FRAUEN GESTALTEN. EUROPA. GEMEINSAM STARK. WAHLKAMPF TRITT IN DIE HEISSE PHASE - ASF BADEN-WÜRTTEMBERG
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Ausgabe 1/2019 Informationen der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (ASF) Baden-Württemberg ASF aktuell i FRAUEN FÜR EUROPA Unsere Kandidatinnen - ab Seite 2 xx FRAUEN IN DIE KOMMUNALPOLITIK - ab Seite 5 FRAUEN VOR ORT Aktionen in den Kreisverbänden - ab Seite 8 FRAUEN GESTALTEN. EUROPA. GEMEINSAM STARK. WAHLKAMPF TRITT IN DIE HEISSE PHASE In Baden-Württemberg finden zeitgleich Kommunalwah- len statt. Auch hier geht es darum, insbesondere Frauen zu mobilisieren. Als Kandidatin. Als Wählerin. Aber wir wollen auch den Blick auf „mehr Frauen als Oberbürgermeisterin gewinnen“ lenken. Die Aktivierung: Während wir hier in Baden-Württemberg bei dem Thema Wahlrechtsreform nicht vorankommen, bewegt sich um uns herum eine Menge. In Brandenburg wurde die Einfüh- rung eines Paritätsgesetzes beschlossen und auf Bundese- bene äußern sich Frauen aus allen Parteien und - was uns ganz besonders freut - auch „unsere“ Ministerinnen in der Bundesregierung positiv zu einer Wahlrechtsreform, die aktiv den Frauenanteil in den Parlamenten erhöhen soll. Der Deutsche Frauenrat hat hierzu eine Unterschriftenak- tion gestartet, die ihr hier mit unterstützen könnt: https:// www.frauenrat.de/mehr-frauen-in-die-parlamente/ Die Konzentrierung: Die Veranstaltung heute konzentriert den Blick auf Ba- den-Württemberg. Auf den Blick verschiedener Genera- Liebe Leserinnen, tionen auf Europa. Auf „unsere“ Kandidatinnen zur Euro- liebe Leser, pawahl. Alle Kandidatinnen und darüber hinaus viele der wir befinden uns in einer Zeit der Mobilisierung, der Akti- Frauen die diese Veranstaltung mittragen, haben eine vierung und der Konzentrierung. Biographie, die sie eng mit der ASF verbindet. Wir sehen Die Mobilisierung: Diese Ausgabe des ASF aktuell erscheint anlässlich der IN DIESER AUSGABE ASF-Frauenmobilisierung-Tour zur Europawahl und einer Veranstaltung hierzu am 28. April. Seit dem 8. März ist Editorial Seite 1 unsere Bundesvorsitzende Maria Noichl unter der Über- Unsere Kandidatinnen für Europa Seite 2 schrift „Kommt zusammen! Für ein Europa der Frauen.“ Parität - geht doch! Seite 4 unterwegs, um Frauen zu mobilisieren, zur Europawahl zu Von 10 Kandidierenden auf 18 Seite 5 gehen. Mehr Frauen in die Kommunalpolitik! Seite 5 „Konservative und rechtspopulistische Kräfte in Europa Wie werde ich Ober-/Bürgermeisterin Seite 6 formieren sich gegen eine fortschrittliche Gleichstellungs- Deutschland feiert Premiere seite 7 politik und Frauenrechte. Gemeinsam können wir dafür Und jährlich grüßt das Murmeltier Seite 8 sorgen, dass es keine Rolle rückwärts gibt und es mit der Aus den Kreisverbänden Seite 8 Gleichstellungspolitik weiter vorwärts geht.“ Das Ganze Neues aus dem Landesfrauenrat Seite 10 wird von einer Resolution begleitet, die ihr Online hier mit Pressemitteilungen der Bundes-ASF Seite 11 unterstützen könnt: https://www.spd.de/resolution-frau- Impressum Seite 12 en-europa/ 1
ASF aktuell 1/2019 das als Beleg dafür, dass Europa, Frauen und europäische Doch für heute heißt es: Politik in der ASF Baden-Württemberg einen inneren Zu- Lasst uns zusammen kommen und über ein Europa der sammenhang abbilden. Frauen sprechen! Und daher ist diese Ausgabe ein Themenmix aus Europa- Andrea Schiele wahl, Kommunales und Parité. ASF-Landesvorsitzende UNSERE KANDIDATINNEN FÜR EUROPA EVELYNE GEBHARDT Liebe Frauen, am 26. Mai 2019 wählen die Bürger und Bürgerinnen Eu- ropas ein neues Parlament. Das ist nicht nur ein wichtiger Moment für die Demokratie Europas, sondern auch für die Rechte der Frau. Denn Gleichstellung gewinnt mit Blick auf die Europawahlen an Dringlichkeit. Weil mit einem Zu- wachs populistischer, nationalistischer und frauenfeindli- cher Parteien zu rechnen ist. Es ist inakzeptabel: Frauen sind politisch unterrepräsen- tiert, verdienen weniger als ihre männlichen Arbeitskol- legen in gleicher Stellung und leiden weiterhin unter ver- schiedenen Formen von geschlechtlicher Gewalt. Und trotz dieser Tatsachen wagen rechte Parteien die Ungleichstel- lung zwischen Frau und Mann abzustreiten, ja sogar, not- wendige und progressive Politiken aufzuheben. Nein, das lassen wir nicht zu: Am 8. März sind europaweit hunderttausende Demonstrantinnen auf die Straßen ge- gangen, um das Bewusstsein für die Ungleichbehandlung © Europäisches Parlament der Geschlechter zu stärken. Allein in Madrid haben über 350.000 Menschen protestiert. In anderen europäischen Städten waren die Zahlen ähnlich hoch. Es ist etwas in Be- wegung geraten. Wir müssen für ein Europa frei von Gewalt gegen Frauen Ja, es gibt durchaus gute Gründe um zu protestieren. Wir kämpfen. Gewalt gegen Frauen bedeutet nicht nur sexu- haben jahrzehntelang für die Rechte der Frau gekämpft elle oder physische Gewalt. Psychologische Gewalt, Mob- und haben nicht vor, die erreichten Errungenschaften auf- bing und Belästigung werden oft nicht beachtet, stellen zugeben. Genauso wenig haben wir vor, die derzeitige Si- dabei ein enormes Problem dar. Wir müssen ein stärkeres tuation tatenlos zu akzeptieren. Denn tatsächliche Gleich- Bewusstsein für diese Probleme schaffen. Wir müssen da- stellung ist noch lange nicht erreicht. für sorgen, das etwas dagegen gemacht wird. Darum brau- Wir brauchen wirksame Maßnahmen wie Quotenrege- chen wir Maßnahmen wie Gender Mainstreaming. Denn lungen, um eine bessere Vertretung von Frauen in der Po- oft sind auch ungewollte Taten frauenfeindlich. Stereoty- litik und der Öffentlichkeit sicherzustellen. Das ist nicht pen können ungemein schädlich sein. nur gerecht und angemessen, Frauen stellen nun mal die Mit Entschlossenheit und Beharrlichkeit können wir dem Hälfte der Gesellschaft dar, und es ist notwendig und be- Ziel einer