GESCHÄFTSBERICHT 2020 - Düsseldorfer Drogenhilfe e.V .damit die Zukunft nicht vorbeirauscht! - Open Data Düsseldorf
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VORWORT VORWORT jahrelanger Suche, neue Räum- bekommen. Die Kollegin hat zum lichkeiten gefunden haben. 01.09.2020 angefangen und hat „DIE BILANZ IST Der Umbau soll im Januar 2021 alle Hände voll zu tun. starten, der Umzug selbst ist für SEHR GUT!“ März 2021 geplant. Dann haben Insgesamt hat sich also einiges die Kolleg*innen, die bei den drei getan. Nur der Ausbau des Dro- Trägern von Crosspoint sitzen, genkonsumraums stockt derzeit endlich gemeinsame Räume und noch; wir warten auf die Bauge- ÜBERLEBENSHILFE können ihre Arbeit als Team viel nehmigung um endlich loslegen Geschäftsführer Michael Harbaum berichtet über das Corona-Jahr 2020 einfacher organisieren. zu können. 12 – und schaut nach vorn. In der Überlebenshilfe konnten wir trotz der Wie sieht es denn im Bereich Dieses Corona-Jahr 2020: Was Und wie ist deine Bilanz? Bist du Pandemie die im Rah- Beratung aus? Dort standen doch waren die größten zufrieden? menkonzept zur kom- ebenfalls neue Räume auf der Herausforderungen für den munalen Versorgung Wunschliste, richtig? Düsseldorfer Drogenhilfe e. V.? Ich bin tatsächlich sehr zufrieden. von opioidabhängigen Gerade mit Blick auf unseren Menschen vorgesehene Verlän- Ja, genau, und dahinter konn- 26 In erster Linie natürlich die Anspruch, an allen 365 Tagen im BERATUNG gerung der Öffnungszeiten im ten wir 2020 auch einen Haken Aufrechterhaltung des laufenden Jahr für unsere Klient*innen da Café umsetzen – da sind wir von machen. Wir haben Betriebs, vor allem des Kontakt- zu sein, ist die Bilanz sehr gut: 21 auf 38 Stunden in der Woche für die Beratung ladens, der Notschlafstelle und Wir haben keinen einzigen Tag gesprungen. Jetzt können sich wunderbare neue des Drogenkonsumraums – bei schließen müssen. Das ist vor mehr Klientinnen und Klienten Räume in Düssel- gleichzeitigem bestmöglichen allem auch der Flexibilität und bei uns aufhalten. Pandemie- dorf-Bilk gefunden, Schutz des Personals. dem Einsatz unseres Personals zu bedingt haben wir mit Pavillons renoviert und auch schon in Be- 2 verdanken, das mit der Situation und Bierbänken mehr Aufent- trieb genommen. Diese sind, wie 3 Das Klientel brauchte diese super professionell umgegangen haltsmöglichkeiten im Hofbereich wir es nennen, „szeneunbelas- Angebote der Überlebenshilfe im ist. geschaffen – eine Improvisation, tet“, liegen also nicht wie unser Lockdown ja nach wie vor, wegen die sich bewährt hat und wir Stammhaus an der Erkrather des Wegfalls vieler anderer An- Ich bin wahnsinnig froh, dass von nun verstetigen werden. Für den Straße mitten im Brennpunkt. laufstellen und Aufenthaltsmög- unseren rund 80 Mitarbeitern Winter haben wir Zelte aufge- Das soll es den unterschiedlichen lichkeiten eigentlich sogar mehr und Mitarbeiterinnen nur zwei baut, die wir beheizen können. Zielgruppen der Beratung, wie denn je. Zu den Herausforderun- positiv auf SARS-CoV-2 getes- Die Ausweitung des Angebotes etwa Angehörigen, Bezugsper- gen zählte es hier, die AHA-Re- tet wurden und sich die beiden soll auch helfen, die Situation am sonen oder Konsument*innen geln trotz des ohnehin begrenz- wieder gut erholt haben. Bei den und um den Worringer Platz zu von so genannten Partydrogen ten Raums und des manchmal Klient*innen ist natürlich schwe- entlasten. leichter machen, unsere Angebo- etwas schwierigen Zustands rer zu erkennen und nachzuvoll- te wahrzunehmen. unserer Zielgruppe umzusetzen, ziehen, wer und wie viele sich Eine weitere Neuigkeit ist, dass ohne den Betrieb unterbrechen infiziert haben, aber schwere wir die Drogentherapeutische Neue Beratungsräume sind toll, 34 zu müssen. Fälle sind uns bisher nicht be- Ambulanz zum Jahreswechsel aber seid ihr auch für das Betreu- SUCHTPRÄVENTION kannt. Trotz Covid-19 haben wir WOHNEN 2020/2021 selbst in die Hand te Wohnen fündig Darüber hinaus war uns daran ge- im diesem Jahr viele Fortschritte nehmen werden. Wir werden geworden? legen, an den Plänen zur Weiter- machen können, das ist natürlich selbst medizinisches Personal entwicklung unserer Einrichtung toll. einstellen, um eine Grundversor- Wir sind ständig 6 soweit wie möglich festzuhalten gung unserer Klientel in unseren auf der Suche nach und die nötigen Schritte dazu Räumen gewährleisten zu kön- neuen Wohnungen trotz der Krise und der Ein- Über welche Fortschritte nen. und Appartements, in denen wir schränkungen zu gehen. Auf die freust du dich am meisten? unsere Klientel unterbringen und Anforderungen der Pandemie zu Im Rahmen des Projekts „Endlich betreuen können. Der nach wie reagieren und gleichzeitig nicht Es ist in allen vier Berei- ein Zuhause“ haben wir uns in vor enge und teure Düsseldorfer alles andere auf Eis zu legen, das chen ordentlich voran- Kooperation mit dem Sozialpsy- Wohnungsmarkt erschwert diese war eine große Herausforderung. gegangen. Der größte Erfolg im chiatrischen Dienst um eine För- Suche enorm. Total positiv ist Bereich der Suchtprävention ist, derung bemüht und diese auch hierbei aber unsere Beteiligung dass wir endlich, nach wirklich
VORWORT VORWORT am Projekt Housing First, bei dem gefragt. Was wünschst du dir Bezirk 1 zusammen mit dem ihren Lebensmittelpunkt auf der wir sehr von der Zusammenarbeit außerdem für 2021? Jugendamt der Stadt Düssel- Straße haben (wollen). Und na- mit unserem lokalen Kooperati- dorf, dem Bezirkssozialdienst türlich würde ich denjenigen, die onspartner, der Wohnungslosen- Erstmal hätte ich mir bereits im und dem Sozialpsychiatrischen sich stattdessen lieber beschäf- hilfe fifty-fifty, profitiert haben. vergangenen Jahr mehr Wert- Dienst. Dabei geht es um Kinder, tigen wollen, gerne Angebote Die Kolleg*innen dort haben schätzung während der Pandemie die in Familien mit suchtkranken machen wollen, die passen. uns dabei unterstützt, neuen für die Soziale Arbeit im Allgemei- oder psychisch kranken Eltern Wohnraum für zehn Menschen zu nen gewünscht. Viele Einrichtun- aufwachsen. Wir wollen diese schaffen. gen, die die Schwächeren in un- Kinder besser erreichen und Und bezogen auf Covid-19? serer Gesellschaft versorgen, wie natürlich auch unterstützen. Das Wir werden ja noch mindestens eben Wohnungslose oder Sucht- Ganze läuft erst mal als Modell- bis Ende des Jahres damit zu Das klingt alles ziemlich positiv. kranke, sind in der öffentlichen projekt. Wir hoffen natürlich auf kämpfen haben. Gibt es auch Felder, in denen es Debatte weitgehend unsichtbar eine erfolgreiche Entwicklung, nicht so gut gelaufen ist? geblieben – obwohl sie mit einer sodass das Ganze perspektivisch Was die Epidemie angeht, gibt es extrem gefährdeten Risikogruppe mit anderen Trägern auf andere von meiner Seite aus den ganz Was mir Sorgen und Kopfzerbre- arbeiten. Da wünsche ich mir eine Bezirke übertragen werden kann. klaren Wunsch für unser Perso- chen bereitet, ist die zunehmende stärkere gesellschaftliche Wahr- nal, schnell eine Impfung bekom- Verschlechterung der Lage am nehmung unserer Arbeit und Und im Hilfezentrum starten wir men zu können. Auch für unsere Worringer Platz. Es findet mehr unserer Einrichtungen. 