Geschäftsbericht 2020 - Kreissparkasse Rottweil
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Kreissparkasse Rottweil Geschäftsbericht 2020 164. Geschäftsjahr Die Kreissparkasse Rottweil mit Sitz in Rottweil ist eine Anstalt des öffentlichen Rechts. Träger ist der Landkreis Rottweil. Das Geschäftsgebiet erstreckt sich auf den größten Teil des Landkreises Rottweil und umfasst rd. 134.000 Einwohner in 5 Städten und 14 Gemeinden. Die Kreissparkasse Rottweil ist Mitglied des Sparkassenverband Baden-Württemberg und damit dem Deutschen Sparkassen- und Giroverband e. V. angeschlossen. Die Kreissparkasse Rottweil ist im Handelsregister beim Amtsgericht Stuttgart HRA 471171 eingetragen.
Inhaltsverzeichnis Verwaltungsrat und Vorstand 3 Geschäftsstellen 4 Geschäftsgebiet 5 Lagebericht 6 Bericht des Verwaltungsrats 28 Jahresabschluss 29 Anhang 33 2
Verwaltungsrat und Vorstand Verwaltungsrat Vorsitzender Landrat Dr. Wolf-Rüdiger Michel Mitglieder Stellvertreter Herbert Halder 1. stv. Vorsitzender Clemens Maurer Hermann Acker 2. stv. Vorsitzender Gerd Hieber Dr. Gerhard Aden Wolfgang Lehrke Thomas J. Engeser Norbert Swoboda Berthold Kammerer Ralf Armleder (bis 13.12.2020) Dr. Winfried Hecht (ab 14.12.2020) Lothar Kopf Thomas Schenk Franz Moser Mark Prielipp Lothar Neudeck Susanne Trost Hans-Peter Storz Michael Porzelt Vertreter der Beschäftigten Klaus Albrecht Annette Fuchs Anja Elsäßer Thomas M. Bausch Peter Hils Florian Staiger Thomas Mutschler Sandra Melchinger Markus Pfundstein Philipp Schäfer Vorstand Stellvertretende Vorstandsmitglieder -Verhinderungsstellvertreter- Matthäus Reiser Christian Luippold Vorstandsvorsitzender Direktor bei der Kreissparkasse Rottweil Sparkassendirektor Christian Kinzel Roger Rauch (seit 01.07.2020) stv. Vorstandsvorsitzender (ab 01.06.2020) Direktor bei der Kreissparkasse Rottweil Vorstandsmitglied (bis 31.05.2020) Sparkassendirektor Daniel Rühle (seit 01.07.2020) Direktor bei der Kreissparkasse Rottweil Roland Eckhardt stv. Vorstandsvorsitzender (bis 31.05.2020) Sparkassendirektor Thomas Wiest Direktor bei der Kreissparkasse Rottweil 3
Geschäftsstellen Hauptstelle Rottweil, Königstraße 44 Hauptgeschäftsstellen Oberndorf, Kameralstraße 20 Schramberg, Schillerstraße 1 Sulz, Bahnhofstraße 8 Geschäftsstellen Aichhalden Mühlheim a.B. Aistaig Oberndorf-Lindenhof Bochingen Oberndorf-Tal Deißlingen Rottweil, Hochbrücktorstraße 9 Dietingen Seedorf Dornhan Sulgen Dunningen Tennenbronn Epfendorf Villingendorf Göllsdorf Vöhringen Hardt Waldmössingen Heiligenbronn Wellendingen Lauterbach Winzeln Mariazell Zimmern Marschalkenzimmern SB-Geschäftsstellen Bösingen Hopfau Hochmössingen Neukirch 4
Geschäftsgebiet 5
Lagebericht LAGEBERICHT FÜR DAS GESCHÄFTSJAHR 2020 GLIEDERUNG I. GRUNDLAGEN DER GESCHÄFTSTÄTIGKEIT DER SPARKASSE II. WIRTSCHAFTSBERICHT III. NACHTRAGSBERICHT IV. RISIKO-, CHANCEN- UND PROGNOSEBERICHT I. GRUNDLAGEN DER GESCHÄFTSTÄTIGKEIT DER SPARKASSE Die Kreissparkasse Rottweil ist eine rechtsfähige Anstalt des öffentlichen Rechts mit Sitz in Rottweil. Träger der Sparkasse ist der Landkreis Rottweil. Organe der Sparkasse sind der Vorstand und der Verwaltungsrat. Die Sparkasse ist als Mitglied im Sparkassenverband Baden-Württemberg (SVBW) über dessen Sparkassenstützungsfonds dem Sicherungssystem der Sparkassen-Finanzgruppe angeschlossen. Dieses Sicherungssystem ist von der BaFin als Einlagensicherungssystem nach dem EinSiG anerkannt worden. Das Sicherungssystem stellt im Entschädigungsfall sicher, dass den Kunden der Sparkassen der gesetzliche Anspruch auf Auszahlung ihrer Einlagen gemäß dem EinSiG erfüllt werden kann („gesetzliche Einlagensicherung“). Darüber hinaus ist es das Ziel des Sicherungssystems, einen Entschädigungsfall zu vermeiden und die Sparkassen selbst zu schützen, insbesondere deren Liquidität und Solvenz zu gewähr- leisten („diskretionäre Institutssicherung“). Die Sparkasse bietet als selbstständiges regionales Wirtschaftsunternehmen zusammen mit ihren Partnern aus der Sparkassen-Finanzgruppe Privatkunden, Unternehmen und Kommunen alle banküblichen Finanzdienstleistungen und -produkte an. Dabei verfolgt sie das geschäftspolitische Ziel in ihrem Geschäftsgebiet den Wettbewerb zu stärken, eine angemessene und ausreichende Versorgung aller Bevölkerungskreise, der Wirtschaft – insbesondere des Mittelstands – und der öffentlichen Hand mit Bankdienstleistungen zu ermöglichen. Dies entspricht auch unserem im Sparkassengesetz verankerten öffentlichen Auftrag. Die Gesamtzahl der Beschäftigten hat sich bis zum 31. Dezember 2020 gegenüber dem Vorjahr um 2,6 % auf 453 verringert, von denen 239 vollzeitbeschäftigt, 162 teilzeitbe- schäftigt sowie 52 in Ausbildung sind. Zum Jahresende beschäftigte die Sparkasse insgesamt 294 Mitarbeiterinnen und 159 Mitarbeiter. II. WIRTSCHAFTSBERICHT Zur Verbesserung der Klarheit und Übersichtlichkeit der Berichterstattung wurde das Gebot der Darstellungsstetigkeit im Hinblick auf die Konzentration der Berichterstattung auf die gesetzlich geforderten Inhalte sowie eine zusätzliche Fokussierung der Berichterstattung zu den wirtschaftlichen Verhältnissen auf die bedeutsamsten finanziellen Leistungsindikatoren zulässigerweise durchbrochen. 6
Lagebericht 1. Gesamtaussage zum Geschäftsverlauf und zur Lage 2020 sowie zu den bedeutsamsten Leistungsindikatoren Die Ertragslage wurde durch die Auswirkungen der Covid-19-Krise nicht wesentlich beein- flusst. Der Geschäftsverlauf und die Lage können unter Berücksichtigung der gesamtwirt- schaftlichen sowie branchenspezifischen Entwicklung als günstig beurteilt werden. Die Ertragslage stufen wir als noch gut ein. Bedeutsamste finanzielle Leistungsindikatoren: Als bedeutsamste finanzielle Leistungsindikatoren dienen in Übereinstimmung mit der sparkasseninternen Berichterstattung folgende Steuerungsgrößen: ● Betriebsergebnis vor Bewertung (Zins- und Provisionsüberschuss zuzüglich Saldo der sonstigen ordentlichen Erträge und Aufwendungen und abzüglich der Verwaltungsaufwendungen gemäß Abgrenzung des Be- triebsvergleichs (bereinigt um neutrale und aperiodische Positionen)) ● Gesamtkapitalquote (Verhältnis der angerechneten Eigenmittel bezogen auf die risikobezogenen Positionwerte) In den nachfolgenden Abschnitten wird die wirtschaftliche Entwicklung der Sparkasse, die Veränderungen zum Vorjahr und ein Vergleich mit unseren Prognosen im Lagebericht des Vorjahres dargestellt. Bestand in % des Jahresendbestand Veränderungen Geschäftsvolumen 2020 2019 2020 2020 2019 2020 2019 Mio. EUR Mio. EUR Mio. EUR % % % % Geschäftsvolumen* 3.543,6 3.335,2 208,3 6,2 4,7 - - Bilanzsumme 3.277,3 3.022,9 254,4 8,4 5,3 - - 0,0 Kundenkreditvolumen** 2.025,2 1.993,4 31,8 1,6 3,4 57,2 59,8 Forderungen an KI** 266,8 310,0 -43,2 -13,9 -7,5 7,5 9,3 Wertpapiervermögen 958,9 866,1 92,7 10,7 6,9 27,1 26,0 Anlagevermögen 72,7 74,7 -2,0 -2,7 19,5 2,1 2,2 Sonst. Vermögenswerte 220,0 90,9 129,0 141,9 83,3 6,2 2,7 Mittelaufkommen von Kunden 2.397,1 2.251,5 145,6 6,5 6,6 67,6 67,5 Darunter: Spareinlagen 620,8 626,6 -5,8 -0,9 0,4 17,5 18,8 Sparkassenbriefe 51,8 72,2 -20,5 -28,3 -15,1 1,5 2,2 Täglich fällige Einlagen 1.464,0 1.206,5 257,5 21,3 11,4 41,3 36,2 befristete Einlagen 233,6 313,0 -79,3 -25,3 5,0 6,6 9,4 Verbriefte Verbindlichkeiten 26,5 32,9 -6,4 -19,5 61,3 0,7 1,0 Verbindlichkeiten geg. KI 473,1 379,3 93,8 24,7 -0,1 13,3 11,4 Sonst. Passivposten*** 296,5 343,3 -46,8 -13,6 -0,6 8,4 10,3 Eigene Mittel**** 376,9 361,2 15,7 4,4 3,4 10,6 10,8 * Bilanzsumme zuzüglich Eventualverbindlichkeiten ** einschließlich Eventualverbindlichkeiten *** einschließlich Eventualverbindlichkeiten und Rückstellungen **** Eigenkapital zuzüglich Fonds für allgemeine Bankrisiken 7
