Geschäftsbericht und Jahresrechnung 2019 - BLVK

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Geschäftsbericht und Jahresrechnung 2019 - BLVK
Geschäftsbericht
und Jahresrechnung
2019
Geschäftsbericht und Jahresrechnung 2019 - BLVK
Geschäftsbericht und Jahresrechnung 2019 - BLVK
Inhaltsverzeichnis

Geschäftstätigkeit
Vorwort des Präsidenten                                                                 6
Bericht des Direktors                                                                   8
Rückblick der Vorsorge                                                                 10
Anlagejahr 2019                                                                        12
BLVK in Kürze                                                                          15

Der BLVK-Wahlkreis Seeland
Von Absinth bis Zuckerrübe18

Jahresrechnung
Bilanz30
Betriebsrechnung31

Anhang Jahresrechnung:
 1. Grundlagen und Organisation                                                        32
 2. Versicherte und Rentenbeziehende                                                  37
 3. Art der Umsetzung des Zwecks                                                      39
 4. Bewertungs- und Rechnungslegungs­grundsätze, Stetigkeit                           40
 5. Versicherungstechnische ­Risiken, Risikodeckung, ­Deckungsgrad                    42
 6. Erläuterungen der ­Vermögensanlage und des Nettoergebnisses aus Vermögensanlage   51
 7. Erläuterung weiterer Positionen der Bilanz und Betriebsrechnung                   58
 8. A uflagen der Aufsichtsbehörden                                                   61
 9. Weitere Informationen mit Bezug auf die finanzielle Lage                          62
10. Ereignisse nach dem Bilanzstichtag                                                63

Bericht der Revisionsstelle und des Experten für berufliche Vorsorge                   64

Statistik
Statistik                                                                              70
Impressum                                                                              75

                                                                                             3
Geschäftsbericht und Jahresrechnung 2019 - BLVK
Jahresrechnung

4
Geschäftsbericht und Jahresrechnung 2019 - BLVK
Geschäftstätigkeit

Geschäftstätigkeit

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Geschäftsbericht und Jahresrechnung 2019 - BLVK
Geschäftstätigkeit – Vorwort des Präsidenten

Erfreuliche Erhöhung
der finanziellen Stabilität

Das Geschäftsjahr 2019 der BLVK war geprägt von            «Stärken und Schwächen der BLVK im Marktver­
vier Themenschwerpunkten. Ein ausserordentlicher           gleich» oder «Chancen und Risiken der BLVK». Aus
Vermögensertrag ermöglicht eine Verzinsung der             den Erkenntnissen dieser Überlegungen formulierten
Sparguthaben mit 2,5 Prozent. In mehreren Sitzun­          wir Zielsetzungen und einen Katalog von Massnah­
gen wurde die Strategie 2019–2023 der BLVK festge­         men, die über die nächsten Jahre umzusetzen sind.
legt. In der Verwaltungskommission kam es zu per­
sonellen Veränderungen. Und das Massnahmenpaket            Das Geschäftsjahr der BLVK ist identisch mit dem
zur Wiederherstellung der langfristigen Rentenfinan­       Kalenderjahr. Die Amtszeit in der Verwaltungskom­
zierung führte zu einer Senkung des technischen            mission folgt hingegen dem Schuljahreszyklus von
Zinssatzes von 2,5 auf 2,0 Prozent.                        August bis Juli des Folgejahres. Per Ende Juli 2019
                                                           trat Gertrud Hachen nach 15 Amtsjahren aus der
Im abgelaufenen Jahr erreichte die BLVK eine Netto­        Verwaltungskommission aus, per Ende Septem­
rendite von 11,9 Prozent auf den Kapitalanlagen – ein      ber tat es ihr Siegfried Walser nach 13 Amtsjahren
Ergebnis, das zweifellos als eines der erfolgreichsten     gleich. Damit verliert die Verwaltungskommis­
in die Geschichte unserer Pensionskasse eingehen           sion 28 Jahre wertvoller Erfahrung. Während ihrer
wird. Dieser erfreuliche Anlageerfolg eröffnet finan­      Amtszeit haben die beiden Zurücktretenden drei
ziellen Handlungsspielraum: Bereits zum zweiten Mal        Geschäftsleitungen begleitet, Änderungen der
seit dem Primatwechsel konnten die Sparguthaben            Organisation von Verwaltungskommission und Ge­
mit 2,5 Prozent verzinst werden. Noch wichtiger ist        schäftsstelle, Modifikationen des Vorsorgeplanes,
die finanzielle Stabilität, die sich durch dieses Ergeb­   dazu das Grossprojekt «Futura» sowie den Wechsel
nis erhöhte: Der Deckungsgrad unserer Pensionskas­         vom Leistungs- zum Beitragsprimat im Rahmen des
se verbesserte sich auf 96,0 Prozent (die Vorgabe des      neuen Pensionskassengesetzes des Kantons Bern
Finanzierungsplanes beträgt per Ende 2019 92,0 Pro­        (2009–2014) mitgestaltet und mitgetragen.
zent), und die Vorsorgekapitalien wurden wesentlich
verstärkt.                                                 Gertrud Hachen war Mitglied des Audit Committees.
                                                           Per August 2012 wählte sie die Verwaltungskommis­
«Die BLVK ist eine dienstleistungsorientierte Vor­         sion zur Vizepräsidentin. In der Folge bekleidete sie im
sorgeeinrichtung mit der obersten Zielsetzung, den         Zwei-Jahres-Rhythmus abwechselnd das Amt der Vi­
Finanzierungsplan ohne weitere Sanierungsmassnah­          zepräsidentin und Präsidentin. Siegfried Walser war ab
men einzuhalten und die Leistungsversprechen si­           Beginn seiner Amtszeit Mitglied des Anlageausschus­
cherzustellen.» Unter diesem Leitsatz beschäftigten        ses und ab 2010 bis zum Austritt dessen Vorsitzender.
sich Verwaltungskommission und Geschäftsleitung            Wir danken den beiden herzlich für die im Dienste der
im ersten Halbjahr 2019 schwergewichtig mit der            BLVK geleistete, grosse Arbeit.
«Strategie BLVK 2019–2023». In mehreren Arbeits­
sitzungen, in die alle Mitarbeitenden einbezogen           Als Nachfolgerin von Gertrud Hachen wählte die
waren, wurden Fragen erörtert, die für die mittelfris­     Delegiertenversammlung im Juni 2019 Esther Peyer,
tige Entwicklung der BLVK massgebend sind. Zum             Berufsschullehrerin an der Wirtschafts- und Kader­
Beispiel «Megatrends in der beruflichen Vorsorge»,         schule (WKS) KV Bern. Der Regierungsrat des Kantons

6
Geschäftsbericht und Jahresrechnung 2019 - BLVK
Geschäftstätigkeit – Vorwort des Präsidenten

                                                             «Noch wichtiger ist
                                                               die finanzielle Stabilität,
                                                               die sich durch das
                                                               gute Geschäftsergebnis
                                                               erhöhte.»
                                                               Hansjürg Schwander
                                                               Präsident Verwaltungskommission

Bern wählte Hansjörg Gurtner, bis Ende September             sein muss, war die Verwaltungskommission gezwun­
2019 Geschäftsleiter der Bernischen BVG- und Stif­           gen, diesen von 2,5 auf 2,0 Prozent zu senken. Dies
tungsaufsicht (BBSA), zum Nachfolger von Siegfried           war nur eine der Massnahmen des Beschlusspakets,
Walser. Die beiden Neugewählten nahmen Einsitz im            die über einen Zeitraum von rund fünf Jahren um­
Anlageausschuss und haben sich rasch in ihre Aufga­          zusetzen sind. Es umfasst neben der Senkung des
ben eingearbeitet.                                           technischen Zinssatzes und der Erhöhung des Ren­
                                                             tenkapitals auch die künftige Senkung der Um­
Wer davon ausgeht, bei einem Nettoergebnis von bei­          wandlungssätze, die Bildung von Rückstellungen zur
nahe 12 Prozent im abgelaufenen Geschäftsjahr werde          Finanzierung von Übergangsbestimmungen beim
die BLVK künftig frei von Finanzierungssorgen sein, hat      Inkraftsetzen der tieferen Umwandlungssätze und
leider nur bedingt recht. Das finanzielle Ergebnis ist vor   den Antrag an den Regierungsrat zur Erhöhung der
allem die Folge von Massnahmen der Notenbanken zur           Sparbeiträge zur Verbesserung und Wiederherstel­
Konjunkturstützung und widerspiegelt kaum die nach­          lung der langfristigen Rentenerwartungen.
haltige Entwicklung der Weltwirtschaft. Die weltweite
Tiefzinspolitik – die 10-jährige Anleihe der Eidgenos­       Mein grosser Dank gilt im Geschäftsjahr 2019 vorab
senschaft wurde zum Tiefstpunkt im vergangenen               allen Mitarbeitenden der BLVK für ihren täglichen
Jahres mit minus 1,2 Prozent verzinst – verstärkte den       dienstleistungsorientierten Einsatz für die Versi­
Anlagenotstand im Zinsgeschäft und leitete zusätzli­         cherten. Ein herzliches Dankeschön geht aber auch
che Vermögensanteile in die Sachwerte (Aktien, Immo­         an meine Kolleginnen und Kollegen der Verwaltungs­
bilien), was deren Marktwerte weiter in die Höhe trieb.      kommission und der Geschäftsleitung für die enga­
                                                             gierte, sachbezogene und offene Zusammenarbeit.
Für Pensionskassen ist mit Blick auf die Sicherung
der Rentenansprüche die langfristige Ertragserwar­
tung massgebend, deren Berechnung wesentlich auf
der Entwicklung der Zinsen fusst. Die seit Anfang
2019 geltende Anlagestrategie der BLVK ist abge­
stimmt auf die Risikofähigkeit der Kasse und weist           Hansjürg Schwander
eine Ertragserwartung von 2,02 Prozent auf. Weil der         Präsident der
technische Zinssatz tiefer als die Ertragserwartung          Verwaltungskommission

