Gesundheitsreport 2022 - Arbeitsunfähigkeiten

 
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Gesundheitsreport 2022 - Arbeitsunfähigkeiten
Gesundheitsreport
Arbeitsunfähigkeiten

                       2022
Gesundheitsreport 2022 - Arbeitsunfähigkeiten
2        Gesundheitsreport 2022 Arbeitsunfähigkeiten – Inhalt

Inhalt

         1 Zusammenfassung

         2 Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in der
           Techniker

    6    Erwerbspersonen nach Geschlecht und Alter
    8    Erwerbspersonen nach Bundesländern

         3 Arbeitsunfähigkeit

    10 Arbeitsunfähigkeiten insgesamt
    12 Interpretation von Stichtagsstatistiken
    16 Arbeitsunfähigkeit nach Dauer
    16 Arbeitsunfähigkeit nach Dauer im Jahr 2021
    17 Arbeitsunfähigkeit nach Geschlecht und Alter
    19 Arbeitsunfähigkeit nach Bundesländern
    21 Arbeitsunfähigkeit nach Diagnosen
    35 Arbeitsunfähigkeit nach Berufen
    40 Arbeitsunfähigkeit nach Schul- und
       Ausbildungsabschluss
    42 Arbeitsunfälle bei Erwerbspersonen
    46 Rückenbeschwerden

         4 Anhang

    52 Tabellenanhang
    78 Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

Gesundheitsreport 2022 – Arbeitsunfähigkeiten, Herausgeber: Techniker Krankenkasse, Unternehmenszentrale, Hamburg 22291, tk.de;
Geschäftsbereich Markt und Kunde, Team Gesundheitsmanagement, Dr. Sabine Voermans; Autoren: Dr. Thomas Grobe, Sven Bessel,
aQua – Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen GmbH, Göttingen; Planung und Konzeption: Albrecht Wehner;
Redaktion und Beratung: Micaela Berger; Art Direction: Jenny Wirth, Stefan Mortz

© Techniker Krankenkasse. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung. Für eine bessere
Lesbarkeit verzichten wir im Text auf die Unterscheidung in eine männliche und eine weibliche Form. Selbstverständlich sind hier Frauen und Männer gleicher-
maßen angesprochen.
3

1 Zusammenfassung

Der jährlich erscheinende Gesundheitsreport der Techniker     Krankenstände und Arbeitsunfähigkeitsfälle Im Jahr
Krankenkasse (TK) befasst sich in zwei jeweils routinemäßig   2021 wurden bei Mitgliedern der Techniker insgesamt
aktualisierten Hauptabschnitten mit Arbeitsunfähigkeiten      5,16 Millionen Arbeitsunfähigkeitsfälle und 84,1 Millionen
sowie mit Arzneiverordnungen bei Erwerbspersonen. Das         Fehltage registriert. Die krankheitsbedingten Fehlzeiten bei
vorliegende Dokument beinhaltet Ergebnisse zu Arbeits-        Erwerbspersonen sind damit im Jahr 2021 im Vergleich zum
unfähigkeiten. Zudem wird im Abschnitt „Erwerbspersonen       Jahr 2020 merklich gesunken. Bezieht man die 2021
mit Mitgliedschaft in der Techniker“ die Untersuchungs-       erfassten Arbeitsunfähigkeitstage auf die Versicherungs-
population beziehungsweise Datengrundlage der Aus-            zeiten der Erwerbspersonen, lässt sich nach geschlechts-
wertungen dargestellt. Betrachtet werden im Gesundheits-      und altersstandardisierten Auswertungen für das Jahr 2021
report Daten zu Erwerbspersonen, zu denen neben den           bei Mitgliedern der Techniker ein Krankenstand von
Berufstätigen auch Bezieher von Arbeitslosengeld zählen.      3,99 Prozent berechnen. Im Vorjahr 2020 hatte der
Sowohl zur Arbeitsunfähigkeit als auch zu Arzneiverordnun-    Krankenstand bei 4,14 Prozent gelegen.
gen werden im aktuellen Gesundheitsreport Daten über
einen Zeitraum von 22 Jahren von 2000 bis 2021 analysiert.    Der für 2021 ermittelte Krankenstand von 3,99 Prozent ent-
                                                              spricht einer durchschnittlich gemeldeten erkrankungs-
Grundlage der Auswertung bilden routinemäßig erfasste         bedingten Fehlzeit von 14,6 Tagen je Erwerbsperson. Die
und anonymisierte Daten zu aktuell 5,5 Millionen sozialver-   Fehlzeiten sind damit von 2020 auf 2021 altersbereinigt um
sicherungspflichtig beschäftigten oder arbeitslos gemel-      0,55 Tage gesunken. Dies entspricht einem relativen
deten Mitgliedern der Techniker Krankenkasse. Von allen       Rückgang der Fehlzeiten um 3,63 Prozent (vergleiche
sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Deutschland     Abbildung 4 auf Seite 11). Nachdem der Krankenstand seit
waren 2021 nach einer Gegenüberstellung mit vorläufigen       einem historischen Tiefstand im Jahr 2006 während des
Angaben der Bundesagentur für Arbeit circa 15,8 Prozent       letzten Jahrzehnts stetig angestiegen war, war es im Jahr
bei der Techniker versichert.                                 2016 erstmals wieder zu einer Abnahme der gemeldeten
                                                              AU-Zeiten gekommen, die sich auch im Jahr 2017 fortsetzte.
Seit dem ersten Erscheinen werden im Gesundheitsreport        Nachdem sich im Jahr 2018 – im Zuge einer ausgeprägten
der Techniker nahezu ausschließlich geschlechts- und          Grippe- und Erkältungswelle – ein erneuter Anstieg zeigte
altersstandardisierte Ergebnisse präsentiert. Durch die Ge-   und der höchste Krankenstand seit Beginn der Auswertun-
schlechts- und Altersstandardisierung werden zum einen        gen zum Jahr 2000 errechnet wurde, war der Krankenstand
inhaltlich relevante Vergleiche von Ergebnissen aus unter-    im Jahr 2019 wieder leicht gesunken. Dieser Rückgang der
schiedlichen Versichertengruppen erleichtert. Zum anderen     Fehlzeiten setzte sich – mit jahreszeitlich unterschiedlich
werden bei Darstellungen zu unterschiedlichen Jahren Ent-     gelagerten Effekten – grundsätzlich auch in den beiden
wicklungen aufgezeigt, die unabhängig von demografischen      ersten Jahren der Coronapandemie 2020 und 2021 fort.
Veränderungen beobachtet werden können (vergleiche
Methodische Hinweise unter tk.de/gesundheitsreport). Ent-     Der Rückgang der Gesamtfehlzeiten 2021 um 3,63 Prozent
sprechend den Empfehlungen der Ersatzkassen werden zur        resultierte dabei in erster Linie aus einer Abnahme der An-
Standardisierung im Gesundheitsreport seit 2013 Angaben       zahl der gemeldeten Arbeitsunfähigkeitsfälle um 2,34 Pro-
zur Geschlechter- und Altersstruktur von Erwerbstätigen in    zent und einem Rückgang hinsichtlich der fallbezogenen
Deutschland aus dem Jahr 2010 genutzt. Dies gilt auch für     Krankheitsdauer um 1,32 Prozent. Es wurden 2021 also
„historische“ Ergebnisse aus zurückliegenden Jahren.          weniger Arbeitsunfähigkeitsfälle als 2020 gemeldet, die
                                                              2021 zudem etwas kürzer als im Vorjahr dauerten.
4     Gesundheitsreport 2022 Arbeitsunfähigkeiten – Zusammenfassung

Regionale Unterschiede Sinkende AU-Fallzahlen und sin-
kende Fehlzeiten waren 2021 im Vergleich zum Vorjahr in
den meisten Bundesländern zu beobachten (vergleiche
Tabelle A8 und Tabelle A10 auf Seite 56 und 58 im Anhang).
Die Veränderungen im Hinblick auf die Fehlzeiten variieren                      Diagnosen und Trends Für den Krankenstand verantwort-
zwischen einem Rückgang der Fehlzeiten von 1,12 Tagen je                        lich sind, bei einer Betrachtung der Ergebnisse nach einer
Erwerbsperson in Berlin und einem Anstieg um 0,15 Tage in                       Zusammenfassung von Diagnosen in übergeordneten
Thüringen (vergleiche Abbildung 13 auf Seite 20 sowie                           Erkrankungsgruppen beziehungsweise ICD-10-Diagnose-
Tabelle A10 auf Seite 58 im Anhang).                                            kapiteln, insbesondere psychische Störungen, Atemwegs-
                                                                                erkrankungen, Krankheiten des Bewegungsapparats sowie
Unverändert findet sich eine erhebliche Spannweite hin-                         Verletzungen 1. Von Fehltagen mit einer Zuordnung zu den
sichtlich der erkrankungsbedingten Fehlzeiten in den einzel-                    ersten drei Erkrankungsgruppen sind unter den Erwerbsper-
nen Bundesländern (vergleiche Abbildung 12 auf Seite 19).                       sonen mit Versicherung bei der Techniker Frauen stärker
Während nach den Ergebnissen von geschlechts- und alters-                       betroffen. Arbeitsunfähigkeit mit einer Diagnose von Verlet-
standardisierten Auswertungen eine Erwerbsperson in                             zungen betrifft demgegenüber Männer in größerem Umfang
Baden-Württemberg oder Bayern im Jahr 2021 durch-                               als Frauen (vergleiche Abbildung 16 auf Seite 24).
schnittlich lediglich 11,8 Tage beziehungsweise 12,7 Tage
krankgeschrieben war, entfielen auf eine Erwerbsperson in
Sachsen-Anhalt oder Brandenburg innerhalb des Jahres
2021 durchschnittlich 19,2 beziehungsweise 18,3 gemel-
dete erkrankungsbedingte Fehltage. Eine Erwerbsperson in
Mecklenburg-Vorpommern war im Jahr 2021 im Durch-
schnitt sogar 19,4 Tage krankgeschrieben.