Lagebericht 2. Gesamtwirtschaftliche und branchenbezogene Rahmenbedingungen Volkswirtschaftliches Umfeld Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen waren in 2020 insbesondere durch die Covid-19- Krise geprägt. Diese stellte eine (weltweite) Extremsituation dar, die in dieser Form nicht vorhersehbar war. Den in der Folge erwarteten wirtschaftlichen Einbußen stehen angekün- digte bzw. bereits umgesetzte Stabilisierungsmaßnahmen durch die Regierungen (u. a. Liquiditätshilfen, Konjunkturprogramme) und die Zentralbanken gegenüber. Neben den Folgen der Covid-19-Krise war die wirtschaftliche Entwicklung durch die Handelskonflikte (insbesondere zwischen der USA und der EU/China) und die Auswirkungen des Brexit beein- flusst. Insbesondere Deutschland ist als Exportnation von sich verschlechternden Rahmen- bedingungen betroffen und zudem in starkem Maße von den Umwälzungen in der Automobil- und Zulieferindustrie (E-Mobilität) tangiert. Die Lage der öffentlichen Haushalte war in 2020 massiv durch die Folgen der Covid-19-Krise (Gegenmaßnahmen, Steuerausfälle, Konjunkturprogramme) belastet. Die Situation an den Finanzmärkten hat sich nach den Panikverkäufen an den Aktienmärkten Mitte März 2020 wieder beruhigt, die Volatilität blieb jedoch hoch. Entwicklung Deutschland Für das Gesamtjahr 2020 weist das Statistische Bundesamt für Deutschland einen realen Wirtschaftseinbruch von -4,9 % aus. Entwicklung Wirtschaft im Geschäftsgebiet Die Wirtschaftsstruktur Baden-Württembergs ist von einer starken Exportorientierung geprägt – der hohe Industrieanteil der baden-württembergischen Wirtschaft von rund einem Drittel des BIP war in den vergangenen Jahren Treiber der äußerst dynamischen Entwicklung. Während der globalen Corona-Krise hat sich aber auch die Verwundbarkeit durch diese starke Exportabhängigkeit gezeigt. Im weltweiten Lockdown im Frühjahr waren über Nacht die internationalen Lieferketten durchbrochen, und damit ist die Nachfrage aus dem Ausland schlagartig weggefallen. Mit einer Arbeitslosenquote von 4,2 % lag der Wert in Baden-Württemberg zum Jahresende etwas über dem Vorjahreswert von 3,2 %. Die Arbeitslosenquote im Landkreis Rottweil betrug im Jahresdurchschnitt dabei sogar nur 3,4 % (VJ 2,3 %). Kreditwirtschaft/Branchensituation Entwicklung Zinsniveau/Geldpolitik Positiv festzuhalten ist, dass die Geldpolitik mit dem 2019 eingeführten Staffelzinssystem und den sehr günstigen Konditionen bei den TLTROs zunehmend Rücksicht nimmt auf die Kollateralschäden der expansiven Geldpolitik für die Ertragslage der Kreditwirtschaft, die für die Transmission der Krisenbekämpfung dringend gebraucht wird. Eine Nachjustierung des Staffelzinsmultiplikators an die stark steigende Zentralbank-Liquidität ist 2020 allerdings leider unterblieben. Durch die stark angeregte Kreditvergabe im Laufe des Jahres 2020 ist das Geldmengenwachstum deutlich beschleunigt worden. 8
Lagebericht Entwicklungen in der Sparkassenorganisation Die Sparkassen-Finanzgruppe hat auch in 2020 bei den Ratingagenturen DBRS Ratings Limited wieder ein Floor-Rating von A, bei Moody´s Investors Service ein Verbundrating von Aa2 sowie bei Fitch das Gruppenrating A+ erhalten. Die Ratingnoten verbleiben somit weiterhin auf einem hohen Niveau. Die Kreissparkasse Rottweil selbst hat in diesem Zuge von Fitch für ihre langfristigen, nicht nachrangigen Verbindlichkeiten und Einlagen ein Rating von A+ erhalten. Regulatorische Entwicklungen Die BaFin und die Deutsche Bundesbank haben seit 2016 im Rahmen des aufsichtsrecht- lichen Überprüfungs- und Bewertungsprozesses (Supervisory Review and Evaluation Process – SREP) die Grundzüge für die Festsetzung von zusätzlichen Eigenmittelanforderungen der Kreditinstitute bekannt gegeben. Der SREP-Kapitalzuschlag dient der Unterlegung von Zinsänderungsrisiken sowie weiterer wesentlicher Risiken, die nicht oder nicht ausreichend über die Säule I-Anforderungen abgedeckt sind. Die BaFin hat mit ihrem Bescheid vom 26. Oktober 2017 die individuellen Eigenmittelanforderungen (SREP-Kapitalzuschlag) für die Sparkasse festgesetzt. Daneben werden weitere Eigenmittelanforderungen zur Unterlegung von Risiken in Stresssituationen mit der sogenannten Eigenmittelzielkennziffer festgelegt (letztmals mit Bescheid vom 17. Dezember 2019). Die BaFin hatte mit einer Allgemeinverfügung vom 28. Juni 2019 erstmals einen antizykli- schen Kapitalpuffer für inländische Forderungen in Höhe von 0,25 % festgelegt. Als Reaktion auf die Corona-Krise senkte die BaFin den Kapitalpuffer ebenfalls mit einer Allgemeinver- fügung am 31. März 2020 auf 0 %. 3. Geschäftsentwicklung der Kreissparkasse Rottweil Bilanzsumme und Geschäftsvolumen Die Bilanzsumme und das Geschäftsvolumen sind weiter angestiegen. Die höchsten Zuwächse in absoluten Beträgen konnten dabei die Mittelaufkommen von Kunden, die Sonstigen Vermögenswerte, die Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten, das Wertpapiervermögen und das Kundenkreditvolumen verzeichnen. Bilanzaktiva und Eventualverbindlichkeiten Das Kundenkreditvolumen (Aktiva 4 und 9 zuzüglich Eventualverbindlichkeiten gegenüber Kunden) lag mit +1,6 % über dem Vorjahresniveau. Der unter dem Vorjahr liegende Zuwachs (VJ +3,4 %) wurde dabei maßgeblich von Rückgängen bei den Eventualverbindlichkeiten beeinflusst. An Förderdarlehen wurden im Jahr 2020 102 Mio. EUR (VJ 81 Mio. EUR) vermittelt. Die Forderungen an Kreditinstitute (Aktiva 3 zuzüglich Eventualverbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten) sind weiter zurückgegangen. Hauptgrund für die Entwicklung waren weiterhin die fast durchgängig negativen Zinssätze am Geld- und Kapitalmarkt, die auskömmliche Margen aus Fristentransformationsgeschäften nicht mehr zulassen. Im Gegenzug stieg das Wertpapiervermögen weiter an. Es dient vor allem der Liquiditätsre- serve sowie der Ertragsstabilisierung und setzt sich nach wie vor überwiegend aus festver- zinslichen Wertpapieren erstklassiger Emittenten zusammen. Zum Jahresende waren in der 9
