GOTTESDIENSTE IM APRIL/MAI 2022 - Jesus Gemeinde ...
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Vorwort 4 Über dieses Heft 6 Themen für die Gottesdienste 8 Die Liebe von Jesus 10 Das unzerstörbare Leben von Jesus 12 Die Allwissenheit von Jesus 14 Die Freude von Jesus 16 Die Gerechtigkeit und der Zorn von Jesus 18 Die erhabene Größe und Demut von Jesus 20 Die Freiheit von Jesus 22 Die Treue von Jesus 24 Themen für die Kleingruppen 26 Die Barmherzigkeit von Jesus 28 Die Weisheit von Jesus 30 Die Autorität von Jesus 32 Die Sündlosigkeit von Jesus 34 Jesus als der allmächtige Gott 36 Jesus als Mensch 38 Die Geduld von Jesus 40 Die Gnade von Jesus 42 Inhaltsverzeichnis 3
VORWORT von Dierk Müller kann der Mensch mit seinem inneren Auge sehen, wer Jesus „Jesus zu sehen“ ist, wofür der ist. Auch das Wort „Herrlichkeit“ Mensch geschaffen wurde, in wurde von Paulus bewusst aus- der Ewigkeit und im Hier und gesucht und mit Jesus kombi- Jetzt. Natürlich wird im neuen niert. Es bedeutet, dass etwas Universum „Jesus zu sehen“ so wertvoll und kostbar ist, dass (Offb. 22, 4 „Sie werden sein An- es vom Betrachter als über alle gesicht sehen“) eine heute un- Maßen angenehm und wohl- vorstellbar großartige Dimen- tuend empfunden wird und sion einnehmen. Aber auch in einfach Begeisterung auslöst. dieser Welt können wir Jesus Eins ist also klar: beim Sehen sehen – nicht mit unseren phy- von Jesus geht es nicht nur um sischen Augen, aber mit den Au- nüchterne Fakten und bloße gen des Herzens. Tatsachen, wer Jesus ist. Wer Jesus sieht, empfindet etwas für „Mit innerem Auge“ (Eph. 1, 18) ihn. Er schätzt ihn, genießt ihn, Jesus zu sehen bedeutet dabei ist dankbar und begeistert. Wer nicht ein subjektives „an ihn nichts Angenehmes an ihm ent- denken“ oder sich etwas vor- decken kann, hat ihn auch nicht stellen, was es eventuell gar gesehen. Genauso wie schon im nicht gibt. Es bedeutet, dass, ersten Jahrhundert, sahen viele unabhängig von deinem phy- Jesus sogar mit ihren eigenen sischen Auge, deine Seele die Augen und konnten ihn erleben. Fähigkeit hat, etwas wahrzu- Sie sahen Jesus vor sich, aber sie nehmen, was sehr real ist und sahen doch nichts (Matt. 13, 13 wahrgenommen werden kann „sehend sehen sie nichts“). – aber eben nicht mit bloßem Auge. Paulus beschreibt die- Die Menschen damals sahen se Möglichkeit als „wir können zwar die Wunder von Jesus, aber die Herrlichkeit von Jesus se- begriffen nicht den Wert, wel- hen, weil das Licht des Evange- chen die Wunder vermitteln. Es liums in unsere Herzen scheint“ gibt also zwei Arten von Sehen (2. Kor. 4, 4). Paulus wählt da- und auch zwei Arten von „Jesus bei seine Worte sehr bewusst. sehen“. Man kann Fakten über Wenn Licht in Herzen scheint, ihn kennen. Aber hat man ihn ist das eine Bildersprache für ein dann schon gesehen? Hat man bewusstes „inneres Sehen“. So dann schon den wahren Wert wie wir durch Licht ins Auge die dessen, was man sieht, entdeckt, physische Welt sehen können, bewundert und geschätzt? 4 JESUS SEHEN
Das berühmteste Objekt im Lou- Kontemplatives Gebet vre in Paris ist die Mona Lisa. Wer schon mal dort war, wird zwei Arten Damit das Wissen um die von Besuchern wahrnehmen. Die begehrenswerten Eigen- einen stehen stundenlang vor dem schaften von Jesus nicht Gemälde und lassen die Augen be- nur intellektuelle Fakten wundernd wandern. Sie wollen ein- bleiben, sondern auch dein tauchen in die Augen, ein Lächeln Herz berühren und unseren vom Porträt der Leinwand erha- eigenen Charakter in sein schen – echte Genießer eben. Und Ebenbild verändern, stellen dann gibt es die Selfie-Touristen. wir euch nach jedem Thema Zwei Sekunden vor der Mona Lisa ein kontemplatives Gebet reichen völlig aus. „Da ist sie! Die vor. Diese Arten des Gebets Mona Lisa und ich!“ Gesehen hat sind keine Bitten um etwas, man sie, aber eigentlich war man sondern Formen, wie man dann noch vom eigenen „ich“ mehr Gott im Gebet begegnen beeindruckt als vom Hintergrund. kann. Meist nimmt man aus Vom Meisterwerk Leonardo da Vin- dem Predigtthema einen cis hat man aber nicht viel mitbe- Gedanken auf und versucht kommen. ihn durch Interaktion mit Gott zu vertiefen. Diese kon- Wahrscheinlich ist es mit Jesus templativen Gebete sind also ähnlich. Jeder kann die Geschich- Gebete der Gemeinschaft ten über Jesus lesen und die Port- mit Gott. Probiert es einfach räts „sehen“, die von den Worten de- selbst mal aus. rer gemalt wurden, die ihn kannten. Aber nicht jeder sieht die Wahrheit, die Schönheit und den unendli- chen Wert. Ziel dieser Predigtreihe ist, dass wir Jesus wieder neu sehen. Wer eine Weile mit Jesus unterwegs ist, wird viele Bibelstellen entdecken, die schon vertraut sind. Aber genau diese scheinbar gut bekannten Er- zählungen bergen in sich unent- decktes Potenzial, neu vor Jesus zu staunen, ihn neu zu schätzen und zu genießen. Vorwort 5
ÜBER DIESES HEFT Wie dieses Heft funktioniert In den nächsten Wochen be- „Was würde ich mir von schäftigen wir uns jeweils mit Christus wünschen, unterschiedlichen Eigenschaf- was er nicht hat?“ ten von Jesus: seinem Charak- ter, seinem Wesen, wer er war Herausgekommen ist bei Ed- und ist. Welches Thema an den wards eine Entdeckungsreise Sonntagen dran ist, kann man in eine Vielzahl von Charakterei- jetzt schon am Datum und dem genschaften von Jesus, die Ihn dazugehörigen Text sehen. zur begehrenswertesten Per- son des Universums machen. Bei den Themen für die Klein- Edwards kam zu dem Schluss: gruppen sind wir flexibler und Jesus hat alles, was attraktiv haben keine Datumsangaben und wünschenswert ist. angegeben. Das hilft euch als Hauskreise eure Treffen variabel Wir wollen genau diese Frage zu gestalten. Ihr macht gerade auch über unsere Gottesdiens- eine Pause? Kein Problem. Ihr te und Treffen in den Klein- könnt einfach mit dem ersten gruppen stellen: was könnte Thema anfangen, wenn ihr wie- ich mir von meinem Retter der neu startet. Euch hat das und Gott wünschen, was er Thema in der Predigt so sehr nicht hat? Gibt es irgendetwas, angesprochen, dass ihr in der was ich an Ihm vermisse? Ehr- Woche gleich vertiefen wollt? lich! Interessanterweise ist ge- Super! Dann macht das so und nau die Suche nach dem, „was ihr habt dazu noch zusätzliches fehlt“, der Anfang des Findens, Material für Kleingruppentref- „was eigentlich alles da ist“ und fen über die Dauer der Predigt- wie bewundernswert das ist, reihe am Sonntag hinaus. Ihr was wir in Christus haben. könnt die Themen einfach so nutzen, wie es gerade passt. Wir wollen euch die Überle- gungen von Jonathan Edwards Warum schauen wir die Eigen- nicht vorenthalten. Vielleicht schaften von Jesus an und nicht seid ihr ja von dem Zitat auch seine Wunder oder Reden? Wir inspiriert und wir machen uns haben uns bei der Vorbereitung gemeinsam auf den Weg nach der Predigtreihe von Jonathan „mehr von Jesus sehen“. Edwards inspirieren lassen, der sich die Frage gestellt hat: 6 JESUS SEHEN
