GEDENKFEIER 2018 / FESTREDNERIN                                                           3

«Ewiger Frieden für alle muss das Ziel bleiben»
GEDENKFEIER DIE ÖSTERREICHISCHE BOTSCHAFTERIN DR. URSULA PLASSNIK HÄLT DIE DIESJÄHRIGE FESTREDE IN SEMPACH

Alleine kann man vieles nicht                 Tradition automatisch an die schwer-                                                                                                 sammenarbeit»         beschäftigen.
erreichen: Das sagt Dr. Ursula                mütigen, slawisch geprägten Kärntner-                                                                                                Haben Organisationen wie die
Plassnik. Sie setzt auf starke                lieder. Da kommen mir schon gelegent-                                                                                                NATO, EU oder OSZE versagt,
Zusammenarbeit und eine ech-                  lich die Tränen.                                                                                                                     betrachtet man die Liste andau-
te   Weltnachbarschaftspolitik,                                                                                                                                                    ernder Konflikte, wie zum Bei-
bei der auch die Schweiz eine                 Welchen Ereignissen gedenkt                                                                                                          spiel im Nahen Osten oder Afri-
grosse Verantwortung trägt.                   man in Österreich traditioneller-                                                                                                    ka, und die daraus resultierten
                                              weise?                                                                                                                               globalen Auswirkungen?
Für uns Schweizer ging Arnold                 2018 erinnern wir Österreicher uns an                                                                                                Der ewige Friede für alle muss unser
von Winkelried nach der Schlacht              das Ende des Ersten Weltkrieges mit dem                                                                                              Ziel bleiben. Aber wir werden die
bei Sempach als Held in die Ge-               Zusammenbruch der alten Ordnung vor                                                                                                  menschliche Natur mit ihren Schat-
schichte der Eidgenossenschaft                100 Jahren. Aber auch an 1938, den An-                                                                                               tenseiten wohl nicht grundlegend än-
ein. Auf der Gegenseite stand der             schluss durch Hitler-Deutschland und                                                                                                 dern können. Also gilt unsere prakti-
Habsburger Herzog Leopold III.                die unsagbaren Schrecken des Zweiten                                                                                                 sche Arbeit der Konfliktverhütung,
Für manch überzeugten Österrei-               Weltkrieges. Gedacht wird auch des Jah-                                                                                              der Eindämmung von Gewalt und der
cher war er der wahre Held. Wel-              res 1968, das war nicht nur die Revoluti-                                                                                            Förderung Rechtsstaatlichkeit. Dazu
che Überlieferung wurde Ihnen                 on der jungen Linken in Paris und an-                                                                                                gehört auch die Unterstützung der
zugetragen?                                   derswo, sondern auch der Prager                                                                                                      Opfer von Gewalt, Vertreibung und
Ganz eindeutig hat sich Winkelried in         Frühling und seine Niederschlagung                                                                                                   Entrechtung. Österreich und die
der Schweizer Erinnerung durchge-             durch sowjetische Panzer. Die schmerz-                                                                                               Schweiz sind heute humanitäre Gross-
setzt. Obwohl auch Herzog Leopold für         haften Brüche des 20. Jahrhunderts ha-                                                                                               mächte. Im Weltdorf des 21. Jahrhun-
eine gute Sache – nämlich die Rechts-         ben das moderne Österreich ganz we-                                                                                                  derts brauchen wir eine echte Welt-
staatlichkeit – gekämpft hat und dafür        sentlich geprägt. Umso wichtiger ist für                                                                                             nachbarschaftspolitik. Daran können
sein Leben lassen musste. Rechtlich ge-       uns das Friedensprojekt EU.                                                                                                          wir beide aktiv mitwirken.
sehen hatte er ja durchaus Grund, die
abtrünnige Stadt Luzern, seine öster-         Würden Sie Ihre Beziehung zur                                                                                                        Die Gedenkfeier findet dieses
reichische Landstadt, zur Ordnung zu          Schweiz als rein geschäftlich de-                                                                                                    Jahr am Sonntag, 1. Juli, statt. Ein
rufen. Leopold wurde auf seinem Ge-           klarieren oder ist sie auch von                                                                                                      bedeutsames Datum, nicht zu-
biet im Kampf um sein Recht von den           emotionalem Charakter?                                                                                                               letzt, weil an diesem Tag auch die
eigenen Untertanen getötet, das sehen         Wir sind eng verbundene Nachbarn,                                                                                                    österreichische EU-Ratspräsident-
heute auch die Historiker so. Wenn            nicht nur in der Wirtschaft, da gibt es                                                                                              schaft beginnt. Was genau bein-
man so will, starben beide, Herzog Leo-       Gott sei Dank viele Emotionen. Respekt,                                                                                              haltet dieses Amt für Österreich?
pold und Winkelried, den politischen          Wertschätzung, ja Bewunderung für den                                                                                                Die EU-Ratspräsidentschaft bedeutet
Heldentod. Beide haben sich für ihre          erfolgreichen Nachbarn im Westen spie-                                                                                               zunächst zusätzliche Verantwortung, es
jeweilige Gemeinschaft geopfert.              len ebenso mit wie das Wissen um die                                                                                                 ist eine Dienstleistung für die «Familie
                                              Gemeinsamkeiten. Unsere relative Klein-     Botschafterin Ursula Plassnik beim Kantonsbesuch in Genf im Februar 2018.               EU». Also viel Arbeit, auf allen Ebenen.
                                              heit, die Neutralität, der Föderalismus,                                                              FOTO VÉRONIQUE BOTTERON       Wir übernehmen grosse Hausaufgaben
«Die EU leistet viel                          die alpine Komponente, die sportliche                                                                                                wie die Regelung des Verhältnisses mit
für die Sicherheit der                        Grundeinstellung, der Tourismus, das                                                                                                 Grossbritannien und die EU-Finanzpla-

Schweiz.»
                                              Umweltbewusstsein, unsere Lage im           allzu ernst. Vielleicht haben wir ein son-   gern und haben unsere Zweifel. Aber         nung für die nächsten sieben Jahre.
                                              Herzen Europas – lauter verbindende         nigeres Gemüt, obwohl wir technisch ge-      wir sitzen immerhin am Tisch, können
                                              Faktoren, die wir beide mit unseren an-     sehen kein Mittelmeerland sind …             uns einbringen, mitreden, mitentschei-      Macht es Sie stolz, dass Öster-
                                              deren Nachbarn nicht im selben Aus-                                                      den, mitverantworten. So buchstabiert       reich dieses Amt einnehmen
Welche Assoziationen verbinden                mass erleben. Von aussen gesehen könn-      Diverse Kriege haben die Ver-                man Souveränität im 21. Jahrhundert.        darf?
Sie mit dem Ort Sempach?                      te man uns für Geschwister halten.          gangenheit Europas geprägt,                  Keiner kann alles im Alleingang. Beson-     Stolz wäre nicht der richtige Aus-
Grob gesprochen wurden in Sempach                                                         der Zweite Weltkrieg hat bis                 ders eher kleine Länder sind stärker auf    druck, ich werde mich Anfang 2019
die alten Habsburger von den alten Eid-       Für welche Nation fiebern Sie               heute spürbare Spuren in der                 Rechtsstaatlichkeit und Respekt ange-       über eine sauber geleistete Arbeit freu-
genossen so richtig verprügelt. Histo-        beim Skisport mit: Für die                  Gesellschaft hinterlassen. Wie               wiesen. Die Grossen könnten es sich         en. Und wenn wir gemeinsam den
risch Entscheidendes wurde aber damit         Schweiz oder bleiben Sie Ihrem              beurteilen Sie die Zusammenar-               leichter selber richten.                    Durchbruch beim Rahmenabkommen
wohl nicht erreicht, es war ein regionales    Herkunftsland treu?                         beit Österreichs mit seinen                                                              EU–Schweiz schaffen, werde ich mich
Ereignis. Sempach ist eine der am             Keine Frage, beim Sport hört der Spass      Nachbarländern heute?                                                                    doppelt freuen!
schlechtesten dokumentierten Schlach-         auf. Da gibt es beinharte Konkurrenz.       Als eng und vertrauensvoll. Wir haben        «Nur mit enger Zu-
ten des Mittelalters, also wissen wir nicht   Selbstverständlich kommt da für mich        insgesamt neun Nachbarn, wenn man
                                                                                                                                       sammenarbeit haben                          Welche Erwartungen stellen Sie

