10 JAHRE BUSINESS IMPROVEMENT DISTRICTS IN HAMBURG - Hamburg.de
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Handelskammer Hamburg | Adolphsplatz 1 | 20457 Hamburg Postfach 11 14 49 | 20414 Hamburg | Telefon 040 36138-138 Fax 040 36138-401 | service@hk24.de | www.hk24.de Bearbeitung: Geschäftsbereich Starthilfe & Unternehmensförderung Heiner Schote Adolphsplatz 1 | 20457 Hamburg Telefon +49 40 36138-277 Fax +49 40 36138-299 service@hk24.de www.hk24.de Freie und Hansestadt Hamburg Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen Amt für Landesplanung und Stadtentwicklung Bearbeitung: Frithjof Büttner, Anne-Catherine Caesar Neuenfelder Straße 19 | 21109 Hamburg Telefon +49 40 42840-8020 E-Fax +49 40 427940-580 frithjof.buettner@bsw.hamburg.de www.hamburg.de/bid Titelbild: Michael Zapf Grafiken: Michael Holfelder Alle Grafiken © Handelskammer Hamburg Herstellung: Wertdruck GmbH & Co. KG, Hamburg August 2016
Vorwort Mit dem am 1. Januar 2005 in Kraft getretenen „Gesetz zur Stärkung der Einzelhandels-, Dienstleistungs- und Gewerbezentren“ hat die Freie und Hansestadt Ham- burg als erstes deutsches Land die Möglichkeit für Grundeigentümerinnen und Grundeigentümer geschaf- Foto: Bina Engel/Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen fen, in Eigenregie und in eigener Finanzverantwortung Maßnahmen zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit ihrer Quartiere zu ergreifen. Damit wurde eine Ent- wicklung gestartet, die Maßstäbe gesetzt hat und deren Beispiel inzwischen viele andere Bundesländer gefolgt sind. Mit bislang 22 eingerichteten Business Improvement Districts (BID) und sieben weiteren Projekten in Vor- Aber nicht allein das BID-Gesetz ist ausschlaggebend bereitung ist Hamburg deutschlandweit Vorreiter in für diesen Erfolg. Ohne die gute Zusammenarbeit zwi- Sachen BID. Das zehnjährige Jubiläum haben wir zum schen Stadt und Wirtschaft wären diese Projekte nicht Anlass genommen, die Erfahrungen gemeinsam mit zustande gekommen. Vonseiten der Stadt Hamburg der Handelskammer Hamburg in der vorliegenden Bro- wirken unterschiedliche Dienststellen in den Bezirks- schüre zusammenzufassen. ämtern und den Fachbehörden am guten Gelingen der BID-Projekte mit. Von den privaten Beteiligten sind die Viele beeindruckende Projekte sind seit 2005 in Ham- Handelskammer, die verschiedenen Aufgabenträger, burg umgesetzt worden, ihr Investitionsvolumen die vielen Expertinnen und Experten in Agenturen und umfasst knapp 50 Millionen Euro. Diese Mittel sind Planungsbüros sowie vor allem die Eigentümerinnen ausschließlich von den Grundeigentümerinnen und und Eigentümer und Einzelhändlerinnen und Einzel- Grundeigentümern dieser Quartiere aufgebracht wor- händler zu nennen, die an diesen Projekten sehr oft den, Zuschüsse vonseiten der Stadt hat es nicht ge- ehrenamtlich in ihrer Freizeit arbeiten. Ihnen gilt daher geben. Etwa die Hälfte, also rund 25 Millionen Euro, mein besonderer Dank. sind in die öffentliche Infrastruktur geflossen. Diese Aufwertungen tragen erheblich dazu bei, dass sich die Bewohnerinnen und Bewohner Hamburgs wieder stärker mit ihren Zentren und mit ihrer Innenstadt identifizieren. Das hat auch international ein großes Dr. Dorothee Stapelfeldt Interesse geweckt. Die Hamburger BIDs sind von Dele- Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen gationen aus Indonesien, Japan, Kanada, Neuseeland, Taiwan und den USA sowie aus vielen europäischen Ländern, zum Beispiel Dänemark, Frankreich, den Nie- derlanden, Russland, der Schweiz und Spanien besucht worden. Ebenso groß war auch das Interesse vieler deutscher Städte.
Vorwort Die wirtschaftliche Basis für alle Quartiere sind erfolg- reiche Handelsimmobilien: Geschäftshäuser, Passagen und in einigen BIDs auch Einkaufszentren. Sie funktio- nieren, wenn auch der Einzelhandel funktioniert. In der Metropolregion Hamburg war der Wettbewerb schon immer sehr intensiv, aktuell durchläuft der Einzel- handel durch das Internet einen tiefgreifenden Struk- turwandel. Die Innenstadt und die Bezirks- und Stadt- teilzentren müssen daher mehr bieten als gute Geschäfte, interessante Sortimente und eine quali- fizierte Beratung: Sie müssen auch eine hohe Auf- enthaltsqualität und ein breites gastronomisches und kulturelles Angebot bieten, damit die Menschen in die Foto: Christian Stelling Stadt kommen. Wir können daher sehr froh sein, dass die BIDs dies schaffen und erhalten. Engagierte und mutige Hamburgerinnen und Hambur- Mit den BIDs hat Hamburg in den vergangenen zehn ger investieren mit BIDs nicht nur in ihre Immobilien Jahren sehr gute Erfahrungen gemacht. Als erstes und deren Werterhalt, sondern sie leisten zugleich deutsches Landesparlament hat die Hamburgische einen wichtigen Beitrag für eine lebendige Innenstadt, Bürgerschaft ein BID-Gesetz beschlossen, nachdem die attraktive Bezirks- und Stadtteilzentren und für die Handelskammer Hamburg die Chancen eines solchen Lebensqualität in unserer Stadt. Damit knüpfen sie Instruments aufgezeigt hatte. Mit der Schaffung eines zugleich an eine der besten Traditionen unserer rechtlichen Rahmens für die bürgerschaftlichen Hansestadt an. Aktivitäten auf Quartiersebene ist sie damit in neues Fahrwasser vorgestoßen. Ihnen allen vielen Dank für Ihr Engagement – und für die Hamburger BID-Flotte immer eine Handbreit Der Kern der BIDs ist das private Engagement. Es ist Wasser unterm Kiel. nicht die Stadt, die die Initiative ergreift, sondern es sind die Hamburger Kaufleute und Grundeigentümer: alle, die in den Lenkungsausschüssen oder als Aufga- Handelskammer Hamburg benträger die Hamburger BIDs zielgerichtet vorantrei- ben. Gleichwohl spielt die Stadt Hamburg eine zentrale Rolle, indem sie den BIDs ihre Expertise und die fachliche Beratung zur Verfügung stellt. Und sie sorgt dafür, dass sich auf der Grundlage der Zustimmung eines Großteils Fritz Horst Melsheimer Prof. Dr. Hans-Jörg Schmidt-Trenz der Grundeigentümer letztlich alle Eigentümer eines Präses Hauptgeschäftsführer Quartiers verpflichtend an der Finanzierung des BIDs beteiligen. Die BIDs schaffen öffentliche Güter, von denen alle profitieren. Und daher ist es nur gerecht, wenn sich alle an der Finanzierung beteiligen.
