Gemeinsam stark sein Projekte des bundesweiten Wettbewerbs 2020 Motto: Täglich gut versorgt!
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Gemeinsam stark sein Projekte des bundesweiten Wettbewerbs 2020 Motto: Täglich gut versorgt! Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums: Hier investiert Europa in die ländlichen Gebiete.
58 Nordfriesland genießen: Eine Plattform für regionale Anbieter LEADER-Region AktivRegion Nordfriesland Nord 36 MarktTreff Beidenfleth LEADER-Region AktivRegion Steinburg 34 MOIN Eschede! ILE-Region Lachte-Lutter-Oker 30 Lieferservice per Lastenrad LEADER-Region Steinfurter Land 46 E-Carsharing: Erneuerbare Elektromobilität für alle LEADER-Region Kulturlandschaft Ahaus-Heek-Legden 42 Direktvermarkter in und um die Region nette innerste ILE-Region nette innerste 12 Unser Dorf fährt elektrisch LEADER-Regionen Harzweserland, Osterode am Harz, Göttinger Land 52 Errichtung und Betrieb eines Dorfladens mit Café LEADER-Region Burgwald – Ederbergland 56 Aufbau einer Generationengenossenschaft LEADER-Region Eifel 24 Regio.Dorf.Laden – Dorfladen-Erzeuger-Netzwerk LEADER-Region SPESSARTregional 16 Smart Village Remmesweiler LEADER-Region KulturLandschaftsInitiative St. Wendeler Land 20 Quirnbach inTakt LEADER-Region Westrich-Glantal 6 Intelligente Marktplätze LEADER-Region Neckartal-Odenwald aktiv 28 Marktscheune Meckesheim 2. Platz LEADER-Region Kraichgau 2 GEMEINSAM STARK SEIN
Inhalt 18 Wiederbelebung der Dorfmitte Bernitt LEADER-Region Güstrower Landkreis 50 Markthalle Dannenberg LEADER-Region Elbtalaue 26 Lebenszentrum Reichenberg LEADER-Region Märkische Seen 40 Ausflugsziel Marienhof an der Teufelsmauer LEADER-Region Nordharz 10 Kramer und Konsorten LEADER-Region Dübener Heide 44 Der Allmende Taucha e. V. LEADER-Region Delitzscher Land 14 RegioBrunch im Muldenland LEADER-Region Leipziger Muldenland 54 regional.einfach phänomenal LEADER-Regionen Klosterbezirk Altzella, Land des Roten Porphyr, SachsenKreuz+, Silbernes Erzgebirge, Flöha- und Zschopautal, Lommatzscher Pflege 38 Thüringenregal LEADER-Region Gotha – Ilm-Kreis – Erfurt 1. 48 Dorfladen mit Mehrgenerationenwerkstatt Platz Aidhausen ILE-Region Gemeinde-Allianz Hofheimer Land 32 Mobiler Dorfladen in der Steinwald-Allianz ILE-Region Steinwald-Allianz 22 Die HofladenBOX LEADER-Region Landkreis Fürth 3. 8 Traditionelle Brotkultur im Allgäu Platz LEADER-Region Regionalentwicklung Oberallgäu 3
Glossar zur Erklärung Impressum wesentlicher Begriffe Herausgeber LEADER: LEADER ist die Abkürzung des französischen Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung Begriffs „Liaison Entre Actions de Développement (BLE) de l‘Économie Rurale“ (dt. „Verbindung von Aktionen Deutsche Vernetzungsstelle Ländliche Räume (DVS) zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft“). Der Deichmanns Aue 29 Regionalentwicklungsansatz wird in Deutschland 53179 Bonn derzeit in 321 Regionen angewendet und von der EU Telefon: 0228 6845-3974 mitfinanziert. LEADER-Regionen haben ein Budget, aus dem sie Projekte fördern können, die im Ein- dvs@ble.de klang mit den Zielen ihrer Lokalen Entwicklungsstra- www.netzwerk-laendlicher-raum.de tegien stehen. PDF-Datei und kostenlose Bestellung der Publika- tion unter: LAG: Die Lokale Aktionsgruppe (LAG) ist der Zu- www.ble-medienservice.de/landwirtschaft/ sammenschluss von Menschen unterschiedlicher laendliche-raeume Funktionen und beruflicher Hintergründe, der in einer LEADER-Region gemeinsam an Entwicklungs- Redaktion prozessen arbeitet. Isabella Mahler und Sophia Neuhoff (DVS) Redaktionelle Unterstützung: neues Handeln AG GAK: Aus Mitteln der Bund-Länder-Gemeinschafts- aufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Gestaltung Küstenschutzes” (GAK) werden Maßnahmen zur Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung Entwicklung der Landwirtschaft und der ländlichen Referat 411 – Medienkonzeption und -gestaltung Räume gefördert. Titelbild ILE-Region: Mit der GAK-Förderung „Integrierte Getty Images / Biserka Stojanovic Ländliche Entwicklung“ (ILE) unterstützen einige Bundesländer Regionen, die unter aktiver Beteili- Druck gung der lokalen Bevölkerung Entwicklungskonzepte Kunst- und Werbedruck GmbH & Co KG erstellt haben und diese mit einem Regionalma- nagement umsetzen. Die Zielsetzung ähnelt derjeni- Auflage gen aus LEADER, ILE-Regionen haben jedoch in der 2 000 Regel kein eigenes Budget für Projekte. Stand BULE: Das Bundesprogramm Ländliche Entwicklung November 2020 unterstützt Projekte, die ländliche Räume stärken. Es wird überwiegend vom Bundesministerium für Er- Die Publikation wird durch den Bund und die Euro- nährung und Landwirtschaft (BMEL) finanziert. päische Union im Rahmen des Europäischen Land- wirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen GRW: Die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung Raums (ELER) gefördert. Zuständige Verwaltungs- der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) ist ein behörde: Bundesministerium für Ernährung und Förderinstrument von Bund und Ländern für eine Landwirtschaft (BMEL) ausgewogene regionale Entwicklung in Deutschland. 4 GEMEINSAM STARK SEIN
Liebe Leserinnen und Leser, als wir in der Deutschen Vernetzungsstelle Ländliche Räume im Frühjahr 2020 das Thema für die siebte Auflage des Wettbewerbs „Gemeinsam stark sein“ der LEADER- und ILE-Regio- nen festlegten, breitete sich das Coronavirus gerade aus; Diskussionen über Lebensmittel- knappheit und ein Ansturm auf die Supermärkte folgten. Das Motto „Täglich gut versorgt!“ schien uns wie ein beruhigendes Mantra: Denn in vielen ländlichen Räumen stellen Men- schen seit Langem mit Engagement, Mut und Leidenschaft Projekte auf die Beine, die die Dörfer mit frischen und regionalen Produkten sowie Dienstleistungen aller Art versorgen. Genau das zeigen die 27 Wettbewerbsbeiträge, die die Bundesländer für den Wettbewerb nominiert haben. Viele Ideen haben sich im Pandemie-Jahr bewährt: Vielerorts boomen Dorfläden, die Nachfrage nach regionalen Produkten ist gestiegen, digitale Bestell-Plattfor- men sowie Lieferdienste haben an Beliebtheit gewonnen; das Essen ist auf dem Land nicht knapp geworden. Die teilnehmenden LEADER- und ILE-Regionen haben in den vergangenen Jahren mit zukunftsweisenden Ideen ihren Beitrag geleistet, um die Versorgung ländlicher Regionen zu sichern. Einige Projekte im Wettbewerb führen aber auch vor Augen, was derzeit auf der Strecke bleibt und wir schmerzlich vermissen: Gemeinschaftserlebnisse wie ein Essen mit Freunden und Nachbarn, ein