GELDPOLITIK Für alle, die mehr wissen wollen - Eurologisch
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gemeinsamen Währung, und trägt damit zu einer positiven Wirt- schaftsentwicklung bei. Weiters ist die OeNB zusammen mit der österreichischen Finanzmarktaufsicht (FMA) und dem Einheitlichen Aufsichtsmechanismus (Single Supervisory Mechanism – SSM) mit der Sicherung der Stabilität der Banken und Finanzmärkte betraut. Zur Erreichung dieser Ziele nimmt die OeNB zahlreiche Tätig- keiten wahr: • Mitentscheidung bei der gemeinsamen Geldpolitik im Eurosystem, • Durchführung der geldpolitischen Maßnahmen, • Generierung von volks- und finanzwirtschaftlichem Know- how durch innovative Studien und verlässliche Statistiken zu Wirtschaft und Finanzmärkten, • Veranlagung und Verwaltung der Währungs- und Goldreserven, • Bereitstellung von sicherem Bargeld, • Betreuung und Weiterentwicklung zuverlässiger Zahlungsverkehrssysteme und • Internationale Kooperation. Dabei fühlt sich die OeNB der europäischen Idee verpflichtet und unterstützt aktiv den europäischen Integrationsprozess. Die OeNB ist sich auch ihrer Verantwortung für Österreich bewusst und erfüllt ihre Aufgaben effektiv und effizient. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind mit ihrem Fachwissen und hohen Engagement dabei das wichtigste Kapital. Unsere Tätigkeiten sollen damit der österreichischen Bevölkerung und Wirtschaft bestmöglich zugute- kommen. Dies gilt auch für die vorliegende Broschüre, mit der Liebe Leserin, lieber Leser! Informationen über Geld, Geldpolitik und Finanzwesen bestmög- lich und verständlich bereitgestellt werden. Mit der vorliegenden Broschüre möchten wir Sie über die Auf- gaben und Ziele der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) Eine spannende Lektüre wünscht Ihnen informieren und Ihnen grundlegendes Wissen über Geld, Geld- politik und Finanzwesen vermitteln. Es ist der OeNB ein zentra- les Anliegen, das bessere Verständnis von Wirtschaft und Finanzen aktiv zu fördern und damit zur Finanzbildung beizutragen. Die OeNB ist die unabhängige Zentralbank der Republik Öster- reich. Sie gewährleistet gemeinsam mit der Europäischen Zentral- bank (EZB) und den anderen Zentralbanken des Euroraums die Univ.-Prof. Mag. Dr. Robert Holzmann Stabilität des Euro, also die Erhaltung der Kaufkraft unserer Gouverneur
Impressum Medieninhaberin und Herausgeberin: Oesterreichische Nationalbank, 1090 Wien, Otto-Wagner-Platz 3 Verlags- und Herstellungsort: Oesterreichische Nationalbank, 1090 Wien, Otto-Wagner-Platz 3 Reproduktionen für nicht kommerzielle Verwendungen und Lehrtätigkeiten sind unter Nennung der Quelle freigegeben. Auf geschlechtergerechte Formulierungen wird verzichtet, an ihrer Stelle verwendete Begriffe gelten im Sinn der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter. REG.NO. AT- 000311 7. überarbeitete Auflage, Juni 2020 Gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ des Österreichischen Umweltzeichens, UW-Nr. 820 Bitte sammeln Sie Altpapier für das Recycling. EU Ecolabel: AT/028/024
Inhaltsverzeichnis Geld 7 Wozu dient Geld? 8 Welche Formen von Geld gibt es? 9 Wie sieht das Euro-Bargeld aus? 10 Was macht Geld sicher? 12 Was sind Devisen und Valuten? 19 Geldpolitik 21 Was ist das Ziel der Geldpolitik? 22 Warum ist Preisstabilität wichtig? 22 Wie funktioniert Geldpolitik? 24 Wer legt die Geldpolitik im Euroraum fest? 27 Was bringt der Euro als gemeinsame Währung? 28 Welche wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen benötigt stabiles Geld? 30 Finanzwesen und Banken 33 Welche Aufgaben haben Kreditinstitute? 34 Worin unterscheiden sich die verschiedenen Kreditinstitute? 35 Was dürfen Banken und wer beaufsichtigt sie? 36 Wie hat sich Österreichs Kapitalmarkt entwickelt? 38 Analyse und Information 41 Welchem Zweck dienen die umfangreichen Analysen und Statistiken der OeNB? 42 Weshalb ist es der OeNB wichtig, Bevölkerung und Wirtschaft umfassend zu informieren? 43 Warum wirkt die OeNB über das Eurosystem hinaus in internationalen Organisationen mit? 44 Nationalbank 47 Wer ist die OeNB? 48 Wer trifft in der OeNB die Entscheidungen? 48 Welche Unternehmen unterstützen die OeNB im Zahlungsverkehrsbereich?52 Was sind das Europäische System der Zentralbanken, das Eurosystem und der Einheitliche Aufsichtsmechanismus und welche Rolle hat die OeNB? 53 Wie engagiert sich die OeNB für Forschung, Wissenschaft, Kultur und Umwelt? 56 Glossar 58
Geld Wozu dient Geld? Welche Formen von Geld gibt es? Wie sieht das Euro-Bargeld aus? Was macht Geld sicher? Was sind Devisen und Valuten?
Wozu dient Geld? Alle kennen es, alle schätzen es und alle wissen, dass damit Waren und Wer hat das Geld „erfunden“? Dienstleistungen bezahlt werden können. Geld hat aber auch noch ganz Wie bei vielen bahnbrechenden Kulturleistungen können auch für andere Funktionen: Mit unterschiedlicher Bezeichnung, Form und Farbe die Einführung des Geldes keine konkreten Menschen als „Erfin- der“ oder „Erfinderin“ namhaft gemacht werden. Vor rund 2.600 ist es zu einem unentbehrlichen Mittel geworden, das weltweit ver- Jahren entstanden im kleinasiatischen Königreich Lydien aus wendet wird. Der Grund dafür ist naheliegend: Geld erleichtert uns genormten Edelmetallk lümpchen die ersten Münzen. Auf dem das Leben. Es ist praktisch, klein, teilbar und es verdirbt nicht. Gebiet des heutigen Österreich tauchten erste Münzen um etwa 150 v. Chr. auf. Weitere Informationen zu keltischen Prägungen, zu Die wichtigsten Funktionen hat Geld in unserer mittelalterlichen Pfennigen, zu den prächtigen Talermünzen der Wirtschaft als … Habsburger und zur österreichischen Geldgeschichte sind im Geldmuseum der OeNB und unter www.geldmuseum.at verfügbar. … Zahlungsmittel Würde, wie in vergangenen Zeiten, Ware gegen Ware getauscht, so wäre das nicht nur unpraktisch, sondern oft auch erfolglos. Es müssten immer die entsprechenden Tauschpartnerinnen oder -partner gefunden werden: Wo sind diejenigen, die das brauchen, was ich anbiete? Benötige ich im Gegenzug ihre angebotene Ware? Tauschhan- del könnte demnach nur dann stattfinden, wenn sich genau die zwei finden, deren Bedürfnisse und Präferenzen einander optimal ergänzen. Über ein gemeinsames, von allen akzeptiertes Tausch- mittel lassen sich die vielfältigen Geschäfte erheblich einfacher abwickeln. Deshalb wurde Geld als Zahlungsmittel zum Güter- austausch eingeführt. … Wertmaßstab und Recheneinheit Mit Geld als Wertmaßstab können alle Kosten, Löhne, Einkommen sowie Preise von Waren (wie Schuhe oder Bücher) und Dienst- leistungen (wie Haareschneiden oder das Entwickeln von Com- puterprogrammen) einheitlich ausgedrückt und verglichen werden. Das erhöht die Verlässlichkeit und Transparenz im Wirtschafts- leben und schafft erst die Basis für Preis- und Kostenkalkulationen. Im Eurosystem und damit auch in Österreich nimmt der Euro die Rolle der Recheneinheit ein. … Wertaufbewahrungsmittel Geld wird nicht immer sofort nach Erhalt wieder ausgegeben, sondern oft für einen späteren Bedarf aufbewahrt. Voraussetzung dafür ist, dass es wertbeständig ist – denn wenn das allgemein Geld dient als Zahlungsmittel, als Recheneinheit und als akzeptierte Zahlungsmittel rasch an Wert verlieren würde, wären Wertaufbewahrungsmittel. Damit es all diese Funktionen alle versucht, es möglichst rasch in besonders haltbare Waren (wie erfüllen kann, müssen die Menschen, die es verwenden, Ver- etwa Immobilien und Gold) oder in wertstabilere Währungen trauen in seine Stabilität haben. umzutauschen. 8