Vorwort Dies gilt ebenso für alle anderen BIDs in den Bezirks- und Stadtteilzentren. Denn jeder, der in den BID-Gebie- ten agiert, dort arbeitet und lebt, weiß: Die Konkurrenz schläft nicht. Die Handelsquartiere müssen gepflegt werden, es braucht immer wieder neue Impulse. BIDs sind für die Hamburger Bezirke ein wichtiges zusätz- liches Instrument zur Zentrenentwicklung. Mit ihnen haben die Grundeigentümerinnen und Grundeigen- tümer die Chance, die Anziehungskraft und Leistungs- fähigkeit ihrer Einkaufsstraßen zu erhalten und aus- zubauen. Wir als Verwaltung können über die BIDs neue Hand- Fotocredit: Michael Zapf lungsbedarfe erkennen. Und oftmals auch die richtigen Lösungsansätze. Mein Dank gilt deshalb besonders den vielen für den Standort Engagierten in der Bergedorfer Innenstadt. Wer in der östlichen Metropolregion in anregender Atmosphäre hochwertig einkaufen möchte, den zieht es in die Bergedorfer Innenstadt. Keine Frage: Das Sachsentor und die Alte Holstenstraße sind attraktiv, ihre Geschäfte und ihr Flair ziehen Kunden aus dem Arne Dornquast gesamten Umland an. Das war nicht immer so. Leiter des Bezirksamts Bergedorf Erst eine gemeinsame Anstrengung aller Akteure hat die Bergedorfer Innenstadt als Bezirkszentrum wieder zu einem Einkaufsstandort mit oberzentraler Bedeu- tung gemacht. Eine ganz wichtige, vielleicht die ent- scheidende Rolle nahmen dabei unsere BIDs ein. Das BID Sachsentor ging im August 2005 an den Start und war damit das erste BID in ganz Deutschland. Seitdem wurden und werden mittlerweile vier BIDs im Berge- dorfer Zentrum erfolgreich umgesetzt. Der Draht zwischen den BIDs und der Verwaltung ist kurz, und davon profitiert das ganze Quartier. Umbau- maßnahmen, Gestaltung, Sicherheit, Sauberkeit: Alle diese Themen können wir besser und effektiver bewe- gen, weil wir in den BIDs einen ebenso professionellen wie engagierten Partner zur Seite wissen.
7 Inhaltsverzeichnis 1 Rundes Jubiläum: 10 Jahre BIDs in Hamburg 9 2 BIDs – Zustandekommen und Maßnahmen 12 2.1 Was ist ein BID? 12 2.2 Wie entsteht ein BID? 12 2.3 Wer entscheidet über ein BID? 13 2.4 Welche Maßnahmen werden in BIDs umgesetzt? 13 2.5 „Bau-BIDs“ und „Marketing-BIDs“ 15 3 „Hilfe zur Selbsthilfe“ – Erfolgsfaktoren eines BID 20 3.1 Warum lohnt sich ein BID? 20 3.2 Hebelwirkung und Folgeinvestitionen 22 3.3 Innovationsmotor BID 22 3.4 Erfolgsfaktoren in Hamburg 23 4 Aufgabenteilung sowie Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner 28 5 BID-Stadt Hamburg 32 5.1 BIDs in der Hamburger Innenstadt 34 5.2 BIDs in den Bezirks- und Stadtteilzentren 36 6 BIDs in Deutschland 40 7 10 Jahre BIDs – Ergebnisse und Erfahrungen 41 7.1 BID-Verfahren 41 7.2 Praktische Umsetzung 43 8 Weiterentwicklung des BID-Modells 45 8.1 HIDs zur Verbesserung der Wohn- und Lebensqualität 45 8.2 BIDs für Gewerbegebiete 45 Literatur zu BIDs 47 BIDs in Hamburg im Überblick 48 10 Jahre Business Improvement Districts in Hamburg © Handelskammer Hamburg/Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen 2016
9 1 Rundes Jubiläum: 10 Jahre BIDs in Hamburg Business Improvement Districts (BID) sind ein neues Instrument der Stadtentwicklung. Als erstes deutsches Bundesland schuf Hamburg am 1. Januar 2005 den rechtlichen Rahmen für private Initiativen und betrat damit Neuland. Die ersten BIDs im Sachsentor in Ber- gedorf und am Neuen Wall in der Innenstadt setzten Maßstäbe und dienten als Vorbilder für viele weitere Projekte. Foto: Otto Wulff BID GmbH Seit nunmehr zehn Jahren können Grundeigentüme- rinnen und Grundeigentümer1 in Hamburg mit eigenen Finanzmitteln und in eigener Verantwortung in ihr Eröffnungsfeier des BID Quartier Gänsemarkt am 1. Juli 2015. Im BID Quartier Gänsemarkt werden die Grundeigentümer in den kommenden vier Jahren rund Quartier investieren, indem sie den öffentlichen Raum 4,1 Millionen Euro in Neugestaltung, Pflege und Verschönerung investieren, um gestalten, pflegen und Service- und Marketingakti- es zu einem lebhaften Ort inmitten der Innenstadt für Anlieger, Besucher und Mieter zu machen. vitäten durchführen. So können sie den Wert ihrer Immobilien stabilisieren oder verbessern und zugleich die Position der Innenstadt, der Bezirks- oder der Senatsempfang zum BID-Jubiläum Stadtteilzentren als Einzelhandels- und Dienstleis- tungsstandorte im Wettbewerb stärken. Zum zehnjährigen Jubiläum lud der Senat die BID- Akteure am 17. September 2015 zu einem Empfang ins Den Rahmen für das Engagement bildet ein Lan- Rathaus ein. 200 geladene Gäste tauschten sich hier desgesetz, das heute die Bezeichnung „Gesetz zur über die Erfahrungen und Perspektiven der BIDs in der Stärkung der Einzelhandels-, Dienstleistungs- und Hansestadt aus. Dr. Dorothee Stapelfeldt, Senatorin für Gewerbezentren“ (GSED) trägt, das sogenannte Stadtentwicklung und Wohnen, dankte in ihrer Begrü- Hamburgische BID-Gesetz. Es stellt das lokale Handeln ßungsrede allen Beteiligten für ihr Engagement: auf eine verlässliche Basis. „Angesichts der vielen guten Beispiele bin ich über- zeugt, dass das Modell in Hamburg zukunftsfähig Gerade in Zeiten, in denen der Einzelhandel aufgrund ist – die Erfolgsgeschichte BID geht weiter“. Auch geringer Wachstumsraten und der zunehmenden Kon- Handelskammer-Hauptgeschäftsführer Prof. Dr. Hans- kurrenz des Onlinehandels unter Druck steht, können Jörg Schmidt-Trenz bescheinigte den Akteurinnen und Grundeigentümerinnen und Grundeigentümer und Akteuren der BIDs hervorragende Arbeit: „Mit Ihrem Mieterinnen und Mieter mit BIDs gemeinsam neue Weitblick, Ihrer Zuversicht und Ihrem umfassenden Konzepte entwickeln, um ihre Quartiere zukunftsfähig zeitlichen und finanziellen Engagement haben Sie die aufzustellen. Hamburger Innenstadt zu einer der attraktivsten in Deutschland und Europa gemacht.“ 1 Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird im Folgenden in Einzelfällen auf die weibliche Form verzichtet. 10 Jahre Business Improvement Districts in Hamburg © Handelskammer Hamburg/Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen 2016
