Gewaltige Ungleichheit - WARUM UNSER WIRTSCHAFTS SYSTEM VON STRUKTURELLER GEWALT GEPRÄGT IST UND WIE WIR ES GERECHTER GESTALTEN KÖNNEN - Oxfam ...
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Gewaltige Ungleichheit WARUM UNSER WIRTSCHAFTSS YSTEM VON STRUKTURELLER GEWALT GEPRÄGT IST UND WIE WIR ES GERECHTER GESTALTEN KÖNNEN
R ekordgewinne für Konzerne und Milliardär*innen auf der einen, zunehmende Armut auf der anderen S eite. Booster-Impfungen hier, mangelhafter oder gar kein Zugang zu Impfstoffen und Gesundheitsversorgung dort. Die Corona-Pandemie verschärft Ungleichheiten dramatisch, inner- halb und zwischen Gesellschaften, und stellt die Weltgemeinschaft vor António Guterres, eine immer größere Zerreißprobe. Generalsekretär der Vereinten Nationen: „Während Milliardäre zu Diese Entwicklung ist kein Zu- Spritztouren ins All aufbrechen, fall, sondern die Folge struktu- haben Millionen von Menschen reller Macht- und Eigentumsver- Hunger.“ hältnisse. Die Ursachen der sich verschärfenden Ungleichheitskrise Quelle: www.wienerzeitung.at/nachrichten/politik/ welt/2121473-UNO-Generaldebatte-beginnt-mit- liegen in unserem Wirtschafts Biden-Premiere-in-New-York.html system. Wenn Profite für Konzerne und ihre Eigentümer*innen mehr zählen als der Schutz von Menschenrechten und des Planeten, wenn aus Kostengründen eine notwendige medizinische Be- handlung verwehrt wird, wenn das Geld nicht reicht, um sich gesund zu ernähren oder Arbeitsbedingungen krank m achen, dann erfahren Menschen Gewalt. Davon betroffen sind wir alle, allerdings nicht in gleichem Maße: Menschen, die in A rmut leben, Frauen, Mädchen und Angehörige von Gruppen, die rassistisch diskriminiert werden, sind besonders betroffen. Um ein gutes Leben für alle zu ermöglichen und die g lobale Zukunft sozial und ökologisch gerecht zu g estalten, brauchen wir ein grundlegend anderes Wirtschaftssystem, eines, in dem wirt- schaftliche Entscheidungen d emokratisch gefällt werden und dessen handlungsleitendes Prinzip nicht der Profit, sondern das Gemeinwohl ist. Titel: Würden sich die 10 reichsten Männer der Welt auf ihr in US-Dollarnoten gestapeltes Vermö- gen setzen, säßen sie 165.173 km hoch im All, fast auf dem halben Weg zum Mond. Raketen bräuchten sie keine mehr. Oxfam (2021): Inequality Kills Methodology Note
Gewaltige Ungleichheit 3 Corona verschärft Auch in Deutschland nimmt die im Vergleich zu anderen EU- Ungleichheiten und OECD-Ländern sehr starke Konzentration der Vermögen Während sich das Vermögen der weiter zu. Die zehn reichsten zehn reichsten Männer seit Beginn Personen haben ihr kumuliertes der Corona-Pandemie verdoppelt Das Vermögen der zehn reichsten Männer hat sich seit Beginn der Pandemie verdoppelt. Vermögen seit Beginn der Pande- hat, der Markt für Superjachten mie von ca. 144 Milliarden auf einen Rekordzuwachs1 verzeich- März 2020 etwa 256 Milliarden US-Dollar ge- net und einige Milliardäre Aus- steigert – ein Anstieg um rund flüge ins All unternehmen, sind 78 Prozent. Allein dieser Gewinn Millionen Menschen in die Armut November 2021 entspricht annähernd dem abgerutscht.2 Quelle: Oxfam (2022): Inequality Kills methodology note Gesamtvermögen der ärmsten 40 Prozent, also von 33 Millionen Sowohl der Reichtum von Milliar- Deutschen.7 Währenddessen er- där*innen als auch die Geschwin- reicht die Armutsquote in Deutschland mit 16,1 Prozent digkeit, mit der sie in der Corona-Pandemie ihr Vermögen einen Höchststand. 13,4 Millionen Menschen leben mehren, sind in der Geschichte der Menschheit beispiel- hierzulande in Armut. Frauen und Kinder sind über- los. Seit März 2020 ist das Vermögen der aktuell 2.755 durchschnittlich von Armut betroffen.8 Milliardär*innen um fünf Billionen US-Dollar gestiegen, von 8,6 auf 13,8 Billionen.3 Sie haben ihr Vermögen da- Voraussichtlich zum ersten Mal seit einer Generation mit während der Pandemie stärker vermehrt als in den wird auch die Kluft zwischen wirtschaftlich privilegierten gesamten vierzehn Jahren zuvor – vierzehn Jahre, die und einkommensschwachen Ländern größer werden.9 selbst schon einem Goldrausch für Superreiche glichen.4 Die Verschuldung letzterer ist auf den höchsten Stand seit mehr als 50 Jahren geklettert10 und es wird für diese Schon seit 1995 hat das reichste Prozent der Weltbe- Staaten immer schwieriger, ihre Schulden zurückzuzah- völkerung fast 20-mal mehr Vermögen angehäuft als len.11 Mehr als 100 Länder haben im Zuge der Krise die die ärmsten 50 Prozent der Menschheit zusammen.5 Sozialausgaben gekürzt12 und in mindestens 73 Ländern Während der Pandemie hat sich diese Kluft zwischen drohen mit der Rückzahlung der COVID-19-Kredite des den Reichsten und dem Rest der Menschheit dramatisch Internationalen Währungsfonds (IWF) weitere Sparmaß- vergrößert. Während das weltweite Vermögen zwischen nahmen, wie eine Oxfam-Analyse zeigt.13 2019 und 2021 Schätzungen zufolge nur um ein Prozent angewachsen ist, konnten die reichsten 0,001 Prozent Institutionen wie der IWF14, die Weltbank15, Crédit (das sind rund 55.000 Menschen) ihres um 14 Prozent Suisse16 und das Weltwirtschaftsforum17 weisen außer- mehren. An der obersten Spitze, der Welt der Milliar- dem darauf hin, dass die Pandemie auch die Ungleich- där*innen, stieg das Vermögen im selben Zeitraum sogar heit innerhalb von Ländern weiter angefacht hat, dies um mehr als 50 Prozent.6 gilt insbesondere für einkommensschwache Länder.18 Und die absehbaren Sparmaßnahmen im Zuge der Verschuldungskrise dürften diese Entwicklung weiter verschärfen.19 Seit 1995 hat das reichste Reichstes prozent Prozent der Weltbevölkerung fast 20-mal mehr Vermögen angehäuft als die ärmsten Ärmste 50 Prozent 50 Prozent der Menschheit zusammen. Quelle: World Inequality Lab (2021): World Inequality Report 2022. https://wir2022.wid.world/
