Adventisten - Advent-Verlag Lüneburg
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Ausgabe Nr. 11/2018 | November | www.adventisten-heute.de | ISSN 2190-0825 adventisten Die Zeitschrift der S i e b e n t e n - Ta g s - A d v e n t i s t e n heute Generation Y Seite 7 Schläge – ein Zeichen der Hilflosigkeit Seite 18 Sich wie Paulus in die Menschen hineinversetzen Seite 22 Tod und Trauer ab Seite 8
N e u e B ü c h e r d e s A d v e n t - Ve r l a g s L ü n e b u r g Impulse für Mission und Theologie Die Gesellschaft verstehen Ottmar Wander Ich bin allen W ie lässt sich die christliche Botschaft für die alles geworden Gesellschaftliche Milieus und Menschen des 21. Jahrhunderts relevant prä- ihre Relevanz für die Mission sentieren? Die gegenwärtige Bevölkerung ist besser ca. 160 Seiten, erforscht als je eine andere zuvor. Einen sehr guten Paperback, 14 x 21 cm Beleg hierfür bieten die aufschlussreichen Studien 22,00 Euro (18,00 Euro für des Heidelberger Sinus-Instituts®. Es gruppiert die Leserkreismitglieder), Art.-Nr. 1973. Gesellschaft anhand ihrer Werteorientierung in zehn unterschiedliche Milieus und wird so zu einem nütz- lichen Hilfsmittel für jeden, der seine Mitmenschen besser verstehen möchte. * Dieses Buch behandelt u.a. diese Fragen: • Wie passt der Glaube zu den verschiedenen Le- benswelten? • Welche Milieus sind bevorzugt im Christentum * Weitere Infos wie Inhaltsverzeichnis oder Leseproben sind auf www.advent-verlag.de abrufbar. vertreten und warum? • Was sagt die Bibel zum Thema „Anpassung an andere Milieus um des Glaubens willen“? • Welche kulturellen Sprachen gibt es gegenwärtig und welche davon sollten Adventisten in der Zu- kunft sprechen können? Advent-Verlag Der QR-Code führt Smartphones direkt zur Internetseite des Buches. Lüneburg (Hg.) Prüfet aber alles … Glauben heute 2018 Theologische Impulse D 128 Seiten, ie Aufsatzsammlung Glauben heute erscheint Paperback, 14 x 21 cm jährlich mit aktuellen Beiträgen zu theologischen 10,00 Euro (8,00 Euro für und zeitbezogenen Themen. Sie hat das Ziel, Glau- Leserkreismitglieder), bens- und Wissensfragen zu vertiefen sowie theologi- Art.-Nr. 1975. sche Diskussionen zu begleiten und anzustoßen. In der aktuellen Ausgabe geht es um folgende The- * men: • Sind Siebenten-Tags-Adventisten Pazifisten? (Hol- ger Teubert) • Die Rolle Ellen Whites bei der Bibelauslegung (Denis Kaiser) • Zur Forschungsfreiheit an adventistischen Hoch- schulen (René Gehring) • Amos und die soziale Verantwortung (Timo Grebe) • Die Wirklichkeit der Wiederkunft Christi (Lothar Träder) Leserkreis- Bestellmöglichkeiten Mitglied werden • Am Büchertisch oder im Onlineshop: www.advent-verlag.de • bis zu 30 % Preisermäßigung • Tel.: 0800 2383680, Fax: 04131 9835-500 • automatische Lieferung • E-Mail: bestellen@advent-verlag.de sofort nach Erscheinen • Jahrespräsent-Buch kostenlos Advent-Verlag | www.advent-verlag.de für Leserkreis-Mitglieder www.facebook.com/adventverlag www.advent-verlag.de/leserkreis
editor ial | i nhal t Hoffnung durch Vertrauen aktuell | Report Das Telefon klingelte. Am anderen Ende der Leitung meldete sich eine Pflegerin des AWW-Seniorenheims 4 STA-Kurznachrichten / Adventistische Uelzen. Sie teilte mir mit, dass meine Mutter in der Bekenntnisschule in Nürnberg eröffnet Nacht friedlich eingeschlafen sei. Diese Nachricht 5 Aus der Arbeit des AWW-Hospiz Friedensberg / traf mich nicht unvorbereitet, ich rechnete aufgrund Videoclips und Zusatzmaterial für die Gebets- ihres Gesundheitszustandes mit ihrem baldigen Able- woche 2018 ben. Bevor sie vom Bestatter abgeholt wurde, konnte 6 Report: Impulsgeber und „digitale Kirche“ ich sie noch einmal sehen. Sie lag mit geschlossenen (70 Jahre STIMME DER HOFFNUNG) Augen in ihrem Bett und sah tatsächlich aus wie eine Schlafende. Nur die Leichenstarre und die fehlende Atmung verrieten, dass sie nicht mehr lebte. Unzählige Erinnerungen an gemeinsame Erlebnisse gingen Kolumne mir durch den Kopf. Tränen schossen in meine Augen. Aber die Trauer war durchsetzt mit Hoffnung, denn meine Mutter war im festen Glauben an ihren 7 Generation Y (Elisabeth Schoft) Erlöser Jesus Christus gestorben. Deshalb haben wir auf ihrem Grabstein den Satz eingravieren lassen: „Hier ruht Erna Lobitz bis Jesus wiederkommt“. Thema des Monats: Dieses Ereignis liegt über fünf Jahre zurück, die Trauer ist längst verflogen, Tod und Trauer doch die Erinnerung an sie lebt weiter. Und bei jedem Moment des Andenkens bin ich froh über die Hoffnung, die wir als Christen haben: Der Tod ist nicht das Ende, Jesus wird uns auferwecken, wenn er kommt. Auf seine Zusage und 8 „Schon mehr als zur Hälfte auferstanden“ seine eigene Auferstehung gründet sich diese Hoffnung. Wir hoffen, weil wir (Dietmar Päschel) Gott kindlich vertrauen, dass er sein Versprechen einlöst. Durch dieses schlich- 10 T ränen, Trost und Hoffnung (Sylvia Renz) te Vertrauen werden wir gerettet (s. auch das Thema des Monats März 2018). 12 Wohin mit meinem Schmerz? (Sylvia Renz) Und es ist ein großes Vorrecht, in diesem Vertrauen zu leben und nicht erst 14 Durch Zuhören Lasten mittragen kurz vor dem eigenen Tod oder dem eines lieben Angehörigen mal eben schnell (Interview mit Aristide Proksch, Leiter des ein paar hoffnungsvolle Worte zugesprochen zu bekommen. So kann sich die ambulanten AWW-Hospizdienstes in Berlin) Hoffnung entfalten und im Laufe der Zeit immer tiefere Wurzeln in unsere Her- zen schlagen. Sie ist nicht irgendwie esoterisch-schwammig auf eine rätselhaf- te Weiterexistenz im Jenseits ausgerichtet, sondern auf ein konkretes Ereignis Adventgemeinde aktuell (die Auferstehung) und auf eine Daseinsform, die laut biblischem Zeugnis der Unsrigen entspricht, nur unverweslich, sündlos und ewig. 15 Maranatha-Flagge zeigen / Buchevangelisten- Gleichwohl ist die seelsorgerliche Begleitung sterbender und trauernder Familientagung in Freudenstadt Menschen ein enorm wertvoller Dienst. Denn kurz vor dem Tod können auch 16 Lesermeinungen bei noch so gläubigen Menschen Ängste und Zweifel auftreten. Und Angehö- rige – seien sie gläubig oder nicht – werden stets um ihre Lieben trauern und sind gewiss dankbar für ein offenes Ohr. Die Beiträge zum Thema dieses Monats Die Novemberausgabe von Adventist World wollen dazu ermutigen und auch unsere Auferstehungshoffnung stärken. besteht aus den Lesungen zur Gebetswoche Thomas Lobitz, Chefredakteur Adventisten heute für Erwachsene und Kinder. Weil diese im tl@adventisten-heute.de deutschsprachigen Raum in zwei separaten IMPRESSUM adventisten heute | ISSN 2190-0825 Heften erscheinen, entfällt Adventist World Herausgeber: Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten (117. Jahrgang) diesmal. (Siehe auch S. 5.) Verlag: