Gemeinsam für eine starke Landwirtschaft - Das Bilaterale Kooperationsprogramm 2020 des BMEL - BMEL ...
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Agrarwirtschaft Kooperationsprojekte mit Zukunft 04 weltweit 08 1 2 Indien: Die aufkeimende Marokko: Ein Erfolgskon- „Seed Bowl“ 10 zept setzt sich durch 14 3 4 Ukraine: Mit klarem Kom- China: Ein Kreislauf mit pass in eine ökologische Win-win-Potenzial 22 Erzeugung 18 Tabellarische Übersicht über alle Kooperationsprojekte des BMEL 26 2
Liebe Leserinnen und Leser, Erfahrungen teilen und sich gemeinsam für eine nachhaltige Landwirtschaft stark machen: Das zeichnet die bilateralen Projekte unseres Bundes- ministeriums für Ernährung und Landwirtschaft aus. Wir wollen zeigen, was sich in Deutschland und Europa bewährt hat – und so Chancen und Möglichkeiten für unsere Partnerländer eröffnen. Damit setzen wir Impulse für eine moderne und ressourcenschonende Landwirtschaft. Unsere Projekte beleben den fachlichen Austausch und fördern das gegenseitige Verständnis. In diesem Heft zeigen wir, wie wir uns in China, Indien, Marokko und der Ukraine engagieren. Dabei liegt mir eine klimafreundliche und effiziente Landwirtschaft ebenso am Herzen wie der faire Handel für eine sichere und vielfältige Ernährung. Und gerade hier kommt es auf unser gemeinsames Handeln an. Mehr zu unseren internationalen Projekten in den Bereichen Ernährung und Landwirtschaft erfahren Sie unter www.bmel-kooperationsprogramm.de. Herzlichst Julia Klöckner Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft 3
Agrarwirtschaft mit Zukunft Wie können wir Landwirtschaft, Nutztierhaltung und Pflanzenbau so gestalten, dass sie sowohl uns als auch unserer Umwelt eine gesunde Zukunftsperspektive bieten? Diese und ähnliche Fragen behandelt das Bilaterale Kooperationsprogramm (BKP) des BMEL auf globaler Ebene. Das BKP stärkt den internationalen Austausch politischer und wirtschaftlicher Akteure aus dem Agrar- sektor. Bei den Partnerländern handelt es sich um agrar- und ernährungspolitisch wichtige Schwellen- länder, die zumeist auch Schwerpunkt der bilateralen Zusammenarbeit des BMEL sind. Grundpfeiler des Bilateralen Kooperationsprogramms Verständnis Entwicklung Nachhaltigkeit Der Austausch zwischen den Eine stetige Entwicklung Um klimafreundliche und res- Partnerländern soll deren setzt einen verlässlichen sourcenschonende Arbeits- Verständnis füreinander stär- Rechtsrahmen und eine gute weisen umsetzen zu können, ken: Das gilt sowohl für das organisatorische Basis vor- braucht es Erfahrungswerte BMEL und die Partnermi- aus. Das BKP unterstützt die und Anwendungshinweise. nisterien als auch für andere Partnerländer bei der Ent- Mit Beispielen aus Projekten Beteiligte des Agrar- und wicklung dieser Rahmenbe- weltweit sensibilisiert das Ernährungssektors. Dazu dingungen mit Erfahrungs- BKP für die agrarfachlichen zählen Landwirtinnen und werten aus vorangegangenen Zusammenhänge, die als Landwirte, Akteure der Projekten und bei der Ent- Basis für den Ausbau einer Ernährungswirtschaft, des wicklung der eigenen Agrar- nachhaltigen Landwirtschaft Agrarhandels sowie von Bil- und Ernährungswirtschaft. in den Partnerländern dienen dungs- und Forschungsein- sollen. richtungen. 4