10 10 JAHRE BID NEUER WALL – INTERVIEW MIT GRUNDEIGENTÜMER JEAN-JACQUES DE CHAPEAUROUGE In dieser Phase haben uns die Stadt und die Handelskam- mer sehr unterstützt. Weder waren uns politische noch verwaltungstechnische Strukturen geläufig. Ohne diese Hilfestellung wären wir „nur“ eine private Initiative gewe- sen. So ist es durch die enge und vertrauensbildende Zusammenarbeit letztlich gelungen, eine verbindliche Norm für die Initialisierung von BIDs zu erarbeiten, heute Grundlage für alle vergleichbaren Aktivitäten. Foto: Ulrich Perrey Sie sind inzwischen in mehreren BIDs aktiv. Welches Projekt hat die Hamburger Innenstadt am meisten voran- Jean-Jacques de Chapeaurouge ist Geschäftsführer der Chapeaurouge gebracht? Beteiligungen GmbH und Vorsitzender des Grundeigentümervereins Neuer Wall. Eindeutig der Neue Wall. Die Bekanntheit der Straße und Herr de Chapeaurouge, was hat Sie motiviert, gemeinsam der sofortige Erfolg nach Umsetzung sprechen für sich. mit anderen Eigentümern das BID Neuer Wall zu gründen? Das BID Neuer Wall hat wirklich dazu geführt, dass die Attraktivität der Innenstadt ein Thema geworden ist, dass Der öffentliche Raum verwahrloste zunehmend. Im sich Pflege von öffentlichem und privatem Eigentum öffentlichen Bewusstsein war die Pflege von Plätzen nicht lohnt. verankert. Im direkten Vergleich zu Wettbewerbern wie München, Zürich oder Wien mussten wir feststellen, dass Wo sehen Sie die Innenstadt in zehn Jahren? die Aufenthaltsqualität in der Hamburger Innenstadt, ins- besondere auch am Neuen Wall, schlecht war. Neben der Vorausgesetzt, dass die Politik weiterhin versteht, dass das fehlenden Pflege waren strukturelle Mängel zu beheben. Zentrum der Metropole für das Erscheinungsbild der Die Fußwege waren so schmal, dass ein Nebeneinander Gesamtstadt von substanziellster Bedeutung ist, hat beim Flanieren nicht möglich war. Stattdessen gab es Hamburg die Chance, einer der interessantesten europäi- einen großen Straßenraum, der zu ungeordnetem Parken schen Plätze zu werden. Die Vermengung von unter- in zweiter und dritter Reihe verführte. Letztlich führte dies schiedlichen Nutzungen spielt dabei eine Rolle. Sicherzu- zu einem schleichenden Prozess des Niedergangs der stellen ist aber auch, dass zentrale Funktionen der Stadt wichtigsten Straße für den hochwertigen Einzelhandel. auch im Zentrum bleiben oder sogar gestärkt werden. Dem hatten wir etwas entgegenzusetzen. Hierzu zähle ich insbesondere auch kulturelle Einrichtun- gen. Das Bucerius Kunstforum ist ein gelungenes Beispiel, Welche Schwierigkeiten hatten Sie während des Grün- das Nachahmung fordert. dungsprozesses, und wie haben Sie sie überwunden? Im Übrigen kann ich nur gebetsmühlenartig wiederholen: Da es keine Vorbilder gab, haben wir uns an die Idee einer Hamburg muss in einer globalen Welt interkontinental konzertierten Aktion langsam herangearbeitet. Selbst der angebunden und eingebunden sein. Es fehlen die nötigen Begriff eines Business Improvement Districts war etwas Flugverbindungen. Wir dürfen nie vergessen, wo wir her- Neues für uns. Zwar gab es bereits BIDs in Nordamerika, kommen: Wir sind einer der großen Handelsplätze auf der dort aber vor anderem normativen und teleologischen Welt. Das muss sich im Stadtbild widerspiegeln, und zwar Hintergrund. nicht nur in Steinen, sondern auch in Menschen. 10 Jahre Business Improvement Districts in Hamburg © Handelskammer Hamburg/Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen 2016
11 Meilensteine Januar Januar 2003/04 1. Sitzung des BID-Impulskreises der Industrie- und Handelskammern Februar Workshop zur Gesetzgebung August Einrichtung einer Behörden-Arbeitsgruppe zur Prüfung, ob ein BID-Gesetz für Analysepapier der Handelskammer Hamburg Hamburg sinnvoll wäre Erstellung von zwei Gutachten zum Steuer- und Verfassungsrecht März für die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) Internationales BID-Expertenhearing in der Handelskammer Hamburg September September Senatsbeschluss über das BID-Gesetz Bürgermeister Ole von Beust spricht sich in einer Rede vor dem Übersee-Club Dezember für ein BID-Modellprojekt und ein Gesetz aus Bürgerschaftsbeschluss über das BID-Gesetz 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Januar Mai Mai Juli April April Das Gesetz zur Stärkung der Veröffentlichung des Das BID Neuer Wall wird mit BID Wandsbek Markt BID Lüneburger Straße OXBID Einzelhandels-, Dienstleis- gemeinsamen Ratgebers zur dem Innovationspreis für 1. Bau-BID außerhalb der 1. BID in Harburg Das BID für den Ochsenzoller tungs- und Gewerbezentren BID-Einführung der Public-Private-Partnerships Innenstadt BID Alte Holstenstraße Schmuggelstieg ist mit einem (GSED) tritt als erstes Handelskammer Hamburg und ausgezeichnet 2. BID in Bergedorf BID in Norderstedt BID-Gesetz Deutschlands in der BSU Juli Mai grenzübergreifend tätig Kraft Juni 1. BID-Erfahrungsaustausch BID Hohe Bleichen/Heuberg Oktober August Im BID Neuer Wall ist der der Handelskammer Hamburg 2. BID in der Innenstadt BID Neuer Wall II BID Sachsentor Umbau zur Fußballwelt- September Juni 1. nahtloses Anschluss-BID; 1. BID in Deutschland meisterschaft fertig gestellt Gemeinsamer Kongress von 1. BID-Kongress des DIHK in Sonderpreis des BID-Kongres- Oktober September Handelskammer Hamburg, BID Hamburg ses BID Neuer Wall 1. BID-AG-Sitzung mit Neuer Wall, Deutschem Institut November BID Sachsentor II 1. BID in der Hamburger Verwaltungsdienststellen und für Urbanistik und der BSU BID Tibarg 1. Verlängerung eines BID Innenstadt Handelskammer Hamburg November 1. BID in einem Stadtteil- November November 1. Gesetzesänderung: zentrum Pflanzung von 13 sechzig- Kongress zum Stand der BIDs Einführung der Kappungsgren- jährigen Lebensbäumen im in Hamburg und Deutschland ze und BIDs für Gewerbe- BID Hohe Bleichen/Heuberg Wirtschaftsrechtstag von gebiete Handelskammer Hamburg und Zur Übertragung des Universität Hamburg zum BID-Konzepts auf Wohngebiete Rechtsrahmen der BIDs tritt das „Gesetz zur Stärkung von Wohnquartieren durch private Initiativen“ in Kraft 2011 2012 2013 2014 22015 014 2014 2016 Februar April Juni Januar April Februar Senatsempfang für 1. Runder Tisch BID der BSU 3. Gesetzesänderung: 1. BID-Jour-fixe im Bezirksamt BID Hohe Bleichen II BID Tibarg II alle BID-Akteure mit Aufgabenträgern, Neufassung Kappungsgrenze Hamburg-Mitte Planung einer außergewöhnli- 2. Gesetzesänderung: Eigentümern und der August Mai chen Weihnachtsbeleuchtung Informationstermin, Fristen, Handelskammer Hamburg Einwöchiger Erfahrungsaus- BID Reeperbahn+ Juli Stichtage Dezember tausch in New York City mit 1. BID für ein Vergnügungsviertel BID Quartier Gänsemarkt April 1. Housing-Improvement- BID-Akteuren aus Hamburg Juli BID-Kongress in Hamburg BID Opernboulevard District (HID) für Steilshoop und Bremen BID Opernboulevard II September Kooperation von Stadt und BID eingerichtet Oktober Weiterentwicklung des Senatsempfang zum Jubiläum beim Umbau der Straße und BID Lüneburger Straße II Kulturstandorts „10 Jahre BIDs in Hamburg“ der Gehwege 1. BID mit Vermietungs- August Oktober August management als Aufgabe BID Nikolai-Quartier BID Neuer Wall III BID Passagenviertel November BID mit dem höchsten Budget Zum zweiten Mal ein nahtloser Erstmals zehn laufende BIDs Das BID Neuer Wall II erhält Oktober Übergang zwischen zwei BIDs gleichzeitig den 3. Platz im Wettbewerb BID Tibarg erhält den 2. Platz Dezember November um den BID-Award beim Wettbewerb um den BID Waitzstraße/Beselerplatz Das OXBID erhält den 3. Platz Stadtmarketingpreis erstes 1. BID in Altona im Wettbewerb um den November BID-Award BID-Award für das BID Nikolai-Quartier Stand: 2/2016 Einweihung der außergewöhn- © Handelskammer Hamburg/Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen 2016 lichen Weihnachtsbeleuchtung Fotos: BSW, Bergedorf Stadtmarketing, Otto Wulff BID GmbH, konsalt GmbH, für das BID Passagenviertel BID Tibarg, Zum Felde GmbH, Hahn Hertling von Hantelmann 10 Jahre Business Improvement Districts in Hamburg © Handelskammer Hamburg/Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen 2016
12 2 BIDs – Zustandekommen und Maßnahmen 2.1 Was ist ein BID? 2.2 Wie entsteht ein BID? BIDs sind klar begrenzte Einzelhandelsbereiche, in Die Besonderheit der BIDs ist, dass sie als „Hilfe zur denen auf Veranlassung der Betroffenen – in der Regel Selbsthilfe“ ausschließlich auf privater Initiative beru- sind dies die Eigentümerinnen und Eigentümer sowie hen. Die Anlässe zur Initiierung eines BID sind vielfältig: die Gewerbetreibenden – in einem festgelegten Zeit- raum (maximal fünf Jahre) in Eigenorganisation Maß- • Einkaufsquartiere wollen sich im Wettbewerb posi- nahmen zur Aufwertung des eigenen Standorts durch- tionieren und konkurrenzfähig bleiben geführt werden. Finanziert werden BIDs durch eine • Grundeigentümerinnen und Grundeigentümer wol- Abgabe, die alle im Gebiet ansässigen Grundeigen- len den Erhalt der Immobilienwerte und die Vermiet- tümerinnen und Grundeigentümer zu leisten haben. barkeit sicherstellen Die Idee stammt aus Nordamerika, wo das Modell • Der Branchenmix soll positiv beeinflusst werden bereits seit über 40 Jahren erfolgreich umgesetzt wird. • Kundenfrequenzen sollen erhöht und neue Ziel- Im kanadischen „Bloor West Village“ in Toronto ent- gruppen erreicht werden stand 1970 das erste BID, als sich dort Grundeigentüme- rinnen und Grundeigentümer und Geschäftsleute zur • Die Aufenthaltsqualität soll verbessert und die Ver- Rettung ihres Einkaufsquartiers zusammenschlossen. weildauer erhöht werden Einrichtung eines BID Vorbereitung Konkretisierung Entscheidung Umsetzung • Initiativgruppe • Auswahl Aufgabenträger • Öffentliche Auslegung • Einrichtung durch (Eigentümerschaft (1 Monat) Rechtsverordnung und Einzelhandel) • Beteiligung Eigentümerschaft/ • Möglichkeit zum • Festgelegte Laufzeit • Festlegung der Gewerbe/Öffentlichkeit Widerspruch (maximal 5 Jahre) Gebietsabgrenzung • 15% Unterstützung • Negativ-Quorum: • Öffentlich-rechtlicher • Maßnahmen- und Mehr als ein Drittel Vertrag zwischen Finanzierungskonzept • Antragstellung Ablehnung führt zum Aufgabenträger und inklusive Budgetierung Scheitern der Initiative Bezirksamt © Handelskammer Hamburg/Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen 2016 10 Jahre Business Improvement Districts in Hamburg © Handelskammer Hamburg/Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen 2016
13 In einem oft mehrere Jahre andauernden Gründungs- der im beantragten Innovationsbereich gelegenen prozess bereitet eine Initiativgruppe in Abstimmung Grundstücke oder der Grundstücksflächen ihre Nicht- mit den Anliegerinnen und Anliegern der Stadt ein BID zustimmung zum Antrag erklären, kann der Senat das vor. Sobald sie sich auf die wesentlichen Maßnahmen BID durch den Erlass einer Rechtsverordnung einrichten. verständigt hat, wählt sie einen Aufgabenträger aus – beispielsweise ein Unternehmen mit Bau- und Ma- nagementerfahrung –, der sie bei der weiteren Vorbe- 2.4 Welche Maßnahmen werden reitung unterstützt. in BIDs umgesetzt? Mit einem Antrag legt der Aufgabenträger dem Ist das BID eingerichtet, setzt der Aufgabenträger die zuständigen Bezirksamt als der Aufsichtsbehörde dann Maßnahmen auf Basis des beantragten Maßnahmen- ein Maßnahmen- und Finanzierungskonzept für die und Finanzierungskonzepts um. Was die konkreten gesamte Laufzeit des BID sowie die genaue Gebiets- Aktionen betrifft, sind den BIDs nahezu keine Grenzen abgrenzung vor. Während des gesamten Gründungs- gesetzt. Von Service- und Reinigungsleistungen über prozesses kann die Initiativgruppe auf die Beratung Marketing und Veranstaltungen bis hin zu umfang- und Unterstützung der Bezirksämter, der Behörde für reichen Baumaßnahmen ist fast alles möglich und in Stadtentwicklung und Wohnen (BSW) und der Han- Hamburg auch bereits umgesetzt worden. delskammer Hamburg zählen. BID-Leistungen sind das Sahnehäubchen 2.3 Wer entscheidet über ein BID? Einzige Ausnahme dieses breiten Betätigungsfelds bil- Für die Antragstellung benötigt die Initiative mindes- den hoheitliche Aufgaben: BIDs dürfen keine Arbeiten tens 15 Prozent Zustimmung aus der Grundeigentü- der Stadt, wie beispielsweise der Polizei, übernehmen. merschaft, sowohl nach Anzahl der Grundstücke als Alle Aktivitäten in den Quartieren wie Gehwegreini- auch nach Grundstücksflächen. Mit diesem Quorum gung sind zusätzliche Leistungen, die über den öffent- soll die Initiative ihren Rückhalt im Quartier nachwei- lichen Standard hinausgehen. Unabhängig davon sen. Tatsächlich reichen die meisten Aufgabenträger kommt die Stadt in den BIDs weiterhin ihren Pflichten Anträge mit 30 bis 60 Prozent Zustimmung ein. der Daseinsfürsorge in gewohntem Umfang nach. Ist diese erste Hürde genommen, wird der Antrag vom zuständigen Bezirksamt geprüft und anschließend BID-Maßnahmen als Cappuccino-Prinzip einen Monat lang öffentlich ausgelegt. Ort und Dauer der Auslegung werden öffentlich bekannt gemacht. Außerdem soll der Aufgabenträger die Grundeigen- tümerinnen und Grundeigentümer des Innovations- bereichs über die öffentliche Auslegung und über ihr Recht informieren, der Einrichtung des BID nicht zu- zustimmen. Die Entscheidung über das Zustandekommen eines BID liegt dann bei den jeweiligen Grundeigentüme- © Handelskammer Hamburg/Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen 2016 rinnen und Grundeigentümern. Sofern die Eigentüme- rinnen und Eigentümer von weniger als einem Drittel 10 Jahre Business Improvement Districts in Hamburg © Handelskammer Hamburg/Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen 2016
