Geschlechtliche Vielfalt in der Jugend(verbands)arbeit - Zugänge und Freiräume für trans* und nichtbinäre Jugendliche ermöglichen
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Geschlechtliche Vielfalt in der Jugend(verbands)arbeit Zugänge und Freiräume für trans* und nichtbinäre Jugendliche ermöglichen 1
Geschlechtliche Vielfalt in der Jugend(verbands)arbeit Zugänge und Freiräume für trans* und nichtbinäre Jugendliche ermöglichen Impressum Geschlechtliche Vielfalt in der Jugend(verbands)arbeit Zugänge und Freiräume für trans* und nichtbinäre Jugendliche ermöglichen Herausgeber Landesfachstelle Hessen „Queere Jugendarbeit“ Bleichstraße 11 65183 Wiesbaden www.queere-jugendarbeit.de INHALT Redaktion Chris Hey-Nguyen, Klaus Bechtold, Stefan Kräh, Laura Seyfang Glossar 4 Autor_innen Ron Otto Vorwort 5 Jakob Pfeiffer Ivo Boenig Heik Zimmermann Einleitung: Was heißt „Geschlecht“ und wie lässt sich Chris Hey-Nguyen Laura Seyfang Jugend(verbands)arbeit für alle Geschlechter gestalten? 6 Satz und Layout Rocky Beach Studio Wie erfahren trans* und nichtbinäre Jugendliche 1. Auflage: 2.000 Exemplare Wiesbaden, Dezember 2020 Diskriminierung und wie lässt sich das vermeiden? 9 Die Landesfachstelle Hessen „Queere Jugendarbeit“ ist ein Projekt des Hessischen Jugendrings und wird durch das Hessische Ministerium für Soziales und Integration im Rahmen des Aktionsplans für Akzeptanz und Vielfalt gefördert. Die Transition oder Schwierige Übergänge brauchen gute Unterstützung 15 Gefördert aus Mitteln des Aktionsplans für Akzeptanz und Vielfalt. Trans* als Thema der außerschulischen Jugendbildung 20 Trans*formation im Jugendverband!? – Verbandsstrukturen öffnen für trans* und nicht-binäre Jugendliche 25 Gruppeneinteilungen, Schlafräume, Toiletten und Duschen 32 Informationspflicht nach Art. 13 und 14 DSGVO unter www.hessischer-jugendring.de/datenschutz Anlaufstellen, Links, Materialien 38 3
Glossar Vorwort Die Beschäftigung mit sexueller und geschlechtlicher Vielfalt geht mit unzähligen In vielen Verbänden und Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit nehmen Themen im Begriffen einher, von denen manche mehr und manche weniger bekannt sind. weiten Feld sexueller Orientierung und geschlechtlicher Vielfalt mittlerweile einen Platz Auf dieser Seite haben wir in gekürzter Fassung dargestellt, was die Wörter trans* ein. Das ist nicht weiter verwunderlich. Denn die Aufgabe der Jugend(verbands)arbeit und nicht-binär bedeuten. Weitere interessante Erklärungen zu Begriffen findet ihr ist es, junge Menschen in ihrem Aufwachsen und ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu in unserer Fibel „Vielfalt verstehen“, die in unserem Shop kostenlos bestellt oder als begleiten und bestmöglich zu unterstützen. Dass Jugendliche dabei ganz unterschiedlich PDF heruntergeladen werden kann. sind und sein dürfen, das steht für ehren- und hauptamtliche Fachkräfte, Teamer_innen, Multiplikator_innen meist außer Frage. Dennoch bestehen weiterhin Unsicherheiten trans* im Umgang mit trans* und nicht-binären Jugendlichen, sie werden alltäglich mit Un- Trans* Personen sind Menschen, deren Geschlechtsidentität nicht oder nur teilweise wissenheit, Ignoranz und Diskriminierung ihnen gegenüber konfrontiert. dem Geschlechtseintrag entspricht, der ihnen bei der Geburt zugeteilt wurde. Manche Menschen wissen das schon von klein auf, andere stellen das im Laufe ihres Lebens Die politischen Kämpfe von Aktivist_innen und die dadurch gestiegene mediale Sichtbar- fest. Trans* ist eine Selbstbezeichnung. Trans* kann auch ein Überbegriff sein für ver- keit, machen es trans* und nichtbinären Jugendlichen inzwischen schon etwas leichter, zu schiedene Identitäten, wie z.B. agender, genderqueer, genderfluid oder nicht-binär. Mit sich selbst zu finden. Dennoch wird das Thema der geschlechtlichen Vielfalt noch immer dem Asterisk * kann dargestellt werden, dass trans* weitere Wortteile umfassen kann, von vielen Vorurteilen, Stereotypen und Fehlinformationen begleitet. Auch Herkunftsfami- wie z.B. transident oder transgender. Das „Gegenteil“ von trans* ist cis-. Eine Person, lien bieten oftmals nicht genug Rückhalt für queere Jugendliche. Umso wichtiger sind Mög- die ihrem bei Geburt zugeteilten Geschlechtseintrag zustimmt, ist also cis(-geschlecht- lichkeiten für Entwicklung und Empowerment im sozialen Umfeld, in Gruppen und Frei- lich). zeiträumen. In der Jugend(verbands)arbeit fühlen sich trans* und nicht-binäre Jugendliche aber noch zu oft unsichtbar gemacht bzw. von Angeboten nicht angesprochen. Mit dieser Nicht-binär, nichtbinär, non-binary Broschüre wollen wir Jugendverbänden und Jugendgruppen in Hessen gebündelt und ziel- Nicht-binär ist kein einheitliches Identitäts-Konzept, sondern ein Überbegriff für Ge- gerichtet Informationen zur Verfügung stellen, die für eigene Öffnungsprozesse gegenüber schlechter, die sich außerhalb oder zwischen männlich und weiblich verorten. Nicht- trans* und nichtbinären Jugendlichen genutzt werden können. Zu diesem Zweck haben wir binär, abinär, non-binary und enby sind weitere mögliche Selbstbezeichnungen und verschiedenen Expert_innen einbezogen. Verschiedene Fragestellungen werden von ihnen werden je nach persönlicher Vorliebe genutzt. Nicht-binäre Menschen können z. B. in den Kapiteln dieser Broschüre bearbeitet – für ihre Mitarbeit sind wir ihnen sehr dankbar. mehrere Geschlechter haben, genderqueer sein oder gar kein Geschlecht haben. Viele nicht-binäre Menschen identifizieren sich gleichzeitig als trans*, sprechen von In dem Wissen, dass es sehr viele verschiedene geschlechtliche Identitäten gibt, möchten sich also als trans* nicht-binär. wir uns in dieser Broschüre auf trans* und nicht-binäre Identitäten konzentrieren. Im Glossar auf der vorherigen Seite erklären wir genauer, was trans* und nicht-binär bedeuten. Es ist uns ein wichtiges Anliegen, das große Potential der Jugendverbandsarbeit für trans* Hier geht es zur Fibel, in der verschiedene und nichtbinäre Jugendliche zu fördern und nutzbar zu machen. Im besten Fall ent queere Begriffe erklärt werden. wickeln sich immer mehr Jugendgruppen und Jugendverbände so zu sicheren Orten für Jugendliche und sorgen für gute Erfahrungen, mehr Teilhabe und Selbstbestimmung. Wir wünschen Viel Spaß beim Lesen und freuen uns Eine kleine Einführung in queere Begriffe Landesfachstelle Hessen „Queere Jugendarbeit“ Bleichstraße 11 65183 Wiesbaden Fon 0611 988 735-08 info@queere-jugendarbeit.de auch über Feedback zu Erfahrungen in der Praxis. www.queere-jugendarbeit.de Jan Schmitz Stellvertretender Vorsitzender des Hessischen Jugendrings 4 5