4 gewaltige Ungleichheit Zunehmende Armut schaft ist enorm, wird aber ökonomisch und gesell- schaftlich kaum anerkannt. Oxfam hat errechnet, dass Als die Corona-Pandemie begann, lebte fast die Hälfte diese Arbeit in Wirtschaftsstatistiken mit mindestens der Menschheit – 3,2 Milliarden Menschen – unterhalb 10,8 Billionen US-Dollar ausgewiesen werden müsste.29 der von der Weltbank definierten erweiterten Armuts- grenze von 5,50 Dollar pro Tag.20 Heute sind es aufgrund Durch die wirtschaftlichen Nöte im Zuge der COVID- der Pandemie weltweit 163 Millionen Menschen zusätz- 19-Pandemie sind zudem etwa zehn Millionen Mädchen lich.21 zusätzlich von Kinderheirat bedroht.30 Mädchen, die im Kindesalter heiraten, sind unmittelbaren und lebens- Seit Beginn der Pandemie mussten Menschen in allen langen Risiken ausgesetzt. Kinderheirat erhöht bei- Einkommensgruppen Einbußen hinnehmen, doch die spielsweise das Risiko einer frühen und ungeplanten ärmsten 20 Prozent hatten den stärksten Einkommens Schwangerschaft, was wiederum die Gefahr vergrößert, rückgang zu verzeichnen. Im Jahr 2021 ist ihr Ein- dass den jungen Frauen Bildung und Ausbildung ver- kommen weiter gesunken, während die Reichsten wehrt bleiben und sie in Zukunft weniger Chancen ihre Einkommensverluste zu einem großen Teil wieder haben, sich ein eigenes Einkommen zu sichern (vgl. gutmachen konnten.22 23 Dies liegt vor allem daran, auch S. 7). All diese und weitere Faktoren erhöhen das dass sich das Wirtschaftswachstum in den wirtschaft- Armutsrisiko. lich privilegierten Ländern, in denen die meisten der reichsten 20 Prozent leben, erholt, während dies in den Die Pandemie hat darüber hinaus zu einem starken Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen, in Anstieg geschlechtsspezifischer Gewalt geführt.31 denen der Großteil der ärmsten 20 Prozent leben, nicht Oxfams Schätzungen zufolge werden jährlich mindes- der Fall ist. Wenn die Regierungen keine Maßnahmen tens 30.000 Frauen von ihren aktuellen oder ehemali- zur Verringerung dieser Ungleichheit ergreifen, wird das gen Lebenspartnern getötet.32 Im April 2020 hatten die globale Armutsniveau nicht einmal bis 2030 auf den Vereinten Nationen prognostiziert, dass geschlechts- Stand vor der Corona-Krise sinken.24 spezifische Gewalt während eines Lockdowns um durchschnittlich 20 Prozent zunimmt. Pro drei Monate Lockdown bedeutet dies 15 Millionen zusätzliche Fälle Frauen sind besonders betroffen von Gewalt in Paarbeziehungen.33 Frauen sind am stärksten von den wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie betroffen. Die Interna- Gesundheit in der Krise: tionale Arbeitsagentur prognostiziert, dass die Be- Neue Milliardär*innen hier, schäftigung von Männern 2021 wieder das Niveau von 2019 erreicht hat, während 13 Millionen Frauen weniger keine Impfstoffe dort erwerbstätig sind als vor zwei Jahren. In Lateinamerika ist die Beschäftigung von Frauen um 9,4 Prozent zu- Was passiert, wenn Profite mehr zählen als der Schutz rückgegangen.25 Schätzungen zufolge haben Frauen im von Menschenrechten und Menschenleben, zeigt sich Jahr 2020 weltweit mindestens 800 Milliarden US-Dol- aktuell besonders deutlich beim Thema Gesundheit und lar an Einkommen verloren.26 So rückt auch das Ziel der speziell dem Zugang zu COVID-19-Impfstoffen: Geschlechterparität bei Einkommen, also dass Frauen genauso viel verdienen wie Männer, in immer weitere Pfizer/Biontech, Moderna oder Johnson & Johnson Ferne. Die Pandemie hat die dafür benötigte Zeit um haben ihre Marktmacht ausgenutzt und den profi- mehr als eine Generation verlängert: von ohnehin schon tabelsten Verträgen mit wirtschaftlich privilegierten inakzeptablen 99,5 auf 135,6 Jahre.27 Die unbezahlte Ländern den Vorzug zu geben. Sie verlangen für eine Care-Arbeit von Frauen und Mädchen, die schon vor Impfstoffdosis das bis zu 24-fache des Produktions- der Pandemie auf 12,5 Milliarden Stunden pro Tag ge- preises.34 Pro Sekunde machen Pfizer/Biontech und schätzt wurde28, hat ebenfalls erheblich zugenommen. Moderna über 1.000 US-Dollar Gewinn.35 Zusätzlich Der Beitrag dieser unbezahlten Tätigkeiten zur Wirt- profitieren sie von vertraglich festgeschriebenen Aus- gleichszahlungen, wenn z.B. die Bundesregierung von
Gewaltige Ungleichheit 5 diesen Herstellern gekaufte Impfdo- Virus geschützt und einem erhöhten sen an andere Länder spendet – die Jason Salk, der Entwickler des Risiko ausgesetzt. Gleichzeitig macht Regierungen zahlen somit doppelt für Polioimpfstoffs gegen Kinder die geringe Impfquote in weiten Teilen diese Impfdosen. Das Resultat sind lähmung in einem Interview auf die der Welt das Auftreten impfstoffresis- einerseits fünf neue Milliardär*innen ,36 Frage, wem dieser Impfstoff gehöre: tenter Virusvarianten wahrscheinli- darunter die Biontech-Gründer*innen „Ich würde sagen, den Menschen. cher, was letztlich eine Gefahr für alle Uğur Şahin und Özlem Türeci, anderer- Es gibt kein Patent. Könnte man die Menschen ist.41 seits eine schreiende Ungerechtigkeit Sonne patentieren?“ bei der Impfstoffverteilung: Mehr als Über 100 Länder mit niedrigem und 80 Prozent der Impfstoffe von Pfizer/ mittlerem Pro-Kopf-Einkommen be- Biontech sind an die G20-Länder ge- Quelle: www.zeit.de/politik/ausland/2021-02/ mühen sich seit über einem Jahr bei gangen, weniger als ein Prozent an corona-impfstoff-globale-verteilung-pandemie- der Welthandelsorganisation (WTO) gerechtigkeit-5vor8 Länder mit niedrigem Einkommen.37 darum, den Patentschutz für COVID- Mittlerweile sind über drei Milliarden 19-Impfstoffe und entsprechende Be- Menschen zweifach geimpft, doch nur 8,9 Prozent handlungen vorübergehend auszusetzen.42 Ein Verzicht der Menschen in Ländern mit niedrigem Einkommen auf die Regeln zum Schutz des geistigen Eigentums haben mindestens eine Impfdosis erhalten (Stand (der so genannte TRIPS-Waiver) und der Transfer von 10.01.2022).38 Das Ziel der WHO, bis Ende 2021 in allen Impfstofftechnologien über die Weltgesundheitsorga- Ländern mindestens 40 Prozent der Bevölkerung zu nisation (WHO) würden die Bedingungen schaffen, um impfen, wurde damit weit verfehlt.39 Millionen Menschen genügend Impfstoffe für alle herzustellen.43 Dass dies in einkommensschwachen Ländern, die hätten ge nicht nur moralisch geboten, sondern auch technisch rettet werden können, sind deshalb gestorben.40 Und möglich ist, zeigt eine aktuelle Studie, die mindestens Milliarden Menschen sind weiterhin nicht gegen das 120 Hersteller in Asien, Afrika und Lateinamerika identi- Anteil der Personen, die mindestens eine Dosis des COVID-19-Impfstoffs erhalten haben, Stand 10. Januar, 2022 Keine Daten 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% Keine Daten 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% Quelle: ourworldindata.org/coronavirus • CC BY