                                                                                                                                       wir eine Chance.»
viel über das eigentliche Geschehen an        Österreich zuerst. Aber wenn wir nicht      Kroatien dazuzählt. Lauter sehr unter-                                                   an Ihre Landsleute während der
diesem heissen Julitag 1386. Umso             selbst auf dem Siegerpodest stehen,         schiedliche Länder mit ganz eigenen                                                      österreichischen EU-Ratspräsi-
mächtiger ist der Mythos jenseits der his-    freue ich mich über jeden Schweizer Er-     Traditionen     und    Entwicklungen.                                                    dentschaft?
torischen Fakten. Sempach ist längst          folg. Und beim Tennis gibt es derzeit oh-   Nicht immer versteht man alles, nicht                                                    Von meiner Regierung erhoffe ich
zum festen Bestandteil der Schweizer          nehin nur Roger Federer. Am besten sind     immer ist man mit allem einverstan-          Bevor Sie im September 2016 an              höchste Professionalität und europäi-
Identität geworden. Ich möchte Sie nicht      wir, wenn wir etwas gemeinsam in An-        den. Aber ein tiefes Gefühl der Zu-          die Aare zogen, waren Sie Bot-              sche Leidenschaft. Bei günstigem
kränken, aber ausserhalb der Schweiz ist      griff nehmen, zum Beispiel im Fussball.     sammengehörigkeit überwiegt. In              schafterin in Frankreich. Welche            Wind können wir vielleicht einen Bei-
Sempach weniger bekannt.                                                                  Amerika beginne ich Reden über Ös-           Reaktionen nahmen Sie nach den              trag dazu leisten, dass in der EU wie-
                                              Woran denken Sie?                           terreich meist mit der Aufzählung un-        Terroranschlägen in Paris vom               der das Zusammengehörigkeitsgefühl
In der Region gedenkt man der                 2008 haben wir gemeinsam die Euro-          serer Nachbarn, da versteht man bes-         13. November 2015 in der Stadt              wächst. Die Wirtschaft wächst, die Ju-
Schlacht traditionsbewusst. All-              pameisterschaft ausgerichtet, das war       ser, wer wir sind.                           und innerhalb der französischen             gend hat wieder deutlich mehr Ver-
gemein pflegt der Schweizer sei-              toll! Adi Hütter, der österreichische                                                    Gesellschaft wahr?                          trauen in das europäische Projekt. Die
ne Traditionen mit Respekt und                Trainer, hat die Young Boys wieder          Wie nehmen Sie die Beziehungen               Es ist schwer, diese heftigen Gefühle der   Voraussetzungen sind also gut.
emotionaler Verbundenheit. Wie                zum heiss ersehnten Meistertitel ge-        zur Schweiz wahr, ist sie doch               Verunsicherung, des Entsetzens, aber
ausgeprägt ist das Traditionsbe-              führt,   während    umgekehrt     der       kein Mitglied der EU?                        auch des Standhaltens im Sturm nach-        Sehen Sie sich in erster Linie als
wusstsein des Österreichers?                  Schweizer Marcel Koller die österrei-       Bis 1995 waren Österreich und die            zuempfinden, ohne sie unmittelbar er-       Europäerin, Österreicherin oder
Unser Traditionsbewusstsein ist nicht         chische Nationalmannschaft entschei-        Schweiz EFTA-Partner, natürlich haben        lebt zu haben. Aber eines ist sicher, die   Kärntnerin?
minder stark ausgeprägt als das der           dend nach vorne brachte.                    sich durch den Nicht-Beitritt der Schweiz    Franzosen lassen sich nicht von Terroris-   Alles zugleich und alles zusammen.
Schweizer. Nur zeigt es sich auf andere                                                   zum EWR die Parameter unserer europa-        ten vorschreiben, wie sie zu leben haben.   Das ist meine unverwechselbare Iden-
Weise. Wir feiern weniger die Erinne-                                                     politischen Zusammenarbeit verändert.        Die sichtbaren Sicherheitsvorkehrungen      tität. Die lässt sich nicht mehr auf-
rung an Schlachten, das alte Öster-           «Im Weltdorf des                            Der bilaterale Weg ist massgeschneidert      haben deutlich zugenommen. Heute sind       spalten. Der Sonderfall Ursula Plass-
reich war zwar eine europäische Gross-
macht, aber militärische Siege waren
                                              21. Jahrhunderts                            für die Schweiz und die EU.                  in etwa gleich viele Soldaten in Frank-
                                                                                                                                       reich im Einsatz wie in allen französi-
                                                                                                                                                                                   nik, sozusagen.
                                                                                                                                                                                          SCHRIFTLICH GEFÜHRTES INTERVIEW
unsere Sache eher nicht. Obwohl – be-         brauchen wir eine                           Inwiefern?                                   schen Auslandseinsätzen zusammen.                                   ELLA RICHARDS
stimmte schmerzhafte Niederlagen,             echte Weltnachbar-                          Die Schweiz des Jahres 2018 ist eine

                                              schaftspolitik.»
wie der Tod von Andreas Hofer, spielen                                                    Europäerin und eine Weltbürgerin. Sie        Welche Rolle nimmt die Schweiz
immer noch eine grosse Rolle.                                                             ist keine Insel. Die Schweiz liegt viel-     in der globalen Krisenbewälti-
                                                                                          mehr inmitten des vielfältigsten und         gung ein? Gilt die für die                   Erfahrene Diploma-
Wer war dieser Andreas Hofer?                                                             sozial am wenigsten ungerechten Erd-         Schweiz so wichtige Neutralität
Andreas Hofer ist der Volksheld der Ti-       Welche Eigenschaften schätzen               teils. Doch die Europa-Lage der              auch in der heutigen Zeit noch
                                                                                                                                                                                    tin und Politikerin
roler. 1809 war er der Anführer des Auf-      Sie an den Schweizern?                      Schweiz ist nicht nur Glückssache,           als    richtungsweisende           und
stands gegen die bayerischen und fran-        Es ist nicht leicht, von den Schweizern     sondern auch politisches Schicksal.          schützenswerte Eigenschaft?                  DR. URSULA PLASSNIK Die
zösischen Besatzer. Zur Identität der         ganz allgemein zu reden, sie sind ja        Sie profitiert von der stabilen Nachbar-     Die Schweiz ist in der internationalen       62-jährige Kärntnerin ist seit 1. Sep-
Tiroler gehört auch die Tradition der Ti-     wirklich sehr vielfältig. Persönlich        schaft, nicht alles gelingt nur aufgrund     Diplomatie ein nicht wegzudenkender          tember 2016 Botschafterin der Repub-
roler Schützen, die in prächtigen Kostü-      schätze ich ganz besonders die Treue        eigener Tüchtigkeit. Ohne ihre Nach-         Partner. Sie leistet in der UNO, im Eu-      lik Österreich in der Schweiz, zuvor
men zu festlichen Anlässen mit ihren          der Schweizer, ihre Verlässlichkeit,        barn, ohne die Kunden in aller Welt          roparat und in der OSZE, aber auch in        war sie Botschafterin in Frankreich
historischen Waffen aufmarschieren.           ihre Freude an guter Arbeit, ihren          und ohne die klugen ausländischen            manch regionaler Krise wertvolle und         und Monaco. Sie studierte Rechtswis-
Das sieht dann recht martialisch, aber        Hang zur Präzision, ihre Bodenstän-         Forscherköpfe wäre die Schweiz ein           anerkannte Beiträge zur Friedensför-         senschaften und Europarecht und trat
auch farbenfroh und stolz aus.                digkeit, aber auch die Offenheit gegen-     völlig anderes Land. Die EU leistet viel     derung. Neutralität allein ist jedoch        1980 in den österreichischen diplo-
                                              über der Welt und ihren Möglichkeiten.      für die Sicherheit der Schweiz.              kein Garant für Sicherheit, heute kann       matischen Dienst ein. Ursula Plassnik
Wie zeigt sich das öster-                                                                                                              niemand mehr seine Sicherheit im Al-         ist ehemalige österreichische Aussen-
reichische        Traditionsbewusst-          Was machen die Österreicher Ih-             Können Sie die gewisse EU-Skep-              leingang gewährleisten, das wäre eine        ministerin und war sieben Jahre lang
sein sonst noch?                              rer Meinung nach etwas besser?              sis, wie sie in der Schweiz spür-            gefährliche Illusion. Nur mit enger          Kabinettschefin des Vizekanzlers und
Es lebt stärker in der Musik, im Brauch-      Die Österreicher können vielleicht besser   bar ist, nachvollziehen?                     Zusammenarbeit haben wir eine                späteren Bundeskanzlers Dr. Wolf-
tum, ja sogar in der Kleidung, denken         umgehen mit dem Leben in grösseren          Ja, solange sie nicht zur EU-feindlichen     Chance.                                      gang Schüssel. Neben ihrer Tätigkeit
Sie nur an die Trachten. Selbst unter         Zusammenhängen, etwa als Miteigentü-        Ideologie wird. Man sollte schon nüch-                                                    als Diplomatin referiert und publi-
den berühmten Wiener Bällen sticht der        mer der Europäischen Union. Unser kul-      tern bleiben und zu seinem Vorteil           Sie sprechen es bereits etwas                ziert Ursula Plassnik zu internationa-
Jägerball hervor, der Jahr für Jahr auch      turelles Selbstbewusstsein ist ausgepräg-   schauen, ohne andere zu verteufeln.          an: In Ihrer Festrede werden Sie             len Frauenfragen und europäischen
eine Schau der elegantesten Dirndlklei-       ter. Wir halten uns für humorvoller und     Auch den EU-Ländern passt nicht im-          sich unter anderem mit dem                   Themen.                          RED
der ist. Als Kärntnerin denke ich bei         nehmen uns selbst und die Welt nicht        mer alles an der EU, auch wir klagen         Thema «Versöhnung und Zu-
GEDENKFEIER SEMPACH 2018 - OFFIZIELLE FESTZEITUNG - Kanton Luzern
4                                          GEDENKFEIERBEILAGE 2018 / RÜCKSPIEGEL                                                                                                  SEMPACHER WOCHE • 28. JUNI 2018