tatsächlichen Gleichstellung zwischen Frau und reichernd, dass dies auch in der Politik widergespiegelt ist. Mann näherkommen. Es liegt an uns, den fortschrittlichen Deshalb, Parität ist die Lösung. Kräften Europas, zusammenzuarbeiten und für ein faires, Wir müssen das geschlechtsspezifische Lohngefälle ab- starkes und inklusives Europa zu kämpfen. Der 26. Mai ist bauen und ein Rentensystem schaffen, das Frauen nicht ein entscheidender Tag für die Zukunft Europas und für die diskriminiert. Im Schnitt verdienen Frauen in Deutschland Zukunft der Frau. 21 Prozent weniger als Männer. Aufs Jahr hochgerechnet, arbeiten Frauen bis Mitte März quasi umsonst. Das darf Evelyne Gebhardt MdEP nicht sein. Wir brauchen mehr Frauen in Führungen von Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments Unternehmen. Die sogenannten sozialen Berufe, die ins- besondere Frauen beschäftigen, müssen aufgewertet wer- den, und besser bezahlt werden. Und wir brauchen Lohn- transparenz. 2
ASF aktuell 1/2019 LUISA BOOS Liebe Genossinnen, Behörden. Ein gesetz- lich verpflichtendes der Rechtsruck in Europa hat Spuren hinterlassen. Insbe- Reißverschlussver- sondere für Frauen. Selbstverständlich geglaubte Rechte fahren für die Listen- von Frauen gerieten und geraten unter Druck. Ich kämpfe aufstellungen zum dafür, dass die Europawahl am 26. Mai diese Entwicklung Europäischen Par- aufhält und zum Startpunkt des „Europas der Frauen“ wird. lament ist für mich Neben vielen gleichstellungspolitischen „Klassikern“, wie ein Instrument, um dem Gender-Pay-Gap, der Rentenlücke und der Vereinbar- bei der Repräsenta- keit von Familie und Beruf, bei denen wir endlich in ganz tion von Frauen ein Europa vorankommen müssen, liegen mir die flächende- großes Stück voran ckende soziale Absicherung, zum Beispiel bei Arbeitslosig- zu kommen. Und ich keit und im Krankheitsfall, und Maßnahmen zur Armuts- hoffe, wir brauchen bekämpfung besonders am Herzen. Leider ist es noch nicht keinen empörten Auf- überall in Europa so, dass ein soziales Netz überhaupt vor- schrei, was die Beset- handen ist. zung der zukünftigen Für mich ist klar: Der Sozialstaat der Zukunft wird auf euro- Kommissarinnen und päischer Ebene gebaut oder er wird im Nationalstaat wei- Kommissare angeht. ter unter Druck geraten. Dabei ist mein Ziel: Ein gleiches Sowohl unser europä- Maß an sozialen Rechten und Absicherungen, gleiche Teil- ischer Spitzenkandi- habechancen und gleiche Bildungschancen für alle Bürge- dat Frans Timmerm- rinnen und Bürgern der Europäischen Union. Die nächsten ans als auch der Mitbewerber von der CSU Manfred Weber Schritte hierbei sind zum Beispiel europäische Mindest- haben eine paritätische EU-Kommission zugesagt. Neh- löhne und eine solidarische europäische Arbeitslosenver- men wir sie aktiv beim Wort. sicherung. Wenn wir nicht heute die Instrumente entwi- Der Kampf für die Gleichstellung der Geschlechter ist für ckeln, die uns erlauben auf künftige Krisen solidarisch zu mich ein internationaler. Er hört nicht an den Grenzen Eu- reagieren, werden diese wieder zu Lasten der Bürgerinnen ropas auf. Deshalb setzte ich mich für die Aufstockung der und Bürger gehen. Das darf uns nicht mehr passieren. Ein Mittel in der Entwicklungszusammenarbeit ein und habe soziales Netz ist kein Schönwetter-Nice-to-have, sondern dabei insbesondere Frauen im Blick. Viele Studien belegen beweist sich in Krisenzeiten. eindrucksvoll, wie nachhaltig sich Entwicklung entfaltet, Selbstverständlich geht es aber auch um die Verteilung wenn man besonders Frauen in der Entwicklungsarbeit von Macht in Europa. Ich kämpfe dafür, dass Frauen über- fördert. Dafür setzte lohnt es sich hartnäckig zu sein! all paritätisch vertreten sind, wo Menschen repräsentiert und Macht ausgeübt wird: Vom Europäischen Parlament, Luisa Boos über die Europäische Kommission bis in die europäischen DOMINIQUE ODAR Liebe Frauen, Frauenrechte sind Menschenrechte. In unserer Gesellschaft werden leider auch heute noch häufig Politiken zu einseitig ausgerichtet. Bei meinem po- litischen Engagement ist mir besonders wichtig, dass wir in einer offenen, chancengerechten Gemeinschaft leben, die bei ihren Regelungen die vielfältigen Interessen und Le- bensumstände von Menschen angemessen berücksichtigt. Hierzu gehört auch, dass wir uns immer wieder bewusst machen und darauf hinweisen, dass Menschenrecht auch Frauenrechte umfassen. Im Rahmen meines frauenpolitischen Engagements sind mir - unter anderem- drei Themenbereiche wichtig: Lohn- gerechtigkeit, Gleichbehandlung und Antidiskriminierung sowie gleiche Repräsentanz von Frauen in Parlamenten und politischen Gremien. Die LohnUNgerechtigkeit führt nicht nur in der Lebensphase der Berufstätigkeit zu weiteren Ungerechtigkeiten, wie z.B. (Foto: Sabine Arndt) schwierige finanzielle Lebensbedingungen, schlechterem Zugang zu Wohnraum oder stärkerer Abhängigkeit von für „Gleichen Lohn für gleiche und gleichwertige Arbeit anderen Menschen und dem Sozialsystem, sondern auch am gleichen Ort“ einzusetzen und die Bewertung von im Alter zu Altersarmut. Diese Lohn- und Rentenlücke Arbeit z.B. in sozialen Berufsbereichen zu hinterfragen muss geschlossen werden. Es gilt sich daher immer noch und zu ändern. Außerdem ist notwendig, dass die bereits 3
