Gentechnisch veränderte Pflanzen: Anwendung, Regulierung, Politik - Kompaktinformation Grüne Gentechnik

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Gentechnisch veränderte Pflanzen: Anwendung, Regulierung, Politik - Kompaktinformation Grüne Gentechnik
Kompaktinformation Grüne Gentechnik
 Gentechnisch veränderte Pflanzen:
  Anwendung, Regulierung, Politik
Gentechnisch veränderte Pflanzen: Anwendung, Regulierung, Politik - Kompaktinformation Grüne Gentechnik
Gentechnisch veränderte Pflanzen: Anwendung, Regulierung, Politik - Kompaktinformation Grüne Gentechnik
Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung                                 5

2. Gentechnisch veränderte Pflanzen
   Die Fakten                                 9

3. Gentechnisch veränderte Nutzpflanzen,
   Lebensmittel und Futtermittel in Europa   23

4. Rechtsvorschriften in Europa              31

5. Globale Herausforderungen
   Welchen Beitrag können gentechnisch
   veränderte Nutzpflanzen leisten?          37

6. Fragen und Antworten
   Die Debatte um die Grüne Gentechnik       49

7. Grundsätze                                59

8. Stichwortverzeichnis                      65
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Die Landwirtschaft steht in den
kommenden Jahren vor großen
Herausforderungen – aber
Europa kann der Welt helfen,
sich diesen Herausforderungen
zu stellen.
Gentechnisch veränderte Pflanzen: Anwendung, Regulierung, Politik - Kompaktinformation Grüne Gentechnik
1. Einleitung
Gentechnisch veränderte Pflanzen: Anwendung, Regulierung, Politik - Kompaktinformation Grüne Gentechnik
Gentechnisch veränderte Pflanzen: Anwendung, Regulierung, Politik - Kompaktinformation Grüne Gentechnik
Die Landwirtschaft steht in den kommenden Jahren vor großen Herausforderungen: Einer rasch
wachsenden Weltbevölkerung, die immer größere Ansprüche an die globale Nahrungsmittelerzeugung
stellt, dem Klimawandel und seinen Auswirkungen auf Wasserverfügbarkeit und Ackerland bis hin zu
Sorgen um Umwelt und biologische Vielfalt.

Europa kann der Welt helfen, diesen Herausforderungen gerecht zu werden. Wie? Durch eine
Absenkung des Wasserverbrauchs und eine gesteigerte Produktivität der Ackerböden, um damit einen
eigenen Beitrag zur Sicherung der Welternährung zu leisten, durch eine Verringerung der Flächen,
die in anderen Ländern für den europäischen Nahrungsmittelbedarf benötigt werden, und sich den
Auswirkungen des Klimawandels zu stellen.

Dies ist aber nur möglich, wenn die politischen Entscheidungsträger den Landwirten die Instrumente an
die Hand geben, die diese benötigen, um in einer sich verändernden Welt konkurrieren und überleben zu
können. Die Technologien, die durch Pflanzenwissenschaften und Gentechnik möglich werden, haben sich
schon lange bewährt und spielen eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung aktueller und künftiger
Aufgaben. Gentechnisch veränderte (gv-) Nutzpflanzen sind nicht die einzige Antwort, aber sie bieten
Umweltvorteile und höhere Erträge und sollten daher allen Landwirten als Option zur Verfügung stehen.

Seit 15 Jahren werden gv-Nutzpflanzen überall in der Welt angebaut und konsumiert – mit zunehmender
Tendenz. Bedenken wegen möglicher negativer Auswirkungen auf die Gesundheit und die Umwelt haben
sich als unbegründet erwiesen. Weltweit bauen 15,4 Millionen Landwirte gv-Nutzpflanzen auf 148 Millionen
Hektar an. Europa setzt die Technologie jedoch nur zögerlich ein.
Diese Broschüre will politischen Entscheidungsträgern, Journalisten und einem breiteren Publikum
faktenbasierte Informationen anbieten und zeigen, warum auch die europäischen Landwirte jene
Wahlfreiheit haben sollten, von der ihre Kollegen in anderen Ländern bereits Gebrauch machen.
Die Zeit drängt und die technologische Entwicklung geht weiter – ist Europa bereit mitzugehen?

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„Was Landwirte denken“       Name: Gabriela
                             Beruf: Landwirtin in der vierten
                             Generation
                             Land: Portugal
                             Herausforderungen: Bodenerosion,
                             Wasserschutz und nachhaltige
                             Landwirtschaft

                             „Gentechnisch veränderte Nutzpflanzen
                             sind eine Möglichkeit, Landwirte in
                             Europa auf ihrem Land zu halten.
                             Wenn wir nicht mehr gv-Nutzpflanzen
                             anbauen, werden wir weniger
                             wettbewerbsfähig sein. Wir werden
                             Nahrungsmittel importieren müssen und
                             weniger nachhaltige Anbaumethoden
                             einsetzen.“

                             Alle Flächen ihres bäuerlichen
                             Familienbetriebs gehören zu einem
                             Schutzgebiet, in dem bodenschonende
                             Landwirtschaft betrieben wird: Seit
                             mehr als 12 Jahren Direktsaat und
                             Minimal-Bodenbearbeitung nach
                             den Grundsätzen des integrierten
                             Pflanzenbaus.
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2. Gentechnisch veränderte
    Pflanzen - Die Fakten
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	WAS VERSTEHT MAN UNTER EINER GENTECHNISCHEN
  VERÄNDERUNG?
  Gentechnische Veränderung bedeutet, dass vorhandene Gene
  verändert oder neue Gene eingesetzt werden, um Sorten
  erwünschte Eigenschaften zu verleihen wie Resistenzen
  gegenüber Schädlingen und/oder Herbiziden oder eine              „There will be no silver bullet,
  Anreicherung etwa mit Vitaminen. Weil nur wenige Gene mit        but it is very hard to see how
  bekannten Eigenschaften übertragen werden, sind gentechnische    it would be remotely sensible
  Methoden gezielter und schneller als die herkömmliche Zucht.         to justify not using new
  Sie werden neben der konventionellen Pflanzenzüchtung               technologies such as GM.
  verwendet.                                                          Just look at the problems
                                                                     that the world faces: water
WARUM IST ES NOTWENDIG, PFLANZEN ZU „VERBESSERN“?                    shortages and salination of
Mit den Möglichkeiten der gentechnischen Veränderung können          existing water supplies, for
Wissenschaftler Landwirte dabei unterstützen, Pflanzen an          example. GM crops should be
bestimmte Bedingungen anzupassen und ihren Ertrag zu                   able to deal with that.“
verbessern. So ist gentechnisch veränderter Mais resistent gegen
                                                                       Sir John Beddington,
den Maiszünsler, einen Schädling, der Maiskulturen schweren
                                                                   leitender wissenschaftlicher
Schaden zufügen kann. Er befällt zunehmend Felder in Europa         Berater in Großbritannien,
und kann mit herkömmlichen Methoden nur unzureichend                        Januar 2011
bekämpft werden.

Die Grüne Gentechnik kann den Landwirten helfen, mit den
Folgen des Klimawandels besser fertig zu werden und Pflanzen
entwickeln, die Überschwemmungen oder Dürreperioden
standhalten.
Ebenso kann die Grüne Gentechnik die Gesundheit der
Verbraucher fördern, etwa durch bessere Speiseöle, die keine
Transfettsäuren enthalten und einen höheren Anteil an wertvollen
Omega-3-Fettsäuren haben.

Gentechnisch veränderte Nutzpflanzen werden entwickelt,
um gegen Mangelernährung anzukämpfen.
                                                                      „GMOs or non-GMOs don’t
Ein Beispiel dafür ist der sogenannte Golden Rice zur                excite me all that much - it’s
Bekämpfung des Vitamin A-Mangels, auf dessen Konto jährlich            a question of innovation.
500.000 Fälle von Kindeserblindung in den Entwicklungsländern      If Europe is going to say ‘no’ to
gehen. Golden Rice ist mit Beta-Carotin angereichert, einer         anything that is new, then we
Vorform von Vitamin A.                                             are condemned to backwaters.“

                                                                          John Dalli, EU-
                                                                   Verbraucherschutzkommissar
                                                                         (Quelle: Reuters
                                                                       20. September 2010)