Spielenachmittag, der Besuch im Dorfcafé oder von Kulturveranstaltun- gen. Der Grundstein für solche Erlebnisse wurde mit einigen der eingereichten Projekte ge- legt, sodass sie hoffentlich bald wieder das Zusammenleben in den Dörfern und Regionen bereichern. Die drei Siegerprojekte wurden von der Öffentlichkeit ausgewählt: Im Herbst 2020 waren alle Interessierten dazu aufgerufen, unter den 27 Projekt-Beiträgen online ihre Favoriten auszuwählen. Rund 5 300 Menschen haben sich beteiligt, ein großer Erfolg! Die meisten Stimmen erhielt der „Dorfladen mit Mehrgenerationenwerkstatt Aidhausen“. In der Ortschaft ist ein neues Gebäude zum sozialen Dorfmittelpunkt mit Angeboten wie Bücherei, Volkshochschule und Metzgerei geworden (siehe S. 48-49). Eingereicht wurde das Projekt von der ILE-Region Gemeinde-Allianz Hofheimer Land in Bayern. Platz zwei ging an die Marktscheune Meckesheim, ein Projekt der LEADER-Region Kraichgau in Baden-Würt- temberg. Die Marktscheune ist ein Treffpunkt mit Café, Dorfladen und für Events (siehe S. 28-29). Auf Platz drei landete das Projekt „Erhalt der traditionellen Brotkultur im Allgäu“ der bayerischen LEADER-Region Regionalentwicklung Oberallgäu. Ein Zusammenschluss aus Bäckern setzt sich dafür ein, das regionale Backhandwerk zu bewahren (siehe S. 8-9). Mit der vorliegenden Broschüre möchten wir Ihnen alle Projekte vorstellen, die am Wett- bewerb „Gemeinsam stark sein“ 2020 teilgenommen haben. Sie sind Ausdruck des Engage- ments und der Arbeit, die in den ILE- und LEADER-Regionen in Deutschland geleistet wird, – damit ländliche Regionen auch in Zukunft gut versorgt bleiben. Viel Spaß und Inspiration beim Lesen wünscht im Namen des DVS-Teams 5
Vom Rhein-Neckar-Kreis in die ganze Bundesrepublik: Mitglied im Netzwerk der Marktfee-App, früher Emmas App: Die Marktfee-App vermittelt Kunden deutschlandweit der Mühlenbäcker in Zuzenhausen. regionale Vermarkter. Was braucht smartes Einkaufen? Das Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis will die Grund- Was für die Menschen vor Ort versorgung der Region langfristig sichern. Was mit einer Bedarfsanalyse begann, entwickelte sich zu wichtig ist einer bundesweit nutzbaren digitalen Plattform. Seinen Anfang nahm alles in den Modellgemein- Wie lassen sich bestehende regionale Einkaufs- den Spechbach und Schönbrunn. Sie verfügen über möglichkeiten langfristig erhalten und mit digitalen unterschiedliche Rahmenbedingungen: Spechbach Möglichkeiten verknüpfen? Das wollte das Landrats- hat eine kompakte Struktur ohne Ortsteile, Schön- amt Rhein-Neckar-Kreis wissen – und startete mit brunn mit fünf Ortsteilen hingegen eine große der LEADER-Region „Neckartal-Odenwald aktiv“ das räumliche Ausdehnung. In Bürgerforen und Work- Projekt „Intelligente Marktplätze“. Um einen Über- shops band das Projektteam die Bevölkerung sowie blick über die bisherige Versorgung zu erhalten und Vertreter von Lebensmittelhandel, Drogerien oder zu erfahren, was für die Menschen vor Ort wichtig Banken ein. Dabei entstanden erste Vorstellungen, ist, führten die Projektpartner eine qualifizierte wie ein „Intelligenter Marktplatz“ aussehen könnte. Bedarfsanalyse durch. Doch was als solche begann, Die Ergebnisse sollen auf andere Kommunen über- entfaltete schnell eine enorme Hebelwirkung: Aus tragbar sein. dem kleinen regionalen Projekt entstand eine bun- desweit nutzbare App, die Menschen im ländlichen Eine erste Erkenntnis: Um eine möglichst hohe Kun- Raum bei der täglichen Versorgung unterstützt. denfrequenz zu erreichen, sollen etwa der Lebens- 6 GEMEINSAM STARK SEIN
mitteleinkauf mit dem Friseur- oder Bankbesuch an Und so funktioniert es: Über die App bauen Direkt- einem Anlaufpunkt möglich sein. Zudem ist die Ver- vermarkter wie Bäcker und Metzger, aber auch Hof- netzung der regionalen Anbieter unterschiedlicher läden, Feinkostläden und kleine Lebensmittelhänd- Waren und Dienstleistungen geplant, um vorrangig ler mit ihren Kunden ein regionales Bestell- und das regionale Gewerbe zu stärken. Gleichzeitig soll Liefernetzwerk auf. Kunden können die Waren online der Intelligente Marktplatz die Identifikation der bestellen, bezahlen und zu ausgewählten Zeiten im Bevölkerung mit ihrem Ort fördern. Deshalb legt Laden abholen. Zusätzlich können die Waren vom das Projektteam besonderen Wert auf die soziale Anbieter an eine örtliche Abholstation wie eine Komponente – und will durch den Marktplatz einen Metzgerei oder Marktscheune geliefert werden. sozialen Treffpunkt für die Bevölkerung schaffen. Die Lieferungen werden nachhaltig, indem sie über Fahrten erfolgen, die sowieso getätigt werden Eine App bringt zusammen würden – im Projekt „Sowieso-Fahrten“ genannt. Dadurch soll das Mobilitätsaufkommen gesenkt Schnell stieß das Vorhaben neue Ideen an: So tat werden. Die Abholstationen und „Sowieso-Fahrten“ sich der Rhein-Neckar-Kreis mit dem Verband Re- gibt es bislang lediglich in Spechbach und Schön- gion Rhein-Neckar, dem Start-up Ciconia Software brunn, nutzbar ist die App aber bundesweit. Derzeit und mit der Universität Mannheim zusammen. Im läuft ein Pilottest, ob und inwiefern Haustür-Liefe- vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten rungen realisierbar sind. Im gesamten Rhein-Neckar- Projekt „CrowdMyRegion“ arbeiteten diese an einer Kreis finden außerdem Marketingaktionen statt, um Plattform für regionale Lebensmittel mit nachhal- den Nutzerkreis der Marktfee-App zu vergrößern. So tiger Lieferlogistik. Das Ergebnis ist die inzwischen wollen die Projektpartner mehr Anbieter gewinnen bundesweit bekannte „Marktfee.app“ – früher noch – damit aus der Idee ein nachhaltiges Konzept wird, „Emmas.app“. In den Modellkommunen Spech- von dem alle profitieren. bach und Schönbrunn wurde die App getestet und schließlich im September 2019 öffentlich vorgestellt. Info Projektname Intelligente Marktplätze – Bedarfsanalyse zum Aufbau einer intelligenten is (digitalen und stationären) Nah- und Grundversorgung der Zukunft kar-Kre Bundesland in-Nec Baden-Württemberg m t Rhe LEADER-Region Neckartal-Odenwald aktiv dr a t s a Kosten r e ; L an rd. 50 460 Euro, davon gefördert: rd. 25 440 Euro (LEADER) Sof t wa Projektträger Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis Ciconia Website www.marktfee.app Fo to s : 7