Lagebericht Bilanzposition „Aktien und andere nicht festverzinsliche Wertpapiere“ zwei Spezialfonds sowie diverse Immobilienfonds enthalten. Bei den Spezialfonds wurde im Berichtszeitraum ein neuer Fonds aufgelegt, der speziell in hochliquide festverzinsliche Wertpapiere, die auf die aufsichtsrechtliche Liquiditätsquote (LCR) angerechnet werden können, investiert. Die durchschnittliche Laufzeit bei den Eigenanlagen der Sparkasse ist gegenüber dem Vorjahr mit 3,5 Jahren nahezu unverändert geblieben. Der Anstieg bei den Sonstigen Vermögenswerten resultiert aus höheren Guthaben bei der Deutschen Bundesbank (Aktiva 1b). Bilanzpassiva Das Mittelaufkommen von Kunden (Einlagengeschäft) weist mit 6,5 % eine nahezu gleich hohe Wachstumsrate auf wie im Vorjahr (6,6 %). Vor dem Hintergrund des weiterhin extrem niedrigen Zinsniveaus bevorzugten unsere Kunden liquide Anlageformen. Dies zeigt sich in den Zuwachsraten der täglich fälligen Einlagen sowie der Abnahme der längerfristigen Sparkassenbriefe. Die Kundenmittel bilden bei der Sparkasse bilanziell nach wie vor den mit Abstand größten Posten. Die Verbrieften Verbindlichkeiten stammen aus begebenen Inhaberschuldverschreibungen im Rahmen von Kreditbasket-Transaktionen und reduzierten sich gegenüber dem Vorjahr trotz der Teilnahme an einer neuen Kreditbasket-Transaktion durch die Fälligkeit einer Tranche. Die Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten haben sich gegenüber dem Vorjahr erhöht und setzen sich überwiegend aus Förderdarlehen zusammen, die an die Weitergabe an unsere Kunden gebunden sind. Zudem wurde ein längerfristiges Refinanzierungsgeschäft mit der Deutschen Bundesbank abgeschlossen. Die Eigenen Mittel sind aufgrund der Bildung von Vorsorgereserven sowie des ausgewie- senen Bilanzgewinns angestiegen. Dienstleistungen Im Geschäftsjahr konnten wir für die LBS Südwest ein Bausparvolumen von 55 Mio. EUR (VJ 68,2 Mio. EUR) vermitteln. Im Hinblick auf das weiterhin sehr schwierige Zinsumfeld bedeutet dies für die Kreissparkasse Rottweil trotz des Rückganges eine zufriedenstellende Vertriebsleistung. Daneben konnte auch im Versicherungs- und Vorsorgegeschäft mit einem Absatz von 19,4 Mio. EUR vermittelter Versicherungssumme (VJ 22 Mio. EUR) ein zufriedenstellendes Ergebnis erzielt werden. Durch die weiter anhaltende Niedrigzinsphase war die Kundennachfrage nach Wertpapieren auch im Jahr 2020 weiterhin hoch. So wurden über die Kreissparkasse Rottweil Wertpapiere für rund 167 Mio. EUR (VJ 145 Mio. EUR) gekauft. Gleichzeitig verkauften unsere Kunden Papiere im Wert von 119 Mio. EUR (VJ 102 Mio. EUR). Dies entspricht einem Gesamtumsatz im Wertpapiergeschäft von 286 Mio. EUR (VJ 247 Mio. EUR), was einer deutlichen Steigerung von 15,6 % entspricht. 10
Lagebericht Vermögens-, Finanz- und Ertragslage 4.1 Vermögenslage Gemessen am Geschäftsvolumen haben sich die Strukturanteile gegenüber dem Vorjahr bei der Position „Sonstige Vermögenswerte“ mit einem Zuwachs von 2,7 % auf 6,2 % am stärksten verändert. Auf der Bilanzaktiva sank der Strukturanteil des Kundenkreditvolumens, trotz eines positiven Wachstums, um 2,6 %-Punkte auf 57,2 %. Ebenfalls rückläufig war der Strukturanteil bei den Forderungen gegenüber Kreditinstituten (-1,8 %-Punkte auf 7,5 %). Dagegen stieg der Strukturanteil des Wertpapiervermögens um 1,1 %-Punkte auf 27,1 % an. Auf der Bilanzpassiva gab es eine Verschiebung beim Strukturanteil zwischen den Positionen „Verbindlichkeiten gegenüber KI“ (+1,9 %-Punkte) und „Sonstige Passivposten“ (-1,9 %- Punkte). Den bestehenden bilanziellen Risiken wurde durch Wertberichtigungen und Rückstellungen in ausreichendem Maße Rechnung getragen. Unter Beachtung des strengen Niederstwert- prinzips erfolgte die Bewertung des Wertpapiervermögens. In den bilanzierten Vermögens- werten, insbesondere dem Wertpapierbestand, sind stille Reserven enthalten. Hinsichtlich der zum Jahresende bestehenden mittelbaren Pensionsverpflichtungen, die sich aus der Zusatzversorgung der Beschäftigten ergeben, verweisen wir auf die Darstellung im Anhang. Die Eigenmittelanforderungen der CRR wurden im Jahresablauf jederzeit eingehalten. Die als bedeutsamster Leistungsindikator bestimmte Gesamtkapitalquote (Verhältnis der angerechneten Eigenmittel bezogen auf die risikobezogenen Positionswerte) belief sich zum 31. Dezember 2020 auf 19,8 % (VJ 19,0 %). Im Vorjahr haben wir für 2020 noch mit einem leichten Rückgang der Quote auf 18,7 % kalkuliert, da wir konservativ mit einem stärkeren Anstieg der risikobezogenen Positionswerte gerechnet hatten. Damit erfüllt die Sparkasse zum Bilanzstichtag jeweils deutlich die gesetzlichen Anforderungen an die Gesamtkapital- quote von 11,5 % (bestehend aus dem vorgeschriebenen Mindestwert von 8,0 % zuzüglich dem institutsindividuellen SREP-Zuschlag von aktuell 1,0 % sowie dem Kapitalerhaltungs- puffer von 2,5 %). Wir verfügen somit weiterhin über eine komfortable Eigenkapitalaus- stattung. Aus diesem Grund und auch aus den Erkenntnissen unserer Kapitalplanung bis zum Jahr 2023 sehen wir die Basis für eine zukünftige Geschäftsausweitung als weiterhin uneingeschränkt gegeben an. 4.2 Finanzlage Im Berichtszeitraum hatte die Sparkasse einen uneingeschränkten Zugang zum Geld- und Kapitalmarkt. Die Zahlungsfähigkeit der Sparkasse war im Geschäftsjahr aufgrund einer angemessenen Liquiditätsvorsorge gegeben. Die Dispositionslinie bei der Landesbank Baden-Württemberg wurde fallweise in Anspruch genommen. Auf die Kreditlinie der Deutschen Bundesbank (Übernachtkredit) wurde nicht zurückgegriffen. Das zur Erfüllung der Mindestreservevorschriften notwendige Guthaben wurde in der erforderlichen Höhe bei der Deutschen Bundesbank unterhalten. 11
Lagebericht Die zur Sicherstellung der Zahlungsfähigkeit eines Instituts über einen Betrachtungsho- rizont von 30 Kalendertagen zu erfüllende Liquiditätsdeckungsquote (Liquidity Coverage Ratio – LCR) von mindestens 100 % hat die Sparkasse in 2020 mit Werten von 158,76 % bis 249,20 % (per 31. Dezember 2020) durchgängig eingehalten. Zudem wurden die zusätz- lichen Liquiditätsbeobachtungskennziffern nach der CRR beachtet. Die Zahlungsbereitschaft ist nach unserer Finanzplanung auch für die absehbare Zukunft gesichert. 4.3 Ertragslage Nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick über die Ertragslage sowie den bedeutsamsten finanziellen Leistungsindikator auf Basis der Gewinn- und Verlustrechnung der Sparkasse bzw. des Betriebsvergleichs der Sparkassenorganisation. Der Zinsüberschuss ist weiterhin die bedeutendste Ertragsquelle unserer Geschäftstätigkeit; er hat sich gegenüber dem Vorjahr um 2,4 Mio. EUR reduziert. Vor allem die Erträge aus Beteiligungen waren deutlich rückläufig. Der Provisionsüberschuss (GV-Posten 5 und 6) hat sich mit 16,5 Mio. EUR gegenüber dem Vorjahr um 2,3 % erhöht. Der höhere Ertrag aus der Vermittlung von Wertpapieren war hierfür verantwortlich. Die Allgemeinen Verwaltungsaufwendungen (GV-Posten 10) sind um 1,7 % gesunken. Obwohl die Personalaufwendungen (GV-Posten 10a) gegenüber dem Vorjahr vor allem 12
