Gesundheitsreport 2022 - Arbeitsunfähigkeiten
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2 Gesundheitsreport 2022 Arbeitsunfähigkeiten – Inhalt Inhalt 1 Zusammenfassung 2 Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in der Techniker 6 Erwerbspersonen nach Geschlecht und Alter 8 Erwerbspersonen nach Bundesländern 3 Arbeitsunfähigkeit 10 Arbeitsunfähigkeiten insgesamt 12 Interpretation von Stichtagsstatistiken 16 Arbeitsunfähigkeit nach Dauer 16 Arbeitsunfähigkeit nach Dauer im Jahr 2021 17 Arbeitsunfähigkeit nach Geschlecht und Alter 19 Arbeitsunfähigkeit nach Bundesländern 21 Arbeitsunfähigkeit nach Diagnosen 35 Arbeitsunfähigkeit nach Berufen 40 Arbeitsunfähigkeit nach Schul- und Ausbildungsabschluss 42 Arbeitsunfälle bei Erwerbspersonen 46 Rückenbeschwerden 4 Anhang 52 Tabellenanhang 78 Abbildungs- und Tabellenverzeichnis Gesundheitsreport 2022 – Arbeitsunfähigkeiten, Herausgeber: Techniker Krankenkasse, Unternehmenszentrale, Hamburg 22291, tk.de; Geschäftsbereich Markt und Kunde, Team Gesundheitsmanagement, Dr. Sabine Voermans; Autoren: Dr. Thomas Grobe, Sven Bessel, aQua – Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen GmbH, Göttingen; Planung und Konzeption: Albrecht Wehner; Redaktion und Beratung: Micaela Berger; Art Direction: Jenny Wirth, Stefan Mortz © Techniker Krankenkasse. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung. Für eine bessere Lesbarkeit verzichten wir im Text auf die Unterscheidung in eine männliche und eine weibliche Form. Selbstverständlich sind hier Frauen und Männer gleicher- maßen angesprochen.
3 1 Zusammenfassung Der jährlich erscheinende Gesundheitsreport der Techniker Krankenstände und Arbeitsunfähigkeitsfälle Im Jahr Krankenkasse (TK) befasst sich in zwei jeweils routinemäßig 2021 wurden bei Mitgliedern der Techniker insgesamt aktualisierten Hauptabschnitten mit Arbeitsunfähigkeiten 5,16 Millionen Arbeitsunfähigkeitsfälle und 84,1 Millionen sowie mit Arzneiverordnungen bei Erwerbspersonen. Das Fehltage registriert. Die krankheitsbedingten Fehlzeiten bei vorliegende Dokument beinhaltet Ergebnisse zu Arbeits- Erwerbspersonen sind damit im Jahr 2021 im Vergleich zum unfähigkeiten. Zudem wird im Abschnitt „Erwerbspersonen Jahr 2020 merklich gesunken. Bezieht man die 2021 mit Mitgliedschaft in der Techniker“ die Untersuchungs- erfassten Arbeitsunfähigkeitstage auf die Versicherungs- population beziehungsweise Datengrundlage der Aus- zeiten der Erwerbspersonen, lässt sich nach geschlechts- wertungen dargestellt. Betrachtet werden im Gesundheits- und altersstandardisierten Auswertungen für das Jahr 2021 report Daten zu Erwerbspersonen, zu denen neben den bei Mitgliedern der Techniker ein Krankenstand von Berufstätigen auch Bezieher von Arbeitslosengeld zählen. 3,99 Prozent berechnen. Im Vorjahr 2020 hatte der Sowohl zur Arbeitsunfähigkeit als auch zu Arzneiverordnun- Krankenstand bei 4,14 Prozent gelegen. gen werden im aktuellen Gesundheitsreport Daten über einen Zeitraum von 22 Jahren von 2000 bis 2021 analysiert. Der für 2021 ermittelte Krankenstand von 3,99 Prozent ent- spricht einer durchschnittlich gemeldeten erkrankungs- Grundlage der Auswertung bilden routinemäßig erfasste bedingten Fehlzeit von 14,6 Tagen je Erwerbsperson. Die und anonymisierte Daten zu aktuell 5,5 Millionen sozialver- Fehlzeiten sind damit von 2020 auf 2021 altersbereinigt um sicherungspflichtig beschäftigten oder arbeitslos gemel- 0,55 Tage gesunken. Dies entspricht einem relativen deten Mitgliedern der Techniker Krankenkasse. Von allen Rückgang der Fehlzeiten um 3,63 Prozent (vergleiche sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Deutschland Abbildung 4 auf Seite 11). Nachdem der Krankenstand seit waren 2021 nach einer Gegenüberstellung mit vorläufigen einem historischen Tiefstand im Jahr 2006 während des Angaben der Bundesagentur für Arbeit circa 15,8 Prozent letzten Jahrzehnts stetig angestiegen war, war es im Jahr bei der Techniker versichert. 2016 erstmals wieder zu einer Abnahme der gemeldeten AU-Zeiten gekommen, die sich auch im Jahr 2017 fortsetzte. Seit dem ersten Erscheinen werden im Gesundheitsreport Nachdem sich im Jahr 2018 – im Zuge einer ausgeprägten der Techniker nahezu ausschließlich geschlechts- und Grippe- und Erkältungswelle – ein erneuter Anstieg zeigte altersstandardisierte Ergebnisse präsentiert. Durch die Ge- und der höchste Krankenstand seit Beginn der Auswertun- schlechts- und Altersstandardisierung werden zum einen gen zum Jahr 2000 errechnet wurde, war der Krankenstand inhaltlich relevante Vergleiche von Ergebnissen aus unter- im Jahr 2019 wieder leicht gesunken. Dieser Rückgang der schiedlichen Versichertengruppen erleichtert. Zum anderen Fehlzeiten setzte sich – mit jahreszeitlich unterschiedlich werden bei Darstellungen zu unterschiedlichen Jahren Ent- gelagerten Effekten – grundsätzlich auch in den beiden wicklungen aufgezeigt, die unabhängig von demografischen ersten Jahren der Coronapandemie 2020 und 2021 fort. Veränderungen beobachtet werden können (vergleiche Methodische Hinweise unter tk.de/gesundheitsreport). Ent- Der Rückgang der Gesamtfehlzeiten 2021 um 3,63 Prozent sprechend den Empfehlungen der Ersatzkassen werden zur resultierte dabei in erster Linie aus einer Abnahme der An- Standardisierung im Gesundheitsreport seit 2013 Angaben zahl der gemeldeten Arbeitsunfähigkeitsfälle um 2,34 Pro- zur Geschlechter- und Altersstruktur von Erwerbstätigen in zent und einem Rückgang hinsichtlich der fallbezogenen Deutschland aus dem Jahr 2010 genutzt. Dies gilt auch für Krankheitsdauer um 1,32 Prozent. Es wurden 2021 also „historische“ Ergebnisse aus zurückliegenden Jahren. weniger Arbeitsunfähigkeitsfälle als 2020 gemeldet, die 2021 zudem etwas kürzer als im Vorjahr dauerten.
