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24. Mai 2019 | 169. Jahrgang | Nr. 20 ____________________________________ Einzelverkaufspreis: 4,80 Euro Leuchttürme des digitalen Wandels Gemeinsam gestalten Eine Sonderbeilage des STAATSANZEIGER Wochenzeitung für Wirtschaft, Politik und Verwaltung in Baden-Württemberg
2 Leuchttürme Staatsanzeiger · Freitag, 24. Mai 2019 · Nr. 20 Grußworte Gut, sie sehen ein wenig anders aus. Wie Rathäuser zum Beispiel. Wie Bi- bliotheken. Oder wie Schulen. Doch sie leuchten mindestens genauso hell wie ihre Gegenstücke an Nord- und Ostsee. Und es sind viele geworden. 333, um genau zu sein. Kein Wunder, dass man ziemlich schnell auf www.staatsanzeiger.de landet, wenn man im In- ternet das Wort Leuchttürme eingibt. Oder auf der Website einer unserer fünf Partner. Oder auf einer Projekt-Homepage. Man könnte also sagen: Mission erfüllt, Ziel erreicht. Doch das stand für den Staatsanzeiger nie zur Debatte. Angesichts des unerwartet großen Er- folgs der „Leuchttürme der Bürgerbeteiligung“ – unter dieser Überschrift Breda Nußbaum, wurde der Wettbewerb seit dem Jahr 2012 drei Mal ausgelobt – war klar, Chefredakteurin, dass die Geschichte weitergeht. Mit einem neuen Thema, einem, dem die Staatsanzeiger Zukunft gehört: der Digitalisierung. Waren wir unserer Zeit voraus? Auf die Idee könnte man kommen, lag doch die Beteiligung diesmal niedriger als bei den Leuchttürmen I, II und Mit den Leuchttürmen ist es ein wenig so wie mit den Windrädern. Eigent- III. Schaut man sich hingegen die Qualität der Projekte an, ist alles wie ge- lich würde man sie ja eher im Norden vermuten, an der Waterkant, wo die habt: schwäbischer Erfindergeist gepaart mit badischem Esprit. See braust und die Winde pfeifen. Doch getreu dem Motto, dass wir Ba- Davon dürfen auch die Menschen an der Waterkant und in anderen Teilen den-Württemberger alles können – oder doch fast –, machen sich hier der Republik erfahren. Dafür machen wir Wind. Denn die schönsten nicht nur Windräder breit. Sondern auch Leuchttürme. Leuchttürme – das ist doch klar – stehen in Baden-Württemberg. sind gesellschaftlicher Zusammenhalt und bürgerschaftliches Engage- ment gefragt. Die Digitalisierung ist längst schon in vollem Gange und hat sämtliche Le- bensbereiche durchdrungen. Neue Technologien und Kommunikations- wege entwickeln sich rasant und dynamisch weiter. Diesen Wandel gilt es nun zu nutzen und mitzugestalten – und zwar gemeinsam, im offenen Dialog von Politik und Zivilgesellschaft. Der Leuchtturmwettbewerb ist ein wichtiges Forum für engagierte und kreative Bürgerinnen und Bürger. Es war mir eine große Freude, auch die- ses Mal erneut die Schirmherrschaft des Wettbewerbs zu übernehmen. 21 Gisela Erler, Schirmherrin spannende und innovative Projekte wurden eingereicht, die mich in ihrer Staatsrätin für Zivilgesellschaft Vielfalt und ihrem Ideenreichtum beeindruckt haben und unserem bür- und Bürgerbeteiligung gerbeteiligten Baden-Württemberg alle Ehre machen. Die zahlreichen In- novationen zeigen auch, dass durchaus Interesse besteht, sich auf den dy- namischen Prozess des digitalen Wandels einzulassen und die Demokra- Auch beim vierten Leuchtturmwettbewerb des Staatsanzeigers gibt es tie unseres Landes aktiv mitzugestalten. eine rege Beteiligung. Die eingereichten Projekte des Wettbewerbs zeigen, Mein herzlicher Dank gilt dem Staatsanzeiger mit Herrn Dr. Teutsch, Frau dass es kreative Ideen und zukunftsweisende Vorstellungen im Bereich Nußbaum und Herrn Schwarz sowie dem Innenministerium und dem Ge- der Digitalisierung gibt. Das ist wichtig! Denn unsere Gesellschaft befindet meinde-, Städte- und Landkreistag. Ganz besonders danken möchte ich sich im stetigen Wandel. In diesem Prozess der ständigen Veränderung der Bürgerjury. Dies kann nur zusammen mit den Kommunen sowie den Bürgerinnen und Bürgern vor Ort gelingen. Die Digitalisierung muss für die Menschen da sein und ihnen einen spür- baren Nutzen bieten. Bürgerbeteiligung ist in diesem Prozess ein unver- zichtbares Instrument. Nur so wird die Digitalisierung zum Erfolg. Des- halb bin ich gerne Schirmherr des Wettbewerbs „Leuchttürme des digita- len Wandels“. Ausgezeichnet werden hier innovative Projekte, welche die Digitalisierung in den Kommunen vorantreiben – und das ganz Besondere ist: Über die Preisträger entscheiden die Bürgerinnen und Bürger. Wir glauben an den Ideenreichtum und die Innovationskraft vor Ort und Thomas Strobl, Schirmherr unterstützen unsere Kommunen tatkräftig auf ihrem Weg. In der „Digital- Minister für Inneres, Digitalisierung akademie@bw“ werden Verwaltungsbeschäftigte zu Schrittmachern der und Migration Digitalisierung ausgebildet. Und mit unseren Wettbewerben „Digitale Zu- kunftskommune@BW“ und „Future Communities“ fördern wir innovati- ve Projekte in den Kommunen – damit die Ideen Realität werden können. Die Digitalisierung ist ein tiefgreifender Prozess, der alle Lebensbereiche Einige der Projekte finden sich auch hier unter den „Leuchttürmen des di- erfasst. Diese Veränderung gilt es nicht nur anzunehmen, sondern aktiv gitalen Wandels“. Das zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. mitzugestalten. Unter meiner Führung haben alle Ressorts der Landesre- Ich danke allen Beteiligten, die mutig den digitalen Wandel mitgestalten, gierung die Digitalisierungsstrategie digital@bw erarbeitet. Unser Ziel ist und dem Staatsanzeiger, dass er mit diesem Wettbewerb unsere Bemü- klar: Wir wollen unser Land zum digitalen Vorreiter in Europa machen. hungen unterstützt. Alles Gute für die Zukunft und weiter so!