Jürgen Weiss nahm die Kurve mit Charme
FESTREDE AUSLÄNDERPREMIERE AN DER GEDENKFEIER 1998

Ausländische Redner bei der
Sempacher       Schlachtjahrzeit?
Das war über Jahrhunderte
                                                                                                                                                                                «Rundum erfreulich»
kaum denkbar. Bis 1998 der Po-
litiker Jürgen Weiss aus dem be-                                                                                                                                                «Der Tag der Gedenkfeier war für
nachbarten Österreich auf dem                                                                                                                                                   mich ein rundum erfreuliches Erleb-
Schlachtfeld eine kluge Festrede                                                                                                                                                nis – vom strahlenden Sonnenschein
hielt. Sein Auftritt hatte Signal-                                                                                                                                              und dem frischen Wein bis hin zu
wirkung.                                                                                                                                                                        den würzigen Käseschnitten unter
                                                                                                                                                                                den Bäumen bei der Schlachtkapel-
Es gibt manche Elemente wie etwa die                                                                                                                                            le.» So erinnerte sich Jürgen Weiss,
Alpen, der Tourismus oder die Last                                                                                                                                              der bis 2009 dem österreichischen
des Transitverkehrs, die uns mit Ös-                                                                                                                                            Bundesrat angehörte, ein Jahr später
terreich verbinden. So herrscht zwi-                                                                                                                                            in einem persönlichen Rückblick. Er
schen den Nachbarn wohlwollende                                                                                                                                                 habe sich nach Annahme der Einla-
Eintracht im Alltagsleben. Doch Ös-                                                                                                                                             dung zunächst «etwas befangen» ge-
terreich und Sempach – das wollte in                                                                                                                                            fühlt. Staatsschreiber Viktor Baume-
der Volksseele lange Zeit nicht zusam-                                                                                                                                          ler habe ihn aber «schon frühzeitig
mengehen. Unsere Heldengeschichten                                                                                                                                              und taktvoll beruhigend darauf hin-
hatten die Habsburger und damit Ös-                                                                                                                                             gewiesen, dass es sich um eine Ge-
terreich zu unversöhnlichen Gegnern                                                                                                                                             denkfeier und nicht etwa um eine
gestempelt, die bei Sempach ihre ver-                                                                                                                                           Siegesfeier handle».
diente Niederlage erlitten. In österrei-                                                                                                                                        Dass sein Auftritt bei ein paar Leuten
chischen Schulbüchern hingegen                                                                                                                                                  dennoch für Irritation gesorgt hatte,
spielt Sempach offenbar «eine margi-                                                                                                                                            nahm Jürgen Weiss nicht tragisch,
nale Rolle», wie der Historiker und                                                                                                                                             «war ich doch in Abkehr von der bis-
Geschichtslehrer Heinz Strotzka in                                                                                                                                              herigen Tradition der erste ausländi-
der Festzeitung 1998 unter dem Titel                                                                                                                                            sche Redner in Sempach. Wobei
«Wohlwollende       Vernachlässigung»                                                                                                                                           diesmal nicht Österreich, sondern
versicherte.                                                                                                                                                                    die EU als Zielscheibe herhalten
                                                                                                                                                                                musste». Erst in Sempach sei ihm
Gegensätze entschärft                                                                                                                                                           übrigens bewusst geworden, «wie
Was Österreich und Habsburg betrifft,                                                                                                                                           viel Gemeinsamkeiten es zwischen
hat bei uns schon vor etlichen Jahren                                                                                                                                           Vorarlberg und Luzern gibt – vom
in Schule und Gesellschaft ein Um-                                                                                                                                              See bis zu den Musikfestspielen und
denken eingesetzt. Vor allem die Ge-       Der österreichische Politiker Jürgen Weiss in der Höhle des Löwen: Die erste Festrede eines Ausländers an der Sempacher Gedenk-      zur Struktur des Landes».         HM
schichtsforschung im Umfeld des            feier von 1998 hatte Signalwirkung.                                                                     FOTOS OTTO SCHMID/ARCHIV
600-Jahr-Jubiläums von 1986 hat die
Gegensätze nachhaltig entschärft.
Eine Schulklasse aus Flühli-Sören-         es sei gut, «dass die Schweizer und         hatte die Luzerner Regierung in jenem       sierten Gedankengängen die Sympa-           serhalb der Union – ein wichtiger
berg drückte es vor 20 Jahren auf dem      Österreicher heute ihre Kämpfe auf          Jahr erstmals einen ausländischen Gast      thie der Festgemeinde im Nu zu ge-          Bundesgenosse».
Schlachtfeld so aus: «Die Eidgenossen      der Skipiste austragen».                    eingeladen, Jürgen Weiss aus dem EU-        winnen. Den weit zurückliegenden
haben den Kampf gewonnen, und das                                                      Land Österreich, das 1386 auf der «fal-     Berührungspunkt        Sempach      1386    Ohne Zwischenfälle
war für die Luzerner von damals aus-       «Längst verziehen»                          schen» Seite stand. Ausgerechnet ei-        streifte er nur kurz, bevor er sich dann    Das war Labsal für empfindliche Bür-
serordentlich wichtig. Aus der Sicht       Das sagten die jungen Leute aus dem         nen Österreicher! Die Einladung soll        seinem eigentlichen Thema zuwand-           gerseelen. «So blieb es auf dem
der Österreicher waren sie aber als        Entlebuch anlässlich der Gedenkfeier        denn auch, allem Umdenken zum               te, dem künftigen Stellenwert der bei-      Schlachtfeld friedlich, die Sicherheits-
Aufständische im Unrecht.» Und ja,         von 1998. Als offiziellen Festredner        Trotz, unwirsche Telefonanrufe bei der      den auf Eigenständigkeit bedachten,         leute der Kantonspolizei konnten sich
                                                                                       Staatskanzlei ausgelöst haben. Schult-      neutralen Kleinstaaten Schweiz und          diskret im Hintergrund halten», be-
Anzeige                                                                                heiss Paul Huber suchte in seinem           Österreich im Herzen Europas.               richtete am nächsten Tag die «Neue
                                                                                       spritzigen Grusswort die «selbster-                                                     Luzerner Zeitung» und fuhr fort: «Das
                                                                                       nannten Patrioten» mit dem schon fast       Ringen um den Ausgleich                     Grüpplein der Auns (Aktion für eine
                                                                                       sarkastischen Hinweis zu beschwichti-       Dass immer mehr Menschen «nicht             unabhängige und neutrale Schweiz),
                                                                                       gen, beim Gast handle es sich nicht um      mehr wissen, was und von wem über           mit europakritischen Flugblättern und
                                                                                       einen, «den wir für den Bau geholt ha-      sie verfügt wird» – mit diesem Be-          Spruchtafeln ('Fremde Vögte – nein
                                                                                       ben und der jetzt nach zwanzig Jahren       fund sehe sich die EU, «ohne dass sie       danke') ausgerüstet, hörte sich zuwei-
                                                                                       – wegen der Baukrise arbeitslos – par-      allein dafür verantwortlich wäre», zu-      len murrend, aber ohne laute Widerre-
                                                                                       tout nicht mehr heim will». Und übri-       nehmend konfrontiert, sagte Jürgen          de die klug abgemessenen Worte des
                                                                                       gens hätten wir, so der damalige Regie-     Weiss. Es sei deshalb nicht erstaun-        Politikers aus dem Nachbarland an.
                                                                                       rungspräsident, «den Österreichern          lich, dass die «Dynamik der Verge-          Und als der Duft der für den Imbiss im
               Sie können sich auf uns                                                 schon längst verziehen».                    meinschaftung und Vereinheitlichung
                                                                                                                                   immer stärkerem Gegenwind ausge-
                                                                                                                                                                               Zelt nebenan zubereiteten Armee-Kä-
                                                                                                                                                                               seschnitten über die Menge strich,
               verlassen – weil wir täglich                                            Im Herzen Europas
                                                                                       Festredner Jürgen Weiss aus Bregenz,
                                                                                                                                   setzt ist». Inzwischen werde aber
                                                                                                                                   auch von grossen Nationalstaaten
                                                                                                                                                                               dachte ohnehin niemand mehr ans
                                                                                                                                                                               Streiten.»                  HANS MOOS

               unser Bestes für Sie geben.                                             damals Vizepräsident des österreichi-
                                                                                       schen Bundesrates (der zweiten Parla-
                                                                                                                                   «die Notwendigkeit einer Kurskorrek-
                                                                                                                                   tur gesehen». In diesem Ringen um           Hans Moos war langjähriger Redaktor beim Va-
                                                                                       mentskammer) und ehemaliger Bun-            den Ausgleich zwischen Gross und            terland und bei der Luzerner Zeitung und von
               Urs Birrer, Regionaldirektor Sursee                                                                                                                             2001 bis 2012 Gemeindepräsident von Ballwil.
                                                                                       desminister für Föderalismus und            Klein sei die Schweiz einerseits «ein
                                                                                                                                                                               Von 1994 bis 2016 hat er die Redaktion der
                                                                                       Staatsreform in der Landesregierung,        erfolgreiches Modell in kleinerem           Festzeitung für die Sempacher Gedenkfeier be-
                                                                                       verstand es, mit Charme und wohldo-         Massstab» und «für uns – auch aus-          treut.

