Gentechfrei - Wer die Saat hat, hat das Sagen - Schweizer Allianz Gentechfrei

 
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Gentechfrei - Wer die Saat hat, hat das Sagen - Schweizer Allianz Gentechfrei
Kritische Informationen der Schweizer Allianz Gentechfrei     Nr. 94   Mai 2017

                      gentechfrei

  Fokus: Machtkonzentration im Agrarbereich nimmt weiter zu

  Wer die Saat hat, hat das Sagen
Gentechfrei - Wer die Saat hat, hat das Sagen - Schweizer Allianz Gentechfrei
Dankeschön                                 Inhalt

Wir bedanken uns bei Ihnen!                Editorial                     3
                                           Aktuell                       4
                                           Fokus                         6
Ihre wertvolle Unterstützung schätzen      International                12
wir sehr. Sie ermöglicht uns das erfolg-   In Kürze                     14
                                           Wissen                       15
reiche Weiterführen unserer Arbeit.        Über uns                     16
Wir setzen uns dafür ein, dass auch        Empfehlungen                 16
künftige Generationen in einer Schweiz
mit einer gentechnikfreien Land- und
Ernährungswirtschaft aufwachsen
können. Denn nur eine natürliche Land-
wirtschaft kann gerecht, vielfältig        Impressum

und ökologisch sein.                       Herausgeberin
                                           SAG Schweizer Allianz Gentechfrei
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                                           Redaktion
                                           Susanne Furler
                                           Paul Scherer
                                           Gestaltung
                                           Bivgrafik GmbH, Zürich
                                           Druck
                                           Ropress Genossenschaft, Zürich
                                           Auflage
                                           9 000 Ex.
                                           erscheint 4- bis 6-mal jährlich,
                                           im SAG-Mitgliederbeitrag enthalten
                                           Papier
                                           Cocoon, FSC®, 100% Recycling
                                           Verpackung
                                           Die Schutzfolie aus Polyethylen
                                           weist durch ihren geringen
                                           Materialverbrauch derzeit die
                                           beste Ökobilanz auf.
                                                                                Titelild: © Peter Caton/Greenpeace
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Editorial                                       3

            Die Welt braucht neue Ansätze
            in der Landwirtschaft
            UN-Experten fordern eine Abkehr von Pestizi-
            den in der Landwirtschaft und die Förde-
            rung agrarökologischer Systeme. Pestizid-
            rückstände halten sich jahrzehntelang in
            der Umwelt und bedrohen das gesamte Öko-
            system, auf dem die Lebensmittelproduktion
            basiert. Doch die Pestizid- und die Agrar-
            industrie weigerten sich, das Ausmas der
            Schäden einzugestehen und behaupten,
            Gentechnik und Pestizide seien zur Schaf-
            fung von Ernährungssicherheit nötig.
              Agrarökologische Methoden, die statt
            Chemie auf Biologie setzen, liefern jedoch
            ausreichende Erträge, um die Weltbevöl-
            kerung ausgewogen zu ernähren, ohne das
            Recht künftiger Generationen auf ange-
            messene Nahrung und Gesundheit zu unter-
            graben, erklärte Hilal Elver, die UN-Sonder-
            berichterstatterin für das Recht auf Nahrung.
            Doch genau das Gegenteil passiert gegen-
            wärtig mit den Megafusionen und der Macht-
            konzentration der Agrochemiemultis.
            Erteilen die Kotrollbehörden den Fusionen
            grünes Licht, ist das ein Zeichen für mehr
            Chemie und Technik in der Landwirtschaft
            anstatt mehr Ökologie und Biologie.

            Paul Scherer,
Bild: SAG

            Geschäftsleiter SAG
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Aktuell                                                                   4

Gentechfreier Anbau bis 2021 gesichert

Anbaumoratorium
um 4 Jahre verlängert
Das Moratorium ist eine Erfolgsgeschichte.

                                                                              Bild: © ZVG Munz
Es kam 2005 dank der Gentechfrei-Initia-
tive zustande, die von der SAG und gleich-
gesinnten Partnern initiiert worden war.
Ende 2017 läuft das bestehende Moratorium
aus. Doch die dritte Verlängerung ist
bereits Tatsache. Das Parlament hat einer
weiteren Verlängerung um vier Jahre zuge-
stimmt. Zu viele Fragen seien noch unge-
klärt. Vor zwei Jahren hätte dies noch nie-
mand für möglich gehalten.
    Ein Minderheitsantrag der Ständerats-     SAG-Präsidentin Munz setzt
kommission für Wissenschaft Bildung           sich im Parlament für eine
und Kultur (WBK-S), die eine Verlängerung     unbefristete Verlängerung des
bis Ende 2025 verlangt hatte, fand leider     Moratoriums ein.
mit 18:24 keine Mehrheit. SAG-Präsidentin
und Nationalrätin Martina Munz bedauert
dies: «In 4 Jahren sind keine gentechnisch
veränderten Pflanzen und Tiere zu erwar-
ten, die für die Schweizer Landwirtschaft
von Nutzen sein könnten. Mit einer Ver-
längerung um lediglich vier Jahre wird der
Ratsbetrieb unnötig belastet.»
    Um die wiederkehrenden Diskussionen
zum Moratorium zu verhindern, hatte die
zuständige Kommission des Nationalrates
sogar ein unbefristetes Moratorium vorge-
schlagen. Denn Meinungsumfragen in der
Schweiz zeigen klarer denn je, dass der
Anbau von Gentech-Pflanzen bei den Kon-
sumentinnen und Konsumenten, dem
Handel und der Landwirtschaft mehr denn
je auf Ablehnung stösst. Die Schweiz lebt
bestens mit der gentechfreien Produktion.
Und sie ist in guter Gesellschaft. Mittler-
weile haben sich auch all unser Nachbar-
länder den Anbau von gentechnisch verän-
derten Pflanzen untersagt.
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                                                                            hen !
                     Samstag, 20. Mai 2017, in Basel