Sein verbunden, unserem Mit-uns-selbst- selbst fühlen, wie ihre Körper sind und sein und dem In-der-Welt-sein. Ob der wie sie von anderen gesehen oder ein- eigene Körper oder das Geschlecht, geordnet werden. Im Zusammenhang mit das in die Geburtsurkunde eingetragen gesellschaftlichen Vorstellungen darüber, wurde, zum eigenen Geschlecht passt, was Mädchen, Jungen und nichtbinäre kann jeder Mensch nur selbst wissen. Menschen mögen oder nicht mögen, gern Die meisten Menschen können für sich oder nicht gern machen, was sie anziehen benennen und an Körpergefühl und Er- sollen, wie sie sich bewegen sollen und fahrungen festmachen, ob und wann sie wie ihre Körper aussehen sollen, können sich selbst als Mädchen, Jungen, nicht- viele Konflikte entstehen, auf die später binär oder ganz anders gefühlt haben und im Rahmen dieser Broschüre noch ein- fühlen. Für manche Menschen fühlt sich gegangen wird. ihr Geschlecht immer gleich an, für andere ist es etwas Fließendes, das sich aus sich Festhalten lässt sich aber, dass auch in Einleitung: Was heißt eine Jugendgruppe findet, in der es als selbst heraus verändern kann. Geschlecht der Jugend(verbands)arbeit Vermutungen „Geschlecht“ und wie lässt Mädchen akzeptiert und angenommen kann nicht von außen verändert werden. über das Geschlecht von anderen Perso- ist? Wie geht es einem nichtbinären Kind, Versuche, das empfundene Geschlecht nen potenziell unzutreffend sein können. sich Jugend(verbands)- das noch keine Worte hat, das eigene Ge- von Jugendlichen zu verändern, z. B. im Der erste Eindruck, auf dem basierend arbeit für alle Geschlechter schlechtsempfinden zu beschreiben, weil Rahmen von sogenannten „Konversions- wir oft entscheiden, wie wir eine Person gestalten? es bisher keine nichtbinären Personen therapien“, haben oft langanhaltende psy- ansprechen und vielleicht auch, wie wir kennengelernt hat? Mit welchen Proble- chische Belastungen für die Betroffenen mit ihr umgehen, kann also unzutreffend Von Ron Otto und Jakob Pfeiffer men kämpft ein trans* Jugendlicher beim zur Folge. Seit Juni 2020 sind derartige sein. Es ist deshalb wichtig, Annahmen Jugendfußball, wenn der Körper sich ver- Praktiken bei Jugendlichen (generell) in Bezug auf Geschlecht immer wieder Menschen aller Geschlechter sind in ändert? Wie erkläre ich als nichtbinäre_r und bei Erwachsenen (eingeschränkt) zu hinterfragen und achtsam dafür zu der Kinder- und Jugend(verbands)arbeit Gruppenleiter_in Kolleg_innen, Jugend- verboten. Zuwiderhandlungen können sein, dass das Geschlecht von Menschen bereits da, sie sind weiß oder Schwarz, lichen und Eltern mein Geschlecht? Wie mit Geld- und Freiheitsstrafen geahndet anders sein kann als wir es vermuten. Im haben Migrationsgeschichte oder keine, können wirklich alle Menschen mit ihren werden. Umgang mit Kindern und Jugendlichen ist leben mit Behinderungen oder ohne. vielfältigen Geschlechtern und Körpern in es deshalb umso wichtiger, immer wieder Sie sind Gruppenmitglieder, Jugend- der Jugend(verbands)arbeit willkommen Wie viele Geschlechter es tatsächlich Offenheit und Akzeptanz für alle Formen leiter_innen in Jugendgruppen oder sie und sicher sein? Was bedeuten neue gibt, lässt sich nicht sagen. Zu ver- geschlechtlicher Vielfalt sichtbar zu ma- sind Teil des Lebens von Kindern und Entwicklungen, z. B. im Personenstands- schiedenen Zeiten und in verschiedenen chen und entsprechend zu handeln. Jugendlichen, als Eltern/Sorgeberechtigte, recht, für die Jugend(verbands)arbeit? Kulturen gab und gibt es sehr unter- Freund_innen, Nachbar_innen und Vor- Was müssen Gruppenleiter_innen in der schiedliche Ideen dazu. In der Bundes- Chancen und Herausforderungen bilder. Oft wissen die Gruppenleiter_innen Jugend(verbands)arbeit heute über trans* republik Deutschland gibt es im Moment der Jugend(verbands)arbeit und Verbände jedoch (noch) nichts davon und nichtbinäre Kinder und Jugendliche vier verschiedene Möglichkeiten, den und sind unsicher, wie sie trans* und wissen, um Jugendarbeit für alle Ge- Personenstand eintragen zu lassen: weib- Die Jugend(verbands)arbeit bietet bei nichtbinäre Kinder und Jugendliche am schlechter zu gestalten? lich, divers, männlich und ohne Angabe. gemeinsamen Aktivitäten Möglichkeiten besten unterstützen können. Mit Blick Nicht immer sagt der Eintrag im Perso- für Kinder und Jugendliche alleine und ge- auf geschlechtliche Vielfalt in der Ju- Geschlechter erkennen nenstandsregister etwas darüber aus, meinsam Dinge auszuprobieren, Stärken gend(verbands)arbeit ergibt sich eine wie Menschen sich fühlen und wie sie zu entwickeln, Entscheidungen zu treffen ganze Reihe von relevanten Fragen: Geschlecht ist ein tiefes inneres Wissen angesprochen werden wollen. Zusätzlich und mitzubestimmen. Wie fühlt sich ein trans* Mädchen, das und Fühlen. Geschlecht ist mit unserem gibt es Unterschiede, wie Menschen sich 6 7
Für Kinder und Jugendliche, die wissen, und willkommen sind. Sie können für dass sie trans* und/oder nichtbinär sind, alle Kinder und Jugendlichen Möglich- kann es schwierig sein, im Jugendverband keiten schaffen, Dinge auszuprobieren, mitzumachen. Viele bleiben weg, weil ganz egal, ob irgendwer sagt, dass die sie sich nicht willkommen fühlen oder „nur für Jungen“ oder „nur für Mädchen“ befürchten, Diskriminierung zu erfahren. sind. Wichtig ist dabei, dass im Jugend- Andere verstecken ihre geschlechtliche verband eine Haltung entwickelt wird, Identität und ziehen sich ggf. im Rahmen die geschlechtliche Vielfalt willkommen ihres Coming-outs aus der Jugend(ver- heißt. Sich informieren, lernen und trans* bands)arbeit zurück. Es kann auch und nichtbinären Menschen zuhören, sind sein, dass Kinder und Jugendliche, die dabei ganz wesentliche Erfolgsfaktoren, in den Jugendverbänden aktiv sind, ihr wie auch die Thematisierung von ge- Wie erfahren trans* und Beispiele für verschiedene Coming-Out haben, Fragen zu diesen schlechtlicher Vielfalt in Angeboten wie Geschlechtsidentitäten Themen haben oder Freund_innen unter- der Juleica-Ausbildung. nichtbinäre Jugendliche stützen wollen. Diskriminierung und wie • Leyla ist ein Mädchen. Ihr (weibliches Das bedeutet für Jugendleiter_innen und lässt sich das vermeiden? Pronomen) wurde als Kind das Die Angebote und Strukturen von Jugend- Menschen, die in Jugendverbänden Ver- Geschlecht männlich zugeteilt. gruppen und Verbänden sind oft am antwortung tragen, auch, sich Gedanken Von Ivo Boenig Leyla ist trans weiblich. Geschlecht der Teilnehmenden orientiert. zu machen, woher die eigenen Vorstel- Das schafft auch Probleme für einzelne lungen von Männlichkeit und Weiblich- Manche Menschen erkennen im Laufe • Marko ist ein cis Junge. Ihm (männ Jugendliche: Bei Aktivitäten oder Grup- keit kommen und welche Auswirkungen ihres