                                                                                                                                                                                Impressum
                                                                                                                                                                                Beilage der Sempacher Woche vom
                                                                                                                                                                                28. Juni 2018. Verkaufspreis der
                                                                                                                                                                                Gedenkfeierbeilage: Fr. 2.50

                                                                                                                                                                                Redaktion
                                                                                                                                                                                Hans Wüst, ateliersempach.ch
                                                                                                                                                                                Geri Wyss, Redaktionsleiter Sem-
                                                                                                                                                                                pacher Woche

                                                                                                                                                                                Autoren dieser Ausgabe
                                                                                                                                                                                André Heinzer (AH), Sempach Sta-
                                                                                                                                                                                tion
                                                                                                                                                                                Kurt Messmer (KM), Emmenbrücke
                                                                                                                                                                                Hans Moos (HM), Ballwil
                                                                                                                                                                                Ella Richards (RIE), Sursee
                                                                                                                                                                                Paul Rosenkranz, Horw
                                                                                                                                                                                Thomas Scherer, Luzern
                                                                                                                                                                                Otto Schmid (OS), Neuenkirch
                                                                                                                                                                                Jürg Schmutz (JS), Rain
                                                                                                                                                                                Mary Sidler, Sempach
                                                                                                                                                                                Geri Wyss (WY), Nottwil

                                                                                                                                                                                Verlag und Druck
                                                                                                                                                                                WM Druck Sempacher Zeitung AG
                                                                                                                                                                                6203 Sempach Station
                                                                                                                                                                                Verlagsleitung: Gregor Lötscher
                                                                                                                                                                                Telefon 041 467 19 19
                                                                                                                                                                                verlag@sempacherwoche.ch
                                                                                       Jürgen Weiss an der Seite des Luzerner Regierungsrates Paul Huber (rechts) auf dem       Druck: Neue Luzerner Zeitung AG
                                                                                       Weg zum Winkelried-Gedenkstein auf dem Sempacher Schlachtfeld.
GEDENKFEIER SEMPACH 2018 - OFFIZIELLE FESTZEITUNG - Kanton Luzern
28. JUNI 2018 • SEMPACHER WOCHE                                                                                           GEDENKFEIER 2018 / SEMPACH                                                                5

«Bruder» führte «Schlacht» in die Moderne
WIRTSCHAFT ZUR SCHLACHT FAMILIE ROLF UND MARTINA WEY-EMMENEGGER WIRTEN AUF DEM SCHLACHTFELD

                                                                                                                                   Einen inoffiziellen Marsch
                                                                                                                                   gibt es noch immer
                                                                                                                                   SEMPACH LEBENDIGES GEDENKEN AN DIE SCHLACHT

                                                                                                                                   Das Gedenken an die Schlacht              spreche er als Mitglied der Kommissi-
                                                                                                                                   von Sempach wird nach wie vor             on «Gedenkfeier Sempach» den
                                                                                                                                   gelebt, auch ohne offiziellen             Marsch zur Gedenkstätte jedes Jahr an,
                                                                                                                                   Marsch zum Schlachtfeld. Doch             doch der Druck für eine Veränderung
                                                                                                                                   die Feier weist auch eine Ge-             sei heute aus den obgenannten Grün-
                                                                                                                                   schichte mit Misstönen auf.               den relativ klein. Zudem marschieren
                                                                                                                                                                             auch heute noch die Zunft zu Sarfan
                                                                                                                                   Im Gedenken an die Schlacht von Sem-      sowie die Sempacher Kriegergruppe
                                                                                                                                   pach widerspiegelten sich schon ver-      im Nachgang zur offiziellen Feier aufs
                                                                                                                                   schiedentlich politisch gegensätzliche    Schlachtfeld. «Der Besuch des Winkel-
                                                                                                                                   Ansichten. So marschierten jahrelang      rieddenkmals ist für viele nach wie vor
                                                                                                                                   auch Menschen mit teils rechtsextre-      Ehrensache», sagt Franz Schwegler.
                                                                                                                                   mem Gedankengut aufs Schlachtfeld.
                                                                                                                                   2009 sorgten linke und rechte Fronten     Irritationen rund um die Schlacht
                                                                                                                                   für einen unwürdigen Anlass, verbun-      Beispiele für die politische Vereinnah-
                                                                                                                                   den mit einem enormen Polizeiaufge-       mung der Schlacht gibt es einige. 2010,
                                                                                                                                   bot und Sicherheitskosten von 300’000     als lediglich ein ökumenischer Gottes-
                                                                                                                                   Franken. Auf die Tatsache angespro-       dienst in der Pfarrkirche stattfand, be-
                                                                                                                                   chen, dass es in Sempach nach wie vor     schmierten Unbekannte das Winkel-
                                                                                                                                   viele Stimmen gibt, die sich einen        rieddenkmal mit roter Farbe. Bereits
                                                                                                                                   Marsch zum Schlachtfeld und eine          1986 waren die Schlachtkapelle und
                                                                                                                                   dortige offizielle Feier wünschen, sagt   viele andere historische Denkmäler in
                                                                                                                                   Sempachs       Stadtpräsident    Franz    Sempach besprayt worden. Seltsam
                                                                                                                                   Schwegler: «Die neue Form der Ge-         mutet auch die Tatsache an, dass bei
                                                                                                                                   denkfeier seit 2011 ist ein Erfolg. Die   den Gebeinen im Beinhaus heute keine
                                                                                                                                   Vereinnahmung und Störung durch           Schädel mehr liegen. Die letzten Schä-
                                                                                                                                   Dritte konnte eliminiert werden und       del waren erst nach der Kapellenreno-
                                                                                                                                   die Feier mit Morgenbrot, kirchlichem     vation 1985 ins Beinhaus gelegt, doch
                                                                                                                                   und weltlichem Akt sowie mit Volks-       bald darauf von Dieben entwendet
Der Geschäftsführer der Wirtschaft zur Schlacht, Rolf Wey, vor dem Traditionsbetrieb nahe dem Schlachtfeld. Mittlerweile führt     apéro findet guten Anklang.» Zwar         worden.                             WY
die fünfte Generation der Familie Wey den Gastronomiebetrieb.                                                  FOTO GERI WYSS

