HOPP YB! - DAS MAGAZIN DER JÜDISCHEN GEMEINDE BERN KINOUNTERNEHMERIN EDNA EPELBAUM IM GESPRÄCH SEITE4 - Kath. Bern

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HOPP YB! - DAS MAGAZIN DER JÜDISCHEN GEMEINDE BERN KINOUNTERNEHMERIN EDNA EPELBAUM IM GESPRÄCH SEITE4 - Kath. Bern
KINOUNTERNEHMERIN       70 JAHRE ISRAEL UND         CJA-PREIS FÜR
EDNA EPELBAUM IM        SEINE VERBINDUNGEN ZU       EVE STOCKHAMMER UND
GESPRÄCH      SEITE 4   BERN          SEITEN 8-17   IRIS RITZMANN SEITE 24

DAS MAGAZIN DER JÜDISCHEN GEMEINDE BERN                    Nr. 104 02 / 2018

                        HOPP YB!
                               SEITEN 43-53
HOPP YB! - DAS MAGAZIN DER JÜDISCHEN GEMEINDE BERN KINOUNTERNEHMERIN EDNA EPELBAUM IM GESPRÄCH SEITE4 - Kath. Bern
INHALT
    FORUM 104 - 02 / 2018

    INTERVIEW                                               KULTUR & WISSEN
    EDNA EPELBAUM                                           OSKAR WEISS
    Die Bieler Kinounternehmerin gehört zu den              Der Künstler berichtet über seine Polenreise und
    einflussreichsten Frauen ihrer Branche weltweit.        eine Badeente auf dem jüdischen Friedhof.

    4                                                       38

    BEN-GURION IRRTE SICH 10                AKTUELL                            KULTUR & WISSEN
    Der Historiker Michael Brenner über     JOM HASCHOAH-FEIER MIT        18   NEUE DEBATTEN ÜBER        36
    den Einfluss der Orthodoxie             POLENS BOTSCHAFTER                 ENTARTETE MUSIK UND KUNST

                                            BUNDESGELDER FÜR              19   NEUE ENTWICKLUNGEN IN           40
    «DIALOGPREIS» IN BERN           20      SICHERHEIT ZUGESAGT                DER GEMEINDEBIBLIOTHEK
    Der SIG und die PLJS prämierten
    interreligiöse Projekte                 ISRAELS BOTSCHAFTER ZUM  22        NEUE ANTISEMITISMUS-       42
                                            FASTENBRECHEN IN MOSCHEE           STUDIE ÜBER ERSTEN WELTKRIEG

    ROSALIND FRANKLIN IM              40    GEMEINDE                           PEOPLE
    PORTRÄT                                 GEMEINDEVERSAMMLUNG           24   PHILIPPE LÉVY KÄMPFTE FÜR       56
    Die britische Biochemikerin starb vor   VERLIEF RUHIG                      EINE LIBERALERE WELT
    60 Jahren
                                            LIKRATINOS AUS BERN IN        32   JONAS USCHATZ HIELT DIE         50
                                            MOLDAWIEN                          FÄDEN DES WIZO-BALLS
    DER RABBI ÜBER FUSSBALL 48
    Michael Kohn schreibt über Fussball,    AUFFAHRTSMACHANE SETZT        37   FAMILIENNACHRICHTEN             58
    Rituale und Religion                    NEUE MASSSTÄBE                     IMPRESSUM 			                   59

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EDITORIAL

                                   LIEBE LESERINNEN UND LESER
                                   Viel Leidenschaft schwingt mit, wenn es          Ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht hat        Berner Bierhübeli in Anwesenheit des
                                   um das heilige runde Leder und das Hei-          die Bieler Kinounternehmerin Edna Epel-        Bundesrates erstmals den Dialogpreis; der
                                   lige Land geht. Beide beschäftigen uns           baum. Mit 28 Kinosälen in fünf Städten         israelische Botschafter gesellte sich zum
                                   ausführlich in dieser Ausgabe: Die Berner        auf beiden Seiten des Röstigrabens gestaltet   Fastenbrechen in der Moschee am Euro-
                                   Young Boys sind erstmals seit Jahrzehnten        sie in dritter Generation das Kulturleben in   paplatz; und im Gemeindehaus erhielten
                                   Schweizer Fussballmeister geworden, und          der Schweiz mit. Im grossen Interview er-      die Schwestern Eve Stockhammer und
                                   Israel zelebriert dieses Jahr sein 70-jähriges   zählt die Präsidentin des Schweizerischen      Iris Ritzmann den Preis der Christlich-Jü-
                                   Bestehen. Grund genug, Geschichten und           Kinoverbandes und Vizepräsidentin des          dischen Arbeitsgemeinschaft (CJA) für ihr
                                   Gedanken von JGB-Mitgliedern aus Bern            europäischen Branchenverbandes über            Buch über Holocaust-Überlebende.
                                   und Israel zusammenzutragen. Wir werfen          ihre vielseitige Tätigkeit. Die promovierte
                                   zudem einen Blick auf die Beziehungen            Germanistin nimmt international Einfluss       Fast vierzig Personen haben mit Texten und
                                   unserer Gemeinde mit der israelischen Bot-       und belegt weltweit den 23. Platz der 50       Bildern rege über das Geschehen in der
                                   schaft und erfahren von unserem YB-Kip-          Top-Frauen in der Kinobranche.                 Gemeinde, der Kultur und bei der Jugend
                                   pa tragenden Rabbiner, was Religionen und                                                       berichtet und zum Gelingen dieser Aus-
                                   Rituale mit Fussball und Helden zu tun ha-       Im interreligiösen Dialog war die jüdische     gabe beigetragen. Ihnen allen sei herzlich
                                   ben. Einige der hier zusammengetragenen          Seite in den vergangenen Monaten sehr ak-      gedankt!
                                   Texte und Bilder werden am Europäischen          tiv: Unter anderem verliehen der Schwei-
                                   Tag der Jüdischen Kultur am 2. September         zerische Israelitische Gemeindebund und        Die Redaktion
                                   2018 ausgestellt und vorgelesen.                 die Plattform Liberaler Juden Schweiz im

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BILDER: PETER ABELIN / SIMON ROM

                                   forum – 104 | 02 / 2018                                                                                                                      3
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AKTUELL

                    HEUTE IST DER STAAT
               EINE SELBSTVERSTÄNDLICHKEIT

    70 jahre israel «Wer nicht an Wun-           elitischen Kultusgemeinde Bern, Georges       Mit 70 Jahren ist Israel immer noch
    der glaubt, ist kein Realist», sagte einst   Brunschvig. Überhaupt entwickelte sich        ein junger, aber etablierter Staat. Be-
    Israels erster Premierminister David Ben     zwischen der späteren Botschaft Israels in    reits wächst die dritte oder gar vierte
    Gurion. Und tatsächlich geschah vor 70       Bern und der JGB eine freundschaftliche       Generation heran, für die Israel eine
    Jahren für viele ein Wunder, als am 14.      Beziehung, die bis heute in den Synago-       Selbstverständlichkeit ist. Und so be-
    Mai 1948 der Staat Israel ausgerufen wur-    genbesuchen des Botschafters, gemeinsa-       schreiben denn in diesem «Forum»
    de, drei Jahre nach dem Ende des Zweiten     men Gedenkanlässen oder den Wohltätig-        einige (Ex-)Bernerinnen und Berner
    Weltkriegs und der Schoah. Das kleine,       keitsveranstaltungen von WIZO, KKL und        ihr Verhältnis zum Land, zu dem sie
    von Feinden und vom Meer umzingelte          Keren Hajessod ihren Ausdruck findet.         in unterschiedlichsten Formen einen
    Land sollte eine zweite Schweiz werden,      Auch ist die JGB an den Unabhängigkeits-      emotionalen Bezug haben. (ein)
    befand der damalige Präsident der Isra-      feiern der Botschaft jeweils gut vertreten.

