Gesund & wertvoll - #derdeutschegartenbau Positionen zur Bundestagswahl 2021

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Gesund & wertvoll - #derdeutschegartenbau Positionen zur Bundestagswahl 2021
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                                                      #derdeutschegartenbau
        Foto: Adobe Stock © Pasko Maksim   Positionen zur Bundestagswahl 2021
Gesund & wertvoll - #derdeutschegartenbau Positionen zur Bundestagswahl 2021
POSITIONSPAPIER ZUR BUNDESTAGSWAHL 2021

       Der deutsche
         Gartenbau.

       Zur Gartenbaubranche zählen sowohl produzierende Betrie-                 Foto: Adobe Stock © rh2010
       be – Obst, Gemüse, Blumen und Pflanzen – als auch Han-
       dels- und Dienstleistungsbetriebe, wie der gärtnerische Fach-
       handel, Friedhofsgärtnereien und der Garten- und Land-
       schaftsbau.

       Mit ihren Produkten und ihren Dienstleistungen erbringt die     wertes der gesamten Landwirtschaft, dabei hat die Sonder-
       Branche einen gewichtigen Beitrag zur gesunden Ernährung        kulturfläche mit Gartenbaukulturen lediglich einen Anteil von
       und zum Wohlbefinden der Menschen. Nicht zuletzt haben          etwa 1,3 Prozent der gesamten landwirtschaftlich genutzten
       die vergangenen Monate rund um die Corona-Pandemie ge-          Fläche. Der Produktionswert der gartenbaulichen Sach- und
       zeigt, dass die Beschäftigung mit Balkon und Garten sowie der   Dienstleistungen privater Unternehmen lag im Jahr 2019 zu-
       Aufenthalt in öffentlichen Parks und Grünanlagen der Bevölke-   sammen bei etwa 15,5 Milliarden Euro.3
       rung nachweislich helfen, Einschränkungen in anderen Berei-
       chen zu kompensieren und die eigene Lebensqualität zu erhal-    Entscheidend für die nachhaltige Entwicklung der gärtneri-
       ten.1                                                           schen Betriebe ist es, dass Anforderungen an Ökologie, Sozi-
                                                                       alem und Ökonomie in Einklang stehen. Allerdings sieht sich
       Der Gartenbau ist prägender Bestandteil der ländlichen und      der Gartenbau zunehmend steigenden gesellschaftlichen An-
       städtischen Räume in Deutschland – als Wirtschafts- und Ar-     sprüchen gegenübergestellt, die teils in widersprüchlichen po-
       beitsmarktfaktor und als gestaltendes Element der Kulturland-   litischen Entscheidungen münden, die eben diese nachhaltige
       schaften. Angesichts des Klimawandels kommt Pflanzen und        Entwicklung der Betriebe erschweren.
       Gehölzen im urbanen Raum eine stark wachsende Bedeutung
       zu. Gärten und Grünanlagen in den Städten und Kommunen
       reduzieren die Feinstaubbelastung und helfen, die Bildung von
       Hitzeinseln zu vermeiden.

       Auf einer vergleichsweise kleinen Fläche erwirtschaftet die
       Branche eine hohe Wertschöpfung. Mehr als 27.000 Betriebe
       mit Anbau von Gartenbauerzeugnissen wurden bei der letzten
       Agrarstrukturerhebung im Jahre 2016 gezählt.2 Der Produkti-          1 Hochschule Geisenheim: Garten und öffentliches Grün in Zeiten des Corona-Lockdowns
       onswert von Gemüse-, Zierpflanzen-, Baumschul- und Obst-                                                            2 Destatis: Agrarstrukturerhebung 2016
       bauprodukten betrug 2019 rund 12,5 Prozent des Produktions-                                                 3 BMEL: Ertragslage Garten- und Weinbau 2020

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       Ressourcen
         schonen!
       Der verantwortungsvolle Umgang mit
       der Umwelt gehört zum Selbstverständ-
       nis des Gartenbaus.                                                                     Foto: Adobe Stock © Tinnakorn