Lebens, dass sie trans* sind. Das liches Pronomen) wurde als Kind pen, die nur für Jungen oder nur für Mäd- sie auf die Arbeit mit den Jugendlichen heißt, dass ihre geschlechtliche Identität das Geschlecht männlich zugeteilt. chen sind, stellt sich die Frage, welche haben. (zeitweise) gar nicht oder teilweise nicht Jugendlichen mitmachen dürfen. Dabei dem nach der Geburt zugeteilten Ge- • Charlie ist genderqueer, sie_r sollte selbstverständlich sein, dass jede Jugendverbände profitieren, indem sie schlecht entspricht. (geschlechtsneutrales Pronomen) Person für sich selbst am besten weiß, nach außen und innen zeigen, dass sie ist weder weiblich noch männlich. welchem Geschlecht (oder keinem) sie Teil einer offenen, fortschrittlichen Ge- Manche trans* Personen sind binär angehört und nach dieser Selbstdefinition sellschaft sind, die Vielfalt als gegeben geschlechtlich, also weiblich oder männ- entscheiden, wo und wie sie teilnehmen annimmt, sichtbar macht sowie fördert lich. Mögliche Selbstbezeichnungen für mag. Hierfür müssen die Jugendverbände und die Menschenrechte jeder einzelnen binäre Geschlechtsidentitäten können sich öffnen, dazulernen und auch durch- Person achtet. sein: trans weiblich, Frau, transge- lässiger werden. schlechtlicher Junge oder Transmann. Im Deutschen gibt es die Pronomen er und sie. Manchmal möchten Menschen das neutrale Andere trans* Personen sind nicht (nur) Pronomen es für sich verwenden, aber weil das Jugendleiter_innen können für trans* und weiblich oder männlich, haben kein oder für viele andere sich nicht passend anfühlt, er- nichtbinäre Jugendliche als Vertrauens- mehr als ein Geschlecht, und sind nicht- schaffen Menschen immer wieder verschiedene weitere Pronomen, wie zum Beispiel: sier, xier, personen eine wertvolle Unterstützung binär. Auch nichtbinär ist ein Überbegriff, dey oder nutzen das englischsprachige they. sein. Sie können zeigen, dass alle trans* kann sowohl eine Selbstbezeichnung Wichtig ist: es gibt hier kein „normal“ oder „nicht und nichtbinären Menschen, Mädchen sein, als auch andere geschlechtliche normal“. Pronomen können im Lauf eines Lebens oder je nach Situation verändert werden und und Jungen, so wie sie sich selbst fühlen Identitäten beinhalten. Weitere mögliche der deutschen Sprache können neue Versionen und mit ihren (selbstgewählten) Namen Selbstbezeichnungen für nichbinäre Ge- hinzugefügt werden, damit möglichst viele Men- und Pronomen willkommen sind. Sie schlechtsidentitäten sind enby, agender, schen sich auch angesprochen fühlen. können zeigen, dass alle Körper okay genderqueer, bigender oder genderfluid. 8 9
Trans* ist ein Überbegriff für verschiede- Diskriminierung und Ausgrenzung. Die ein trans* Mädchen immer lange Haare Reflexionsfragen ne Geschlechtsidentitäten, geschlecht- meisten Einrichtungen, wie Schule oder haben sollte. Manchmal wird dann ein liche Selbstverständnisse und Ausdrucks- Sportvereine, sind binärgeschlechtlich trans* Mädchen mit kurzen Haaren nicht • Welche Vorstellungen habe ich formen. Der Begriff verweist auf eine organisiert: Toiletten und Umkleiden sind als Mädchen akzeptiert. Hier verknüpfen von Geschlecht? Vielfalt von Geschlechtsidentitäten, ge- für Mädchen und Jungen getrennt, im Sport sich dann verschiedene Diskriminierungs- teilte und unterschiedliche Erfahrungen. werden binärgeschlechtliche Gruppen ebenen miteinander: an trans* Mädchen • Was bedeutet für mich Die Geschlechtsidentität sagt nichts über gebildet und in Schulbüchern finden sich und Frauen wird der Anspruch gestellt, Weiblichkeit und Männlichkeit? die sexuelle Orientierung oder das Be- meist ausschließlich cisgeschlechtliche „möglichst feminin“ zu sein, um ihre gehren eines Menschen aus. Trans* und Lebensrealitäten wieder. Existenz zu legitimieren und diese Vor- • Welche geschlechtlichen nichtbinäre Personen können beispiels- stellung von „feminin“ wiederum fußt auf Identitäten kenne ich? weise bisexuell, lesbisch, schwul, hetero- Solch alltägliche Erfahrungen von trans*- sexistischen Annahmen und Stereotypen. sexuell, a_sexuell oder pansexuell sein. feindlicher Diskriminierung beruhen darauf, Solche Erwartungen und daraus folgen- • Habe ich Diskriminierung auf Grund dass geschlechtliche Identitäten, die nicht de Ausgrenzungen und Abwertungen des Geschlechts (mit) erlebt? Geschlechterbinarität als Norm der geschlechterbinären Norm entspre- basieren auf stereotypen Vorstellungen chen, nur wenig sichtbar sind oder sogar von Geschlecht und sprechen trans* und Psychische Belastungen als Trans* und nichtbinäre Jugendliche befin- geleugnet werden. Trans* und nichtbinären nichtbinären Jugendlichen ihr individuelles Folge von Diskriminierung den sich individuell in ganz unterschiedli- Jugendlichen wird damit alltäglich vermit- geschlechtliches Empfinden ab. chen Lebenssituationen. Sie teilen jedoch telt „anders“ und nicht „normal“ zu sein. Das alltägliche Erleben von Diskriminie- die Erfahrung diskriminiert und verletzt Das Absprechen der eigenen geschlecht- rung, Ausgrenzung oder Gewalt kann zu werden, weil sie in einer Gesellschaft Den eigenen Verband oder Treffpunkt so lichen Identität wird von trans* Personen sehr belastend sein – unabhängig davon, leben, in der Geschlechterbinarität die zu gestalten, dass trans* und nichtbinäre meist als etwas sehr gewaltvolles erlebt. ob diese Diskriminierung bewusst oder Norm ist. Jugendliche sich willkommen und sicher Sich nicht dem eigenen Geschlecht ent- unbewusst stattfindet. Auch trans* und fühlen, ist oft eine Voraussetzung, damit sprechend ausdrücken zu können, kann nichtbinäre Jugendliche haben geschlech- Geschlechterbinarität ist eine weit ver- diese Jugendlichen Angebote nutzen ein sehr starkes körperliches und auch terbinäre Normen unbewusst verinner- breitete Einstellung, auf der basierend können und wollen. soziales Unwohlsein auslösen (auch als licht. Immer wieder führt das dazu, dass es als „normal“ gilt, dass ein Mensch ent- „Geschlechtsdysphorie“ bezeichnet). trans* und nichtbinäre Jugendliche ihre weder Junge oder Mädchen ist und dass Reflexion geschlechtlicher Wie Menschen ihr Geschlecht nach eigene geschlechtliche Identität abwerten Geschlecht „angeboren“ und von außen Rollenerwartungen außen darstellen, ist sehr unterschied- und wegen ihrer Geschlechtsidentität erkennbar sei. Wenn die geschlecht- lich. Wichtig ist, dass ein_e Jugendliche_r Gefühle wie Schuld oder Scham empfin- liche Identität eines Menschen mit dem Oft wird an trans* und nichtbinäre sich mit dem eigenen Geschlechtsaus- den. Deswegen ist es besonders wichtig, zugeteilten Geschlecht übereinstimmt Jugendliche herangetragen, sich an druck wohlfühlt und dies als stärkend und