Geld Welche Formen von Geld gibt es? Geld sah nicht immer so aus wie heute. Die älteste Form des (sogenannte Bullionmünzen, z. B. der „Wiener Philharmoniker“). Geldes ist das Warengeld (stoffwertiges Geld), bei dem sich der Der Euro hat in der Bevölkerung Österreichs, aber auch im übri- Geldwert (gesetzlicher Wert eines Zahlungsmittels) aus dem Wert gen Euroraum breite Akzeptanz gefunden. Außerdem hat sich der der Ware ableitete. Dies waren meist seltene und begehrte Güter Euro – neben dem US-Dollar – zur zweitwichtigsten Währung wie Salz, Federn, Felle oder Vieh. Mit dem Aufkommen von der Welt entwickelt. Ein Indikator dafür ist der Bargeldumlauf, Banknoten und Scheidemünzen (Münzen, die per Gesetz einen der sich laufend erhöht und bereits Ende 2014 die Grenze von höheren Wert haben als das Metall, aus dem sie hergestellt werden) 1.000 Mrd EUR überschritten hat. wurde der Geldwert unabhängig vom Warenwert. Mit der Ver- breitung des Papiergelds bildete sich auch das Buchgeld (Sichtein- Buchgeld lagen, Spareinlagen oder Termineinlagen) heraus, über das mittels Darunter versteht man jederzeit fällige Guthaben, die durch Ein- Überweisung bzw. Behebung verfügt werden kann. lagen bei Kreditinstituten auf dafür bestimmte Konten entstehen. Dazu zählen Sichteinlagen (z. B. Girokonto), Spareinlagen (z. B. Heute werden zwei Formen von Geld unter- Sparbuch) bzw. Termineinlagen (größere Geldbeträge, die vorü- schieden: Bargeld und Buchgeld. bergehend nicht benötigt werden), über die mittels Überweisung oder Behebung verfügt werden kann. Bargeld Immer größere Bedeutung im Rahmen des Buchgelds gewinnen Dazu zählen Banknoten und Münzen. Die Euro-Banknoten gelten bargeldlose Zahlungsmittel. Hierbei werden beleghafte oder elek- in den 19 Ländern des Euroraums als gesetzliches Zahlungsmittel tronische (kartengestützt oder internetgestützt) und bargeldlose und müssen zum vollen Nennwert unbeschränkt angenommen Zahlungsmittel unterschieden. Diese ermöglichen bargeldlose werden. Auch die auf Euro und Cent lautenden Scheidemünzen Einkäufe in Einzelhandelsgeschäften ebenso wie Banküberweisun- sind seit 1. Jänner 2002 gesetzliches Zahlungsmittel. Zu den Schei- gen oder Bestellungen über das Internet (Online-Banking, On- demünzen zählen neben den täglich verwendeten Euro- und line-Shopping). Cent-Münzen auch Sondermünzen, das sind auf Euro und Cent Eine weitere Möglichkeit sind Mobile-Payments, bei denen mit lautende Gedenkmünzen, Sonderanfertigungen oder Goldmünzen einem Mobiltelefon bezahlt wird (z. B. Parkgebühren). Was macht bargeldlose Zahlungsmittel sicher? Euro-Umlauf Eurozone Buchgeld – vor allem bargeldlose Zahlungsmittel – findet nur dann in Bio EUR Akzeptanz, wenn ein ebenso hohes Sicherheitsniveau wie bei 1,4 Bargeld gewährleistet ist. Aus diesem Grund arbeitet die OeNB 1,2 gemeinsam mit ihren Beteiligungsgesellschaften beständig an der Entwicklung neuer, moderner und fälschungssicherer Zahlungsmit- 1,0 tel und setzt sich für die Bereitstellung einer zuverlässigen 0,8 Infrastruktur für Zahlungsverkehrssysteme ein. 0,6 0,4 0,2 Ein wesentlicher Teil des Zahlungsverkehrs wird heute nicht 0 mehr über Bargeld in Form von Münzen und Banknoten ab- 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015 2017 2019 gewickelt, sondern bargeldlos – z. B. durch Überweisung oder Banknoten Münzen andere bargeldlose Zahlungsmittel (Kredit- oder Bankomat- Quelle: OeNB. karte, Mobile Payments). 9
Wie sieht das Euro-Bargeld aus? Der Euro als Bargeld wurde mit 1. Jänner 2002 in 12 EU-Mitglied- staaten eingeführt. Seit 1. Jänner 2015 sind die Euro-Banknoten und -Münzen bereits in 19 Mitgliedstaaten der EU offizielles Zahlungs- mittel. Die laufende Bearbeitung und Qualitätskontrolle des Bargelds, Europa-Serie die Versorgung mit und die Entsorgung von Banknoten und Münzen sowie die Bargeldlogistik obliegen in Österreich der OeNB-Betei- ligungsgesellschaft Geldservice Austria GmbH (GSA). Europa-Serie Euro-Banknoten Banknoten werden in Österreich von einer Beteiligungsgesellschaft der OeNB, der Oesterreichischen Banknoten- und Sicherheitsdruck GmbH (OeBS), produziert. Es gibt sieben unterschiedliche Nenn- Europa-Serie werte von Euro-Banknoten in jeweils unterschiedlicher Farbe und Größe. Das Design der ersten Serie stammt von Robert Kalina, einem ehemaligen Grafiker der OeNB. Darüber hinaus startete am 2. Mai 2013 die Ausgabe der neuen Euro-Banknotenserie. Als erste Vertreterin dieser sogenannten Europa-Serie wurde die Europa-Serie 5-Euro- Banknote in Umlauf gebracht. Am 23. September 2014 begann die Ausgabe der neuen 10-Euro-Banknote und am 25. November 2015 folgte die neue 20-Euro-Banknote. Die neue 50-Euro-Banknote wurde erstmals am 4. April 2017 ausgegeben. Europa-Serie Die letzten beiden Denominationen der Europa-Serie, die neue 100-Euro-Banknote und die neue 200-Euro-Banknote, wurden am 28. Mai 2019 ausgegeben. Damit ist die Europa-Serie vollständig. Die Euro-Banknoten der ersten Serie bleiben gesetzliches Zahlungsmittel und weiterhin Europa-Serie im Umlauf. Gemäß dem Beschluss der EZB wird die 500-Euro-Bank- note nicht mehr hergestellt und daher auch nicht mehr in die Europa-Serie aufgenommen. Die in Umlauf befindlichen 500-Euro-Banknoten bleiben weiterhin gesetzliches Zahlungs- mittel und können unbefristet bei den nationalen Zentralbanken des Eurosystems umgetauscht werden. Ihre Funktionalität als Zahlungsmittel und Wertaufbewahrungsmittel bleiben somit er- halten. Die Fenster und Tore auf der Vorderseite der Banknoten symbolisieren Offenheit, die Brücken auf der Rückseite stehen für die Zusammenarbeit zwischen den Völkern Europas bzw. der übrigen Welt. Die Europa-Serie unterscheidet sich von der ersten Banknotenserie vor allem durch eine noch weiter verbesserte Sicherheitsausstattung. Das Genehmigungsrecht zur Ausgabe der Banknoten liegt beim Rat der Europäischen Zentralbank (EZB- Rat). Druck, Ausgabe und Qualitätskontrolle sind jeweils Aufgabe der nationalen Zentralbanken. 10