Entstehung und Zielsetzung Was 1993 als Programm zur Heranführung der mittel- und osteuropäischen Staaten an marktwirtschaftliche Strukturen begann, entwickelte sich seither zu einem kontinuierlich wachsenden globalen Erfolgskonzept. Alle Projekte werden in enger Abstimmung mit den Partnerländern entwickelt und gesteuert. Entsprechend bauen die Kooperationsprojekte auf bestehenden Reformvorhaben auf. Was folgt, ist eine oft intensive Zusammenarbeit, die den Horizont beider Partnerländer auf fachlicher, wirtschaftlicher und politischer Ebene erweitert. Dadurch, dass die Kooperationsprojekte in oder mit Verwaltungen und Institutionen des Partnerlandes umgesetzt werden, können die Arbeitsergebnisse oft unmittelbar in die nationale Gesetzgebung einfließen. Auf Fachebene wird das durch die Projektarbeit ent- standene Knowhow durch Weiterbildungsangebote nationaler Behörden, Verbände und Bildungsein- richtungen an landwirtschaftliche Berater sowie Führungskräfte und Mitarbeiter in der Landwirtschaft im Partnerland weitergegeben. Zukünftiger Ausbau Die Erfahrung zeigt, dass durch eine breit aufgestellte Zusammenarbeit mit dem Partnerland Synergien ent- stehen. Breit aufgestellt bedeutet in diesem Zusammen- hang, dass in einem Land mehrere untereinander vernetzte Projekte ressourceneffizient und nachhaltig umgesetzt werden. Beispiele für diese intensiven Kooperationen finden sich aktuell in den Partnerländern China, Ukraine und Äthiopien, sowie in aufstrebender 5
Form in Kasachstan. Künftig sollen derartig ver- tiefte Kooperationen auch mit anderen zentralen Schwerpunktländern realisiert werden. Die fünf nach- folgenden Projekte geben einen Einblick in erfolgreiche Kooperationen mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Haushaltsmittel je Projektland in Prozent im Jahr 2019 Die folgende Grafik verdeutlicht, wie die Mittel des Bilateralen Kooperationsprogramms international verteilt sind. 6
Projektformate Dialoge Im Zentrum des Bilateralen Kooperationsprogramms stehen politische Dialoge und Fachdialoge zu Themen des Agrar- und Ernährungssektors, bei dem sich Ver- treterinnen und Vertreter aus Behörden, Wissenschaft und Politik aus den Partnerländern und Deutschland zu den rechtlichen und administrativen Rahmenbedingungen auf Augenhöhe austauschen. Die Inhalte dieser Dialoge bilden die bilateralen Interessen der Länder ab. Praxiswissen Die Vermittlung von praktischem Fachwissen für eine nachhaltige Erzeugung landwirtschaftlicher Produkte findet unter anderem im Rahmen von Demonstrations- vorhaben statt. Die Anwendungsbeispiele richten sich an Fachkräfte landwirtschaftlicher Betriebe sowie Unternehmen des Agrar-und Ernährungssektors. In die Demonstrations- und Trainingsprojekte bringen auch deutsche Unternehmen Expertise und Sachleistungen ein. Fachkräfte in Partnerländern können so nachhaltige Produktionspraktiken und den Umgang mit modernen Geräten lernen. Deutsche Unternehmen ziehen hieraus den Vorteil, dass ihre Produkte in den Partnerländern an Bekanntheit gewinnen. Selbstorganisation Die nachhaltige Stärkung der Selbstorganisationskräfte im Agrarsektor wird unter anderem in Form von Ver- bandskooperationsprojekten gefördert. Dachverbände des Agrar- und Ernährungssektors werden dabei unterstützt, die Interessen ihrer Mitglieder besser vertreten zu können und ihre Dienstleistungen bedarfsgerecht anzubieten. Andere Themen, die in den Projekten des Bilateralen Kooperationsprogramms aufgegriffen werden, sind beispielsweise die Nachwuchsförderung oder der Fachkräfteaustausch. 7
Tätigkeitsfelder Agrarfinanzierung Agrarversicherung Bodenmarkt Weinrecht Tierwohl & Klimaanpassung Tierhaltung & Klimaschutz Marokko*: Ein Erfolgskon- zept setzt sich durch 14 2 Entwicklung Ökologischer ländlicher Räume Landbau Aus- & Weiter- Zertifizierung & bildung im Lebensmittel- Agrarsektor sicherheit Brasilien Überbetriebliche Saatgutwesen, Zusammenarbeit & Saatgutrecht & Genossenschafts- Sortenschutz Argentinien wesen 8