                                                                                                                   7
Geschäftsbericht und Jahresrechnung 2019 - BLVK
Geschäftstätigkeit – Bericht des Direktors

Finanzierungsplan
wieder gut auf Kurs

Die BLVK blickt auf ein sehr erfreuliches Geschäfts­    grosse Herausforderungen. Im Jahresverlauf hat sich
jahr zurück. Zum einen verzeichneten wir ein sehr       die zu erwartende Rendite der von der BLVK seit dem
erfolgreiches Anlagejahr, in dem das Anlagever­         1. Quartal 2019 umgesetzten Anlagestrategie auf
mögen der BLVK von knapp CHF 7,4 Mrd. auf rund          etwas mehr als 2 Prozent reduziert. Die Verwaltungs­
CHF 8,3 Mrd. angewachsen ist. Damit hat sich auch       kommission hat deshalb entschieden, den techni­
der Deckungsgrad deutlich verbessert, und wir sind      schen Zinssatz per 31.12.2019 von 2,5 auf 2,0 Prozent
beim Finanzierungsplan wieder gut auf Kurs. Zum         zu senken. Die laufenden Renten sind von dieser
anderen konnten wir auch unsere Strukturen optimie­     Anpassung nicht betroffen.
ren: Wir haben die Geschäftsleitung komplettiert, die
Wahlkreise angepasst und im Bereich der Nachhaltig­     Seit dem 1. April 2019 ist die Geschäftsleitung der
keit wichtige Akzente gesetzt.                          BLVK wieder komplett. Wir freuen uns, dass mit
                                                        Olivier Laterali ein neuer Leiter Vorsorge zu uns ge­
Das Anlagejahr 2019 wird als eines der besten der       stossen ist. Mit seinem breiten Know-how und seiner
letzten Jahre in die Geschichte der BLVK eingehen.      langjährigen Erfahrung bringt er alles mit, um diese
Die Aktienmärkte verzeichneten 2019 neue Höchst­        verantwortungsvolle Position zu prägen und optimal
stände. Das Plus des Swiss Performance Index SPI        auf die Bedürfnisse unserer Versicherten einzugehen.
betrug Ende Jahr mehr als 30 Prozent. Dank              Als Romand repräsentiert er die französische Sprach­
dieser Entwicklung sind auch die Vorsorgevermögen       region.
der Schweizer Pensionskassen stark gestiegen:
Die Studie Pensionskassen-Performance der UBS           Die Wahlkreise der BLVK wurden im vergangenen
weist für 2019 eine Rendite von 11,13 Prozent aus,      Geschäftsjahr den kantonalen Wahlkreisen ange­
der Pensions­kassenindex der Credit Suisse lag          glichen. Dies hat die Delegiertenversammlung BLVK
bei 11,48 Prozent und der Pensionskassen-Monitor        am 5. Juni 2019 beschlossen. Die Bezeichnungen der
von Swisscanto bei 11,52 Prozent. Die Anlage­           Wahlkreise entsprechen jetzt jenen des Berufsver­
performance der BLVK lag mit 11,9 Prozent sogar         bandes Bildung Bern: Bern, Biel-Seeland, Emmen­
über dem Branchenschnitt.                               tal, Jura bernois, Mittelland Nord, Mittelland Süd,
                                                        Oberaargau, Oberland und Thun. Keine Anpassung
Dank diesem guten Resultat hat sich die finanzielle     erfolgte beim Wahlkreis für die Versicherten der mit
Situation der BLVK gegenüber dem Vorjahr deutlich       Vertrag angeschlossenen Arbeitgeber. Die Änderun­
verbessert. Der Deckungsgrad ist – trotz Senkung des    gen sind per 1. Januar 2020 in Kraft getreten. Für die
technischen Zinssatzes von 2,5 auf 2,0 Prozent per      Delegierten-Wahlen vom 10. Juni 2020 gelten bereits
31. Dezember 2019 – von 90,3 auf 96,0 Prozent ange­     die neuen Wahlkreise. Wir stellen Ihnen in unserem
stiegen. Die Unterdeckung hat sich von CHF 790 Mio.     Geschäftsbericht einen Wahlkreis nach dem anderen
auf rund CHF 348 Mio. reduziert. Beim Finanzierungs­    vor. Nachdem letztes Jahr der Wahlkreis Stadt Bern
plan ist die BLVK somit wieder bestens auf Kurs.        an der Reihe war, ist es diesmal die Region Biel-See­
                                                        land, die touristisch einiges zu bieten hat. Was sie
Das anhaltend tiefe Zinsumfeld stellt die Pensions­     nebst dem französischsprachigen Einfluss sonst noch
kassen und damit auch die BLVK aber weiterhin vor       prägt, erfahren Sie ab Seite 18.

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Geschäftsbericht und Jahresrechnung 2019 - BLVK
Geschäftstätigkeit – Bericht des Direktors

                                                         «Deckungsgrad:
                                                           von 90,3 auf 96,0 Prozent
                                                           ­gestiegen.»
                                                           Thomas Keller
                                                           Direktor der BLVK

Die Verwaltungskommission hat sich im vergangenen        Ausübung der Stimmrechte direkt wahr. Das Thema
Jahr auch mit der Überarbeitung des Organisations­       Nachhaltigkeit wird die BLVK im Jahr 2020 weiter be­
reglements, des Teilliquidationsreglements und des       schäftigen. Wir lassen unser Wertschriften-Portfolio
Rückstellungs- und Wertschwankungsreservenregle­         erneut überprüfen und werden das Nachhaltigkeits­
ments befasst. Die überarbeiteten Reglemente sind        konzept überarbeiten.
seit dem 1. Januar 2020 in Kraft und können auf der
BLVK-Website heruntergeladen werden.                     Ich danke allen Mitarbeitenden der BLVK für ihren
                                                         grossen Einsatz im vergangenen Geschäftsjahr und
Auch in puncto Nachhaltigkeit hat die BLVK in den        allen Vertreterinnen und Vertretern der Verwaltungs­
letzten Jahren richtungsweisende Massnahmen              kommission für die gute Zusammenarbeit.
beschlossen. 2015 wurde das Wertschriften-Port­
folio zum ersten Mal durch einen externen Anbieter
hinsichtlich Nachhaltigkeit überprüft. Seit 2017
verfügen wir über ein eigenes Nachhaltigkeitskon­
zept. Mit verschiedenen Massnahmen haben wir die         Thomas Keller
Nachhaltigkeit unserer Vermögensanlagen erhöht.          Direktor
Wir stützen uns dabei auf die von der Schweiz rati­
fizierten Konventionen und Verträge wie beispiels­
weise die Prinzipien des UN Global Compact. Aktuell
schliessen wir über 60 Unternehmen, die sich nicht
an diese Vorgaben halten, aus dem Anlageuniversum
aus. Die BLVK ist Mitglied der Ethos Stiftung, des
Ethos Engagement Pools Schweiz sowie des Ethos
Engagement Pools International. Mit diesen Mit­
gliedschaften unterstützen wir die Initiative «Climate
Action 100+», welche die 100 grössten Treibhaus­
gas-Emittenten ermutigt, die Emission entlang
ihrer Wertschöpfungsketten zu verbessern. In der
Schweiz nehmen wir zudem unseren Einfluss mittels

                                                                                                                9
Geschäftsbericht und Jahresrechnung 2019 - BLVK
Geschäftstätigkeit – Rückblick der Vorsorge

Neue Organisation und
höhere Bestandeszahlen

                                              Die Abteilung Vorsorge der BLVK nutzte die Gelegen­
                                              heit des Leitungswechsels, um die eigene Organisa­
                                              tion zu überprüfen und zu optimieren. Jetzt verfügen
                                              wir über eine klarere Kompetenzverteilung und ein
                                              leistungsfähiges internes Vertretungssystem. Dies ist
                                              eine wichtige Voraussetzung, um unsere Aufgaben
                                              noch besser wahrnehmen und die Erwartungen unse­
                                              rer Versicherten noch besser erfüllen zu können. Für
                                              2020 haben wir uns bei den kundenbezogenen Dienst­
                                              leistungen weitere Optimierungen zum Ziel gesetzt,
                                              insbesondere beim telefonischen Kontakt und beim
                                              Angebot für Simulationsrechnungen auf der Website.
                                              Sobald diese Änderungen umgesetzt sind, werden wir
                                              unsere Kundinnen und Kunden gerne informieren.