                                                                         ac
                     MARCH AGAINST                                   Mitm
                     MONSANTO & SYNGENTA
                     Einige wenige Grosskonzerne wie Monsanto,
Bild: © Multiwatch

                     Syngenta, Bayer, BASF und DuPont/Dow
                     dominieren den globalen Markt für Saatgut
                     und Pestizide und bestimmen, was auf der
                     Welt angebaut und gegessen wird. Kommen
                     die drohenden Fusionen zustande, so
                     würden die drei Giganten Bayer/Monsanto,
                     Dupont/Dow und ChemChina/Syngenta
                     über 60 Prozent des kommerziellen Saatgut-
                     markts beherrschen.
                         Der Konzern Syngenta mit Hauptsitz in
                     Basel steht wie kaum ein anderes Unter-
                     nehmen für diese Entwicklung. Syngenta
                     ist weltweiter Marktführer für Pestizide
                     und Nummer drei im Verkauf von Saatgut.
                     Syngenta treibt die Agrogentechnik und
                     Patentierung von Leben voran und über-
                     nimmt zunehmend Kontrolle über unsere
                     Ernährungssysteme. Produkte wie das
                     hochgiftige in Europa verbotene Pestizid
                     Paraquat und krebsfördernde Stoffe wie
                     Atrazin und Glyphosat gefährden die
                     menschliche Gesundheit und sind beteiligt
                     am massiven Verlust der Biodiversität.
                     Mit der Übernahme von Syngenta durch                Auch in diesem Jahr gehen
                     ChemChina würde deren Macht noch                    wir im Rahmen der weltweiten
                     weiter konzentriert, und vom Versprechen            Bewegung March against
                     für mehr globale Ernährungssicherheit               Monsanto auf die Strasse und
                     bliebe nichts übrig.                                fordern einen Paradigmen-
                                                                         wechsel in der Landwirtschaft.

                     Treffpunkt: 14 Uhr, Barfüsserplatz Basel
                     Programm: ab 13.30 Uhr Ansprachen und Rahmen-
                                 programm auf dem Barfüsserplatz
                                 14.30 Uhr Marsch durch die Innenstadt
                                 bis vor den Hauptsitz von Syngenta
                     Anschluss: Essen im Gemeinschaftsgarten Landhof

                     Weitere Infos unter:
                     www.marchagainstsyngenta.ch
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Fokus: Machtkonzentration im Agrarbereich nimmt weiter zu                               6

Wer die Saat
hat, hat
das Sagen
Mit den geplanten Fusionen in der Agrarindustrie entstünden
drei gigantische Agro- und Chemiekonzerne, die über 60 Prozent
des kommerziellen Saatguts und über 60 Prozent der Pestizide
beherrschten. Diese Konzentration sei gefährlich, warnen besorgte
Organisationen in einem offenen Brief an die EU-Wettbewerbs-
kommission. Sie gefährde nicht nur die Arten- und Sortenvielfalt,
sondern auch die Ernährungssicherheit.

Text: Denise Battaglia
«Eine Handvoll Konzerne hat sich den Zu-       Die Machtkonzentration in der Saatgut-
griff auf die Welternährung gesichert.» Das    industrie schreitet mit schwindelerre-
ist keine polemische Zuspitzung, sondern       gendem Tempo voran. Lage sieht derzeit
das nüchterne, auf Fakten beruhende Fazit      wie folgt aus:
der Organisationen Brot für alle und Coordi-
nation gegen Bayer-Gefahren in einem           — Der Staatskonzern ChemChina, das
Mitte Februar verschickten offenen Brief an      grösste Chemieunternehmen in
die EU-Kommissarin für Wettbewerb,               China, will den Basler Agrokonzern
Margrethe Vestager. Den Warn- und Weck-          Syngenta kaufen,
ruf haben 15 weitere Organisationen mit-       — die beiden US-Konzerne DuPont und
unterzeichnet.                                   Dow Chemical wollen fusionieren,
    Es werden wohl bald nicht einmal mehr      — der deutsche Bayer-Konzern, derzeit der
eine ganze Handvoll, sondern nur noch            zehntgrösste Chemieproduzent der
                                                                                            Bild: © Clipdealer

vier Konzerne sein, die künftig bestimmen,       Welt, bereitet die Übernahme des US-
was die Bäuerinnen und Bauern auf der            Agrokonzerns Monsanto vor.
ganzen Welt anbauen und was wir alle essen.
 Verweis auf Glossar S. 15
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Fokus: Machtkonzentration im Agrarbereich nimmt weiter zu                  8

Kommen alle Zusammenschlüsse zustande,

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würden die drei Giganten Bayer/Monsanto,
Dupont/Dow, ChemChina/Syngenta über
60 Prozent des kommerziellen Saatgut-
marktes beherrschen. Die drei Konzerne
besitzen zudem gemäss dem Konzernatlas
2017 fast alle gentechnisch veränder-
ten Pflanzen und verfügen mit BASF über
37 Prozent aller europäischen Patente
auf Pflanzen. «Eine Branche schrumpft sich
gross» titelt der Konzernatlas 2017 über
die neuen Zusammenschlüsse in der Agrar-
und Lebensmittelindustrie.

