Gemeinsam schneller helfen - geschäftsbericht 2014 - Aktion Deutschland Hilft
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Inhalt 3 Editorial 4 Wir über uns 6 Einsatzfall 2014 Flut Balkan 10 Einsatzfall 2014 Nothilfe Gaza/Nahost 14 Einsatzfall 2014 Flüchtlinge Nordirak 18 Einsatzfall 2014 Ebola Westafrika 22 Die Hilfe geht weiter Flüchtlinge Syrien 2012 24 Die Hilfe geht weiter Hochwasser Deutschland 2013 25 Die Hilfe geht weiter Taifun Haiyan Philippinen 2013 Verantwortlich für den Inhalt Manuela Roßbach 26 Kommunikation und Fundraising Redaktion Moritz Wohlrab 29 Dank an institutionelle Großspender Mitarbeit Christine Sadli (Finanzen), Leo Frey (Projektfinanzen) 30 Finanzen Auflage 2500 Exemplare 52 Ausblick 2015 Gestaltung und Produktion www.media-team-huerth.de 54 Nachruf auf Dr. Richard von Weizsäcker – Stand September 2015 Bündnis-Schirmherr 2003 bis 2013 58 Organisation Impressum Bildnachweise – Help/J. Khemesh – Aktion Deutschland Hilft/Fulvio Herausgeber Zanettini: S. 4-9, S. 25, S.29, S.52 – Islamic Relief: S. 10, S. 11 (unten links), Aktion Deutschland Hilft e. V. neue Adresse ab Juli 2015: S. 13 – ZWST: S. 11 (oben und unten rechts) – Johanniter/BASR – Freunde Kaiser-Friedrich-Straße 13 Willy-Brandt-Allee 10–12 der Erziehungskunst: S. 14, S. 15, S. 16 (oben), S. 17 – Malteser Interna- 53113 Bonn 53113 Bonn tional/Carmen Wolf, S. 16 (unten) – CARE: S. 35; Alex Keimbe, S. 18 – Telefon +49 228 / 242 92-0 action medeor: S. 19 – ASB Gambia: S. 20 (links) – ADRA: S. 20 (rechts) Telefax +49 228 / 242 92-199 – Johanniter/Jakob Studnar, S. 22 – Malteser International/Kerem Yucel, www.Aktion-Deutschland-Hilft.de S. 23 – Aktion Deutschland Hilft/Tim Schamberger, S. 24 – Michael info@Aktion-Deutschland-Hilft.de Bialdyga, S. 26 – privat: S. 27, S. 33, S. 54 (oben), S. 57 (unten) – Aktion Deutschland Hilft/Stefan Trappe, S. 28; Alice Smeets, S. 53 – Reuters: Freisal Omar: S. 36/37 (oben); Dado Ruvic: S. 39 – World Vision/Meg Sattler, S.49 – Steffen Kugler: S. 54 – Roland Rossner: S. 55 (oben) – Jo- hanniter/Paul Hahn, S. 55 – Aktion Deutschland Hilft/Thomas Lohnes, S. 57 (oben) 2
editorial Liebe Leserin, lieber Leser, man kann es leider nicht anders sagen: 2014 war ein Jahr, das für Die ZWST konnten wir im Jahr 2014 als neues Mitglied im viele Menschen bedrückendes Leid mit sich gebracht hat. Noch Bündnis willkommen heißen. Manche Mitgliedsorganisa- nie saßen wir uns hier in den Bonner Büroräumen so häufig tionen von Aktion Deutschland Hilft haben einen konfessio- sprachlos gegenüber – angesichts der vielen Berichte aus dem nellen Hintergrund, andere haben ihre Wurzeln in der Arbei- Norden des Irak über Massenmorde, Vergewaltigungen, Ent- terbewegung und wieder andere wurden von engagierten führungen und Verfolgungen. Gerade einmal rund 3000 Kilo- Bürgern gegründet. Kurzum: Das Bündnis vereint viele Aus- meter von Deutschland entfernt, ereignete sich tagtäglich das richtungen unter einem Dach – mit dem einen Ziel: Gemein- Schlimmste, was Menschen anderen Menschen antun können. sam schneller helfen. Auch die unerbittlichen Gefechte im Nahen Osten zwischen Seit der Taifun-Katastrophe auf den Philippinen 2013 kooperie- der Hamas und dem israelischen Militär in Gaza sowie Süd- ren wir bei Spendenaufrufen in der ARD mit dem Bündnis Ent- israel sorgten für viel Leid auf beiden Seiten. Humanitäre Hilfe wicklung Hilft (BEH). Diese Spenden werden – wie auch unse- im Rahmen gewaltsamer Konflikte ist hochkompliziert und re anderen Spenden – dazu genutzt, um Menschen, die durch sensibel. Sie bedarf einer detaillierten Planung und professio- Katastrophen in Not geraten sind, zu helfen. Gemäß unseren neller Umsetzung. Gerade beim Einsatzfall im Nahen Osten Grundsätzen erfolgt diese Hilfe unabhängig von ethischen, kam es Aktion Deutschland Hilft zugute, dass das Bündnis ge- politischen oder religiösen Zugehörigkeiten. Unser Ziel ist es, sellschaftlich breit aufgestellt ist: Hilfsorganisationen mit ei- Leid zu lindern und Menschen in Not zur Wiederherstellung gentlich unterschiedlichen Hintergründen ziehen gemeinsam der Lebensgrundlagen zu verhelfen. an einem Strang. Die Hilfe der Mitglieder von Aktion Deutsch- land Hilft ist von den humanitären Prinzipien der Menschlich- Dass wir auch in einem solch bestürzenden Jahr, wie es 2014 keit, Unparteilichkeit, Neutralität und Unabhängigkeit gelei- war, vielen Menschen helfen und auch eine neue Perspektive tet und basiert auf internationalen Rechtsgrundlagen. Bei den geben konnten, hat viel mit Ihnen zu tun, liebe Leser. Sie ha- Hilfsmaßnahmen in Gaza und Südisrael halfen unsere Bünd- ben dazu beigetragen, dass wir am Ende des Jahres Spenden nismitglieder Islamic Relief und die Zentralwohlfahrtsstelle in Höhe von rund 22 Millionen Euro für Menschen in Not sam- der Juden in Deutschland (ZWST) Not leidenden Menschen – meln konnten. Hierfür bedanken wir uns von ganzem Herzen. auf beiden Seiten des Konfliktes. Bitte lesen Sie hierzu ab Seite 10 Wir werden das Geld weiterhin gezielt für die Nothilfe und ein Gespräch mit Vertretern beider Organisationen. den Wiederaufbau einsetzen. Beste Grüße aus dem Rheinland Ihr Ihre Bernd Pastors Manuela Roßbach Vorsitzender Geschäftsführerin 3
wir über uns Flexibel handeln, vereint agieren: Das Bündnis stellt sich den Herausforderungen Humanitäre Hilfe steht vor immer neuen Bewährungsproben. Die Spenden Das zeigte sich einmal mehr im Jahr 2014. Kein Einsatzfall war Bei schweren Erdbeben, Wirbelstürmen, Überschwem- wie der andere, die Hintergründe höchst unterschiedlich: eine mungen, Dürren oder kriegerischen Auseinandersetzungen Naturkatastrophe auf dem Balkan, kriegerische Auseinander- kommt es zu einem gemeinsamen Spendenaufruf. Spenden setzungen in Gaza/Nahost, Terror im Norden des Irak und eine können dabei auf unterschiedlichem Wege geleistet werden: Epidemie in Westafrika. Das erforderte Flexibilität. Gerade bei Online über www.Aktion-Deutschland-Hilft.de, telefonisch den drei letztgenannten Einsatzfällen – bei denen Sicherheits- über die Spendenhotline 0900 55 102030, mittels Überwei- aspekte eine wichtige Rolle spielen – war zudem der Faktor sungsträger oder per Charity-SMS mit dem Inhalt ADH10 an „Erfahrung“ von großer Bedeutung. Helfer mussten eigene Er- die Nummer 81190 senden (dadurch werden 10 Euro gespen- fahrungswerte einbringen, konnten gleichzeitig aber auch auf det, von denen 9,83 Euro direkt an das Bündnis gehen). die Einschätzungen der Bündnispartner zurückgreifen. Die Aufteilung der