       Nachhaltigkeit
       Der Gartenbau funktioniert nur im Einklang mit der Natur
       und stellt daher den Erhalt der natürlichen Ressourcen in den
       Mittelpunkt seiner betrieblichen Tätigkeiten. Das zeigt sich in         Der ZVG fordert:
       den vielfältigen Aktivitäten in den Betrieben zur nachhaltigen            Unterstützung bei der Umsetzung moderner nachhal-
       Produktion. Umweltrelevante Verhaltensregeln wurden erst-                 tiger Produktionsverfahren.
       mals in den Betriebschecklisten Umwelt 1986/87 und den Um-                die Sicherstellung der Wettbewerbsfähigkeit des
       weltleitlinien des ZVG 1995/1998 festgehalten.                            heimischen Gartenbaus durch EU-einheitliche Vorgaben
                                                                                 und gemeinschaftliche Produktionsstandards. Zusätzli-
       Gleichwohl stehen den Betrieben in Anbetracht der großen                  che Auflagen müssen den Betrieben ausgeglichen werden.
       ökologischen Herausforderungen starke ökonomische An-                     Nachhaltigkeit in der gesamten Wertschöpfungskette
       strengungen bevor. Die Gartenbauunternehmen können diese                  umzusetzen. Die Kosten dürfen nicht auf einzelne
       nicht aus dem Stand stemmen. Sie brauchen wirtschaftlich                  Stufen in der Kette abgewälzt werden. Daher sollten
       tragfähige Konzepte, andernfalls drohen Strukturbrüche und                gegenüber allen Unternehmen unabhängig von ihren
       letztlich Produktionsverlagerungen.                                       Umsätzen die Gebote des fairen Wettbewerbs, entspre-
                                                                                 chend der EU-Richtlinie gegen unlautere Handelsprakti-
                                                                                 ken (UTP) eingehalten und überwacht werden.
                                                                                 eine einheitliche, für Betriebe (finanziell und organisato-
                                                                                 risch) handhabbare Zertifizierung, möglichst integriert in
                                                                                 bereits bestehende Systeme wie z. B. QS oder GLOBALG.A.P.

       Wassermanagement
       Der Klimawandel führt zu
       Wassermangel bei gleichzei-
       tig erhöhtem Bewässerungs-
       bedarf. Dies führt zu Ein-           Der ZVG fordert:
       schnitten in der Produktion            einen fairen Interessensausgleich, der die Sonderrolle des Garten-
       und gefährdet eine regionale           baus zur regionalen Versorgung mit Obst und Gemüse, Blumen und
       Erzeugung. Konflikte um ei-            Pflanzen anerkennt.
       ne gerechte Wasserverteilung           eine Bund-Länder-Wasserstrategie, die den Gartenbau berück-
       nehmen zu. Genehmigungen               sichtigt.
       zur Wasserentnahme für die             ein regional mit der Branche abgestimmtes Bewässerungsmanage-
       gartenbauliche Produktion              ment mit bundesweit einheitlichem Rahmen.
       und gartenbauliche Dienstleis-         die Förderung von Investitionen in die gartenbauliche Bewässerungs-
       tungen werden verschärft. Es           infrastruktur. Dazu zählt die Unterstützung von Betrieben, die in effi-
       drohen existenzbedrohende              zientere Bewässerungssysteme und Wasserspeicher investieren.
       Auswirkungen.

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Gesund & wertvoll - #derdeutschegartenbau Positionen zur Bundestagswahl 2021
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       Klimaschutz.
                    Veränderte Klimabedingungen wirken sich auf die Ertrags- und
                    Qualitätsbildung von Pflanzen aus, durch Hitzeperioden, Starkregen-
                    ereignisse, Spätfröste oder durch das klimabedingte Auftreten neuer
                    Krankheiten und Schaderreger.