Advent-Verlag GmbH, Pulverweg 6, 21337 Lüneburg, E-Mail: info@advent-verlag.de, Internet: www.advent-verlag.de; www.facebook.com/adventverlag Redaktion: Thomas Lobitz (Chefredakteur, tl), Jessica Schultka (js), Nicole Spöhr (nsp), Daniel Wildemann (dw). Adresse: siehe Verlag; Freikirche aktuell Tel. 04131 9835-521. E-Mail: info@adventisten-heute.de, Internet: www.adventisten-heute.de 17 Das Böse – und das Schweigen der Mehrheit © MashimaraPhoto / Shutterstock.com Formatanzeigen: oKae media, Martin Haase, Postfach 100403, 51404 Bergisch Gladbach, Tel. 02204 917075, Fax 02204 917072, 18 Warum Schläge als Erziehungsmittel unnötig E-Mail: advertising@okae.org Internet: www.okae.org und schädlich sind Kleinanzeigen: Dorothee Schildt-Westphal, Tel. 04131 9835-521, Fax 04131 9835-502, E-Mail: anzeigen@adventisten-heute.de 21 Wechsel in der Geschäftsleitung im Haus Odenwald Bezug: Kostenlos bei Bezug über den Büchertisch der örtlichen 22 Sich wie Paulus in die Menschen hineinversetzen Adventgemeinde in Deutschland sowie online (zum Herunterladen, 23 1year4jesus: berufen zu verändern Speichern und Drucken) im Internet: www.adventisten-heute.de Gestaltung: Ingo Engel, München 24 Notizbrett: Termine / Gebet für missionarische Titelgestaltung: Julia Doliwa, STIMME DER HOFFNUNG Anliegen / Bibeltelefone Produktion/Druck: Thiele & Schwarz GmbH, Kassel Die Auferstehungshoffnung Spendenkonto: Freikirche der STA, IBAN: DE14 6009 0100 0227 3850 04, bezeugt, dass der Tod nicht 25 Anzeigen BIC: VOBADESSXXX, Verwendungszweck: Aheu-Finanzierung das letzte Wort hat. 30 ADRA heute adventisten heute | November 2018 | 3
a ktu e l l Na c h r ic h t e n Kurznachrichten Musisch und gesundheitsbewusst Adventistische Bekenntnisschule in Nürnberg eröffnet n Mehr Adventisten als Juden weltweit Nach Angaben des Demografen Sergio Della Per- „Bildung für heute. Wissen für morgen. Charakter für die Ewigkeit.“ Unter gola, emeritierter Professor an der Hebräischen diesem Motto startete die neu eröffnete Bekenntnisschule der Freikirche der Universität Jerusalem, beläuft sich die jüdische Siebenten-Tags-Adventisten in Nürnberg. Schulträger ist die Bayerische Ver Bevölkerung heute weltweit auf 14,7 Millionen einigung. Die Bildungsstätte ist nach Mose benannt, der nach biblischer Über- Personen. Die Kirche der Siebenten-Tags-Adven- lieferung das Volk Israel aus Ägypten führte. Die Schülerinnen und Schüler tisten, die ebenfalls den Sabbat (Samstag) als der Grundschule wurden in einem feierlichen Gottesdienst am Sabbat, den biblischen Ruhetag feiert, zählt laut David Trim, 15. September, offiziell begrüßt. Direktor des Büros für Archive, Statistiken und „Wir freuen uns, dass wir mit der Mose-Schule eine Grundschule haben, die Forschung der Weltkirchenleitung, gegenwärtig mehr als reinen Schulstoff vermittelt. Wir möchten den Kindern christliche Werte weltweit 21 Millionen erwachsen getaufte Mit- © ThH-Friedensau an die Hand geben, die sie ihr Leben lang begleiten“, so Schulleiterin Sylvia Cle- glieder, teilte CBS KULTUR INFO in Basel mit. mens. Unterrichtet würden an der Schule zwei jahrgangsübergreifende Klassen Der jüngsten Untersuchung von Professor Per- der Stufen 1/2 und 3/4. Die Bekenntnisschule folge in ihren Lehrgegenständen, gola zufolge lebt mit 6,6 Millionen die größte ihrem Aufbau und der Ausbildungsdauer dem LehrplanPlus für Grundschulen in jüdische Bevölkerungsgruppe in Israel. Im Aus- Bayern. Ein Übertritt an weiterführende Schulen sei damit gewährleistet. land gibt es 8,1 Millionen Juden, davon mit 5,7 Millionen die meisten in den USA. In Deutschland Respektvoller Umgang miteinander leben 116.000 Juden und in der Schweiz 19.000. Neben einer guten Bildungsvermittlung lege die neue Schule großen Wert auf Wie der Statistische Jahresbericht 2018 der die charakterliche, persönliche, geistige und geistliche Entwicklung der Kinder, Siebenten-Tags-Adventisten zeigt, steht Bra- betonte Sylvia Clemens. Ausgehend vom Menschenbild, das Jesus in der Bibel silien mit 1,67 Millionen Adventisten an der vorgelebt habe, würden christliche Werte wie Rücksichtnahme oder Ehrlichkeit Spitze der Mitglieder-Rangliste, gefolgt von In- ebenso vermittelt wie Toleranz und ein respektvoller Umgang miteinander. Die dien mit 1,59 Millionen, USA und Kanada mit Mose-Schule möchte darüber hinaus musische und künstlerische Fähigkeiten 1,25 Millionen, Sambia mit 1,19 Millionen und heranbilden. Ein besonderes Augenmerk auf gesundheitsbewusstes Leben in den den Philippinen mit 1,08 Millionen. Knapp an Bereichen Sport und Ernährung, aber auch nachhaltiges Handeln im verantwor- der Millionengrenze folgen die Länder Kenia tungsvollen Umgang mit Ressourcen und der Natur runden das Schulprofil ab. (979.568) und Zimbabwe (922.106). Das klei- ne ostafrikanische Binnenland Ruanda weist Beginn mit fünf Schülerinnen und Schülern 855.000 Kirchenmitglieder auf, während in der Begonnen habe die Mose-Schule dieses Schuljahr mit fünf Schülerinnen und Volksrepublik China offiziell nur rund 451.100 Schülern der jahrgangsübergreifenden Klasse 1/2, so die Schulleiterin. Im ei- Adventisten leben. Die kleinste Mitgliederzahl gens für die Schule umgebauten Zentrum der Adventgemeinde Nürnberg-Mari- verzeichnen die Pitcairninseln im Pazifik mit enberg, Kilianstraße 260, stünden Klassenräume unterschiedlicher Größe, ein 22 Adventisten. In der Schweiz leben 4.762 Ad- Werkraum sowie ein Schulgarten zur Verfügung. Im Rahmen des Gottesdienstes ventisten und in Deutschland knapp 35.000. In wurde die Schule feierlich eröffnet und die Schülerinnen und Schüler von ih- diesen Zahlen sind die ungetauften Kinder und ren beiden neuen Lehrkräften aufgenommen. APD/tl Jugendlichen nicht enthalten. (APD/tl) 1 Schulleiterin Sylvia n Schulzentrum Marienhöhe: fast Clemens stellt die fünf 30.000 Euro Spenden durch Sponsorenlauf Schüler vor, die in die Am 4. September fand der 8. Sponsorenlauf des Mose-Schule eingeschult adventistischen Schulzentrums Marienhöhe in wurden. Darmstadt statt. Wie die Schulverwaltung mit- 2 Die Schule ist im Haus teilte, konnten dadurch Spendenzusagen in Höhe der Adventgemeinde von fast 30.000 Euro „erlaufen“ werden. In die- Nürnberg-Marienberg sem Jahr sollen damit zwei Projekte für Kinder in 1 untergebracht, das Kambodscha und Rumänien unterstützt werden. entsprechend hergerich- Eine Runde betrug 800 Meter, insgesamt tet wurde. Zahlreiche wurden 5.429 Runden gelaufen. In diesem Jahr Gäste waren beim gehen die Spenden laut Schulverwaltung an ein Eröffnungsgottesdienst Waisenhaus mit Schule in Kambodscha und in anwesend, am Redner- einen kleinen Ort in Rumänien, um dort Roma- pult steht Projektleiter © Mose-Schule Kindern eine bessere Schulbildung zu ermög Christian Fischer, Fachbe- lichen. (APD/tl) reichsleiter Schulen des 2 Advent-Wohlfahrtswerks. 4 | adventisten heute | November 2018