    Wer über das Saatgut verfügt,
    verfügt über die Ernährung
«Wer die Saat hat, hat das Sagen», lautet ein
Bonmot. Schon jetzt werden für den Welt-
markt immer mehr Hochleistungssorten
in immer grösseren Mengen produziert –
zulasten der Vielfalt. In Indien werden auf
75 Prozent der Reisfelder nur noch 10
Sorten angeboten. Vor der Kolonialisierung
durch die Engländer waren es noch
400 000, bis Mitte des 19. Jahrhunderts         Künftig werden drei Gross-
noch 30 000 Sorten, wie in der im Januar        konzerne über 65 Prozent des
erschie-nenen Studie «Saatgut – Gemeingut»      Pestizidmarkts herrschen.
nach-zulesen ist. Ein anderes Beispiel:
In den USA wachsen auf 71 Prozent der
Anbauflächen nur noch sechs verschiedene
Sorten Mais, und 96 Prozent der kommer-
ziellen Produktion von Erbsen werden mit
gerade mal zwei Sorten erzielt. Es schwin-
det nicht nur die Vielfalt, auch unser kul-
turhistorisches Erbe und das Wissen
der Bauern über lokale Sorten geht verloren.
Die Monopolisierung gefährdet unsere
Nahrungsmittelsicherheit.

   Herrscher über 65 Prozent
   des Pestizidmarkts
Bayer/Monsanto, Dupont/Dow, ChemChina/
Syngenta und BASF verkaufen auch die
wichtigsten Pestizide: Monsanto stellt das
vom Grossbauern bis zum Hobbygärtner
benutzte Unkrautvernichtungsmittel
 Verweis auf Glossar S. 15
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Roundup mit dem hochumstrittenen Wirk-        gene Saatgut mit äusserst präzisen Pflanz-
stoff Glyphosat her. Bayer und Syngenta       und Messsystemen zu verbinden, was
gehören zu den grössten Herstellern von       aber auf der anderen Seite die Abhängig-
sogenannten Neonicotinoiden, die ver-         keit der Landwirte von den Grosskonzernen
dächtigt werden, für das Bienensterben mit-   weiter verstärkt.
verantwortlich zu sein. Die Konzerne              Die ETC-Group, die sich unter anderem
würden künftig über 65 Prozent des glo-       für die Bewahrung und Förderung der
balen Pestizidmarktes verfügen. Dass          kulturellen und ökologischen Diversität
diegeplanten Zusammenschlüsse die vom         engagiert, warnte bereits vor anderthalb
Weltagrarbericht geforderte ökologische       Jahren, dass die Megafusionen «die Basis
Landwirtschaft fördern, darf man gründlich    unserer Lebensmittelversorgung» unter-
bezweifeln. Mit der gigantischen Schrump-     graben und die Umwelt weiter schädigen
fung kämen die Chemie- und Agrokonzerne       werden. Sie forderte die Politik in einem
ihrem Ziel, «die marktbeherrschende           Communiqué auf, über Kartellverbote dafür
Stellung bei Saatgut und Pestiziden zu errei- zu sorgen, dass Pestizidhersteller nicht
chen, also Produkte, Preise und Qualität      auch Saatgut produzieren und Landwirt-
zu diktieren» näher, schreiben die Autoren    schaftsmaschinenhersteller nicht gleich-
des Konzernatlas 2017.                        zeitig Pestizide, Saatgut und Landwirtschafts-
                                              versicherungen kontrollieren dürften.
    Kontrolle vom «Acker bis zur              Auch die Absender des offenen Briefs for-
    Ladentheke»                               dern die EU-Wettbewerbskommission
Die Agro- und Chemiekonzerne versuchten, auf, das geplante «Oligopol» zu unter-
wie der Konzernatlas aufzeigt, alle Stufen    binden. «Dieser Konzentrationsprozess
der Lieferkette «vom Acker bis zur Laden- stellt eine Bedrohung für die Welternährung
theke» zu beherrschen. Sie mischen ver-       und für die Zukunft der Landwirtschaft
mehrt auch bei der Agrartechnik mit und sowohl in Europa als auch weltweit dar»,
fordern Zugriff auf die Daten der Landwirt- schreiben sie.
schaft 4.0. Mit Landwirtschaft 4.0 meint
man die Digitalisierung der Betriebe: So          Saatgut als Gemeingut
sollen zum Beispiel künftig Drohnen Pesti- Das Saatgut war über viele Jahrtausende
zide über die Pflanzen sprühen, die Tiere     einGemeingut, das lokal nachgebaut, weiter-
mit Sensoren für Milchmengen, Bewegungs- entwickelt und getauscht wurde. Daran
muster und Futterrationen ausgestattet,       erinnert die Studie «Saatgut – Gemeingut»
Traktoren mit GPS gesteuertwerden, und        von Johannes Wirz, Forscher am Goethea-
Sensoren im Boden sollen Informationen        num, Getreidezüchter Peter Kunz und Ueli
über die Bodenqualität liefern. Für die gros- Hurter, biologisch-dynamischer Landwirt.
sen Landwirtschaftsmaschinenhersteller,       Noch heute gibt es weltweit viele Züchter
aber auch für die Chemie- und Agrarkon- und Bauern, die lokale und ökologisch
zerne eröffnet sich damit ein immenser        nachhaltige Sorten züchten und anbauen.
Markt – und Zugang zu wertvollen Daten. Eine Studie aus dem Jahre 2015 hat
Gemäss dem Konzernatlas 2017 hat sich         gezeigt, dass die Sortenvielfalt von Kultur-
zum Beispiel der Traktorbauer John Deere pflanzen weltweit von Bäuerinnen und
mit Syngenta, Dow und Bayer verbündet,        Bauern mit weniger als zwei Hektar Acker-
um die Geräte zu entwickeln, die für diese fläche gepflegt, erhalten, getauscht und
  Präzisionslandwirtschaft benötigt           weiterentwickelt werde. Dort, wo das Saat-
werden. Ziel sei, eines Tages das firmenei- gut also traditionellerweise noch als
Gentechfrei - Wer die Saat hat, hat das Sagen - Schweizer Allianz Gentechfrei
Fokus: Machtkonzentration im Agrarbereich nimmt weiter zu                                     10