Lagebericht wegen der Aufwendungen für Altersversorgung spürbar gestiegen sind, konnte dies durch einen deutlichen Rückgang der Anderen Verwaltungsaufwendungen (GV-Posten 10b) überkompensiert werden. Hauptgründe für deren Rückgänge waren geringere Pflichtbei- träge und Umlagen sowie pandemiebedingt geringere Werbeaufwendungen. Die um 0,5 Mio. EUR gestiegenen Sonstigen betrieblichen Erträge konnten die um 0,7 Mio. EUR gestiegenen Sonstigen betrieblichen Aufwendungen nicht vollständig kompensieren. Unser Ergebnis vor Bewertung (Summe aus Zins- und Provisionsüberschuss, vermindert um die Allgemeinen Verwaltungsaufwendungen und dem Saldo der sonstigen Erträge und Aufwendungen (GV-Posten 8, 11 und 12)) hat sich gegenüber dem Vorjahr um 1,6 Mio. EUR auf 22,3 Mio. EUR reduziert. Das Bewertungsergebnis blieb zwar leicht negativ, fiel allerdings gegenüber dem Vorjahr deutlich besser aus. Das Wertpapierbewertungsergebnis konnte dabei mit einem positiven Ergebnis abschließen. Zusätzlich wurden wieder die Vorsorgereserven gem. § 340f HGB gestärkt. Unter Berücksichtigung der Steueraufwendungen (GV-Posten 23 und 24) in Höhe von 5,9 Mio. EUR verbleibt ein im Vergleich zum Vorjahr stabiler Jahresüberschuss in Höhe von rd. 2,2 Mio. EUR. Zur weiteren Analyse der Ertragslage unseres Hauses setzen wir für interne Zwecke den sogenannten „Betriebsvergleich“ der Sparkassenorganisation ein, in dem eine detaillierte Aufspaltung und Analyse des Ergebnisses der Sparkasse in Relation zur Durchschnitts- bilanzsumme erfolgt. Zur Ermittlung eines Betriebsergebnisses vor Bewertung werden die Erträge und Aufwendungen um periodenfremde und außergewöhnliche Posten bereinigt, die in der internen Darstellung dem neutralen Ergebnis zugerechnet werden. In das Betriebser- gebnis vor Bewertung gehen damit die ordentlichen Erträge aus Zins-, Dienstleistungs- und Handelsgeschäften ein. Nach Berücksichtigung des Bewertungsergebnisses ergibt sich das Betriebsergebnis nach Bewertung. Unter Berücksichtigung des neutralen Ergebnisses und der Steuern verbleibt der Jahresüberschuss. Das Betriebsergebnis vor Bewertung konnte mit 22,9 Mio. EUR ausgewiesen werden und liegt damit deutlich über dem Wert, den wir im Vorjahr mit 19,4 Mio. EUR prognostiziert haben. Gründe hierfür waren verbesserte Werte beim Zins- und Provisionsüberschuss. Der Rückgang gegenüber dem Vorjahr konnte mit 0,3 Mio. EUR in engen Grenzen gehalten werden. In Relation zur durchschnittlichen Bilanzsumme besteht gegenüber dem Durch- schnitt der baden-württembergischen Sparkassen ein kleiner Nachteil. Vor dem Hintergrund des intensiven Wettbewerbs, der anhaltenden Niedrigzinsphase sowie den Auswirkungen der Covid-19-Krise sind wir mit der Entwicklung der Ertragslage im Jahr 2020 zufrieden. Die gemäß § 26a Absatz 1 Satz 4 KWG offen zu legende Kapitalrendite, berechnet als Quotient aus Jahresüberschuss und Bilanzsumme, beträgt 0,07 % (VJ 0,07 %). III. NACHTRAGSBERICHT Vorgänge von besonderer Bedeutung nach dem Schluss des Geschäftsjahres zum 31. Dezember 2020 haben sich nicht ergeben. 13
Lagebericht IV. RISIKO-, CHANCEN- UND PROGNOSEBERICHT 1. RISIKOBERICHT 1.1 Risikomanagementsystem In der Geschäftsstrategie werden die Ziele des Institutes für jede wesentliche Geschäftstä- tigkeit sowie die Maßnahmen zur Erreichung dieser Ziele dargestellt. Die Risikostrategie umfasst die Ziele der Risikosteuerung der wesentlichen Geschäftsaktivitäten sowie die Maßnahmen zur Erreichung dieser Ziele. Die Risikoinventur umfasst die systematische Identifizierung der Risiken sowie die Einschät- zung der Wesentlichkeit unter Berücksichtigung der mit den Risiken verbundenen Risiko- konzentrationen. Basis der Risikoinventur bilden die relevanten Risikoarten bzw. – kategorien. Auf der Grundlage der für das Geschäftsjahr 2020 durchgeführten Risikoinventur wurden folgende Risiken als wesentlich eingestuft: Risikoart Risikokategorie Adressenausfallrisiken im Kundengeschäft Adressausfallrisiko Adressenausfallrisiken im Eigengeschäft Beteiligungsrisiko Beteiligungen Marktpreisrisiko aus Zinsen (Zinsänderungsrisiko) Marktpreisrisiko aus Spreads (Spreadrisiken) Marktpreisrisiko Marktpreisrisiko aus Aktien Marktpreisrisiko aus Immobilien Liquiditätsrisiko Zahlungsunfähigkeitsrisiko Operationelles Risiko Der Ermittlung der periodischen Risikotragfähigkeit liegt ein Going-Concern-Ansatz zu Grunde, wonach sichergestellt ist, dass auch bei Verlust des bereitgestellten Risikode- ckungspotenzials die regulatorischen Mindestkapitalanforderungen erfüllt werden können. Am Jahresanfang hat der Vorstand für 2020 ein Gesamtlimit von 87 Mio. EUR bereitgestellt, das im Rahmen der jährlichen Überprüfung zum 31. März 2020 auf 90 Mio. EUR angepasst wurde. Das Gesamtlimit reichte unterjährig stets aus, um die Risiken abzudecken. Zur Berechnung des gesamtinstitutsbezogenen Risikos wurde das Konfidenzniveau auf 95,0 % und eine rollierende Zwölf-Monats-Betrachtung festgelegt. Die Risikotragfähigkeit wird vierteljährlich ermittelt. Wesentliche Bestandteile des bereitgestellten Risikodeckungspotenzials sind das aufge- laufene Ergebnis im laufenden Geschäftsjahr, das geplante Ergebnis der folgenden 12 Monate, die Vorsorgereserven nach § 26a KWG a.F. sowie nach §§ 340f und 340g HGB. 14