       Die Gartenbaubetriebe müssen Saat- und Pflanztermine an-        zen und Gemüse aus deutscher Unterglas-Produktion im euro-
       passen sowie neue Bewässerungs- und Pflanzenschutzstrate-       päischen Wettbewerb umfänglich zu reduzieren und somit ei-
       gien anwenden. Hier brauchen die Betriebe Unterstützung         ne regionale Versorgung zu sichern.
       durch Forschung und Beratung. Um sich gegen Wetterextre-
       me und Quarantäneschädlinge zu wappnen, stellen Versi-          Der ZVG bekennt sich zum ressourcenschonenden Umgang
       cherungslösungen für Betriebe bei den europäischen Mitbe-       beim Einsatz von Torf. Die Verringerung des Torfanteils in Er-
       werbern eine bewährte Möglichkeit der Absicherung dar. Dort     den für den Endverbraucher und im produzierenden Garten-
       gibt es konkrete, finanzielle Unterstützungsmaßnahmen zur       bau kann einen Beitrag leisten, die CO2-Emission zu reduzie-
       Prämie für Hagel- und/oder bei Mehrgefahrenversicherungen.      ren. Wie praktikabel und erfolgreich die Torfreduktion sein
                                                                       kann, hängt allerdings davon ab, ob alternative Ausgangsstoffe
       Der Gartenbau ist gefordert, mit Produktionsanpassungen Kli-    in ausreichender Qualität und Menge zur Verfügung stehen.
       magasemissionen zu reduzieren. Dabei setzen die Vorgaben        Auch Konkurrenznutzungen wie beispielsweise bei Holz müs-
       aus der Politik insbesondere mit einer CO2-Bepreisung und       sen berücksichtigt werden.
       einer Reduktion des Torfeinsatzes an. In der Folge entstehen
       für die Betriebe deutliche Anpassungskosten.                    Durch den Klimawandel steigen die Anforderungen an die Wi-
                                                                       derstandsfähigkeit der Pflanzen. Moderne Züchtungsmetho-
       Die höheren betrieblichen Aufwendungen durch eine CO2-Be-       den können künftig einen wichtigen Beitrag leisten, klima-
       preisung können vor allem wegen des intensiven europä-          robuste Pflanzen zu entwickeln und so stabile Erträge und
       ischen Wettbewerbs nicht durch höhere Preise auf dem heimi-     Qualitäten zu erzielen.
       schen Markt aufgefangen werden. Die bislang vorgesehenen
       Entlastungsregeln zur Vermeidung von Produktionsverlage-
       rungen ins europäische Ausland (Carbon-Leakage) sind aller-
       dings nicht geeignet, Wettbewerbsnachteile für Blumen, Pflan-

                                           Der ZVG fordert:
                                             Unterstützung bei der Umstellung auf alternative Energieträger und weitere
                                             CO2-Einsparungsmöglichkeiten.
                                             Schutz vor dem Carbon-Leakage-Effekt für den heimischen Gartenbau durch
                                             entsprechende finanzielle Entlastung der Gartenbau-Unternehmen bei der
                                             CO2-Bepreisung.
                                             Unterstützung der Investitionen in Energieeffizienz durch ein tragfähiges Bundes-
                                             programm Energieeffizienz mit praktikablen Antragsverfahren.
                                             den Prozess der Torfminderung praktikabel auszugestalten. Dazu zählt Erforschung
                                             von alternativen Ausgangsstoffen und nötigen Anpassungen im Produktionsprozess
                                             im Gartenbau.
                                             sich auf EU-Ebene dafür einzusetzen, dass der rechtliche EU-Rahmen so ausgestaltet
                                             wird, dass moderne Züchtungsmethoden in der Praxis angewendet werden können.
                                             die Stärkung der einzelbetrieblichen Risikovorsorge durch staatlich unterstützte
                                             Versicherungslösungen, analog der meisten europäischen Nachbarstaaten sowie die
                                             Einführung einer steuerfreien Risikoausgleichsrücklage zur Abmilderung von
                                             Krisenereignissen wie Quarantäneschädigern oder Witterungskapriolen.

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       Grüne
         Zukunft.
       Die gärtnerischen Betriebe tragen im
       großen Maße dazu bei, dass Städte und
       Kommunen grüner und lebenswerter                                  Foto: Adobe Stock © Street view in Reims city, France

       werden.