3. Gemeinsam gute Brote backen Platz Im Allgäu setzen sich Bäcker gemeinsam dafür ein, Die Dorfgemeinschaft im Blick das traditionelle Backhandwerk zu bewahren. Damit stärken sie ihre Region gleich mehrfach: Sie sichern Das Bäckerhandwerk ist eines der ältesten Gewerke Arbeitsplätze, die Nahversorgung und Treffpunkte überhaupt und in ihm spiegeln sich die Lebens- für die Menschen vor Ort. weise und Gebräuche in Dörfern wie in kaum einem anderen. Gleichzeitig sind Bäckereien wichtige, Backen ist Kunst – zumindest, wenn man auf tradi- generationenübergreifende Treffpunkte, sichern die tionelles Handwerk setzt. Das ist heutzutage aber Nahversorgung und regionale Arbeitsplätze. Deshalb alles andere als selbstverständlich: Um mit dem wollen die „Allgäuer Bäcker“ ihr Handwerk zukunfts- günstigen Angebot der Supermärkte und Discounter fähig gestalten und so das Zusammenleben in den mitzuhalten, sind immer mehr Bäcker gezwungen, Dörfern fördern. Fertigbackware anzubieten. Die Folge: ein aus- tauschbares Sortiment, das kaum mehr unterscheid- Die Idee zum Projekt kommt von zwei Bäckern aus bar ist. Hinzu kommt ein Mangel an ausgebildetem der Region: 2016 initiierten Erwin Weber aus Frau- Fachpersonal, immer mehr Betriebe schließen enzell und Karlheinz Härle aus Blaichach die Grün- deshalb. Hier setzt der „Allgäuer Bäcker e.V.“ an. dung des Vereins. Bis heute haben sich ihnen 22 Gemeinsam soll die regionale Brotkultur – die zum Allgäuer Bäcker mit 24 Betrieben angeschlossen. In immateriellen UNESCO-Kulturerbe gehört – erhalten einem intensiven Entwicklungsprozess arbeiteten werden. die Bäckerinnung Allgäu und die Allgäu GmbH einen Katalog an Kriterien aus, der die „Allgäuer Bäcker“ 8 GEMEINSAM STARK SEIN
22 Bäcker haben sich zu den „Allgäuer Bäckern“ zusammengeschlossen, um ihr Handwerk zukunftsfähig zu machen. zu Markenpartnern macht. Gleichzeitig dient der Katalog als Leitfaden, mit dem das Backhandwerk im Allgäu in eine sichere und nachhaltige Zukunft Info geführt werden soll. Das Projekt wurde von der Lokalen Aktionsgruppe Regionalentwicklung Ober- Projektname allgäu finanziell unterstützt. Erhalt der traditionellen Brotkultur im Allgäu Region und Nachwuchs fördern Bundesland Bayern Bei ihrer Projektarbeit richten die Bäcker den Blick LEADER-Region auf den gesamten regionalen Wirtschaftskreis- Regionalentwicklung Oberallgäu lauf: Sie arbeiten eng mit Partnern wie der Weis- sachmühle in Oberstaufen oder der Vogtmühle in Kosten Illertissen zusammen. Mit intensiver Nachwuchs- 131 400 Euro, davon gefördert: 60 000 Euro (LEADER) arbeit und einer einheitlichen Ausbildungsver- Fotos: Allgäu GmbH gütung wollen sie außerdem die bestehenden Projektträger Betriebe erhalten. Ihren Auszubildenden Der Allgäuer Bäcker e.V. zahlen sie 15 bis 20 Prozent mehr als in der Sparte üblich. Ausgelernten Beschäftigten Website ermöglichen sie regelmäßig Weiterbildungen. www.derallgaeuerbaecker.de Zusätzlich fördern die „Allgäuer Bäcker“ die Integration von Asylsuchenden, indem sie für diese Ausbildungs- und Arbeitsplätze bereitstellen. Ein Vereinskoordinator steuert die vielfältigen zur Politik zu halten, betreiben die Vereinsmitglie- Aktivitäten. Er trägt die Gemeinschaftsinitiative an der viel Öffentlichkeitsarbeit – mit Plakataktionen, weitere Bäckermeister heran und unterstützt sie Zeitungsanzeigen, Pressemitteilungen und einer bei der Umsetzung des verpflichtenden Kriterien- Website. Jeder Mitgliedsbetrieb erhält außerdem ein kataloges. Gleichzeitig ist er verantwortlich für Starterpaket mit Flyern, Plakaten, Brötchentüten die Nachwuchswerbung, steht also in Kontakt mit und Aufklebern, um sich an seinen Verkaufsstellen Schulen oder der Agentur für Arbeit und vertritt den als „Allgäuer Bäcker“ auszuzeichnen. So erschließen Verein bei Lehrstellenbörsen oder Berufsfindungs- die „Allgäuer Bäcker“ Schritt für Schritt die regiona- tagen. Um weitere Mitstreiter zu gewinnen, die len Wertschöpfungsketten – und sichern attraktive Öffentlichkeit zu sensibilisieren und den Kontakt Dorfstrukturen für alle Altersgruppen. 9
Kulinarische Plattform für die Dübener Heide Über den Online-Marktplatz „Kramer und Konsorten“ begriffen: Kramer ist ein altes norddeutsches öffnen sich regionalen Direktvermarktern aus der Wort für Händler, Konsorten sind selbstständige Dübener Heide neue Vermarktungswege. Der Vorteil Unternehmer. für die Menschen: sie können sich Produkte aus ihrer Region einfach nach Hause bestellen. Der Online-Marktplatz versammelt nun die Angebote verschiedener Anbieter unter einem Dach. Er stärkt Ob Kräutertee aus Muldestausee oder Erdbeer- damit die regionalen Direktvermarkter und Manu- Aufstrich mit „Chilli-Likör“ aus Nordsachsen: Auf fakturen – und wirkt positiv auf die Wertschöp- dem Online-Marktplatz „Kramer und Konsorten“ fungsketten der gesamten Dübener Heide und der finden Menschen aus der Dübener Heide vie- angrenzenden Räume. Die Menschen vor Ort können le Produkte aus ihrer Region. Um ihnen Zeit zu auf dem Online-Marktplatz aus vielen regionalen schenken und lange Wege zu ersparen, entwickelte Produkten auswählen, sie in einen Warenkorb legen Warenregale machen in Tourismus-Informationen und Theresia Stadtler-Philipp betreibt einen Läden auf das Angebot von Kramer und Konsorten Online-Marktplatz. aufmerksam. Theresia Stadtler-Philipp, Inhaberin des Unterneh- und gesammelt bestellen. Das Team von Kramer und mens Stadtler Service, gemeinsam mit dem Regio- Konsorten verpackt und verschickt die Waren aus nalmanagement Dübener Heide und 13 Erzeugern einem eigenen Lager. Das entlastet die Erzeuger, und Verarbeitern aus dem Regionalmarken-Netz- spart Zeit und Portokosten. werk „Bestes aus der Dübener Heide“ die Idee zur Plattform. Innovationen fördern Gemeinsam die Region stärken Die einzelnen Erzeuger aber auf einer Plattform zusammenzubringen, war gar nicht so leicht. Eine Der Weg von der Idee zur Umsetzung war kurz: beachtliche Zahl möglicher Anbieter schreckte zu- Gemeinsam mit dem Netzwerk Stadt-Land, einer nächst zurück, ihre Produkte online zu vertreiben Förderung durch das Land Sachsen-Anhalt, und dem und die neue Vermarktungsform in ihr Betriebs- Regionalmanagement setzte Stadtler Service das konzept zu integrieren. Sie fürchteten, den Anfor- Projekt um. Bei der Namensgebung für das Projekt derungen und Erwartungen der Kundschaft – etwa bedienten sich die Partner an tradierten Handels- bezüglich des Lieferumfangs – nicht gerecht werden 10 GEMEINSAM STARK SEIN