Staatsanzeiger · Freitag, 24. Mai 2019 · Nr. 20 Leuchttürme 3 bewerb Leuchttürme des digitalen Wandels 2018/2019. Um Ängste vor der Digitalisierung zu nehmen, sind Projekte, die gezielte Vorbereitungen tref- fen, um die Schäden bei Cyberangriffen zu minimieren, oder auch Erklär- cafés und Workshops zur Digitalisierung für die Bürger sehr wichtig. Schön war zu sehen, dass bereits in einigen modernen Verwaltungen diese Themen angegangen, Pilotprojekte gestartet und erfolgreich umgesetzt wurden. Auch bereits realisierte innovative Projekte hatten die Chance, sich nochmals zu präsentieren. Diese Projekte können jetzt in der Fläche ausgerollt und dupliziert werden. So kann der Mehrwert der Digitalisie- rung in den Städten auch für die Bürger schneller sichtbar werden. Gudrun Heute-Bluhm, Es freut mich besonders, dass der Staatsanzeiger wieder Vertretern des Geschäftsführendes Vorstandsmitglied Städtetags, Gemeindetags, Landkreistags, des Innenministeriums und des Städtetags Baden-Württemberg Staatsministeriums ein Stimmrecht bei diesem Projekt gegeben hat. Ob- wohl nur 21 Projekte eingereicht wurden, fiel die Entscheidung nicht leicht. Die Digitalisierung als Zukunftsthema betrifft alle unterschiedlichen Be- Der Städtetag ist überzeugt, dass die Digitalisierung im Land auf dem rich- reiche. Sie eröffnet große Chancen für mehr Lebensqualität. Von der deut- tigen Weg ist. Dem Staatsanzeiger und allen Teilnehmern des Wettbe- lichen Vereinfachung durch digital abgewickelte Verwaltungsprozesse werbs gilt für die wertvolle Arbeit im Rahmen der Digitalisierung ein be- profitieren Kommunen und Bürger gleichermaßen. Im Namen des Städte- sonderer Dank. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen weiterhin viel Erfolg tags Baden-Württemberg übermittle ich Ihnen herzliche Grüße zum Wett- bei der Digitalisierung und Ihren Projekten. ten. Die Partnerschaft zwischen dem Staatsanzeiger und dem Gemeinde- tag Baden-Württemberg hilft dabei, diese Botschaft ins Land zu tragen. Dieser Wettbewerb hat gezeigt: Das Ziel, das wir uns gemeinsam gesteckt haben, ist noch nicht erreicht. Noch ist die Zahl der Leuchttürme über- schaubar, aber sie strahlen hell genug, um unsere Städte und Gemeinden im ganzen Land zu erreichen. Sich vor der digitalen Transformation zu verschließen, ist schon lange keine Option mehr, denn die Zukunft unse- rer Verwaltungen ist digital. Grundlegende Veränderungen geschehen nicht über Nacht. Hierbei hilft der Gemeindetag mit seiner Initiative „Städte und Gemeinden 4.0 – Future Roger Kehle, Communities“. Oft braucht es aber auch Anstöße, wie ihn die 21 teilneh- Präsident des menden Projekte bieten. Wenn es darum geht, die Verwaltung intern mo- Gemeindetags Baden-Württemberg derner aufzustellen oder den Kontakt zu der Bürgerschaft digital zu gestal- ten und Verwaltungshandeln transparenter darzustellen. Denn der digitale Wandel – das ist die Botschaft des Leuchtturmwettbe- Es ist sicher kein Zufall, wenn unter den Siegern des vierten Staatsanzei- werbs – ist machbar. Doch der Weg ist noch weit. Ein Weg, den wir nur ge- ger-Leuchtturmwettbewerbs wieder viele Mitglieder des Gemeindetags meinsam gehen können – die Politik, die Verwaltung und die Bürger. Ge- sind. Das hat zum einen mit einer Besonderheit Baden-Württembergs – meinsam mit Land und Staatsanzeiger hat der Zug der Digitalisierung der überdurchschnittlichen Stärke des ländlichen Raums – zu tun. Zum Fahrt aufgenommen und rollt weiter, bis jede Stadt und Gemeinde er- anderen zeigt sich darin aber auch, dass es sich lohnt, zusammenzuarbei- reicht ist. aber auch die Bürgerinnen und Bürger. Jede und jeder will, soll, muss mit- genommen werden. Dafür ist der Wettbewerb „Leuchttürme des digitalen Wandels“ da. Deshalb hat der Landkreistag den Staatsanzeiger-Wettbe- werb auch dieses Mal unterstützt – wie schon in den vergangenen Jahren, als es noch um die „Leuchttürme der Bürgerbeteiligung“ ging. Und auch dieses Mal hat der Leuchtturmwettbewerb gehalten, was er ver- sprochen hat. Er hat aufgezeigt, wo im Land die Leuchttürme stehen – jene Projekte, die die Richtung weisen können. Besonders freut mich, dass un- ter den 21 eingereichten Projekten wieder ein Landkreis-Projekt ist. Was bei 35 Landkreisen, die im Südwesten mit 1101 Städten und Gemeinden Alexis von Komorowski, partnerschaftlich konkurrieren, gar nicht selbstverständlich ist. Hauptgeschäftsführer des Wir brauchen diese Projekte – und wir brauchen die Menschen, die dahin- Landkreistags Baden-Württemberg terstehen. Die sich Gedanken machen, wie die öffentliche Verwaltung im 21. Jahrhundert aussehen kann. Die Blaupausen dafür schaffen, wie der digitale Wandel gemeistert werden kann. Die Digitalisierung ist Herausforderung und Chance in einem – auch und Und wir brauchen die Bürgerinnen und Bürger. Sie sind es, die eines Tages gerade für die Landkreise. Dies betrifft zum einen den Breitbandausbau, ihre Behördengänge möglichst weitgehend online abwickeln sollen. Sie die Telemedizin oder das E-Government – um nur einige Bereiche zu nen- sind es, die jene Anwendungen nutzen sollen, die kluge Köpfe entwickeln. nen, in denen die Landkreise die digitalen Zeichen der Zeit erkannt haben Auch dafür ist ein solcher Wettbewerb da – um beide Seiten zusammenzu- und engagiert das digitale Morgen vorbereiten. Es betrifft zum anderen bringen auf dem Weg in eine neue, digitale Zeit.
4 Leuchttürme Staatsanzeiger · Freitag, 24. Mai 2019 · Nr. 20 Klare Worte, deutliche Gesten: Im Plenum wurde ebenso ausführlich wie leidenschaftlich debattiert. FOTO: LIEGAT Sieger Nach drei Abstimmungsrunden und einer Stichwahl stehen die Sieger fest Knappe Entscheidungen, engagierte Diskussionen und eine Stichwahl: ger erfreulich. Denn es ging darum, wer die Preisgelder im Gesamtwert Auch beim vierten Leuchtturmwettbewerb ging es im Clay-Haus des Staats- jene zu bestimmen, die keinen der 15 von 20 000 Euro erhält: Preise gewinnen sollten. Das Ergebnis � Die fünf ersten Plätze und damit je- ministeriums spannend zu. Die 15 Juroren glänzten durch Fachwissen und fiel recht deutlich aus. Unklar blieb je- weils 2500 Euro gehen nach Göppin- gute Vorbereitung. Sie mussten über die Verteilung der Preisgelder in Höhe doch, wer nun in die Endrunde kom- gen (Projekt 3, Seite 9), Waldkirch von insgesamt 20 000 Euro auf 15 der 21 Projekte entscheiden. men sollte und wer lediglich einen drit- (Projekt 4, Seite 10), in den Hohenlo- ten Preis erhält, da fünf Projekte gleich hekreis (Projekt 8, Seite 14), nach Von Felix Liegat viele Stimmen bekommen hatten. Eine Ulm (Projekt 17, Seite 23) und Lud- Stichwahl musste entscheiden. wigsburg (Projekt 5, Dritter der On- STUTTGART. Im Gegensatz zu den vo- bewertete sieben Projekte – die erste Sie ging zuungunsten von Pforzheim line-Abstimmung, Seite 11) rigen drei Leuchtturmwettbewerben Gruppe hatte es mit den kleinen, die und Maselheim aus, die mit dritten � Die fünf zweiten Preise in Höhe von war die Auswahl quantitativ über- zweite mit den mittleren und großen Plätzen Vorlieb nehmen mussten. Da- jeweils 1000 Euro konnten sich Pro- schaubar. Qualitativ war jedoch jede die dritte mit den größten Kommunen gegen gelang Projekten aus dem Ho- jekte aus Ulm (Projekt 10, Seite 16), Menge geboten. Jeweils fünf erste, im Land zu tun. henlohekreis, Ulm und Stuttgart der Altensteig (Projekt 2, Seite 8), Stutt- zweite und dritte Plätze musste die In jeder Gruppe wurde rege disku- Sprung in die Endrunde. gart (Projekt 1, Seite 7), Waldkirch Jury im Clay-Haus des Staatsministeri- tiert. Und zwar nicht nur über Digitali- Auffällig war in diesem Jahr, dass die (Projekt 7, Seite 13) und Heidelberg ums an die Projekte aus ganz Baden- sierung. Großen Wert legten die Juro- ersten Drei der Online-Abstimmung es (Projekt 6, Sieger der Online-Abstim- Württemberg vergeben. Es standen ren auch darauf, dass alle Bürger in den bei den Juroren schwer hatten: Die Pro- mung, Seite 12) sichern. also einige harte Entscheidungen da- Wandel eingebunden werden, auch jekte aus Markdorf und Heidelberg wä- � Die Drittplatzierten und somit Ge- rüber an, welche Projekte leer ausge- jene, die weniger technikaffin sind. ren ohne die Regel, dass die ersten Drei winner von fünf Mal 500 Euro sind hen und welche einen Preise erhalten – Nach der Debatte folgte die Abstim- der Online-Abstimmung mit einem Projekte aus Mannheim (Projekt 9, und wenn ja, welchen. mung: Jede Gruppe brachte ihre sieben Preis bedacht werden müssen, leer aus- Seite 15), Heidenheim an der Brenz Nachdem Staatsanzeiger-Chefre- Projekte in eine Rangfolge, notierte da- gegangen. Und auch das Projekt aus (Projekt 14, Seite 20), Pforzheim dakteurin Breda Nußbaum die Anwe- für gute Gründe und präsentierte ihre Ludwigsburg rutschte erst dank der (Projekt 18, Seite 24), Maselheim senden auf die anstehende Aufgabe Überlegungen den Mitgliedern der an- Gunst der Online-Wähler auf einen der (Projekt 20, Seite 26) und Markdorf eingeschworen hatte, wurden die 15 Ju- deren beiden Gruppen. fünf ersten Plätze. (Projekt 21, Zweiter der Online-Ab- rymitglieder auf drei Gruppen à fünf Was folgte, war aus Sicht der Projek- Die zweite Abstimmungsrunde stimmung, Seite 27). Personen verteilt. Jeweils eine Gruppe te, die nun ausgewählt wurden, weni- brachte schließlich die Entscheidung, Siehe auch Seite 5.