Kooperationsprojekte weltweit Neben den fünf näher beschriebenen Kooperationsprojekten erhalten Sie hier einen Überblick über alle Länder, in welchen das BMEL weitere Kooperationsprojekte unterhält. Russland 3 Ukraine: Mit klarem Kompass in eine ökologische Erzeugung 18 Westbalkan Mongolei 4 China: Ein Kreislauf mit Win-win-Potenzial 22 Kasachstan Türkei Äthiopien Côte d’Ivoire 1 Indien: Die aufkeimende „Seed Bowl“ 10 Sambia Südafrika *Diese Kartendarstellung gibt nicht in jedem Einzelfall die völkerrechtliche Position der Bundesregierung wieder. Die Kartendarstellung trifft keine Aussage über die jeweils umstrittenen Territorialansprüche. 9
1 INDIEN: ZUSAMMENARBEIT IM BEREICH SAATGUT Die aufkeimende „Seed Bowl“ Klimatische Veränderungen und ein Rückgang der landwirtschaft- lichen Fläche pro Person stellen Indien vor eine große Heraus- forderung: die Versorgung der wachsenden Bevölkerung mit Agrar- produkten. In diesem Kooperationsprojekt liegt der Fokus auf der Stärkung des Saatgutsektors als Basis der eigenen Versorgung und der Wettbewerbsfähigkeit indischer Landwirtinnen und Landwirte. 10
Die Verfügbarkeit neuer Pflanzensorten mit Eigen- schaften wie verbessertem Ertrag, Resistenz gegen Pflanzenschädlinge und -krankheiten sowie Anpassungsfähigkeit an veränderte klimatische Bedingungen sind Schlüsselelemente für eine nach- haltige Steigerung der Produktivität in der indischen Landwirtschaft. Erstklassiges Saatgut zugelassener Sorten trägt dazu bei, die grundlegende Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln und die Bereit- stellung von Futtermitteln von höchster Qualität zu gewährleisten. Vom Expertendialog zur praktischen Anwendung Seit dem Jahr 2013 besteht ein Fachdialog, an dem Ver- treterinnen und Vertreter von Saatgutbehörden, Saat- gutanerkennungsstellen, Agraruniversitäten, staatlichen und privaten Saatgutfirmen sowie deren Interessens- verbände beteiligt sind. Zu den wichtigsten Themen des Kooperationsprojekts zählen • die Produktion, • die Zertifizierung, • die Verarbeitung, • die Lagerung und • der Handel von qualitativ hochwertigem Saatgut. In ausgewählten Bundesstaaten sollen konkrete Ansätze zur Optimierung entlang der Saatgutproduktionskette PROJEKTTITEL Deutsch-Indische Zusammenarbeit im Bereich Saatgut LAUFZEIT 07/2019 – 06/2022 LAND Indien 11
erprobt werden. So wurden im Rahmen des Projekts zunächst praktische Maßnahmen in der Region Telang- ana umgesetzt, in der man sich zum Ziel gesetzt hat, diese zur „Seed Bowl“ Indiens zu entwickeln. Um die Projektergebnisse für möglichst viele Menschen zugäng- lich zu machen, wurden beispielsweise für die 12 wichtigsten Nutzpflanzen Informationsblätter zu bewährten Anbaumethoden angefertigt und an Saatgut- produzierende in Dörfern verteilt. In einem nächsten Schritt werden Videosequenzen zu „Best Practices“ bei der Saatgutproduktion von Mais und Reis erstellt. Diese sind auch für Landwirtinnen und Landwirte in anderen Regionen relevant. Indem Maßnahmen praktisch angewandt werden, entstehen Kompetenzen und Partnerschaften zwischen den beteiligten Projekt- partnern. Diese sind notwendig, um Nachhaltigkeit sicherzustellen. Stärkung der Strukturen vor Ort auf mehreren Ebenen Mit dem Ziel, Verbesserungspotenziale bei den gesetz- lich-politischen Rahmenbedingungen sowie in der Produktion, Verarbeitung und Vermarktung von 12