6 Das Ungleichheitsvirus fiziert, die zur Produktion eines mRNA- Ein wesentlicher Grund für diese Impfstoffs in der Lage wären.44 Winnie Byanyima, dramatische Lage: Die meisten ein- Exekutivdirektorin UNAIDS kommensschwachen Länder, die mit Die Forderung nach Aussetzung des „Die Vorstellung, dass man eine den langfristigen Auswirkungen von Patentschutzes ist nicht zuletzt des- lebensrettende Gesundheits Schuldenkrisen, Sparmaßnahmen und halb gerechtfertigt, weil Steuergelder technologie wie eine Luxus Strukturanpassungen zu kämpfen in Milliardenhöhe die Forschung und handtasche verkaufen kann, ist haben, haben schon seit Jahrzehnten Entwicklung der Impfstoffe finanziert nicht normal.“ zu geringe Mittel für den Aufbau eines haben, alleine in Deutschland flossen allen zugänglichen Gesundheitssys- 375 Millionen Euro an Biontech.45 Die tems und die Gesundheitsversorgung, Pandemie ist ein globales Phänomen Quelle: www.nature.com/immersive/d41586- unter anderem mit Unterstützung von und die Impfstoffe müssen als öffent- 021-03621-0/index.html#section-ooUfKb41pU Geldern der Entwicklungszusammen- liches Gut behandelt werden, das für arbeit, gezwungenermaßen verstärkt jeden zugänglich ist. Doch die Ausset- dem profitorientierten privaten Sektor zung des Patentschutzes wird von einigen Regierungen überlassen.48 Mit fatalen Folgen: Länder, die eine solche wohlhabender Länder, allen voran Deutschland und Sparpolitik betrieben haben, weisen höhere COVID- Großbritannien, seit Monaten blockiert. 19-Sterblichkeitsraten auf.49 Und mit einer schwachen Infrastruktur und ohne ausreichend geschultes Perso- Die Probleme im Gesundheitssektor reichen jedoch nal lässt sich eine flächendeckende Impfstoff-Kampa- viel tiefer: Schon 2017 hatte mindestens die Hälfte der gne auch dann nur schwer umsetzen, wenn Impfstoff Menschheit keinen Zugang zu medizinischer Grundver- vorhanden ist. Auch die zunehmende Ungleichheit wirkt sorgung und jeden Tag rutschen mehr als 270.000 Men- tödlich: Der Economist hat Dutzende Studien ausgewer- schen in die Armut ab, weil sie die Rechnung für den tet, die untersucht haben, warum einige Menschen an Arztbesuch oder ihre medizinische Behandlung nicht COVID-19 sterben und andere nicht. Soziale Ungleich- zahlen können. Weil sie keine adäquate medizinische 46 heit hat durchweg eine hohe Erklärungskraft.50 Auch Versorgung erhalten, sterben in Ländern mit niedrigem mehrere länderübergreifende Studien finden einen ro- und mittlerem Einkommen jedes Jahr 5,6 Millionen Men- busten empirischen Zusammenhang zwischen Einkom- schen. Das sind jeden Tag mindestens 15.000 vermeid- mensungleichheit und COVID-19-Mortalität.51 52 bare Todesfälle.47 Diese Schätzung stammt aus der Zeit vor der Pandemie. Sie liegt höher als die Zahl der Men- Auch wer von Rassismus betroffen ist, ist stärker ge- schen, die offiziellen Angaben zufolge täglich durch fährdet, an COVID-19 zu sterben. In Brasilien beispiels- das Corona-Virus sterben. weise tragen Schwarze Menschen ein um 47 Prozent höheres Risiko53, in den USA ist die Gefahr für Black, Indigenous und People of Color (BIPoC) zwei- bis drei- mal so hoch wie für Weiße.54 Für Deutschland gibt es vergleichbare offizielle Zahlen nicht, da zum Beispiel Krankenhausaufenthalte und Todeszahlen nicht nach Ethnizität aufgeschlüsselt werden. Aber eine neue Studie deutet darauf hin, dass das Risiko für Eingewan- derte und von Rassismus betroffenen Menschen auch hierzulande höher ist.55 Dr. Ratnesh Kunwar, Wissenschaftler bei der Forschungs- und Entwicklungsorganisation des Verteidigungsministeriums, geht nach der Visite der COVID-Station durch den Sprüh- bereich für Desinfektionsmittel in Delhi, Indien. © Cheena Kapoor/Oxfam
Gewaltige Ungleichheit 7 Corona und Privatisierungen verschärfen Bildungsungleichheit Die Corona-Pandemie hat auch die Bil- dungskrise massiv verschärft. Vor der Pandemie lag der Anteil der zehnjährigen Kinder, die einen einfachen, altersgemä- ßen Text nicht lesen und verstehen kön- nen, in einkommensschwachen Ländern bereits bei über 50 Prozent. Aktuelle Pro- Deng, ein Grundschüler in Palabek, gnosen gehen von einem Anstieg auf bis zu 70 Prozent Uganda, lernt allein aus.56 20 Millionen Mädchen in Ländern mit niedrigem © Emmanuel Museruka/Oxfam und mittlerem Einkommen werden Schätzungen zufolge nie wieder in den Klassenraum zurückkehren, zusätz- lich zu den 130 Millionen Mädchen, die schon vor der Pandemie nicht zu Schule gingen.57 Ein System struktureller Jahrelange Unterfinanzierung der öffentlichen Bil- dungssysteme in vielen Ländern hat ungleiche Bil- wirtschaftlicher Gewalt dungschancen zwischen Kindern aus ärmeren und wohlhabenden Haushalten, zwischen marginalisierten Wenn Profite für Konzerne und ihre Eigentümer*innen Gruppen und privilegierten Familien verstärkt, die die systematisch mehr zählen als der Schutz der Men- beste Bildung für ihre Kinder an teuren Privatschulen schenrechte und des Planeten, wenn Menschen aus kaufen können. Gerade in vielen einkommensschwa- Kostengründen eine notwendige medizinische Be- chen Ländern hat der Druck, Einsparungen in sozialen handlung verwehrt wird, wenn sie zu wenig Geld haben, Sektoren vorzunehmen, dazu geführt, dass öffentliche um sich gesund zu ernähren oder Arbeitsbedingungen Bildungssysteme ausgehöhlt wurden und notwendige krank machen, dann erfahren Menschen Gewalt. Diese Investitionen in schulische Infrastruktur und Lehrkräfte strukturelle wirtschaftliche Gewalt ist eine der maß- ausbleiben. Zwei Drittel dieser Länder haben wegen der geblichen Ursachen der sich zuspitzenden sozialen Un- wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie gleichheit. Strukturelle wirtschaftliche Gewalt entsteht 2021 Kürzungen in ihren Bildungshaushalten vorge- nicht zufällig, sondern ist integraler Bestandteil der Art nommen.58 Dies ist umso dramatischer, als weltweit fast und Weise, wie unser Wirtschaftssystem und unsere ein Drittel aller Kinder keinerlei Zugang zu Bildungs- Gesellschaften derzeit funktionieren. Sie gründet in der angeboten über Radio, TV oder Internet hat. Der Druck ungleichen Verfügungsmacht über gesellschaftliche wächst, in vermeintlich kostengünstigere Koopera- Ressourcen, materialisiert sich in extremen Einkom- tionen mit gewinnorientierten Privatanbietern einzu- mens- und Vermögensunterschieden und verfestigt steigen. Dabei zeigen Erfahrungen aus der Zeit vor der sich durch politische Entscheidungen, auf die wenige Pandemie, dass diese gebührenfinanzierten Angebote sehr wohlhabende Menschen und Konzerne einen besonders arme und marginalisierte Kinder nicht er- weitaus größeren Einfluss haben als die große Mehr- reichen, die Kosten für einkommensschwache Familien heit. Strukturelle wirtschaftliche Gewalt trifft potenziell nicht tragbar sind, und die Qualität oft mangelhaft ist. uns alle, aber in Armut lebende Menschen, Frauen und Ungleichheiten bei den Bildungschancen sind langfris- Mädchen sowie von Rassismus betroffene Menschen tig auch mit ungleichen Erwerbs- und Lebenschancen besonders stark, insbesondere wenn sie mehrere Dis- verbunden. kriminierungserfahrungen machen, die sich gegenseitig verstärken.