14 ERFOLGSFAKTOREN VON BIDS – KOMMENTAR VON DR. SEBASTIAN BINGER, AUFGABENTRÄGER Echte Leader als Motivatoren aus dem Quartier Die Initiative für ein BID geht meist von einem oder meh- reren Eigentümern beziehungsweise deren Vertretern aus dem Quartier aus. Diese Motivatoren sind bereit, sich mit viel Zeit und Engagement für das Projekt einzusetzen. Sie sind im Quartier gut vernetzt, hoch angesehen und haben die Fähigkeit, ihre Vision im Quartier zu kommunizieren. Die Motivatoren geben den professionell arbeitenden Foto: Ulrich Perrey Planern, Moderatoren und Aufgabenträgern die erforder- liche Legitimation für ihre Arbeit. Dr. Sebastian Binger ist Geschäftsführer der Otto Wulff BID-Gesellschaft mbH. In seiner Dissertation hat er sich mit Bereits vorhandene Organisationsstrukturen dem Gründungsprozess von BIDs befasst. Die erfolgreiche Einrichtung eines BID ist kein Zufall. Vor Ein BID kommt in der Regel nicht aus dem Nichts. Zumeist der BID-Gründung und der Umsetzung im Quartier spürba- ist eine formelle oder informelle Vernetzung bereits vorhan- rer Maßnahmen steht eine gleichermaßen komplexe und den. Meist wurden sogar vor dem BID-Gedanken bereits zeitlich intensive Vorbereitungsphase ohne planerische Themen, die das Quartier betreffen, gemeinsam vertreten. Sicherheit, finanzielle Ressourcen, aber mit umfassenden Aufgaben. Was ist zu tun, um diese Hürde zu meistern? Was Ein gemeinsam wahrgenommener Investitionsanlass haben erfolgreich eingerichtete Projekte gemeinsam? Jede Investition braucht einen konkreten Anlass. Je klarer Die folgenden Erfolgsfaktoren konnten im Rahmen einer das Problem eines Quartiers und die Maßnahmen eines wissenschaftlichen Untersuchung aus dem Jahre 2009 BID als deren Lösung erklärt werden können, desto leichter empirisch ermittelt werden und haben sich in den letzten fällt die Investitionsentscheidung. Dabei sind es häufig zehn Jahren in zahlreichen BIDs in Hamburg inhaltlich gerade die hoch professionell agierenden institutionellen bestätigt. Eigentümer, die zur Investition bereit sind, wenn zu erwar- ten ist, dass die Rendite positiv ist. Handlungsfähige Lenkungsgruppe Professionelle externe Unterstützung In einer gut funktionierenden, aus dem Grundeigentum, den Gewerbetreibenden und den Unterstützern aus Die Vorbereitung eines BID ist eine komplexe Aufgabe. öffentlicher Verwaltung und der Kammer besetzten Len- Diverse Planungsschritte sind abzuarbeiten. Neben inhalt- kungsgruppe wird die Einrichtung des BID vorbereitet. In lichen und organisatorischen Themen sind die gesetz- erfolgreichen Projekten arbeitet die Lenkungsgruppe eng lichen Anforderungen zur Einrichtung eines BID zu erbrin- zusammen. Die Grundeigentümer als zunächst betroffene gen. Initiativen sind da schnell am Ende ihrer zeitlichen Gruppe sind breit vertreten. Die Zusammenarbeit ist ver- und fachlichen Möglichkeiten. Die professionelle Unter- trauensvoll, die Diskussionen sind offen und lösungs- stützung von Gründungsinitiativen ist daher ein wesent- orientiert. Die Gruppe ist bereit, auch kritische Stimmen licher Erfolgsfaktor für eine erfolgreiche Initiative. Profis zu akzeptieren und versteht die Erklärung des Projekts im kosten Geld, was zunächst nicht vorhanden ist. Erfolgrei- Quartier als gemeinsame Aufgabe. che Initiativen finden auch für hierfür eine Lösung. 10 Jahre Business Improvement Districts in Hamburg © Handelskammer Hamburg/Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen 2016
15 Maßnahmen und Investitionen in den Hamburger BIDs 20,5 Millionen Euro 2,9 Millionen Euro Gesamtinvestitionen für Reinigung für Baumaßnahmen 4,5 Millionen Euro für Service 2,6 Millionen Euro für Weihnachtsbeleuchtung 1,1 Millionen Euro Gesamtinvestitionen für Stadtmöblierung 2,1 Millionen Euro 3,9 Millionen Euro Gesamtinvestitionen für Marketing, Events und für Begrünung Kommunikation Stand: 12/2015 Quelle: BID-Anträge, Werte gerundet © Handelskammer Hamburg/ Fotos: BSW, Otto Wulff BID GmbH, Behörde für Stadtentwicklung BID Tibarg, Ulrich Perrey und Wohnen 2016 2.5 „Bau-BIDs“ und „Marketing-BIDs“ mung existierten, verwandelten sich in Orte mit hoher Aufenthaltsqualität. Die Besonderheit der Hamburger BIDs sind die umfang- reichen Investitionen in den öffentlichen Raum. In den Auch eine verbesserte Verkehrsführung, breitere Gehwege, „Bau-BIDs“ sind Gehwege, Straßen und Plätze mit gro- optimierte Parkräume und eine bessere Erreichbarkeit ßen Investitionen erneuert worden. Dies hat die Auf- waren und sind die Ziele der Initiatoren. In den BIDs enthaltsqualität der Quartiere deutlich verbessert. wurde die Stadtmöblierung aufgewertet und ergänzt. 950 Fahrradständer und 50 neue Abfallbehälter sind aufgestellt worden, 85 Bänke laden zum Verweilen ein Stadtraumgestaltung und 180 neue Straßenlampen wurden installiert. Statt der typischen „Hamburger Senatsplatte“, einem Fast alle BIDs haben zudem erheblich in Begrünung grauen 50-mal-50-Zentimeter-Stein, wurde in den und Pflege ihrer Quartiere investiert. So wurden bis BIDs hochwertiges, helles Pflaster verbaut, um die heute fast 120 neue Bäume gepflanzt, Straßen und besondere Qualität der Quartiere zu unterstreichen. Plätze durch über 450 neue Beete, Baumscheiben und Plätze, die zuvor kaum in der öffentlichen Wahrneh- Pflanzgefäße verschönert. 10 Jahre Business Improvement Districts in Hamburg © Handelskammer Hamburg/Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen 2016
16 PROJEKTBEISPIEL: BID TIBARG Foto: Ulrich Perrey Im Stadtteilzentrum von Niendorf, der Fußgängerzone am Tibarg vorhandenen Geschäfte und Dienstleister. Diese Tibarg, wurde 2010 ein BID gegründet. Es führte Baumaß- Maßnahmen haben das Stadtbild erheblich aufgewertet. nahmen ebenso wie Marketing- und Serviceleistungen durch und bildete damit das gesamte Spektrum an BID- Daneben finanzierten die Grundeigentümer durch das BID Maßnahmen ab. Ziel der Initiative war es, den Einkaufs- ein Quartiersmanagement, um die Attraktivität des standort zu stärken, ein stabiles Kundenpotenzial aufzu- Standorts mit verschiedenen Aktivitäten und durch bauen sowie neue Zielgruppen zu erschließen. gezieltes Marketing zu steigern. Außerdem gibt es einen Hausmeister, der für zusätzliche Sauberkeit sorgt, die In fünf Jahren haben die Akteure Teile des öffentlichen Pflanzen pflegt und die Möblierung instandhält. Im Win- Raums am Tibarg neu gestaltet, geordnet und auf- ter wird der Schnee über das erforderliche Maß hinaus geräumt. So entstand