Die Produkte stammen überwiegend aus dem Netzwerk Das Team von Kramer und Konsorten verpackt und „Bestes aus der Dübener Heide“ und dem Verbund verschickt die Waren aus einem eigenen Lager. „Regionalmarke Mittelelbe“. Anhalt-Bitterfeld, Wittenberg oder der Stadt Dessau- zu können. In persönlichen Gesprächen mit Theresia Roßlau kommt. „Engagement“ zeigt, dass der Her- Stadtler-Philipp konnten die vielen, teils auch skep- steller nachhaltig wirtschaftet, „Innovation“ weist tischen Fragen aber gut aufgelöst werden. auf Produkte mit neuen Ideen und Rezepturen hin. Seit Mai 2020 bieten kleine Manufakturen und land- Um auf den Online-Marktplatz aufmerksam zu wirtschaftliche Betriebe aus dem Netzwerk „Bestes machen, platzierte Stadtler Service Warenregale mit aus der Dübener Heide“ und dem Verbund „Regio- Produkten der neuen Online-Plattform in verschiede- nalmarke Mittelelbe“ ihre Waren bei „Kramer und nen Tourismus-Informationen und Ladengeschäften. Konsorten“ an. Auch Erzeuger, die keinem Verbund Zudem starteten die Projektpartner den Wettbewerb angehören, können ihre Produkte hier verkaufen. „Augenlust und Gaumenschmaus“, der für mehr Über eine Kennzeichnung mit Symbolen wird für den regionale Produktvielfalt sorgen will. Dabei treten Kunden Transparenz geschaffen: „Regional“ be- Tandems aus Landwirtschaft und Veredlung, Vered- deutet, dass über 48 Prozent der Inhaltsstoffe im lung und Küche oder Design und Lebensmitteltechnik Produkt regionaler Herkunft sind, „Macher“ heißt, gegeneinander an. Das fördert die kulinarischen In- dass der Anbieter aus den Landkreisen Nordsachsen, novationen vor Ort – und damit die gesamte Region. Info Projektname Kramer und Konsorten – Ein Online-Marktplatz für Kleinunternehmer in der Regionalentwicklung Bundesland Sachsen-Anhalt LEADER-Region Dübener Heide Kosten + euland 29 740 Euro, davon gefördert: 29 740 Euro (Netzwerk Stadt-Land/ELER) rafie/n Projektträger Stadler Service l Fo to g Website www.kramer-und-konsorten.de Elbet a 11
Team des Vereins Mobiles Dorf e. V., der das Elektroauto von Eisdorf betreibt Mit neuem Antrieb in die Zukunft Drei Regionen in Niedersachsen förderten in einer den Zuschlag – und damit eine Ladeinfrastruktur im Wettbewerbsreihe die E-Mobilität – und stärken dank Wert von bis zu 12 000 Euro. Je LEADER-Region wurde gemeinschaftlicher Fahrzeugnutzung und Fahrdiens- außerdem das beste Konzept mit zusätzlichen 7 500 ten das Gemeinschaftsgefühl in ihren Dörfern. Euro zur Finanzierung eines Elektroautos gefördert. Wichtig waren dabei vor allem folgende Punkte: War Den Klimaschutz voranzubringen hat in den LEA- die Finanzplanung vollständig und plausibel? Wie ist DER-Regionen Harzweserland, Osterode am Harz die Nutzung gestaltet? Inwiefern wurde die Bevöl- und Göttinger Land beinahe schon Tradition. Eine kerung beteiligt? Und sind weitergehende Angebote Projektgruppe aus Regionalmanagements, den wie etwa ein Fahrdienst enthalten? Landkreisen Göttingen und Northeim, der Klima- schutzagentur und Energieversorgern entwickelte dazu vor rund zehn Jahren eine Wettbewerbsreihe. Mehrwert für die Region Nach „Unser Dorf spart Strom“ (2012) und „Unser Dorf nutzt die Sonne“ (2014) folgte 2017 „Unser Dorf Das 425-Seelen-Dorf Schlarpe zum Beispiel erfüllte fährt elektrisch“. Im Mittelpunkt der dritten Aus- diese Kriterien. Hier beteiligte sich der ganze Ort: gabe: neue klimafreundliche Mobilitätsoptionen für Ein Dorfbewohner programmierte eine Buchungs- den ländlichen Raum. plattform, andere halfen durch ihre beruflichen Hintergründe bei der Wirtschaftlichkeitsbetrach- tung und lokale Unternehmen unterstützten bei der Acht Dörfer, acht Gewinner Planung und Durchführung. Der Strom für das E-Auto kommt von einer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach Von 25 interessierten Dörfern reichten acht ein ferti- des Dorfgemeinschaftshauses. In Schlarpe gibt es ges Konzept ein. Ihre Berechnungen und Bedarfsab- auch einen Fahrdienst: Mehr als zehn Ehrenamt- fragen ergaben, dass der Betrieb von E-Carsharing liche konnten bisher alle Anfragen bedienen – und im eigenen Ort für sie wirtschaftlich wäre. Weil mit ermöglichen zum Beispiel Einkaufsfahrten. In dem Projektbudget insgesamt neun Konzepte hätten Klein Schneen gründete sich zur Umsetzung ein Ver- realisiert werden können, bekamen alle acht Dörfer ein. Und über eine Whatsapp-Gruppe können E-Car- 12 GEMEINSAM STARK SEIN
Auszeichnung der Dörfer, die einen Zuschuss für die Finanzierung eines Elektroautos erhielten. Ladestation vor dem Dorfgemeinschaftshaus in Schlarpe sharing-Nutzer hier ihre Fahrten teilen und Mitfah- rende werben. Auch im Ort Eisdorf kümmerte sich ein Verein um die Umsetzung. Hier wurden gleich zwei Ladesäulen aufgestellt, um die Distanzen zum nächsten geteilten Auto möglichst kurz zu halten. „Die Unterstützung der Gemeinde war ein Erfolgs- faktor. Nur durch ihre Initiative, ein Grundstück aus Privatbesitz zu kaufen, konnte der Standort für die zweite Ladeinfrastruktur realisiert werden“, berich- tet ein Mitglied des Vereins Mobiles Eisdorf e.V. Auch in Eisdorf gibt es einen Fahrdienst. Probefahrt für das Elektroauto von Heckenbeck Für ein starkes Gemeinschaftsgefühl . rose e.V Im Mai 2020 endete das Förderprojekt. Die Umset- zung geht weiter. „Ein Blick in die teilnehmenden Info H e c ke n Dörfer zeigt, wie vielfältig E-Carsharing-Konzepte sein können“, sagt Julian David, Regionalmana- ger der LEADER-Region Harzweserland. „Jeder e e. V.; Ort kann passgenau für sich ermitteln, was Projektname gewünscht und gebraucht wird. Das Experten- Unser Dorf fährt elektrisch chlarp wissen vor Ort ist ein großer Schatz für die Dörfer. Daher überlassen wir es den Dörfern, Bundesland che s S tragfähige Konzepte zu entwickeln.“ Unter- Niedersachsen chaf tli stützt wurden diese dabei von einer Projekt- managerin – vorab durch Informationsveran- LEADER-Regionen Harzweserland, Osterode am Harz, Göttinger Land emeins staltungen und Experten-Workshops, später durch enge fachliche Beratung während der Umsetzung. Zusätzlich konnten und kön- Kosten üh n e ; G nen sich die Menschen auch weiterhin bei 157 500 Euro, davon gefördert: 126 000 Euro (LEADER) offenen Treffen austauschen und vernet- und 31 500 Euro (Landkreise Northeim und Göttingen) trich K zen. So baut das Projekt „Unser Dorf fährt elektrisch“ Vorbehalte gegenüber neuen Projektträger nig ; Die Antriebsformen ab, sichert die Mobilität Landkreis Göttingen auf dem Land – und stärkt durch die ge- Ralf Kö meinschaftliche Nutzung eines Autos und Website die Bereitstellung von Fahrdiensten den www.harzweserland.de/index.php/ Zusammenhalt im Dorf. unser-dorf-faehrt-elektrisch Fo to s : 13