1 Formal ist diese Gruppierung von Diagnosen durch die Internationale statistische Klassifikation von Krankheiten vorgegeben, die in Deutschland seit 2000 in

ihrer 10. Revision zur Erfassung von Arbeitsunfähigkeitsdiagnosen verwendet wird (ICD-10). Die aufgeführten Erkrankungsgruppen entsprechen einzelnen
„Kapiteln“ der ICD-10. In Veröffentlichungen zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement wird bei Diagnosen in einer Gruppierung nach Kapiteln der ICD-10 in
Deutschland oft auch von „Krankheitsarten“ gesprochen.
5

Für den Rückgang der Fehlzeiten von 2020 auf 2021 sind
gesunkene Fehlzeiten im Jahr 2021 mit unterschiedlichen        Psychische Störungen bildeten so auch im Jahr 2021 die
Diagnosen, darunter maßgeblich Rückgänge bei Krankheiten       bedeutsamste Erkrankungsgruppe im Hinblick auf die
des Atmungssystems, verantwortlich. Eine Ausnahme              Fehlzeiten. Im Jahr 2006 waren psychische Störungen
hiervon bildeten Fehlzeiten aufgrund von psychischen           demgegenüber erst für etwa 1,4 Fehltage pro Person
Störungen (vergleiche Abbildung 17 auf Seite 25).              verantwortlich. Von 2006 bis 2021 sind Fehlzeiten unter
                                                               diesen Diagnosen bei Erwerbspersonen altersbereinigt um
Krankheiten des Atmungssystems, und darunter insbeson-         insgesamt 119 Prozent gestiegen. Frauen waren auch im
dere die vorrangig diesem ICD-10-Kapitel zugeordneten          Jahr 2021 mit 4,0 Fehltagen deutlich stärker als Männer mit
Erkältungskrankheiten, führen in der Regel im ersten Quartal   2,4 Tagen betroffen.
des Jahres zu besonders vielen Fehltagen (vergleiche
Abbildung 21 auf Seite 30). Im Zuge der Coronapandemie         Im Jahr 2021 setzte sich zugleich der Trend zum Rückgang
kam es im ersten Quartal 2020 zu einem sehr starken            von Fehlzeiten wegen Krankheiten des Muskel-Skelett-
Anstieg der gemeldeten Fehlzeiten aufgrund von                 Systems geringfügig fort. Auf Fehlzeiten unter Diagnosen
Erkältungskrankheiten. Im ersten Quartal 2020 ließen sich      aus dieser Erkrankungsgruppe entfielen 2021 mit 2,66
also im Wochenmittel erheblich höhere erkältungsbedingte       Fehltagen je Erwerbsperson 18,3 Prozent der gesamten
Krankenstände als 2019 verzeichnen, wobei zumindest            Fehlzeiten. Damit belegte diese Erkrankungsgruppe
kurzfristig auch Werte aus dem Jahr der ausgeprägten           hinsichtlich der Fehlzeiten den zweiten Rang der
Grippesaison 2017/2018 noch deutlich überschritten             Krankheitsgruppen.
wurden. Im Jahr 2021 blieb eine Grippe- und Erkältungswelle
zu Jahresbeginn weitgehend aus, was auch jahresbezogen         Interpretation von Stichtagsstatistiken Vom Bundes-
zu einer deutlich geringeren Zahl an AU-Fällen und             ministerium für Gesundheit (BMG) wurden regelmäßig, und
vergleichsweise niedrigen Fehlzeiten geführt hat. So war       dabei in einigen Jahren recht zeitnah nach Jahresabschluss,
bezogen auf die durchschnittlichen Fehltage pro                kassenübergreifende Statistiken zu Krankenständen bei
Versicherungsjahr bei Krankheiten des Atmungssystems           Pflichtmitgliedern der gesetzlichen Krankenversicherung
von 2020 auf 2021 ein deutlicher Rückgang um 27,9 Prozent      (GKV) veröffentlicht. Da diese Statistiken innerhalb eines
beziehungsweise 0,64 Tage je Erwerbsperson feststellbar.       Jahres auf Angaben zu jeweils nur zwölf Stichtagen beruhen,
                                                               werden die realen Krankenstände innerhalb eines Jahres
Für Fehlzeiten aufgrund von psychischen Störungen wurde        durch diese Statistiken des BMG jedoch nur unvollständig
2021 wieder ein Anstieg ermittelt (vergleiche Abbildung 17     erfasst.
auf Seite 25). Nachdem 2016 ein leichter Rückgang der
Fehlzeiten mit Diagnosen von psychischen Störungen zu          Da die Differenzen zwischen den Stichtagswerten und
verzeichnen war, setzte sich der Trend zu steigenden Fehl-     realen Krankenständen von Jahr zu Jahr schwanken, können
zeiten unter entsprechenden Diagnosen seit 2017 erneut         Interpretationen der Stichtagsergebnisse, insbesondere im
fort (vergleiche Abbildung 18 auf Seite 27). Die Zahl der      Hinblick auf Aussagen zu kurzfristigen Trends, zu falschen
Fehltage aufgrund psychischer Störungen stieg 2021 im          Schlüssen führen. Um entsprechenden Fehlinterpretationen
Vergleich zum Vorjahr um 6,1 Prozent beziehungsweise um        vorzubeugen, befasst sich ein kurzer Abschnitt des Gesund-
18,2 Fehltage je 100 Versicherungsjahre, was einer Zu-         heitsreports mit der Veranschaulichung der entsprechenden
nahme der Fehlzeiten um rund 0,18 Tage je Erwerbsperson        Problematik (vergleiche Abbildung 5 auf Seite 13 und zuge-
und Jahr entspricht (vergleiche Abbildung 17 auf Seite 25).    hörige Erläuterungen). Für das Jahr 2021 zeigen Auswer-
Damit war jede Erwerbsperson im Jahr 2021 durch-               tungen sowohl auf der Basis von Stichtagswerten als auch
schnittlich 3,17 Tage unter der Diagnose einer psychischen     unter Einbeziehung aller Kalendertage im Vergleich zum
Störung krankgeschrieben.                                      Vorjahr einen Rückgang des Krankenstandes, wobei das
                                                               Ausmaß des Rückgangs bei der alleinigen Einbeziehung von
                                                               Stichtagswerten überschätzt wird.
6    Gesundheitsreport 2022 Arbeitsunfähigkeiten – Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in der Techniker

      2 Erwerbspersonen mit
        Mitgliedschaft in der Techniker

      Insgesamt waren in der Techniker Ende 2021 11,7 Millionen
      Personen versichert. Von diesen Personen waren 8,4 Millio-
      nen Mitglieder der Techniker. 2,5 Millionen Personen waren
      als Familienangehörige mitversichert. Die Auswertungen des
      Gesundheitsreports beziehen sich ausschließlich auf Daten
      zu den Erwerbspersonen.
                                                                   Berufstätige Mitglieder der Techniker stellen nach Gegen-
                                                                   überstellungen mit vorläufigen Beschäftigtenzahlen der
                                                                   Bundesagentur für Arbeit von Januar bis November des
                                                                   Jahres 2021 einen Anteil an allen sozialversicherungspflich-
                                                                   tig Beschäftigten in Deutschland von circa 15,8 Prozent.
Grundlagen