Geld Euro- und Cent-Münzen Münzen werden in Österreich von einer Beteiligungsgesellschaft der OeNB, der Münze Österreich AG, produziert. Es gibt acht 2 Euro verschiedene Euro- und Cent-Münzen, die sich in Größe, Farbe, Gestaltung und Material unterscheiden. Anders als bei den Bank- noten wurde hier jeweils eine Seite national unterschiedlich ge- staltet. Bei der österreichischen 1-Euro-Münze wird mit Wolfgang Amadeus Mozart der Bedeutung Österreichs als Musikland Rech- nung getragen, das Porträt von Bertha von Suttner auf der 2-Euro- 1 Euro Münze soll die Bedeutung des Friedens unterstreichen. Die Motive auf den 10-, 20- und 50-Cent-Münzen weisen auf die drei großen Epochen der österreichischen Baukunst hin: Gotik, Barock und Jugendstil. Die Alpenblumen auf den 1-, 2- und 5-Cent-Münzen stehen für das Bekenntnis zum Erhalt und Schutz der Natur. Das Recht auf die Ausgabe von Münzen liegt bei den nationalen Zentralbanken. Der Umfang dieser Ausgabe bedarf der Genehmigung durch 50 Cent die EZB. 20 Cent 10 Cent 5 Cent 2 Cent 1 Cent Die EZB genehmigt die Ausgabe von Euro-Bargeld. Die Versorgung der Wirtschaft und Bevölkerung mit Euro-Bargeld in Österreich erfolgt durch die OeNB und ihre Beteiligungs- gesellschaften. 11
Was macht Geld sicher? Qualitativ hochwertiges und damit sicheres Bargeld ist die Grund- Hologramm je nach Betrachtungswinkel ein Architekturdetail voraussetzung, um das Vertrauen der Bevölkerung in die Zahlungs- oder die Wertzahl. mittel zu erhalten. Die Euro-Banknoten sind mit modernsten Si- • Zahl mit Farbwechsel: Auf der Rückseite der Banknote der cherheitsmerkmalen ausgestattet. Dazu zählen spezielles Papier, ersten Serie verändert sich beim Kippen die Farbe der Wert- Wasserzeichen und Sicherheitsfaden, aber auch Hologramm und zahl rechts unten von Purpurrot zu Olivgrün oder Braun. Zahlen mit Farbwechsel. • Smaragdzahl: Beim Kippen der neuen Euro-Banknote der Die wichtigsten Sicherheitsmerkmale jeder Euro- Europaserie bewegt sich auf der glänzenden Smaragdzahl ein Banknote lassen sich durch FÜHLEN – SEHEN – Lichtbalken auf und ab. Außerdem verändert die Zahl ihre KIPPEN leicht überprüfen: Farbe von Smaragdgrün zu Tiefblau. Bei den neuen 100-, und 200-Euro Banknoten sind zusätzlich €-Symbole auf der Sma- Fühlen … ragdzahl zu erkennen. • Beschaffenheit des Papiers: Die Banknoten werden auf spe- • Satelliten-Hologramm: Beim Kippen der Banknote bewegen ziellem Papier gedruckt. Es muss griffig und fest sein. Wenn sich ganz oben im Folienstreifen €-Symbole um die Wertzahl. man mit dem Finger über das Papier fährt, spürt man, dass der Aufdruck an manchen Stellen ein Relief bildet. Sicheres Geld heißt aber nicht nur, dass der Euro in der Geldtasche echt ist. Auch Banküberweisungen müssen zuverlässig ihr Ziel erreichen. Die OeNB setzt sich mithilfe ihrer Beteiligungsgesell- Sehen … schaften für eine sichere und effiziente Abwicklung des bargeld- • Wasserzeichen: In der Durchsicht erscheint sowohl ein losen Zahlungsverkehrs innerhalb und außerhalb des Euro-Wäh- schemenhaftes Architekturdetail als auch die Wertzahl. rungsgebiets ein. • Porträt-Wasserzeichen: Die neuen Euro-Banknoten zeigen ein Porträt der mythologischen Gestalt Europa, den Wert der Banknote und ein Fenster oder Tor. • Sicherheitsfaden: In der Durchsicht erscheint ein dunkler Streifen. Kippen … • Hologramm (Folienstreifen): Beim Kippen der 5-, 10-, 20- und 50-Euro-Banknoten der ersten Serie erscheint im Hologramm je nach Betrachtungswinkel das Euro-Zeichen oder die Wertzahl. Beim Kippen der neuen 5- und 10-Euro-Banknoten zeigt das Hologramm das Porträt der mythologischen Gestalt Europa. Beim Betrachten der neuen Euro-Banknoten ab der 20-Euro- Banknote gegen das Licht wird das im Hologramm enthaltene Fenster durchsichtig. In ihm erscheint das Porträt der Europa, das von beiden Seiten des Geldscheins zu erkennen ist. Mit ihrem Design und ihrer Beschaffenheit zählen die • Hologramm (Folienelement): Beim Kippen der 50-, 100-, Euro-Banknoten zu den fälschungssichersten Banknoten der 200- und 500-Euro-Banknoten der ersten Serie erscheint im Welt. 12
Geld Fühlen – Sehen – Kippen Porträt-Hologramm Die gemeinsamen Beim Kippen erkennt man das Sicherheitsmerkmale der Porträt der mythologischen Gestalt Banknoten zu 5 und 10 Euro Europa, ein Fenster, das €-Symbol der Europa-Serie und die Wertzahl. Porträt Wasserzeichen Hält man die Banknote gegen Smaragd-Zahl das Licht, wird das Porträt der Beim Kippen bewegt mythologischen Gestalt Europa, sich ein Lichtbalken auf ein Fenster und die Wertzahl und ab. Die Farbe der sichtbar. Zahl verändert sich Papier und Relief von Smaragdgrün zu Das Papier fühlt sich Tiefblau. griffig und fest an. Auf Sicherheits- der Vorderseite kann faden man am linken und Hält man die rechten Rand erhabene Banknote gegen Linien ertasten. Auch das Licht, wird ein Hauptmotiv, Schrift und dunkler Streifen große Wertzahl haben mit €-Symbol und ein fühlbares Relief. Wertzahl sichtbar. 13
Fühlen – Sehen – Kippen Die gemeinsamen Sicherheitsmerkmale der Banknoten zu 20 und 50 Euro der Europa-Serie Porträt-Fenster Betrachtet man die Bank note gegen das Licht, wird am oberen Ende des Hologramms das Fenster Porträt Wasserzeichen durchsichtig. In ihm er- Hält man die Banknote gegen Smaragd-Zahl scheint ein Porträt der das Licht, wird das Porträt der Beim Kippen bewegt mythologischen Gestalt mythologischen G estalt Europa, sich ein Lichtbalken auf Europa, das von beiden ein Fenster und die Wertzahl und ab. Die Farbe der Seiten des Geldscheins zu sichtbar. Zahl verändert sich erkennen ist. Papier und Relief von Smaragdgrün zu Sicherheitsfaden Das Papier fühlt sich Tiefblau. Hält man die Banknote griffig und fest an. Auf gegen das Licht, wird ein der Vorderseite kann dunkler Streifen mit man am linken und €-Symbol und Wertzahl rechten Rand erhabene sichtbar. Linien ertasten. Auch Hauptmotiv, Schrift und große Wertzahl haben ein fühlbares Relief. 14