Gemeingut betrachtet werde, sei auch die Vielfalt am            Gemeinsam für Saatgut
grössten. Doch diese Vielfalt ist durch die Machtkonzent-
ration der Saatgutbesitzer gefährdet. Die Autoren der           Masipag ist ein Zusammenschluss
                                                                von Dorfgemeinschaften, Bäuer-
Studie «Saatgut – Gemeingut» fordern dazu auf, wieder zu        innen und Bauern mit 30 000 Mit-
diesem Gemeingutgedanken zurückzukehren, um den                 gliedern, 23 NGOs, 20 kirchli-
Verlust der Sortenvielfalt aufzuhalten und Ernährung            chen Entwicklungsorganisatio-
                                                                nen und 15 wissenschaftlichen
etwas unabhängiger von den Agro- und Chemiegiganten             Partnerorganisationen. Masipag
zu machen.                                                      verfügt über beinahe 200 Ver-
                                                                suchsfarmen, auf denen sie Saat-
    Gemeinsame Sorge um das                                     gut für Reis und Mais züchtet,
                                                                sowie zwei nationale und acht
    «Menschheitserbe»                                           regionale Vermehrungsbetriebe.
Dieser Gemeinschafsgedanke war es auch, der uns Sicher-         Masipag erhält und vermehrt in
heit und Wohlstand brachte: Dank der Kooperation von            rund 150 Samenbanken auf den
                                                                Versuchsbetrieben rund 2500
Menschen gibt es Bewässerungsanlagen, soziale Institu-          Reissorten, davon 1290 Masipag-
tionen – oder eben über Jahrhunderte weiterentwickeltes,        Varietäten und 506 Landsorten,
an lokale Gegebenheiten angepasstes Saatgut für Gemüse,         die von 67 Bauern gezüchtet
                                                                worden sind. Der Tausch der Sor-
Früchte und Obst. «Die grosse Vielfalt der Kulturpflanzen       ten, die allen interessierten
ist ein Menschheitserbe, das wir nicht den Konzernen            Landwirten zur freien Verfügung
überlassen dürfen, denen es vor allem um Profitmaxi-            stehen, sei weit verbreitet,
                                                                schreiben die Autoren von «Saat-
mierung geht», sagt Getreidezüchter Peter Kunz. «Unser          gut – Gemeingut».
Saatgut ist kein Wirtschaftsgut. Es ist ein Kulturgut und
gehört uns allen.» Zwar müsse der Züchter für seine Züch-
tungsarbeit – die Züchtung einer neuen Sorte braucht            Vorsorgeprinzip gefährdet?
zwischen sieben und zehn Jahren Zeit – entschädigt werden,
                                                                Der deutsche Konzern Bayer
aber das Saatgut, «die Quelle des Lebens», sollte Nutzer-       würde mit der Übernahme von
gemeinschaften frei zur Verfügung stehen, die es pflegen,       Monsanto der Gigant unter den
bewahren, weiterentwickeln. Die Getreidezüchtung Peter          Grossen. Die Autoren des Kon-
                                                                zernatlas 2017 befürchten, dass
Kunz ist selbst ein Verein, der sich diesem Gemeingut-          der neue Riese das europäische
gedanken verpflichtet hat. Sein grosses Vorbild sei Masipag     Vorsorgeprinzip anfechten
auf den Philippinen, erzählt Peter Kunz (siehe Box).            könnte. Denn dieses fordert bei-
                                                                spielsweise, dass Pestizide keine
«Eine Vielfalt an Sorten ist essenziell, damit sich die Land-   EU-Zulassung erhalten, bevor
wirtschaft an die sich verändernden Umweltbedingungen,          nicht nachgewiesen ist, dass sie
zum Beispiel an den Klimawandel, anpassen kann und              für Mensch und Umwelt unbe-
                                                                denklich sind. Ebenso könnte die
weiterhin gut über die Runden kommt», betont Kunz. Die
                                                                bisherige Kennzeichnungspflicht
gemeinsame Sorge um das regionale Saatgut macht                 von Gentech-Pflanzen in der
auch unabhängiger von den Agrarkonzernen: Statt Hybrid-         EU in Frage gestellt werden.
saatgut der Konzerne zu kaufen, welches die Bauern im
Folgejahr nicht wiederverwenden können, bauen sie lokale,
                                                                Konzernatlas 2017:
an hiesige Verhältnisse angepasste, robuste Sorten an,          www.wck.me/11av
deren Saatgut sie aufbewahren, verwenden und unterein-
ander tauschen können.                                          Offener Brief an EU-Wettbe-
                                                                werbskommission:
                                                                www.wck.me/11aw