Zum Frühstück ein Stückchen Zuhause Die Köstlichkeiten ihrer Region lernen die Gäste einer Dem Trend gefolgt ganz besonderen Brunch-Reihe kennen. Diese er- weitert ihren Horizont nicht nur kulinarisch, sondern Dem allgemeinen Trend der letzten Jahre folgend, auch kulturell. war auch in der LEADER-Region Leipziger Mulden- land eine große Nachfrage nach regionalen Erzeug- Ob neue Genüsse in alten Mauern, wild auf Wild nissen zu spüren. So entstand bei der LAG Leipziger im Landgasthof oder zum Frühstück aufs Schloss: Muldenland e. V. die Idee, diese Produkte stärker mit Der RegioBrunch im Muldenland zeigt die Vielfalt der Gastronomie zu vernetzen. Zu Gastronomen und regionaler Produkte in der LEADER-Region Leipziger Erzeugern aus der Region hatte der Verein bereits Muldenland – und das an ganz besonderen Orten. gute Kontakte, die durch die Zusammenarbeit für die Für die Veranstaltungsreihe servieren örtliche Internationale Grüne Woche und für die „Regionale Gastronomen Produkte aus der Region. Das bringt Geschenkbox“ entstanden waren. Letztere bietet die Vielfalt in die Küchen und macht das Frühstücken Möglichkeit, den Liebsten eine ganze Box voll Köst- gehen für Gäste zum echten Erlebnis. Jeder Brunch lichkeiten aus der eigenen Region zu schenken. serviert auch ein kulturelles Highlight: So bot etwa ein Ranger Gästen eine geologisch-naturkundliche Schnell gelang es der LAG, Partner für das Projekt Führung durch den vulkanisch geprägten Geopark zu gewinnen: Schon seit 2013 finden jährlich bis zu Porphyrland. Für andere Brunch-Besucher gab es vier RegioBrunch-Veranstaltungen an wechselnden im Anschluss eine Schlossführung oder sogar einen Orten der LEADER-Region statt. Daraus hat sich ein Auftritt Martin Luthers in der Ruine des Zisterzien- Netzwerk an Gastronomen entwickelt, das über die serklosters Marienthron – einst bewohnt von seiner Jahre weitergewachsen ist. Immer wieder spricht Ehefrau Katharina von Bora. der Verein neue Gastronomen an, um sie für das In der Region Leipziger Muldenland finden jährlich bis zu vier RegioBrunch-Veranstaltungen an wechselnden Orten statt. 14 GEMEINSAM STARK SEIN
Das Buffet beim RegioBrunch besteht aus Speisen aus der Region. Konzept zu begeistern. Produzenten erhalten durch die RegioBrunch-Veranstaltungen eine ganz be- sondere Bühne. Gäste lernen die Produkte nicht nur durch Schildchen neben den Speisen auf dem Buffet kennen, sondern erfahren im Anschluss meist mehr darüber, etwa in ausgelegten Flyern oder bei Produktproben. Das bedeutet für regionale Produ- zenten neue Kunden und für Gastronomen zufriede- ne Gäste. Jeder Brunch serviert auch ein kulturelles Highlight: beispielsweise eine Führung durch die Gemäuer von Kloster Nimbschen. Jeder Brunch ist anders Wie sie den RegioBrunch gestalten, steht den Gast- ronomen frei. Bei Thema, Termin und Ort geben sie den Ton an. Passende Ergänzungen wie eine thema- tische Gästeführung erarbeiten sie gemeinsam mit Info der LAG Leipziger Muldenland, die die Partner auch bei der Kommunikation über Flyer und Online-Mar- Projektname keting unterstützt. Qualität, Regionalität und Zufrie- RegioBrunch im Muldenland Fotos: Matthias Wagner; Martin Rust; M. Roßberger denheit sind drei wichtige Säulen des RegioBrunch. Regelmäßige Befragungen unter den Teilnehmenden Bundesland sowie Gespräche mit den Gastronomen sichern eine Sachsen stetige Qualitätskontrolle und Weiterentwicklung. LEADER-Region Der RegioBrunch fördert regionale Wertschöp- Leipziger Muldenland fungsketten. Das zeigte auch eine Auswertung der eingebundenen regionalen Produzenten, Kosten von denen viele wiederkehrende Partner sind. keine Ihr zufolge wurde in den letzten Jahren eine breite Produktpalette erfolgreich eingebun- Projektträger den: darunter Molkereierzeugnisse, Obst, Saft, Lokale Aktionsgruppe Leipziger Muldenland e. V. Fruchtaufstrich, Wild, Fisch, Fleisch, Wurst, Eier, Back- und Teigwaren sowie Gemüse. So Website entdecken Gäste immer wieder neue regionale www.leipzigermuldenland.de Köstlichkeiten, Gastronomen entwickeln ein Bewusstsein für kurze Lieferketten und loka- le Unternehmen erhalten wichtigen Rückhalt aus der eigenen Region. 15
Remmesweiler verbindet die digital gesteuerte Nahversorgung mit analogen Angeboten für die Dorfgemeinschaft. Ein smartes Dorf In Remmesweiler sichern eine digitale Plattform und Dorfcoaches die Nahversorgung. Bestellt werden kann aber auch ganz analog im Dorfgemeinschafts- haus – nachbarschaftlicher Austausch inklusive. Seit Anfang 2018 hat das saarländische 900-See- len-Dorf Remmesweiler keine Einkaufsmöglich- keiten und damit auch keine Treffpunkte mehr. Deshalb schlossen sich Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Ehrenamt in einem Zukunfts- projekt zusammen: das „Smart Village Rem- mesweiler“. Mit einer Online-Plattform für Lebensmittel und Artikel des täglichen Be- darfs wollen sie eine zukunftsorientierte Da- seinsvorsorge für ländliche Räume aufbauen. Dabei werden lokale Händler und Erzeuger sowie extra ausgebildete Dorfcoaches ein- bezogen. Gleichzeitig soll das Modellprojekt Kommunikationsstrukturen und Begegnungs- orte wiederbeleben – und das Dorfgemeinschafts- Beim Frühstücken einkaufen haus zum zentralen sozialen Treffpunkt machen. Die Idee entwickelten die drei Partner des Regionalent- Im Mai 2018 startete das Projekt im Rahmen des wicklungsnetzwerkes: die Wirtschaftsförderung St. Modellvorhabens „Land(auf)Schwung“, finanziert Wendeler Land mbH, der Landkreis St. Wendel und durch das Bundesministerium für Ernährung und die LAG KulturLandschaftsInitiative St. Wendeler Landwirtschaft. Dabei wurde eine Online-Plattform Land e. V. aufgebaut und die Händler, Testkunden, Dorfcoa- ches sowie der Logistiker akquiriert, geschult und eingearbeitet. In der zweiten, LEADER-geförderten Projekt- phase richtete das Projektteam ein containerbasiertes Verteilzentrum ein: Um die Kühlkette nicht zu unterbrechen, wird die Ware in Kühlcontainern in trans- portierbare Kühlkisten umgepackt. Erst dann macht sie sich auf den Weg zur zent- ralen Abholstation im Dorfgemeinschafts- haus. Einkaufen können die Dorfbewohner entweder mit einem eigenen Zugang über die Online-Plattform „Keep Fresh“ – über 11 000 Artikel finden sie hier. Oder sie bestel- len die Waren während des Dorffrühstücks: Jeden Donnerstag treffen sich viele Einwohner im Dorfgemeinschaftshaus zum geselligen Beisammensein und geben dabei ganz neben- bei ihre Bestellung auf. Bei Bedarf werden sie dabei von zwei ehrenamtlichen Dorfcoaches unterstützt. Viele Senioren ohne Internetzugang nutzen dieses Angebot. 16 GEMEINSAM STARK SEIN