“ „Was könntest du dir von einem Erlöser wünschen, das nicht in Christus ist? Oder inwiefern würdest du dir einen Erlöser wünschen, der anders ist als Christus? Welche herausragende Eigenschaft fehlt dort? Was ist großartig oder gut, was ist ehrwürdig oder gewinnend, was ist an- betungswürdig oder liebenswert, oder was könntest du dir vorstellen, was begehrenswert wäre, was nicht in der Person Christi zu finden ist? Wollt ihr, dass euer Erlöser groß und ehrwürdig ist, weil ihr nicht bereit seid, einer niedrigen Person verpflichtet zu sein? Und ist Christus nicht eine Person, die ehrenhaft genug ist, um würdig zu sein, dass du von ihm abhängig bist? Ist er nicht eine Person, die hoch genug ist, um zu einem so ehrenhaften Werk wie Ihrer Erlösung berufen zu werden? Wollt ihr nicht nur einen Erlöser von hohem Rang haben, sondern wollt “ ihr, dass er trotz seiner Erhabenheit und Würde auch von niedrigem Rang gemacht wird, damit er Erfahrung mit Leiden und Prüfungen hat, damit er durch das, was er erlitten hat, lernt, sich derer zu erbar- men, die leiden und versucht werden? Und ist Christus nicht niedrig genug für euch geworden und hat er nicht genug gelitten? Wollt ihr, dass er nicht nur die Leiden kennt, die ihr jetzt erleidet, son- dern auch den wunderbaren Zorn, den ihr in der Zukunft fürchtet, da- mit er weiß, wie man sich derer erbarmt, die in Gefahr sind und sich davor fürchten? Dieser Christus hat [...] tausendmal mehr davon ge- spürt, als du oder irgendein lebender Mensch es hat. Und könntest du dir größere Dinge vorstellen, als Christus getan hat? War es nicht eine alles überragende Sache für den, der Gott war, die menschliche Natur anzunehmen, um nicht nur Gott zu sein, sondern von nun an Mensch bis in alle Ewigkeit? Und was könntest du als noch größere Liebe ansehen als das Leiden für die Sünder als höchstes Zeugnis der Liebe zu den Sündern? Welche andere Tat würdest du dir wünschen, auch wenn sie noch so außergewöhnlich ist, im Vergleich, was er getan hat? Und würdest du dir wünschen, dass ein Erlöser mehr leiden sollte, als Christus für die Sünder gelitten hat? Was vermisst du, oder was würdest du hinzufügen, wenn du es könntest, um ihn noch geeigneter zu machen, dein Erlöser zu sein?“ (Jonathan Edwards, The Excellency of Christ, 1: 686-87) Über dieses Heft 7
Die Themen auf den nächsten Seiten werden direkt in den Gottesdiensten behandelt. Welches Thema und welcher Bibeltext an welchem Sonntag 10.4. | Johannes 15, 13; Johannes 3, 16-19 Sonntag dran ist, siehst du auf jeder Seite am Rand. Themen für die Gottesdienste 9
LIEBE Die Liebe von Jesus jedoch etwas anderes. Damals waren „Freunde“ nicht immer Von Liebe reden lässt sich ebenbürtig. Das sieht man sehr leicht. Gefühle der Zuneigung schön in Johannes 15, 1: für jemanden entstehen bei vielen Menschen auch relativ „Ihr seid meine Freunde, wenn einfach. Ob man jemanden ihr tut, was ich euch befehle.“ wirklich liebt, zeigt sich erst, (Johannes 15, 1) wenn es um Taten geht – vor al- lem, wenn es mich selbst etwas Befehle erteilen und „gehorsam kostet. „Jesus liebt dich“ be- Befehle ausführen“ ist ganz deutet nicht nur, dass er Emo- und gar nicht, was wir von einer tionen der Zuneigung für dich ebenbürtigen Freundschaft empfindet. Das auch. Aber weit erwarten. Aber es ist Teil einer mehr! Die Liebe von Jesus zeigt besonderen Beziehung, die es sich am intensivsten darin, dass in der heutigen Gesellschafts- er alles, was er hatte, für dein struktur nicht mehr gibt: die Wohlergehen aufgegeben hat: Patron-Klientenbeziehung des sein eigenes Leben am Kreuz. ersten Jahrhunderts. Dabei war Am Kreuz hat Jesus nicht nur der Patron eine sozial enorm Liebe gezeigt, im Sinne von hoch gestellte Persönlichkeit „hey schau mal, wie sehr ich mit Rang, Würde, Ruhm, finan- dich lieb habe“ . Sein Opfertod ziellem und gesellschaftlichem hat tatsächlich etwas gebracht. Einfluss. Der Klient war wesent- Er hat nämlich deine Schuld lich niedriger als der Patron auf sich genommen, seine Ge- und vom Patron abhängig. Der rechtigkeit und sein ewiges Le- Patron beschützte ihn mit sei- ben hat er dir dafür geschenkt. nem Einfluss, versorgte ihn und war in Zeiten der Not für ihn da. Wenn wir die Worte von Jesus Dagegen setzte der Klient sich lesen, „er hat sein Leben hinge- für den Ruhm und die Würde geben für seine Freunde“, sind seines Patrons ein. In genau wir geneigt zu denken, dass es dieser Beziehung wurden die eine „Freundschaftstat“ war, die Klienten „Freunde“ des Patrons Jesus da für uns getan hat. Auf- genannt, und genau dieses grund dessen, dass wir vorher soziale Verhältnis beschreibt „beste Freunde“ waren, hat Je- die Beziehung der Jünger zu sus sein kostbares Opfer für uns Jesus. Zu erwarten wäre, dass gebracht. Der Begriff „Freun- der Klient sein Leben für den de“ bezeichnet in der Antike Patron gibt, aber niemals an- 10 JESUS SEHEN
ders herum! Das erstaunliche ist, dass der „Super-Patron“ schlecht- Das Gebet des Glaubens hin, Christus, der als der Schöpfer des Universums unübertrefflich Beim Gebet des Glaubens herrlich und würdig ist, sein Leben nimmt man bewusst etwas hingegeben hat für Menschen wie aus dem Biblischen Text dich und mich, die im Vergleich mit oder aus einer Biblischen Ihm wesentlich weniger Wert und Verheißung für sich selbst Würde haben. Es gibt wirklich keine in Anspruch. Was auf den größere Liebe, als die Liebe des Pat- Seiten des Neuen Testa- rons Jesus zu seinen Jüngern! ments noch in der dritten Person beschrieben wird, be- zieht man ganz konkret auf sich selbst. Man nimmt sich also einfach etwas Zeit und spricht zum Beispiel lang- sam den Text nach und setzt den eigenen Namen ein. Ein Beispiel: „Größere Liebe hat niemand als die, dass er sein Leben hingibt für mich, Sonntag 10.4. | Johannes 15, 13; Johannes 3, 16-19 seinen Freund, Luca.“ Danach verweilt man einfach im freien Gebet um den Text herum und betet zum Bei- spiel: „Für mich hast du größ- te Liebe gezeigt“; „An mich hast du am Kreuz gedacht“; „Auf mich waren deine Augen am Kreuz gerichtet“. Manchmal hilft es, eine Ge- betsposition einzunehmen, welche der Art des Meditati- ven Gebets entspricht. Beim Gebet des Glaubens könnte man beispielsweise die Arme offen nach oben halten um zu zeigen, dass man das, was Gott in seinem Wort sagt, für sich selbst entgegennimmt. Die Liebe von Jesus 11