Spendengelder erfolgt nach einem Schlüs- sel, der die Leistungsfähigkeit und das Leistungsprofil der je- weils beteiligten Hilfsorganisationen berücksichtigt. Damit Die Strategie die Hilfsmaßnahmen umgehend anlaufen können, wurde Und genau diese langjährige Erfahrung in der humanitären der Katastrophen-Fonds eingerichtet. Das Bündnis sammelt Auslandshilfe ist es, die die bei Aktion Deutschland Hilft or- ganzjährig für diesen Fonds, um die sofortige Nothilfe wäh- ganisierten Bündnismitglieder zusammenführen, um infolge rend der nächsten Katastrophe finanzieren zu können. Wäh- einer großen Naturkatastrophe oder bei einer humanitären rend unserer Einsatzfälle werden fünf Prozent jedes Spen- Krise Not leidenden Menschen zu helfen. So werden Über- den-Euros für die allgemeinen Einsatzkosten (unter anderem schneidungen oder Versorgungslücken während der Phase Spenderbetreuung, Informations- und Öffentlichkeitsarbeit) der Nothilfe und des späteren Wiederaufbaus erkannt. Die Or- verwendet. Ein Prozent fließt in die Qualitätssicherung (Über- ganisationen ergänzen sich und profitieren von den Stärken prüfung der Projekte durch externe Gutachter sowie Fortbil- und Strukturen der anderen – zugunsten von Menschen in dungsmaßnahmen für die Helfer). den Krisengebieten. 4
Die acht Phasen eines Einsatzfalls 1. Alarmierungsphase Das Büro von Aktion Deutschland Hilft ist an verschiedene Katastrophen-Frühwarnsysteme angeschlossen. Wenn ent- Die Mitglieder des Bündnisses haben sich nach dem Tsunami sprechende Meldungen eintreffen, wird mit den Bündnispart- 2005 entschieden, das Bündnis in der deutschen Öffentlich- nern unverzüglich die Schwere der Katastrophe eingeschätzt. keit für die internationale Hilfe nach Katastrophen bekannter 2. Ausrufen des Einsatzfalls zu machen. Die Mitgliedsorganisationen und das Aktionsbüro Mehrere Faktoren spielen bei der Bewertung von Katastro- stehen dabei für qualitätsvolle Arbeit in allen Bereichen, für phen eine Rolle: Hierbei müssen sowohl die Schwere der Ka- Transparenz und die Einhaltung von Standards, die in der hu- tastrophe als auch die Möglichkeiten der Betroffenen, sich manitären Hilfe gelten. Stets unter dem Motto „Gemeinsam selbst zu helfen, berücksichtigt werden. schneller helfen“, das sich ebenso auf die Spender und Unter- 3. Die Hilfe startet stützer bezieht. Die Bündnispartner von Aktion Deutschland Hilft ergreifen alle notwendigen Maßnahmen der Nothilfe. Jene Organisa- Die Hilfsorganisationen tionen mit bestehenden Strukturen im betreffenden Land Derzeit bilden insgesamt 13 Mitgliedsorganisationen das sind dabei besonders schnell einsatzbereit. Bündnis: action medeor, ADRA Deutschland, der Arbeiter- Samariter-Bund, AWO International, CARE Deutschland- 4. Spendenaufruf Die Bündnispartner wenden sich mit einem gemeinsamen Luxemburg, Habitat for Humanity Deutschland, „Help – Hilfe Spendenaufruf an die Öffentlichkeit. zur Selbsthilfe“, Islamic Relief Deutschland, die Johanniter, Malteser International, der Paritätische, World Vision Deutsch- 5. Katastrophen-Fonds land und die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutsch- Bei großen Katastrophen zählt jede Minute. Um direkte Hilfs- land. Über den Paritätischen sind derzeit zehn weitere Orga- maßnahmen zu ermöglichen, verfügt Aktion Deutschland Hilft über einen Katastrophen-Fonds. Dank dieser Gelder nisationen im Bündnis integriert: arche noVa, Bundesverband können die Bündnispartner unmittelbar erste Maßnahmen Rettungshunde, DEMIRA, Freunde der Erziehungskunst Rudolf einleiten. Steiners, Hammer Forum, Handicap International, HelpAge Deutschland, Kinderhilfswerk Stiftung Global Care, LandsAid, 6. Koordinierungsmaßnahmen SODI und TERRA TECH. Sowohl in der Phase der Nothilfe als auch in der Phase des Zwei der genannten Organisationen kamen im Jahr 2014 hin- Wiederaufbaus fallen dem Bonner Aktionsbüro Koordinie- rungsaufgaben zu. Die Absprachen dienen einer möglichst zu: Die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (mit schnellen und effektiven Unterstützung der betroffenen Sitz in Frankfurt/Main) sowie DEMIRA (München). Menschen. Transparenz und Qualität 7. Öffentlichkeitsarbeit/Fundraising Die Mitgliedsorganisationen haben sich verpflichtet, ihre Ar- Um bestmögliche Hilfe leisten zu können, kümmert sich das Aktionsbüro parallel um die Gewinnung weiterer Spenden. beit an den nationalen und internationalen Richtlinien der Je mehr die Öffentlichkeit über die Not der Menschen erfährt, humanitären Hilfe auszurichten. Diese anerkannten Richt- desto größer ist die Unterstützung für die Opfer. linien sind zugleich Voraussetzung für die Vergabe von Mit- teln durch das Auswärtige Amt, die Europäische Union und 8. Evaluierung die Vereinten Nationen. Zudem waren Mitgliedsorganisa- Ein wichtiger Schritt für die Sicherstellung von effektiven tionen von Aktion Deutschland Hilft an der Erstellung des Ver- Hilfsleistungen ist die kritische Nachbetrachtung der geleis- teten Arbeit. Dies dient dazu, dass alle an der Hilfe Beteiligten haltenskodex des Bundesverbandes entwicklungspolitischer aus ihren Fehlern lernen und spätere Einsatzfälle noch zielge- Nichtregierungsorganisationen (VENRO) beteiligt; das Bünd- richteter durchgeführt werden. Darum investiert das Bündnis nis hat sich im Mai 2008 dem Sphere Project angeschlossen ein Prozent der Spenden in eine unabhängige Evaluierung der und ist dort im Vorstand vertreten. Dieses widmet sich den Hilfsmaßnahmen. Mindeststandards in der humanitären Hilfe. www.Aktion-Deutschland-Hilft.de/wir-ueber-uns 5
Gemeinsam schneller helfen einsatzfall flut balkan „Angehörige der verschiedenen Volksgruppen standen sich gegenseitig bei“ ASB und arche noVa leisteten Fluthilfe in ehemaliger Kriegsregion Slowenien Es war eine ungewöhnliche Fracht, die da in den 90er-Jahren Kroatien von Sachsen aus bis nach Bosnien transportiert wurde: zehn Tonnen Dresdner Christstollen. Helfer des Bündnismitglieds ar- che noVa brachten das Gebäck damals zu Not leidenden Men- Italien serbien schen inmitten des Bürgerkriegsgebiets. Damals mit dabei: Kosovo Sven Seifert, der Geschäftsführer der Hilfsorganisation. „Wir Mazedonien sind während dieser Tour immer wieder in gefährliche Situati- onen geraten“, erinnert er sich. So seien sie einmal von Hecken- Albanien schützen beschossen worden. „Wir sind in einen Straßengraben bosnien- gesprungen und haben uns dadurch retten können.“ herzegowina Im Mai 2014 war Sven Seifert wieder in Bosnien unterwegs – auch wenn es diesmal um die Nothilfe für die Betroffenen des Hochwassers ging, so wurde der Dresdner doch immer wieder Vorbildliche Kooperation: Die Bündnismitglieder an die 90er-Jahre erinnert: In vielen Städten und Dörfern sind Arbeiter-Samariter-Bund und arche noVa haben mit die Einschusslöcher an den Häusern noch sichtbar, die Nar- vereinten Kräften die bosnische Kleinstadt Šamac mit ben des Krieges noch überall präsent. Seifert: „Diesmal hatten Trinkwasser versorgt. wir keine Christstollen, sondern Wasserpumpen, Generatoren und Trinkwasseraufbereitungsanlagen geladen.“ Zuvor hatte sein Kollege Tihomir Lipohar, ein erfahrener Nothelfer, der be- 6