4 Gesundheitsreport 2022 Arbeitsunfähigkeiten – Zusammenfassung Regionale Unterschiede Sinkende AU-Fallzahlen und sin- kende Fehlzeiten waren 2021 im Vergleich zum Vorjahr in den meisten Bundesländern zu beobachten (vergleiche Tabelle A8 und Tabelle A10 auf Seite 56 und 58 im Anhang). Die Veränderungen im Hinblick auf die Fehlzeiten variieren Diagnosen und Trends Für den Krankenstand verantwort- zwischen einem Rückgang der Fehlzeiten von 1,12 Tagen je lich sind, bei einer Betrachtung der Ergebnisse nach einer Erwerbsperson in Berlin und einem Anstieg um 0,15 Tage in Zusammenfassung von Diagnosen in übergeordneten Thüringen (vergleiche Abbildung 13 auf Seite 20 sowie Erkrankungsgruppen beziehungsweise ICD-10-Diagnose- Tabelle A10 auf Seite 58 im Anhang). kapiteln, insbesondere psychische Störungen, Atemwegs- erkrankungen, Krankheiten des Bewegungsapparats sowie Unverändert findet sich eine erhebliche Spannweite hin- Verletzungen 1. Von Fehltagen mit einer Zuordnung zu den sichtlich der erkrankungsbedingten Fehlzeiten in den einzel- ersten drei Erkrankungsgruppen sind unter den Erwerbsper- nen Bundesländern (vergleiche Abbildung 12 auf Seite 19). sonen mit Versicherung bei der Techniker Frauen stärker Während nach den Ergebnissen von geschlechts- und alters- betroffen. Arbeitsunfähigkeit mit einer Diagnose von Verlet- standardisierten Auswertungen eine Erwerbsperson in zungen betrifft demgegenüber Männer in größerem Umfang Baden-Württemberg oder Bayern im Jahr 2021 durch- als Frauen (vergleiche Abbildung 16 auf Seite 24). schnittlich lediglich 11,8 Tage beziehungsweise 12,7 Tage krankgeschrieben war, entfielen auf eine Erwerbsperson in Sachsen-Anhalt oder Brandenburg innerhalb des Jahres 2021 durchschnittlich 19,2 beziehungsweise 18,3 gemel- dete erkrankungsbedingte Fehltage. Eine Erwerbsperson in Mecklenburg-Vorpommern war im Jahr 2021 im Durch- schnitt sogar 19,4 Tage krankgeschrieben. 1 Formal ist diese Gruppierung von Diagnosen durch die Internationale statistische Klassifikation von Krankheiten vorgegeben, die in Deutschland seit 2000 in ihrer 10. Revision zur Erfassung von Arbeitsunfähigkeitsdiagnosen verwendet wird (ICD-10). Die aufgeführten Erkrankungsgruppen entsprechen einzelnen „Kapiteln“ der ICD-10. In Veröffentlichungen zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement wird bei Diagnosen in einer Gruppierung nach Kapiteln der ICD-10 in Deutschland oft auch von „Krankheitsarten“ gesprochen.
5 Für den Rückgang der Fehlzeiten von 2020 auf 2021 sind gesunkene Fehlzeiten im Jahr 2021 mit unterschiedlichen Psychische Störungen bildeten so auch im Jahr 2021 die Diagnosen, darunter maßgeblich Rückgänge bei Krankheiten bedeutsamste Erkrankungsgruppe im Hinblick auf die des Atmungssystems, verantwortlich. Eine Ausnahme Fehlzeiten. Im Jahr 2006 waren psychische Störungen hiervon bildeten Fehlzeiten aufgrund von psychischen demgegenüber erst für etwa 1,4 Fehltage pro Person Störungen (vergleiche Abbildung 17 auf Seite 25). verantwortlich. Von 2006 bis 2021 sind Fehlzeiten unter diesen Diagnosen bei Erwerbspersonen altersbereinigt um Krankheiten des Atmungssystems, und darunter insbeson- insgesamt 119 Prozent gestiegen. Frauen waren auch im dere die vorrangig diesem ICD-10-Kapitel zugeordneten Jahr 2021 mit 4,0 Fehltagen deutlich stärker als Männer mit Erkältungskrankheiten, führen in der Regel im ersten Quartal 2,4 Tagen betroffen. des Jahres zu besonders vielen Fehltagen (vergleiche Abbildung 21 auf Seite 30). Im Zuge der Coronapandemie Im Jahr 2021 setzte sich zugleich der Trend zum Rückgang kam es im ersten Quartal 2020 zu einem sehr starken von Fehlzeiten wegen Krankheiten des Muskel-Skelett- Anstieg der gemeldeten Fehlzeiten aufgrund von Systems geringfügig fort. Auf Fehlzeiten unter Diagnosen Erkältungskrankheiten. Im ersten Quartal 2020 ließen sich aus dieser Erkrankungsgruppe entfielen 2021 mit 2,66 also im Wochenmittel erheblich höhere erkältungsbedingte Fehltagen je Erwerbsperson 18,3 Prozent der gesamten Krankenstände als 2019 verzeichnen, wobei zumindest Fehlzeiten. Damit belegte diese Erkrankungsgruppe kurzfristig auch Werte aus dem Jahr der ausgeprägten hinsichtlich der Fehlzeiten den zweiten Rang der Grippesaison 2017/2018 noch deutlich überschritten Krankheitsgruppen. wurden. Im Jahr 2021 blieb eine Grippe- und Erkältungswelle zu Jahresbeginn weitgehend aus, was auch jahresbezogen Interpretation von Stichtagsstatistiken Vom Bundes- zu einer deutlich geringeren Zahl an AU-Fällen und ministerium für Gesundheit (BMG) wurden regelmäßig, und vergleichsweise niedrigen Fehlzeiten geführt hat. So war dabei in einigen Jahren recht zeitnah nach Jahresabschluss, bezogen auf die durchschnittlichen Fehltage pro kassenübergreifende Statistiken zu Krankenständen bei Versicherungsjahr bei Krankheiten des Atmungssystems Pflichtmitgliedern der gesetzlichen Krankenversicherung von 2020 auf 2021 ein deutlicher Rückgang um 27,9 Prozent (GKV) veröffentlicht. Da diese Statistiken innerhalb eines beziehungsweise 0,64 Tage je Erwerbsperson feststellbar. Jahres auf Angaben zu jeweils nur zwölf Stichtagen beruhen, werden die realen Krankenstände innerhalb eines Jahres Für Fehlzeiten aufgrund von psychischen Störungen wurde durch diese Statistiken des BMG jedoch nur unvollständig 2021 wieder ein Anstieg ermittelt (vergleiche Abbildung 17 erfasst. auf Seite 25). Nachdem 2016 ein leichter Rückgang der Fehlzeiten mit Diagnosen von psychischen Störungen zu Da die Differenzen zwischen den Stichtagswerten und verzeichnen war, setzte sich der Trend zu steigenden Fehl- realen Krankenständen von Jahr zu Jahr schwanken, können zeiten unter entsprechenden Diagnosen seit 2017 erneut Interpretationen der Stichtagsergebnisse, insbesondere im fort (vergleiche Abbildung 18 auf Seite 27). Die Zahl der Hinblick auf Aussagen zu kurzfristigen Trends, zu falschen Fehltage aufgrund psychischer Störungen stieg 2021 im Schlüssen führen. Um entsprechenden Fehlinterpretationen Vergleich zum Vorjahr um 6,1 Prozent beziehungsweise um vorzubeugen, befasst sich ein kurzer Abschnitt des Gesund- 18,2 Fehltage je 100 Versicherungsjahre, was einer Zu- heitsreports mit der Veranschaulichung der entsprechenden nahme der Fehlzeiten um rund 0,18 Tage je Erwerbsperson Problematik (vergleiche Abbildung 5 auf Seite 13 und zuge- und Jahr entspricht (vergleiche Abbildung 17 auf Seite 25). hörige Erläuterungen). Für das Jahr 2021 zeigen Auswer- Damit war jede Erwerbsperson im Jahr 2021 durch- tungen sowohl auf der Basis von Stichtagswerten als auch schnittlich 3,17 Tage unter der Diagnose einer psychischen unter Einbeziehung aller Kalendertage im Vergleich zum Störung krankgeschrieben. Vorjahr einen Rückgang des Krankenstandes, wobei das Ausmaß des Rückgangs bei der alleinigen Einbeziehung von Stichtagswerten überschätzt wird.