UNZERSTÖRBARES LEBEN Das unzerstörbare Leben von tenz als sich selbst. Wer Leben Jesus in sich hat, ist selbst der ewige Lebensgeber. Der Ausdruck Jesus macht in Johannes 5, 26 „Leben in sich selbst haben“ einen beachtlichen Anspruch: ist eine Umschreibung einer „er hat Leben in sich selbst!“ Gotteseigenschaft, die heute Was Jesus definitiv nicht da- von Theologen oft mit dem Be- mit meint ist, dass er lebendig griff „Aseität“ beschrieben wird: ist oder sich quicklebendig Gott braucht für sein eigenes fühlt. Diese Aussage wäre mit Leben und sein unendliches diesem Sinn nämlich an Tri- Glück nichts anderes als sich vialität nicht zu überbieten. Na selbst. Alles andere Leben fließt klar ist Jesus lebendig. Nur ein von ihm und ist von ihm abhän- lebendiger Mensch kann von gig. Diese Eigenschaft behaup- sich behaupten, lebendig zu tet Jesu mit Gott, dem Vater, zu sein. Dem Toten fehlen logi- teilen. Das, was nur Gott selbst scherweise die Fähigkeiten, so haben kann, besitzt sowohl der etwas von sich zu behaupten. Vater als auch der Sohn. Was Jesus hier behauptet hat, ist viel eindrucksvoller. „In sich Es ist das Selbstverständnis von selbst“ bedeutet „ohne Einfluss Jesus, diese Art von Leben zu von außen“. Keiner von uns hat haben: unabhängig von außen, das und keiner von uns weiß, unzerstörbar, das ihn dazu be- wie sich das anfühlt. Wir alle wegt, über sich selbst zu sagen, haben Leben „von außen“. Wir dass niemand sein Leben neh- alle sind nicht „selbstexistent“, men kann. Sein Tod am Kreuz sondern haben Leben von Gott ist ultimativ kein Gewaltverbre- geschenkt bekommen. Er er- chen, dem Jesus nichts entge- hält es durch seine übernatür- gen setzen konnte. Es war letzt- liche Vorsehung und durch endlich sein eigener Wille, sein die Bereitstellung der Dinge, Leben nieder zu legen. Und es die wir zum Leben brauchen: liegt nicht nur am Willen des Luft, Wasser, Essen, Licht, etc. Vaters, dass Jesus nach drei Ta- Wer Leben „in sich“ hat, setzt gen wieder lebendig wird: Je- sich von der Schöpfung ab, die sus selbst ist für seine eigene selber kein Leben in sich hat, Auferstehung verantwortlich: sondern durch einen „Leben- geber“ erhalten werden muss. Ich habe Vollmacht, mein Le- Wer Leben „in sich“ hat, braucht ben wieder aufzunehmen. nichts für die eigene ewige Exis- (Johannes 10, 18) 12 JESUS SEHEN
Weil Jesus selbst Lebensgeber ist, Gebet der Anbetung war es dem Tod unmöglich, ihn über die drei Tage hinaus zu binden. Beim Gebet der Anbetung Auch ein Petrus hat es lange nicht singt man nicht laut. Es ist wirklich verstanden. Aber zu Pfings- ein stilles Gebet, das Herz ten ist klar: es war von vornherein anbetet. Wie geht das? Es gar nicht anders möglich, als dass funktioniert nicht auf Kom- Jesus von den Toten aufersteht! Es mando. Das Herz muss ist nicht nur unwahrscheinlich, son- vorher von einem attraktiven dern ganz und gar unmöglich, dass Gedanken über Gott be- der Tod Macht über den Lebensge- rührt sein, für den man einen ber hat! Hauch von Attraktivität emp- findet. Man braucht aber Mit Sicherheit führt das Wissen, auch keine extrem starken dass Jesus (anders als wir) Leben Gefühle. Es reicht aus, dass in sich hat dazu, ihn zu bewundern, einem etwas bewusst ist, dass er in dieser Hinsicht gar nicht was man an Gott gut findet. „einer von uns ist“! Er ist grundsätz- Dieser Gedanke ist dann wie lich unvorstellbare Welten über ein Schokoladenbonbon uns erhaben. Unser Leben ist wie im Mund. Beim Gebet der ein Hauch, wie Gras, was kurz auf- Anbetung schluckt man die blüht nach einem Sommerwind Schokolade aber nicht ein- Sonntag 17.4. | Johannes 5, 26; Johannes 10, 18 und auch schon wieder vergangen fach runter, sondern versucht ist (Ps. 103, 15-16). Er ist ewig und den Genuss zu verlängern, unendlich der sprudelnde Lebens- indem man nicht kaut, geber! Wir bewundern Jesus aber sondern die Schokolade im nicht nur aufgrund seiner Erhaben- Mund behält und sich den heit, sondern aus dem Nutzen, den Geschmack bewusst macht. wir davon haben. Nämlich, dass er Das Herz versucht also den für uns unser Lebensgeber ist! Auf- Genuss, den es beim Ge- grund dessen, dass er unzerstörba- danken an Gott hat, zu res Leben in sich hat, ist er ein ewi- verlängern, indem man den ger Mittler für uns geworden (Hebr. Gedanken weiter im Kopf be- 6, 16). Wir trinken aus der Quelle, hält und die stille Anbetung die er für uns ist. Unser zukünftiges des Herzens vor Gott bringt. glückliches, überfließendes Leben Auch bei diesem Gebet kann kommt, weil wir Ihm gehören und die Körperhaltung die innere sein Eigentum sind. Einstellung verstärken, man positioniert sich so, als ob man wirklich genießt. Das unzerstörbare Leben von Jesus 13
ALLWISSENHEIT Die Allwissenheit von Jesus Würde Gott nicht alle unsere Motive erforschen? Denn er In der Interaktion von Jesus mit erkennt die Geheimnisse des den Menschen in den Evangeli- Herzens. en erstaunt immer wieder, dass (Psalm 44, 22) Jesus seine Gegenüber ganz genau kennt. Nicht nur auf- Jesus kennt aber nicht nur grund guter Menschenkennt- die Gedanken und Motive der nis. Er kennt ihre Geheimnisse, Menschen ganz genau, er weiß ihre Gedanken und ihre Motive. sogar, was sie in der Zukunft sa- Keiner macht ihm etwas vor. gen und tun werden. Er schaut immer mit scharfem Blick direkt mitten in ihr Herz. Bevor der Hahn kräht, wirst du Nichts ist vor ihm verborgen. mich dreimal verraten Man muss noch nicht einmal (Lukas 22, 34) tuscheln und trotzdem kon- frontiert Jesus Menschen mit Und auch hier wird offensicht- „warum denkt ihr folgendes in lich, dass Jesus uns und unsere euren Herzen?“. Die Reaktion Zukunft besser kennt als wir kann man sich vorstellen: offe- selbst. Das nicht aufhörende ner Mund und die Frage „woher Protestieren von Petrus nützte weiß der das?“. nichts. All seine Kraftanstren- gung konnte die präzise Vor- Die Herzen der Menschen wa- hersage von Jesus nicht auf- ren vor Jesus offen wie ein auf- halten. Jesus weiß einfach alles: geschlagenes Buch. Ist das Vergangenheit, Gegenwart und nicht erstaunlich? Denn die ex- Zukunft. Und das 100% haarge- akte Kenntnis des Menschen ist nau und ohne Fehler. eigentlich eine Eigenschaft, die nur Gott selbst hat. Und nicht nur das. Das Größte, was man von Jesu Wissen sa- Trügerisch ist das Herz, gen kann, ist, dass er Gott voll- mehr als alles, und unheilbar kommen kennt. Er kennt Gott ist es. Wer kennt sich mit durch und durch, weil er selbst ihm aus? Ich, der HERR, Gott ist. Wir kennen Gott nur [bin es], der das Herz teilweise und unvollkommen. erforscht und die Nieren prüft Unsere Kenntnis ist abgeleitet, (Jeremia 17, 9-10) partiell und aufgrund unserer Sünde unvollkommen. Jesus kennt ihn, wie kein anderes We- 14 JESUS SEHEN
