JAHRES BERICHT 2016 01 - Kirchgemeinde Zürich
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Vorwort Bereitschaft zur Flexibilität und Beweglichkeit sind Eigen schaften, die kein Alter kennen und uns immer wieder zu neu en Erkenntnissen führen können. Die reformierten Kirchge meinden der Stadt Zürich und der Reformierte Stadtverband haben sich im Rahmen der Umsetzung Reform 2014 – 2018 auf den Weg gemacht. Durch den Reformprozess soll die Erfül lung des Auftrages der reformierten Kirche durch neue Struk turen und Abläufe verbessert werden und Raum geschaffen werden, der reformierten Identität ein klares Profil zu geben. Das Resultat sollte ab 2019 ersichtlich sein, wenn wir als neue grosse Kirchgemeinde Zürich starten. Neues Denken und Erproben – diesen Auftrag erteilten wir Studierenden der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) und baten sie, für uns ein Cover zu entwerfen. Die jungen Studen tinnen und Studenten hatten Spass, sich Gedanken zur Kirche und dem kirchlichen Leben zu machen. Entstanden sind meh rere tolle Vorschläge, wie das Cover dieses Jahresberichts aussehen könnte. Entschieden haben wir uns schliesslich für das Design von Michael Müller. Mit seiner «Bastelanleitung» zeigt er genau, was im Reformprozess stattfindet: Viele kleine Einzelteile werden neu zusammengefügt und am Ende ent steht die Kirchgemeinde Zürich. Übrigens: Schneiden, kleben, formen kann sehr entspannend wirken. Probieren Sie es aus. Andreas Hurter Präsident Ref. Stadtverband
Reformierte Kirche Zürich Jahresbericht 2016 4 Vorstand und 25 Rechnung Geschäftsleitung 26 Finanzen 26 Personal- und Entwicklungsfonds 5 Bericht des Präsidenten 26 Stiftung Verband Andreas Hurter 26 Solidaritätsfonds 6 Der Reformierte Stadtverband 27 Bilanz per 31. Dezember 2016 7 Bericht des Geschäftsleiters 28 Rechnung 2016 des Verbands Martin Peier nach Funktionen 8 Reform 29 Rechnung 2016 des Verbands nach Handlungsfeldern 30 Rechnung 2016: Zusammenzug aller angeschlossenen Kirchgemeinden 31 Bericht der finanztechnischen Prüfstelle 11 Projekte mit Ausstrahlung 32 Kirchliche Behörden 18 Die vier 33 Zentralkirchenpflege (ZKP) Handlungsfelder 33 Rechnungsprüfungskommission (RPK) 33 Baukommission Bildung und Spiritualität 34 Pfarrkapitel 19 Fachstelle Kirche+Jugend 34 Diakonatskapitel 19 Kulturhaus Helferei 37 Kirchliche Behörden 19 Wasserkirche 37 Mitarbeitende der Geschäftsstelle 38 Kommissionen Diakonie und Seelsorge 40 Adressen und Kontakte 19 streetchurch 20 Internetseelsorge 20 Spitalseelsorge 20 Stiftung Kirchlicher Sozialdienst Zürich 20 Polizeiseelsorge / Seelsorge für Rettungskräfte 20 Yucca+ 21 Sihlcity Kirche 21 Hilfe zur Selbsthilfe für stellenlose Fach- und Führungskräfte 21 Ökumenische Bahnhofkirche Gottesdienst und Verkündigung 22 Kirchenmusikkommission 22 Pilgerzentrum St. Jakob 22 Zentrum für Migrationskirchen Gemeindeaufbau und Leitung 23 Centro Magliaso 23 Stiftung Zentrum Randolins St. Moritz 23 Liegenschaften 23 Informatik 24 Kommunikation 24 Personal 3
Bericht des Präsidenten Andreas Hurter, Gesamtprojektleiter Reform und Präsident des Reformierten Stadtverbandes Zentrales Schwerpunktthema war für den Verbandsvor gerichtet und profiliert wirken zu können. Diesen Pro stand die Umsetzung der Reform 2014 – 2018. Diese zess unterstützte der Vorstand gern, auch mit Blick auf nimmt zunehmend Raum ein und prägt beinahe sämtli andere Handlungsfelder. che Alltagsgeschäfte. Das stete Zusammenwachsen zu einer grossen städtischen Kirchgemeinde zeigt sich Das Zusammenwachsen von derzeit 34 Kirchgemeinden unter anderen darin, dass die zukünftige Kirchgemeinde erfolgt nicht einfach von selbst; es braucht dazu eine Zürich als Eigentümerin aller Liegenschaften ihrer Auf klare Absicht und einen expliziten Willen. Diesen brau gabe umfassend gerecht werden muss. Während die chen die Kirchgemeinden, ihre Mitarbeitenden, die Betriebsimmobilien den Tätigkeiten der reformierten Pfarrschaft und die Behörden. Und es brauchen ihn Kirche dienen, sollen die Anlageimmobilien mit jährlich ebenso die Mitglieder der Zentralkirchenpflege, des wiederkehrenden Erträgen einen bedeutenden Teil des Verbandsvorstands und der Geschäftsstelle. Entspre Finanzhaushaltes bestreiten. Um diese professionell zu chend waren 2016 alle Beteiligten in mehrfacher Hin verwalten, sind entsprechend spezifische Kenntnisse sicht gefordert. Sie hatten den Alltag zu gestalten und und Anforderungen notwendig. Zu diesem Zweck hat gleichzeitig die Zukunft zu entwickeln. Dabei ist beein der Verbandsvorstand eine entsprechende Anlagekom druckend, wie vielfältig und reichhaltig das kirchge mission eingesetzt. meindliche Engagement ist. Die unumgänglichen Spar anstrengungen und die Herausforderungen durch den Im Rahmen von Richtungsdiskussionen beschäftigt Reformprozess verändern schon heute die reformierte sich der Verbandsvorstand auch mit dem Evangelischen Präsenz in der Stadt. Zentrum in Magliaso und dem Berghotel Randolins in St. Moritz. Beim Zentrum Magliaso ist die Nähe zum Stadt Der Reformprozess wird konkret, ihn zu entwickeln ge verband sowohl von der Ausrichtung als auch von der schieht gemeinsam und wo immer möglich und sinnvoll Struktur her gegeben, sodass eine Überführung in die als partizipativer Prozess. Vieles ist nun angestossen, neue Kirchgemeinde Zürich auf den 1.1.2019 zweck einiges ist konkretisiert und konzipiert. Im Prozess sind mässig ist. Beim Berghotel Randolins hingegen sieht sich zudem viele Leute bewusst geworden, dass sie die sich der Verbandsvorstand lediglich als Darlehensgeber Reform aktiv mitgestalten können. Dieses Bewusstsein der 2011 gegründeten Stiftung. ist in den vergangenen Monaten spürbar gewachsen. Für die einen geht der Umsetzungsprozess 2014 – 2018 Mit solchen Massnahmen unterstützte der Verbands zu schnell, für die andern hingegen zu langsam. Ent vorstand Infrastrukturen und bot ebenso bei inhaltlichen scheidend ist, dass möglichst viele Menschen die Ziele Vorstand und Geschäftsleitung Themen Unterstützung. Der Vorstand des Diakoniekapi und die Chancen der Reform verstehen, sie mittragen tels wünschte, die Diakonie im städtischen Konzept zu und mitgestalten und somit die Bedeutung der Refor konkretisieren. Es brauche neue Ansätze für die diako mierten in der Stadt Zürich verstärken. nische Arbeit in der Stadt, um in den grösseren Kirchen kreisen und auf gesamtstädtischer Ebene effizient, ziel 5