2021 noch mal einen Umbau, Klient*innen wäre ein Impfan- Konsum im öffentlichen Raum durch den wir einen großen gebot - hier vor Ort - sicherlich statt, es liegt also mehr Konsum- Den von ver.di verhandelten Bo- Raum für die tagesstrukturieren- wichtig. Hoffentlich kommen material herum, und wir kom- nus zahlen wir deswegen bewusst den Angebote schaffen werden. wir so gesund durch das nächste men mit der Entsorgung kaum an alle im Haus aus, auch an jene, Jahr wie durch das letzte. noch hinterher. Wir hatten in die offiziell nicht mit eingeschlos- Unser Beschäftigungsprojekt 4 der Vergangenheit schon darauf sen sind, weil sie geringfügig „Die WegRäumenden“ beginnt Ansonsten müssen wir erst ein- 5 aufmerksam gemacht, dass die beschäftigt sind oder anderwei- zudem zum Jahreswechsel - ich mal abwarten welche kurz- und vielen städtebaulichen Maßnah- tig nicht unter den Tarifvertrag bin sehr gespannt und freue langfristigen Auswirkungen es men in der Innenstadt wie z. B. fallen. Und auch die Menschen mich darauf! aufgrund der Pandemie geben Umbau des Immermannhofs oder im Hintergrund, also die, die wird. Ich denke, auch damit der Abriss des Postgeländes die nicht in direktem Kontakt mit den Die Situation am Worringer werden wir irgendwie zurecht Nischen verschwinden lassen, in Klient*innen stehen, haben un- Platz und im (Stadt)Viertel drum kommen. die sich ein Teil der Suchtkranken fassbar Wichtiges geleistet: Eine herum ist aus meiner Sicht auch zum Konsum zurückziehen konn- Hausmeisterei fertigt plötzlich dringend zu bearbeiten. te. Wir bemerken das Fehlen von Abstandhalter und Visiere, der Neben kurzfristigen Maßnahmen Rückzugsmöglichkeiten auch an Einkauf muss sich mit der Jagd benötigen wir eine Idee, wo sich der steigenden Nachfrage für die nach Flächendesinfektion und Menschen aufhalten können, die Konsumplätze im Drogenkonsum- FFP2-Masken befassen etc. raum, doch auch dort werden die Plätze nach dem Ausbau begrenzt bleiben. Dieses Problem können Kannst du einen Ausblick wagen? wir also als Drogenhilfe nicht Was steht bei dir jetzt für 2021 allein bewältigen. Dazu braucht auf dem Zettel? es einen produktiven Dialog mit der Stadt, der Politik, der Nach- Ich hoffe, dass es auch im nächs- barschaft und Gewerbetreiben- ten Jahr gelingt, unsere inhaltliche den sowie den Ordnungskräften. und infrastrukturelle Entwicklung Und die Bereitschaft, sich auch fortzusetzen. Sobald die Bauge- IMPRESSUM auf unkonventionelle Lösungen nehmigung da ist, geht der Um- Geschäftsbericht 2020 des Düsseldorfer Drogenhilfe e.V., April 2021 einzulassen. bau des Drogenkonsumraums los, Herausgeber: Düsseldorfer Drogenhilfe e.V. Erkrather Str. 18 am besten noch im Frühjahr. 40233 Düsseldorf Tel 0211 301446-0, Fax 0211 301446-201 info@drogenhilfe.eu, V.i.S.d.P.: Michael Harbaum Auflage: 300, 48 Seiten. Bilder: pixabay, Düsseldorfer Drogenhilfe e.V. In diesem Bereich sind also für das Die Suchtprävention startet ein Redaktion & Gestaltung: Düsseldorfer Drogenhilfe e.V. Herzlichen Dank für alle Bilder & Beiträge! kommende Jahr neue Konzepte neues spannendes Projekt im
SUCHTPRÄVENTION Maßnahmen 300 254 251 250 206 197 200 174 SUCHTPRÄVENTION 150 100 130 SAME SAME, 48 49 50 36 BUT DIFFERENT 3 10 6 10 1 8 0 2018 2019 2020 gesamt davon Kinder & Jugendliche Multiplikator*innen Eltern sonstige Zielgruppen 2020 sind 251 Maßnahmen durchgeführt worden (2019: 254, 2018: 197), davon 206 mit Kindern und Jugendlichen (2019: 180, 2018: 130), 36 mit Multiplikator*innen (2019: 49, 2018: 48), 1 mit Eltern (2019: 6, 2018: 3) und 8 mit sonstigen Zielpersonen (2019: 10, 2018: 10). 6 7 Die Präventionsarbeit ist Rückgang zu verzeichnen war. Wir Im Bereich der Fortbildungen und bis dato in Workshops und Klein- eingebettet in die Fachstelle schließen nicht aus, dass die Pande- Schulungen für Fachkräfte kam es gruppenarbeit eingesetzten und be- CROSSPOINT - Die Düsseldorfer mie einen Einfluss auf das Konsum- aufgrund der zu beachtenden Co- währten Methoden mussten an die Suchtprävention, eine Trägerkoope- verhalten von Jugendlichen haben rona-Schutzverordnungen eben- neuen Schutz- und Hygieneregeln ration von Caritasverband Düssel- könnte. falls zu einigen Absagen. Darunter angepasst werden. Im Einzelnen dorf e.V., Diakonie Düsseldorf e. V. fielen z.B. unser MOVE-Angebot, bedeutete dies: kleinere Gruppen- und Düsseldorfer Drogenhilfe e. V. Es liegt die Vermutung nah, dass eine Schulung in der Handhabung größe, das Tragen eines Mund-Na- Kristina Bauer und Sandra Salehin bereits experimentierende Jugend- des Cannabiskoffers, eine Teamba- sen-Schutzes aller Beteiligten wäh- haben sich in den vergangenen liche aufgrund weggebrochener sisschulung in einer Jugendfreizeit- rend der gesamten Veranstaltung anderthalb Jahren gut eingespielt Strukturen und mehr Freizeit ihren einrichtung sowie unsere jährliche und vor allem das Umstellen der und bilden ein produktives Gespann Cannabiskonsum verstärkt haben Methodenschulung im Düsseldorfer interaktiven und haptischen Me- im Bereich Suchtprävention. oder während der Pandemie erst- Jugendamt. thoden auf kontaktlose abstands- malig konsumiert haben. gerechte Alternativen. Rückblickend Erfreulicherweise konnten einige ist uns diese Herausforderung gut Bis zum Inkrafttreten der NRW-wei- Termine dank flexibler und guter gelungen und es entstand zugleich ZAHLEN UND FAKTEN ten Schulschließungen am Absprachen mit unseren Kooperati- noch ein neuer Einsatzbereich für Auf den ersten Blick unterscheiden 16.03.2020 wurden vom Präven- onspartner*innen verschoben und die Suchtprävention: die Durchfüh- sich die Zahlen kaum von denen aus tions-Zweiergespann bereits 82 Ver- nachgeholt werden. rung von digitalen Informationsver- dem Vorjahr. Hier ist anzumerken, anstaltungen durchgeführt und die anstaltungen. dass es in 2020 einen deutlichen Kalender waren mit weiteren Termi- In der täglichen Präventionsarbeit Anstieg an Einzelberatungen mit nen sehr gut gefüllt, die jedoch teil- hieß es auf die Gegebenheiten durch Jugendlichen gab, wohingegen bei weise abgesagt werden mussten. COVID-19 adäquat zu reagieren, um den Präventionsveranstaltungen in sowohl die Fachkräfte als auch un- Schule und in Jugendfreizeiteinrich- sere Kund*innen zu schützen. Die tungen aufgrund der Pandemie ein
SUCHTPRÄVENTION SUCHTPRÄVENTION Die Mitarbeiter*innen kamen zwischenzeitlich zudem Im Mai waren wir erstmalig zu Gast im Mercedes-Benz noch in den Genuss eines weiteren ganz neuen Arbeits- Werk in Düsseldorf. Im großen Produktionswerk an bereiches: dem professionellen Maskenbau! der Rather Straße im Stadtteil Derendorf informierten wir an zwei Tagen insgesamt 59 Auszubildende aus Trotz der Einschränkungen fanden unsere Angebote auch verschiedenen Bereichen des Betriebes. Aufgrund der 2020 überwiegend in Schulen und Jugendeinrichtungen strengen Corona-Abstands- und Hygieneregeln war statt. Insgesamt erreichten wir 1.150 Personen, was er- es von Nöten, die ursprünglich für einen Tag geplante wartungsgemäß deutlich hinter der Zahl des Vorjahres Veranstaltung auf zwei Tage zu strecken und die zurückliegt (2019: 1.916) und unter anderem darauf zu- Teilnehmenden in acht Kleingruppen aufzuteilen. rückzuführen ist, dass Großveranstaltungen in Schulen SUCHTPRÄVENTION IM wie z. B. Lesungen oder Theaterstücke nicht stattgefun- BETRIEBLICHEN BEREICH Dank der Flexibilität aller Beteiligten und eines gro- den haben. Das 2019 sehr gut besuchte Informations- INFOVERANSTALTUNG ßen und gut belüfteten Konferenzraums war diese und Beratungsangebot „IndepenDance“, mit dem wir IM MERCEDES-BENZ WERK Herausforderung gut zu meistern. Wir informierten die auf öffentlichen Großveranstaltungen vertreten waren, Teilnehmenden ebenso über Wirkweisen und Risiken von konnte 2020 bedauerlicherweise gar nicht stattfinden. Cannabis wie über rechtliche Aspekte illegaler Drogen. Im weiteren Verlauf thematisierten wir das Thema Sucht, Eine Auswahl der Präventionsmaßnahmen stellen wir indem wir uns mit der Frage beschäftigten „Warum in Kurzform vor. Einige führten wir in Eigenregie, ande- sind manche Menschen süchtig, andere nicht?