Erwerbspersonen                                             6      Erwerbspersonen nach Geschlecht und Alter Abbildung 1
                                                                   auf Seite 7 zeigt die Verteilung der Versicherungszeiten von
Als „Erwerbspersonen“ werden im Rahmen des                         Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in der Techniker im Jahr
Gesundheitsreports sozialversicherungspflichtig                    2021 nach Geschlecht und Alter zwischen 15 und 64 Jahren.
Beschäftigte sowie Arbeitslose mit eigenständiger                  51 Prozent der Versicherungszeiten entfallen auf Männer,
Mitgliedschaft in der Krankenkasse bezeichnet, die                 49 Prozent auf Frauen. Im Jahr 2001 entfielen nach Auswer-
zur Abgabe von Arbeitsunfähigkeitsbescheinigun-                    tungen zum ersten Gesundheitsreport der Techniker dem-
gen verpflichtet sind. Innerhalb des Jahres 2021                   gegenüber erst 37 Prozent der Versicherungszeiten auf
waren in der Techniker durchschnittlich 5,51 Millio-               Frauen.
nen Erwerbspersonen in diesem Sinne versichert,
darunter 5,43 Millionen Personen im Alter zwi-                     Während in den Altersgruppen bis 59 Jahre Frauen etwa in
schen 15 und 64 Jahren. Die Auswertungen des                       gleicher Zahl wie Männer als Erwerbspersonen bei der Tech-
Gesundheitsreports zu einzelnen Jahren beziehen                    niker versichert sind, liegt die Zahl der männlichen Ver-
sich jeweils auf Erwerbspersonen aus diesen                        sicherten in den Altersgruppen nach Vollendung des
Altersgruppen.                                                     60. Lebensjahres deutlich über der von Frauen. Im Zuge der
                                                                   allgemeinen demografischen Entwicklung hatte sich auch
                                                                   die Altersstruktur unter Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft
                                                                   in der Techniker merklich verändert. Im Jahr 2021 bildeten –
                                                                   mitbedingt durch größere Zuwächse bei den Mitglieder-
                                                                   zahlen in jüngeren Altersgruppen – 30- bis 34-Jährige die am
      Berichtet werden im Gesundheitsreport Ergebnisse zu Daten    stärksten besetzte Altersgruppe.
      aus insgesamt 22 Kalenderjahren von 2000 bis 2021. Einen
      Schwerpunkt bilden Darstellungen der Ergebnisse zum Jahr
      2021, die sich auf die Gesamtpopulation der Erwerbsperso-
      nen mit Mitgliedschaft in der Techniker unter Einbeziehung
      von arbeitslosen Mitgliedern beziehen.
7

7 Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in der Techniker nach Geschlecht und Alter im Jahr 2021

          VJ
   (Tausend)

          350

          300

          250

          200

          150

          100

           50

             0

        Männer     Frauen

   Abbildung 1

   Abbildung 2 auf Seite 8 zeigt eine Gegenüberstellung der      Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung ist in den nächsten
   Altersverteilung von sozialversicherungspflichtig Beschäf-    20 Jahren mit einer weiteren merklichen Veränderung der
   tigten in der Techniker 2021 sowie in Deutschland ins-        Altersstruktur von Erwerbstätigen in Deutschland zu rech-
   gesamt. Die Unterschiede erscheinen eher gering. In beiden    nen, wobei eine vergleichsweise große Zahl an Personen aus
   Populationen sind die zwei Altersgruppen von 50 bis 54        den aktuell noch stark besetzten höheren Altersgruppen aus
   sowie von 55 bis 59 Jahren stark besetzt. Diese Altersver-    dem Erwerbsleben ausscheiden wird.
   teilung ist als Folge der allgemeinen demografischen Ent-
   wicklung in der Bundesrepublik anzusehen: Personen der        Ausführliche Darstellungen zu diesem Thema finden sich im
   genannten Altersgruppen zählen zu den geburtenstarken         Gesundheitsreport 2007 (Band 13 der Veröffentlichungen
   Jahrgängen der späten 1950er- beziehungsweise 1960er-         zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement der Techniker).
   Jahre. In den nachfolgenden Jahren wurden in der Bundes-
   republik deutlich weniger Kinder geboren, entsprechend
   erreichen jetzt auch nur noch deutlich weniger Personen das
   typische Erwerbseintrittsalter als noch vor 20 Jahren (ver-
   gleiche Methodische Hinweise zum Thema Standardisierung
   unter tk.de/gesundheitsreport).
8     Gesundheitsreport 2022 Arbeitsunfähigkeiten – Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in der Techniker

Vergleicht man die Altersverteilung der Erwerbstätigen in
der Techniker mit der von Erwerbstätigen in der Bundes-
republik im Detail, fällt bezüglich der Population der 8 Erwerbspersonen nach Bundesländern Die Techniker ist
Mitglieder der Techniker die relative Unterbesetzung der    eine bundesweit tätige Krankenkasse. Die Herkunft bezie-
jüngsten Altersgruppen bei verhältnismäßig stark besetzten  hungsweise die Wohnorte von Erwerbspersonen mit Mit-
Jahrgängen im Alter zwischen 30 und 39 Jahren auf. Die re-  gliedschaft in der Techniker verteilen sich folglich auf die
lativ geringe anteilige Besetzung jüngerer Jahrgänge an den gesamte Bundesrepublik. In Tabelle 1 auf Seite 9 ist die an-
Beschäftigten mit Versicherung bei der Techniker dürfte aus teilige Verteilung von Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in
einem verhältnismäßig hohen Anteil an Beschäftigten mit     der Techniker nach ihrem Wohnort in Bundesländern im Jahr
akademischer Ausbildung resultieren. Zu der relativ starken 2021 aufgelistet.
anteiligen Besetzung der Jahrgänge im Alter zwischen 30
und 39 Jahren hatte in zurückliegenden Jahren auch die
Fusion der Techniker mit der IKK-direkt im Jahr 2009
beigetragen.

Anteil Beschäftigte nach Alter – Versicherte in der Techniker versus Deutschland im Jahr 2021

%

14

12

10

 8

 6

 4

 2

 0

       Anteil Beschäftigte in der Techniker               Anteil Beschäftigte Deutschland

Abbildung 2 (Jahresmittel Beschäftigte mit Mitgliedschaft in der Techniker 2021 versus sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Deutschland nach vorläu-
figen Angaben der Bundesagentur für Arbeit zu März und Juni 2021)
9

In Berlin wohnten 8,1 Prozent aller Erwerbspersonen mit             Legt man vorläufige durchschnittliche Angaben der Bundes-
Versicherung bei der Techniker, in den alten Bundesländern          agentur für Arbeit von Januar bis November 2021 als bevöl-
(ohne Berlin) 82,7 Prozent und in den neuen Bundesländern           kerungsbezogene Referenzwerte zugrunde, lassen sich für
8,7 Prozent. Einen Wohnsitz im Ausland hatten 0,5 Prozent           das Jahr 2021 für die Subgruppe der sozialversicherungs-
der Erwerbspersonen. Im kleinsten Bundesland Bremen wa-             pflichtig beschäftigten Mitglieder der Techniker Anteile zwi-
ren 0,6 Prozent aller Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in         schen 5,9 und 27,1 Prozent errechnen (vergleiche Abbildung
der Techniker wohnhaft, im einwohnerreichsten Bundesland            3). Dabei beträgt der Anteil der TK-Versicherten in den alten
Nordrhein-Westfalen mit 24,6 Prozent knapp ein Viertel aller        Bundesländern (ohne Berlin) insgesamt 16,1 Prozent, in den
Erwerbspersonen mit Versicherung bei der Techniker.                 neuen Bundesländern 9,9 Prozent. Der höchste Anteil der
                                                                    TK-Versicherten an den sozialversicherungspflichtig Be-
Die beschriebene Verteilung der Erwerbspersonen mit                 schäftigten findet sich mit 27,1 Prozent in Berlin. In diesem
Mitgliedschaft in der Techniker auf Bundesländer folgt in           Bundesland war im Jahr 2021 mehr als jeder vierte sozial-
groben Zügen der Bevölkerungsverteilung in der Bundes-              versicherungspflichtig Beschäftigte bei der Techniker ver-
republik. Allerdings variiert der Anteil an TK-Versicherten in      sichert. Bei einem Anteil der TK-Versicherten von 5,9 Pro-
den einzelnen Bundesländern.                                        zent war demgegenüber in Sachsen nur etwa jeder 17. so-
                                                                    zialversicherungspflichtig beschäftigtes Mitglied bei der
                                                                    Techniker.