ASF aktuell 1/2019 erreichten Regelungen auch umgesetzt werden, d.h. die digkeit. Dies bedeutet für mich im Rahmen des Wahlrechts, Einhaltung der bereits bestehenden Regelungen muss dass Frauen nicht nur wählen und gewählt werden dür- überwacht und Verstöße hiergegen sanktioniert werden. fen, sondern dass die Parlamente paritätisch besetzt sein Auf Grund eines Merkmals wie des Geschlechts in seiner müssen. Frauen sind in den Parlamenten auf allen Ebenen Zukunftsperspektive eingeschränkt zu sein, entspricht – Kommune, Land, Bund und Europa – unterrepräsentiert - nicht meinem Verständnis von einer gerechten Gesell- und das 100 Jahre nach Einführung des Frauenwahlrechts. schaft. Deshalb setze ich mich für Gleichbehandlung und Auch die paritätische Besetzung der Europäischen Kom- Antidiskriminierung ein. Hier müssen wir den rechtlichen mission ist ein wichtiges Ziel. Rahmen weiterentwickeln und uns für eine angemesse- Die Chancengerechtigkeit in unserer Gesellschaft bedarf ne Beachtung und konsequente Anwendung von Gender vieler Ansätze und eine konsequenten Anwendung auf eu- Mainstreaming und Gender Budgeting in allen Bereichen ropäischer und nationaler Ebene. Dafür setzte ich mich ein. einsetzten. Dominique Odar Die gleiche Repräsentanz der Geschlechter in den Parla- menten und politischen Gremien ist dringende Notwen- PARITÄT - GEHT DOCH! WO EIN WILLE IST ... Bei den Kommunalwahllisten in Baden-Württemberg Ein Statut ist aber keine „wenn muss da leider noch viel zu oft ein „könnte gehen“ stehen. wir wollen dann können wir ja mal drüber reden“-Veranstal- Der Landtag in Brandenburg hat Anfang Januar die Einfüh- tung, sondern setzt verbindli- rung eines Parität-Gesetzes beschlossen. Auf der Home- che Rahmenbedingungen. page der Landtagsfraktion in Brandenburg steht hierzu: Uns ist bewusst, dass sich so et- „Das Gesetz tritt zum 30. Juni 2020 in Kraft. Mit dem Gesetz was weder von jetzt auf nach- werden künftig die zu einer Landtagswahl in Brandenburg her ändern lässt, noch dass wir antretenden Parteien verpflichtet, Frauen und Männer im immer auf alle Rahmen-Fakto- gleichen Maße bei der Aufstellung ihrer Landesliste zu be- ren Einfluss haben. Und den- rücksichtigen.“ Klingt für mich verständlich formuliert. noch gibt es so viele Hand- Die SPD Baden-Württemberg hat eine solche Selbstver- lungsansätze, um die Situation pflichtung bereits seit einigen Jahren in § 5 „Parteiäm- nachhaltig zu verändern– wenn ter und Aufstellen von Kandidat/innen“, Absatz 4 des es vor Ort gewollt ist. Parteistatuts wie folgt formuliert: Wir haben im letzten Jahr bei „(4) Für die Aufstellung von Listen für die Wahlen zu kom- verschiedenen Workshops des munalen Vertretungskörperschaften im Gebiet des Landes Landesverbandes Unterstüt- Baden-Württemberg gilt § 4 Absatz 2 der Wahlordnung zung angeboten, was man tun kann, um gar nicht erst der SPD entsprechend. Die Aufstellung der Listen erfolgt in solche „Notlagen“ zu kommen oder sie zumindest zu alternierend; eine Frau, ein Mann, beginnend mit dem verbessern. Wann und wie Kandidat*innen angesprochen Spitzenkandidaten oder der Spitzenkandidatin.“ Ich finde werden, was schreckt eher ab, was ist eher hilfreich und auch die Formulierung in unserem Parteistatut ist sehr noch einiges darüber hinaus. verständlich und eindeutig: „Die Aufstellung der Listen Die Rückmeldungen hierzu waren durchweg positiv. Und erfolgt alternierend; eine Frau, ein Mann, beginnend mit auch hier sei es noch einmal gesagt: Wir unterstützen ger- dem Spitzenkandidaten oder der Spitzenkandidatin.“ ne, auch vor Ort. Denn ein guter Zeitpunkt für die Vorberei- Und dennoch müssen wir - erneut – feststellen, dass in tung der nächsten Liste ist jetzt. so manchen Kreis- und Stadtverbänden dieses Statut eher Für eine starke SPD in der Kommune braucht es Frauen im als eine „Kann-Regelung“ gesehen wird. Wir hören Berich- gleichen Maß wie Männer. Weil wir das als Partei erkannt te – und zwar nicht nur vereinzelt – von Frauen, die mit haben, haben wir die Quote eingeführt, haben wir das folgenden Fragen konfrontiert werden „Willst du denn sogenannte Reißverschlussverfahren eingeführt, sie zur wirklich diese Verantwortung übernehmen, du machst Grundlage gemacht. Das ist auch richtig so. Jetzt müssen doch schon so viel?“ oder „Könntest du nicht den attrakti- wir gemeinsam darin besser werden, dies auch überzeu- ven Platz unter den ersten Plätzen „frei lassen“ zu Gunsten gend umzusetzen. Qualifizierte Frauen sind allemal ausrei- des „verdienten Genossen“ oder wahlweise des „künfti- chend in der Welt. Sie müssen nur auch Lust bekommen gen Hoffnungsträgers“?“ Oder es wird in der Mitglieder- sich stärker einzubringen. Und das können wir schaffen. versammlung völlig „überraschend“ festgestellt, dass Wir müssen es nur angehen. nicht ausreichend Frauen für die Hälfte der angestrebten Listenplätze ihre Bereitschaft erklärt haben. Manch eine Andrea Schiele Nachfrage hat dann auch schon ergeben, dass noch nicht ASF-Landesvorsitzende einmal die Frauen aus den eigenen Vorständen angefragt worden waren. Oder eine Meldung über vorhandenes Inte- resse „untergegangen“ war. 4
ASF aktuell 1/2019 VON 10 KANDIDIERENDEN AUF 18 - FRAUENQUOTE 61 PROZENT WIE DAS GEHT ...? Kommunalpolitik. Langweilig, trocken und etwas für alte ten, selber aktiv zu werden, Männer? - Nein, ganz und gar nicht! um ihrem Anliegen Gehör zu Der neue Kindergarten, die Mittagsbetreuung an den verleihen und sich für eine Schulen, der neue Radweg, das Freibad. Das sind alles schnellere Umsetzung einzu- Früchte politischer Arbeit von Frauen und Männern in der setzen. Kommunalpolitik. Zum Beispiel beschwerten Circa 80 % aller Belange, die die Bürger*innen direkt tan- sich einige Mütter über die gieren, werden vor der Haustür beschlossen. Nicht in Berlin baulichen Mängel an der ört- und nicht in Brüssel. Worauf also ist die schwierige Kandi- lichen Grundschule. Auf die dat*innensuche für die Kommunalwahllisten zurückzufüh- Frage nach der Bereitschaft ren? sich bei der Verwaltung für Sanierungsmaßnahmen an Wir, als SPD in Bad Dürrheim wollten es wissen und haben der Schule stark zu machen, uns beginnend im Sommer 2018 über mehrere Wochen antworteten einige Frauen und Monate hinweg mit dem Konzept „Auf einen Kaffee mit „Ja“. mit der SPD“ mit den Bürgerinnen und Bürgern an promi- nenten Plätzen der Stadt und in den Ortsteilen zum Aus- Im laufenden Austausch wurden gezielt diese Frauen