Einleitung zum Tagungsband "Grabmal und Körper - zwischen Re- präsentation und Realpräsenz in der Frühen Neuzeit" Studientag des REQUIEM-Projekts ...

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Philipp Zitzlsperger

Einleitung zum Tagungsband „Grabmal und Körper – zwischen Re-
präsentation und Realpräsenz in der Frühen Neuzeit“ (Studientag
des REQUIEM-Projekts am Institut für Kunst- und Bildgeschichte der
Humboldt-Universität zu Berlin, 16.04.2010)

Der Studientag „Grabmal und Körper – zwischen Re-          rungstendenzen gleichermaßen ausgesetzt. Die Prä-
präsentation und Realpräsenz in der Frühen Neuzeit         gung der frühneuzeitlichen Grabmalskultur resultierte
wurde von dem DFG-geförderten Forschungsprojekt            sowohl aus gesellschafts- und kulturpolitischen, kon-
„REQUIEM – Die römischen Papst- und Kardinalsgrab-         fessionellen als auch psycho-soziologischen und
mäler der Frühneuzeit“ (www.requiem-project.eu) ge-        kompensatorischen Motiven. Insbesondere der Ver-
tragen. Das Thema ist eine Ergänzung zu den bisheri-       lust des Lebens und folglich des natürlichen Körpers,
gen   Forschungsschwerpunkten       der   Projektarbeit.   aber auch der Verlust eines bedeutenden Mitglieds
Ausgehend von der Annahme, dass Grabmäler gesell-          der Gesellschaft, des sozialen Körpers, sind Krisen-
schaftlicher Eliten rückwärtsgewandte Erinnerung und       momente, die an der Gestaltung der Grabmonumente
vorwärtsgewandte Identitätsstiftung sozialer Gruppen       nicht spurlos vorübergehen konnten. Diese Gedanken
sind, wurde im Zuge des Projekts für die römischen         aufgreifend, haben sich die Teilnehmer des Studien-
Papst- und Kardinalsgrabmäler untersucht, aus wel-         tags zum Ziel gesetzt, der Frage von Körper und Kör-
chen mikropolitischen Mechanismen Grabmalsstiftun-         perlichkeit sepulkraler Repräsentationen in verschie-
gen hervorgehen und welche Auswirkungen der so-            denen europäischen Kulturzentren nachzugehen.
ziohistorische Hintergrund auf Form und Ikonografie                Nachgerade das Beispiel Rom ist ein exem-
der Erinnerungsmonumente hat. Gerade die Einbezie-         plarischer Beleg dafür, dass profan-politische, sakrale
hung mikropolitischer Kontexte ergänzt durch die bis-      und kompensatorische Motive der Grabmalsstiftung
weilen überraschenden und doch quantitativ verlässli-      auch unter geistlichen Würdenträgern in der Frühneu-
chen Daten der objektreichen Langzeitstudie vermö-         zeit keinen Widerspruch darstellten. Schon allein die
gen der Kunst- und Kulturgeschichte des Grabmals           Frage, in welcher Form profane und sakrale Ansprü-
neue Impulse zu geben. So wurden für das Requiem-          che an den Erinnerungsmonumenten zum Tragen
Projekt Monumente aus annähernd 400 Jahren er-             kommen, wirft Probleme auf. Denn zum einen galten
fasst, durch die sich neue Perspektiven auf die Ge-        bereits seit dem Spätmittelalter Grabmäler nicht als
schichte der visuellen Selbstdarstellung und Image-        sepulcrum, sondern als monumentum.[2] Zum ande-
pflege römischer und vor allem geistlicher Eliten eröff-   ren war jedoch ihre profan-repräsenative Eigenschaft
nen, die zudem grundsätzliche Aspekte der Erinne-          kein Hinderungsgrund dafür, auch sakrale Identität zu
rungskultur berühren.[1]                                   vermitteln: Grabmäler stifteten ebenso Gruppenidenti-