                                                                Studie «Saatgut – Gemeingut»:
                                                                www.wck.me/11ay

 Verweis auf Glossar S. 15
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Bild: Giorgio Hösli für GZPK

                               «Die grosse Vielfalt der Kultur-
                               pflanzen ist ein Menschheits-
                               erbe, das wir nicht den Konzer-
                               nen überlassen dürfen, denen
                               es vor allem um Profitmaxi-
                               mierung geht. Unser Saatgut
                               ist kein Wirtschaftsgut. Es
                               ist ein Kulturgut und gehört
                               uns allen.»
                               Peter Kunz, Bio-Saatgutzüchter
International                                                                               12

Balearen                                         Cancun, Mexiko

                                                                                                  Bild links: © fotokostic, Bild rechts: © fotolia
Gentech-Mais auf Mallorca                        Gene-Drive-Forschung
                                                 braucht eine Denkpause

Auf knapp 140 Hektaren der Felder Mallorcas      Der Hype um die sogenannte Gene-Drive-
wurde gemäss dem Verband ökologischer            Methode ist riesig. Mit dieser «mutagenen
Landwirtschaft (Apaema) gentechnisch verän-      Kettenreaktion» wird die klassische Verer-
derter Mais der Sorte MON-810 des US-            bungslehre ausser Kraft gesetzt, und eine
amerikanischen Konzerns Monsanto angebaut.       gewünschte Eigenschaft kann sich innert
Dies obwohl Mallorca 2007 zur gentechfreien      kürzester Zeit innerhalb einer ganzen Popu-
Zone erklärt wurde. Der damalige Beschluss       lation durchsetzen. Damit sollen Mücken
hatte offenbar keine rechtliche Wirkung,         ausgerottet werden, die gefährliche Krank-
sondern beschränkte sich auf eine Absichts-      heiten wie beispielsweise Malaria übertragen.
erklärung.                                       Ausserdem sollen vom Aussterben bedrohte
    Bislang ist Mais die einzige genveränderte   Tierarten gerettet und herbizidresistente
Pflanze, die auf Mallorca angebaut wird,         Superunkräuter wieder zum Verschwinden
und zwar als Tierfutter. Bei diesem sogenann-    gebracht werden, die mit den Gentechnik-
ten Bt-Mais sind Gene aus Bakterien einge-       pflanzen der ersten Generation geschaffen
schleust worden, wodurch die Pflanze selber      worden waren.
ein Insektengift produziert.                         Solche synthetisch hergestellten Gene-
    Die ökologische Landwirtschaft auf Mal-      Drive-Systeme greifen in das Erbgut von
lorca ist durch den Gentech-Mais gefährdet.      Lebewesen ein, addieren neue Eigenschaften
Gemäss Apaema seien bereits Felder konta-        oder schalten unliebsame Gene aus. Zumin-
miniert worden, deren Ernte nicht mehr als       dest in der Theorie. Doch die Realität scheint
Bio-Erzeugnis vertrieben werden konnte.          etwas komplizierter zu sein. Die Genscheren
    Das balearische Landwirtschaftsministe-      schneiden weniger präzise als prognostiziert,
rium prüft derzeit ein Dekret, welches das       und es treten schneller Resistenzen auf.
Nebeneinander von konventioneller oder bio-      Dies zeigen erste Versuche mit Insekten.
logischer Landwirtschaft einerseits und vom          Kritische Wissenschaftler warnen deshalb
Anbau genmanipulierter Pflanzen anderer-         davor, derart manipulierte Lebewesen in
seits regelt. Für Apaema geht dieser Schritt     die Natur freizusetzen. Über 350 NGOs haben
aber nicht weit genug. Sie fordern die Mög-      anlässlich der Biodiversitätskonferenz in
lichkeit eines regionalen Anbaumoratoriums       Cancun einen Moratoriumsantrag unter-
nach dem Vorbild anderer Regionen, beispiels-    stützt. Sie fordern eine Denkpause. Doch bis
weise in Deutschland, Italien oder Gross-        jetzt wird diese Forderung von den Regulie-
britannien.                                      rungsbehörden abgelehnt.
13

                                                 Pflanzenzüchtung                                Weltweit
Bild links: © Faustmann, Bild rechts: © Mimano

                                                 Modernen Tomaten fehlt der                      Biologische Produktion
                                                 Geschmack                                       wächst weiter