Verteilung von Erwerbspersonen mit Versicherung bei                 Anteil der TK-versicherten Beschäftigten an allen
der TK auf Bundesländer im Jahr 2021                                Beschäftigten nach Bundesländern im Jahr 2021

 Bundesland                 Männer              Frauen    Gesamt
 Schleswig-                                                                    Schleswig-Holstein
                               4,5 %              4,8 %     4,7 %                                                                 24,4 %
 Holstein
                                                                                           Hamburg                              23,9 %
 Hamburg                       4,4 %              4,7 %     4,6 %
                                                                                    Niedersachsen                        14,7 %
 Niedersachsen                 8,6 %              8,2 %     8,4 %
                                                                                             Bremen                 9,8 %
 Bremen                        0,6 %              0,6 %     0,6 %
                                                                             Nordrhein-Westfalen                            18,5 %
 Nordrhein-
                              24,8 %            24,4 %     24,6 %
 Westfalen                                                                                   Hessen                         18,4 %
 Hessen                        9,1 %              9,2 %     9,1 %                  Rheinland-Pfalz                        17,0 %
 Rheinland-Pfalz               4,7 %              4,6 %     4,6 %            Baden-Württemberg                        12,4 %
 Baden-
                              11,2 %            10,9 %     11,1 %                             Bayern                   13,2 %
 Württemberg
                                                                                            Saarland                 11,6 %
 Bayern                       14,2 %            14,1 %     14,1 %
                                                                                               Berlin                              27,1 %
 Saarland                      0,9 %              0,8 %     0,8 %
                                                                                      Brandenburg                           17,9 %
 Berlin                        7,8 %              8,5 %     8,1 %
 Brandenburg                                                          Mecklenburg-Vorpommern                              16,8 %
                               2,8 %              3,0 %     2,9 %
 Mecklenburg-                                                                               Sachsen             5,9 %
                               1,8 %              1,9 %     1,8 %
 Vorpommern                                                                        Sachsen-Anhalt                 7,8 %
 Sachsen                       1,8 %              1,8 %     1,8 %                         Thüringen              6,7 %
 Sachsen-Anhalt                1,2 %              1,2 %     1,2 %
 Thüringen                     1,0 %              1,0 %     1,0 %
 Ausland                                                            Abbildung 3 (Jahresmittel Versicherte bei der Techniker 2021 versus sozial-
                               0,7 %              0,3 %     0,5 %
                                                                    versicherungspflichtig Beschäftigte in Deutschland im Jahr 2021 [nach vor-
Tabelle 1 (anteilige Verteilung nach Wohnort)                       läufigen Angaben der Bundesagentur für Arbeit, Stand Februar 2022])
10     Gesundheitsreport 2022 Arbeitsunfähigkeiten – Arbeitsunfähigkeit

3 Arbeitsunfähigkeit

Arbeitsunfähigkeiten insgesamt Für die Auswertungen              0,95-mal arbeitsunfähig gemeldet, im Jahr 2020 wurden
des Gesundheitsreports wurden insgesamt rund 79 Millio-          demgegenüber 0,97 AU-Fälle je Erwerbsperson gezählt. Die
nen AU-Fälle mit 1,1 Milliarden dokumentierten Fehltagen         Zahl der AU-Fälle lag dabei auch 2021 mit durchschnittlich
aus den Jahren 2000 bis 2021 berücksichtigt, darunter            1,06 Fällen bei Frauen höher als bei Männern mit 0,85 AU-
5,16 Millionen Fälle mit Beginn im Jahr 2021. Allein in diesem   Fällen je Person und Jahr.
Kalenderjahr wurden unter Erwerbspersonen mit Versiche-
rung bei der Techniker 84,1 Millionen erkrankungsbedingte        Nach gleichfalls altersstandardisierten Berechnungen erge-
Fehltage erfasst. Tabelle 2 gibt einen ersten Überblick zur      ben sich für die Gesamtgruppe der Erwerbspersonen im Jahr
Arbeitsunfähigkeit bei TK-versicherten Erwerbspersonen in        2021 durchschnittlich 14,6 Fehltage je Versicherungsjahr,
den Jahren 2020 sowie 2021. Nicht standardisierte („rohe“)       was einem Krankenstand von 3,99 Prozent entspricht
Werte sind ergänzend in Tabelle A1 auf Seite 52 im Anhang        (vergleiche auch Abbildung 4). Damit ist die Zahl der
verzeichnet.                                                     gemeldeten Fehltage im Vergleich zum Vorjahr deutlich,
                                                                 nämlich um 3,63 Prozent, gesunken.
Aus den in Tabelle 2 angegebenen AU-Quoten folgt, dass
von den Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in der Tech-          Der Rückgang der effektiv gemeldeten Fehlzeiten im Jahr
niker 46,5 Prozent aller Frauen und 38,8 Prozent der Männer      2021 resultierte aus einem Rückgang der Zahl der
innerhalb des Jahres 2021 von mindestens einer Arbeits-          gemeldeten Arbeitsunfähigkeitsfälle um 2,34 Prozent sowie
unfähigkeit betroffen waren. Im Vergleich zum Vorjahr ist        einem Rückgang der durchschnittlichen fallbezogenen
der Anteil der von mindestens einer Krankschreibung betrof-      Krankheitsdauer um 1,32 Prozent. Eine einzelne Krank-
fenen Erwerbspersonen damit deutlich gesunken.                   schreibung dauerte demnach 2021 mit durchschnittlich 15,3
                                                                 AU-Tagen je AU-Fall kürzer als im Vorjahr.
Die Zahl der gemeldeten AU-Fälle erreichte 2021 bei einem
Rückgang um 2,34 Prozent im Vergleich zum Vorjahr einen
geringeren Wert. Nach altersstandardisierten Auswer-
tungen von Daten der Techniker war eine durchgängig
versicherte Erwerbsperson im Jahr 2021 durchschnittlich

Arbeitsunfähigkeit Erwerbspersonen in den Jahren 2020 sowie 2021

                                                   2020                                          2021
                                 Männer           Frauen         Gesamt         Männer          Frauen         Gesamt
  AU-Quote                          40,9 %          48,8 %         44,5 %          38,8 %         46,5 %         42,3 %
  AU-Fälle je VJ                      0,86             1,10           0,97           0,85            1,06           0,95
  AU-Tage je VJ                       13,4             17,0           15,1           12,9            16,4           14,6
  Krankenstand                      3,68 %          4,67 %         4,14 %          3,55 %         4,50 %          3,99 %
  AU-Tage je Fall                     15,6             15,6           15,6           15,1            15,5           15,3
Tabelle 2 (standardisiert)
11

      AU-Tage je Versicherungsjahr in den Jahren 2000 bis 2021 nach Geschlecht

      AU-Tage
         je VJ
                                                                                                        17,2               17,3 17,2
                                                                                                               17,0 16,8               17,0
             17                                                                                      16,6                                     16,4
                                                                                              16,3
                                                                                          15,9
                                                                                   15,7                 15,4               15,5 15,4
                           15,0                                                                                15,2 15,1
                                                                                                                      15,1
                    14,7          14,8                                  14,8 15,0 14,7 14,8
             15                                                                                                            14,6
                                  14,2                                         14,2
                                                          13,8           14,0                13,9           13,9 13,8
                                       13,6 13,6                                                  13,7 13,6
                                                      13,5           13,4                                             13,4
                        13,1                                   13,2                 13,2 13,3
                    12,9     13,0                12,9                                                                      12,9
                                  12,6                                         12,7
             13                                                           12,5
                                                         12,2
                                       12,1 12,1      11,9           12,1
                        11,6                                    11,9
                    11,4     11,5                11,4
                                  11,2                    10,9
                                       10,8 10,9
             11                                       10,6
                                                 10,2

               9

               Frauen              Gesamt            Männer

      Abbildung 4 (Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in der Techniker, standardisiert)

                                                                                      Im Jahr 2018 kam es im Zuge einer ausgeprägten Grippe-
                                                                                      und Erkältungswelle erneut zu einem Anstieg. Die für das
Das Wichtigste in Kürze                                                               Jahr 2018 gemeldeten Fehlzeiten bilden mit durchschnittlich
Fehlzeiten 2021                                                                       15,49 AU-Tagen den höchsten für Erwerbspersonen mit
                                                                                      Versicherung bei der Techniker insgesamt jahresbezogen
                                                                                      berechneten Wert seit dem Jahr 2000. Im Jahr 2019 war
Im Vergleich zum Vorjahr sind die Fehlzeiten
                                                                                      wiederum ein Rückgang der Fehlzeiten zu verzeichnen,
nach altersstandardisierten Auswertungen im
                                                                                      welcher sich auch im Jahr 2020 fortsetzte. Mit 14,6 AU-
Jahr 2021 um 3,63 Prozent merklich gesunken.
                                                                                      Tagen je Versicherungsjahr ließ sich schließlich auch 2021
Der merkliche Rückgang der Fehlzeiten im Jahr
                                                                                      ein deutlicher Rückgang der Fehlzeiten feststellen. Im
2021 resultiert in erster Linie aus einem
                                                                                      Vergleich zum Vorjahr sind die Fehlzeiten nach
Rückgang der Anzahl der gemeldeten
                                                                                      altersstandardisierten Auswertungen im Jahr 2021 um 3,63
Arbeitsunfähigkeitsfälle um 2,34 Prozent sowie
zu einem geringeren Teil auch aus einem                                               Prozent merklich gesunken.
Rückgang der durchschnittlichen fallbezogenen
Krankheitsdauer um 1,32 Prozent.