                                              Der Versichertenbestand der BLVK nahm im Berichts­
                                              jahr zu: Die Zahl der aktiven Versicherten stieg von
                                              17 442 auf 17 800 (+2,1 Prozent), jene der Renten­
                                              beziehenden von 8 325 auf 8 675 (+4,2 Prozent).
                                              Diese Entwicklung ist keine Überraschung, denn die
                                              «Babyboomer» (Personen, die zwischen 1946 und
                                              1964 geboren wurden) gehen jetzt in den Ruhestand.
                                              Deshalb ist für die nächsten zehn Jahre mit einem
                                              deutlichen Anstieg der Altersrentner zu rechnen.
                                              Diese demografische Entwicklung betrifft die ganze
                                              Schweiz – und zwar sowohl die 1. Säule (AHV) als auch
                                              alle Vorsorgeeinrichtungen (2. Säule). Die BLVK hat
                                              sich auf dieses Wachstum eingestellt, indem sie ihre
                                              Verpflichtungen vorsichtiger berechnet. Sie berück­
                                              sichtigt zum Beispiel aufgrund der in der Lehrerschaft
                                              verzeichneten höheren Lebenserwartung eine um
                                              15,1 Prozent geringere Sterbewahrscheinlichkeit bei
                                              den Altersrentnern.

10
Geschäftstätigkeit – Rückblick der Vorsorge

Im Bereich des Case Managements für Lehrperso­            An der Delegiertenschulung vom 20. November 2019
nen (CMLP) engagiert sich die BLVK weiter. Diese          wurden die verschiedenen Vorschläge der «BVG-­
Dienstleistung wird von den betroffenen Lehrkräf­         Reform 2022» erläutert (vorbehältlich künftiger
ten sehr geschätzt. Dabei werden Lehrpersonen,            Änderungen). Auf der Website der BLVK kann eine
die infolge Krankheit arbeitsunfähig sind, von Case       Dokumentation dazu eingesehen werden. Über den
Managerinnen oder Case Managern bei der berufli­          Entwurf «BVG-Reform 2022» dürfte in den kom­
chen Wiedereingliederung unterstützt. Im Kanton           menden Parlamentssitzungen debattiert werden.
Bern können alle Lehrpersonen diese Dienstleis­           Sobald ein politischer Kompromiss und eine endgül­
tung in Anspruch nehmen, die dem Gesetz über die          tige Lösung gefunden sind, informiert die BLVK ihre
Anstellung der Lehrkräfte (LAG) unterliegen. Sie         ­Versicherten über Entscheidungen, die für sie rele­
wird im Auftrag der Bildungs- und Kulturdirektion         vant sind.
des Kantons Bern (BKD) durchgeführt. Synergien
mit der BLVK sind daher wichtig: Im November 2019
nahm eine Delegation der BLVK an einer Sitzung           Olivier Laterali
zum Informationsaustausch teil.                          Leiter Vorsorge

Nach der Ablehnung der Reform der «Altersvorsorge
2020» durch das Volk und die Kantone (Volksab­
stimmung vom 24. September 2017) hat der Bundes­
rat beschlossen, die 1. und 2. Säule getrennt zu
revidieren. Hierzu forderte er die Sozialpartner auf,
ihre Vorschläge und Ideen im Bereich des BVG
ein­zureichen. Der ASIP (Schweizerischer Pensions­
kassenverband) hat im Mai 2019 einen Reformvor­
schlag für die zweite Säule vorgelegt. Am 2. Juli 2019
stellten der Schweizerische Gewerkschaftsbund,
der Schweizerische Arbeitgeberverband und Travail
Suisse ihr Dokument mit dem Titel «Ergebnisse
der Verhandlungen zwischen den Sozialpartnern» zur
Reform des BVG vor. Der Schweizerische Gewerbe­
verband war mit diesem Vorschlag nicht einver­
standen und legte dem Bundesrat am selben Tag
eigene Lösungen vor.

                                                                                                                11
Geschäftstätigkeit – Anlagejahr 2019

Ein aussergewöhnlicher
Anlagejahrgang

Das Anlagejahr 2019 geht als eines der besten der        konnte die Zahlung von Negativzinsen nicht vermie­
letzten Dekade in die Geschichte der BLVK ein. Dabei     den werden. Die Währungsabsicherung erfolgte wie in
waren die Vorzeichen alles andere als positiv. Der       den Vorjahren über Devisentermingeschäfte. Auf­
Jahresausklang 2018 war von grösseren Verlusten          grund der hohen Absicherungskosten in USD blieb die
an den Aktienmärkten geprägt. Die politischen            Absicherungsquote in dieser Währung bei 60 Prozent.
Unsicherheiten drückten auf die Stimmung, allen          Die übrigen Währungen wurden zu 75 Prozent abge­
voran der Handelsstreit der USA mit China und der        sichert.
ungelöste BREXIT. Dazu kam eine Abkühlung der
Wirtschaft. Befeuert durch die Kehrtwende der            Entgegen der Erwartungen sanken die Zinsen weiter.
US-Notenbank mit der Lockerung der Geldpolitik,          Im August wurde mit einer Verzinsung von minus
nahmen die Kapitalmärkte aber Fahrt auf, sodass          1,2 Prozent für die zehnjährigen Bundesobligationen
die BLVK bis zum Jahresende 2019 eine Rendite von        ein neuer historischer Tiefstwert erreicht. Bis zum
11,9 Prozent auf dem von ihr verwalteten Vermögen        Jahresende stieg die Verzinsung wieder leicht an,
erwirtschaften konnte. Kaum eine Anlagekatego­           verblieb aber im negativen Bereich. Die tieferen Ver­
rie musste im Berichtsjahr eine negative Rendite         zinsungen führten im Schweizer Franken zu höheren
ausweisen.                                               Preisen im Obligationenportfolio und einer Rendite
                                                         von 2,5 Prozent. Der Kanton verzinste seine «Rest­
Neben dem Tagesgeschäft galt es im Berichtsjahr          schuld» von CHF 409 Mio. mit 1,67 Prozent.
auch, die von der Verwaltungskommission Ende 2018
beschlossene neue Anlagestrategie umzusetzen. Für        Für die Kehrtwende der Notenbankpolitik waren vor
diese Neuausrichtung wurde das erste Halbjahr re­        allem die USA verantwortlich. Die Analysten, die Ende
serviert. Praktisch alle Arbeiten konnten fristgerecht   2018 noch von weiteren Zinserhöhungen ausgegan­
erledigt werden. Einzig der Vermögensverwalter der       gen waren, mussten diese Erwartung schon bald revi­
Aktien Emerging Markets ist noch nicht operativ tä­      dieren. In den USA wurden die Zinsen stattdessen drei
tig. Die neue Anlagestrategie weist eine um 6 Prozent    Mal gesenkt. Aufgrund der schwächelnden Wirtschaft
höhere Aktienquote aus. Bei den globalen Unter­          wurde auch in Europa die Geldpolitik weiter gelockert.
nehmensanleihen wird auf die Laufzeitenbeschrän­         Wie im Schweizer Franken führte dies auch bei den
kung von ein bis drei Jahren verzichtet. Im Schweizer    Obligationen in Fremdwährungen zu Preissteigerun­
Immobilienbereich wird der Fokus verstärkt auf           gen und zu einer positiven Jahresrendite. Auf dem
NAV-basierte Anlagen (Nettoinventarwert) gelegt.         gesamten Fremdwährungsbestand der Obligationen
Auf alternative Anlagen wird mit Ausnahme von In­        resultierte letztlich eine Rendite von 5,8 Prozent. Die
surance Linked Securities (ILS) verzichtet.              Wertsteigerung der globalen Unternehmensanleihen
                                                         liegt bei 6,3 Prozent.
Das Umfeld der Negativzinsen machte die Bewirt­
schaftung der Liquidität zu einer anspruchsvollen        Die Quote für Wandelanleihen wurde in der über­
Aufgabe. Trotz einer tieferen Liquiditätsquote, der      arbeiteten Anlagestrategie von 6 auf 5 Prozent
Aushandlung von Freigrenzen mit den Geschäfts­           gekürzt. Die ausserordentlich gute Aktienmarkt­
banken und dem Ausweichen auf andere Währungen           entwicklung, weiter sinkende Zinsen und tiefere