“. Wir re zusammen mit Kolleg*innen des CROSSPOINT-Teams freuten uns sehr über die aktive Beteiligung und die durch. Mehr zur Arbeit der Fachstelle ist im gesonderten interessierten Fragen der Azubis. Auch ihnen scheint Jahresbericht von ‚CROSSPOINT - Die Düsseldorfer Sucht- Basteln statt beraten: Bei der Herstellung von unsere Präventionsveranstaltung gefallen zu haben: Die prävention‘ nachzulesen. Schutzmaterial packen alle mit an. von Mercedes intern durchgeführte Befragung fiel sehr positiv aus. 8 9 SUCHTPRÄVENTION IN SCHULEN Unsere Angebote sind angepasst an die jeweiligen Bedar- fe der anfragenden Schulen. Je nach Alter der Schüler*in- nen arbeiten wir beispielsweise mit unterschiedlichen Präventionsansätzen und setzen entsprechend methodi- CROSSPOINT IM NETZ sche Schwerpunkte. Dazu ein Beispiel: Auf unserer Website www.crosspoint-duesseldorf.de In einer 7. Jahrgangsstufe arbeiteten wir mit der „Sucht- sind all unsere Angebote übersichtlich nach Zielgruppe sack“-Methode. Der große Jutebeutel enthält verschie- bzw. Thema einsehbar. Hier gibt es immer wieder Neu- dene Dinge, die den Teilnehmenden bekannt sind. Neben igkeiten rund um das Thema Suchtprävention in Düssel- einem Energydrink, einer leeren Zigarettenschachtel, ei- dorf und Aktuelles aus unserer Fachstelle. ner Barbie sind u. a. ein Handy und eine kleine (leere!) Schnapsflasche enthalten. Auf Instagram informieren wir mit unserem Account crosspoint_duesseldorf über Substanzen, Trends und Mit jedem Gegenstand lässt sich eine Verbindung zu präventionsrelevante Inhalte. Einfach mal reinschauen! einer Suchterkrankung oder einem missbräuchlichen Verhalten herstellen. Wir kommen mit den Schüler*in- nen in einen wertvollen Austausch, was den alltäglichen Eingesackt: Mit dem „Suchtsack“ geht es zur Konsum verschiedenster Dinge angeht und versuchen zu Präventionsarbeit in die Schulen. einer kritischen Auseinandersetzung anzuregen – immer auf Augenhöhe und am Wissenstand der Teilnehmenden orientiert!
SUCHTPRÄVENTION SUCHTPRÄVENTION FACHTAG FÜR SCHULVEREINBARUNG tiven Substanzen wie Alkohol und alle im Betäu- BERATUNGSLEHRKRÄFTE SICHERHEIT IM UMGANG MIT bungsmittelgesetz (BtMG) aufgeführten illegalen Substanzen und ggf. Medikamente, die die körper- „IM RAUSCH DER ZEIT“ KONSUMIERENDEN liche Reaktionsfähigkeit oder die Stimmung beein- SCHÜLER*INNEN trächtigen können. Am 17.02.2020 veranstaltete CROSSPOINT auf Anfrage der Bezirksregierung einen Fachtag für Die CROSSPOINT Schulvereinbarung beschreibt eine Im vergangenen Jahr haben wir mit zwei weiterfüh- angehende Beratungslehrkräfte. Der Fachtag stufenweise Vorgehensweise für den Umgang mit renden Schulen in Düsseldorf eine auf die jeweili- fand in den schönen Räumlichkeiten der Wolfs- suchtmittelkonsumierenden Schüler*innen, enthält ge Bildungseinrichtung maßgeschneiderte Schul- burg in Mülheim statt und bot ein abwechs- Richtlinien für Zuständigkeiten sowie gesetzliche vereinbarung erstellt. Zwei Treffen einer kleinen lungsreiches Programm rund um das Thema Grundlagen. Sie ist eine Maßnahme struktureller Arbeitsgruppe bestehend aus Lehrkräften, Schul- „Im Rausch der Zeit“. schulischer Suchtprävention und Teil eines Gesamt- sozialarbeiter*innen und uns reichten aus um die konzeptes zur Suchtvorbeugung und Gesundheits- Vereinbarung auszuarbeiten und für die Verabschie- Nach der Begrüßung durch die Fachleitung der förderung in der Schule. dung innerhalb der Schulkonferenz vorzubereiten. Bezirksregierung begann der Tag mit einem Nach erfolgreicher Ausarbeitung und Verabschie- informativen Impulsvortrag zu den Themen Lehrkräfte an weiterführenden Schulen und in Be- dung verfügen beide Schulen nun über einen Hand- „Substanzen, Wirkweisen und Risiken“. Im an- rufskollegs sind immer wieder mit der Situation lungsleitfaden, der allen am Schulalltag beteiligten schließenden fachlichen Austausch beantwor- konfrontiert, dass sie Hinweise auf den Konsum, Personen im Umgang mit suchtmittelkonsumieren- teten wir einige interessante Fragen aus dem das Mitbringen oder die Weitergabe illegalisierter den Schüler*innen einen sicheren Handlungsrah- Plenum und versorgten an unserem Infostand Drogen oder Alkohol erhalten. Manchmal handelt men bietet. viele Interessierte mit Flyern und kleinen Gi- es sich um einen Verdacht, bisweilen gibt es konkre- ve-Aways. Im Anschluss an die Mittagspause te Hinweise. Häufig liegt es im Ermessen jeder ein- Da unsere Schulvereinbarung sehr positiv aufgenom- starteten wir in die Workshop-Phasen. Das zelnen Lehrkraft, wie sie mit der Situation umgeht. men wird, haben wir die Zeit der Schulschließungen CROSSPOINT Team bot im Rahmen des Fach- Eine einheitliche Regelung fehlt oft. Im Zusammen- genutzt um einen weiteren Handlungsleitfaden zu tags insgesamt drei Workshops an. hang mit illegalisierten Drogen bestehen zusätzliche entwickeln, der sich speziell an den Bedürfnissen rechtliche Besonderheiten. der stationären Jugendhilfe orientiert. Unser Ziel ist 10 Workshop I widmete sich dem Thema „Digita- Eine der letzten Präsenzveranstaltungen vor dem Eine Schulvereinbarung kann in solchen Situationen es, auch Mitarbeitende in Jugendwohngruppen im 11 le Medien“ und ging speziell auf das Präventi- Lockdown: Spannende Fachtagung für hilfreich sein. Sie gibt Orientierung und regelt das Düsseldorfer Stadtgebiet zu erreichen und vor Ort Berater*innen in Mülheim. onsprogramm „Reality Adventure to go“ ein, Verhalten bei Gebrauch oder der Weitergabe von eine Handlungssicherheit mit konsumierenden Ju- welches sich mit dem Onlinespielverhalten von Suchtmitteln in der Schule. Dazu zählen psychoak- gendlichen zu bieten. jungen Menschen beschäftigt. Workshop II in- formierte über das Thema „Alkohol“. Die Teil- nehmenden erhielten neben wichtigen Fakten auch einen Einblick in den Methodenkoffer zur Alkoholprävention. Mit den Fragen „Wie ent- steht Sucht?“, ”Warum sind einige Menschen süchtig, andere wiederum nicht?“ beschäftigte sich Workshop III, in dem Grundlagenwissen zur Suchtentstehung vermittelt wurde. AUSBLICK Bereits bei der abschließenden Reflexion des Tages vor Ort bekamen wir positives Feedback Das vergangene Jahr hat verdeutlicht, wie wichtig eine vielfältige und flexible Präventionsarbeit ist. Auch unter aus dem Plenum. Da die interne Evaluation erschwerten Bedingungen möchten wir für unsere sehr unterschiedlichen Zielgruppen weiterhin einsatzfähig der Bezirksregierung ebenfalls sehr gut ausfiel, und präsent sein. Eine Herausforderung wird sein, dies auch auf technischem Niveau umzusetzen. Die Aus- hoffen wir, dass sich so ein toller Tag in Zukunft stattung mit entsprechender Hard- und Software, um unsere Zielgruppen auch digital erreichen zu können, ist noch einmal wiederholen lässt. daher ein wichtiges Kriterium,wenn es darum geht, weiterhin professionell mit Kreativität und Eigeninitiative Suchtpräventionskonzepte auf zeitgemäßer Ebene zu etablieren. Was lange währt… Für CROSSPOINT haben wir 2020 nach langer Suche eine geeignete Immobilie auf der Johannes-Weyer-Straße 1 gefunden. Wir freuen uns sehr auf den geplanten Einzug nach Fertigstellung der Renovierungsmaßnahmen im Frühjahr 2021.