Geld Fühlen – Sehen – Kippen Die gemeinsamen Sicherheitsmerkmale der Banknoten zu 100 und Porträt-Fenster 200 Euro der Europa-Serie Betrachten Sie die Banknote gegen das Licht. Das im Holo- gramm enthaltene Fenster wird durchsichtig. In ihm erscheint ein Porträt der mythologischen Gestalt Europa, das von beiden Seiten des Geldscheins zu erkennen ist. Porträt Wasserzeichen Hält man die Banknote gegen Smaragd-Zahl Satellitenhologramm das Licht, werden das Porträt Kippen Sie die Banknote. Kippen Sie die Banknote. Ganz der mythologischen Gestalt Ein Lichtbalken bewegt oben im Folienstreifen be- Europa, ein Fenster und die sich auf der Zahl auf und wegen sich €-Symbole um die Wertzahl sichtbar. ab. Außerdem verändert Wertzahl. Unter direktem Licht die Zahl ihre Farbe von sind die €-Symbole besser zu Smaragdgrün zu Tiefblau erkennen. und es sind €-Symbole auf ihr zu erkennen. Papier und Relief Das Papier fühlt sich griffig und fest an. Auf der Vorderseite kann man Sicherheitsfaden am linken und rechten Rand erhabene Hält man die Banknote gegen Linien ertasten. Auch Hauptmotiv, das Licht, wird ein dunkler Schrift und große Wertzahl haben Streifen mit €-Symbol und ein fühlbares Relief. Wertzahl sichtbar. 15
Fühlen – Sehen – Kippen Die Sicherheitsmerkmale der 20-Euro-Banknoten (erste Serie) Hologramm Durchsichtsregister (Folienstreifen) Das Detail ergänzt sich in der Beim Kippen der Bank- Durchsicht zur ganzen Wertzahl. note* erscheint im Holo- Beschaffenheit des Papiers gramm das €-Symbol Die Banknoten werden auf speziellem Papier oder die Wertzahl. gedruckt. Es muss griffig und fest sein. Wenn * Gilt für 5-, 10- und man mit dem Finger über das Papier fährt, 20-Euro-Banknoten spürt man, dass der Aufdruck an manchen der ersten Euro- Wasserzeichen Stellen ein Relief bildet. Banknotenserie. In der Durchsicht erscheint sowohl ein schemenhaftes Architek- turdetail als auch die Wertzahl. Auf der Rückseite: Glanzstreifen Sicherheitsfaden Beim Kippen der Banknote* erscheint ein In der Durchsicht erscheint goldfarbener Streifen auf der Rückseite. ein dunkler Streifen. In ihm erkennt man das €-Symbol und die Wertzahl. * Gilt für 5-, 10- und 20-Euro-Banknoten. 16
Geld Fühlen – Sehen – Kippen Die Sicherheitsmerkmale der 50-Euro-Banknoten (erste Serie) Durchsichtsregister Das Detail ergänzt sich in der Durchsicht zur ganzen Wertzahl. Beschaffenheit des Papiers Die Banknoten werden auf speziellem Papier gedruckt. Es muss griffig und fest sein. Wenn man mit dem Finger über das Papier fährt, spürt man, dass der Aufdruck an manchen Stellen ein Relief bildet. Wasserzeichen Hologramm In der Durchsicht erscheint sowohl ein (Folienelement) schemenhaftes Archi- Beim Kippen der Banknote er- tekturdetail als auch scheint im Hologramm je nach die Wertzahl. Betrachtungswinkel ein Archi- tekturdetail oder die Wertzahl. Sicherheitsfaden In der Durchsicht erscheint Auf der Rückseite: ein dunkler Streifen. Farbwechselzahl* Beim Kippen verändert sich die Farbe der Wertzahl rechts unten von purpurrot zu olivgrün oder braun. * Gilt für 50-, 100-, 200- und 500-Euro-Banknoten. 17
Geld Was sind Devisen und Valuten? Devisen und Valuten sind Fremdwährungen. Devisen sind von im Was ist ein Wechselkurs? Inland lebenden Personen gehaltene ausländische Währungen in Der Wechselkurs gibt an, in welchem Verhältnis die Währung eines Form von Buchgeld (Kontoguthaben oder Wertpapiere). Valuten Landes gegen die Währung eines anderen Landes getauscht werden kann. Bei flexiblen Wechselkursen ergeben sich die Änderungen sind Banknoten und Münzen in ausländischen Währungen (Bar- durch Angebot und Nachfrage auf dem Devisenmarkt. Bei festen geld). Wechselkursen, wenn eine Währung an eine (andere) Leitwährung In den Ländern, in denen der Euro verwendet wird, sind das gekoppelt ist, sind die nationalen Zentralbanken für die Aufrecht- z. B. US-Dollar, Japanische Yen oder Schweizer Franken, aber erhaltung des bestehenden Austauschverhältnisses zuständig. auch Pfund Sterling oder Tschechische Kronen. Es zählt zu den Aufgaben der nationalen Zentralbanken, einen Vorrat an Devisen (Devisenreserven) zu verwalten und zu ver- anlagen, damit der Zahlungsverkehr mit dem Ausland (z. B. Zah- Zahlen, Daten, Fakten zu Euro und Cent lungen für Importe, Rückzahlung und Verzinsung von im Ausland • Euro-Symbol: € wurde vom griechischen Buchstaben Epsilon gehaltenen österreichischen Anleihen) reibungslos abgewickelt abgeleitet. werden kann. Devisenreserven sind aber auch zur Abwehr von Währungskrisen (Krisen, die durch eine plötzliche starke Abwer- • Euro-Design: Die Euro-Banknoten der ersten Serie wurden tung der heimischen Währung ausgelöst werden) oder von Spe- vom österreichischen Grafiker Robert Kalina entworfen. kulationen gegen die eigene Währung und zur Erfüllung interna- • Euro-Stückelung: Es gibt sieben Euro-Banknoten zu 5, 10, 20, tionaler Verpflichtungen sowie zur Absicherung der finanziellen 50, 100, 200 und 500 EUR der ersten Serie und sechs Euro-Bank- Unabhängigkeit einer Zentralbank von großer Bedeutung. noten zu 5, 10, 20, 50, 100 und 200 der Europa-Serie sowie Devisenreserven sind – neben den Goldbeständen, den Sonder- acht Münzen zu 1 und 2 EUR sowie 1, 2, 5, 10, 20 und 50 Cent. ziehungsrechten und Reservepositionen gegenüber dem IWF (Inter- nationaler Währungsfonds) – Teil der offiziellen Währungsreser- • 1. Jänner 1999: Einführung des Euro als Buchgeld. ven. Insgesamt betrugen die offiziellen in Fremdwährung denomi- • 1. Jänner 2002: Einführung des Euro als Bargeld; der Euro nierten Reserven der OeNB mit Jänner 2020 rund 10,03 Mrd EUR wird zum gesetzlichen Zahlungsmittel. (gemäß OeNB Statistik). Die Goldreserven der OeNB belaufen sich auf rund 280 Tonnen (Jänner 2020) mit einem Marktwert • Drei bis vier Mal pro Jahr werden die in Umlauf befindlichen von rund 12,88 Mrd EUR. Sie werden zur Hälfte in den OeNB-eige- Banknoten im Durchschnitt durch Hightech-Maschinen auf nen Tresorräumen, aber auch auf internationalen Goldhandels- Echtheit und Qualität hin überprüft. plätzen – wie beispielsweise dem Vereinigten Königreich oder der • Banknoten im Wert von rund 1.292,74 Mrd EUR und Münzen Schweiz – gehalten. Die Lagerung auf internationalen Goldhandels- im Wert von rund 29,99 Mrd EUR waren per 31. Dezember plätzen hat den essenziellen Vorteil, dass größere Mengen im Be- 2019 im Euroraum im Umlauf. darfsfall schnell in gängige Reservewährungen eingetauscht werden können. Die mit der Lagerung verbundenen Kosten werden unter besonderer Berücksichtigung des Aspekts der Krisenvorsorge und -bewältigung von der OeNB so gering wie möglich gehalten. Fremdwährungsreserven werden vom Treasury der OeNB ver- anlagt und tragen damit zum Gewinn der Bank bei. Bei der Ver- anlagung in ein breit gestreutes Produktportfolio sind Risikomini- Devisenreserven erleichtern die Abwicklung des internationalen mierung, Liquidität und Ertragsaussichten die wesentlichen Fak- Zahlungsverkehrs und werden für geldpolitische Maßnahmen toren. eingesetzt. 19
Geldpolitik Was ist das Ziel der Geldpolitik? Warum ist Preisstabilität wichtig? Wie funktioniert Geldpolitik? Wer legt die Geldpolitik im Euroraum fest? Was bringt der Euro als gemeinsame Währung? Welche wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen benötigt stabiles Geld?