qualitativ hochwertigem Saatgut in Indien zu beschreiben, wurde der Status quo des Sektors in umfangreichen Studien erfasst. Die daraus abgeleiteten Verbesserungsmaßnahmen erstrecken sich von der Weiterentwicklung wichtiger Trainings zur Zerti- fizierung von Saatgut über technische Verfahren zur Register- und Wertprüfung bei Saatgut bis hin zur Wissensvermittlung bei den Landwirtinnen und Land- wirten vor Ort. Angleichung an internationale Standards Ein geregelter Rahmen für Sortenschutz und Saat- guthandel ist ausschlaggebend für die internationale Wettbewerbsfähigkeit Indiens. Den Schlüssel zum inter- nationalen Markt bilden der Einsatz neuester Methoden in der Pflanzenzüchtung und die Zertifizierung der Sorten nach OECD-Standard. Zum Austausch über diese und weitere Maßnahmen, die die internationale Zusammenarbeit im Saatgutsektor stärken, fanden im Rahmen des Projektes mehrere Fachinformations- fahrten nach Deutschland und in die Niederlande statt. Die aktuelle Konsolidierungsphase des Fachdialogs baut auf dem bisher Erreichten auf. Die positiven Ansätze aus der bisherigen Zusammenarbeit sollen verstetigt und ausgeweitet werden, um Wirkungen und Reichweite des Projekts zu erhöhen. 13
2 MAROKKO: EXZELLENZZENTRUM FÜR LANDWIRTSCHAFT Ein Erfolgskonzept setzt sich durch Bei der Einführung moderner Produktionsverfahren im Pflanzenbau liefert die enge Verzahnung von theoretischer Wissensvermittlung und praktischer Anwendung im Feld bemerkenswerte Ergebnisse. Dabei zeigt sich: Fachkräfte, auf deren Flächen erste erfolgreiche Feldversuche umgesetzt werden, geben ihr Wissen und ihre Er- fahrungen an andere Betriebe weiter und wirken so auf regionaler Ebene als Multiplikatoren. 14
Landwirtschaftliche Betriebe in Marokko leiden unter den Folgen des Klimawandels. Ein Ausbleiben der Winterregenfälle kann über den Fortbestand wirtschaftlicher Existenzen entscheiden. In Dürrezeiten können die Ernteerträge drastisch sinken – bis hin zum vollständigen Ernteausfall. Das Kooperationsprojekt „Exzellenzzentrum für Landwirtschaft“ (CECAMA) beschäftigt sich deshalb auch mit Möglichkeiten zur Risikominderung und zur ressourcenschonenden Stei- gerung von Ernteerträgen und Produktivität. Neben der Pflanzenproduktion zählen die folgenden Kernthemen zum Kooperationsprojekt: • nachhaltige Tierhaltung und -fütterung, • erneuerbare Energien, • landwirtschaftliche Betriebsführung sowie • Klimaschutz. Feldversuche im Rahmen dieser Zusammenarbeit wer- den meist auf Flächen von Partnerbetrieben umgesetzt. So erhalten die marokkanischen Landwirtinnen und Landwirte die Möglichkeit, Innovationen unter fach- licher Betreuung auszuprobieren. Erfreulich ist, dass dabei die Partnerbetriebe in der Branche verstärkt zur Akzeptanz und Verbreitung der neuen Methoden in ihrer Region beitragen: In fachlichem Austausch mit Kolleginnen und Kollegen berichten sie über die neuen Anbaumethoden und ihre Ergebnisse. PROJEKTTITEL Deutsch-Marokkanisches Exzellenzzentrum für Landwirtschaft (CECAMA) LAUFZEIT 01/2019 –12/2020 LAND Marokko 15