6 Gesundheitsreport 2022 Arbeitsunfähigkeiten – Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in der Techniker 2 Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in der Techniker Insgesamt waren in der Techniker Ende 2021 11,7 Millionen Personen versichert. Von diesen Personen waren 8,4 Millio- nen Mitglieder der Techniker. 2,5 Millionen Personen waren als Familienangehörige mitversichert. Die Auswertungen des Gesundheitsreports beziehen sich ausschließlich auf Daten zu den Erwerbspersonen. Berufstätige Mitglieder der Techniker stellen nach Gegen- überstellungen mit vorläufigen Beschäftigtenzahlen der Bundesagentur für Arbeit von Januar bis November des Jahres 2021 einen Anteil an allen sozialversicherungspflich- tig Beschäftigten in Deutschland von circa 15,8 Prozent. Grundlagen Erwerbspersonen 6 Erwerbspersonen nach Geschlecht und Alter Abbildung 1 auf Seite 7 zeigt die Verteilung der Versicherungszeiten von Als „Erwerbspersonen“ werden im Rahmen des Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in der Techniker im Jahr Gesundheitsreports sozialversicherungspflichtig 2021 nach Geschlecht und Alter zwischen 15 und 64 Jahren. Beschäftigte sowie Arbeitslose mit eigenständiger 51 Prozent der Versicherungszeiten entfallen auf Männer, Mitgliedschaft in der Krankenkasse bezeichnet, die 49 Prozent auf Frauen. Im Jahr 2001 entfielen nach Auswer- zur Abgabe von Arbeitsunfähigkeitsbescheinigun- tungen zum ersten Gesundheitsreport der Techniker dem- gen verpflichtet sind. Innerhalb des Jahres 2021 gegenüber erst 37 Prozent der Versicherungszeiten auf waren in der Techniker durchschnittlich 5,51 Millio- Frauen. nen Erwerbspersonen in diesem Sinne versichert, darunter 5,43 Millionen Personen im Alter zwi- Während in den Altersgruppen bis 59 Jahre Frauen etwa in schen 15 und 64 Jahren. Die Auswertungen des gleicher Zahl wie Männer als Erwerbspersonen bei der Tech- Gesundheitsreports zu einzelnen Jahren beziehen niker versichert sind, liegt die Zahl der männlichen Ver- sich jeweils auf Erwerbspersonen aus diesen sicherten in den Altersgruppen nach Vollendung des Altersgruppen. 60. Lebensjahres deutlich über der von Frauen. Im Zuge der allgemeinen demografischen Entwicklung hatte sich auch die Altersstruktur unter Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in der Techniker merklich verändert. Im Jahr 2021 bildeten – mitbedingt durch größere Zuwächse bei den Mitglieder- zahlen in jüngeren Altersgruppen – 30- bis 34-Jährige die am Berichtet werden im Gesundheitsreport Ergebnisse zu Daten stärksten besetzte Altersgruppe. aus insgesamt 22 Kalenderjahren von 2000 bis 2021. Einen Schwerpunkt bilden Darstellungen der Ergebnisse zum Jahr 2021, die sich auf die Gesamtpopulation der Erwerbsperso- nen mit Mitgliedschaft in der Techniker unter Einbeziehung von arbeitslosen Mitgliedern beziehen.
7 7 Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in der Techniker nach Geschlecht und Alter im Jahr 2021 VJ (Tausend) 350 300 250 200 150 100 50 0 Männer Frauen Abbildung 1 Abbildung 2 auf Seite 8 zeigt eine Gegenüberstellung der Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung ist in den nächsten Altersverteilung von sozialversicherungspflichtig Beschäf- 20 Jahren mit einer weiteren merklichen Veränderung der tigten in der Techniker 2021 sowie in Deutschland ins- Altersstruktur von Erwerbstätigen in Deutschland zu rech- gesamt. Die Unterschiede erscheinen eher gering. In beiden nen, wobei eine vergleichsweise große Zahl an Personen aus Populationen sind die zwei Altersgruppen von 50 bis 54 den aktuell noch stark besetzten höheren Altersgruppen aus sowie von 55 bis 59 Jahren stark besetzt. Diese Altersver- dem Erwerbsleben ausscheiden wird. teilung ist als Folge der allgemeinen demografischen Ent- wicklung in der Bundesrepublik anzusehen: Personen der Ausführliche Darstellungen zu diesem Thema finden sich im genannten Altersgruppen zählen zu den geburtenstarken Gesundheitsreport 2007 (Band 13 der Veröffentlichungen Jahrgängen der späten 1950er- beziehungsweise 1960er- zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement der Techniker). Jahre. In den nachfolgenden Jahren wurden in der Bundes- republik deutlich weniger Kinder geboren, entsprechend erreichen jetzt auch nur noch deutlich weniger Personen das typische Erwerbseintrittsalter als noch vor 20 Jahren (ver- gleiche Methodische Hinweise zum Thema Standardisierung unter tk.de/gesundheitsreport).
8 Gesundheitsreport 2022 Arbeitsunfähigkeiten – Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in der Techniker Vergleicht man die Altersverteilung der Erwerbstätigen in der Techniker mit der von Erwerbstätigen in der Bundes- republik im Detail, fällt bezüglich der Population der 8 Erwerbspersonen nach Bundesländern Die Techniker ist Mitglieder der Techniker die relative Unterbesetzung der eine bundesweit tätige Krankenkasse. Die Herkunft bezie- jüngsten Altersgruppen bei verhältnismäßig stark besetzten hungsweise die Wohnorte von Erwerbspersonen mit Mit- Jahrgängen im Alter zwischen 30 und 39 Jahren auf. Die re- gliedschaft in der Techniker verteilen sich folglich auf die lativ geringe anteilige Besetzung jüngerer Jahrgänge an den gesamte Bundesrepublik. In Tabelle 1 auf Seite 9 ist die an- Beschäftigten mit Versicherung bei der Techniker dürfte aus teilige Verteilung von Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in einem verhältnismäßig hohen Anteil an Beschäftigten mit der Techniker nach ihrem Wohnort in Bundesländern im Jahr akademischer Ausbildung resultieren. Zu der relativ starken 2021 aufgelistet. anteiligen Besetzung der Jahrgänge im Alter zwischen 30 und 39 Jahren hatte in zurückliegenden Jahren auch die Fusion der Techniker mit der IKK-direkt im Jahr 2009 beigetragen. Anteil Beschäftigte nach Alter – Versicherte in der Techniker versus Deutschland im Jahr 2021 % 14 12 10 8 6 4 2 0 Anteil Beschäftigte in der Techniker Anteil Beschäftigte Deutschland Abbildung 2 (Jahresmittel Beschäftigte mit Mitgliedschaft in der Techniker 2021 versus sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Deutschland nach vorläu- figen Angaben der Bundesagentur für Arbeit zu März und Juni 2021)