nach tausch und zur direkten Ansprache getroffen. Die Ergebnis- Themen befragt, die uns als SPD im Ort wichtig sind. Stellte se dieser Gespräche fruchteten in Kandidaturen für unsere sich eine große Übereinstimmung an gemeinsamen Zielen Kommunalwahllisten. für die Gestaltung der Stadt heraus, wurden die Gesprächs- partner*innen gefragt, ob sie sich vorstellen könnten, auf Unsere Gesprächsangebote haben wir sowohl in der lo- die Gemeinderatswahl -bzw. die Ortschaftsratswahlliste kalen Presse als auch in den sozialen Netzwerken mit der SPD zu gehen. Einige Frauen sagten spontan zu und ausreichend Vorlauf angekündigt. Ausgerüstet mit einem baten um nähere Informationen zur Kommunalwahl. Bistrotisch, vier Bistrostühlen und einigen Thermoskannen Kaffee, haben wir die Menschen „auf einen Kaffee mit der Unsere Aktionen außerhalb von Wahlkampfzeiten sorgte SPD“ eingeladen. Ganz wichtig war uns dabei, dass sich für große Anerkennung in der Bevölkerung und in der Pres- Gesprächsinteressierte freiwillig an unseren Tisch setzten se. Unser offenes Ohr, unsere Gesprächsbereitschaft und und Themen, die ihnen wichtig waren, von sich aus ange- unsere Konstanz bei unserem „Kaffee mit der SPD“ erhielt sprochen haben. und erhält noch immer sehr gutes Feedback, auch wenn teilweise viel über die Bundespolitik geschimpft wurde Sehr erstaunt waren wir bei unserem ersten Termin über und auch noch wird. die Vielzahl der Interessierten Gesprächsteilnehmer*innen. Teilweise kamen sie mit Aktenordnern und unterschied- Neben einigen anderen Aktionen ist es mit diesem Format lichsten Unterlagen unterm Arm, bestens vorbereitet mit gelungen, unsere Liste für die Gemeinderatswahl von 10 Themen, die ihnen tatsächlich unter den Fingernägeln Kandidierenden bei der Kommunalwahl 2014 auf 18 Kan- brannten. Eine Schlange von Menschen bildete sich vor dierende bei der Kommunalwahl 2019 zu verbessern. In- unserem Tisch, weil jede*r dringend etwas erzählen wollte, zwischen sind auch einige von diesen bisher parteilosen was aus seiner/ihrer Sicht unbedingt verbesserungswür- Kandidat*innen in die SPD eingetreten, oder tragen sich dig sei. aktuell mit dem Gedanken. Wir hörten den Bürger*innen zu, notierten uns die unter- Auf diesen Erfolg sind wir im Ortsverein ganz besonders schiedlichen Anliegen und fragten dabei auch gezielt nach, stolz. Nachahmen erwünscht! wie wichtig ihnen das gerade zuvor besprochene Thema Derya Türk-Nachbaur persönlich sei und vor allem, ob sie sich vorstellen könn- Pressereferentin ASF-Landesvorstand MEHR FRAUEN IN DIE KOMMUNALPOLITIK! FES-SEMINARREIHE „Wenn Sie in der Politik etwas gesagt haben wollen, fragen Dank eines großar- Sie einen Mann. Wenn Sie etwas getan haben wollen, fra- tigen Austausches gen Sie eine Frau.“ Margaret Thatcher zwischen Andrea Schiele und Anja Die ASF Baden-Württemberg setzt sich für einen paritäti- Dargatz sowie Vin- schen Geschlechteranteil in den Kommunalparlamenten zenz Huzel vom ein. Um nicht nur permanent die gleichen politischen For- baden-wür ttem- derungen aufzustellen, sondern interessierte Frauen tat- bergischen Lan- kräftig zu motivieren, zu informieren und zu unterstützen, desbüro „Fritz-Er- haben wir in Zusammenarbeit mit der Friedrich-Ebert-Stif- ler-Forum“ haben tung eine Seminarreihe entwickelt und durchgeführt. wir in allen vier 5
ASF aktuell 1/2019 Regierungsbezirken sogenannte Turboworkshops angebo- Welche Möglichkeiten habe ich, mich vor Ort bekannter zu ten. Unsere Vorstandsfrau, die Trainerin und Moderatorin machen? Wie kann ich einen spontanen Wortbeitrag struk- Dagmar Neubert-Wirtz hat darin interessierten Frauen ein turiert formulieren? Wie kann ich für meine Standpunkte Forum geboten, sich zu ihren Motiven und Befürchtungen überzeugend argumentieren? Wie reagiere ich bei rechten vor einer Kandidatur auszutauschen. und sexistischen Sprüchen? Wie trete ich am Infostand sympathisch und kompetent auf? All diese Fragen wurden Was treibt mich an? Was hemmt mich? in vielen Übungen beantwortet. Mut machen und Lösungen für die Überwindung der Hindernisse austauschen, sei es Zeitmanagement, Wahl- Zum Abschluss bleibt das Fazit: Mehr als 80% der teilge- kampfstrategie oder Durchsetzen in männerdominierten nommenen Frauen haben auch tatsächlich kandidiert. Wir Gesprächen - darum ging es dann auch im Gespräch mit drücken ihnen die Daumen für die letzten Wochen des jeweils einer erfahrenen Kommunalpolitikerin, die zum Wahlkampfes und dass sie ein Mandat gewinnen! Wählt Abschluss des Workshops höchst persönliche Einblicke in Frauen! die Anfänge des eigenen Engagements bot. Dagmar Neubert-Wirtz Vier Tage Rhetorik intensiv Mitglied im ASF-Landesvorstand Alle Frauen, die in Karlsruhe, Stuttgart, Freiburg und Me- ckenbeuren an den Turboworkshops teilgenommen hat- ten, hatten einige Monate später die Möglichkeit, an einem viertägigen Rhetorik-Seminar in Ellwangen teilzunehmen. (Fotos: Dagmar Neubert-Wirtz) WIE WERDE ICH OBER-/BÜRGERMEISTERIN? ES IST EIGENTLICH GANZ EINFACH In unserer Februar-Sitzung hatten wir Erich Holzwarth vom Wer sich noch nicht sicher ist, ob eine Kandidatur für sie in Landesverband zu Gast. Erich ist für die Planung und Be- Frage kommt, kann auch im Vorfeld eines der Seminare der gleitung von Bürgermeister*innen/Oberbürgermeister*in- Friedrich-Ebert-Stiftung zum Thema besuchen. Da werden nen-Kandidaturen zuständig. Wir wollten von ihm wissen, mehr die fachlichen Seiten des Amtes beleuchtet: Was sind was muss frau tun, wenn sie Ober-/Bürgermeisterin wer- die Aufgaben / Kompetenzen und wie bereite ich eine Kan- den will? didatur strukturell vor Ort vor. Es ist eigentlich ganz einfach: frau muss sich bei Erich mel- Ähnliches gilt für die Bürgermeisterinnen- bzw. Beigeord- den. Ja, es ist so einfach, auch wenn dann erst ein Prozess neten-Wahlen. Hohe Chancen bestehen, wenn frau aus gestartet wird. Wenn sich jemand mit Interesse an einer der Stadt kommt. Fraktion schlägt vor. Wahl. Fertig. Selten Kandidatur meldet, dann wird gemeinsam geschaut, in wird hier die Fachlichkeit in den Vordergrund gestellt. welchen Gemeinden Wahlen anstehen, ob diese von der Es hat uns nicht überrascht, als Erich berichtete, dass der Struktur (Größe, badisch-württembergisch, was sind die Frauenanteil in den Seminaren rückläufig ist und dass sich informellen Rahmenbedingungen) her passt. Wenn dann auch kaum noch Frauen bei ihm bezüglich einer Kandida- eine Kommune gefunden ist, wird Kontakt mit dem Orts- tur melden. Um es mit seinen Worten zu sagen: „Frauen verein aufgenommen. Es muss geklärt werden, wie die- brauchen mehr Ermutigung und ihr Hang zum Perfektio- ser sich zu einer möglichen Kandidatur verhält. Wenn die nismus steht ihnen im Weg.