sen ihn kennt. Er kennt ihn so, wie ein allwissender Mensch sich selbst kennt. Niemand außer Jesus kennt den Vater unmittelbar, vollständig und perfekt. Um mit den Worten von Jonathan Edwards zu fragen: was für einen Retter hättest du gern? Sollte Jesus lieber keine Ahnung von dir haben? Oder ist der ist es gut so, dass er al- les, aber wirklich alles, perfekt kennt und durchschaut? gabe. Es ist ein bewusstes Sonntag 24.4. | Matth. 9, 4; Apg. 1, 24; Joh. 6,64; Joh. 13, 19; Matth. 11, 27 Offenlegen des Lebens vor Gott in der Gewissheit, dass vor Gott sowieso alles offen und nichts verborgen ist. Man könnte dann weiter den vergangenen Tag langsam Gebet des Prüfens Revue passieren lassen und daran denken, dass Gott in Dieses Gebet ist eine praktische jedem Moment des Tages Anwendung von Psalm 139, 23: gegenwärtig war. Ein „Gebet „Erforsche mich, Gott, und erkenne des Prüfens“ bedeutet nicht, mein Herz. Prüfe mich und erken- dass Gott bei diesem Gebet ne meine Gedanken!“. Im Bewusst- immer von Sünde überführt. sein, dass Gott sowieso alles weiß, Oft spricht er auch ermuti- legt man mit einer innerlichen gende Worte wie „das nächs- Einstellung sein Leben oder den te mal keine Angst“ oder vergangenen Tag vor Gott und ähnliches. Dieses Gebet fällt bittet ihn zu sprechen, zu über- introvertierten Menschen führen, zu beurteilen. Es ist kein leichter, sie stehen aber auch angstvolles Gebet, weil wir uns als eher in Gefahr, zu introspek- Christen sicher sein dürfen, dass tiv zu sein. In diesem Fall wir von Gott angenommen sind. wäre ein Nachsinnen über Ganz egal, ob wir dieses Gebet jetzt Gnade wichtig für ein gesun- sprechen oder auch nicht. Aber des Gleichgewicht und dem das Gebet ist eine Einladung des Gebet des Prüfens muss Betenden, dass Gott sein Leben nicht zu viel Raum gegeben beurteilt. Es ist ein Gebet der Hin- werden. Die Allwissenheit von Jesus 15
FREUDE Die Freude von Jesus sus kannten. Seine Freude hatte eine ganz besondere Qualität, Wahrscheinlich haben wir uns wie niemand anderes sie be- Jesus zu ernst vorgestellt. Heb- sitzt. Die Jünger wollten un- räer 1, 9 beschreibt Jesus als „mit bedingt haben, was Jesus hat: mehr Freudenöl gesalbt, als alle übernatürliche, unzerstörbare, Gefährten“. Diese Charakter- himmlische Freude. isierung des Messias aus Psalm 45, 8 beschreibt Jesus als den Die Freude von Jesus bedeu- freudigsten Menschen aller Zei- tet nicht, dass Jesus immer nur ten. Die Freude von Jesus war si- „amüsant lustig“ war. Jesus war cher einer der Aspekte, welcher auch traurig, zornig und wü- die Jünger zu Jesus gezogen tend (Mk. 3, 5; 10, 14; 11, 15-19). Sei- hat. Als Petrus zu Jesus sagt „du ne Gefühle waren in perfekter hast Worte des ewigen Lebens“ Balance und analog der Reali- (Joh. 6, 68) stellt man sich nicht tät. Seine Freude war nicht die „melancholische, traurige, de- eines Clowns. Es war eine tief pressive“, sondern „aufatmende, triumphierende Freude, die freudige, hoffnungsvolle“ Worte ihn selbst in schwerster Stunde des Lebens vor! Ohne Frage, die trug (Heb. 12, 2 cf. Jes. 53, 3). Sei- Jünger folgten Jesus mit all sei- ne Freude war triumphierend, nen herausfordernden Reden weil er wusste, dass selbst sein und Taten, weil sie in seiner Ge- Leiden eine glorreiche Zukunft genwart glücklich waren! Seine für Ihn als barmherzigen Retter Freude färbte ab! und diejenigen bedeutete, die er mit seinem Opfertod für sich Als Jesus kurz vor seinem Tod erkaufte. seine Jünger zum Gehorsam motivieren wollte, setzte er alles Wenn wir in der Ewigkeit vor auf eine Karte: folgt mir und seid Christus stehen, werden wir kei- mir gehorsam, dann wird meine nen bedürftigen Retter erleben, Freude in euch sein! Wenn die der Aufmunterung braucht. Er Jünger Jesus als schwermütig hat in sich selbst eine ewige und kennen gelernt hätten, wäre die unendliche Freude, die wir hier Motivation dahin gewesen: ich in dieser irdischen gar nicht er- soll gehorsam sein, damit ich fassen können. Jesus wird kein deinen Gemütszustand teile? frustrierter oder gelangweilter Nein danke! Aber die Motiva- Retter sein. Er ist in perfekter tion, der Aufruf von Jesus, hat Gemeinschaft mit dem Vater funktioniert, weil die Jünger Je- und dem Geist. Aus dieser inni- 16 JESUS SEHEN
gen Gemeinschaft des dreieinigen Meditation Gottes mit sich selbst fließt eine Keine Angst. Meditation hat Freude und eine Begeisterung, die nichts mit fernöstlicher Be- Jesus mit uns teilt. wusstseinsentleerung zu tun. Christliches Meditieren be- „Wenn ein Rettungsschwimmer deutet „nachdenken“. Sich Zeit dich aus den Fluten des Atlantiks nehmen, das Gehörte sacken rettet, ist es dir egal, ob er me- zu lassen, sich etwas innerlich lancholisch ist. [...] Aber bei der vorstellen. Bildlich kann man Errettung durch Jesus ist das ganz meditieren gut durch das Wie- anders. Jesus rettet uns nicht für derkäuen einer Kuh vorstellen. unsere Familie, sondern für sich Sie liegt auf der Wiese, kaut und selbst. Wenn er trübsinnig ist, wird kaut und genießt das Essen unsere Rettung traurig sein. Und noch einmal. Beim Meditieren das ist keine große Rettung. Wenn würde man sich also zum Bei- Christus düster oder gar stoisch spiel vorstellen wie es aussieht, ist, wird die Ewigkeit ein langer, wenn Jesus „mehr mit Freude- langer Seufzer sein. Aber die Herr- nöl gesalbt ist, als alle Gefähr- lichkeit und Gnade Jesu besteht ten“. Und man bleibt eine Weile darin, dass er immer unzerstörbar bei dem Gedanken, ohne gleich glücklich ist und sein wird“ zum nächsten über zu gehen. (J. Piper, Seeing and Savoring Jesus Christ) Man fragt sich, welches Bild man vielleicht vorher von Jesus Sonntag 1.5. | Johannes, 15, 11; Hebräer 1, 8-9 Viele guten Dinge dieser Welt ma- hatte, wie er durch Palästi- chen uns glücklich: Frühlingsduft, na läuft, mit seinen Jüngern Zeit mit Freunden, Familie, Aben- spricht und wie er hingegen teuer in gigantischen Bergen, das jetzt aussieht. Kann man sich Bruzzeln eines Burgerpattys auf vorstellen, dass Jesus auch mal dem Grill. Die angenehmen Dinge tanzt und singt? Oder man stellt des Lebens sind Gottes Lichtstrah- sich vor, welche Gemütslage len, die uns zur Quelle führen, näm- Jesus jetzt hat, wo er siegreich lich zu ihm selbst. Die freude-brin- auf dem Thron sitzt. Man redet genden materiellen Dinge dieses sich bei der Meditation nichts Lebens sind endlich. Ihre Kapazität ein, sondern versucht das inne- uns Freude zu bereiten ist begrenzt. re Bild, was man von Jesus hat, Sie waren nie dazu gedacht, unsere entsprechend dessen, was man Sehnsucht nach Freude vollkom- neu gelernt hat, zu optimieren, men zu stillen. Das macht aber die indem man seine Vorstellungs- Quelle, wo diese Dinge her kommen. kraft und Wiederholung dessel- Dein unendlich freudiger Jesus. ben Gedankens benutzt. Die Freude von Jesus 17