Staatsanzeiger · Freitag, 24. Mai 2019 · Nr. 20 Leuchttürme 5 Wettbewerb Die Leuchttürme sind so vielfältig wie der digitale Wandel selbst Die Digitalisierung ist in vieler Hinsicht noch ein Buch mit sieben Siegeln: Welche Potenziale bieten sich für die Gesellschaft? Wo liegen Gefahren in der täglichen Nutzung digitaler Informationstechnologie? Wie lassen sich die Möglichkeiten im Alltag sinnvoll einsetzen? Die Projekte des Staatsan- zeiger-Leuchtturmwettbewerbs liefern Antworten. Von Felix Liegat STUTTGART. Von sozialem Engage- (Projekt 1, Seite 7) oder die „Ulm Sto- ment und Bildung über die gelebte Di- ries“ (Projekt 17, Seite 23). gitalisierung und Aufklärungsarbeit Gut kamen beim Wettbewerb auch bis hin zur Erleichterung des alltägli- jene Projekte weg, die sich zum Ziel ge- chen Lebens: Der digitale Wandel hat setzt haben, auf die Gefahren des digi- viele Gesichter. Genauso unterschied- talen Wandels hinzuweisen oder Auf- lich sind auch die Projekte, die sich klärungsarbeit zu leisten. Studierende fortan als Leuchttürme des digitalen der Hochschule für öffentliche Verwal- Wandels bezeichnen dürfen. tung und Finanzen in Ludwigsburg wollten kommunale Verwaltungen auf Soziales Engagement und Bildung Cyberangriffe vorbereiten und mit ih- finden Beachtung nen maßgeschneiderte Notfallpläne er- arbeiten – inzwischen haben sie eine Da wäre zum Beispiel das Projekt aus Partnergemeinde gefunden (Projekt 5, Waldkirch (Projekt 4, Seite 10), bei dem Seite 11). In Ulm wurden in einem ge- die Digitalisierung „von unten“ voran- nerationenübergreifenden Erklärcafé getrieben werden soll, indem Firmen (Projekt 10, Seite 16) gemeinsam mit und Privatleute ausrangierte Elektro- den Besuchern Antworten auf deren geräte spenden können, damit diese drängendste Fragen gefunden. vom Verein „Computertruhe“ aufbe- reitet und an Bedürftige weitergereicht Projekte zeigen, wie der Wandel werden. Oder die Schule in Altensteig, für die Menschen nützlich sein kann die es sich zum Ziel gesetzt hat, die Technik in die Klassenzimmer zu ho- Dass die Digitalisierung nicht nur Ge- len und die Schüler früh mit Möglich- fahren und Unsicherheiten mit sich keiten des digitalen Lernens vertraut bringt, sondern auch das tägliche Le- zu machen (Projekt 2, Seite 8). ben vereinfachen kann, zeigen die Neben sozialem Engagement und preisgekrönten Projekte aus dem Ho- Bildung lässt sich die Digitalisierung henlohekreis (Projekt 8, Seite 14) und aber auch hervorragend dazu nutzen, Göppingen (Projekt 3, Seite 9). Die Vergangenheit und Gegenwart auf ganz Macher des Landkreisprojekts wollen neue Weise am eigenen Leib zu erfah- bis Ende 2019 mithilfe eines Geoinfor- ren. Das beweisen etwa die „Digitale mationssystems sämtliche Straßen- Schnitzeljagd“ aus Waldkirch (Projekt sperrungen im Landkreis digitalisiert 7, Seite 13), das Stadtlexikon Stuttgart erfassen und die Informationen on- Bevor im Plenum abgestimmt wurde, debattierte jede Gruppe über sieben Projekte und erstellte line bereitstellen. eine Rangfolge. FOTO: LIEGAT In Göppingen wiederum macht die Stadtbibliothek den großen Strea- Die Online-Abstimmung mingdiensten Konkurrenz: Mehr als IMPRESSUM Wie bei den drei ersten Leuchtturmwett- 12 000 Kunden aus 35 Kommunen der bewerben gelang es auch dieses Mal einer Landkreise Esslingen und Göppingen Herausgeber und Verlag: Koordination: Michael Schwarz kleinen Gemeinde, in der Online-Ab- werden dort über Baden-Württem- Staatsanzeiger für Baden-Württemberg Projektleitung und Gestaltung: stimmung für Furore zu sorgen: Mit Mark- bergs erste Download-Plattform mit GmbH & Co. KG, Barbara Wirth dorf (Projekt 21) konnte die drittkleinste Musik, Filmen, E-Books und Hörbü- Breitscheidstraße 69, 70176 Stuttgart aller 21 Gemeinden, aus denen Projekte chern versorgt. Nötig ist dafür nur der Anzeigen: kamen, die zweitmeisten Stimmen auf Bibliotheksausweis. Geschäftsführer: Uwe Minkus, sich vereinigen. Dr. Alexander Teutsch, Telefon: 07 11/ 6 66 01-229 Besser als Markdorfs 173 Stimmen Telefon: 07 11/6 66 01-0, anzeigen@staatsanzeiger.de MEHR ZUM THEMA info@staatsanzeiger.de waren nur noch jene 261 Stimmen, die Weitere Informationen zum www.staatsanzeiger.de Druck: Projekt 6 aus Heidelberg von den Wählern Staatsanzeiger-Wettbewerb „Leuchttürme Ungeheuer + Ulmer KG GmbH + Co, erhalten hatte. Drittplatziert war mit 160 des digitalen Wandels“ sowie zu den drei Redaktion: Körnerstraße 14 – 18, Stimmen Projekt 5 aus Ludwigsburg. Vorgängerwettbewerben finden Sie hier: Chefredakteurin: Breda Nußbaum 71643 Ludwigsburg www.staatsanzeiger.de/leuchttuerme
6 Leuchttürme Staatsanzeiger · Freitag, 24. Mai 2019 · Nr. 20 Auslobung und Aufruf zur Teilnahme Leuchttürme des digitalen Wandels „Der eine wartet, dass die Zeit sich wandelt. Der andere packt sie kräftig an und handelt.“ (Autor unbekannt) Unsere Gesellschaft und mit ihr die Württemberg zum vierten Staatsanzei- Kommunen stehen vor großen Verän- ger-Leuchtturmwettbewerb auf, der derungen. Es gibt wohl kaum eine ge- sich dieses Mal dem Thema „Digitaler sellschaftliche Transformation, die so Wandel“ widmet. große unentdeckte Potenziale birgt, Innovative Lösungen sind gefragt, aber auch gleichzeitig für Verunsiche- egal ob für interne Verwaltungsabläufe rung bei den Menschen sorgt wie den oder das Gestalten von Dienstleistun- digitalen Wandel. gen. Viele Themen sind denkbar – vom Vom digitalen Wandel zu profitieren Bauen und Wohnen sowie Umwelt und und die Menschen dahin mitzuneh- Energie über Kultur, Bildung und Ge- men, ist das Ziel des Wettbewerbs sundheit bis hin zu Verkehr und Mobi- „Leuchttürme des digitalen Wandels“. lität. Und darüber hinaus. Gesucht werden gute Beispiele des di- Der Teilnahmeantrag kann auf gitalen Wandels, die einen Mehrwert www.staatsanzeiger.de/leuchttuerme für die Gesellschaft schaffen. Das kön- online ausgefüllt und versendet oder nen der bürgerorientierte Service der als PDF heruntergeladen werden. Verwaltung oder die höhere Erreich- Schicken Sie diesen dann per E-Mail an barkeit über Bürgerportale sein. Oder leuchttuerme(at)staatsanzeiger.de innovative Ideen für vernetzte, neue oder per Fax an 0711-66601-58. Mobilitätsformen wie Bürgerbusse, Einsendeschluss ist der 31.07.2018. Apps, Carsharing etc. Bewusst werden bei diesem Wettbe- Oder die Digitalisierung der Verwal- werb