8 Das Ungleichheitsvirus Die Doktrin des Shareholder Values ist Kern des Problems Anspruch genommen, allen voran die drei großen Autobauer BMW, Daimler und Volkswagen. Es wird erwartet, dass sie Kern dieses Systems und ein wesentlicher Treiber von zusammengerechnet Dividenden von gut zehn Milliarden Ungleichheit ist eine einseitige Ausrichtung auf die Euro ausschütten. Die Gewinne werden also zum Teil durch Interessen der – meist ohnehin schon vermögen- Staatshilfen und damit unter Mithilfe der Steuerzahler*in- den – Unternehmens- und Anteilseigner*innen. Die in nen ermöglicht, um dann jedoch nicht der Allgemeinheit unserem Wirtschaftssystem angelegte Orientierung am zugute zu kommen, sondern an die Aktionär*innen aus- Profit wird durch die Doktrin des Shareholder Value ins geschüttet zu werden – eine Ungerechtigkeit, die gesell- Extrem getrieben. Diese erst vor wenigen Jahrzehnten schaftliche Sprengkraft birgt. entstandene kurzfristige Sicht auf Aktienbesitz und Renditeerwartung erzwingt hohe Dividenden und ver- Marktmacht zur Maximierung des hindert langfristige Investitionen in die Firmen. Im Sinne der Shareholder-Orientierung nutzen Unternehmen Shareholder Values finanzielle Spielräume daher nicht nur zur Rücklagen- bildung, sondern auch um überhöhte Dividenden aus- Je mehr Macht Konzerne besitzen, desto besser können zuschütten oder Aktien zurückzukaufen, um den Kurs sie die Orientierung am Shareholder Value gesellschaftlich hochzuhalten. Auf der Strecke bleiben dabei Investi- durchsetzen. Laut der Konferenz der Vereinten Nationen tionen, um Geschäftsaktivitäten so auszurichten, dass für Handel und Entwicklung (UNCTAD) trägt Marktmacht, die Menschenrechte und Umwelt geschützt werden. Lobbymacht hervorbringt, systematisch zu steigenden Einkommensungleichheiten und Machtungleichgewichten Deutsche Unternehmen bilden hier keine Ausnahme. in der Weltwirtschaft bei.61 So haben die intensiven Lobby Laut einem jüngst erschienenen Oxfam-Bericht stiegen aktivitäten großer Konzerne zu einer strengen, immer enge- die Gewinne der DAX-30-Unternehmen zwischen 2009 ren Auslegung des Patentrechts geführt und damit zu einer und 2020 um 48 Prozent.59 Die Unternehmen verwen- verstärkten Marktkonzentration.62 Welche fatalen Folgen deten einen großen Teil ihrer Gewinne dazu, um Aktio- dies für das Gemeinwohl hat, zeigt sich an der Diskussion närsinteressen zu bedienen. Ausschüttungen legten in um die Freigabe von COVID-19-Impfstoffpatenten. diesem Zeitraum mit 85 Prozent deutlich stärker zu als die Gewinne. Die Marktmacht von Konzernen ist damit ein weiterer we- sentlicher Treiber von sozialer Ungleichheit. Marktmächtige Die Coronapandemie scheint diese Entwicklung weiter Unternehmen nutzen ihre finanziellen Mittel und ihren Ein- anzuheizen. Laut Handelsblatt werden die mittlerweile fluss, um die Politik zu ihren Gunsten zu beeinflussen, was 40 DAX-Konzerne 2021 mit einem voraussichtlichen oftmals zu einer vorteilhaften Gesetzgebung, Unterstüt- Nettogewinn von knapp 120 Milliarden Euro mehr als zung durch Subventionen oder Vorteile bei der öffentlichen doppelt so viel verdient haben wie im Vorjahr.60 Davon Auftragsvergabe führt. profitieren vor allem die Aktionär*innen: Mit 45,5 Milliar- den Euro dürften die 40 Dax-Konzerne im kommenden Ein weiteres Beispiel wie Konzerne die Rahmenbedingun- Jahr 25 Prozent mehr Dividenden ausschütten als 2021 gen zu ihrem Gunsten beeinflussen ist die Steuerpolitik: – das wäre ein neuer Rekord. Besonders brisant: Gut ein In einem jahrzehntelangen Wettlauf um die niedrigsten Dutzend der Konzerne hat seit Ausbruch der Corona- Steuersätze und um Steuerbefreiungen buhlen Staaten um Pandemie Kurzarbeitergeld für ihre Beschäftigten in die Gunst internationaler Großkonzerne. Diese wählen ihren Firmensitz oder Niederlassungen nach den günstigsten Be- dingungen, insbesondere in Steueroasen. Wirksame Regeln gegen Steuervermeidung haben Konzerne durch intensive Lobbyarbeit weitestgehend verhindert, ganz im Sinne der Profitinteressen ihrer Anteilseigner*innen. Auf diese Weise entgehen Regierungen auf der ganzen Welt jedes Jahr mehr als 200 Milliarden US-Dollar an Steuereinnahmen.63
Das Ungleichheitsvirus 9 Die sozialen und ökologischen Kosten ihrer Aktivitäten vielen multinationalen Konzernen noch immer Schlupf- wälzen Konzerne auf die Gesellschaft ab. Sie missbrauchen löcher bietet, einkommensschwache Länder kaum ihre Marktmacht, indem sie die Preise von Produzenten in zusätzliche Einnahmen erhalten und die Umsetzung Ländern mit niedrigem Einkommen in einem Maße drücken, der steuerlichen Maßnahmen auf bis zu zehn Jahre ge- dass oftmals Verletzungen von Menschen und Arbeitsrech- streckt werden kann.66 Eine höhere Besteuerung von ten die Folge sind. Mächtige Konzerne können überall auf Konzernen und sehr großer Vermögen ist die Voraus- der Welt andere Unternehmen – ob groß oder klein – auf- setzung dafür, dass Staaten Ungleichheit und Armut kaufen oder vom Markt verdrängen. Menschen verlieren bekämpfen können, unter anderem indem sie in gute dabei häufig ihre Arbeit, die Gewinne bleiben oft nicht im öffentliche Systeme investieren, die allen Bürger*innen Land und eine eigenständige wirtschaftliche Entwicklung einen Zugang zu Bildung, Gesundheit und sozialer Ab- ist nicht oder nur bedingt möglich. sicherung garantieren. Zur Illustration: Eine einmalige Vermögensabgabe in Höhe von 99 Prozent auf die Ge- Bedingt durch die Corona-Pandemie droht die Marktkon- winne, die die zehn reichsten Milliardäre während der zentration in den Volkswirtschaften mit hohem Einkommen Pandemie gemacht haben, würde 812 Milliarden US-Dol- stärker zuzunehmen als in den Jahren zwischen 2000 und lar einbringen. Die zehn reichsten Menschen besäßen 2015.64 Ein Anstieg der Monopolmacht hat dazu geführt, dann noch immer acht Milliarden US-Dollar mehr als vor dass weniger, größere und immer mächtigere Unternehmen der Pandemie.67 eine Reihe von Branchen dominieren und trotz Pandemie entsprechend hohe Gewinne machen. Darauf deutet auch Eine ausreichende öffentliche Finanzierung muss ge- eine Studie der Prager Karls-Universität hin, nach der multi- währleisten, dass Bildung, Gesundheitsversorgung und nationale Konzerne im Coronajahr 2020 außerordentliche andere Bereiche der öffentlichen Daseinsvorsorge nicht Gewinne von rund 360 Milliarden Euro verzeichnet haben.65 länger in die Hände privater Anbieter gelegt werden, US-Konzerne konnten