Der Reformierte Stadtverband Der Reformierte Stadtverband unterstützt die 33 Kirch um Menschen in Not zu helfen. Rund 22 Prozent des gemeinden der Stadt Zürich sowie die Kirchgemeinde Steuerertrages verwenden der Verband und die Kirch Oberengstringen bei der Buchhaltung, in baulichen An gemeinden für das soziale Engagement im Bereich gelegenheiten, im Personalbereich, in Fragen der Infor Diakonie und Seelsorge, ohne die Löhne der Pfarrschaft, matik und der Kommunikation. Zudem kümmert er sich welche durch die Landeskirche bezahlt werden. um gesamtstädtische Aufgaben der Reformierten Kir che Zürich wie die Jugendkirche streetchurch, das Kul Ursprünglich wurde der Stadtverband 1909 als Zweck turhaus Helferei, das Zentrum für Migrationskirchen, die verband gegründet, um die Mittel aus den Kirchensteu Wasserkirche, den Kirchlichen Sozialdienst, den Ar ern gerecht an die Kirchgemeinden zu verteilen. Eine beitslosentreff, die Passantenhilfe Yucca+, das Ferien Aufgabe, die er heute noch wahrnimmt. Der Reformier zentrum der Genossenschaft Magliaso, die Stiftung te Stadtverband wird von sieben Vorstandsmitgliedern Zentrum Randolins St. Moritz sowie die ökumenischen geleitet, die der Geschäftsstelle mit 30 Mitarbeiterinnen Angebote Internetseelsorge, Seelsorge für Polizei und und Mitarbeitern und dem Geschäftsleiter vorstehen. Rettungskräfte, Bahnhofkirche, Sihlcity Kirche. Stark Die Vorstandsmitglieder, inklusive Präsident, werden engagiert ist der Reformierte Stadtverband auch in der von den 68 Abgeordneten der Kirchgemeinden in der Unterstützung kirchlicher Projekte im In- und Ausland, Zentralkirchenpflege (ZKP) gewählt. Verbandsvorstand Andreas Hurter, Martin Zollinger, Claudia Bretscher, Pfrn. Monika Frieden, Präsident Vizepräsident, Finanzen Institutionen Theologisches / Ökumene Hans-Rudolf Frischknecht, Matthias Hubacher, Pfrn. Daniela Jerusalem-Stucki, Spitalseelsorge Bauten und Liegenschaften Kultur und Spiritualität Reformierte Kirche Zürich Jahresbericht 2016 6
Geschäftsstelle 2016 Martin Peier, Geschäftsführer des Reformierten Stadtverbandes Zürich Mit dem Aufdruck «Auf dem Weg zur grössten Kirchge Dazu braucht es ebenso Instrumente, die zielführend meinde der Schweiz» gelangte ein Flyer erstmals in alle sind, es braucht, Hardware und Software, Arbeitsgrup Haushalte der Reformierten in der Stadt Zürich. Zum pen und Projekte sowie transparente Verfahren. Daher ersten Mal hielten die Mitglieder ein sichtbares Zeichen wurden zur Unterstützung in den sich bildenden Kir in der Hand, wie sich das reformierte Zürich zu bewegen chenkreisen die Kräfte auf der Geschäftsstelle neu ge beginnt. Schritt für Schritt, strukturell und organisato bündelt. Die Stelle Kirche+Jugend wurde beispielswei risch, inhaltlich und formal. se in die Geschäftsstelle integriert und diese mit weite ren Aufgaben betraut. Denn die Kirchgemeinde Zürich Dem Zeichen für die Mitglieder entsprechen auf der Ge benötigt neue Lösungen zu Finanzen – wie das Harmo schäftsstelle ein sich erweiterndes Engagement im Re nisierte Rechnungslegungsmodell (HRM2) – und zu Lie formprozess und neue Support-Aufgaben für die Kirch genschaften (Differenzierung von Betriebs- und Anla gemeinde Zürich. Durch die Unterstützung der Projekt ge-Immobilien), zu Zusammenarbeits- und Projekt-Pla leitung und durch die Mitwirkung in Workshops und nung (CRM) und Kommunikation. Ebenso benötigt sie Konferenzen begannen sich Know-how und Organisati Konzepte zu Diakonie, Kirchenmusik, Kommunikation, onsentwicklung miteinander zu verbinden. Die sich ver Archivierung u. a. m.; solche sind in Planung – jeweils stärkende Vernetzung liegt in der Stadt jedoch nicht unter Beteiligung der Kirchenkreise. einfach vor, sie muss erst noch geschaffen werden: Teams bilden sich und umfassen teilweise ganze Stadt Bei aller Intensität des Reformprozesses ist es ein Pri regionen. Das erfordert neue Formen der Zusammenar vileg, sich an diesem historischen Prozess zu beteiligen beit und eine erweiterte Unterstützung. Auch über die und unserer Kirchgemeinde eine relevante Gestalt ge Berufsgruppen hinweg. ben zu können. Vorstand und Geschäftsleitung 7
Karte mit Aufteilung in Kirchenkreise 11 10 12 6 9 4+5 1 7+8 3 2 Kreis Kreis Kreis Kreis Kreis 1 2 3 4+5 6 2 100* 7 300 10 100 7 300 10 000 • Fraumünster • Enge • Friesenberg • Aussersihl • Matthäus • Grossmünster • Leimbach • Im Gut • Hard • Oberstrass • Predigern • Wollishofen • Sihlfeld • Industriequartier • Paulus • St. Peter • Wiedikon • Unterstrass • Wipkingen «Ost» Kreis Kreis Kreis Kreis Kreis 7+8 9 10 11 12 Reformierte Kirche Zürich 13 700 10 000 9 400 9 300 8 900 • Balgrist • Albisrieden • Höngg • Affoltern • Hirzenbach Jahresbericht 2016 • Fluntern • Altstetten • Oberengstringen • Seebach • Oerlikon • Hottingen • Wipkingen «West» • Saatlen • Neumünster • Schwamendingen • Witikon *Mitgliederzahlen gerundet 8
Reform Auch das Pfarramt organisiert sich über die ganze Neues kommt, Bewährtes bleibt Kirchgemeinde und bildet auf den unterschiedlichen Zwei Jahre dauert nun der Reformprozess: Auch das Ebenen entsprechende Pfarrkonvente. Analog erfolgt Reformprogramm 2016 war dicht befrachtet mit Aktivi auch der Aufbau des Gemeindekonvents. Somit nimmt täten und Neuerungen. Konkrete Vorstellungen über die die Rahmenorganisation dieser neuen Kirchgemeinde künftige Rahmenorganisation der neuen Kirchgemeinde Zürich langsam aber sicher Gestalt an und ist nun so Zürich wurden schrittweise unter Einbezug verschiede weit geklärt, dass im nächsten Schritt die «Innenaus ner Gremien konkretisiert. Die Grundstruktur und die stattung» innerhalb dieser Strukturen vorgenommen Kirchenkreise liegen nun vor. und, wo nötig, angepasst werden kann. Der «Leib» der neuen Kirchgemeinde ist gebildet, nun wird ihr «Seele» eingehaucht. Novum Kirchenkreis Die neue Kirchgemeinde Zürich erstreckt sich über die Als neues Team zusammenwachsen ganze Stadt Zürich inklusive Oberengstringen und soll von einer Kirchenpflege (Exekutive) und einem städti Teambildende Massnahmen festigen die konkrete Zu schen Kirchenparlament (Legislative) geführt werden. sammenarbeit in den künftigen Kirchenkreisen und in Wegen der Grösse der Kirchgemeinde Zürich sind hin nerhalb der neuen Kirchgemeinde. Die Behörden, Pfarr sichtlich Führung und Organisation Substrukturen nötig. personen, Mitarbeitenden und die Kirchenmitglieder Die zu bildenden zehn Kirchenkreise stellen darum ein gewöhnen sich zaghaft aber stetig an die neuen Kons Novum dar. Die Behörden, Pfarrpersonen und Mitarbei tellationen und nehmen wahr, welche neuen Möglichkei tenden der Kirchenkreise gestalten das kirchliche Le ten ihnen diese Zusammenarbeit eröffnet. Bei diesen ben in ihrem Sozialraum, kümmern sich um den direkten internen Prozessen ist die Vertrauensbildung über die Dialog mit den Kirchenmitgliedern. Sie entwickeln und heutigen Kirchgemeinde-Grenzen hinweg von zentraler gestalten das kirchliche Leben am Ort. Die Kirchenkrei Bedeutung. Es braucht Offenheit und Mut, sich auf das se sollen über eine Kirchenkreisversammlung und eine Neue einzulassen. Kirchenkreiskommission verfügen. Grundstruktur Kirchgemeinde Zürich Mitglieder / Stimmberechtigte 10 Kirchenkreise 1 2 3 4+5 6 7+8 9 10 11 12 Schwerpunkte Geschäftsstelle Kirchenpflege Stiftungen / Vereine Vorstand und Geschäftsleitung Kirchenparlament 9