12
Geschäftstätigkeit – Anlagejahr 2019

Kreditaufschläge führten bei den Wandelanleihen         Der Bestand an Hypotheken ist per Ende 2019 auf
zu einer Rendite von 6,4 Prozent. Beide Vermögens­      CHF 275 Mio. angestiegen. Als Ergänzung zu den
verwalter haben die Messlatte im vergangenen Jahr       direkten Hypothekaranlagen waren per Ende 2019
übertroffen.                                            CHF 59,6 Mio. im Wohnbauhypotheken-Fonds für
                                                        institutionelle Anleger der Bank Julius Bär investiert
Die Aktienquote wurde in der überarbeiteten Anla­       (2018: CHF 59,7 Mio.).
gestrategie um 6 Prozent erhöht. Schweizer Aktien
werden neu mit 11 Prozent (vorher 8 %) und Emerging     Die weiter fallenden Zinsen führten zu einer grösseren
Markets mit 4 Prozent (vorher 2 %) gewichtet. Die       Investitionsnachfrage nach Immobilien. Die attrakti­
Quote der globalen Aktien wurde um 1 auf 15 Prozent     ven Ausschüttungsrenditen stützten die Nachfrage
erhöht. Mit Ausnahme des SPI20-Portfolios werden        nach indirekten Immobilien zusätzlich. Der Rendite­
alle übrigen Aktienportfolios durch externe Vermö­      druck auf dem Direktmarkt hat sich im letzten Jahr
gensverwalter geführt. Die Aktienmärkte zeigten sich    weiter vergrössert, verstärkt durch eine rege Emissi­
übers ganze Jahr gesehen resistent gegenüber dem        onstätigkeit der Immobilienfonds, Immobilienaktien­
Handelskonflikt und den geopolitischen Unruhen.         gesellschaften und Immobilienanlagestiftungen. Die
Kursrückschläge wurden als Einstiegschance wahrge­      Aufschläge (Agios) auf den Nettoinventarwert der
nommen und konnten so rasch wieder wettgemacht          verschiedenen Gefässe haben sich bis Ende Jahr auf
werden. Viele Aktienmärkte erreichten im Verlauf        über 30 Prozent mehr als verdoppelt. Die Schweizer
des Jahres 2019 neue historische Höchststände.          Immobilienfonds und Immobilienaktiengesellschaften
Die Schweiz gehörte mit einem Zugewinn von 30,9         erreichten Renditen von über 21 Prozent. Die auslän­
Prozent zu den stärksten Aktienmärkten. Mit einem       dischen «Real-Estate-Investment-Trusts» (REIT’s)
Wertzuwachs von 26,1 Prozent lagen die Aktien im        weisen mit Wertsteigerungen von 22 Prozent in Nord­
MSCI World nur leicht zurück. Dagegen vermochten        amerika und 23,8 Prozent in Europa aktienähnliche
die Aktien in den Emerging Markets die in sie gesetz­   Renditen aus. Mit diesen hervorragenden Resultaten
ten Hoffnungen mit einer Rendite von 17 Prozent         lieferte die Anlagekategorie Immobilien einen we­
nicht ganz zu erfüllen. Auf dem gesamten Aktienbe­      sentlichen Beitrag zum erfreulichen Gesamtergebnis
stand betrug die Rendite der BLVK 26,4 Prozent und      der BLVK-Kapitalanlagen.
trug damit 7,3 Prozent zum Gesamtergebnis bei.

Die Zusammenarbeit mit den Hypothekenvermitt­           Theodor Tillmann
lern HypoPlus und Moneypark wurde weitergeführt.        Leiter Kapitalanlagen
Bei der Verwaltung der Hypotheken zählt die BLVK
weiterhin auf die Dienste der BEKB. Die Hypothekar­
zinsen sind im Verlauf des Jahres weiter gesunken,
und die Nachfrage war vor allem im ersten Halbjahr
gross. Die Hypothekarnehmer bevorzugen im aktuel­
len Tiefstzinsumfeld lange Laufzeiten. Deshalb wurde
das Laufzeitenangebot bis auf 15 Jahre ausgedehnt.

                                                                                                                 13
BLVK in Kürze

Ausgewählte Kennzahlen

Versicherte und Rentenbeziehende                                          Einheit      2019      2018
Versicherte                                                               Anzahl     17 800    17 442
Rentenbeziehende                                                          Anzahl      8 675     8 325
Total Versicherte und Rentenbeziehende                                               26 475    25 767
Verwaltungsaufwand pro Versicherten und Rentenbeziehenden                 CHF           173       220
Versicherte Löhne                                                         Mio. CHF   1 141,6   1 121,7
Verwaltungsaufwand in Prozent der versicherten Löhne                      Prozent        0,4       0,5
Durchschnittlicher Beschäftigungsgrad                                     Prozent      71,5      71,7
Ordentliche und übrige Beiträge und Einlagen                              Mio. CHF    375,1     371,5
Reglementarische Leistungen                                               Mio. CHF   – 362,4   – 351,6

Deckungsgrad                                                              Einheit      2019      2018
Vorsorgekapital                                                           Mio. CHF   8 349,9   7 972,3
Technische Rückstellungen                                                 Mio. CHF    249,1     178,8
Total Vorsorgekapital und technische Rückstellungen                       Mio. CHF   8 599,0   8 151,1
Verfügbares Vorsorgevermögen                                              Mio. CHF   8 251,2   7 361,2
Deckungsgrad Global (nach Art. 44 Abs. 1 BVV 2)                           Prozent      96,0      90,3
Deckungsgrad Aktive Versicherte                                           Prozent      91,2      79,3

Bilanz / Betriebsrechnung                                                 Einheit      2019      2018
Bilanzsumme                                                               Mio. CHF   8 267,6   7 374,8
Netto-Ergebnis aus dem Versicherungsteil                                  Mio. CHF   – 426,1    – 80,3
Netto-Ergebnis aus Vermögensanlage                                        Mio. CHF    872,8    – 279,5
Verwaltungsaufwand                                                        Mio. CHF     – 4,6     – 5,7
Ertrags- (+) / Aufwandüberschuss (–)                                      Mio. CHF    442,2    – 365,4

Vermögensanlagen                                                          Einheit      2019      2018
Vermögensanlagen                                                          Mio. CHF   8 267,6   7 374,8
Verwaltungsaufwand der Vermögensanlage                                    Mio. CHF    – 18,3    – 17,3
Netto-Rendite auf Anlagevermögen                                          Prozent      11,9      – 3,6
Netto-Renditeerwartung jährlich gemäss Strategie                          Prozent        2,0       2,3
Benchmark                                                                 Prozent      12,0      – 3,1

Allgemeine Angaben                                                        Einheit      2019      2018
Umwandlungssatz                                                           Prozent        5,3       5,4
Technischer Zinssatz                                                      Prozent        2,0       2,5
Effektive Verzinsung der Sparguthaben und Zusatzsparkonti per Ende Jahr   Prozent        2,5       1,0
Unterjährige Verzinsung der Sparguthaben und Zusatzsparkonti              Prozent        1,0       1,5

Organisation
Körperschaft des öffentlichen Rechts
Gründung im Jahre 1818
Beitragsprimat

                                                                                                         15
Von Absinth bis Zuckerrübe

16
Von Absinth bis Zuckerrübe

BLVK-Wahlkreise

                                         17
Der BLVK-Wahlkreis Seeland:
Von Absinth bis Zuckerrübe

In unserer aktuellen Wahlkreis-Serie stellen wir
das Seeland vor. Der Wahlkreis Seeland umfasst 61 Gemeinden
in der Region um den ­Bielersee und stellt 12 Delegierte.
21 kurze Texte ­dokumentieren die touristischen, wirtschaftlichen
und kulturellen Highlights der Gemüsekammer der Schweiz.