       Grünpolitik
       Der ZVG widmet sich mit seinen Mitgliedsorganisationen und
       anderen Partnern der grünen Branche seit mehreren Jahr-
       zehnten dem Thema Grünpolitik. Die Grüne Charta von der
       Mainau wurde vor 60 Jahren am 20. April 1961 als erstes zen-
       trales Dokument deutscher Umweltgeschichte mit dem ZVG
       verabschiedet. Heute beteiligt sich der ZVG aktiv am Weiß-
       buchprozess Stadtgrün.                                            Der ZVG fordert:
                                                                            die Einrichtung eines langfristigen Förderprogramms für
       Grüne Städte und Gemeinden sind elementar für das emotio-            die grün-blaue Infrastruktur auf Bundesebene, um die
       nale Wohlbefinden der Menschen, zur Abmilderung der Folgen           Ziele des Weißbuchs Stadtgrün und des Masterplans
       des Klimawandels sowie für die Gesundheit der Menschen.              Stadtnatur der Bundesregierung umzusetzen.
       Pflanzen reduzieren Feinstaub- sowie CO2-Belastung und sen-          den Kommunen eine „grüne Milliarde“ pro Jahr für nach-
       ken die Temperatur in bebauter Umgebung. Mit einem arten-            haltige Grün- und Blaumaßnahmen zur Verfügung zu
       reichen Sortiment an Gehölzen, Stauden und Zierpflanzen              stellen. Ein solches Programm muss auch die Struktur
       können Städte und Gemeinden eine hohe Biodiversität si-              und Organisation der kommunalen Grünflächenämter
       chern und bieten den Tieren abwechslungsreiche Habitate. Im          stärken.
       Hinblick dessen ist es dringend geboten, die Förderpolitik           innerhalb der Städtebauförderung einen Anteil von
       des Bundes stärker auf eine qualitativ und quantitativ dauer-        mindestens 15 Prozent der gesamten Fördermittel für
       hafte grüne Infrastruktur auszurichten. Der ZVG setzt sich für       grüne und blaue Infrastruktur festzuschreiben. Hierbei
       eine funktionale und gestalterisch hochwertige Begrünung mit         sind ressourcenarme und natürliche Prozesse mit Pflan-
       standortgerechten Pflanzen in den Kommunen ein.                      zen als zentrale Elemente erstrangig vorzusehen.
                                                                            Maßnahmen der Bundesregierung, die auf die Schaffung
       Im Sinne der Umweltgerechtigkeit ist es wichtig, dass die soge-      von Wohnraum zielen, müssen sich an der „doppelten
       nannten grünen Inseln für alle Menschen gleichermaßen ver-           Innenentwicklung“ ausrichten. Die grüne und blaue
       fügbar sind. Das Potential von Pflanzen und Grünräumen muss          Infrastruktur muss – etwa durch Freiflächenentwick-
       gezielt genutzt werden. Dabei spielt die Planung und Umset-          lungspläne und Freiflächengestaltungssatzungen – mit
       zung von Neuanlagen, die Sicherung von hochwertigen und              einbezogen werden.
       attraktiven Grünflächen inklusive Friedhöfe bei sich überla-         Ausgleichsmaßnahmen für Flächenverbrauch zur Auf-
       gernden Nutzungsansprüchen eine ebenso große Bedeutung,              wertung beziehungsweise zum Ausbau von Grün-
       wie deren Erhalt durch fachkundige Pflege.                           strukturen im Innenbereich zu nutzen. Dies könnte z. B.
                                                                            auch durch Dach- und Fassadenbegrünung geschehen.
                                                                            den grünpolitischen Wert von Friedhöfen in Förderpro-
                                                                            grammen zu berücksichtigen.

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          Pflanzenschutz.
                                  Eine Produktion von Obst, Gemüse, Zierpflanzen und Gehölzen ist
                                  ohne wirksamen Pflanzenschutz nicht möglich. Mit ihm werden Ernte
                                  sowie Qualität der Ware - und damit ihre Verkaufbarkeit – gesichert.

          Der Gartenbau, insbesondere der Unterglasanbau, hat in den                       einen Integrierten Pflanzenschutz zu gewährleisten und Resis-
          letzten Jahren den Einsatz von chemischen Pflanzenschutz-                        tenzen vorzubeugen. Zusätzlich bedrohen neue invasive
          mitteln durch Kulturmaßnahmen und den Einsatz von Nützlin-                       Schaderreger wie die Kirschessigfliege, die Marmorierte
          gen deutlich reduziert. Allerdings kann nicht vollständig auf                    Baumwanze oder die Tomatenminiermotte den Fortbestand
          den Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln verzichtet                      gartenbaulicher Kulturen.
          werden. Innerhalb des Integrierten Pflanzenschutzes4 bleibt
          er im Zusammenspiel mit vorbeugenden, mechanischen und                           Viele Unternehmen sehen sich zudem immer höheren Anfor-
          biologischen Maßnahmen eine wichtige Option.                                     derungen der Abnehmer gegenüber, die Nachweise, Zertifizie-
                                                                                           rungen oder Zustimmung zu gesonderten Lieferbedingungen
          Die oft kleinparzellierten Schläge der Vielzahl gartenbaulicher                  fordern. Durch die Einführung dieser Sekundärstandards im
          Kulturen bieten einen besonderen Lebensraum für viele Tie-                       Lebensmitteleinzelhandel sinkt das Vertrauen in die bestehen-
          re und Pflanzen. Diese biologische Vielfalt ist auch bei kon-                    den gesetzlichen Regelungen und wissenschaftsbasierten Risi-
          ventioneller Bewirtschaftung durch mehrere Studien bestätigt                     kobewertungen und führt zu höheren Kosten für die Produ-
          worden.5 Diese Erkenntnisse werden von der Gesellschaft und                      zenten. In den Verkaufserlösen bildet sich dies nur unzurei-
          Politik noch unzureichend wahrgenommen.                                          chend ab.

