Geschlechtsinkongruenz, -dysphorie und Trans*-Gesundheit - Fachgruppe Trans

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Geschlechtsinkongruenz, -dysphorie und Trans*-Gesundheit - Fachgruppe Trans
zertifizierte Fortbildung

                                                                                                                                           In Zusammenarbeit
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                        Eine aktuelle Übersicht zur Diagnostik und Behandlung

                        Geschlechtsinkongruenz, -dysphorie
                        und Trans*-Gesundheit
                        Timo O. Nieder und Peer Briken – Hamburg; Annette K. Güldenring – Heide/Brunsbüttel

                        Die aktuellen Entwicklungen zur Diagnostik und Behandlung bei Geschlechtsinkongruenz
                        und/oder Geschlechtsdysphorie stellt der folgende Beitrag dar. Beide Begriffe stehen für einen
                        Paradigmenwechsel, mit dem das klassische Behandlungsparadigma des Transsexualismus ab-
                        gelöst werden soll. Eine bedarfsgerechte und interdisziplinäre Trans*-Gesundheitsversorgung
                        qualifiziert sich durch die Offenheit für geschlechtliche Vielfalt, die Flexibilität für individuelle Be-
                        handlungsverläufe und die Berücksichtigung der sozialen Situation der Behandlungssuchenden.

                        Menschen, die ihr Geschlecht nicht (vollständig) in      (englisch: körperliche Geschlechtsmerkmale) und
                        Übereinstimmung mit dem bei Geburt zugewiese­            Gender (u. a. Geschlechtsidentität, Geschlechtsrolle)
                        nen Geschlecht erleben, werden in traditionell me­       wird heute als Geschlechtsinkongruenz (GI) be­
                        dizinischer Terminologie mit dem Begrif „Trans­          zeichnet, die nicht mit Leidensdruck verbunden sein
                        sexualität“ beschrieben. Hingegen will der Begrif        muss. Sollte die individuelle Geschlechtsinkongru­
                        „trans*“ (sprich: trans Sternchen) als schritlicher      enz einen Leidensdruck bedingen, wird nach DSM­
                        Ausdruck der Erkenntnis und Anerkennung ge­              5 von Geschlechtsdysphorie (GD) gesprochen. Mit
                        schlechtlicher Vielfalt gelten, frei von einer Bezug­    dem Ziel einer ganzheitlichen Gesundheitsversor­
                        nahme auf Pathologie sein und nicht zwingend den         gung soll die multimodale Behandlung – bestehend
                        Wunsch implizieren, sich mit Sexualhormonen, chi­        aus beratenden, bei Bedarf psychotherapeutischen
© visivasnc / Fotolia

                        rurgischen Eingrifen oder weiteren Maßnahmen             und somatischen Verfahren – trans*­Menschen un­
                        (z. B. Epilation, Logopädie) geschlechtsangleichend      ter der Würdigung geschlechtlicher Selbstbestim­
                        behandeln zu lassen. Die Inkongruenz zwischen Sex        mung in einem partizipativen Prozess helfen, ein

                                                                                                                In|Fo|Neurologie & Psychiatrie   2016; 18 (12)   37
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                         Höchstmaß an geschlechtskongruenter Selbstwahr-            internationalen Standards of Care vor, die zuletzt
                         nehmung zu erreichen und so den gegebenenfalls             2011 in ihrer siebten Version überarbeitet wurden [5].
                         vorliegenden Leidensdruck nachhaltig zu lindern               In Deutschland entschied 1987 schließlich das
                         und die Lebensqualität zu erhöhen.                         Bundessozialgericht, dass „geschlechtsangleichende
                                                                                    Maßnahmen bei Transsexualität leistungsplichtig
  Die multimodale        Die Gesundheitsversorgung für                              sind“ (BSG 3 RK 15/86). Die Kosten für geschlechts-
  Behandlung soll        trans*-Menschen gestern und heute                          modiizierende beziehungsweise -angleichende Be-
 trans*-Menschen         Berichte über Menschen, die die Grenzen traditio-          handlungen werden von den Krankenkassen aller-
        helfen, ein      neller Zweigeschlechtlichkeit verlassen, sind aus al-      dings erst übernommen, wenn die medizinische Not-
    Höchstmaß an         len Zeiten und Kulturen überliefert. In der griechi-       wendigkeit der jeweiligen Behandlung im Einzelfall
      geschlechts-       schen Mythologie ist es Teiresias, Priester des Zeus,      festgestellt ist. Die Krankenkassen trefen ihre Ent-
      kongruenter        der, nachdem er die weibliche Schlange eines sich be-      scheidungen zur Kostenübernahme in Abhängigkeit
       Selbst- und       gattenden Schlangenpaares getötet hatte, zur Strafe        sozialmedizinischer Gutachten der medizinischen
      Fremd wahr-        in eine Frau verwandelt wurde. Aufgrund seiner nun         Dienste (MDK). Deren Begutachtungsanleitung [6]
      nehmung zu         besonderen Erfahrung, das Leben sowohl als Mann            hat sich an den deutschen Standards orientiert, die
        erreichen.       als auch als Frau zu kennen, wurde er von Zeus und         1997 durch eine von der Deutschen Gesellschat für
                         Hera gefragt, ob entweder die Frau oder der Mann           Sexualforschung (DGfS) einberufene Expertenkom-