Pandemieprofite in Höhe von rund die im Sinne ihrer Geldgeber, wie Private-Equity-Ge- 100 Milliarden Euro verbuchen, deutsche Großunternehmen sellschaften, möglichst hohe Gewinne erwirtschaften gewannen 15, französische Multis 20 Milliarden Euro hinzu. wollen. Unternehmen, die vom Staat Geld erhalten, zum Beispiel in Form von Kurzarbeitergeld, müssen ver- pflichtet werden, es zurückzahlen, ehe sie Gewinne an Die Wirtschaft gerecht gestalten Aktionär*innen ausschütten. Wollen wir die globale Zukunft sozial und ökologisch ge- Darüber hinaus bedarf es internationaler Handelsregeln, recht gestalten und zu einem guten Leben für alle kommen, die die Menschenrechte stärker gewichten als das brauchen wir ein gerechteres Wirtschaftssystem, in dem Streben nach maximalem Profit. Nirgendwo zeigt sich alle ihren fairen Beitrag leisten und das Gemeinwohl mehr die Dringlichkeit hierfür momentan stärker als bei den zählt als Profitmaximierung um jeden Preis. Impfstoffpatenten: Es ist ein Skandal, dass insbeson- dere die Bundesregierung die exorbitanten Gewinne der Dafür gilt es, nicht zuletzt um die im- Pharmakonzerne über das Wohl der mensen finanziellen Folgekosten der Menschheit stellt und eine Ausset- Corona-Pandemie zu bewältigen, Kon- zung des Patentschutzes ablehnt. zerne und ihre sehr vermögenden Be- Joseph E. Stiglitz, Wirtschaftswissen- sitzer*innen national und international schaftler und Nobelpreisträger Im Zentrum des Wandels aber müs- durch eine progressive Steuerpolitik „In der Post-Covid-Welt gibt es nun sen die Unternehmen selbst stehen, stärker in die Verantwortung zu nehmen. eine Chance: Es geht jetzt nicht um denn sie sind es, die ihre wirtschaft- Dem noch immer grassierenden Wett- ‚building back better‘, sondern liche und politische Macht für die lauf um die geringsten Steuersätze und um ‚building back differently‘. Es Beibehaltung der geltenden Regeln der Ära der Steueroasen muss ein Ende geht um eine andere, bessere Welt.“ nutzen. Es gilt Rahmenbedingungen gesetzt werden. Die nun im Rahmen zu schaffen, die dazu beitragen, von G20 und OECD vereinbarte globale dass Unternehmen nicht mehr ex- Mindeststeuer mit einem Steuersatz von Quelle: www.wienerzeitung.at/nachrichten/politik/ welt/2118789-Stiglitz-Regulierung-ist-Schubs-in- zessiv die Profitinteressen Einzelner nur 15 Prozent ist unzureichend, da sie richtige-Richtung.html
10 gewaltige Ungleichheit bedienen, sondern sich auf die Befriedi- gung der Bedürfnisse der Allgemeinheit Prof. Marcel Fratzscher, konzentrieren. Eine zukunftsweisende Präsident des DIW Berlin Wirtschaftspolitik darf deshalb nicht „Viele Unternehmen warten auf klare durch Altersvorsorge-Instrumente wie Signale der Politik, um Investitionen die geplante Aktienrente dem kurzfris- für die ökologische und digitale schaftshilfen, die Bevorzugung bei tigen Renditestreben von Unternehmen Transformation zu tätigen.“ öffentlichen Aufträgen, eine R eform weiter Vorschub leisten. Sie muss statt- der rechtlichen Vorgaben oder dessen für eine demokratischere und steuerliche Vorteile. Zudem sollten gerechtere Wirtschaft sorgen. Dies heißt Quelle: www.zeit.de/wirtschaft/2021-12/2022- die Pläne der Europäischen Union ausblick-neues-jahr einerseits, dass Unternehmen den In- zur Förderung der Sozialwirtschaft68, teressen aller betroffenen Stakeholder wie etwa eine bessere Finanzierung, – wie Belegschaft, Produzent*innen und Kund*innen, von Deutschland unterstützt und mit weitergehenden Vor aber auch betroffener lokaler Gemeinschaften – ge- schlägen verbessert werden. Damit gemeinwohlorientierte recht werden. Und es heißt andererseits, dass sie die Unternehmen am Markt bestehen können, muss die Politik für die sozial-ökologische Transformation notwendi- die Macht übermächtiger Konzerne begrenzen. Wichtige gen Investitionen in umweltfreundliche Technologien Märkte dürfen nicht von einigen wenigen Konzernen und menschenrechtliche Sorgfalt tätigen. Dafür muss kontrolliert werden, so dass am Gemeinwohl orientierte Entscheidungsmacht innerhalb eines Unternehmens Mitbewerber an den Rand gedrängt werden. Stattdessen so organisiert werden, dass tatsächlich alle wesent- müssen Marktstrukturen, in denen sehr wenige Unter- liche Stakeholder-Gruppen mitbestimmen. Zudem gilt nehmen dominieren, beseitigt und aggressivem Fusions es, sozial und ökologisch nachhaltig zu wirtschaften streben sowie Geschäftsmodellen, die der Logik „Profite und Gewinne gerecht zu verteilen. Die an Zulieferer und um jeden Preis“ folgen, ein Riegel vorgeschoben werden. Produzent*innen gezahlten Preise müssen sich danach richten, was eine sozial und ökologisch gerechte Pro- Diese Veränderungen sind möglich. Dafür müssen wir weg duktion kostet. vom Mythos der Alternativlosigkeit. Das vorherrschende Wirtschaftsparadigma sowie die daraus resultierende Gleichzeitig brauchen kleinere gemeinwohlorientierte extreme Ungleichheit und Armut sind das Ergebnis politi- Unternehmen mehr Unterstützung, die an Prinzipien der scher Entscheidungen – und damit veränderbar. Nachhaltigkeit und Inklusion ausgerichtet sind und da- mit einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung von Armut und Ungleichheit leisten. Möglichkeiten sind etwa Wirt- Tshiela Therese, Mitarbeiterin im St. Joseph Hospital, Kinshasa, Demokratische Republik Kongo © Anastasie Langu/Oxfam
Gewaltige Ungleichheit 11 Oxfams Forderungen Konsequent in öffentliche Daseinsvorsorge investieren: an die Bundesregierung Mehreinnahmen durch eine gerechte Steuerpolitik müssen Jetzt ist die Zeit für eine Politik der sozial-ökologischen in gute öffentliche Bildungs-, Gesundheits- und soziale Transformation, mit Regeln, die die Interessen der großen Sicherungssysteme fließen, die allen Menschen zugänglich Mehrheit in den Vordergrund stellen, die gleichberechtigte sind. Die Einbindung profitorientierter Anbieter in diesen Teilhabe von Frauen, Black, Indigenous und People of Colour Feldern, die vor allem im Interesse der daran beteiligten Un- (BIPoC) und anderen historisch marginalisierten Gruppen ternehmen liegt, sollte gestoppt und rückgängig gemacht schaffen und zu einer gerechten Verteilung von sozial und werden, gerade auch in der Entwicklungszusammenarbeit. nachhaltig erwirtschafteten Gewinnen führen. Wir benö- Stattdessen muss mehr für Systeme in den Partnerländern tigen eine sozial und ökologisch gerechte Wirtschaft, die getan werden, insbesondere durch die Unterstützung von sich nicht mehr