9 In Berlin wohnten 8,1 Prozent aller Erwerbspersonen mit Legt man vorläufige durchschnittliche Angaben der Bundes- Versicherung bei der Techniker, in den alten Bundesländern agentur für Arbeit von Januar bis November 2021 als bevöl- (ohne Berlin) 82,7 Prozent und in den neuen Bundesländern kerungsbezogene Referenzwerte zugrunde, lassen sich für 8,7 Prozent. Einen Wohnsitz im Ausland hatten 0,5 Prozent das Jahr 2021 für die Subgruppe der sozialversicherungs- der Erwerbspersonen. Im kleinsten Bundesland Bremen wa- pflichtig beschäftigten Mitglieder der Techniker Anteile zwi- ren 0,6 Prozent aller Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in schen 5,9 und 27,1 Prozent errechnen (vergleiche Abbildung der Techniker wohnhaft, im einwohnerreichsten Bundesland 3). Dabei beträgt der Anteil der TK-Versicherten in den alten Nordrhein-Westfalen mit 24,6 Prozent knapp ein Viertel aller Bundesländern (ohne Berlin) insgesamt 16,1 Prozent, in den Erwerbspersonen mit Versicherung bei der Techniker. neuen Bundesländern 9,9 Prozent. Der höchste Anteil der TK-Versicherten an den sozialversicherungspflichtig Be- Die beschriebene Verteilung der Erwerbspersonen mit schäftigten findet sich mit 27,1 Prozent in Berlin. In diesem Mitgliedschaft in der Techniker auf Bundesländer folgt in Bundesland war im Jahr 2021 mehr als jeder vierte sozial- groben Zügen der Bevölkerungsverteilung in der Bundes- versicherungspflichtig Beschäftigte bei der Techniker ver- republik. Allerdings variiert der Anteil an TK-Versicherten in sichert. Bei einem Anteil der TK-Versicherten von 5,9 Pro- den einzelnen Bundesländern. zent war demgegenüber in Sachsen nur etwa jeder 17. so- zialversicherungspflichtig beschäftigtes Mitglied bei der Techniker. Verteilung von Erwerbspersonen mit Versicherung bei Anteil der TK-versicherten Beschäftigten an allen der TK auf Bundesländer im Jahr 2021 Beschäftigten nach Bundesländern im Jahr 2021 Bundesland Männer Frauen Gesamt Schleswig- Schleswig-Holstein 4,5 % 4,8 % 4,7 % 24,4 % Holstein Hamburg 23,9 % Hamburg 4,4 % 4,7 % 4,6 % Niedersachsen 14,7 % Niedersachsen 8,6 % 8,2 % 8,4 % Bremen 9,8 % Bremen 0,6 % 0,6 % 0,6 % Nordrhein-Westfalen 18,5 % Nordrhein- 24,8 % 24,4 % 24,6 % Westfalen Hessen 18,4 % Hessen 9,1 % 9,2 % 9,1 % Rheinland-Pfalz 17,0 % Rheinland-Pfalz 4,7 % 4,6 % 4,6 % Baden-Württemberg 12,4 % Baden- 11,2 % 10,9 % 11,1 % Bayern 13,2 % Württemberg Saarland 11,6 % Bayern 14,2 % 14,1 % 14,1 % Berlin 27,1 % Saarland 0,9 % 0,8 % 0,8 % Brandenburg 17,9 % Berlin 7,8 % 8,5 % 8,1 % Brandenburg Mecklenburg-Vorpommern 16,8 % 2,8 % 3,0 % 2,9 % Mecklenburg- Sachsen 5,9 % 1,8 % 1,9 % 1,8 % Vorpommern Sachsen-Anhalt 7,8 % Sachsen 1,8 % 1,8 % 1,8 % Thüringen 6,7 % Sachsen-Anhalt 1,2 % 1,2 % 1,2 % Thüringen 1,0 % 1,0 % 1,0 % Ausland Abbildung 3 (Jahresmittel Versicherte bei der Techniker 2021 versus sozial- 0,7 % 0,3 % 0,5 % versicherungspflichtig Beschäftigte in Deutschland im Jahr 2021 [nach vor- Tabelle 1 (anteilige Verteilung nach Wohnort) läufigen Angaben der Bundesagentur für Arbeit, Stand Februar 2022])
10 Gesundheitsreport 2022 Arbeitsunfähigkeiten – Arbeitsunfähigkeit 3 Arbeitsunfähigkeit Arbeitsunfähigkeiten insgesamt Für die Auswertungen 0,95-mal arbeitsunfähig gemeldet, im Jahr 2020 wurden des Gesundheitsreports wurden insgesamt rund 79 Millio- demgegenüber 0,97 AU-Fälle je Erwerbsperson gezählt. Die nen AU-Fälle mit 1,1 Milliarden dokumentierten Fehltagen Zahl der AU-Fälle lag dabei auch 2021 mit durchschnittlich aus den Jahren 2000 bis 2021 berücksichtigt, darunter 1,06 Fällen bei Frauen höher als bei Männern mit 0,85 AU- 5,16 Millionen Fälle mit Beginn im Jahr 2021. Allein in diesem Fällen je Person und Jahr. Kalenderjahr wurden unter Erwerbspersonen mit Versiche- rung bei der Techniker 84,1 Millionen erkrankungsbedingte Nach gleichfalls altersstandardisierten Berechnungen erge- Fehltage erfasst. Tabelle 2 gibt einen ersten Überblick zur ben sich für die Gesamtgruppe der Erwerbspersonen im Jahr Arbeitsunfähigkeit bei TK-versicherten Erwerbspersonen in 2021 durchschnittlich 14,6 Fehltage je Versicherungsjahr, den Jahren 2020 sowie 2021. Nicht standardisierte („rohe“) was einem Krankenstand von 3,99 Prozent entspricht Werte sind ergänzend in Tabelle A1 auf Seite 52 im Anhang (vergleiche auch Abbildung 4). Damit ist die Zahl der verzeichnet. gemeldeten Fehltage im Vergleich zum Vorjahr deutlich, nämlich um 3,63 Prozent, gesunken. Aus den in Tabelle 2 angegebenen AU-Quoten folgt, dass von den Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in der Tech- Der Rückgang der effektiv gemeldeten Fehlzeiten im Jahr niker 46,5 Prozent aller Frauen und 38,8 Prozent der Männer 2021 resultierte aus einem Rückgang der Zahl der innerhalb des Jahres 2021 von mindestens einer Arbeits- gemeldeten Arbeitsunfähigkeitsfälle um 2,34 Prozent sowie unfähigkeit betroffen waren. Im Vergleich zum Vorjahr ist einem Rückgang der durchschnittlichen fallbezogenen der Anteil der von mindestens einer Krankschreibung betrof- Krankheitsdauer um 1,32 Prozent. Eine einzelne Krank- fenen Erwerbspersonen damit deutlich gesunken. schreibung dauerte demnach 2021 mit durchschnittlich 15,3 AU-Tagen je AU-Fall kürzer als im Vorjahr. Die Zahl der gemeldeten AU-Fälle erreichte 2021 bei einem Rückgang um 2,34 Prozent im Vergleich zum Vorjahr einen geringeren Wert. Nach altersstandardisierten Auswer- tungen von Daten der Techniker war eine durchgängig versicherte Erwerbsperson im Jahr 2021 durchschnittlich Arbeitsunfähigkeit Erwerbspersonen in den Jahren 2020 sowie 2021 2020 2021 Männer Frauen Gesamt Männer Frauen Gesamt AU-Quote 40,9 % 48,8 % 44,5 % 38,8 % 46,5 % 42,3 % AU-Fälle je VJ 0,86 1,10 0,97 0,85 1,06 0,95 AU-Tage je VJ 13,4 17,0 15,1 12,9 16,4 14,6 Krankenstand 3,68 % 4,67 % 4,14 % 3,55 % 4,50 % 3,99 % AU-Tage je Fall 15,6 15,6 15,6 15,1 15,5 15,3 Tabelle 2 (standardisiert)
11 AU-Tage je Versicherungsjahr in den Jahren 2000 bis 2021 nach Geschlecht AU-Tage je VJ 17,2 17,3 17,2 17,0 16,8 17,0 17 16,6 16,4 16,3 15,9 15,7 15,4 15,5 15,4 15,0 15,2 15,1 15,1 14,7 14,8 14,8 15,0 14,7 14,8 15 14,6 14,2 14,2 13,8 14,0 13,9 13,9 13,8 13,6 13,6 13,7 13,6 13,5 13,4 13,4 13,1 13,2 13,2 13,3 12,9 13,0 12,9 12,9 12,6 12,7 13 12,5 12,2 12,1 12,1 11,9 12,1 11,6 11,9 11,4 11,5 11,4 11,2 10,9 10,8 10,9 11 10,6 10,2 9 Frauen Gesamt Männer Abbildung 4 (Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in der Techniker, standardisiert) Im Jahr 2018 kam es im Zuge einer ausgeprägten Grippe- und Erkältungswelle erneut zu einem Anstieg. Die für das Das Wichtigste in Kürze Jahr 2018 gemeldeten Fehlzeiten bilden mit durchschnittlich Fehlzeiten 2021 15,49 AU-Tagen den höchsten für Erwerbspersonen mit Versicherung bei der Techniker insgesamt jahresbezogen berechneten Wert seit dem Jahr 2000. Im Jahr 2019 war Im Vergleich zum Vorjahr sind die Fehlzeiten wiederum ein Rückgang der Fehlzeiten zu verzeichnen, nach altersstandardisierten Auswertungen im welcher sich auch im Jahr 2020 fortsetzte. Mit 14,6 AU- Jahr 2021 um 3,63 Prozent merklich gesunken. Tagen je Versicherungsjahr ließ sich schließlich auch 2021 Der merkliche Rückgang der Fehlzeiten im Jahr ein deutlicher Rückgang der Fehlzeiten feststellen. Im 2021 resultiert in erster Linie aus einem Vergleich zum Vorjahr sind die Fehlzeiten nach Rückgang der Anzahl der gemeldeten altersstandardisierten Auswertungen im Jahr 2021 um 3,63 Arbeitsunfähigkeitsfälle um 2,34 Prozent sowie zu einem geringeren Teil auch aus einem Prozent merklich gesunken. Rückgang der durchschnittlichen fallbezogenen Krankheitsdauer um 1,32 Prozent. Seit dem Jahr 2006 waren die erfassten Fehlzeiten bis 2015 kontinuierlich gestiegen. In den Jahren 2016 und 2017 setzte sich dieser Trend nicht fort, die gemeldeten Fehlzeiten waren erstmalig rückläufig.