                         in der Liebe mehr Lust empinde. Teiresias tat kund,        mission erarbeitet wurden [7]. Obgleich sie heute aus
                         dass die Frau neunmal mehr Lust empinden könne.            wissenschatlicher Sicht als überholt gelten, ist die Be-
                         Erbost darüber, dass Teiresias als ehemaliger Mann         gutachtungsanleitung [6] weiterhin in Krat und for-
                         das Geheimnis der Frauen preisgegeben hatte, ließ          muliert Voraussetzungen, die erfüllt werden müssen,
                         Hera Teiresias erblinden.                                  um die Kosten für geschlechtsmodiizierende oder
                            1886 beschrieb Richard von Krat-Ebing in seiner         -angleichende Behandlungen erstattet zu bekommen.
                         Psychopathia Sexualis das „weibliche Sexualcentrum         So wird unter anderem die Durchführung einer kon-
                         im männlichen Körper“ als eine Erkrankung des              tinuierlichen psychotherapeutischen Behandlung
                         Nervensystems und bezeichnete die „Metamorpho-             über 18 Monate sowie einer psychotherapeutisch be-
      Die Kosten für     sis sexualis“ als „paranoica“, als „Wahn der Ge-           gleiteten Alltagserprobung über mindestens zwölf
    geschlechtsan-       schlechtsverwandlung“ [1]. Mit seiner Beobachtung,         Monate gefordert, bevor der MDK den Krankenkas-
    gleichende Be-       dass „alle Frauen und Männer einzigartige Mischun-         sen empiehlt, die Kosten für die verschiedenen ge-
        handlungen       gen männlicher und weiblicher Eigenschaten“ seien,         schlechtsmodiizierenden beziehungsweise -anglei-
  werden von den         gilt Magnus Hirschfeld heute als Vordenker moder-          chenden Behandlungen zu übernehmen. Zusätzlich
     Krankenkassen       ner Geschlechtertheorien und war mit seiner Aufas-         sollen pauschal für alle Behandlungssuchenden vor-
     übernommen,         sung, Geschlecht als Ausdruck eines komplexen in-          formulierte Psychotherapieziele erreicht werden,
 wenn die medizi-        dividuellen Empindens zu verstehen, dem medizini-          ohne dass geklärt wäre, ob dies Ziele sind, die im In-
   nische Notwen-        schen State-of-the-Art seiner Zeit voraus. Unterstützt     teresse der jeweiligen Person liegen und ohne dass die
 digkeit im Einzel-      von Hirschfeld wurde bei Rudolf R. (auch „Dorchen“         Notwendigkeit der einzelnen Voraussetzung im Sin-
fall festgestellt ist.   genannt) 1931 in Berlin eine Penisamputation durch-        ne ihrer Wirksamkeit (u. a. Reduktion der GD) em-
                         geführt und eine Neovagina angelegt [2].                   pirisch fundiert wäre. Zu den vom MDS (Medizini-
                            Harry Benjamin veröfentlichte eine erste Skala          scher Dienst des Spitzenverbandes Bund der Kran-
                         zur Diagnostik und Behandlungsindikation, die              kenkassen) formulierten Psychotherapiezielen gehö-
                         1964 im „Nervenarzt“ erschien [3]. Zur etwa gleichen       ren eine Vielzahl formaler Anforderungen, zum
                         Zeit entwickelte der Chirurg George Burou in Casa-         Beispiel die innere Stimmigkeit und Konstanz des so-
                         blanca mit der penilen Inversion zur Konstruktion          genannten Identitätsgeschlechtes, die Lebbarkeit der
                         einer Neovagina eine chirurgische Technik, die bis         gewünschten Geschlechtsrolle und die realistische
                         heute das weltweit etablierteste Verfahren vaginal-        Einschätzung der Möglichkeiten und Grenzen der
                         plastischer Operationen darstellt. Diese beiden Pio-       hormonellen oder chirurgischen Behandlung [6].
                         nierarbeiten eröfneten in der Zusammenarbeit zwi-          Vielmehr häufen sich die Belege von systematischer
     Aktuell entwi-      schen Psychologie und Somatomedizin eine psycho-           Diskriminierung und Destabilisierung von Trans-
    ckeln Experten       somatische Behandlungsform der Transsexualität.            gender-Menschen im und durch das Gesundheitssys-
 nach den Kriteri-       Allerdings stieß die mit der Medikalisierung nicht         tem [8]. Daher entwickeln Experten nach den Krite-
en der AWMF eine         normativer geschlechtlicher Ausdrucksformen ein-           rien der Arbeitsgemeinschat der Wissenschatlichen
   S3-Leitlinie, die     hergehende Psychopathologisierung bereits in den           Medizinischen Fachgesellschaten (AWMF) eine S3-
die Lücke der feh-       1980er-Jahren auf Kritik, insbesondere aus den So-         Leitlinie (http://www.awmf.org/leitlinien/detail/an-
  lenden Evidenz-        zialwissenschaten. Die Psychopathologisierung des          meldung/1/ll/138-001.html), um die Lücke der feh-
         basierung       Transsexuellen wurde grundlegend infrage gestellt          lenden Evidenzbasierung zu schließen.
     schließen soll.     und der Umgang der Medizin als zentrale Behand-               Über die Frage der Kostenregulierung hinaus in-
                         lungsinstanz problematisiert (u. a. [4]). 1979 legte die   det die Gesundheitsversorgung für trans*-Menschen
                         „Harry Benjamin International Gender Dysphoria             im Zuge ihrer Transition deutschlandweit in unter-
                         Association“ (heute: „World Professional Associati-        schiedlichen Settings statt. Vereinzelt übernehmen
                         on for Transgender Health“) die erste Version ihrer        Psychiatrische Institutsambulanzen (PIA) die Diag-