                                                11
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    	SIND GENTECHNISCH VERÄNDERTE NUTZPFLANZEN SICHER
      FÜR DIE GESUNDHEIT UND DIE UMWELT?
     Ja. Alle gv-Nutzpflanzen, die zurzeit auf dem Markt sind,
     haben sich als sicher erwiesen. Jedes Produkt ist durch eine
     strenge Sicherheitsbewertung der Europäischen Behörde für
     Lebensmittelsicherheit (EFSA) gegangen.                                 WUSSTEN SIE SCHON?
>   Lesen Sie mehr darüber im Abschnitt „Rechtsvorschriften in Europa“.      Die erste gv-Pflanze war
                                                                              eine Tabakpflanze, über
                                                                            die im Jahre 1983 berichtet
    2000 und 2010 hat die Europäische Kommission zwei Berichte              wurde. In den kommenden
    über 25 Jahre Forschung zu möglichen schädlichen Auswirkungen          Jahren wurden jedoch keine
    von gv-Nutzpflanzen bzw. -Lebensmitteln auf die menschliche              gv-Pflanzen kommerziell
    Gesundheit und die Umwelt herausgegeben: "A decade of EU-               angebaut. Erst 1994 kam in
    funded GMO research (2001-2010)” und “EC-Sponsored research             den USA eine gv-Tomate in
    on safety of genetically modified organisms (1985-2000)."             den Handel, bei der durch eine
                                                                           gentechnische Verändertung
                                                                             die Fruchtreife verzögert
    Die Schlussfolgerung?
                                                                           war. Dies führte zu Tomaten
    „Nach den Ergebnissen der Forschungsprojekte gibt es heute               mit längerer Haltbarkeit,
    keinen wissenschaftlichen Beweis dafür, dass gv-Pflanzen mit             den sogenannten „Flavr
    einem höheren Risiko für die Umwelt oder für die Lebensmittel-          Savr“-Tomaten. Ein daraus
    und Futtermittelsicherheit verbunden sind als konventionelle            hergestelltes Tomatenmark
    Pflanzen.“                                                              war auch in Großbritannien
                                                                                 ein Verkaufserfolg.
Quellen
 Weltweit wurden in den letzten 15 Jahren viele Milliarden
                                                                      Französische Wissenschaftsakademie.
 Mahlzeiten mit Zutaten aus gv-Pflanzen von Hunderten                 (2002, Dezember). Gentechnisch veränderte
 Millionen von Menschen verspeist - ohne das geringste                Pflanzen (Bericht über Wissenschaft und
                                                                      Technik Nr. 13). Paris, Frankreich.
 Gesundheitsproblem.
                                                                      A decade of EU-funded GMO research
 In den Ländern, in denen Lebensmittel aus gv-Pflanzen                (2001-2010), GD Forschung, Europäische
                                                                      Kommission
 mehrere Jahre lang in großen Mengen verzehrt wurden, so              http://ec.europa.eu/research/biosociety/pdf/a_
 die französischen Akademien der Medizin, der Pharmazie               decade_of_eu-funded_gmo_research.pdf
 und der Wissenschaften, „gibt es keinerlei Hinweise auf              EC-Sponsored research on safety of
 gesundheitliche Beeinträchtigungen“ – eine Festellung, die von       genetically modified organisms (1985-2000),
 Wissenschaftsakademien und Ärztekammern rund um den Globus           GD Forschung, Europäische Kommission.
                                                                      http://ec.europa.eu/research/quality-of-life/
 bestätigt wird.                                                      gmo/

Grüne Gentechnik weltweit
 	WIE VIELE LANDWIRTE BAUEN WELTWEIT GENTECHNISCH
   VERÄNDERTE PFLANZEN AN?
  2010 bauten 15,4 Millionen Landwirte gv-Nutzpflanzen an, 2009
  waren es 14 Millionen. Weltweit wurden 149 Millionen Hektar in
  29 Ländern mit gv-Nutzpflanzen bepflanzt - das sind 87-mal so
  viel wie bei ihrer Einführung im Jahr 1996 und entspricht in etwa
  der Fläche von Spanien, Deutschland und Frankreich zusammen.

                                                   13
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     Gentechnisch veränderte Pflanzen: Globaler Anbau seit 1996

                   160
Millionen Hektar

                   140

                   120

                   100

                   80

                   60

                   40

                   20

                     0
                            1996

                                    1997

                                           1998

                                                  1999

                                                         2000

                                                                2001

                                                                       2002

                                                                                   2003

                                                                                          2004

                                                                                                 2005

                                                                                                        2006

                                                                                                               2007

                                                                                                                       2008

                                                                                                                              2009

                                                                                                                                     2010
                                   BAUMWOLLE                    MAIS                         RAPS                     SOJA

                   Quelle
                   Global Status of Commercialised GM/GM Crops, ISAAA, 2010
Zu erwartende Entwicklung bei der Zahl gentechnisch veränderter Nutzpflanzen weltweit
 Anzahl aktuell genutzter gv-Pflanzen und künftige Entwicklung (Zahl der genutzten und sich in einem
 fortgeschritten Entwicklungsstadium befindlichen Events)
Anzahl gv-Pflanzen

                     140

                     120

                     100

                     80

                     60

                     40

                     20

                      0
                               2008

                                            2009

                                                         2010

                                                                       2011

                                                                                   2012

                                                                                               2013

                                                                                                            2014

                                                                                                                        2015
                                 BAUMWOLLE                      MAIS               ANDERE                  REIS

                                 SOJABOHNEN                     RAPS               KARTOFFELN

                           Quellen
                           Nature Biotechnology (2010) 28, 23-25 International trade and the global pipeline of new GM crops

                           Alexander J Stein, Emilio Rodríguez-Cerez; The global pipeline of new GM crops;
                           JRC (Joint Research Center)/European Comission, 2009
                                                                              15
16

                                                          Quelle
	WERDEN GV-NUTZPFLANZEN NUR VON
                                                          Phillips McDougall, 2010
  LANDWIRTSCHAFTLICHEN GROSSBETRIEBEN
  ANGEBAUT?
 Nein. Mehr als 90 % der Landwirte, die gv-Nutzpflanzen
 anbauen (14,4 Millionen), sind Kleinproduzenten in
 Entwicklungsländern.

 WELCHE GV-NUTZPFLANZEN WERDEN WELTWEIT
 ANGEBAUT?
Was die Fläche anbelangt, sind Soja, Mais, Baumwolle
und Raps die wichtigsten gv-Nutzpflanzen. Weitere
gv-Nutzpflanzen, die weltweit angebaut werden,
sind Zuckerrübe, Alfalfa (Luzerne), Papaya, Squash
(ähnlich Zuccchini), Kartoffel, Paprika, Pappel und
verschiedene Blumen. Zugelassen, aber noch nicht im
landwirtschaftlichen Anbau sind Reis und Tomate.              SOJABOHNEN: 41.4%

Markt für biotechnologisches                                  BAUMWOLLE: 7.9%
Saatgut, nach Nutzpflanzen
                                                              MAIS: 47.9%

2009 stieg der Marktwert                                      RAPS: 2.3%
für Produkte, die auf
biotechnologischen Pflanzen                                   ANDERE: 0.5%
basierten, um 15,5 % auf
10.570 Millionen USD.                                     INSGESAMT = 10,570 MILLION USD
WELCHE VERBESSERUNGEN WERDEN AM HÄUFIGSTEN                                Anteile der gv-Nutzpflanzen
   VORGENOMMEN?                                                              an der weltweiten Erzeugung
  Die meisten gv-Nutzpflanzen, die heute kommerziell angebaut
  werden, haben eine Herbizidtoleranz (mehr als 70 %),                       SOJABOHNEN: 81%
  Insektenresistenz oder beides. Andere neu hinzugefügte                     (93% in den USA,
  Eigenschaften zielen auf verbesserte Krankheitsresistenzen,                99 % in Argentinien,
  Trockentoleranz, gesundheitliche oder ernährungsphysiologische             75 % in Brasilien)
  Vorteile, längere Haltbarkeit oder effizientere industrielle
  Verwendung.                                                                BAUMWOLLE: 64%
                                                                             (93% in den USA,
  WAS KOMMT ALS NÄCHSTES?                                                   86% in Indien, 69 % in China)
  Es sind noch sehr viel mehr gv-Nutzpflanzen in einem
  fortgeschrittenen Entwicklungsstadium:                                     MAIS: 29%
• Nährstoffanreicherung von Getreide wie ‚Golden Rice‘, eine                 (86 % in den USA,
  Reissorte vor allem für Entwicklungsländer, mit der durch Vitamin-A-       56 % in Brasilien,
  Mangel verursachte Kindeserblindungen vermieden werden sollen.             86 % in Argentinien)
• Gesündere Pflanzenöle, etwa solche mit weniger Transfettsäuren,
  haben für Verbraucher in der ganzen Welt Vorteile.                         RAPS: 23%
• Dürretoleranter gv-Mais wird zunächst in den USA kommerziell               (88 % in den USA,
  angebaut werden. Andere Nutzpflanzen, die Landwirten helfen, mit           94 % in Kanada)
  schwierigsten Bedingungen fertig zu werden, dürften bald folgen.