nicht nur abgeschlossene und tung und der Schulen und innovative realisierte Projekte gesucht. Vielmehr Start-ups von Jung und Alt. Und vieles können geplante und projektierte Vor- anderes mehr. So groß die Hoffnung haben, auch in Kooperation mit Unter- auf die Digitalisierung ist, so groß ist nehmen (einschließlich Eigenbetrie- auch die Unsicherheit in weiten Krei- ben), eingereicht werden. Auch Unter- sen der Bevölkerung. Deshalb braucht nehmen, Bürger und Vereine können diese große gesellschaftliche Verände- sich bewerben. Wünschenswert ist rung neben Technikverständnis und eine gemeinsame Bewerbung mehre- Ingenieurskunst auch Rücksichtnah- rer Akteure, zum Beispiel von Bürgern me und Verständnis in einem neuen und Kommune. Füreinander von Staat, Zivilgesell- Die Teilnahme am Wettbewerb schaft und Wirtschaft. Es geht im Wett- kann auch erfolgen, wenn der Bewer- bewerb also nicht nur darum, wie Bits ber sich mit demselben Projekt für an- und Bytes in die Rathäuser kommen, dere Landesprogramme und -initiati- sondern auch darum, wie die Verwal- ven bewirbt. tung die Bürgerinnen und Bürger und ihre Gemeinderäte bei diesem digita- Veröffentlichung len, gesellschaftlichen Wandel ver- Die Redaktion wird für die Veröffentli- ständnisvoll mitnimmt und damit zu chung im Staatsanzeiger die Projektbe- einem guten gesellschaftlichen Zu- teiligten vor Ort besuchen und das Pro- sammenhalt beiträgt. jekt dokumentieren. Auslobung Preise Der Staatsanzeiger ruft deshalb zu- Die Erstplatzierten der fünf Kategorien sammen mit Gisela Erler, Staatsrätin erhalten je 2500 Euro, die Zweitplat- für Zivilgesellschaft und Bürgerbeteili- zierten je 1000 Euro und die Drittplat- gung, als Schirmherrin, mit Thomas zierten je 500 Euro. Strobl, Minister für Inneres, Digitalisie- rung und Migration, als Schirmherr, sowie dem Städtetag Baden-Württem- Es ist das Ziel, den digitalen Wandel berg, dem Gemeindetag Baden-Würt- dauerhaft und nachhaltig in der Kom- temberg und dem Landkreistag Baden- munalpolitik zu begleiten.
Staatsanzeiger · Freitag, 24. Mai 2019 · Nr. 20 Leuchttürme 7 Projekt 1: Stuttgart – 2. PREIS Der Eckensee war oval – und was man sonst aus alten Karten lernt Wer verstehen will, wie die Landeshauptstadt wurde, was sie ist, braucht Leckerbissen. So findet man am Stand- das digitale Aushängeschild kosten las- nur noch ein I-Pad und Zeit. Ein digitales Stadtlexikon macht es möglich. Es ort des traditionsreichen, im Zweiten sen. Sechs Mitarbeiter des Stadtarchivs Weltkrieg zerstörten Lotterschen Hau- redigierten die Texte der Autoren und zeigt Stuttgart in unterschiedlichen Epochen und lädt zu Spaziergängen ses am Marktplatz (später Haufler, heu- pflegten sie ins System ein. Fünf Mitar- durch die Geschichte ein. Der Input kommt vom Stadtarchiv, das Stadtmes- te Osiander) den handgeschriebenen beiter des Stadtmessungsamts arbeite- sungsamt bearbeitet die Karten. Original-Kaufvertrag mitsamt einer ten die historischen Karten ein. Dazu Transkription, die die geschnörkelte kam die Stuttgarter Software-Firma Von Tilman Baur Schrift entziffert. Spicetech, die die Nutzeroberfläche programmiert hat. Die Arbeit hat sich STUTTGART. Der Transparenzregler den fortwährend neu entstehenden Wo heute Bücher verkauft werden, gelohnt, das Lexikon dürfte eins der ist der Hit. Katharina Ernst und Katha- Texten hat das Stadtlexikon auch das stand früher das Lottersche Haus modernsten weltweit sein. „Wir ken- rina Beiergrößlein stehen auf dem lexikalische Kerngeschäft im Angebot. nen nichts Vergleichbares“, so Beier- Stuttgarter Schillerplatz und halten ein Rund 100 Autoren haben die Artikel – Die Arbeit am Lexikon, das Teil der Di- größlein. I-Pad in der Hand. Auf der Website des bislang sind es 144 – exklusiv für das gitalisierungsstrategie von Verwal- digitalen Stadtlexikons haben die Mit- Stadtlexikon verfasst. „Teils hat sie un- tungsbürgermeister Fabian Mayer arbeiterinnen des Stadtarchivs zwei ser Team selbst geschrieben, teils ha- (CDU) ist, sei intensiv gewesen, sagen MEHR ZUM THEMA: Karten aufgeschlagen: Eine zeigt die ben wir Autoren angefragt“, sagt Ernst. die Frauen. 18 Monate habe man ge- Das Stadtlexikon von Stuttgart: Innenstadt um 1832/33, die andere braucht, 76 000 Euro hat sich die Stadt www.stadtlexikon-stuttgart.de 1855. Heute ist hier unter anderem ein Bildergalerien sollen Appetit Eiscafé. Ernst schiebt den Regler lang- aufs Archiv machen sam nach rechts. Straßenzüge verän- Projekt 1 – Zahlen, Daten, Fakten dern sich, Gebäude werden deutlicher Die bis zu 10 000 Zeichen langen Texte sichtbar, andere verschwinden. haben stets den gleichen Aufbau. Alle � Bewerber: Stadt Stuttgart kontinuierlicher Ausbau „1832 zum Beispiel ist das Feld hinter Einträge sind mit Quellenangaben und � Titel: Digitales Stadtlexikon Stuttgart � Teilnehmer: keine Beschränkung, offen, der Bolzstraße noch frei. 1855 steht Publikationsdatum versehen und sind � Methode: Das Stuttgarter Stadtlexikon kostenlos, frei zugänglich schon die alte Bahnhofshalle da“, erläu- für wissenschaftliche Zwecke zitierfä- denkt das Konzept „Lexikon“ völlig neu � Kosten: 76 000 Euro für das technische tert die Historikerin. Andere Straßen – hig. Ein besonderes Feature sind die und ermöglicht so einen dem digitalen System die Gymnasiumstraße etwa – sind his- Bildergalerien. „Wir haben sie mit Bil- Zeitalter gemäßen Zugang zur Stadtge- � Ansprechpartner: Dr. Fabian Mayer, torisch gewachsen, verlaufen schon seit dern aus den Beständen gefüllt, um den schichte Telefon: 0711/216-60635; E-Mail: Jahrhunderten fast genau wie heute. Nutzern Appetit auf das Archiv zu ma- � Zeitraum: seit April 2018 online, poststelle.referat.AKR@stuttgart.de Der Vergleich historischer Karten mit- chen“, so Ernst. Darunter historische einander mache Stuttgarts digitales Stadtlexikon besonders, da sind sich die beiden sicher. „Normalerweise bilden Karten nur einen Zustand ab. So kann man auch Entwicklungen nachvollzie- hen“, sagt Beiergrößlein. Für Stuttgar- ter und Besucher der Stadt ergeben sich verblüffende Erkenntnisse. So stellt man etwa fest, dass der Eckensee vor der Oper einst oval war. Die Besonder- heit des Lexikons besteht darin, dass es Einträge im Stadtraum verortet. Durch das für mobile Endgeräte op- timierte Programm entsteht so ein „Stadtlexikon to go“, ein völlig neuer Ansatz also. Nutzer geben einen Begriff in die Suchmaske ein, daraufhin er- scheinen Punkte im Stadtgebiet, die mit ihm verknüpft sind – das können Orte, Ereignisse oder Personen sein. Wer zum Beispiel den Begriff „Haupt- bahnhof“ eingibt, den macht das Sys- tem unter anderem auf den Besuch der Queen aufmerksam, die am 24. Mai 1965 mit einem Sonderzug auf Gleis 1 Die Projektverantwortlichen Katharina Ernst (links) und Katharina Beiergrößlein stehen auf dem Schillerplatz im Zentrum von Stuttgart. Sie nutzen in der Landeshauptstadt eintraf. Mit das neue Stadtlexikon. FOTO: BAUR