         Diese umfassende Materialsammlung bietet          tät wie Kirchenidentität. In ihrer Gestaltung betonen
aber auch Anlass zu zahlreichen weiterführenden Fra-       sie ebenso Verwandtschaften, Netzwerke und Karrie-
gestellungen. Während der Projektarbeit ist die Viel-      reverläufe, wie sie Glaubensinhalte und postmortale
zahl formaler Entwicklungen aufgefallen, die sich mo-      Lebenskonzepte vermitteln, die den Toten als bleiben-
nokausaler Erklärungsmuster entziehen, denn über           des Mitglied der Gesellschaft mitdenken.[3] Sie ver-
die mikropolitischen Kontexte hinaus fanden sich           handeln immer auch den Körper des Verstorbenen
nicht nur die römische Gesellschaft, sondern auch die      und weisen damit über eine rein repräsentative Eigen-
römischen Grabmäler Sakralisierungs- und Profanisie-       schaft hinaus, denn am Grabmonument gelangt er
Philipp Zitzlsperger            Einleitung                                               kunsttexte.de    4/2010 - 2

durch seine Darstellung zu sichtbarer Unsterblichkeit.    nen oder Heiliger zu umreißen versuchen. Gemeinsam
Nur ist die Frage, um welche Unsterblichkeit es sich      ist ihnen das Problembewusstsein, dass Porträts ei-
handelt: jene der Memoria oder jene von Körper, Geist     nerseits die Distanz zwischen Bild und Leben auf-
und Seele.                                                grund ihres toten Materials kennzeichnen, anderer-
           Es versteht sich von selbst, dass die tote     seits aber gerade diese Prädisposition zu durchbre-
Materie des sepulkralen Steinkörpers das Leben nicht      chen und die Distanz zu überbrücken suchen. Dieser
ersetzen konnte. Es versteht sich aber auch, dass die     Doppelcharakter ist die Grundlage für die Annahme,
vormoderne Wahrnehmung von Kunstwerken – insbe-           dass spätmittelalterliche und frühneuzeitliche Porträts
sondere sepulkraler Körperdarstellungen – eine von        das Potenzial besaßen, als vitaler Organismus, eben
heutigen Wahrnehmungskonzepten und -theorien              als ‚Realpräsenz‘ wahrgenommen zu werden – nicht
durchaus verschiedene gewesen sein dürfte. Dem            unbedingt im animistischen Sinne, dass sich die Bild-
Verhältnis von Grabmal und Körper gerade in Bezug         nisse bewegen, wie es der Grabstatue des Komtur im
auf seine Darstellung wurde in der Zeit vor der Aufklä-   Don Giovanni (Molière, Mozart) oder der Frauenstatue
rung eine weitaus größere Bedeutung beigemessen           in der Pygmalionlegende gelingt, sondern in der Art
als danach. Darauf deutet bereits die nachlassende        einer stillen, unbewegten seelischen Präsenz, die
Produktion von Grabmalsporträts seit dem 19. Jahr-        einen Körper als Bindeglied und Verortung ihrer Wirk-
hundert hin. Diese Polarisierung verdeutlicht bereits,    kraft voraussetzt. Aber es sollte auch nicht vergessen
dass dem Bildnis des Verstorbenen nicht nur die Auf-      werden, dass bereits Leon Battista Alberti das Porträt
gabe zukam, das Gedächtnis der Hinterbliebenen zu         des Toten als Wiederbelebung beschrieb.[6] Ebenso
stützen, um die Memoria zu fördern. Denn sonst hätte      ist daran zu erinnern, dass die Leibmetaphorik in den
das sepulkrale Porträt in der Moderne kaum seine          Naturwissenschaften der Frühneuzeit Steinen und
Sinnstiftung verloren. So gilt es zu prüfen, ob die       Metallen die Magie der Lebendigkeit attestierte.[7]