Was ist das Ziel der Geldpolitik? Warum ist Preisstabilität wichtig? Im Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union (AEUV) Preisstabilität (d. h. niedrige Inflationsraten) hilft, die Kaufkraft wird Preisstabilität als vorrangiges Ziel der Geldpolitik des Euro- der Bevölkerung zu sichern. Als Kaufkraft bezeichnet man jene raums festgesetzt. Menge an Waren und Dienstleistungen, die mit dem zur Verfügung Der EZB-Rat hat dieses Ziel näher definiert: Preisstabilität ist stehenden Einkommen erworben werden kann. dann gegeben, wenn der jährliche Anstieg der Verbraucherpreise Kaufkraft ist daher ein Maßstab für den Wert des Geldes. Sie mittelfristig und im Durchschnitt des Euroraums unter, aber nahe ist stabil, wenn mit dem Einkommen heute gleich viel wie gestern 2 % liegt. Um dieses Ziel zu erfüllen, hat der EZB-Rat eine geld- gekauft werden kann. politische Strategie entwickelt und veröffentlicht. Die OeNB wirkt Preisstabilität nützt den Konsumentinnen und Konsumenten, im Rahmen des Eurosystems (bestehend aus der EZB und den den Arbeitenden und der Wirtschaft. Sie ist Basis für nachhaltiges nationalen Zentralbanken des Euroraums) mit, dieses Ziel zu ver- Wachstum, da Unternehmen und private Haushalte ihre Zukunft wirklichen. besser planen können. Preisstabilität begünstigt daher langfristig Investitionen, Wachstum und Beschäftigung. Inflation im Euroraum und in Österreich Veränderung des HVPI zum Vorjahr in % 4,0 3,5 3,0 2,5 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 Euroraum Österreich Quelle: Eurostat. Anmerkung: In der bisherigen WWU wurde Preisstabilität weitgehend erreicht. Die durch- schnittliche Inflationsrate der Jahre von 1999 bis 2018 beträgt 1,7 % (Euroraum) bzw. 1,8 % (Österreich). Die Sicherung von Preisstabilität ist ein wichtiger Beitrag, den die Geldpolitik zu einem positiven Wirtschaftsklima und einem hohen Beschäftigungsniveau leisten kann. 22
Geldpolitik Ein stabiler Geldwert ... ihr Geldvermögen weniger leisten können und deren Zinserträge teilweise von der Geldentwertung aufgezehrt werden. Allerdings ... erhält die Kaufkraft schrumpft auch der Realwert der Schulden. der Einkommen. Warum spricht man von Preisstabilität, obwohl ... schützt die Sparenden manche Preise steigen und andere fallen? vor der Entwertung ihrer Spareinlagen. Um die Veränderung des Preisniveaus zu erfassen, wird ein „Wa- renkorb“ aus Gütern und Dienstleistungen gebildet. Dieser spiegelt ... erleichtert finanzielle Planungen, die Konsumgewohnheiten wider. In Österreich sind rund 800 da private Haushalte und Unternehmen bessere Entscheidungen Güter und Dienstleistungen im Warenkorb enthalten, deren Preise für geplante Investitionen und ihren Konsum treffen können. (insgesamt fast 40.000 Einzelpreise) monatlich beobachtet und mit den jeweiligen Ausgabenanteilen der privaten Haushalte ge- ... fördert das Wachstum der Wirtschaft wichtet werden. Preisstabilität ist dann gegeben, wenn sich der und sichert bzw. schafft Arbeitsplätze. Preis des repräsentativen Warenkorbs nur wenig verändert. Das bedeutet aber nicht, dass sich die Preise einzelner Waren Wirtschaftswachstum im Euroraum und in Österreich und Dienstleistungen nicht ändern. Manche Güter werden billiger Veränderung des realen BIP zum Vorjahr in % (z. B. Unterhaltungselektronik), andere steigen im Preis (z. B. 5,0 Dienstleistungen). In Summe verändert sich der Preis des gesam- 4,0 ten Warenkorbs in einem Umfeld von Preisstabilität jedoch nur wenig. 3,0 2,0 Welche Auswirkungen hat Deflation? 1,0 Das Gegenteil von Inflation ist Deflation. Bei Deflation sinkt das 0,0 Preisniveau über einen längeren Zeitraum. Was auf den ersten –1,0 Blick vorteilhaft erscheint, kann äußerst unerwünschte Folgen –2,0 haben: Weil viele Produkte in Zukunft billiger als heute sein wer- –3,0 den, werden Käufe aufgeschoben und die gesamtwirtschaftliche –4,0 Nachfrage geht zurück. Für Unternehmen bedeuten rückläufige Preise sinkende Profitaussichten, was sich negativ auf ihre Inves- –5,0 000 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 titionslust auswirkt. Beide Entwicklungen dämpfen die gesamt- Euroraum Österreich wirtschaftliche Nachfrage. Die Unternehmen können auf Grund der geringeren Nachfrage in weiterer Folge ihre Waren und Dienst- Quelle: Eurostat. leistungen nicht mehr verkaufen und reagieren mit weiteren Preis- Anmerkung: Österreich behauptet sich im Euroraum gut. In den meisten Jahren lag das Wachstum senkungen und im Notfall mit Entlassungen von Arbeitskräften. des heimischen realen BIP über jenem des Euroraum-Durchschnitts. Dies führt zu einem weiteren Preisverfall und zu einer Abwärts- spirale im Konjunkturzyklus. Aufgrund steigender Arbeitslosigkeit verfügen die privaten Haushalte wiederum über weniger Einkom- Welche Auswirkungen hat Inflation? men und können daher weniger konsumieren. Die Deflations- Bei hohen Inflationsraten nimmt die Kaufkraft des Geldes rapide spirale dreht sich weiter. Zudem steigt der Realwert der Schulden, ab. Je höher die Inflation ist, desto höher ist der jährliche Wert- d. h., die Schuldenlast wiegt zunehmend schwerer, was zu einer verlust des Geldes. Konsumentinnen und Konsumenten können Schulden-Deflations-Spirale führen kann. sich daher für den gleichen Geldbetrag weniger Waren und Dienst- leistungen kaufen. Ebenso ergeht es den Sparenden, die sich um 23
Warum hat sich der EZB-Rat für „unter, aber nahe 2 %“ als Definition von Preisstabilität Wie funktioniert Geldpolitik? entschieden? Ziel der Geldpolitik des Eurosystems ist die Wahrung der Preis- Um sowohl einer Inflation als auch einer Deflation entgegenzu- stabilität. Das gesamtwirtschaftliche Preisniveau bildet sich – ver- wirken, strebt das Eurosystem mittelfristig eine jährliche Preis- gleichbar mit den Preisen einzelner Güter – durch Angebot und steigerungsrate von unter, aber nahe 2 % an. Damit werden ne- Nachfrage. Es steigt tendenziell, wenn die gesamtwirtschaftliche gative Auswirkungen hoher Inflationsraten vermieden, gleich- Nachfrage stärker zunimmt als das Angebot, und es sinkt im um- zeitig wird ein ausreichender Sicherheitsabstand zu einer Deflation gekehrten Fall. Um ihr Ziel der Preisstabilität zu erreichen, ver- gehalten. Als Maßstab für die Ermittlung der Preisänderung auf sucht die Geldpolitik, die gesamtwirtschaftliche Nachfrage zu Konsumentenebene dient der Harmonisierte Verbraucherpreis- steuern. Ihr wichtigstes Instrument sind dabei die Leitzinsen. Seit index (HVPI). 