ÜBERLEBENSHILFE ÜBERLEBENSHILFE Vom Winde verweht: Das coronabedingte „Konsumzelt“ im Hof der Drogenhilfe. ÜBERLEBENSHILFE Infektion mit dem Coronavirus dürf- angepasst. Nachdem die benötigten te für die Klientel lebensbedrohlich Materialien, die plötzlich knappes sein, da sie häufig durch vielfältige und schwer erhältliches Gut ge- Vorerkrankungen zur Hauptrisiko- worden waren, eingetroffen waren, 12 LEBEN UND ARBEITEN IN gruppe gehört. konnten alle Mitarbeitenden wieder SCHWIERIGEN UND BEWEGTEN ZEITEN ihrer Tätigkeit nachgehen. Zu Beginn Auch dies gehörte zu Beginn zu den reduzierte Öffnungszeiten, wie bei- anstrengenden Aufgaben: den Be- spielsweise im Konsumraum, wur- sucher*innen nun täglich und mehr- den wieder auf „normal“ gesetzt. mals zu erklären, warum sie jetzt Abstand halten müssen und sich Zunächst als Provisorium gedacht Bis März des Jahres 2020 war die von Schutzkleidung, die Verwen- die Arbeitssituation aus. Dennoch einen Mund-Nasen-Schutz (MNS) um die Anzahl der Konsumplätze zu Arbeit in der Überlebenshilfe ihren dung von Desinfektionsmittel und konnten wir unsere Angebote bis über die untere Gesichtshälfte zie- erhalten, bauten wir kurzerhand ein gewohnten Gang gegangen. Es gab das Umsetzen von Sicherheitsmaß- auf wenige Einschränkungen auf- hen müssen. Zelt vor dem Konsumraum auf und reichlich zu tun und wir waren vol- nahmen wie Abstandshaltung, Ab- rechterhalten und somit die Grund- statteten es für User*innen, welche ler Pläne für das noch junge Jahr. trennung durch Plexiglasscheiben, versorgung der Klientel sichern. Die Überlebenshilfe – in dieser Zeit ihre Substanzen auf Blech oder in Dann kam Lockdown 1. Einlassquoten und mehr, stellet die trifft das Wort auch für die Arbeit an der Pfeife rauchen, mit den notwen- Seit März 2020 ist vieles nicht mehr Mitarbeitenden der Überlebens- Unsere Besucher*innen stehen sich und für uns als Mitarbeitende zu digen Dingen aus, so dass wir unser wie vorher. Eine der größten gesell- hilfe vor neue Herausforderungen durch Covid-19 ebenfalls vor gewal- – ist in der Regel krisenerfahren und Angebot nahezu stabil durch den schaftlichen Herausforderungen und Anstrengungen. Denn diese tigen neuen Herausforderungen. So auch recht unerschütterlich in der Sommer gebracht haben. ist durch die Covid-19-Pandemie Maßnahmen waren zum einem un- wird nach Nachfragen klar, dass es Gesamtheit ihres Tuns. Auf Grund ausgelöst, was große Veränderun- mittelbar umzusetzen und werden in Düsseldorf im Vergleich zu ande- der vergangenen Erfahrungen und Das Zelt hielt auch den einen oder gen in unseren Lebens- und Arbeits- zum anderen wohl auf unabsehbare ren Orten keinen Mangel an Dro- der überprüften Anforderungen anderen schlechten Wetterbedin- bedingungen bedeutet. Zeit gelten . gennachschub durch geschlossene (was geht in dieser Zeit noch) mit gungen stand: Sturm und Regen Grenzen kommt und die Preise gar der Leitung und unserem Auftrag- hatten in einer Nacht gewütet und Im Arbeitsalltag sind wir seit jeher So schnell haben sich Arbeitsbedin- gleichbleibend sind. Schwierig wird geber sind wir als systemrelevant unser Zelt aus den Angeln gehoben gegen die „normalen“ Krankheits- gungen noch nie geändert. Hinzu die Geldbeschaffung für die Klien- eingestuft worden. Das bedeutet: und durch den Hof bewegt. Fleißige erreger gut gewappnet. Doch nun kommen die teilweise belastenden tel, welche sich durch „Betteln“ ihre Die Angebote an sich bleiben auf- Hände brachten das verschobene standen wir plötzlich vor der Aufga- Veränderungen für die Mitarbeiten- Finanzen aufbessert oder generell rechterhalten und werden den An- Zelt wieder an seinen Platz, vertäu- be, uns und unsere Klientel gegen den in ihrem privaten Bereich, wie davon überlebt, da die Läden als forderungen von Abstandseinhal- ten es neu und um 8:30 Uhr konnte einen hochinfektiösen Krankheits- beispielsweise die Versorgung der Standorte überall schließen und tung, Aufbau von Plexiglasscheiben, der Betrieb wie gewohnt weiterge- erreger zu schützen, der sich welt- Kinder, da Kitas und Schulen schlie- vergleichsweise nur noch sehr weni- verschärften Hygienevorschriften hen. weit ausgebreitet hatte. Das Tragen ßen. Dies wirkt sich zwangsläufig auf ge Menschen unterwegs sind. Eine und dem Tragen eines MNS allerorts
ÜBERLEBENSHILFE ÜBERLEBENSHILFE 36 2.241 NOTFALLSITUATIONEN ... wurden im BERATUNGEN 112.674 KONTAKTE Drogenkonsumraum ... beinhalten durch Rettungspersonal informations- oder erfolgreich bewältigt. In der problemorientierte, motivationale Regel handelt es sich um und veränderungsorientierte Reanimationsmaßnahmen, Beratung und orientieren sich an der aktuellen Verfassung und dem ... heißen, so häufig sind Erstversorgung nach einer Hilfebedarf der Klientel! Mitarbeitende in einen aktiven 71.658 Überdosierung und Kooperation Kontakt mit Besucher*innen mit dem alarmierten gekommen, sei es um Fragen zu Rettungsdienst! beantworten, einen Small Talk zu halten oder sich Kummer und Sorgen anzuhören! KONSUMEINHEITEN ... in verschiedenen Applikationsformen wurden im 14 37.070 15 Drogenkonsumraum von 936 (146 Personen weniger als 2019) Nutzer*innen getätigt, und durch die Mitarbeiter*innen begleitet und überwacht! Der Konsumraum war BASISVERSORGUNGEN an 366 Tagen geöffnet! ... bedeuten unter anderem Brot und Brötchen 5.870 schmieren, warme Essen ausgeben, Wäsche waschen, Handtücher ausgeben, Kühlschranktüren, Spülmaschine auf und zumachen, mit den Klienten*innen in die Kleiderkammer gehen, Duschen auf und wieder abschließen, Treppe runter und wieder hoch laufen. VERMITTLUNGEN In der Regel ist diese Versorgung mit viel Bewegung verbunden! ... bei denen die aktuelle Lebenssituation der Klientel und die Feststellung, dass das aufgesuchte Angebot fachlich nicht ausreichend ist, ausschlaggebend 470 ist. Klientel wird dann in weiterführende oder ergänzende Hilfen vermittelt. MEDIZINISCHE BEHANDLUNGEN Beispielsweise in eine Entgiftung. Vermittlung beinhaltet neben der Weitergabe ... wurden an 41 von Adressen immer eine kurze Darstellung Öffnungstagen in der des/der von uns vermittelten Angebotes/Institution. Drogentherapeutischen Wenn nötig auch die erste Kontaktaufnahme. Ambulanz In der Notschlafstelle findet eine Vermittlung durchgeführt! bei Vollbelegung mittels eines Telefonates bei anderen Notschlafstellen statt!