                                                                                                                                  Anzeige
Seit 150 Jahren wirtet die Familie         Pflicht der Schüler von Sempach, mit        Suppe mit Spatz an.» Auch kämen eini-
Wey in der «Schlacht» und sorgt            Fahnen ausgestattet vom Städtli auf         ge Gruppen wie bis anhin aufs Gelände,
dafür, dass die Liegenschaft bes-          das Festgelände zu marschieren, sagt        so etwa die Zunft zu Safran Luzern oder
tens im Schuss ist. Der heutige            er mit einem Schmunzeln weiter.             die Kriegergruppe Sempach. Wer auch
«Schlachtbruder» Rolf Wey er-                                                          immer noch aufs Schlachtgelände pil-
zählt von seinen Kindheitserin-                                                        gert, sind die Rechtsgerichteten, um ih-
nerungen an die Schlacht, wie              «Warum ist in Sem-                          ren Kranz beim Winkelrieddenkmal
wichtig das Ereignis für sein
Haus ist und was sich nach der
                                           pach nicht möglich,                         niederzulegen. «Sie kommen meistens
                                                                                       am eigentlichen Tag der Schlacht, am
Redimensionierung der Feier al-            was bei anderen                             9. Juli, in der Abenddämmerung», sagt
les verändert hat.                                                                     Rolf Wey. Probleme gemacht hätten die-
                                           Gedenkfeiern                                se Leute bisher nie. Politisiert wurde
Noch ist es ruhig und beschaulich in
der Wirtschaft zur Schlacht an diesem
                                           funktioniert?»                              die Gedenkfeier von Sempach jedoch
                                                                                       unbestrittenermassen. «Einmal wurde
späten Frühlingsnachmittag. Ein paar       ROLF WEY, GESCHÄFTSFÜHRER WIRTSCHAFT        der Kranz von Linken gestohlen», deu-
                                           ZUR SCHLACHT UND «SCHLACHTBRUDER»
Stammgäste haben sich an ihrem Tisch                                                   tet Wey das Katz-und-Maus-Spiel an. Er
niedergesetzt und die Terrasse ist leer,                                               bedauert, dass die Sempacher Schlacht
weil erst noch ein tüchtiger Regen-        Die «wetterbedingte» Absage                 politisch so stark vereinnahmt worden
schauer niedergeprasselt war. Hier kann    Heute ist einiges anders. Die offizielle    ist, dass der Kanton Luzern nach 2009
es auch ganz anders zu- und hergehen.      Gedenkfeier findet nur noch am Sonn-        wegen den horrenden Sicherheitskos-
Vor allem an schönen Wochenenden           tag statt; im Städtli mit dem Morgen-       ten von 300’000 Franken auf die Feier
suchen viele Ausflügler die Wirtschaft     brot und einem ökumenischen Gottes-         vor Ort verzichtet hat. «Warum ist in
mit schöner Aussicht auf den Sempa-        dienst in der Kirche. Seit 2011 ist dies    Sempach nicht möglich, was bei ande-
chersee und die Alpenkette auf. Und        so, nachdem es 2010 mit einer stark         ren Gedenkfeiern, beispielsweise in
weil die «Schlacht» mit der nahen Ka-      verkleinerten Gedenkfeier zu einem          Morgarten oder Näfels, problemlos
pelle und dem Winkelrieddenkmal zu-        Bruch gekommen war. Grund war, dass         funktioniert?»
dem eine historische Stätte ist, kommen    2009      Zusammenstösse        zwischen
viele Gesellschaften auch deswegen,        Linksautonomen und Rechsgerichte-           Kauf erhielt Familientradition
manchmal grad carweise. «Etwa 20 bis       ten drohten. Der Kanton Luzern sagte        Für die Familie Wey war 1995 ein
25 Prozent der Gäste jährlich sind der     den Marsch kurzfristig ab – angeblich       wegweisendes Jahr. Bis anhin gehörte
historischen Stätte zuzuschreiben», er-    wegen schlechten Wetters. Das war ein       die Liegenschaft mit der «Schlacht»
zählt Rolf Wey, der zusammen mit sei-      Novum, war der Marsch zum Schlacht-         dem Kanton, nun aber veräusserte er
ner Frau Martina Wey-Emmenegger den        feld ansonsten immer erfolgt, auch bei      das Ganze, weil hohe Investitionen
Traditionsbetrieb in fünfter Generation    Wind und Wetter, und wohl ein vorge-        anstanden. Die Eltern von Rolf Wey
führt. Die Bewirtung an historischer       schobener Grund. «Es hätte ja auch al-      tätigten den Kauf. Es sei schon ein
Stätte oberhalb von Sempach reicht         ternative Routen für den Marsch gege-       rechter Brocken investiert worden, er-
aber noch viel weiter zurück. Auch an      ben», sagt Wey. Wenn man Rolf Wey,          zählt Wey, doch dass man die Famili-
diesem Tag ist über Mittag eine Reise-     dem Geschäftsführer der Wirtschaft          entradition habe weiterleben lassen,
gruppe mit dem Car angereist, hat eine     zur Schlacht und somit dem heutigen         sei der richtige Entscheid gewesen.
Maiandacht in der Kapelle abgehalten       «Schlachtbruder» zuhört, wird schnell       Damals war vor allem in die Technik
und ist danach zum Essen in die Wirt-      klar, dass er die Feier auf dem Schlacht-   in der Küche Geld gesteckt worden,
schaft gekommen.                           gelände vermisst. «Nicht nur aus ge-        später folgten weitere Modernisierun-
                                           schäftlichen Überlegungen», wie er be-      gen der Räumlichkeiten. «Zwischen-
Emotionale Verbundenheit                   teuert, sondern auch, weil «sie einfach     durch mussten wir auch ziemlich mit
Wohl ist die Schlacht bei Sempach          hierher gehört». Es gebe noch heute –       dem Denkmalschutz kämpfen», blickt
fürs Geschäft der Wirtschaft bedeut-       nach mittlerweile acht Jahren, in de-       der «Schlachtbruder» zurück.
sam. Eine gehörige Portion Verbun-         nen die Gedenkfeier nur noch im             Rolf Wey hat mit der Modernisierung
denheit mit der historischen Stätte ist    Städtli über die Bühne geht – Leute,        nicht bloss auf die Bewirtung mit Essen
bei Rolf Wey aber auch emotionaler         die am Sonntag zur «Schlacht» kämen         und Trinken gesetzt. Den Schopf benut-
Natur. «Ich bin hier oben aufgewach-       und sich wunderten, dass keine Feier        zen auch immer wieder grosse Gruppen
sen, habe schon als Bub das ganze          mehr vorhanden sei, «Auswärtige, die        und es finden verschiedene Veranstal-
Treiben an der Gedenkfeier mitbe-          noch nicht davon erfahren haben».           tungen in Verbindung mit der Gastrono-
kommen», erzählt der 41-Jährige. Da-                                                   mie statt. «Die Wirtschaft weist einen
mals fand die Gedenkfeier noch am          Suppe mit Spatz in der «Schlacht»           zeitgemässen Standard auf und ist über
Samstag statt, gefolgt von einem Got-      Dass auch Einheimische sich die Feier       das ganze Jahr gut ausgelastet.» Ent-
tesdienst und einer Schlachtkilbi mit      zurück aufs Schlachtfeld wünschen, ist      sprechend positiv blickt Rolf Wey in die
Ständen am Sonntag. «Ich war immer         ein offenes Geheimnis. Dennoch:             Zukunft. Und er hofft, dass eines Tages
eingespannt auf dem elterlichen Be-        «Schlachtbruder» Rolf Wey sorgt dafür,      die Gedenkfeier wieder mit etwas gu-
trieb, wenn es darum ging, das Festge-     dass ein Rest der Gedenkfeier auch in       tem Willen aufs Schlachtgelände zu-
lände herzurichten.» Dadurch war           der Wirtschaft zur Schlacht überlebt        rückkehrt. «Man sollte wieder einen
Rolf Wey auch freigestellt von der         hat. «Wir bieten an dem Tag wie früher      neuen Anlauf wagen.»         GERI WYSS
GEDENKFEIER SEMPACH 2018 - OFFIZIELLE FESTZEITUNG - Kanton Luzern
6                                                  GEDENKFEIER 2018 / SEMPACH                                                                                                                SEMPACHER WOCHE • 28. JUNI 2018

3,8 Zentimeter Kulturgeschichte
KIRCHBÜHL EINE DARSTELLUNG IM BEINHAUS DOKUMENTIERT EXEMPLARISCH DIE WOHN- UND WEHRTÜRME DER ZENTRALSCHWEIZ