Aktuell befindet sich das Projekt in der dritten und letzten Phase: Die Förderung der digitalen Nahversor- gungs-Plattform mit GAK-Mitteln wird bis Sommer 2021 andauern. Im Idealfall trägt sich die Plattform dann selbst, eventuell müssen Kunden für die Aus- lieferung einen kleinen Betrag zahlen. Gemeinsam konnten die Projektpartner in Remmesweiler so eine neue Form der ländlichen Nahversorgung realisieren. Sie zeigen, dass Konzepte zur Digitali- sierung das soziale Miteinander im Dorf sogar fördern können. Fünf benachbarte Dörfer haben sich mittlerweile dem Konzept angeschlossen. Das soziale Miteinander fördern Zurzeit stellen der Globus-Markt St. Wendel, mehre- Info Fotos: Wirtschaftsförderungsgesellschaft St. Wendeler Land GmbH re Bäckereien, Bioläden, eine Drogerie und diverse Hofläden ihr Angebot auf der Plattform bereit. Der Hofladen Wendelinushof etwa bietet frische Produk- Projektname te aus eigener Herstellung: Fleisch- und Wurstwaren, Smart Village Remmesweiler Produkte aus der Gärtnerei sowie Eier und Nudeln. Bei einem anderen beteiligten Biohändler können Bundesland die Kunden große und kleine Überraschungskisten Saarland mit saisonalem Obst und Gemüse wählen. Die Waren werden von der landkreiseigenen Logistik mit einem LEADER-Region Fahrzeug bei den regionalen Händlern abgeholt, im KulturLandschaftsInitiative St. Wendeler Land Verteilzentrum verpackt und einmal wöchentlich ins Dorfgemeinschaftshaus gebracht. Die zentrale Kosten Anlieferstelle erspart die kostenintensive Lieferung rd. 82 000 Euro (Projektphase 2), auf den letzten Metern. Und sie sichert die Kom- davon gefördert: rd. 66 000 Euro (LEADER) munikation im Dorf: Im Dorfgemeinschaftshaus nehmen die Dorfcoaches die Bestellungen entgegen Projektträger und übergeben die Waren an die Menschen. Den LAG KulturLandschaftsInitiative St. Wendeler Land e. V. weniger mobilen Senioren bringen die Dorfcoaches die Einkäufe sogar bis nach Hause. Bezahlt wird Website entweder per Lastschrift direkt beim Kauf auf der www.smartvillage-wnd.de Online-Plattform oder bar beim Dorfcoach. 17
Café, Bücherbörse, Schreibwaren, Lebens mittel und Drogerie- artikel – der Bernitter Dorfladen versorgt die Einwohner und ist Veranstaltungsort. Ein neues Herzstück Eine Bürgergenossenschaft belebt in der Gemeinde Zusammenarbeit mit der Gemeinde einen Antrag auf Bernitt den Dorfmittelpunkt wieder. Das Erfolgs LEADER-Förderung, um den Bernitter Dorfmittel- rezept: alle vor Ort in die Gestaltung einbinden. punkt wiederzubeleben. Inzwischen zählt die Ge- nossenschaft 38 Mitglieder mit einer aktiven Gruppe In einem Flächenland wie Mecklenburg-Vorpom- von acht bis zehn Personen. mern kann die ländliche Nahversorgung zu einer großen Herausforderung werden – so auch in der Was sich die Menschen in Bernitt vom neuen Dorf- Großgemeinde Bernitt im Landkreis Rostock. Dass mittelpunkt wünschten, sollte eine Umfrage klären: die nächste Einkaufsmöglichkeit zwölf Kilometer Dafür gingen die Mitglieder der Genossenschaft vom Hauptort entfernt liegt, damit wollten sich die von Haus zu Haus und verteilten Fragebögen. Der Menschen vor Ort nicht abfinden. Also sorgten sie Rücklauf umfasste mehr als 50 Haushalte – die in für ein neues Dorfzentrum, in dem sie Lebensmittel den Antwortbögen genannten Ideen und Wünsche einkaufen, die Post erledigen und bei einer Tasse flossen direkt in die Ausgestaltung des Vorhabens Kaffee und einem Stück Kuchen Neues erfahren ein. Im Mittelpunkt stand schließlich das Angebot an können. Waren des täglichen Bedarfs, ein Post-, Kopier- und Faxservice, ein öffentlicher Internetzugang sowie ein Café- und Imbissangebot. Insbesondere für ältere Von Haus zu Haus Einwohner war außerdem eine gut erreichbare, zen- trale Lage wichtig. Diese bot das Gemeindezentrum, Die Idee wurde 2014 geboren, schnell gründete sich das schließlich in Teilen zum neuen Dorfmittelpunkt eine Bürgergenossenschaft. 2015 stellte sie in enger umgebaut wurde. Mit den LEADER-Fördermitteln 18 GEMEINSAM STARK SEIN
An den Wünschen der Bürgerinnen und Bürger ausgerichtet: der Dorfladen in Bernitt. wurden die Planungskos- bekommen: „Bei euch ten, sämtliche Bauarbei- findet man ja alles, ten, die Elektrogeräte was man zum Leben wie Küchengroßgeräte, braucht!“ An der Fassa- Telefon, PC und Ko- de des Ladens befindet pierer, die Küche mit sich seit einiger Zeit Einrichtung sowie die außerdem eine Ladesta- Möblierung finanziert. tion für E-Fahrzeuge. Im Dezember 2016 schließlich eröff- Für die Betreiber des nete der Bernitter Dorfladens ist auch weiter- Dorfladen. Das Team des Dorfladens hin die Bürgerbeteiligung besonders wichtig. Die Bernitter sollen ihre Wünsche zu Sortiment, Veran- Ohne Ehrenamt undenkbar staltungen oder Gestaltung des Dorfladens äußern können. So werden auch zu neuen Projekten wie Heute bietet er viele regionale Produkte: Senf aus dem aktuell geplanten Online-Shop wieder Umfra- der Senfmühle Schlemmin, Backwaren aus Güstrow gen durchgeführt. Er soll als Lieferdienst mit einem oder Bio-Eier und Bruderhahnprodukte aus Selow. Radius von etwa 20 Kilometern umgesetzt werden. Ergänzt wird das Angebot durch Großhandelsware. Die Waren können auf Bestellung auch abgeholt Zusätzlich gibt es Frühstück, Mittagessen sowie werden, was vor allem den Berufstätigen zugute- Kaffee und Kuchen. Zudem versorgt das Dorfladen- kommen soll. team die örtliche Kita mit Zutaten für Frühstück und Vesper, für die Schule im Ort bereitet es einen Frühstücksimbiss vor. Fünf Angestellte der Genos- senschaft kümmern sich um den Verkauf und die Dienstleistungen, den Mittagstisch im Laden und Info die Kuchenzubereitung für das Café. Ohne zusätz- liche ehrenamtliche Helfer würde das Projekt jedoch Projektname nicht funktionieren: Sie erledigen die Buchhaltung Fotos: LAG Güstrower Landkreis; Bernitter Dorfladen e.G. Wiederbelebung der Dorfmitte Bernitt und Lieferdienste, pflegen die Pflanzen vor dem Laden und helfen bei Putzaktionen. Auch recher- Bundesland chieren sie zur Weiterentwicklung des Ladens, zu Mecklenburg-Vorpommern Förderungen oder zu neuen Lieferanten. LEADER-Region Güstrower Landkreis Beteiligung ist das A und O Kosten Der Laden etablierte sich schnell auch als Begeg- 101 000 Euro, davon gefördert: 49 500 Euro (LEADER) und nungsort: Die integrierte Sitzecke mit Bücherbörse 51 500 Euro (Landesmittel, Wettbewerb Neue Dorfmitte) wird zum Beisammensein, für diverse Workshops wie das jährliche Osterbasteln, den Regionalmarkt Projektträger oder den Burger-Abend genutzt. Auch Feriengäs- Gemeinde Bernitt (über Amt Bützow-Land) te finden ihren Weg hierher. Ein Spruch, den die Mitarbeiter des Dorfladens immer wieder zu hören Website www.bernitterdorfladen.de 19