ÜBERLEBENSHILFE ÜBERLEBENSHILFE Die Notschlafstelle mit VORHER - NACHHER-Effekt. Eine von vielen 4.681 Baustellen in diesem Jahr. ÜBERNACHTUNGEN ... haben in der Notschlafstelle stattgefunden! 129 TAGE 16 ... - so oft fand in 2020 17 Aufsuchende Beratung zu Fuß oder mit dem Bus statt! Der Kontaktladen wurde ebenfalls Worte nahezu entfällt. Wir konnten Uhr endet. Eine weitere Neuerung, haben. Also hieß es packen, zwi- cher*innen sich nicht im Bus aufhal- hängigen mit Fluchthintergrund im Rahmen des 1. Lockdowns ent- uns jedoch als privilegiert einschät- bei der die Kolleg*innen sich in die- schenlagern, Mitarbeitende auf die ten und Basisversorgung und Ge- aus dem so genannten nahen Os- sprechend den oben genannten zen, da wir eine nicht kleine Hofflä- sem doch sehr unruhigen Jahr um- „Außenstelle“ vorbereiten und um- spräche finden somit unter freiem ten zusammensetzt. In Kooperati- Maßnahmen weiter betrieben. Er che, ausgestattet mit Sitzgelegen- gewöhnen mussten. ziehen. Am 16.7.2020 gab es die Himmel statt. on mit anderen Hilfeeinrichtungen hat durch den Wegfall von Ruhe- heiten und Pavillons zum Schutz vor Wiedereröffnung in der nun schö- und einem Kulturmittler haben die möglichkeiten zu Gunsten von aus- Wetter, zur Verfügung haben, die Zwischenzeitlich galt es, mit weite- nen, sauberen Notschlafstelle und Die Lage auf dem Worringer Platz Kolleg*innen versucht, sich hier ei- reichend Distanz und durch vor auch vom Angebot Kontaktladen ren Baustellen umzugehen: Die Not- das Kollegium beschrieb zwar die veränderte sich im Verlauf des Jah- nen Überblick zu verschaffen und allen Theken angebrachten Plexig- genutzt werden konnte. So konnten schlafstelle wurde während zwei- Arbeit in fremden Gefilden als inte- res sehr. Durch den Wegfall von entsprechend den fachlichen Mög- lasscheiben viel von seiner ge- nach kurzer Umplanung die Ange- einhalb Wochen renoviert und mit ressant und als eine gute Erfahrung, Nischen im Umfeld und durch ver- lichkeiten weiterführende Hilfsan- mütlichen Atmosphäre verloren in bote der Sozialen Beratung (face einer neuen Küche ausgestattet. Vie- war jedoch froh, wieder in heimi- ändertes Konsumverhalten (mehr gebote anzubieten, welche zum Teil dieser Zeit. Es kommt häufiger zu to face) ausgelagert und viele dif- le Jahre, viele Menschen, viele Füße schen und frisch renovierten Räum- Kokain im Umlauf) ist hier mehr und von den Abhängigen angenommen Missverständnissen zwischen den ferenzierte Anfragen durch Klientel hatten dem Bodenbelag schwer lichkeiten zu arbeiten. mehr eine offene Drogenszene ent- wurden. Gesprächspartner*innen vor und weiterbearbeitet werden. zugesetzt. In dieser Zeit kamen uns standen. Das muss nicht bedeuten, hinter der Scheibe, da zum einem die Kolleg*innen der franz-freunde Die aufsuchende Beratung mit Bus dass es mehr Konsumierende an lauter gesprochen werden muss, Im Laufe des Jahres haben wir dann zu Hilfe, die uns auf zwei Etagen in und zu Fuß an bekannten Szeneplät- sich in der Stadt gibt, aber Konsum was schon mal als "anschreien" noch die Öffnungszeiten im Café er- der Harkortstraße Platz für unsere zen musste wegen der Abstandsre- ist wieder sichtbarer geworden. empfunden wird. Hinzu kommt zum weitert. Nun öffnen sich die Türen obdachlosen Übernachter*innen gelungen teilweise ausfallen. Der anderen, dass die Masken den größ- morgens um 8.30 Uhr, schließen angeboten. Das war ein hilfreiches, Bus konnte durch kleine Umrüs- Hinzugekommen ist eine kleinere ten Teil der Gesichtsmimik verber- wieder um 11.30 Uhr, bevor es um unkompliziertes Angebot, welches tungsmaßnahmen dann wieder auf Szene in der Nähe des Hilfezent- gen, wodurch ein Verstehen ohne 13.00 Uhr weitergeht und um 16.00 wir natürlich nicht ausgeschlagen die Straße. Leider dürfen die Besu- rums, welche sich primär aus Ab-
ÜBERLEBENSHILFE ÜBERLEBENSHILFE Erreichte Personen im Drogenkonsumraum Konsum von Kokain 1200 25000 23674 1057 1082 20810 1000 936 896 904 20000 812 800 15000 13012 600 10000 8915 Anhand der Statistik 400 zeigt sich, dass 4825 der Konsum von 161 178 5000 200 124 Kokain insgesamt 2099 von 2019 auf das 0 0 Jahr 2020 um knapp 2018 2019 2020 2018 2019 2020 14 % angestiegen ist. Der inhalative weiblich männlich gesamt Kokain gesamt davon inhalativ Konsum von Kokain in Form von Crack ist im gleichen Zeitraum um ca. 85 % gestiegen. Notfälle im Drogenkonsumraum Konsumvorgänge nach Substanzen von Frauen Bereits 2018 stellten 60 die Kolleg*innen 50 den ansteigenden 48 404 50 2018 85 Konsum von Kokain 3160 im Konsumraum 4718 40 36 fest. Nach Aussagen der Klientel ist die 18 30 29 2019 8 842 Substanz Kokain mit 19 26 22 4195 einem günstigen 21 20 3562 20 Preis und mit guter 16 1 Qualität in der 594 Düsseldorfer Szene 10 2020 14 4419 leicht verfügbar. Die 1739 Zubereitung von 0 rauchbarem Kokain 2018 2019 2020 0 500 1000 1500 2000 2500 3000 3500 4000 4500 5000 zu Crack erfolgt gesamt schwere Notfälle leichte Notfälle Cocktails Amphetamine Kokain Opiate im Drogenkon- sumraum mithilfe von Natron. Ammoniak zum Herstellen von Konsumvorgänge Konsumvorgänge nach Substanzen von Männern Freebase ist 73000 hingegen in den 71658 4192 Räumlichkeiten nicht 72000 70979 2018 95 erlaubt. 2020 ist ein 71000 9852 43482 Anstieg der 70000 Konsumvorgänge 69000 4285 um 1 % zu 148 68000 2019 verzeichen - trotz 16615 Verkürzung der 67000 41298 66028 Öffnungszeiten 66000 vom 23.03.2020 bis 65000 2020 172 04.05.2020 (2018: 19255 64000 8,8 %, 2019: 7,5 %). 41430 63000 2018 2019 2020 0 5000 10000 15000 20000 25000 30000 35000 40000 45000 50000 Konsumvorgänge Cocktails Amphetamine Kokain Opiate
GEDENKEN GEDENKEN Georgia († 50) Petra († 62) Taninor († 55) Rainer († 63) Krystian († 33) Daniel († 36) Nicole († 50) Tobias († 46) Michael (†48) Daniel († 52) Ibrahim († 45) Sascha († 44) Ralf († 52) Daniela († 41) Tanja († 34) Angelique († 38) Mina († 57) Michelle († 20) Katja († 43) Frank († 56) Dimitrios († 52) Frank († 55) Morteza († 65) Marion-Helene († 69) Daniel († 56) Anton († 34) Hüsyn († 61) Jürgen „Jogi“ († 64) Ali († 20) Viktor († 53) Mike Anton Ewald († 56) Swen († 44) Heinz Heiner († 50) Iris Natascha († 33) David Jerry († 36) Ralf Ewald († 71) Michael († 68) Oliver († 40) Karl-Heinz († 58) Gerd († 49) Sabine († 56) alle Unbenannten GEDENKTAG Der Gedenktag der verstorbenen Drogenabhängigen konnte in diesem Jahr nur unter den Distanzbedienungen der Pandemie und mit eingeschränkten Aktivitäten stattfinden. Leider mussten wir die alljährliche Aktion in Koopera- tion mit anderen Hilfeeinrichtungen auf dem Worringer Platz ausfallen lassen. Stattdessen haben Kolleg*innen sich einen stillen Akt der Öffentlichkeitsar- beit einfallen lassen und Schilder mit den Vornamen der Verstorbenen vorbe- reitet und an einer Leine über einen Teil des Platzes gehängt.