                                                 Wer heute in eine Tomate beisst, beschreibt     Das Forschungsinstitut für biologischen Land-
                                                 sie meist als fade, wie ein im März ausge-      bau (FiBL) und die Internationale Vereini-
                                                 strahlter Bericht von «10 vor 10» aufzeigt.     gung der ökologischen Landbaubewegungen
                                                 Jetzt wollen Wissenschaftler den Geschmack      IFOAM haben im Februar 2017 die neuesten
                                                 zurückbringen. Die Zucht hat vieles möglich     Zahlen zum weltweiten Biolandbau präsen-
                                                 gemacht: Die Tomatenpflanze ist robuster        tiert. Demnach setzt sich der positive Trend
                                                 und produziert grössere Früchte. Die Erträge    der vergangenen Jahre fort. Die Nachfrage
                                                 wurden gesteigert und Krankheitsresis-          nach Bioprodukten nimmt weiterhin zu,
                                                 tenzen gefördert. Die Früchte können besser     immer mehr Produzentinnen und Produzenten
                                                 transportiert und länger gelagert werden.       wirtschaften biologisch. Inzwischen liegen
                                                 Doch hat im Vergleich zu alten Sorten das       aus 179 Ländern Zahlen zum Biolandbau vor.
                                                 Aroma an Intensität eingebüsst, die Tomaten     Das zeigt die jüngste Ausgabe der Studie
                                                 schmecken eintöniger.                           «The World of Organic Agriculture».
                                                     Ein internationales Forscherteam hat es         Das Marktforschungsunternehmen Orga-
                                                 nun wissenschaftlich belegt: Bei der Zucht      nic Monitor beziffert den globalen Markt
                                                 der modernen Tomate sind «Geschmacksgene»       für Bioprodukte 2015 auf ca. 75 Milliarden
                                                 verloren gegangen. Beispielsweise dieje-        Euro. Den grössten Markt bilden die Verei-
                                                 nigen, die im Fruchtfleisch die Zuckermenge     nigten Staaten mit 35,9 Milliarden Euro. Rund
                                                 erhöhen. Denn sie befinden sich benach-         2,4 Millionen Bioproduzenten gibt es welt-
                                                 bart zu Genen, welche unerwünschte Eigen-       weit. Wie in den Vorjahren sind die Länder
                                                 schaften beinhalten, etwa kleinen Wuchs.        mit den meisten Produzentinnen und Produ-
                                                     Mittels neuer gentechnischer Verfahren      zenten Indien (585 200), Äthiopien (203 602)
                                                 wollen die Wissenschaftler nun die verloren     und Mexiko (200 039).
                                                 gegangenen Gene aus traditionellen Tomaten          Ausser in Lateinamerika ist die Bio-
                                                 in die modernen Sorten einfügen und so          fläche in allen Kontinenten gewachsen. Ende
                                                 den Geschmack alter Sorten in die Hochleis-     2015 wurden 50,9 Millionen Hektar Land-
                                                 tungssorten einbringen, ohne die neuen          wirtschaftsfläche biologisch bewirtschaftet.
                                                 Eigenschaften zu verlieren.                     Das sind fast 6,5 Millionen Hektar mehr
                                                     Doch ein Dilemma bleibt wohl: süssere       als 2014, was eineinhalb Mal der Fläche der
                                                 Tomaten bilden kleinere Früchte. Die Tomaten-   Schweiz entspricht.
                                                 produzenten wollen hingegen aber keine
                                                 kleineren Tomaten, da dadurch die Kosten
                                                 steigen.
In Kürze                                                                                                    14

                                                                                                                   Bild links: © Werkmann, Bild Mitte: VLOG, Bild rechts: clipdealer
USA                                  Humangenetik                            EU
Lebensmittelkonzerne Also doch gentech-                                      Bedenkliche Unter-
fördern gentechfreie nische Eingriffe an                                     schiede zwischen
Zuckerproduktion     Embryonen?                                              GV- und Nicht-GV-Mais
                                     Eine US-Regierungskommission will
                                     die gentechnische Veränderung
                                     bei Embryonen zulassen. Da eine
                                     solche Genmanipulation an die
                                     Nachkommen weitergegeben
                                     würde, sollen sie nur im Kampf
                                     gegen vererbbare Krankheiten
                                     unter aussergewöhnlichen Umstän-
                                     den erlaubt werden. Supermen-
                                     schen sollen nicht geschaffen
Auch in den USA wollen immer                                                 Eine neue Studie hat die Struktur
                                     werden.
mehr grosse Lebensmittelunter-                                               der Moleküle von genmanipulier-
nehmen für ihre Produkte Zucker                                              tem und nicht-genmanipuliertem
aus gentechfreier Produktion.                                                Mais verglichen. Die Untersu-
Sie reagieren damit auf die stei-                                            chungen an der in der EU zugelas-
                                     Inland
gende Nachfrage der Verbraucher                                              senen Maissorte NK603 zeigen,
nach Nicht-GVO-Produkten. 2009       Schweizer Bauern                        dass die genetische Manipulation
waren erst 1,9 Prozent der           fordern                                 zu einer grundlegend anderen
Lebensmittel und Getränke ent-                                               Zusammensetzung der Inhaltsstoffe
sprechend gekennzeichnet, 2015       Gentechfrei-Label                       führt. Die von Monsanto entwick-
waren es bereits 15,7 Prozent.                                               elte Maissorte ist resistent gegen
Die Zuckerrüben-Anbauer in den                                               Glyphosat. 2004 hatte die EU dem
USA geraten daher zunehmend                                                  Mais NK603 eine Zulassung als
unter Druck, denn nahezu alle der                                            Futter- und auch als Lebensmittel
in den USA geernteten Zucker-                                                erteilt, welche im April 2015
rüben sind gentechnisch verändert.                                           um 10 Jahre verlängert wurde. Die
Als gentechfreie Alternative                                                 Zulassungsbehörden hatten den
wird nun vermehrt Zuckerrohr                                                 Mais als gleichwertig mit der nicht
verwendet.                                                                   gentechnisch veränderten Ver-
                                                                             gleichssorte eingestuft.
                                     Die Regeln für die Kennzeichnung
                                     von gentechfreien Lebensmitteln
Agroscope                            sind in der Schweiz sehr streng.
                                     Die Kennzeichnung «ohne Gen-
Keine Gentechnik-                    technik hergestellt» ist ausschliess-
                                                                             Bioterror