Lagebericht Das auf der Grundlage des bereitgestellten Risikodeckungspotenzials eingerichtete Limit- system stellt sich wie folgt dar: Limit Auslastung Auslastung TEUR TEUR % Adressenausfallrisiken Kundengeschäft 23.000 14.609 63,5 Adressenausfallrisiken Eigengeschäft 12.000 6.754 56,3 Beteiligungen 6.000 4.858 81,0 Marktpreisrisiko – Kursrisiken aus Handelsgeschäften 45.000 35.453 78,8 Marktpreisrisiko – Zinsspannenrisiko 2.000 0 0,0 Operationelle Risiken 2.000 1.042 52,1 Gesamtsumme 90.000 62.716 69,7 Die zuständigen Stellen steuern die Risiken im Rahmen der bestehenden organisatorischen Regelungen und der Limitvorgaben des Vorstands. Die der Risikotragfähigkeit zugrundelie- genden Annahmen sowie die Angemessenheit der Methoden und Verfahren werden jährlich überprüft. Stresstests werden regelmäßig durchgeführt. Als Ergebnis dieser Simulationen ist festzu- halten, dass auch bei Eintritt von extremen Szenarien die Risikotragfähigkeit gegeben ist. Um einen möglichen etwaigen Kapitalbedarf rechtzeitig identifizieren zu können, besteht ein zukunftsgerichteter Kapitalplanungsprozess bis zum Jahr 2023. Dabei wurden Annahmen über die künftige Ergebnisentwicklung sowie den künftigen Kapitalbedarf getroffen, wie z. B. rückläufige Betriebsergebnisse aufgrund einer anhaltenden Niedrigzinsphase, keine Abzugspflicht für mittelbare Beteiligungen, Erhöhung der Risikoaktiva sowie eine Gesamtka- pitalquote gem. CRR von 11,76 %. Für den im Rahmen der Kapitalplanung betrachteten Zeitraum bis zum Jahr 2023 können die Mindestanforderungen an die Eigenmittelaus- stattung auch bei adversen Entwicklungen vollständig eingehalten werden. Es besteht ein ausreichendes internes Kapital (einsetzbares Risikodeckungspotenzial), um die Risikotragfä- higkeit im Betrachtungszeitraum unter Going-Concern-Aspekten sicherstellen zu können. Auf Basis der aktuellen Risikoszenarien wäre die Risikotragfähigkeit damit weiterhin darstellbar. Der Sicherung der Funktionsfähigkeit und Wirksamkeit von Steuerungs- und Überwachungs- systemen dienen die Einrichtung von Funktionstrennungen bei Zuständigkeiten und Arbeitsprozessen sowie insbesondere die Tätigkeit der Risikocontrolling-Funktion, der Compliance-Funktion und der funktionsfähigen Internen Revision. Das Risikocontrolling, das aufbauorganisatorisch von Bereichen, die Geschäfte initiieren oder abschließen, getrennt ist, hat die Funktion, die wesentlichen Risiken zu identifizieren, zu beurteilen, zu überwachen und darüber zu berichten. Dem Risikocontrolling obliegt die Methodenauswahl, die Überprüfung der Angemessenheit der eingesetzten Methoden und Zusätzlich verantwortet das Risikocontrolling die Umsetzung der aufsichtsrechtlichen und gesetzlichen Anforderungen, die Erstellung der Risikotragfähigkeitsberechnung und die laufende Überwachung der Einhaltung von Risikolimiten. Es unterstützt den Vorstand in allen risikopolitischen Fragen und ist an der Erstellung und Umsetzung der Risikostrategie maßgeblich beteiligt. Die für die Überwachung und Steuerung von Risiken zuständige Risikocontrolling-Funktion wird durch leitende Mitarbeiter der Abteilung Rechnungswe- 15
Lagebericht sen/Controlling wahrgenommen. Die Leitung der Risikocontrolling-Funktion obliegt dem Lei- ter der Abteilung Rechnungswesen/Controlling. Unterstellt ist er dem Überwachungsvorstand. Verfahren zur Aufnahme von Geschäftsaktivitäten in neuen Produkten oder auf neuen Märkten (Neu-Produkt-Prozess) sind festgelegt. Zur Einschätzung der Wesentlichkeit geplanter Veränderungen in der Aufbau- und Ablauforganisation sowie den IT-Systemen bestehen Definitionen und Regelungen. Die Sparkasse setzt zur Steuerung der Zinsänderungsrisiken derivative Finanzinstrumente (Swapgeschäfte) ein. Sie wurden in die verlustfreie Bewertung des Bankbuches einbezogen. Daneben ist die Sparkasse an insgesamt vier Kreditbasket-Transaktionen der Sparkassen- Finanzgruppe beteiligt. Die hieraus resultierenden Kreditderivate halten wir sowohl in der Position des Sicherungsnehmers als auch als Sicherungsgeber. Dabei handelt es sich um in emittierte Credit Linked Notes eingebettete Credit Default Swaps. Darüber hinaus werden Credit Linked Schuldscheindarlehen im Eigengeschäft gehalten. Auch daraus resultieren Kreditderivate, bei denen wir als Sicherungsgeber fungieren. Das Reportingkonzept umfasst die regelmäßige Berichterstattung sowohl zum Gesamt- bankrisiko als auch für einzelne Risikoarten. Die Berichte enthalten neben quantitativen Informationen auch eine qualitative Beurteilung zu wesentlichen Positionen und Risiken. Auf besondere Risiken für die Geschäftsentwicklung und dafür geplante Maßnahmen wird gesondert eingegangen. Der Verwaltungsrat wird vierteljährlich über die Risikosituation auf der Grundlage des Gesamtrisikoberichts informiert. Neben der turnusmäßigen Berichterstattung ist auch geregelt, in welchen Fällen eine Ad-hoc-Berichterstattung zu erfolgen hat. 1.2 Strukturelle Darstellung der wesentlichen Risiken 1.2.1 Adressenausfallrisiken Unter dem Adressenausfallrisiko wird eine negative Abweichung vom Erwartungswert einer bilanziellen oder außerbilanziellen Position verstanden, die durch eine Bonitätsverschlech- terung einschließlich Ausfall eines Schuldners bedingt ist. Das Ausfallrisiko umfasst die Gefahr einer negativen Abweichung vom Erwartungswert, welche aus einem drohenden bzw. vorliegenden Zahlungsausfall eines Schuldners erfolgt. Das Migrationsrisiko bezeichnet die Gefahr einer negativen Abweichung vom Erwar- tungswert, da aufgrund der Bonitätseinstufung ein höherer Spread gegenüber der risiko- losen Kurve berücksichtigt werden muss. 1.2.1.1 Adressenausfallrisiken im Kundenkreditgeschäft Die Steuerung der Adressenausfallrisiken des Kundengeschäfts erfolgt entsprechend der festgelegten Strategie unter besonderer Berücksichtigung der Größenklassenstruktur, der Bonitäten, der Branchen, der gestellten Sicherheiten sowie des Risikos der Engagements. 16
Lagebericht Der Risikomanagementprozess umfasst folgende wesentliche Elemente: ● Trennung zwischen Markt/Vertrieb (1. Votum) und Marktfolge (2. Votum) bis in die Geschäftsverteilung des Vorstands. ● Regelmäßige Bonitätsbeurteilung und Beurteilung der Kapitaldienst-Tragfähigkeit auf Basis aktueller Unterlagen. ● Einsatz standardisierter Risikoklassifizierungsverfahren (Rating- und Scoringverfahren) in Kombination mit bonitätsabhängiger Preisgestaltung und bonitätsabhängigen Kompe- tenzen. ● Interne, bonitätsabhängige Richtwerte für Kreditobergrenzen, die unterhalb der Großkre- ditgrenzen des KWG liegen, dienen der Vermeidung von Risikokonzentrationen im Kun- denkreditportfolio. Einzelfälle, die diese Obergrenze überschreiten, unterliegen einer verstärkten Beobachtung. ● Regelmäßige Überprüfung von Sicherheiten. ● Einsatz eines Risikofrüherkennungsverfahrens, das gewährleistet, dass bei Auftreten von signifikanten Bonitätsverschlechterungen frühzeitig risikobegrenzende Maßnahmen eingeleitet werden können. ● Festgelegte Verfahren zur Überleitung von Kreditengagements in die Intensivbetreuung oder Sanierungsbetreuung. ● Berechnung des Adressenausfallrisikos für die Risikotragfähigkeit mit dem Kreditrisiko- modell “Credit Portfolio View”. ● Einsatz von Sicherungsinstrumenten zur Reduzierung vorhandener Risikokonzentrationen mittels Kredithandels-Transaktionen. ● Kreditportfolioüberwachung auf Gesamthausebene mittels regelmäßigem Reporting. Das zum 31. Dezember 2020 bestehende Bruttokundenkreditvolumen (inkl. offene Kreditzusagen und vor Risikovorsorge) aufgeschlüsselt nach Kreditnehmergruppen: Kreditnehmergruppe Kreditvolumen Anteil TEUR % Privatkunden 1.034.708 44,4 Unternehmen 1.260.183 54,1 Öffentliche Haushalte 34.129 1,5 Sonstige (Zuordnung nicht möglich) 962 0,0 Summe 2.329.982 100,0 17