akt uel l Nac h r i c ht en Dem Leben mehr lebenswerte Tage geben Aus der Arbeit des AWW-Hospiz Friedensberg Das Hospiz Friedensberg in Lauchhammer jede Woche einen ganzen Tag ins Haus, © Hospiz Friedensberg im Süden des Bundeslandes Brandenburg um die Gäste und ihre Angehörigen, aber war auch im letzten Jahr fast zu 100 Pro- auch das Pflegepersonal zu unterstützen zent belegt, informierte Lothar Scheel und zu begleiten. Viele von ihnen hätten (Hannover), geschäftsführender Vorsitzen- den Kontakt zur Kirche schon vor Jahr- der des Advent-Wohlfahrtswerkes (AWW) zehnten abgebrochen und ihren Glauben Im Hospiz Friedensberg erfahren die Bewohner der Freikirche der Siebenten-Tags-Adven- an einen gütigen Gott verloren, berichtet Zuwendung, Verständnis und Menschlichkeit. tisten. Die Situation der Mitarbeitenden im Scheel. Dennoch wollten sie jetzt nicht al- Haus sei stabil und die Warteliste für die lein und auf sich selbst gestellt sein. Sie Mehr Tage als anderswo Aufnahme ins Hospiz werde immer länger. erwarteten nicht Betroffenheit und Rück- Aber das Leben im Hospiz Friedensberg Wer meint, es ginge in einem Hospiz nur zug, auch keine lebensverlängernden Maß- habe auch mehr Tage als anderswo. Auf ums Sterben, der merke bei einem Besuch nahmen durch High-Tech-Medizin, sondern diesen Aspekt wiesen die beiden Ge- in Friedensberg schnell, dass es vielmehr Zuwendung, Verständnis und Menschlich- schäftsführer der Einrichtung, Georg Rem- ums Leben gehe. Nicht nur weil Sterben keit. Das helfe, das Unvermeidliche anzu- mert und Sylvia Finsterbusch, hin. Liege ein unveränderbarer Teil des Lebens sei nehmen und wecke die Hoffnung, dass mit die durchschnittliche Verweildauer in ei- und darum integriert und nicht verdrängt dem letzten Atemzug vielleicht doch nicht nem Hospiz im Bundesdurchschnitt bei und abgeschoben gehöre, sondern weil ge- alles vorbei und vergessen sein werde. Im 18 Tagen, so seien es in Lauchhammer im rade hier Menschen mit den wesentlichen Hospiz in Lauchhammer werde laut Scheel Durchschnitt 43 Tage, die Menschen hier Fragen des Lebens konfrontiert würden. „den Tagen nicht nur mehr Leben durch verbringen würden. „Mehr noch: Totkranke Etwa: Welches Fazit zieht ein Mensch an- eine hervorragende Pflege gegeben.“ und Aufgegebene leben wieder auf und ge- gesichts des nahen Endes? Was bleibt am Es sei auch „ein Haus, in dem man gern winnen Leben und Lebensqualität zurück.“ Ende und hat Bestand? Wofür lohnt es sich weilt, so merkwürdig das auch klingen zu leben?, so Scheel. mag“. Darum würden Angehörige ihre Lie- Hospizarbeit des AWW in Deutschland ben mit einem guten Gewissen nach Frie- Für die Patienten stehen in Lauchhammer Durch Zuwendung Hoffnung wecken densberg bringen, weil sie spürten, dass zehn Einzelzimmer zur Verfügung, die di- Michael Götz, Pastor der Freikirche der Sie- sie hier alles bekämen, was in den letzten rekten Zugang zum Duschbad bieten. Alle benten-Tags-Adventisten in Berlin, käme Tagen dieses Lebens noch möglich sei. Zimmer haben die Möglichkeit des Roo- ming-In für Angehörige. Ein separates An- gehörigenzimmer steht ebenfalls zur Verfü- Videoclips und Zusatzmaterial für die Gebetswoche 2018 gung. Am 29. Juni 2019 feiert das Hospiz Ob auf dem Segelboot, an verlassenen Burgruinen oder im Hafen Friedensberg sein 10-jähriges Bestehen. von Konstanz – in den Videoclips zur diesjährigen Gebetswoche, Das Advent-Wohlfahrtswerk (AWW) die vom 17. bis 24. November in allen Gemeinden Deutschlands unterhält außerdem seit 2014 das Hospiz stattfindet, führt Pastor Selim Kesmez anhand persönlicher Erfah- „Am Stadtwald“ in Uelzen mit elf Plätzen rungen durch das Thema der Gebetslesung. Es geht darum, das eigene Traditi- und seit 2006 einen ambulanten Hospiz- onsgebäude zu verlassen und die Bibel neu zu entdecken. Die Videoclips samt dienst in Berlin (s. auch S. 14). APD/tl Fragen zum Gespräch sowie weiteres Material zur Vorbereitung finden Teilnehmer auf www.gebetswoche.online. Dabei werden zahlreiche Wege aufgezeigt, um so viel wie möglich von den Themen zu profitieren. Es können ganze Gemeinden teilneh- Adventist World November = men, oder man tauscht sich in der Gebetlesungen 2018 Familie oder im Hauskreis aus. Wie bereits im Unser Anliegen ist es, dass diese Gebetswoche vergangenen Jahr 2018 Woche des Gebets und der An- entsprechen die dacht in Gemeinden und Heimen Lesungen zur wertvolle Spuren hinterlässt. Gebetswoche der Thomas Knirr, Novemberausgabe Leiter der Abteilung Gemeinde von Adventist aufbau und Evangelisation Die Welt World, die des- in Baden-Württemberg halb nicht diesem erreichen Treue dem Wort Gottes gegenüber Adventisten heute Bei den Dreharbeiten zu den beigefügt ist. Im Dezember erscheint Videoclips. Adventist World wieder in gewohnter Weise. adventisten heute | November 2018 | 5
Re po r t Impulsgeber und „digitale Kirche“ 70 Jahre (STIMME DER) HOFFNUNG Das Jubiläumsmotto „70 Jahre Hoff- Erfolgsgeschichte zurück. Als ältester pri- nung – Meine Zeit in deinen Händen“ vater christlicher Radiosender in Deutsch- scheint während der Veranstaltung immer land wurde sie 1948 von Max Busch in Ber- wieder durch, vor allem in der dreiminü- lin-Zehlendorf gegründet. Im gleichen Jahr tigen Festansprache von Brad Thorp, dem startete auch die Bibel-Korrespondenzschu- langjährigen, ehemaligen Leiter von Hope le (heute Hope Bibelstudien-Institut). 1959 Channel International. Dessen gegenwär- erfolgte der Umzug nach Darmstadt – dort tiger Leiter, Derek Morris, bescheinigt produzierte man die Radiosendungen in © Tobias Klepp dem deutschen Medienzentrum unter zu Studios umgebauten Wohnungen – und Bezugnahme auf das Gleichnis von den 2006 wurde das neugebaute Medienzentrum anvertrauten Pfunden ein „well done“ in Alsbach-Hähnlein bezogen (offizielle Kein Geburtstag ohne Torte, die ehemaligen (gut gemacht)! Mário Brito, Präsident der Einweihung 2007). 