“ Kandidatur unterstützt wird, heißt es eigentlich nur noch: nominieren, kandidieren, wahlkämpfen und hoffentlich Neben den inneren Hürden, gilt es aber auch äußere Rah- gewählt werden. menbedingungen zu beachten: Mögliche negative Folgen für Pensionsansprüche sind zu prüfen. Es gibt wenig finan- 6
ASF aktuell 1/2019 zielle Unterstützung für den Wahlkampf seitens der Partei Eine frauenpolitische Perspektive entsteht hauptsächlich – was bedeutet das für die individuelle Ausgangslage und über Inhalte: Wer möchte, kann sich für die Unterstützung noch ein paar andere Fragen. im Wahlkampf, in der Wahlkampfplanung, gerne auch an Gerade hierbei bietet die Landesgeschäftsstelle Beratung uns wenden. Denn auch hier gilt: eine starke Gesellschaft und Begleitung an. Die Antwort auf die Frage „Wie werde hat starke Frauen – auch in der politischen Führung. ich Ober-/Bürgermeisterin?“ lautet also: ich melde mich in Andrea Schiele der Landesgeschäftsstelle bei Erich Holzwarth. DEUTSCHLAND FEIERT PREMIERE PRESSEMITTEILUNG DER ASF BRANDENBURG Die ASF-Landesvorsitzende Karolin Geier erklärt anlässlich mentarischen Prozess, u.a. mit der Verabschiedung des ersten Parité-Gesetzes bundes- der Anhörung von Sachver- weit: ständigen und unter Beteili- „Das Parité-Gesetz ist die erforderliche Nachbesserung des gung der Landesregierung, zu Wahlrechts, die es für die tatsächliche Durchsetzung der einem mehrheitsfähigen Ge- Gleichberechtigung von Frauen und Männern in der Politik setz weiterentwickelt. In bei- braucht. Es ist damit auch der einzig konsequente Schritt den Regierungsparteien wur- 100 Jahre nach der Einführung des Frauenwahlrechts: Die- den intensive Parité-Debatten ses eröffnete Frauen den grundsätzlichen Zugang zur Poli- geführt und nicht zuletzt tik. Heute geht es darüber hinaus, um die gleichberechtig- seitens der jeweiligen Frau- enorganisationen parteiinter- te Repräsentanz der Geschlechter in der Politik. ne Parité-Beschlüsse erwirkt. Die ASF feiert aber nicht nur das Ergebnis langwieriger Außerdem befanden sich die politischer Auseinandersetzungen. Sondern sie begrüßt frauenpolitischen Sprecherin- auch das „Unterhaken“ unterschiedlicher politischer Ak- nen der vier demokratischen teur*innen in Brandenburg und bundesweit, welches auf Landtagsfraktionen in laufen- dem Weg hin zum Parité-Gesetz gelungen ist: Der Land- der intensiver Abstimmung tagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen ist mit ihrem Gesetz- und gemeinsamer Öffentlichkeitsarbeit. entwurf die entscheidende Initiative für das Parité-Gesetz Ausdrücklich begrüßen wir neben der parteiübergreifen- zu verdanken, und dieser Dank soll an dieser Stelle auch den Zusammenarbeit auch das „Unterhaken“ zwischen nochmal sehr deutlich formuliert werden. der Politik und der (gleichstellungspolitischen) Zivilgesell- Die Regierungsfraktionen von SPD und Linke haben diese schaft. Insbesondere der Frauenpolitische Rat Branden- Initiative aufgegriffen und in einem aufwändigen parla- burg hat den parlamentarischen Prozess durch fachlichen Input, Veranstaltungen und Treffen zur Vernetzung sowie die Unterschriftensammlung für ein Parité-Gesetz un- terstützt und befeuert. Die ASF bedankt sich für die gute Zusammenarbeit im „Bündnis für Parität in Brandenburg“ und wird hier weiter mitwirken, denn: Es gibt noch viel zu tun! Die verpflichtenden gesetzlichen Regelungen, die Frauen und Männern gleiche Chancen bei Kreiswahlvorschlägen für Landtagswahlen ermöglichen, stehen noch aus. Und für die Unterrepräsentanz von Frauen in der Brandenbur- gischen Kommunalpolitik müssen wirksame rechtliche Lö- sungen gefunden werden. In diesem Sinne ist das Parité-Gesetz ein Etappensieg auf dem Weg hin zur gleichberechtigten Repräsentanz der Ge- schlechter in der Landes- und Kommunalpolitik Branden- burgs – nicht mehr, aber auch nicht weniger! Angesichts der positiven Erfahrungen, wie das Parité-Anliegen bisher miteinander verhandelt wurde, blicken wir optimistisch in die Brandenburger Parité-Zukunft.“ Vorstandsmitglieder der ASF Brandenburg 7
ASF aktuell 1/2019 UND JÄHRLICH GRÜSST DAS MURMELTIER ... SUSI SCHNÄPF IST ZURÜCK MIT IHRER KOLUMNE Wie ein Schluckauf… jedes Jahr wieder… *hicks*….Der frau- Grabenkämpfe überwinden und am besten auch die Flügel enpolitisch hochaktive Frühling beginnt mit One Billion abschaffen (also alle anderen. *hicks* anderen Meinun- Rising und geht nahtlos über in Internationalen Frauen- gen) und lasst uns doch endlich wieder mal Politik machen tag und Equal Pay Day… Dieses Jahr garniert mit 100 Jahre und *uups* kam da ein Datenskandal ums Eck. Sowas aber Frauenwahlrecht und Vorbereitung der Kommunal- und auch, ja, da haben Kakerlaken *hicks* tschuldigung, Kader- Europawahlen… Häufig die gleichen Gesichter auf den akten wurden angelegt und Delegierte beeinflusst und ihr Veranstaltungen … *hicks*… die gleichen Diskussionen bei Abstimmungsverhalten beobachtet und versucht sie ein- den Aktionen über Equal Pay über Interpretationen von zuschüchtern, aber nein, bissl Bußgeld und Mini-Rückzug Statistiken… *hicks*… die gleichen Auseinandersetzungen muss doch wirklich reichen an Aufklärung und Schuldein- bei der Kandidierendensuche über Ansprache von Frauen geständnis. Ihr immer mit eurer Erneuerung und Kampf und Reißverschluss bei der Listenaufstellung ...