      Seit dem Jahr 2006 waren die erfassten Fehlzeiten bis 2015
      kontinuierlich gestiegen. In den Jahren 2016 und 2017
      setzte sich dieser Trend nicht fort, die gemeldeten
      Fehlzeiten waren erstmalig rückläufig.
12   Gesundheitsreport 2022 Arbeitsunfähigkeiten – Arbeitsunfähigkeit

Interpretation von Stichtagsstatistiken Aktuelle kassen-       Dargestellt werden Krankenstände bei Erwerbspersonen mit
übergreifende Angaben zum Krankenstand sind in                 Versicherung bei der Techniker an einzelnen Tagen der Jahre
Deutschland weiterhin ausschließlich in Form einer Statistik   2020 und 2021, wobei die in der BMG-Statistik ausschließlich
des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) verfügbar.         berücksichtigten Werte am Monatsersten jeweils durch
Diese Statistik beruht jedoch im Gegensatz zu den im           entsprechend positionierte Markierungen hervorgehoben
Gesundheitsreport präsentierten Zahlen lediglich auf Stich-    werden.
tagswerten zu Krankenständen jeweils am Monatsersten;
beide Angaben können daher nicht direkt verglichen werden.     Deutlich werden in der Abbildung zunächst die wochen-
Berechnet man auf Basis von Daten der Techniker Angaben        zyklischen Schwankungen des Krankenstands, wobei aus-
zum Krankenstand in Analogie zur BMG-Statistik, resultieren    gesprochen niedrige Werte regelmäßig an Wochenenden
aus jeweils zwölf Stichtagswerten so Krankenstandswerte        sowie an Feiertagen und insbesondere in der Weihnachtszeit
für die elf Jahre von 2011 bis 2021 in Höhe von                beobachtet werden können – also an Tagen, an denen ein
3,72 Prozent, 3,63 Prozent, 3,78 Prozent, 3,74 Prozent,        überwiegender Teil der Arbeitnehmer regulär nicht arbeitet
3,89 Prozent, 4,04 Prozent, 3,94 Prozent, 3,95 Prozent,        und sich folglich auch im Falle einer Erkrankung nicht krank-
3,97 Prozent, 3,80 Prozent und 3,85 Prozent.                   schreiben lassen muss. Zwei der für die BMG-Statistik
                                                               genutzten Stichtagswerte fallen grundsätzlich auf einen
Bei einer Beschränkung der standardisierten Auswertung         Feiertag, nämlich die am 1. Januar sowie die am 1. Mai, und
von TK-Daten auf Pflichtversicherte (wie in der BMG-           repräsentieren damit bei jeder Jahresauswertung regel-
Statistik) erhöhen sich die Krankenstände nach den             mäßig unterdurchschnittliche Werte (vergleiche gelbe Mar-
Stichtagswerten für die genannten Jahre auf Werte von 4,12     kierung am 1. Januar und 1. Mai). Bei Auswertung der
Prozent, 4,04 Prozent, 4,22 Prozent, 4,19 Prozent, 4,35        Statistik im Sinne einer Zeitreihe über mehrere Jahre proble-
Prozent, 4,51 Prozent, 4,41 Prozent, 4,43 Prozent, 4,46        matischer sind demgegenüber die Werte zu den übrigen
Prozent, 4,32 Prozent und 4,36 Prozent. Im Gegensatz zu        Monatsersten (vergleiche gelbe beziehungsweise petrolfar-
den regulären Auswertungen im Gesundheitsreport der Jah-       bene Markierung). Diese können von Jahr zu Jahr zu
re 2011 bis 2015 ergeben Stichtagsauswertungen in beiden       unterschiedlichen Anteilen auf Arbeits- oder Feiertage
Varianten also in den Jahren 2012 und 2014 einen leichten      fallen. Je mehr Monatserste auf Wochenenden und Feier-
Rückgang des Krankenstands. Der regulär berechnete Rück-       tage fallen (gelbe Markierung), umso mehr unterschätzt die
gang des Krankenstandes von 2015 auf 2016 ist                  Stichtagsstatistik den realen Krankenstand.
demgegenüber bei Stichtagsauswertungen nicht feststell-
bar. Von 2016 auf 2017 zeigt sich sowohl nach Stich-
tagswerten als auch nach Auswertungen zu allen Tagen
eines Jahres ein leicht gesunkener Krankenstand gefolgt von
einem Anstieg der Fehlzeiten im Jahr 2018. Der Rückgang
des Krankenstandes im Jahr 2019 ist demgegenüber nach
Stichtagswerten erneut nicht feststellbar, wohingegen der
Rückgang des Krankenstandes im Jahr 2020 deutlich
überschätzt wird. Die Problematik der ausschließlichen
Nutzung bestimmter Stichtagswerte zur Abschätzung von
Krankenständen, wie sie der Statistik des BMG zugrunde
liegt, verdeutlicht auch die nachfolgende Grafik.
13

Krankenstände an einzelnen Kalendertagen in den Jahren 2020 und 2021

Krankenstand
         (%)

        4,0

        0,0

    Monatserste an Wochenenden / Feiertagen                     Monatserste an regulären Arbeitstagen

Krankenstand
         (%)

        4,0

        0,0

    Monatserste an Wochenenden / Feiertagen                     Monatserste an regulären Arbeitstagen

Abbildung 5 (Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in der Techniker, standardisiert; Markierungen kennzeichnen Werte zum Monatsersten.)
14   Gesundheitsreport 2022 Arbeitsunfähigkeiten – Arbeitsunfähigkeit

Insbesondere kurzfristige Trends sollten aus den Stichtags-     Krankenstände nach Berechnungen auf der Basis von voll-
statistiken vor diesem Hintergrund nur sehr zurückhaltend       ständigen Angaben zu allen Tagen der einzelnen Kalender-
und erst nach Überprüfung der kalendarischen Lage der be-       jahre sind in der Abbildung als petrolfarbene Linie kenntlich
rücksichtigten Stichtage abgeleitet werden.                     gemacht. Die jeweils auf der Basis von zwölf Stichtags-
                                                                werten an den Monatsersten eines Jahres berechneten
Entwicklung im Jahr 2021 Im Jahr 2021 ging, neben den           Werte sind durch die gelbe Linie markiert.
zwei Stichtagen, die – wie oben beschrieben – in jedem Jahr
auf einen Feiertag fallen, ein weiterer Stichtag – der 1.       In Abbildung 7 finden sich schließlich Angaben zu relativen
August – als Wert mit unterdurchschnittlichen Fehlzeiten in     Unterschieden zwischen diesen beiden unterschiedlich be-
die Berechnungen ein. Vor allem in den ersten Monaten des       rechneten Werten in einzelnen Jahren (vergleiche zunächst
Jahres sind die Krankenstände aufgrund des verstärkten          die dunkelblaue Linie). Während die Stichtagsergebnisse im
Auftretens von Atemwegserkrankungen traditionell höher.         positiven Extrem in den Jahren 2005 und 2011 mehr als 97
Durch das Ausbleiben einer ausgeprägten Grippe- bezie-          Prozent des realen Wertes für den Krankenstand erreichten
hungsweise Erkältungswelle in den ersten Monaten des            und damit den realen Werten weitgehend entsprachen,
Jahres 2021 fielen die Krankenstände allerdings deutlich        waren es im anderen Extrem 2009 nur etwas über 90 Pro-
geringer als noch in den Vorjahren aus. Gleichsam kam es zu     zent. Die realen Werte wurden 2009 durch Stichtags-
deutlich schwächeren wochenzyklischen Schwankungen des          berechnungen also um fast zehn Prozent unterschätzt.
Krankenstandes, weshalb das Ausbleiben einer Grippe-
beziehungsweise Erkältungswelle und die damit einher-           Dieser unterschiedliche Grad der Übereinstimmung in einzel-
gehenden niedrigen Krankenstände auch nach Auswer-              nen Jahren lässt sich nahezu vollständig durch die unter-
tungen von Stichtagen deutlich erkennbar sind. Dennoch          schiedliche Lage der Stichtage in Bezug auf Sonn- und
fielen im Jahr 2021 in der ersten Jahreshälfte zwei der sechs   bundeseinheitliche Feiertage sowie durch die unterschied-
Stichtage auf Wochentage mit vergleichsweise niedrigen          liche Lage in Bezug auf einzelne Tage im Wochenverlauf
Krankenständen. Auch werden die vergleichsweise hohen           (ohne Feiertage) erklären. Dabei weisen Samstage typi-
Krankenstände Mitte November 2021 nach Stichtags-               scherweise annähernd ähnlich geringe Krankenstände wie
auswertungen nicht erfasst.                                     Sonn- und Feiertage auf, während, beginnend auf einem
                                                                deutlich höheren Niveau, der Krankenstand von Montag bis
Die Konstellation der Stichtage führt so auch 2021 zu einer     Freitag typischerweise kontinuierlich ansteigt. So ließ sich
deutlichen Unterschätzung des tatsächlichen Kranken-            auf der Basis der beobachteten Werte der Jahre 2000 bis
stands. Es zeigt sich 2021 zwar sowohl auf Basis von Stich-     2021 ein lineares Regressionsmodell zur Schätzung des
tagswerten als auch bei einer Berücksichtigung aller Kalen-     Anteils der Stichtagsergebnisse an realen Krankenstands-
dertage ein Rückgang des Krankenstandes, auf Basis von          werten in den einzelnen Jahren als abhängige Variable mit
Stichtagswerten fällt dieser Rückgang allerding stärker aus,    einem R2-Wert von 0,93 berechnen. Zur Vorhersage der
als er in der Realität ist.                                     Abweichungen im Kalenderjahr wurde jeweils lediglich die
                                                                Anzahl der Stichtage innerhalb einzelner Jahre an einem
                                                                Montag, Dienstag, Mittwoch oder Donnerstag, Freitag sowie
Abschätzungen von zukünftigen Verzerrungen der Stich-           an einem Samstag (jeweils ohne bundeseinheitliche Feier-
tagsstatistiken des BMG für die kommenden Jahre lassen          tage) als bekannt vorausgesetzt. Die im Modell vorherge-
sich aus den nachfolgend dargestellten Vergleichen von          sagten Anteile sind in Abbildung 6 als graue Linie vermerkt.
Krankenständen nach Berechnung aus Stichtagswerten
sowie nach Berechnung aus vollständigen Angaben zu allen        Offensichtlich ist die hohe Übereinstimmung der Modell-
Tagen der Jahre 2000 bis 2021 herleiten, die auf der Basis      vorhersage mit beobachteten Anteilen, weshalb beobach-
von Daten zu Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in der          tete und vorhergesagte Anteile in den Jahren in der Abbil-
Techniker ermittelt wurden (vergleiche Abbildung 6). Die        dung kaum unterschieden werden können.
typischerweise im Gesundheitsreport berichteten realen
15

