Generalversammlung Bergbahnen Graubünden - Magazin Branche
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Magazin • Branche Generalversammlung Bergbahnen Graubünden An der Generalversammlung der Bergbahnen Graubünden (BBGR) vom 23. November 2018 in Savognin forderte Präsident Martin Hug, die Herausforderungen des Klimawan- dels im Rahmen der Standortenwicklung gemeinsam anzugehen. Am wichtigsten seien das Kundenerlebnis und die überbetriebliche Kooperation. Da vor 40 Jahren in Savognin die erste Gross-Schneeanlage betrieben wurde, war Savognin Austragungsort der GV. gebe es durch überbetriebliche Kooperationen zusätzliche Mög- lichkeiten. Gemäss Martin Hug könnten Lead-Unternehmungen der Bergbahnbranche Leistungen Die erste Gross- Schneeanlage in und Know-how ihrer qualifizierten Savognin wurde Mitarbeitenden anderen Berg- vor 40 Jahren als bahnen zur Verfügung stellen. Unsinn erachtet. Solche von der Basis getriebenen Heute ist die Innovationen würden den Touris- technische Be- schneiung eine mus weiterbringen. Dabei seien Notwendigkeit Optimierungsmassnahmen auf für jedes Skige- einzelbetrieblicher Ebene wichtig, biet. Olympiasie- aber oft nicht ausreichend für die ger Heini Hemmi nötige Stärkung der Ertragskraft. war bei der Feu- ertaufe am 23. Martin Hug: «Die Schaffung eines November 1979 Dienstleistungs- und Kompetenz- dabei. zentrums für die interessierte Bündner Bergbahnbranche steht Text: Bergbahnen Graubünden Davos Klosters hat gestern sogar weit oben auf der Traktandenliste Bilder: Savognin Bergbahnen AG bereits den durchgehenden Win- von BBGR.» terbetrieb auf Parsenn gestartet. Nach drei schwierigen Wintern Ab diesem Wochenende planen Wertschöpfung in Folge konnte die Bündner Berg- auch Arosa am Hörnli sowie die versichern bahnbranche den Verkehrsertrag Silvretta Arena Ischgl-Samnaun im letzten Winter um sechs Pro- einen Teilbetrieb. Präsident Martin Hug stellte zent auf rund 205 Mio. Franken fest, dass der Klimawandel statt- steigern. Gemäss dem Monitor Kundenerlebnis findet und die Bündner Destinati- von Seilbahnen Schweiz (SBS) und Kooperation onen über das Potenzial verfügen, wird sich der Sommerverkehrs- sich den künftigen Gästebedürf- ertrag 2018 auf rund 18,9 Mio. «Wir müssen als Branche das nissen anzupassen. Kürzere Win- belaufen. Dies entspricht einer Kundenerlebnis massiv steigern ter und höhere Temperaturen Steigerung von 3,7 Mio. oder um und für alle vier Jahreszeiten erforderten neue, ganzjährig ver- 25 Prozent in den letzten zehn die Bedürfnisse unserer Gäste fügbare Angebote, meinte Martin Jahren. Demgegenüber stehen ins Zentrum stellen», erklärte Hug. Im komplizierten Geflecht in derselben Zeitspanne Ver- Martin Hug. Dabei sei es un- der Wechselwirkungen einer Des- luste beim Verkehrsertrag des erlässlich, zu den eigenen Werten tination brauche es dazu aber Zeit Winters von rund 50 Mio. Der zu stehen, diese noch besser und Geld – das zuerst verdient Winterstart in die aktuelle Saison zu bündeln und den Gästen als werden müsse. Die Bergbahnen wurde am 27. Oktober 2018 mit buchbare Mehrwerte zugänglich seien heute systemrelevant für einer Woche Verspätung auf der zu machen. Die touristischen die Destinationen, denn Schnee- Diavolezza lanciert. Mittlerweile Leistungsträger müssten auch in sicherheit und Pistenpräparation bieten auch die Skiarena Ander- den Bereichen Automatisation, würden durch die Gäste sehr hoch matt-Sedrun auf dem Gemsstock Digitalisierung und Dynamic Pri- bewertet. «Bis neue Strategien und die Weisse Arena auf dem cing noch mutiger und innovativer vorliegen, sind die Aufwendungen Vorab Wochenendbetrieb an. werden. Auch auf der Kostenseite für die Beschneiung eine Prämie 50 VTK/UCT 169 März 2019