Wahrnehmungsgeschichte Anhaltspunkte liefert, die         Und letztendlich sei auf die Magie der Wachseffigien
für den Kunstkörper am Grabmal die Funktion des           oder schließlich die statue parlanti hingewiesen, die
Körperersatzes belegen. Konkret gesprochen: Wie tot       durch Inschriften oder Flugblätter zum Sprechen ge-
oder lebendig ist der sepulkrale Simultankörper? Sein     bracht wurden (beispielsweise Pasquino, Rom).[8]
Stein ist tote Materie, doch der rituelle Umgang mit      Dieser Zusammenhang kann hier nicht weiter vertieft
ihm ist die Voraussetzung für die bleibende Präsenz       werden,[9] doch besitzen Magie und Animismus
und Wirkfähigkeit des Verstorbenen.[4]                    grundsätzlich an Grabmälern gerade wegen der Kom-
           Es wird im Folgenden zu untersuchen sein,      bination von Porträt und Inschrift ein ernstzunehmen-
wie weit in der Frühneuzeit die Vorstellung von Real-     des Potenzial, so wie grundsätzlich der Topos vom
präsenz für die Grabmalsskulptur mitgedacht und           Künstler als Schöpfergott (alter deus) das animierte
formgebend wurde, auch wenn sie in der Kunsttheorie       Kunstwerk mitdenkt.[10]
und Bildtheologie umstritten war. Aber es kann nur et-             Über frühneuzeitliche Kunst- und Magietheo-
was umstritten sein, das auch existiert. Und das be-      rien hinaus bleibt die Frage nach der Anwesenheit der
trifft nicht zuletzt den Umgang mit Grabmälern und        Toten am Grabmal, nach ihrer Realpräsenz in der Me-
Artefakten bei Exequien, die den Verstorbenen nicht       moriapraxis, die das semantische Verhältnis von
nur repräsentierten, sondern ihm vielmehr eine Bleibe     Grabmal und Körper mitbestimmt. Der Begriff ‚Real-
in der Gesellschaft boten, die ungeachtet der Refor-      präsenz‘ ist bewusst der Transsubstantiationslehre
mation kontinuierlich fortbestand.                        entlehnt. Den eucharistischen Begriff der Transsub-
           Verkörperung, Re-Präsentation, Realpräsenz,    stantiation auf in der Frömmigkeitspraxis verehrte Sa-
Verdoppelung bzw. Vergegenwärtigung durch Imagi-          kralbilder zu übertragen, geht – so weit ich sehe – auf
nation oder physische Präsenzerfahrung sind nur ein       Heinrich Gomperz (1905) zurück.[11] Er argumentierte
Teil der verschiedenen Begriffe in der Forschungslite-    aus psychologischer Perspektive und wird dabei
ratur,[5] die mit unterschiedlichen Nuancen den Mehr-     durch den theologischen Diskurs gerade der Refor-
wert der bildlichen Wiedergabe authentischer Perso-       mationszeit bekräftigt, einer Zeit, in der der praktische
Philipp Zitzlsperger             Einleitung                                                kunsttexte.de    4/2010 - 3

Umgang mit Sakralbildern kontrovers debattiert und          verstanden worden,[17] die mit der Kanonisierung der
dadurch bestätigt wurde.[12] Die Wesensverwandlung          Transsubstantiationslehre (1215) gefestigt wurde. ‚Re-
der geheiligten Dinge (Hostie, Wein, Heiligenbild, Reli-    präsentation‘ ist also in der Vormoderne sowohl in Li-
quie etc.) war in der Frömmigkeitspraxis des katholi-       turgie und Theater, wie in der Rechtsauffassung und
schen Kults Normalität, auch wenn (Bild-)Theologen          Herrschaftspraxis deutlich mit dem rituellen Akt des
mit unterschiedlicher Vehemenz dagegen einzuschrei-         „Gegenwärtigseinlassens“, wie sie Gadamer treffend
ten versuchten.[13] Die Heiligen wohnten in und wirk-       nennt,[18] verknüpft.