ÜBERLEBENSHILFE ÜBERLEBENSHILFE 179.426 SPRITZEN* PROJEKT ... bzw. sterile Nadeln wurden an Klientel ausgegeben! Im Kontaktladen wurde die Ausgabebegrenzung ab „ENDLICH EIN ZUHAUSE“ dem 01.01.2020 aufgehoben, sodass nun bedarfsori- entiert Konsummaterial an das Klientel ausgegeben wurde. Zeitgleich wurde mit der Ausgabe von Spritzenabwurfbehältern eine Möglichkeit geschaf- fen, die Konsumutensilien sicher zu entsorgen. Im März 2020 ist ein Antrag Was ist das Besondere an unterbrochen werden, damit die (*ohne den Verbrauch im Drogenkonsumraum) auf Fördermittel für das Projekt diesem Projekt? Für Düssel- Lebensqualität der Betroffenen "Endlich ein Zuhause" an das dorf haben die Vertreter*innen sich verbessern kann. Ministerium für Arbeit, Gesund- des SpDi (Sozialpsychiatrischer heit und Soziales des Landes Dienst) und wir den Schwer- Eine maßgebliche Methode Nordrhein-Westfalen in einer punkt auf die Zielgruppe der ob- für die Kolleg*innen wird die gemeinsamen Trägerschaft mit dach- und wohnungslosen Men- aufsuchende Tätigkeit sein. Vom dem Gesundheitsamt und uns schen mit suchtspezifischen Aufsuchen der Menschen an als Düsseldorfer Drogenhilfe e.V. Belangen und den vielfältigen ihren Verweilorten wie Tages- verschickt worden. psychischen (Begleit-)Erkrankun- stätten, Szenetreffpunkten und gen gelegt. Wir alle kennen die prekärem Wohnraum erhof-fen 22 Relativ kurzfristig kam der Auswirkungen der Kombination wir uns einen Prozess der Ver- 23 Zuschlag für die Förderung, Sucht und psychische Erkran- trauensbildung, so dass Hilfsan- zunächst befristet bis zum kung aus dem Arbeitsalltag im gebote leichter angenommen 28.02.2022 - ausgestattet mit Umgang mit unserer Klientel und werden. Die fachliche Kompe- zwei Vollzeitstellen. Für uns ist nicht selten behindert die Frage tenz und jahrelange Erfahrung das eine sehr gute Ergänzung der Zuständigkeit eine fachlich der Kolleg*innen des SpDi im 4.842 zu den bereits bestehenden kooperierende Hilfsmaßnah- Bereich der psychischen Er- Angeboten und eine Chance, me. Hier setzt die Arbeit im krankungen verbunden mit der mit Unterstützung der neuen Projekt an. Insbesondere den Fachkenntnis auf dem Gebiet 1.060 791 ... gebrauchte Spritzen wurden im Umfeld eingesammelt und Kolleg*innen aus diesem Projekt suchtkranken, obdach- und woh- nungslosen Menschen gezielter zu helfen. Die beiden Stellen Menschen, welche aus eigenem Antrieb den Weg ins bestehende Hilfesystem noch nicht gesucht/ gefunden haben oder dies nicht Suchterkrankungen wird hier förderlich sein. Die beiden neuen Mitarbeiten- entsorgt! sind aufgeteilt. Eine ist beim nützen können, weil sie nicht den können also auf einen Pool ABWURFBEHÄLTER Sozialpsychiatrischen Dienst des Gesundheitsamtes angesiedelt krankheits- und behandlungs- einsichtig sind oder auf Grund von Fachwissen und Fachkennt- nis zurückgreifen, bestehende und eine bei uns in der Über- von schlechten Erfahrungen Strukturen nutzen und ihre für gebrauchte Spritzen wurden ausgegeben. lebenshilfe. Wir haben bereits Hilfe ablehnen, soll Unterstüt- "Fühler ausstrecken" bei einer 59.236 Die großen Behälter bieten ein Fassungsvermögen von bis eine Kollegin einstellen kön- zung und Begleitung angeboten Tätigkeit, die sicherlich viel zu 50, die kleinen Abwurfbehälter für bis zu 15 Spritzen nen - vielen im Hause bekannt: werden. Der Kreislauf Sucht, Engagement, Lernen von vielen oder Kanülen. Entsprechend reduzierte sich die Anzahl an Karoline Czerlitzki, die ihren psychische Erkrankung Obdach- neuen Dingen, eine ordentliche uns zurückgebrachten gebrauchten Spritzen und Nadeln. Master in Psychologie jüngst und Wohnungslosigkeit oder Portion Langmut und Freude an ... gebrauchte Spritzen/ abgeschlossen hat. auch die Bedrohung hiervodurch der Arbeit mit den Menschen Nadeln wurden von der soll aufgehalten oder im Idealfall mitbringen wird. Klientel zurückgebracht zur Entsorgung!
ÜBERLEBENSHILFE ÜBERLEBENSHILFE WAS FÜR EIN JAHR … So haben wir alle mit gemeinsamen Kräften So wurden wir durchzusätzliche Anforderungen Baustellen bearbeitet, neue Ideen entwickelt in Atem gehalten und gleichzeitig zeigte sich und umgesetzt, uns an Regeln und Vorgaben zur eine große Hilfsbereitschaft von allen möglichen Pandemie gehalten, neue Formen von (Nicht) Seiten: Fertige Brötchen wurden geliefert, es gab Urlaub erlebt und den Betrieb mit allen Höhen Einkaufsgutscheine für die Klientel, Menschen ha- und Tiefen aufrechterhalten. Die Anforderungen ben uns selbstgenähte MNS vorbeigebracht, wir durch die Pandemie wurden von Klientel und uns haben Unterstützungsangebote von Mitarbeiten- Mitarbeitenden als "on top" zum normalen Alltag den von anderen Einrichtungen bekommen... erlebt aber doch meist mit Elan und/oder Durch- haltevermögen gemeistert. In vielerlei Hinsicht ein bewegtes Jahr - vertraute Kolleg*innen der Beratung sind ausgezogen (sie- Geplante Baustellen gibt es weiterhin, weitere he Bericht der Beratungsstelle) und haben Platz Module des geplanten Hilfezentrums stehen zur gemacht für uns mit neuen wachsenden Aufga- Umsetzung an, die Drogentherapeutische Ambu- ben im Hilfezentrum im kommenden Jahr 2021. Eine erfolgreiche und schöne Social-Media- Aktion kam im Rahmen des (International Overdose Awa- lanz wird mit neuem Personal besetzt und mit Ar- reness Day (IOAD) zustande, der User für die Gefahren einer Überdosierung sensibilisieren soll. Auf beit gefüllt, die Gelder für die Arbeitsgelegenheit die Beine gestellt wurde die Fotokampagane von Shirley, die 2020 als Praktikantin im Konsumraum (AGH) sind bewilligt und das Projekt geht Anfang tätig war und von Vanessa, die derzeit Mitarbeiterin im Anerkennungsjahr ist. Die beiden konnten nächsten Jahres an den Start. Klient*innen und Mitarbeitende für die Idee gewinnen und gemeinsam mit ihnen umsetzen. 24 25 PERLEN DER NACHT Die Kolleg*innen in der Notschlafstelle führen ein Übergabebuch während der Nacht, um die Frühschicht über Wichtiges - und manchmal auch unfreiwillig Witziges - zu informieren. „S. hat seine Schuhe von „R. war in der Nacht außen zum Lüften aus dem ebenfalls merkwürdig/ Fenster gehängt. Unabhängig unruhig. Hatte wohl seine „Auf dem Heizkörper in der von seinem Bein, frage ich Haare mit einer Chemiekeule kleinen Frauentoilette fand ich mich, wie er das angestellt hat. behandelt, so dass wir etwas, was man zwar deutlich Auf mich wirkt das wie ein befürchteten, der Hausalarm als ehemaliges Nahrungsmittel gefährliches Manöver, könne losgehen.“ erkennen konnte, aufgrund des welches er zu unterlassen hat.“ (Bernward/Norbert*) Verwesungsgrades, aber nicht (Michael D./Alexios*) mehr eindeutig identifizierbar war. Ich vermute aufgrund langer Tradition, dass es sich um S. Hamstervorräte handeln könnte.“ (Markus/Zehra*) * Namen wurden geändert