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AKTUELL

            ISRAELS VERTRETUNG IN BERN

            70 jahre israel Israel rief seine          Schweiz haben, zuverlässig, sauber!»,           se Bestürzung machte sich breit, als
            Unabhängigkeit im Mai 1948 aus,            notierte Georges Brunschvig bereits             palästinensische Terroristen im Fe-
            doch sollte es noch bis März 1949          nach dem UNO-Teilungsplan im No-                bruar 1969 eine El Al-Maschine in
            dauern, bis es von der Schweiz dip-        vember 1947 in sein Tagebuch. Zwei              Kloten attackierten und die neutrale
            lomatisch anerkannt wurde und seine        Jahre später schrieb er im «Israeliti-          Schweiz als Ersatzschauplatz für den
            erste Gesandtschaft in Bern einrich-       schen Wochenblatt»: «Das Bestehen               Nahostkonflikt missbrauchten (sie-
            ten konnte. Bereits im Oktober 1948        des jüdischen Staates wird zweifellos           he auch Bericht Seite 17). Mit der
            liess die Israelitische Kultusgemeinde     auch zur Normalisierung der Juden in            linken 68er-Bewegung wuchs aber
            Bern (IKGB) an ihrer 100-Jahr-Fei-         der Diaspora gegenüber ihrer Umwelt             auch die erste Nachkriegsgeneration
            er neben der schweizerischen und           beitragen». Nach seiner ersten Israel-          heran, die sich mit der palästinensi-
            der bernischen auch die israelische        reise 1951, wo auch der Besuch einer            sche Seite solidarisierte. Nach dem
            Fahne an der Kapellenstrasse wehen.        Armeebasis auf dem Programm stand,              Jom Kippur-Krieg 1973 wurden isra-
            «Die Schweizerfahne wird unsere tiefe      sprach er wiederholt von einem «neu-            elkritische Stimmen lauter, und ins-
            Verbundenheit mit unserem Vaterlan-        en jüdischen Typus»1. Als Negativ-              besondere seit dem Libanon-Krieg
            de, der Schweizerischen Eidgenossen-       punkt entpuppte sich der aufkommen-             1982 mischen sich in diese Kritik
            schaft, die Berner Fahne unsere Liebe      de latente Verdacht auf die «doppelte           auch Stimmen, die zum Boykott
            und Anhänglichkeit zu unserer Vater-       Loyalität». Konnte ein Jude im Zeitalter        und zur Zerstörung Israels aufrufen.
            stadt bekunden», hiess es in der Ein-      des Staates Israels noch loyaler Schwei-        Nichtsdestotrotz kann die israelische
            ladung zur damaligen Jubiläumsfei-         zer sein? Einem Katholiken wurde die-           Botschaft in Bern auf treue Freun-
            er. «Zum ersten Mal wehen auch die         se Frage mit Bezug auf den Vatikan nie          de zählen, nicht nur in der JGB und
            Fahnen Israels von unserem Gottes-         gestellt. Noch in den 1950er-Jahren             beim Israeli-Club, sondern auch bei
            hause. Sie zeugen davon, dass wir in       wurde manchem Juden mit zionisti-               der Gesellschaft Schweiz-Israel, der
            tiefer Ergriffenheit und Dankbarkeit Is-   scher Einstellung die Einbürgerung              Christlich-Jüdischen Arbeitsgemein-
            raels gedenken.»                           verweigert.                                     schaft, in verschiedenen kirchlichen
                                                                                                       Kreisen und im Haus der Religionen.
            Eine prägende Rolle vor allem in den                                                       – Hannah Einhaus
            ersten Jahrzehnten spielte dabei das
                                                        «DER NEUE JÜDISCHE
            Ehepaar Georges und Odette Brunsch-
            vig: Der Berner Anwalt war noch bis          STAAT SOLLTE EINE
                                                                                                        Israel und die Schweiz nahmen im
            1948 Präsident der IKGB und bereits        ÄHNLICHKEIT MIT DER                              März 1949 diplomatische Beziehun-
            seit 1946 Präsident des Schweizeri-          SCHWEIZ HABEN.»                                gen auf. Die ersten beiden israelischen
            schen Israelitischen Gemeindebundes
                                                                                                        Staatsvertreter in Bern, Samuel Tolkow-
            SIG. Vom ersten Tag an wurde er Rechts-
                                                                                                        sky und Yeshayahu Aviad, kamen noch
            berater der israelischen Gesandtschaft     Nach dem Eichmann-Prozess 1961
                                                                                                        im Rang eines Ministers.
            und späteren Botschaft und blieb es bis    wuchs die Israel-Sympathie in der
                                                                                                        Im Rang eines Botschafters kamen seit
            zu seinem Tod 1973. Odette Brunsch-        Schweiz und erreichte ihren Höhe-
                                                                                                        1958: Joseph Isaac Linton, Eliahu Sas-
            vig engagierte sich bereits vor 1948 in    punkt mit Grosskundgebungen in al-
                                                                                                        son, Shmuel Bentsur, Arye Levavi, Yaa-
            der Berner Sektion der WIZO, wurde         len Schweizer Städten 1967 infolge
                                                                                                        kov Shimoni, Matitiahu Adler, Yohanan
            1950 deren Präsidentin bis 1985 und        des Sechstagekrieges. In Bern kam es
                                                                                                        Meroz, David Rivlin, Yehuda Horam,
            blieb Ehrenpräsidentin bis zu ihrem        unter anderem zu einer Bratwurstak-
                                                                                                        Raphael Gvir, Yitzchak Meyer, Yigal An-
            Tod 2017. In dieser Zeit entstand der      tion, die der damalige Stadtpräsident
                                                                                                        tebi, Aviv Shir-On, Ilan Elgar, Shalom
            berühmte WIZO-Ball im Hotel Belle-         und Nationalrat Reynold Tschäppät
                                                                                                        Cohen, Yigal Caspi, Orly Gir, Jacob Kei-
            vue, der in seinen besten Jahren zum       initiiert hatte, motiviert durch sei-
                                                                                                        dar.
            zweitgrössten Ball der Schweiz avan-       nen Freund und militärischen Vor-
            cierte und bis ins 21. Jahrhundert fort-   gesetzten Georges Brunschvig. Gros-
                                                                                                        Quellen: Israelische Botschaft Bern, Historischer
            bestand.
BILD: ZVG

                                                       1 Aus der Brunschvig-Biografie «Für Recht und
                                                                                                        Dienst des EDA
            «Der neue jüdische Staat (...) soll-
            te eine gewisse Ähnlichkeit mit der        Würde» von Hannah Einhaus

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   WO DAVID BEN-GURION                                                                       vom Armeedienst befreit sind, schien da-

   SICH IRRTE                                                                                mals undenkbar. Auch seien die Gebur-
                                                                                             tenraten eines der Probleme, auf die sich
                                                                                             Israel vorbereiten müsse, so Brenner: Bei
                                                                                             den Ultraorthodoxen habe ein Ehepaar
   vortrag Staatsgründer David Ben-Gurion war überzeugt, dass die jü-                        durchschnittlich 6,7 Kinder, bei der säku-
   dische Orthodoxie eine kleine Randgruppe in Israel bleiben werde. In der                  laren Bevölkerung deren 2,5.
   Dr. Lutz Zwillenberg-Lecture zum Thema «Was ist ein jüdischer Staat? -                    Als Indiz für den wachsenden Graben
   Staat, Nation und Religion in Israel» ging der Historiker Michael Brenner                 zwischen den religiösen und säkularen
   auf die Folgen dieses Irrtums ein. – Peter Abelin                                         Bevölkerungsgruppen wies der Referent
                                                                                             auf die unterschiedlichen Schulsysteme
                                                                                             hin; weniger als die Hälfte der jüdischen
                                                                                             Kinder würden öffentliche Lehranstalten
                                                                                             besuchen. Dies fördere die Fragmentie-
                                                                                             rung und Polarisierung der Gesellschaft.
                                                                                             Dass dies auch für das Verhältnis zwischen
                                                                                             jüdischer und arabischer Bevölkerung
                                                                                             gilt, legte Brenner auf eine Frage aus dem
                                                                                             Publikum anhand eines gescheiterten
                                                                                             Projekts dar: Mit dem Ziel, das Verständnis
                                                                                             zwischen den beiden Gruppen zu fördern,
                                                                                             wurde ein gemeinsames Lehrmittel von
                                                                                             jüdischen und palästinensischen Autoren
                                                                                             erarbeitet. Darin wurde zum Beispiel die
                                                                                             Geschichte des Landes nebeneinander aus
                                                                                             den beiden Sichtweisen dargestellt. Das
                                                                                             Lehrbuch sei aber weder in jüdischen
                                                                                             noch in arabischen Schulen zugelassen
                                                                                             worden, bedauerte Michael Brenner.
                                                                                             Auf eine andere Frage legte der Referent
                                                                                             dar, dass sich das Verhältnis zwischen Isra-
                                                                                             el und der Diaspora stark verändert habe.
                                                                                             Bald werde die Mehrheit der Juden in
                                                                                             Israel leben; Europa mit rund zehn Pro-
   «Bald lebt die Mehrheit der Juden in Israel»: Michael Brenner vor vollem Saal an
   der Universität Bern.
                                                                                             zent der Juden weltweit sei «nicht mehr
                                                                                             sehr relevant». In dieser Situation regte
                                                                                             Brenner an, dass junge Israelis jüdische
   Zum zweiten Mal nach 2015 lud das Insti-     Herbert Winter und SIG-Generalsekretär       Gemeinden in andern Ländern besuchen
   tut für Judaistik der Universität Bern am    Jonathan Kreutner. Einen grossen Platz       und kennenlernen würden – wie dies in
   14. Mai 2018 zu einem öffentlichen Vor-      im Vortrag nahm das Verhältnis von Staat     umgekehrter Richtung schon lange ge-
   trag in Erinnerung an den 2011 verstor-      und Religion in Israel ein, gemäss Bren-     schehe.
   benen Biologen, Förderer und JGB-Prä-        ner «das vor 70 Jahren am meisten un-
   sidenten Lutz O. Zwillenberg ein. Und        terschätzte Problem». Der erste Mini-
   bereits hat dieser Anlass eine grosse An-    sterpräsident David Ben-Gurion habe die
   ziehungskraft entwickelt. Im übervollen      heutige Spaltung zwischen säkularen, tra-      Buchhinweis:
   Hörsaal an der Universität Bern folgte ein   ditionellen und ultraorthodoxen Juden          Die neuesten Bücher von Michael Bren-
   gemischtes Publikum den Ausführungen         nicht vorausgesehen – vor allem nicht          ner: In Search of Israel. The His-
   von Michael Brenner, einem in München        den stets wachsenden Anteil und den            tory of an Idea. Princeton University
   lehrenden führenden Experten für mo-         noch grösseren Einfluss der Orthodoxie.        Press, Princeton, 2018. / Israel. Traum,
   derne jüdische Geschichte. In die engen      Deshalb wurde den Talmudschülern bei           und Wirklichkeit des Jüdischen Staates.
   Bänke drängten sich auch der israelische     der Unabhängigkeitserklärung zugestan-         C.H. Beck Verlag, München, 2016.
   Botschafter Jacob Keidar, SIG-Präsident      den, dass sie keinen Militärdienst leisten