IN KÜRZE Das Sturmtief Yvette brachte im Mai 2014 auf dem ge- samten Balkan tagelangen Dauerregen mit sich und führte in der Folge zu massiven Überschwemmungen. Die Kata- strophe forderte mindestens 59 Todesopfer, rund drei Mil- lionen Menschen waren betroffen. Alleine in Nord- und Ostbosnien fielen in 48 Stunden bis zu 180 Liter Regen pro Quadratmeter, mehr als sonst in drei Monaten. Unter an- derem traten die Flüsse Save, Donau und Bosna über die Ufer. In vielen Regionen kam es zu massiven Erdrutschen. In Serbien war die Lage ähnlich drastisch: Dort waren zeit- weise über 100.000 Haushalte ohne Strom; alle wichtigen FAST-Leiter Axel Schmidt bei Erfahrener Nothelfer aus Verkehrsverbindungen in den Süden waren unterbrochen. einer Einsatzbesprechung Dresden: Sven Seifert reits für ADRA in Uganda und für die Johanniter in Haiti tä- „Letztlich konnten wir die betroffenen Menschen täglich mit tig gewesen ist, erkundet, an welcher Stelle arche noVa seine 20.000 Litern Wasser versorgen. Das Wasser konnte beden- Trinkwasseraufbereitungsanlage aufstellen sollte. kenlos getrunken, aber natürlich auch als Brauchwasser ver- wendet werden.“ „Zunächst hatte ich Kontakt zu den Länderbüros des Arbeiter- Samariter-Bundes und von Help in Sarajevo aufgenommen“, Verteilstationen in der Stadt sagt Tihomir Lipohar. „Die Kollegen konnten mir einen ersten arche noVa arbeitete vor Ort in Šamac eng mit dem „First Assis- Überblick über das Ausmaß der Katastrophe geben und die tance Samaritan Team“ (FAST) des Arbeiter-Samariter-Bundes Kontakte zu den Krisenstäben in den einzelnen Regionen zusammen. Die ehrenamtlich tätigen FAST-Helfer kamen aus herstellen.“ In Olovo, Maglaj, Doboj und OdĻak konnte die dem gesamten Bundesgebiet. An einer Brücke über der Bosna Trinkwasserversorgung durch eigene Kräfte wiederhergestellt wurde die ASB-Trinkwasseraufbereitungsanlage aufgebaut werden. Mehrfach wurde aber auf Šamac verwiesen – in der und in Betrieb genommen. Schon bald kamen die Einwohner Kleinstadt mündet der Fluss Bosna in die Save, hier kommt von Šamac, um sich zu Fuß, mit dem Auto oder dem Traktor folglich viel Wasser zusammen. Wasser abzuholen. Der ASB stellte hierfür 10-Liter-Kanister be- reit. Zudem wurde das Wasser – auch hier in Zusammenarbeit Krisenstab nahm Hilfe dankbar an mit arche noVa – an drei weiteren Verteilstationen mitten in Das Wassersystem der Stadt ist bereits vor der Flut stark re- der Stadt ausgegeben. Nach dem Bosnien-Einsatz haben zwei paraturbedürftig gewesen, nun war es komplett zerstört. We- Helfer von arche noVa an einem ASB-Training zum Thema gen des verseuchten Leitungswassers waren die Menschen Trinkwasseraufbereitung teilgenommen, um die Kooperation auf Trinkwasser aus Flaschen angewiesen – nach Meldungen für die Zukunft weiter auszubauen. über Wucherpreise bei Flaschenwasser in den betroffenen Regionen wurden per Regierungserlass die Lebensmittel- FAST-Einsatzleiter Axel Schmidt zeigte sich von der Solidari- preise eingefroren. tät der Menschen untereinander sehr beeindruckt. „Manche Familien hier in Bosnien haben wirklich alles verloren: Ihre Der Krisenstab in Šamac nahm die von arche noVa angebo- Wohnung, die Kleidung, ihre Felder und alle Erinnerungs- tene Hilfe dankbar an – und innerhalb von nur drei Tagen stücke. Aber mitten in diesem Unglück standen sich Angehö- war ein siebenköpfiges Team aus Dresden vor Ort. Die arche- rige der verschiedenen Volksgruppen und aus verschiedenen noVa-Helfer machten sich auch sogleich an die Arbeit und Religionen gegenseitig bei. An einem Tag sind zwei junge errichteten an einer Einfallstraße ihre Trinkwasseraufberei- Männer an unsere Wasserstation gekommen – sie haben er- tungsanlage: „Dass wir aus der braunen Brühe trinkbares zählt, dass sie sich früher nicht einmal gegrüßt hätten. Aber Wasser machten, stieß zunächst auf Skepsis“, erinnert sich jetzt, wo sie diese Katastrophe zusammen überstanden hät- Sven Seifert. „Wir mussten also erstmal das Vertrauen der Be- ten, seien sie zuversichtlich, auch alltägliche Schwierigkeiten völkerung gewinnen.“ Der Bürgermeister von Šamac habe das leichter zu meistern.“ gereinigte Wasser dann auch demonstrativ getrunken. Seifert: 7
Gemeinsam schneller helfen In den Flutgebieten wurde das Bündnismotto vielfach mit Leben gefüllt Gemeinsam schneller helfen – auf dem Balkan Die Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedsorgani- TERRA TECH unterstützt bereits seit vielen Jahren unter ande- sationen wurde dadurch begünstigt, dass der Arbeiter- rem ein Förderzentrum für Kinder mit Behinderung im bosni- Samariter-Bund, CARE und „Help – Hilfe zur Selbsthilfe“ schen Maglaj. Deshalb stand für die Marburger Helfer schnell sowohl in Bosnien-Herzegowina als auch in Serbien seit fest, dass sie in Maglaj beim Aufräumen und beim Wieder- vielen Jahren Projekte betreiben und auf erfahrene lokale aufbau helfen werden. Gemeinsam mit AWO International und internationale Mitarbeiter zurückgreifen können. engagierte man sich über das vom lokalen Verein Humanost getragene Förderzentrum hinaus bei der Säuberung und Des- Andere Bündnisorganisationen, die über keine eigenen infektion von öffentlichen Gebäuden wie Schulen, der Klinik, Strukturen auf dem Balkan verfügen, konnten sich daher der Polizeistation und der Gemeindeverwaltung. Für diese bei diesen Experten wichtige Informationen zur Lage in Arbeiten wurden 13 Bautrockner, mehrere Hochdruckreiniger den Flutgebieten und zum Bedarf der Betroffenen einholen. und eine Maschine zur Herstellung von Desinfektionsmitteln Immer wieder stimmten sich die Projektmitarbeiter unter- nach Maglaj geliefert. Diese Geräte halfen vor Ort, den Aus- einander ab – vor Ort auf dem Balkan und auch in Deutsch- bruch von Seuchen vorzubeugen und den Wiederaufbau der land im Rahmen der von Aktion Deutschland Hilft einberu- lokalen Infrastruktur voranzubringen. fenen Telefonkonferenzen. Allein schon das Förderzentrum für Kinder mit Behinderung Auf vielen Ebenen kam es zu Kooperationen: So arbeiteten wies starke Schäden auf: Während der Überschwemmung war arche noVa und der ASB in Bosnien im Bereich der Trinkwasser- es vollständig geflutet. Infolgedessen mussten alle Zwischen- versorgung zusammen (siehe vorheriger Artikel), während wände herausgerissen werden. Die gesamte Inneneinrich- AWO International gemeinsam mit den Johannitern Decken, tung und das Mobiliar sowie alle therapeutischen Materialien Hygieneartikel und Babynahrung nach Serbien transportierte. wurden durch das Wasser unbrauchbar. Das Außengelände 8