2008 hat das Eurosystem aber auch eine Reihe zusätzlicher Inst- rumente eingesetzt, um ihr Preisstabilitätsmandat zu erfüllen. HVPI – Harmonisierter Verbraucherpreisindex Wie steuert die Zentralbank die gesamt- Der HVPI dient der Vergleichbarkeit der nationalen Verbraucher- wirtschaftliche Nachfrage? preise auf internationaler Ebene. Er misst die Inflationsrate in allen Über das Bankensystem wird Bargeld, das die Menschen für ihren EU-Mitgliedstaaten nach harmonisierten Methoden und Waren- täglichen Bedarf benötigen, verteilt. Die Geschäftsbanken benö- korbabgrenzungen. Für die Geldpolitik des Eurosystems ist der HVPI tigen aber auch selbst Zentralbankgeld – z. B. für den Ausgleich der maßgebliche Inflationsindikator. von Interbankenverbindlichkeiten oder die Erfüllung der Mindest- reservepflicht. Das benötigte Zentralbankgeld können sich die Geschäftsbanken in Form befristeter Kredite – also in Form von Krediten, die automatisch zu einem vereinbarten Zeitpunkt enden – leihen. Dafür müssen die Banken der Zentralbank Zinsen bezahlen. Diese Zinsen werden geldpolitische Leitzinsen genannt. Auch wenn jede Geschäftsbank Zentralbankgeld benötigt, leihen sich längst nicht alle Geschäftsbanken im Euroraum direkt von Zentral- bank. Die meisten überlassen dies den größeren Instituten. Diese verleihen dann den anderen Banken einen Teil des Zentralbankgelds weiter, das sie vom Eurosystem erhalten haben. Der Markt, auf dem Angebot und Nachfrage nach Zentralbankgeld zusammen- treffen, heißt Geldmarkt. Da aber die Zentralbank die einzige Stelle ist, die Zentralbankgeld schaffen kann, kann sie durch die Gestaltung ihrer Kreditgeschäfte das Niveau der Geldmarktzinsen stark beeinflussen. Welche Leitzinsen gibt es und wie kann die Zentralbank den Geldmarkt steuern? Es gibt drei Leitzinssätze: • den Zinssatz für das Hauptrefinanzierungsgeschäft, • jenen für die Spitzenrefinanzierungsfazilität sowie • jenen für die Einlagefazilität. Der Zinssatz für das Hauptrefinanzierungsgeschäft ist das 24
Geldpolitik ichtigste Signal für den geldpolitischen Kurs. Im Hauptrefinanzie- w rungsgeschäft wird den Banken Zentralbankgeld befristet für eine funktioniert auch in die andere Richtung; d. h., mit einer Zins- Woche zur Verfügung gestellt. Laufen die jeweiligen Kredite aus, erhöhung kann Inflation eingedämmt werden. wird ein neuer Kredit angeboten. Durch die ständige Erneuerung der Kredite kann die Zentralbankgeldmenge durch die Zentralbank Die Sondermaßnahmen des Eurosystems seit 2008 laufend angepasst werden, etwa wenn zu Weihnachten der Bedarf Seit Ausbruch der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahre nach Bargeld ansteigt. Entspricht die zugeteilte Zentralbankgeld- 2008 hat das Eurosystem eine Reihe von Sondermaßnahmen er- menge dem Liquiditätsbedarf der Banken, so werden sich die sehr griffen, um den negativen Folgen der Krise entgegenzuwirken. kurzfristigen Zinssätze auf dem Geldmarkt, also die Zinssätze, die Die Maßnahmen können die der Krise zugrundeliegenden Probleme das Eurosystem steuern will, in der Nähe des Zinssatzes für das nicht beheben verschaffen aber Zeit, um die längerfristig notwen- Hauptrefinanzierungsgeschäft bewegen. digen Sanierungsmaßnahmen und Reformen durchführen zu kön- Die Einlage- und die Spitzenrefinanzierungsfazilität sollen starke nen. Die Maßnahmen sind grundsätzlich zeitlich befristet. Im Schwankungen in den Geldmarktzinsen verhindern. Sollten die Folgenden werden einige der Sondermaßnahmen kurz dargestellt. Banken zwischen zwei Hauptrefinanzierungsgeschäften einen dringenden Bedarf an Zentralbankgeld haben, so können sie sich an die Spitzenrefinanzierungsfazilität wenden und müssen den dort Vollzuteilungspolitik und Negativzinsen geltenden (etwas höheren) Zinssatz bezahlen. Im anderen Fall, Nach Ausbruch der Finanzmarktkrise im Jahre 2008 funktionierte wenn eine Bank über mehr Zentralbankgeld verfügt als sie der Interbanken-Geldhandel nicht mehr so reibungslos wie zuvor. benötigt, kann sie dieses in der Einlagefazilität parken, lukriert aber Viele Banken befürchteten, Verluste zu erleiden, wenn eine oder nur den dort geltenden (etwas niedrigeren) Zinssatz für die einer ihrer Geschäftspartnerinnen bzw. -partner über Nacht illi- Einlagefazilität. Da die beiden Fazilitäten ständig verfügbar sind, quide oder insolvent würde. Die Banken hielten sich deshalb mit verlassen die sehr kurzfristigen Interbankenzinsen den Korridor, der Kreditgeschäften untereinander zurück. Um sicherzustellen, dass aus dem Zinssatz für die Spitzenrefinanzierungsfazilität und dem dadurch nicht eine Vielzahl von Banken gleichzeitig in Liquiditäts- Zinssatz für die Einlagefazilität gebildet wird, in der Regel nicht. not gerät, änderte das Eurosystem die Art der Zuteilung in seinen Kreditgeschäften. Seit Oktober 2008 erhalten die Geschäftsbanken Von den Leitzinsen auf die Wirtschaft? zu dem vom Eurosystem festgelegten Zinssatz jeden von ihnen Müssen Banken mehr (oder weniger) für Kredite der Zentralbank gewünschten Betrag an Zentralbankgeld, sofern sie ausreichend oder auf dem Geldmarkt bezahlen, so geben sie diesen Zinsvorteil Sicherheiten hinterlegen können, die den Anforderungen des Euro- bzw. -nachteil – meist mit einer zeitlichen Verzögerung – an ihre systems genügen. Kundschaft weiter. Auf diese Weise hat die Zentralbank zwar nicht Infolge der neuen Zuteilungspolitik stieg die gesamte Zentral- unmittelbar, aber doch einen bestimmenden Einfluss auf die Spar- bankmenge über den für Banknotenumlauf und Mindestreserve und Kreditzinsen der Menschen. Eine Zinssenkung trägt z. B. zu nötigen Betrag an. Es entstand ein Liquiditätsüberschuss. Aufgrund einer Verringerung der Kreditkosten bei, die wiederum zu einer der großzügigen Liquiditätsausstattung sanken die sehr kurzfristi- höheren Investitionstätigkeit sowie zum Kauf langlebiger Güter gen Zinssätze auf dem Geldmarkt unter das Niveau des Zinssatzes (Konsum) führt. Des Weiteren nimmt die Attraktivität des Sparens des Hauptrefinanzierungsgeschäfts – bisweilen bis auf den Zinssatz ab (aufgrund niedrigerer Sparzinsen), was ebenfalls zu mehr Kon- der Einlagefazilität. Im Juni 2014 senkte das Eurosystem die Zin- sum bzw. Investitionen führt. Bei niedrigeren Zinssätzen werden sen abermals. Die Zinsen auf die Einlagefazilität wurden dadurch zudem Aktien attraktiver und steigen daher im Kurs, was über ein negativ. Seither erhalten Banken für die überschüssigen Reserven, höheres Vermögen der Bevölkerung ebenfalls die Konsumausgaben die sie auf ihren Zentralbankkonten halten, keine Zinsen vergütet, begünstigen kann, während sich für Unternehmen die Finanzierung sondern müssen selbst Zinsen an das Eurosystem zahlen. Dadurch ihrer Investitionsprojekte verbilligt. Diese Kanäle bewirken höhere haben die Banken trotz der niedrigen Leitzinsen einen Anreiz, Investitions- und Konsumausgaben und somit höhere Produktion überschüssiges Zentralbankgeld auf dem Interbankenmarkt auszu- und Beschäftigung. Wenn Güter- und Arbeitsmärkte ausgelastet leihen und ganz allgemein das Kreditgeschäft auszuweiten. sind, kann diese erhöhte Nachfrage ein Ansteigen der Preise und Löhne zur Folge haben – es entsteht Inflation. Dieser Mechanismus 25