          Die Mittelverfügbarkeit beim Pflanzenschutz im Gartenbau
          nimmt dramatisch ab. Der EU-weit einheitliche Ansatz der zo-
          nalen Zulassung wird in Deutschland nur mit nationalen Be-
          sonderheiten und zusätzlichen Bewertungen umgesetzt. Zu-
          lassungsübertragungen finden kaum oder gar nicht statt. Gera-
          de für kleine Kulturen stehen nicht ausreichend Wirkstoffe und
          damit Pflanzenschutzmittel zur Verfügung, um auch weiterhin

                                                               Der ZVG fordert:
                                                                 die Europäische Harmonisierung der Pflanzenschutzzulassung endlich umzusetzen.
                                                               		Entscheidungen und Bewertungen von Zulassungsbehörden anderer europäischer
           4 Kombination von biologischen, biotechni-            Mitgliedsstaaten, die stellvertretend für eine gesamte Zone die Prüfung und Zulas-
           schen, pflanzenzüchterischen sowie anbau-             sung vorgenommen haben, müssen auch in Deutschland Anerkennung finden.
             und kulturtechnischer Maßnahmen mit Be-             die Bewertung und Zulassung von Pflanzenschutzmitteln auch in Zukunft an
         schränkung chemischer Pflanzenschutzmittel              wissenschaftlichen Standards auszurichten.
           auf ein notwendiges Maß. (§ 2 des Pflanzen-           pauschale mengenbezogene Minderungsziele oder pauschale Anwendungs-
                                          schutzgesetzes)        verbote, wie in der Biodiversitätsstrategie und Farm-to-Fork-Strategie der EU
        5 Dannenmann, D. 2019. Kann der Obstbau zur              vorgesehen, abzulehnen, stattdessen muss das Risiko der Anwendung vermindert
                Förderung der Biodiversität beitragen?           werden.
                       Erkenntnisse aus zwei Projekten.          die Anerkennung der Risikominderungsmaßnahmen im Rahmen des Integrierten
       Tresch, S., Frey, D., Bayon, RC.L. et al. 2019 Direct     Pflanzenschutzes.
             and indirect effects of urban gardening on          die Weiterentwicklung des Pflanzenschutzes im ökologischen Anbau, um die
        aboveground and belowground diversity influ-             Umstellung der Betriebe zu begünstigen.
                           encing soil multifunctionality.

2021     6
Gesund & wertvoll - #derdeutschegartenbau Positionen zur Bundestagswahl 2021
POSITIONSPAPIER ZUR BUNDESTAGSWAHL 2021

       Förderung Naturbewusstsein
         und Ernährungsbildung.
       Oftmals wissen Kinder nicht mehr, wel-
       ches Obst und Gemüse auf ihrem Teller
       liegt und wie es entsteht.                                                                   Foto: Adobe Stock © Maggie

       Wissen vermitteln von Anfang an
       Der ZVG organisiert und fördert seit Jahren Bildungsangebote
       für ein stärkeres Naturbewusstsein und zur Ernährungsbil-
       dung. Schulgärten spielen dabei eine zentrale Rolle, sie sind
       grundlegende Lernorte zur schulischen Bildung und bieten zu             Der ZVG fordert:
       fast allen gesellschaftspolitischen und ökologischen Themen                die Aufnahme von Schul-
       Anknüpfungspunkte: so zu Artenschutz, Artenvielfalt, Klima-                und Kita-Gärten in die
       wandel, Stadtökologie, Nachhaltigkeit und gesunder Ernäh-                  Lehrpläne unserer früh-
       rung. An dieser Stelle setzen Schulgärten an und bringen spie-             kindlichen und allgemein-
       lerisch Kindern den Umgang mit Pflanzen und der Umwelt bei.                bildenden Bildungsein-
                                                                                  richtungen. Dazu gehört
       Über Schule und Kita muss der tägliche Genuss von Gemüse                   auch die Gewährleistung
       und Obst nahegebracht werden, was auch den Empfehlungen                    einer entsprechenden
       der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) entspricht.                 Aus- und Weiterbildung
       Der ZVG engagiert sich bereits seit vielen Jahren als Mitglied             von Lehrkräften.
       des Vereins 5 am Tag und fördert zusammen mit anderen Mit-                 Unterstützung bei der
       gliedern die Aktivitäten rund um die Ernährungskampagne.                   Verpflegung in Kitas und
       Diese setzt sich dafür ein, dass die Menschen mehr Obst und                Schulen mit heimischem
       Gemüse essen.                                                              Obst und Gemüse.