Die Nothilfe der Bündnismitglieder war vielfältig und reichte von Aufräumarbeiten mit schwerem Gerät bis zur Verteilung Die Hilfe auf dem Balkan wichtiger Hilfsgüter wie Trinkwasser und Nahrung. • Ausgabe von Lebensmitteln und Trinkwasser • Bereitstellung von Medikamenten, Verbandsmaterial und Equipment • Errichtung von Trinkwasseraufbereitungsanlagen • Verteilung von Hygiene- und Reinigungsartikeln, Decken und Kleidung • Transport von Sachspenden aus Deutschland • Aufräumarbeiten • Ausgabe von Wasserentkeimungstabletten und Wasserfiltern • Verteilung von Wasserpumpen sowie Werkzeug • Psychosoziale Betreuung von traumatisierten Kindern • Sensibilisierung für die Gefahren von Minen • Unterstützung bei der Erstellung neuer Minengefahrenkarten Beteiligte Bündnispartner mit Spielplatz und Werkstattcontainer wurde verwüstet und die beiden behindertengerechten Transportfahrzeuge wurden komplett zerstört. Diese Schadensbilanz ist dramatisch, denn das Förderzentrum in Maglaj bot Menschen mit Behinderung eine sehr erfolgreiche Therapie und galt als Beispielprojekt in ganz Bosnien-Herzegowina. Im September 2014 konnte der über den Paritätischen Tagesbetrieb in behelfsmäßig hergerichteten Räumen wieder organisierte Bündnismitglieder: aufgenommen werden, danach stand der Wiederaufbau an. Zwei weitere Bündnismitglieder standen dem Verein Humanost zur Seite: arche noVa versorgte ihn mit Hochdruckreinigern und die „Freunde der Erziehungskunst“ entsendeten im Sommer 2014 ein notfallpädagogisches Team aus Deutschland, das sich in dem kleinen Bergdorf Bistrica in einer Schule und in einer Moschee Für die Betroffenen des Hochwassers traumatisierten Kindern und Jugendlichen widmete. Neben einer erhielt Aktion Deutschland Hilft Kindergartengruppe für die Kleinsten wurde Maltherapie, Be- Spenden in Höhe von wegungs- und Erlebnispädagogik sowie Eurythmie angeboten. Diese stabilisierenden Maßnahmen auf Grundlage der Waldorf- 970.000 Euro pädagogik sollen die Kinder bei der Verarbeitung traumatischer Erlebnisse unterstützen. Viele Kinder kamen aus entlegenen Dörfern, um an den Workshops teilnehmen zu können. Ihre Spende hilft! www.Aktion-Deutschland-Hilft.de/flut-balkan 9
Gemeinsam schneller helfen einsatzfall nothilfe gaza/nahost Zerstörung in Gaza „Der humanitäre Auftrag steht im Mittelpunkt“ Nuri Köseli von Islamic Relief und Aron Schuster von der Zentralwohl- fahrtsstelle der Juden in Deutschland über die Nothilfe im Nahen Osten Georgien Aktion Deutschland Hilft hat seit seiner Gründung im Jahr Türkei 2001 stets das Ziel vor Augen, einen gesamtgesellschaft- lichen Querschnitt zu repräsentieren. So gehören ADRA, die Johanniter, Malteser International und World Vision zu Syrien Iran den Bündnispartnern mit christlichem Hintergrund. Der Westjordanland ISRAEL Irak ASB und die AWO haben ihre Wurzeln in der Arbeiterbe- GAZA wegung. Das Hammer Forum und arche noVa wurden von Jordanien engagierten Bürgern gegründet. 2011 konnte das Bündnis mit Islamic Relief eine muslimische Hilfsorganisation in Ägypten Saudi Arabien seinen Reihen begrüßen – und 2014 kam die Zentralwohl- fahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST) hinzu. Ein In- terview mit dem Islamic-Relief-Pressesprecher Nuri Köseli und dem stellvertretenden ZWST-Direktor Aron Schuster. 10
IN KÜRZE 12. Juni 2014: Drei jüdische Religionsschüler werden auf dem Heimweg von ihrer Schule entführt – und Ende des Monats tot aufgefunden. Israel gibt der Palästinenserfüh- rung eine Mitschuld an dem Verbrechen. Wenig später wird in einem Waldstück bei Jerusalem die Leiche eines verschleppten 16-jährigen Palästinensers gefunden. Seine Familie beschuldigt israelische Siedler, den Jugendlichen ermordet zu haben. Im arabischen Teil Jerusalems kommt es daraufhin zu schweren Krawallen. Die Lage eskaliert wei- ter: Aus dem Gazastreifen wird das Territorium Israels mit Raketen beschossen. Israel antwortet mit Luftangriffen. Mobile Bunker in Südisrael Wenig später kommen auch Bodentruppen zum Einsatz, um die Tunnelsysteme der Hamas zu zerstören. Mindes- tens 1,8 Millionen Menschen waren von den militärischen Auseinandersetzungen betroffen, Hunderttausende Men- schen mussten im Gaza-Streifen und in Israel ihr Zuhause verlassen und flüchten; darunter viele Kinder. Am 26. Au- gust kommt es auf Vermittlung Ägyptens nach 50 Tagen Krieg zur dauerhaften Waffenruhe. Bei den Kämpfen sind über 2100 Palästinenser getötet und etwa 10.000 verletzt worden. Die israelische Seite beklagt 64 gefallene Soldaten, drei getötete Zivilisten und mehrere Hundert Verletzte. Nuri Köseli Aron Schuster Herr Köseli, Herr Schuster, die kriegerischen Auseinanderset- haltenstherapien zurück. Ziel ist es, mithilfe des Spieltreff- zungen zwischen dem israelischen Militär und dem militanten punktes ein sicheres und emotional unterstützendes Umfeld Arm der Hamas haben im Sommer 2014 zu einer humanitären zu schaffen, um Schlaf- und Angststörungen abzubauen und Katastrophe geführt. Wo genau und in welcher Form haben sich Traumata zu lindern. Ihre Organisationen für die Not leidenden Menschen engagiert? Nuri Köseli (Islamic Relief): Wir haben im Gaza-Streifen zwölf Wie kann eine Hilfsorganisation in solchen Konflikten gewähr- Krankenhäuser mit dringend benötigten Medikamenten und leisten, dass sie nicht politisch instrumentalisiert wird? medizinischem Hilfsmaterial versorgt. Darüber hinaus wur- Schuster: Die Erfahrungen zeigen, dass die Spendenbereit- den Trinkwasser, Brot, Reis, Öl sowie Kleidung, Decken und schaft bei politischen Konflikten niedriger ist als bei Natur- Matratzen verteilt – und zwar in Notunterkünften, die zum katastrophen. Wir haben uns beim Nahost-Konflikt aber be- Beispiel in Schulen eingerichtet wurden. wusst nicht am Wettrennen um die spektakulärsten Bilder Aron Schuster (ZWST): Die psychosozialen Auswirkungen und