Lagebericht Nachfolgende Übersicht der Unternehmenskredite nach Branchen (mindestens 3,0 % Anteil am Gesamtkreditvolumen, ohne Depot A, ohne Beteiligungen und ohne Kreditbasket-Trans- aktionen) spiegelt die Struktur der Wirtschaft in unserem Geschäftsgebiet und zeigt, dass die Ausleihungen im Kreditgeschäft in der Branche Verarbeitendes Gewerbe mit 17,0 % den Schwerpunkt bilden: Nach Größenklassen stellt sich unser Kundenkreditvolumen wie folgt dar: Größenklassen Kreditvolumen Anteil 31.12.2020 TEUR % TEUR > 5.000 604.293 25,9 >1.000 500 250 50
Lagebericht Zum 31. Dezember 2020 ergibt sich im Kundengeschäft folgende Ratingklassenstruktur Ratingklasse Anzahl in % Volumen in % 1 bis 9 93,8 92,3 10 bis 15 5,1 5,4 16 bis 18 0,9 2,2 ungeratet 0,2 0,1 Es bestehen im Kreditportfolio keine Risikokonzentrationen. Insgesamt ist unser Kreditportfolio sowohl nach Branchen (beim Verarbeitenden Gewerbe auf Basis der Branchenuntergliederungen) und Größenklassen als auch nach Ratinggruppen gut diversifiziert. Zur Absicherung von Adressausfallrisiken hat die Sparkasse sechs Adressen mit einem Kreditvolumen von insgesamt 25 Mio. EUR in die Kreditbaskets (über die Emission von Origi- natoren-Credit Linked Notes) eingebracht. Risikovorsorgemaßnahmen sind für alle Engagements vorgesehen, bei denen nach umfas- sender Prüfung der wirtschaftlichen Verhältnisse der Kreditnehmer davon ausgegangen werden kann, dass es voraussichtlich nicht mehr möglich sein wird, alle fälligen Zins- und Tilgungszahlungen gemäß den vertraglich vereinbarten Kreditbedingungen zu verein- nahmen. Bei der Bemessung der Risikovorsorgemaßnahmen werden die voraussichtlichen Realisationswerte der gestellten Sicherheiten berücksichtigt. Der Vorstand wird viertel- jährlich über die Entwicklung der Strukturmerkmale des Kreditportfolios, die Einhaltung der Limite und die Entwicklung der notwendigen Vorsorgemaßnahmen für Einzelrisiken schriftlich unterrichtet. Eine ad-hoc-Berichterstattung ergänzt bei Bedarf das standardisierte Verfahren. Entwicklung der Risikovorsorge Wechselkurs- Anfangsbe- bedingte und Endbestand stand Zuführung Auflösung Verbrauch sonstige 31.12.2020 01.01.2020 Veränderungen TEUR TEUR TEUR TEUR TEUR Einzelwertberichtigungen 23.136 4.435 -5.401 -3.542 - 18.628 Rückstellungen 1.732 1.519 -557 -221 - 2.473 Pauschalwertberichtigungen 2.447 2.361 - - - 4.808 Summe spezifische Kreditrisikoanpassungen 27.315 8.315 -5.958 -3.763 - 25.909 Allgemeine Kreditrisikoanpassungen(als Ergänzungskapital 21.300 22.300 angerechnete Vorsorgereserven nach 340f HGB) Die Entwicklung der Risikovorsorge im Berichtsjahr 2020 war gegenüber dem Vorjahr insgesamt rückläufig. 19
Lagebericht 1.2.1.2 Adressenausfallrisiken im Eigengeschäft Die Adressenausfallrisiken im Eigengeschäft umfassen die Gefahr einer negativen Abwei- chung vom Erwartungswert, welche einerseits aus einem drohenden bzw. vorliegenden Zahlungsausfall eines Emittenten oder eines Kontrahenten (Ausfallrisiko) resultiert, anderer- seits aus der Gefahr entsteht, dass sich im Zeitablauf die Bonitätseinstufung (Ratingklasse) des Schuldners innerhalb der Ratingklassen 1 bis 16 (gemäß Sparkassenlogik) ändert und damit ein möglicherweise höherer Spread gegenüber der risikolosen Zinskurve berück- sichtigt werden muss (Migrationsrisiko). Dabei unterteilt sich das Kontrahentenrisiko in ein Wiedereindeckungsrisiko und ein Erfüllungsrisiko. Zudem gibt es im Eigengeschäft das Risiko, dass die tatsächlichen Restwerte der Emissionen bei Ausfall von den prognostizierten Werten abweichen. Ferner beinhalten Aktien eine Adressenrisiko-Komponente. Diese besteht in der Gefahr einer negativen Wertveränderung aufgrund von Bonitätsverschlech- terung oder Ausfall des Aktienemittenten. Bei der Anlage in diversifizierte Aktienfonds kann ein Adressausfallrisiko allerdings vernachlässigt werden. In der Regel greifen in Aktienfonds Marktmechanismen, die zu einem Ausscheiden einer gefährdeten Position aus dem Fonds führen, bevor der Ausfall eintritt. Dieser Rückgang wird innerhalb des Marktpreisrisikos abgebildet. Der Risikomanagementprozess umfasst folgende wesentliche Elemente: ● Festlegung von Limiten je Partner (Emittenten- und Kontrahentenlimite). ● Regelmäßige Bonitätsbeurteilung der Vertragspartner anhand von externen Ratingeinstu- fungen sowie eigenen Analysen. ● Berechnung des Adressenausfallrisikos für die Risikotragfähigkeit ratingbasiert, aus- gehend von den Ausfallwahrscheinlichkeiten, die den aktuellen Ratingeinstufungen zugrunde liegen, wird eine Verschlechterung der Ratings aller Kreditnehmer unterstellt. Die Eigengeschäfte umfassen zum Bilanzstichtag ein Volumen von 1.551,8 Mio. EUR. Wesent- liche Positionen sind dabei: Schuldverschreibungen und Anleihen (607,2 Mio. EUR), Schuldscheine (218,0 Mio. EUR), Wertpapierspezialfonds (234,1 Mio. EUR; davon 28,3 Mio. EUR in diversifizierten Aktienfonds), Immobilienfonds (94,5 Mio. EUR inkl. offener Zeich- nungszusagen), die Nebenrechte der Credit-Linked-Schuldscheindarlehen (193,0 Mio. EUR) sowie sonstige Forderungen an KI (205,0 Mio. EUR). Dabei zeigt sich nachfolgende Rating- verteilung (ohne Positionen aus diversifizierten Aktienfonds): AAA bis BB+ bis Externes Rating B+ bis C D ungeratet BBB- BB- Interne Ratingklassen* 1-5 6-9 10-15 16-18 31.12.2020 in % 96,60 1,03 0,94 0,00 1,42 31.12.2019 in % 92,98 4,86 1,09 0,00 1,07 * Risikoklassifizierungen nach internen Ratingnoten spielen bei den Handelsgeschäften nur eine unbedeutende Rolle. Der Anteil mit einem externen Rating innerhalb Investment-Grade (Ratings von AAA bis BBB-) beläuft sich auf 96,6 %. Die ungerateten Bestände entfallen auf Immobilieninvest- mentvermögen und Fondsbestandteile, die nicht auf Einzelebene granular betrachtet werden konnten oder die tatsächlich über kein Rating verfügen. Es bestehen im Portfolio keine Risikokonzentrationen. 20