8 Leuchttürme Staatsanzeiger · Freitag, 24. Mai 2019 · Nr. 20 Projekt 2: Altensteig – 2. PREIS Vom Reiz des Digitalen in einer analogen Welt Computer sind aus dem 21. Jahrhundert nicht mehr wegzudenken. Den- Pflege der Tablets auf einen geringen selbst produzierten Lernvideos – spie- noch existiert eine Welt, in der sie noch ein Schattendasein spielen. In Eigenbetrag zu senken. Dabei gehen lerisch Filme zu machen, Gedichte zu die Tablets nach dem Projekt in den Be- vertonen, verlieren die Angst vor Ma- Schulen fehlen sie vielerorts, wenn man von den Computerräumen ab- sitz der Familie über. Die derzeit fünf thematik, tüfteln an Problemlösungen, sieht. In Altensteig wird dies in Kürze anders. Dort sollen 14- bis 15-Jährige achten Klassen können sich noch in lernen mit dem 3-D-Drucker der Schu- erfahren, wie man das I-Pad sinnvoll in den Schulunterricht integriert. diesem Schuljahr mit Zustimmung von le umzugehen, werden eingeführt ins Eltern und Lehrer als erste I-Pad-Klas- Programmieren „mit Programmen von Von Hannes Kuhnert sen bewerben. der zweiten Klasse bis in die Uni“. Mit dem Tablet wird eine eigene Lernplatt- ALTENSTEIG. „Die Zeit der Vielleichts jährigen Vorbereitung an Modellen im Schüler sind dankbar, wenn sie die form für den selbstständigen Nachmit- ist vorbei. Nach Weihnachten legen wir In- und Ausland. In dieser Zeit seien Technik kreativ nutzen können tagsbetrieb zu Hause aufgebaut, der los“. Rektor Klaus Ramsaier (50) von der viele Risiken minimiert, viele Hürden Aufschrieb des Lehrers auf der Schulta- Friedrich-Boysen-Realschule im würt- didaktischer, rechtlicher, versiche- In den neuen Klassen wird die Hand- fel ist als Screenshot mit im Gepäck. tembergischen Städtchen Altensteig rungstechnischer Art beseitigt, unend- schrift nicht vernachlässigt. „Das Heft Schulbücher gibt es auch als E-Buch, (Landkreis Calw) ist zuversichtlich, lich viele Gespräch mit Eltern, Lehrern wird nicht ersetzt“, versichert Klaus der Schulranzen wird leichter. Auch die dass der Start mithilfe eines örtlichen und Behörden geführt worden. Auch Ramsaier. Das I-Pad werde nur einen Rolle des Lehrers werde sich ändern, er Sponsors gelingt. Die Friedrich-Boy- Fragen des Jugendschutzes und der Teil des Unterrichts ausmachen. Er werde zum Moderator, der zusammen sen-Realschule möchte zunächst in ih- Datensicherheit wurden geklärt. Die sieht das Tablet als ein zusätzliches mit den Kindern lernt. ren achten bis zehnten Klassen Tablets Stadt Altensteig schuf mit hohen Inves- Werkzeug für kreatives und produkti- In Sachen Digitalisierung sind deut- einführen, sogenannte I-Pad-Klassen titionen in die digitale Ausrüstung der ves Lernen. sche Schulen im Vergleich zu anderen aufbauen, will die Digitalisierung mit Schule die technischen Voraussetzun- Die 14- bis 15-Jährigen seien in aller Ländern weit zurück, ist Ramsaier Blick auf Studium und Beruf ins Klas- gen, erkennt Ramsaier dankbar an. Regel dankbar, wenn sie mit der neuen überzeugt. Dabei hätten Studien erge- senzimmer holen. Mehr noch, die Technik nicht nur spielen, sondern ben, dass das Lernen mit digitalen Me- Schule will sich zum Vorzeigeprojekt Tablets gehen nach dem Projekt sich mit ihr sinnvoll beschäftigen, sie dien die Motivation der Schüler erhöht und zu einer Hospitationsschule ent- in den Besitz der Familie über kreativ nutzen können. Doch dazu be- und der positive Aspekt des Lernens wickeln, von der andere Schulen und dürfe es eines Anstoßes und eines An- deutlich größer wird. Dies betreffe so- Einrichtungen profitieren können. In Die Nachhaltigkeit des Projekts ergebe leitens. Dann sei der Reiz des digitalen wohl die technische Ausrüstung der zwei bis drei Jahren denkt man an ei- sich aus einer Anschubfinanzierung Werkzeugs so stark, dass sich die jun- Schulen als auch die Fähigkeit der nen IT-Campus für EDV-Projekte. des Sponsors. Diese ermögliche, die El- gen Leute weiter damit auseinander- Schüler, die digitalen Medien kritisch „Wir wurschteln nicht einfach los“, ternbeteiligung bei Anschaffung und setzen wollen. Sie lernen – zum Teil mit zu nutzen. versichert Ramsaier und erinnert an die sechsjährige Vorbereitung mit vie- len Versuchen an der Schule, ganz zu schweigen von seiner eigenen zehn- Projekt 2 – Fakten � Bewerber: Stadt Altensteig/ Friedrich-Boysen-Realschule � Titel: Digitale Bildung für das 21. Jahrhundert � Methode: Nachhaltiges Konzept für I-Pad-Klassen an der Realschule, Einführung des I-Pads als kreatives Werkzeug im Unterrich � Zeitraum: 1.1.2019 – 1.1.2021 � Kosten: 80 000 Euro � Teilnehmerzahl: 80 – 400 � Ansprechpartner: Klaus Ramsaier, Rektor, Friedrich-Boysen-Realschule Altensteig, Speidelstraße 19, 72213 Altensteig, Telefon: 07453/946 1512, E-Mail: klaus.ramsaier@altensteig.de Klaus Ramsaier, Rektor der Friedrich-Boysen-Realschule in Altensteig, setzt auf digitale Techniken im Unterricht. 14- bis 15-Jährige üben sich täglich auf dem I-Pad. FOTO: KUHNERT