eine Brunnenanlage mit Sitz- geräumt, um das Passieren der Fußgängerzone angeneh- gelegenheiten. Üppige Blumenbeete mit saisonalen mer zu machen. Bepflanzungen steigern die Aufenthaltsqualität am zentralen „Dorfplatz“, und neue Bänke laden zum Ver- In einem zweiten BID wollen sich die Initiatoren ab 2016 weilen ein. Überflüssiges Straßenmobiliar wurde entfernt neben dem Erhalt der im ersten BID geschaffenen Werte und einheitliche Fahrradbügel aufgestellt. Spielflächen insbesondere den gewachsenen Herausforderungen des mit einem speziellen Untergrund verteilen sich über die stationären Einzelhandels durch den E-Commerce stellen gesamte Länge des Tibarg, eine moderne und umwelt- und Lösungen für die Verbindung von Online- und Offline- schonende LED-Beleuchtung ersetzt und ergänzt die Handel entwickeln. Freies WLAN in der gesamten Ein- vorhandene Straßenbeleuchtung. Diese wird im Winter kaufsstraße wurde als erster Baustein dazu bereits durch überdies für die Weihnachtsbeleuchtung genutzt. Eigens das erste BID am Tibarg eingerichtet. aufgestellte Infotafeln informieren die Passanten über die 10 Jahre Business Improvement Districts in Hamburg © Handelskammer Hamburg/Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen 2016
17 Bau-BIDs 97 Tausend Quadratmeter öffentliche Fläche umgestaltet 20,5 Millionen Euro Investitionsvolumen für Baumaßnahmen 8 Bau-BIDs seit 2005 336 Tausend Euro für Instandhaltung Quelle: BID-Anträge, Werte gerundet, Stand: 1/2016 Fotos: BSW, Otto Wulff BID GmbH © Handelskammer Hamburg/Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen 2016 Marketing und Service Weitere Handlungsfelder sind zusätzliche Reinigungen, ein Winterdienst und zunehmend auch der Versuch, Im Gegensatz zu den „Bau-BIDs“ konzentrieren sich die den Branchenmix durch ein Vermietungsmanagement übrigen BIDs hauptsächlich auf die Themenfelder Mar- zu optimieren. Hinzu kommen ein Quartiersmanage- keting und Service. Vorrangiges Anliegen dieser Quar- ment, das die Aktionen vor Ort umsetzt und den tiere ist es, sich im Wettbewerb mit anderen Einkaufs- Kontakt zu den Anliegerinnen und Anliegern hält, und bereichen, Shopping-Centern und dem Online-Handel eine gezielte Lobbyarbeit für den Standort. besser zu positionieren. Die Maßnahmen beinhalten in der Regel Standortwer- Gemeinsamkeiten bung und die Organisation von Veranstaltungen, zum Beispiel Stadtteilfesten, Weihnachtsaktionen und ver- Viele BIDs sind „Bau-“ und „Marketing-BIDs“ zugleich. kaufsoffenen Sonntagen. „Bau-BIDs“ setzen auch Marketingmaßnahmen um, und zu „Marketing-BIDs“ gehören häufig auch kleinere Baumaßnahmen. 10 Jahre Business Improvement Districts in Hamburg © Handelskammer Hamburg/Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen 2016
18 In allen Quartieren, in denen gebaut wurde, sind inzwi- Die Installation einer individuellen Weihnachts- schen Nachfolge-BIDs gegründet worden. Dabei ver- beleuchtung ist in allen Quartieren ein großes An- ändern sie ihren Tätigkeitsschwerpunkt zumeist auf liegen. So hat das in Vorbereitung befindliche BID für Marketing und Service. Für den Neuen Wall wurde die Mönckebergstraße die Weihnachtsbeleuchtung als 2015 bereits das dritte BID eingerichtet. eine seiner Kernmaßnahmen definiert. Marketing 3,9 Millionen Euro Investition in Marketing, Events und Kommunikation 85 Veranstaltungen 2,6 Millionen Euro für Weihnachtsbeleuchtung Quelle: BID-Anträge, eigene Recherchen; Werte gerundet, Stand: 1/2016 Fotos: Otto Wulff BID GmbH, Ulrich Perrey © Handelskammer Hamburg/Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen 2016 10 Jahre Business Improvement Districts in Hamburg © Handelskammer Hamburg/Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen 2016
19 PROJEKTBEISPIEL: NIKOLAI-QUARTIER Foto: Ulrich Perrey Das Nikolai-Quartier in der Hamburger Innenstadt ist Aktuell sind im Nikolai-Quartier mehrere, auch größere bezogen auf das Budget das bisher größte BID in Deutsch- private Bauvorhaben geplant oder in der Umsetzung, die land. Von 2014 bis 2019 werden die Grundeigentümerin- erheblich von der durch das BID erreichten Aufwertung nen und Grundeigentümer insgesamt 9,3 Millionen Euro profitieren werden. in die Neugestaltung des öffentlichen Raums zwischen Handelskammer und Rödingsmarkt investieren. Sämtliche Das Quartier soll wieder zu einem attraktiven Einzelhan- Gehwege und Straßen werden erneuert und erhalten eine dels- und Bürostandort werden und damit an die positive hochwertige Gestaltung. Mit dem BID sollen darüber Entwicklung der Einzelhandelsstandorte rund um die hinaus historische Orte wie die Trostbrücke, die Handels- Mönckebergstraße und den Bereich Neuer Wall/Passa- kammer und der namensgebende Fleet sowie das Mahn- genviertel anknüpfen. Der Adolphsplatz wird wieder zu mal St. Nikolai wieder in den Fokus gerückt werden. einem Stadtplatz, der zum Flanieren und Verweilen ein- lädt. Die Große Johannisstraße und der Große Burstah sol- Die gute Zusammenarbeit zwischen privaten und öffentli- len wieder zu den urbanen Geschäftsstraßen werden, die chen Akteuren in Hamburg wird in diesem BID besonders sie einstmals waren. Der Alte Wall wird nach dem Umbau deutlich. Bei der Grundsanierung der Großen Johannis- zu einer attraktiven Einkaufsstraße werden. straße und des Großen Burstah, die aus städtischen Mit- teln finanziert wird, stimmen sich der Aufgabenträger und Das Marketingkonzept zur Neupositionierung des Niko- die Behörden eng ab. Schon in der Vorbereitungsphase lai-Quartiers wird gemeinsam mit dem Citymanagement haben sie sich auf die Verlegung der Buslinien und Halte- Hamburg umgesetzt. stellen verständigt, um den Busverkehr zu beschleunigen und ihn auf die bedeutenden Einkaufslagen des Quartiers Die professionelle Vorbereitung dieses sehr komplexen zu konzentrieren. Projekts wurde 2014 mit dem BID-Award gewürdigt. 10 Jahre Business Improvement Districts in Hamburg © Handelskammer Hamburg/Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen 2016