10 forum – 104 | 02 / 2018
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                                                        GESCHICHTE, POLITIK,
                                                        KULTUR UND HÄPP-
                                                        CHEN IM «BELLEVUE»

                                                        70 Jahre seit der Staatsgründung Is-
                                                        raels wollen gefeiert sein. Hunder-
                                                        te Personen aus Politik, Diplomatie,     Starkoch Shaul Ben-Aderet (r.)            Rabbiner David Polnauer (l.) mit einem
                                                        Kultur und Medien sowie offizielle       mit Israels Botschafter Jacob Keidar      Botschaftsvertreter Ungarns
                                                        Vertreter des Schweizer Judentums
                                                        drängen ins ehrwürdige «Bellevue
                                                        Palace» in Bern, wo die israelische
                                                        Botschaft am 23. April zur offiziellen
                                                        Jom Ha’azmaut-Feier geladen hat.
                                                        70 fühle sich an wie 40, sagt Bot-
                                                        schafter Jacob Keidar in seiner An-
                                                        sprache. Israel sei nach wie vor jung
                                                        und energiegeladen. Keidar zeichnet
                                                        die Geschichte nach, wie sich das
                                                        Land in nur 70 Jahren von quasi null
                                                        zu einer globalen technologischen
                                                        Macht entwickelt habe. Darauf dür-
                                                        fe man durchaus stolz sein. Zugleich     Rabbiner Michael Kohn (3.v.l.) mit Familie und Gästen
                                                        würdigt der Botschafter die Bezie-
                                                        hungen Israels zur Schweiz, die in
                                                        diesen 70 Jahren sehr eng gewor-
                                                        den seien und ihre besten Zeiten
                                                        erst noch vor sich hätten. Den Auf-
                                                        tritt Keidars untermalt der für die
                                                        humanitäre Organisation «Tikkun
                                                        Olam» tätige Aktivist und Musiker
                                                        Nir Brand mit einer kunstvollen Per-
                                                        formance am Piano. Und, wie es zu
                                                        einem solchen Anlass gehört, darf
                                                        auch das Kulinarische nicht fehlen.      Daniel Eisner (l.) und Ralph Eli          Simone Reich (l.) und Bracha Lejeune
                                                        Für Israelis sei eine Feier ohne gu-
                                                        tes Essen keine richtige Feier, ruft
BILD LINKS: PETER ABELIN | BILDER RECHTS: MICHAEL ROM

                                                        Botschafter Keidar den inzwischen
                                                        hungrigen Gästen zu. Extra für den
                                                        Anlass eingeflogen hat die Botschaft
                                                        den international bekannten Chef-
                                                        koch Shaul Ben-Aderet, der zusam-
                                                        men mit Schalom Catering Zürich
                                                        ein Buffet auftischt, das die Vielfalt
                                                        der israelischen Küche gekonnt ab-
                                                        bildet. Er wünsche sich nur eines,
                                                        sagt der Chef in wenigen Worten,
                                                        nämlich dass am Schluss des Abends
                                                        nichts übrig bleibe. Diesem Wunsch
                                                        sind die Geladenen mit Begeisterung
                                                        nachgekommen. (dei)                      Georges Hill (l.) mit Ehepaar Evelyn und José Kaufmann

                                                        forum – 104 | 02 / 2018                                                                                                     11
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AKTUELL

   EINSATZ GEGEN VERHEERENDE BRÄNDE

   kkl Dieses Jahr feiert der Staat Israel seine 70 Jahre, und            dertengerechten Umgebung. Kinder mit Behinderungen erleben
   der KKL wird 117. Es erfüllt mich mit grosser Freude                   dort eine Sinneserfahrung in einem Obstgarten. Mit diesem soll
   und Stolz zu sehen, wie der KKL massgeblich dazu                       den Kindern eine Erfahrung in der Natur ermöglicht werden,
   beigetragen hat, Israel zu begrünen und der israelischen               bei der sie alles über den Anbau und die Pflege von Obstbäumen
   Bevölkerung Natur- und Erholungsinseln zur Verfügung                   erfahren, und deren Früchte geniessen können.
   zu stellen. – Ralph Eli, Präsident KKL-Sektion Bern
                                                                          Der KKL prägt den Wandel und Schutz von Israels Natur ent-
   Bis in die 1990er-Jahre wurden vor allem Baumpflanzungen,              scheidend mit. So ist es für mich eine grosse Genugtuung zu
   Haine und Parks angelegt. In der Zwischenzeit entstanden neue          sehen, wie der KKL zur bedeutendsten grünen Organisation
   Projekte, welche die Umwelt Israels nachhaltig schützen und            Israels geworden ist. Heute ist der KKL aus Israel nicht mehr
   pflegen sollen. So sind in den vergangenen Jahren auch grosse          wegzudenken. Es ist auch die Aufgabe des KKL, in Krisensitua-
   Schweizer Projekte wie Wasserreservoirs, Picknickplätze, die Vo-       tionen das Aufgebaute zu schützen. So konnten durch KKL-Lö-
   gelwarte am Hula-See, Velo- und Mountainbike-Wege entstan-             schfahrzeuge die verheerenden Brände, ausgelöst durch Drachen
   den. Dank der Berner Unterstützung konnte im April 2010 der            mit Brandsätzen aus Gaza, eingedämmt und noch schlimmerer
   Berner Hain mit 1000 Bäumen im Schweizer Wald im Beisein               Schaden verhindert werden. Der Aufbau der niedergebrannten
   von Jana und Marcel Marcus (ehemaliger Rabbiner von Bern)              Erde – rund 400 Hektaren Wald und 500 Hektaren Landwirt-
   eingeweiht werden. Der Zweck des Hains ist die Vermeidung              schaftsfläche – wird Jahre brauchen.
   der Bodenerosion.
                                                                          Es ist deshalb von grosser Wichtigkeit, dass der KKL weiterhin
   Das Kinderdorf «Jordan River» in Givat Avni liegt zwischen             Unterstützung erhält, um das Erreichte nachhaltig zu schützen
   Tiberias und Nazareth in Untergaliläa. Mit dem Jordan River            und zukünftige Projekte zu ermöglichen. Möge die Natur Israels
   Village Projekt unterstützt der KKL die Schaffung einer behin-         weiter gedeihen und den Bewohnern Freude bereiten.

   HOCHKARÄTIGES KONZERT FÜR EINEN OBSTGARTEN
                                                                          willkommen. Mit seinen 70 Jahren sei Israel eine «junge
                                                                          Nation mit alter Geschichte», sagte er und zeichnete nach,
                                                                          wie der Jüdische Nationalfonds bereits am fünften Zionis-
                                                                          tenkongress 1901 gegründet wurde, um die Bewässerung,
                                                                          die Begrünung und die Lebensqualität im damaligen Pa-
                                                                          lästina und heutigen Israel zu fördern. Der jüdische Na-
                                                                          tionalfonds Keren Kayemet Leisrael (KKL) habe in seiner
                                                                          Geschichte 240 Millionen Bäume gepflanzt und viel dafür
                                                                          getan, «dass im modernen Staat Milch und Honig fliessen»,
                                                                          lobte der Botschafter. Mit einem Film präsentierte Ralph Eli,
                                                                          KKL-Präsident in Bern, das Projekt eines geplanten behin-
                                                                          dertengerechten Obstgartens im Dorf Jordan River, welches
                                                                          seit 30 Jahren behinderten Kindern erlebnisreiche Urlaube
                                                                          und Betreuung anbietet.

   Das «Olive Ensemble» (v.l.) mit Irit Rub (Piano), Revital Raviv (So-   Das für die KKL-Konzerte hochkarätig zusammengesetzte,
   pran), Yossi Arnheim (Flöte), Yinon Muallem (Perkussion), Michael      sechsköpfige «Olive Ensemble» (ver-)führte das Publikum
   Maroun (Oud/arabische Laute) und Sami Khsheiboun (Violine)             in eine Klangwelt klassischer und israelischer Kompositi-
                                                                          onen. Durch die arabische Laute (Oud) von Michael Ma-
   kkl Mit einem gekonnten «Grüessech» hiess der israeli-                 roun und neue Arrangements des Komponisten und Per-
   sche Botschafter Jacob Keidar am 7. Juni 2018 die rund 80              kussionisten Yinon Muallem gewannen zahlreiche Dur- und
   Gäste am KKL-Konzert im Berner Yehudi-Menuhin-Forum                    Moll-Stücke eine moderne orientalische Note. (ein.)