GERECHTIGKEIT & ZORN Die Gerechtigkeit und der Worte und Taten, welche der Zorn von Jesus Dramatik unserer Situation an- gemessen sind, wenn er vor der Besonders anstößig für das Hölle warnte. moderne, westliche Empfinden ist die harte, direkte, grimmige Dass Jesus gerecht ist (und Form der Liebe Jesu. Menschen, nicht nur barmherzig) und ge- die Liebe nur mit sanften und rechten Zorn besitzt, mit dem zärtlichen Worten verbinden, er die Welt richten wird, ist eine wären immer wieder empört angenehme Eigenschaft von gewesen über die fast gewalt- ihm. Wir könnten es nicht er- tätige Sprache von Jesus. tragen, wenn die moralischen Prinzipien, auf denen dieses Nicht, dass dies die einzige Art Universums ruht, ungerecht war, wie Jesus sprach. Er war oder böse wären. Es wäre oft geduldig, freundlich, sanft- furchtbar zu entdecken, dass mütig und vergebend. Deshalb der Gott, der dieses Universum kann man seine strenge Rede regiert, selbst böse Züge hät- nicht als Unmut oder als irratio- te. Intuitiv stimmt unser mo- nalen Ärger abtun. ralischer Kompass zu, dass die Welt nur gut ist, wenn das Böse Was uns in der bissigen Spra- gerichtet und das Gute geehrt che Christi begegnet, ist eine wird. Form der Liebe, die der realen Welt des Verderbens und der Die Gerechtigkeit und der Zorn Abgestumpftheit unserer Her- von Jesus bedeuten, dass Chris- zen und der Größe dessen, was tus alles Gute schätzt und es bei unseren Entscheidungen so schützen wird, indem er al- auf dem Spiel steht, entspricht. les, was dem Guten entgegen Gäbe es kein echtes Böses, steht, vernichten wird. Und das keine toten Herzen und keine ist gut und richtig so. Alles an- ewigen Konsequenzen, wären dere wäre abscheulich. Zorn vielleicht nur zärtliche Worte bedeutet nicht jähzornig oder die einzige angemessene Form emotional angepiekst zu sein. der Liebe. Aber eine solche Welt Der Zorn von Jesus ist die voll- gibt es nicht. Jesus klagte die kommen angemessene Reakti- Welt nicht nur als böse, ehebre- on auf das Böse. Es ist bedacht, cherisch und ungläubig an. Er ausgewogen und gerecht. sagte auch, dass alle geistlich tot seien. Deshalb benutzte er 18 JESUS SEHEN
Was hättest du lieber? Einen Retter, der das Böse einfach übersieht oder Kompromisse mit ihm macht Oder lieber einen Retter, der das Böse richtig einschätzt und emotional wütend auf das Böse reagiert? Gebet der Ehrfurcht Sonntag 8.5. | Johanens 2, 13-17; Matthäus 11, 20-22 Bei diesem Gebet bringt man bewusst eine innere Einstellung des Respekts vor Gott. Auch dieses Gebet ist nicht so sehr ein Gebet vieler Worte. Vielleicht fängt man mit einigen Worten wie „ich beuge mich vor dir“ oder „du bist hoch erhaben“ an. Danach ist man dann jedoch still und lässt sein Herz, wel- ches man bewusst vorher in eine Haltung des Respekts gebracht hat, in dieser Hal- tung ruhen. Es fällt oft leich- ter, dieses Gebet zu beten, wenn man für ein paar Minu- ten auf die Knie geht und auch von der Körperhaltung sich vor Gott „beugt“. Gerechtigkeit & Zorn von Jesus 19
GRÖSSE & DEMUT Die erhabene Größe und die geben hatte“ (das heißt, Jesus Demut von Jesus regiert das Universum all-in- klusive nach seinem eigenen Wer Jesus im ersten Jahrhun- Willen); er wusste, dass in der dert begegnet ist, hat eine er- Ewigkeit in der direkten Gegen- habene Größe und tiefe Demut wart des Allmächtigen sein Zu- erlebt. Die Größe von Jesus war hause war und bald wieder sein dem physischen Auge verbor- würde (Joh. 13, 3). Und dennoch gen. Man konnte sie manchmal kleidet sich Jesus mit einem erahnen an dem, was Jesus tat Umhang, der Sklaven vorbe- und sagte. halten war (griechisch „lention“) und leistet einen Liebesdienst, Weiche von mir Herr, ich bin für den die Jünger sich zu fein ein sündiger Mensch! waren. Der Kontrast hätte nicht (Lukas 5, 8) gewaltiger sein können. Das ist das Bekenntnis eines Obwohl Jesus souveräne Macht Mannes, der vor der Größe des besitzt, die Welt nach seinen vor ihm stehenden Herrn er- Zielen zu gestalten (=Gott- zittert. Manchmal konnten gleichheit), weiß er, dass er die Jünger einen Hauch der in der ewigen Vergangenheit ehrfurchterweckenden Grö- Gottes Herrlichkeit besaß und ße von Jesus erleben. Petrus in diese Herrlichkeit mit seiner beschreibt die Umwandlung Auferstehung zurück gehen von Jesus (siehe Matthäus 17) wird, und trotz all dieser erha- eindeutig als benen Größe kleidet er sich mit einem Sklaven-Kleidungsstück die Macht und Ankunft unse- und dient, wie ein niedriger res Herrn Jesus Christus, weil Sklave das tun würde. wir Augenzeugen seiner herr- lichen Größe gewesen sind. Die Demut von Jesus besteht (1 Petrus 1, 16-17). hauptsächlich darin, seine Rechte als glorreicher Sohn Aber selbst, wenn die gewaltige Gottes nicht in Anspruch zu Größe von Jesus dem mensch- nehmen, sondern seinen Fein- lichen Auge verborgen war, be- den zu dienen: deutet das nicht, dass sie nicht da war! Jesus wusste, wer er Ich bin unter euch als einer, war! Er wusste, dass der Vater der dient. „alle Dinge in seine Hand ge- (Lukas 22, 27). 20 JESUS SEHEN
Jesus hätte das Recht gehabt, da- rauf zu bestehen, dass man ihm dient. Er ist würdig den Dienst und die Anbetung aller Geschöpfe ent- gegen zu nehmen, aber in seiner Demut war er bereit zu dienen. Deshalb ist die Einladung von Jesus, zu ihm zu kommen, so attraktiv. Er ist nicht gekommen, um unerfüll- bare Ansprüche an uns zu stellen. Sondern ihm nachzufolgen bedeu- hirn in Automodus geschal- tet, sich von Ihm dienen zu lassen tet und ist sonst wo mit den und auf seine befähigende Kraft in Gedanken. Kein Problem. Sonntag 15.5. | Johannes 13, 3-5; Philipper 2, 5-8; Matthäus 11, 28-30 der Nachfolge zu vertrauen. Er hat Still vor Gott sein lässt sich sich trotz seiner erhabenen Größe erlernen. Am hilfreichsten auf unsere Stufe gestellt. Warum? ist es, wenn die Gedanken wandern, sie durch einen sanften eigenen Gedanken wieder zur Ruhe zu bringen. Zum Beispiel, dass man sich selbst zuspricht „Sei still und wisse, dass ich Gott bin.“ (Ps. 46, 11). Es kann sein, dass Stille vor Gott man sich in der ersten Minu- te genau dies zehn, zwanzig Auch wenn man mal überhaupt mal sagen muss. Oder es nichts sagt und auch nichts denkt, kann sogar passieren, dass ist das Gebet. Bei diesem Gebet man aus dem stillen Ge- versucht der Beter die Gedanken- bet geweckt werden muss. wogen wirklich mal zu glätten und Dennoch, es ist ein Versuch einfach nur ruhig vor Gott zu sein. wert, unser Vertrauen zu Man denkt nichts, man macht Gott auszudrücken, indem nichts, man ist einfach wie man man ein paar Minuten vor ist, in der Gegenwart Gottes. Den ihm einfach nur still ist. Beste meisten von uns fällt es schwer, die Gebetshaltung? Gemütlich Gedanken für 10 Minuten gänzlich muss es sein. Also ab in den ruhen zu lassen. Zu viel geht durch Sessel und so relaxed wie unseren Kopf. Kaum sind 2 Sekun- möglich in Gottes unsichtba- den rum und schon hat unser Ge- rer Gegenwart entspannen. Die erhabene Größe und Demut von Jesus 21