Risikominimierung in Dürrezeiten Wenn eine neue Anbautechnik dazu führt, dass trotz anhaltender Trockenheit ein akzeptables Ertragsniveau erreicht wird, spricht sich das in Fachkreisen herum. Der selbständige Landwirt Larbi Ghazouli kann das bestätigen. Er stellte etwa 10 von insgesamt 85 ha Anbaufläche seines im Nordwesten Marokkos gelegenen Betriebs für Demonstrationszwecke zur Verfügung. Eine Entscheidung, die sich rentierte: Nach der ersten Saison erbrachte die Testparzelle einen vergleichbaren Getreideertrag wie die restlichen 75 ha Nutzfläche. Grund dafür war vor allem die Anwendung von Direkt- saat – einer Methode, die den Landwirt in der folgenden Saison vor hohen Verlusten bewahrte. Denn da brachen die Getreideerträge in der Region aufgrund aus- bleibender Niederschläge von den üblichen 7 t/ha auf 0,3 t/ha ein. Ghazouli erzielte einen Ertrag von knapp 3 t/ha, was angesichts gestiegener Getreidepreise ein zufriedenstellendes Ergebnis war. Wassersparender Anbau mit Direktsaat Anders als bei der üblichen Aussaatmethode für Getreide, bei der der Boden vorab gepflügt wird, wird das 16
Saatgut bei der Direktsaat in den unbearbeiteten Boden abgelegt. Dabei verdunstet sehr viel weniger Wasser im Vergleich zur Pflugmethode, bei der die obere Erdschicht komplett gewendet wird. Besonders in Trockenjahren hat sich die Vorgehensweise der Direktsaat als ent- scheidender Vorteil erwiesen. Larbi Ghazoulis Ergebnisse weckten das Interesse der Landwirtinnen und Landwirte in seiner Umgebung. Seit dem Feldversuch auf seiner Parzelle wenden so auch andere Betriebe aus seinem Umfeld dieses Verfahren an. Gemeinsam kommen die Betriebe mittlerweile auf gut 3000 ha Fläche, die per Direktsaat bestellt wird. Verbesserte Produktionsverfahren Auch Anbauversuche mit klassischen Bestellver- fahren führten zur Verbesserung der Produktivität: Die Bereitung eines feinkrümeligen Saatbetts konnte die Keimbedingungen für Raps verbessern, was auch zu höheren Erträgen führte. Die modernen Anbau- methoden haben bewirkt, dass sich die Rapsanbaufläche seit 2015 nahezu verdreifacht hat – auf gut 10.500 ha. Dadurch kann Marokko einen Teil seiner Rapsimporte durch eigene Produktion substituieren – Tendenz steigend. Aufgrund der bisherigen Erfolge vernetzt sich das CECAMA mit marokkanischen staatlichen und privaten Akteuren, um das praxisorientierte Trainingszentrum zukünftig gemeinsam betreiben zu können. 17
3 UKRAINE: ÖKOLANDBAU Mit klarem Kompass in eine ökologische Erzeugung Zur Versorgung der ukrainischen Bevölkerung und um inter- nationalen Qualitätsstandards gerecht zu werden, setzt die ukrai- nische Regierung auf den fachgerechten Ausbau des Ökolandbaus. Die „Deutsch-Ukrainische Zusammenarbeit im Bereich Ökoland- bau“ (COA) unterstützt diese Bestrebungen mit einem gezielten Wissenstransfer, der stets die Verlässlichkeit der Produkte im Auge hat und so Vertrauen schafft. 18
Der Ökolandbau in der Ukraine soll sich zu einem professionell arbeitenden Sektor der Landwirtschaft weiterentwickeln, der hochwertige Ökoprodukte hervor- bringt. Daher arbeiten alle Beteiligten des Kooperations- projekts insbesondere auch an der Verbesserung der Aus- und Weiterbildung von Fachkräften aus Wirtschaft und Verwaltung. Die wichtigsten Ziele • Die Stärkung des Gesetzesrahmens und der Ver- waltung, um den Ökolandbau effektiv zu fördern und zu regulieren. • Die Aufbereitung des notwendigen Fachwissens für landwirtschaftliche Betriebe, Verarbeiter sowie Bildungs- und Beratungseinrichtungen sowie andere Akteure, sodass hochwertige Ökoprodukte im Ein- klang mit den gesetzlichen Vorschriften produziert und vermarktet werden können. Spürbare Fortschritte Ein wichtiges Anliegen aller Kooperationsprojekte des BMEL ist es, Erfahrungen so zu teilen, dass die Partner sie in Zukunft selbst umsetzen können. Im Falle der Zusammenarbeit mit der Ukraine zeigt sich ganz klar, dass die Bereitschaft vorhanden ist, anerkannte Metho- den und Verfahren anzunehmen und deren Umsetzung in der Breite voranzubringen. Das zeigt sich bei der Zusammenarbeit sowohl mit Regierungsstellen als auch mit Bildungseinrichtungen und privaten Verbänden. PROJEKTTITEL Deutsch-Ukrainische Zusammenarbeit im Bereich Ökolandbau LAUFZEIT 06/2016 – 06/2020 LAND Ukraine 19