 WIE GROSS IST DER MARKTANTEIL VON GV-NUTZPFLANZEN?
 Die Marktanteile hängen von der jeweiligen Nutzpflanze und vom
 Land ab. Ein Großteil der Sojabohnenernte und etwa die Hälfte           Quelle
 der Baumwollernte ist heute gentechnisch verändert.                     Global Status of Commercialised GM/
                                                                         GM Crops, ISAAA, 2010

                                                    17
18

„Was Landwirte denken“        Name: Maotang
                              Beruf: Baumwollbauer
                              Land: China
                              Chancen: Seit er gv-Baumwolle
                              anpflanzt, hat sich sein Ertrag
                              verzehnfacht (1800-1900 kg pro ha).
                              Sein Einkommen betrug 2008 rund
                              40.000 US-Dollar.
                              Herausforderungen: Der Kapselwurm
                              hat seinen Betrieb vor 15 Jahren zerstört.

                              „Da die Bauern hier immer mehr
                              Produkte der modernen Biotechnologie
                              einsetzen und damit unser Einkommen
                              erheblich steigt, fehlt es den Bauern
                              in meinem Dorf nicht mehr an
                              Nahrungsmitteln und Kleidung. Hier
                              gibt es keine Kinder mehr, deren Eltern
                              sich den Schulbesuch nicht leisten
                              können.“
Wachstum des Marktes für biotechnologisches Saatgut
Millionen USD

                12,000                                                                                                             10,570
                 11,000
                10,000                                                                                                     9,150
                 9,000
                 8,000                                                                                             7,062
                  7,000                                                                                    5,855
                 6,000                                                                             5,095
                                                                                           4,476
                 5,000                                                             3,709
                 4,000                                                     3,140
                                                                   2,778
                 3,000                                     2,195
                                                   1,915
                 2,000                   1,405

                  1,000           460
                           95
                      0
                           1996

                                  1997

                                            1998

                                                    1999

                                                            2000

                                                                    2001

                                                                            2002

                                                                                    2003

                                                                                            2004

                                                                                                    2005

                                                                                                            2006

                                                                                                                    2007

                                                                                                                            2008

                                                                                                                                    2009
                 Den größten Anteil am Sektor für biotechnologisches Saatgut haben mit 51,3 % im
                 Jahr 2009 herbizidtolerante Kulturpflanzen. In den letzten Jahren ist der Anteil, der
                 auf Mais- und Baumwollpflanzen mit kombinierten Eigenschaften (Insektenresistenz,
                 Herbizidtoleranz) entfiel, jedoch schneller gestiegen als der Gesamtmarkt und hat einen
                 Wert erreicht, der 37,7 % des Gesamtmarktes für biotechnologisches Saatgut entspricht.

                 Quelle
                 Phillips McDougall, 2010

                                                                           19
20

WELCHE LÄNDER SIND FÜHREND BEIM ANBAU VON
GV-NUTZPFLANZEN?
Die zehn wichtigsten Länder, die gv-Nutzpflanzen anbauen,
haben 2010 jeweils mehr als 1 Million Hektar bepflanzt:
USA (66,8 Millionen Hektar), Brasilien (25,4 Millionen),
Argentinien (22,9 Millionen), Indien (9,4 Millionen),
Kanada (8,8 Millionen), China (3,5 Millionen),
Paraguay (2,6 Millionen), Pakistan (2,4 Million),
Süd-Afrika (2,2 Millionen) und Uruguay (1,11 Millionen).

Brasilien hat beispielsweise den Anbau von gv-Nutzpflanzen               WUSSTEN SIE SCHON?
drastisch erweitert. Mehr als Dreiviertel der Fläche, die in Brasilien   Öle aus gv-Nutzpflanzen
für den Anbau von Sojabohnen genutzt wird, wurde in der Saison              müssen in Europa
2010/2011 mit gv-Saatgut bepflanzt.                                      gekennzeichnet werden,
                                                                          obwohl gar kein GVO-
                                                                          Material (DNA) im Öl
                                                                               enthalten ist.
WESHALB BAUEN LANDWIRTE IN DER GANZEN WELT MEHR                Quellen
                                                                    Plain Facts about GMOs,
    GV-NUTZPFLANZEN AN?                                             Hungarian White Paper; 2011
•   Höhere Erträge
                                                                    Benefits Database von CropLife International
•   Höheres Einkommen                                               http://www.croplife.org/public/benefits_of_
•   Mehr Flexibilität bei der Bewirtschaftung                       plant_biotechnology
•   Einfachere Umstellung auf Direktsaat/reduzierte
                                                                    ISAAA Global Knowledge Center on Crop
    Bodenbearbeitung, wodurch Zeit und Gerätenutzung                Biotechnology http://www.isaaa.org/kc/
    gespart werden
                                                                    James, C, Global Status of Commercialized
•   Verbesserte Unkrautbekämpfung                                   Biotech/GM Crops: 2010. ISAAA-brief 42
•   Weniger Angst vor Schädlingen                                   http://www.isaaa.org/resources/publications/
•   Weniger Zeitaufwand für die Feldbegehung und/oder das           briefs/42/default.asp
    Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln                            Richard Fawcett and Dan Towery.
•   Einsparungen beim Energieverbrauch – hauptsächlich durch        Conservation Tillage and Plant Biotechnology:
    weniger Besprühen und weniger Bodenbearbeitung                  How New Technologies Can Improve the
                                                                    Environment. By Reducing the Need to Plow.
•   Einsparungen bei der Maschinennutzung                           http://www.whybiotech.com/resources/tps/
    (zum Besprühen, eventuell kürzere Erntezeiten)                  ConservationTillageandPlantBiotechnology.pdf
•   Verbesserte Qualität (z.B. weniger Mykotoxine in gentechnisch   Six questions on the basics of biotech.
    verändertem, insektenresistentem Mais)                          EuropaBio Factsheet, 2010.
•   Bodenschutz                                                     http://www.europabio.org/positions/GBE/
                                                                    PP_101209_basicsbiotech.pdf

                                                                    Graham Brookes and Peter Barfoot.
                                                                    „GM crops: global socio-economic and
                                                                    environmental impacts 1996-2009,“ April 2011

                                                   21
3. Gentechnisch veränderte
Nutzpflanzen, Lebensmittel
und Futtermittel in Europa
24

Anbaustatistiken für EU-Länder
2010 haben acht europäische Länder gv-Nutzpflanzen auf insgesamt
91.438 Hektar angebaut.

Spanien                                    76.575 Hektar Bt-MAIS

Portugal                                   4.868 Hektar Bt-MAIS
                                                                     WUSSTEN SIE SCHON?
                                                                       Gentechnik wird auch
Polen                                      3.000 Hektar Bt-MAIS
                                                                     eingesetzt, um die Farbe
                                                                    von Blumen zu verändern.
Slowakei                                    1.248 Hektar Bt-MAIS      Das Unternehmen, das
                                                                     gv-Nelken auf den Markt
                                                                   gebracht hat, hat inzwischen
Rumänien                                     822 Hektar Bt-MAIS     auch gv-Rosen mit blauen
                                                                     Blüten entwickelt, die in
Tschechische                               4.680 Hektar Bt-MAIS        Japan erhältlich sind.
Republik                             150 Hektar gv-KARTOFFELN

Schweden                              80 Hektar gv-KARTOFFELN

Deutschland                           15 Hektar gv-KARTOFFELN
Entgangener Gewinn für               Geschätzter Anstieg des Jahreseinkommens, wenn die
europäische Landwirte                Landwirte überall in der EU gv-Mais anbauen würden
Eine neue Studie der Universität
Reading (UK) hat gezeigt, dass den
europäischen Landwirten zwischen     Land                               Von Mio. ¤     Auf Mio. ¤
443 und 929 Mio. ¤ jährlich          Bulgarien                                 3,6            5,4
entgehen, weil ihnen der Anbau                                                 4,6            9,2
                                     Tschechische Republik
von gv-Nutzpflanzen verboten ist.
                                     Deutschland                              25,7          42,4
Könnten die Landwirte                Griechenland                               1,2           5,9
beispielswiese insektenresistenten
Bt-Mais in anderen Ländern als       Frankreich                               34,2           85,5
Spanien anbauen, würde der           Italien                                  40,6          108,2
geschätzte finanzielle Vorteil für
die Landwirte zwischen 157 und       Ungarn                                     6,2          12,6
334 Mio. ¤ jährlich betragen.        Österreich                                12,0          16,8

Wenn insektenresistente gv-          Polen                                     11,9         29,9
Baumwolle auch in der EU angebaut    Portugal                                   1,4           2,4
werden könnte, würde sich der
Mehrertrag von rund 80 ¤/ha für      Rumänien                                   12,1         21,5
die Landwirte bei rund 260.000 ha    Slowakei                                  3,6            5,9
Baumwolle in Griechenland und
                                     Insgesamt                           157 Mio. ¤    334 Mio. ¤
Spanien auf 20,8 Mio. ¤/jährlich
addieren.