Das Seeland in Zahlen

• D ie Verwaltungsregion setzt sich zusammen
   aus den früheren Ämtern: Aarberg, Biel, Büren,
   Erlach und Nidau sowie zwei Gemeinden aus
   dem Amt Fraubrunnen.
• Zwei Seen: Bieler- und Neuenburgersee
• Anzahl Gemeinden: 61
• Fläche: 430,87 km²
• Einwohnerinnen und Einwohner: 175 780
• Sitz Grundbuchamt: Schloss Nidau

                                                            Vom Kurort zum Sportzentrum

                                                            «Alle Wege führen nach Magglingen.» Diese Aussage
                                                            würden wohl die meisten Schweizer Spitzensport­ler
                                                            beteuern. In Magglingen vereint das Bundesamt für
                                                            Sport den Breitensport (J+S), den Leistungssport,
                                                            die Forschung und die Sportlehrerausbildung unter
                                                            einem Dach. Der Bieler Stadtarzt Cäsar Adolf Bloesch
                                                            hatte im 18. Jahrhundert die Idee, auf den Anhöhen
                                                            des Magglingerberges einen Kurort zu errichten. Mit
                                                            der Eröffnung der Seilbahn Biel–Magglingen 1887
                                                            wurde das Grand Hotel Kurhaus Magglingen zur
                                                            Touristenattraktion. Rund 60 Jahre später gründete
                                                            die Eidgenossenschaft in M
                                                                                     ­ agglingen die Sportschu­
                                                            le, um junge Männer körperlich und geistig auf das
                                                            Soldatendasein vorzubereiten. In den 1950er-Jahren
                                                            wurde die Sportschule weiter ausgebaut und später
                                                            zum Bundesamt erweitert.
                                              Bild: BASPO

18
Von Absinth bis Zuckerrübe

Fussball und Hockey unter einem Dach

Das Doppelstadion im Bieler Bözingenfeld ist
schweizweit einzigartig: Unter ihrem Dach vereint
die Tissot Arena ein Fussballstadion, ein Eishockey­
stadion, ein überdachtes Eisfeld, ein Fussball­
trainingsfeld und eine Curlinghalle. Das integrierte
Einkaufszentrum «Galerie-Arena», zahlreiche
Restaurants und Bars sowie eine Skylounge sorgen
dafür, dass es den Besuchenden an nichts fehlt.
In der Tissot Arena finden zudem kulturelle Veran­
staltungen, Show-Events und Kongresse statt.
In einer Disziplin ist das Stadion sogar selber Meister:
Es hält den Weltrekord für das grösste in einem
Stadion integrierte Solarkraftwerk.
                                                                                                               Bild: Mark Baumgartner

                                                                                       Petri dank!

                                                                                       Mit einer Länge von 15 Kilometern
                                                                                       und einer maximalen Breite von vier
                                                                                       Kilometern ist der Bielersee knapp
                                                                                       40 Quadratkilometer gross. Die ­tiefste
                                                                                       Stelle misst 74 Meter und befindet
                                                                                       sich zwischen Lattrigen und Tüscherz.
                                                                                       Der Fischreichtum des Bielersees ist
                                                                                       unter Anglern weit herum bekannt.
                                                                                       Das Hauptinteresse der Fischer gilt den
                                                                                       Felchen, doch aufgrund seiner guten
                                                                                       Friedfischbestände ist der Bielersee
                                                                                       auch ein typischer Hecht-, Zander- und
                                                                                       Eglisee. In den Restaurants in Seenähe
                                                                                       kann man die Delikatessen dann bei
                                                                                       einem Glas Weisswein aus dem heimi­
                                                                                       schen Rebbau geniessen.
                                             Bild: Rainer Kühnis & Markus Risch 2015

                                                                                                                                        19
Von Absinth bis Zuckerrübe

Seeländer Schnaps für Schock-Rocker

Die Brennerei «Matter Spirits» in Kallnach hat einen
berühmten Stammkunden: Der Schock-Rocker
Marilyn Manson bezieht dort seinen «Mansinthe».
Wie der Patron Oliver Matter zur Rezeptur für
die rund 66,6 volumenprozentige «Grüne Fee» ge­
langte, hat legendären Charakter: Sein Urgrossvater,
ein Hobby-Viehzüchter, hatte angeblich einst
ein edles Tier gegen eine Absinth-Rezeptur einge­
tauscht. Beim Stöbern in alten Unterlagen stiess
Matter dann zufällig darauf. Auf dieser Basis kreier­
ten Matter und Manson den «Mansinthe», der in
der Manson-Fangemeinde wie auch bei anspruchs­
vollen Absinth-Geniesserinnen Anklang fand: Matter-­
Spirits ist mittlerweile der grösste Absinth-Ex­porteur
der Schweiz.

                                                                          Refugium eines Regimekritikers

                                                                          «Ich halte diese zwei Monate für meine glücklichste
                                                                          Zeit – so glücklich, dass es für mein ganzes Erden­
                                                                          dasein gereicht hätte, ohne dass in mir je der Wunsch
                                                                          aufgekommen wäre, anders zu leben.» So beschreibt
                                                                          der Philosoph und Naturforscher Jean-Jacques
                                                                          Rousseau seine Zeit im Exil auf der St. Petersinsel. Die
                                                                          Halbinsel teilt den Bielersee vom Städtchen Erlach
                                                                          bis fast auf die Höhe der Ortschaft Ligerz in zwei Be­
                                                                          cken. Rousseau, wegen seiner rebellischen Schriften
                                                                          aus Frankreich vertrieben, nutzte die Insel während
                                                                          sechs Wochen als Zufluchtsort. In seinem Spätwerk
                                                                          «Träumereien eines einsamen Spaziergängers» schil­
                                                                          dert er seinen von Botanik und Tagträumerei gepräg­
                                                                          ten Alltag, was später Persönlichkeiten wie Goethe
                                                                          oder Kaiserin Joséphine Bonaparte auf die St. Peters­
                                                                          insel lockte.
                          Bild: Tourismus Biel Seeland / swiss-image.ch

20
Von Absinth bis Zuckerrübe

                                                    Ein Haus für die Zeit

                                                    Wenn man Biel aus der Vogelperspektive betrachtet,
                                                    sticht ein Gebäude sofort ins Auge: Wie eine grosse,
                                                    hölzerne Schlange windet sich der neue Hauptsitz
                                                    der Swatch Group zwischen der Jakob-Stämpfli-­
                                                    Strasse und dem Fluss Schüss. Dieses 150-Millionen-­
                                                    Bauprojekt entstand unter der Leitung des japani­
                                                    schen Stararchitekten Shigeru Ban und umfasst die
                                                    neuen Swatch-Büros sowie einen Fabrikneubau
                                                    für die Branchen-Nachbarin Omega. Die «Cité du
                                                    Temps» soll sich gänzlich dem Thema Zeit widmen.
                                                    Unter dem Dach der «Schlange» befinden sich des­
                                                    halb zwei voneinander unabhängige Museumsräume
                                                    der Marken Swatch und Omega. Besucher können
                                                    dort in einer modern und interaktiv gestalteten Aus­
                                                    stellung in die Welt der Uhrmacherei eintauchen.

Süsse Rübe

Bereits im Mittelalter machte das Städtchen Aar­    Frauenfeld. Die beiden Standorte fusionierten 1997
berg von sich reden: Sein Marktplatz gehörte zu     zur «Schweizer Zucker AG». Jährlich verarbeiten
den grössten Umschlagplätzen der Schweiz. Auf       die beiden Fabriken zusammen über 1,7 Millionen
den Jahrmärkten wurden etwa Salz, Eisen, Stahl      Tonnen Zuckerrüben, woraus rund 300 000 Ton­
und Tuch gehandelt. Heute geht es weniger salzig    nen Zucker gewonnen werden. Für ein Kilogramm
zu und her, dafür umso süsser: 1899 entstand in     Zucker braucht es also ungefähr acht Zuckerrüben,
Aarberg die erste Zuckerfabrik der Schweiz. Heute   in einer einzelnen Rübe stecken je nach Grösse rund
verfügt die Schweiz über eine zweite Fabrik in      125 Gramm Zucker.

                                                                                                           21
Von Absinth bis Zuckerrübe

Seeländer Kulturtempel

Sie ist aus der Schweizer Kulturszene nicht mehr
wegzudenken: die KUFA Lyss. Jährlich ­veranstaltet
das Kulturzentrum über 200 Events: Konzerte,
Schüler-Discos, Theater oder auch Hochzeiten. Ganz
nach dem KUFA-Motto «Die KUFA ist für alle da».
Angefangen hat die Geschichte 1998: Ein extra ge­
gründeter Jugendverein begann in einer stillgelegten
Creabeton-Fabrikhalle in Lyss unter dem Namen
«Free Time» Konzerte zu organisieren. Das Glück
dauerte rund acht Jahre, dann erhielt der Verein die
Kündigung, musste sich ein neues Zuhause suchen
und eröffnete 2010 die neue Kulturfabrik. Heute
noch ist die Jugend- und Sozialarbeit ein wichtiger
Bereich: Jugendliche ab dem 16. Lebensjahr können
im KUFA-Team mitarbeiten, sei es an der Kasse,
bei der Bandbetreuung oder beim Kochen.

                                                                        Bild: Kulturfabrik KUFA Lyss, VonBergenLüthi Architektur

                                                       Schreibende Mädchen

                                                       Wie hat Albert Anker gelebt und gearbeitet? Das
                                                       Albert Anker-Haus in Ins beherbergt das Atelier des
                                                       Schweizer Malers, das fast unverändert mit seiner
                                                       Originaleinrichtung bis heute erhalten geblieben ist.
                                                       Albert Anker wurde 1831 in diesem Haus geboren.
                                                       Nach seiner Maturität begann er ein Theologiestu­
                                                       dium, das er aber abbrach, um sich der Malerei zu
                                                       widmen. Anker zog nach Paris und besuchte die Ecole
                                                       des Beaux-Arts. Seine Bilder stellte er regelmässig
                                                       an den Pariser Salonausstellungen aus und war somit
                                                       in der französischen Kulturszene aktiv. Häufig sind
                                                       bei ihm Kinderszenen und Porträts von Kindern. Auf­
                                                       fallend war dabei, dass er die Mädchen oft beim
                                                       Schreiben malte, obwohl diese damals meist nur im
                                                       Lesen unterrichtet wurden.