Lagebericht 1.2.2 Marktpreisrisiken Das Marktpreisrisiko wird definiert als Gefahr einer negativen Abweichung vom Erwar- tungswert einer bilanziellen oder außerbilanziellen Position, welche sich aus der Verän- derung von Risikofaktoren ergibt. Die Steuerung der Marktpreisrisiken erfolgt entsprechend der festgelegten Strategie unter besonderer Berücksichtigung der Limite und der vereinbarten Anlagerichtlinien für Spezial- fonds. Der Anlageausschuss hat die Aufgabe, den Vorstand bei der Umsetzung der Strategie zu unterstützen. Marktpreisrisiken aus Zinsen (Zinsänderungsrisiken) Das Zinsänderungsrisiko wird definiert als die Gefahr einer negativen Abweichung vom Erwartungswert einer bilanziellen oder außerbilanziellen Position, welche sich aus der Veränderung der risikolosen Zinskurve ergibt. Ferner ist die Gefahr einer unerwarteten Rückstellungsbildung bzw. -erhöhung im Rahmen der verlustfreien Bewertung des Bankbuchs gemäß IDW RS BFA 3 zu berücksichtigen. Im Sinne dieser Definition werden alle zinstragenden Positionen des Anlage- sowie Handelsbuchs betrachtet. Ebenso Teil des Zinsänderungsrisikos ist das Risiko, dass der geplante Zinskonditions- bzw. Strukturbeitrag unterschritten wird. Der Risikomanagementprozess umfasst folgende wesentliche Elemente: Marktpreisrisiken aus Handelsgeschäften des Anlagebuchs ● Regelmäßige Ermittlung der Marktpreisrisiken aus verzinslichen Positionen, Aktien1, Rohstoffen1 und Fremdwährungen1 mittels Szenarioanalysen. ● Regelmäßige Ermittlung der Marktpreisrisiken aus Immobilienfonds nach dem Benchmarkportfolioansatz (Value-at-Risk-Konzept nach der modernen historischen Simulation bei einem Konvidenzniveau von 95 % und einer Haltedauer von einem Jahr); Marktpreisrisiken aus Immobilien im Direktbesitz werden mittels Expertenschätzung berücksichtigt. ● Berücksichtigung von Risiken aus Spezialfonds nach dem Durchschauprinzip. ● Anrechnung der ermittelten Risiken auf die bestehenden Risikolimite. Zinsänderungsrisiken im Anlagebuch ● Periodische Ermittlung, Überwachung und Steuerung der Zinsänderungsrisiken des Anlagebuchs mittels Simulationsverfahren auf Basis verschiedener Risikoszenarien (Haltedauer ein Jahr und dem Konfidenzniveau von 95,0 %). Die größte negative Auswirkung (Summe der Veränderung des Zinsüberschusses und des zinsinduzierten Bewertungsergebnisses) im Vergleich zum Planszenario zeigt das Szenario „Up“ (starke Zinsanstiege in allen Laufzeitbereichen), welches daher auf die Risikotragfähigkeit angerechnet wird. ● Betrachtung des laufenden Geschäftsjahres und der fünf Folgejahre bei der Bestimmung der Auswirkungen auf das handelsrechtliche Ergebnis. ● Aufbereitung des Cashflows für die Berechnung von wertorientierten Kennzahlen zu Risiko und Ertrag sowie des Zinsrisikokoeffizienten gemäß § 25a Abs. 2 KWG und BaFin Rundschreiben 06/2019 vom 6. August 2019. ● Regelmäßige Überprüfung, ob bei Eintritt des unterstellten Risikoszenarios eine Rückstellung gemäß IDW RS BFA 3 n. F. zu bilden wäre. 1 aus Positionen eines Spezialfonds 21
Lagebericht ● Ermittlung des wertorientierten Zinsänderungsrisikos auf Basis der Modernen Histori- schen Simulation, wobei die Sparkasse den VaR als Differenz zwischen dem statistischen Erwartungswert (Mittelwert) und dem Quantilswert des Konfidenzniveaus am Planungs- horizont definiert, für die vierteljährliche Risikomessung mit einem Konfidenzniveau von 95,0 % und dem Risikobetrachtungshorizont von drei Monaten. Im Rahmen der Gesamtbanksteuerung werden zur Absicherung von Zinsänderungsrisiken auch derivative Finanzinstrumente in Form von Zinsswaps (Nominalbetrag 10 Mio. EUR) eingesetzt. Auf Basis des Rundschreibens 6/2019 (BA) der BaFin vom 6. August 2019 (Zinsänderungsri- siken im Anlagebuch) haben wir zum Stichtag 31. Dezember 2020 die barwertige Auswirkung einer Ad-hoc-Parallelverschiebung der Zinsstrukturkurve um +200 bzw. -200 Basispunkte errechnet. Zinsänderungsrisiken Zinsschock Währung (+200 / -200 BP) Vermögensrückgang Vermögenszuwachs TEUR 40.692 7.203 1.2.3 Beteiligungen Das Risiko aus einer Beteiligung (Beteiligungsrisiko) umfasst die Gefahr einer negativen Abweichung vom Erwartungswert einer Beteiligung. Diese negative Abweichung setzt sich zusammen aus den Wertänderungen einer Beteiligung an sich sowie der negativen Abwei- chung zum erwarteten Ertrag (Ausschüttung). Je nach Beteiligungsart unterscheidet man nach dem Risiko aus strategischen Beteili- gungen, Funktionsbeteiligungen und Kapitalbeteiligungen. Die Steuerung der Beteiligungsrisiken erfolgt entsprechend der festgelegten Strategie. Der Risikomanagementprozess umfasst folgende wesentliche Elemente: ● Rückgriff auf das Beteiligungscontrolling des Verbands für die Verbundbeteiligungen. ● Ermittlung des Beteiligungsrisikos anhand kritisch gewürdigter Expertenschätzungen. ● Regelmäßige Auswertung und Beurteilung der Jahresabschlüsse der Beteiligungsunter- nehmen. ● Regelmäßige qualitative Beurteilung der Unternehmensentwicklung, der strategischen Ausrichtung sowie der Marktstellung des jeweiligen Beteiligungsunternehmens. Buchwert Gruppen von Beteiligungsinstrumenten in Mio. EUR Strategische Beteiligungen 23,7 Funktionsbeteiligungen 0,6 Kapitalbeteiligungen 0,1 Das Beteiligungsportfolio besteht vorwiegend aus strategischen Beteiligungen innerhalb der Sparkassen-Finanzgruppe. Eine Beteiligung wird unter Renditegesichtspunkten an einem geschlossenen Immobilienfonds (Aktiva 6) gehalten. Daneben bestehen weitere Beteiligungen, die jedoch von untergeordneter Bedeutung sind. 22
Lagebericht Unter Berücksichtigung des Gesamtkreditengagements besteht eine Risikokonzentration bezüglich der Adresse LBBW. Bei der Adresse LBBW besteht zusätzlich eine Interrisikokon- zentration. 1.2.4 Liquiditätsrisiken Das Liquiditätsrisiko setzt sich allgemein aus dem Zahlungsunfähigkeits- und dem Refinan- zierungsrisiko zusammen. Das Liquiditätsrisiko umfasst in beiden nachfolgend definierten Bestandteilen auch das Marktliquiditätsrisiko. Dieses ist das Risiko, dass aufgrund von Marktstörungen oder unzulänglicher Markttiefe Finanztitel an den Finanzmärkten nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt und/oder nicht zu fairen Preisen gehandelt werden können. Das Zahlungsunfähigkeitsrisiko stellt die Gefahr dar, Zahlungsverpflichtungen nicht in voller Höhe oder nicht fristgerecht nachzukommen. Die Steuerung der Liquiditätsrisiken erfolgt entsprechend der festgelegten Strategie. Der Risikomanagementprozess umfasst folgende wesentliche Elemente: ● Regelmäßige Ermittlung und Überwachung der Liquiditätsdeckungsquote gemäß Art. 412 CRR i. V. m. der delVO 2015/61. ● Regelmäßige Ermittlung der Survival Period und Festlegung einer Risikotoleranz. ● Diversifikation der Vermögens- und Kapitalstruktur. ● Regelmäßige Erstellung von Liquiditätsübersichten auf Basis der LCR als auch einer haus- internen Liquiditätsplanung in der die erwarteten Mittelzuflüsse den erwarteten Mittelab- flüssen gegenübergestellt werden. ● Tägliche Disposition der laufenden Konten. ● Definition eines sich abzeichnenden Liquiditätsengpasses sowie eines Notfallplans. ● Erstellung einer Refinanzierungsplanung. Die Sparkasse hat einen Refinanzierungsplan aufgestellt, der die Liquiditätsstrategie und den Risikoappetit des Vorstands angemessen widerspiegelt. Der Planungshorizont umfasst den Zeitraum von drei Jahren. Grundlage des Refinanzierungsplans sind die geplanten Entwicklungen im Rahmen der mittelfristigen Unternehmensplanung, in der Veränderung der eigenen Geschäftstätigkeit, der strategischen Ziele und des wirtschaftlichen Umfelds zu berücksichtigen sind. Darüber hinaus wird auch ein Szenario unter Berücksichtigung adverser Entwicklungen durchgeführt. Unplanmäßige Entwicklungen, wie z. B. vorzeitige Kündigungen sowie Zahlungsunfähigkeit von Geschäftspartnern, werden dadurch berücksichtigt, dass im Rahmen der Risiko- und Stressszenarien sowohl ein Abfluss von Kundeneinlagen als auch eine erhöhte Inanspruch- nahme offener Kreditlinien simuliert wird. Im Risikofall beträgt die Survival Period der Spar- kasse zum Bilanzstichtag 26 Monate. An liquiditätsmäßig engen Märkten ist die Sparkasse nicht investiert. Die Liquiditätsdeckungsquote gemäß Art. 412 CRR war, wie bereits im Teil II Wirtschaftsbe- richt unter Punkt 4.2 Finanzlage dargestellt, jederzeit oberhalb des zu erfüllenden Mindest- wertes von 100 %. Die Zahlungsfähigkeit der Sparkasse war im Geschäftsjahr jederzeit gegeben. 23