Staatsanzeiger · Freitag, 24. Mai 2019 · Nr. 20 Leuchttürme 9 Projekt 3: Göppingen – 1. PREIS Auf Wiedersehen Schließzeiten, Mahngebühren ade Der Name ist Programm: „24 mal sieben“ – 24 Stunden lang, an sieben gige Befürchtung. Solche Vorbehalte digitalen Entleihungen. Ein großer Tagen die Woche können die Kunden der Stadtbibliothek Göppingen führten zu ungünstigen Lizenzmodel- Vorteil der Online-Bibliotheken: Es len. Es werde der doppelte Preis ver- entstehen keine Mahngebühren – die elektronische Medien aller Couleur ausleihen. Was vor zehn Jahren als langt und nach 52 Ausleihen ver- Datei lässt sich nach Fristende einfach Experiment begann, ist mittlerweile ein Dauerbrenner, der ständig wei- schwinde das E-Book aus dem Be- nicht mehr öffnen. terentwickelt wird. stand. „Das ist, als wenn jemand Stasch ergänzt, dass die Bibliothek nachts in die Bibliothek einbricht und keine kommerziellen Interessen ver- Von Sabine Rochlitz Bücher stiehlt“, so Stasch. folgt, sie schaue lediglich danach, wirtschaftlich zu arbeiten. Außerdem GÖPPINGEN. Wer mit dem stellvertre- Hörbücher bis zu E-Learning-Kursen, Bibliotheken genießen eine hohe verweist er auf die hohe Glaubwür- tenden Leiter der Stadtbibliothek Göp- etwa zum Erwerb von Fremdsprachen. Glaubwürdigkeit digkeit, die Bibliotheken nach wie vor pingen, Benjamin Stasch, spricht, Seit Jahresbeginn erhalten die Kunden genießen. merkt seine Begeisterung für die On- über Pressreader Zugang zu mehr als Mittlerweile werde jeder vierte Roman line-Bibliothek. „Wenn alles gut läuft, 7000 Zeitungen, Magazinen und Zeit- online entliehen: Vor allem die Belle- bekomm’ ich gar nichts mit, unser An- schriften aus 100 Ländern in über 60 tristik und die Jugendliteratur haben MEHR ZUM THEMA gebot ist barrierefrei und unabhängig Sprachen. einen rasanten Anstieg hinter sich, auf Die Online-Bibliothek Göppingen/Geislingen: von Öffnungszeiten“, sagt der 33-Jäh- Auch einen Musik-Streaming-Dienst sie entfielen 2017 bereits 55 Prozent der www.kurzelinks.de/online-bibliothek rige, der sich schon in seiner Ab- gibt es neuerdings. Über das Portal schlussarbeit im Studium mit diesem Freegal Music können Kunden online Thema befasst hatte. Damals gab es auf über 15 Millionen Titel, Playlists Projekt 3 – Zahlen, Daten, Fakten erst vier Pilotprojekte: Hamburg, Köln, oder Videos zugreifen. „Das ist wie Spo- München und Würzburg. tify für Bibliotheken“, sagt Stasch. Wer � Bewerber: Stadtbibliothek Göppingen � Zeitraum: 1.04.2008 – fortlaufend schlecht zu Fuß ist, dem helfen ehren- � Titel: Medienwandel aktiv gestalten � Kosten: 12 638 Euro (2017) Der Büchereiausweis genügt, amtliche Medienboten auch zu Hause. � Methode: Die Online-Bibliothek Göp- � Teilnehmerzahl: 1407 Benutzer (2017) das Angebot kostet nichts extra Das neueste Projekt: „Wir sind an ei- pingen/Geislingen war 2008 Vorreiter � Ansprechpartner: nem Filmstreaming-Dienst dran.“ im Land und erster interkommunaler Benjamin Stasch, stellvertretender In Baden-Württemberg war Göppin- Anbieter zu finden, sei die zentrale Onleihe-Verbund in Deutschland. Mitt- Leiter, Stadtbibliothek Göppingen, gen 2008 gemeinsam mit Geislingen Herausforderung aller Büchereien. lerweile versorgt sie mehr als 12 000 73033 Göppingen, Vorreiter: Die beiden Städte gründeten Anfangs hätten die Verlage wenig Inte- Kunden aus 35 Kommunen der Land- Telefon: 07161/650-9611, die in Baden-Württemberg erste resse gezeigt. „Wer ein E-Book online kreise Esslingen und Göppingen. E-Mail: stasch@goeppingen.de Download-Plattform für digitale Me- ausleiht, kauft es nicht“, laute die gän- dien, gleichzeitig Deutschlands erste interkommunale „Onleihe“ – ein Mischbegriff aus „online“ und „Auslei- he“. Aus dem Zweierbund ist inzwi- schen eine Kooperation von 35 Kom- munen aus den Kreisen Göppingen und Esslingen geworden. Auch wenn es um digitale Medien geht – der persönliche Kontakt ist Stasch wichtig: „Die Kunden können zu uns kommen und wir helfen ihnen ger- ne.“ Die Bürger nutzten das Angebot rege. „Mein Enkel macht das sonst für mich“, heißt es dann etwa, „er ist aber gerade nicht da.“ Viele seien dankbar, wenn sie Unterstützung beim Einrich- ten ihres Rechners erhielten. Stasch denkt dabei an die Dame, die im Garten ihre Hörbücher auf dem I-Pad hört. Doch auch, wer im Zug oder am Strand Lust auf Lektüre bekommt, kann aus mittlerweile rund 51 000 Medien wäh- len. Der Büchereiausweis genügt, das Angebot kostet nichts extra. Und die Bibliothek geht mit der Zeit: Die Nutzer der Online-Bibliothek Göppingen/Geislingen können auf über 15 Millionen Titel, Playlists oder Videos zugreifen.Das Angebot, das Spotify Das Angebot reicht von E-Books über gleicht, kommt bei jungen Menschen gut an. FOTO: STADTBIBLIOTHEK GÖPPINGEN
10 Leuchttürme Staatsanzeiger · Freitag, 24. Mai 2019 · Nr. 20 Projekt 4: Waldkirch – 1. PREIS Damit der digitale Wandel nicht vom Geldbeutel abhängt Der Verein „Computertruhe“ aus dem badischen Waldkirch setzt auf eine glieder ihr Wissen weiter. „Wir wollen, gischen Bildungs- und Beratungszen- Digitalisierungsstrategie „von unten“: sozial verantwortlich, ressourcen- dass die Leute die Möglichkeiten, die trum Waldkirch, Förderzentrum Se- die Digitalisierung bietet, kompetent hen, zur Verfügung stellen und Lehr- schonend und aufklärerisch. Firmen oder Privatleute spenden gebrauchte nutzen können“, sagt Fiedler. kräfte schulen. Computer, die Vereinsmitglieder bereiten diese auf und geben sie an Be- Dann könnten sich Schüler auch in dürftige weiter. Wissen rund um die digitale Welt wird ebenso vermittelt. Verein bleibt seiner eigenen Projekten Programmierung Digitalisierungsstrategie treu und Verwaltung von Computern und Von Beate Mehlin Netzwerken aneignen: Der Verein Die Mitglieder des Vereins Computer- bleibt seiner Digitalisierungsstrategie WALDKIRCH. „Seit April 2015 haben steht nicht mehr nur Waldkirch mit sei- truhe wollen ihre Begeisterung für digi- „von unten“ treu. wir über 500 Rechner und Zubehör ab- nen fast 23 000 Einwohnern im Fokus, tale Themen weitergeben. Dafür steht gegeben“, sagt Julia Fiedler, Vor- die Computertruhe deckt auch Bedarfe auch das nächste Projekt: Gemeinsam standsmitglied beim Verein „Compu- in der Region ab. mit dem Verein zur Förderung Sehbe- MEHR ZUM THEMA tertruhe“ in Waldkirch (Kreis Emmen- hinderter Waldkirch möchte die Infos zum Verein Computertruhe dingen). Der Verein setzt auf eine Digi- Die Wartelisten für Endgeräte, „Computertruhe“ Einplatinencompu- und zu Waldkirch unter: talisierungsstrategie „von unten“. zum Beispiel Laptops, sind lang ter für den Informatik- und Technikun- www.computertruhe.de Seine Arbeit ist praktisch orientiert, terricht im staatlichen sonderpädago- www.stadt-waldkirch.de gleichzeitig sozial verantwortlich, res- Auch aus Gründen des Umweltschutzes sourcenschonend und aufklärerisch. sollten Geräte so lange wie möglich ge- Firmen oder Privatleute können ge- nutzt werden, meint Fiedler. Obwohl Projekt 4 – Zahlen, Daten, Fakten brauchte Computer an den Verein die 20 Vereinsmitglieder Findigkeit und � Bewerber: Stadt Waldkirch über