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nostik und Indikationsstellung, bieten psychosozia-
le und bei Bedarf psychotherapeutische Unterstüt-
                                                                T1 Kriterien des Transsexualismus gemäß ICD-10 F64.0 (mod. nach [33],
                                                                Seite 241)
zung an und koordinieren die Integration weiterfüh-
render, somatischer Behandlungen. Diese inden ent-              ICD-10: Transsexualismus
weder zentral an einem Klinikum statt (z. B. am                 Die ICD-10 beschreibt den Transsexualismus (F64.0) als eine von mehreren Ge-
                                                                schlechtsidentitätsstörungen (F64) und ordnet diese insgesamt den Persönlichkeits-
Transgender-Centrum in Hamburg) oder auch de-                   und Verhaltensstörungen (F6) zu. Betrachtet man den Wortlaut der ICD-10-Diagnose
zentral in Kooperation mit spezialisierten Kliniken.            „Transsexualismus“ fällt die Dreiteilung in ein (1) Positivkriterium, ein (2) Negativkrite-
Andernorts haben sich Spezialambulanzen für                     rium und ein (3) Behandlungskriterium auf [33, S. 241]:
trans*-Menschen in somatischen Bereichen ange-                  1. Wunsch, im anderen Geschlecht zu leben.
siedelt, zum Beispiel in der Endokrinologie oder Gy-            2. Gefühl des Unbehagens oder der Nichtzugehörigkeit zum eigenen Geschlecht.
näkologie, die wiederum mit niedergelassenen Ärz-               3. Wunsch nach hormoneller und chirurgischer Behandlung.
ten und Psychotherapeuten kooperieren. Ärzte und
Psychotherapeuten sowie weitere Fachtherapeuten
(u. a. für Logopädie und Epilation) arbeiten aller-
dings ot auch eigenständig mit trans*-Menschen                  nen. Je jünger die inkludierte Studie, desto höher wa-                 Die Nachfrage
und bauen sich über Qualitätszirkel (u. a. in Berlin,           ren die Prävalenzzahlen. Hingegen weisen Daten aus                     steigt, die klini-
Essen, Hamburg und München) ein Netzwerk auf,                   nicht klinischen Studien auf eine höhere Prävalenz                     schen Fragestel-
das die multidisziplinäre Versorgung von trans*-                von trans*-Personen hin. In einer Online-Untersu-                      lungen ändern
Menschen gewährleisten soll.                                    chung in den Niederlanden mit 8.064 Teilnehmern                        sich.
                                                                [10] gaben 4,6 % der befragten Männer und 3,2 % der
Häufigkeit                                                      befragten Frauen an, sich ambivalent und/oder in-
Die Daten zum Vorkommen von GI, GD und/oder                     kongruent gegenüber dem eigenen Geschlecht zu
Transsexualität sind uneindeutig und variieren je               empinden. Im Hinblick auf das Vorliegen einer Ge-
nach zugrunde gelegtem Deinitionskriterium (z. B.               schlechtsinkongruenz wurde eine Prävalenz von
Selbsteinschätzung, Diagnose, Durchführung geni-                1,1 % bei Männern und 0,8 % bei Frauen erfasst.
talangleichender Operation). Ein großer Teil der Prä-              Online-Umfragen bei trans*-bezogenen Stichpro-
valenzdaten basiert auf Angaben aus klinischen Stu-             ben informieren zudem über die Vielfalt geschlecht-
dien, deren Stichproben im Zuge der Inanspruch-                 licher Identitäten. In einer großen US-amerikani-
nahme medizinischer Leistungen erhoben wurden                   schen Studie mit 6.436 Teilnehmenden [12] identii-
[9]. Zudem liegen nicht klinische Studien vor, die bei          zierten sich 67 % binär (z. B. als Mann oder trans*-
Bevölkerungsstichproben [10] oder „convenience                  Mann) und 33 % non-binär (z. B. genderqueer oder
samples“ (nicht repräsentative Stichproben bei leich-           agender). Zu vergleichbaren Ergebnissen kommen                         Die neuen Diag-
ter Verfügbarkeit beispielsweise über Selbsthilfe-              Umfragen in Europa (non-binär: 36 % [13]) und                          nosen sollen Psy-
gruppen) online wie oline das geschlechtsbezogene               Norddeutschland (non-binär: 19 % [14]).                                chopathologisie-
Selbsterleben erheben [11].                                                                                                            rung vermeiden.
  Eine systematische Übersicht und Metaanalyse kli-             Diagnostik
nischer Studien [9] (Info Inanspruchnahme und kli-              Im Zuge der Revision der zehnten Version der inter-
nische Fragestellungen) fand insgesamt 21 Arbeiten              nationalen statistischen Klassiikation der Krankhei-
zur Prävalenz der Transsexualität, wobei zwölf Stu-             ten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD-10),
dien auswertbares Datenmaterial enthielten. Die Ge-             verfolgt die Weltgesundheitsorganisation (World
samtprävalenz betrug 4,6 pro 100.000 mit 6,8 auf                Health Organization, WHO) neben dem Anspruch
100.000 für Mann-zu-Frau (MzF)-Transitionen und                 auf globale Anwendbarkeit weitere Ziele, die für den
2,6 auf 100.000 für Frau-zu-Mann (FzM)-Transitio-               Bereich der Gesundheit von trans*-Menschen rele-
                                                                vant sind (u. a. Anti-Diskriminierung und De-Stig-
                                                                matisierung).
                                                                   Im Vordergrund der zahlreich formulierten Kri-
 Inanspruchnahme und klinische                                  tik an der F64.0-Diagnose der ICD-10 stehen sowohl
 Fragestellungen                                                die Psychopathologisierung von trans*-Menschen                         Anti-Diskriminie-
 Insgesamt rechnen wir aufgrund aktueller diagnostischer        als auch ihr eingeschränkter klinischer Nutzen. Vie-                   rung und De-
 Revisionen (DSM-5, ICD-11, siehe nächster Abschnitt zur Dia-   le Behandlungssuchende haben ihre Erzählungen                          Stigmatisierung
 gnostik) und ihrer Implikationen für den Zugang zu ge-         den diagnostischen Kriterien angepasst, die unle-                      stehen auf der
 schlechtsangleichenden Behandlungen sowie infolge der          xibel die zweigeschlechtliche Ordnung stabilisieren                    Agenda gesund-
 zunehmenden Prävalenz bei jüngeren klinischen Studien [9]      (u. a. „das andere Geschlecht“). Insbesondere werden                   heitspolitischer
 mit einer weiteren Zunahme der Inanspruchnahme ge-             die Kriterien der Erlebensrealität von etwa einem                      Reformen.
 schlechtsangleichender Behandlung. Zudem werden klini-
 sche Fragestellungen an Bedeutung zunehmen, die zuvor
                                                                Drittel potenziell behandlungssuchender trans*-
 aufgrund geltender diagnostischer Kriterien und ihrer Sub-     Menschen nicht gerecht (siehe Abschnitt zur Epide-
 spezifika ausgeschlossen waren (u. a. non-binäre Identitäten   miologie) [15, 16]. Das Kriterium 3 (▶Tab. 1) ver-
 und assoziierte Behandlungsanliegen, psychotische Erkran-      schränkt zudem die Diagnose mit einer geschlechts-
 kungen).                                                       angleichenden Behandlung. Diferenzierte und indi-
                                                                viduelle Indikationsstellungen, die beispielsweise