FREIHEIT Die Freiheit von Jesus ge und Beste ist und dies auch umzusetzen! Jesus hat einen freien Willen! Er tut, was er will. Absolut freier Freier Wille bedeutet auch, Wille ist eine Gotteseigenschaft: dass Jesus Leidenschaften und Interessen hat, die er aktiv ver- Unser Gott ist folgt. Wir denken oft, dass Gott in den Himmeln; durch unseren freien Willen ge- alles, was ihm wohl- bunden ist und eher hilflos im gefällt, tut er. Himmel wartet, bis wir soweit (Psalm 115, 3) sind und ihm Platz zum regie- ren geben. Das ist jedoch ein Wir haben nicht diese Art von völlig falsches Bild von Jesus. freien Willen. Erstens, ist unser Der Hauptakteur in dieser Welt eigener Wille gebunden durch ist Gott! Die Dreieinigkeit hat unsere sündhafte Natur. Wir einen perfekt harmonischen stehen in unseren Entschei- Willen und sowohl Vater, Sohn dungen eben nicht neutral vor und Heiliger Geist sind die ers- der Wahl zwischen Sünde und ten und aktiv frei handelnden einem angenehmen Leben vor Personen, welche die Geschich- Gott, sondern tendieren (bzw. te des Universums bestimmen. sind ohne Jesus) hoffnungslos der Macht der Sünde verfallen Jesus tut, was er will, im absolu- (Eph. 2, 1-3). Unser Wille ist alles ten Sinn. Wir haben zwar auch andere als frei. einen Willen, aber der ist eher störrisch als frei. Freier Wille Auch ohne die Gefangenschaft bedeutet, dass man die Fähig- unseres Willens durch die Sün- keit hat, das umzusetzen, was de wäre unser Wille nicht abso- man will. Darin sind wir als Ge- lut frei, sondern geprägt durch schöpfe alles andere als frei. Wir Gewohnheiten, Vorlieben, Er- wollen zwar viel, werden aber ziehung, mangelndes Wissen an jeder Ecke und jedem Ende und unausgeglichene Vorzüge. frustriert, dass es nicht so läuft Nicht so bei Jesus. Unser Herr wie geplant. Der Sohn Gottes ist hat einen freien Willen im ab- in dieser Hinsicht anders als wir. soluten Sinn. Dieser ist frei von Er ist frei, und zwar ganz ohne Sünde, frei von schlechten Ge- Frust. wohnheiten, frei sich für das zu entscheiden, was in seiner un- Was ist dir lieber? Ein Jesus, endlichen Weisheit das Richti- dem die Hände gebunden sind 22 JESUS SEHEN
und der wartet, bis wir das tun, was er nicht tun kann oder ein Jesus, der allmächtige Fähigkeiten hat und mit einem Lächeln im Gesicht im- Gebet der Hingabe mer sagt „ich weiß, was ich will“? Das Gebet der Hingabe ist ein Gebet des Loslassens. An- stelle innerlich zu klammern, gibt man sein Leben, seine Familie, seine Hoffnungen, sein Geld in Gottes Hand. Auch hier keine Angst. Nur weil man Gott alles zu Füßen legt, heißt das nicht, dass Gott als Antwort alles weg- nimmt. Er bestimmt auch ohne unser Gebet souverän unser Los! Nichts ändert sich an Gottes Vorsehung für unser Leben, ob wir das Gebet beten oder nicht. Aber wir drücken Gott in dem Ge- Sonntag 22.5. | Johannes 5, 21; Johannes 10, 17 bet das Recht aus, alles was wir haben und was wir sind zu seinen perfekten Zwecken zu verwenden. Es ist auch ein Gebet des Vertrauens, dass unser Leben, unser Besitz, unsere Wünsche bei ihm besser aufgehoben sind als bei uns. Auch beim Gebet der Hingabe hilft unsere kör- perliche Visualisierung. Man könnte die Hände in einer geöffneten und gebenden Haltung vor Gott platzieren. Langsam geht man die einzelnen Bereiche seines Lebens durch und sagt dazu jedes Mal „Es ist dein“. Die Freiheit von Jesus 23
TREUE Die Treue von Jesus Vater, wenn du diesen Kelch von mir wegnehmen willst - In Offenbarung 3, 14 trägt Je- doch nicht mein Wille, son- sus einen Titel, den Gott sich dern der deine geschehe im Alten Testament für sich (Lukas 22, 42). selbst reserviert hat: er ist „das Amen“ (Jes. 65, 16). Der Titel be- Auch die Nachfolger von Jesus ansprucht eine ausnahmslose können sich auf die garantierte Zuverlässigkeit und verlässli- Treue von Jesus verlassen. So che Beständigkeit. Genau diese wie Gott von seiner Natur her Charaktereigenschaften sehen wahrhaftig ist und gar nicht an- wir im Leben von Jesus. In ihm ders kann – er kennt die Wahr- ist kein Falsch. Er sagt nichts, heit, verbürgt sich für die Wahr- was sich später anders heraus- heit, spricht nur die Wahrheit stellt. Er verspricht nichts, was - genau so ist der Sohn Gottes er nachher zurücknehmen immer zuverlässig treu. Eben- muss. falls wie Gott gar nicht lügen kann und alle seine gnädigen Jesus ist durch und durch wahr Versprechen verlässlich sind, und in seinem Charakter und genau so ist der Sohn in seinem Worten uneingeschränkt ver- Charakter und Verheißungen lässlich. Seine Treue zeigt sich uneingeschränkt zuverlässig. zuallererst in seiner makellosen Deshalb stellt Jesus sich mit Hingabe an Gott den Vater. der Verlässlichkeit Gottes auf eine Stufe: Ich tue immer, was ihm wohlgefällig ist. Ihr glaubt an Gott, glaubt (Johannes 8, 29) auch mir! (Johannes 14, 1) Jesus war sein irdisches Leben treu gegenüber Gott, indem er Aufgrund der Großartigkeit der immer seinen Willen gesucht Verheißungen von Jesus und hat und immer seinen Willen seiner absoluten Treue kommt getan hat, selbst im Moment unser Herz zur Ruhe (Joh. 14, 1) des größten Opfers. Seine Treue und wir verlassen uns zurecht zu Gott findet man eindrucks- darauf, wer Christus für uns ist. voll in dem Gebet von Jesus: Jede unserer menschlichen Beziehungen ist geprägt von Enttäuschungen. Selbst der treueste Ehemann oder die ver- 24 JESUS SEHEN
lässlichste Mutter wird sich hin und wieder entschuldigen oder sagen müssen „es tut mir Leid.“ Von Jesus werden wir diese Worte nie hören! Er hat nicht nur die unveränderli- che moralische Integrität als auch die unendlichen Fähigkeiten sich nie entschuldigen zu müssen. Seine Wege uns gegenüber sind immer wahr und treu. Gebet der Dankbarkeit Sonntag 29.5. | Offb. 3, 14; 2. Thess 3, 3; Offb. 19, 11; Joh. 8, 29 Anders als beim Gebet der Hingabe gibt man bei diesem meditativen Gebet nicht, sondern man nimmt dankbar von Gott. Ähnlich wie beim Gebet der Hingabe geht man verschiedene As- pekte seines Lebens durch: die Familie, den Wohnort, die Freunde. Oder man denkt an die verschiedenen Seg- nungen, die man von Gott zugesprochen bekommen hat: Vorherbestimmung, gnädige Rettung, gesicherte Zukunft im Paradies, das Ver- sprechen oder dass Gott den Glauben bewahrt in guten und schwierigen Zeiten. Und nach jedem Gedanken nimmt man diesen bewusst mit einem „Danke“ an. Die Treue von Jesus 25
26 THEMEN FÜR DIE KLEINGRUPPEN JESUS SEHEN
Die Themen auf den nächsten Seiten kannst du in deiner Kleingruppe behandeln. Die Reihenfolge spielt dabei keine Rolle, ihr könnt euch einfach die Themen, die euch interessieren, aussuchen. Themen für die Kleingruppen 27