                                                  25
26

                                                                    Quellen
Der geschätzte Gewinn für den Anbau von herbizidtoleranten
                                                                    Julian Park, et al., The Impact of the EU
Sojabohnen in Europa würde zwischen 5 und 19 Mio. ¤ betragen.       regulatory constraint of transgenic crops
Die Einführung von gv-Raps würde den europäischen Landwirten        on farm income. New Biotechnology,
                                                                    February 2011.
einen potenziellen jährlichen Gewinn zwischen 195 Mio. ¤ und
318 Mio. ¤ bescheren.                                               Graham Brookes and Peter Barfoot,
                                                                    „GM crops: global socio-economic and
                                                                    environmental impacts 1996-2009,“ April 2011.
Eine andere neue Studie (Brookes and Barfoot, 2011) zeigt, wie
viele Vorteile gv-Nutzpflanzen den Landwirten außerhalb Europas
gebracht haben. Seit 1996 wurde damit ein um mehr als 44 Mrd. ¤
höheres landwirtschaftliches Einkommen erzielt. 57 % davon waren
auf höhere Erträge zurückzuführen.

    ELCHE GV-PFLANZEN KÖNNEN IN EUROPA ANGEBAUT
   W
   WERDEN?
   Im März 2011 waren erst zwei gv-Nutzpflanzen für den Anbau in
   Europa zugelassen. Am häufigsten wird MON810 angebaut, eine
   Maisart, die Schädlingsinsekten wie den Maiszünsler abwehrt.
   Die zweite gv-Pflanze ist eine Kartoffel für den industriellen
   Gebrauch namens Amflora, die 2010 zugelassen wurde. Sie hat
   eine veränderte Stärkezusammensetzung, sodass sie sich zum
   Beispiel besser für die Papierherstellung eignet. Einige EU-
   Mitgliedstaaten haben (rechtlich fragwürdige) Verbote für den
   Anbau dieser EU-weit zugelassenen Nutzpflanzen erlassen.
Quellen
	WELCHE GV-PFLANZEN KÖNNEN NACH EUROPA EINGEFÜHRT
                                                                    DG AGRI Report (2011) Study on the
  WERDEN?                                                           Implications of Asynchronous GMO Approvals
 Im Mai 2011 waren insgesamt 36 gv-Nutzpflanzen für die Einfuhr     for EU Imports of Animal Feed Products
                                                                    http://ec.europa.eu/agriculture/analysis/
 und Verarbeitung und/oder als Lebens- und Futtermittel in          external/asynchronous-gmo-approvals/
 Europa zugelassen. Mehr als die Hälfte dieser Nutzpflanzen waren   full-text_en.pdf
 gv-Maissorten. Hinzu kommen gv-Sojabohnen, Raps, Zuckerrüben
                                                                    Danish Ministry of Food,
 und Baumwolle.                                                     Agriculture and Fisheries (2009) GMOs -
                                                                    what’s in it for us? Report
WARUM IMPORTIEREN WIR PRODUKTE AUS GV-PFLANZEN?                    http://www.fvm.dk/GMO.aspx?ID=42573

Europa führt einen erheblichen Anteil des Tierfutters aus           “EU experts approve trace GM in feed
Drittländern ein, darunter 13 Millionen Tonnen Sojabohnen,          imports: official.” Reuters, 22 February 2011.
                                                                    http://www.reuters.comarticle/2011/02/22/
22 Millionen Tonnen Sojamehl, 2,5 Millionen Tonnen Mais,            us-eu-gmo-imports-idUSTRE71L3V420110222
2 Millionen Tonnen Raps und 0,1 Millionen Tonnen Baumwolle –
und ein Großteil des globalen Angebots ist gentechnisch
verändert. Die europäischen Tiererzeuger sind für das Futter auf
Sojaimporte angewiesen. Der Bedarf an Sojabohnen in Europa
wird überwiegend durch Importe von gv-Soja aus Nord- und
Südamerika gedeckt.

WAS DENKEN DIE EUROPÄER?
Anti-Gentechnik-Gruppen behaupten, dass eine große Mehrheit
der Europäer gv-Lebensmittel und -Nutzpflanzen ablehnt.
Sie stützen diese Behauptungen jedoch häufig auf eine falsche
Auslegung öffentlicher Meinungsumfragen. Was sagen Umfragen
eigentlich über den gegenwärtigen Stand der öffentlichen
Meinung?

                                                27
28

Die europäische öffentliche Meinung
Einige Umfrageergebnisse und Fragen sind irreführend. So sollen
die Teilnehmer bei manchen Umfragen den Grad ihrer Besorgnis
in eine Rangfolge bringen und Aussagen wie „Gv-Lebensmittel
sind unnatürlich“, „dabei habe ich ein mulmiges Gefühl“ oder „Gv-
Lebensmittel sind nicht gut für mich“ zustimmen oder nicht. Fragen,
die die Menschen dazu auffordern quantitativ zu bestimmen,
„wie besorgt sie sind“, verzeichnen natürlich einen hohen Grad an
Besorgnis. Seriöse Umfragen verwenden solche Methoden nicht;
sie fordern die Menschen stattdessen auf, ihre Bedenken in eine        „It is important that we tone
Rangfolge zu bringen, ohne ihnen vorzugeben, welcher Art diese         down the debate on GMOs to
Bedenken sein könnten.                                                         a rational level.“

So hat das Eurobarometer im Jahr 2010 16.000 Europäer gefragt:                 John Dalli,
„Können Sie mir in Ihren eigenen Worten sagen, was Ihnen alles         EU-Kommissar für Gesundheit
einfällt, wenn Sie an die möglichen Probleme oder Gefahren im           und Verbraucherpolitik am
                                                                              17. März 2011
Zusammenhang mit Lebensmitteln und Essen denken? Sprechen
Sie einfach alles aus, was Ihnen einfällt, und ich schreibe es auf.“

Nur 8 % der Europäer antworten spontan, dass sie über gv-
Lebensmittel besorgt sind. Die Menschen sorgen sich mehr um:
1) chemische Produkte, 2) Lebensmittelvergiftungen,
3) ernährungsbedingte Erkrankungen, 4) Adipositas
(starkes Übergewicht), 5) mangelnde Frische und
6) Lebensmittelzusätze, -farben und Konservierungsstoffe.
Quellen
Einkaufsverhalten der Verbraucher
                                                                         GMO-Compass
Obwohl es häufig spontan Bedenken zum Thema Biotechnologie               http://www.gmo-compass.org/eng/news/
und gv-Lebensmittel gibt, geben Verbraucher auch an, über ein            stories/415.an_overview_european_
                                                                         consumer_polls_attitudes_gmos.html
geringes Wissen in diesem Bereich zu verfügen. Ein Konsument, der
keine direkte Erfahrung oder überprüfbare Beweise hat, die seine         Special Eurobarometer 354, 2010
Bedenken bestätigen, geht sehr viel vorsichtiger mit dem Thema um.       Food-related risks
                                                                         http://www.efsa.europa.eu/en/factsheet/
Nach einer aktuellen Umfrage haben 34 % der Europäer deutliche           docs/reporten.pdf
Informationsdefizite bei der Grünen Gentechnik, sodass sich viele ihre
                                                                         Eurobarometer 336 (2010)
abschließende Meinung erst noch bilden müssen.                           Europeans, Agriculture and
                                                                         the Common Agricultural Policy
Das EU-Forschungsprojekt CONSUMER CHOICE hat das                         http://ec.europa.eu/public_opinion/archives/
                                                                         ebs/ebs_336_en.pdf
Einkaufsverhalten von Verbrauchern untersucht, wenn sie zwischen
gv- und nicht-gv-Lebensmitteln wählen konnten. Ein wichtiges             Special Eurobarometer Biotechnology, 2010
Ergebnis war, dass die Antworten auf Fragebögen keine zuverlässige       http://ec.europa.eu/public_opinion/archives/
                                                                         ebs/ebs_341_en.pdf
Auskunft über das tatsächliche Verhalten beim Lebensmitteleinkauf
geben. Die Studie kam zu dem Schluss, dass die Europäer gv-              ConsumerChoice
                                                                         http://www.kcl.ac.uk/schools/biohealth/
Produkte kaufen, wenn sie tatsächlich im Regal vorhanden und             research/nutritional/consumerchoice
gekennzeichnet sind.

Nach einer weiteren Barometer-Umfrage finden 77 % der Europäer,
dass die Europäische Union ihre Landwirte zur Nutzung der
Biotechnologie in der Landwirtschaft ermutigen sollte.

                                                    29
30

„Was Landwirte denken“        Name: David
                              Beruf: Baut Getreide,
                              Raps und Gras für Grassamen an.
                              Land: Norfolk, UK
                              Herausforderungen: Muss mehr
                              produzieren und gleichzeitig die
                              Umwelt schützen – es wurden
                              aber keine gv-Nutzpflanzen
                              zugelassen, die sich für den Anbau
                              in Großbritannien eignen.
                              Chancen: Nahm an einem
                              Feldversuch mit gv-Nutzpflanzen
                              teil und hält diese in Großbritannien
                              für notwendig.