Die Helfer von „Quirnbach inTakt“ unterstützen ältere oder pflegebedürftige Menschen im Haushalt. Gemeinsam alt werden In einer kleinen Gemeinde erhalten alte Menschen zu können. Nicht einfach für die finanzschwache unkompliziert Unterstützung im Alltag – und viele Kommune. Da kam die zweite Stufe des Pflegestär- Gelegenheiten, unter Leute zu kommen. kungsgesetzes gerade recht. Sie bot der Gemeinde eine Möglichkeit, Alltagsbetreuung durch Einnahmen Fast ein Viertel der rund 500 Einwohnerinnen und der Pflegekassen zu finanzieren. Da die Koordination Einwohner der Gemeinde Quirnbach ist über 65 Jahre eines solchen Angebots nicht ehrenamtlich mög- alt. Auch auf dem Land geht der demografische Wan- lich war, kam die LEADER-Förderung ins Spiel. Und del mit sozialer Vereinsamung, Leerständen sowie nachdem 2017 das letzte Einzelhandelsgeschäft fehlenden Pflege- und Betreuungseinrichtungen geschlossen wurde, stand die Projektidee fest: Ein einher. Die Kommunen sind gefordert, praktikable Markttag sollte das Betreuungsangebot ergänzen. Konzepte zu entwickeln, um diese Herausforde- rungen zu meistern. So möchten etwa die meisten Für das Projekt wurden im Bürgerhaus der Orts- Menschen in ihrer gewohnten Umgebung alt werden. gemeinde ein Projektbüro eingerichtet und zwei Doch die Finanzierung der häuslichen Pflege stellt examinierte Krankenschwestern mit Erfahrung im viele Betroffene und Angehörige vor Probleme. ambulanten Pflegebereich als qualifizierte Mitarbei- terinnen eingestellt. Sie ermitteln den Unterstüt- zungsbedarf und initiieren Hilfen. Die „Helfer“ im So lange wie möglich zu Hause Projekt „Quirnbach inTakt“ sind Frauen und Männer aus der Region, die Erfahrung im Umgang mit Pflege- Hier setzt das LEADER-geförderte Projekt „Quirn- bedürftigen oder eine entsprechende Ausbildung bach inTakt“ an. Sein Ziel ist es, Senioren dabei zu oder Zusatzqualifizierung absolviert haben. unterstützen, so lange wie möglich zu Hause leben 20 GEMEINSAM STARK SEIN
Am wöchentlichen Markttag bieten heimische Erzeuger und Gewerbetreibende ihre Waren an. Zeitgleich gibt es im Bürgerhaus ein geselliges Beisammensein: etwa bei Darbietungen des Kinderchors. Begleiter im Alltag Die Beteiligten unterstützen ältere oder pflege- bedürftige Menschen im Haushalt. Sie helfen beim Einkaufen, Putzen, Kochen oder Planen des Tages- ablaufs. Außerdem unternehmen sie mit den älteren Menschen Spaziergänge, leisten ihnen Gesellschaft und begleiten sie zu Ärzten, Behörden oder Veran- staltungen. In der wöchentlichen Gruppenbetreuung werden unter professioneller Anleitung gemeinsa- me Aktivitäten wie Singen oder Gedächtnistraining Info durchgeführt. Und auch die Integration bringt das Projekt voran: Einige der Helfer kamen 2015 als Geflüchtete nach Quirnbach und sind nun gut ins Projektname Gemeindeleben eingebunden. Quirnbach inTakt Gemeinsam mit der Ortsbürgermeisterin orga- Bundesland nisieren die Projektkoordinatorinnen auch den Rheinland-Pfalz Markttag um das Bürgerhaus. Jeden Donnerstag kann hier von 14 bis 16 Uhr eingekauft werden: LEADER-Region Ein Bäcker, ein Metzger, ein Obst- und Gemüse- Westrich-Glantal händler, mehrere Selbstvermarkter und diverse andere heimische Gewerbetreibende bieten ihre Kosten Waren an. Rund 150 Personen kommen regelmä- rd. 143 000 Euro, davon gefördert: ßig – darunter viele, die zuvor wenig am gesell- rd. 65 600 Euro (LEADER) und 41 700 Euro (Land) Fotos: Stefanie Körbel schaftlichen Leben beteiligt waren. Auch viele Besucher aus der näheren Umgebung schauen Projektträger vorbei. Die Ortsbürgermeisterin betont: „Das Ortsgemeinde Quirnbach ist kein Seniorennachmittag – es kommt das ganze Dorf und sogar Leute aus den umlie- Website genden Ortschaften.“ Die Projektidee trägt www.quirnbach-pfalz.de/quirnbach-intakt/allgemein sich weiter: In einem Nachbarort gibt es seit Februar 2020 einen Markt nach Quirnbacher Vorbild. durch kulturelle Darbietungen, etwa vom örtlichen Zeitgleich zum Markt findet im Bürgerhaus ein Kinderchor. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass das generationsübergreifendes Zusammensein bei Projekt nach dem Ende der Förderperiode im Früh- Kaffee und Kuchen statt. Bereichert werden die jahr 2021 weiterlaufen und sich selbst durch Einnah- Treffen durch Kurzvorträge zu Themen wie Pfle- men der Pflegekassen beziehungsweise Privatzah- geversicherung oder Patientenverfügung und lungen der Kunden tragen kann. 21
Regionales in der Box Im Umkreis hergestellte Lebensmittel einkaufen, ohne dafür viele Händler anzufahren: das ermöglicht im Landkreis Fürth die HofladenBOX. Von der innova- tiven digitalen Vermarktungsstrategie profitieren die Erzeuger und die Menschen vor Ort gleichermaßen. Sich nur mit regionalen Lebensmitteln einzudecken, ist mitunter schwer: Kleine Hofläden, Metzgereien, Bäckereien oder Supermärkte sind meist weit ver- streut und manchmal auch schwierig zu finden. Sie alle abzufahren, kostet viel Zeit. Zwei Unterneh- merinnen aus Fürth haben das Problem erkannt und daraus eine Geschäftsidee entwickelt. Mitte 2017 gründeten Birgit Wegner und Mareike Schalk die HofladenBOX – und liefern mit Unterstützung von einer festangestellten Halbtageskraft, zwei Midi- und rund 30 Mini-Jobbern seit April 2018 frische Waren aus. Vielfalt entdecken, Die HofladenBOX bietet mehr als 1 000 regionale Produkte an. Im Hauptquartier in Stein bei Fürth verpackt das Team der ohne viel zu fahren HofladenBOX pro Woche 200 bis 600 Bestellungen. Seither können die Menschen dort ohne Zwischen- bietern einkaufen. Ob die Unternehmerinnen mit handel direkt bei verschiedenen regionalen An- Direktvermarktern und Landwirten zusammen- arbeiten, entscheiden sie vor allem nach einem Kriterium: Regionalität. Bio ist erwünscht, aber kein Muss. Außerdem schauen sich Wegner und Schalk jeden Hof inklusive der Tierhaltung persönlich an und entscheiden dann, ob es zur Zu- sammenarbeit kommt. Rund 60 Betriebe machen inzwischen mit, mehr als 1 000 Produkte für den täglichen Bedarf sind so auf dem Online-Marktplatz zu finden: Backwaren, Obst und Gemüse, Milchprodukte und Käse, Wurst, Fleisch und Fisch, aber auch Öle, Aufstriche, Müsli, Kaffee oder Wein. Die Betriebe stellen die Produk- te selbst online und legen auch die Preise fest. Um den Rest kümmert sich das Team um Wegner und Schalk: Es übernimmt die Kauf- abwicklung und liefert zweimal wöchentlich aus – entweder an eine von 40 Abholstationen im Landkreis Fürth und in den Städten Schwabach, Nürnberg, Fürth sowie Erlangen, oder gegen Auf- preis auch nach Hause. Die effiziente und flexible Routenplanung bleibt dabei eine Herausforderung. Erfolgreiche Gründerinnen: Birgit Wegner und Mareike Schalk 22 GEMEINSAM STARK SEIN