20 3 „Hilfe zur Selbsthilfe“ – Erfolgsfaktoren eines BID 3.1 Warum lohnt sich ein BID? gelegten Maßnahmen sind für den Aufgabenträger verbindlich, eine hohe Planungssicherheit für die Pro- Da sich in einem BID alle Grundeigentümerinnen und jektlaufzeit ist dadurch sowohl für die Anliegerinnen Grundeigentümer an der Finanzierung der Maßnahmen und Anlieger als auch für alle anderen Beteiligten auf beteiligen müssen, verschafft dieses Instrument den öffentlicher und privater Seite gegeben. privaten Akteurinnen und Akteuren einen Handlungs- spielraum, der weit über die Möglichkeiten der meisten Bei Vorhaben der Stadt bestehen für die privaten Betei- freiwillig organisierten Vereinigungen hinausgeht. Daher ligten und Betroffenen in einem BID größere Mitwir- haben BIDs in der Regel deutlich mehr Mittel zur Ver- kungsmöglichkeiten. So sind die Aufgabenträger bei fügung. Da die Abgaben zudem durch die Stadt erhoben allen stadtplanerischen Projekten als Träger öffent- werden, entfällt auch der Akquiseaufwand, der bei licher Belange zu beteiligen. Aber auch durch Netz- freiwilligen Kooperationen unumgänglich ist. werke und kurze Dienstwege sind Informationsfluss und Wirkungsgrad in einem BID deutlich höher als bei Der größere Handlungsspielraum zeigt sich ebenfalls anderen Projekten. bei der Umsetzung der Projekte. Die im Antrag fest- Sauberkeit und Service 10,6 Millionen Euro Investition in Sauberkeit und Service 4,5 Millionen Euro für Service 2,9 Millionen Euro für Reinigung 84 Tausend Euro für 2,9 Millionen Euro für Quartiers-/Districtmanagement Leerstandsmanagement 225 Tausend Euro für Winterdienst Quelle: BID-Anträge, eigene Recherchen; Werte gerundet Stand: 12/2015 Fotos: Otto Wulff BID GmbH, BSW © Handelskammer Hamburg/Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen 2016 10 Jahre Business Improvement Districts in Hamburg © Handelskammer Hamburg/Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen 2016
21 BID SACHSENTOR – INTERVIEW MIT GRUNDEIGENTÜMERIN MARTINA WILLHOEFT Welche Schwierigkeiten hatten Sie während des Grün- dungsprozesses, und wie haben Sie sie überwunden? In vielen offenen Gesprächen und in Workshops mit Grundeigentümern waren die Erfordernisse und die Maß- nahmen für ein neues Konzept schnell im Konsens. Aber natürlich gab es auch bei uns, wie in wohl allen anderen Projekten, Skepsis. Hier ist es gut, wenn man konstruktiv und zielorientiert diskutiert und die Vorschläge auf Mach- Foto: Ulrich Perrey barkeit und Mehrheitsfähigkeit prüft. Ein wichtiger Punkt ist und war die gute Unterstützung durch das Bezirksamt Martina Willhoeft ist Geschäftsführerin der Hinrich Willhoeft GmbH und die Handelskammer. und Grundeigentümerin im BID Sachsentor. Sie ist ehrenamtlich in der Handelskammer Hamburg und im Verein Wirtschaft und Stadt- marketing für die Region Bergedorf aktiv. Welches BID-Projekt hat Ihr Quartier am meisten voran- gebracht? Was hat Sie motiviert, ein BID zu gründen? Ein einheitlicher Auftritt gegenüber Kunden, Verwaltung, Wir hatten mit dem ersten BID ab 2005 bereits gute Politik und Öffentlichkeit war und ist uns immer wichtig Erfahrungen gemacht. Im zweiten BID konnten wir dann und hilft dabei, einen gemeinsamen Konsens am Standort noch viel gezielter die wichtigsten Aufgaben angehen. zu erzielen. Die konsequente Arbeit, das Dranbleiben an Punkten konnten wir besonders mit der Verbesserung der unseren Zielen und die intensive Interessenvertretung Aufenthaltsqualität, vor allem mit zusätzlichen Reinigun- haben uns am weitesten nach vorne gebracht. Dann sind gen und einer regelmäßigen Grünpflege. auch die einzelnen Projekte wie die Kampagne „Shopping- Vielfalt Bergedorf“ fast zwangsläufig erfolgreich. Sie sind im Lenkungsausschuss aktiv. Welche Erfahrungen haben Sie dabei gemacht? Wo sehen Sie Ihr Quartier in zehn Jahren? Die Arbeit des Lenkungsausschusses wird vor allem von Bergedorf wird als Oberzentrum im Hamburger Osten den Einzelhändlern bestimmt. So konnten wir gemeinsam agieren, mit einem stabilen Einzugsgebiet, das weit in die mit dem Bezirksamt das Image unseres Standorts ver- angrenzenden Regionen Schleswig-Holsteins hinein rei- bessern, und wir konnten neue Kunden aus dem benach- chen wird. Ich bin sicher, dass gerade das Kleinteilige und barten Schleswig-Holstein für Bergedorf gewinnen. Die das Familiäre eine Chance haben werden. Eine Innenstadt Ansiedlung neuer Geschäfte und weitere Investitionen mit Charme, die mit einem schönen historischen Stadtkern in den Standort sind der beste Beweis, dass dieser Weg und mit inhabergeführten Fachgeschäften für hohe Auf- richtig ist. enthaltsqualität sorgt, hat Zukunft. Individualität zählt! 10 Jahre Business Improvement Districts in Hamburg © Handelskammer Hamburg/Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen 2016
22 3.2 Hebelwirkung und Folgeinvestitionen Die Hamburger Erfahrungen und viele Gespräche mit Grundeigentümerinnen und Grundeigentümern sowie mit Mieterinnen und Mietern lassen darauf schließen, dass BIDs eine Hebelwirkung haben und weitere Investitionen mit einem weitaus höheren Volumen als die primäre BID-Investition auslösen. Dazu gehören Investitionen Foto: Ulrich Perrey • in die Gebäudesubstanz, vor allem durch Neubauten oder die Sanierung von Geschäftshäusern, City-Logistik in der Hamburger Innenstadt • in Ladengeschäfte und Im Nikolai-Quartier hat das BID schon in der Vorberei- tungsphase einer Innenstadtlage einen Namen und • in die Modernisierung von Büroräumen. eine Perspektive gegeben. Auch hier gehen mittlerweile erhebliche Investitionen mit dem BID einher, beispiels- Dies gilt besonders für die BIDs in der Innenstadt und weise im ehemaligen Allianz-Gebäude am Großen in den starken Bezirks- und Stadtteilzentren. Burstah oder am Alten Wall, der zu einem Einkaufs- boulevard werden soll. Zuvor weniger attraktive Lagen konnten durch die BIDs an Attraktivität gewinnen. So ist beispielsweise aus Auch in den Bezirkszentren zeigen sich ähnliche einer rückwärtigen Lage in den Hohen Bleichen, die Entwicklungen. Im Sachsentor in Hamburg-Bergedorf durch Parkhauszufahrten geprägt war, eine sehr gute ist ein leer stehendes, ehemaliges Textilhaus in den Lage mit internationalen Filialisten geworden. Diese „Neuen Mohnhof“ mit attraktiven neuen Geschäften Lageverbesserung hat zu Folgeinvestitionen geführt. umgewandelt worden; ohne das BID wäre dieses Projekt vermutlich nicht so rasch realisiert worden. Gleiches gilt für den Neuen Wall. Angestoßen von den BID-Investitionen, haben die Grundeigentümerinnen und Grundeigentümer dort intensiv in ihre Immobilien 3.3 Innovationsmotor BID investiert. Rund 60 Prozent der Gebäude wurden modernisiert und renoviert. Die Ladengeschäfte sind Das GSED bezeichnet BIDs als „Innovationsbereiche.“ stark nachgefragt, viele namhafte Designer sind in den Auch wenn dieser Begriff in Hamburg kaum gebräuch- vergangenen Jahren neu an diesen Standort gezogen. lich ist, so ist er doch sehr treffend. In den Quartieren sind in den vergangenen zehn Jahren viele Innovatio- Vor allem der südwestliche Abschnitt des Neuen Walls, nen realisiert worden. Sie haben sich in Hamburg mitt- zwischen Stadthausbrücke und Bleichenbrücke, hat lerweile als Forum für Pilotprojekte etabliert. sich verändert. Die Kundschaft findet hier nun neben den konsumorientierten Geschäften auch internati- Mit dem Aufgabenträger steht sowohl der Stadt als onale Luxusmarken, die sie in einer Metropole erwartet. auch den privaten Beteiligten ein professioneller Die Grundeigentümerinnen und Grundeigentümer Ansprechpartner zur Verfügung, sodass die Umsetzung konnten somit die selbst gesteckten Ziele durch das von neuen Ideen und Projekten erleichtert beziehungs- BID erreichen. weise oftmals erst ermöglicht wird. In den BIDs in 10 Jahre Business Improvement Districts in Hamburg © Handelskammer Hamburg/Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen 2016