ten durch ihre Bilder, so wie in der Eucharistie mit der             Dass in diesem begriffsgeschichtlichen Sinn
Transsubstantiation die Realpräsenz des Herrenleibs         der Repräsentation auch das profane Porträt als Sub-
gefeiert wurde und wird, die sich freilich der visuellen    jekt verstanden werden konnte, belegt ein Beispiel
Erfahrung entzieht. Für das Auge bleibt die Differenz       aus der Reformationszeit, das den Streit über die eu-
zwischen Hostie und Fleisch bestehen, ontologisch           charistische Realpräsenz auf das Bildnis ausweitet. In
jedoch ist die ikonische Differenz mehr oder weniger        seiner zweiten Disputation (1523) verwies Ulrich
überwunden.[14] Das „mehr oder weniger“ deutet an,          Zwingli auf den Pfarrer Martin Steinlein aus Schaff-
dass es eine Hierarchie der ontologischen Zeichen           hausen, der die Transsubstantiation mit dem Porträt
gab, dass folglich der Hostie ein höherer Grad der Re-      begründete, denn in der „abcontrafactur“ sei der Dar-
alpräsenz zukam als dem Altar oder dem Bild. Unstrit-       gestellte anwesend, weil die Namensunterschrift des
tig aber ist, um es mit Thomas von Aquin zu sagen,          Bildnisses garantiere, dass der Dargestellte „realiter
dass die Bilder „irgendeine Kraft oder Würde an sich        da ist“.[19] Die Argumentation des Pfarrers, gegen die
haben, so dass ihnen irgendeine geistliche Wesenheit        Zwingli streitet, zeigt deutlich, dass die Realpräsenz
anhängt“.[15] Wie groß nun in jedem Einzelfall die Re-      bei der eucharistischen Wandlung zumindest zu Be-
alpräsenz des Dargestellten in den Sakralbildern war,       ginn des 16. Jahrhunderts durchaus mit der metaphy-
ist quantitativ nicht zu ermitteln und noch weniger lie-    sischen Realpräsenz im Porträt gleichgesetzt werden
ßen sich solche Feinjustierungen in der Frömmigkeits-       konnte. Nicht die betrachtereigene Imagination ist für
praxis steuern.                                             das Verständnis der Realpräsenz zuerst gefragt, son-
           Darüber hinaus hilft der Begriff der Transsub-   dern der Glaube an die Transsubstantiation. Sie wird
stantiation im bildtheologischen Zusammenhang, den          für den Schaffhausener Pfarrer zur faktischen Gewiss-
semantischen Unterschied von ‚Repräsentation‘ und           heit, weil das Porträt in Kombination mit seiner schrift-
‚Realpräsenz‘ zu umgehen bzw. zu synthetisieren. Die        lichen Namensnennung die Anwesenheit des Darge-
Zusammenführung der beiden Termini bietet sich in-          stellten bzw. Genannten in seinem Porträt garantiert.
sofern an, als ohnehin das vormoderne Verständnis           Auch im liturgischen Totenkult war die namentliche
von der Repräsentation die Differenz von Urbild und         Nennung der Verstorbenen Voraussetzung für deren
Abbild, von persona propria und persona repraesen-          Anwesenheit. Memoria bedeutete nicht bloßes An-
tata oder von einer Körperschaft und ihren Mitglie-         denken, sondern soziales Handeln, das Lebende und
dern, nicht voraussetzte. Dieser theologische wie           Tote als Rechtssubjekte miteinander verband.[20]
rechtshistorische Bezugsrahmen belegt seit dem                       Wenn wir uns somit das vormoderne Ver-
Spätmittelalter ein Verständnis von Bild, Ähnlichkeit       ständnis von der Präsenz der Toten vergegenwärti-
und Nachbildung, welches Konstruktion eben gerade           gen, wie es 1983 Otto Gerhard Oexle herausgearbei-
nicht als der Wirklichkeit widersprechende Analogie         tet hat,[21] könnten sich die semantischen Vorzeichen
begreift. Nicht umsonst leitet sich der juristische Re-     für die Grabmäler ändern. Denn es gerät leicht in Ver-
präsentationsbegriff etymologisch aus der liturgischen      gessenheit, dass Totenkult und Heiligenkult in der
Sprache des 13. und 14. Jahrhunderts ab, indem er           Vormoderne sich einander bis zur Übereinstimmung
die Identität einer Person mit ihrem Stellvertreter         anglichen. Heilige wie ‚Normalsterbliche’ behielten
meint.[16] Der eucharistische Repräsentationsbegriff        auch nach dem Tod gleichermaßen ihren Status als
schließlich ist vornehmlich als Entsprechung von Zei-       Rechtssubjekte bei. Die Erforschung der Memorial-
chen und Bezeichnetem, von Messopfer und Passion            überlieferung hat gezeigt, dass Tote bis Ende des 18.