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                                                         EIN REICHHALTIGER
                                                         WIZO-SHUK

                                                         Was das Herz begehrt: religiöse Gegenstände...                     ...sowie Hüte, Kleider und Schmuck

                                                         wizo Bei strahlendem Sommerwetter            zu danken: Jaron Illés und seine Familie     Die WIZO Bern dankt allen Spenderinnen
                                                         fanden die Besucherinnen und Besu-           haben leckere Falafel zubereitet. Ihre Ar-   und Spendern für ihre treue Unterstüt-
                                                         cher in den hellen Räumlichkeiten der        beit und Ausgaben haben sie der WIZO         zung anlässlich unserer Spendenaufrufe
                                                         «Rotonda», wo der WIZO-Shuk am 6.            als Spende geschenkt!                        und Aktionen. Nur dank dieser Beiträge
                                                         Mai dieses Jahres zum ersten Mal statt-                                                   ist es uns möglich, unsere Ziele zu er-
                                                         fand, (fast) alles, was ihr Herz begehrte.   Es war schön für Gross und Klein. An         reichen, und nur so können wir wichti-
                                                         So mancher konnte am Flohmarkt ein           Unterhaltung hat es auch für die Kin-        ge Erziehungsprogramme und Projekte
                                                         Schnäppchen jagen, Bilder kaufen, sei-       der nicht gefehlt. Die Madrichim der         weiterhin finanzieren. Dabei liegt uns
                                                         ne Espressotassensammlung erweitern,         Dubim konnten draussen ein tolles            unsere WIZO-Kindertagesstätte Hadera
                                                         ein neues Geschirr dazukaufen. Bei-          Programm durchführen, und so ver-            besonders am Herzen. Sowohl 2017 als
BILD LINKS: CHRISTOPH KNOCH | BILDER RECHTS: SIMON ROM

                                                         spielsweise wurden am Israelstand eine       brachten gut 15 Kinder einen lustigen        auch dieses Jahr finanzieren wir in dieser
                                                         Menora, eine Mesusa, diverse Schabbat-       Nachmittag. Danke allen, die vorbei-         Kindertagesstätte ein Sommercamp. Nicht
                                                         leuchter oder Keramik angeboten. Auch        geschaut haben. Und last but not least       alle Eltern können sich Ferien leisten und
                                                         Honig, Konfitüren und Wein aus Israel        gebührt allen freiwilligen Helferinnen       müssen auch im Hochsommer arbeiten.
                                                         fehlten nicht. Leseratten konnten sich       und Helfern vor und hinter den Stän-         Die Kindertagesstätten sind im August
                                                         am Bücherstand mit neuem Stoff einde-        den unser Riesendank: allen, die Ku-         normalerweise geschlossen. Damit die
                                                         cken, und am Spielwarenstand verkauf-        chen gebacken, Tee gebraut, Salate zu-       betroffenen Kinder trotzdem liebevoll
                                                         ten Yael Bloch und ihre Freundin alles,      bereitet und aufgeräumt haben. Ohne          und professionell betreut werden, müs-
                                                         was ein Kinderherz höherschlagen lässt.      sie hätte unser Shuk nicht durchgeführt      sen temporär Betreuerinnen eingestellt
                                                         Für das kulinarische Wohl war natürlich      werden können.                               werden. Das ist dank der zahlreich ein-
                                                         ebenfalls gesorgt. Falafel, feine Salate,    Dem Securityteam mit Isi Mandel,             gegangenen Spenden anlässlich unserer
                                                         eine Getränkebar, Kaffee und leckere         Gabriel Rom und dessen Wachhund              Sommeraktion möglich. Herzlichen Dank
                                                         Kuchen standen zur Auswahl. Es ist uns       Chayenne verdanken wir, dass wir uns         an alle, die die WIZO unterstützen – auch
                                                         ein grosses Anliegen, dem Paprika-Team       an diesem Anlass in Sicherheit wiegen        im Namen der Kinder in Israel. – Muriel Eli
                                                         von ganzem Herzen für seinen Einsatz         konnten!

                                                         forum – 104 | 02 / 2018                                                                                                                 13
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   «ES IST KEINE FRAGE MEHR:
   ISRAEL IST MEIN ZUHAUSE»
                                             Was sich im Gazastreifen abspielt, bedarf    Wir leben in einem Kibbuz des Schomer
                                             nicht vieler Worte und ist beängstigend,     Haza’ir, also Religion wird hier nicht
                                             wenn man liest und im Fernsehen sieht,       grossgeschrieben. Zwar habe ich dadurch
                                             wie mit dem Feuer gespielt wird. Die         nicht mehr so oft die Gelegenheit, eine
                                             Methoden der Feinde sind fies. Brände        Synagoge zu besuchen, aber die Traditio-
                                             zu legen ist heimtückisch und sehr ge-       nen, sprich die Feiertage, werden hier ganz
                                             fährlich, da diese sich bei der trockenen    gross gefeiert. Am schönsten ist Schawuot,
                                             Jahreszeit schnell ausbreiten können.        das auf unserer Festwiese stattfindet. Dort
                                             Obwohl ich immer wieder beunruhigt           gibt es einen Traktorenumzug. Die land-
                                             bin, wenn ich die Nachrichten höre, so       wirtschaftlichen Errungenschaften werden
                                             gerate ich doch nicht in Panik, denn ich     gezeigt, und das schönste ist, wenn jun-
                                             habe grosses Vertrauen in die israelische    ge Eltern, die in den vergangenen zwölf
                                             Armee und deren Soldaten. Die sind bes-      Monaten ein Kind geboren haben, auf die
                                             tens ausgerüstet und ausgebildet, und        Bühne gerufen werden, um ihre Babies zu
                                             ich fühle mich durch sie beschützt.          präsentieren. Das ist derart rührend, weil
                                                                                          man veranschaulicht bekommt, dass es
                                             Nach wie vor ist Israel führend in der       eine Kontinuität gibt, und mir kommen
                                             Forschung und Entwicklung. Immer             dabei immer die Tränen. Es geht weiter…
   Doris Etsiony                             wieder werden neue Dinge entdeckt und        In einem Rekordjahr waren es 17 Babies.
                                             kommen teilweise auch auf den Markt.         Ende Mai, Anfang Juni waren wir in der
                                             Vieles ist made in China, aber auch vieles   Schweiz. Wir flogen mit EasyJet nach und
   erfahrung Die zehn Jahre seit mei-        ist made in Israel. Um nur wenige Bei-       von Basel. In der Speedy Boarding Reihe
   ner Alija sind wie im Fluge vergangen.    spiele zu nennen: Rummikub, Epilady,         hinter uns standen zwei ältere Basler, die
   Wenn ich zurückblicke und die Zeit        Tröpfchenbewässerung, Roboter-Staub-         sich im schönsten Basler Dialekt unterhiel-
   von damals mit heute vergleiche, so       sauger, Roboter-Rasenmäher, Cherry To-       ten. Ich hielt in meiner Hand den israeli-
   kann ich nicht behaupten, dass sich       maten, USB-Stick, um nur einige wenige       schen Pass und die Boarding Papiere. Dann
   viel verändert hat. Für mein Empfin-      zu nennen. Ich bin stolz über diese und      mischte ich mich in deren Gespräch ein,
   den ist es immer noch sehr heiss von      unzählige weitere Errungenschaften.          und wir redeten eine Weile. Dann sagte der
   April bis September, und nach wie                                                      eine zu mir «woher können Sie denn so
   vor macht mir die Luftfeuchtigkeit zu     Kulturell bietet Israel enorm viel.          gut Schweizerdeutsch?» Ich konnte mir
   schaffen. Ich erlebe es immer noch so,    Nebst den unzähligen interessanten           ein Lachen nicht verkneifen und erklärte
   dass «Sawlanut» (Geduld) sehr gefragt     Museen in den grösseren Städten gibt         ihm, dass ich auch Schweizerin sei. Nor-
   ist, sei es an der Kasse im Supermarkt,   es auch sehr gute Theatergruppen, die        malerweise ist es umgekehrt, und die Leute
   an der Busstation, bei der Bank oder      dann mit ihren Aufführungen auch zu          fragen mich, woher ich denn so gut Iwrit
   beim Arzt.                                uns in den Norden gelangen: Habima,          spreche. Das jedenfalls war lustig und kam
                                             Beit Lessing und Cameri, um nur eini-        völlig unerwartet.
   Damit ich beim Verkehr auf den Stras-     ge zu nennen. Mein Mann Amitay und
   sen die Nerven nicht verliere, mache      ich haben ein Abonnement für das             Ich bin nach wie vor sehr glücklich, in Is-
   ich am besten ein Nickerchen – als        Theatron haZafon in Kiriat Chaim und         rael zu sein. Nach zehn Tagen Schweiz-Auf-
   Beifahrerin natürlich nur! Hier fährt     besuchen während einer Saison rund           enthalt war ich happy, wieder «nach Hau-
   man m.E. völlig unzivilisiert. Man        acht Aufführungen. Es kommt ganz             se» nach Israel zurückkehren zu können.
   wird von links und von rechts über-       selten vor, dass wir eine Aufführung         Denn es ist längst keine Frage mehr: Israel
   holt, der Blinker wird von vielen gar     nicht gut finden. Im Auditorium von          ist mein Zuhause!
   nicht oder falsch benützt, und man        Haifa haben wir auch schon Konzerte
   lässt ihn aus Vergesslichkeit an, ohne    besucht mit den Philharmonikern un-          – Doris Etsiony, Kibbuz Ein haMifratz, Region Akko
   je in die entsprechende Richtung ab-      ter Zubin Mehta und mit dem Stargei-         (ehemals Bern)
   zuzweigen. So erlebe ich das!             ger David Garrett. Ein seltener Genuss!

14 forum – 104 | 02 / 2018
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                                                                                                            sein. Dass die strengen Schweizer Konven-
              «QUERSCHLÄGER SIND DIE                                                                        tionen plötzlich nicht mehr galten («Das
                                                                                                            macht man so», «das macht man nicht»
              NORM. DAS GEFÄLLT MIR»                                                                        oder «das hat man schon immer so ge-
                                                                                                            macht»). Dass es eben anders ging und
                                                                                                            man auch anders durfte. Was mir auch
                                                                                                            gefiel, war die Gleichberechtigung der
                                                                                                            Frauen, die selbstverständlich war. Heute
                                                                                                            würde ich es eher die «Gleichverpflich-
                                                                                                            tung» nennen: die normale Erwartung,
                                                                                                            dass Frauen arbeiten und mitanpacken.
                                                                                                            Ebenso wichtig war das Klima in Israel, das
                                                                                                            mir gefiel (auch wenn ich gerne bis heute
                                                                                                            für eine Woche in die Schneeferien in die
                                                                                                            Schweiz komme).