Bürger-Info-Veranstaltungen zu „Computertruhe“ abgeben. Die Ver- digitales Know-how einbringen und der einsmitglieder reinigen sie, löschen die � Titel: Computertruhe freier Software oder sicheren Alternativen Verein ein gut gefülltes Lager hat, sind Festplatten und spielen meist Open- � Methode: Der Verein eröffnet Menschen zum Messenger „Whatsapp“ oder in ei- die Wartelisten etwa für Laptops lang. Source-Software auf die Geräte auf. Die Vereinsausgaben finanziert die die Teilhabe am digitalen und gesell- nem Programmierworkshop für Kinder. Danach werden Rechner oder ande- Computertruhe naheliegenderweise schaftlichen Leben – vor allem auch Ge- � Zeitraum: seit 19. April 15, unbegrenzt re Hardware an Bedürftige abgegeben: ebenfalls digital, oft über eine Spenden- flüchteten. Die Ehrenamtlichen sammeln � Teilnehmer: 20 Vereinsmitglieder, circa Sozialleistungsempfänger, Flüchtlin- plattform. „Wir starten Aufrufe zur Fi- ausgemusterte, gespendete Rechner und 1000 unterstützte Personen ge. „Wir wollen, dass alle Menschen am nanzierung von Adaptern oder zur Fi- Hardware, setzen sie instand und geben � Kosten: für Ersatzteile, Lagerraum, Aus- digitalen und gesellschaftlichen Leben nanzierung des Lagers, auch Spenden sie kostenlos an bedürftige Menschen lieferung der Computer, Informations- teilhaben können“, sagt Fiedler. „Alle werben wir so ein“, erklärt Fiedler. oder gemeinnützige Organisationen ab. veranstaltungen und den Kauf neuer sollen vom digitalen Wandel profitie- Fahrtkosten für das Einsammeln Die Weiterverwendung funktionsfähiger Hardware circa 3500 Euro ren und persönliche Entwicklung, be- oder Ausliefern der Geräte tragen die Geräte und Komponenten schützt die � Ansprechpartner: Mario Frick, Stadt rufliches Vorankommen oder gesell- Vereinsmitglieder selbst. Mit Bürgerin- Umwelt. Die Ehrenamtlichen des Vereins Waldkirch, Gartenstraße 5, 79183 Wald- schaftliches und politisches Engage- foabenden zu Messenger-Diensten, geben ihre Kompetenzen und Begeiste- kirch, Telefon 07681/ 404 238, ment nicht vom Geldbeutel und Wis- Freier Software oder Programmierkur- rung für digitale Themen weiter, etwa E-Mail: frick@stadt-waldkirch.de sensbarrieren abhängen.“ Mittlerweile sen für Kinder geben die Vereinsmit- Der Verein Computertruhe bringt alte PCs wieder in Schwung. Sie werden an Bedürftige abgegeben, es gibt aber auch die Möglichkeit, sie vor Ort zu nutzen – zum Beispiel in Denzlingen. FOTO: COMPUTERTRUHE E.V.
Staatsanzeiger · Freitag, 24. Mai 2019 · Nr. 20 Leuchttürme 11 Projekt 5: Ludwigsburg – 1. PREIS Allzeit gewappnet für den Ernstfall eines Cyberangriffs sein Ein Allheilmittel gegen Hackerangriffe gibt es für Kommunen nicht. Doch Cyberangriff kann alle wesentlichen Huber und Holzheuer suchen noch gezielte Vorbereitung kann die Schäden eines Cyberangriffs minimieren. Prozesse einer ungeschützten Stadt sa- eine Kooperationskommune. Zwar botieren. Hacker könnten Wasserwer- könnten die fünf Studierenden kein Das soll ein Projekt der Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen ke, Transport- und Logistikabläufe, Pro- komplettes Notfallmanagementsys- Ludwigsburg beweisen. zesse in kommunalen Krankenhäusern, tem für sie liefern, Zeit und personelle im Rettungswesen, in Verkehrsleitzen- Kapazitäten reichten dafür nicht. Von Tilman Baur tralen oder bei der Müllabfuhr lahmle- Dennoch würde die betreffende gen, sagt Regina Holzheuer. Ein Super- Kommune profitieren. „Wir bieten LUDWIGSBURG. Montagmorgen im dest glauben Moritz Huber und Regina Gau droht auch beim Diebstahl perso- eine Art Consulting light“, so Huber. Rathaus einer Stadt in Baden-Württem- Holzheuer, die Lehrbeauftragte des be- nenbezogener Daten: Er würde das Ver- Mit dem Projekt stelle man ein Funda- berg. Die Mitarbeiter der Verwaltung rufsbegleitenden Masterstudiengangs trauen der Bevölkerung in die Verwal- ment zur Verfügung, auf dem Experten beginnen ihren Arbeitstag, fahren ihre Public Management der Hochschule tung untergraben. weiter aufbauen können. Zudem stehe Rechner hoch – und haben plötzlich für öffentliche Verwaltung und Finan- man für Fachfragen rund um die The- keinen Zugang zu ihren Benutzerkon- zen Ludwigsburg (HVF) sind. Interessierte Kommunen würden men Cybersecurity und Notfallmana- ten mehr! Hacker haben das IT-Netz- Sie sind überzeugt davon, dass Stan- eine Art Consulting erhalten gement im Gemeinderat bereit. werk angegriffen. Sie haben einen Tro- dard-Maßnahmen zur Prävention von Die Kommune hätte wenig Auf- janer eingespeist, der sämtliche Daten Cyberkriminalität allein nicht mehr Ziel des dreisemestrigen Projekts ist es, wand. Sie müsste nur drei bis fünf An- verschlüsselt, und fordern nun Löse- ausreichen. Als Lösung schlagen sie ein die Studierenden als (angehende) Füh- sprechpartner bereitstellen, die sich geld von der Stadt für die Entschlüsse- maßgeschneidertes kommunales Not- rungskräfte handlungsfähig zu ma- über einen Zeitraum von sechs Mona- lung. Besonders brisant wird die Lage fallmanagement vor, das dazu beiträgt, chen. „Wir wollen vermitteln, wie ten jeweils einmal interviewen lassen. auch dadurch, dass die Verwaltung ge- die Arbeitsfähigkeit einer Stadt wäh- wichtig Daten für Entscheidungsträger „Unsere Studierenden haben jahre- rade erst die Digitalisierung aller Akten- rend und nach einem Cyberangriff auf- sind, und warum es nötig ist, die lange Berufserfahrung in der Verwal- bestände abgeschlossen hat – ein Pa- recht zu erhalten. Fünf Studierende sol- schnelle Funktionsfähigkeit der Ver- tung und sind gestandene Persönlich- pierverkehr ist also ausgeschlossen. len die Grundlagen für das Notfallma- waltung nach einem Cyberangriff wie- keiten“, so Huber. nagement zusammen mit einer koope- derherzustellen“, so Holzheuer. Kern- Maßgeschneidertes kommunales rierenden Kommune aus Baden-Würt- bestandteil des Projekts ist eine Busi- Notfallmanagement ist künftig nötig temberg erarbeiten. „Mit unserem Pro- ness-Impact-Analyse, bei der die Stu- MEHR ZUM THEMA jekt wollen wir ein Bewusstsein für die dierenden mehrere Geschäftsprozesse Nach Erscheinen dieses Artikels im Da zwischenzeitlich auch Bürgeranlie- Bedrohung schaffen und zudem mögli- untersuchen. Auf diese Weise identifi- Staatsanzeiger am 12.10.2018 haben die gen nicht mehr bearbeitet werden kön- che Gegenstrategien