BARMHERZIGKEIT Die Barmherzigkeit von Jesus seiner Schuld bewusst und hoffnungslos sich auf den Weg Barmherzigkeit ist Mitgefühl nach Hause macht, sieht der für Menschen, die bedürftig Vater ihn „von fern und fühlte und hilflos sind. Barmherzig- Mitleid mit ihm“ (Lk. 15, 20). Je- keit hat zwei wichtige Eigen- sus beschreibt damit den Cha- schaften. Sie bedeutet auf der rakter des himmlischen Vaters einen Seite, dass derjenige, der und den Grund seiner eigenen barmherzig ist, den anderen in Taten. Jede Heilung, jede Be- seinen Schwierigkeiten sieht rührung, jede Lehre war Aus- und ein inneres Bedauern für druck seiner eigenen Barmher- seine Situation empfindet und zigkeit mit uns. Er sieht unsere deshalb praktische Hilfe leis- Schwachheit, unsere Hilflosig- tet. Gleichzeitig hat Barmher- keit und unsere Bedürftigkeit. zigkeit auch die Komponente, Jesus beugt sich mit viel Mit- dass die geleistete Hilfeleistung gefühl zu uns herunter. Er will unverdient ist. In dieser Hin- keine Gegenleistung, keinen sicht ist Barmherzigkeit ähnlich Tauschhandel für die guten wie Gnade. Dem Notleidenden Dinge, mit denen er uns hilft. wird geholfen, obwohl er es Was sollten wir ihm auch ge- nicht verdient hat. ben? Es ist der Reichtum an Barmherzigkeit (Eph. 2, 4), auf Im Neuen Testament sehen wir den wir zurecht unsere Hoff- immer wieder Jesus, der „reich nung setzen können. an Barmherzigkeit“ ist. Jesus ist nicht abgehärtet oder stoisch Jesus ist die fleischgewordene im Angesicht von schwachen, und sichtbare Barmherzigkeit hilfsbedürftigen Menschen. Gottes. Das Neue Testament Es muss sich auch nicht ge- beschreibt den Reichtum Got- legentlich zu Barmherzigkeit tes in erster Linie nicht in Be- durchringen. Nein, Jesus setzt zug auf das, was er geschaffen einen ganz neuen Standard. hat und besitzt, sondern in Be- Seine Barmherzigkeit kennt zug auf die Art der Persönlich- keine Grenzen. Er berührt den keit, die er von Ewigkeit her ist. Aussätzigen, er hilft den dä- Aber noch spezifischer ist der monisch Besessenen, er ist Schwerpunkt des Neuen Testa- barmherzig mit seinen eigenen ments, dass der Reichtum von Jüngern, die oft selbst noch Gottes Herrlichkeit der Reich- ziemlich hartherzig sind. Als tum seiner Barmherzigkeit ist. der verlorene Sohn gebrochen, Gott hat die Welt erschaffen 28 JESUS SEHEN
Kleingruppenthema 1 | Lukas 18, 38-42; Lukas 17, 13-14; Markus 1, 41; Lukas 7, 13; Markus 9, 22 und erlöst, damit er „den Reichtum seiner Herrlichkeit an Gefäßen der Barmherzigkeit kundtut, die er im Voraus zur Herrlichkeit bereitet hat“ (Röm. 9, 23). Göttliche Barmherzig- keit ist weit mehr als nur „Mitgefühl“. Es ist Mitgefühl und Gnade, die zu der Handlung führt, dass derjenige, der Barmherzigkeit erfährt, aus sei- ner misslichen Lage befreit und zu Wohlergehen gebracht wird. Was würdest du von Jesus wünschen, was er nicht hat? Du wirst im Uni- versum niemanden finden, der dich besser versteht, der mehr Mitgefühl mit deiner Schwachheit hat, der gnädiger und kompetenter ist, dir zu helfen als Jesus. Fragen • Was verbindest du damit, dass Jesus barmherzig ist? Ist Barmherzigkeit eher eine Schwäche oder Stärke für dich? • Wo hast du Jesu Barmher- zigkeit in deinem Leben schon erlebt? • Was löst es bei dir aus, zu wissen, dass Jesus dich voll- kommen versteht und dass Er nicht nur Mitgefühl mit dir hat, sondern dir auch konkret helfen will? Die Barmherzigkeit von Jesus 29
WEISHEIT Die Weisheit von Jesus ler Könige, der aufgrund seiner Weisheit unglaubliche Dinge Die Weisheit von Jesus be- erreicht hatte (1. Kön. 10, 5). Je- gegnet uns auf jeder Seite der sus stellt aber aufgrund dessen, Evangelien. Einfache Menschen wer er ist, Salomo bei weitem fragen Jesus nach Lebensweis- in den Schatten. Kein Wunder, heit, superschlaue Gelehrte denn Jesus, der Erschaffer des fordern ihn mit kniffligen Prob- Universums (Kol. 1, 16-17) besitzt lemen heraus. Am Ende des Ta- die Weisheit Gottes selbst, und ges zeigt Jesus selbst auf, was was der Psalmenschreiber über er seinen Jüngern weiter geben die Weisheit, mit der die Welt will: „ich werde euch Mund und erschaffen wurde, sagte, trifft Weisheit geben, der alle eure auf Jesus zu: Widersacher nicht werden wi- dersprechen oder widerstehen Wie zahlreich sind können.“ (Lk. 21, 15). Seine Weis- deine Werke, o HERR! heit machte ihn zum Meister Du hast sie alle mit jeder Situation. Weisheit gemacht, die Erde ist Dabei besteht die Weisheit von voll deines Eigentums. Jesus nicht darin, schlaue Sprü- (Psalm 104, 20) che zu klopfen. Alle Fragen, die an Jesus gestellt wurden, hatten Dass Jesus perfekte Weisheit etwas damit zu tun, was man besitzt, bedeutet, dass er sich angesichts der Großartigkeit die besten Ziele ausgesucht Gottes glauben und wie man hat: für sich selbst, für dich und leben sollte. Weisheit im bibli- für die Führung des Univer- schen Sinn bedeutet, Gott und sums. Und er hat die Fähigkeit die Welt ganz genau zu kennen diese Welt so zu lenken, dass und Antworten auf komplexe alle seine weisen Zielen erreicht Lebensfragen so zu geben, dass werden. das Leben gelingt. Weisheit be- deutet, die besten Ziele zu wäh- Wir sagen manchmal „wenn len und die besten Wege zu ich Gott wäre, würde ich das finden, diese Ziele zu erreichen. so oder so machen“. Aber jetzt In dieser Hinsicht besitzt Jesus mal ganz ehrlich. Ist es nicht mehr als was mit menschlicher so, dass Jesus keinen Ratgeber Weisheit möglich ist. Er ver- braucht und seine Weisheit un- gleicht sich in Matthäus 12, 42 sere klugen Gedanken aber so mit Salomo, dem weisesten al- richtig in den Schatten stellt? 30 JESUS SEHEN
Kleingruppenthema 2 | Matthäus 22, 4-6; Johannes 8, 48 Was fehlt an der Weisheit von Jesus, unser Leben zum besten zu lenken, dass wir ihm nicht schon unser Le- ben anvertraut haben? Fragen • Was sagst du zu der De- finition von Weisheit, wie sie hier beschrieben wird? Würdest du Weisheit auch so beschreiben? • Wie geht es dir damit, Jesus zu vertrauen, dass Er die besten Ziele und Pläne für dein Leben hat? • Wo brauchst du im Mo- ment Gottes Weisheit bzw. Seine Sicht der Dinge? Die Weisheit von Jesus 31
AUTORITÄT Die Autorität von Jesus nicht einmal innerhalb Israels, sondern auf heidnischem Terri- Als Jesus in die Welt kam, torium. Die Autorität von Jesus beugte sich die gesamte Na- ist uneingeschränkt und ihm tur seiner Autorität. Krankheit sind alle geschaffenen Kräfte verschwand aufgrund seines und Wesen untergeordnet. Befehls (Matt. 8, 8-9). Als auf dem See Genezareth ein ge- Selbst am Kreuz ist Jesus im- fährlicher Sturm aufzieht und mer noch in Kontrolle. Er be- das Boot fast sinkt, befiehlt Je- stimmt, was wann geschieht. sus Wind und Wellen und sie Seine Feinde sagen „Während gehorchen ihm (Matt. 8, 23-17). des Passah-Fests darf er nicht In einer späteren Begegnung festgenommen und getötet läuft Jesus auf dem aufge- werden, damit es keine Auffuhr peitschten Wasser (Matt. 14, unter dem Volk gibt“ (Matt. 26, 22-33). Jesus begeisterte seine 5), aber Jesus bestimmt selbst Jünger damit nicht mit einem den Zeitpunkt seines Todes: magischen Trick. Sein Laufen „nach zwei Tagen [ist] das Pas- auf dem Wasser ist eine De- sah, und der Sohn des Men- monstration souveräner Auto- schen wird überliefert, um ge- rität über die Naturgewalten. kreuzigt zu werden.