Krankenstand (KS) nach Stichtagswerten und vollständigen Angaben

    KS
   (%)
   4,2
   4,0
   3,8
   3,6
   3,4
   3,2
   3,0
   2,8

          KS nach 365 oder 366 Tageswerten                KS nach zwölf Stichtagswerten            KS nach zwölf Stichtagswerten, korrigiert

Abbildung 6 (Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in der Techniker, standardisiert)

Anteil Krankenstand nach Stichtagswerten an Krankenstand nach Tageswerten

Anteil
  (%)                                97,9
                                                              97,0 97,3                      96,9
                                             95,7
    95         94,1                                    94,2                         93,4                        94,4      97,1
                      92,7         95,4                                                           95,2
            94,7                                93,9                     94,2
                           92,2                                                       92,3 92,0          93,3
    90                                                                                                             92,3
                                                          90,2

    85

    80

           beobachtet             vorhergesagt (gemäß Regressionsmodell)

Abbildung 7 (Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in der Techniker, standardisiert)

Da die Lage der Stichtage auch für die Jahre nach 2021                          Weitere Angaben zu vorhergesagten Abweichungen und
bekannt ist, lassen sich mit dem Modell auch zukünftige An-                     zum verwendeten Regressionsmodell finden sich auf
teile für die Jahre ab 2022 schätzen. Demnach werden die                        Seite 53 im Anhang.
Stichtagswerte 2022 noch geringer als im Jahr 2021 von den
realen Krankenständen abweichen. Eine höhere Abweichung
ist für das Jahr 2023 zu erwarten.
16    Gesundheitsreport 2022 Arbeitsunfähigkeiten – Arbeitsunfähigkeit

16   Arbeitsunfähigkeit nach Dauer Arbeitsunfähigkeit er-
     streckt sich zu einem überwiegenden Teil nur über kurze
     Zeiträume, langfristige AU-Meldungen stellen eher seltene
     Ereignisse dar. In Anbetracht der dann im Einzelfall jedoch
     ausgesprochen langen Erkrankungsdauer entfällt ein erheb-
     licher Anteil an allen gemeldeten Arbeitsunfähigkeitstagen                      Bedingt durch die nicht einheitliche Meldeverpflichtung kön-
     auf diese relativ seltenen Arbeitsunfähigkeitsfälle.                            nen AU-Meldungen mit einer Dauer von bis zu drei Tagen in
     Abbildung 8 verdeutlicht diesen Zusammenhang auf der                            Daten von Krankenkassen nur lückenhaft erfasst sein.
     Basis von Daten der Techniker zum Jahr 2021, ent-                               Insofern dürften Angaben zu Fallzahlen des AU-Melde-
     sprechende Zahlenangaben auch für das Jahr 2020 finden                          geschehens auf der Basis von Krankenkassendaten immer
     sich in Tabelle A2 auf Seite 52 im Anhang.                                      eine Unterschätzung der „wahren“ Häufigkeit von entspre-
                                                                                     chenden Ereignissen darstellen. Da die Summe der erfassten
16   Arbeitsunfähigkeit nach Dauer im Jahr 2021 35,1 Prozent                         Fehlzeiten jedoch maßgeblich durch längerfristige Krank-
     aller AU-Meldungen dauerten weniger als vier Tage. Mit 63,0                     meldungen bestimmt wird, dürften die nach Kassendaten
     Prozent erstreckten sich insgesamt mehr als die Hälfte der                      errechneten Krankenstände durch die Untererfassung von
     Arbeitsunfähigkeitsfälle über maximal eine Woche. Diesen                        nur kurz dauernden AU-Fällen recht wenig beeinflusst
     Fällen sind allerdings lediglich 13,3 Prozent der gesamten                      werden.
     gemeldeten Fehlzeiten zuzuordnen. Demgegenüber entfällt
     auf die 6,3 Prozent der Krankmeldungen mit einer Dauer von
     mehr als sechs Wochen mit 55,0 Prozent mehr als die Hälfte
     der gemeldeten Fehlzeiten.

 16 Arbeitsunfähigkeit nach Dauer im Jahr 2021

                             1 bis 3 Tage           35,1                                         4,4

                             4 bis 7 Tage                  27,9                                        8,9

                            8 bis 14 Tage                           16,8                               11,0

                          15 bis 28 Tage                                 10,2                            12,6

                          29 bis 42 Tage                                           3,7             8,1

                       mehr als 42 Tage                                       6,3                                                55,0

                                                              Anteil der Fälle (%)        –   Anteil der Tage (%)

     Abbildung 8 (Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in der Techniker, Rohwerte)
17

17   Arbeitsunfähigkeit nach Geschlecht und Alter Die Häufig-
     keit und die Dauer von Arbeitsunfähigkeit variieren in
     Abhängigkeit vom Geschlecht und Alter der Erwerbsper-               Insgesamt resultieren aus Fallhäufigkeit und -dauer verhält-
     sonen. Jüngere Erwerbspersonen werden mit durchschnitt-             nismäßig lange Fehlzeiten beziehungsweise hohe Kranken-
     lich rund zwei AU-Fällen je Versicherungsjahr verhältnismä-         stände insbesondere in den höheren Altersgruppen (ver-
     ßig häufig krankgeschrieben. Nach Vollendung des 25. Le-            gleiche Abbildung 11). Zahlenangaben zu den Abbildungen
     bensjahres finden sich nur noch etwa halb so viele Krank-           finden sich in Tabelle A4 und folgenden ab Seite 54 im
     schreibungen (vergleiche Abbildung 9). Gleichzeitig steigt je-      Anhang. Bei einem zukünftig demografisch erwarteten
     doch bei beiden Geschlechtern mit dem Alter die fall-               Anstieg des Anteils älterer Arbeitnehmer wäre auf Basis der
     bezogene Krankschreibungsdauer stetig. Während eine ein-            Altersverteilung demnach mit einer Zunahme der krank-
     zelne Krankschreibung in der jüngsten Altersgruppe im               heitsbedingten Fehlzeiten am Arbeitsplatz zu rechnen.
     Mittel nur rund sechs Tage dauert, sind es nach dem
     60. Lebensjahr mehr als 26 Tage (vergleiche Abbildung 10).

 17 AU-Fälle je Versicherungsjahr nach Geschlecht und Alter im Jahr 2021

     AU-Fälle
        je VJ

          2,5

          2,0

          1,5

          1,0

          0,5

          0,0

           Männer          Frauen

     Abbildung 9 (Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in der Techniker)
18    Gesundheitsreport 2022 Arbeitsunfähigkeiten – Arbeitsunfähigkeit

AU-Tage je Fall nach Geschlecht und Alter im Jahr 2021

AU-Tage
  je Fall

        25

        20

        15

        10

         5

         0

       Männer          Frauen

Abbildung 10 (Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in der Techniker)

AU-Tage je Versicherungsjahr nach Geschlecht und Alter im Jahr 2021

AU-Tage
   je VJ

       30

       25

       20

       15

       10

         5

         0

      Männer         Frauen

Abbildung 11 (Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in der Techniker)
19

Arbeitsunfähigkeit nach Bundesländern Abbildung 12                             traditionell bundeslandabhängig merkliche Unterschiede.
zeigt das AU-Meldegeschehen bei Erwerbspersonen mit                            Die geringsten Krankschreibungshäufigkeiten (helle Balken
Mitgliedschaft in der Techniker in den 16 Bundesländern für                    in der Abbildung) wiesen 2021 mit durchschnittlich 0,82 und
das Jahr 2021. Diese sowie weitere Zahlenwerte auch für                        jeweils 0,85 Fällen je Versicherungsjahr Erwerbspersonen
das Jahr 2020 finden sich in Tabelle A8 und folgenden ab                       mit Versicherung bei der Techniker aus Baden-Württemberg
Seite 56 im Anhang. Das AU-Meldegeschehen zeigt                                sowie Bayern und Berlin auf.