Was ist die geldpolitische Strategie des Langfristige Kreditgeschäfte Eurosystems? Vor 2008 hatten die Kreditgeschäfte des Eurosystems eine maxi- male Laufzeit von drei Monaten. Um den Banken mehr Planungs- Die geldpolitische Strategie des Eurosystems ist wie ein Kompass, sicherheit zu geben und ihnen damit die Kreditvergabe zu erleich- der den geldpolitischen Entscheidungsgremien den Weg Richtung tern, verlängerte das Eurosystem die Laufzeit seiner Geschäfte Preisstabilität weist. Sie basiert auf den oben beschriebenen Zu- schrittweise auf bis zu vier Jahre. Zusätzlich stattete das Euro- sammenhängen zwischen Zinsniveau und Konsumpreisinflation system das Programm der gezielten längerfristigen Refinanzierungs- und berücksichtigt zudem den langfristigen Zusammenhang zwischen geschäfte (Targeted Longer-Term Refinancing Operations) mit einer breit gefassten Geldmenge und Preisen. einem Zinsbonus für jene Banken aus, die die zugeteilten Mittel Um möglichst verlässlich einschätzen zu können, durch welche für eine Ausweitung ihrer Kreditvergabe nützen. Risiken die Preisstabilität des Euro gefährdet sein könnte, analysiert die geldpolitische Strategie des Eurosystems zwei Bereiche: Auf Ankaufsprogramme und „Quantitative Easing“ der einen Seite steht eine breit angelegte Analyse verschiedener Normalerweise steuert die Zentralbank die kurzfristigen Zinsen gesamtwirtschaftlicher Indikatoren, wie etwa Wirtschaftswachstum und vertraut darauf, dass die geldpolitischen Impulse über die und seine Komponenten sowie Beschäftigung, Löhne und Preise Finanzmärkte an die Konsumierenden und Investierenden weiter- einschließlich der entsprechenden Prognosen. Deren Zeithorizont gegeben werden. Infolge der Krise erfüllten einige dieser Märkte ist kurz- bis mittelfristig, d. h., Wirtschaftswachstum und Inflation diese Funktion nicht mehr. Das Eurosystem setzte daher mehrere werden für das laufende und die beiden kommenden Jahre prog- Programme mit dem Ziel auf, die Funktionsfähigkeit dieser für nostiziert. Deuten die genannten Indikatoren eine Abweichung die Finanzierung der Realwirtschaft wichtigen Märkte wiederher- vom Preisstabilitätsziel an, muss geldpolitisch gegengesteuert zustellen. Dazu kauft das Eurosystem die betroffenen Wertpapiere werden. Auf der anderen Seite werden die Entwicklung der Geld- wie Pfandbriefe oder forderungsbesicherte Wertpapiere (ABS) an. menge sowie die Kreditdynamik genau analysiert. Diese „monetäre Dadurch geht die Unsicherheit für andere potenzielle Käuferinnen Analyse“ gibt vor allem über mittel- bis langfristige Inflationsten- und Käufer zurück und die Nachfrage nach den Wertpapieren denzen Auskunft. Auch diese Indikatoren leiten die geldpolitischen steigt. Der Markt beginnt wieder zu funktionieren. Entscheidungen. Ein weiterer Grund für den Ankauf von Wertpapieren ergab sich aus den unerwünscht niedrigen Inflationsaussichten im Jahr 2015. Zu diesem Zeitpunkt lag der Zinssatz im Hauptrefinanzie- rungsgeschäft bereits bei 0 % und konnte nicht mehr weiter ver- ringert werden. In dieser Situation beschloss der EZB-Rat im Jänner 2015 ein „Erweitertes Programm zum Ankauf von Ver- mögenswerten“. Im Rahmen des Programms kauft das Eurosystem in großem Umfang Staatsanleihen, Unternehmensanleihen und verschiedene besicherte Wertpapiere an. Dadurch steigen in der Tendenz die Kurse der angekauften Papiere und ihre Marktren- diten gehen zurück. Der Rückgang der Renditen überträgt sich auch auf andere Wertpapiere und ganz allgemein gehen die lang- fristigen Zinsen zurück. Das wiederum belebt die Nachfrage von Unternehmen und Konsumierenden nach Krediten und bringt die Konjunktur in Schwung. Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage steigt und damit auch die Inflationsrate. Dadurch möchte das Euro- system sein Ziel erreichen, langfristig die Teuerungsraten wieder auf ein Niveau von unter, aber nahe 2 % zu bringen. 26
Geldpolitik Wer legt die Geldpolitik im Während sich nun die fünf wirtschaftsstärksten Staaten (Deutsch- land, Frankreich, Italien, Spanien und die Niederlande) vier Stimm- Euroraum fest? rechte teilen, teilt sich der Gouverneur der OeNB als österreichi- scher Vertreter im EZB-Rat mit den derzeit 13 anderen Gouver- neuren aus den restlichen Euro-Ländern elf Stimmrechte in einem Seit 1999 liegt die Zuständigkeit für die einheitliche Geldpolitik fixierten Rotationsverfahren. Lediglich die sechs Mitglieder des der Länder, die an der Europäischen Wirtschafts- und Währungs- EZB-Direktoriums behalten dauerhaft ihr Stimmrecht. union (WWU) teilnehmen, beim Eurosystem. Die geldpolitischen Beschlüsse trifft der EZB-Rat, dem auch der Gouverneur der OeNB Weisungsfrei und unabhängig angehört Eine wichtige Voraussetzung für Preisstabilität ist, dass die Geld- politik ihre geldpolitischen Entscheidungen frei und unabhängig von den Regierungen und anderen politischen Instanzen treffen Eurosystem und Europäisches System der Zentralbanken kann. Daher verleiht der AEUV der EZB und den nationalen Zen- (ESZB): Das Eurosystem besteht aus der EZB und den nationalen tralbanken ein hohes Maß an Unabhängigkeit von politischer Ein- Zentralbanken jener 19 EU-Mitgliedstaaten, die den Euro als flussnahme. Es besteht ein Weisungsverbot der Regierungen gegen- gemeinsame Währung eingeführt haben – Belgien, Deutschland, über dem ESZB und seinen Entscheidungsgremien. Die Mitglieder Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Lettland, der Beschlussorgane haben eine Mindestamtszeit und können nicht Litauen, Luxemburg, Malta, Niederlande, Österreich, Portugal, vorzeitig abberufen werden. Des Weiteren sind Zentralbankkre- Slowakei, Slowenien, Spanien und Zypern. Zum Europäischen System der Zentralbanken zählen