maßgeblich am Profit, sondern am Gemein- Initiativen wie der Global Partnership for Education, die wohl orientiert. Schaffung eines Globalen Fonds für soziale Sicherung oder die Unterstützung durch Budgethilfe. Die Mitglieder der neuen Bundesregierung, des Deut- 2. schen Bundestages und der Parteien sollten sich daher in Deutschland, Europa und weltweit für die folgende Gerech- Impfgerechtigkeit: Covid-19-Impfstoffe als tigkeitsagenda einsetzen: globales öffentliches Gut allen Menschen welt- weit kostenfrei zugänglich machen 1. Steuergerechtigkeit: Konzerne und sehr Patentschutz für Covid-19-Impfstoffe aussetzen: Vermögende stärker in die Verantwortung Geistige Eigentumsrechte wie Patente für Covid-19-Impf- nehmen und in soziale Grunddienste investieren stoffe, Medikamente und andere in der Pandemie relevante medizinische Mittel müssen für die Dauer der Pandemie Die Vermögenssteuer wieder einführen, ausgesetzt werden. Der entsprechende Vorschlag zum eine Vermögensabgabe prüfen: sogenannten TRIPS-Waiver wurde von den Regierungen Wie von Institutionen wie dem IWF69 und Vermögenden Indiens und Südafrikas bereits im Oktober 2020 bei der WTO selbst70 angeregt, sollten sehr hohe Vermögen wieder eingebracht und von mehr als 100 Ländern unterstützt. Die stärker besteuert werden, so auch in Deutschland. Die Ver- neue Bundesregierung muss die bisherige Blockadehaltung mögenssteuer sollte daher für sehr hohe Vermögen wieder aufgeben, den Kurs korrigieren und dem Waiver zustimmen. eingeführt und eine Abgabe auf Vermögen über einer Million Euro geprüft werden. Wissens- und Technologietransfer einfordern: Die Bundesregierung muss sich für einen Wissens- und Den Steuerwettlauf nach unten beenden, Technologietransfer durch die Pharmaunternehmen ein- Steueroasen schließen: setzen, der den Um- und Ausbau von existierenden Produk- Die Bundesregierung sollte sich für Nachbesserungen bei tionsstätten ermöglicht und somit eine Verbesserung der der Einführung der Globalen Mindeststeuer für Konzerne Versorgung mit Impfstoffen schafft. Deutsche Impfstoff- einsetzen, wie etwa einem höheren Mindeststeuersatz in hersteller sollten ihr Wissen dem WHO Transfer-Hub in Süd- Höhe von 20 bis 25 Prozent und mehr Rechte für einkom- afrika zu Verfügung stellen. mensschwache Länder, in ihrem Land tätige Konzerne zu besteuern. In der EU braucht es eine effektive Liste, die alle, Kapazitätsaufbau in einkommensschwächeren insbesondere auch europäische Steueroasen erfasst und Ländern unterstützen: wirksame Sanktionen nach sich zieht. Die Bundesregierung muss den Aufbau von Produktionska- pazitäten in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkom- men fördern, um so nicht nur langfristig die Versorgung mit Covid-19 Impfstoffen zu sichern, sondern auch für zukünf-
12 gewaltige Ungleichheit tige Pandemien vorzusorgen. Ebenso muss der Ausbau der globalen und regionalen Infrastruktur zur Ausliefe- rung und Verteilung von Impfstoffen und medizinischen Mitteln finanziell gefördert werden. 3. Gerechtes Wirtschaften: Unternehmen 4. demokratisieren und gemeinwohlorientiert ausrichten Konzernmacht brechen: Marktkonzentration abschaffen, durchlässige Marktstrukturen Unternehmen an das Gemeinwohl binden: fördern Die Geschäftsführung jedes Unternehmens sollte ver- Ein effektives, gemeinwohlorientiertes pflichtet werden, die Unternehmensziele und Erfolgs- Kartellrecht schaffen: und Leistungsindikatoren (Key Performance Indicators) innerhalb der planetaren Grenzen und unter Beachtung Um eine gerechte Verteilung von Gewinnen innerhalb der der menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht festzulegen Lieferkette sicherzustellen, sollte das Kartellrecht nicht nur und umzusetzen, zum Beispiel durch die Vorgabe, dass an der Konsument*innenwohlfahrt, sondern auch am Ge- das Geschäftsmodell kompatibel mit dem 1,5-Grad-Ziel meinwohl ausgerichtet werden. In der Fusions- und Miss- ist. Zur Durchsetzung sollte es behördliche Sanktions- brauchskontrolle gilt es, auch die Wirkungen auf Löhne, Be- mechanismen und eine zivilrechtliche Haftung der Ge- schäftigung, Lieferanten und Produzenten zu untersuchen. schäftsführung geben. Die neue Bundesregierung muss die entsprechenden Gesetzesvorhaben auf EU-Ebene Monopolisierung von Märkten entschieden vorantreiben. verhindern Auf hochkonzentrierten Märkten mit weniger als fünf Ak- Sozial-ökologische Investitionen sicherstellen teuren sollten strukturelle Faktoren stärker berücksichtigt und Ausschüttungen begrenzen: werden. Die Beweislast sollte umgekehrt werden und die Unternehmen sollten zur Umsetzung ihrer ökologi- fusionierenden Unternehmen nachweisen müssen, dass die schen und menschenrechtlichen Pflichten konkrete Fusion keinen Schaden verursacht. Megafusionen sollten Strategien veröffentlichen müssen, in denen sie die verboten werden. entsprechenden Investitionsbedarfe benennen. Die- se Investitionen müssen vor Gewinnausschüttungen, Der Schwellenwert für die Vermutung einer Marktbeherr- -rückstellungen oder Aktienrückkäufen geleistet wer- schung sollte von derzeit 40 Prozent auf 20 Prozent abge- den. Ausschüttungen sollten verboten werden, wenn senkt werden. Bei der Bewertung der Marktstellung eines sie höher als der Jahresüberschuss sind oder ein Unter- Unternehmens ist auch zu berücksichtigen, ob Gewinne nehmen staatliche Hilfen, wie zum Beispiel Kurzarbeit, durch die Externalisierung von ökologischen und sozialen in Anspruch genommen hat. Kosten erzielt werden. Vielfältige Interessensrepräsentation in Übermächtige Konzerne notfalls Leitungsgremien sicherstellen: entflechten: Unternehmen sollten verpflichtet werden, sowohl öf- Es muss eine rechtliche Grundlage dafür geschaffen wer- fentliche als auch Interessen wichtiger Stakeholder- den, übermächtige Konzerne als ultima ratio zu entflechten gruppen, wie Belegschaft, Lieferanten, lokale Gemein- und ihre marktübergreifende Macht durch eine Trennung schaften und Produzenten in den Lieferketten, wirksam von Geschäftsbereichen zu beschränken. Das Bundes- in die Bestimmung des Unternehmensinteresses und in kartellamt kann bei Einführung eines solchen Instruments die Unternehmensführung einzubringen. Die Vertretung Monopole oder Konzerne mit überragender Marktstellung von Arbeitnehmer*innen sollte konsequent gestärkt untersuchen, eine Veräußerung von Konzernteilen oder werden. Sachvermögen in Deutschland prüfen und gegebenenfalls eine Entflechtung veranlassen.