22
Von Absinth bis Zuckerrübe

Leben an der Sprachgrenze

Das Berner Seeland liegt an der Sprachgrenze:
Im Westen bildet der Zihlkanal die Grenze zwischen
der deutschsprachigen Bielerseeregion und dem
französischsprachigen Kanton Neuenburg, im Nor­
den verläuft die Sprachgrenze meist entlang der
ersten Jurakette. Die Gemeinden Biel/Bienne und
Evilard (deutsch: Leubringen) gelten offiziell als zwei­
sprachig. Eine Besonderheit von Biel, der grössten
zweisprachigen Stadt der Schweiz, ist die Häufung
von Germanismen im gesprochenen Französisch:
So erzählen sich Frankophone hier etwa «un witz»
(französisch: «une blague») und schlüpfen bei
schlechtem Wetter in ihren «manteau de pluie»
(Regenmantel, französisch: «imperméable»).
                                                                                                        Bild: Alesia Kazantceva / Unsplash

                                                                                      Wo die wilden Kerle wohnen

                                                                                      Um die Gemeinde Tschugg ranken
                                                                                      sich gleich zwei Legenden. So soll im
                                                                                      17. Jahrhundert der meiste Grund­
                                                                                      besitz in und um den Weinort Tschugg
                                                                                      der Patrizierfamilie Steiger gehört
                                                                                      haben. Da die Diplomatenfamilie aber
                                                                                      viel unterwegs war, brauchte sie vor
                                                                                      Ort kräftige Burschen für die Bewa­
                                                                                      chung ihres Landguts. Diese «tschug­
                                                                                      ger» Buben sollen also der Legende
                                                                                      nach den Ausdruck «Tschugger» für alle
                                                                                      Schutzmänner und Polizisten geprägt
                                                                                      haben. Eine weitere Geschichte besagt,
                                                                                      dass früher alle Polizisten des Kantons
                                                                                      Bern in Tschugg ausgebildet wurden.
                                                                                      Sprachwissenschaftlerinnen stehen
                                                                                      einem Zusammenhang zwischen der
                                                                                      Seeländer Gemeinde und dem Begriff
                                                                                      «Tschugger» jedoch kritisch gegen­
                                                                                      über. Sie vermuten vielmehr, dass der
                                                                                      Ausdruck vom hebräischen Begriff
                                                                                      «chockar» für «er hat gespäht» ab­
                                                                                      stammt.
                                              Bild: Bildarchiv der Gemeinde Tschugg

                                                                                                                                             23
Von Absinth bis Zuckerrübe

Sumpfige Vergangenheit

Bis vor rund 150 Jahren litt das Seeland immer wie­
der unter Überschwemmungen und war daher ein
einziger Sumpf und Seuchenherd. Mit der Juragewäs­
serkorrektion von 1868–1891 wurden in der Ebene
zwischen Bieler-, Murten- und Neuenburgersee rund
400 km² Moorfläche trockengelegt. Die Auswirkun­
gen waren in der gesamten Bielerseeregion sichtbar:
Die St. Petersinsel wurde durch den niedrigen See­
wasserspiegel zur Halbinsel, und die einst über hun­
dert Meter breite Aare schrumpfte auf einen grösse­
ren Bach. Diese «Alte Aare» fliesst zwischen Aarberg
und Büren an der Aare und gehört zum längsten
zusammenhängenden Altwassersystem der Schweiz.
                                                                                                         Bild: memreg.ch

Wer ist Anet?

Gléresse, Longeau, Anet und Chiètres – wer weiss, was diese Wörter
bedeuten? Es hilft sicher, wenn man weiss, dass es sich um Orts­
namen handelt. Viele Ortschaften im Drei-Seen-Land (also in den
Kantonen Bern, Freiburg, Neuenburg und Waadt) tragen nämlich
einen deutschen und einen französischen Namen. Aus Ligerz
wird im Französischen ­Gléresse, Lengnau wird zu Longeau, aus Ins
wird Anet und Kerzers bekommt den Namen Chiètres. Es gibt
noch weitere: Lüscherz wird zu Locras und zu Müntschemier sagen
die Romands Monsmier. Doch wer ist der Sieger beim Rennen um
den schönsten Namen? Das ist klar: Gampelen, oder eben auf Fran­
zösisch «Champion».

                                                               Grünes Gold

                                                               Das Seeland wird auch «Gemüsekammer der
                                                               Schweiz» genannt. Seit der Trockenlegung im Zuge
                                                               der Juragewässerkorrektion sind die reichhaltigen
                                                               Moorböden der Region extrem ertragreich. Bis heute
                                                               ist das grosse Moos schweizweit das grösste und
                                                               fruchtbarste Landwirtschaftsgebiet. Neben Gemüse
                                                               werden im Seeland auch Früchte, Getreide und Zu­
                                                               ckerrüben angepflanzt. Rund ein Viertel der schwei­
                                                               zerischen Gemüseernte stammt von hier. Entlang des
                                                               «Gemüsepfades» können Besucherinnen und Besu­
                                                               cher mit dem Fahrrad oder den Inlineskates einen
                                                               Blick auf die saftigen Reichtümer des Drei-Seen-Lan­
                                                               des erhaschen.
                                      Bild: Region Murtensee

24
Von Absinth bis Zuckerrübe

                                                              Wo Bild und Wort verschmelzen

                                                              Für den Schweizer Autor und Maler Friedrich Dür­
                                                              renmatt war das Seeland zum einen Rückzugsort,
                                                              zum andern Inspirationsquelle für die Schauplätze
                                                              in seinen Romanen. So hat er etwa seinen Kriminal­
                                                              roman «Der Richter und sein Henker» in Schernelz
                                                              verfasst, wo auch ein Teil der Handlung spielt. Zudem
                                                              kam Dürrenmatt die Idee für seine Tragikomödie
                                                              «Der Besuch der alten Dame» bei einem Aufenthalt
                                                              im Seeländischen Ins. Unweit des Berner Seelandes,
                                                              oberhalb von Neuenburg, steht heute das Centre
                                                              Dürrenmatt. Es besteht aus dem ehemaligen Haus
                                                              des Autors und einem Museumsneubau des Schwei­
                                                              zer Architekten Mario Botta. Neben Ausschnitten
                                                              aus seinem schriftlichen Schaffen und Informationen
                                                              zu seinem Leben sind im Museum vor allem auch
                                                              spannende Zeichnungen und Gemälde des Künstlers
                                                              ausgestellt.
Bild: Peter Friedli, Bern / Schweizerisches Literaturarchiv

Wunderbarer Weitblick

234 Stufen führen auf den höchsten
Holzturm der Schweiz. Der 40 Meter
hohe «Chutzeturm» auf dem Frienis­
berg bei Seedorf bietet einen ein­
maligen Ausblick vom Säntis bis zum
Mont Blanc; auch die Städte Bern und
Freiburg, der Bieler-, Neuenburger- und
Murtensee sowie die Jurakette liegen
im Blickfeld. Auf dem Frienisberg steht
zudem das ehemalige Kloster Frienis­
berg, das nach seiner Auflösung zuerst
ein Sitz der Berner Landvögte war,
bis es nach dem Ende der Berner Stadt­
republik 1798 zu einer Pflegeanstalt
und später zur kantonalen Knaben­
taubstummenanstalt wurde. Heute be­
findet sich im ehemaligen Kloster
das Wohn- und Pflegeheim Frienisberg.
                                                                                                      Bild: chutzenturm.ch

                                                                                                                             25
Von Absinth bis Zuckerrübe

Feine Weine

220 Hektaren Reben, über 40 Rebsor­
ten und über 80 Winzer, das sind die
Zahlen der Weinbauregion Bielersee.
Bekannt ist die Region für ihren Weiss­
wein: insbesondere für den Chasselas
(in Deutschland Gutedel genannt),
aber auch für Chardonnay, Pinot Gris
und Pinot Blanc. Die rote Hauptsorte
ist der Pinot Noir (Blauburgunder), der
im Sommer auch als Roséwein Oeil de
Perdrix beliebt ist. Auf dem Rebenweg
von Biel nach Neuenstadt durchquert
man die malerischen Rebhänge und
Winzerdörfer und erfährt viel Wissens­
wertes über den Weinbau. Oder wer
es bequemer mag, kann sich mit dem
Vini­Funi vom Winzerdorf Ligerz durch
die Rebberge hinauf nach Prêles,
auf den «Balkon des Juras» kutschieren
lassen.
                                                                                           Bild: Hans-Peter Siffert, weinweltfoto.ch