*hicks*… um mehr Glaubwürdigkeit. Und wenn ihr jetzt immer noch man könnte manchmal über die langsame Lernfähigkeit meckert und mehr verlangt, dann muss man euch sagen von Menschen verzweifeln…und es grüßt das Murmeltier. das kann doch nicht sein, wir(!) sind doch eine Partei, wie könnt ihr(!) immerzu das Nest beschmutzen und der ei- „Reformen sind willkommen, vorausgesetzt, sie ändern gentlich Schuldige ist übrigens der Whistleblower, der alles nichts“, schrieb Wolfgang Herles bereits 2005 in seinem an die Medien gibt und jetzt lasst uns doch bitte endlich Buch „Dann wählt mal schön – wie wir unsere Demokratie wieder Sach(!)politik machen *hicks*. ruinieren“. Dazu passt die SPD-interne Diskussion (nein, ich nehme das Wort Erneu…ng nicht in den Mund) und die Ach, da geh ich doch lieber wieder auf Frauenempfänge parallel rhythmisch ausgestoßenen Appelle einiger Funk- zum Internationalen Frauentag und Aktionen zum Equal tionär*innen, man müsse aufhören, sich mit sich selbst zu Pay Day und One Billion Rising, treffe wundervolle Frauen beschäftigen und endlich wieder Sach(!)politik machen. und freue mich auf das Zitieren von Rosa Luxemburg: „Es ist und bleibt die revolutionärste Tat, immer das laut zu Nach der Diskussion mit Mitgliederentscheid über Gro- sagen, was ist.“ Dann stoße ich mit meinen Mitkämpferin- ko und Nogroko wollten wir (?) einfach nur regieren (mit nen für echte Reformen mit einem Sekt an und habe dann bissl Erneu***ng, aber nur solange die die Macht behalten, wenigstens einen schönen Grund für ein erneutes *hicks*. die sie hatten). Und dann *hicks* kam uns in Baden-Würt- temberg die Mitgliederbefragung und die Social media Eure Schlammschlacht um den neuen Landesvorstand „dazwi- schen“. Sowas aber auch, da hatten einige die Macht so Susi Schnäpf schön unter sich aufgeteilt und dann wollten auch andere ihre Meinung sagen? Der Landesparteitag war überstanden, der neue Landes- vorstand gewählt. Und jetzt müssen wir aber endlich die AUS DEN KREISVERBÄNDEN MANNHEIM ASF Mannheim macht Begegnung mit Marie Juchacz mög- Parlament zum Volke sprechen darf, und lich ich möchte betonen, dass es die Revolu- Auf eine Begegnung mit Marie Juchacz, der ersten Frau, tion gewesen ist, die auch in Deutsch- die im deutschen Parlament sprechen durfte, waren of- land die alten Vorurteile überwunden fenbar viele gespannt. Der Saal des Mannheimer Casino hat.“ Capitol war voll besetzt, SPD Stadträtinnen Helen Heberer, Mit diesen Worten eröffnete die SPD-Ab- Nazan Kapan und Lena Kamrad sowie zahlreiche Gemein- geordnete und spätere AWO-Gründerin deratskandidatinnen der SPD waren gekommen und auch ihre Rede vor der Nationalversammlung Thorsten Riehle, Capitol-Chef und Kooperationspartner in in Weimar im Februar 1919. Im Zwiege- der Veranstaltungsreihe „Starke Stimmen“, war mit dabei. spräch mit Schauspielerin Bettina Fran- Ganz besonders freuten sich die Mannheimer ASF-Frauen, ke, die in die Rolle von Marie Juchacz dass sie auch die baden württembergische ASF-Landesvor- schlüpfte, trug die AsF-Vorsitzende sitzende Andrea Schiele zu diesem historischen Ereignis Claudia Schöning-Kalender wichtige begrüßen konnten. Stationen aus dem Leben von Marie Mit einer „Starken Stimme“, dem Einspieler der (nach)ge- Juchacz vor. Im Anschluss daran konn- sprochenen Rede von Marie Juchacz, begann dann auch die ten die Zuhörer und Zuhörerinnen noch- Veranstaltung: „Meine Herren und Damen (Gelächter), es mals größere Ausschnitte aus der Rede ist das erste Mal, dass eine Frau als Freie und Gleiche im hören, diesmal authentisch vorgetragen 8
ASF aktuell 1/2019 von Bettina Franke. „Viele Punkte aus dieser Rede boten Anlass für eine spannende Diskussion,“ freute sich die ASF Vorsitzende und Stadträtin Schöning-Kalender, „denn die Themen sind heute gleichermaßen aktuell: die Präsens von Frauen in den Parlamenten, der Ruf nach einem Paritätsge- setz, die Forderung nach gleichem Lohn für gleiche Arbeit, das Chancengleichheitsgesetz und vieles andere mehr“. Nach diesem sehr ernsthaften und hochengagierten Mei- nungsaustausch sangen zum Abschluss viele der Anwe- senden augenzwinkernd mit Claire Waldorff „Raus mit den Männern aus’m Reichstag,…., rin in die Dinger mit de Frau!“ (Fotos: ASF Mannheim) SCHWÄBISCH HALL FRAPOLIA FRAuen POLItisch Aktiv, ein Bündnis aus kom- munalpolitisch und gesellschaftspolitisch engagierten Frauen, mit amtierenden Kreisrätinnen und Gemeinderä- tinnen aus CDU, SPD, B90/Die Grünen, den Landfrauen, der Frauenakademie und der Gleichstellungsbeauftragten gründete sich im Herbst 2018. Das gemeinsame Ziel aller ist mehr Frauen zur Kandidatur in aktive politische Ämter zu bewegen. Es fanden dafür ganz unterschiedliche Aktionen statt: Informationsveranstaltungen vor Gemeinderatssitzungen im gesamten Landkreis mit amtierenden Kreis- und Ge- meinderätinnen und Bürgermeisterinnen, um Besucherin- nen und Interessierte Bewerberinnen über das kommunal- politische Amt zu informieren und zu ermuntern, sich für eine Kandidatur zur Verfügung zu stellen. Gemeinsame Organisation von Veranstaltungen im Um- feld des Weltfrauentages und eigene Aktionen: Damenwahl! 