BERATUNG Konsument*innen und Angehörige 900 852 800 800 747 BERATUNG 700 601 605 600 553 500 AUCH IN DER PANDEMIE 400 SEHR GEFRAGT 300 194 199 247 200 100 0 2018 2019 2020 Der Titel des letztjährigen Berichtes „Drogen- Beratungen insgesamt Konsument/innen Angehörige beratung im Wandel“ wäre auch für dieses Jahr zutreffend, denn die Pandemie hatte insbeson- dere zu Beginn mit der Einrichtung und Ge- wöhnung an das Hygiene- und Schutzkonzept Auswirkungen auf den Beratungsalltag. Substanzen Auf die übliche Begrüßungsetikette wie Hände- schütteln wurde verzichtet, stattdessen erfolgte 300 der Hinweis auf die allseits bekannten AHA-Re- 250 240 geln. Beratungen wurden mit offenem Fenster und einem entsprechend deutlich höherem 200 191 27 Geräuschpegel durchgeführt. Darüber hinaus 165 betraf die größte Änderung den Zugang zur Be- 150 ratungsstelle. Während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 wurde zügig die Entscheidung 93 89 100 getroffen, die persönlichen Sprechstunden in 74 61 61 69 71 56 52 telefonische Sprechstunden umzuwandeln und 50 diese dafür zeitlich auszuweiten. Wurde früher 6 6 14 für ein Erstgespräch in der Regel auf die offenen 0 Sprechstunden verwiesen, ist jetzt das Ange- Cannabis Opiate Kokain Stimulanzien Sonstiges bot eines direkten ausführlichen telefonischen 2018 2019 2020 Erstgesprächs verstärkt angenommen worden. Mit Umsetzung der Hygiene- und Schutzmaß- nahmen wurden seit Anfang Mai 2020 auch wieder persönliche Gespräche angeboten und durchgeführt, was von Seiten der Klientel über- chen hatte. Jugendliche mussten aufgrund der en zu verzeichnen ist und sich damit der Trend aus dankbar angenommen wurde. Telefonische Schulschließung und der Kontaktbeschränkung der letzten Jahre fortsetzt. Der Rückgang bei Beratungsgespräche oder Gespräche per Video mehr Zeit zu Hause verbringen, und Eltern, die Heroinabhängigen ist insbesondere durch die fanden auf Wunsch der Klientel auch weiterhin vermehrt im Home Office tätig waren, hatten Folgen des ersten Lockdowns erklärbar, da die statt. ihre Kinder entsprechend mehr im Blick. Da- aufsuchende Arbeit in der Justizvollzugsanstalt durch ist den Eltern der Konsum der Jugendli- Düsseldorf in dieser Zeit nicht möglich war und Der Bedarf und die Nachfrage an Suchtbera- chen möglicherweise eher aufgefallen. auch die niedrigschwelligen Sprechstunden in tung waren 2020 ungebrochen, wir erreichten der Überlebenshilfe zeitweise ausgesetzt wur- insgesamt 852 Personen (2019: 800). Insbe- Bezogen auf die Verteilung der Hauptsubstan- den. sondere in der Angehörigenberatung war ein zen fallen unverändert ca. 50% der Beratungs- Anstieg zu verzeichnen, der möglicherweise im fälle auf Cannabiskonsument*innen. Hervor- Zusammenhang mit der Pandemie steht. So ist zuheben ist jedoch, dass an zweiter Stelle nicht auszuschließen, dass die Pandemie einen inzwischen Kokainkonsument*innen stehen Einfluss auf das Konsumverhalten von Jugendli- und auch eine Steigerung bei den Stimulanzi-
BERATUNG BERATUNG BERATUNG VON KOKAINKONSUMENT*INNEN Dem gestiegenen Beratungsanteil von Kokainkon- Betrachtet man europaweit die Lebenszeitprä- sument*innen tragen wir in diesem Bericht Rech- valenz des Kokainkonsums, ist die Anzahl der nung und stellen zusammenfassend die fachlichen männlichen Kokainkonsumenten in allen Ländern Ergebnisse der Masterthesis einer Mitarbeiterin mindestens doppelt so hoch wie die der weibli- der Beratungsstelle, Bianca Lindenhain, zum chen. In Deutschland beträgt das Verhältnis von Thema „Lebenswelt und Konsumverhalten von männlichen zu weiblichen Klient*innen, die am- Kokainkonsumenten“ vor. Spannend sind die Unter- bulante Angebote des Suchthilfesystems aufgrund suchungsergebnisse zur Veränderungsmotivation ihrer Kokainproblematik in Anspruch nehmen, 7:1 und welche Faktoren und Methoden im Beratungs- (Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V., 2019), prozess als unterstützend erlebt wurden. weshalb für die Untersuchung männliche Kokain- konsumenten befragt wurden. In der Leistungsgesellschaft haben beruflicher Die Intention der qualitativen Studie war es, Erfolg, hohes Einkommen, gutes Aussehen sowie zielgruppenspezifisches Wissen zu explorieren, ständige Präsenz und gute Stimmung einen hohen um auf der Grundlage dieses Erkenntnisgewinns Stellenwert. In den Medien werden Lebenswelten adäquate Beratungs- und Therapieangebote für Kokain: Der episodische Konsum mit zwischenzeitlichen Abstinenzphasen ermöglicht es den Klienten 28 beschrieben, die nur die wenigsten Menschen ver- Kokainkonsumenten entwickeln zu können. ihren beruflichen und sozialen Verpflichtungen weitestgehend nachzukommen. 29 wirklichen können. Wird die Diskrepanz zu dieser Welt der „Schönen und Erfolgreichen“ zu groß, liegt der Griff zu leistungssteigernden Drogen wie LEBENSSITUATION UND Kokain nahe. LEBENSWELT In den letzten Jahren ist die Anzahl der Kokain- konsument*innen weltweit stetig gestiegen und Im Gegensatz zu den meisten heroinabhängigen Die Untersuchungsergebnisse verdeutlichen, BERATUNGSMOTIVATION: Klient*innen berichteten alle im Rahmen der dass die Aufrechterhaltung einer beruflichen Kokain ist das am häufigsten konsumierte illegale Untersuchung befragten Kokainkonsumenten(es und sozialen Integration trotz langjährigen re- GRÜNDE ZUR VERÄNDERUNG DES Stimulans in Europa (Europäischer Drogenbe- wurden im Rahmen der Arbeit nur Männer gelmäßigen Kokainkonsums möglich und nicht KONSUMVERHALTENS richt, 2019). Auch für die Beratungsstelle des unbedingt selten ist. Dementsprechend beschrieb untersucht) auf die Frage nach ihrer aktuellen Düsseldorfer Drogenhilfe e.V. lässt sich anhand die überwiegende Mehrzahl der Klienten einen Als entscheidendes ausschlaggebendes Motiv, die Lebenssituation trotz Kokainkonsum ein beruflich der Jahresstatistiken nahezu eine Verdoppelung langjährigen episodischen Konsum seit der ersten Beratungsstelle aufzusuchen, nannten alle in einer und sozial integriertes Leben zu führen. Dement- der Kokainkonsument*innen in den letzten fünf Konsumerfahrung. Der episodische Konsum mit Partnerschaft lebenden Befragten den Wunsch, sprechend waren alle Befragten zum Zeitpunkt Jahren feststellen. 2020 betrug der Anteil, bei dem zwischenzeitlichen Abstinenzphasen ermöglicht die Beziehung zu ihrer Partnerin zu verbessern der Interviewdurchführung in Vollzeit berufstätig, als Hauptsubstanz Kokainkonsum vorlag, 19 % der es den Klienten ihren beruflichen und sozialen bzw. aufrechtzuerhalten. Dementsprechend wurde pflegten meist langjährige Freundschaften und insgesamt 475 Konsument*innen. Verpflichtungen weitestgehend nachzukommen. die Hälfte von ihren Partnerinnen dazu motiviert, hatten einen guten Kontakt zur Herkunftsfami- lie. Zwei Drittel der Betroffenen lebten in einer So suchten die Betroffenen im Schnitt erst nach 13 die Drogenberatung zu kontaktieren, die dies zum Trotz der steigenden Zahl der Betroffenen, die sich Jahren regelmäßigen Kokainkonsums erstmals die Teil als Bedingung für die Fortführung der Bezie- Beziehung, die jedoch aufgrund des Konsums sehr wegen kokainbedingter Probleme in Beratung bzw. Beratungsstelle auf. hung nannten. Trotzdem zeigten alle Betroffenen belastet und krisenhaft war. Die überwiegende Behandlung begeben, gibt es kaum aktuelle For- eine deutliche Eigenmotivation ihr Konsumver- Mehrzahl der Klienten hatte Kinder, wobei die schung hinsichtlich dieser Zielgruppe. In diesem Daraus ableitend wurde in der genannten Un- halten zu verändern und sich mit den damit in meisten mit ihrer Partnerin und den gemeinsamen Zusammenhang untersuchte unsere Mitarbeiterin tersuchung der zentralen Forschungsfrage nach- Verbindung stehenden Problematiken auseinan- Kindern zusammenlebten und sich die Erziehung im Rahmen ihrer Masterthesis die Lebenswelt und gegangen, was die Klienten nach langjährigem derzusetzen. teilten. Alle Betroffenen berichteten über eine ak- das Konsumverhalten der überwiegend beruflich Kokainkonsum schließlich dazu motiviert eine tive Freizeitgestaltung mit verschiedenen Hobbys und sozial integrierten Kokainkonsument*innen, Drogenberatungsstelle aufzusuchen bzw. worin Für die Klienten mit Kindern bestand eine zusätz- und Interessen. die Kokain schnupfen und sich abseits der „offe- ihre individuelle Veränderungsmotivation begrün- liche Motivation darin, weiterhin adäquat Ver- nen Drogenszene“ bewegen. det liegt. antwortung als Vater zu übernehmen und für die Kinder ein gutes Vorbild zu sein.