1964 kam die Blinden- Leiter der STIMME DER HOFFNUNG schneiden Intereuropäischen Division, erinnert da hörbücherei dazu. Im Jahr 2006 begann das sie an: Heinz Hopf, Arno Patzke, Günther ran, dass Hoffnung „nicht Wunschdenken, 24-Stunden-Hope Channel Radio, drei Jah- Machel, Matthias Müller (v. li). sondern harte Arbeit“ sei. Die beiden Ver- re später startete der Fernsehkanal Hope bandspräsidenten Werner Dullinger (SDV) Channel TV. Das Programmheft hat derzeit K laus Popa stutzt kurz während seiner und Johannes Naether (NDV) bezeichnen eine Auflage von 35.000, der Empfang der Moderation. Gerade ist eine Kame- die STIMME DER HOFFNUNG als einen Im- Programme ist über Kabel (in einigen Bun- ra ausgefallen. Die Aufnahme wird pulsgeber und verweisen auf damalige desländern), Satellit und Internet möglich. unterbrochen, Produktionsleiterin Naila kircheninterne kontroverse Diskussionen Mittlerweile ist die Marke „Hope“ in- Warning erklärt dem Publikum, was gerade über die Notwendigkeit des Neubaus. Ro- nerhalb und außerhalb der Freikirche zum passiert ist und bittet um etwas Geduld, bert Fischer, Leiter der Fernsehprodukti- Begriff geworden. So gibt es einen Hope bis die Ersatzkamera herbeigeschafft ist. on bei ERF Medien in Wetzlar, überbringt Sabbat, zu dem alle Zuschauer eingeladen Kurzes Durchatmen, dann geht es weiter. ebenfalls Grußworte und freut sich auf die sind, er findet in unregelmäßigen Abstän- Es ist der 14. September 2018, wir befin- weitere gute Zusammenarbeit der Sender. den in ausgewählten Adventgemeinden den uns mitten im Festakt zum 70-jährigen Am Nachmittag gibt der Kammerchor statt. Das Hope Camp ist eine Ferienwoche Jubiläum der STIMME DER HOFFNUNG, des und das Kammerorchester des Schulzent- mit Zeltlageratmosphäre für alle Interes- adventistischen Medienzentrums, das den rums Marienhöhe ein Konzert mit Werken sierten und durch ein Hope Center haben Hope Channel deutsch betreibt und dazu von Bach, Vivaldi, Mendelssohn-Bartholdy, Adventgemeinden die Chance, ihre An- viele weitere Dienste anbietet. Geschäfts- Schubert, Haydn, Pachelbel und Rutter. gebote für Menschen in ihrer Umgebung führer Klaus Popa führt durch das Vormit- Zwischendurch bleibt für die Gäste (Kir- attraktiver zu transportieren und neue zu tagsprogramm, das im Wesentlichen aus ei- chenleiter, Vertreter adventistischer Insti- entwickeln (siehe Oktoberausgabe, S. 20). nem geschichtlichen Rückblick, Interviews tutionen, Mitarbeiter und deren Angehö- Und so ist die STIMME DER HOFFNUNG mit ehemaligen Leitern und Grußworten rige und Interessierte) genügend Zeit zum im Laufe der 70 Jahre ihres Bestehens so von Persönlichkeiten aus der Freikirche Plaudern, Fachsimpeln und Kennenlernen. etwas wie eine „digitale Kirche“ (Johannes besteht. Und es kommen Menschen zu Naether) geworden, die den „analogen Ge- Wort, deren Leben sich durch Sendungen Eine Erfolgsgeschichte meinden“ hilft, ihren Verkündigungsauf- der STIMME DER HOFFNUNG verändert hat, Die STIMME DER HOFFNUNG – das lässt sich trag wirksamer zu erfüllen. weil es ihnen half, zu Christus zu finden. ohne Übertreibung sagen – blickt auf eine Thomas Lobitz 1 Die Festansprache hielt Brad Thorp, ehema- liger Leiter des Hope Channels International. 2 Derek Morris, Leiter des Hope Channels © Tobias Klepp International, bei seinem Grußwort. 3 Klaus Popa, aktueller Leiter der STIMME 1 2 3 DER HOFFNUNG, führte durch den Festakt. 6 | adventisten heute | November 2018
Ko l u m n e Generation Y Wie wir glauben, lieben, hoffen D ie Generation Y– dazu gehöre ich. Man nennt zu ächten, was mir nicht entspricht“, mich und alle, die zwischen 1980 und 1999 schreiben Leitlein und Schwenkenbe- geboren wurden, auch „Millennials“, „Gene- cher. Diesen Mut müssen wir alle auf- ration Me“ oder die „Jahrtausender“. Uns wird oft bringen: Die Generation Y, die sich nachgesagt, Selbstverwirklichung, flexible Arbeits- unverstanden fühlt und die anderen Ge- zeiten und eine ausgewogene Work-Life-Balance nerationen, denen es ebenso geht. Wir wären uns wichtig. Viele von uns reisen in die wollen dabei sein, wenn Kirche gebaut entlegensten Winkel der Erde, immer auf der Jagd wird. Wir wollen unseren Teil dazu bei- nach dem nächsten Instagram-Hotspot oder Insta- tragen. Wir wollen gehört werden. Wir Fame. Hunderte von Frauen mit knalligen Jacken, wollen kritische Fragen stellen dürfen die vor einem Wasserfall in Island, den Dolomiten und in der Kirche einen sicheren Raum oder den Reisfeldern Balis stehen und in die Fer- dafür haben. Wir Frauen wollen unseren ne starren (wahlweise auch auf einen See oder Platz in der Gemeinde jenseits von Kü- © Toa Heftiba – unsplash.com das Meer). che und Kinderstunde finden. Wir sind Wir wollen flexibel arbeiten, am liebsten von engagiert für unsere Gemeinde, und die überall aus. Wir sind digitale Nomaden. „Wir wa- Menschen darin liegen uns genauso am chen morgens mit dem Smartphone in der Hand Herzen, wie jene, die nie einen Fuß in auf und schlafen abends damit ein“, so beschrei- das Gemeindehaus setzen würden. Wir ben uns Hannes Leitlein und Stephanie Schwen- wollen Glauben so leben und feiern, wie kenbecher, selbst Teil der Generation Y. Sie haben er uns entspricht. ein Buch darüber geschrieben, wie wir lieben, glau- 15 Jahre lang haben wir das mit der adventis- Den Millenials wird ben und hoffen (Generation Y, erschienen im Neu- tischen Jugendzeitschrift Youngsta versucht (siehe nachgesagt, sie schätzten kirchener Verlag). Sie kommen zum dem Schluss: Oktoberausgabe, S. 6). Wir haben kritische Themen Flexibilität, reisten gern um Die Generation Y und die gängigen Vorstellungen angesprochen und dabei immer gehofft, einen Dia den Globus und seien in der darüber gibt es nicht. log darüber zu eröffnen. Seit der ersten Ausgabe digitalen Welt zu Hause. Das hat auch die Vermächtnisstudie der ZEIT fielen die Reaktionen nicht immer so aus, wie er- 2016 festgestellt. Die Autoren finden nicht nur tref- hofft. 15 Jahre lang haben sich einige der adven- fende Worte, um zu beschreiben, was uns geprägt tischen Millennials durch Schreiben einen Raum hat und uns in allen Facetten ausmacht, sondern geschaffen, der diese Fragen aushält. Wir sind auch, wie wir die Kirche prägen. Denn fest steht: dankbar, dass die Kirche dieses Projekt unterstützt „Mit uns wird sich die Kirche verändern, wie mit je- hat. Wir sind dankbar für diesen Kanal, der es uns der anderen Generation davor.“ Das ist der Konflikt, ermöglichte, die Fragen unserer Generation und die den wir in manchen Gemeinden offen austragen Suche nach zufriedenstellenden Antworten auszu- können, und der viel zu oft totgeschwiegen wird. drücken. Wir waren angetreten, die inneradventis- Manche Gemeinden halten die kritischen Fragen tischen Mauern einzureißen. Manchmal ist es uns ihrer Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus gelungen – manchmal leider nicht. Auch, wenn wir und wagen den offenen Dialog. Manche fertigen sie das Projekt Youngsta schweren Herzens beenden – Elisabeth Schoft mit Bibelstellen ab, die für den jeweiligen Kontext wir Millenials bleiben mutig, herausfordernd und arbeitet im Verlagswesen zusammengebogen werden. Dabei wünschen wir engagiert. Lasst uns gemeinsam die Art von Kirche (Marketing und Presse) uns nur eins: einen Austausch auf Augenhöhe. Wir bauen, die uns allen eine Heimat gibt. ■ und kann dort dafür wünschen uns Einheit in Vielfalt. Wir wünschen sorgen, dass gute und uns Nachmittagsgottesdienste, einen guten Mix aus geistliche Inhalte gelesen Musik für Jung und Alt, gemeinsam gelebten und werden. Elf Jahre lang war geteilten Glauben. sie Redaktionsmitglied „Es braucht Mut nebeneinander zu stehen, wert- von Youngsta, davon sechs frei zu bleiben, nicht zu richten und das nicht Jahre als Chefredakteurin. adventisten heute | November 2018 | 7