Die Projektverantwortlichen blicken mit einer positiven Für die Vorbereitungsarbeiten für die Phase 2 (April 2017 Grundhaltung in die Zukunft. Die Umsetzung Reform bis Dezember 2019) sind die gemachten Erfahrungen in 2014 – 2018 ist auf Kurs, doch die Uhr tickt unablässig. den Prototypen der drei Kirchenkreise von grosser Be Ab 1. Januar 2019 soll die neue Kirchgemeinde Zürich deutung. Kirchenkreise zu bilden, bedeutet für die Kir mit den neu zu etablierenden Behörden und Gremien che nämlich Neuland; deshalb werden sie mit Bedacht zusammen mit Pfarrpersonen und Mitarbeitenden ihre entwickelt. Die Projektverantwortlichen sind für diese Arbeit in den neuen Strukturen fortsetzen. Sicher wird Bereitschaft ausserordentlich dankbar und schätzen dann noch nicht alles reibungslos funktionieren; es ist das Engagement. mit gewissen Anfangsschwierigkeiten zu rechnen. Ins gesamt sind die Projektverantwortlichen aber über Regelmässige Infoanlässe zeugt, dass damit die neue Kirchgemeinde Zürich ihr Wirken fortsetzen kann und mit ihren zahlreichen und Die 34 Kirchenpflegen wurden regelmässig mündlich vielseitigen Möglichkeiten auch wieder vermehrt Refor und schriftlich informiert. Auch im 2016 fanden weitere mierte für die Kirche begeistern wird. Schritt für Schritt Grossgruppenkonferenzen statt mit je rund 200 Perso wird eine lebendige, gesellschaftlich relevante Kirche nen aus allen Kirchgemeinden (Mitarbeitende, Behör aufgebaut – eine Kirche für alle Menschen mit ihren sehr denmitglieder, Freiwillige). Darüber hinaus gab es meh unterschiedlichen, vor allem aber ihren spirituellen Be rere Berufsgruppen-Dialoge, Workshops für Behörden dürfnissen. mitglieder sowie eine Vernehmlassung bei allen Kirchenpflegen zur Bildung der künftigen Kirchenkreise. Wichtige Eckwerte wurden Der Zusammenschluss zur Kirchgemeinde Zürich ist auf schrittweise konsolidiert den 1. Januar 2019 geplant. Ein späterer, zeitlich nicht In einem Prozess von dieser Breite und Tiefe ist ent genau bestimmter, Zeitpunkt ist grundsätzlich nicht vor scheidend, dass die verschiedenen Gremien, insbe gesehen. Der Reformprozess, der gewohnte Grundla sondere Zentralkirchenpflege (ZKP), Vorstand Stadtver gen tiefgreifend verändert, stellt an alle Beteiligte hohe band (VV) und Gemeindekirchenpflegen KP in das Vor Anforderungen. Es muss in Kategorien geplant werden, gehen der Expertengruppen involviert sind und die die noch nicht Realität sind. Das löst unterschiedliche einzelnen Ergebnisse beschliessen und so den Fort Gefühle aus – von diffusem Unbehagen bis zu konkreten gang der Arbeit bestimmen können. Existenzängsten. Die Projektverantwortlichen prüfen deshalb ihre Informationen laufend und gehen sehr Die ZKP hat bereits im Januar 2015 den grundlegenden sorgfältig vor. Projektauftrag für die Phase 1 genehmigt. Im Jahr 2016 hat sie zu verschiedenen Zeitpunkten Rapporte über den Stand des Prozesses entgegengenommen und auf der Basis von Anträgen aus dem Verbandsvorstand richtungsweisende Vorentscheide getroffen. Dies zu Themen wie dem Kirchenparlament, den zehn Kirchen kreisen, den Immobilien, den Leitsätzen zur Zusammen arbeit, der Rahmenorganisation und dem Zusammen schlussvertrag. Im Mai 2016 sagten die ZKP-Mitglieder im Rahmen aus führlicher Diskussionen grundsätzlich Ja zur bisherigen Marschrichtung, jedoch mit Vorbehalten zum vorge stellten Organisations- und Führungsmodell und mit konkreten Vorschlägen zur weiteren Überarbeitung der Wahl- und Entscheidungsmodalitäten. Im Juni disku tierte sie die zwischenzeitlich entstandenen Verschlan kungen im Organisations- und Führungsmodell, im Sep tember verabschiedete die ZKP die daraus weiterentwi ckelte Rahmenorganisation und im November 2016 den Zusammenschlussvertrag für die Vernehmlassung bei den Kirchgemeinden. Damit hat sie die Richtung für den weiteren Prozess vorgegeben und verbindliche Voraus setzungen geschaffen. Reformierte Kirche Zürich Jahresbericht 2016 10
Projekte mit Ausstrahlung 11
Zahlreiche neue Ideen, wie Kirche gelebt werden kann, entste- hen im Reformprozess und werden ausprobiert. So zum Beispiel «FeierWerk», das Jugendprojekt «Nord-Church» oder urbane Diakonie, die in Zürich-Witikon umgesetzt wird. Es sind Projekte mir grenzüberschreitendem Ausstrahlungscharakter. Aufbau eines Begegnungsortes Pilotprojekt in der Reformierten Kirchgemeinde Witikon Urbane Diakonie – was ist das eigentlich? Alles nur Marketing? Mitnichten! Silvia Nigg Morger, Projektleiterin für urbane Diakonie in der Kirchgemeinde Witikon, erarbeitete Konzepte, um Begeg nungsstätten zu schaffen und das Miteinander zwischen den Ge nerationen voranzutreiben. Die zentrale Frage ist, wie kann es ge lingen, eine solche nachbarschaftliche Sorgekultur auf- bzw. auszubauen und zu pflegen? Was kann die Kirche im Besonderen dazu beitragen? Welche fachliche Unterstützung kann in schwieri gen Situation von wem erwartet werden? Wie können Freiwillige zu einer solchen Sorgekultur beitragen? Viele Menschen leben – gerade in Städten – während Jahren nebenei- nander, fühlen sich vielleicht einsam und finden dennoch den Kontakt zu- einander nicht. In Zürich-Witikon le- ben sehr viele ältere Menschen – rund 26 Prozent sind über 65 Jahre alt. Und viele von ihnen wünschen sich mehr Kontakt zu anderen. Aus diesem Bedürfnis heraus beschloss die Kirchenpflege im März 2015, sich am Projekt «Urbane Diakonie» der Universität Bern und der Stiftung Di- akonat Bethesda zu beteiligen. «Es ist wichtig, Sozialräume für die Bevölkerung vor Ort zu schaffen», sagt die Projektbeauftragte in Witi- kon, Silvia Nigg Morger (Bild). Um dies wirklich zielgruppengerecht zu erreichen, wird eine Sozialrau- manalyse erstellt. Im Rahmen der Erarbeitung der Legislaturschwer- Reformierte Kirche Zürich punkte hat die Kirchenpflege Witikon bereits vor zwei Jahren erkannt, dass Witikon im Stadtvergleich das Quartier mit dem höchsten Anteil Jahresbericht 2016 von Menschen im Alter über 65 Jahren ist und dass gleichzeitig ein 12