                                                                                                            Ich fand nicht ein Land mit bestimmten
                                                                                                            Merkmalen vor, sondern einfach «unser»
                                                                                                            Land für viele Menschen, die ein zusam-
                                                                                                            mengewürfeltes Volk darstellen, das nicht
              Nadine Blumberg Doron mit ihrem Mann Gil und ihren Söhnen (v.l.) Neria (22),                  sehr viel gemeinsam hat ausser der Reli-
              Nathan (18) und Noach (26).                                                                   gion. Viele Menschengruppen haben ver-
                                                                                                            schiedene Werte, unterschiedliche kultu-
                                                                                                            relle Hintergründe und Traditionen, die
              erfahrung Seit über 30 Jahren schon            wusst, dass wir in Bezug auf unsere Reli-      sich auch im Essen veranschaulichen. Man
              lebe ich in Israel. 1985 habe ich Alija ge-    gion irgendwie anders waren. Ich erinnere      unterscheidet sich durch das Herkunfts-
              macht, habe hier Mathematik studiert und       mich an eine Episode, als ich in der zwei-     land, und doch ist man verbunden durch
              arbeitete anschliessend über 20 Jahre als      ten Klasse war. Wir hatten eine Theaterauf-    ein gemeinsames Selbstverständnis.
              Versicherungsmathematikerin in diversen        führung, zu der auch unsere Eltern als Zu-
              Firmen. Heute bin ich Produktemanage-          schauer eingeladen waren. Als Belohnung        Der Staat funktioniert relativ schlecht, und
              rin bei einer Firma, die Software für Ver-     erhielt jedes Kind ein Weggli, in das ich      es gibt viele Schlupflöcher, die es einem
              sicherungen entwickelt. 1991 haben mein        natürlich wie alle Kinder herzhaft biss. Ich   ermöglichen, seinem Leben nachzugehen,
              Mann Gil und ich geheiratet. Wir haben         werde den leicht bestürzten und amüsier-       ohne sich strikt an Regeln zu halten. Man
              drei Söhne, die heute 18, 22 und 26 Jahre      ten Blick meiner Eltern nicht vergessen, als   lebt und lässt leben: die Ungezwungen-
              alt sind.                                      mir plötzlich einfiel, dass Pessach war und    heit, mit der sich jemand in etwas einmi-
                                                             ich mit Essen sofort aufhörte.                 schen kann, das in der Schweiz als sehr
              Dass ich einmal in Israel leben würde, hät-                                                   privat gelten würde. Dazu ein Witz zum
              te ich mir noch in meinen Teenager-Jahren      Als ich 16 war, wurde die Israelreise zum      Thema: «Warum ist es nicht zu empfeh-
              nicht vorstellen können. Meine Kindheit in     Thema. Ich hatte überhaupt kein Interes-       len, in Israel in aller Öffentlichkeit Ge-
              Bern verlief typisch für die damalige Zeit     se und wurde regelrecht dazu überredet,        schlechtsverkehr zu haben? Weil Dir jeder
              und ähnlich wie bei meinen Nichten und         mich anzuschliessen. Es war mir zuwi-          Eitzes geben würde, wie man es besser
              Neffen in der Schweiz heute: wohlbehü-         der, weil wir nur wenige Teilnehmer aus        machen könnte».
              tet und wohlgenährt mussten wir nichts         Bern waren, aber auch, weil ich mir keine
              entbehren und waren in der Gesellschaft        konkrete Vorstellung zum Begriff «Israel»      Es ist üblich, sich leicht zu verspäten, et-
              integriert. Mein Vater (Eric Blumberg,         machen konnte. Ich liess mich also wider-      was anders zu machen als ursprünglich
              s.A.) hatte eine gute Stelle. Während er für   strebend zur Reise überreden. Als ich einen    geplant. Was in der Schweiz ein «nicht er-
              die finanzielle Versorgung verantwortlich      Monat später wieder zuhause eintrudelte,       füllt» einbringen würde, heisst hier «ach,
              war, trug meine Mutter (Daisy Blumberg         stand für mich der Entscheid fest: Nach        eine interessante Idee». Querschläger sind
              Bloch, wohnt heute in Zürich) lange Jahre      der Matur werde ich auswandern.                die Norm. All das gefällt mir, auch nach
              trotz Ausbildung den Titel Hausfrau.                                                          über 30 Jahren in Israel.
BILDER: ZVG

                                                             Was mir in Israel damals gefiel war, dass
              Obschon wir kaum mit offenem Antisemi-         man niemandem erklären musste, was ein         – Nadine Blumberg Doron, Herzliya (früher Bern)
              tismus in Berührung kamen, war uns be-         Jude ist und was es bedeutet, jüdisch zu

              forum – 104 | 02 / 2018                                                                                                                         15
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   MEINE ERSTE ISRAEL-REISE                                                               anfangs des 20. Jahrhunderts, und seine
                                                                                          riesige Dattelplantage wurden für uns
                                                                                          und unsere drei Kinder die israelische
                                                                                          Heimat, die wir in den folgenden Jahren
                                                                                          immer wieder besuchen sollten. Bei Gabi
                                                                                          und Ofra und ihren drei Kindern lernten
                                                                                          wir «Israel live» kennen. Den schweigsa-
                                                                                          men Bauer Gabi, der bei der Bestäubung
                                                                                          seiner Dattelpalmen auf dem Traktor je-
                                                                                          weils Musik von J.S. Bach via Transistor-
                                                                                          radio hörte; Ofra, die kluge, tapfere und
                                                                                          begeisterte Lehrerin, die auch in den
                                                                                          schwierigsten Momenten ihres Lebens
                                                                                          die Familie zusammenhielt; ihre drei
                                                                                          Kinder, die, gleichaltrig wie die unsrigen,
                                                                                          aber aufgewachsen unter schwierigeren
                                                                                          Bedingungen, uns reifer und selbständi-
                                                                                          ger erschienen als ihr Alter erwarten liess.
                                                                                          Manchen Sommer verbrachten wir ge-
   Das alte Steinhaus der Familie Treidel in Moshava Kinneret, «home base» der
                                                                                          meinsam, u.a. auf unvergesslichen Reisen
   Familie Eisner in Israel.
                                                                                          in den Sinai (damals noch israelisch), auf
                                                                                          endlos langer Autofahrt (ohne Klima-An-
   erfahrung Erew Rosch Haschana              lung eines neuen Bewässerungssystems        lage!) durch die glühend heisse Wüste
   1968. Eben angereist aus dem nebli-        beschäftigt, das später als «hors sol»      Arava, mit nassen Laken als Hitzeschutz
   gen Bern, noch warm angezogen und          bekannt werden sollte. In Tel Aviv waren    für die Kinder, auf dem Autodach eine
   übermüdet von der Reise und der Hitze,     wir bei einem anderen Cousin eingela-       Ladung Wassermelonen als Wasserspen-
   setzen mein Mann Georg und ich uns         den, dessen malende Ehefrau ein einziges    der. Wir erlebten jedoch auch die mate-
   als letzte Gäste zu Tisch im Kibbuz-Er-    Mal pro Woche zu kochen pflegte, im-        riellen Sorgen und die schweren Schick-
   holungsheim, wo wir die erste Nacht        mer denselben gefillten Fisch, der dann     salsschläge, die unsere Freunde trafen. All
   unserer ersten Israelreise verbringen      für eine ganze Woche ausreichen sollte      diese Erlebnisse waren und bleiben für
   werden. Die Suppe wird aufgetischt, die    (was wir allerdings erst hinterher reali-   unsere ganze Familie prägend, untrenn-
   ältere Dame an meiner Seite seufzt ver-    sierten!). In Jerusalem erlebten wir als    bar mit dem Begriff Israel verbunden,
   klärt «Kreplach!» und streckt ihren Tel-   Gäste von Gerschom und Fanya Scholem,       wie auch die persönlichen Kontakte bis
   ler über den Tisch. Auf ihrem Unterarm     alten Freunden meiner Eltern, die «jekki-   in die Enkelgeneration, was uns zutiefst
   blau tätowiert eine Nummer. Es war ein     schen» Geistesgrössen, ehrwürdige Pro-      freut und bewegt.
   Schock.                                    fessoren, die, trotz Sommerhitze angetan
                                              mit Veston und Krawatte, sich auf ihren     Rückblickend scheint mir das Land, ein
   Aufgewachsen in einem säkularen, dem       morgendlichen Spaziergängen durch           Jahr nach dem Sechstagekrieg, förm-
   Zionismus gegenüber kritisch einge-        Rechavia höchst formell und mit schwe-      lich vibriert zu haben, geladen mit Op-
   stellten Elternhaus, war mir Israel mehr   rem deutschem Akzent «Boker tov» zu         timismus, Energie und Phantasie seiner
   Chiffre als Realität gewesen. Jetzt aber   wünschen pflegten. In Netanya, Herzliya     Bewohner, und ich hätte mir damals,
   lernte ich die Menschen und ihre Ge-       und anderswo gab es ungarische Bäcke-       als junge Frau, durchaus vorstellen kön-
   schichten kennen, die mir bis anhin        reien mit leckeren Mohnkuchen, die          nen, dort zu leben. Der Berufsweg mei-
   meistenteils nur vom Hörensagen be-        mich an meine Grossmama erinnerten –        nes Mannes verlief anders, und anders
   kannt waren, die Onkel, Tanten und         jetzt findet man dort wohl eher nordafri-   ist auch die jetzige Stimmung im Lan-
   Cousins unserer beiden Familien, die       kanische Süssigkeiten.                      de. Israels Geschichte bleibt für mich
   Freunde. In Pardes Hannah lebte Ge-                                                    persönlich verbunden mit Geschichten,
   orgs Onkel, ein früher hochangesehener     Besonders prägend war für uns alle das      unbelastet von Ideologie und Politik. Ich
   Rostocker Anwalt, der nun ein ebenso       Haus in Moshava Kinneret, das Heim von      wünsche dem Land und uns allen von
   angesehener Orangenproduzent und           Georgs Jugendfreund Gabi Treidel und        Herzen eine Zukunft in Frieden.
   Mitglied des Citrus Board war. In Beer-    seiner Familie. Das Haus aus Stein am See   – Susanne Eisner
   sheva war ein Cousin mit der Entwick-      Genezareth, als allererstes zweistöckiges