Gewaltige Ungleichheit 13 Yehya (72) aus dem Libanon hat mehr als 40 Jahre lang im Baugewerbe gearbeitet. Nach dem wirtschaftlichen Zusammenbruch und der Ver- schlechterung der Lage im Bausektor begann er als Taxifahrer zu arbeiten. Sein Verdienst reicht kaum aus, um die Miete für das Auto und sein Haus zu bezahlen. Er protestiert gegen die Zu- stände im Libanon, wo die Wirtschaftskrise zu einer Hyperinflation und einem starken Wertver- lust der Lira geführt hat. © Pablo Tosco/Oxfam QUELLEN 1 Spiegel (2021): Markt für Super- 7 Oxfam-Berechnung auf Basis der 11 United Nations Conference on 15 Carolina Sánchez Páramo, u.a. (2021): jachten erzielt Rekordzuwächse. Forbes-Milliardär*innen-Listen und Trade and Development (2021): Covid-19 leaves a legacy of rising https://www.spiegel.de/wirtschaft/ des Global Wealth Databook 2021 von From recovery to resilience: Hanging poverty and widening inequality, luxus-in-der-pandemie-markt- Credit Suisse. https://www.forbes. together or swinging separately? https://blogs.worldbank.org/ fuer-superyachten-verzeichnet- com/billionaires/ und https://unctad.org/news/recovery- developmenttalk/covid-19-leaves- rekordzuwachs-a-37897411-33c9- https://www.credit-suisse.com/ resilience-hanging-together-or- legacy-rising-poverty-and-widening- 4546-8fea-3be22cfb8560 about-us/en/reports-research/ swinging-separately inequality global-wealth-report.html 2 Carolina Sánchez Páramo, u.a. (2021): 12 Center on International Cooperation 16 Crédit Suisse (2021): The Global Covid-19 leaves a legacy of rising 8 Der Paritätische Gesamtverband (2021): From Rhetoric to Action: Wealth Report 2021. https://www. poverty and widening inequality. (2021): Armut in der Pandemie. Der Delivering Equality and Inclusion. credit-suisse.com/about-us/en/ https://blogs.worldbank.org/ Paritätische Armutsbericht 2021. NYU/CIC Pathfinders for Peaceful, reports-research/global-wealth- developmenttalk/covid-19-leaves- https://www.der-paritaetische. Just and Inclusive Societies. report.html legacy-rising-poverty-and-widening- de/fileadmin/user_upload/ https://www.cic.nyu.edu/ inequality Schwerpunkte/Armutsbericht/doc/ publications/rhetoric-action- 17 World Economic Forum (2021): World broschuere_armutsbericht-2021_ delivering-equality-inclusion Economic Forum’s Global Risks 3 Oxfam (2022): Inequality Kills method- web.pdf Report 2021. https://www3.weforum. ology note. https://www.oxfam.de/ 13 N. Tamale (2021): Adding Fuel to org/docs/WEF_The_Global_Risks_ inequality-kills-methodology 9 N. Yonzan, C. Lakner, D.G. Mahler Fire: How IMF demands for austerity Report_2021.pdf (2021): Is COVID-19 increasing global will drive up inequality worldwide. 4 Ebd. inequality? World Bank Blogs. https://policy-practice.oxfam.org/ 18 IMF (2021): Fiscal Monitor October https://blogs.worldbank.org/open- resources/adding-fuel-to-fire-how- 2021: Strengthening the Credi- 5 World Inequality Lab (2021): data/covid-19-increasing-global- imf-demands-for-austerity-will- bility of Public Finances. https:// World Inequality Report 2022. inequality drive-up-inequality-worl-621210/ www.imf.org/en/Publications/FM/ https://wir2022.wid.world/ Issues/2021/10/13/fiscal-monitor- 10 World Bank (2021): 2021 Year in 14 IMF (2021): Fiscal Monitor, October october-2021, p.2. 6 Ebd. Review in 11 Charts: The Inequality 2021: Strengthening the credibility Pandemic.https://www.worldbank. of public finances. 19 N. Tamale (2021): Adding Fuel to org/en/news/feature/2021/12/20/ https://www.imf.org/en/ Fire: How IMF demands for austerity year-2021-in-review-the-inequality- Publications/FM/Issues/2021/10/13/ will drive up inequality worldwide. pandemic fiscal-monitor-october-2021 https://policy-practice.oxfam.org/ resources/adding-fuel-to-fire-how- imf-demands-for-austerity-will- drive-up-inequality-worl-621210/
14 gewaltige Ungleichheit 20 Die Weltbank definiert drei Armuts- 28 UN Women (2021): Global gender 38 Our World in Data (Stand 10.01.2022): 48 WHO (2020): Global Spending on grenzen: 1,95 Dollar für extreme response tracker: Monitoring how https://ourworldindata.org/ Health: Weathering the Storm. Armut, 3,20 Dollar und 5,50 Dollar. women’s needs are being met by covid-vaccinations https://apps.who.int/nha/database/ Oxfam verwendet hauptsächlich pandemic responses. Women Count DocumentationCentre/Get- die Grenze von 5,50 Dollar, weil wir blog. https://data.unwomen.org/ 39 DAZ online (2021): WHO-Impfziel File/58717341/en davon überzeugt sind, dass diese das resources/women-have-been-hit- verfehlt. https://www.deutsche- genaueste Bild von Armut vermittelt. hard-pandemic-how-government- apotheker-zeitung.de/news/ 49 D. Sherpa (2020): Estimating impact of Eine ausschließliche Konzentration response-measuring artikel/2021/12/28/who-impfziel- austerity policies in COVID-19 fatality auf extreme Armut ist nicht hilfreich, verfehlt rates: Examining the dynamics of eco- da sie Milliarden von Menschen, die 29 P. Espinoza Revollo (2020). nomic policy and case fatality rates tagtäglich mit Armut konfrontiert Time to Care: Methodology 40 The Economist. (2021): The pandem- (CFR) of COVID-19 in OECD countries. und die nur einen Schritt vom Elend note. Oxfam. https://dx.doi. ic’s true death toll. Stand 1. Dezember https://doi.org/10.1101/2020.04.03.2 entfernt sind, übersieht. Mehr zu org/10.21201/2020.5419 2021. https://www.economist.com/ 0047530 diesem Thema: D.A. Vázquez Pimentel, graphic-detail/coronavirus-excess- I. Macías Aymar, and M. Lawson (2018): 30 UNICEF (2021): COVID-19: A threat deaths-estimates 50 The Economist (2021): Why have Reward Work, Not Wealth. Oxfam. to progress against child marriage. some places suffered more covid-19 https://policy-practice.oxfam.org/ https://data.unicef.org/resources/ 41 Oxfam (2021): Two-thirds of epide- deaths than others? https://www. resources/reward-work-not-wealth- covid-19-a-threat-to-progress- miologists warn mutations could economist.com/finance-and- to-end-the-inequalitycrisis-we- against-child-marriage/ render current COVID vaccines economics/2021/07/31/why-have- must-build-an-economy-fo-620396/ ineffective in a year or less. Press some-places-suffered-more-covid- 31 Oxfam (2021): The Ignored Pandemic: release. https://www.oxfam.org/en/ 19-deaths-than-others 21 Carolina Sánchez Páramo, u.a. (2021): The Dual Crises of Gender-Based press-releases/two-thirds-epidemi- Covid-19 leaves a legacy of rising Violence and COVID-19. ologists-warn-mutations-could-ren- 51 McGill University (2020): Trust and poverty and widening inequality. https://policy-practice.oxfam.org/ der-current-covid-vaccines income inequality fueling spread https://blogs.worldbank.org/ resources/the-ignored-pandemic- of COVID-19. https://www.mcgill. developmenttalk/covid-19-leaves- the-dual-crises-of-gender-based- 42 Oxfam (2021): Pharmaceutical compa- ca/newsroom/channels/news/ legacy-rising-poverty-and-widening- violence-and-covid-19-621309/ nies and rich nations delivering just trust-and-income-inequality-fueling- inequality one in seven of the doses promised spread-Covid-19-325184 32 Oxfam (2022): Inequality Kills method- for developing countries. https:// 22 N. Yonzan, C. Lakner, D.G. Mahler ology note. https://www.oxfam.de/ www.oxfam.org/en/press-releases/ 52 J. Davies (2021): Economic Inequality (2021): Is COVID-19 increasing global inequality-kills-methodology pharmaceutical-companies-and- and COVID-19 Death Rates in the inequality? World Bank Blogs. rich-nations-delivering-just-one- First Wave, a Cross-Country Analysis. https://blogs.worldbank.org/ 33 UNFPA (2020): Impact of the COVID-19 seven-doses-promised CESifo Working Paper No. 8957. opendata/covid-19-increasing- pandemic on family planning and https://www.cesifo.org/en/pub- global-inequality ending gender-based violence, 43 A. Maitland and A. Marriott. (2021). likationen/2021/working-paper/ female genital mutilation and child The Great Vaccine Robbery. People’s economic-inequality-and-covid-19- 23 World Bank (2021): 2021 Year in marriage. Interim Technical Note 7. Vaccine Alliance. https://reliefweb. death-rates-first-wave-cross Review in 11 Charts: The Inequality https://www.unfpa.org/resources/ int/sites/reliefweb.int/files/resourc- Pandemic. https://www.worldbank. impact-covid-19-pandemic-family- es/The%20Great%20Vaccine%20 53 OECD (2021): Health at a Glance 2021. org/en/news/feature/2021/12/20/ planning-and-ending-gender-based- Robbery%20Policy%20Brief%20final. https://doi.org/10.1787/ae3016b9- year-2021-in-review-the-inequality- violence-female-genital pdf en pandemic 34 A. Maitland and A. Marriott. (2021). 