funde bei Futtermittel-              lich dann erlaubt, wenn während         Bill Gates warnt vor
kontrolle                            des gesamten Herstellungsprozes-        Gefahren durch
                                     ses eines Lebensmittels vollstän-
Agroscope hat den Auftrag, die       dig auf die Verwendung von GVO
                                                                             Bio-Terrorismus
schweizweit in den Handel            verzichtet wird – auch bei Futter-      An einer Sicherheitskonferenz in
gebrachten Futtermittel für Nutz-    mittelzusätze wie beispielsweise        München wies Bill Gates, der
und Heimtiere zu kontrollieren.      Vitamine. Das Parlament hat nun         Mitbegründer von Microsoft, auf
2016 wurden 1380 Proben erhoben      einen Vorstoss von Nationalrat und      die potenzielle Gefahr von Bio-Ter-
und analysiert. 320 Proben wur-      Bauernverbandsdirektor Jacques          rorismus hin. Mit den neuen gen-
den auf Verunreinigungen mit         Bourgeois (FDP) gutgeheissen. Er        technischen Verfahren wie CRIS-
gentechnisch veränderten Organis-    fordert, dass die Bestimmungen          PR/Cas bestünde die Möglich-
men untersucht. Bei diesen kam       für die Kennzeichnungsvorschriften      keit, eine synthetische Version
es zu keinen Beanstandungen.         gelockert werden und Lebens-            des Pockenvirus oder eine tödliche
                                     mittel ohne gentechnisch verän-         Grippe zu entwickeln und als
                                     derte Organismen in der Schweiz         terroristische Waffe einzusetzen.
                                     auf ähnliche Weise wie in den
                                     Nachbarländern gekennzeichnet
                                     werden können.
Wissen                                                                                                      15

Im nachfolgenden Glossar       Hochleistungs-                                stehen. Oligopole entstehen durch
                                                                             den zunehmenden Konzentra-
werden einige Begriffe      sorten                                           tionsprozess in der Wirtschaft. In
aus Artikeln des aktuellen sind auf hohen Ertrag und Krank-                  bestimmten Wirtschaftsberei-
Magazins genauer aus-       heitsresistenz gezüchtete Nutz-                  chen decken diese den Bedarf an
geführt und erklärt. In den pflanzen.  Es handelt sich dabei
                            fast ausschliesslich um Hybridsor-
                                                                             Gütern bereits komplett ab. Durch
                                                                             die mangelnde Konkurrenz
Erläuterungen finden Sie    ten, die aus der Kreuzung einer                  besteht die Gefahr von Preisab-
weitere nützliche Informa- Mutter- und einer Vatersorte her-                 sprachen.
                            vorgehen. Sie werfen nur in der
tionen zum Thema.
                                       ersten Generation einen hohen
                                       Ertrag ab. Das Saatgut muss jedes
                                       Jahr neu gekauft werden. Diese
                                                                              Präzisionsland-
  Ernährungssicherheit                 Sorten sind auf den Einsatz von       wirtschaft, Precision
ist gegeben, wenn alle Menschen        Pestiziden und chemischen Dün-
weltweit jederzeit physischen,         gemitteln ausgerichtet. Einige        Farming
sozialen und wirtschaftlichen          wenige Hochleistungssorten, ver-      unter Präzisionslandwirtschaft
Zugang zu genügend sicheren und        drängen oft eine Vielzahl alter       (oder Landwirtschaft 4.0) versteht
nährstoffreichen Nahrungsmit-          Landsorten. Landsorten sind zwar      man die zielgerichtete Bewirt-
teln haben, um ihre Bedürfnisse        meistens weniger ertragreich,         schaftung landwirtschaftlicher
und Präferenzen für ein aktives        sie sind dafür durch langandau-       Nutzflächen mit Hilfe modernster
und gesundes Leben zu erfüllen.        ernde, natürliche Selektion in        Technik, wie den neuesten Kom-
                                       einem bestimmten lokalen Gebiet       munikations- und Informations-
                                       entstanden und deshalb an die         technologien. Dies ermögliche
                                       dortigen Bedingungen angepasst.       eine «Individualisierung der Feld-
  Glyphosat                                                                  bewirtschaftung und der Nutztier-
Glyphosat ist der weltweit und                                               haltung». Pflanzen und Tiere
auch in der Schweiz am weitesten                                             sollen «genau die Behandlung er-
verbreitete Herbizid-Wirkstoff.          Neonicotinoide                      halten, die sie gerade benötigen»,
Das bekannteste Unkrautvernich-        sind Insektizide, deren künstlich     schreibt die «Computerwoche».
tungsmittel mit diesem Wirkstoff       hergestellter Wirkstoff die Ner-      Bei Schädlingsbefall etwa würden
ist Roundup des US-Konzerns            venzellen von Insekten schädigt.      in der Präzisionslandwirtschaft
Monsanto. Im Sommer 2015               Die Mittel, die Neonicotinoide        ausschliesslich betroffene Pflanzen
erklärte die zur Weltgesundheits-      enthalten, sind seit vielen Jahren    mit Pestiziden behandelt. In der
organisation gehörende Krebs-          in Verruf, weil sie mit dem Bie-      Nutztierhaltung bekämen Kühe so
forschungsagentur IARC, Glypho-        nensterben in Zusammenhang            viel Futter, wie sie jeweils benö-
sat sei «wahrscheinlich krebserre-     gebracht werden. Im Jahr 2013         tigten. Roboter, Drohnen und Sen-
gend». Ein neues Gutachten der         verhängte die EU-Kommission ein       soren würden jene Informationen
europäischen Chemikalienagentur        Moratorium für drei Neonicotin-       erheben, die für eine Landwirt-
Echa in Helsinki stufte Glyphosat      oide. Auch die Schweiz zog nach.      schaft nach Mass erforderlich sei-
Anfang 2017 als nicht krebserre-       Allerdings könnte das Morato-         en. Präzisionslandwirtschaft sei
gend ein. Dies widerspricht den        rium in der EU dieses Jahr bereits    «das Gebot der Stunde». Der Kon-
Warnungen von über 90 unabhän-         wieder gelockert werden. Ein          zernatlas 2017 weist auf die Kehr-
gigen Wissenschaftlerinnen und         im März publizierter UN-Bericht       seiten der Präzisionslandwirt-
Wissenschaftlern, die in einem         kritisierte den Pestizidgebrauch      schaft hin: Abhängigkeit von
offenen Brief an die EU-Kommis-        grundsätzlich und fordert eine        Konzernen, die die Geräte zur Ver-
sion versicherten, dass die Bewer-     Umkehr zu einer ökologischen          fügung stellen und damit Zugang
tung der IARC die Ergebnisse der       Landwirtschaft.                       zu den betriebswirtschaftlichen
wissenschaftlichen Literatur über                                            Daten erhalten. Zudem wird damit
Glyphosat widerspiegle. Die Euro-                                            jahrtausendealtes bäuerliches
päische Kommission muss ent-                                                 Wissen an den Computer delegiert.
scheiden, ob sie Glyphosat für die       Oligopol
nächsten zehn Jahre in Europa          Als Oligopol (aus griechisch olígos
wieder zulassen soll. In der Schweiz   «wenig, gering» und poleín
engagiert sich das Komitee future      «Handel treiben») – auch Angebots-
3.0 für eine Schweiz ohne synthe-      oligopol – wird in der Wirtschafts-
tische Pestizide und hat dafür         theorie eine Marktform bezeichnet,
eine Initiative gestartet:             bei der bei einer Produktart
www.future3.ch/de                      wenige meist sehr grosse Anbieter
                                       vielen Nachfragern gegenüber-
Über uns                                   Empfehlungen