geschlechtliche Vielfalt anerkennend zu wird dies „cis“ oder „cisgeschlechtlich“ geschlechterbinäre Normen anzupassen positiv empfindet (auch als „Geschlechts- thematisieren und trans* und nichtbinä- genannt. Auch Cisgeschlechtlichkeit wird und weiblichen und männlichen Rollen- euphorie“ bezeichnet). Vielen trans* und ren Jugendlichen mit Wertschätzung zu als „normal“ angesehen. „Cissexismus“ erwartungen zu entsprechen. Sich also nichtbinären Jugendlichen ist es wichtig, begegnen. und „Cisnormativität“ sind Begriffe, die ausschließlich „weiblich“ oder „männlich“ von anderen in ihrem Geschlecht wahr Geschlechterbinarität in Frage stellen zu verhalten, entsprechende Kleidung zu genommen und anerkannt zu werden. Ungefähr ein Drittel aller trans* und nicht- und eine Kritik an dem Konzept von tragen oder Interessen zu haben. Um trans* und nichtbinären Menschen binären Jugendlichen erfährt zu Hause Geschlechterbinarität formulieren. anerkennend zu begegnen, ist es für Diskriminierung aufgrund der geschlecht- Vor allem von trans* Mädchen wird ge- Jugendleiter_innen wichtig, die eigenen lichen Identität. Wird geschlechtliche Wegen dieser meist unhinterfragten An- fordert, dass sie sich „besonders weib- binär- und cisgeschlechtlichen Annahmen Vielfalt durch Bezugspersonen abge- nahmen erleben trans* und nichtbinäre lich“ zeigen. Beispielsweise, indem davon und Erwartungen zu reflektieren. wertet oder geleugnet, kann das dazu Jugendliche in ihrem Alltag immer wieder ausgegangen und erwartet wird, dass führen, dass Jugendliche aus Angst vor 10 11
Zurückweisung und Gewalt die eige- bildet Realitäten ab und verändert diese. „Herr“ oder „Frau“. Alexis ist gender Pronomen (wird auch „Misgendern“ ge- ne Geschlechtsidentität verheimlichen. Geschlechterbinarität findet sich auch in fluid. Es fehlt eine passende Anrede. nannt) kann sehr verletzend sein, weil Das Verheimlichen der Identität und das der deutschen Sprache wieder, z. B. ist es den Jugendlichen ihre geschlechtliche wiederholte Erleben von trans*feindlicher es üblich die Pronomen „sie“ und „er“ zu Durch solche Erfahrungen von Ausgren- Zugehörigkeit abspricht. Eine falsche Diskriminierung und Gewalt kann zu psy- verwenden, wenn über andere Personen zung kann ein Gefühl „anders“ zu sein Ansprache kann außerdem dazu führen, chischen Verletzungen und Belastungen, gesprochen wird. oder nicht dazuzugehören ausgelöst oder dass ein_e Jugendliche_r unfreiwillig vor wie Einsamkeitsgefühlen, Angst oder verstärkt werden. Jugendleiter_innen kön- anderen als trans* oder nichtbinär ge- Suizidgedanken führen. Dabei ermöglicht und verhindert Sprache nen trans* und nichtbinären Jugendliche outet wird. So ein unfreiwilliges Outing auch das, was denk- und vorstellbar stärkend begegnen, wenn sie geschlecht- kann sehr bedrohlich sein und dazu Wenn trans* und nichtbinäre Jugendliche ist. Wenn zu Hause, in der Schule, im liche Vielfalt sprachlich sichtbar machen. führen, dass die Person Ablehnung oder in der Schule durch Mitschüler_innen oder Freund_innenkreis oder im Jugendverein Gewalt erlebt. Anderen von der eigenen Lehrkräfte Diskriminierung und Mobbing geschlechtliche Vielfalt nicht thematisiert Selbstgewählte Anreden respektieren geschlechtlichen Identität zu erzählen ist erfahren, ist das oft besonders belastend. wird, ist es für trans* und nichtbinäre Ju- etwas sehr Persönliches. Es ist wichtig, Viele Jugendliche fühlen sich bedrohli- gendliche schwer, ihr eigenes Empfinden Viele trans* und nichtbinäre Jugendliche darauf respektvoll zu reagieren und trans* chen und verletzenden Situationen in der zu verstehen und offen mit der eigenen wechseln an einem gewissen Punkt die und nichtbinäre Jugendliche nicht unfrei- Schule hilflos ausgeliefert, weil sie jeden Geschlechtsidentität umzugehen. Namen und Pronomen, mit denen sie willig vor anderen zu outen. Tag erneut mit diesen konfrontiert wer- angesprochen werden wollen. Für die den. Manchmal vermeiden Jugendliche Oft werden Identitäten und Lebensrealitä- Jugendlichen ist es sehr wichtig, dass Auch die Wahl von Namen und Pronomen Kontakte mit Mitschüler_innen und ziehen ten vieler trans* und nichtbinärer Jugend- sie mit den selbstgewählten Namen und ist oft sehr persönlich und individuell sich sozial zurück. Kontakt zu anderen lichen sprachlich nicht abgebildet. Mit Pronomen angesprochen werden. Wenn unterschiedlich. Einige trans* und nicht- trans* und nichtbinären Jugendlichen Formulierungen wie „alle Schülerinnen und trans* und nichtbinäre Jugendliche ihren binäre Jugendliche wählen Namen und kann helfen, Selbstwert und Handlungs- Schüler“ werden nur binäre cis und trans* Namen und Pronomen ändern, stoßen Pronomen binärgeschlechtlich, z. B. be- fähigkeit zu stärken und Strategien im Mädchen und Jungen angesprochen. Die sie jedoch regelmäßig auf Widerstände. nutzt Selma das Pronomen „sie“ und Leon Umgang mit trans*feindlicher Diskrimi- Geschlechtsidentitäten und Lebensreali- Beispielsweise weigern sich viele Schulen das Pronomen „er“. Für andere trans* und nierung zu entwickeln. täten nichtbinärer Jugendlichen sind damit die selbstgewählten Namen und Pronomen nichtbinäre Jugendliche ist es wichtig, unsichtbar. Das sogenannte Gender_Gap von Jugendlichen in Namenslisten und geschlechtsneutrale oder nichtbinäre Na- ist eine Möglichkeit „alle Schüler_innen“, Dokumenten zu führen. men und Pronomen zu verwenden. In der Unsere Broschüre „Du bist gut, so wie du bist!“ erklärt wie Jugendleiter_innen also auch nichtbinäre Jugendliche, zu be- deutschen Sprache sind vor allem die bei- auf Diskriminierung reagieren können. nennen und anzusprechen. den binärgeschlechtlichen Pronomen „sie“ Die Broschüre „TRANS*RELEVANZ Grund- und „er“ bekannt. Das Pronomen „es“ wird lagen und praktische Tipps für Fachkräfte“ Die sprachliche Unsichtbarkeit von trans* von SLADO e.V enthält einen Abschnitt zu oft abwertend verwendet und stellt daher und nichtbinären Geschlechtsidentitäten rechtlichen Grundlagen rund um das Thema. für viele trans* nicht-binäre Personen keine führt im Alltag regelmäßig zu Ausgren- Alternative dar. Inzwischen wurden von zungen, Abwertungen und Verletzungen. trans* und nichtbinären Menschen eine Vielzahl an neuen, positiven nichtbinären Beispiel für sprachliche Pronomen entwickelt. Diskriminierung Sprachliche (Un-)Sichtbarkeiten Beispiele für geschlechtsneutrale von geschlechtlicher Vielfalt • BeimAbschließen eines neuen Handy- und nichtbinäre Pronomen Vertrages muss Alexis Kontaktdaten Ein Ansprechen mit den abgelegten Sprache ist ein Kommunikationsmittel. angeben. Das Formular gibt vor, dass Namen (wird auch als „Deadnaming“ • em – em war gestern mit ems Sie ermöglicht Austausch und Beziehung, Alexis auch eine Anrede angeben muss: bezeichnet) oder dem abgelegten bestem Freund im Kino. 12 13