BERATUNG BERATUNG Ein weiterer Beweggrund, die Beratungsstelle zu inkonsum nicht zu einer qualitativen Verbesserung kofaktoren sowie die Erarbeitung alternativer kontaktieren war die Erkenntnis, den Kokainkon- der kognitiven Leistungsfähigkeit geführt und die Verhaltensstrategien maßgeblich zur Konsumver- sum nicht mehr kontrollieren zu können und infol- Arbeitsleistung eher verschlechtert habe. änderung beigetragen haben. ge des langjährigen Gebrauchs eine Abhängigkeit Als weitere hilfreiche Methode benannten die mit entsprechenden negativen psychischen und Klienten, sich die negativen Auswirkungen des körperlichen Auswirkungen entwickelt zu haben. Konsums sowie die Vorteile der Konsumverände- Zudem war für die Hälfte der Befragten die Über- SEXUALITÄT UND SUCHT rung bewusst zu machen. Es motiviere sie, über zeugung, für eine Verhaltensänderung profes- erreichte Fortschritte und Erfolge in den regel- Das Bedürfnis nach Verbesserung und Intensivie- sionelle Unterstützung zu benötigen sowie der mäßigen Beratungsgesprächen zu berichten. Die rung sexueller Erlebnisse stellt für die Hälfte der Wunsch nach einem neutralen, außenstehenden Hälfte der Betroffenen erachtete es als wichtige Befragten ein weiteres wichtiges Konsummotiv Gesprächspartner der Anlass zur Kontaktaufnah- Strategie innerhalb des Beratungsprozesses, sich dar. Der Kokainkonsum steigere das Lustemp- me. Ziele zu setzen und diese zu überprüfen. finden erheblich und ermögliche die Sexualität Die Hälfte der Befragten gab an, dass die positive vollumfänglich ohne Hemmungen auszuleben. therapeutische Arbeitsbeziehung zu und Sympa- Weiterhin werde Kokain gezielt für außergewöhn- KONSUMMOTIVE UND liche, besonders aufregende sexuelle Aktivitäten, thie gegenüber dem*der Drogenberater*in sehr förderlich sei. Außerdem helfe es ihnen mit einer FUNKTIONEN wie z.B. Sex zu Dritt oder Bordellbesuche, einge- neutralen, professionellen Person über ihre Prob- setzt. Die stimulierende, Hemmungen abbauende leme und Schwierigkeiten zu sprechen. Die Untersuchungsergebnisse zeigen, dass Kokain und die Kontaktfreudigkeit erhöhende Wirkung Weiterhin empfand es die Hälfte der Betroffenen hauptsächlich zur Bewältigung von negativen Emo- des Kokains erleichtere das Knüpfen sexueller als sehr gewinnbringend, sie dahingehend zu tionen eingesetzt wird, welche meist im Zusam- Kontakte, was nicht selten zu sexuellen Aktivi- unterstützen und zu motivieren, Selbstmanage- menhang mit der jeweiligen Persönlichkeitsstruk- täten außerhalb der Beziehung führt. Durch das mentfähigkeiten und eigene Lösungsansätze zu tur der Klienten stehen. So nutzten die Befragten Verheimlichen vor der Partnerin und dem damit entwickeln sowie Eigenverantwortung für ihr die positiven Wirkungen des Kokains, wie u.a. verbundene Doppelleben kommt es häufig zu Verhalten zu übernehmen. Zudem gab ein Drittel gehobene Stimmung, erhöhtes Selbstwertgefühl, Partnerschaftsproblemen, die ihrerseits eine Be- der Klienten an, dass sie den systemischen und Gefühle von Sorglosigkeit, Antriebssteigerung im lastung darstellen und zusätzlichen Stress verur- 30 Sinne von Selbstmedikation zur Verminderung von sachen. Außerdem empfinden einige der Betroffe- ganzheitlichen Beratungsansatz sowie die Analyse 31 von Zusammenhängen zwischen Faktoren ver- Schwermut, Ängsten, Sorgen und Minderwertig- nen Sexualität ohne Kokainkonsum als langweilig, schiedener Lebensbereiche und dem Suchtverhal- keitsgefühlen. weniger reizvoll und intensiv, was wiederum die ten als sehr unterstützend empfunden hätten. Aufrechterhaltung des Konsums begünstigt. Als weiteres Konsummotiv benannten zwei Drittel der Klienten das Bedürfnis nach Abschalten und Auszeit von Beziehung, Familienleben und Alltags- UNTERSTÜTZENDE FAKTOREN ZIELOFFENE BERATUNG FÜHRT realität. Demnach dient Kokain der Bewältigung UND METHODEN ZUM ERFOLG belastender Lebensumstände, indem es erleich- tert, belastende Gedanken und Gefühle abzuschal- IM BERATUNGSPROZESS Vor dem Hintergrund der Untersuchungsergeb- ten und berufliche und familiäre Anforderungen nisse sowie den Erfahrungen aus der Praxis hat es zeitweise zu vergessen. Bei allen Betroffenen waren eine deutliche Eigen- sich auch bei der Zielgruppe der Kokainkonsumen- motivation zur Veränderung ihres Konsumverhal- ten als sinnvoll erwiesen, die Beratung an dem Ziel tens sowie eine Krankheitseinsicht erkennbar, was des Ratsuchenden zu orientieren und „zieloffen“ sich positiv auf den Beratungsprozess auswirkte. MIT KOKAIN Besonders auffallend war bei allen Klienten die zu gestalten. Von den Studienteilnehmern such- ten zwei Drittel die Beratungsstelle mit dem Ziel LEISTUNG STEIGERN? hohe Bereitschaft zur persönlichen Weiterentwick- der Abstinenz auf und ein Drittel der Betroffenen lung bzw. Veränderung in verschiedenen Lebens- formulierte zu Beginn des Beratungsprozesses das Die Hälfte der Betroffenen habe Kokain zur Steige- bereichen. Alle Befragten empfanden die regelmä- Ziel, die Konsumhäufigkeit deutlich zu reduzieren rung der Leistungsfähigkeit und Produktivität bei ßig stattfindenden Beratungsgespräche als große und kontrolliert konsumieren zu können. Insge- der Arbeit eingesetzt. Die stimulierende Wirkung Unterstützung bei der Suchtbewältigung. samt betrachtet haben fünf von sechs Klienten von Kokain wird im Berufsleben verwendet, um Die Erarbeitung von Konsumursachen und Kon- innerhalb des Beratungsprozesses ihr anfangs ge- wach und aktiv zu bleiben, das Arbeitspensum summotiven habe den meisten Konsumenten ge- setztes Ziel mithilfe der regelmäßigen Beratungs- zu schaffen oder mit dem beruflichen Stress holfen die Zusammenhänge ihres Suchtproblems gespräche erreichen können. Lediglich einem der umzugehen. Die Befragten hatten lange Zeit besser zu verstehen. Befragten ist es nicht gelungen, seinem Vorhaben angenommen, dass Kokain ihre Konzentration, entsprechend den Konsum dauerhaft einzustellen. Aufmerksamkeit und Effektivität fördere, was sich Zudem bestand bei den Befragten eine große im Nachhinein als Irrtum herausgestellt habe. So Einigkeit darin, dass die Identifikation von Risi- haben alle Betroffenen festgestellt, dass der Koka-
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