12 Gesundheitsreport 2022 Arbeitsunfähigkeiten – Arbeitsunfähigkeit Interpretation von Stichtagsstatistiken Aktuelle kassen- Dargestellt werden Krankenstände bei Erwerbspersonen mit übergreifende Angaben zum Krankenstand sind in Versicherung bei der Techniker an einzelnen Tagen der Jahre Deutschland weiterhin ausschließlich in Form einer Statistik 2020 und 2021, wobei die in der BMG-Statistik ausschließlich des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) verfügbar. berücksichtigten Werte am Monatsersten jeweils durch Diese Statistik beruht jedoch im Gegensatz zu den im entsprechend positionierte Markierungen hervorgehoben Gesundheitsreport präsentierten Zahlen lediglich auf Stich- werden. tagswerten zu Krankenständen jeweils am Monatsersten; beide Angaben können daher nicht direkt verglichen werden. Deutlich werden in der Abbildung zunächst die wochen- Berechnet man auf Basis von Daten der Techniker Angaben zyklischen Schwankungen des Krankenstands, wobei aus- zum Krankenstand in Analogie zur BMG-Statistik, resultieren gesprochen niedrige Werte regelmäßig an Wochenenden aus jeweils zwölf Stichtagswerten so Krankenstandswerte sowie an Feiertagen und insbesondere in der Weihnachtszeit für die elf Jahre von 2011 bis 2021 in Höhe von beobachtet werden können – also an Tagen, an denen ein 3,72 Prozent, 3,63 Prozent, 3,78 Prozent, 3,74 Prozent, überwiegender Teil der Arbeitnehmer regulär nicht arbeitet 3,89 Prozent, 4,04 Prozent, 3,94 Prozent, 3,95 Prozent, und sich folglich auch im Falle einer Erkrankung nicht krank- 3,97 Prozent, 3,80 Prozent und 3,85 Prozent. schreiben lassen muss. Zwei der für die BMG-Statistik genutzten Stichtagswerte fallen grundsätzlich auf einen Bei einer Beschränkung der standardisierten Auswertung Feiertag, nämlich die am 1. Januar sowie die am 1. Mai, und von TK-Daten auf Pflichtversicherte (wie in der BMG- repräsentieren damit bei jeder Jahresauswertung regel- Statistik) erhöhen sich die Krankenstände nach den mäßig unterdurchschnittliche Werte (vergleiche gelbe Mar- Stichtagswerten für die genannten Jahre auf Werte von 4,12 kierung am 1. Januar und 1. Mai). Bei Auswertung der Prozent, 4,04 Prozent, 4,22 Prozent, 4,19 Prozent, 4,35 Statistik im Sinne einer Zeitreihe über mehrere Jahre proble- Prozent, 4,51 Prozent, 4,41 Prozent, 4,43 Prozent, 4,46 matischer sind demgegenüber die Werte zu den übrigen Prozent, 4,32 Prozent und 4,36 Prozent. Im Gegensatz zu Monatsersten (vergleiche gelbe beziehungsweise petrolfar- den regulären Auswertungen im Gesundheitsreport der Jah- bene Markierung). Diese können von Jahr zu Jahr zu re 2011 bis 2015 ergeben Stichtagsauswertungen in beiden unterschiedlichen Anteilen auf Arbeits- oder Feiertage Varianten also in den Jahren 2012 und 2014 einen leichten fallen. Je mehr Monatserste auf Wochenenden und Feier- Rückgang des Krankenstands. Der regulär berechnete Rück- tage fallen (gelbe Markierung), umso mehr unterschätzt die gang des Krankenstandes von 2015 auf 2016 ist Stichtagsstatistik den realen Krankenstand. demgegenüber bei Stichtagsauswertungen nicht feststell- bar. Von 2016 auf 2017 zeigt sich sowohl nach Stich- tagswerten als auch nach Auswertungen zu allen Tagen eines Jahres ein leicht gesunkener Krankenstand gefolgt von einem Anstieg der Fehlzeiten im Jahr 2018. Der Rückgang des Krankenstandes im Jahr 2019 ist demgegenüber nach Stichtagswerten erneut nicht feststellbar, wohingegen der Rückgang des Krankenstandes im Jahr 2020 deutlich überschätzt wird. Die Problematik der ausschließlichen Nutzung bestimmter Stichtagswerte zur Abschätzung von Krankenständen, wie sie der Statistik des BMG zugrunde liegt, verdeutlicht auch die nachfolgende Grafik.
13 Krankenstände an einzelnen Kalendertagen in den Jahren 2020 und 2021 Krankenstand (%) 4,0 0,0 Monatserste an Wochenenden / Feiertagen Monatserste an regulären Arbeitstagen Krankenstand (%) 4,0 0,0 Monatserste an Wochenenden / Feiertagen Monatserste an regulären Arbeitstagen Abbildung 5 (Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in der Techniker, standardisiert; Markierungen kennzeichnen Werte zum Monatsersten.)
14 Gesundheitsreport 2022 Arbeitsunfähigkeiten – Arbeitsunfähigkeit Insbesondere kurzfristige Trends sollten aus den Stichtags- Krankenstände nach Berechnungen auf der Basis von voll- statistiken vor diesem Hintergrund nur sehr zurückhaltend ständigen Angaben zu allen Tagen der einzelnen Kalender- und erst nach Überprüfung der kalendarischen Lage der be- jahre sind in der Abbildung als petrolfarbene Linie kenntlich rücksichtigten Stichtage abgeleitet werden. gemacht. Die jeweils auf der Basis von zwölf Stichtags- werten an den Monatsersten eines Jahres berechneten Entwicklung im Jahr 2021 Im Jahr 2021 ging, neben den Werte sind durch die gelbe Linie markiert. zwei Stichtagen, die – wie oben beschrieben – in jedem Jahr auf einen Feiertag fallen, ein weiterer Stichtag – der 1. In Abbildung 7 finden sich schließlich Angaben zu relativen August – als Wert mit unterdurchschnittlichen Fehlzeiten in Unterschieden zwischen diesen beiden unterschiedlich be- die Berechnungen ein. Vor allem in den ersten Monaten des rechneten Werten in einzelnen Jahren (vergleiche zunächst Jahres sind die Krankenstände aufgrund des verstärkten die dunkelblaue Linie). Während die Stichtagsergebnisse im Auftretens von Atemwegserkrankungen traditionell höher. positiven Extrem in den Jahren 2005 und 2011 mehr als 97 Durch das Ausbleiben einer ausgeprägten Grippe- bezie- Prozent des realen Wertes für den Krankenstand erreichten hungsweise Erkältungswelle in den ersten Monaten des und damit den realen Werten weitgehend entsprachen, Jahres 2021 fielen die Krankenstände allerdings deutlich waren es im anderen Extrem 2009 nur etwas über 90 Pro- geringer als noch in den Vorjahren aus. Gleichsam kam es zu zent. Die realen Werte wurden 2009 durch Stichtags- deutlich schwächeren wochenzyklischen Schwankungen des berechnungen also um fast zehn Prozent unterschätzt. Krankenstandes, weshalb das Ausbleiben einer Grippe- beziehungsweise Erkältungswelle und die damit einher- Dieser unterschiedliche Grad der Übereinstimmung in einzel- gehenden niedrigen Krankenstände auch nach Auswer- nen Jahren lässt sich nahezu vollständig durch die unter- tungen von Stichtagen deutlich erkennbar sind. Dennoch schiedliche Lage der Stichtage in Bezug auf Sonn- und fielen im Jahr 2021 in der ersten Jahreshälfte zwei der sechs bundeseinheitliche Feiertage sowie durch die unterschied- Stichtage auf Wochentage mit vergleichsweise niedrigen liche Lage in Bezug auf einzelne Tage im Wochenverlauf Krankenständen. Auch werden