• nin – nin war gesten mit nins Geschlechtlicher Vielfalt bester_m Freund_in im Kino. wertschätzend begegnen • kein Pronomen – Dani war gestern Wenn zu Hause, im Freund_innenkreis, mit Danis best* Freund_in im Kino. in der Schule und/oder im Jugendverband geschlechtliche Vielfalt wertschätzend Welches Pronomen ein_e Jugendliche_r und anerkennend thematisiert wird, werden verwendet, lässt sich nicht vom Namen Möglichkeitsräume zur (geschlechtlichen) oder Aussehen ableiten. Eine Möglich- selbstbestimmten Identitätsentwicklung keit, es trans* und nichtbinären Personen und Lebensgestaltung eröffnet. Jugend- leichter zu machen zu sagen, wie sie leiter_innen können Orte trans*sensibel angesprochen werden wollen, sind „Pro- gestalten und trans* sowie nichtbinären nomenrunden“ im Rahmen von Vorstel- Jugendlichen ein stärkendes und unter- lungsrunden. Hierbei sollte jedoch darauf stützendes Umfeld bieten. geachtet werden, dass den Anwesenden Die Transition äußeren Merkmale und ihre soziale Rolle gegenüber kein Druck aufgebaut wird, ein oder Schwierige mit ihrer Geschlechtsidentität in Einklang Pronomen zu nennen oder sich festzule- zu bringen. Den vielschichtigen Prozess gen. Ein einfacher Satz, der dies ermög- Übergänge brauchen von der Erkenntnis über die eigene Ge- licht, lautet: „Wer möchte, kann außerdem gute Unterstützung schlechtszugehörigkeit, das Coming-out dazu sagen, mit welchen Pronomen bis hin zu verschiedenen Maßnahmen sie_er heute hier angesprochen werden Von Heik Zimmermann der Angleichung wird Transition genannt. möchte“. Regelmäßige Wiederholungen Vereinfacht gesagt handelt es sich um von optionalen Pronomenrunden erlauben Die meisten Menschen sind sich schon den Übertritt von einer Geschlechtsrolle es Jugendlichen, sich die nötige Zeit zu als Kinder darüber bewusst, welchem in eine andere. nehmen und zudem, sich auszuprobieren. Geschlecht sie angehören. Trans* Per- sonen erkennen oftmals schon in jungen Wie können Transitionen ablaufen Jahren die Diskrepanz zwischen ihrer und welche Optionen haben trans* Geschlechtszugehörigkeit und der bei Personen? der Geburt zugewiesenen Geschlechter- rolle. Fehlende Vorbilder und Angst vor Transitionsprozesse können sich sehr negativen Konsequenzen können dazu unterschiedlich gestalten. Es gibt keinen führen, dass sie sich ihrer Transidenti- klassischen Verlauf und trans* Personen tät erst im weiteren Verlauf des Lebens nutzen nicht grundsätzlich alle Möglich- bewusstwerden oder ihr Coming Out keiten, die ihnen offen stehen. zu einem späteren Zeitpunkt vollziehen. Aufgeklärte Eltern und eine steigende Die meisten trans* Kinder geben sich Akzeptanz einer vielfältigen Gesellschaft schon früh einen zu ihrem Geschlecht begünstigen ein Coming-out auch schon passenden Vornamen und möchten mit im Kindes- und Jugendalter. den entsprechenden Pronomen an- gesprochen werden. Darüber hinaus Genauso wie Erwachsene wünschen sich drücken sie ihre empfundene Identität viele trans* Kinder und Jugendliche, ihre häufig durch Geschlechterstereotype aus: 14 15
Haarlänge, Kleidung, Verhalten, Mimik, Während Hormonblocker die Entwicklung Hindernisse im Prozess Ebenso birgt die Frage, welche Toiletten- Gestik, Art zu sprechen, Interessen und geschlechtsspezifischer Körpermerkmale der Transition oder Umkleideräume genutzt werden Wahl der Spielpartner_innen und so wei- aussetzen, befördert die gegengschlecht- dürfen, ein großes Konflikt- und Dis ter sind durch Geschlechterrollen geprägt, liche Hormonersatztherapie die körper- Die Geschlechtszugehörigkeit ist eine kriminierungspotenzial. die auch trans* Kinder genauso wie alle liche Entwicklung entsprechend der tiefe innere Überzeugung, über die allein anderen Kinder ausfüllen. Dies ist jedoch Geschlechtszugehörigkeit. Vereinfacht die betreffende Person selbst Auskunft keine Voraussetzung: Fußballspielende gesagt erhalten trans* Mädchen eine geben kann. Ebenso kann sie nicht durch Mehr zum Thema Toiletten und Unterbringung findest du im Artikel „Trans* Mädchen und Jungs mit langen Haaren, Östrogenbehandlung für eine körperliche eine Entscheidung beeinflusst oder ver- formation im Jugendverband!? – Verbands ob trans* oder nicht, sind immer in ihrer Verweiblichung, während trans* Jungen ändert werden. Anderweitige Annah- strukturen öffnen für trans*, nicht-binäre Geschlechtsidentität ernst zu nehmen. mit Testosteron eine männliche Entwick- men stellen für trans* und nicht-binäre und queere Jugendliche“ auf Seite 25. lung erreichen. Diese Behandlung ist für Menschen eine große Belastung dar. Dies Trans* Kinder und Jugendliche werden Jugendliche üblicherweise erst ab dem gilt auch für das Ignorieren der Selbst- oftmals schon früh in der Kinder- und Alter von 16 Jahren möglich. In Einzel- auskunft über die Geschlechtszugehö- Wie kann der Jugendverband Jugendpsychotherapie vorstellig. Dies fällen kann die Behandlung auch früher rigkeit, das Abtun der Transidentität als trans* Kinder und Jugendliche geschieht dann meist auf Initiative der begonnen werden, so dass im typischen Phase und rechtswidrige Versuche, das unterstützen? Sorgeberechtigten, auch wenn die meis- Lebensalter eine als richtig empfundene Trans*-Sein „wegzutherapieren“ oder ten trans* Kinder keinerlei psychische körperliche Pubertät einsetzt. „wegzubeten“. Um Konflikte und negative Als vollwertiges Mitglied einer Gruppe Auffälligkeiten zeigen. Auch wenn die, Konsequenzen zu vermeiden, verschwei- akzeptiert zu sein, leistet einen erheb- für beinahe alle Heranwachsenden als kri- Grundsätzlich besteht für trans* Menschen gen viele trans*Personen ihre innere Not. lichen Beitrag zu positiven Biografien von senhaft erlebte, Pubertät ansteht, suchen die Möglichkeit, insbesondere ihre primären trans* Kindern und Jugendlichen. Trans* Familien von trans* Kindern professionelle und sekundären Geschlechtsmerkmale Solche Belastungsfaktoren können zu Menschen wollen als die gesehen wer- Unterstützung. Diese Lebensphase stößt durch chirurgische Maßnahmen angleichen Depressionen, exzessiven Lebensweisen, den, die sie sind und insbesondere in der die Entwicklung von Geschlechtsmerkma- zu lassen. Operative Eingriffe bei Jugend- selbstverletzendem Verhalten, sozialem Kinder- und Jugendarbeit einfach mitten- len an, was trans* Kinder und Jugendliche lichen unter 18 Jahren sind nur in absoluten Rückzug führen, aber nicht zu einem drin sein. Hierfür sind eine trans*-freund- als besonders dramatisch erleben, da sich Ausnahmefällen möglich, etwa wenn der erfüllten Leben. liche Haltung und allgemeine Vielfalts- ihr Körper entgegen