Berichterstattungen beteiligt. Gerade bei politischen solcher Konflikte auf die junge Generation können ein Leben Konflikten ist eine möglichst objektive und wertfreie Betrach- lang eine Belastung sein. Daher war und ist es unser Ziel, die tung der Situation für Hilfsorganisationen sehr wichtig. durch ständigen Raketenbeschuss traumatisierten Kinder in Köseli: Wir halten uns strikt an unseren Grundsatz, stets Neu- Südisrael zu stabilisieren, ihren Spannungszustand zu lindern tralität zu wahren. Es ist wichtig, dass man zudem offen und und späteren chronischen Problemen präventiv entgegenzu- transparent bleibt. In der Kommunikation mit allen Akteuren wirken. Im Kibbuz Kfar Aza unmittelbar an der Grenze zum muss immer klar sein, dass wir eine reine Hilfsorganisation sind. Gaza-Streifen haben wir daher einen Spieltreffpunkt einge- Schuster: Ganz genau. Zivile Opfer haben Anspruch auf huma- richtet, der den Kindern eine sichere soziale Umgebung bietet. nitäre Hilfe, unabhängig davon, auf welcher Seite. Der huma- nitäre Auftrag steht im Mittelpunkt. Diesen Leitsatz sollten In welcher Form? sich alle Beteiligten zu Herzen nehmen. Schuster: Die Kinder wurden von Sozialarbeitern, Pädagogen Köseli: Ganz egal, wie emotional das Thema ist – wir konzen- und Psychologen traumapädagogisch betreut. Das Perso- trieren uns auf die humanitären Aspekte. Um politische The- nal greift dabei auf in Israel anerkannte und bewährte Ver- men müssen sich andere kümmern. 11
Gemeinsam schneller helfen Ihre Organisationen waren in Südisrael bzw. in Gaza bereits vor der im Gaza-Streifen leiden unter Mangelernährung – daher dem Konflikt präsent. War das die entscheidende Voraussetzung klären wir an Kindergärten und Schulen zum Thema vitamin- dafür, um dort überhaupt helfen zu können – oder wäre auch reiche Ernährung auf. Außerdem versorgen wir schon immer sonst ein Zugang möglich gewesen? Krankenhäuser mit medizinischem Equipment, denn durch die Schuster: Als jüdische Organisation arbeiten wir seit vielen Sanktionen herrscht auf diesem Gebiet immer akuter Mangel. Jahren eng mit Israel zusammen, wir organisieren Rundrei- Außerdem vermitteln wir Patenschaften für Waisenkinder. sen, führen Austauschprogramme durch und kooperieren mit diversen Einrichtungen im sozialen Bereich. Diese jahrelang Mit welchen Hauptproblemen sahen Sie sich während der Not- gewachsenen Kontakte und Erfahrungen haben dazu beige- hilfephase konfrontiert? tragen, dass wir vor Ort effektiv und schnell helfen konnten. Schuster: Die Sicherheitslage an der israelischen Grenze zum Bereits in den vergangenen Jahren haben wir Kinder aus der Gaza-Streifen war und ist nach wie vor angespannt. Auch südlichen Grenzregion Israels unterstützt. Auch ohne diese nach der am 26. August 2014 offiziell vereinbarten Waffenru- lange Zusammenarbeit hätten wir helfen können, aber mit he kam es vereinzelt zu Raketeneinschlägen. Die Gefahr von zeitlicher Verzögerung. terroristischen Anschlägen besteht weiterhin. Das aufge- Köseli: Das gilt auch für uns. Letztlich war unsere Präsenz vor deckte Tunnelsystem der Hamas reichte tief in Israels Süden Ort schon sehr entscheidend dafür, dass wir sofort aktiv wer- und hat viele Bewohner verunsichert. den konnten. Köseli: Wir waren natürlich immer in Sorge um unsere vielen Mitarbeiter vor Ort. Zum Glück ist letztlich niemandem et- In welcher Form hat sich denn Islamic Relief bereits vor der Krise was passiert. Wir haben unsere Leute stets über die aktuelle in der Region engagiert? Sicherheitslage auf dem Laufenden gehalten. Ein Hauptpro- Köseli: Mit Entwicklungsprojekten in den Bereichen Einkom- blem war natürlich auch, dass niemand einschätzen konnte, menssicherung, Gesundheit, Wasser und Ernährung. Viele Kin- wie lange die Kämpfe anhalten werden. Johanniter leisten Gesundheitsversorgung Der Konflikt im Gazastreifen hatte vor allem die medizi- nische Infrastruktur in der Region schwer getroffen. Tau- sende Verletzte konnten nicht behandelt werden, da das öffentliche Gesundheitssystem vor dem Zusammenbruch stand. Viele medizinische Einrichtungen mussten auf- grund von Schäden geschlossen werden. Es fehlte an Medi- kamenten und medizinischem Material. Stromausfälle und Treibstoffmangel verschärften die Situation zusätzlich. Teams der Johanniter-Schwesterorganisation „St John Eye Hospital“ in Jerusalem waren auch in Gaza tätig. Sie hal- fen in den verschiedenen Krankenhäusern in Gaza aus, um Mitarbeiter von BASR behandeln den 15-Jährigen Patienten mit Augenverletzungen zu behandeln. Nach An- Salameh. Seit einem Raketenangriff ist er von der Hüfte gaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums an gelähmt. waren bei jedem dritten Verletzten langfristige körper- liche Beeinträchtigungen wie ein vermindertes Seh- und zu Ausbildung und Arbeit verbessern soll. BASR unterhält Hörvermögen zu erwarten. zudem ein Krankenhaus im Distrikt Bethlehem. Hier wer- Die Johanniter-Auslandshilfe hat bereits in den vergange- den jährlich bis zu 50.000 Menschen medizinisch versorgt. nen Jahren das Team des „St. John Eye Hospital“ unterstützt. Während der Kampfhandlungen in Gaza war das Kranken- Mobile medizinische Teams untersuchten und behandelten haus dafür vorgesehen, Patienten aus Gaza mit schwerwie- dabei Patienten mit Augenkrankheiten in den palästinen- genden Verletzungen zu übernehmen und zu behandeln. sischen Gebieten. Das Krankenhaus bot neben der chirurgischen auch eine Gemeinsam mit der lokalen Partnerorganisation BASR füh- rehabilitative Versorgung für die Patienten. Die Johanniter ren die Johanniter seit 2013 ein Projekt durch, das den Zu- unterstützten die Einrichtung mit Medikamenten und me- gang von Menschen mit Behinderung im Westjordanland dizinischem Verbrauchsmaterial im Wert von 40.000 Euro. 12