                              „Ich glaube, dass gv-Nutzpflanzen eine
                              große Zukunft haben, aber wenn wir
                              uns nicht beeilen, läuft Europa Gefahr,
                              seinen Landwirten den Zugang zum
                              größten ökologischen Fortschritt, den
                              wir in den letzten 20 bis 30 Jahren
                              erlebt haben, zu verweigern. Und das
                              zu einem Zeitpunkt, wo wir es wirklich
                              brauchen. Ich persönlich würde wieder
                              gv-Nutzpflanzen anbauen, wenn ich
                              Gelegenheit dazu hätte.“
4. Rechtsvorschriften
      in Europa
32

  WIE SIND GV-PFLANZEN IN EUROPA GEREGELT?
  Gv-Pflanzen können nicht ohne vorherige EU-Zulassung in Verkehr            Antragstellung
  gebracht werden; das gilt sowohl für den Import eines Lebens-
  oder Futtermittelerzeugnisses aus gv-Nutzpflanzen als auch für den
  Anbau von gv-Saatgut. Das EU-Zulassungssystem ist weithin als
  eines der strengsten der Welt bekannt.                                    Risikobewertung
                                                                            durch die EFSA
  WIE SIEHT DAS ZULASSUNGSVERFAHREN IN
    DER EUROPÄISCHEN UNION AUS?
1. Die Risikoabschätzung erfolgt fall- und schrittweise.
2. Sobald die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit             Entscheidungsvorschlag
   (EFSA) die Bewertung der Umwelt-, Lebensmittel- und                       der Kommission
   Futtermittelsicherheit abgeschlossen hat, bildet ihre
   Stellungnahme die Grundlage für einen Entscheidungsvorschlag,
   welcher der Europäischen Kommission zur Genehmigung
   vorgelegt wird.                                                          Abstimmung der
3. Nach-Zulassungsbeobachtung, Rückverfolgbarkeit und                        Mitgliedstaaten
   Kennzeichnung: Überwachungspläne müssen vor dem
   Inverkehrbringen des Produkts genehmigt werden.
   Die Rückverfolgbarkeit wird durch die Kennzeichnung
   und eine verpflichtende Dokumentation über die gesamte                      Zulassung
   Lebensmittelkette gewährleistet.
4. Öffentliche Information: Während des gesamten
   Zulassungsverfahrens hat die Öffentlichkeit Zugang zu
   Informationen.                                                      Nach-Zulassungsbeobachtung
                                                                               (Monitoring)
5. Subsidiarität: Selbst im europäischen Binnenmarkt kann
   die Zuständigkeit für einige Fragen an die Mitgliedstaaten
   zurückgegeben werden, so etwa bei der Frage der Koexistenz
   von gentechnisch veränderten, konventionellen und ökologisch
   angebauten Nutzpflanzen.
6. Einhaltung internationaler Handelsregeln: Die EU-Gesetze
   entsprechen den internationalen Vorschriften der Welthandels-
   organisation WTO (sie sind klar, transparent und nicht            „People are now beginning
   diskriminierend) und den Regeln für den grenzüberschreitenden      to think seriously about …
   Transport des UN-Cartagena-Protokolls über biologische           how we feed 9 billion people
   Sicherheit. Der Einfluss der Politik auf die Zulassungspraxis    in 2050. … I think to rule out
   hat jedoch zu Handelsunterbrechungen und damit zu WTO-           GM, which is this major new
   Streitigkeiten geführt.                                           technology, would be very
                                                                                foolish“
   WIE LANGE DAUERT EIN ANTRAG UND WAS KOSTET DAS?
                                                                           Lord Sainsbury,
  Im Durchschnitt vergehen beinahe vier Jahre, bis in Europa über
                                                                         früherer britischer
  eine Einfuhrgenehmigung für ein GVO-Produkt entschieden wird;
                                                                       Wissenschaftsminister,
  damit dauert das Verfahren etwa doppelt so lang wie in anderen
                                                                        14. September 2010
  vergleichbaren Rechtssystemen. Meist sind die Wartezeiten in
  Europa noch länger, wenn es um Anträge für den Anbau von gv-
  Nutzpflanzen geht, was zum Teil auf die politischen Differenzen
  zwischen den Mitgliedstaaten zurückzuführen ist. Die Kosten für
  die antragstellenden Unternehmen ergeben sich hauptsächlich
  aus den zahlreichen wissenschaftlichen Studien und schwanken
  zwischen 7 und 15 Mio. ¤ pro Nutzpflanze.

                                                 33
34

 HAT DAS AUSWIRKUNGEN AUF INNOVATIONEN?                           Quelle
Die Entwicklung von gv-Nutzpflanzen erfordert erhebliche           Julian Park, et al.
Investitionen von Zeit und Ressourcen. Logischerweise              „The Impact of the EU regulatory constraint
                                                                   of transgenic crops on farm income.“
müssen die Unternehmen ihre Investitionen dort fokussieren,        New Biotechnology, February 2011.
wo sie Rechtssicherheit durch praktikable und verlässliche
Zulassungssystemen erwarten können. Das Verbot der meisten
gv-Nutzpflanzen in Europa führt - beispielsweise im Vergleich
zu Nord- und Südamerika - zu Wettbewerbsnachteilen und
vergrößert die Einfuhrabhängigkeit Europas. Schätzungen zufolge
könnten die europäischen Landwirte ihr Jahreseinkommen um
bis zu 1 Mrd. ¤ erhöhen, wenn sie gv-Nutzpflanzen wie Mais,
Baumwolle, Soja, Raps und Zuckerrüben anbauen dürften.

WIE WIRD DIE SICHERHEIT VON GV-PRODUKTEN IN
DER EU BEWERTET?
Alle gv-Pflanzen, die für Lebensmittel oder Lebensmittelzutaten,
Futtermittel, Faser- und Brennstoffe verwendet werden,
durchlaufen im Rahmen des Zulassungsverfahrens eine strenge
Sicherheitsprüfung, bevor sie auf den Markt kommen.

In der EU ist dies Aufgabe der EFSA, deren unabhängige
wissenschaftliche Experten eng mit den nationalen Behörden für
Lebensmittelsicherheit zusammenarbeiten. Nur Produkte, die als
sicher gelten, dürfen in Verkehr gebracht werden.
Die Sicherheit von gv-Nutzpflanzen wird auf zwei Ebenen
beurteilt: Der Art und Weise ihrer Herstellung und ihrer
spezifischen neuen Eigenschaften, die sich aus der
gentechnischen Veränderung ergeben. Ziel ist es sicherzustellen,
dass das GVO-Produkt sicher ist und weder Mensch, Tier noch
Umwelt schadet.

WIE WIRD DIE WAHLMÖGLICHKEIT FÜR VERBRAUCHER UND
LANDWIRTE SICHER GESTELLT?
Alle Lebens- und Futtermittel, die aus gv-Nutzpflanzen bestehen,
solche enthalten oder daraus gewonnen werden, müssen in der
EU gekennzeichnet werden, wenn der GVO-Anteil mehr als 0,9 %
beträgt. Dadurch wird der Verbraucher informiert und kann auf
dieser Basis eine Entscheidung treffen. Die 0,9 %-Schwelle ist
eine politische Entscheidung und ist nicht auf wissenschaftliche
Erkenntnisse oder Fakten gestützt. Es sollte nicht vergessen
werden, dass die in die gv-Pflanze eingeführte Eigenschaft in
vielen Fällen dazu beiträgt, die Leistungsfähigkeit der Nutzpflanze
zu erhöhen.

Für die Landwirte wird die Wahlmöglichkeit durch
Koexistenzmaßnahmen für biologische, gentechnisch veränderte
und konventionelle Nutzpflanzen garantiert. In der gesamten EU
waren Koexistenzmaßnahmen sehr erfolgreich.