die vergleichsweise hohen (ohne Feiertage) erklären. Dabei weisen Samstage typi- Krankenstände Mitte November 2021 nach Stichtags- scherweise annähernd ähnlich geringe Krankenstände wie auswertungen nicht erfasst. Sonn- und Feiertage auf, während, beginnend auf einem deutlich höheren Niveau, der Krankenstand von Montag bis Die Konstellation der Stichtage führt so auch 2021 zu einer Freitag typischerweise kontinuierlich ansteigt. So ließ sich deutlichen Unterschätzung des tatsächlichen Kranken- auf der Basis der beobachteten Werte der Jahre 2000 bis stands. Es zeigt sich 2021 zwar sowohl auf Basis von Stich- 2021 ein lineares Regressionsmodell zur Schätzung des tagswerten als auch bei einer Berücksichtigung aller Kalen- Anteils der Stichtagsergebnisse an realen Krankenstands- dertage ein Rückgang des Krankenstandes, auf Basis von werten in den einzelnen Jahren als abhängige Variable mit Stichtagswerten fällt dieser Rückgang allerding stärker aus, einem R2-Wert von 0,93 berechnen. Zur Vorhersage der als er in der Realität ist. Abweichungen im Kalenderjahr wurde jeweils lediglich die Anzahl der Stichtage innerhalb einzelner Jahre an einem Montag, Dienstag, Mittwoch oder Donnerstag, Freitag sowie Abschätzungen von zukünftigen Verzerrungen der Stich- an einem Samstag (jeweils ohne bundeseinheitliche Feier- tagsstatistiken des BMG für die kommenden Jahre lassen tage) als bekannt vorausgesetzt. Die im Modell vorherge- sich aus den nachfolgend dargestellten Vergleichen von sagten Anteile sind in Abbildung 6 als graue Linie vermerkt. Krankenständen nach Berechnung aus Stichtagswerten sowie nach Berechnung aus vollständigen Angaben zu allen Offensichtlich ist die hohe Übereinstimmung der Modell- Tagen der Jahre 2000 bis 2021 herleiten, die auf der Basis vorhersage mit beobachteten Anteilen, weshalb beobach- von Daten zu Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in der tete und vorhergesagte Anteile in den Jahren in der Abbil- Techniker ermittelt wurden (vergleiche Abbildung 6). Die dung kaum unterschieden werden können. typischerweise im Gesundheitsreport berichteten realen
15 Krankenstand (KS) nach Stichtagswerten und vollständigen Angaben KS (%) 4,2 4,0 3,8 3,6 3,4 3,2 3,0 2,8 KS nach 365 oder 366 Tageswerten KS nach zwölf Stichtagswerten KS nach zwölf Stichtagswerten, korrigiert Abbildung 6 (Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in der Techniker, standardisiert) Anteil Krankenstand nach Stichtagswerten an Krankenstand nach Tageswerten Anteil (%) 97,9 97,0 97,3 96,9 95,7 95 94,1 94,2 93,4 94,4 97,1 92,7 95,4 95,2 94,7 93,9 94,2 92,2 92,3 92,0 93,3 90 92,3 90,2 85 80 beobachtet vorhergesagt (gemäß Regressionsmodell) Abbildung 7 (Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in der Techniker, standardisiert) Da die Lage der Stichtage auch für die Jahre nach 2021 Weitere Angaben zu vorhergesagten Abweichungen und bekannt ist, lassen sich mit dem Modell auch zukünftige An- zum verwendeten Regressionsmodell finden sich auf teile für die Jahre ab 2022 schätzen. Demnach werden die Seite 53 im Anhang. Stichtagswerte 2022 noch geringer als im Jahr 2021 von den realen Krankenständen abweichen. Eine höhere Abweichung ist für das Jahr 2023 zu erwarten.
16 Gesundheitsreport 2022 Arbeitsunfähigkeiten – Arbeitsunfähigkeit 16 Arbeitsunfähigkeit nach Dauer Arbeitsunfähigkeit er- streckt sich zu einem überwiegenden Teil nur über kurze Zeiträume, langfristige AU-Meldungen stellen eher seltene Ereignisse dar. In Anbetracht der dann im Einzelfall jedoch ausgesprochen langen Erkrankungsdauer entfällt ein erheb- licher Anteil an allen gemeldeten Arbeitsunfähigkeitstagen Bedingt durch die nicht einheitliche Meldeverpflichtung kön- auf diese relativ seltenen Arbeitsunfähigkeitsfälle. nen AU-Meldungen mit einer Dauer von bis zu drei Tagen in Abbildung 8 verdeutlicht diesen Zusammenhang auf der Daten von Krankenkassen nur lückenhaft erfasst sein. Basis von Daten der Techniker zum Jahr 2021, ent- Insofern dürften Angaben zu Fallzahlen des AU-Melde- sprechende Zahlenangaben auch für das Jahr 2020 finden geschehens auf der Basis von Krankenkassendaten immer sich in Tabelle A2 auf Seite 52 im Anhang. eine Unterschätzung der „wahren“ Häufigkeit von entspre- chenden Ereignissen darstellen. Da die Summe der erfassten 16 Arbeitsunfähigkeit nach Dauer im Jahr 2021 35,1 Prozent Fehlzeiten jedoch maßgeblich durch längerfristige Krank- aller AU-Meldungen dauerten weniger als vier Tage. Mit 63,0 meldungen bestimmt wird, dürften die nach Kassendaten Prozent erstreckten sich insgesamt mehr als die Hälfte der errechneten Krankenstände durch die Untererfassung von Arbeitsunfähigkeitsfälle über maximal eine Woche. Diesen nur kurz dauernden AU-Fällen recht wenig beeinflusst Fällen sind allerdings lediglich 13,3 Prozent der gesamten werden. gemeldeten Fehlzeiten zuzuordnen. Demgegenüber entfällt auf die 6,3 Prozent der Krankmeldungen mit einer Dauer von mehr als sechs Wochen mit 55,0 Prozent mehr als die Hälfte der gemeldeten Fehlzeiten. 16 Arbeitsunfähigkeit nach Dauer im Jahr 2021 1 bis 3 Tage 35,1 4,4 4 bis 7 Tage 27,9 8,9 8 bis 14 Tage 16,8 11,0 15 bis 28 Tage 10,2 12,6 29 bis 42 Tage 3,7 8,1 mehr als 42 Tage 6,3 55,0 Anteil der Fälle (%) – Anteil der Tage (%) Abbildung 8 (Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in der Techniker, Rohwerte)
17 17 Arbeitsunfähigkeit nach Geschlecht und Alter Die Häufig- keit und die Dauer von Arbeitsunfähigkeit variieren in Abhängigkeit vom Geschlecht und Alter der Erwerbsper- Insgesamt resultieren aus Fallhäufigkeit und -dauer verhält- sonen. Jüngere Erwerbspersonen werden mit durchschnitt- nismäßig lange Fehlzeiten beziehungsweise hohe Kranken- lich rund zwei AU-Fällen je Versicherungsjahr verhältnismä- stände insbesondere in den höheren Altersgruppen (ver- ßig häufig krankgeschrieben. Nach Vollendung des 25. Le- gleiche Abbildung 11). Zahlenangaben zu den Abbildungen bensjahres finden sich nur noch etwa halb so viele Krank- finden sich in Tabelle A4 und folgenden ab Seite 54 im schreibungen (vergleiche Abbildung 9). Gleichzeitig steigt je- Anhang. Bei einem zukünftig demografisch erwarteten doch bei beiden Geschlechtern mit dem Alter die fall- Anstieg des Anteils älterer Arbeitnehmer wäre auf Basis der bezogene Krankschreibungsdauer stetig. Während eine ein- Altersverteilung demnach mit einer Zunahme der krank- zelne Krankschreibung in der jüngsten Altersgruppe im heitsbedingten Fehlzeiten am Arbeitsplatz zu rechnen. Mittel nur rund sechs Tage dauert, sind es nach dem 60. Lebensjahr mehr als 26 Tage (vergleiche Abbildung 10). 17 AU-Fälle je Versicherungsjahr nach Geschlecht und Alter im Jahr 2021 AU-Fälle je VJ 2,5 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0 Männer Frauen Abbildung 9 (Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in der Techniker)