                                                                        Foto: Adobe Stock © Janni

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Gesund & wertvoll - #derdeutschegartenbau Positionen zur Bundestagswahl 2021
POSITIONSPAPIER ZUR BUNDESTAGSWAHL 2021

       Daten und Fakten.
                    Forschung und Lehre sowie verlässliche Daten sind für einen
                    zukunftsorientierten Gartenbau unverzichtbar.

       Gartenbaustatistik und Marktberichterstattung
       Für Politik, Administration und Unternehmen sind verlässli-
       che Daten zur Struktur- und Marktentwicklung des Gartenbaus
       die Basis für strukturpolitische und einzelbetriebliche Maßnah-       Der ZVG fordert:
       men zur Entwicklung der Branche und Sicherung der inländi-              die Sicherstellung von eigenständigen, unabhängigen
       schen Produktion. Der ZVG begrüßt ausdrücklich, dass ge-                Datenerhebungen für den Gartenbau und die Erstellung
       meinsam mit der Agrarstrukturerhebung eine Gartenbauerhe-               von Marktanalysen.
       bung stattfindet. Gerade die Corona-Pandemie und die damit              die kontinuierliche Bereitstellung von wesentlichen
       verbundenen Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft haben                Marktinformationen, wie z. B. die Warenstromanalyse,
       eindringlich gezeigt, wie wichtig belastbare Daten der Bran-            um langfristig funktionierende Instrumente zur Beschrei-
       chen sind, um die passenden politischen Entscheidungen                  bung der Branche verfügbar zu haben.
       treffen zu können. Auch für künftige Entscheidungen, bei-               die Sicherstellung von regelmäßig wiederkehrenden,
       spielsweise für Entlastungen bei der CO2-Bepreisung, sind Da-           umfassenden Strukturerhebungen des Gartenbaus im
       ten in ausreichender Art und Menge wichtig.                             Rahmen der Agrarstrukturerhebung, damit vergleichbare
                                                                               Zahlenreihen eine sichere Bewertung ermöglichen. Eine
                                                                               dynamische Anpassung an aktuelle Erfordernisse ist
                                                                               notwendig.
                                                                               Erhalt und Weiterentwicklung des Zentrums für
       Forschung und Entwicklung                                               Betriebswirtschaft im Gartenbau (ZBG).
       Die Bedeutung und Chancen der Digitalisierung
       haben sich in Zeiten der Pandemie sehr deutlich
       gezeigt. Im Gartenbau ist sie wesentlicher Bestand-
       teil der Unternehmensführung. Digitalisierung
       macht den präzisen Gartenbau möglich: Entschei-
       dungen über den Einsatz von Bewässerung, Ener-
       gie, Pflanzenschutz und Düngung werden zuneh-              Der ZVG fordert:
       mend mithilfe von Sensoren und internetgesteuer-             einen flächendeckenden Netzausbau und Breitband-
       ten Instrumenten und Diensten getroffen. Hier be-            verbindungen.
       stehen große Potentiale zur Steigerung der Effizienz         die Ergebnisse aus dem Forschungsprogramm zur Innovations-
       der eingesetzten Ressourcen. Um diese Technologi-            förderung an die Bedürfnisse der Praxis anzupassen und
       en zu nutzen, ist es von zentraler Bedeutung, dass           den Wissenstransfer zu unterstützen.
       High-Speed-Internet im gesamten Bundesgebiet                 gartenbauliche Forschungskapazitäten in Deutschland zu
       verfügbar ist, die Eigentumsfrage der erfassten Da-          erhalten.
       ten geklärt und der Datenschutz sichergestellt sind.         das Eigentum der erfassten Daten beim Gärtner zu gewähr-
                                                                    leisten, Datenschutz und Privatsphäre sowie geistiges Eigen-
       In verschiedenen Hochschulstandorten ist der Gar-            tum sicherzustellen und auch die Cloud-, Netzwerksicher-
       tenbau schon heute kaum noch als Systemwissen-               heit zu gewährleisten.
       schaft zu erkennen, hier müssen dringend Maßnah-
       men ergriffen werden, um die Erosion aufzuhalten
       und dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Der
       Gartenbau ist dringend auf gute ausgebildete Fach-
       kräfte angewiesen. Der ZVG hat sich wiederholt und
       nachdrücklich für den Erhalt von Grundlagen- und
       anwendungsbezogener Forschung eingesetzt.