44 A. Alsalhani, A. Prabhala (2021): 54 Centers for Disease Control and 24 Schätzungen der Weltbank, World The Great Vaccine Robbery. Pharmaceutical manufacturers across Prevention (2021): Risk for COVID-19 Bank (2020): Poverty and Shared Pros- People’s Vaccine Alliance. Asia, Africa and Latin America with the Infection, Hospitalization, and Death perity. https://www.worldbank.org/ https://webassets.oxfamamerica. technical requirements and quality by Race/Ethnicity. https://www. en/publication/poverty-and-shared- org/media/documents/The_Great_ standards to manufacture mRNA vac- cdc.gov/coronavirus/2019-ncov/ prosperity Vaccine_Robbery_Policy_Brief.pdf cines. https://accessibsa.org/mrna/ covid-data/investigations-discovery/ hospitalization-death-by-race- 25 International Labour Organization 35 Oxfam (2021): Pfizer, BioNTech and 45 Bundesregierung (2020): Impfstoff- ethnicity.html (ILO) (2021): Fewer women than men Moderna making $1,000 profit every förderung angelaufen. https:// will regain employment during the second while world’s poorest coun- www.bundesregierung.de/breg-de/ 55 Mediendienst Integration (2021): Ras- COVID-19 recovery says ILO. https:// tries remain largely unvaccinated. themen/forschung/corona-impf- sismus in der Pandemie: Unterschied- www.ilo.org/global/about-the-ilo/ Press release. https://www.oxfam. stoff-1787044 liche Sterberaten im Zusammenhang newsroom/news/WCMS_813449/ org/en/press-releases/pfizer- mit Covid-19. lang--en/index.htm biontech-and-moderna-making- 46 World Bank, WHO (2017): Half the https://mediendienst-integration. 1000-profit-every-second-while- world lacks access to essen- de/fileadmin/Dateien/Expertise_Ras- 26 Oxfam (2021): COVID-19 cost women worlds-poorest tial health services, 100 million sismus_Uebersterblichkeit_Covid_19_ globally over $800 billion in lost still pushed into extreme poverty Will_Supik_Pluemecke_FINAL.pdf income in one year. Press release. 36 Ebd. because of health expenses. Press https://www.oxfam.org/en/press- release. https://www.who.int/news/ 56 UNESCO, UNICEF, World Bank (2021): releases/Covid-19-cost-women- 37 WHO (2021): WHO Director-General’s item/13-12-2017-world-bank-and- The State of the Global Education- globally-over-800-billion-lost-in- opening remarks at the Special who-half-the-world-lacks-access- Crisis: A Path to Recovery. https:// come-one-year Session of the World Health Assem- to-essential-health-services-100- www.worldbank.org/en/topic/ bly - 29 November 2021. https://www. million-still-pushed-into-extreme- education/publication/the-state-of- 27 World Economic Forum (2021): who.int/director-general/speeches/ poverty-because-of-health-expenses the-global-education-crisis-a-path- Global Gender Gap Report 2021. detail/who-director-general-s-open- to-recovery https://www.weforum.org/reports/ ing-remarks-at-the-special-session- 47 Oxfam (2022): Inequality Kills method- ab6795a1-960c-42b2-b3d5-587ec- of-the-world-health-assembly---29- ology note. https://www.oxfam.de/ 57 Malala Fund (2021), cda6023 november-2021 inequality-kills-methodology https://covid.malala.org/
58 UNESCO, World Bank (2021): 67 Oxfam (2022): Inequality Kills metho- Cover: Education Finance Watch 2021. dology note. https://www.oxfam.de/ Illustration: Ole Kaleschke für Oxfam https://www.worldbank.org/ inequality-kills-methodology. Foto Sternenhimmel [M]: Jake Weirick, unsplash en/topic/education/publication/ Hohe Vermögensabgaben sind bereits Foto Erde: NASA, unsplash education-finance-watch-2021 in der Vergangenheit zur Bewältigung außergewöhnlicher Herausforderun- 59 Finanzwende Recherche, Oxfam gen genutzt worden. Die französische (2021): Gewinne auf Kosten der Regierung hat beispielsweise nach Allgemeinheit. https://www.oxfam. dem Zweiten Weltkrieg übermäßi- de/system/files/documents/dax30- ges Kriegsvermögen mit einem Satz bericht_final.pdf von 100 Prozent besteuert. Auch anderswo in Europa und in Japan 60 Handelsblatt (2021): Rekord bei wurden einmalige Vermögenssteuern Dividenden: Dax-Konzerne wer- erhoben. In den USA schlug Präsident den soviel ausschütten wie noch Franklin D. Roosevelt während des nie. https://www.handelsblatt. Krieges eine einhundertprozentige com/unternehmen/management/ Steuer auf exzessive Einkommen vor; dax-40-rekord-bei-dividenden- vereinbart wurde ein Spitzensteuer- dax-konzerne-werden-so- satz von 94 Prozent. Siehe auch: viel-ausschuetten-wie-noch- https://taxfoundation.org/historical- nie/27878520.html income-tax-rates-brackets/ 61 UNCTAD (2017): Trade and Develop- 68 European Commission (2021): ment Report. https://unctad.org/ Commission presents Action Plan system/files/official-document/ to boost the social economy and tdr2017overview_en.pdf create jobs. https://ec.europa. eu/social/main.jsp?langId=en&- 62 Ebd., S. 15 catId=89&newsId=10117&furth- erNews=yes#navItem-1 63 T. Tørsløv, L. Wier, and G. Zucman (2021): Close to 40% of multinational 69 K. Georgieva. (2020): Reduce profits are shifted to tax havens each Inequality to Create Opportunity. year. https://missingprofits.world/ IMF Blog. https://blogs.imf. org/2020/01/07/reduce-inequality- 64 U. Akcigit, et al. (2021): Rising to-create-opportunity/?utm_medi- Corporate Market Power: Emerging um=email&utm_source=govdelivery Policy Issues. IMF Staff Discus- sion Notes. https://www.imf.org/ 70 Siehe die entsprechenden en/Publications/Staff-Discus- Forderungen unter sion-Notes/Issues/2021/03/10/ https://www.taxmenow.eu/ und Rising-Corporate-Market-Power- https://millionairesforhumanity.org/ Emerging-Policy-Issues-48619 65 Der Spiegel (2021): Konzerne streichen Milliarden Corona-Gewinne ein. Impressum https://www.spiegel.de/wirtschaft/ corona-pandemie-konzerne- Oxfam ist eine internationale Nothilfe- und streichen-milliardengewinne-ein- Entwicklungsorganisation, die weltweit Menschen a-1f8d4e23-e3b5-419d-9b89- mobilisiert, um Armut aus eigener Kraft zu e8813982be1c überwinden. Dafür arbeiten im Oxfam-Verbund 21 Oxfam-Organisationen gemeinsam mit 66 Oxfam (2021): OECD tax deal is a mock- 4.100 Partner*innen in mehr als 90 Ländern. ery of fairness. https://www.oxfam. org/en/press-releases/oecd-tax- Herausgeber: Oxfam Deutschland e. V., deal-mockery-fairness-oxfam Januar 2022 V.i.S.d.P.: Marion Lieser, Oxfam Deutschland e. V., Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin, Tel.: +49 (0)30 45 30 69 0, E-Mail: info@oxfam.de Leitende Autoren: Manuel Schmitt und Tobias Hauschild Redaktion: Steffen Küssner, Sandra Dworack, Nikolai Link, Lukas Warning, Julia Thrul, Marita Wiggerthale, Pia Schwertner Konzeption und Umsetzung: Pia Schwertner Gestaltung: Ole Kaleschke | olekaleschke.de Deutsche Zusammenfassung und Ergänzung des Kampagnenreports Inequality Kills. Vollständiger Text unter www.oxfam.de/inequality-kills
Sie können auch lesen