überdurchschnittlich hoher Teil der Quartierbevölkerung in Familien- strukturen lebt. Somit wurde klar, dass die Arbeit insbesondere auf diese beiden Zielgruppen auszurichten war und die Weiterentwick- lung der Altersarbeit dabei ein Schwerpunkt sein muss. Silvia Nigg Morger: «Die Menschen werden generell älter und möch- ten so lange wie möglich in ihren eigenen vier Wänden leben. Auf diese Bedürfnisse wollen wir vermehrt eingehen.» Vor allem in Stadt- quartieren fehlt oft die familiäre oder nachbarschaftliche Unterstüt- zung. Im Alltag gelebte Kernwerte wie Empathie, Solidarität und Ge- meinschaftsgefühl sollen durch die Projekte der urbanen Diakonie über religiöse und kulturelle Grenzen hinaus zu einem Dialog zwi- schen unterschiedlichen Gesellschaftsgruppen führen. Durch Begeg- nungen, Unterstützung und Hilfestellungen kreuzen sich Lebenswege und führen zu einem von Respekt getragenen Austausch. «Wir möchten einen Begegnungsort kreieren, wo sich Menschen aus diversen Generationen ungezwungen treffen, sich besser kennenler- nen und vernetzen können.» Silvia Nigg Morger denkt dabei auch an Angebote wie sie zum Beispiel das «Café Goodbye» in Winterthur einmal im Monat anbietet. Dort finden beispielsweise regelmässig Sonntagsgespräche zu diversen Themen wie Ernährung, Seelsorge, Spiritualität oder Mobilität statt. Auch der Tod soll nicht ausgeklam- mert werden und heitere Anlässe für verschiedene Generationen sol- len Platz haben. Die Erfahrungen zeigen, dass Impuls(referat)e allein nicht genügen, wenn die Zuhörerinnen und Zuhörer nachher mit den angesprochenen Fragen alleingelassen werden. «Technische Infor- mations- und Unterstützungsangebote» erhalten für Senioren und Angehörige dann eine besondere Qualität, wenn sie durch Beziehun- gen ergänzt werden, die eine vertiefte Auseinandersetzung mit den angesprochenen Themen «Wir möchten einen Begegnungsort kreieren, wo sich ermöglichen. Beziehungen Menschen aus diversen Generationen ungezwungen zu pflegen heisst, sich zu vernetzen. Soziale Netzwer- treffen und vernetzen können.» ke entstehen aber nicht von selbst. Es bedarf eigentli- cher gemeinschaftsfördernder «Inszenierungen» sowie das Zurverfü- gungstellen geeigneter Begegnungsräume. «So ist gut denkbar, dass an einem Mittwochnachmittag Primarschülerinnen und Primarschüler älteren Leuten bei Problemen mit dem Smartphone oder Tablet be- hilflich sind. Dafür gibt es parallel vielleicht Stützunterricht von älte- ren Menschen für 6.-Klässlerinnen, die vor der Gymiprüfung stehen», erläutert Silvia Nigg Morger. Von welcher Vision träumt die Projektleiterin für Zürich-Witikon? «In meiner Vision hat das Nachbarschaftszentrum der evangelisch-refor- Projekte mit Ausstrahlung mierten Kirche in Witikon als ein Ort der Begegnung und der Gemein- schaft für Menschen aller Generationen eine positive Ausstrahlung, nimmt Anliegen und Bedürfnisse der älteren Menschen auf und ist 13
mit Unterstützung von vielen freiwillig engagierten Menschen und Mehr Infos: www.urbane-diakonie.ch durch Kooperationen mit anderen Organisationen für das ganze Quar- Kontaktpersonen Projekt Zürich-Witikon: tier Witikon ein Gewinn. Dadurch wird die diakonische Arbeit der Kir- Silvia Nigg Morger chen gestärkt und nach aussen gut sichtbar.» silvia.nigg@ref-witikon.ch Hans-Peter Burkhard hans-peter.burkhard@bluewin.ch Interview mit Christoph Sigrist, Pfarrer im Gross- münster und Projektleiter «Urbane Diakonie» an der Universität Bern Herr Sigrist, was unterscheidet urbane Diako nie von der diakonischen Arbeit auf dem Land? Grundsätzlich gibt es keinen Unterschied im hel- fenden Handeln auf dem Land oder in der Stadt. Die Orientierung an den Menschen in Not, die Fokussierung auf die sozialen Brennpunkte sowie die anwaltschaft- liche Arbeit zugunsten der Benachteiligten ist im Dorf wie in der Stadt dieselbe. Da jedoch der Kontext, der Sozialraum, entscheidende Aus- wirkungen auf die Art und Weise hat, wie geholfen werden kann, hat das städtische Umfeld einen anderen Einfluss auf die Diakonie als der ländliche Raum. Warum war es überhaupt notwendig, urbane Diakonie zu schaffen? Die Städte unterliegen einem grossen Wandlungsprozess ... Zentrale Plätze, unterschiedliche Milieus, die sich hier treffen, unterschiedli- che Menschen, die einander begegnen und Zugang zu diesen Orten haben wollen. Gruppen und Personen, die Orte, Räume, ja Strassen für sich nutzbar machen, all das gehört in einem Quartier oder Stadt- teil zur «Urbanität». Kirchgemeinden als zivilgesellschaftliche Kräfte wirken in diesem Zusammenspiel, wo Menschen ausgeschlossen und integriert werden, indem sie sich an diesem urbanen Sozialraum ori- entieren. In Witikon liegt der Fokus auf der Seniorenarbeit. Welche Bereiche der urbanen Diakonie könnten Sie sich generell noch vorstellen in Zürich? In jedem Quartier oder Stadtteil liegen die sozialen Brennpunkte an- ders. Deshalb gibt es keine Grenzen, was Personengruppen oder Notlagen angeht, bei denen sich Kirchgemeinden und sozial-diako- nische Werke engagieren können. Reformierte Kirche Zürich Jahresbericht 2016 14
Reformprozess in Zürich: Welches wäre Ihre Vision der gelungenen urbanen Diakonie auf Stadtgebiet? Wenn unter «urbaner Diakonie» jene Prozesse inhaltlich gefasst wer- den, in denen Kirchgemeinden ihren diakonischen Auftrag mit Fokus auf die Nöte in der Nachbarschaft wahrnehmen, treten die drei Kapi- talien von Kirchgemeinden ans Licht: Sie haben beste Räume, Plätze und Boden an zentraler Lage, die genutzt werden können. Sie verfü- gen über ein enorm leistungsfähiges Netz von Freiwilligen. Und drit- tens: Das christliche Menschenbild ist leitend. Das bedeutet, dass der Mensch in seiner Würde als Ebenbild Gottes wahrgenommen und nicht zum Zweck irgendeiner Mission oder Absicht missbraucht wird. Daraus ergibt sich die Vision einer Diakoniekirche in der Stadt Zürich zugunsten benachteiligter Menschen. Gibt es Städte in Europa, von denen wir etwas abschauen könnten? Ja, es gibt hervorragende Beispiele in Deutschland, Holland und auch in England, ebenso in den USA und Afrika. Für mich prägend sind die Erfahrungen der Diakoniekirche Pauluskerk in Rotterdamm (https://de.yelp.ch/biz/pauluskerk-rotterdam), die im Zusammen- hang mit der Entstehung einer nachbarschaftlichen Solidarkultur vor wenigen Jahren neu gebaut wurde. Wie stellen Sie sich das Projekt Witikon in zehn Jahren vor? Gelebte urbane Diakonie ist Ausdruck des gesellschaftlichen Wan- dels und in zehn Jahren tragen die Räume, das Freiwilligennetz und die Aneignung eines christlichen Menschenbildes zur Qualität einer solidarischen Lebensgestaltung aller Generationen bei. Dies mit be- sonderen Augenmerk auf das dritte und vierte Lebensalter im Quartier. Und dies gehört ja zum Auftrag jeder Kirchgemeinde und insbeson- dere ab 2019 in der einen Kirchgemeinde Zürich. Nordchurch – Jungi Chile Züri Nord Das Projekt «Nordchurch», auch bekannt als «Jungi Chile Züri Nord» ist ein Vernetzungsprojekt im Bereich der kirchlichen Jugendarbeit im Norden von Zürich. Das Pilotprojekt illustriert gut, wie einfach Ju- gendliche für die Kirche zu begeistern sind und wären. Dies sagt Si- mon Brechbühler, Initiant von Nordchurch. Im Rahmen des Leuchtturm-Projektes von Seebach und Oerlikon machte sich der neue Jugendarbeiter Simon Brechbühler bereits im Januar 2016 Gedanken, wie übergemeindliche und regionale Jugend- Projekte mit Ausstrahlung arbeit gestaltet werden kann. Als erste Inspiration diente dem 30-Jäh- rigen ein Besuch im Kanton Bern beim Verein Jugendwerk. Dieser betreut in über 16 unterschiedlichen Gemeinden Jugendsekretariate und Jugendtreffs. Partizipation von Jugendlichen, Nutzen von Syner- gien und Empowerment-Möglichkeiten sind zentrale Faktoren in der 15