16 forum – 104 | 02 / 2018
AKTUELL

                                                  DER RETTER DER
                                                  EL AL-MASCHINE VON 1969
                                                  IM GESPRÄCH
                                                  begegnung mit dem « held von kloten » Anlässlich des 70-Jahr-Ju-                   seine brillante juristische Begabung,
                                                  biläums des Staates Israel lud die Swiss Community Israel (SCI) Ende April         welche schliesslich auch zur höchst an-
                                                  den ehemaligen Sicherheitsbeamten der El Al, Mordechai Rachamim, zu ei-            spruchsvollen Verteidigung Mordechai
                                                  nem Gespräch mit JGB-Mitglied und Historikerin Hannah Einhaus ein. In              Rachamims vor dem Schwurgericht
                                                  ihrer Biografie über den ehemaligen SIG-Präsidenten Georges Brunschvig             Winterthur führte.
                                                  hatte sie Rachamim und dem Flugzeugattentat in Kloten von 1969 ein Ka-
                                                  pitel gewidmet. – Erich Bloch (SCI), Netanya, IL                                   EIN WAGHALSIGER SPRUNG AUS
                                                                                                                                     DEM FLUGZEUG
                                                                                                                                     Mordechai Rachamim, auch «Motti»
                                                                                                                                     genannt, schilderte in lockeren, an-
                                                                                                                                     schaulichen Worten seinen völlig un-
                                                                                                                                     erwarteten Einsatz beim Anschlag auf
                                                                                                                                     «seine» El Al-Maschine, damals im Fe-
                                                                                                                                     bruar 1969. Noch sei man zu jener Zeit
                                                                                                                                     nicht für einen Einsatz ausserhalb eines
                                                                                                                                     Flugzeuges trainiert gewesen, berichte-
                                                                                                                                     te Rachamim. Trotzdem bewies er hel-
                                                                                                                                     denhaften Mut mit einem waghalsigen
                                                                                                                                     Sprung nach draussen und «beendete»
                                                                                                                                     die terroristische Aktion der damaligen
                                                                                                                                     Volksbefreiungsfront Palästinas (PFLP).
                                                                                                                                     Einer der Attentäter kam ums Leben.
                                                                                                                                     Georges Brunschvig erwirkte vor dem
                                                                                                                                     Schwurgericht in Winterthur im De-
                                                                                                                                     zember 1969 einen Freispruch für
                                                                                                                                     Rachamim. Seine lange Verteidigungs-
                                                                                                                                     rede wurde zur Berühmtheit in der
                                                  Mordechai Rachamim und Hannah Einhaus im Gespräch in Tel Aviv                      Schweiz wie auch in Israel. Rachamim
                                                                                                                                     kehrte nach Israel zurück, lebt in einem
                                                                                                                                     Moschaw und arbeitet noch heute als
                                                  Zu einer Begegnung der Berner His-       zinstudenten David Frankfurter, wel-      Trainer und Berater für die Flugsiche-
                                                  torikerin und des ehemaligen israeli-    cher 1936 in Davos den Nazi-Gaulei-       rung.
BILD LINKS: ZVG | BILD RECHTS: RAPHAEL STEIGRAD

                                                  schen Sicherheitsbeamten hatte die SCI   ter Wilhelm Gustloff erschossen hatte;
                                                  am 29. April 2018 ins Goethe-Institut    als Rechtsberater der israelischen Bot-   Im altersmässig sehr durchmischten
                                                  in Tel Aviv geladen. In groben Zügen     schaft erwirkte Brunschvig 1963 eine      Publikum sassen sowohl Personen, die
                                                  skizzierte Hannah Einhaus das Leben      Entlassung des Mossad-Agenten Joseph      das Ereignis von Kloten vor fast 50 Jah-
                                                  und Wirken von Georges Brunsch-          Ben Gal und 1969 den Freispruch Mor-      ren als junge Erwachsene noch plas-
                                                  vig als SIG-Präsident und Anwalt. Wie    dechai Rachamims, der damals in Klo-      tisch in Erinnerung hatten, als auch
                                                  die Autorin der Biografie «Für Recht     ten als Sicherheitsbeamter der israeli-   Jüngere, die Rachamim bisher nur aus
                                                  und Würde» berichtete, war Brunsch-      schen Fluggesellschaft El Al einen der    den Geschichtsbüchern kannten. Eine
                                                  vig Kläger gegen die antisemitischen     palästinensischen Attentäter erschossen   angeregte Unterhaltung mit dem «Hel-
                                                  «Protokolle der Weisen von Zion» und     und somit ein blutiges Massaker ver-      den von Kloten» und ein von anony-
                                                  Vordenker des heutigen Antirassismus-    hindert hatte. Hannah Einhaus schil-      mer Seite gespendeter Apéro sorgten
                                                  gesetzes; zudem erreichte er 1945 eine   derte sehr einfühlend und kompetent       für eine Abrundung des Abends.
                                                  Begnadigung für den jüdischen Medi-      den jüdischen Menschen Brunschvig,

                                                  forum – 104 | 02 / 2018                                                                                                       17
YOUNG BOYS

       WIE YB UND GELB-SCHWARZ
            DIE JGB BEWEGEN
   young boys Wissen Sie, warum             David Loeb willigt ein, unter der Be-     spirieren liessen. Das steht auf der
   die Clubfarben der Young Boys gelb-      dingung, dass YB in den Farben des        YB-Website. Deshalb habe man auch
   schwarz sind, fragt mich verschmitzt     Loeb-Logos spielen würde. Die Far-        gleich die Farben von den Old Boys
   der frühere YB-Präsident Ralph Zloc-     ben waren gelb-schwarz. So wie sie        übernommen. Und auch Charles Be-
   zower. Er verweist auf François Loeb,    es auch heute noch sind.                  uret, Leiter des YB-Museums im Stade
   den ehemaligen Chef des traditions-                                                de Suisse und quasi YB-Vereinshisto-
   reichen gleichnamigen Berner Wa-         Überliefert sei diese Geschichte          riker, erklärt, er habe keine Kenntnis
   renhauses. François Loeb, der heute      mehrfach, jedoch nur mündlich, er-        von einer Verbindung zwischen YB
   in Deutschland lebt, erzählt eine Ge-    zählt François Loeb. Dokumentiert ist     und Loeb.
   schichte, in der sein Urgrossvater Da-   sie leider nicht. Auch Nicole Loeb, die
   vid Loeb eine zentrale Rolle spielt.     Tochter von François Loeb und heute       Schön ist die Geschichte trotzdem.
                                            Chefin der Loeb-Gruppe, findet auf        Auch wenn die Herkunft der Farben
   Im Jahr 1898, dem Gründungsjahr          Nachfrage in ihren Archiven keinen        nicht definitiv geklärt werden kann,
   des Berner Fussballclubs Young Boys,     schriftlichen Hinweis.                    ist eines sicher: Der gelb-schwarze
   fragt jemand von YB den Unterneh-                                                  Verein hat endlich Farbe bekannt und
   mer David Loeb an, ob er einen finan-    Die Berner Young Boys erzählen die        ist in diesem Jahr Meister geworden.
   ziellen Beitrag an den Verein leisten    Geschichte ihrer Farben anders. YB        Erstmals seit mehr als 30 Jahren. Die-
   würde. David Loeb ist zu jener Zeit      spiele in gelb-schwarz, weil sich         ses sporthistorische Ereignis hat auch
   Geschäftsführer eines Textilgeschäfts    die Gründer des Vereins, vier Berner      viele Mitglieder der JGB bewegt. Viel
   an der Spitalgasse in Bern, das we-      Gymnasiasten, vom damals sehr po-         Vergnügen beim Lesen der farbenfro-
   nig später zum Warenhaus Loeb wird.      pulären Basler Verein Old Boys in-        hen Geschichten. - Daniel Eisner