Ausgangspunkt dieser kulturge-
schichtlichen Reise ist ein un-
scheinbares Detail im Beinhaus
Kirchbühl. Der Ausschnitt eines
bemalten Altaraufsatzes von
1575 ist bloss 3,8 Zentimeter                      Das Beinhaus auf Kirchbühl von 1575 ist
gross. Er zeigt eine Burganlage                    derart schlicht, dass seine Schönheit
mit einem typischen Wohnturm.                      leicht übersehen wird. Über fast quadrati-
                                                   scher Grundfläche erhebt sich ein Bau der
Wandbilder in der Kirche und der Fried-            Spätgotik, wie seine Körperhaftigkeit und
hof von Kirchbühl erinnern eindring-               spitzbogige Pforte erkennen lassen. Ein
lich an den Tod («memento mori»).                  Vordach bietet Schutz und gliedert die
Doch für einmal soll nicht die Kirche im           Fassade, deren einziger Schmuck ein
Zentrum der stimmungsvollen Anlage                 schmales Fenster ist. Zwei Bogenfenster
stehen, sondern das Beinhaus von 1575.             grenzen sich formal vom Eingang ab und
Bei dessen Bau wurde der Gedanke an                bilden mit diesem zusammen in selbstver-
das Jenseits noch gesteigert. Der Tod ist          ständlicher Harmonie dennoch eine Ein-
allgegenwärtig. An den Wänden des kar-             heit, kraftvoll und rhythmisch. Die Holz-
gen, flachgedeckten Innenraums wur-                gitter sollten abhalten und zugleich die
den in regelmässigen Abständen Toten-              Luft zirkulieren lassen – wie unten bei den
schädel und Gebeine angebracht,                    Öffnungen der Tuchlaube im Sempacher
ergänzt mit Memento-mori-Sprüchen in               Rathaus. Das angrenzende Tor ist an Ein-
ungelenker Sprache. An der Ostwand ist             fachheit kaum zu überbieten, übernimmt
trotz schwerer Schäden noch immer ein              aber eine wichtige Funktion. Es grenzt
grossformatiges Wandbild mit Christus              den Bezirk der Toten von der Welt der Le-
im Ölberg erkennbar, ein weit verbreite-           benden ab.              FOTOS OTTO SCHMID
tes Motiv, das die Lebenden mahnen,
die Sterbenden trösten sollte. Ein Sockel
und Gehäuse aus Stein in der Südost-
ecke, 1,80 Meter hoch, diente den «ar-
men Seelen» als Totenleuchte mit einem
«ewigen Licht».
                                                   Kirchbühl, Westwand des Beinhauses.
Unscheinbares Detail                               Der hölzerne flache Sockel, der einst auf
An der Westwand befindet sich ein fla-             einem Altartisch stand und ein Altarbild
cher Sockel (Predella), der einst auf ei-          trug, eine sogenannte Predella, folgt wie
nem Altartisch stand. Er zeigt Christus,           das ganze Beinhaus spätgotischen Vor-
umgeben von zwölf Aposteln. Die linke              bildern: Christus umgeben von den zwölf
Hand von Christus ruht auf einer                   Aposteln; zur Rechten von Christus Pet-
Sphärenkugel, die eine mächtige, mittel-           rus mit dem Schlüssel, zur Linken Johan-
alterliche Burganlage mit einem typi-              nes mit dem Kelch.
schen Wohnturm zeigt. Vom 10. bis zum
15. Jahrhundert wurden im Gebiet der
Schweiz rund 2000 derartige Burgen ge-
baut. Zwar existierten nicht alle zur glei-                                                      Ausschnitt «Christus» aus
chen Zeit. Manche wurden verlassen,                                                              dem Altarbild im Beinhaus
noch bevor andere entstanden – den-                                                              Kirchbühl. Wie im Spätmit-
noch! Die grosse Zeit der Burgen war das                                                         telalter   üblich,  erhebt
13. Jahrhundert. Nach 1350 wurden nur                                                            Christus seine rechte Hand
noch wenige neue Burgen gebaut. Auch                                                             zum Segen. In der linken
wenn die Burganlagen aus dem Hoch-                                                               hält er eine Sphärenkugel,
mittelalter im Gebiet des heutigen Kan-                                                          ein Symbol für die Macht
tons Luzern mit Ausnahme der Heidegg                                                             über die Welt. Bekrönt ist
nur noch als Ruinen bestehen, sind sie                                                           die Sphärenkugel mit dem
doch von hohem kulturgeschichtlichem                                                             Kreuz Christi. Daraus ging
Wert. Als steinerne Zeugen erinnern sie                                                          im Mittelalter der Reichs-
uns in dreidimensionaler Form an die                                                             apfel hervor, zusammen
Art und Weise, wie unser Lebensraum                                                              mit Zepter und Schwert ei-
während Jahrhunderten regiert und ver-                                                           nes der Insignien christli-
waltet wurde. Das rechtfertigt den oft ho-                                                       cher Herrscher.
hen Aufwand für ihre Erhaltung. Der
Burgenbau dokumentiert sieben Jahr-
hunderte unserer Sozial- und Wirt-
schaftsgeschichte! Dazu liefert der
«Wohnturm von Kirchbühl» als Gemäl-
deausschnitt eine realistische Vorstel-                                                          Ausschnitt «Sphärenkugel» aus dem Altarbild im Beinhaus Kirchbühl. Die Welt, über-
lung.                    KURT MESSMER                                                           wölbt vom Himmel, wird symbolisiert durch eine mächtige Burg. Eine hohe Mauer um-
                                                   Schematischer Querschnitt durch einen         schliesst ein umfangreiches Gelände, das bis in den Vordergrund reicht und links hin-
Kurt Messmer ist promovierter Historiker und       typischen Wohnturm (von unten nach            ten gegen einen Hügel abgegrenzt ist. Zentrum dieser eindrücklichen Burganlage ist
wohnt in Emmenbrücke. Bis 2011 war er in der       oben): Keller, Hocheingang (links), Küche     ein typischer Wohnturm mit nur schmalen, länglichen Fenstern. Der steinerne Turm
Geschichtslehrerausbildung tätig, seither ist er
                                                   mit offenem Feuer, Wohnraum mit Ka-           wird abgeschlossen von einem hölzernen Obergaden, der vorkragt, um die Wohnflä-
freischaffender Historiker. Er war an der Pla-
nung des neues Sempacher Rathausmuseums            chelofen, Obergaden mit Schlafräumen          che zu vergrössern. Gedeckt ist er mit einem Walmdach, der kleine Turm daneben mit
beteiligt.                                         (Werner Meyer).                 FOTO ZVG     einem Zeltdach.

    Wohn- und Wehrtürme der Zentralschweiz
    Der «Wohnturm von Kirch-
    bühl» fügt sich ausgezeich-
    net in die Kulturlandschaft
    unseres Lebensraums ein,
    wie die folgende Übersicht
    dokumentiert. Bauweise
    und funktionaler Standort
    machen diese Türme zu
    Landmarken, an denen wir
    uns orientieren, optisch          Schloss Beromünster LU, ty­       Meierturm in Silenen UR, er­    Burgturm von Seedorf UR,       Turm Roten, Hohenrain LU,     Wasserturm Luzern. Hier         Mittelalterlicher Wehrturm,
    und historisch.        KM        pischer Wohnturm aus der          baut im 13. Jahrhundert. Die    vermutlich aus dem 13. Jahr­   erbaut um 1300. Die ehe­      wurden der Staatsschatz und     drittes Viertel des 14. Jahr­
                                      ersten Hälfte des 14. Jahr­       Herren von Silenen amteten      hundert. Über einem steiner­   malige Kommende war           das Staatsarchiv aufbewahrt.    hunderts, Ausschnitt aus
                                      hunderts. Chorherr Helias         als Meier der Zürcher Frau­     nen Sockel mit ebenerdigem     eine der ältesten Nieder­     Gemäss Heinz Horat war der      dem Wandbild in der Kirche
                                      Helie betrieb hier im 15. Jahr­   münsterabtei und verwalte­      Eingang erhebt sich ein        lassungen der Johanniter      Turm nicht Teil der Stadtbe­    St. Niklausen ob Kerns OW;
                                      hundert eine Druckerei und        ten deren Güter im mittleren    mächtiger, zweigeschossiger    auf dem Gebiet der heuti­     festigung, sondern wurde        typisch der vorkragende
                                      brachte 1470 das erste da­        Reusstal. Das Kloster Frau­     Obergaden aus Holz, auf al­    gen Schweiz, erstmals er­     kurz nach 1262 als Wohn­        Obergaden aus Holz, unty­
                                      tierte Buch heraus, das in der    münster verfügte über die äl­   len Seiten im Mauerwerk ab­    wähnt 1182/83. Deutlich       turm des Stadtherrn oder sei­   pisch das hohe Portal an­
                                      Schweiz erschien, einen Bi­       teste Grundherrschaft in Uri.   gestützt. Rekonstruktion von   zu sehen der vorkragende,     nes Dienstmanns gebaut.         stelle eines Hocheingangs.
                                      belkommentar.                           BILD ROLAND ZUMBUEHL     P. Schaad.                     hölzerne Obergaden.                      BILD OTTO SCHMID    Im Fenster oben rechts drei
                                      BILD WALLIMANN DRUCK/VERLAG                                      BILD HISTORISCHES MUSEUM URI          BILD ROLAND ZUMBÜHL                                   Männer.
                                                                                                        (FOTO FANY BRÜHLMANN)                                                                           BILD MEYER, 1291, 43 (FINCK)
GEDENKFEIER SEMPACH 2018 - OFFIZIELLE FESTZEITUNG - Kanton Luzern
28. JUNI 2018 • SEMPACHER WOCHE                                                     GEDENKFEIER 2018 / SEMPACH                                                                                                        7

Wenn Scheunen ausgedient haben
KIRCHBÜHL WIE SOLL SICH DER BAUKULTURELL BEDEUTENDE WEILER WEITERENTWICKELN?

Der Weiler Kirchbühl ist neben
dem Städtchen das Bijou der
Stadt Sempach. Er ist jedoch, wie
viele andere seiner Art auch,
dem Strukturwandel in der Land-
wirtschaft ausgesetzt. Von ehe-
mals mehreren Landwirtschafts-
betrieben ist gerade noch einer
aktiv. Zwei weitere Scheunen
stehen leer. Wie soll in Zukunft
damit umgegangen werden? Wie
kann die hohe Qualität des Wei-
lers in die Zukunft gesichert
werden? Antworten darauf soll-
te eine von der Hochschule Lu-
zern erstellte Studie geben.

Der Weiler Kirchbühl ist eine der bau-
kulturell bedeutendsten Siedlungsan-
lagen dieser Art in der Zentralschweiz.
So sind der baukulturelle Wert der
Siedlung als Ensemble und der hohe
denkmalpflegerische Wert von Einzel-
bauten unumstritten. Die Kirche St.
Martin, welche um das Jahr 1000 er-
baut wurde, bildet zusammen mit dem
ovalförmig umgebenden Friedhof das
Herz des Weilers. Der Weiler ist denn
auch im ISOS (Inventar schützenswer-
ter Ortsbilder der Schweiz) aufgeführt
mit dem Vermerk: «Der intakteste und
wertvollste Kirchweiler im Kanton in
unverbauter Lage über dem Sempa-
chersee. Gotteshaus mit romanischem
und gotischem Mauerwerk in urtümli-
chem, baumbestandenem Kirchhof.
Zugang durch eindrückliche Gehöfte
mit gepflegten Gärten.»