Magazin • Branche Schneeanlagen-Pionier Leo Jeker, mit einer Larchmont- von links: Markus Good, Betriebsleiter Davos Klosters Kanone, die vor 40 Jahren in Savognin zum Einsatz kam. Bergbahnen, Leo Jeker, Ehrenmitglied, Martin Hug, Präsi- In einem engagierten Referat erzählte er, wie es zur ers dent, Marcus Gschwend, Geschäftsführer, und Mario De- ten Gross-Beschneiungsanlage in Europa kam. vatz, neues Vorstandsmitglied Bergbahnen Graubünden. zur Versicherung der Wertschöp- Schneeanlagen sind müsste eine touristische Zwei- fung», erklärte Martin Hug. Es Hightech klassengesellschaft vermieden, stelle sich deshalb immer mehr die Frage des Leadership geklärt die Frage, ob diese Prämie allein Die Schneeanlagen hätten und die Wertschöpfungsintensität die Bergbahnen bezahlen sollen sich in 40 Jahren immer mehr zu berücksichtigt werden. oder auch andere Leistungsträger automatisierten Hightechanlagen und die öffentliche Hand stärker entwickelt, stellte Claudio Casutt, Ehrenmitgliedschaft in die Finanzierung eingebunden Mitinhaber der Casutt Wyrsch für Leo Jeker werden müssten. Zwicky AG, fest. Er ist verant- wortlich für zahlreiche Bahn- und Zum Jubiläum 40 Jahre Be- Öffentliche Hand Beschneiungsprojekte: dank der schneiung wurde Pionier Leo im Lead Digitalisierung und dem techni- Jeker zum Ehrenmitglied von schen Fortschritt gebe es auch Bergbahnen Graubünden (BBGR) Dank dem komparativen Vor- künftig noch grosses Potenzial ernannt. Präsident Martin Hug teil der Höhenlage seiner Ski- im Bereich des Snowmanage- würdigte Leo Jeker als «tou- gebiete habe Graubünden die ments. Dabei gehe es primär um ristische Kraftwurzel», die sich notwendige Zeit, die Herausforde- Energieeffizienz, den weiteren während seiner gesamten be- rungen des Klimawandels überlegt Ausbau der Automatisierung, ruflichen Karriere und darüber anzugehen. Präsident Martin Hug Mehrfachnutzungen und die Di- hinaus mit viel Herzblut und sieht dabei die Gemeinden als gitalisierung des ganzen Berges. Engagement für die Anliegen der Verantwortliche für die lokale/ In Graubünden gebe es das unter- Bergbahnen und des Tourismus regionale Standortentwicklung nehmerische Know-how, um von eingesetzt habe. Dabei habe Leo im Lead. Zudem forderte er die dieser Entwicklung profitieren zu Jeker nachhaltige Spuren hinter- Akteure in den Bereichen Energie können, ist Claudio Casutt über- lassen: mit der Realisierung der und Wasser auf, sich mit der Aus- zeugt. Auf dem von Yvonne Brig- damals grössten Schneeanlage lastung von Beschneiungsinfra- ger-Vogel (Geschäftsführerin ITG Europas und zahlreichen weite- strukturen sowie einem integrier- Graubünden) moderierten Podium ren Innovationen in Savognin, ten Wassermanagement besser zu zum Thema Schneeanlagen dis- dem Kampf gegen die Initiative vernetzen. Der Graben zwischen kutierten anschliessend Regie- «Schnee ohne Kanonen» (1990) Mittelland und Berggebiet werde rungsrat Dr. Jon Domenic Parolini, und der Gründung der ITG Grau- immer grösser: das Berggebiet der Scuoler Hotelier Kurt Baum- bünden sowie seinem politischen sei nicht nur für Schutz und Er- gartner und Peter Engler, CEO Lobbying für eine nachhaltige holungszwecke da, sondern habe der Lenzerheide Bergbahnen, die Förderung des Berggebietes. auch Anspruch auf wirtschaftliche Bedeutung der technischen Be- Als Fazit seines Rückblicks zur Entwicklung, betonte Martin Hug. schneiung und ihre zunehmende Geschichte der Beschneiung Dazu müssten Bund, Kanton und Service-public-Funktion. Dabei machte Leo Jeker darauf auf- Gemeinden die entsprechenden zeigte sich, dass in der Praxis die merksam, dass es in Zukunft Rahmenbedingungen schaffen. Digitalisierung am Berg schon Schnee für die öffentliche Hand Schliesslich verursachten Nahfe- Einzug gehalten hat und durch die nicht mehr zum Nulltarif geben rien von Schweizern in den Bergen öffentliche Hand auch teilweise dürfe: «Schneemachen ist eine bedeutend weniger CO2 als Fern- unterstützt wird. Bei der Entwick- Service-public-Aufgabe. Schnee reisen mit Flugzeug und Schiff. lung von alternativen Strategien ist unser aller Brot.» VTK/UCT 169 März 2019 51