18 Gesundheitsreport 2022 Arbeitsunfähigkeiten – Arbeitsunfähigkeit AU-Tage je Fall nach Geschlecht und Alter im Jahr 2021 AU-Tage je Fall 25 20 15 10 5 0 Männer Frauen Abbildung 10 (Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in der Techniker) AU-Tage je Versicherungsjahr nach Geschlecht und Alter im Jahr 2021 AU-Tage je VJ 30 25 20 15 10 5 0 Männer Frauen Abbildung 11 (Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in der Techniker)
19 Arbeitsunfähigkeit nach Bundesländern Abbildung 12 traditionell bundeslandabhängig merkliche Unterschiede. zeigt das AU-Meldegeschehen bei Erwerbspersonen mit Die geringsten Krankschreibungshäufigkeiten (helle Balken Mitgliedschaft in der Techniker in den 16 Bundesländern für in der Abbildung) wiesen 2021 mit durchschnittlich 0,82 und das Jahr 2021. Diese sowie weitere Zahlenwerte auch für jeweils 0,85 Fällen je Versicherungsjahr Erwerbspersonen das Jahr 2020 finden sich in Tabelle A8 und folgenden ab mit Versicherung bei der Techniker aus Baden-Württemberg Seite 56 im Anhang. Das AU-Meldegeschehen zeigt sowie Bayern und Berlin auf. AU-Fälle und AU-Tage je Versicherungsjahr nach Bundesländern im Jahr 2021 1,06 Schleswig-Holstein 16,1 0,87 Hamburg 14,1 1,01 Niedersachsen 15,5 0,92 Bremen 14,5 0,97 Nordrhein-Westfalen 15,2 0,97 Hessen 14,1 0,99 Rheinland-Pfalz 15,4 0,82 Baden-Württemberg 11,8 0,85 Bayern 12,7 1,01 Saarland 17,1 0,85 Berlin 14,3 1,15 Brandenburg 18,3 1,29 Mecklenburg-Vorpommern 19,4 1,08 Sachsen 15,2 1,28 Sachsen-Anhalt 19,2 1,22 Thüringen 18,0 AU-Fälle je VJ AU-Tage je VJ Abbildung 12 (Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in der Techniker, standardisiert; unterschiedliche Achsenskalierung für AU-Fall- und AU-Tagesangaben)
20 Gesundheitsreport 2022 Arbeitsunfähigkeiten – Arbeitsunfähigkeit Demgegenüber waren Erwerbspersonen aus Mecklenburg- damit zwischen einem Rückgang um 1,12 Tage je Vorpommern mit 1,29 Fällen je Versicherungsjahr um Erwerbsperson in Berlin und einem Anstieg um 0,15 Tage je 57 Prozent häufiger krankgeschrieben als Erwerbspersonen Erwerbsperson in Thüringen. Auch die AU-Fallzahlen sind aus Baden-Württemberg. Mit Ausnahme Sachsens zeigen 2021 im Vergleich zum Vorjahr in den meisten Bundeslän- sich für alle neuen Bundesländer im Vergleich zu den alten dern leicht gesunken (vergleiche auch Tabelle A8 auf Seite Bundesländern verhältnismäßig hohe AU-Fallhäufigkeiten. 56 im Anhang). Eine große Spannweite findet sich auch hinsichtlich der er- Befriedigende und empirisch belegte Erklärungen zu Ursa- krankungsbedingten Fehlzeiten. Während eine Erwerbs- chen für einzelne bundeslandspezifische Ergebniskonstel- person in Baden-Württemberg im Jahr 2021 durchschnitt- lationen existieren in der Regel nicht. Da die hier gezeigten lich 11,8 Tage krankgeschrieben war, entfielen auf eine Er- Ergebnisse entsprechend standardisiert wurden, sind werbsperson in Mecklenburg-Vorpommern innerhalb des Unterschiede in der Alters- und Geschlechterstruktur von Jahres 2021 durchschnittlich 19,4 gemeldete Krankheits- Erwerbstätigen in den einzelnen Bundesländern für die fehltage. Auch für Versicherte der Techniker in Sachsen- dargestellten Differenzen nicht verantwortlich zu machen. Anhalt und Brandenburg finden sich im Jahr 2021 mit 19,2 beziehungsweise 18,3 AU-Tagen je Versicherungsjahr ver- Insbesondere die Rangfolge der Bundesländer nach Fehl- hältnismäßig hohe Fehlzeiten. Berlin belegt – gemessen an zeiten erscheint über den gesamten Beobachtungszeitraum der Höhe der Fehlzeiten auf Bundeslandebene – im Jahr seit 2000, abgesehen von einigen Ausnahmen, verhältnis- 2021 den zwölften Rang. mäßig konstant (vergleiche Abbildung 13). Zu den Aus- nahmen zählt zweifellos Berlin. Während im Jahr 2000 in Gegenüber dem Vorjahr ist es 2021 in allen Bundesländern diesem Bundesland noch mit Abstand die höchsten Fehl- mit Ausnahme von Sachsen-Anhalt und Thüringen zu einem zeiten ermittelt wurden, belegt Berlin 2021, wie bereits mehr oder weniger starken Rückgang der Fehlzeiten erwähnt, nur noch den zwölften Rang der bundes- gekommen. Die Veränderungen von 2020 auf 2021 variieren landspezifischen Fehlzeitenstatistik. 20 AU-Tage je Versicherungsjahr nach Bundesländern in den Jahren 2000 bis 2021 AU-Tage je VJ MV 20 SA 19 BR THÜ 18 SAAR 17 SH NDS 16 RLP 15 S 14 NRW HB 13 B 12 H 11 HH BAY 10 BW 9 Abbildung 13 (Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in der Techniker, standardisiert)
21 21 Arbeitsunfähigkeit nach Diagnosen Diagnosen werden Mit rund sieben Tagen bei beiden Geschlechtern recht kurz auf Arbeitsunfähigkeitsmeldungen in Form von ICD-10- war demgegenüber die durchschnittliche fallbezogene Codes angegeben (vergleiche Methodische Hinweise und Krankschreibungsdauer bei den häufig vorkommenden Er- Ergänzungen zum Thema ICD-10-Klassifikation unter krankungen des Atmungssystems. Eine noch etwas kürzere tk.de/gesundheitsreport). Die zumeist drei- oder vierstellig fallbezogene Krankschreibungsdauer zeigt sich bei Krank- dokumentierten Codierungen lassen sich insgesamt 22 Dia- heiten des Verdauungssystems und Infektionskrankheiten. gnosekapiteln zuordnen, die typischerweise jeweils Erkran- Größere geschlechtsspezifische Unterschiede hinsichtlich kungen bestimmter Organsysteme oder Erkrankungen mit der fallbezogenen Dauer finden sich bei Krankheiten des anderen typischen Charakteristika zusammenfassen. Kreislaufsystems: Während ein Erkrankungsfall mit ent- Umfangreiche Informationen und Materialien zur ICD-10 sprechenden Diagnosen im Jahr 2021 unter Frauen zu einer finden sich auch auf den Internetseiten des Deutschen Arbeitsunfähigkeit von 19 Tagen führte, waren Männer in Instituts für Medizinische Dokumentation und Information entsprechenden Fällen im Mittel 26 Tage krankgeschrieben. (DIMDI) unter dimdi.de. Abbildung 16 zeigt, sinngemäß berechnet als Produkt aus Abbildung 14 zeigt die Häufigkeit von AU-Fällen nach Dia- AU-Häufigkeit und fallbezogener Krankschreibungsdauer, gnosekapiteln für Erwerbspersonen mit Versicherung bei den wohl für viele Betrachtungen wesentlichen Parameter der Techniker im Jahr 2021. Aus Gründen der Übersichtlich- des AU-Meldegeschehens: Angegeben wird die durch- keit wurden dabei einige Diagnosekapitel zusammengefasst schnittliche krankheitsbedingte Fehlzeit, bezogen auf oder bei sehr seltener Nennung gänzlich ausgelassen. Auf 100 Versicherungsjahre, bei Erwerbspersonen mit Mitglied- die