                                                 35
36

Aktuelle politische Situation für GVO in Europa
                                                                            WUSSTEN SIE SCHON?
• Importe von in der EU noch nicht zugelassenem GVO-Material:              Wenn den EU-Landwirten
  Bis heute betreibt die EU eine Null-Toleranz-Politik für Importwaren,       der Anbau von GV-
  die auch nur die geringsten Spuren von gv-Pflanzen enthalten,             Nutzpflanzen gestattet
  die zwar in anderen Ländern bereits angebaut werden, in der EU               wäre, könnte die
  jedoch noch nicht zugelassen sind. Im Februar 2011 einigten sich        europäische Volkswirtschaft
  Experten der Mitgliedstaaten darauf, Spuren von weniger als 0,1 %          um 443 bis 929 Mio. ¤
  von solchem GVO-Material in Futtermitteln zu erlauben.                       jährlich wachsen.
5. Globale Herausforderungen
    Welchen Beitrag können
   gentechnisch veränderte
     Nutzpflanzen leisten?
38

Die globale Situation:                    Tatsächliches und voraussichtliches
                                          Bevölkerungswachstum 1960 -2050
Die Nachfrage nach
endlichen Ressourcen
steigt kontinuierlich.                                             10

                                       Bevölkerung in Milliarden
                                                                   9
                                                                   8
Bevölkerungswachstum                                               7
Zwischen 1960 und 2007                                             6
ist die Weltbevölkerung von                                        5
3 Milliarden auf über 6,5 Milliarden                               4
gestiegen. Prognosen für das                                       3
künftige Wachstum sehen                                            2
diese Zahl 2050 bei ungefähr
                                                                   1
9 Milliarden. Die Ernährungs- und
                                                                   0
Landwirtschaftsorganisation

                                                                        1960

                                                                               1970

                                                                                      1980

                                                                                             1990

                                                                                                     2000

                                                                                                            2010

                                                                                                                     2020

                                                                                                                            2030

                                                                                                                                    2040

                                                                                                                                           2050
der UN (FAO) schätzt, dass die
Nahrungsmittelproduktion um
70 % steigen muss, wenn wir die                                          INDUSTRIELÄNDER
Weltbevölkerung ernähren wollen.                                         ENTWICKLUNGSLÄNDER
                                                                         INSGESAMT

                                                                        3,0 Milliarden              6,0 Milliarden                 9,0 Milliarden
                                                                        1960                        2000                           2050
Ackerland                           Mehr Nahrungsmittel müssen auf weniger
Weltweit sinkt das Verhältnis       Land produziert werden (FAOSTAT)
zwischen Ackerfläche und
Bevölkerung kontinuierlich -
zwischen 1960 und 2000 um rund      Bevölkerung in Milliarden
40 %. In den Entwicklungsländern
hat sich der Rückgang am
schnellsten vollzogen. So ist in
Afrika das Verhältnis im gleichen
Zeitraum um 55 % zurückgegangen.
                                      3,0 Milliarden   4,4 Milliarden   6,0 Milliarden   7,5 Milliarden

Das bedeutet: Damit es auch
                                          1960             1980             2000            2020
künftig genug zu essen gibt,
müssen mehr Nahrungsmittel auf
weniger Ackerland produziert                                                                  1,8
werden – und das, ohne der Umwelt                                            2,2
zu schaden.                                                 3,0

                                           4,3

                                    Ackerfläche pro Mensch (Hektar)

                                              39
40

„Was Landwirte denken“        Name: Karim
                              Beruf: Baumwollbauer
                              Land: Burkina Faso
                              Herausforderungen: Trockenheit
                              und die Notwendigkeit, häufig
                              Pflanzenschutzmittel einzusetzen, was
                              sehr viel körperliche Arbeit bedeutet.
                              Chancen: 30 % mehr Baumwolle nach
                              Anbau von gv-Baumwolle und verringerter
                              Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Möchte
                              in Zukunft gv-Getreide anbauen, das gegen
                              Trockenheit und Krankheiten resistent ist.

                              „1987-1988 hatten wir Probleme mit
                              Parasiten. Das war das Jahr, in dem
                              die Bauern ihre Pflanzungen bis zu
                              18-mal mit Planzenschutzmitteln
                              behandelt haben. Seither machst du
                              dir als Baumwollbauer Sorgen, sobald
                              du die Saat ausgebracht hast. Als
                              Baumwollbauer konntest du nicht mehr
                              schlafen, denn du weißt nicht, ob du mit
                              den Schädlingen fertig wirst. Wenn du
                              aber gv-Baumwolle pflanzt, kannst du
                              ruhig schlafen.“
Klimawandel
Es wird davon ausgegangen, dass die Zahl der Menschen, die in
Armut leben, durch den Klimawandel weltweit um 40 Millionen
auf 170 Millionen steigen wird. Auch die Wasserknappheit wird
voraussichtlich zunehmen und im Jahr 2020 allein in Afrika zwischen
75 und 200 Millionen Menschen betreffen. Die Getreideerträge
werden voraussichtlich in mehr als 40 Entwicklungsländern um
durchschnittlich 15 % zurückgehen.

Dürreperioden und Erosion
                                                                           Die UN-Konvention
Rund 1 Milliarde Menschen - etwa 15 % der Weltbevölkerung -
                                                                          zur Bekämpfung der
waren seit 1981 von der Verschlechterung der Bodenqualität                  fortschreitenden
(Bodendegradation) betroffen.                                           Wüstenbildung (UNCCD)
                                                                       schätzt, dass bis zum Jahr
In den letzten 30 Jahren haben Anzahl und Intensität der              2050 die Hälfte des aktuellen
Dürreperioden in der EU dramatisch zugenommen. Die Zahl der             Ackerlandes unbrauchbar
Regionen und Menschen, die von Dürreperioden betroffen sind, ist                sein wird.
zwischen 1976 und 2006 um fast 20 % gestiegen.
Weltweit gehen vermutlich jährlich 20.000 bis 50.000 km2
Ackerfläche durch Degradation, vor allem durch Bodenerosion,
verloren.

                                                  41
42

CO2-AUSSTOSS UND                       CO2-Ausstoß aus der Verbrennung fossiler Treibstoffe,
LUFTVERSCHMUTZUNG                      1971 – 2007 IEA (2009)
Durch den Anstieg der
Treibhausgasemissionen hat sich
die CO2-Konzentration in der Luft
                                                             8

                                     Milliarden Tonnen CO2
weltweit auf 390 ppm (parts per
million) erhöht, was deutlich über                           7
dem vorindustriellen Niveau des                              6
18. Jh. von 280 ppm liegt.
                                                             5

                                                             4

                                                             3

                                                             2

                                                             1
             Durch die
                                                             0
    Luftverschmutzung gehen

                                                                    1971

                                                                           1975

                                                                                  1980

                                                                                         1990

                                                                                                  2000

                                                                                                         2005

                                                                                                                2007
      Ernteerträge verloren,
     die bei 23 Ackerfrüchten
       in Europa jährlich zu
    wirtschaftlichen Verlusten                                   OECD NORDAMERIKA               NICHT-OECD EUROPA
       von schätzungsweise                                       OECD PAZIFIK                   FRÜHERE SOWJETUNION
          insgesamt 4 bis                                        OECD EUROPA                    LATEINAMERIKA
      8,4 Milliarden ¤ führen.
                                                                 AFRIKA                         ASIEN
                                                                 NAHER OSTEN                    CHINA
Wasserverbrauch
Der Wasserverbrauch hat sich in den vergangenen fünf Jahrzehnten
verdreifacht. Auf das Konto der Landwirtschaft gehen heute rund
3.100 Mrd. m3 oder 71 % der globalen Wasserentnahmen. Ohne
Effizienzgewinne wird dieser Anteil bis 2030 auf 4.500 Mrd. m3
steigen (was einem leichten Rückgang auf 65 % des Anteils an den
globalen Wasserentnahmen entspricht).
                                                                    WUSSTEN SIE SCHON?
                                                                      Die Keystone-Field to
Durch eine Steigerung der Wasserproduktivität bei der               Market-Studie hat für die
Nahrungsmittelerzeugung um 1 % werden potenziell für jeden         USA herausgefunden, dass
Menschen täglich 24 zusätzliche Liter Wasser verfügbar.            heute im Vergleich zu vor
                                                                     20 Jahren 75.000 Liter
Im Durchschnitt sind rund 3.000 Liter Wasser pro Person nötig,        Wasser weniger nötig
um unsere tägliche Nahrungsaufnahme zu produzieren.                   sind, um einen Hektar
                                                                       Mais zu bewässern.
                                                                      Die Bewässerung von
                                                                   Baumwollfeldern benötigt
                                                                    heute rund 30 % weniger
                                                                       Wasser als vor zwei
                                                                           Jahrzehnten.

                                                  43
44

WELCHEN BEITRAG KANN DER ANBAU VON GV-PFLANZEN                    Quellen
                                                                   UN-Weltwasserbericht.
LEISTEN?                                                           http://www.unesco.org/water/wwap/wwdr/
Obwohl eigentlich nicht für die Bewältigung der Auswirkungen       wwdr2/
des Klimawandels entwickelt, tragen viele gv-Nutzpflanzen zum      Water Scarcity and Droughts, Second Interim
Schutz von Wasserressourcen bei, beugen Erosion vor, reduzieren    report (June 2007). GD Umwelt, Europäische
den CO2-Ausstoß und bringen mehr Ertrag auf weniger Land.          Kommission.
                                                                   http://ec.europa.eu/environment/water/
                                                                   quantity/eu_action.htm
Gv-Nutzpflanzen können folgenden Beitrag leisten:
• Ertragssteigerung bei einer nachhaltigeren Verwendung von        Laure Gaufichon, Jean-Louis Prioul, Bernard
                                                                   Bachelier; What are the prospects for genetic
  Wasser: Der Ertrag kann um 6-30% auf derselben Ackerfläche       improvement in drought-tolerant crop plants
  gesteigert werden und es muss nicht mehr gepflügt werden.
                                                                   Harald von Witzke and Steffen Noleppa; EU
  Solche Flächen zeichnen sich durch eine große biologische        agricultural production and trade: Can more
  Vielfalt aus.                                                    efficiency prevent increasing ‘land-grabbing’
                                                                   outside of Europe
                                                                   http://www.opera-indicators.eu/assets/files/
• Einsatz von bodenschonenden Bearbeitungsmethoden                 News/Final_Report_Humboldt_Opera.pdf
  (Low- und No-Till). Dadurch werden Kraftstoffverbrauch und
                                                                   Graham Brookes and Peter Barfoot;
  CO2-Emissionen gesenkt. 2009 führte das zu einem globalen        GM crops: global socio-economic and
  Emissionsrückgang von 17,7 Milliarden kg CO2, das entspricht     environmental impacts 1996-2009, April 2011.
  7,8 Millionen weniger Autos während eines Jahres.