Magazin • Branche Für die heutigen Mitarbeiter der Beschneiung nicht nachvollziehbar, wie damals mit Kopfhörerschutz, die Wasser- schläuche an die Kanone transportiert werden mussten. Mario Davatz Dies ermöglicht ein gezielteres Talbereich geschaffen werden neu im Vorstand Angehen der Herausforderungen konnte. und Lobbying in Bern. Die Ge- Als kommerzieller Erfinder Für die aus gesundheitlichen schäftsstellen von VöV und SBS des mechanisch hergestellten Gründen zurückgetretene Ma- arbeiten bei Bedarf weiterhin Schnees gilt der Amerikaner Joe nuela Seeli wurde Mario Davatz zusammen. Tropeano. Schon Anfang der neu in den Vorstand gewählt. 50er-Jahre ist es ihm gelungen, Er ist Direktor der Bergbahnen Rückblick zur Ent- die wissenschaftlichen Erkennt- Grüsch-Danusa AG und vertritt die stehung der tech- nisse des Schneemachens tech- Region KMU/Mitte. Wiedergewählt nischen Beschneiung nisch zu lösen und mit seiner für eine weitere Amtsperiode Larchmont-Kanone Schnee zu wurde Markus Good (Technischer in Savognin erzeugen. Joe Tropeano war im Betriebsleiter Davos Klosters Pionier Leo Jeker hielt wäh- Sommer 1977 in Savognin und Bergbahnen AG). Die weiteren rend der Generalversammlung besichtigte das Gelände. Vorstandsmitglieder sind Präsi- Rückschau zur Entstehung der dent Martin Hug (Geschäftslei- Gross-Schneeanlage vor rund 40 Der Besuch bei ande- tungsmitglied der Weissen Arena Jahren. Aus seinem Geschichts- ren Skistationen im Gruppe), Philipp Holenstein (CEO rückblick sind folgende Worte Ausland machte sich Arosa Bergbahnen AG und Vize- entnommen: präsident Seilbahnen Schweiz) so- Im Jahr 1968 realisierte die bezahlt wie Markus Moser (CEO Corvatsch Savognin Bergbahnen AG Euro- In den 70er-Jahren besuchte AG) und Maurus Tomaschett pas erste Gross-Schneeanlage ich immer wieder Orte mit kleine- (Geschäftsführer Sportbahnen mit einer Länge von 4 km, 100 m ren Schneeanlagen in Frankreich Vals AG). Als Geschäftsführer Breite und 650 m Höhenunter- und Skandinavien. War auch zu amtet Marcus Gschwend. Die schied (1850 m bis 1200 m ü. M.). Besuch in Kanada und Amerika, Jahresrechnung des Verbandes Die Gründe für den Bau dieser wo bereits grosse Schneeanla- schliesst bei einer Bilanzsumme Anlage waren, dass im Talbereich gen in Betrieb waren. Noch im von Fr. 372 000.– und Aufwendun- öfters wenig Schnee vorhan- Herbst 1977 kontaktierte ich den gen von Fr. 462 000.– mit einem den war, zunehmend grössere damaligen Leiter des Amtes für kleinen Gewinn ab. Das Vermögen Pistenschäden an den Wiesen Naturschutz, Georg Ragaz. Wir inklusive Rückstellungen beträgt entstanden, oft stundenlange zwei trafen uns zu einem Augen- Fr. 230 000.– Die Verkäufe des Wartezeiten an der Bergstation schein in Savognin, noch bevor ich SnowPass Graubünden stiegen Tigignas entstanden, um zurück an den Verwaltungsrat gelangte aufgrund des neuen Familien- nach Savognin gelangen zu kön- wegen dem Gesamt-Projekt. Ich SnowPass um ein Prozent. Die nen. Zur Diskussion standen zwei durfte Georg Ragaz Bilder zei- Inhaber generierten vier Prozent Varianten: Hochleistungs-Seil- gen von Schneeanlagen in den mehr Skitage als im Vorjahr. Der bahn Savognin-Tigignas oder USA und von Skandinavien. Dort neue Direktor von Seilbahnen eine Schneeanlage. Der Entscheid waren alle Leitungen überirdisch Schweiz (SBS), Alexander Bern- des Verwaltungsrates fiel auf und die Kompressoren standen hard, überbrachte die Grüsse des eine Gross-Schneeanlage. Damit im Freien. Ich fragte dann Georg nationalen Verbandes. Mit ihm während 100 bis 120 Tagen eine Ragaz, welche Empfehlungen er hat SBS seit Februar 2018 einen sichere Talabfahrt sowie ein mir geben würde für einen mög- vom Verband öffentlicher Verkehr ideales Schneegelände für die lichst umweltschonenden Bau der (VöV) unabhängigen Direktor. Schneesportschule Savognin im Schneeanlage. Seine Antwort war: 52 VTK/UCT 169 März 2019