Online-Zugang zu Fachwissen Die Nachfrage nach Informationen ist in der Ukraine hoch. Um dieser nachzukommen und gleichzeitig möglichst viele Interessierte zu erreichen, baut COA eine Online-Wissensplattform für Ökolandbau auf. Das gemeinsam mit dem Ministerium für Bildung und Wissenschaft sowie der verantwortlichen Stelle für berufliche Bildung im Agrarbereich gestartete Internet- portal soll sich zum zentralen Anlaufpunkt für Wissens- vermittlung im Ökolandbau entwickeln. Für den Aufbau der Wissensplattform nutzt COA Erfahrungen ähnlicher Plattformen in anderen Ländern. Insbesondere soll damit die Verbreitung von Fachwissen an Universitäten, Fachschulen, in Beratungsdiensten oder anderen Bildungsträgern vorangebracht werden. 20
Gemeinsam für einen internationalen Markteintritt In der Ukraine entwickelt sich langsam ein heimischer Markt für Bioprodukte. Besonders in den größeren Städten gibt es eine steigende Nachfrage. Für viele Bio- betriebe ist jedoch die Vermarktung auf internationalen Märkten – besonders in EU-Länder – von großem Interesse. Um die Ukraine als zuverlässigen Lieferanten von Bioprodukten auf internationalen Märkten zu etablieren, ist ein verlässlicher legislativer Rahmen erforderlich. Die Angleichung der nationalen gesetz- lichen Vorschriften der Ukraine an das EU-Recht ist mit Hinblick auf die sich auch in anderen Bereichen intensi- vierenden Handelsbeziehungen mit der EU von Vorteil. Das COA begleitet und berät die ukrainische Regierung bei den dafür notwendigen Anpassungen auf Ebene der Gesetzgebung, der Durchführungsbestimmungen sowie der institutionellen Strukturen. So findet ukrainische Bioware – auch aus Nischenbereichen wie Beeren oder Nüssen – ihren Weg in deutsche Verkaufsregale. 21
4 CHINA: KLIMASCHUTZ UND -ANPASSUNG IN DER LANDWIRTSCHAFT Ein Kreislauf mit Win-win-Potenzial Die Kooperationsprojekte „Deutsch-Chinesisches Agrarzentrum“ (DCZ) und „Deutsch-Chinesisches Kooperationsprojekt zur Weiter- entwicklung der Tierzucht in China“ erhielten 2019 zusätzliche Mittel, um die Themen Klimaanpassung und -schutz verstärkt zu bearbeiten und in den Fokus zu rücken. Wechselwirkungen zwischen Klima und Landwirtschaft spielen eine zentrale Rolle im Kampf gegen den Klimawandel. Dies wird auch von den deutschen und chinesischen Landwirtschaftsministerien anerkannt und über entsprechende Unterstützungsprogramme adressiert. 22
22 Prozent der Treibhausgasemissionen Chinas stam- men aus der Landwirtschaft; in Deutschland waren es 2017 7,3 Prozent. Begrüßenswert also, dass auch Staats- präsident Xi Jinping den Klimaschutz als maßgebliche Anforderung an alle Entwicklungsziele anerkennt. Wechselwirkungen der Themenschwerpunkte Das DCZ etablierte in diesem Kontext einen deutsch- chinesischen Expertendialog, um Handlungs- empfehlungen in Form von Fachpublikationen und Policy Briefs für Maßnahmen zur Minderung der Treib- hausgasemissionen in der Landwirtschaft zu erarbeiten. Schnell wurde deutlich, dass eine Trennung zwischen Expertengruppen im Bereich der Pflanzen- und Tier- produktion nicht praktikabel erscheint, da gerade die Kreislaufwirtschaft, also die Betrachtung der Pflanzen- und Tierproduktion als eine