100 Jahre Frauenwahlrecht - Exkursion ins (Fotos: ASF Schwäbisch Hall) historische Museum Frankfurt, Ladies Lunch, Als die Frau- en aufmüpfig wurden - Frauenbewegung im 20. Jahrhun- dert und die 68er, Frauengeschichten aus dem 19. und 20. Marie Juchacz trat, dargestellt von einer Genossin persön- Jahrhundert, Vernissage „Mütter des Grundgesetzes“. lich auf und trug Auszüge aus ihrer Rede vor: Viel beachtet war ein Flashmob auf dem Markplatz von „Meine Herren und Damen! (Heiterkeit) Es ist das erste Schwäbisch Hall zur Parität und 100 Jahre Frauenwahl- Mal, dass in Deutschland die Frau als Freie und Gleiche im recht mit rotem Teppich voller Frauenschuhe und einer Parlament zum Volke sprechen darf, und ich möchte hier eindrucksvollen Präsentation auf der berühmten Treppe feststellen, und zwar ganz objektiv, dass es die Revolution der Michaelskirche, dem Ort der Freilichtspiele Schwäbisch gewesen ist, die auch in Deutschland die alten Vorurteile Hall. überwunden hat. (Sehr richtig! bei den Soz.) Die Frauen be- sitzen heute das ihnen zustehende Recht der Staats-bürge- Maßgeblich von der ASF Hohenloher Frauen gestaltet rinnen. Gemäß ihrer Weltanschauung konnte und durfte wurde der musikalisch satirische Abend unter dem Motto: eine vom Volke beauftragte sozialistische Regierung nicht „Sein ist das Weib, Denken der Mann“ am 19. Februar 2019 anders handeln, wie sie gehandelt hat. Sie hat getan, was gemeinsam mit der SGK Schwäbisch Hall Hohenlohe und sie tun musste, als sie bei der Vorbereitung dieser Ver- dem SPD Ortsverein Schwäbisch Hall einen politisch sati- sammlung die Frauen als gleichberechtigte Staatsbürge- rischen Abend mit viel Musik, Geschichten und Geschichte anläßlich der ersten Rede einer Frau vor der Nationalver- rinnen anerkannte. (Sehr richtig! bei den Soz.) sammlung, Marie Juchacz. Mit dabei die AchtLosen, die Re- Ich möchte hier feststellen und glaube damit im Einver- vuetheatergruppe aus Schwäbisch Hall, die den Abend mit ständnis vieler zu sprechen, dass wir deutschen Frauen Liedern von Kreisler, Biermann und eigenen Arrangements dieser Regierung nicht etwa in dem althergebrachten Sin- gekonnt auflockerten. ne Dank schuldig sind. Was diese Regierung getan hat, das war eine Selbstverständlichkeit: sie hat den Frauen gege- Warum diese Veranstaltung? Die Einführung des Wahl- ben, was ihnen bis dahin zu Unrecht vorenthalten worden rechtes für Frauen ist eine der großen Errungenschaften der im Jahr 1918/19 entstandenen jungen deutschen De- ist……“ mokratie, nach dem verheerenden ersten Weltkrieg. Bis Danach hatte unser Publikum das Wort, es konnte eine Rei- dahin galt das Wahlrecht nur für Männer ab 24 Jahren, he Zitate bekannter Leute zu Frauen und Politik verlesen. Frauen und Fürsorgeempfänger durften nicht wählen. Eine kleine Auswahl: 9
ASF aktuell 1/2019 • Wenn ein Weib gelehrte Neigungen hat, so ist gewöhn- den-Württemberg auch Kommunalwahlen. Diese Chance lich an ihrer Geschlechtlichkeit was nicht in Ordnung. darf für das politische Engagement von Frauen nicht un- Friedrich Nietzsche (geb.1844) genutzt vertan werden. Deshalb, liebe Genossinnen stellt euch zur Verfügung und geht wählen und wählt auch Frau- • „Bei Mann und Frau handelt es sich um zwei ganz unter- en. Ganz im Sinne des Aufrufs vor 100 Jahren: schiedliche Lebensformen. Dennoch dulden viele Frauen einen Mann in ihrer Behausung.“ – Max Raabe, Stuttgarter „Der Ruf an die Frauen. Deutsche Frauen aller Kreise! Zeitung Nr. 267/2008 vom 15. November 2008, S. 42 Seid ihr euch bewußt, daß die Notwendigkeit euch gebie- tet, mitzustimmen, wenn wir die Volksvertreter wählen, • Sonderbar, sowie das Weib zum denkenden Selbstbe- die über unser aller Wohl, über alle Pflichten und Rechte zu wußtsein kommt, ist ihr erster Gedanke ein neues Kleid. entscheiden haben? … Heinrich Heine (geb. 1797) Deutsche Frauen! … Ihr müßt wählen! Ihr müßt alle wäh- • Eine gescheite Frau hat Millionen geborener Feinde: - alle len, nicht (nur) die längst geschulten Frauen der Sozialde- dummen Männer Marie v. Ebner-Eschenbach (geb.1830) mokratie … sondern auch die Frauen aller bürgerlicher Par- • Natürlich müssen Frauen weniger verdienen als Män- teien müssen wählen, wenn wir den gesamten Volkswillen ner, denn Frauen sind schwächer, sie sind kleiner und sie verwirklichen wollen. … sind weniger intelligent. Europaabgeordneter Janusz Kor- Nun aber ist die Umwälzung gekommen, das Stimmrecht win-Mikke März 2017 ist da! Nun gilt es Gebrauch davon zu machen. … • „Wo Wolle ist/ ist auch ein Weib/ das webt/ und sei es Es geht nicht mehr mit der alten Zurückhaltung der Frauen! nur zum Zeitvertreib“ ….. stichelte Bauhaus-Meister Oskar Keine ist zu vornehm oder zu gering; keine ist überflüssig, Schlemmer und Gründer Walter Gropius verbannte seine wir brauchen sie um aus dieser ehernen Zeit der Gewalt in Studentinnen in die Weberei. eine bessere Zeit der Gerechtigkeit und Menschlichkeit zu Es folgte ein Parcour durch 100 Jahre Frauengeschichte, mit gelangen! ihren Höhen und Tiefen. Ja es wurde viel erreicht, aber im- Deutsche Frauen! Wenn euch das Schicksal eurer Kinder mer noch gibt es keine echte Parität, kein equal pay und am Herzen liegt … tut eure Pflicht. Tretet ein in die politi- nach wie vor ist es nicht einfach Beruf und Familie zu ver- sche Gemeinschaft! einbaren. Werdet Bürgerinnen im höchsten Sinne. …“ Umso mehr müssen sich Frauen in der Politik, ob im Ort- schaftsrat, im Gemeinderat, im Kreistag engagieren und sich zur Wahl stellen. Am 26.Mai diesen Jahres sind in Ba- NEUES VOM LANDESFRAUENRAT ASF IST WIEDER IM VORSTAND DES LFR VERTRETEN Die Delegierten des Landesfrauenrates hatten bei ihrer letzten Versammlung eine neue Beisitzerin für das Vor- standsteam zu wählen. Josefine Vögl musste ihr Amt aus privaten Gründen aufgeben, so dass eine Neubesetzung der Position notwendig wurde. Als Nachfolgerin wurde ich gewählt und ich freue mich unendlich darüber, dass die ASF wieder mit einem Sitz im Vorstand des Landesfrauenrats vertreten ist. Der LFR als größtes frauenpolitisches Bündnis vertritt heu- te 50 Verbände und damit über 2 Millionen Frauen, die die Vielfalt der weiblichen Bevölkerung im Land wiederspie- geln. Die Arbeit des Gremiums ist unabhängig, überpar- teilich und überkonfessionell. Als