                                                                                                      In|Fo|Neurologie & Psychiatrie       2016; 18 (12)      39
zertifizierte Fortbildung

     Internationale                                                              rierten Daten überfällig war und folgerichtig ist. Ne-
     Behandlungs-                     Gender                     Sex             ben möglicher Variationen der somatischen Sexual-
    empfehlungen                                                                 diferenzierung spielt auch die sexuelle Orientierung
      verfolgen das                                                              bei der Diagnostik keine unmittelbare Rolle mehr
                                                  Leidensdruck
 Ziel, trans*-Men-                                                               und hat entgegen früherer Annahmen keinen empi-
  schen einen ver-                                                               risch nachweisbaren Efekt auf das Ergebnis der Be-
lässlichen Zugang                                 Störungswert                   handlung [19]. Die deutsche Übersetzung der Krite-
zu einer multimo-                                                                rien zur GD ist 2015 erschienen [20] (▶Abb. 1).
    dalen Gesund-
  heitsversorgung       1 Geschlechtsdysphorie gemäß DSM-5: 302.85               Behandlungsempfehlungen
  zu ermöglichen.                                                                Unterstützt wird die Orientierung an der GD (und
                                                                                 nicht an der Geschlechtsidentität) auch von der in-
                        eine Hormonbehandlung ohne chirurgische Eingrif-         ternational federführenden Fachgesellschat World
                        fe ermöglichen soll, sind per deinitionem in der         Professional Association for Transgender Health
                        ICD-10 nicht vorgesehen. Obgleich die Diagnose als       (WPATH), die sich weltweit für die Entpsychopatho-
                        nicht mehr zeitgemäß und inhaltlich überholt erach-      logisierung von trans*-Menschen einsetzt. Die 2011
                        tet wird, gilt die ICD-10 bis zum Vorliegen der Ver-     von der WPATH veröfentlichten Standards of Care
                        sion 11 für das deutsche Gesundheitssystem als ver-      (SoC) verfolgen in ihrer siebten Version ([5], deutsch:
                        bindlich. Dennoch soll der Vorschlag zur diagnos-        [21]) das Ziel, trans*-Menschen einen verlässlichen
                        tischen Revision des Transsexualismus für die ICD-       Zugang zu einer multimodalen Gesundheitsversor-
                        11, die 2018 veröfentlicht werden soll, im Folgenden     gung zu ermöglichen. Unabhängig von der Ausprä-
                        dargestellt werden.                                      gung einer individuellen Geschlechtsidentität wol-
                                                                                 len die SoC dazu beitragen, dass trans*-Menschen
                        ICD-11                                                   im Einklang mit ihrem individuellen Geschlechtser-
 Die ICD-11-Diag-       Die revidierte Diagnose soll „Gender Incongruence“       leben leben können, einschließlich des Körpers, der
     nose soll Ge-      (Geschlechtsinkongruenz, GI) [17] heißen und auf-        Psyche und nach Möglichkeit auch der sozialen Si-
  schlechtsinkon-       grund der bis dato ungeklärten Genese und zur Re-        tuation. Die ▶Abb. 2 veranschaulicht schematisch,
   gruenz heißen.       duktion möglicher Stigmatisierung einem separaten        wie GI, GD und eine mögliche Behandlung zur in-
                        Kapitel außerhalb des Bereichs psychischer Störun-       dividuellen Geschlechtsangleichung, das heißt der
                        gen zugeordnet werden. Die Inkongruenz zwischen          Anwendung unterschiedlicher Maßnahmen (u. a.
                        dem Gender und dem zugewiesenem Geschlecht soll          Hormonbehandlung, brust- und genitalchirurgi-
                        als solche den Störungswert ausmachen. Im Gegen-         sche Eingrife) zusammenhängen. Es bleibt aller-
                        satz zur entsprechenden Diagnose der fünten Aus-         dings zu betonen, dass die Ausprägung von GI und
                        gabe des „Diagnostic and Statistical Manual of Men-      GD sowie die Frage nach den relevanten somatischen
                        tal Disorders“ (DSM-5) der „American Psychiatric         Behandlungen individuell sehr unterschiedlich sein
                        Association“ (APA; Gender Dysphoria, siehe nächs-        können. Eine Aulistung der verschiedenen soma-
                        ter Abschnitt) soll es diagnostisch nicht erforderlich   tischen Maßnahmen zur Veränderung körperlicher
                        sein, dass die Diagnosestellung bei GI einen Leidens-    Geschlechtsmerkmale indet sich in ▶Tab. 2.
                        druck bedingt. Infolgedessen könnte die ICD-Diag-           Da die Diagnose nicht mehr unmittelbar die Indi-
                        nose auch bei antizipiertem Leidensdruck oder zu         kation geschlechtsangleichender Behandlungen im-
                        dessen Prävention gestellt werden, wenn angenom-         pliziert, stellt sich die Frage, auf welcher Grundlage
                        men werden kann, dass die Nichtnutzung ge-               die Indikationsstellungen für die jeweils notwendi-
                        schlechtsangleichender Behandlungen zur Ausprä-          gen Maßnahmen basieren. Die entscheidende Frage
                        gung oder Verstärkung der assoziierten Symptoma-         fokussiert daher nicht länger die Identität der Be-
                        tik führt.                                               handlungssuchenden, sondern lautet vielmehr: Wel-
                                                                                 che Behandlungselemente in welcher bedarfsgerech-
                        DSM-5                                                    ten Kombination lassen eine signiikante und nach-
      Die DSM-5-        Die APA veröfentlichte im Mai 2013 die fünte Ver-        haltige Reduktion der individuellen GD erwarten
   Diagnose heißt       sion ihres Klassiikationssystems, das im Gegensatz       oder deren Prävention?
     Geschlechts-       zur ICD ausschließlich psychische und Verhaltens-
       dysphorie.       störungen umfasst. Hier versteht die DSM-5-Diag-
                        nose Geschlechtsdysphorie (Gender Dysphoria, GD)
                        [18] die GI nicht als psychische Störung. Erst wenn       Evidenzbasierung des Paradigmenwechsels
                        sich im Verlauf der GI ein klinisch-relevanter Lei-       Da die bisherigen Befunde zum Outcome der multimodalen
                        densdruck entwickelt, spricht das DSM-5 von einer         Behandlung (u. a. [22]) aus der Zeit des eher rigiden und re-
                        Störung. Der geschlechtsbezogene Leidensdruck             striktiven Behandlungsparadigmas des Transsexualismus
                        steht somit im Mittelpunkt der Diagnose. Darüber          stammen, sollten Follow-up-Studien empirisch prüfen,
                        hinaus werden auch non-binäre Geschlechtsidenti-          inwiefern der skizzierte Paradigmenwechsel tatsächlich zu
                                                                                  einer insgesamt zielführenderen Gesundheitsversorgung für
                        täten oder -rollen erstmals ausdrücklich benannt,
                                                                                  trans*-Menschen führt.
                        was aufgrund der im Abschnitt Epidemiologie refe-