Lagebericht 1.2.5 Operationelle Risiken Unter operationellen Risiken versteht die Sparkasse die Gefahr von Schäden, die in Folge der Unangemessenheit oder des Versagens von internen Verfahren, Mitarbeitern, der internen Infrastruktur oder in Folge externer Einflüsse eintreten können. Die Steuerung der operationellen Risiken erfolgt entsprechend der festgelegten Strategie. Der Risikomanagementprozess umfasst folgende wesentliche Elemente: ● Jährliche Schätzung von operationellen Risiken auf Basis der szenariobezogenen Schätzung von risikorelevanten Verlustpotenzialen aus der IT-Anwendung fokussierte Risikolandkarte. ● Regelmäßiger Einsatz einer Schadensfalldatenbank zur Sammlung und Analyse eingetre- tener Schadensfälle. ● Regelmäßige Messung operationeller Risiken mit der IT-Anwendung „OpRisk-Schätzver- fahren“ auf der Grundlage von bei der Sparkasse sowie überregional eingetretener Schadensfällen. Erstellung von Notfallplänen, insbesondere im Bereich der IT. Konzentrationen bestehen bei den operationellen Risiken in folgenden Bereichen: ● Aufgrund der ausschließlichen Nutzung von IT-Anwendungen des Sparkassenverbunds bzw. der S-Rating und Risikosysteme GmbH bestehen hohe Abhängigkeiten im Falle eines Ausfalls der IT. Mit FI und SR wurden vertragliche Regelungen getroffen, die im Rahmen der Dienstleistersteuerung überwacht werden. ● Ein Szenario („gesetzliche Veränderungen“) der Risikolandkarte überschreitet mit einem Anteil von 25,75 % am jährlichen Verlustpotenzial der Risikolandkarte den Schwellenwert von 25 % zur Ermittlung einer Risikokonzentration. Es sind keine Präventivmaßnahmen möglich. 1.3 Zusammenfassende Risikobeurteilung Unser Haus verfügt über ein hinreichendes, dem Umfang der Geschäftstätigkeit angemes- senes System zur Steuerung, Überwachung und Kontrolle der vorhandenen Risiken gemäß § 25a KWG. Durch das Risikomanagement und -controlling der Sparkasse können frühzeitig die wesent- lichen Risiken identifiziert und gesteuert und Informationen an die zuständigen Entschei- dungsträger weitergeleitet werden. In 2020 bewegten sich die Risiken jederzeit innerhalb des vom Vorstand vorgegebenen Limitsystems. Das Gesamtbanklimit war am Bilanzstichtag mit 69,7% ausgelastet. Die Risikotragfähigkeit war und ist derzeit gegeben. Die durchgeführten Stresstests zeigen, dass auch außerge- wöhnliche Ereignisse durch das vorhandene Risikodeckungspotenzial abgedeckt werden können. Auf Basis der durchgeführten Kapitalplanung ist bei den bestehenden Eigenmittelanforde- rungen bis zum Ende des Planungshorizonts keine Einschränkung der Risikotragfähigkeit zu erwarten. 24
Lagebericht Risiken der künftigen Entwicklung bestehen im Hinblick auf die Auswirkungen der Covid-19- Krise, im Hinblick auf die durch die Regulatorik und die anhaltende Niedrigzinsphase belasteten weiter rückläufige Ertragslage und einer nur begrenzt ausbaufähigen Risikotrag- fähigkeit. Im Hinblick auf die tendenziell weiter steigenden Eigenkapitalanforderungen und die durchgeführte Kapitalplanung ist mittelfristig mit einer Einengung der Risikotragfä- higkeit zu rechnen. Bestandsgefährdende Risiken sind nicht erkennbar. Die Auswirkungen der Covid-19-Krise haben wir im Einklang mit unserem internen Reporting bei der Darstellung der Risiken berücksichtigt. Die Sparkasse nimmt am Risikomonitoring des Sparkassenverband Baden-Württemberg teil. Die Erhebung erfolgt dreimal jährlich. Dabei werden die wichtigsten Risikomesszahlen auf Verbandsebene ausgewertet und die Entwicklungen beobachtet. Jede Sparkasse wird insgesamt bewertet und einer Monitoringstufe zugeordnet. Die Sparkasse ist der besten Bewertungsstufe zugeordnet. Insgesamt beurteilen wir unsere Risikolage als ausgewogen. 2. CHANCENBERICHT Chancenmanagement-System Das Chancenmanagement-System unserer Sparkasse ist analog dem Risikomanagement- System in den jährlichen Planungs- und Strategieüberprüfungs-Prozess zur Geschäftsstra- tegie integriert. Strategische Chancen Chancen auf eine Steigerung unserer Ertragskraft und damit eine weitere Stärkung der Eigenmittel sehen wir insbesondere in folgenden Bereichen: ● Chancen erwarten wir weiterhin aus unseren Investitionen in zukunftsweisende Informati- onstechnologien. Als Schlüsselthemen der kommenden Jahre sehen wir die verstärkte Nutzung digitaler Vertriebskanäle sowie die digitale Beratung unserer Kunden an. Dies erweitert die Chancen, dass wir unsere Kunden bedarfsgerecht beraten sowie zielgerichtet ansprechen und dadurch die Kundenbindung stärken können. ● Chancen wollen wir dadurch nutzen, indem wir neben der Filialpräsenz in der Fläche und der flächendeckend angebotenen SB-Technik das Multikanalbanking weiter ausbauen. ● Die Chance auf eine Stabilisierung bzw. Steigerung unserer Ertragskraft wollen wir dadurch nutzen, dass wir künftig einzelne Geschäftsfelder, wie z.B. im Bereich des Genera- tionenmanagements mit zusätzlichen Produkten und Dienstleistungen ausbauen. Dies gilt Insbesondere für die Geschäftsfelder, in denen wir bislang noch unterrepräsentiert sind. So zielt unsere Produktpolitik darauf ab, in allen wirtschaftlich sinnvollen Marktseg- menten angemessen vertreten zu sein. Dazu optimieren wir laufend unsere Prozesse. ● Daneben sehen wir durch eine intensive Zusammenarbeit mit unseren Verbundpartnern in der Sparkassenorganisation die Möglichkeit, dem starken Wettbewerb und dem anhaltend hohen Rentabilitätsdruck zu begegnen. Durch unsere ganzheitliche, auf Kundengruppen abgestimmte Beratung mit dem Sparkassen-Finanzkonzept sowie anlass- und zielgrup- penorientierte Vertriebsmaßnahmen, sind gleichwohl gute Voraussetzungen gegeben, um die Marktposition im Wertpapier-, Bauspar-, Versicherungs- und Immobiliengeschäft sowie im Aktiv- und Passivgeschäft zu erhalten. 25
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