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POSITIONSPAPIER ZUR BUNDESTAGSWAHL 2021

       Unternehmen stärken.
                    Die Gartenbaubetriebe in ihrer unterschiedlichen Ausprägung sind
                    von vielen rechtlichen und steuerlichen Regelungen betroffen. Die
                    unternehmergeführten Familienbetriebe stehen damit vor der Heraus-
                    forderung – neben der täglichen Arbeit im Betrieb – sich auf den
                    ständig wechselnden Regelungsrahmen genauso einzustellen, wie
                    große oder international tätige Unternehmen mit eigenen Rechts-,
                    Personal- und Steuerabteilungen.

       Die Ausgestaltung der Rechts- und Steuervorschriften orien-
       tiert sich häufig an den Gestaltungen, mit denen einige große
       Unternehmen ihre Steuerlast in Deutschland mindern. Betrof-
       fen von den Regeln sind fast immer aber auch die kleinen und
       mittleren Betriebe durch verstärkte Aufzeichnungs- und Do-
       kumentationspflichten bis hin zu höheren Steuerlasten.          Der ZVG fordert:
                                                                        keine Einführung von Substanzsteuern, wie z. B. Vermö-
       Die Betriebe benötigen einen Rechts- und Steuerrahmen, der       genssteuer, die gerade mittelständische Betriebe beson-
       mit vertretbarem Aufwand zu handhaben ist und nicht zu           ders belasten.
       ständig neuen Erschwernissen führt. Notwendig sind weiterhin     Regelungen bei der Grundsteuer, die berücksichtigen,
       Regelungen, die den Betrieben eine Anpassung an die sich ver-    dass für Gartenbaubetriebe der Boden der Produktions-
       ändernden Produktionsbedingungen und das veränderte              faktor ist. Vermeidung eines steuerlichen Flickenteppichs,
       Marktgeschehen ermöglichen und ihnen nicht noch zusätzlich       weil jedes Bundesland eine andere Bemessungsgrundlage
       Steine in den Weg legen.                                         entwickelt.
                                                                        Arbeitszeitregelungen, die den besonderen Anforderun-
                                                                        gen der witterungs- und saisonabhängigen Tätigkeiten
                                                                        im Gartenbau Rechnung tragen. Dazu gehört eine
                                                                        Klarstellung im Arbeitszeitgesetz, dass die Ruhezeit
                                                                        zwischen Ende und Beginn der Arbeit unterschritten
                                                                        werden darf, wenn z. B. bei großer Hitze zusammenhän-
                                                                        gende längere Arbeitspausen eingehalten werden sowie
                                                                        Entwicklung hin zu einer flexiblen Wochenarbeitszeit-
                                                                        grenze, statt der strengen Tagesarbeitszeitgrenze.
                                                                        Erleichterungen bei Umnutzung von Bauten im Außen-
                                                                        bereich, insbesondere dann, wenn die Betriebe sich aus
                                                                        steuerlichen Gründen oder durch Diversifikation hin zu
                                                                        einem Gewerbebetrieb entwickeln und Erleichterungen
                                                                        bei Neubau von Gewächshäusern, die in der Regel ener-
                                                                        gieeffizienter und damit klimafreundlicher sind.
                                                                        den dauerhaften Erhalt des ermäßigten Umsatzsteuer-
                                                                        satzes für Blumen und Pflanzen und alle sonstigen
                                                                        pflanzlichen Erzeugnisse, um damit die Arbeitsplätze in
                                                                        der deutschen Gartenbauproduktion und im gärtneri-
                                                                        schen und floristischen Einzelhandel zu sichern und der
                                                                        Wohlfahrts- und Klimawirkung von Pflanzen ausreichend
                                      Foto: Adobe Stock © thekob5123    Rechnung zu tragen.

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POSITIONSPAPIER ZUR BUNDESTAGSWAHL 2021

     Bürokratieabbau.
                  Die Klage der Unternehmer über ständig steigende Bürokratie wird
                  immer lauter, die Regelungsflut auf der anderen Seite immer größer.
                  Immer wieder werden neue Dokumentations- und Nachweispflichten
                  auf die Wirtschaft abgewälzt.