“ (Matt. 26, Die Jünger wussten aus ihren 2). Während des Passah-Fests Studien im Alten Testament sollte es sein, damit sein Opfer dass Autorität über die Natur- als das ultimative Passah-Opfer gewalten (symbolisiert durch erklärt werden kann und wäh- das Laufen auf dem Wasser) rend des Passahs ist Jesus ge- tatsächlich nur Gott selbst hat: storben – so wie er es wollte. „Er, der die Himmel ausspannt, er allein, der schreitet auf den Selbst bei der Kreuzigung hat Wogen des Meeres“ (Hiob 9, Jesus volle Autorität über der 8). Wenn jetzt Jesus auf dem Situation. Er ist auf keiner Wei- Wasser geht, ist es gut nach- se von Pilatus abhängig, Jesus zuvollziehen, dass die Jünger wäre nicht in dieser Situation, überwältigt davon sind. Selbst wenn Gott, der Vater, das nicht die mächtigsten Dämonen, wöllte. Pilatus hat nicht die die den Menschen Angst und Kontrolle, sondern Gott. Das Schreckten versetzten, zittern sieht man auch bei seinem Tod. vor Jesus und werden von ihm Er entscheidet, wenn alles voll- durch ein einfaches Wort ver- bracht ist. Er will bewusst die nichtet (Matt. 8, 28-34). Und das Schrift erfüllen und bestim- 32 JESUS SEHEN
Kleingruppenthema 3 | Matthäus 8, 8-9; Matthäus 8, 27; Johannes 19, 10; Johannes 19, 29-30 men, wann er stirbt. Er ist früher ge- storben als erwartet (vgl. Mk. 15, 44) und es war nicht notwendig seine Beine zu brechen, damit es schnel- ler geht (vgl. Joh. 19, 33). Er hat al- les vollbracht und konnte sterben, niemand sonst hat das für ihn ent- schieden (s.a. Joh. 10,17-18). Wie genial ist es, einen Retter an deiner Seite zu haben, dem alle Umstände, alle Engel, alle Dämo- nen untertan sind. Mit Leichtigkeit übt er Autorität über alles geschaf- fene aus. Fragen • Wie findest du es, Jesus als den autoritären Herrscher der Welt zu sehen? • Wie leicht fällt es dir, zu vertrauen, dass Jesus Auto- rität über allem in deinem Leben hat? Gibt es Berei- che, wo es dir besonders schwerfällt? • Wie würde es dein Gebets- leben ändern, wenn du vollkommen überzeugt wärst, dass Jesus absolute Autorität hat? Die Autorität von Jesus 33
OHNE SÜNDE Die Sündlosigkeit von Jesus enttäuschend es ist, wenn dich ein Freund aufgrund von Cha- Wir sündigen so selbstverständ- rakterschwäche im Stich lässt, lich wie wir atmen. Wir merken dich anlügt, etc.? Das ist den es schon gar nicht mehr, wie Leuten, die Jesus kannten, nie selbstzentriert unsere Gedan- passiert. Er ist immer aufrichtig, ken, Gefühle und Taten sind. ehrlich, hat immer dein Gutes Wir sündigen nicht nur, son- im Sinn und ist innerlich er- dern haben ein Bewusstsein für griffen und voller Freude über Sünde in vielerlei Hinsicht ver- die Großartigkeit Gottes. Jesus loren. Wir haben gar keine Ah- konnte zu Gott dem Vater sa- nung mehr, wie es sich anfühlt, gen, „ich tue immer, was dir ge- davon ergriffen zu sein, Gott mit fällt!“ (Joh. 8, 29). jeder Faser unseres Seins zu lieben und mit Freude für den Und Jesus war sich des Wohl- Nächsten aufopferungsvoll da gefallens, dass Gott an ihm hat- zu sein. Wir sündigen bewusst te, jede Minute seines Lebens und unbewusst gegen den bewusst. Es muss faszinierend nächsten, uns selbst und natür- gewesen sein, Jesus als Mensch lich ultimativ gegen Gott (Ps. 51, zu erleben, der immer freudig 6). Wir sündigen so natürlicher- den Willen Gottes getan hat weise, weil wir in Sünde gebo- und charakterlich nie enttäu- ren sind (Ps. 51, 7) – das heißt, schend war. In dieser Hinsicht weil wir von Geburt an durch ist Jesus nicht nur Inspiration und durch sündhaft in unserer für uns, sondern seine Sünd- Natur sind. losigkeit war Voraussetzung dafür, der perfekte Mittler zwi- Ganz anders ist Jesus. Er ist der schen uns sündigen Menschen einzige Mensch, der nie ge- und dem Heiligen Gott zu sein: sündigt hat – und das, obwohl als perfekter Hohepriester hat er Versuchung genauso wie er uneingeschränkten Zugang wir erlebt hat (Hebr. 4, 15). Viel- zu Gott dem Vater und alles, leicht denken wir, dass jemand, was er vom Vater erbittet, tut der nicht sündigt, langweilig dieser für seinen heiligen Sohn. ist. Aber das zeigt jedoch nur, wie verdreht unsere (sündigen) Vorstellungen sind. Jemand, der ohne Sünde ist, muss eine faszinierende Person sein. Hast du nicht auch schon erlebt, wie 34 JESUS SEHEN
Kleingruppenthema 4 | Hebräer 7, 26; 2. Korinther 5, 21; Johannes 8, 29; 1. Petrus 1, 18-19; 1. Petrus 2, 22 Fragen • Wie stellst du dir die Sünd- losigkeit von Jesus vor? Eher langweilig oder faszi- nierend? • Kannst du es dir vorstellen, völlig sündlos zu sein bzw. jeder Versuchung wider- stehen zu können? • Was löst die Aussage bei dir aus, dass Jesus „für uns Sünde geworden ist“? Die Sündlosigkeit von Jesus 35
JESUS ALS GOTT Jesus als der allmächtige Gott Und jedes Geschöpf, das im Himmel und auf der Erde und Die Frage, ob Jesus tatsäch- unter der Erde und auf dem lich menschgewordener Gott Meer ist, und alles, was in ih- war und ist, zählt nicht zu den nen ist, hörte ich sagen: Dem, nebensächlichen Feinheiten der auf dem Thron sitzt, und Christlicher Theologie. Es ist das dem Lamm den Lobpreis und A und O des Christlichen Glau- die Ehre und die Herrlichkeit bens, denn Jesus will weit mehr und die Macht in alle Ewigkeit! als ein theoretisches Lippenbe- (Offenbarung 5, 13). kenntnis zu seinem göttlichen Ursprung. Er will Menschen zu Jesus bekommt zurecht unbe- einer freudigen Anbetung ihres grenzte Anbetung, weil er ist, Schöpfers wiederherstellen – wer er ist: absolute und ultima- und das bedeutet zur freudigen tive Realität. Unerschaffen. Un- Anbetung von ihm selbst. abhängig. Ewig existent, bevor er irgendwas in Existenz brach- Es ist der Sohn Gottes, der die- te. Quelle allen Lebens. Jesus se Welt ins Leben gerufen hat. sagt genau diese Dinge über Nichts existiert, was er nicht sich selbst, indem er sich selbst geschaffen hat (Joh. 1, 3; Kol. 1, mit den Worten „Alpha und 16). Christus ist nicht Teil der Omega“ – eine Umschreibung Schöpfung, die Schöpfung exis- der ewigen Existenz Gottes – tiert für ihn (Kol. 1, 16). Alles im beschreibt: geschaffenen Universum dreht sich darum, dass Christus be- Siehe, ich komme bald und staunt, geehrt, angebetet und mein Lohn mit mir, um einem erhöht wird (Kol. 1, 17-18). jeden zu vergelten, wie sein Werk ist. Ich bin das Alpha Deshalb beten alle Engel Jesus und das Omega, der Erste und an! Jesus ist nicht das Haupt der Letzte, der Anfang und unter den Engeln, die Gott an- das Ende. beten. Er wird von allen Engeln (Offenbarung. 22, 12-13 vergleiche mit als Gott angebetet (Hebr. 1, 6). Offb. 1, 8 – da werden diese Worte auf Deshalb bekommt Jesus von Gott den Vater angewandt). allen himmlischen Wesen den- selben Lobpreis wie Gott der Alpha und Omega sind das ers- Vater: te und der letzte Buchstabe im griechischen Alphabet. Es gibt nichts vor Alpha und nichts 36 JESUS SEHEN
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