44 forum – 104 | 02 / 2018
YOUNG BOYS

                                                    DIE YB-KIPPA TRENNT UND VERBINDET
                                                    In Norwegen sind die Berner Young         zur grossen Attraktion geworden. Ich       Teil der Berner und der Schweizer Kul-
                                                    Boys ein Begriff. Auch für mich           trage sie überall in Bern. Negative Re-    tur teile. Die jüdische Kopfbedeckung,
                                                    und meine Jugendfreunde in den            aktionen hat es keine einzige gegeben,     ursprünglich eingeführt, um ein
                                                    1990er-Jahren. Denn damals spielten       ganz im Gegenteil. Leute, die ich nicht    Gruppengefühl unter Juden zu schaf-
                                                    gleich mehrere norwegische Fussbal-       kenne, rufen mir ein «Hopp YB» zu,         fen und sich gegenseitig zu erkennen,
                                                    ler für YB, wie Mini Jacobsen oder Lars   andere lächeln oder wollen sich so-        funktionierte als Trennung zwischen
                                                    Bohinen. Wir wussten zwar nicht, wo-      gar mit mir fotografieren lassen. Aber     Juden und Nichtjuden. So gesehen ist
                                                    her das Team kam und wo es spielte,       wahrscheinlich nicht, weil ich einer       die Kippa ein Fremdkörper, der mich
                                                    aber wir fanden es cool.                  der Rabbiner der JGB bin...                von meiner Umgebung trennt, aber
                                                                                                                                         ich hoffe, dass sie mit dem YB-Logo
                                                    Heute lebe ich in der YB-Stadt und bin    Inzwischen sind schon einige JGB-Mit-      einen Teil dieser Trennung auflöst.
                                                    vor einem Jahr auf die Idee gekom-        glieder mit der feinen gelbschwarzen
                                                    men, in Jerusalem eine YB-Kippa an-       Kopfbedeckung unterwegs. Die Kippa
                                                    fertigen zu lassen. Sie ist inzwischen    zeigt auch, dass ich einen wichtigen         michael kohn

                                                    ALS ZÜRCHERIN UNTER YB-FANS
                                                                                              Vor etwa 15 Jahren trat mein Sohn          siehe da – es wurden Samariter ge-
                                                                                              Gabriel in den Fussballclub FC Weis-       sucht für den Sanitätsdienst während
                                                                                              senstein ein. Was blieb mir als Mutter     der Spiele im Stade de Suisse. Natürlich
                                                                                              übrig, mich nun auch mit Fussball          habe ich mich sofort gemeldet und
                                                                                              zu beschäftigen? Von nun an hiess es,      bin nun Teil der Sanitätscrew als Sa-
                                                                                              Teamtrikots, Hosen und Stulpen zu          mariterin. Das Stade de Suisse hat drei
                                                                                              waschen, mich fast jedes Wochenende        Sanitätszimmer und ein ausgeklügeltes
                                                                                              mit anderen Müttern und Vätern auf         Sanitätskonzept. Was ebenfalls immer
                                                                                              den Fussballplätzen im Kanton Bern zu      Freude macht, sind die YB-Fussball-
                                                                                              treffen, um die Kids bei den Matches       Kindercamps in den Schulferien. Da
                                                                                              anzufeuern und auch noch nebenbei          spielen die Kinder mit Begeisterung
                                                                                              über YB und die Ergebnisse zu berich-      Fussball, auch mit den YB-Stars, und
                                                                                              ten. Von da an hat sie mich gepackt,       wir sind da mit Blasenpflaster, welche
BILD LINKS: LEO MATKOVIC | BILD RECHTS: KARIN ROM

                                                                                              die YB-Leidenschaft. Wie stolz sass ich    ziemlich viel gebraucht werden.
                                                                                              im Sektor A in der vordersten Reihe,
                                                                                              als Gabriel mit den grossen YB-Stars       An der Meisterfeier konnte ich leider
                                                                                              ins Stade de Suisse einlaufen durfte!      nicht dabei sein, habe sie aber aus Is-
                                                                                              Ich bin fast geplatzt vor Freude. Später   rael genau verfolgen können.
                                                                                              ging ich oft mit den Kids an die Fuss-
                                                                                              ballmatches ins Stade de Suisse und        Kurz und gut: Auch eine Zürcherin
                                                                                              habe die Mannschaft angefeuert. Nach       kann YB-Fan sein. Da kann ich nur sa-
                                                                                              sechs jehren hat Gabriel mit dem Fuss-     gen: Einmal YB, immer YB und hopp
                                                                                              ballspielen aufgehört und sich dem         YB, guter Start in die neue Saison...
                                                                                              Bogenschiessen zugewandt.

                                                                                              Vor vier Jahren trat ich in den Samari-
                                                    Karin Rom im Stadion                                                                   karin rom
                                                                                              terverein Lorraine-Breitenrain ein und

                                                    forum – 104 | 02 / 2018                                                                                                         45
YOUNG BOYS

                                                                                       Wer mit Ralph Zloczower (85) über YB
   ALS YB-PRÄSIDENT NICHT VIEL                                                         spricht, spricht nicht über die Meister-
                                                                                       saison 2018 und die Gegenwart. Prak-
   VON FUSSBALL VERSTANDEN                                                             tisch alles dreht sich um die Zeit, als der
                                                                                       bekannte Berner Anwalt Präsident des
                                                                                       Berner Fussballvereins war. Von 1972 bis
                                                                                       1980. Das ist lange her. Eine Anekdote
                                                                                       reiht sich an die andere. Es fallen Namen
                                                                                       von Spielern, Trainern und Funktionä-
                                                                                       ren, die insbesondere den nicht mehr
                                                                                       ganz jungen Fussballinteressierten ge-
                                                                                       läufig sein dürften.

                                                                                       Ralph Zloczower zitiert eigene Aussa-
                                                                                       gen von damals, die er in jugendlichem
                                                                                       Leichtsinn von sich gegeben habe und
                                                                                       heute so nicht mehr machen würde.
                                                                                       «Der General Manager von GM muss
                                                                                       auch nichts von Autos verstehen». Eine
                                                                                       Anspielung darauf, dass er nicht viel von
                                                                                       Fussball verstanden habe, als er Präsi-
                                                                                       dent wurde, und dies in einer Zeit, als
                                                                                       bei YB Chaos geherrscht habe. Ralph
                                                                                       Zloczower ist bei seinen Erzählungen
                                                                                       kaum zu bremsen. Er sei gut vernetzt ge-
                                                                                       wesen und habe zugesagt unter der Be-
                                                                                       dingung, dass er einen neuen Vorstand
                                                                                       zusammenstellen und die alte Garde
                                                                                       entlassen könne. Spitzbübisch bilanziert
                                                                                       er: «Ich habe mir damals viele Freunde
                                                                                       gemacht». Ralph Zloczower blickt mit
                                                                                       einer Prise Ironie auf eine Zeit zurück,
                                                                                       die er in guter Erinnerung habe. Immer-
                                                                                       hin sei er, im Gegensatz zu vielen Spie-
                                                                                       lern oder Trainern, nie entlassen worden
                                                                                       oder vorzeitig gegangen.

                                                                                       Ein paar Worte zu YB in der Gegenwart
                                                                                       dürfen dann trotzdem nicht fehlen. Er
                                                                                       sei nicht im Stadion gewesen bei der
                                                                                       Meisterfeier, erzählt Ralph Zloczower.
                                                                                       Er habe sich aber vor dem Fernseher
                                                                                       enorm gefreut, dass es mit dem Titel
                                                                                       endlich geklappt hat. Der Verein sei heu-
                                                                                       te vorbildlich aufgestellt, lobt er. Mit
                                                                                       professionellen Strukturen und kom-
                                                                                       petentem Personal, was in der übrigen
                                                                                       Fussball-Schweiz Eindruck mache. Kein
                                                                                       Vergleich zu den Zeiten, wie Ralph Zloc-
   YB und sein Captain Walter Eichenberger feiern 1977 den Cupsieg. Hinten links mit
                                                                                       zower sie damals erlebt hat.
   Sonnenbrille: Ralph Zloczower, der damalige YB-Präsident. Neben ihm Bundesrat
   Kurt Furgler.
                                                                                         daniel eisner

46 forum – 104 | 02 / 2018
YOUNG BOYS

                                                                                                                                                                                           blatt» noch zwei jüdische Publikationen
                                                                                                 MEIN FUSSBALLERISCHES                                                                     gab, teilten wir uns in die Berichterstattung
                                                                                                                                                                                           aus dem jüdischen Bern.
                                                                                                 COMING-OUT                                                                                In die Fussstapfen von Robert Blum trat ich
                                                                                                                                                                                           auch als Präsident des Jüdischen Turnver-
                                                                                                                                                                                           eins Bern. Zwar huldigten wir aus Tradi-
                                                                                                                                                                                           tion und Personalknappheit dem Basket-
                                                                                                                                                                                           ballsport (fünf Spieler genügen da für eine
                                                                                                                                                                                           Mannschaft), doch initiierte und organi-
                                                                                                                                                                                           sierte ich, zusammen mit einem kleinen
                                                                                                                                                                                           Team, das Fussball-Grümpelturnier, das
                                                                                                                                                                                           zwischen 1970 und 1998 in Bern stattfand
                                                                                                                                                                                           (seither in Zürich oder Basel). Vor diesem
                                                                                                                                                                                           Hintergrund war für mich das Interview,
                                                                                                                                                                                           das ich – zusammen mit Daniel Eisner –
                                                                                                                                                                                           1985 mit Robert Blum für das «JGB-Fo-
                                                                                                                                                                                           rum» führte, ein nachhaltiges Erlebnis.