neben der EZB auch die dite an den öffentlichen Sektor untersagt. nationalen Zentralbanken aller 27 EU-Mitgliedstaaten. Die nationalen Zentralbanken jener EU-Mitgliedstaaten, die den Euro noch nicht eingeführt haben, sind nicht an den Beschlüssen zur einheitlichen Geldpolitik im Euroraum beteiligt. Sie verfügen weiterhin über eigene Währungen. Der Euroraum wird schrittweise um jene Länder erweitert werden, die die Voraussetzungen (wirtschaftliche und rechtliche Konvergenzkriterien) für die Teilnahme an der WWU erfüllen. Die Gouverneurinnen und Gouverneure der nationalen Zentral- banken des Eurosystems bestimmen als Mitglieder des EZB-Rats, gemeinsam mit den sechs Mitgliedern des EZB-Direktoriums, die Geldpolitik. Da die Gouverneurinnen und Gouverneure geld- politische Entscheidungen für einen Währungsraum treffen müs- sen, der über die nationalen Grenzen hinausgeht, zählen die Auf- bereitung von hochwertigen Entscheidungsgrundlagen für die Sitzungen des EZB-Rats und die Mitarbeit in den vorbereitenden Komitees und Arbeitsgruppen des Eurosystems zu den wesentlichen Aufgaben der nationalen Zentralbanken wie der OeNB. Die geldpolitischen Entscheidungen im Euroraum werden Um die Handlungsfähigkeit des EZB-Rats trotz steigender Mit- vom EZB-Rat getroffen. Dieser umfasst derzeit 19 Gouver- gliederzahl zu bewahren, wurde im Jahr 2002 eine Rotation der neure der nationalen Zentralbanken des Eurosystems und die Stimmrechte im EZB-Rat vereinbart, sobald die Anzahl der Euro- sechs Mitglieder des Direktoriums der EZB. Die Umsetzung raum-Länder 18 übersteigt. Am 1. Jänner 2015 führte Litauen als der Geldpolitik erfolgt durch die nationalen Zentralbanken, 19. Land den Euro ein und somit trat das Rotationsprinzip in Kraft. in Österreich durch die OeNB. 27
Was bringt der Euro als Zusammenarbeit der Zentralbanken des Eurosystems als Schutz- schild für Europa und Österreich. Durch die Mitgliedschaft in gemeinsame Währung? einem großen Währungsraum wurden die Unternehmen vor ho- her Wechselkursvolatilität geschützt, wettbewerbsverzerrende Abwertungen waren nicht möglich. Der Euro hat viele Vorteile, die für jeden unmittelbar spürbar sind: • Preisvergleiche und Einkäufe in anderen Ländern des Euroraums Entwicklung des nominal effektiven Wechselkurses sind einfacher geworden. des Euro • Innerhalb der Währungsunion sind die Kosten des Währungs- 1999 Q1 = 100, Monatsdurchschnitte in EUR gegenüber 19 Währungen (EER-19) umtausches weggefallen, was Urlaubsreisen einfacher und kos- 120 tengünstiger macht. 115 110 • Es gibt kein Wechselkursrisiko innerhalb des Euroraums. 105 100 95 90 Darüber hinaus gibt es eine Reihe positiver Wirkungen, die 85 Wachstum, Beschäftigung und Einkommen fördern: 80 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015 2017 2019 Sichere Planungsbasis Quelle: EZB. Eine verlässliche Geldpolitik mit einer stabilen Währung erleich- Anmerkung: Der Wechselkurs des Euro wird auf den Devisenmärkten frei gebildet. Wenn der Euro-Wechselkurs gegenüber anderen Währungen steigt, verbilligen sich für den tert es Unternehmen und privaten Haushalten, langfristige In- Euroraum Importgüter und Auslandsreisen. Ein steigender Euro bedeutet aber auch, vestitionen zu planen. dass Exporte für die Käufer außerhalb des Euroraums teurer und damit weniger attraktiv werden. Sinkt der Euro-Wechselkurs, treten die gegenteiligen Effekte ein. Einheitlicher Währungsraum Der Euroraum stellt einen umfassenden Markt mit rund 340 Mil- lionen Menschen und einer gemeinsamen Währung dar. Wichtig ist dabei vor allem, dass es innerhalb dieses großen Wirtschafts- raums keine Wechselkursschwankungen mehr gibt. Stabiler Euro Der Euro als Bargeld hat sich zu einem verlässlichen und gefragten Zahlungsmittel weltweit entwickelt. Durch den großen Binnen- markt hat der Euro im internationalen Währungssystem ein weit größeres Gewicht als der österreichische Schilling oder die ande- ren nationalen Währungen vor der Euro-Bargeldeinführung. Bereits im Jahr 2007 hat der Euro-Bargeldumlauf mit jenem des US-Dol- lar gleichgezogen und lag in den Folgejahren sogar etwas darüber. Ende des Jahres 2019 betrug der globale Euro-Bargeldumlauf rund 1.320 Mrd EUR, im Vergleich zu knapp 1.500 Mrd EUR beim US-Dollar (wechselkursbereinigt). Davon werden schätzungsweise rund 30 % der Euro-Banknoten, jedoch 50 % bis 70 % der US-Dol- Der Euro erleichtert und verbilligt den Geldverkehr für uns lar-Banknoten exterritorial verwendet. alle. Der Euro unterstützt und schützt den EU-Binnenmarkt vor allem durch den Wegfall der Wechselkursschwankungen Euro als Schutzschild in Krisen innerhalb des Euroraums. Dadurch fördert er das Wirt- Im Zuge der Finanzkrise 2008/09 erwiesen sich der Euro und die schaftswachstum und die Beschäftigung. 28
Geldpolitik Zahlen, Daten, Fakten zur der Wirtschafts- und Währungsunion (WWU) • Erste Stufe – seit 1. Juli 1990: Vollendung des Binnenmarktes Liberalisierung des Kapitalverkehrs Verstärkte Anstrengungen zur Erreichung der wirtschaftlichen Konvergenz • Zweite Stufe – seit 1. Jänner 1994: Errichtung des Europäischen Währungsinstituts (EWI), d. i. der Vorläufer der EZB Vorbereitung der Währungsunion erbot der Finanzierung der öffentlichen Hand durch die Zentralbanken und Vermeidung übermäßiger Defizite in den V öffentlichen Finanzen b is 3. Mai 1998: Festlegung der ersten 11 Teilnehmer an der dritten Stufe der WWU ab 1. Jänner 1999 durch die Staats- und Regierungschefs; Ankündigung der bilateralen Umrechnungskurse von nationalen Währungen in Euro Juni 1998: Ablöse des EWI durch die neu gegründete EZB 3 1. Dezember 1998: Unwiderrufliche Festlegung der Umrechnungskurse zwischen Euro und den Währungen jener Länder, die an der dritten Stufe der WWU teilnehmen • Dritte Stufe – seit 1. Jänner 1999: Beginn der dritten Stufe der WWU mit 11 EU-Mitgliedstaaten Einführung des Euro als Buchgeld Volle Funktionsfähigkeit der EZB Gemeinsame europäische Geldpolitik 2001: Griechenland wird 12. Mitglied des Euroraums 2002: Einführung des Euro-Bargelds 2007: Slowenien wird 13. Mitglied des Euroraums 2008: Malta und Zypern führen ebenfalls den Euro als Währung ein 2009: Die Slowakei wird 16. Mitglied des Euroraums 2011: Estland wird 17. Mitglied des Euroraums 2014: Lettland wird 18. Mitglied des Euroraums 2 015: Litauen wird 19. Mitglied des Euroraums – knapp 340 Millionen Europäerinnen und Europäer haben damit den Euro als Währung 29
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