Die Hilfe in Gaza und Israel • Ausgabe von Lebensmitteln und Trinkwasser • Bereitstellung von Medikamenten, Verbandsmaterial und Equipment • Unterstützung von Krankenhäusern • Verteilung von Hygiene- und Haushaltsartikeln • Mobilitätshilfen für Senioren und Menschen mit Behinderung • Entsendung von mobilen Gesundheitsteams • Wiederaufbau von Häusern, Reparatur von Wohnungen • Versorgung von Binnenflüchtlingen in Notunterkünften • Psychosoziale Betreuung von traumatisierten Kindern • Errichtung von Kinderschutzzentren • Sensibilisierung für die Gefahren von explosiven Kriegsresten Beteiligte Bündnispartner Welche Rolle spielte für Ihre Organisationen während des Gaza/ Nahost-Einsatzfalls der Austausch innerhalb des Bündnisses – speziell auch mit Ihren muslimischen und jüdischen Partnern? Köseli: Wo herrscht welche Not? Wo muss in welcher Form ge- holfen werden? Um Antworten auf Fragen wie diese zu bekom- men, waren die regelmäßigen Telefonkonferenzen mit allen Mitgliedern von Aktion Deutschland Hilft – und darunter eben auch die ZWST – natürlich Gold wert. Schuster: Das kann ich nur bestätigen. Der Austausch inner- halb des Bündnisses war und ist für uns enorm wichtig. Als einziges, in Israel aktives Bündnismitglied konnten wir für die Not leidende israelische Zivilbevölkerung die Stimme erheben. Gerade als kleiner Verband hatten wir dank des gemeinsamen Spendenaufrufs die Möglichkeit, Kräfte zu bündeln und effek- tiver und umfangreicher Hilfe zu leisten. Leidtragend an kriege- rischen Auseinandersetzungen ist in erster Linie die Zivilbevöl- über den Paritätischen organisierte Bündnismitglieder: kerung – sowohl in Israel als auch im Gaza-Streifen. Vor diesem Hintergrund kann der regelmäßige Austausch mit Islamic Reli- ef sehr hilfreich sein. Köseli: Wir von Islamic Relief treffen uns auch bilateral immer wieder mit den anderen Mitgliedsorganisationen. So saßen wir zum Beispiel bereits mit den Kollegen von ADRA und Malteser Für die Notleidenden in Nahost International zusammen. Und auch mit Aron Schuster habe erhielt Aktion Deutschland Hilft ich bereits vereinbart, dass wir uns entweder bei der ZWST Spenden in Höhe von rund in Frankfurt oder bei uns in Köln treffen, um uns noch besser kennenzulernen – und auch um von der Erfahrung des jeweils 270.000 Euro anderen in der Region Nahost zu profitieren. Ihre Spende hilft! www.Aktion-Deutschland-Hilft.de/gaza 13
Gemeinsam schneller helfen einsatzfall flüchtlinge nordirak Freude heilt Freunde der Erziehungskunst helfen traumatisierten Kindern in Dohuk TÜRKEI Die „Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners“ Dohuk haben sich mit dem Bereich Notfallpädagogik ein klares Syrien iran Ziel gesetzt: Traumatisierten Kindern und Jugendlichen Westjordanland Israel irak in Kriegs- und Katastrophengebieten soll auf Grundlage Gaza der Waldorfpädagogik geholfen werden, ihre Erlebnisse Jordanien zu verarbeiten. Auch im Nordirak waren die Freunde aktiv: Vom 21. August bis zum 3. September 2014 wurde Ägypten Saudi Arabien eine notfallpädagogische Krisenintervention für etwa 1500 jesidische und christliche Kinder und Jugendliche durchgeführt, die in der Region Dohuk Zuflucht gefunden haben. Teamleiter Bernd Ruf hat die Erfah- rungen niedergeschrieben. 14
IN KÜRZE Im Norden des Irak gehen radikale Dschihadisten mit un- vorstellbarer Brutalität gegen Andersgläubige vor – wie etwa gegen Jesiden oder Christen. Zehntausende Men- schen flüchten vor den bewaffneten Gruppen, die auch vor Massenmorden, Entführungen und systematischen Vergewaltigungen nicht zurückschrecken. Seit dem Vor- marsch der Dschihadisten im Juli 2014 sind alleine im Norden des Irak rund zwei Millionen Menschen auf der Flucht vor dem Terror. Sie sind noch immer dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen. Einsatzleiter Bernd Ruf inmitten von Kindern „In der Dohuker Schule Blend treffen wir auf die siebenjährige Betreuer dem immer noch ängstlich zusammengekauerten, ver- Jasmin (alle Namen geändert) aus dem Dorf Sujar. Sie ist in störten Kind und bietet ihm Filzmaterial an, welches Jasmin in ständiger Alarmbereitschaft, leidet unter Angststörungen, ihren Handflächen langsam und verschüchtert zu einer Kugel Panikattacken und Albträumen, spielt nicht mehr und hat sich formt. Plötzlich richtet sie sich auf, ihre Körperhaltung und ihre seit ihrer Flucht sozial völlig zurückgezogen. Meist kauert Jas- Gesichtszüge sind jetzt bereits merklich entkrampft. Bald darauf min ängstlich unter einer Decke im dunklen Klassenzimmer, in lässt sich Jasmin aus den Armen der Mutter in den Kreis der an- dem sie jetzt mit ihrer Familie lebt. Sie weigert sich an unseren deren Kinder integrieren. Schließlich stellt sie sich sogar in den Aktivitäten teilzunehmen. Als einige Notfallpädagogen das Kreismittelpunkt und trägt ein Lied vor. Mit strahlendem Gesicht Zimmer auf Bitten des Onkels betreten, gerät Jasmin in Panik. kehrt sie anschließend in den Kreis zurück. Ihr Lächeln überträgt Die pädagogischen Notfallhelfer entschließen sich zum sofor- sich auch auf die anwesenden Mütter. Freude heilt. tigen Rückzug, um das Sicherheitsgefühl des Kindes in seinem Zimmer nicht weiter zu beschädigen. Traumatisierte Kinder Die Mutter wird gebeten, Jasmin behutsam herauszuführen und benötigen sichere Orte zusammen mit dem Kind den Filz-Aktivitäten der übrigen Kin- Khanke ist ein kleines Dorf am Mossul-Staudamm etwa eine der zuzusehen. Nach einer Weile nähert sich ein pädagogischer halbe Autostunde von Dohuk Richtung Seemel entfernt. Am Rand Durch Notfallpädagogik Blockaden lösen Notfallpädagogik will traumatisierten Kindern und Jugendlichen mit Methoden der Waldorfpädagogik helfen, ihre traumabedingten Erstarrungen zu lösen und ihre Erlebnisse zu verarbeiten. Durch die Aktivie- rung und Stärkung der Selbstheilungskräfte wird der Entwicklung von Trauma-Folgestörungen entgegen- gewirkt. In künstlerischen Aktivitäten können trauma- tische Erlebnisse nonverbal zum Ausdruck gebracht und verarbeitet werden. Bewegungsspiele helfen, den Schrecken, der buchstäblich in die Glieder gefahren ist und zu Erstarrungen und Bewegungsstörungen führt, zu lösen. Durch therapeutische Handarbeit oder Fin- ger- und Fadenspiele sollen dem traumabedingten Erlebnis der Hilflosigkeit die Erfahrung der Selbstwirk- samkeit und Selbstkontrolle entgegengesetzt werden. 15