Arbeit des Jugendwerks. Vollgepackt mit Ideen wurde eine Konzept skizze erstellt und mögliche Themen- und Arbeitsfelder von kirchlicher Jugendarbeit definiert. Nach einigen konzeptionellen Sitzungen und Diskussionen mit ver- schiedenen Akteuren der Stadtzürcher Kirchgemeinden wurde rasch klar, dass sich die Kirchgemeinden Affoltern, Oerlikon und Seebach an dem Kooperationsprojekt «Jungi Chile Züri Nord» beteiligen. Be- reits im Frühjahr 2016 fanden erste gemeinsame Projekte statt. So zum Beispiel der Besuch beim christlichen Springtime Festival, an dem sich rund 25 Jugendlichen aus sieben verschiedenen Gemeinden beteiligten. Als gemeinsame Plattform wurde die Domain nordchurch. ch gehostet – eine jugendgerechte Plattform, die optimal mit ver- schiedensten Social Media Kanälen interagierte. Nebst viel Wohlwollen bemerkte die Projektgruppe bereits früh, dass die Vereinheitlichung gewisser Abläufe der unterschiedlichen Ge- meinden eine Herkulesaufgabe darstellt. So stellten beispielsweise die Budgetierung mit unterschiedlichsten grossen Budgets, Termin- kollisionen mit bestehenden Projekten innerhalb der Gemeinden oder die unterschiedlichsten Arbeits- und Planungsstrukturen echte Hür- den dar. Durch den Enthusiasmus und die Euphorie getragen, liess man sich von diesen Schwierigkeiten nicht beirren, sondern startete in den «Reformprozess». «Statt Jugendliche in die Kirche zu zwingen, sollen sie Spass haben.» Als Kern für die Zusammenarbeit diente die Konf-Arbeit. So wurden beispielsweisen Wahlfachkurse, Jugendgottesdienste oder auch ein Konfirmandenlager zusammengelegt. Mit dem neu konzipierten Tas- te-It Jugendgottesdient erreichten wir monatlich zwischen 45 und 80 Jugendlichen in der Zielgruppe. Knapp 80 Teilnehmende nahmen in diesem Schuljahr in einem der vier möglichen Konflager oder Konfrei- sen teil. Tolle Zahlen, welche erst durch die Vernetzung der einzelnen Konfklassen möglich geworden war. Die Auflistung der Projekte ist nicht abschliessend. Nebst der Vernet- zung gehörte zur Arbeit auch eine Offenheit gegenüber Neuem und Personen, die jenseits der Gemeindegrenzen wohnen oder nicht der- selben Religion angehören. Auch braucht es eine flexible Gestaltung der Arbeit, ansonsten kommt die Beteiligung der Jugendlichen zu kurz. Und genau in diesen Bereichen hat die Kirche an vielen Orten umzudenken. Eines der Erfolgsrezepte war es, dass die Projektgrup- pe mit sehr vielen Freiwilligen gearbeitet hat. Statt Jugendliche in die Kirche zu zwingen, sollen Sie Spass haben und einen niederschwelli- gen Zugang erfahren. Auch sollen sie die Möglichkeit haben, Kirche selber zu gestalten. Und in diesem Bereich wurden die Grenzen der Machbarkeit dieses Pilotprojektes in aller Deutlichkeit aufgezeigt. Reformierte Kirche Zürich Jahresbericht 2016 16
«Freitagabend? Komm, wir gehen in den Gottesdienst im Sihlfeld!» Seit September 2016 findet der Gottes dienst der Kirche Sihlfeld am Freitag abend statt. Pfarrer Thomas Schüpbach über erste Erfahrungen. Herr Schüpbach, wie läuft das Projekt FeierWerk? Hier möchte ich zuerst betonen, dass FeierWerk ein Kirchenkreise bieten viele neue Chancen; Bedin- Projekt ist, das nicht auf meinem alleinigen En- gung ist, sich darauf einzulassen, offen, neugierig, gagement beruht, sondern in mehrjähriger Teamar- mutig zu sein. Dazu gehört auch die Bereitschaft, beit entstanden ist. Es wurde auf Initiative der etwas Eigenes zu streichen und das Programm Pfarrschaft von der Kirchenpflege und allen Mitar- wirklich zusammen zu legen und zusammen zu ent- beitenden entwickelt. Daraus entstand ein ausführ- wickeln. So entstehen neue Ressourcen und die liches Konzept, welchem die Kirchgemeindever- Kirche wird entsprechend neu belebt. sammlung und der Kirchenrat zustimmten. Das hört sich sehr positiv an. FeierWerk ist sehr vielfältig: es gibt meditativere «Die Reform inspiriert enorm; Formen, in welchen eine an Taizé angelehnte Litur- es macht Spass, Kirche ein Stück gie gemeinsam gelesen wird; es gibt klassischere weit neu zu erfinden.» Formen mit gewohnter Lesung und Predigt; und es gibt auch ungewohntere Formen, wenn Gäste zum Gespräch geladen sind, Filmausschnitte gezeigt Gut, das wäre der offizielle Teil ... werden oder Pop-Musik einbezogen wird, oder die Nun zu Ihrer eigentlichen Frage: Wir sind sehr zu- Leute miteinander diskutieren. Bewährt hat sich frieden mit FeierWerk. Die Gottesdienste am Frei- insbesondere das Kerzen-Ritual: die Leute schät- tagabend sind besser besucht als diejenigen, die zen es sehr, dass in jedem Gottesdienst eine Kerze wir zuvor am Sonntagmorgen gefeiert haben. angezündet werden darf. Auch das Singen mit einer Band animiert und ist eine Bereicherung. Gibt es eine neue Zielgruppe? Ja. Hinzugekommen sind Menschen, die am Wo- Was tun Sie, um weitere Ansprechgruppen in die chenende arbeiten oder anderweitig verhindert Kirche zurückzuholen? sind. Geblieben sind fast alle bisherigen Gottes- Wir machen aktiv Werbung und setzen neben den dienstbesuchenden; gerade auch viele ältere Leute sozialen Medien insbesondere auf Mund-zu-Mund- schätzen das Angebot, weil sie manchmal aus ge- Propaganda. Ich versuche, noch präsenter zu sein sundheitlichen Gründen am Morgen nur schwer in und noch mehr Begegnungsmöglichkeiten zu schaf- die Gänge kommen. Zudem inspiriert uns das Pro- fen – so trage ich zum Beispiel neuerdings unser jekt FeierWerk, weil wir mit vielfältigen liturgischen monatliches Mitgliedermagazin in einer Strasse un- Formen arbeiten und bewusst Neues ausprobieren; serer Gemeinde persönlich aus. Zudem wollen wir so entstehen immer spannende Gottesdienste. den Leuten vermitteln, dass sie sich in der Kirche verwirklichen können – sei es, indem sie ihre Bilder Stichwort Reform: Welche Erkenntnisse können im Kirchenraum ausstellen, eine Lesung im Gottes- Projekte mit Ausstrahlung Sie an die anderen Kirchenkreise weitergeben? dienst halten, oder auf irgendeine andere Art ihre Mich inspiriert die Reform enorm; es macht mir Vorstellung einbringen. Spass, Kirche ein Stück weit neu zu erfinden. Die 17
Die vier Handlungsfelder Reformierte Kirche Zürich Jahresbericht 2016