                                                               Pfahlbau-Mekka

                                                               111 Pfahlbaufundstellen rund um die Alpen nahm
                                                               die Unesco in das Inventar des Unesco-Welterbes auf.
                                                               In der Schweiz befinden sich 56 – sechs davon im
                                                               Berner Seeland, zu denen etwa die Fundstätte am
                                                               Lobsigensee zählt. Einblick in die früheren Bauern­­
                                                               gesellschaften gewähren verschiedene Orte: Zum
                                                               Beispiel das Pfahlbaumuseum in Lüscherz, das die
                                                               Artefakte des Sammlers Hans Iseli zeigt, der w­ ährend
                                                               60 Jahren mehr als 10 000 Fundstücke sammelte.
                                                               Zu den Pionieren zählt der Bieler Pfahlbauforscher
                                                               Friedrich Schwab. Er vermachte seine Sammlung
                                                               1865 der Stadt, die ihm ein Museum widmete. Heute
                                                               bildet dieses zusammen mit dem Museum Neuhaus
                                                               das NMB Neues Museum Biel. Auch das grösste
                                                               Archäologiemuseum der Schweiz befindet sich in
                                                               nächster Nähe: das Laténium im Kanton Neuenburg.
                                          Bild: Stephan Pete

26
Von Absinth bis Zuckerrübe

Die neunte Holzbrücke

Dass historische Holzbrücken den Flammen zum
Opfer fallen, kommt immer wieder vor. 1993 traf
es die historische Luzerner Kapellbrücke, 1989 die
Holzbrücke in Büren an der Aare. Bereits seit dem
Mittelalter verbindet eine Holzbrücke die Altstadt
von Büren mit der Ortschaft Reiben. Sie hatte einen
schweren Stand: Sieben Mal wurde sie vom Hoch­
wasser oder vom Feuer zerstört, bevor 1821 eine ge­
deckte Holzbrücke errichtet wurde. Doch auch diese
stand unter keinem guten Omen. 1987 schlug ein
Anschlag der mutmasslich jurassischen Befreiungs­
kämpfer fehl, doch nur zwei Jahre später loderten die
Flammen erneut und zerstörten die Brücke komplett.
Somit steht seit 1991 in Büren die neunte Holzbrücke.

                                                                Wo einst die Römer weilten

                                                                Die Gemeinde Studen galt zwischen dem 2. Jahrhundert v. Chr.
                                                                bis zum 4. Jahrhundert n. Chr. als wirtschaftliches und religiöses
                                                                Zentrum der Region – zuerst als keltische Siedlung, danach als
                                                                römisches Dorf. Eine Hafenanlage liess das einst römische Dorf
                                                                «Petinesca» am Jensberg florieren. Olivenöl aus Südspanien, Wein
                                                                aus Südfrankreich und auch Eisen kamen über den Wasserweg nach
                                                                Petinesca. In jüngster Zeit erwies sich der Jensberg als ergiebige
                                                                Fundstelle für die Archäologen. Sie entdeckten hier die ­Überreste
                                                                einer keltischen Wallanlage, eines Handwerkerquartiers, eines
                                                                Gräberfelds und eines Ziehbrunnens sowie die Fundamente eines
                                                                Tempelbezirks und einer Toranlage.
Bild: Archäologischer Dienst des Kantons Bern, Rudolf Zwahlen

Strom aus dem Taubenloch

Historischer Jurazugang, Tourismus-Hotspot und
Wasserkraft: Das alles vereint die Taubenlochschlucht
zwischen Frinvillier und Bözingen. Erstmals genutzt
wurde die Kraft der Schüss im Taubenloch, als der
Fürstbischof von Basel 1634 die Erstellung einer
Mühle mit Drahtzug am Ausgang der Schlucht in
Bözingen bewilligte. 1882 ersetzte ein Dynamo die
Mühle – der Strom sorgte in Fabrikräumen für Licht,
und das erste Elektrizitätswerk in Biel war geboren.
Heute produziert das Kleinwasserkraftwerk im Tau­
benloch jährlich rund 2 GWh Ökostrom. Das ist genug
für 500 bis 600 Vierpersonenhaushalte.
                                                                                                              Bild: Energie Service Biel/Bienne

                                                                                                                                                  27
28
Jahresrechnung

                 29
Bilanz

Aktiven in CHF                                                   Anhang              31.12.19        31.12.18
Flüssige Mittel                                                                   129 780 678     153 128 074
Forderungen                                                                        11 904 786      10 350 541
Anlagen beim Arbeitgeber                                         6.10             419 498 982     434 098 776
Obligationen                                                                    2 919 227 918    2 898 319 800
Hypotheken                                                                        334 639 758     312 180 231
Aktien                                                                          2 716 477 878    1 935 688 023
Immobilien                                                                      1 584 482 642    1 479 722 658
Alternative Anlagen                                                               144 813 572     144 787 089
Hilfsfonds                                                       7.1                6 796 014       6 508 310
Vermögensanlagen                                                 6.4             8 267 622 229   7 374 783 502
Aktive Rechnungsabgrenzungen                                                            5 590           5 637
Total Aktiven                                                                    8 267 627 819   7 374 789 139

Passiven in CHF                                                  Anhang              31.12.19        31.12.18
Freizügigkeitsleistungen und Renten                                                 7 685 670       4 539 615
Banken / Versicherungen                                                                88 458          73 293
Andere Verbindlichkeiten                                                              260 290         440 423
Hilfsfonds                                                       7.1                6 796 014       6 508 310
Verbindlichkeiten                                                7.2               14 830 432      11 561 641
Passive Rechnungsabgrenzungen                                    7.3                1 569 993       2 067 708
Vorsorgekapital Versicherte                                      5.2             3 774 126 272   3 731 081 627
Vorsorgekapital Rentenbeziehende                                 5.4             4 575 800 869   4 241 236 746
Technische Rückstellungen                                        5.5              249 112 451     178 821 080
Vorsorgekapital und technische Rückstellungen                                    8 599 039 592   8 151 139 453
Wertschwankungsreserve                                           6.3                         0              0
Stiftungskapital, freie Mittel / Unterdeckung
Stand zu Beginn der Periode                                                      – 789 979 663   – 424 613 616
Ertrags- (+) / Aufwandüberschuss (−)                                              442 167 465    – 365 366 048
Stand am Ende der Periode (Unterdeckung)                                         – 347 812 198   – 789 979 663
Total Passiven                                                                   8 267 627 819   7 374 789 139

Die in Bilanz, Betriebsrechnung und Anhang aufgeführten Beträge sind auf Franken gerundet.
Im Einzelfall weicht das Total deshalb von der Summe der einzelnen Werte ab.

30
Betriebsrechnung

In CHF                                                                                Anhang           2019            2018
Beiträge Arbeitnehmende                                                                         118 297 497     115 658 595
Beiträge Arbeitgeber                                                                            167 553 019     164 759 806
Übergangseinlage Kanton                                                                          20 883 537      24 230 183
Nachzahlungen Arbeitgeber                                                                            34 154          34 154
Einmaleinlagen und Einkaufssummen                                                                20 983 153      20 683 773
Finanzierungsbeiträge                                                                 5.9        47 321 960      46 161 953
Ordentliche und übrige Beiträge und Einlagen                                                    375 073 319     371 528 462
Freizügigkeitseinlagen                                                                           58 750 999      53 732 195
Einzahlungen WEF-Vorbezüge / Scheidung                                                            4 475 681       3 392 610
Eintrittsleistungen                                                                              63 226 681      57 124 805
Zufluss aus Beiträgen und Eintrittsleistungen                                                   438 300 000     428 653 268
Altersrenten                                                                                   − 264 139 258   − 253 584 043
Hinterlassenenrenten                                                                            − 28 272 931    − 28 095 489
Invalidenrenten                                                                                 − 15 595 492    – 15 855 850
Übrige reglementarische Leistungen                                                               − 1 432 067     − 1 472 940
Kapitalleistungen bei Pensionierung                                                             − 51 460 659    − 52 392 600
Kapitalleistungen bei Tod und Invalidität                                                        − 1 465 963      − 225 985
Reglementarische Leistungen                                                                    − 362 366 370   − 351 626 907
Freizügigkeitsleistungen bei Austritt                                                           − 45 207 733    − 45 530 843
Vorbezüge WEF / Scheidung                                                                        − 7 627 437    − 10 005 205
Austrittsleistungen                                                                             − 52 835 170    − 55 536 048
Abfluss für Leistungen und Vorbezüge                                                           − 415 201 540   − 407 162 955
Auflösung (+) / Bildung (−) Vorsorgekapital Versicherte                                          42 829 543      30 127 095
Auflösung (+) / Bildung (−) Vorsorgekapital Rentenbeziehende                                   − 334 564 123   −106 025 385
Auflösung (+) / Bildung (−) technische Rückstellungen                                           − 70 291 371     11 583 114
Verzinsung des Sparkapitals                                                                     − 85 874 187    − 36 270 563
Auflösung (+) / Bildung (−) Vorsorgekapitalien und technische Rückstellungen                   − 447 900 139   − 100 585 739
Beiträge an Sicherheitsfonds                                                                     − 1 257 963     − 1 159 002
Versicherungsaufwand                                                                             − 1 257 963     − 1 159 002
Netto-Ergebnis aus dem Versicherungsteil                                                       − 426 059 641    − 80 254 428
Flüssige Mittel                                                                                 − 14 446 455    − 42 566 165
Obligationen                                                                                    149 547 380     − 19 775 387
Hypotheken                                                                                        3 208 711       2 999 221
Aktien                                                                                          547 071 479    − 200 039 584
Immobilien                                                                                      202 678 682      − 7 302 028
Alternative Anlagen                                                                               2 454 298       3 715 349
Übrige Anlagen                                                                        6.7           553 605         799 335
Erfolg der Vermögensanlage                                                                      891 067 700    – 262 169 259
Verwaltungsaufwand der Vermögensanlage                                                7.5       − 18 266 284    − 17 286 378
Netto-Ergebnis aus Vermögensanlage                                                              872 801 416    − 279 455 636
Allgemeiner Verwaltungsaufwand                                                                   − 4 357 526     − 5 470 416
Aufwand Revisionsstelle und Experte für berufliche Vorsorge                                       − 190 266       − 164 256
Aufwand Aufsichtsbehörden                                                                           − 26 519        – 21 311
Verwaltungsaufwand                                                                    7.4        − 4 574 310     – 5 655 983
Ertrags- (+) / Aufwandüberschuss (−) vor Bildung / Auflösung Wertschwankungsreserve             442 167 465    – 365 366 048
Bildung (−) / Auflösung (+) Wertschwankungsreserve                                                        0               0
Ertrags- (+) / Aufwandüberschuss (−)                                                            442 167 465    − 365 366 048