Nichtregierungsorgani- sation, die vorrangig auf Landesebene tätig ist, engagiert sich der LFR für eine der weiblichen Bevölkerung in Ba- den-Württemberg angemessene Beteiligung von Frauen in Entscheidungsgremien von Politik, Wirtschaft und Gesell- v.l.n.r: Saskia Ulmer, Zweite Vorsitzende, Josefine Vögl, Corinna Schneider, schaft. Beauftragte für Öffentlichkeitsarbeit, Viviana Weschenmoser, Beisitzerin Die ASF brachte und bringt sich in diesem Bündnis stark ein. Auch für die jüngste Delegiertenversammlung hatte die ASF wieder Anträge eingebracht. Unseren Forderun- politische Themen zu setzen. Gemeinsam mit den ASF-Vor- gen nach einer fundierten Untersuchung und Evaluation standsfrauen werden wir weiterhin darauf drängen, dass der Auswirkungen des Prostitutionsschutzgesetzes folgten eine Landtagswahlrechtsreform erfolgt, Frauen in den Par- die Delegierten mehrheitlich. Ebenso wurde der Antrag für lamenten gleichermaßen vertreten sind wie Männer und eine stabile Finanzierung der Beratungsstellen für Prosti- immer mehr strukturelle Benachteiligung abgebaut wird. tuierte in Baden-Württemberg einstimmig angenommen. Ich bin sehr gespannt darauf die Arbeit im Gremium auf- Viviana Weschenmoser zunehmen und weitere sozialdemokratische und frauen- 10
ASF aktuell 1/2019 PRESSEMITTEILUNGEN DER BUNDES-ASF UNSER ZIEL BLEIBT: WEG MIT § 219 a Fast auf den Tag genau ist es 100 Jahre her, dass Marie Dabei ging es noch nie um Werbung. Sondern um das Juchacz als erste Frau im Deutschen Parlament gesprochen Recht und die Pflicht der Information durch Medizinerin- hat. Angelehnt an ihre Ansprache kommentiert die ASF nen und Mediziner. Und um das Recht auf Information für Bundesvorsitzende Maria Noichl die heutige Abstimmung Frauen und ihre Angehörigen. im Bundestag zum §219a wie folgt: Die Abstimmung heute im Bundestag ist ein kleiner Schritt „Frauen in Deutschland sind dem Bundestag und seiner in die richtige Richtung, aber gleichzeitig eine große verta- heutigen Entscheidung nicht zu Dank verpflichtet. Die- ne Chance. Sie zeigt auf, dass die Hardliner der CDU/CSU se kleine Änderung ist eine Selbstverständlichkeit, mehr uns Frauen das Recht auf Selbstbestimmung weiterhin nicht. nicht gänzlich geben wollen. In Zukunft dürfen Ärztinnen und Ärzte auf ihrer Homepage Uns ist ein bisschen Selbstbestimmung jedoch nicht ge- offen aufführen, dass sie Schwangerschaftsabbrüche an- nug. Deshalb fordern wir SPD-Frauen noch einmal und im- bieten. Bisher durften sie über diese völlig legale Tätigkeit mer wieder: keinerlei Auskunft geben. Weg mit §219a – ersatzlos. Und sehen diese heutige Ab- Wütend macht uns aber die jetzt verfestigte Tatsache, dass stimmung nur als Zwischenabstimmung hin zur vollstän- das „Wie“, die Beschreibungen über Abbruchmethoden digen Abschaffung von §219a an.“ und -umstände, den Ärztinnen und Ärzten verboten bleibt. Unter dem Vorwand des Werbeverbotes werden Informati- onshürden aufgebaut. Diese verletzen die Würde der Ärz- tinnen und Ärzte und die der Frauen. GLEICHSTELLUNG STATT BLUMEN In den letzten Jahren ist es zu beobachten, dass die Blu- mengeschäfte aus dem 8. März, dem Internationalen Frau- •Gegen direkte, verborgene und strukturelle Diskrimi- entag, am liebsten einen zweiten Valentinstag machen nierung von Frauen und gegen Gewalt an Frauen in jeg- licher Art. würden. Am 8. März kämpfen wir SPD Frauen in diesem Jahr ganz Blumen für Frauen sind das Ziel vieler Werbeschilder und besonders für ein demokratisches Europa. Nur auf dem Bo- natürlich Umsatz in den Kassen. Als Bundesvorsitzende der den der Demokratie können Frauenrechte dauerhaft wach- Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen (ASF) sen und gedeihen. stellt Maria Noichl für die SPD Frauen klar: Die Demokratie ist weiblich: Sie kann die Staatsform sein, Der Internationale Frauentag ist ein weltweiter Aufruf zum in der Frauen nicht als Minderheit abgewertet und Minder- Kampf für die rechtliche und tatsächliche Gleichstellung heiten nicht als Fußabstreifer dienen. Demokratie kann die der Geschlechter. An alle Männer: Pralinen, Gedichte oder Staatsform sein, in der politische Inhalte und der Politikstil Blumen sind an diesem Tag völlig unangemessen. zum Wohle Aller und nicht nur zum Wohle Weniger führen. Damit lassen wir uns nicht abspeisen. Wir kämpfen für viel Die EU muss kraftvoll daran arbeiten, die Ziele der Gleich- mehr: stellung, der Menschenrechte und der Würde, die jeder •Für mehr partnerschaftliche Aufteilung von Betreu- einzelne Mensch besitzt, in Europa und weltweit durchzu- ungs-, Pflege-, Haus-, Erwerbsarbeit und Freizeit zwi- setzen und zu verteidigen. Faschistische Ansätze wie zum schen Männern und Frauen. „Equal earn and equal care“ Beispiel in Ungarn sind eine konkrete Bedrohung der Frau- ist das Stichwort. enrechte. Sie gehören massiv bekämpft. •Für das uneingeschränkte Recht für alle Frauen welt- Wir SPD Frauen kämpfen für ein demokratisches, soziales, weit, ihren Lebensweg selbst zu bestimmen: Ob Kinder, menschen- und frauenrechtsbasiertes Europa. und wieviel – ob Heirat und mit wem - welchen Beruf - welche Religion … Selbstbestimmung ist ein Grundrecht. Heute und morgen. Wir fordern es ein! Und Blumensträuße bringen uns hierbei nicht weiter. •Für gleichwertige Mitbestimmung in allen Parlamen- ten! Parité – 50% der Sitze für Frauen, nicht mehr und nicht weniger. 11
ASF aktuell 1/2019 Impressum Herausgeber SPD-Landesverband Baden-Württemberg Redaktionsanschrift Layout: Dr. Gudrun Igel-Mann Wilhelmsplatz 10, 70182 Stuttgart Konzeption & Gestaltung: IFK Berlin, www.ifk-berlin.org Tel. 0711/61936-0, Fax 0711/61936-20 Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung www.spd-bw.de der Verfasserin/des Verfassers, nicht aber (unbedingt) die www.asf-bw.de Meinung der Redation wieder. 12
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