AU-Fälle und AU-Tage je Versicherungsjahr nach Bundesländern im Jahr 2021

                                                                              1,06
                              Schleswig-Holstein                                                                 16,1

                                                                          0,87
                                          Hamburg                                                        14,1

                                                                             1,01
                                   Niedersachsen                                                              15,5

                                                                           0,92
                                            Bremen                                                          14,5

                                                                            0,97
                           Nordrhein-Westfalen                                                               15,2

                                                                            0,97
                                            Hessen                                                       14,1

                                                                             0,99
                                  Rheinland-Pfalz                                                             15,4

                                                                         0,82
                            Baden-Württemberg                                                     11,8

                                                                          0,85
                                             Bayern                                                  12,7

                                                                             1,01
                                           Saarland                                                                  17,1

                                                                          0,85
                                              Berlin                                                      14,3

                                                                                1,15
                                     Brandenburg                                                                        18,3

                                                                                    1,29
                    Mecklenburg-Vorpommern                                                                                  19,4

                                                                              1,08
                                           Sachsen                                                           15,2

                                                                                   1,28
                                  Sachsen-Anhalt                                                                            19,2

                                                                                  1,22
                                         Thüringen                                                                      18,0

    AU-Fälle je VJ         AU-Tage je VJ

Abbildung 12 (Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in der Techniker, standardisiert; unterschiedliche Achsenskalierung für AU-Fall- und AU-Tagesangaben)
20    Gesundheitsreport 2022 Arbeitsunfähigkeiten – Arbeitsunfähigkeit

   Demgegenüber waren Erwerbspersonen aus Mecklenburg-                             damit zwischen einem Rückgang um 1,12 Tage je
   Vorpommern mit 1,29 Fällen je Versicherungsjahr um                              Erwerbsperson in Berlin und einem Anstieg um 0,15 Tage je
   57 Prozent häufiger krankgeschrieben als Erwerbspersonen                        Erwerbsperson in Thüringen. Auch die AU-Fallzahlen sind
   aus Baden-Württemberg. Mit Ausnahme Sachsens zeigen                             2021 im Vergleich zum Vorjahr in den meisten Bundeslän-
   sich für alle neuen Bundesländer im Vergleich zu den alten                      dern leicht gesunken (vergleiche auch Tabelle A8 auf Seite
   Bundesländern verhältnismäßig hohe AU-Fallhäufigkeiten.                         56 im Anhang).

   Eine große Spannweite findet sich auch hinsichtlich der er-                     Befriedigende und empirisch belegte Erklärungen zu Ursa-
   krankungsbedingten Fehlzeiten. Während eine Erwerbs-                            chen für einzelne bundeslandspezifische Ergebniskonstel-
   person in Baden-Württemberg im Jahr 2021 durchschnitt-                          lationen existieren in der Regel nicht. Da die hier gezeigten
   lich 11,8 Tage krankgeschrieben war, entfielen auf eine Er-                     Ergebnisse entsprechend standardisiert wurden, sind
   werbsperson in Mecklenburg-Vorpommern innerhalb des                             Unterschiede in der Alters- und Geschlechterstruktur von
   Jahres 2021 durchschnittlich 19,4 gemeldete Krankheits-                         Erwerbstätigen in den einzelnen Bundesländern für die
   fehltage. Auch für Versicherte der Techniker in Sachsen-                        dargestellten Differenzen nicht verantwortlich zu machen.
   Anhalt und Brandenburg finden sich im Jahr 2021 mit 19,2
   beziehungsweise 18,3 AU-Tagen je Versicherungsjahr ver-                         Insbesondere die Rangfolge der Bundesländer nach Fehl-
   hältnismäßig hohe Fehlzeiten. Berlin belegt – gemessen an                       zeiten erscheint über den gesamten Beobachtungszeitraum
   der Höhe der Fehlzeiten auf Bundeslandebene – im Jahr                           seit 2000, abgesehen von einigen Ausnahmen, verhältnis-
   2021 den zwölften Rang.                                                         mäßig konstant (vergleiche Abbildung 13). Zu den Aus-
                                                                                   nahmen zählt zweifellos Berlin. Während im Jahr 2000 in
   Gegenüber dem Vorjahr ist es 2021 in allen Bundesländern                        diesem Bundesland noch mit Abstand die höchsten Fehl-
   mit Ausnahme von Sachsen-Anhalt und Thüringen zu einem                          zeiten ermittelt wurden, belegt Berlin 2021, wie bereits
   mehr oder weniger starken Rückgang der Fehlzeiten                               erwähnt, nur noch den zwölften Rang der bundes-
   gekommen. Die Veränderungen von 2020 auf 2021 variieren                         landspezifischen Fehlzeitenstatistik.

20 AU-Tage je Versicherungsjahr nach Bundesländern in den Jahren 2000 bis 2021

   AU-Tage
      je VJ                                                                                                                           MV
           20                                                                                                                         SA
           19                                                                                                                         BR
                                                                                                                                      THÜ
           18
                                                                                                                                      SAAR
           17                                                                                                                         SH
                                                                                                                                      NDS
           16
                                                                                                                                      RLP
           15                                                                                                                         S
           14                                                                                                                         NRW
                                                                                                                                      HB
           13
                                                                                                                                      B
           12                                                                                                                         H
           11                                                                                                                         HH
                                                                                                                                      BAY
           10
                                                                                                                                      BW
             9

   Abbildung 13 (Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in der Techniker, standardisiert)
21