ihrer Geschlechts Leidensdruck immens hoch ist. Auch hierfür kompetenz der Verantwortlichen in der zugehörigkeit entwickelt. ist wie bei der Hormonbehandlung eine Auch die rechtlichen und medizinischen Jugendverbandsarbeit grundlegend. Ver- anhaltende psychotherapeutische Beglei- Möglichkeiten der Angleichung sind durch bände sollten sich hiermit idealerweise Kinder und Jugendliche können soge- tung vorausgesetzt. einige Hürden geprägt. Die Verfahrens- schon auseinandergesetzt haben, bevor nannte „Hormonblocker“ erhalten. Diese dauer und ihre Kosten, verpflichtende ein akuter Fall eintritt. verzögern das Einsetzen der Pubertät Trans* Personen haben das Recht, ihre Vor- Gutachten und Begleittherapie werden und damit eine körperliche Entwicklung, namen und den Personenstand ändern zu als Eingriff in die Selbstbestimmung emp- Die Akzeptanz gegenüber der Selbst- die womöglich nicht ihrer Identität ent- lassen. Ein entsprechendes Verfahren nach funden. Ebenso erschweren regionale auskunft eines Kindes bezüglich seiner spricht. Dies verschafft trans* Kindern dem Transsexuellengesetz (TSG) muss Unterversorgung oder lange Wartelisten Geschlechtszugehörigkeit ist die erste und Jugendlichen mehr Zeit, sich über beim zuständigen Amtsgericht beantragt für Therapieplätze insgesamt den Zugang und wichtigste Maßnahme, welche die die eigene Geschlechtszugehörigkeit klar werden. Hierzu werden Gutachten von zu entsprechenden Maßnahmen. Umwelt ohne weiteres umsetzen kann. zu werden. Diese Behandlung setzt die zwei Sachkundigen verlangt. Bei Minderjäh- Hierzu gehören das Benutzen des ge- Einwilligung der Sorgeberechtigten und rigen ist zudem die Zustimmung der Sorge- Auch im Alltag können während des wünschten Vornamens und Pronomens, eine längerfristige psychotherapeutische berechtigten notwendig. Falls mindestens ohnehin schon schwierigen Prozesses Empathie und die Versicherung, dass das Begleitung voraus. eine sorgeberechtigte Person dem Ände- der Transition indiskrete Fragen aus dem Kind oder der_die Jugendliche unterstützt rungswunsch des Kindes nicht zustimmt, Umfeld belastend sein. Nicht jede trans* wird und weiterhin Teil der Gruppe ist. geht der Fall an ein Familiengericht. Person lässt sich gerne ausfragen. 16 17
Jugendleiter_innen sind für viele Jugend- fühlen. Die Geschwindigkeit wird von zweifeln, Unwohlsein und Ängsten vor- ter_innen außerdem um weiterführende liche wichtige Vertrauenspersonen. Es den Kindern und Jugendlichen selbst aus. Dieses Vertrauen in Verantwortliche Angebote und können sie z. B. bei Bedarf ist gut möglich, dass sie zu den ersten vorgegeben, die Jugendleiter_innen aus dem Jugendverband sollte unbedingt den Kontakt zu einer Fachberatungsstelle gehören, gegenüber denen sich trans* bieten Unterstützung und bestmögliche gewahrt werden. Verlässlichkeit, Akzep- herstellen, sind sie umso besser vorbe Jugendliche öffnen. Entscheidend ist, dem Rahmenbedingungen. Wenn die Situation tanz und Schutz vor Diskriminierung sind reitet. Coming-out kompetent zu begegnen, ein es hergibt, können auch konkrete Hilfen Voraussetzungen, die trans* Kinder und offenes Ohr zu haben und Vertraulichkeit vorgeschlagen werden. Jugendliche in ihrer Entwicklung unbe- zu wahren. dingt benötigen. Beispiel: Rahims Gruppenleiter bei der Trans* Menschen erfahren im Alltag in Jugendfeuerwehr hat ihn letztes Jahr Wenn Kinder oder Jugendlichen große hohem Maß Ablehnung und Diskriminie- beim Coming-out sehr unterstützt. Auch Ängste (z. B. vor Mobbing oder Gewalt) rung. Dies betrifft auch das direkte Umfeld dem anfänglichen Ärger mit den anderen oder gar suizidale Gedanken formulieren und sogar das eigene Elternhaus. Der Jungs in der Gruppe ist er schnell und gut oder durch selbstverletzendes Verhalten Jugendverband sollte ein sicherer Hafen begegnet. Nun will Rahim den nächsten auffallen, müssen unbedingt weitere Fach- sein, in dem trans* Kinder und Jugendliche Schritt bei seiner Transition gehen und ist kräfte oder Fachstellen als Unterstützung Akzeptanz und Freiraum erfahren. ein wenig ratlos, wie er das angehen soll. und zur Beratung hinzugezogen werden. Sein Gruppenleiter ist wieder der erste Beispiel: Nike erzählt einer Betreuerin Ansprechpartner, muss jedoch bald zu- auf der Jugendfreizeit, dass sie kein Junge geben, dass er leider auch keine Ahnung Hinweise zum Thema Kindeswohlgefährdung ist, sondern ein Mädchen. Ihre Eltern von den ganzen rechtlichen Fragen hat. liefert die Broschüre „Du bist gut, so wie du zeigen kein Verständnis und üben sogar Weil er kürzlich eine Fortbildung zum bist!“, 2019, Seiten 24 – 25 Druck auf sie aus. Die Betreuerin hört ihr Thema sexuelle und geschlechtliche Viel- aufmerksam zu und bietet ihre Unter- falt hatte, weiß der Gruppenleiter aber stützung an. Sie verabreden, dass das genau, wohin Rahim sich bei spezifischen Freizeitteam die anderen Kinder über Fragen wenden kann. Nikes Situation aufklärt, damit sie von nun an mit ihrem selbstgewählten Namen Falls Kinder und Jugendliche noch nicht und Pronomen angesprochen wird. Nike mit anderen über ihr trans* Sein sprechen soll sich als Mädchen von allen akzeptiert wollen, müssen die Erwachsenen das fühlen. Dies gilt auch nach der Freizeit in erst einmal aushalten und Stillschweigen Gruppenleiter_innen können trans* und den Gruppenstunden. Falls Nike möchte, bewahren. Denn auch wenn alles gut nichtbinäre Jugendliche im Zusammen- kann auch ein gemeinsames Gespräch vorbereitet und abgesprochen wurde, hang mit ihrem Coming-out und ihrer mit den Eltern vereinbart werden. Wenn können sich trans* Kinder und Jugend- Transition umfassend unterstützen, auch ihr noch etwas auf dem Herzen liegt, kann liche kurzfristig gegen ein Coming-out vor ohne Expert_innen zu sein. Ein offenes sie sich jederzeit wieder an die Betreuerin einem größeren Kreis entscheiden. Dies Ohr zu haben, da zu sein, sich die Zeit zu wenden. zu akzeptieren und Geduld zu zeigen, sind nehmen, Verständnis aufzubringen und wichtige Qualitäten der Jugendverbands- dort aktiv zu unterstützen, wo es sich die Es gilt, die Bedürfnisse von trans* Heran arbeit. Das Coming-out ist für die meisten Jugendlichen wünschen, sind Dinge, die wachsenden wahrzunehmen und mit trans* Personen geprägt von Befürchtun- für trans* und nichtbinäre Jugendliche in ihnen gemeinsam zu besprechen, welche gen und Unsicherheiten. Auch wenn sie mitunter schwierigen und anspruchsvollen Schritte sie im Verband gehen wollen, wo eine_n Teamer_in ins Vertrauen ziehen, Phasen ihres Lebens große Entlastung sie sich selbst wiederfinden und sicher geht dem oft eine lange Phase von Selbst- bedeuten können. Wissen Gruppenlei- 18 19