T he m a d e s M o na ts „Schon mehr als zur Hälfte auferstanden“ Lebenshoffnung trotz Tod und Trauer M it 22 Jahren schrieb der Vikar Dietrich ist immer bös.“ Eine ausweichende Antwort wäre Bonhoeffer einem Freund von einem „ganz für den Jungen ein klares Nein gewesen. Schließ- einzigartigen seelsorgerlichen Fall“1: Ein lich fand Bonhoeffer eine spontane Antwort: „Sieh Junge, etwa zehn Jahre alt, war zu ihm gekom- mal, Gott hat den Menschen gemacht und auch die men. Sonst war der Junge ganz fröhlich, aber heu- Tiere, und hat die Tiere gewiss auch lieb; und ich te unglaublich traurig. Er weinte, weil „Herr Wolf“ glaube, es ist bei Gott so, dass sich alles, was sich gestorben sei. „Herr Wolf?“, fragte Bonhoeffer. Der lieb gehabt hat auf der Erde, wirklich lieb gehabt Junge erzählte, dass „Herr Wolf“ sein Schäferhund hat, dass das bei Gott auch zusammen bleibt, denn gewesen sei. Sie seien unzertrennlich gewesen. liebhaben ist ein Stück von Gott; wie das geschieht, Doch vor einer Woche sei „Herr Wolf“ plötzlich er- das wissen wir freilich nicht.“ Die Auferstehung Christi krankt und gerade eben gestorben. Sofort wurde der Junge überglücklich. Er weinte ist der Grund unserer Bonhoeffer schrieb: „Dann ist er plötzlich ganz nicht mehr, sondern war sicher, „Herrn Wolf“ wie- Hoffnung. still mit seinem herzzerreißenden Weinen, und derzusehen. „Dann werden wir wieder spielen“, rief sagt: ‚aber ich weiß ja, er. Noch mehrmals betonte Bonhoeffer, dass man der ist ja gar nicht tot.‘“ das gar nicht so genau sagen könne. Aber der Jun- In kindlichem Glauben ge hatte eine Hoffnung: Gott liebt. Wer in seiner meinte der Junge, dass Liebe bleibt, lebt. „Herr Wolf“ nun im Die 90 Jahre alte Geschichte mag auf uns nied- Himmel und dort fröh- lich wirken. Aber für den Jungen war es so ernst lich sein müsse. Aber wie für uns, wenn uns Tod und Trauer treffen. Was ganz sicher war er sich können wir hoffen? Worauf können wir uns verlas- nicht. Schuld sei die sen? Als Bonhoeffer danach gefragt wurde, musste Religionslehrerin. Denn er eingestehen: „Da steht man, der man ‚Bescheid sie habe gemeint, dass wissen‘ soll, ganz klein daneben.“ Wir spüren, wie man nicht so genau sa- machtlos wir sind. Erlerntes Wissen hilft nicht wei- gen könne, wie das im ter. Informationen trösten nicht. Die christliche Himmel sei. Zweifel und Hoffnung zeigt auf Gott – und führt von der ei- Hoffnung rissen den genen Machtlosigkeit weg. Er ist das Ziel unserer Jungen hin und her. Hoffnung. Nun fragte er den Ge- meindevikar Bonhoef- Wir atmen das Leben Gottes fer: „Sagen Sie mir doch Paulus bekennt: Gott ist der, „der allein Unsterb- jetzt, werde ich ‚Herrn lichkeit hat“ (1 Tim 6,16). Lebendigkeit kommt Wolf‘ mal wiedersehen? von Gott. Das Alte Testament beschreibt, dass Gott Der ist doch ganz ge- seinen Lebensatem in den Menschen bläst (1 Mo wiss im Himmel?“ 2,7; Hi 33,4; Ps 104,30). Solang der Mensch atmet, lebt er. Doch er kann den Atem nicht festhalten. Was wissen wir Er muss ein- und ausatmen. Jeder neue Atemzug wirklich? zeigt: Der Mensch ist angewiesen, dass ihm Leben Im ersten Moment geschenkt wird. Gott schenkt es mit jedem Atem- © Keem Ibarra – unsplash.com wusste Bonhoeffer kei- zug. Darum ruft der Psalmist: „Alles, was atmet, ne Antwort. „Da stand lobe den Herrn!“ (Ps 150,6) ich da und sollte ant- worten: ja oder nein. Da Die Toten loben Gott nicht war einer, der Bescheid Und doch bleibt das Leben begrenzt. Der Lebens- wissen wollte, und das atem ist nur ein „Hauch“ (Jes 22,2). „Nimmst du 8 | adventisten heute | November 2018
Tod und Tr a u e r ihnen den Atem, so schwinden sie hin und kehren Hoffnungsbilder vor Augen zurück zum Staub.“ (Ps 104,29). Der Tod ist bit- Wie genau können wir darüber „Bescheid wissen“? terernst. Gibt es jenseits der Lebensgrenze etwas Wir stoßen schnell an unsere Grenzen. Der Glau- zu hoffen? Die biblischen Autoren waren davon be erklärt nicht bis ins Letzte. Sondern er schenkt nicht zu allen Zeiten überzeugt. „Wirst du an den eine Hoffnung, die trägt. Bilder vermitteln uns Toten Wunder tun, oder werden die Verstorbenen das besser als Erklärungen. Die Offenbarung des aufstehen und dir danken?“ So fragt der Psalmist Johannes endet mit einem großartigen Bild. Eine flehentlich – und der Leser hört bei der Formulie- neue Stadt, das neue Jerusalem, kommt vom Him- rung schon die Antwort mit, die an anderer Stel- mel herab, „von Gott“. Dort wird „Gott mit ihnen“, le ausgesprochen wird: „Die Toten werden dich, mit den Völkern, leben. Keine Tränen und kein Tod HERR, nicht loben, keiner, der hinunterfährt in die wird es mehr geben. Denn die Gemeinschaft mit Stille“ (Ps 115,17). Der Tod ist das „Reich des Ver- Gott ist vollkommen. Das ist das ewige Leben. gessens“ (Ps 88,13). „Die in die Grube fahren, war- Auch Martin Luther malte seinen Predigthörern ten nicht auf deine Treue“ (Jes 38,18). Selbst Gott, ein anschauliches Bild vor Augen.2 Er erinnerte, so nimmt der Psalmist an, wird die Verstorbenen dass Christus das Haupt der Gemeinde ist (Eph vergessen (Ps 88,6). Diese Gebetstexte klagen Gott 4,15; 5,23). Die Glaubenden bilden seinen Leib (1 schonungslos die eigene Hilflosigkeit. Sie bringen Kor 12,12ff). Nun ist Christus, das Haupt des Lei- den tiefen Schmerz vor Gott. Und Gott weicht die- bes, bereits auferstanden. Bei ihm ist die Auferste- ser Klage nicht aus. hung schon Wirklichkeit. Er hat den Tod ein für alle Doch daneben wächst im Alten Testament eine Mal hinter sich gelassen. Hoffnung: „Tote werden nicht lebendig, … aber Und die Glaubenden als die Glieder seines Lei- deine Toten werden leben.“ (Jes 26,14.19) Gott ist bes? „Der Körper hängt aneinander“, überlegte Lu- größer als alles, was es gibt. Darum gibt es keinen ther. Wenn Christus aus dem Tod herausgekommen Ort, an dem Gott nicht gegenwärtig wäre: „Bettete ist, müssen seine Glieder folgen. Anders geht es ich mich bei den Toten, siehe, so bist du auch da.“ nicht. Deshalb, so schlussfolgerte Luther, ist „unse- (Ps 139,8) Es bleibt dabei, dass es keinen Kern im re Auferstehung freilich schon mehr als zur Hälfte Menschen gibt, der Unsterblichkeit besitzt. Der Tod geschehen, weil unser Haupt da ist“. Und was ist bricht alle Lebensbeziehungen ab. Aber weil Gott mit denen, die verstorben sind? Sie sind „‚Schla- trotz des Todes da ist, knüpft er eine neue Bezie- fende‘, denn sie sind mehr als zur Hälfte lebendig: hung. So gibt es etwas zu hoffen. Neues Leben ent- Weil ihr Haupt auferstanden ist, ist der übrige Teil steht, weil Gott am Menschen festhält. Das ist die Schlaf.