• Schutz vor Bodenerosion durch weniger Pflügen, wodurch
  die Bodenfeuchtigkeit ebenfalls erhalten bleibt.

• Schutz der Nutzpflanzen vor Insektenschäden, wodurch die
  Anzahl der Insektizid-, Herbizid- und Düngemittelapplikationen
  signifikant reduziert wird.
Herausforderung:
Die biologische Vielfalt erhalten

Aufgrund der gestiegenen Landbewirtschaftung, des
Bevölkerungswachstums und anderer Entwicklungen ist die
Vielfalt der Pflanzen- und Tierwelt gefährdet. Im Jahr 2002
hatten sich die Regierungen der Welt in Rio das Ziel gesetzt, den         „There are benefits to
Biodiversitätsverlust bis zum Jahr 2010 signifikant zu reduzieren.      developing countries, like
Dieses Ziel wurde auf globaler Ebene verfehlt. Weltweit sind die          drought resistance or
natürlichen Systeme - von denen nicht nur Lebensumstände vieler      resistance to high salt content
Menschen, sondern auch Volkswirtschaften abhängen -                   in water. The principle of GM
von Verarmung bedroht und ein weiterer Verlust an Biodiversität        technology is [OK] if used
wird zunehmend wahrscheinlich.                                          well. The technology can
                                                                              be beneficial.“
   WELCHEN BEITRAG KÖNNEN GV-PFLANZEN ZUM SCHUTZ
                                                                            Caroline Spelman,
   DER BIOLOGISCHEN VIELFALT LEISTEN?
                                                                      britische Umweltministerin,
   Eine neue wissenschaftlich begutachtete (peer-reviewed)
                                                                              4. Juni 2010
   Literaturübersicht zum Thema „Auswirkungen von gv-
   Nutzpflanzen auf die Biodiversität“ zeigt, dass gv-Nutzpflanzen
   zum Erhalt der biologischen Vielfalt beitragen.

                                                   45
46

                                                                        Quelle
1. Durch die Steigerung der Erträge auf vorhandenen Ackerflächen
                                                                        Carpenter, Janet (2011)
   tragen gv-Nutzpflanzen zum Erhalt der natürlichen Lebensräume        „Impacts of GM crops on biodiversity.“
   und der globalen Biodiversität bei. Wissenschaftler schätzen, dass   Nature Biotechnology.
   zusätzliche 2,64 Millionen Hektar Land für die Produktion von
   Getreide und Ölsaaten verwendet werden müssten, wenn man
   kein gv-Saatgut mehr einsetzen würde.

2. Gv-Nutzpflanzen ermöglichen bodenschonende
  Bewirtschaftungstechniken, die den Boden und die Feuchtigkeit
  erhalten.

3. Grüne Gentechnik hat nicht zu einem Rückgang der biologischen
  Vielfalt der Nutzpflanzen geführt.

4. Pflanzenbiotechnologie ist ein wirksames Instrument, das zur
  nachhaltigen Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung
  beiträgt.

5. Insektenresistente Bt-Nutzpflanzen können Schädlinge
  flächendeckend gezielt vernichten und dadurch Ernteverluste und
  den Bedarf an Schädlingsbekämpfungsmaßnahmen reduzieren.

6. Immer mehr Studien zeigen, dass gv-Nutzpflanzen
  Nichtzielorganismen nicht signifikant beeinträchtigen.
Herausforderung:
Nahrungsmittelsicherheit

Hunger und Mangelernährung nehmen zu
Hochrechnungen der Welternährungsorganisation FAO zeigen,
dass bereits vor dem Anstieg der Lebensmittelpreise im Jahr 2008
und vor der Weltwirtschaftskrise von 2009 langfristige Tendenzen       „GMOs offer potential
zunehmenden Hungers erkennbar waren. Die FAO schätzt, dass            of increased agricultural
2009 weltweit 1,02 Milliarden Menschen unterernährt waren; das         productivity, improved
entspricht einem Anstieg von 178 Millionen gegenüber den fast          nutritional values that
842 Millionen im Zeitraum 1990-92.                                   can contribute directly to
                                                                    enhancing human health and
Mit 1,02 Milliarden Menschen, die täglich hungern, hat der Hunger          development.“
in der Welt nach Einschätzungen der FAO im Jahr 2009 einen
                                                                    Weltgesundheitsorganisation,
historischen Höchststand erreicht.
                                                                        http://www.who.int/
                                                                     foodsafety/biotech/who_
Die jüngsten Nahrungsmittelpreisspitzen 2010 und 2011 haben
                                                                       study/en/index.html48
den Hunger in der Welt jedoch erneut anwachsen lassen und
Experten wie der Volkswirt Jeffrey Sachs haben die G8-Regierungen
aufgefordert, ihren Worten Taten folgen zu lassen und den 2008
vereinbarten 22 Milliarden US-Dollar-Fonds für Kleinbauern
einzurichten.

                                                    47
48

WELCHEN BEITRAG KANN DER ANBAU VON GV-PFLANZEN                   Quellen
                                                                  The Foresight project Global Food and
ZUR ERNÄHRUNGSSICHERHEIT LEISTEN?                                 Farming Futures final report:
Um ausreichend bezahlbare Lebensmittel auf der Welt zu            http://www.bis.gov.uk/assets/bispartners/
                                                                  foresight/docs/food-and-farming/11-546-
erzeugen, ist jedes verfügbare Mittel nötig. Dazu gehören neben   future-of-food-and-farming-report.pdf
vielen anderen Faktoren gute politische Rahmenbedingungen,
die Erhöhung des Einkommens für Landwirte, ein Ausbau der         Ugandan scientists grow GM banana as
                                                                  disease threatens country’s staple food;
Bewässerung und stabile Nahrungsmittelpreise. Vorteile wie sie    The Guardian, 9 March 2011.
gv-Nutzpflanzen bieten - höhere Erträge auf kleineren Flächen,    http://www.guardian.co.uk/world/2011/
geringere Kosten für Pflanzenschutzmittel sowie bessere           mar/09/gm-banana-crop-disease-uganda

Voraussetzungen, um unter besonderen lokalen Bedingungen zu       Special on Feeding the World;
wachsen - sind nur ein Teil der Antwort.                          The Economist, Februar 2011.
                                                                  http://www.economist.com/node/18200678
6. Fragen und Antworten
    Die Debatte um die
    Grüne Gentechnik
50

  WARUM SIND GV-NUTZPFLANZEN PATENTIERT?
  Innovationen spielen eine wichtige Rolle bei der Entwicklung neuer
  Lösungen für eine langfristige Steigerung der landwirtschaftlichen
  Produktivität, der ländlichen Entwicklung und der ökologischen
  Nachhaltigkeit. Deshalb muss Innovation unterstützt und geschützt
  werden.
                                                                             „The Food and Agriculture
  In jeder Branche bietet der Schutz der geistigen Eigentumsrechte
                                                                            Organization estimates that
  eine wesentliche Grundlage für Innovation und Fortschritt.               developing countries will have
• Schutzrechte für geistiges Eigentum fördern kontinuierliche              to boost their yields by half to
  Investitionen in Forschung und Entwicklung und sorgen dafür, dass         meet the challenge of global
  die starke innovative Basis der Plant Science-Branche erhalten bleibt.    hunger. We simply won’t be
• Patente bilden den Eckstein des Schutzes des geistigen Eigentums.        able to meet that goal without
• Der Schutz von Zulassungsdaten und vertraulichen                         using all the scientific tools at
  Unternehmensinformationen über biotechnologische Innovationen                     our disposal.“
  ist wichtig, um Innovation und Entwicklung zu fördern.
                                                                                      Bill Gates,
  Die Plant Science-Branche zählt zu den forschungs- und                        Bill & Melinda Gates
  entwicklungsintensivsten der Welt. Gemessen am Anteil des                          Foundation
  Umsatzes an den Forschungs- und Entwicklungsausgaben gehört
  sie zu den vier größten globalen Branchen. Die zehn größten Plant
  Science-Unternehmen investieren beispielsweise 2,25 Milliarden
  USDollar oder 7,5 % ihres Umsatzes in die Forschung und
  Entwicklung innovativer Produkte, etwa für den Pflanzenschutz,
  die nichtagrarische Schädlingsbekämpfung, verbessertes Saatgut
  oder die Pflanzenbiotechnologie. All diese Produkte zielen darauf ab,
  die Nachhaltigkeit der Agrarproduktion zu verbessern.
 IND GV-NUTZPFLANZEN SICHER FÜR DIE MENSCHLICHE
S
GESUNDHEIT UND DIE UMWELT?
Ja. Zwei Berichte der Europäischen Kommission über 25 Jahre
Erforschung der Auswirkungen von gv-Nutzpflanzen auf die
Gesundheit und die Umwelt haben keine wissenschaftlichen
Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen gentechnischen
Veränderungen und höheren Risiken als bei konventionellen
Pflanzen und Organismen ergeben (A decade of EU-funded           WUSSTEN SIE SCHON?
GMO research, 2001-2010, und EC-Sponsored research on safety    Burkina Faso, ein kleines
of genetically modified organisms, 1985-2000). In den letzten   Land in Westafrika, baute
15 Jahren wurden mehrere Milliarden Mahlzeiten mit gv-Zutaten   2010 fast dreimal so viele
von Hunderten Millionen von Menschen ohne gesundheitliche        gv-Nutzpflanzen an wie
Beeinträchtigungen verspeist.                                        die gesamte EU.
                                                                   Im dritten Jahr des
                                                                 kommerziellen Anbaus
                                                                 in Burkina Faso bauten
                                                                   80.000 Kleinbauern
                                                                   auf 260.000 Hektar
                                                                    insektenresistente
                                                                      Baumwolle an.