Viele offene Fragen                       Dort, wo vor wenigen Jahren noch eine grosse Scheune stand, sind die modernen Winiger-Wohnhäuser zu einem prägenden Element von Kirchbühl geworden.
Entsprechend sorgfältig soll die Wei-                                                                                                                                                    FOTOS            OTTO SCHMID
terentwicklung des Weilers angegan-
gen und die ortstypischen Charakteris-
tiken und die Identität des Ortes auch    ten Phase wurde aufgrund der Phase 1      pen ein Zielbild für den Weiler erar-     gebung, die Einbettung in den Weiler        Umgang mit den Scheunen ist und
in Zukunft gesichert werden. Es stellen   die Entwicklungsstrategie unter Be-       beitet. Im Zielbild sind mögliche         sind dabei wesentliche Kriterien. Die       bleibt eine Herausforderung. Für de-
sich Fragen wie: Wie gehen wir mit        rücksichtigung baukultureller Aspek-      künftige Nutzungen unter dem Aspekt       neuen Bauten mussten einen Mehr-            ren Weiterentwicklung ist eine ge-
den schützenswerten Wohnhäusern           te erarbeitet. Die Parameter dazu sind    der rückläufigen Landwirtschaft, der      wert für den Ort erzeugen. Die Ortsana-     meinsame Absichtserklärung und Ab-
um? Wie können die heutigen Bedürf-       im Leitfaden erfasst. In der dritten      Bevölkerungsentwicklung und Merk-         lyse bildete die Grundlage.                 sprache unter den Eigentümern
nisse an das Wohnen berücksichtigt        Phase ging es um die Etablierung von      male zum Orts- und Landschaftsbild        Die Arbeiten lieferten interessante         unerlässlich.
werden? Können die Scheunen umge-         Prozessen und Werkzeugen für eine         festgehalten.                             Ansätze für die Umsetzung. Aus den          Dies ist auch in den erstellten Leitlini-
nutzt, ausgebaut, ersetzt werden? Wie     qualitätsbewusste und -sichernde          Um Anhaltspunkte für die Entwick-         Ergebnissen konnten Erkenntnisse für        en vermerkt. Diese bilden nun eine
gross sollen die Volumina bei einem       Umsetzung der Entwicklungsstrate-         lung zu erhalten, wurde von den Ar-       die Weiterentwicklung des Weilers ge-       klare Grundlage für alle Beteiligten,
Ersatz sein? Welches sind die charakte-   gie. Die Leitlinien sollen in einen be-   chitekturstudenten stellvertretend eine   zogen werden, was die Grösse und            um die Qualitäten des Weilers in die
ristischen Elemente des Freiraumes?       hördenverbindlichen Richtplan über-       Auswahl von ortsbaulich wichtigen         Anzahl der Volumina, die Nutzungen          Zukunft zu sichern. Sie finden bereits
Wie werden Zugänge, Vorbereiche,          führt werden.                             Perimetern untersucht. Einer dieser       und den Umgang des Weilers als Gan-         Anwendung bei mehreren Umbauten,
Vorgärten gestaltet?                                                                Perimeter war die Scheune in Gemein-      zes betrifft. Vor allem ein Projekt, wel-   die zurzeit in Planung oder Umset-
Deshalb lancierte die Stadt Sempach       «B&B» in alter Scheune?                   debesitz. Die Aufgabenstellung liess      ches eine Umnutzung der Scheune in          zung sind.                 MARY SIDLER
zusammen mit der kantonalen Denk-         Die Phase 2 soll näher beleuchtet wer-    ein oder mehrere Ersatzneubauten          ein Bed and Breakfast vorschlägt, er-
                                                                                                                                                                          Mary Sidler ist Architektin und seit 2008 Sem-
malpflege und der Dienststelle Raum       den. Zunächst wurde auf Grundlage         oder einen Umbau der Scheune offen.       zeugte viel Aufmerksamkeit. Ob sich
                                                                                                                                                                          pacher Stadträtin (Ressort Bau). Mit ihrer Fir-
und Wirtschaft des Kantons eine Stu-      von Gesprächen und Analysen und           Die Siedlungsverträglichkeit stand im     dies in ähnlicher Art dereinst realisie-    ma OrtsWerte GmbH unterstützt sie Gemein-
die und beauftragte damit die Hoch-       unter Einbezug aller Anspruchsgrup-       Vordergrund. Der Umgang mit der Um-       ren lässt, ist noch ungewiss. Denn der      den in der Siedlungsentwicklung nach innen.
schule Luzern Technik & Architektur
und Wirtschaft. Ziel des Projektes war
es, unter den neuen raumplanerischen
Vorgaben Beurteilungskriterien für
eine nachhaltige Weiterentwicklung
von Weilern zu erarbeiten und die
Tauglichkeit bestimmter Methoden
und Entscheidungsprozessen zu be-
leuchten. Der Gesichtspunkt heutiger
Lebensvorstellungen und das denk-
malpflegerische Schutzinteresse galt
es zu vereinen. Dabei spielte nicht nur
die Sicht von Denkmalpflege und
Fachleuten eine Rolle, sondern auch
die konkreten Erfahrungen und Be-
dürfnisse der Bewohner und Eigentü-
mer waren wesentlicher Bestandteil
des dialogischen Prozesses.

Neubauten mit Signalwirkung
Bereits konnte an drei ausgeführten
Neubauprojekten von guter architek-
tonischer Qualität nachvollzogen wer-
den, welche Auswirkungen bauliche
Eingriffe in Bezug auf die Charakteris-
tiken des Ortes mit sich bringen. Die
gelungene Umsetzung wurde auch mit
dem Wakkerpreis 2017 bestätigt. Die-
se Neubauprojekte lieferten im Kon-
text des Gesamtweilers Erkenntnisse,
welche unter anderem als Ausgangsla-
ge für eine Gesamtbeurteilung in Be-
zug auf einen Weiterausbau dienten.
Der Prozess wurde in drei Phasen ge-
gliedert. In der Phase 1 ging es darum,
zusammenhängend zu verstehen, die
Bedürfnisse der verschiedenen An-
spruchsgruppen festzuhalten und
eine umfassende Beurteilung des Wei-
lers aus Sicht der Anspruchsgruppen
zu erhalten. Diese Sicht ist im Sied-     Das Schicksal der alten Scheune in Gemeindebesitz direkt am Römerweg hinter der Kirche Kirchbühl ist noch ungewiss. Denkbar wäre etwa ein Ausbau zu einem Bed and
lungsinventar abgebildet. In der zwei-    Breakfast.
GEDENKFEIER SEMPACH 2018 - OFFIZIELLE FESTZEITUNG - Kanton Luzern
8                                          GEDENKFEIER 2018 / GESCHICHTE                                                                                                    SEMPACHER WOCHE • 28. JUNI 2018

Luzern und seine Schlachtjahrzeiten
GEDENKFEIERN DAS SEELENHEIL GEFALLENER IM ZENTRUM, DIE POLITIK AM RANDE