“ Für Luther war es der Trost, dass Chris- Rettung aus dem Tod. Punktuell führt das im Alten tus auf der Seite des Lebens steht. „Unser Erstling Testament zu der Erwartung, dass die Toten aufer- steht oben, meine angefangene Auferstehung, ich stehen (Dan 12,2; 2 Makk 7,9). habe es nur noch auszurichten und zu schlafen.“ Menschen von diesem Schlaf aufzuwecken, ist für Christus ist das Leben Christus eine Leichtigkeit. „Wenn die Posaune er- Im Neuen Testament hat die Hoffnung einen kon- schallt“, war sich Luther sicher, „werden die Toten kreten Namen: Jesus Christus. Er personifiziert das leichter hervorgehen, als ich zustande bringe, ei- Leben, das aus Gott kommt: „Ich bin die Auferste- nen Schlafenden angenehm aufzuwecken.“3 hung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird le- Für uns ist der Tod ernst. Für Gott ist er harmlos ben, auch wenn er stirbt.“ (Joh 11,25) Diesem neu- wie ein Schlaf. Wir dürfen hoffen, in einen neuen en Leben kann der Tod nichts anhaben. Es kommt Morgen zu erwachen – begrüßt von dem freundli- nicht durch einen Zauberspruch oder durch eine chen Angesicht Gottes. ■ magische Substanz zustande. Sondern das neue Le- 1 Brief an Walter Dress vom 1. September 1928, in: Dietrich Bonhoeffer Werke, ben besteht darin, dass Menschen mit dem allein Band 17, S. 81–84. unsterblichen Gott verbunden sind. Das passiert im 2 Predigt zu 1 Kor 15,20ff vom 13. Oktober 1532, in: Martin Luther: Werke, Bonner Ausgabe, Bd. 7, S. 296-300. Glauben an Christus. Gottes Leben fließt wie le- 3 Zur Sicht des Reformators siehe auch: Dietmar Päschel, „Vergewisserung des bendig machendes Wasser auf den Menschen über Heils im Gewahrwerden des Sterbens. Luthers Lehre vom Todesschlaf und sein Ratschlag vom dreifachen Bild Christi“, in: Martin Luther als praktischer und macht ihn neu (Joh 4,10ff). Das heißt nicht, Theologe, hg. v. Peter Zimmerling, Wolfgang Ratzmann und Armin Kohnle, dass im Menschen eine Unsterblichkeit heranreift, Evangelische Verlagsanstalt Leipzig, 2017, S. 339–350. Dietmar Päschel sondern im Glauben an Christus erleben Men- Pastor in Berlin. Er schen, wie Gott in ihnen lebendig ist. Sie erfah- will, dass Theologie im ren, „dass ich (Christus) in meinem Vater bin und realen Leben relevant ihr in mir und ich in euch“ (Joh 14,20). Deshalb ist, genießt Orgelmusik gilt: „Ich lebe, und ihr sollt auch leben!“ (V. 19) von Iver Kleive und Die Auferstehung Christi ist das Vorbild für unsere mag die Vielfalt der Auferstehung. Bundeshauptstadt. adventisten heute | November 2018 | 9
T he m a d e s M o na ts Tränen, Trost und Hoffnung Trauer als Weg zur Heilung I m Weinen kommen all meine unruhigen Gedan- nötig geistige Energie und stürzt in eine Spirale des ken zur Ruhe. Denn weinend bin ich nicht im Zweifels. Vielleicht wird sie uns eines Tages von Gott Kopf, in dem ich nie Ruhe finden würde, sondern persönlich beantwortet? So beschlossen wir – mein im Herzen, das in den Tränen seinen inneren Frie- Mann Werner und ich – Gott weiterhin zu vertrauen, den findet, weil es sich äußern darf. (Anselm Grün) genau wie Hiob. Er ist kompetent, er ist souverän, Wenn der Tod uns einen geliebten Menschen er hat alles im „Griff“. Gott weiterhin vertrauen. Gott entreißt, sind wir entsetzt und schockiert. Wir wol- war immer gut zu uns gewesen und wir weigerten len den Verlust nicht wahrhaben. Doch die Wirk- uns ganz bewusst, ihn anzuklagen. Denn das steht lichkeit lässt sich auf Dauer nicht leugnen. uns nicht zu. „Jaja“, sagen die anderen, „warte nur ab, die Stattdessen konzentrierten wir uns darauf, unse- Zeit heilt alle Wunden.“ Aber das stimmt nicht. Im rer leidenden Tochter die letzten Wochen und Tage Gegenteil, die Zeit ist die Wunde! Denn sobald der so angenehm wie möglich zu machen. Wir fanden ein erste Schock abklingt, wird uns klar: Wir müssen gutes Hospiz in der Nähe, denn sie wollte nicht in jetzt ohne den geliebten Menschen weiterleben! unserer Wohnung sterben. „Du würdest sonst immer einen Stich kriegen, wenn du in mein Zimmer gehst“, Der Tod meiner jüngsten Tochter sagte sie. Im Hospiz wurde sie liebevoll gepflegt und Als unsere jüngste Tochter an Krebs erkrankte, erlebte noch ein kleines bisschen Selbständigkeit, stürzte mich diese Diagnose in einen Strudel ver- denn sie wurde dort – anders als bei den jahrelangen wirrender Emotionen. Hin- und hergerissen zwi- Klinik-Aufenthalten – wie ein Gast behandelt. Wir schen Hoffnung und Verzweiflung, gemartert von konnten jederzeit bei ihr sein, wenn sie das wünsch- Schuldgefühlen („hätten wir doch …“ „wären wir te, und sie konnte sich mit Freundinnen und Ver- nur …“) und von bitteren Anklagen gegen herzlose wandten treffen, wann immer es möglich war. Ärzte, denen die medizinische Forschung wichtiger Sie redete sehr offen über das Sterben und or- war, als die Heilung eines Menschen, mussten wir ganisierte ihre „Abschiedsfeier“: „Spart am Sarg, uns schließlich der Realität stellen: Berit-Sonja war aber nicht am Kuchen!“, ordnete sie an. Und sie unheilbar krank und würde schon bald sterben. Das wollte gern im Familiengrab bestattet werden, wo konnte kein Mensch ändern. Natürlich drängen schon eine ganze Reihe von verstorbenen Verwand- sich sofort die berühmt-berüchtigten Warum-Fra- ten meines Mannes lagen: „Wer liegt denn dort al- gen auf. Das liegt nahe, denn wir vertrauten einem les? Was? Elf Leute? Boah, das ist ja eine richtige „Du bist nicht mehr da, liebevollen und allmächtigen Gott. Wieso hatte er WG! Gibt das ein Gedränge bei der Auferstehung!“ aber ich lebe weiter …“ diese Tragödie nicht verhindert? Ihr schwarzer Humor brachte eine leichte, fröhliche In dieser Zeit hatte Note in das beklemmende Thema Tod. ich mich intensiv mit Ich dachte eigentlich, dass ich mich im Laufe dem alttestamentlichen dieser Monate gut auf ihr Sterben vorbereitet hat- Buch Hiob auseinander- te. Doch als sie dann in unseren Armen ihre letzten gesetzt. Das innere Rin- Atemzüge tat und ihre Augen brachen, durchzuck- gen dieses Mannes hatte te mich ein so heftiger Schmerz, dass ich dachte, er mich tief bewegt und würde mich zerreißen! Ich ahnte: Er wird mich für mit hineingenommen in lange Zeit begleiten. seinen Schmerz und sei- Die Trauer katapultierte mich in ein völlig ande- © Aaron Burden – unsplash.com ne Verzweiflung. Beim res „Leben“. Ich fühlte mich wie auf einer mühsa- Bibelstudium wurde mir men Wanderung durch ein enges Tal. Der Weg war klar: Die Frage nach dem steinig und steil, und ich wusste nicht, wohin mich Warum bringt uns Gott mein Trauerweg führen würde. Aber ich spürte: „Da nicht näher. Im Gegen- muss ich durch!“ Denn eines war mir klar: Wenn ich teil! Sie verbraucht un- meine Trauer ignoriere oder verdränge, dann bricht 10 | adventisten heute | November 2018