                                                                                                                                                                                           Während Blum den Journalismus nebst
                                                                                                                                                                                           seiner Arbeit als Vertreter im Nebenbe-
                                                                                                                                                                                           ruf betrieb, war ich bei der «Berner Zei-
                                                                                                                                                                                           tung» fest angestellt. So konnte ich die
                                                                                                 Peter Abelin und sein Vorbild Robert Blum beim «Forum»-Interview 1985.                    verschiedenen Anläufe zum Neubau des
                                                                                                                                                                                           YB-Stadions im Kontakt mit Club-Verant-
                                                                                                                                                                                           wortlichen, Investoren, Architekten und
                                                                                                 Das Interesse am Fussball wurde mir buch-   eines Knopfes einen zwölfeckigen Ball in      auch kritischen Quartierbewohnern aus
                                                                                                 stäblich in die Wiege gelegt: Der Garten    Bewegung setzt). Dabei identifizierte ich     nächster Nähe verfolgen. Das heutige Sta-
BILD LINKS: STAATSARCHIV DES KANTONS BERN, PBA BZ, ANDREAS BLATTER | BILD RECHTS: GEORGES HILL

                                                                                                 meines Elternhauses grenzte an einen Aus-   mich jeweils mit damaligen Fussball-Grös-     de de Suisse bietet einen Komfort, wie er
                                                                                                 senplatz des Stadions Neufeld; immer wie-   sen wie etwa YB-Mittelstürmer Geni Mei-       in meiner Jugendzeit unvorstellbar war.
                                                                                                 der mal flog ein Ball über den hohen Zaun   er. Als Gymnasiast und Student standen        Ich schätze besonders den Ticketkauf über
                                                                                                 und landete neben unseren Brombeerstau-     dann wieder Wankdorf-Besuche auf dem          Internet, der es mir erlaubt, je nach Wet-
                                                                                                 den. Von der Mansarde aus verfolgte ich     Programm. Dass sich auch der bekannte         ter und Laune kurzfristig einen passenden
                                                                                                 per Feldstecher die Spiele des FC Bern,     Pfarrer und Schriftsteller Kurt Marti im      Platz zu reservieren, ohne dass der Match-
                                                                                                 und bald schon durfte ich mit meinem        gleichen Sektor aufzuhalten pflegte, ver-     besuch durch eine Saisonkarte quasi zur
                                                                                                 Vater auch Partien des BSC Young Boys auf   lieh meinem Hobby eine Art intellektueller    Pflicht wird. Die Kehrseite dieser Entschei-
                                                                                                 einer Stehrampe im Wankdorf besuchen.       Absolution.                                   dung erlebte ich, als es im letzten Frühling
                                                                                                 Einsamer Höhepunkt war dabei der Eu-                                                      unvermittelt «um die Wurst» ging. Bevor
                                                                                                 ropacup-Halbfinal gegen Stade Reims am      Eine Konstante gehörte für mich zu jedem      ich mich versah, war das Stadion für das
                                                                                                 15. April 1959. Obschon ich zu klein war,   YB-Match: Der anschliessende Bericht von      entscheidende Spiel gegen Luzern ausver-
                                                                                                 um – auch auf den Zehenspitzen – vom        «rb.» im «Bund». Dass sich hinter dem         kauft. Ich zögerte keinen Augenblick und
                                                                                                 Spielfeld mehr als paar grüne Flecken zu    Kürzel das angesehene JGB-Mitglied Ro-        beschaffte mir ein Ticket über die umstrit-
                                                                                                 erkennen, gehört der legendäre 1:0-Sieg     bert Blum verbarg, war kein Geheimnis. Er     tene Online-Plattform «Viagogo» – und
                                                                                                 von YB zu den bleibenden Erinnerungen       gehörte zu den Pionieren der Sportjourna-     habe keinen der dafür ausgelegten gut 200
                                                                                                 aus jener Zeit.                             listen in der Schweiz und wurde später Eh-    Franken bereut. Das intensive Spiel und
                                                                                                                                             renmitglied der Vereinigung Berner Sport-     die überbordende spontane Meisterfeier
                                                                                                 Meine eigene fussballerische Betätigung     journalisten. Für mich, der gerade erste      weckten in mir Emotionen, wie ich sie im
                                                                                                 konzentrierte sich weitgehend auf den       journalistische Gehversuche unternahm,        Sport zuletzt fast genau 49 Jahre zuvor er-
                                                                                                 Fussboden meines Zimmers. Zum Entset-       war der imposante Herr mit der tiefen         lebt hatte. Mit dem Unterschied, dass dies-
                                                                                                 zen meiner Mutter «verzierte» ich den       Stimme ein Vorbild. Wie er begann ich mit     mal auch kleine Kinder freie Sicht auf das
                                                                                                 Teppich mit Kreide-Linien und spielte da-   kleinen Sportberichten, und meine erste       Spielfeld hatten.
                                                                                                 rauf ganze Meisterschaften per Tipp-Kick    Stellenbewerbung galt einem Job als Sport-
                                                                                                 (ein heute noch bestehendes Spiel mit       redaktor bei der NZZ. Als es mit «Jüdischer
                                                                                                                                                                                              peter abelin
                                                                                                 Figuren, deren Fuss durch das Antippen      Rundschau» und «Israelitischem Wochen-

                                                                                                 forum – 104 | 02 / 2018                                                                                                                   47
YOUNG BOYS

   «YB GEHÖRT ZU                                                                          FREUDE
   MEINEM LEBEN»                                                                          HERRSCHT
                                                                                          IN TEL AVIV
                                                                                          Auch in Tel Aviv wurde die Schwei-
                                                                                          zer Fussball Meisterschaft verfolgt.
                                                                                          Und die Freude bei mir war natür-
                                                                                          lich ausserordentlich riesig, als die
                                                                                          Berner Young Boys Schweizermeister
                                                                                          wurden.

                                                                                          Schon während der ganzen Saison
                                                                                          freute ich mich darüber, dass YB Sieg
                                                                                          an Sieg reihte, und insgeheim hatte
                                                                                          auch ich die Hoffnung, dass es diese
                                                                                          Saison mit dem ersten Meistertitel seit
                                                                                          32 Jahren klappen könnte. Sogar eine
                                                                                          der grossen israelischen Tageszeitun-
                                                                                          gen widmete den Young Boys einen
                                                                                          Beitrag, als es immer wahrscheinli-
                                                                                          cher wurde, dass die Dominanz des
                                                                                          FC Basel nach Jahren ein Ende finden
                                                                                          würde. Dank einer Internet Streaming
                                                                                          Website, auf welcher ich das Schwei-
                                                                                          zer Fernsehen schauen kann, habe
                                                                                          ich einige Partien verfolgt. Blöd war
                                                                                          für mich, wenn die Spiele jeweils am
   YB-Fan Jakob Bass in gelb-schwarzer Ausrüstung
                                                                                          Sonntagnachmittag stattfanden, denn
                                                                                          dann heisst es hier in Israel arbeiten.
   YB war in meiner Familie schon immer       Heimspiele auf die altehrwürdige Tribü-     Dann musste ich eben beim Job in
   ein ganz grosses Thema. Das hat mit        ne im Wankdorf mit. Zu jener Zeit spielte   regelmässigen Abständen die erfreu-
   meinem Vater angefangen, der während       YB sehr schlecht, und so hatte es dement-   lichen Resultate auf meinem Handy
   vierzig Jahren (1948-1988) im Platzaus-    sprechend wenig Zuschauer.                  checken.
   schuss war, also dem Ordnungsdienst,
   der die offiziellen Karten der Spieler,    Bis heute gehören die Young Boys zu mei-    ERHÖHTER PULS...
   Schiedsrichter oder Funktionäre kontrol-   nem Leben. Und so freue ich mich im-        So kam es also im April dazu, dass YB
   lierte. Während meiner Jugend war ich      mer wieder, an einen YB-Match zu gehen,     in diesem Spiel gegen Luzern Mei-
   mit meinen Eltern bei jedem Heimspiel      um mit allen Zuschauern mitzufiebern        ster werden konnte. Glücklicherweise
   von YB dabei. Für meine Schwester und      und schlussendlich stolz und freudig den    lief das Spiel an einem Samstagabend
   mich waren dies immer schöne Famili-       YB-Sieg zu feiern.                          und somit perfekt, um ein Wochen-
   enausflüge, ja Highlights, die wir sehr                                                ende ausklingen zu lassen. Ich hatte
   genossen und schätzten. Des Öfteren fuh-   Es ist schön, mit ehemaligen YB-Cracks      gerade Gäste aus der Schweiz in Tel
   ren wir auch mit der Eisenbahn zu die-     zu diskutieren und zu fachsimpeln. Die      Aviv. Da diese aber nicht an Fussball
   sen Spielen. So durfte ich zwischen 1957   Zeiten haben sich inzwischen natürlich      interessiert waren und ich keine Bar
   und 1960 vier Mal miterleben, wie YB       verändert, die Spiele sind viel rasanter    fand, welche das Spiel am TV über-
   Schweizer Meister wurde.                   geworden und die Spieler technisch viel     trug, setzte ich mich alleine aufs Sofa
                                              besser. Aber trotzdem: Einmal YB, immer     vor meinen Laptop. Mein Puls schlug
   In den 1980er-Jahren wurde das YB-Virus    YB.                                         höher, als das Spiel los ging. Rege war
   auf die nächste Generation übertragen.                                                 auch ein WhatsApp-Kontakt mit ei-
                                                 jakob bass
   Damals kam mein Sohn Jayr öfters an die                                                nem Schweizer Freund, der auch in

48 forum – 104 | 02 / 2018
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