lich spannende Wort „Gender-Nonkonfor- sexuelle und geschlechtliche Vielfalt, mität“. Trans* und nicht-binäre Identitäten über Trans*Sein und Nicht-Binarität ge- können als „nicht-konforme“ Geschlechts- sprochen werden kann. Darüber hinaus identitäten beschrieben werden. Also nimmt eine solche diversitätsbewusste als Ausdrücke von Gender, die nicht den Bildungsarbeit gesellschaftliche Ursachen erlernten, hegemonialen Geschlechternor- für Diskriminierung einerseits und Privile- men und Rollenbildern entsprechen. Die gien andererseits in den Blick. Sie macht Begriffe weiter zu fassen, kann helfen, es möglich, gesellschaftliche Strukturen besser in den Blick zu bekommen, worum zu erkennen und gegebenenfalls zu hin- – beziehungsweise um wen – es geht: terfragen. um junge Menschen, deren bewusster oder unbewusster Geschlechtsausdruck Um sich möglichen Methoden und temporär oder langfristig von einer er- Formaten zu nähern, kann es zunächst fundenen Norm abweicht: zum Beispiel helfen, über grundlegende Haltungen in Trans* als Thema der außer- Mit der außerschulischen Jugendbildung Julian, der lieber rosa Kleider trägt als der außerschulischen politischen Jugend- schulischen Jugendbildung verfügt die Jugend(verbands)arbeit über blaue Jeans; Nilüfer, die neuerdings be- bildung nachzudenken. ein breites und methodenreiches Er- tont, dass dieser Name viel schöner ist als Von Chris Hey-Nguyen und Laura Seyfang fahrungsfeld, um die Teilhabe junger der alte; aber auch Kim, dier Herzklopfen Einige wichtige Aspekte Menschen, den Abbau von Diskriminie- bekommt, wenn sier mit Mariam im selben der Jugendbildung sind Außerschulische Jugendbildung lebt davon, rung und Benachteiligung, Geschlech- Fußball-Team spielt. jene Themen aufzugreifen, für die sich terfragen und Geschlechtergerechtigkeit • dassdie Kinder und Jugendlichen dort junge Menschen interessieren und deren zu bearbeiten. Auf dieser Basis können Grundlage in der Jugendbildung und der „abgeholt“ werden, wo sie im Leben Lebenswelten sie betreffen. Geschlechtliche auch trans* Themen, Diskriminierung von Jugend(verbands)arbeit muss sein, diese stehen (also altersgerechte und an den und sexuelle Vielfalt ist ein solches Thema. Minderheiten und die Auseinanderset- jungen Menschen so anzuerkennen und aktuellen Interessen, Lebenswelten und zung mit Identitäten in die Bildungsarbeit ernst zu nehmen, wie sie sind. Ob ein Kenntnissen orientierte Bildung), In sozialen Medien tauchen queere The- einbezogen werden. Denn wie in anderen Kind oder ein_e Jugendliche_r sich darin men in den verschiedensten Formaten auf Bereichen der außerschulischen Jugend- bereits als trans* identifiziert oder (noch) • dassdie Teilnahme an Angeboten auf und die Darstellungen von Charakteren bildung, können auch queere Themen nicht, muss nicht sofort thematisiert freiwilliger Basis geschieht. Teilneh in Serien, Filmen, Werbung und Büchern unaufgeregt, lebensweltorientiert, par- werden. Wichtig ist, die „Gender-Non- mende müssen somit auch erst „ge werden diverser. Zugleich gibt es weiter- tizipativ und altersgerecht angegangen konformität“ der Einzelnen und die Vielfalt wonnen“ werden, können dadurch hin traditionelle Normvorstellungen von werden, ohne dass zuerst ein „Vorfall“ an Identitäten, Ausdrucksweisen und aber auch unabhängig des „Systems männlichen und weiblichen Verhaltens- geschehen sein muss oder Jugendleiter_ Körpern als grundlegend und valide an Schule“ erreicht werden, weisen und Äußerlichkeiten. Davon, welche innen und Jugendbildner_innen sogleich zuerkennen. Darauf kann eine diversitäts- Körper angeblich richtig oder falsch sind. selbst Expert_innen sein müssen. bewusste Bildungsarbeit aufbauen. • dass Kindern und Jugendlichen viele Nichtbinarität, Trans*identitäten, Queerness verschiedene Möglichkeiten und Be – wie kann all das in der außerschulischen Im Englischen gibt es den Begriff „gender Was kann außerschulische griffe an die Hand gegeben werden, Bildung mit und für junge Menschen the- non-conforming“, womit wörtlich be- Jugendbildung zu geschlecht- die eine Vielfalt an Identitäten wider matisiert werden? Was kann die außer- schrieben wird, wenn eine Person oder licher Vielfalt leisten? spiegeln und somit Kinder und Jugend schulische Jugendbildung dazu beitragen, Verhaltensweisen nicht den vorgegebe- liche in ihrer Identitätsfindung, ihrem trans*, nicht-binäre und queere Kinder nen Konventionen von Geschlechtlichkeit Außerschulische Bildung hat das Poten- Heranwachsen und der Entfaltung ihrer und Jugendliche zu unterstützen und zu entsprechen. Ins Deutsche übersetzt, er- zial, hier anzusetzen und einen Rahmen Persönlichkeit unterstützt werden, stärken? gibt sich das etwas sperrige, aber inhalt- zu schaffen, in dem konstruktiv über 20 21
• dass die Kinder und Jugendlichen aktiv Jugendlichen, wieso eigentlich jedes Jahr schen sind „normal“, sondern Vielfalt anwenden. Denn außerschulische politi- in die Gestaltung einbezogen werden diese „Pride“ gefeiert wird. soll Normalität werden. sche Bildung baut bereits auf einen großen und, wie in der Jugend(verbands)arbeit Bestand an Praxis und Erfahrungswissen gängige Praxis, selbstorganisiert Lern- Jugendliche, die selbst trans*, nichtbinär • Trans* oder queer, das sind nicht im auf. Falls noch nicht geschehen, kann und Gestaltungsprozesse durchlaufen. oder anderweitig queer sind, können mer „die Anderen“, sondern eventuell dieser Bestand nun um die Themen trans*, entlastet werden, wenn das Thema auch Personen aus der Jugendgruppe, nicht-binär und generell queer ergänzt Jugendbildungsarbeit zu trans* Themen z. B. bei einer passenden Gelegenheit unter den Teilnehmenden, andere werden. An dieser Stelle möchten wir eini- kann Vorurteile, Stereotype und Diskrimi- oder in Form eines ersten Impulses von Ehrenamtliche oder Teamer_innen. ge konkrete Impulse geben, wobei es sich nierung erkennbar und besprechbar ma- Aktiven in der Jugend(verbands)arbeit um eine unvollständige und kontinuierlich chen, und dadurch auch die Gefährdung, angesprochen wird. Dies gibt ihnen die • Klischees und verletzende Begriffe erweiterbare Liste an Vorschlägen handelt. der trans* Personen oftmals ausgesetzt Gelegenheit, zunächst eher ein allgemei- können und sollen überdacht werden, sind, thematisieren. Daraus können mit nes (statt ein persönliches) Interesse an das eigene Sprechen und Handeln re Ideen für Jugendleiter_innen, Jugendlichen auch mögliche Visionen hin den Themen zu formulieren, auch wenn flektiert und gegebenenfalls verändert Multiplikator_innen, Ehrenamtliche: zu einer für trans* Menschen sicheren sie selbst womöglich ein persönliches werden. Soll Bildungsarbeit also ex Gesellschaft geschmiedet und Wider- Interesse haben. Wissen