Die Schweizer Allianz Gentechfrei SAG      Veranstaltung
versteht sich als kritisches Forum zu      SAG-Mitglieder-
                                           versammlung,
Fragen der Gentechnologie. Sie ist eine    20. Juni 2017
Plattform der Diskussion, Information      in Wabern bei Bern
und Aktion für Organisationen und          Am 20. Juni 2017 findet die jähr-
Einzelmitglieder, die der Gentechnologie   liche Mitgliederversammlung
                                           der Schweizer Allianz Gentechfrei
kritisch gegenüberstehen. Heute wirkt      statt. Dazu laden wir herzlich
                                           alle Vereinsmitglieder zur Stiftung
die SAG als Dachorganisation von 25        Bächtelen, Grünaustrasse 53,
Schweizer Verbänden aus den Bereichen      3084 Wabern ein.

Umwelt, Naturschutz, Tierschutz,           Programm:
                                           17.00 Uhr: Versammlung
Medizin, Entwicklungszusammenarbeit,       18.00 Uhr: Gastreferat von Frau
biologischer Landbau und Konsumen­         Ariane Willemsen, Geschäftsfüh-
                                           rerin der Eidgenössischen Ethik-
tenschutz.                                 kommission für die Biotechnologie
                                           im Ausserhumanbereich (EKAH)
                                           ab 18.45 Uhr: Apéro
Wir freuen uns über jede Spende !          Anmelden können Sie sich bei:
                                           SAG Schweizer Allianz Gentechfrei
Postkonto-Nummer 80-35279-1                Postfach 1168
Einzahlung für SAG, 8032 Zürich            8032 Zürich
IBAN CH69 0900 0000 8003 5279 1            info@gentechfrei.ch
BIC POFICHBEXXX
                                           Anmeldeschluss ist der
                                           31. Mai 2017

                                           Die SAG-Trägerorganisationen
                                           stellen sich vor:
                                           Urban Agriculture
                                           Netz Basel
                                           Das Urban Agriculture Netz Basel
                                           engagiert sich seit 2010 im Rah-
                                           men eines dynamischen Netzwer-
                                           kes: Über 50 autonome, selbst-
                                           organisierte Bottom-up Projekte
                                           sind dabei bereits entstanden.
                                           Lokale Verantwortung für globale
                                           Solidarität. In diesem Sinne erach-
                                           ten wir unsere lokalen Impulse
                                           als ein Engagement zur globalen
                                           Friedensförderung und für den
                                           Erhalt der Ökosysteme, die durch
                                           die Lebensmittelproduktion zer-
                                           stört werden. Fangen wir bei uns
                                           an, JETZT – HIER – HEUTE!

                                           Autor: Bastiaan Frich,
                                           www.urbanagriculturebasel.ch
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