«Feria secunda post dedicatio-                                                                                                                                           verschiedenen Orten Einträge in Jahr-
nem hanc celebratur anniversa-                                                                                                                                           zeitbüchern deren ehemalige Zugehö-
rium, vulgo schlachtjahrzeit.»                                                                                                                                           rigkeit zu Habsburg wach. Politisch
Da haben wir ihn, den Begriff                                                                                                                                            brisant war es dort, wo – wie in Königs-
«Schlachtjahrzeit», festgehalten                                                                                                                                         felden – die Jahrzeitbücher den später
im Jahrzeitbuch von Sempach, in                                                                                                                                          von Heinrich Bullinger überlieferten
das ab 1603 mit Eintragungen                                                                                                                                             Spruch beinhalteten, der Herzog sei
begonnen wurde. Doch was hat                                                                                                                                             «von den Seinen, auf dem Seinen und
es mit den Schlachtjahrzeiten in                                                                                                                                         um das Seine» umgebracht worden. Um
Luzern für eine Bewandtnis?                                                                                                                                              dem entgegenzuwirken, löschten die
                                                                                                                                                                         Eidgenossen gelegentlich die geschrie-
Zunächst noch kurz zum einleitenden                                                                                                                                      bene Erinnerung an die habsburgischen
lateinischen Satz: «Anniversarium»,                                                                                                                                      Gefallenen aus. Mehr noch aber began-
Jahrestag oder eben: Schlachtjahrzeit,                                                                                                                                   nen sie im letzten Viertel des 15. Jahr-
wolle man halten, und zwar jeweils                                                                                                                                       hunderts, die habsburgische Gedenktra-
montags nach der Kirchweihe. Diese                                                                                                                                       dition mit einer eigenen zu überlagern.
war ihrerseits auf Sonntag nach Ulrich,                                                                                                                                  Im 1477 neu angelegten Jahrzeitbuch
4. Juli, angesetzt. Der Historiker Georg                                                                                                                                 von Willisau beispielsweise oder in je-
Kreis beschreibt die «Schlachtjahrzei-                                                                                                                                   nem von Ruswil ab 1488 gedachte man
ten» als «kirchliche Gedenktage in Erin-                                                                                                                                 nun aller bei Sempach Gefallenen – ob
nerung an die in Schlachten gefallenen                                                                                                                                   Habsburgern oder Eidgenossen.
Angehörigen bzw. Vorfahren» mit der
Totenmesse als zentrales Element. «Jahr-                                                                                                                                 Erweitertes Gedenken
zeitbücher» wiederum sind gemäss dem                                                                                                                                     1501 legte der Kleine Rat von Luzern
vor Kurzem verstorbenen Luzerner Alt-                                                                                                                                    den Rahmen für die Schlachtjahrfeiern
Staatsarchivar Fritz Glauser «von katho-                                                                                                                                 neu fest. Zu Sempach und Arbedo waren
lischen Pfarreien … geführte Verzeich-                                                                                                                                   unterdessen neue Schlachten hinzuge-
nisse der alljährlich an bestimmten                                                                                                                                      kommen; gedacht werden sollte nun
Daten für die Seelenruhe von Verstorbe-                                                                                                                                  auch insbesondere jener Gefallenen, die
nen zu feiernden Gedächtnisse». Hier                                                                                                                                     in «burgundischen und schwebischen
wie dort steht also das Seelenheil der                                                                                                                                   nötten umbkumen sind». Als Daten der
Verstorbenen im Zentrum. Dabei dienen                                                                                                                                    Feierlichkeiten hielt man zwei nahe bei-
die Einträge in den Jahrzeitbüchern den                                                                                                                                  einander liegende fest: An Montag nach
Schlachtjahrzeit haltenden Geistlichen                                                                                                                                   Johannes Täufer (24. Juni) oder – bei un-
als Erinnerungsstütze. Beten und damit                                                                                                                                   günstigem Termin – am Zehntausendrit-
die Schlachtjahrzeit abhaken? Mitnich-                                                                                                                                   tertag (22. Juni) sollte das Gedenken für
ten, denn ganz ohne Politik ging’s min-                                                                                                                                  die Gefallenen bei Arbedo, an der Letzi
destens bei den Luzerner Schlachtfeiern                                                                                                                                  am Hirzel (1443 im Alten Zürichkrieg)
nicht zu und her.                                                                                                                                                        und des Schwabenkriegs (1499) stattfin-
                                                                                                                                                                         den, an Montag nach St. Ulrich jenes für
Trauma und Gedenkstimulus                                                                                                                                                die Gefallenen bei Sempach, St. Jakob an
Die schweren Verluste, die Luzern 1422                                                                                                                                   der Birs (1444) und der Burgunderkriege
bei Arbedo erlitten hatte, bewog den                                                                                                                                     (1476/1477).
städtischen Rat, zu veranlassen, «dz                                                                                                                                     An diesen Daten Schlachtjahrzeit halten
[künftighin] gross bett (Gebet) tuon und                                                                                                                                 sollte man aber nicht nur in der Stadt
ein spend (Almosensammeln) geben»                                                                                                                                        Luzern. In Altishofen, Escholzmatt, Wil-
werden solle. Erstmals erscheint hier                                                                                                                                    lisau und anderen Orten der Luzerner
mit dem «grossen Gebet» eine kollekti-                                                                                                                                   Landschaft verweisen die Jahrzeitbü-
ve Luzerner Jahrzeit, die an ein be-                                                                                                                                     cher auf die obrigkeitlich verordnete
stimmtes Schlachtenereignis geknüpft                                                                                                                                     Schlachtgedenken-Pflicht. Dabei unter-
war. Die politische Seite des Beschlus-                                                                                                                                  schied sich die Ausgestaltung der Feier
ses unterstrich das gewählte Jahrzeitda-   Wappendenkmal der Freundschaft zwischen Uri und Luzern nach Diebold Schilling, entstanden im 15. Jahrhundert zum Geden-       je nach Pfarrei. In Luthern beispielswei-
tum, der Montag vor St. Johannes (24.      ken an die gemeinsam erlittenen Verluste bei Arbedo, Diebold-Schilling-Chronik 1513, Eigentum Korporation Luzern (Standort:   se hielt der Pfarrer zunächst die Vigil
Juni), an dem Ratswahlen stattfanden       ZHB Luzern, Sondersammlung).                                                                                      FOTO ZVG   und am darauffolgenden Tag das Amt
und der Geschworene Brief verlesen                                                                                                                                       um «aller sel heil willen» von Luzer-
wurde. Umso wirkungsvoller konnte                                                                                                                                        nern, die in den Schlachten gefallen wa-
der Rat, der sich unmittelbar nach der                                                                                                                                   ren. Erhält man so den Eindruck einer
Schlacht Vorwürfe hatte anhören müs-                                                                                                                                     stark auf das Totengedenken ausgerich-
sen, er habe hochmütig gehandelt, sein                                                                                                                                   teten Feier, dürfte diese weiterhin nicht
gottgefälliges Handeln inszenieren.                                                                                                                                      frei von politischem Kalkül gewesen
Gleichzeitig benutzte er die Gelegen-                                                                                                                                    sein. Insbesondere ging es darum, mit
heit, seine Verbundenheit mit den eben-                                                                                                                                  den allgemein verbindlichen Feierlich-
falls von der Niederlage schwer getrof-                                                                                                                                  keiten die Integration der Landschaft in
fenen Urnern auszudrücken.                                                                                                                                               den noch jungen Stadtstaat zu fördern.
Für das Kollektiv der in Sempach gefal-
lenen Luzerner oder Eidgenossen war                                                                                                                                      Nach dem Mittelalter …
bis zu diesem Zeitpunkt nicht gebetet                                                                                                                                    … entwickelten sich die Luzerner
worden. Zwar hatte der Luzerner Rat                                                                                                                                      Schlachtjahrzeiten weiter – keine Frage.
wohl etwas verzögert an die Schlacht                                                                                                                                     Die Luzerner Gefallenen der Schlachten
im ausgehenden 14. Jahrhundert eine                                                                                                                                      von Marignano oder Dreux/Blaineville
periodisch abzuhaltende Dankesfeier                                                                                                                                      (1562) beispielsweise wurden in das
beschlossen, doch erst im Zusammen-                                                                                                                                      Gedenken aufgenommen, die Gefalle-
hang mit Arbedo nannte er auch für                                                                                                                                       nenlisten in den Schlachtjahrzeitrodeln
Sempach eine Jahrzeit für jene, «die ze                                                                                                                                  ergänzt und die Verordnung angepasst.
Sempach wurdent erschlagen». Namen                                                                                                                                       Spätestens seit den Forschungen von
von Gefallenen waren in den 1420er-                                                                                                                                      Rainer Hugener wissen wir auch, dass
Jahren allerdings noch keine verzeich-                                                                                                                                   gerade die Schlachtjahrzeitfeiern von
net. Erst 1482 fasste der Chronist Mel-                                                                                                                                  Sempach noch in der frühen Neuzeit
chior Russ tatsächlich oder angeblich                                                                                                                                    und im 19. und 20. Jahrhundert politi-
bei Sempach gefallene Luzerner auf ei-                                                                                                                                   schen Zwecken dienten – zwischenzeit-
ner Liste zusammen.                                                                                                                                                      liche Bemühungen der konservativen
                                                                                                                                                                         Regierung, die Feierlichkeiten mehr
Erinnerungsvorsprung                                                                                                                                                     oder weniger auf das Totengedenken zu
Demgegenüber besass die habsburgi-                                                                                                                                       reduzieren, blieben Makulatur.
sche Erinnerungskultur einen Vor-                                                                                                                                        Heute ist die Gedenkfeier weitgehend
sprung: Ausgehend von Jahrzeitstiftun-                                                                                                                                   «entpolitisiert», das Gedenken an die
gen für den erschlagenen Leopold III.                                                                                                                                    Gefallenen ist abhandengekommen. Al-
im ausgehenden 14. Jahrhundert, tau-                                                                                                                                     ternative, sinnstiftende Bezugsrahmen
chen bereits im frühen 15. Jahrhundert                                                                                                                                   in einer pluralistischen und individua-
Einträge von Jahrzeitfeiern für die Ge-                                                                                                                                  lisierten Gesellschaft zu finden, bereitet
samtheit der habsburgischen Gefalle-                                                                                                                                     Schwierigkeiten. «Was nun mit Sem-
nen auf. Politik dürfte auch hier, auf                                                                                                                                   pach anfangen?», kann man mit dem
Seiten Habsburgs, eine Rolle gespielt                                                                                                                                    Historiker Georg Kreis fragen; und zu-
haben, wie der Historiker Rainer Huge-                                                                                                                                   sammen mit ihm vielleicht die Antwort
ner bemerkt. Denn zu Zeiten einer ver-                                                                                                                                   geben, Sempach als «kulturelles Ge-
stärkten Bedrohung durch die Eidge-                                                                                                                                      dächtnis» und als «Gedenken als Form
nossen mochte die Ausweitung des                                                                                                                                         eines qualifizierten Erinnerns» weiter-
Totengedenkens die eigene habsburgi-                                                                                                                                     hin zu pflegen.          ANDRÉ HEINZER
sche Schicksalsgemeinschaft gegenüber
dem gemeinsamen Feind nochmals ge-
                                                                                                                                                                         Der Historiker André Heinzer ist wissenschaft-
schärft haben. Auch nachdem die Habs-
                                                                                                                                                                         licher Mitarbeiter des Staatsarchivs Luzern
burger weitere Gebiete an die Eidgenos-    Lange Zeit war das Gedenken an die Gefallenen ein zentrales Element von Schlachtjahrzeiten. Im Bild die Sempacher Schlacht­   und Stadtarchivar von Sempach. Er wohnt mit
sen verloren hatten, hielten an            kapelle.                                                                                                  FOTO OTTO SCHMID   seiner Familie in Sempach Station.
GEDENKFEIER SEMPACH 2018 - OFFIZIELLE FESTZEITUNG - Kanton Luzern GEDENKFEIER SEMPACH 2018 - OFFIZIELLE FESTZEITUNG - Kanton Luzern
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