23 der Hamburger City konnten aufgrund dessen viele getroffen sowie weitere Missstände identifiziert und innovative Projekte umgesetzt werden, die Modell- behoben werden. Der Runde Tisch tagt in größeren charakter für andere Quartiere oder sogar Städte Abständen nach Bedarf. haben können: Lösungen zur Reduktion von Lieferverkehr und Emis- sionen in der City werden beim „Runden Tisch Lieferung“ City-Logistik gemeinsam mit den Logistikdienstleistern gesucht. Die- ser hat die Belieferung mit Elektrofahrzeugen und da- Das BID Neuer Wall hat 2007 zusammen mit dem raus entstehende Herausforderungen für den Verkehr Logistikunternehmen UPS ein Pilotprojekt angestoßen, und den öffentlichen Raum als Schwerpunktthema um den Lieferverkehr im Quartier zu optimieren. Es identifiziert, das nun weiter bearbeitet werden soll. kommen inzwischen weniger dieselbetriebene Liefer- fahrzeuge zum Einsatz, sodass die Verkehrsbeeinträch- tigungen und Emissionen spürbar reduziert werden Einheitliche Gestaltung konnten. Möglich wurde dies durch eine Lager- und Verteilstation, von der aus Pakete zu Fuß oder mit Las- Um die besondere Qualität des öffentlichen Raums in tenfahrrädern umweltfreundlich zugestellt werden. den BIDs zu erhalten, wurden durch die BIDs Neuer Das Projekt war so erfolgreich, dass die Stadt es Wall, Hohe Bleichen und Passagenviertel mit dem zusammen mit UPS seit Februar 2015 in einem auf Bezirksamt Hamburg-Mitte und der BSW Richtlinien zwei Jahre angelegten Pilotprojekt für die gesamte über Baustelleneinrichtungen, Werbung im öffent- Innenstadt testet. lichen Raum, Außengastronomie und den Ablauf von Veranstaltungen erarbeitet. Die Kooperation hat so gut funktioniert, dass sie ein Musterbeispiel für BIDs Abbau des „Schilderwalds“ am Neuen Wall in anderen Bezirken darstellt und beispielsweise in Harburg adaptiert werden soll. Auch die Stadt Köln hat Die Stadt hat im Neuen Wall erstmals eine verkehrs- Interesse an dieser Art der Kooperation gezeigt. schilderfreie Straße in Hamburg erprobt. Nachdem sich schnell gezeigt hat, dass dieser Versuch der Behörde für Inneres und Sport erfolgreich ist, wurden ähnliche 3.4 Erfolgsfaktoren in Hamburg Bereiche in anderen Teilen der Stadt eingerichtet. Damit konnte der „Schilderwald“ in Hamburg erfolg- Während die klassischen Vorbilder aus Nordamerika reich „gelichtet“ werden. vorrangig in Maßnahmen zur Verbesserung der Sau- berkeit und Sicherheit ihres Quartiers investierten, haben die Hamburger BIDs den öffentlichen Raum Runde Tische um- und neugestaltet. Ein Musterbeispiel dafür ist der Neue Wall, dessen gesamter Straßenraum zugunsten Von der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen der Verweilqualität neu strukturiert und qualitativ stark (BSW) wurden Runde Tische zu den Themen „Entsor- aufgewertet wurde. Dadurch hat sich das Bild des gung“ und „Lieferung“ initiiert. hochwertigen Einkaufsquartiers vollständig gewandelt. Mit den in den Innenstadt-BIDs tätigen Entsorgungs- Mit diesen Aktivitäten hat das BID Neuer Wall 2005/ unternehmen und der Stadtreinigung konnten so 2006 deutschlandweit Maßstäbe gesetzt. Es gilt vie- in einem Zehn-Punkte-Plan Vereinbarungen unter lerorts als Vorbild und stieß eine Kettenreaktion insbe- anderem zur Entzerrung der Abholtage und -zeiten sondere in der Hamburger Innenstadt an. Im Bereich 10 Jahre Business Improvement Districts in Hamburg © Handelskammer Hamburg/Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen 2016
Übersicht über die BIDs in Hamburg „Die vollständige Neugestaltung hat der Dammtorstraße eine hohe Aufenthaltsqualität verliehen und die Standortmarke ,Opernboulevard‘ geprägt.“ Dr. Sebastian Binger, Geschäftsführer Otto Wulff BID Gesellschaft mbH, Aufgabenträger des BID Opernboulevard laufende und Tibarg I+II abgeschlossene BIDs Osterstraße BIDs in Vorbereitung Opernboulevard I+II Waitzstraße/Beselerplatzz „13 zwölf Meter hohe Thuja-Bäume wurden aalsls identitäts identitäts- stiftendes Merkmal im BID Hohe Bleichen gepflanzt pflanzt ffl t undd verwandeln die Straße und einen ehemaligenn Parkpla Parkplatz l tz so in einen hochwertigen Einzelhandels- und Bürostandort.“ ürostandort.“ Andreas Barke, Geschäftsführer Cogiton GmbH, mbH, Initiator des BID Hohe Bleichen/Heuberg Quartier Gänsemarkt kt Hohe Bleichen/Heuberg I+II II Reeperbahn Sand/Hölertwiete „Die vielfältigen Interessen der Bewohner und Besucher zusammenzubringen und für alle vorteilhaft zu entwickeln, ist ein ehrgeiziges Ziel des BID-Quartiermanagements.“ Dr. Andreas Pfadt, Geschäftsführer ASK GmbH, Aufgabenträger des BID Reeperbahn+ Fotos: Otto Wulff BID GmbH, BID Passagenviertel, Ulrich Perrey
„Mit dem neuen Boulevard gehört Wandsbek wieder zur ersten Liga der Hamburger Einzelhandelsstandorte.“ Holger Gnekow, Vorsitzender City Wandsbek e. V., Initiator des BID Wandsbek Markt OXBID HID Steilshoop Wandsbek Markt „Mit dem ,Ster,Sternenzauber‘ wurde im Winter 2014 eine einzigartige We Weihnachtsbeleuchtung im Passagenviertel W installiert,t die ddie Besucher begeistert.“ Niemann, Zum Felde GmbH, Volker Niema Aufgabenträger des BID Passagenviertel Aufgabenträge Passagenviertel I+II St Steindamm Mönckebergstraße Nikolai-Quartier Neuer Wall I–III Alte Holstenstraße I+II A Sachsentor I–III „Mit einem aktiven Vermietungsmanagement wollen wir Lüneburger Straße I+II die Grundeigentümer bei der Vermarktung ihrer Flächen unterstützen, um die Lüneburger Straße gemeinsam wieder zur lebendigen Mitte Harburgs zu entwickeln.“ Margit Bonacker, Geschäftsführerin konsalt GmbH, Aufgabenträgerin des BID Lüneburger Straße II © Handelskammer Hamburg/Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen 2016
Sie können auch lesen