Bildung und Spiritualität Die Website nebelmeer.net trug dazu bei, dass in ein- Wasserkirche zelnen Medien und an Veranstaltungen die Suizidprä- Die Kunstausstellung Manifesta 11 war für das kleine vention und -nachsorge thematisiert wurde. Ein Mit- Team der Wasserkirche die Herausforderung des Jah- glied der Nebelmeer-Gruppe produzierte einen Film res. Die Öffnungszeiten wurden während drei Monaten zum Thema «Angehörige nach Suizid». von 18 auf 74 Stunden pro Woche ausgedehnt. Über 40 000 Besucherinnen und Besucher wurden gezählt. Im November wurde die von der Fachstelle vorgeschla- gene Thematik «Religiöse Radikalisierung Jugendli- Das Thema «Eternal Garden» bzw. «Ewigkeit und Ver- cher» anlässlich einer von der SEK-Kommission «Neue gänglichkeit» ermöglichte ein überaus gelungenes Zu- Religiöse Bewegungen» durchgeführten Tagung behan- sammenspiel von Kunst und Theologie, mit dem Gross- delt. münster Pfarrer Martin Rüsch als Gastgeber des russischen Künstlers Evgeny Antufiev. Kulturhaus Helferei Die Wasserkirche blieb in erster Linie «Kirche», welche Das Kulturhaus Helferei befindet sich mitten in der Alt- eine Ausstellung beherbergte. Dank präzisen Abspra- stadt von Zürich – in eben dem Haus, in dem einst Ul- chen konnten die meisten Veranstaltungen, Morgenge- rich Zwingli gelebt hat. Seit dem letzten Jahr hat sich bete, Gottesdienste, Musik & Wort sowie einzelne Ka- die Helferei mit einem neuen Team und einem umfang- sualien weiterhin stattfinden. Das Publikum genoss reichen Kulturprogramm neu verortet und möchte von freien Zugang, ob für den Ausstellungsbesuch oder für seiner zentralen Lage heraus wieder strahlen: in das stilles Verweilen im Kerzenlicht, geborgen unter riesi- Quartier und in die gesamte Stadt hinein. Nun gibt es gen blauschimmernden Schmetterlings-Flügeln. Als mehrmals pro Woche in Eigenproduktion Theater, Per- Entdeckungsraum für Kunst und Spiritualität bot sie so formances, Literatur, und Musik. Das Haus hat sich auch manchen Zürcherinnen und Zürchern Zugang, die stark über die anderen Kulturinstitutionen der Stadt bisher noch nie in der Wasserkirche waren. vernetzt. So gab es Koproduktionen mit dem Theater Neumarkt, der Winkelwiese, dem Festival Zürich Tanzt und mit vielen weiteren Institutionen und Vereinen der Fachstelle Kirche+Jugend Stadt. Jeden Monat wechselten Themen und Inhalte. Die Fachstelle ist unter anderem auch offizieller Ein- Wie knüpft man an die Ideen eines Ulrich Zwingli an satzbetrieb für Zivildienstleistende und vermittelt mo- und «reloaded» diesen grossen Denker neu – als Ans- tivierte junge Erwachsene an Kirchgemeinden. So wur- toss für zukunftsträchtige gesellschaftliche Debatten in den im Berichtsjahr 17 Einsätze in Stadtgemeinden und der Stadt Zürich? Insgesamt hatte das Kulturhaus Hel- drei Einsätze im Kanton ermöglicht. ferei 30 Prozent mehr Besucherinnen und Besucher. Diakonie und Seelsorge streetchurch und unterstützt die Bewohnerinnen und Bewohner in der Die streetchurch befähigt mit ihren Angeboten junge Alltagsbewältigung. Kombiniert mit der bereits gut eta- Menschen zu einem gelingenden Leben in der Gesell- blierten Sozialfirma «Saubere Jungs für saubere Fens- schaft. Junge Menschen aus dem Grossraum Zürich ter» und der Berufsvorbereitungsmassnahme «top4job» finden neuen Mut für Schritte der Veränderung. Mit der erhalten junge Menschen so umfassende Begleitung auf Unterstützung von verschiedenen Fachpersonen und im dem Weg in ein eigenverantwortliches Leben. Rahmen vielfältiger Projekte packen die jungen Men- schen ihre Herausforderungen in verschiedenen Le- Das streetchurch-Zentrum mitten in der Stadt Zürich bensbereichen an. etabliert sich dabei immer mehr als Dreh- und Angel- punkt der streetchurch und ihrer Angebote. Die street- Im Berichtsjahr hat die streetchurch das Angebot mit church ist so diakonisch profilierte Kirche, nahe bei den dem Projekt «Begleitetes Wohnen» ergänzt. Neu bietet Menschen. sie 13 teilmöblierte Wohnplätze für junge Erwachsene 19
Es war im Berichtsjahr möglich, den Kirchgemeinden Internetseelsorge die vielfältigen Dienstleistungen näherzubringen. Der Auch 2016 waren zahlreiche Menschen froh um die an- Besuch der Vertreterinnen und Vertreter des Diakonats- onyme und professionelle Seelsorge-Beratung via In- kapitels in unserer Geschäftsstelle gab uns die Mög- ternet. 2016 meldeten sich 476 Menschen zum ersten lichkeit, die Tätigkeiten vorzustellen. Mal bei seelsorge.net. Daraus ergaben sich rund 1 000 E-Mail-Beratungen. Erfahrungsgemäss erstrecken sich Im Frühjahr wurde erstmals ein Ausbildungsplatz für die seelsorgerlichen Begleitungen meist über eine Zeit- eine angehende Sozialarbeiterin der ZHAW geschaffen, spanne von mehreren Wochen oder Monaten. Thema- die nun eine dreieinhalbjährige Praxisausbildung absol- tisch geht es mehrheitlich um die grossen Fragen zur viert. Dieser Ausbildungsplatz ersetzte die bisher sechs Lebensgestaltung, um Spiritualität, Partnerschaft, Be- Monate dauernde Praktikumsstelle. ziehung, Trauer und Einsamkeit. Stark zugenommen hat 2016 der Kontakt zu suizidgefährdeten Menschen, die Das Männerhaus Reblaube war im Berichtsjahr erneut Unterstützung suchten. Alle Seelsorger verfügen über praktisch ausgelastet. Dreiviertel aller Bewohner woh- ein fundiertes Wissen und eine langjährige, breite Seel- nen nun bereits länger als drei Jahre im Männerhaus. sorge-Beratungs-Erfahrung. Damit kommt zum Ausdruck, dass sich die meisten Männer längerfristig in diesem Haus etabliert haben Finanziert wird seelsorge.net durch Beiträge der Refor- und offenbar einen Konsens mit sich und ihren Mitbe- mierten und Katholischen Kirche, durch Spenden, Kol- wohnern gefunden haben. lekten und Beiträge Dritter. Polizeiseelsorge / Seelsorge für Rettungskräfte Spitalseelsorge 2016 war ein lebhaftes Jahr mit vielen bewegenden Mo- Anlässlich der Kirchensynodesitzung vom 5. April 2016 menten. Neben beruflichen Sorgen bildeten häufig pri- wurde unter anderem auch die neue «Verordnung über vate Probleme oder Trauer den Schwerpunkt der Seel- die Seelsorge in Institutionen» verabschiedet. Gestützt sorgegespräche. Auch die Mitglieder des Korps hatten auf diesen Synodebeschluss befasste sich der Kirchen- einige Herausforderungen zu bewältigen: Sie mussten rat Ende August mit der Seelsorge in den Pflegezentren von sieben Mitarbeitenden Abschied nehmen. Diese der Stadt Zürich und stellte diese den Akutspitälern Menschen starben aufgrund eines tragischen Unfalls gleich. oder an den Folgen einer Erkrankung. Drei Trauerfeiern wurden gestaltet und zahlreiche Menschen in ihrer Bereits im Antrag und Bericht des Kirchenrates an die Trauerphase begleitet. Für alle Angehörigen wurde eine Kirchensynode betreffend einheitlicher Regelung der Gedenkfeier in der Liebfrauenkrypta abgehalten. reformierten Spitalseelsorge, die Pflegezentren der Auch die Lehrtätigkeit an der Polizeischule und der Hö- Stadt Zürich als «Pflegezentren mit einer über die Evan- heren Fachschule für Rettungsberufe gehört zu den gelisch-reformierte Landeskirche des Kantons Zürich Aufgaben. Mitarbeitende von Polizei, Berufsfeuerwehr finanzierte Pfarrstelle» aufgeführt – die Finanzierung und Rettungsdienst wurden in den Fächern «Ethik» und dieser Pfarrstellen erfolgt jedoch weiterhin durch den «Nachsorge» auf ihre künftige Tätigkeit vorbereitet. Stadtverband. Yucca+ Eine Kostenübernahme durch die Landeskirche per 1. Januar 2019 – d. h. ab Einführung der Kirchgemeinde Die Zürcher Stadtmission betreibt im Café Yucca seit Zürich – wurde als sinnvoll und realisierbar erachtet. 