Aktive in der plizit zu trans* im Kontext geschlecht • Gedenkstättenfahrtenmit dem standsstrategien diskutiert werden. Jugend(verbands)arbeit, dass es in ihrer licher und sexueller Identitäten passie Schwerpunkt auf die Verfolgung Gruppe queere Jugendliche gibt, kann es ren, ist es notwendig, sich über aktuelle queerer Menschen Dies kann mit unterschiedlichen Metho- aber sinnvoll sein, mit diesen zu sprechen, Debatten und Begriffe zu informieren den angegangen werden. Zum Beispiel bevor das Thema aufgerufen wird. So und auszutauschen. • Biographisches Erzählen: queere können die Jugendlichen Begriffe sam- können zum Beispiel unbeabsichtigte Menschen einladen oder als queere meln, die ihnen zu den Buchstaben Outings vermieden werden. Andererseits • Sichtbarkeit schafft Möglichkeiten: das Aktive selbst Methoden biographischen LSBT*I*Q einfallen. Diese werden dann können Jugendliche selbst die Expert_innen Einbeziehen von trans* Musiker_innen Erzählens anwenden besprochen, ergänzt oder verworfen und für queere Themen sein, wenn sie dies in die nächste Playlist, Workshoplei anschließend der Fokus auf alles rund um möchten. ter_innen, die selbst trans* sind, der • Auf Freizeiten, in Jugendzentren usw.: das T* gelegt. Es können passende You- Zugang zu Büchern mit genderqueeren Workshops mit externen Referent_in tube-Videos, Songtexte oder die Biogra- Was muss Bildungsarbeit zu Charakteren, die beiläufige Erwäh nen zu sexueller und geschlechtlicher fien von trans* Popstars besprochen wer- trans* Themen im Blick haben? nung nicht-binärer Pronomen beim Vielfalt durchführen; trans* Workshop den. Von zeitgenössischen Personen oder Geschichtenerzählen und scheinbar leiter_innen suchen Ereignissen ausgehend, kann ein Blick Wie Bildungsarbeit zu trans* Themen „untypische“ Rollenverteilungen im auf die Geschichte geworfen und gezeigt konkret gestaltet wird, sollte im Wesent- Theaterworkshop – auch implizit kann • Workshopsbeim Aufklärungsprojekt werden, dass geschlechtliche Vielfalt lichen stark von der jeweiligen Zielgruppe Bildungsarbeit die Vorstellungen von SCHLAU Hessen für den eigenen immer schon und in vielen unterschied- des Angebots abhängen und sich an den geschlechtlicher Vielfalt erweitern und Jugendverband buchen lichen kulturellen Kontexten existiert hat. Bedarfen und Fragen orientieren, welche dadurch den Jugendlichen Erfahrungs- Aber auch, wie queere Menschen verfolgt die Jugendlichen haben und einbringen. und Identifikationsräume eröffnen. • QueereThemen in den Juleica- wurden und welche Widerstandskämpfe Wichtig für die Bearbeitung von Themen Ausbildungen vertiefen es gab und gibt. rund um trans* (und cis) in der außer- Was sind mögliche Bildungs- schulischen Jugendbildung sind unter angebote und -formate? • Informationen sammeln zu den interna Auf dem Zeltlager kann gemeinsam mit anderem folgende Ansätze: tionalen Tagen zu Sichtbarkeit von oder Teilnehmenden diskutiert werden, wie die In der außerschulischen Jugendbildungsar- dem Gedenken an bestimmte sexuelle Toiletten auf dem Zeltplatz beschildert • Ausgangspunkt der Bildungsarbeit ist beit der Jugendverbände und Vereine las- und geschlechtliche Identitäten: Trans* werden sollen. Und im Jugendzentrum die Anerkennung von geschlechtlicher sen sich zu geschlechtlicher und sexueller Day of Visibility, Trans* Day of Remem recherchiert womöglich eine Gruppe von und sexueller Vielfalt: nicht cis-Men Vielfalt zahlreiche Formate und Methoden brance u.v.m. 22 23
• Gemeinsame Vorbereitung und mäßiges Format, das die Beschäftigung Teilnahme an CSDs und Prides mit den genannten Themen ermöglicht. Im Netzwerk der Landesfachstelle finden Ideen auf Ebene der Gremien und außerdem im Rahmen des Runden Tischs hauptamtlichen Strukturen „Queere Jugendarbeit“ fachliche Diskussi- onen statt und auch der jährliche Fachtag • Queere Themen in den Juleica- der Landesfachstelle ist eine gute Ge- Ausbildungen vertiefen legenheit sich weiterzubilden. Weiterhin verfügt die Landesfachstelle über einen • Bildungsurlaube zu queeren Themen, guten Überblick bzgl. weiteren Bildungs- an Orte queerer Geschichte angeboten von anderen Trägern und sie kann auch für verbandsinterne Veranstal- • Bei der Wahl von Ämtern darauf tungen Referent_innen empfehlen. achten, dass sich Personen verschie dener geschlechtlicher Identitäten Trans*formation im Jugend- Jugendverbandsarbeit entwickelt sich zur Wahl stellen können und Ämter verband!? – Verbandsstruk- kontinuierlich weiter und folgt dabei divers(er) besetzt werden häufig den Impulsen, die sich aus der turen öffnen für trans* und gemeinsamen verbandlichen Arbeit • Satzungen und andere Verbands nicht-binäre Jugendliche ergeben. Viele Verbände, also die eh- dokumente auf gendersensible renamtlich Tätigen, Jugendleiter_innen, Sprache überprüfen und gegeben Von Chris Hey-Nguyen und Laura Seyfang hauptamtlich Tätigen, die Jugendlichen enfalls verändern usw. – eben alle, aus denen sich der Ver- Dieser Beitrag basiert mit freundlicher Ge- band ergibt – arbeiten dabei aktiv daran, Ideen für selbstorganisierte nehmigung zu einem Teil auf der Broschüre gesellschaftlicher Diskriminierung etwas Jugendliche „Queer-inklusives pädagogisches Handeln entgegenzusetzen. Jugendverbandsarbeit – Eine Praxishilfe für Jugendeinrichtungen“ ist dabei häufig innovativ und anderen • Als Gruppe zu Demos für Vielfalt von QUEERFORMAT – Fachstelle queere Lebensbereichen junger Menschen (z. B. und Prides gehen Bildung. Die Broschüre enthält zudem Schule) in vielen Punkten einige Schritte eine praktische Checkliste und kann auf voraus. • Sich über social media über der Website von QUEERFORMAT ( ) trans* Aktivist_innen informieren kostenlos heruntergeladen werden. Auch für genderdiverse Jugendliche hat die Jugendverbandsarbeit ein großes • Sich gegenseitig queere Persönlich Potenzial. In Jugendverbänden können Die Broschüre der Fachstelle Queere Bildung keiten und Bücher vorstellen enthält wichtiges Wissen, Praxistipps zur Ver- Räume entstehen, die genderdiversen mittlung und Handlungsempfehlungen rund um Jugendlichen Teilhabe sowie Mitbestim- • Serien mit queeren Hauptfiguren queer-sensible und queer-inklusive Pädagogik. mung erlauben und es ihnen erleichtern, und Themen suchen und gemeinsam Gemeinschaft mit anderen Gleichaltrigen anschauen zu finden. Damit dieses Potenzial ausge- schöpft werden kann, braucht es Aktive Die Landesfachstelle Hessen „Queere in der Jugendverbandsarbeit, die sich zum Jugendarbeit“ bietet mit ihrer Grundlagen- Ziel setzen, den Jugendverband im Hin- schulung „Queer(Einstieg)“ ein regel- blick auf geschlechtliche Vielfalt weiter- 24 25
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