40   In|Fo|Neurologie & Psychiatrie   2016; 18 (12)
zertifizierte Fortbildung

kasuistik

Fallvignetten
Um die Varianz von trans*-bezogenen Entwicklungen zu             Fall 2: K. suchte im Alter von 24 Jahren erstmals die Spezi-
verdeutlichen, skizzieren wir im Folgenden zwei sehr un-         alambulanz auf. Über das Internet hatte er von einer Ofen-
terschiedliche Fälle, die beide so oder so ähnlich vorkom-       heit der Ambulanz gegenüber non-binären geschlechtli-
men, aber unmittelbar keinen Bezug zu lebenden Personen          chen Identitäten erfahren. K. war mit dem Körper eines Jun-
haben.                                                           gen geboren und lebte etwa ab der Mitte der zweiten Le-
                                                                 bensdekade ofen homosexuell. Grundlegende Schwierig-
Fall 1: GF, 32-jähriger körperlich weiblicher Patient. Peripu-   keiten hatte K. damit zunächst nicht. Jedoch scheiterte die
bertär erste Symptome einer Bulimia nervosa vom anorekti-        letzte homosexuelle Partnerschaft daran, dass K. sich zuneh-
schen Typ mit Selbstwertproblemen, sozialem Rückzug und          mend weiblich kleidete und verhielt. In der Folge probierte
ohne sexuelle Erfahrungen. 2005 aufgrund von Unterge-            sich K. immer häuiger in drag aus und ging an den Wochen-
wicht (BMI 15,1) erste stationäre Psychotherapie mit Fokus       enden als Frau gekleidet feiern. Schnell merkte K., dass sich
auf die Behandlung der Essstörung. Im Verlauf der Behand-        die Fremdwahrnehmung als drag queen beziehungsweise
lung Exazerbation der Symptomatik mit schwerer, wahnhaf-         Travestiekünstlerin nicht stimmig anfühlte und K. sich nicht
ter Depression und rezidivierenden Suizidversuchen. 2007         als verkleidet empfand. Vielmehr verspürte K. ein zuneh-
outete GF gegenüber seiner Therapeutin sein männliches           mendes Wohlbeinden in der sozialen weiblichen Rolle,
Identitätserleben. Erst 2009 nach weiterer Zuspitzung in re-     stand einer chirurgischen Genitalangleichung aber kritisch
zidivierenden Suizidversuchen erfolgte die Überweisung in        gegenüber und erkannte die eigene schwul-männliche So-
die Transgenderambulanz. Hier wurde erstmalig die psycho-        zialisation als bedeutsam für die Identitätsentwicklung. Mit
dynamische Bedeutung der Geschlechtsdysphorie für die            der gängigen Erzählung, „schon immer weiblich“ und „ge-
psychosoziale Entwicklung fokussiert und in das Therapie-        fangen im falschen Körper“ zu sein, konnte K. sich nicht iden-
konzept integriert. Die Symptomatik bestand zu dieser Zeit       tiizieren. Vielmehr empfand sich K. auf der Suche, einen in-
aus einer schweren Depression mit nihilistisch anmutendem        dividuellen geschlechtlichen Ausdruck über die Grenzen ge-
Wahnerleben, einer chroniizierten Bulimia nervosa vom an-        schlechtlicher Stereotypen hinaus zu inden.
orektischen Typ und der Geschlechtsdysphorie.                       In der strukturierten Eingangsdiagnostik waren weder aus
   Aufgrund der Komplexität der Symptome wurde die Be-           der Vorgeschichte noch aktuell Hinweise auf schwere psy-
handlung von GF auf „zwei Hände“ verteilt, psychiatrisch         chische Störungen festzustellen. Anamnestisch berichtete
und sexualmedizinisch. Die psychiatrische Behandlung kon-        K. von einer mittelgradigen depressiven Episode über we-
zentrierte sich mit wöchentlichen psychotherapeutischen          nige Wochen im Rahmen des Erkenntnisprozesses, homo-
Gesprächen auf die Bewältigung der Depression, der Selbst-       sexuell orientiert zu sein. Hingegen war der geschlechtsbe-
wertprobleme und den Diskriminierungsängsten. Bei anhal-         zogene Leidensdruck in der Untersuchungssituation deut-
tender latenter Suizidalität wurde zusätzlich Quetiapin (400     lich spürbar und fokussierte hauptsächlich zwei Bereiche:
mg) und Bupropion (300 mg) verabreicht. In der sexualme-         die fehlende weibliche Brust, die störende Körper- und Ge-
dizinischen Behandlung stand die diferenzierte Erfassung         sichtsbehaarung sowie die männliche Stimme und die Irri-
der Geschlechtsdysphorie und die Indizierung ge-                 tationen und Zurückweisungen sowie damit einhergehend
schlechtsangleichender Behandlungen im Vordergrund.              die Diskriminierungs- und Ausschlusserfahrungen, die sein
Beide Therapiefelder befanden sich in regelmäßigem Aus-          geschlechtlich non-konformes Auftreten bei den Mitmen-
tausch. Nach Stabilisierung und nachlassender Suizidalität       schen zuweilen erzeugte. Neben dem ich-stärkenden und
wurde 2010 für GF die Behandlung mit Androgenen einge-           emanzipatorischen Teil der Psychotherapie stabilisierte K.
leitet und der Antrag auf Änderung der Vornamen und des          vor allem die Umstrukturierung des eigenen Umfelds, privat
Personenstandes gestellt.                                        wie berulich. Mit einer Low-dose-Hormonbehandlung – Es-
   Im Zuge der körperlichen Virilisierung sowie der Vorna-       tradiol in Gel-Form (2 Hübe/Tag) sowie niedrig dosiertem
mens- und Personenstandsänderung nach dem TSG war es             Cyproteronacetat (5 mg/Tag) – konnte bei K. einerseits die
GF in der Folge möglich, erstmalig seit 2005 einen Job, nun      gewünschte Feminisierung erreicht werden, bei gleichzeiti-
in der männlichen Rolle, anzunehmen. 2013 fand die Mas-          gem Erhalt der männlichen Sexualfunktionen. Über das hor-
tektomie statt, woraufhin sich das Gewicht bei einem BMI         monbedingte Brustwachstum erreichte K. Körbchengröße
von 18,7 stabilisierte und seither konstant ist. 2015 wurde      B. Schließlich proitierte K. sehr von der Epilationsbehand-
die Phalloplastik dreizeitig ohne Komplikationen durchge-        lung der Gesichts- und Teilen der Körperbehaarung und
führt. Im weiteren Verlauf stabilisierte sich GF so weit, dass   lernte im Zuge einer Logopädie eine höhere Stimmlage. K.
die sexualmedizinische Behandlung beendet werden konn-           wählte einen geschlechtsneutralen Vornamen und versuch-
te, psychiatrisch begleitende Gespräche inden noch nieder-       te, sich als non-binäre trans*-Frau in der Welt zu behaupten.
frequent statt. Die Medikamenteneinnahme erfolgt in der          Wenngleich K. noch keine neue Partnerschaft eingegangen
obigen Dosierung. Das Ausmaß der Bulimie hat sich redu-          ist, war die bisherige multimodale Behandlung (Psychothe-
ziert, konnte bisher nicht bis zur Remission behandelt wer-      rapie, Epilation, Logopädie und Hormonbehandlung) ziel-
den. Suizidale Krisen sind seit 2010 nicht mehr aufgetreten.     führend auf dem Weg zur individuellen Trans*-Gesundheit.

                                                                                    In|Fo|Neurologie & Psychiatrie   2016; 18 (12)   41
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T2 Maßnahmen zur Veränderung körperlicher Geschlechtsmerkmale [mod. nach 31]
Ausgehend von männlichen Geschlechtsmerkmalen                              Disziplin          Ausgehend von weiblichen Geschlechtsmerkmalen
Androgensuppression (z. B. mit Cyproteronacetat),                          Endokrinologie     Testosteronsubstitution, Östrogensuppression
Östrogensubstitution                                                                          (z. B. mit Leuprorelinacetat)
Mammaplastik                                                               Chirurgie          Entfernung Brustdrüsengewebe (Mastektomie),
                                                                                              Plastik männliches Brustprofil
Entfernung Hoden                                                                              Entfernung Eileiter (Tubektomie), Eierstöcke (Ovarektomie;
(Testektomie)                                                                                 zus.: Adnektomie) und Gebärmutter (Hysterektomie)
Neubildung weiblicher Geschlechtsorgane (Penektomie,                                          Neubildung männlicher Geschlechtsorgane (Harnröhrenplastik,
Urethralplastik, Mons pubis Plastik, Vulva- und Vaginalplastik)                               Schwellkörper- und Hodenprothesen, Phallusplastik)
                                                                                              Alternative: Klitorispenoid (Metaidoioplastik)
Reduktion Adamsapfel (Chondrolaryngoplastik)
Modifikation Stimmhöhe (Logopädie, Phonochirurgie)
Chirurgische Feminisierung des Gesichts (Modifikation der
oberflächenform- und konturgebenden Schädelknochen
und -knorpel)
Epilation Gesichts- und Körperbehaarung (Laser, Nadel),                    Elektrologistik,
Haartransplantation                                                        Dermatologie