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Jahrhunderts als Kläger und Beklagte in Erscheinung      mentarischen Mysterium des Königsporträts“, von der
treten konnten und deliktfähig waren. In dieser Eigen-   Transsubstantiation, die in der Repräsentation der un-
schaft waren die Toten deshalb ganz nach antiker         darstellbaren Vollkommenheit Ludwigs XIV. als Be-
Tradition zu verschiedenen, ritualisierten sozialen      deutungsüberschuss verborgen liegt. Dieser Bedeu-
Handlungen (z. B. Totenmahl) in der Wahrnehmung          tungsüberschuss des Herrscherporträts konnte Be-
ihrer Zeitgenossen tatsächlich anwesend.[22] Diese       gegnungsprobleme im Hofzeremoniell generieren,
nicht wenig volksfrömmige Einstellung mag mit dem        wenn Porträt und Porträtierter aufeinandertrafen,[28]
kanonischen Totengedenken der Kirche nicht überein-      oder wenn deshalb der Thronfolger den französischen
stimmen. Aber gerade theologische Antworten auf die      und englischen Königsexequien seit dem 15. Jahr-
Frage, in welchem Verhältnis Leib und Seele nach         hundert fernbleiben musste, um einen „monarchoau-
dem Tod stehen, boten zwischen den Polen von be-         ratischen Kollaps“ zu verhindern,[29] da die funerale
seeltem und entseeltem Leichnam unterschiedlichste       Effigiespuppe vorerst den verstorbenen König voll-
Auslegungen, wobei sich im Gegensatz zur plato-          wertig ersetzte.
nisch-dualistischen im Spätmittelalter die aristote-              Das Christentum selbst förderte die ‚Bildnis-
lisch-thomistische Lehre von der Leib-Seele-Einheit      wandlung’ nach eucharistischem Vorbild mit dem Ver-
durchsetzte (anima forma corporis), die sich im post-    such, den Gottessohn als Abbild Gottes zu beschrei-
tridentinischen Rom zunehmend verbreiten konnte,         ben und damit den christlichen Bilderkult zu legitimie-
bis sie in der thomistischen Renaissance der Jesuiten    ren. Die Theorien zum christlichen Bilderkult sind zahl-
vor allem mit Francesco Suárez kulminierte.[23]          reich und unterschiedlich, doch hat sich – exempla-
           Zu einem ähnlichen Ergebnis kommen die        risch auf die Christusikone bezogen – die Möglichkeit
medientheoretischen Überlegungen über die Bezie-         der Bildanbetung mit dem Argument durchgesetzt,
hung von Körper, Bild und Medium, wie sie in der For-    dass mit der Anbetung Christi als Abbild seines Vaters
schung der letzten Jahre verschiedentlich debattiert     Gott verehrt wird (Doppelnatur Christi), so wie durch
wurden.[24] Dabei ist immer wieder festgestellt wor-     die Anbetung der Christusikone als Abbild des Got-
den, dass es sich in den Bildern des Körpers um          tessohnes Christus verehrt wird.[30] Die Abbildlichkeit
„Zweitkörper“ handelt, die den realen Körper erset-      erfuhr im Kultbild ihre Transsubstantiation. Davon
zen. Hierzu zählen gemalte Porträts und Effigienpup-     zeugt vor allem die Legende vom Schweißtuch der hl.
pen ebenso wie beispielsweise Wappen.[25] Die Evi-       Veronika, das kein Bild, sondern Abdruck Christi ist.