2009 die koordinierte kirchliche Passantenhilfe Yucca+ Damit wird die gesamte Verantwortung der Pfarrstellen auf der Basis des Leistungsauftrages mit dem Refor- in den Pflegezentren der Stadt Zürich an die Landes- mierten und dem Katholischen Stadtverband. Die Zahl kirche übertragen. der über Yucca+ betreuten Passantenkontakte stieg um 421 auf 1616, was einer Zunahme von 35 Prozent ent- spricht. Dies ist auch auf die Einführung der Personen- Stiftung Kirchlicher Sozialdienst Zürich freizügigkeit für Rumänien und Bulgarien zurückzufüh- Nachdem Regula Rother den KSDZ altershalber per ren. Die Erstkontakte erhöhten sich um acht Prozent, 30.6.2016 verlassen hatte, übernahm Jürg Lüthi als Ge- die Folgekontakte um 50 Prozent. Die Zahl der von den schäftsführer der Stiftung KSDZ zusätzlich die Leitung reformierten Kirchgemeinden und katholischen Pfarrei- Reformierte Kirche Zürich der Sozialberatung. Dank dieser Nachfolgelösung en zugewiesenen Personen (74 bzw. 68) waren 2016 konnte die notwendige Kontinuität gewährleistet wer- annähernd gleich hoch wie im Vorjahr. Die Bekanntheit den. des Angebots und die mobile Vernetzung der Passan- Jahresbericht 2016 20
ten trugen dazu bei, dass inzwischen knapp 20 Prozent zustellen, dass ich mit meiner Arbeitslosigkeit nicht der Kontakte ohne formelle Zuweisung und über 1 000 alleine dastehe und ich mich mit Menschen, die gerade Folgekontakte ohne Flyer erfolgen. Das Yucca-Team Ähnliches erleben, austauschen konnte. Aussenste- half Menschen in Not mit Beratung, einem stets offenen henden mangelt es oft am nötigen Verständnis für die Ohr, mit Verpflegung oder Unterkünften. Es zeigte pro- Situation. Dieser Treff ist nach meinen Erfahrungen ein- fessionell Perspektiven auf und gab Hoffnung, ohne zigartig, und ich hoffe, dass dieser Zufluchtsort noch falsche Hoffnungen zu schüren. lange erhalten bleibt.» Glücklicherweise hat dieser Mensch inzwischen eine Arbeitsstelle gefunden. Sihlcity Kirche Ökumenische Bahnhofkirche Im Berichtsjahr 2016 passte die ökumenische und in- terreligiös offene Kirche im Einkaufs- und Freizeitzent- Seelsorge ist der Motor der Bahnhofkirche. Und dieser rum Sihlcity die Öffnungszeiten an: Montag bis Sams- Motor läuft. Die Bahnhofkirche ist zu einer Werk- tag 10 –18.30 Uhr. Die fundamentalistisch geführten tags-Kirche geworden. Das Hauptpublikum sind Pend- Terroranschläge und Kriege in der Welt hatten Einfluss ler. Menschen also, die einen weiteren Weg zurück auf die Besucherschaft der Sihlcity Kirche. Christen legen müssen, um zur Arbeit zu kommen. Sie sind sehr fragen verstärkt nach der eigenen Identität. Dem Anlie- mobil. Sie wohnen an einem Ort, kaufen an einem an- genbuch werden Fürbitten für Nahestehende, die Welt deren ein und an einem dritten verbringen sie ihre Frei- und sich selbst anvertraut. Auch eine Bankenbibelgrup- zeit. Und weil sie es sich gewohnt sind, aufmerksam pe findet sich vierzehntäglich zum Gebet hier ein. 23 die Möglichkeiten auf ihrem Weg wahrzunehmen, neh- freiwillig Mitarbeitende begrüssen die Ankömmlinge am men sie auch unser Angebot wahr – und nutzen es, Empfang, betreuen die Kapelle und den Gemeinschafts- wenn sie Bedarf haben. Darum haben wir im Jahresver- raum und stellen die Verbindung zu den Seelsorgeper- lauf am Sonntag nicht einmal halb so viele Gespräche sonen her. Sie bringen sich sehr vielfältig und auf wert- wie an einem Werktag. volle Art und Weiseein. Als Lernort für Jugendliche sowie Erwachsene ist die Kirche am Ort wichtig, um Der Raum der Stille ist offen für alle Menschen aus al- eine zeitgemässe Form von Kirche im urbanen Umfeld len Religionen, für Gläubige und Ungläubige, eben für zu erleben. die Menschen, die den Bahnhof und den ÖV benutzen. Die Besucherzahlen hängen vom Wirtschafts- und Wer nicht selbst in die Sihlcity Kirche kommen mag, Weltgeschehen und vom Wetter ab. Sieht all das mies bestellt das «Rastwort». Diese wöchentliche Nachricht aus, dann kommen mehr Menschen in den Raum der ist beliebt und wird aktuell an über 130 Personen ge- Stille. Und viele von ihnen suchen nach dem Besuch mailt, 200 weitere lesen sie auf Twitter. Im September des Raumes der Stille auch den Weg in die Seelsorge. 2016 wurden auf den Aussen- und Innenwerbeflächen Darum sprechen wir von unserem Raum der Stille als des Sihlcity zudem Hinweise auf das kirchliche Angebot Türöffner für die Seelsorge. Er macht Mut zum Über- vor Ort geschaltet. schreiten der Schwelle, die zu einem Vieraugenge- spräch führt. Hilfe zur Selbsthilfe für stellenlose Fach- und Führungskräfte Wer plötzlich ohne Job dasteht und vielleicht auch noch eine Führungsposition innehatte, der sucht Halt und vielleicht auch nach einer Struktur. Jeden Dienstag von 9 bis 11 Uhr treffen sich zwischen acht und zwölf Per- sonen an der Stauffacherstrasse 10, um «auf Kurs zu bleiben», wie das Motto des Arbeitslosentreffs heisst. Die Stimmung ist meist fröhlich, obwohl die schwierige Suche nach einer neuen Stelle das Problem aller Be- troffener darstellt. Die Besucher im Berichtsjahr 2016 waren durchschnittlich um die 50 Jahre alt. Was ihnen diese wöchentlichen Zusammenkünfte bedeuteten, schilderte ein Teilnehmer wie folgt: «Der Treff war für mich persönlich in den vergangenen eineinhalb Jahren Die vier Handlungsfelder öfter eine Art Zufluchtsort, wenn ich nicht mehr ein und noch aus wusste. Umso tröstlicher war es jeweils fest- 21
Gottesdienst und Verkündigung ervejn eingeladen, den Heerweg in Jütland, der ein Kirchenmusikkommission noch recht unbekannter Pilgerweg ist. Beim zweiten Was kann die Musik in der zukünftigen Kirchgemeinde Novemberforum gab Pilgerpfarrer Bernd Lohse, Leiter Zürich leisten? Der Verbandsvorstand beauftragte die Pilgerzentrum St. Jacobi Hamburg, einen Vorge- Kirchenmusikkommission, hierzu ein Grundlagenpapier schmack auf den für 2017 geplanten Olavsweg in Nor- zu erstellen. Das Papier gilt als erster Schritt für ein wegen. späteres Konzept zur Kirchenmusik in der neuen Kirch- gemeinde Zürich. Bestehendes soll beschrieben, In Kooperation mit www.jakobsweg.ch wurde vom Pil- Neues geprüft und das Resultat wirkungsvoll in den gerpfarrer Andreas Bruderer gemeinsam mit Marianne Reformprozess eingebracht werden. Die Konzept-Ent- Lauener ein Lehrgang für künftige «Pilgerbegleiterin- wicklung wurde interdisziplinär abgestützt und nahm nen/Pilgerbegleiter Europäische Jakobswege» in drei mit dem Einbezug der Kantorenschaft ihren Anfang. Modulen angeboten. 