Tod und Tr a u e r sie an anderer Stelle umso intensiver hervor und Menschen, der ihm den Rücken kehrt. Und er will macht mich krank. den Tod nicht! Ich durchlebte eine längere Phase der inne- Stationen der Trauer ren Erschöpfung, fühlte mich unendlich müde, Ich erlebte auf meinem Trauerweg verschiedene wollte am liebsten mit keinem reden, niemanden „Stationen“, die unterschiedlich lange dauerten. sehen oder hören. Und gleichzeitig sehnte ich Manchmal hatte ich den Eindruck, im Kreis gewan- mich so sehr nach Wärme, nach Nähe, nach einer dert zu sein, weil ich wieder auf Gedankenplätzen Umarmung: landete, die ich schon weit hinter mir wähnte. 2. „Lass mich in Ruhe … hilf mir doch!“ Die erste „Station“, die fast jeder durchlebt, der In dieser Phase der Trauer zerbrechen viele Ehen, einen schweren Verlust erleidet, heißt Schock und denn jeder erwartet vom Partner den Trost, den Leugnung: doch auch er verzweifelt sucht. Mir hat es sehr 1. „Das kann doch nicht wahr sein!“ geholfen, dass die Arbeitskollegen in der STIMME Ich ertrug diese Schwere nicht, ich wollte es nicht DER HOFFNUNG und in meiner Alsbacher Gemeinde glauben, weil ich ahnte: das ist grauenhaft! (Diese immer wieder verständnisvoll zuhörten, wenn ich Phase kann bei jedem unterschiedlich lang dauern, über meine Trauer sprechen wollte. Denn wir Trau- doch irgendwann können wir die Realität nicht mehr ernden brauchen das so nötig: leugnen.) Da regt sich Zorn in uns. Wir sind empört: 3. „Wer hört mir zu?“ 2. „Das ist so unfair!“ Nach einiger Zeit – nach Wochen, Monaten? – reg- Viele Trauernde empfinden Wut und fühlen sich als te sich in mir eine neue Angst. Berit entglitt mir hilfloses Opfer des „Schicksals“. Auch Gläubige sind irgendwie. Wie klang ihre Stimme? Wie waren ihre gegen solche Gedanken nicht immun: „Warum hast Augen? Wie fühlte es sich an, sie im Arm zu hal- du das zugelassen, Gott?“ Von der Frage nach dem ten, mit ihr zu lachen – ja, und auch mit ihr zu Warum ist es nicht weit zur Anklage: streiten? 3. „Wer ist schuld?“ 4. „Ich will dich nicht vergessen!“ Ein sachliches Prüfen der Ursachen und Umstände Mir war es ein Trost zu erkennen, dass diese „Pha- mag hilfreich sein. Doch wer an einen allwissenden, se“ für die Trauer typisch ist, denn unsere Seele allmächtigen und zugleich liebevollen Vater im Him- hat von Gott die Fähigkeit bekommen, sich an neue mel glaubt, dem drängt sich vielleicht der Vorwurf Situationen anzupassen und das Alte loszulassen. auf: „Gott, du hättest das doch verhindern können!“ Aber war ich dazu schon bereit? Gleichzeitig werden wir in der Trauer von Selbst- Mir halfen einige Trauer-Rituale. Die Fotos be- vorwürfen gequält, und das macht unser Elend trachten, Filme vom Verstorbenen ansehen, Orte doppelt bitter. Allerdings katapultieren Anklagen, besuchen, an denen wir miteinander fröhlich wa- Schuldgefühle und Zorn in die Sackgasse und blo- ren. Viele Trauernde brauchen ein Grab, das sie re- ckieren unsere innere Heilung. Sie führen uns in gelmäßig besuchen können, denn: die Isolation und verwandeln uns in grantige, übel- 5. „Meine Trauer braucht ein Zuhause.“ launige Zeitgenossen – wer will mit so einem gern Wir Menschen sind unterschiedlich, und jeder trau- Zeit verbringen? Sobald wir dem Zorn und der An- ert auf seine Weise. Keiner weiß, wie lange sein klage in uns Raum geben, schneiden wir uns vom ganz persönlicher „Trauerweg“ dauern wird. Nach Heiligen Geist ab, der einzigen wahren Trostquelle. meiner Erfahrung, die von anderen „verwaisten El- Irgendwann spürte ich, dass ich all diese Selbstvor- tern“ bestätigt wurde, war das zweite Trauerjahr würfe und Anklagen ganz bewusst an Gott abgeben noch schmerzhafter als das erste. Erst im dritten muss. Ich muss anderen vergeben, auch mir selbst, Jahr nach Berit-Sonjas Tod veränderte sich der und sogar – Gott! Ja, ich muss damit aufhören, ihn Schmerz, war nicht mehr so „spitz“ und „scharf“, anzuklagen. Anklagen, das ist Satans Job. Viele eher dumpf und leichter zu ertragen. Trauernde fragen sich verzweifelt: Und seither ist der Weg immer leichter gewor- 4. „Wo bist du jetzt?“ den. Ich habe heute das Gefühl, als wäre mir unsere Wer diese Frage nach dem Zustand der Toten vorab Tochter näher als je zuvor. Und ich weiß, sie ist geklärt hat, ist gut dran. Zumindest der Verstand am besten Ort angekommen, den es für einen Men- weiß: „Mein geliebter Mensch schläft bis zur Aufer- schen gibt: geborgen im weiten Herzen Gottes. Ihre stehung, dann werden wir uns wiedersehen.“ Diese Daten stehen im Lebensbuch des Lammes, denn sie biblische Erkenntnis hat mir sehr geholfen, mich hat mit ihrem himmlischen „Daddy“ einen festen Sylvia Renz innerlich gestützt und getröstet. Trotzdem blieb Bund geschlossen – wie es ihr Name auch sagt, Autorin christlicher Ro- der Schmerz über den Verlust scharf und spitz: denn „Berit“ heißt Bund. Und so kann ich heute mane und langjährige 1. „Du fehlst mir so! mit leichtem Herzen an sie denken: Mitarbeiterin des Hope- Was mich immer wieder aufgerichtet hat, war das 6. „Du bist nicht mehr da, und ich lebe weiter Bibelstudieninstituts Wissen: Gott versteht das! Er trauert um jeden … bis wir uns wiedersehen!“ ■ (i.R.). adventisten heute | November 2018 | 11
T he m a d e s M o na ts Wohin mit meinem Schmerz? Fragen und Tipps zum Thema Trauer 3. Schuld Lies Hiob 42,1–6.10. Welche innere Einstellung half Hiob auf seinem Trauerweg? Habe ich die befreiende Kraft der Ver- gebung schon erfahren? Was blockiert meinen Ent- schluss, zu vergeben? Tipp: Vergebung ist alternativlos! Schreib die Selbstvorwürfe und Anklagen ehrlich und umfas- send auf. Bitte Gott um Vergebung und überlasse ihm ganz bewusst das Richten. Nimm seine Verge- bung für dich selbst an und bitte ihn um die Kraft, © Ben White – unsplash.com anderen zu verzeihen. Entscheide dich bewusst da- für, alle Anklagen und Selbstvorwürfe loszulassen. 