neuen Vertriebsweg für ihre Waren, müssen sich dabei nicht um die Kauf- Fotos: Thomas Scheerer, Christine Lenzner; Birgit Wegner abwicklung kümmern und können sich voll auf ihren Betrieb konzentrieren. Der Zugang zum Online-Marktplatz ist für sie kostenfrei – inklusive der tech- nischen Unterstützung. Verkaufen sie etwas, erhält die HofladenBOX eine Pro- vision vom Verkaufspreis. Diese Provision und die Lieferkosten sind die Einnahme- quellen der Unternehmerinnen. So bietet das Team der HofladenBOX Ver- brauchern und Vermarktern neue Möglich- keiten, fördert das gesellschaftliche Be- wusstsein für Lebensmittel aus der Region – und treibt die Entwicklung innovativer, digitaler Lösungen für den ländlichen Raum und die Landwirtschaft voran. Kundinnen und Kunden wiederum können die Pro- dukte der verschiedenen Direktvermarkter einfach online auswählen, bestellen und bezahlen. 2 700 Menschen haben sich bereits registriert, zwischen 200 und 600 Bestellungen gehen pro Woche beim Info HofladenBOX-Team ein. Das Hauptquartier: eine ehemalige Scheune in Stein bei Fürth. Hier liefern Projektname Landwirte und Betriebe in Fahrgemeinschaften die Die HofladenBOX – ein Online-Markplatz für regionale Lebensmittel Waren an, die danach in Boxen wandern und an ihr Ziel gebracht werden. Das reduziert die Zahl über- Bundesland regionaler Lebensmitteltransporte, mehrfache Bayern Einkaufsfahrten zu den einzelnen Hofläden – und damit den CO2-Ausstoß. Die Boxen und Umverpa- LEADER-Region ckungen wie Flaschen, Obstbehälter oder Gläser Landkreis Fürth können zurückgegeben werden und werden, wo möglich, wiederverwendet. Kosten 90 000 Euro, davon gefördert: 23 600 Euro (LEADER) Kleine Betriebe erobern den Projektträger Online-Marktplatz HofladenBOX GmbH & Co. KG Website Der Vorteil für die teilnehmenden Betriebe www.hofladenbox.de liegt auf der Hand: Sie erschließen einen 23
Durch eine attraktive Platzierung von regionalen Produkten im Raum greifen Kundinnen und Kunden eher zu. Verstärkung für Tante Emma Ein Netzwerk bringt die Dorfläden der Region mit- der 15 Dorfläden. Dabei wurden nicht nur erste Tipps einander ins Gespräch und berät sie zu Angebot, Wer- gegeben, sondern auch sechs Pilotläden ausgewählt. bung und Kundenbetreuung. Das zeigt: Gemeinsam Als Kooperationspartner stand die IHK Hanau-Geln- können Kleine Großes bewegen. hausen-Schlüchtern dem Team zur Seite. Mehr als 100 Orts- und Stadtteile prägen die LEADER-Region SPESSARTregional, viele davon sind Gut platziert und klar beworben kleine Dörfer. Die Versorgung für den täglichen Be- darf ist mit etwa 15 Dorfläden noch gut. Doch viele Auf Grundlage einer Analyse der Läden und der von ihnen sind durch demografischen Wandel und möglichen Angebote entwickelte eine Arbeitsgrup- schwindende Kaufkraft in ihrer Existenz gefährdet. pe gemeinsam mit dem Berater neue Konzepte zu Auch die Nachfolge ist nicht überall geregelt. Hinzu Kommunikation und Sortiment. Im ersten Schritt kommt, dass viele Menschen in der Region beruflich entschieden die sechs Pilotläden mit professionel- in größere Städte pendeln und dort auch gleich ihre ler Hilfe, welche regionalen Produkte ihr Sortiment Einkäufe erledigen. am besten erweitern könnten: von frischen Milch- produkten über Öle bis zu Waren einer Bäckerei, die Schnell wurde klar: Damit die Dorfläden in der Re- regionales Getreide verarbeitet. Hilfe erhielten die gion überleben, gilt es, die Nachfrage vor Ort gezielt Inhaber auch dabei, die Waren gut im Raum zu plat- zu steigern. Eine enge Zusammenarbeit zwischen zieren. Durch gezielte Bewerbung und Bezeichnung den einzelnen Dorfläden und den Erzeugern ist dafür wissen Kunden auf den ersten Blick, dass sie hier essenziell. Mit dem Ziel, diese auszubauen, startete zu einem Produkt aus der Region greifen. Zudem 2016 das Modellvorhaben „Regio.Dorf.Laden: Gut & wurden die Inhaber in Warenkunde, Kundenanspra- Regional versorgt!“. Die Regio.Marketing GmbH und che und Thekengestaltung geschult. So lernten sie SPESSARTregional bauten gemeinsam ein Netzwerk etwa, wie sie ihr Angebot an belegten Brötchen für zwischen Erzeugern, Verarbeitern und Dorfläden auf. Frühaufsteher verbessern und richtig kalkulieren. Nach einer ersten Infoveranstaltung besuchte das Auch eine Schulung für den Verkauf von Käse fand Team gemeinsam mit einem Dorfladen-Berater jeden auf Wunsch der Ladeninhaber statt. Treffen der 24 GEMEINSAM STARK SEIN
Dorfläden und Erzeuger wurden für den intensiven Austausch genutzt: etwa über die Anlieferung von Milchprodukten oder die Chancen eines gemeinsa- Info men Produkts des Monats. Projektname Probleme gemeinsam angehen Regio.Dorf.Laden – Dorfladen-Erzeuger Netzwerk Dorfläden und Erzeuger sind mit dem eingeschla- Bundesland genen Weg sehr zufrieden. Allerdings machten die Hessen Erzeuger deutlich, dass sich die Lieferung zu klei- ner Mengen wirtschaftlich nicht mehr darstellen LEADER-Region lässt. Hier sucht das Netzwerk gemeinsam nach SPESSARTregional Lösungen, etwa indem Transportwege gebündelt werden. Um die erfolgreichen Ansätze ausbauen Kosten zu können, legten SPESSARTregional und die 137 000 Euro (zwei Teilprojekte), davon gefördert: IHK 2018 mit einem auf zwei Jahre angelegten 99 556 Euro (BULE) und 10 812 Euro (LEADER) LEADER-Projekt zur Erweiterung des Netzwer- . n al e . V kes nach. Projektträger SPESSARTregional e.V. und Regio.Mar- RTregio Die Vernetzung der Akteure stellt den größ- keting GmbH in Kooperation mit IHK ten Wert des Projektes dar. Denn nicht nur Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern S PE S S A Läden und Erzeuger arbeiten zusammen, sondern auch die LAG, die IHK, die Kom- Website munen, das Amt für den Ländlichen Raum www.spessartregional.de Fo to s : und der Tourismus. Es ziehen alle an einem Strang – und das ist wichtig: „Wir brauchen die tollen Produkte von Erzeugern aus Ein Dorfladenberater der Region, um zu bestehen“, sagt etwa besuchte in der LEADER- Region SPESSARTregional Simone Bienossek, Ladeninhaberin aus 15 Dorfläden und gab Wächtersbach, „Hier im Laden bekom- Tipps. men die Kunden Beratung zu jedem einzelnen Produkt, sie dürfen probieren und vertrauen uns, dass die Ware ordentlich produ- ziert wird. Gerade in Zeiten, wo die Verunsicherung groß ist, merken wir, dass gezielt Kundschaft zu uns kommt. Wir leben Regionalität und kennen unsere Erzeuger, das merkt man uns an.“ Gezielte Kennzeichnung führt den Kunden zu Produkten aus der Region. 25
Sie können auch lesen