                              Und: Sind die Behandlungen zur Geschlechtsan-                      Angststörungen im Vordergrund. Eine europäische
                            gleichung für die betrefende Person langfristig sta-                 Multicenterstudie fand bei behandlungssuchenden
                            bilisierend?                                                         trans*-Menschen (n = 305) vor Beginn einer ge-
                              Konkreter: Welche körpercharakteristischen Ver-                    schlechtsangleichenden Behandlung eine Lebens-
                            änderungen (z. B. Art der Körper- und Gesichtsbe-                    zeitprävalenz von 57 % unipolar-afektiver Erkran-
                            haarung, Aubau und Gestaltung des Brustproils)                       kungen und 28 % Angststörungen (Trans*-Men-
                            können mit welcher Behandlung (z. B. Gabe von Se-                    schen mit einer psychotischen Störung wurden von
                            xualhormonen und deren Suppression, chirurgische                     der Auswertung ausgeschlossen [23]). Hepp et al.
                            Eingrife) die individuelle GD deutlich beziehungs-                   [24] fanden in einer Stichprobe von n = 31 behand-
                            weise nachhaltig reduzieren oder ihre Entstehung                     lungssuchenden trans*-Menschen (sowohl unbehan-
                            langfristig verhindern? [22] (Info Evidenzbasierung                  delt als auch mit Hormonen und/oder chirurgischen
                            des Paradigmenwechsels)                                              Eingrifen) eine Lebenszeitprävalenz von 45 % uni-
                                                                                                 polar-afektiver Störungen und 23 % Angststörun-
                            Begleitende psychische Störungen                                     gen. Außerdem war bei 45 % ein Substanzmissbrauch,
                            Im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung sind trans*-                   bei 42 % eine Persönlichkeitsstörung und bei und 7 %
                            Menschen einer höheren psychischen Belastung aus-                    eine Psychose diagnostiziert worden. Eine aktuelle
                            gesetzt, sowohl vor als auch teilweise nach ge-                      Übersichtsarbeit [25] fasste 38 Quer- und Längs-
                            schlechtsangleichenden Behandlungen. Dabei ste-                      schnittstudien aus den Jahren 2000 bis 2015 zusam-
                            hen afektive Störungen, Substanzmissbrauch und                       men. Auch hier werden vor allem afektive und
                                                                                                 Angststörungen berichtet, wohingegen psychotische
                                                                                                 oder bipolare Störungen nicht häuiger als in der All-
                                                                                                 gemeinbevölkerung vorzukommen scheinen. Es
                                                                                                 zeigt sich also, dass trans*-Menschen im Vergleich
  Genetische, endokrinologische,    Körper- und Beziehungs-          Umweltbedingungen
      neurostrukturelle und -            erfahrungen                                             zur Allgemeinbevölkerung stärker von psychischen
    funktionelle Bedingungen                                                                     Belastungen und Störungen betrofen sind. Nach
                    Geschlechtskörper – Geschlechtsrolle – Geschlechtserleben                    dem Minderheiten-Stress-Modell [26] spielen bei der
                                                                                                 Entstehung begleitender psychischer Störungen neben
                                                                                                 dem unmittelbaren körperbezogenen Leidensdruck
                                    Geschlechtsinkongruenz
                                                                                                 Diskriminierungs- und Ausgrenzungsprozesse eine
                                                                                                 Rolle, die bei trans*-Personen vorwiegend auf das ge-
                               (Antizipierte) Geschlechtsdysphorie                               schlechtsbezogene Erleben und Verhalten abzielen
                         Kulturelle und psychosoziale Bedingungsgefüge                           und bei einer zielführenden psychotherapeutischen
                                                                                                 Unterstützung berücksichtigt werden sollten [27].

                                    Mögliche Behandlung zur                                      Bedeutung und Inhalte der Psychotherapie
                                    Geschlechtsangleichung                                       Nach aktueller Aufassung werden die Variationen
                                                                                                 geschlechtlicher Identität nicht mehr als Erkrankung
                                                                                                 der Psyche verstanden, sodass Heilung im herkömm-
2 Zusammenhang zwischen Geschlechtsinkongruenz, Geschlechtsdysphorie und                         lichen Sinne kein Ziel einer Behandlung ist. Psycho-
möglicher geschlechtsangleichender Behandlung.                                                   soziale Beratung und Psychotherapie erweisen sich