Gemeinsam schneller helfen Bewegungsspiele lösen Blockaden. des Dorfes hat sich eine provisorische Notunterkunft gebildet, der Sicherheit und Geborgenheit. Ohne eine Grundsicherheit die über 5000 Flüchtlinge beherbergt. Der kurdische Kaufmann können traumatische Erfahrungen nicht überwunden werden. Ali Zdin, der gegenüber dem Camp lebt, betreibt das Lager aus eigenen Mitteln. Die Hilfe und Solidarität für die Flüchtlinge aus Erwachsene bilden Schutzraum freier Initiative einzelner Menschen ist groß. Nur so konnte bisher eine humanitäre Katastrophe einigermaßen verhindert werden. Das notfallpädagogische Kriseninterventionsteam errich- tet auf freiem Feld bei Temperaturen von etwa 45 Grad ein Wie alle Trauma-Opfer benötigen auch die etwa 2500 Flücht- offenes Kinderschutzzentrum (Child Friendly Space) für täg- lingskinder von Khanke zur Verarbeitung ihrer Traumata Orte lich bis zu 800 Kinder und Jugendliche. Der Platz wird für die Malteser International in Kurdistan Seit Sommer 2014 ist Malteser International in der Autonomen Region Kurdistan, in der Stadt Erbil und in der Region Dohuk tätig. In und um Erbil setzt sich das Bündnismitglied für eine bessere Gesundheitsversor- gung der Vertriebenen ein: Ein mobiles medizinisches Team mit Ambulanzfahrzeug sucht die Patienten auf, um sie zu untersuchen und zu behandeln. In Ainkawa, einem hauptsächlich von Christen bewohnten Stadtteil Erbils, haben die Malteser ein festes Gesundheitszentrum er- richtet. In Zakho und Kadia leiten sie in zwei Camps für Binnenflüchtlinge zwei Gesundheitszentren für insge- samt 18.000 Menschen. Insgesamt erhielten im vergan- genen Jahr rund 23.000 Patienten medizinische Hilfe. Zudem wurden zwei Vertriebenen-Lager in Ainkawa mit Medikamenten, Verbandsmaterial, Rollstühlen und Was- Flüchtlinge werden mit Medikamenten versorgt. serspendern versorgt und ein Container zur stationären Behandlung von Patienten aufgestellt. 16
Die Hilfe im Nordirak Zeit der Intervention abgegrenzt und gesäubert. Die not- und in der Türkei fallpädagogische Arbeit beginnt mit einem gemeinsamen Anfangskreis, in dem rhythmische Übungen durchgeführt, Lieder gesungen und ein Besinnungsspruch gesprochen werden. Dann folgen acht Workshops mit jeweils über 100 • Ausgabe von Lebensmitteln und Trinkwasser Kindern oder Jugendlichen. Zum Abschluss des Tages werden • Bereitstellung von Medikamenten, Verbandsmaterial die verschiedenen Gruppen dann wieder zu einem großen und Equipment Abschlusskreis zusammengeführt, der spiegelbildlich zum • Aufbau von Gesundheitszentren Anfangskreis aufgebaut und gestaltet wird. Unzählige Er- • Entsendung von mobilen Gesundheitsteams wachsene umsäumen das abgegrenzte Arbeitsfeld und bil- • Sicherstellung der Wasserversorgung den einen weiteren Schutzraum für die Aktivitäten der Kin- • Verteilung von Hygieneartikeln, Organisation der. Viele von ihnen reihen sich in die pädagogische Arbeit von Hygienekursen ein, malen oder filzen wie ihre Kinder. Auch die Eltern sind • Verteilung von Winterpaketen (Öfen, Brennmaterial, traumatisiert und benötigen Hilfe. Decken, Kleidung) • Sanierung von Schulen Die zahlreichen traumapädagogischen Maßnahmen werden • Psychosoziale Betreuung von traumatisierten Flüchtlingen auch von lokalen Helfern geleistet, die zuvor theoretische • Errichtung von Kinderschutzzentren und praktische Schulungen in Notfallpädagogik und Psycho- traumatologie erhalten haben. Das lokale Notfallteam wird Beteiligte Bündnispartner von den Freunden der Erziehungskunst Rudolf Steiners da- bei unterstützt, die notfallpädagogischen Aktivitäten in der Region Dohuk fortzuführen.“ über den Paritätischen organisierte Bündnismitglieder: Für die Flüchtlinge aus dem Nordirak erhielt Aktion Deutschland Hilft Spenden in Höhe von rund 5,5 Millionen Euro Ihre Spende hilft! www.Aktion-Deutschland-Hilft.de/nordirak 17
Gemeinsam schneller helfen Mauretanien mali senegal gambia Burkina Faso Guinea-Bissau guinea einsatzfall Elfenbeinküste sierra leone ebola in westafrika liberia Behandlung, Ausbildung, Hygiene, Aufklärung, Bestattung – die Schwerpunkte der Ebola-Hilfe Behandlung: action medeor hat Isolierstationen in Liberia errichtet Margret Gieraths-Nimene, Leiterin der Gerlib-Klinik nahe der liberianischen Hauptstadt Monrovia, arbeitet bei der Bekämpfung von Ebola eng mit dem Bündnismitglied action medeor zusammen. Das Medikamentenhilfswerk hat bislang 40 Tonnen Hilfsgüter auf den Weg gebracht und betreibt in Zusammenarbeit mit der Gerlib-Klinik eine Isolierstation mit 44 Behandlungsplätzen. Im Interview spricht Margret Margret Gieraths-Nimene leitet eine Klinik in Liberia Gieraths-Nimene über die Behandlung von Betroffenen. führte zum Tod zahlreicher Ärzte und Krankenpfleger. Aber Frau Gieraths-Nimene, was sind die klassischen Ebola-Symptome? auch zum jetzigen Zeitpunkt mangelt es noch an Material, Fieber, Erbrechen, Kopfschmerzen und Müdigkeit; im späteren obwohl die internationale Gemeinschaft viel davon lieferte. Stadium treten dann Durchfall und Husten auf, der mit Blut Generell gilt: Dem medizinischen Personal muss höchste An- durchsetzt sein kann. Bluten aus Mund und Nase sind weitere erkennung und Lob gezollt werden für seine großartige Ar- Symptome. Die Symptome können 2 bis 21 Tage nach Kontakt beit mit den Ebola-Infizierten! Dank der Schutzkleidung von mit einer infizierten Person auftreten. action medeor waren wir in der Lage, Patienten zu behandeln. In welcher Form muss das medizinische Personal zwingend Wie hat man sich die Behandlung von Ebola-Patienten ausgestattet sein? vorzustellen? Mit Schutzkleidung. Also mit Schutzanzügen, Handschuhen, Generell verfahren wir so: Am Eingang unserer Klinik erkun- Kopfbedeckungen, Gesichts- und Augenmasken und Stiefeln. digen wir uns erstmal nach dem allgemeinen Befinden neu Daran mangelte es zu Beginn der Ebola-Epidemie, und das ankommender Patienten. Nachdem der Patient seine Hände 18
IN KÜRZE gewaschen hat, wird seine Temperatur gemessen. Wird eine Als Anfang 2014 der erste Ebola-Fall in Guinea bestätigt erhöhte Temperatur festgestellt, nimmt er an einem separa- wurde, war nicht abzusehen, mit welcher Geschwindig- ten Ort Platz und erhält ein fiebersenkendes Mittel. Reagiert keit sich die Epidemie ausbreiten würde. Da Ebola bis zu er auf die Medikamente, wird der Patient behandelt. Reagiert diesem Zeitpunkt noch nie in Westafrika aufgetreten war, er nicht auf die Medikamente, wird er mit dem Krankenwagen wurden die zunächst grippeähnlichen Symptome von vie- in die Spezialklinik „ELWA II“ gebracht, wo sich auch die von len falsch eingeschätzt, wodurch sich das Virus rasch ver- action medeor errichtete Isolierstation befindet. breiten konnte. Durch die verhaltene Reaktion der Welt- gesundheitsorganisation, den Ebola-Ausbruch offiziell Wie wird dort dann weiter verfahren? als Epidemie anzuerkennen, kamen internationale Hilfs- Auf der Isolierstation wird der Patient in die Abteilung der Ver- maßnahmen nur schleppend in Gang. Bis Ende Dezember dachtsfälle stationär aufgenommen. Es werden zwei Blutana- 2014 infizierten sich mehr als 22.000 Menschen in Liberia, lysen innerhalb von fünf Tagen durchgeführt. Ist das Ergeb- Guinea und Sierra Leone mit dem hochansteckenden Vi- nis bereits nach der ersten Blutanalyse Ebola-positiv, so wird rus, über 8000 Betroffene überlebten die Infektion nicht. der Patient in die Abteilung der bestätigten Fälle