     Jede Pflicht einzeln betrachtet mag erfüllbar sein, die Summe     Die Gesamtproblematik hat ein Gartenbauunternehmer für
     der Verpflichtungen ist für kleine und mittlere Unternehmen       sich wie folgt ausgedrückt:
     kaum mehr zu bewältigen. Die Liste der Verpflichtungen, mit                                                                            Klaus‘ Hände.
     denen gerade auch die Gartenbaubetriebe konfrontiert wer-                                                   g
     den, ist lang und wird immer länger. Die Fristen für die Umset-                                       ig un
                                                                                                        ein

                                                                                                                                  rung
                                                                                                       h
     zung durch die Unternehmen immer kürzer, die Voraussetzun-
                                                                                                -B esc

                                                                                                                                       ie
     gen durch die Verwaltungen aber nicht rechtzeitig umgesetzt.                             A1                                                          al-

                                                                                                                              Zertifiz
                                                                                                                       e- g                           s on ng
     Das behindert die eigentliche Arbeit der Betriebe und lähmt                                                    ng                               r u
                                                                                                                 Dü dnun                          pe n
                                                                                                                                                hr rd
                                                                                                                     r
     die Innovations- und Schaffenskraft der Unternehmen.                                                       ver
                                                                                                                   o                          Fa vero
                                                                                    Pflanz
                                                                                          ensc
                                                                                        gesetz hutz-
     Zu den Belastungen zählen unpraktikable Dokumentations-                                                                                           be Ve
                                                                                                                                                         sc rdi
     pflichten, wie bei der Düngeverordnung oder der Gewerbeab-                                                                                            he en
                                                                                                                                                             in st-
     fallverordnung, das Bereithalten von Verfahrensverzeichnissen                                                                                             ig
                                                                                                                                                                  un
                                                                                      ungs-                                                                          g
     zum Beispiel im Zusammenhang mit dem Datenschutz, für                  Verpack ung
                                                                             ve ro rd n
     elektronische Registrierkassen oder die Buchhaltung, aber
     auch die doppelte Erfassung von Datensätzen wie die Mel-

                                                                                                                                                                    en
     depflichten bei der Zentralen Stelle Verpackungsregister oder

                                                                                                                                                             sch n-
                                                                                Personal-

                                                                                                                                                                rift
                                                                                                                                                          vor asse
     das umständliche Antragsverfahren, wie bei der Mautbefrei-                  struktur-

                                                                                                                                                             K
     ung für Fahrzeuge von Betrieben mit Urproduktion, die poten-               erhebung
     ziell auch für gewerbliche Fahrten eingesetzt werden können.
     Ebenso ist hier die Regelung zu nennen, dass die Beiträge zur         gr Date

                                                                                                                                                                   n
                                                                             un n

                                                                                                                                                                te
     Kranken-, Pflege-, Renten- und Arbeitslosenversicherung spä-              dv sch                  Arbeitszeit-                   n-
                                                                                                                                                              hn ich
                                                                                 ero ut                                             ze s
                                                                                                                                                           tlo fl
     testens am drittletzten Bankarbeitstag des Monats bei den                      rd z-                gesetz                   n                      es sp
                                                                                                                                la s
                                                                                                                                                       nd ng
                                                                                      nu
                                                                                                                              Pf pa
                                                                                                                                                   Mi hnu

     Kassen eingegangen sein müssen. Sie führt gerade bei Betrie-                        ng
                                                                                                                                                      ic
                                                                                                                                                  fze

     ben mit Stundenlohn zu erheblichem Mehraufwand und häu-
                                                                                                                                               Au

     fig zur Notwendigkeit von Korrekturen im nächsten Monat.           Wie soll ich so denn noch arbeiten?
     Und viele weitere Punkte.                                           Grafik: Grünes Medienhaus nach der Original Zeichnung eines Gartenbau-Unternehmers

                                          Der ZVG fordert:
                                            bei jedem neuen Gesetz und jeder neuen Verordnung die besondere Betroffenheit
                                            von kleinen und mittleren Betrieben zu prüfen und gegebenenfalls entsprechende
                                            Ausnahmen vorzusehen.
                                            Erleichterungen bei den Dokumentationspflichten, Reduzierung der vorzuhaltenden
                                            Verfahrensdokumentationen und sonstigen Dokumentationspflichten.
                                            Herausnahme von Kleinbetrieben aus der Datenschutzgrundverordnung.
                                            Übertragung der Routineüberprüfungen von den Ämtern für Arbeitssicherheit auf
                                            die Berufsgenossenschaft (SVLFG), weil hier der größere Sachverstand für Betriebe
                                            des Gartenbaus und der Landwirtschaft vorhanden ist.

2021 10
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