42   In|Fo|Neurologie & Psychiatrie        2016; 18 (12)
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allerdings als wertvolle Unterstützung sowohl für         te Ursache für die Genese reaktiver psychischer Stö-         Psychotherapie
eine gelungene Transition als auch auf dem Weg zur        rungen sind. Angehörige von Minderheiten haben               kann bei Bedarf
nachhaltigen Gesundheit von trans*-Menschen. Al-          ein höheres Risiko, auf Diskriminierungsdruck und/           und Indikation
lerdings sollte Psychotherapie mit trans*-Menschen        oder aus Angst vor Diskriminierung mit psychi-               hilfreich sein.
bedarfsgerecht sein, das heißt, sich an individuellen     schen Folgeerkrankungen zu reagieren [32]. Hierbei
Entwicklungszielen orientieren. Das heißt auch, Psy-      spielt der Mechanismus der Selbststigmatisierung
chotherapie sollte ohne die Vorannahme geschehen,         eine große Rolle. Selbststigmatisierung entsteht,
dass einer trans*-bezogenen Entwicklung per se ein        wenn Mitglieder einer stigmatisierten Gruppe die
primärer Konlikt, ein Störungsmodell oder eine            Inhalte von Diskriminierungen über sich kennen,
Psychopathologie zugrunde liegt. Stattdessen sollte       ihnen zustimmen und sie im Verlauf gegen sich wen-
sie unter Einschluss von Partizipation der Patientin-     den, so dass Selbstvorurteile und Selbstdiskriminie-
nen an den Behandlungsinhalten und mit Blick auf          rung entstehen, bis zur Entwicklung eines vermin-
die Förderung der Selbstbestimmung durchgeführt           derten Selbstwertgefühls [28] und den bereits oben
werden, insbesondere in Bezug auf Entscheidungen          aufgeführten reaktiven psychischen Störungen, die
über somatische Behandlungen am eigenen Körper.           in psychotherapeutischen Behandlungen eine be-
Die speziischen Probleme von sexuellen und ge-            deutende Rolle spielen. Die Prävention stigmaindu-
schlechtlichen Minderheiten im Allgemeinen sowie          zierter, psychischer Gesundheitsprobleme sollte
von trans*-Menschen im Besonderen bedürfen einer          nicht allein eine psychotherapeutische, sondern eine
besonderen Kenntnis und Relexion darüber, wie             gesamtgesellschatliche Aufgabe sein.
sich Diskriminierungen und Traumatisierungen in
einer überwiegend zweigeschlechtlich organsierten         Die juristische Regelung – Änderung von
Welt darstellen und welche Auswirkungen diese auf         Vornamen und Personenstand                                   Psychotherapie
die einzelnen Entwicklungsphasen von trans*-Men-          Eine konlikt- und diskriminierungsfreie Teilnahme            sollte ohne die
schen haben (u. a. [28]).                                 an den öfentlichen und sozialen Räumen einer Ge-             Vorannahme
   Psychotherapie soll in einem geschützten Rahmen        sellschat ist für die Lebensqualität und somit Ge-           geschehen, dass
geschlechtliches Empinden als individuelles und           sundheit von hoher Bedeutung. Von daher sind ein             einer Geschlecht-
existenzielles Bedürfnis wertschätzen und den Be-         geschlechtssyntoner Vorname sowie Personenstand              sinkongruenz per
handlungssuchenden bestenfalls eine ganzheitliche         für trans*-Menschen im Rahmen der Gesundheits-               se Psychopatho-
Spiegelungserfahrung ermöglichen. Dem Individu-           versorgung eine wichtige Voraussetzung, um sich              logie zugrunde
um soll unter Weitsicht in einem therapeutischen          gleichberechtigt in diese Räume integrieren zu kön-          liegt.
Prozess zu einem Höchstmaß an Selbstbestimmung            nen. Die Änderung der Vornamen (VÄ) und des Per-
unter den Stressoren einer geschlechtlich binär or-       sonenstandes (PÄ) sind im deutschen Transsexuel-
ganisierten Umwelt verholfen werden [29]. Wesent-         lengesetz (TSG) geregelt. Es ist seit 1981 in Krat. Das
lich ist, dass „Psychotherapie in Methodik, Technik       TSG-Verfahren ist nicht mehr zeitgemäß und in sei-
und Handhabung lexibel den transsexualitätsspezi-         nem Ablauf mit einem ausgeprägten Verwaltungs-
ischen Problemstellungen und der besonderen Situ-         aufwand, langen Wartezeiten und hohen Kosten ver-
ation dieser Menschen angepasst ist und damit le-         bunden. Im Zuge des TSG-Verfahrens dienen den
xibel und adaptiv gehandhabt wird“ ([30] S. 663).         Gerichten zwei unabhängig erstellte Sachverständi-
   Ziel einer psychotherapeutischen Behandlung ist        gengutachten als Entscheidungsstützen, die unter
die Reduktion der häuig vorkommenden reaktiven            anderem das Vorliegen einer „transsexuellen Prä-
Symptome, die positive Auseinandersetzung mit der         gung“ (meist interpretiert als klinische Diagnose
individuellen geschlechtlichen Identität und die Un-      „Transsexualismus“) attestieren müssen.
terstützung einer bestmöglichen und diskriminie-             Das TSG wird hetig kritisiert; es sei in vieler Hin-
rungsarmen Selbstgestaltung hin zu einer integrier-       sicht verfassungswidrig und längst nicht mehr zeit-
ten körperlichen und sozialen Rolle in allen Berei-       gemäß. Trotzdem ist das TSG seit 1981 vom Gesetz-
chen des Lebens. Sie sollte zu Selbstrelexion im Pro-     geber nicht reformiert worden. Und das, obwohl
zess einer fundierten Entscheidung für oder gegen         über die Jahre zahlreiche Inhalte des TSG durch das          Psychotherapie
geschlechtsangleichende Behandlungen und zur Lö-          Bundesverfassungsgericht (BVerfG) als verfassungs-           soll den Behand-
sung damit assoziierter Konlikte verhelfen und            widrig erklärt worden sind. Von zentraler Bedeutung          lungssuchenden
macht nur auf freiwilliger Basis Sinn. Die spezii-        für die Lebenssituation von trans*-Menschen ist da-          im therapeuti-
schen Inhalte und Schwerpunkte der Psychotherapie         bei eine Entscheidung des BVerfG vom 11.01.2011.             schen Schutz-
erschließen sich aus der Dynamik der individuellen        Bis zu diesem Termin war eine PÄ an die Vorausset-           raum eine
Lern- und Lebensgeschichte [31]. Das herapiever-          zung gebunden, dass zum einen Fortplanzungsun-               ganzheitliche
ständnis erkennt die Existenz vielfältiger geschlecht-    fähigkeit vorliegt und zum anderen durch einen ope-          Spiegelungser-
licher Identitäten an, ist insgesamt trans*-positiv und   rativen Eingrif eine deutliche Annäherung an das             fahrung ermögli-
airmativ, emanzipatorisch und individuell ent-            Erscheinungsbild des anderen Geschlechts erreicht            chen.
wicklungsfördernd, ich-stärkend, prozessbegleitend        worden ist.
und sozial integrativ.                                       Seit dem Entscheid des BVerfG von 2011 ist eine
   Von besonderer Bedeutung ist die Bewältigung           PÄ nun auch ohne Hormonbehandlung und/oder
von Diskriminierungserfahrungen, die die häuigs-          chirurgisch-geschlechtsangleichenden Eingrif mög-

                                                                                          In|Fo|Neurologie & Psychiatrie   2016; 18 (12)   43
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                        lich. In Anlehnung an die Modelle anderer Länder           rapeutische Hilfen für trans*-Menschen koordinie-
                        fordern auch in Deutschland Vertreter(innen) der           ren sich heute in einem multimodalen Konzept
                        Gruppen von trans*-Menschen seit Jahren eine gänz-         zwischen Selbsthilfe, psychosozialer Beratung, psy-
                        liche Abschafung des richterlichen Verfahrens, ins-        chotherapeutischen Angeboten und verschiedenen
                        besondere der Begutachtung durch zwei Sachver-             geschlechtsmodiizierenden somatischen herapien.
                        ständige.                                                  Darüber hinaus spielt der zunehmende gesellschat-
                                                                                   liche Schutz sexueller und geschlechtlicher Minder-
                        Fazit                                                      heiten vor Diskriminierung und Ausgrenzung auf
                        Die traditionelle Vorstellung von der Zweige-              dem Weg zu einer besseren Gesundheit von trans*-
                        schlechtlichkeit des Menschen ist im Zuge der wis-         Menschen eine bedeutende Rolle.
                        senschatlichen Erkenntnisse der letzten zehn Jahre
                        ist Wanken geraten. Moderne Geschlechtertheorien
                        stützen sich auf jüngere empirische Befunde und ge-
                        hen von einer Non-Binarität des Geschlechts aus, in
                        der neben Mann und Frau eine Vielfalt geschlecht-
                        licher Identitäten existent ist. Diese Erkenntnis for-
                        dert eine Änderung psychotherapeutischer und me-
                        dizinischer Behandlungskonzepte, um eine bedarfs-
                        gerechte Gesundheitsversorgung für sexuelle und
                        geschlechtliche Minderheiten in einer vorwiegend
                        zweigeschlechtlich organisierten Gesellschat mög-          Literatur
                        lichst lexibel und individuell zu gewährleisten. he-       www. springermedizin.de/info-np

                       Dr. Timo O. Nieder

                       Institut für Sexualforschung und Forensische Psychiatrie,
                       Interdisziplinäres Transgender Versorgungscentrum
                       Hamburg, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
                       Martinistr. 52, 20246 Hamburg
                       E-Mail: tnieder@uke.de