untersuchen“, zieren sie, welche Abhängigkeiten es Initiatoren die Gemeinde Salach (Landkreis nen, gelangt der Vorfall wenig später an sagt Moritz Huber. Denn die Folgen des gibt und welche Geschäftsprozesse be- Göppingen) als Partner gewonnen: die Öffentlichkeit. Dieses Horrorszena- Szenarios können gravierend sein. Ein sonders kritisch sind. www.salach.de rio könnte Kommunen künftig drohen, die sich nicht ausreichend auf Cyberat- tacken vorbereitet haben. Das zumin- Projekt 5 – Fakten � Bewerber: Moritz Huber, Regina Holz- heuer, Lehrbeauftragte an der Hoch- schule für öffentliche Verwaltung und Finanzen Ludwigsburg � Titel: #Zukunftskommune – Notfall- management bei Cyberangriffen � Methode: Business-Impact-Analyse und Projektmanagement � Zeitraum: Januar 2019 bis Juni 2020 � Teilnehmerzahl: circa zehn Personen � Kosten: circa 1500 Euro � Ansprechpartner: Moritz Huber, E-Mail: moritz.huber@lehrb. hs- ludwigsburg.de; Regina Holz- heuer, E-Mail: regina.holzheu- er@lehrb.hs-ludwigsburg.de Im Fall eines drohenden Zugriffs auf eigene Daten von außen hätte wohl jeder Mitarbeiter einer Gemeinde gern eine solche Warnmeldung. Ein Projekt der Hochschule Ludwigsburg dient dem Notfallmanagement speziell für Kommunen. FOTO: BAUR
12 Leuchttürme Staatsanzeiger · Freitag, 24. Mai 2019 · Nr. 20 Projekt 6: Heidelberg – 2. PREIS Heidelberg ist schon weit auf dem Weg ins digitale Zeitalter Die Bürger über Chancen und Risiken digitaler Entwicklungen aufklären, Stadt zu erhöhen, indem zusätzliche tigen Vernetzung ist. Ein Beispiel ist das ist Ziel einer Veranstaltungsreihe der Stadt Heidelberg. Dabei werden Bürgerservice-Angebote zur Verfü- die neue elektronische Patientenakte gung gestellt werden. Die Transparenz des Uni-Klinikums. Ärzte und Patien- auch die vielen neuen Dienstleistungen vorgestellt und erfahrbar, die die wird erhöht, Verwaltungsvorgänge ten haben Zugriff auf denselben Da- Zukunftskommune bereits jetzt anbietet. werden vereinfacht. tensatz. Oliver Heinze versichert: Vorgestellt wurde der neue smarte „Wir verwenden eine starke Ver- Von Harald Raab Winterdienst, der Vor-Ort Service der schlüsselung. Wir setzen eine Autori- Bürgerdienste oder die Online-Unter- sierung ein, die gewährleistet, dass HEIDELBERG. In der Stadtbücherei che mündige Bürgerinnen und Bürger, stützung im Rahmen des Bürgerportals man sich nicht mit falscher Identität Heidelberg geht es diesmal nicht um die der Welt der Daten nicht mehr hilf- und die in der Stadt tätigen Digitallot- Zugang verschaffen kann.“ gedruckte Wissensvermittlung. Die und ahnungslos ausgeliefert sind. Eine sen. Stadtdirektorin Nicole Huber, Ko- Fachfrau Huber resümiert: „Mit der Veranstaltungsreihe „Digitalität@Hei- Teilnehmerin kam zu der Erkenntnis: ordinatorin der digitalen Aktivitäten der Veranstaltungsreihe Digitalität@Hei- delberg“ hat junge, aber auch ältere „Ich werde jetzt viel vorsichtiger mit Stadt Heidelberg, sagt: „Die wichtigsten delberg wurde ein Format geschaffen, Menschen angelockt. Dabei wird über meinen Daten umgehen und meine Fragen der Bürger bewegen sich vorran- welches den absolut notwendigen Dia- Chancen und Risiken des digitalen Zeit- Kinder entsprechend beraten.“ gig um den Datenschutz. Unsere Aufga- log mit der Bürgerschaft optimal er- alters nicht nur theoretisiert. Es gibt Heidelberg ist aufgrund seines En- be ist es, in den Projekten, die wir vor- möglicht.“ auch viel zu sehen und man kann aktiv gagements, den Bürgern digitale Si- stellen, aufzuzeigen, dass es nie um per- mitmachen. Vom 3-D-Druck über das cherheit zu geben, als eine von fünf sonenbezogene Daten geht. Wir wollen Innenleben von Sensoren und Basis- Städten im Südwesten in den Rang ei- Bürgerinnen und Bürgern die Angst MEHR ZUM THEMA Programme für den einfachen Compu- ner Zukunftskommune erhoben wor- nehmen, dass hier Dinge passieren, die Weitere Informationen zur ter bis hin zu einer Krypto-Party mit den. Das ist kein Titel ohne Mittel. Es man nicht mehr kontrollieren kann.“ Veranstaltungsreihe finden Sie unter: Verschlüsselungsstrategien, um die ei- gibt von der Landesregierung entspre- Es ginge darum, zu zeigen, wie www.kurzelinks.de/ gene Privatsphäre zu schützen, ist alles chende Fördergelder. transparent das System in der vielfäl- Heidelberg-digital in der Reihe geboten. Eingeladen hat die Stadt Heidelberg, Zu neuen Angeboten zählen smarter die den Ehrgeiz hat, unter den deut- Winterdienst und Digitallotsen Projekt 6 – Zahlen, Daten, Fakten schen Kommunen in Sachen digitale Entwicklung eine Vorreiterrolle zu Beim zweiten Forum „Digitale Stadt“ � Bewerber: Stadt Heidelberg � Zeitraum: fortlaufend übernehmen. Was ist Digitalisierung? im Kreativwirtschaftszentrum in der � Titel: Veranstaltungsreihe � Teilnehmerzahl: bis jetzt 450 Sind wir im Netz alle gläsern? Wie kön- Alten Feuerwache wurden innovative Digitalität@Heidelberg � Kosten: bis jetzt 7500 Euro nen wir uns schützen? Welche Service- Technologien vorgestellt. Diese sind � Methode: Bürgerforen mit Vorträgen � Ansprechpartner: Stadtdirektorin Nicole Chancen bietet die digitale Kommuni- geeignet, die Lebensqualität der Bür- und Workshops Huber, Telefon: 06221/5 81 00 00 kation den Bürgerinnen und Bürgern, gerinnen und Bürger in der Neckar- wenn sie mit der Stadtverwaltung in Beziehung treten? Heidelberg hat als eine von fünf Städten den Rang Zukunftskommune Bei Fragen wie diesen nimmt die Stadt Heidelberg ihre Bürgerinnen und Bür- ger mit – auf dem Weg in die Welt der Al- gorithmen und der neuen Dienstleis- tungen der Verwaltung. Im Boot sind als Experten mit viel praktischer Erfahrung der Chaos-Computer-Club, der Verein NoName, der Freifunk Rhein-Neckar sowie der Makerspace des DAI. „Wir wissen, dass viele Ängste in der Bevölkerung vorhanden sind, wenn es um das Thema Digitalisierung geht“, bringt es Steffen Haschler vom Chaos- Computer-Club auf den Punkt: „Man befürchtet, dass Arbeitsplätze wegfallen oder dass Algorithmen uns durchleuch- ten. Wir würden gern hier Berührungs- Besucher und Besucherinnen tauschen sich beim zweiten Forum „Digitale Stadt“ im Juli an Thementischen mit Vertretern der Stadtverwaltung ängste abbauen.“ Die digitale Zeit brau- Heidelberg, der Wirtschaft und der Bürgerschaft aus. FOTO: STADT HEIDELBERG
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