Einheit, die wesentliche Grundlage für eine nachhaltige Landwirtschaft darstellt. Nur bei einer ganzheitlichen Betrachtung der beiden Bereiche und ihrer Wechselwirkungen mit dem Klima lassen sich beständige Grundlagen für eine nachhaltige Pflanzenproduktion und Tierzucht entwickeln. Einfachstes Beispiel für einen solchen Kreislauf ist die Verwertung tierischer Reststoffe zu organischem Dünger: Inhaltsstoffe aus Rinderfutter gelangen über die PROJEKTTITEL Deutsch-Chinesisches Kooperationsprojekt zur Weiterentwicklung der Tierzucht in China Deutsch-Chinesisches Agrarzentrum (DCZ) LAUFZEIT 07/2018 – 06/2021 bzw. 04/2018 –10/2020 LAND China 23
Aufbereitung der Gülle zurück in den Boden. Die Klimaexpertinnen und -experten des DCZ identifizierten im Rahmen von Studienreisen und Workshops wesent- liche Lösungsansätze beider Länder zu klimafreund- licher Produktion, die in Form von Präsentationen und Veröffentlichungen weitergegeben und diskutiert werden. Die Lösungsansätze umfassen diverse Aspekte des Ackerbaus und der Tierproduktion, von der Bedeutung des Humusaufbaus, über Züchtung neuer und angepasster Sorten, Möglichkeiten der konservie- renden Bodenbearbeitung bis hin zu effizienter Stick- stoffverwertung in der Tierproduktion. Klimaschutz in der Tierproduktion Im Rahmen des Tierzuchtprojekts konzentrierte man sich vor allem auf die Umsetzung von konkreten Maß- nahmen in Pilotbetrieben. Tierproduktion verursacht Emissionen, die sich negativ auf Klima und Umwelt auswirken können. Dazu gehören vor allem Methan und Lachgas als Treibhausgase sowie Ammoniak, Nitrat und Phosphat. 24
Aus den geografischen und betrieblichen Grundvoraus- setzungen der Standorte der Pilotbetriebe ergaben sich folgende Umwelt- und Klimaschutzschwerpunkte: • Verringerung von Ammoniakemissionen: In dem Milchviehbetrieb in der Provinz Tianjin wird getestet, welchen Einfluss verschiedene Häufigkeiten der Mist- beseitigung auf die Ammoniakemissionen haben. Die Verringerung der Emissionen hat zudem den positiven Nebeneffekt eines verringerten Stallgeruchs. • Verringerung von CO2- und Methanemissionen: In einem Schafbetrieb in Tianjin kommt das sogenannte Cool Farm Tool zum Einsatz, um den CO2-Abdruck des Betriebssystems zu ermitteln und gezielt zu verringern. Darüber hinaus sollen durch Tests mit Fütterungs- praktiken die Methan-Emissionen reduziert werden. In einem Land mit ca. 170 Millionen Schafen machen kleine Veränderungen bereits große Unterschiede. • Verringerung der Ammoniakemissionen: Die Ammoniakabgabe durch Lagerung und Verteilung von Gülle steht im Zentrum des Projekts in einem Schweinezuchtbetrieb in der Provinz Hebi. Das Wissen der Bäuerinnen und Bauern darüber, welche Nähr- stoffe mit der Gülle auf dem Feld ins Grundwasser gelangen, stellt hier eine wichtige Stellschraube dar. Langfristig sollen moderne Verteilersysteme die Emissionen regulieren. • Vermeidung von Eutrophierung und Verringerung der Methanemissionen: Im Yak-Betrieb auf dem Qinghai- Tibetischen Hochplateau soll die Verbesserung des Nährstoffmanagements zwei Zwecke erfüllen. Um die übermäßige Sättigung im Boden zu vermeiden, werden Stickstoff und Phosphor besser genutzt. Dies führt dazu, dass das Futter der Yaks besser nachwächst. Dadurch verringert sich die Sterblichkeitsrate der Tiere – und damit der Methanausstoß pro Kilo Fleisch. 25