                                              51
52

SIND BIOTECHNOLOGIEUNTERNEHMEN DIE GRÖSSTEN                        Quellen
                                                                    Demont, M., K. Dillen, and E. Tollens, 2007.
NUTZNIESSER VON GV-TECHNOLOGIEN?                                    GM crops in Europe: How much value and
Durch höhere Erträge und einen geringeren Verbrauch an              for whom? EuroChoices, 6(3):46-53.
Pflanzenschutzmitteln haben Landwirte einen direkten Gewinn         Graham Brookes and Peter Barfoot,
(12 - 21 % im Durchschnitt) durch den Anbau gentechnisch            „GM crops: global socio-economic and
veränderter Nutzpflanzen. Eine neue Studie (Brookes und             environmental impacts 1996-2009,“
                                                                    April 2011.
Barfoot, 2011) zeigt, wie viele Vorteile gv-Nutzpflanzen den
Landwirten weltweit gebracht haben. Seit 1996 hat sich              Park, Julian, et al. (2011). The Impact of
dadurch das Einkommen der Landwirte um insgesamt mehr               the EU regulatory constraint of transgenic
                                                                    crops on farm ncome. New Biotechnology.
als 44 Mrd. ¤ erhöht; davon sind 57 % auf höhere Ernteerträge
zurückzuführen. In Europa wie in allen anderen Ländern teilen
sich die europäischen Landwirte und Verbraucher zwei Drittel der
Vorteile aus dem Anbau von gv-Pflanzen, während ein Drittel an
die Entwickler und Lieferanten des Saatguts geht.

Eine andere neue Studie der Universität Reading (UK) hat gezeigt,
dass den europäischen Landwirten zwischen 443 und 930 Mio. ¤
jährlich entgehen, weil sie keinen Zugang zu gv-Nutzpflanzen
haben, die hier angebaut werden könnten.

Warum entscheiden sich 15,4 Millionen Landwirte für den
Anbau dieser Nutzpflanzen? Warum bauen sie diese weltweit
auf einer Fläche von 148 Millionen Hektar an? Weil sie von der
Technologie einen Nutzen haben.
SIND GV-NUTZPFLANZEN FORTPFLANZUNGSFÄHIG ODER
 MÜSSEN DIE LANDWIRTE JEDES JAHR NEUES SAATGUT
 KAUFEN?
Alle bisher kommerzialisierten gv-Nutzpflanzen sind genauso
fortpflanzungsfähig wie ihre konventionellen Gegenstücke.
Gentechnik-Gegner haben jedoch behauptet, dass Unternehmen
Technologien zur Einschränkung der Vermehrungsfähigkeit
von gentechnisch veränderten Pflanzen – die sogenannte
‘Terminator-Technologie‘ – einsetzen, um die Landwirte daran zu
hindern, einen Teil ihrer Ernte als Saatgut in der nächsten Saison
zu verwenden.

Es gibt keine solchen Nutzpflanzen auf dem Markt. Die
bedeutendsten Biotech-Unternehmen haben zugesichert, diese
Technologie nicht zu verwenden. Sie sollte nicht mit Hybrid-
Saatgut verwechselt werden. Viele Landwirte, auch in den
Entwicklungsländern, ziehen es schon jetzt vor, jedes Jahr neues
Saatgut zu kaufen, weil es deutlich bessere Erträge bringt. Bei
einigen Hybrid-Pflanzen wie Mais und zahlreichen Gemüsearten
entstehen keine sortenechten Nachkommen. Das ist der Grund,
warum jedes Jahr neu zu kaufendes Hybrid-Saatgut den Markt
dominiert, sogar in Entwicklungsländern wie Indien.

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TRAGEN GV-NUTZPFLANZEN DAZU BEI, DASS WENIGER
PFLANZENSCHUTZMITTEL BENÖTIGT WERDEN?
Derzeit sind mehr als 95 % aller gv-Nutzpflanzen herbizidtolerant
und insektenresistent. Beide Merkmale tragen dazu bei, die
Applikation von Pflanzenschutzmitteln durch den Landwirt zu
reduzieren.

Ein großes aktuelles Forschungsprojekt hat die Veränderung
                                                                     WUSSTEN SIE SCHON?
des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln pro Hektar transgener
                                                                           2010 wurden
Nutzpflanzen im Vergleich zu konventionellen Pflanzen
                                                                       79 Feldversuche mit
untersucht. Dazu wurden Daten aus öffentlichen Quellen,               gv-Pflanzen in der EU
einschließlich wissenschaftlicher Literatur und Berichten von       durchgeführt, mehr als die
Forschungsinstituten, ausgewertet. Mehrere große Studien in          Hälfte davon in Spanien.
den USA ergaben einen geringeren Herbizideinsatz (bis zu                Die Anzahl solcher
25 - 33 %) in herbizidtoleranten Nutzpflanzen (Raps, Baumwolle,     Versuche geht jedes Jahr
Mais, Soja) gegenüber ihren konventionellen Gegenstücken. Die          zurück und spiegelt
Ergebnisse wurden in einem umfassenden Beitrag von Kleter et.          die Verlagerung der
al. veröffentlicht.                                                   Forschung in andere
                                                                       Teile der Welt wider.
Quellen
Auch bei insektenresistenten Bt-Nutzpflanzen zeigen
                                                                   Kleter GA, Bhula R, Bodnaruk K, Carazo E,
viele wissenschaftliche Studien einen Rückgang bei den             Felsot AS, Harris CA, et al, Altered pesticide
Schädlingsbekämpfungsmitteln. Schätzungen zufolge                  use on transgenic crops and the associated
                                                                   general impact from an environmental
wurden in Frankreich 2007 auf den 22.000 ha, die mit Bt-           perspective. Pest Management Science
Mais bepflanzt waren, bis zu 8.800 Liter Insektizid eingespart.    53:1107–1115 (2007a).
In Spanien führten die Landwirte, die Bt-Mais anbauten, im
                                                                   Orama-Report (2007) GM Maize in the field:
Vergleich zu konventionellen Maisanbauern fast dreimal weniger     conclusive results
agrochemische Behandlungen im Jahr durch.                          http://www.europabio.org/
                                                                   GBE_media/GMOfigures/OGM%20

BRINGEN GV-NUTZPFLANZEN TATSÄCHLICH HÖHERE                        ORAMA%20ANGLAIS.pdf

ERTRÄGE?
Durch den Anbau von gv-Nutzpflanzen müssen die Landwirte
weniger Ertragsverluste durch Schädlings- und Unkrautdruck
hinnehmen. Eine Studie über die Auswirkungen von neun Jahren
kommerziellen Anbaus von Bt-Mais in Europa hat gezeigt,
dass es auf Betriebsebene große Ertrags- und wirtschaftliche
Vorteile gegeben hat. In allen europäischen Ländern mit Bt-Mais-
Anbau wurde in Regionen mit starkem Schädlingsbefall über
Ertragssteigerungen zwischen 5 - 15 % und 25 % berichtet.
Nach einer Studie des Joint Research Centre erhöhte der Anbau
von gv-Mais das Betriebsergebnis um bis zu 122 ¤ pro Hektar,
führte zu höheren Durchschnittserträgen von 11,8 % in einer
Region mit großem Schädlingsdruck und hatte eine Reduzierung
der Insektizidkosten um bis zu 20,04 ¤ pro Hektar zur Folge.

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