                                                                                                                               31
1. Grundlagen und Organisation

1.1 Rechtsform und Zweck

Die Bernische Lehrerversicherungskasse (BLVK) ist                    Invalidität und Tod. Der BLVK können sich per Ver­-
eine öffentlich-rechtliche Anstalt des Kantons Bern                  trag weitere öffentlich-rechtliche oder privatwirt­
mit eigener Rechtspersönlichkeit. Sie hat ihren Sitz in              schaftliche Institutionen anschliessen, die im Kanton
Ostermundigen und versichert die bernische Lehrer­                   im Bildungswesen tätig sind oder einen Bezug dazu
schaft gegen die wirtschaftlichen Folgen von Alter,                  haben.

1.2	Registrierung BVG und Sicherheitsfonds

Die BLVK ist unter der Nummer BE 0424 im Register                    aufsicht (BBSA). Sie ist dem Sicherheitsfonds BVG
für berufliche Vorsorge eingetragen und untersteht                   angeschlossen.
der Aufsicht der Bernischen BVG- und Stiftungs­

1.3	Angabe zu Rechtsgrundlagen und Reglemente

Rechtsgrundlage der BLVK ist seit dem 1. Januar                      Folgende Reglemente wurden durch die Verwaltungs­
2015 das Gesetz über die kantonalen Pensionskassen                   kommission und / oder die Aufsichtsbehörde geneh­
(PKG). Bereits auf den 1. Januar 2014 sind die Artikel               migt:
des PKG über die Teilkapitalisierung in Kraft getreten.

Reglemente                                                                                                   Gültig ab
Anlagereglement                                                                                              01.2015
Audit Committee-Reglement                                                                                    06.2017
Entschädigungsreglement für die Mitglieder der Verwaltungskommission                                         06.2014
Lebensbescheinigungsreglement Bernische Lehrerversicherungskasse                                             01.2015
Organisationsreglement Bernische Lehrerversicherungskasse                                                    01.2015
Reglement «Einhaltung der Loyalitäts- und Integritätsvorschriften des BVG»                                   01.2014
Reglement betreffend Gewährung von Hypotheken                                                                01.2018
Rückstellungs- und Wertschwankungsreservenreglement                                                          12.2019
Standardvorsorgereglement BLVK (letzte Änderung 01.2019)				                                                 01.2015
Teilliquidationsreglement                                                                                    01.2015

Reglemente Delegiertenversammlung                                                                            Gültig ab
Organisationsreglement für die Delegierten­ver­sam­mlung der Bernischen Lehrerversicherungskasse             08.2018
Reglement für die Wahl der Delegierten der Bernischen Lehrerversicherungskasse                               01.2016

32
Jahresrechnung

1.4	Organe, Geschäftsführung und                                       die Einhaltung der Corporate-Governance-Richtlinien
     Zeichnungsberechtigung                                             sowie der Gesetze und Reglemente. Das AC bean­
                                                                        tragt die Wahl der Revisionsstelle und beurteilt deren
Verwaltungskommission (VK)                                              Arbeit.
Die paritätisch besetzte VK besteht aus je vier Ver­
treterinnen oder Vertretern der Arbeitnehmer (ge­                       Die Mitglieder der VK und der Ausschüsse sind für
wählt durch die DV) und der Arbeitgeber (gewählt                        die Amtsperiode August 2017 bis Juli 2021 gewählt.
durch den Regierungsrat). Sie ist im Sinn von Art. 51                   Präsident und Vizepräsident werden für eine Amts­
BVG das oberste Organ der BLVK. Die VK bestimmt                         dauer von zwei Jahren gewählt. Das Präsidium setzt
die strategischen Ziele, legt die Organisation in den                   sich immer aus einem Arbeitgeber- und Arbeitneh­
Grundzügen fest und überwacht die Geschäftsfüh­                         mervertreter zusammen. Das Amt des Präsidenten
rung.                                                                   wechselt alle zwei Jahre zwischen der Arbeitnehmer­
                                                                        vertretung und der Arbeitgebervertretung.
Anlageausschuss(AA)
Der AA ist paritätisch zusammengesetzt und besteht                      Delegiertenversammlung (DV)
aus vier Mitgliedern der VK. Er überwacht die Ein­                      Die DV setzt sich aus Versicherten der BLVK zusam­
haltung des Anlagekonzepts, der Anlagestrategie                         men. Sie konstituiert sich selbst, regelt ihre Orga­
sowie des Anlagereglements und beurteilt laufend                        nisation und wählt einen Präsidenten, einen Vize­
die Anlagesituation. Der AA bereitet Anlageent­                         präsidenten sowie einen Sekretär. Die DV wählt
scheide der VK vor und bestimmt die internen und                        die Arbeitnehmervertreterinnen und -vertreter in
externen Portfoliomanager.                                              die VK und besitzt ein Vorschlagsrecht in allen Belan­
                                                                        gen der BLVK.
Audit Committee (AC)
Das AC ist paritätisch zusammengesetzt und be­                          Direktor
steht aus vier Mitgliedern der VK. Es konstituiert sich                 Der Direktor wird von der VK ernannt. Er ist ver­
selbst. Es nimmt Aufgaben in den Bereichen Finanz­                      antwortlich für die operative Führung der BLVK
berichterstattung und Risikomanagement samt                             und sorgt für die Umsetzung der VK-Beschlüsse.
internem Kontrollsystem (IKS) wahr. Es überwacht

Verwaltungskommission (VK)                                                             Vertretung     Mitglied seit      Zeichnet
Präsidentin bis 07.2019                              Gertrud Hachen                    AN             08.2004
Präsident ab 08.2019, Vizepräsident bis 07.2019      Hansjürg Schwander                AG             08.2018            K1
Vizepräsident ab 08.2019, Mitglied bis 07.2019       Stefan Wacker                     AN             06.2014            K1
Mitglied                                             Gerhard Engel                     AG             09.2013
Mitglied                                             Martin Fischer                    AN             08.2017
Mitglied                                             Peter Gasser                      AN             08.2017
Mitglied ab 10.2019                                  Hansjörg Gurtner                  AG             10.2019
Mitglied ab 08.2019                                  Esther Peyer                      AN             08.2019
Mitglied bis 09.2019                                 Siegfried Walser                  AG             01.2006
Mitglied                                             Kerstin Windhövel                 AG             08.2017

Anlageausschuss (AA)                                                                   Vertretung     Mitglied seit      Zeichnet
Präsident bis 09.2019                                Siegfried Walser                  AG             06.2006
Präsident ab 10.2019, Vizepräsident bis 09.2019      Martin Fischer                    AN             08.2017
Vizepräsident ab 10.2019                             Hansjörg Gurtner                  AG             10.2019
Mitglied bis 07.2019                                 Peter Gasser                      AN             08.2017
Mitglied ab 08.2019                                  Esther Peyer                      AN             08.2019
Mitglied                                             Hansjürg Schwander                AG             08.2018            K1

                                                  AN = Arbeitnehmervertretung    AG = Arbeitgebervertretung   K1 = Kollektiv zu zweien
                                                                                                                                         33
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