21   Arbeitsunfähigkeit nach Diagnosen Diagnosen werden             Mit rund sieben Tagen bei beiden Geschlechtern recht kurz
     auf Arbeitsunfähigkeitsmeldungen in Form von ICD-10-           war demgegenüber die durchschnittliche fallbezogene
     Codes angegeben (vergleiche Methodische Hinweise und           Krankschreibungsdauer bei den häufig vorkommenden Er-
     Ergänzungen zum Thema ICD-10-Klassifikation unter              krankungen des Atmungssystems. Eine noch etwas kürzere
     tk.de/gesundheitsreport). Die zumeist drei- oder vierstellig   fallbezogene Krankschreibungsdauer zeigt sich bei Krank-
     dokumentierten Codierungen lassen sich insgesamt 22 Dia-       heiten des Verdauungssystems und Infektionskrankheiten.
     gnosekapiteln zuordnen, die typischerweise jeweils Erkran-     Größere geschlechtsspezifische Unterschiede hinsichtlich
     kungen bestimmter Organsysteme oder Erkrankungen mit           der fallbezogenen Dauer finden sich bei Krankheiten des
     anderen typischen Charakteristika zusammenfassen.              Kreislaufsystems: Während ein Erkrankungsfall mit ent-
     Umfangreiche Informationen und Materialien zur ICD-10          sprechenden Diagnosen im Jahr 2021 unter Frauen zu einer
     finden sich auch auf den Internetseiten des Deutschen          Arbeitsunfähigkeit von 19 Tagen führte, waren Männer in
     Instituts für Medizinische Dokumentation und Information       entsprechenden Fällen im Mittel 26 Tage krankgeschrieben.
     (DIMDI) unter dimdi.de.
                                                                    Abbildung 16 zeigt, sinngemäß berechnet als Produkt aus
     Abbildung 14 zeigt die Häufigkeit von AU-Fällen nach Dia-      AU-Häufigkeit und fallbezogener Krankschreibungsdauer,
     gnosekapiteln für Erwerbspersonen mit Versicherung bei         den wohl für viele Betrachtungen wesentlichen Parameter
     der Techniker im Jahr 2021. Aus Gründen der Übersichtlich-     des AU-Meldegeschehens: Angegeben wird die durch-
     keit wurden dabei einige Diagnosekapitel zusammengefasst       schnittliche krankheitsbedingte Fehlzeit, bezogen auf
     oder bei sehr seltener Nennung gänzlich ausgelassen. Auf       100 Versicherungsjahre, bei Erwerbspersonen mit Mitglied-
     die dargestellten Kapitel entfallen mit rund 95 Prozent        schaft in der Techniker im Jahr 2021.
     allerdings nahezu alle der erfassten Erkrankungsereignisse.
     Zahlenangaben, inklusive der Werte für das Vorjahr 2020,       Die meisten Krankheitsfehltage entfielen geschlechterüber-
     sind der Tabelle A12 auf Seite 60 im Anhang zu entnehmen.      greifend im Jahr 2021 wieder auf Erkrankungen mit Dia-
                                                                    gnosen von psychischen Störungen. Mit 317 AU-Tagen je
     Die mit Abstand häufigste Ursache von Krankschreibungen        100 Versicherungsjahre konnten dieser Erkrankungsgruppe
     bilden traditionell Krankheiten des Atmungssystems. Im Jahr    21,8 Prozent aller Fehltage zugeordnet werden. Bei Frauen
     2021 ist es bei entsprechenden Erkrankungen gegenüber          wurden mit durchschnittlich 404 AU-Tagen je 100 Versiche-
     dem Vorjahr zu einem Rückgang der Fallzahlen um 21,0           rungsjahre deutlich mehr Fehltage als unter Männern mit
     Prozent gekommen (vergleiche Tabelle A12 auf Seite 60 im       242 AU-Tagen je 100 Versicherungsjahre erfasst. Eine
     Anhang). Frauen sind weiterhin merklich häufiger als Männer    durchschnittliche Erwerbsperson in der Techniker war inner-
     betroffen: Innerhalb von 100 Versicherungsjahren wurden        halb des Jahres 2021 (bei 365 Versicherungstagen) im Mittel
     2021 (in Klammern: 2020) durchschnittlich unter Frauen         mehr als drei Tage wegen Erkrankungen mit psychischen
     26,1 (33,7) und unter Männern 20,4 (25,3) entsprechende        Störungen krankgeschrieben.
     Erkrankungsfälle registriert. Neubildungen (zu denen die
     meisten Krebserkrankungen zählen), Stoffwechselkrank-          Die Erkrankungsgruppe „Krankheiten des Muskel-Skelett-
     heiten (wie Diabetes), Hauterkrankungen, aber auch             Systems und des Bindegewebes“, kurz gesprochen „Erkran-
     Krankheiten des Kreislaufsystems (wie Bluthochdruck,           kungen des Bewegungsapparats“, belegte mit geschlechter-
     Schlaganfall und Herzinfarkt) spielen bei der hier betrach-    übergreifend durchschnittlich 266 Fehltagen je 100 Ver-
     teten Krankschreibungshäufigkeit unter Erwerbspersonen         sicherungsjahre und einem Anteil von 18,3 Prozent an den
     demgegenüber nur eine sehr untergeordnete Rolle.               Gesamtfehlzeiten im Jahr 2021 den zweiten Rang der
                                                                    Krankheitsgruppen hinsichtlich der Fehlzeiten (vergleiche
     Abbildung 15 zeigt die durchschnittliche Dauer von AU-         auch Tabelle A14 auf Seite 62 im Anhang).
     Fällen mit Diagnosen aus den einzelnen Kapiteln (vergleiche
     auch Tabelle A13 auf Seite 61 im Anhang). Ausgesprochen        Bei männlichen TK-Versicherten entfielen mit durchschnitt-
     lange dauerten Arbeitsunfähigkeitsfälle mit durchschnittlich   lich 262 AU-Tagen je 100 Versicherungsjahre weiter die
     28 Tagen (Männer) beziehungsweise 39 Tagen (Frauen) auf-       meisten Fehltage auf Erkrankungen des Bewegungs-
     grund der seltenen Diagnose von Neubildungen. Eine ins-        apparats. Es folgten bei Männern 2021 in Bezug auf ihre
     besondere bei Männern noch erheblich längere fallbezogene      anteilige Bedeutung am Krankenstand in absteigender
     Arbeitsunfähigkeitsdauer zeigt sich sonst nur bei Diagnosen    Reihenfolge    die   Kapitel  „Psychische     Störungen“,
     von psychischen Störungen, die bei Männern und Frauen          „Verletzungen“ und „Krankheiten des Atmungssystems“.
     2021 zu Krankschreibungen über fallbezogen durchschnitt-
     lich 50 beziehungsweise 46 Tage führten.
22     Gesundheitsreport 2022 Arbeitsunfähigkeiten – Arbeitsunfähigkeit

   Bei weiblichen Erwerbspersonen führten 2021 demgegen-                             des Atmungssystems“. Zu merklich weniger Fehltagen als
   über „Psychische Störungen“ zu den meisten gemeldeten                             bei Männern führten bei Frauen „Verletzungen“, die unter
   Erkrankungstagen. Mit absteigender Bedeutung folgten                              weiblichen Erwerbspersonen 2021 Rang vier im Hinblick auf
   „Krankheiten des Bewegungsapparats“ und „Krankheiten                              Ursachen von Fehlzeiten belegten.

22 AU-Fälle je 100 Versicherungsjahre nach ICD-10-Diagnosekapiteln im Jahr 2021

                                                                                        7,4
            Bestimmte infektiöse und parasitäre Krankheiten
                                                                                         8,2

                                                                              1,3
                                                       Neubildungen
                                                                               2,0

                                                                              0,4
        Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten
                                                                              0,6

                                                                                     4,9
                          Psychische und Verhaltensstörungen
                                                                                           8,7

                                                                                     4,3
     Krankheiten des Nervensystems und der Sinnesorgane
                                                                                       6,4

                                                                               2,2
                               Krankheiten des Kreislaufsystems
                                                                               2,0

                                                                                                            20,4
                              Krankheiten des Atmungssystems
                                                                                                                   26,1

                                                                                           8,1
                          Krankheiten des Verdauungssystems
                                                                                           8,3

                                                                              1,2
                      Krankheiten der Haut und der Unterhaut
                                                                              1,1

                                                                                                   13,9
                      Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems
                                                                                                  13,0

                                                                              1,2
                             Krankheiten des Urogenitalsystems
                                                                                 3,7

                    Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett
                                                                               1,7

                                                                                        6,9
         Symptome und abnorme klinische und Laborbefunde
                                                                                              10,2

                                                                                            9,3
                                      Verletzungen, Vergiftungen
                                                                                           8,6

                                                                          0      5      10        15   20     25    30    35   40   45 AU-Fälle
         Männer        Frauen                                                                                                          je 100 VJ

   Abbildung 14 (Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in der Techniker, standardisiert)
23

23 AU-Tage je Fall nach ICD-10-Diagnosekapiteln im Jahr 2021

                                                                                        6,3
             Bestimmte infektiöse und parasitäre Krankheiten
                                                                                        6,7

                                                                                                                    28,2
                                                        Neubildungen
                                                                                                                               38,7

                                                                                                       18,8
       Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten
                                                                                                       19,1

                                                                                                                                           49,6
                           Psychische und Verhaltensstörungen
                                                                                                                                        46,4

                                                                                               13,4
      Krankheiten des Nervensystems und der Sinnesorgane
                                                                                              12,4

                                                                                                                  25,9
                               Krankheiten des Kreislaufsystems
                                                                                                       19,2

                                                                                        7,2
                               Krankheiten des Atmungssystems
                                                                                        7,2

                                                                                        7,1
                           Krankheiten des Verdauungssystems
                                                                                        6,8

                                                                                               13,4
                       Krankheiten der Haut und der Unterhaut
                                                                                              12,1

                                                                                                       18,8
                       Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems
                                                                                                         20,9

                                                                                            11,0
                             Krankheiten des Urogenitalsystems
                                                                                         8,2

                     Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett
                                                                                              11,7

                                                                                              11,5
        Symptome und abnorme klinische und Laborbefunde
                                                                                              11,4

                                                                                                      17,8
                                       Verletzungen, Vergiftungen
                                                                                                     15,9

                                                                           0     5      10    15      20     25    30    35   40   45   50 AU-Tage
         Männer        Frauen                                                                                                                je Fall

   Abbildung 15 (Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in der Techniker, standardisiert)
24     Gesundheitsreport 2022 Arbeitsunfähigkeiten – Arbeitsunfähigkeit

24 AU-Tage je 100 Versicherungsjahre nach ICD-10-Diagnosekapiteln im Jahr 2021

                                                                                     47
            Bestimmte infektiöse und parasitäre Krankheiten
                                                                                      55

                                                                                   38
                                                       Neubildungen
                                                                                             77

                                                                              7
        Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten
                                                                              11

                                                                                                                       242
                          Psychische und Verhaltensstörungen
                                                                                                                                            404

                                                                                        58
     Krankheiten des Nervensystems und der Sinnesorgane
                                                                                             79

                                                                                     56
                               Krankheiten des Kreislaufsystems
                                                                                   38

                                                                                                         146
                              Krankheiten des Atmungssystems
                                                                                                                188

                                                                                        57
                          Krankheiten des Verdauungssystems
                                                                                        57

                                                                              15
                      Krankheiten der Haut und der Unterhaut
                                                                              13

                                                                                                                            262
                      Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems
                                                                                                                             271

                                                                              13
                            Krankheiten des Urogenitalsystems
                                                                                30

                    Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett
                                                                                20

                                                                                             79
         Symptome und abnorme klinische und Laborbefunde
                                                                                                   117

                                                                                                        165
                                      Verletzungen, Vergiftungen
                                                                                                     138

                                                                          0        50        100    150        200    250    300   350   400
                                                                                                                                           AU-Tage
          Männer        Frauen                                                                                                            je 100 VJ

   Abbildung 16 (Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in der Techniker, standardisiert)
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