Alle BKP-Projekte im Überblick Stand: Januar 2020 LAND PROJEKT LAUFZEIT Äthiopien Beitrag zur Förderung nachhaltiger landwirt- 01/2018 – schaftlicher Produktivität in Äthiopien (SSAP) 01/2021 Brasilien/ Kooperation des DGRV mit genossenschaftlichen 07/2017 – Argentinien Einrichtungen in Brasilien und Argentinien 12/2020 China Deutsch-Chinesisches Agrarzentrum (DCZ) 04/2018 – 10/2020 * China Deutsch-Chinesisches Kooperationsprojekt zur 07/2018 – Weiterentwicklung der Tierzucht in China 06/2021 China Deutsch-Chinesischer Ackerbau- und Landtech- 08/2018 – nik-Demonstrationspark (DCALDP) 07/2021 China Austauschprogramm für junge Fachkräfte im 01/2019 – Agrarsektor (AEP) 12/2021 Côte d’Ivoire Professionalisierung von Kakaoproduzentinnen 04/2018 – und -produzenten und ihrer Organisationen in 05/2020 * nachhaltiger Kakaoproduktion (PRO-PLAN- TEURS) Indien Deutsch-Indische Zusammenarbeit im Bereich 07/2019 – Saatgut 06/2022 Kasachstan Deutsch-Kasachischer Agrarpolitischer Dialog 01/2020 – 12/2022 Kasachstan Deutsches Agrarzentrum in Kasachstan 01/2020 – 12/2022 Kasachstan Steigerung betrieblicher Fachkompetenzen zur 11/2019 – nachhaltigen Entwicklung der Milchproduktion 10/2022 in Kasachstan (Kompetenzförderung Milch) Marokko Deutsch-Marokkanisches Exzellenzzentrum für 01/2019 – Landwirtschaft (CECAMA) 12/2020 26
LAND PROJEKT LAUFZEIT Marokko Deutsch-Marokkanischer Fachdialog Agrar und 10/2019 – Forst (DIAF) – Komponente 1 „Ökolandbau“ und 09/2022 Komponente 2 „Überbetriebliche Zusammen- arbeit im Bereich Agrar und Forst“ Mongolei Deutsch-Mongolisches Kooperationsprojekt 01/2019 – Nachhaltige Landwirtschaft 12/2021 Russland Deutsch-Russischer Agrarpolitischer Dialog 01/2020 – 12/2022 Sambia Deutsch-Sambisches Agrartrainings- und 08/2017 – Wissenszentrum (AKTC) 07/2020 * Südafrika Technischer Dialog zu Agrarfinanzierungsthemen 03/2019 – des Landmanagements in Südafrika 08/2020 * Türkei Deutsch-Türkische Verbandspartnerschaft im 04/2019 – Genossenschaftsbereich 03/2022 Ukraine Deutsch-Ukrainischer Agrarpolitischer Dialog 01/2019 – 12/2021 Ukraine Beratung der Ukraine zu Agrarhandelsfragen 01/2019 – 12/2021 Ukraine Förderung der Berufsbildung an landwirtschaft- 08/2017 – lichen Colleges in der Ukraine 07/2020 * Ukraine Deutsch-Ukrainische Zusammenarbeit im 06/2016 – Bereich Ökolandbau 06/2020 * Westbalkan Förderung des Austauschs und Beratung im 11/2018 – Bereich Weinregulierung mit sechs Westbalkan- 10/2021 staaten (Albanien, Bosnien und Herzegowina, Nordmazedonien, Kosovo, Montenegro und Serbien) * Verlängerung in Planung 27
HERAUSGEBER Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) Referat 624 Wilhelmstraße 54 10117 Berlin Fax: +49 (0)30 18529-4085 E-Mail: 624@bmel.bund.de STAND Dezember 2020 GESTALTUNG K-tiv.com, Berlin Pauline De Langre Michael Berger TEXT Juliane Wernhard, Berlin DRUCK Druckerei Lokay e. K. | 64354 Reinheim BESTELLINFORMATIONEN Diese und weitere Publikationen können Sie kostenlos bestellen: www.bmel.de/publikationen publikationen@bundesregierung.de Tel.: +49 (0)30 18 272 2721 Fax: +49 (0)30 1810 272 2721 Schriftlich: Publikationsversand der Bundesregierung Postfach 48 10 09 | 18132 Rostock BILDNACHWEIS S. 2: AFCi, S.3: BPA/Stefen Kugler, S. 7: AFCi, S. 10: ADT, S. 12: ADT, S. 13: ADT, S. 14: AFCi, S. 16: AFCi, S. 17: AFCi, S. 18: AFCi, S. 20: AFCi, S. 21: AFCi, S. 22: DCZ, S. 24: DCZ, S. 25: GFA Diese Publikation wird vom BMEL unentgelt- lich abgegeben. Sie darf nicht im Rahmen von Wahlwerbung politischer Parteien oder Gruppen eingesetzt werden. Weitere Informationen unter www.bmel.de www.bmel-kooperationsprogramm.de @bmel Lebensministerium
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