Magazin • Branche Der erste Verantwortliche für die Leza Schmid, Stellvertreter des Be- Der damalige Landammann Tona Beschneiung war der langjährige triebsleiters, ist noch heute aktiv im Collet und der Olympiasieger Heini Betriebsleiter Teias Wasescha. Schneemacher-Team dabei. Hemmi an der Eröffnungsfeier. «Alles unterirdisch verlegen und Schweden. Zusammen mit der positive Grundhaltung der betrof- im Sommer darauf achten, dass Bergbahn bildeten wir mit Hegland fenen Landwirte und Grundeigen- die Kanonen garagiert werden und Henningsohn eine Ingenieur- tümer, die einem langjährigen und die Schächte ebenerdig sind. gemeinschaft. Die Projektierungs- Beschneiungsrecht zustimmten. Diese Empfehlungen haben wir arbeiten liefen dann sehr rasch im Bereits am 23. November 1978 dann bei der Planung konsequent Winter 1977/78 an. So holten wir schneite Savognin erstmals für berücksichtigt. die entsprechenden Unterlagen seine Gäste und am Lenzerhorn Im November 1977 reiste ich und Grobofferten ein und der VR lag keine Flocke Schnee. Olym- dann mit meiner Familie nach sprach dann sehr rasch den Kredit piasieger Heini Hemmi und Land- Engelberg zu einem sogenannten für das Detailprojekt. Die Grau- ammann Tona Collet haben die «Vergleichsmessen» verschiede- bündner Kantonalbank gewährte Schneeanlage am 8. Dezember ner Schnee-Erzeuger-Fabrikate. und dann einen Kredit von 3,4 1978 getauft. Schneemacherchef Initiant des Vergleichsmessens Mio. Franken. (auf Romanisch Neivist) der ersten war Dieter Schmoll von der Fach- Am 12. Juli 1978 war Baube- Stunde war Teias Wasescha. Sein zeitschrift «Motor im Schnee». ginn. Beim Bau selbst war auch Stellvertreter war Leza Schmid, Mit von der Partie war auch der Thorwald Sverdrup, nachmaliger der noch heute im Schneema- legendäre Schneemacher Markus Entwickler und langjähriger CEO cher-Team Savognin aktiv dabei Pausackerl vom Semmering. Nach von SkiStar Schweden/Norwegen ist. dieser Veranstaltung informierte mit von der Partie, damals noch als ich die Hauptaktionäre der Savo Student. Die Studie, das Vor-, das Schneemachen ist gnin Bergbahnen AG und moti- Detailprojekt, die notwendigen eine Service-public- vierte diese in Einzelgesprächen Bau- und Durchleitungsbewilligun- Aufgabe! für das Projekt «Gross-Schneean- gen und die Wasserbezugsrechte lage». Anschliessend beriet auch sowie den Bau selbst «boxten» Innerhalb der letzten 40 der Verwaltungsrat darüber. Nach wir in einem Jahr durch. Beson- Jahre investierte die Savognin anfänglicher Skepsis fing auch der ders hervorzuheben ist die sehr Bergbahnen um die 16 Mio. VR Feuer für die Idee. Franken in Bau, Ausbau, und Wir zogen Ingenieur Rei- Erneuerung der Schneeanla- dar Hegland aus Chur bei und gen. Bis heute berappten wir starteten bald danach zu ei- den gesamten Betrieb und den ner Besichtigungstour nach Grossteil der Investitionen aus Sunne in Schweden, wo Larch- eigenem Sack. Das wird in Zu- mont-Schneekanonen im Ein- kunft nicht mehr möglich sein. satz standen. Diesen Besuch Schneemachen kann man nicht organisierten Sture Henningsohn zum Nulltarif haben. Schneema- aus Sundsvall, Europavertreter chen ist nach meiner Meinung von Larchmont-Snowmaking, im Grunde genommen eine Ser- und Sven Henrikson, damaliger Bereits vor 40 Jahren wurden sämt- vice-public-Aufgabe. «Schnee ist Chef des Skigebietes Sunne in liche Leitungen unterirdisch erstellt. unser aller Brot!» VTK/UCT 169 März 2019 53
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