dargestellten Kapitel entfallen mit rund 95 Prozent schaft in der Techniker im Jahr 2021. allerdings nahezu alle der erfassten Erkrankungsereignisse. Zahlenangaben, inklusive der Werte für das Vorjahr 2020, Die meisten Krankheitsfehltage entfielen geschlechterüber- sind der Tabelle A12 auf Seite 60 im Anhang zu entnehmen. greifend im Jahr 2021 wieder auf Erkrankungen mit Dia- gnosen von psychischen Störungen. Mit 317 AU-Tagen je Die mit Abstand häufigste Ursache von Krankschreibungen 100 Versicherungsjahre konnten dieser Erkrankungsgruppe bilden traditionell Krankheiten des Atmungssystems. Im Jahr 21,8 Prozent aller Fehltage zugeordnet werden. Bei Frauen 2021 ist es bei entsprechenden Erkrankungen gegenüber wurden mit durchschnittlich 404 AU-Tagen je 100 Versiche- dem Vorjahr zu einem Rückgang der Fallzahlen um 21,0 rungsjahre deutlich mehr Fehltage als unter Männern mit Prozent gekommen (vergleiche Tabelle A12 auf Seite 60 im 242 AU-Tagen je 100 Versicherungsjahre erfasst. Eine Anhang). Frauen sind weiterhin merklich häufiger als Männer durchschnittliche Erwerbsperson in der Techniker war inner- betroffen: Innerhalb von 100 Versicherungsjahren wurden halb des Jahres 2021 (bei 365 Versicherungstagen) im Mittel 2021 (in Klammern: 2020) durchschnittlich unter Frauen mehr als drei Tage wegen Erkrankungen mit psychischen 26,1 (33,7) und unter Männern 20,4 (25,3) entsprechende Störungen krankgeschrieben. Erkrankungsfälle registriert. Neubildungen (zu denen die meisten Krebserkrankungen zählen), Stoffwechselkrank- Die Erkrankungsgruppe „Krankheiten des Muskel-Skelett- heiten (wie Diabetes), Hauterkrankungen, aber auch Systems und des Bindegewebes“, kurz gesprochen „Erkran- Krankheiten des Kreislaufsystems (wie Bluthochdruck, kungen des Bewegungsapparats“, belegte mit geschlechter- Schlaganfall und Herzinfarkt) spielen bei der hier betrach- übergreifend durchschnittlich 266 Fehltagen je 100 Ver- teten Krankschreibungshäufigkeit unter Erwerbspersonen sicherungsjahre und einem Anteil von 18,3 Prozent an den demgegenüber nur eine sehr untergeordnete Rolle. Gesamtfehlzeiten im Jahr 2021 den zweiten Rang der Krankheitsgruppen hinsichtlich der Fehlzeiten (vergleiche Abbildung 15 zeigt die durchschnittliche Dauer von AU- auch Tabelle A14 auf Seite 62 im Anhang). Fällen mit Diagnosen aus den einzelnen Kapiteln (vergleiche auch Tabelle A13 auf Seite 61 im Anhang). Ausgesprochen Bei männlichen TK-Versicherten entfielen mit durchschnitt- lange dauerten Arbeitsunfähigkeitsfälle mit durchschnittlich lich 262 AU-Tagen je 100 Versicherungsjahre weiter die 28 Tagen (Männer) beziehungsweise 39 Tagen (Frauen) auf- meisten Fehltage auf Erkrankungen des Bewegungs- grund der seltenen Diagnose von Neubildungen. Eine ins- apparats. Es folgten bei Männern 2021 in Bezug auf ihre besondere bei Männern noch erheblich längere fallbezogene anteilige Bedeutung am Krankenstand in absteigender Arbeitsunfähigkeitsdauer zeigt sich sonst nur bei Diagnosen Reihenfolge die Kapitel „Psychische Störungen“, von psychischen Störungen, die bei Männern und Frauen „Verletzungen“ und „Krankheiten des Atmungssystems“. 2021 zu Krankschreibungen über fallbezogen durchschnitt- lich 50 beziehungsweise 46 Tage führten.
22 Gesundheitsreport 2022 Arbeitsunfähigkeiten – Arbeitsunfähigkeit Bei weiblichen Erwerbspersonen führten 2021 demgegen- des Atmungssystems“. Zu merklich weniger Fehltagen als über „Psychische Störungen“ zu den meisten gemeldeten bei Männern führten bei Frauen „Verletzungen“, die unter Erkrankungstagen. Mit absteigender Bedeutung folgten weiblichen Erwerbspersonen 2021 Rang vier im Hinblick auf „Krankheiten des Bewegungsapparats“ und „Krankheiten Ursachen von Fehlzeiten belegten. 22 AU-Fälle je 100 Versicherungsjahre nach ICD-10-Diagnosekapiteln im Jahr 2021 7,4 Bestimmte infektiöse und parasitäre Krankheiten 8,2 1,3 Neubildungen 2,0 0,4 Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten 0,6 4,9 Psychische und Verhaltensstörungen 8,7 4,3 Krankheiten des Nervensystems und der Sinnesorgane 6,4 2,2 Krankheiten des Kreislaufsystems 2,0 20,4 Krankheiten des Atmungssystems 26,1 8,1 Krankheiten des Verdauungssystems 8,3 1,2 Krankheiten der Haut und der Unterhaut 1,1 13,9 Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems 13,0 1,2 Krankheiten des Urogenitalsystems 3,7 Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett 1,7 6,9 Symptome und abnorme klinische und Laborbefunde 10,2 9,3 Verletzungen, Vergiftungen 8,6 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 AU-Fälle Männer Frauen je 100 VJ Abbildung 14 (Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in der Techniker, standardisiert)
23 23 AU-Tage je Fall nach ICD-10-Diagnosekapiteln im Jahr 2021 6,3 Bestimmte infektiöse und parasitäre Krankheiten 6,7 28,2 Neubildungen 38,7 18,8 Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten 19,1 49,6 Psychische und Verhaltensstörungen 46,4 13,4 Krankheiten des Nervensystems und der Sinnesorgane 12,4 25,9 Krankheiten des Kreislaufsystems 19,2 7,2 Krankheiten des Atmungssystems 7,2 7,1 Krankheiten des Verdauungssystems 6,8 13,4 Krankheiten der Haut und der Unterhaut 12,1 18,8 Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems 20,9 11,0 Krankheiten des Urogenitalsystems 8,2 Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett 11,7 11,5 Symptome und abnorme klinische und Laborbefunde 11,4 17,8 Verletzungen, Vergiftungen 15,9 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 AU-Tage Männer Frauen je Fall Abbildung 15 (Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in der Techniker, standardisiert)
24 Gesundheitsreport 2022 Arbeitsunfähigkeiten – Arbeitsunfähigkeit 24 AU-Tage je 100 Versicherungsjahre nach ICD-10-Diagnosekapiteln im Jahr 2021 47 Bestimmte infektiöse und parasitäre Krankheiten 55 38 Neubildungen 77 7 Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten 11 242 Psychische und Verhaltensstörungen 404 58 Krankheiten des Nervensystems und der Sinnesorgane 79 56 Krankheiten des Kreislaufsystems 38 146 Krankheiten des Atmungssystems 188 57 Krankheiten des Verdauungssystems 57 15 Krankheiten der Haut und der Unterhaut 13 262 Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems 271 13 Krankheiten des Urogenitalsystems 30 Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett 20 79 Symptome und abnorme klinische und Laborbefunde 117 165 Verletzungen, Vergiftungen 138 0 50 100 150 200 250 300 350 400 AU-Tage Männer Frauen je 100 VJ Abbildung 16 (Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in der Techniker, standardisiert)
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