19 Teilnehmende erhielten ihr Zer- tifikat und tragen das Thema «Pilgern» seither bewusst Die Kirchenmusikkommission prüfte zehn Gesuche – hinaus an die Orte, wo sie zuhause sind. Die Pilgerbe- sechs Orgelstellen und vier Orchester- und Chorleitun- gleitenden sind befähigt, Menschen bewusst in ihrem gen. Acht Gesuche wurden an den Verbandsvorstand «Wandlungsprozess», der sich durch das Pilgern ergibt, weitergeleitet, sieben davon genehmigt und eines we- zu unterstützen. gen ungenügendem Nachweis der beantragten zusätz- lichen Stellenprozente abgelehnt. Zentrum für Migrationskirchen Eine weitere Kirchgemeinde wurde gebeten, auf einen Das Christentum und die kirchlich-ökumenische Land- Antrag zu verzichten und stattdessen im neuen Kir- schaft in der Schweiz differenzieren sich gegenwärtig chenkreis nach gemeinsamen Wegen zu suchen. Das aus. In urbanen Gegenden wie der Stadt Zürich treffen Bestreben einer anderen Kirchgemeinde, ihr musikali- sich Menschen in aktuell ca. 80 evangelischen Migrati- sches Angebot auszuweiten, wurde teilweise geneh- onskirchen. Sie verkörpern eine neue Gestalt von Kir- migt. che-Sein und werfen theologische und interkulturelle Fragen auf. Pilgerzentrum St. Jakob Im Zentrum für Migrationskirchen beschäftigen sich Pfarrer Andreas Bruderer wurde Ende September 2016 Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen mit der Ein- pensioniert. Neuer Leiter des Pilgerzentrums St. Jakob heitsfrage im Christentum. Wie können Begegnungen ist seit dem 1. Oktober 2016 Pfarrer Michael Schaar. stattfinden, welche den Austausch auf Augenhöhe wah- Das Pilgerpfarramt gehört seit der Umstrukturierung zu ren? Wie kann Gottesdienst und Abendmahl gefeiert den Gesamtkirchlichen Diensten der Reformierten Kir- werden, wenn Sprache, Ausdrucksform, Liturgie und che Kanton Zürich. Musikstil von acht unterschiedlichen Kirchen aufeinan- dertreffen? Interkulturelle und ökumenische Projekte Das Tagespilgern, das jeweils von Brigitte Vuichard or- (Weltgebetstag, Konf-Austausch, Zurich Gospel Festi- ganisiert wird, fand 2016 auf der ViaJacobi von Kons- val, Anlass zur Woche der Religionen, Workshops) so- tanz bis Lausanne statt. Täglich waren 40 bis 50 Pilge- wie die Akquisition für Interessierte am CAS Interkultu- rinnen und Pilger mit dabei. Bei den Pilgerreisen ist relle Theologie und Migration an der Universität Basel speziell der Camino Portugese zu nennen: Brigitte waren 2016 die Schwerpunkte der Koordinationsstelle. Vuichard war im Sommer 2016 mit einer Gruppe dort. Ausserdem wurden evangelische Migrationskirchen so- wie reformierte Kirchgemeinden in der Zusammenar- Während der pilgerfreien Zeit fand das Novemberforum beit vor Ort unterstützt und Kontakte vermittelt. statt. Elisabeth Lidell, die dänische Pilgerpfarrerin, hat- te das Team des Pilgerzentrums St. Jakob auf den Ha- Reformierte Kirche Zürich Jahresbericht 2016 22
Gemeindeaufbau und Leitung Hard und der Kirchgemeinde Industriequartier. Daraus Centro Magliaso ergaben sich wertvolle Informationen über die künftigen Ein Grund zur Freude: Die Saison 2016 schloss mit ei- Aufgaben sowie den künftigen Arbeitsanfall. nem Umsatzplus von etwas mehr als Fr. 20 000 ab. Die Zahl der Logiernächte stieg um 142 auf 28 524. Im Rahmen des Reformprozesses werden die Immobi- lien so gut es geht zu marktüblichen Preisen vermietet. An der GV vom 9. April 2016 wurde beschlossen, dass Erstmals nun auch an der Bürglistrasse 11. Der neue mit dem Umbauprojekt «Boscaccio» gestartet werden Mieter hat inzwischen den Betrieb aufgenommen, be- konnte. Dieser Bau brachte erhebliche Verbesserungen zahlt den Mietzins regelmässig und fühlt sich im Objekt für Menschen mit einem Handicap. Für die Finanzierung wohl. des Bauprojekts wurden Spendengelder in der Höhe von 1.8 Mio. Franken gesammelt, ein Betrag, der die Seitens des Portfoliomanagements wurde die zweite Erwartungen bei Weitem übertraf. Diese komfortable Hälfte der 36 Potenzialanalysen durchgeführt und auf Ausgangslage gab der Baukommission die Möglichkeit, einer Gesamtübersicht erfasst und priorisiert. Die Po- zusätzliche Annehmlichkeiten für Mitarbeitende und tenzialanalysen sind der erste Schritt zur Entwicklung Gäste zu bewilligen. von neuen Bauprojekten, welche die teilweise sehr ho- hen Ausnutzungsreserven realisieren. Durch die vielen Die Arbeiten für eine weitere Etappe der Flachdachsa- Potenzialanalysen kann der Bereich Immobilien sicher- nierungen wurden im Frühjahr ausgeführt und die Lei- stellen, dass die Projekte in einer logischen Reihenfol- tungssanierung im Haus «Vigna» ist seit November im ge realisiert werden. Gang. Bis Mitte März 2017 sollte der Umbau abge- schlossen sein. Aufgrund der zusätzlichen Mitarbeiter innerhalb des Bereiches Immobilien war ein interner Umzug der Im- mobilienabteilung unumgänglich. Zu diesem Zweck Stiftung Zentrum Randolins St. Moritz wurde das Zwingli-Zimmer in ein Mehrplatzbüro mit Trotz klimatischen, wirtschaftlichen und politischen He- acht Arbeitsplätzen umgewandelt und ein Teil des Trep- rausforderungen im Schweizer Tourismus geht es mit penhauses als behelfsmässiges Sitzungszimmer abge- Randolins weiter aufwärts: Das Nettoergebnis im Jah- trennt und eingerichtet. resabschluss per 30.4.2016 konnte um weitere Fr. 140 000 verbessert werden und in der Sommersaison Informatik 2016 resultierte seit langem wieder ein operativer Ge- winn. Die Ende Dezember 2015 fertiggestellten neuen Der Bereich Informatik Kirchgemeinden (I-KG) besteht Familienstudios erweisen sich als enorm wertvoll. So aus sechs Mitarbeitenden und betreut rund 350 Com- konnten viele neue Gäste begeistert und vor allem das puterarbeitsplätze. Das Jahr 2016 wurde geprägt vom Segment Familien ausgebaut werden. Mit verschie- Grossprojekt SPO-NBS (Neue Business Software), das densten Massnahmen wird nun weiterhin hart daran uns auch in den folgenden Jahren noch einige Heraus- gearbeitet, die Qualität des Angebotes und den Be- forderungen stellen wird im Hinblick auf die neue Kirch- kanntheitsgrad weiter zu steigern. Und wenn Frau Hol- gemeinde Zürich. le bald etwas grosszügiger mit ihrer weissen Pracht überrascht, sind auch die schwarzen Zahlen greifbar Grundsätzlich bietet die Abteilung I-KG 56 reformierten nahe. und katholischen Kirchgemeinden, ihren Stadtverbän- den und Institutionen zu Selbstkostenpreisen ein breit gefächertes Angebot von Informatikdienstleistungen Liegenschaften an. Zu den Dienstleistungen gehören unter anderem die Im Berichtsjahr übernahm der Bereich Immobilien des zentralen Kirchenapplikationen, Mitglieder- und Zei- Stadtverbandes die Liegenschaften der Kirchgemeinde tungsverwaltung MZV, Bestattungsagenda SABA inklu- Die vier Handlungsfelder 23
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