überwiesen. Patienten, deren Zustand nicht stabil ist, also die brechen müssen, an Durchfall leiden, stark bluten und körperlich sehr schwach sind, verbleiben in der Isolierstation der Klinik ELWA Die jetzt ausgebildeten Kräfte schulen als Multiplikatoren II. Jene Patienten, die das Schlimmste weitgehend überstan- weiteres Personal. Die künftigen Helfer lernen den richtigen den haben, werden in die Isolierstation verlegt, die von action Umgang mit Schutzanzügen, erfahren, wie Isolierräume für medeor gemeinsam mit der Else-Kröner-Fresenius-Stiftung Verdachtsfälle aufgebaut und Ebola-Patienten sicher in besser eingerichtet wurde. Je nach Gesundheitszustand verbleibt der ausgestattete Einrichtungen verlegt werden. Gemeinsam Patient dort bis zu drei, vier Wochen oder auch länger. mit den Mitarbeitern der Gesundheitszentren werden die Hygienemaßnahmen überarbeitet und so angepasst, dass der Ausbildung: Der ASB schult Schutz der Mitarbeiter in der täglichen Arbeit deutlich verbes- sert wird. „Wir wollen das medizinische Personal der Gesund- Mitarbeiter in 30 Gesundheits- heitsstationen so gut ausbilden, dass diese sich geschützt zentren in Gambia und sicher fühlen und ihre wichtige Arbeit fortsetzen“, erklärt Die Gesundheitszentren in Gambia – dessen Nachbarland Edith Wallmeier, Leiterin der ASB-Auslandshilfe. Senegal vom Ebola-Ausbruch betroffen ist – haben im Okto- ber 2014 weder über ausreichend Schutzkleidung noch Des- Der ASB Gambia betreibt seit 2002 eine Klinik in Serrekunda. infektionsmittel verfügt. Die medizinische Ausrüstung war Sie versorgt jährlich rund 34.000 Patienten. Die Klinik des ASB mangelhaft und das Personal nicht geübt in ihrer Benutzung. Gambia ist bisher die einzige Klinik im Land, die über einen Iso- lationsraum, Schutzkleidung und geschultes Personal verfügt. Der Arbeiter-Samariter-Bund hat es sich zum Ziel gesetzt, die Mitarbeiter in 30 Gesundheitszentren in Gambia zu schulen, sie mit nötigen Schutzanzügen, Handschuhen und Desin- Hygiene: ADRA bringt fektionsmitteln auszustatten sowie mit weiteren Hilfsmaß- Desinfektionsmittel in die Region nahmen zu unterstützen. Bei humanitären Katastrophen gleich welcher Art geht es bereits in der ersten Phase der Nothilfe immer auch darum, für hygienische Verhältnisse zu sorgen. Der Ausbruch von Seuchen muss unter allen Umständen verhindert werden. Bei der Bekämpfung der Ebola-Epidemie bekommt der As- pekt Hygiene noch einmal zusätzliche Bedeutung. So schickt unter anderem das Bündnismitglied ADRA Hygiene- artikel in das Ebola-Krisengebiet, zum Beispiel nach Liberia. Dort versorgt das dortige adventistische Krankenhaus „Coo- per Memorial Hospital“ Ebola-Patienten. Allerdings fehlte der kleinen Einrichtung das nötige Equipment, um die infizierten 19
Gemeinsam schneller helfen welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt. Es soll ein Verhal- ten gefördert werden, das neue Infektionen vorbeugt. „Die Ausbreitung von Ebola muss eingedämmt werden. Es ist wichtig, dass die Menschen die Gefahren des Virus verstehen“, sagt Yawo Douvon, CARE-Länderdirektor in Mali. „CARE un- terstützt ländliche Gemeinden, um sicherzustellen, dass die Menschen Verhaltensweisen ändern, die das Infektionsrisiko erhöhen. Sie erhalten Informationen durch Menschen, denen sie vertrauen, damit Mythen über Ebola beseitigt werden.“ Personen adäquat zu behandeln. Vorhandene Kleidung und In der Elfenbeinküste hat sich Ebola noch nicht ausgebrei- Hygieneartikel boten nur unzureichenden Schutz vor dem tet, aber das Land grenzt an Guinea und Liberia, deshalb sind aggressiven Virus. ADRA unterstützte die Arbeit der Helfer vor Vorsorgemaßnahmen nötig. CARE hilft der Regierung der El- Ort – unter anderem mit Desinfektionsmitteln. Zudem errich- fenbeinküste, einen Ebola-Plan zu erstellen, und hat damit tete ADRA in Liberia über 150 Handwasch-Einrichtungen mit begonnen, Trainings für Menschen im Westen des Landes Desinfektionslösung in verschiedenen Dörfern. durchzuführen. Da die Elfenbeinküste weltweit führend in der Kakao-Produktion ist, würde der Ausbruch von Ebola die Aufklärung: CARE informiert Lebensgrundlage der Menschen bedrohen und das weltweite Kakao-Angebot maßgeblich negativ beeinflussen. in vielen Ländern über den Umgang mit Ebola CARE bildet lokale Dorf-Gesundheitsberaterinnen aus. Über dieses breite Netzwerk verteilt die Bündnisorganisation zum Beispiel in Sierra Leone und Liberia neben Hygienepaketen und Handwaschstationen Aufklärungsplakate und Broschüren. CARE arbeitet zudem eng mit Radiostationen und Zeitungen zusammen. Eingängige Slogans und Lieder sollen die wich- tigsten Schutzregeln verbreiten. Zum Schutz vor der tödlichen Epidemie ist Aufklärung in den abgelegenen, dörflichen Regionen das Wichtigste. Denn viele Menschen wissen immer noch zu wenig über die Symptome „Die Menschen der Elfenbeinküste wissen, wie verheerend und die Übertragung von Ebola. Das Ebola-Virus überträgt sich Ebola für ihr Leben und ihre Existenzgrundlage sein würde. Es zum Beispiel durch Anhusten, über Speichel, Urin und andere ist wichtig, dass wir mit Gemeinden aktiv über Ebola sprechen, Körperflüssigkeiten. Kinder, die miteinander spielen, Mütter, damit die Elfenbeinküste nicht der nächste westafrikanische die Kranke pflegen und Menschen, die keinen Zugang zu gesi- Staat wird, der von einem Ausbruch des Virus betroffen ist“, chertem, sauberem Trinkwasser oder zu Latrinen haben, sind erklärt Balla Sidibe, CARE-Länderdirektor der Elfenbeinküste. besonders gefährdet. Wer alles über die Krankheit weiß, die Symptome kennt und wichtige Hygiene-Maßnahmen einhält, Bestattung: World Vision sorgt kann sich aktiv schützen. für würdevolle und sichere Auch in Mali ist CARE aktiv, um zusammen mit der Regierung Begräbnisse in Sierra Leone und anderen Organisationen die Ausbreitung des Virus zu Ansteckungen bei der Pflege von Sterbenden und bei ritu- stoppen. In besonders gefährdeten Gemeinden des Landes ellen Beerdigungen tragen zur Ausbreitung der Ebola-Epi- fördert CARE das Hygienebewusstsein und die Bildung der demie in Westafrika bei. In Sierra Leone hat die Mitglieds- Menschen. Das Ziel ist, die Aufmerksamkeit zu stärken und organisation World Vision 30 Teams mit 275 freiwilligen das Wissen über die Krankheit zu steigern. Menschen werden Beerdigungshelfern geschult. Sie begleiten Trauergemein- darüber informiert, wie Fälle gemeldet werden müssen und den, damit sie ihre Toten würdevoll und hygienisch bestat- 20
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