4. Leere: Ich entscheide selbst, wie ich darauf reagiere! Lies Hosea 11,8. Was empfindest du bei dem Gedan- F Den Schmerz zulassen olgende Fragen, Bibeltexte und Tipps wollen je- ken, dass Gott auch leidet? Was könnte mich daran und mit jemandem nen eine Hilfe sein, die gerade in einem Trauer- hindern, mein Leben bei Gott zu „verankern“? teilen – ein erster Schritt. prozess stecken. Der Verlust hat ein Loch in dein Leben gerissen. Das tut bitter weh! Gott wird diesen Schmerz nicht 1. Verlust wegzaubern, aber er hilft dir, ihn zu ertragen. Ent- An welche schweren Verluste kann ich mich erin- scheide dich bewusst dafür, mit diesem „Loch“ wei- nern? Wie habe ich damals reagiert? Was habe ich terzuleben – es ist möglich und mit Gottes Hilfe empfunden? Wie lange war ich traurig? Was hat mir schaffst auch du das! geholfen? Welche körperlichen Symptome machen mir zu Bitte lies die angegebenen Bibelstellen und schaffen? (ankreuzen) schreibe deine Gedanken und Empfindungen dazu Kopfschmerzen auf: Johannes 8,32; Matthäus 6,11; Matthäus 6,4; Bauchschmerzen Psalm 23,4; Jesaja 64,4. Herzbeklemmungen/Herzrasen Tipp: Kleide deinen Schmerz in Worte. Schreibe Muskelschmerzen sie in ein Trauertagebuch. Teile deinen Schmerz, Gelenkschmerzen deine Trauer mit Menschen, denen du vertraust. Sei Angst/Panikattacken offen für Berührungen und Umarmungen, sie trös- Wie könnten sie gelindert werden? ten besser als Worte! Tipp: Tu deinem Körper etwas Gutes! • Trauer belastet die Nieren: Trinke viel Wasser 2. Zorn oder ungesüßten Kräutertee. Welche Schäden kann Zorn anrichten, wenn er un- • Trauer verkrampft die Muskeln: Gehe täglich 20 kontrolliert nach außen durchbricht? Wie schädlich bis 30 Minuten spazieren. ist Zorn, der nach innen gerichtet wird? • Trauer macht kalt: Ein warmes Schaumbad, ein Lies Epheser 4,23 und Kolosser 3, 8. Welche Ge- Fußbad, eine Wärmflasche helfen. danken kommen dir dazu? • Trauer macht müde: Schlafe viel und sorge zwi- Tipp: Schreib deine zornigen Gedanken nieder. schendurch für Ruhepausen. Bitte Gott darum, Gerechtigkeit zu schaffen und dich • Trauer verhindert das Abschalten der Gedanken: vom Zorn zu befreien. Und entscheide dich bewusst Höre abends entspannende Musik und sprich ein dafür, den Zorn loszulassen – immer wieder neu! Abendgebet. 12 | adventisten heute | November 2018
Tod und Tr a u e r 5. Was hilft mir? Weinen, Klagen, Reden, Schrei- ten hast du während deiner Wanderung auf dem ben, Beten Trauerweg gewonnen? Hilfen zur Trauer Kannst du über deinen Verlust weinen? Wenn nicht, Tipp: Übe das Loslassen in kleinen Schritten bewältigung was hindert dich daran? Kannst du deine Trauer und probiere, wie es sich anfühlt. Verabschiede in Worte kleiden? Findest du jemanden, der deiner dich bewusst vom Verstorbenen. Klage zuhört und deinen Schmerz ernst nimmt? Sage oder schreibe: „Ich weiß, du bist tot, aber „Sammle meine Tränen in deinen Krug; ohne ich lebe. Du bleibst da, und ich gehe weiter.“ Zweifel, du zählst sie.“ (Ps 56,9) Räume den Schrank des Verstorbenen aus. Gib Jesus hat öfter geweint. Drei Episoden werden die Sachen weg, die du nicht mehr brauchst. Schaf- uns berichtet: Johannes 11,33, Lukas 19,41, Mar- fe Platz für Neues. Der Hope-Channel kus 14,34. Was brachte Jesus zum Weinen? bietet eine 13-teilige Lies Klagelieder 3,1–58. Welche Einsicht bewahr- 9. Was blockiert den Heilungsweg der Trauer? Serie zur Trauerbewäl- te den Propheten Jeremia davor, in seiner Klage • Verdrängen tigung an, die sowohl nicht völlig unterzugehen? • Den Schmerz narkotisieren und ignorieren im laufenden Pro- • Hektik und Ablenkung gramm unter dem Ti- 6. Erinnerung • Suhlen im Selbstmitleid tel „Tränen“ zu sehen Was hat mich an dem verstorbenen Menschen ver- • Schuldgefühle und Anklagen sind, als auch in der letzt/gestört? Was werfe ich dem Verstorbenen immer • Dauerhafter Zorn Mediathek abgerufen noch vor? Wie kann ich diese Anklagen loslassen? Welche Kondolenz-Sprüche ärgern mich beson- werden kann. Auch Lies Matthäus 6,12. Warum fordert Gott uns auf, ders?* Was hat mir gut getan? Was brauche ich über Podcast können anderen zu vergeben? jetzt am allermeisten? Welche praktische Hilfe- die 13 Einheiten Lies Matthäus 18,21–35. Auf welche Weise kann stellung wünsche ich mir von meiner Familie und gehört werden unter Unversöhnlichkeit meinen Trauerprozess blockieren? meinen Freunden? Wie können andere von meinen dem Titel „Tränen, Was hat mir an dem verstorbenen Menschen be- Bedürfnissen erfahren? Trost und Hoffnung“. sonders gut gefallen? Worüber konnten wir gemein- Lies Hiob 2,11–13. Welche Aktion der Freunde fin- Den gleichnamigen sam lachen? Aus welchen Erinnerungen kann ich dest du gut? Was hätte dich an Hiobs Stelle gestört? Online-Kurs kann man Kraft schöpfen? Lies Hiob 4,1–7; 8,1–3. Warum fühlt sich Hiob kostenlos beim Hope Lies Psalm 139,1–18. Was bedeutet es mir, dass durch das Gespräch mit seinen Freunden nicht ge- Bibelstudien-Institut Gott alles über mich weiß und sorgfältig gespei- tröstet? studieren. Außerdem chert hat? (*Bei mir waren es besonders zwei: „Mach dir habe ich diese Gedan- nichts draus, du hast ja noch zwei Kinder!“ und ken in einem kleinen 7. Rituale „Sei dankbar, vielleicht wäre eure Tochter später Buch zusammenge- Lies Lukas 23, 50–56; 24,1–12. Welche Gedanken mal eine Verbrecherin geworden.“) fasst, es heißt „Let kommen mir bei diesem Bericht? go …“ und ist bei Welche Trauerriten empfinde ich als hilfreich? 10. Was schadet dem Trauernden? Amazon.de als ebook Welche belasten mich? Warum ist mein lieber Ver- • (Gutgemeinte) Phrasen und als Taschenbuch storbener gerade in dieser Form bestattet worden? • Zuschütten mit Bibeltexten über Theologie erhältlich. Welche Vorteile sehe ich darin, welche Nachteile? • Die Situation des Trauernden ignorieren, so tun, Tipp: In jeder größeren Stadt gibt es einen Hos- als wäre nichts passiert. piz-Verein. Dort erfährst du, wo es in deiner Nähe • Appelle: „Reiß dich am Riemen, du bist nicht der eine Trauergruppe gibt. Der regelmäßige Besuch die- einzige Mensch in Trauer!“ ses Gesprächskreises kann ein tröstliches Ritual wer- • Dem Trauernden vorjammern, wie schlecht man den. Probiere verschiedene Rituale aus und bleibe bei sich selber fühlt. denen, die dir am meisten Trost und Stütze geben. … und was hilft wirklich? 8. Loslassen und Weitergehen • Einfühlsames Zuhören Wenn wir uns auf dem Trauerweg nicht endlos im • Mitweinen oder taktvoll Taschentücher reichen Kreise drehen, führt er uns schließlich zu seinem • Gedanken aus der Bibel, die wirklich trösten Ziel, der inneren Heilung. Was könnte diesen Pro- • Umarmen und Halten zess blockieren? Welche Hoffnung gibt dir Mut und • Praktische Hilfen bei Alltagspflichten (Kochen, Kraft für einen Neubeginn? Wäsche waschen, Behördengänge) Lies Hiob 18, 25–27. Welche Zuversicht hatte der • Einfach da sein geplagte Hiob? • Mitnehmen ins Schwimmbad, zur Radtour, zu Lies 1. Thessalonicher 3, 13–19 und 1. Korinther Ausflügen 15, 26. 50–55. Können dich diese Texte trösten? • Vielleicht eine finanzielle Hilfe (taktvoll nach- Welcher Bibeltext hat dir in letzter Zeit am meis- fragen) ten Kraft und Hoffnung vermittelt? Welche Einsich- Sylvia Renz adventisten heute | November 2018 | 13
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