                       Prof. Dr. med. Peer Briken

                       Institut für Sexualforschung und Forensische Psychiatrie,     Interessenkonflikt
                       Interdisziplinäres Transgender Versorgungscentrum             Die Autoren erklären, dass sie sich bei der Erstellung des Beitrags
                       Hamburg, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf               von keinen wirtschaftlichen Interessen haben leiten lassen.
                                                                                     T. Nieder ist Vorsitzender der AWMF-Leitlinienkommission Ge-
                       Martinistr. 52, 20246 Hamburg
                                                                                     schlechtsinkongruenz, -dysphorie und Trans*-Gesundheit und
                       E-Mail: briken@uke.de                                         dort Mandatsträger der Deutschen Gesellschaft für Sexualfor-
                                                                                     schung. A. Güldenring ist Mandatsträgerin und damit Interes-
                                                                                     sensvertreterin der DGPPN in der Komission zur Entwicklung der
                                                                                     S3-Leitlinie Geschlechtsinkongruenz, -dysphorie und Trans*-Ge-
                                                                                     sundheit.
                                                                                     Der Verlag erklärt, dass die inhaltliche Qualität des Beitrags von
                       Annette Güldenring                                            zwei unabhängigen Gutachtern geprüft wurde. Werbung in die-
                                                                                     ser Zeitschriftenausgabe hat keinen Bezug zur CME-Fortbildung.
                       Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik      Der Verlag garantiert, dass die CME-Fortbildung sowie die
                       Transgenderambulanz Westküstenklinikum Heide                  CME-Fragen frei sind von werblichen Aussagen und keinerlei
                                                                                     Produktempfehlungen enthalten. Dies gilt insbesondere für Prä-
                       Esmarchstr. 50, 25746 Heide
                                                                                     parate, die zur Therapie des dargestellten Krankheitsbildes geeig-
                       E-Mail: AGueldenring@WKK-Hei.de                               net sind.

44   In|Fo|Neurologie & Psychiatrie   2016; 18 (12)
CME .SpringerMedizin.de

CME-Fragebogen
                                                                                                          FIN gültig bis 04.01.2017:
                                                                                                          IN1612Hv
Geschlechtsinkongruenz, -dysphorie und Trans*-Gesundheit
                                                                                                          Dieser CME-Kurs ist zwölf Monate auf

                                                                                                                                                               DOI: 10.1007/s15005-016-1788-3
Teilnehmen und Punkte sammeln können Sie                                                                  CME.SpringerMedizin.de verfügbar.
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• als registrierter Abonnent dieser Fachzeitschrift                                                       Suchfeld eingeben. Alternativ können Sie
• als Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN)                                            auch mit der Option „Kurse nach Zeit-
• zeitlich begrenzt unter Verwendung der abgedruckten FIN                                                 schriften“ zum Ziel navigieren.

? Welcher der operativen Teilschritte              ? Was beschreibt der Begriff Gender-                   ◯   Zwei voneinander unabhängige Sach-
  gehört nicht zur Angleichung an das                Incongruence?                                            verständigengutachten werden nicht
  weibliche Genital?                               ◯ Die aktuelle ICD-10-Diagnose.                            mehr benötigt.
◯ Orchieektomie                                    ◯ Die neue DSM-5-Diagnose.                             ◯   Das TSG regelt die Änderung des Vor-
◯ Neovaginalplastik aus Penishaut                  ◯ Eine neue Idee aus der Community der                     namens (VÄ) und des Personenstandes
◯ Prostatektomie                                     trans*-Menschen.                                         (PÄ).
◯ Labialplastik                                    ◯ Den Vorschlag für die zukünftige
◯ Neoklitoris                                        ICD-11-Diagnose.                                     ? Bei Online-Studien mit trans*-Men-
                                                   ◯ Die AWMF-S3-Leitlinie.                                 schen geben wie viele an, sich als
? Welche Voraussetzung zur Personen-                                                                        non-binär, das heißt weder eindeutig
  standsänderung hat das Bundesver-                ? Was gehört nicht zur psychothera-                      weiblich noch eindeutig männlich, zu
  fassungsgericht durch sein Urteil im               peutischen Behandlung bei trans*-                      identifizieren?
  Januar 2011 ausgesetzt?                            Menschen?                                            ◯ Jeder
◯ Mindestalter 25 Jahre                            ◯ Konfliktklärung                                      ◯ Etwa ein Drittel
◯ Angleichung an das andere Geschlecht             ◯ Auflösung des geschlechtlichen                       ◯ Etwa zwei Drittel
  (hormonell und/oder operativ), ein-                Empfindens                                           ◯ Etwa ein Viertel
  schließlich Fortpflanzungsunfähigkeit            ◯ Bearbeitung von Traumatisierungen                    ◯ Etwa ein Fünftel
◯ Scheidung einer bis dahin bestehenden            ◯ Unterstützung bei der sozialen Inte-
  Ehe                                                gration                                              ? Welche der folgenden Aussagen zur
◯ Deutsche Staatsbürgerschaft                      ◯ Behauptung gegenüber Diskriminierung                   Epidemiologie ist klinischen Studien
◯ Zwei Sachverständigengutachten                                                                            zufolge korrekt?
                                                   ? Welche Eigenschaften gehören nicht                   ◯ Es gibt genauso viele Mann-zu-Frau-
? Welche Institution reguliert die                   unmittelbar zum Psychotherapiever-                     Transitionen wie Frau-zu-Mann-Transi-
  Kostenübernahme für geschlechts-                   ständnis?                                              tionen.
  angleichende Behandlungen?                       ◯ Trans*-positiv und affirmativ                        ◯ Es gibt weniger Mann-zu-Frau-Transi-
◯ AWMF                                             ◯ Achtsam und hedonistisch                               tionen als Frau-zu-Mann-Transitionen.
◯ GKV                                              ◯ Emanzipatorisch und entwicklungs-                    ◯ Es gibt immer weniger behandlungs-
◯ MDK                                                fördernd                                               suchende trans*-Menschen.
◯ PKV                                              ◯ Ich-stärkend und sozial integrativ                   ◯ Es gibt immer mehr behandlungs-su-
◯ WHO                                              ◯ Prozessbegleitend                                      chende trans*-Menschen.
                                                                                                          ◯ Die Gesamtprävalenz von trans*-Men-
? Was beinhaltet das Gender nicht?                 ? Welche Aussage trifft auf das Trans-                   schen beträgt 3,5 auf 100.000.
◯ Geschlechtsrolle                                   sexuellengesetz (TSG) nicht zu?
◯ Geschlechtsverhalten                             ◯ Das TSG ist seit 1981 in Kraft.
◯ Geschlechtsidentität                             ◯ Das TSG ist veraltet.
◯ Geschlechtschromosomen                           ◯ Das TSG ist bisher vom Gesetzgeber
◯ Geschlechtsempfinden                               nicht reformiert worden.

         Dieser CME-Kurs wurde von der Baye-       Für eine erfolgreiche Teilnahme müssen 70 % der        Bei inhaltlichen Fragen erhalten Sie beim Kurs auf
         rischen Landesärztekammer mit zwei        Fragen richtig beantwortet werden. Pro Frage ist       CME.SpringerMedizin.de tutorielle Unterstüt-
         Punkten in der Kategorie I zur zertifi-   jeweils nur eine Antwortmöglichkeit zutreffend.        zung. Bei technischen Problemen erreichen Sie
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                                                                                     25. Dhejne, C., et al., Mental health and gender dysphoria: A review of the
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                                                                                                             In|Fo|Neurologie & Psychiatrie     2016; 18 (12)
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