denz der Körperlichkeit verschiedener Körperbilder       Die körperliche Spur Christi auf dem Tuch ist die Ver-
konnte unterschiedlich ausfallen, je nachdem in wel-     doppelung seines Körpers. Das Schweißtuch war
chem Kontext sie standen. Die Funktion des Porträts      durch den Abdruck zum Medium der Überbrückung
als Medium jedoch, wie Belting überzeugend argu-         geworden. Seine körperliche Herkunft förderte den
mentiert, ist die Verkörperung in der Skulptur ebenso    Eindruck der Lebendigkeit – den Eindruck vom Bild
wie im zweidimensionalen Bild.[26] Auch auf diesem       als vitalem Organismus.[31]
Argumentationsweg wird die ‚Realpräsenz‘ – als Vo-                Insbesondere im Zeitalter der Konfessionali-
kabel zwar vermieden – in unterschiedlichen Konzen-      sierung suchte die katholische Kirche die Belebung
trationsstufen gedacht und Verkörperung genannt.         des Gedankens über die Wirksamkeit magischer
Die Identität von Zeichen und Bezeichnetem bzw. von      Handlungen und Objekte zu fördern.[32] Im Sinne der
Darstellung und Dargestelltem ist aber in jedem Fall     zunehmenden Sozialdisziplinierung wurden die Be-
‚mehr oder weniger’ garantiert. Denn, um es mit den      dürfnisse nach dem Heiligen und Magischen durch
‚eucharistischenʼ Worten aus Louis Marins Féli -         die kirchliche Obrigkeit kanalisiert, aber eben nicht
bien-Exegese zu sagen,[27] es kommt nicht darauf         verboten. So war auch die Heiligkeit und Wunderwirk-
an, dass der Körper des Dargestellten in seinem We-      samkeit der Sakralbilder kein Tabu, trotz der Ableh-
sen physisch erhalten bleibt, sondern nur darauf, dass   nung jeder archaischen Bildanbetung durch bildtheo-
das Porträt in unseren Sinnen das Bild eines Körpers     logische Traktate wie jenes Gabriele Paleottis (1582).
hervorruft. Und Marin spricht zu Recht vom „sakra-       Gerade Paleotti jedoch lässt die Trennschärfe zwi-
Philipp Zitzlsperger             Einleitung                                              kunsttexte.de   4/2010 - 5

schen Kultbild und Artefakt vermissen, denn die „ima-      anderen Grabmonumenten in derselben Kirche zeigt,
gini sacre“ definiert er als Artefakte und Zeichen, die    dass der formal-typologische Wandel nicht linear ver-
einerseits auf das Heilige verweisen, andererseits aber    lief. Erst zum Ende des 15. Jahrhunderts fand ein tief-
selbst Anspruch auf Heiligkeit erheben können.[33]         greifender Wandel der Porträtkonventionen statt, als
Paleotti besteht dennoch auf einer ungewissen Diffe-       mit der zunehmenden Aktivierung der Liegefigur, aber
renz von Darstellung und Dargestelltem, welche hin-        vor allem der Büste, neue Motive Einzug in die Grab-
gegen im täglichen Umgang mit den Sakralbildern            malsgestaltung fanden.
schlichtweg übergangen wurde. Denn nur so konnte                    Der Beitrag von Judith Ostermann konzen-
eine Heiligenstatue wie Stefano Madernos hl. Cäcilie       triert sich auf die spanische Sepulkralkunst und unter-
in S. Cecilia zu Rom zur kultischen Berührungsreliquie     sucht das Verhältnis von Grabmal und Körper an ei-
werden, als sie die echten, in der fernen Krypta ver-      nem der ambitioniertesten Grabmäler dieser Kunst-
borgenen Knochen der Märtyrerin gleichwertig, wenn         landschaft. Das Abbild des Körpers am Grabmal des
nicht sogar höherwertig ersetzte.[34] Entscheidend         Kardinals Francisco Ximenez de Cisneros, Erzbischof
war und ist der Glaube an die Transsubstantiation, die     von Toledo, Regent von Kastilien und enger Vertrauter
Fusion von Darstellung und Dargestelltem zur körper-       der Katholischen Könige, verweist als simulacrum des
lichen Realpräsenz im Bild oder in der Skulptur.           Originals auf die reale Präsenz des verehrten Körpers,
                                                           dessen Besitz für das Prestige der Auftraggeber von
                                                           größter Bedeutung war. Gefragt wird danach, wie die-
In den folgenden Beiträgen soll untersucht werden, ob      ses Bildnis als Vertreter des Körpers für die volks-
und wie weit in der Geschichte der Rezeptionsästhe-        frömmige Verehrung des Kardinals nutzbar gemacht
tik der skulpturale (bisweilen auch gemalte oder mo-       werden konnte.
saizierte) Körper des Verstorbenen am Grabmal über                  Laura Goldenbaum widmet sich dem Bronze-
einen repräsentativen Anspruch hinausgeht und die          gisant des Mariano Sozzini († 1467), der zuallererst
Differenz von Darstellung und Dargestelltem überwin-       auf das Bild eines individualisierten Leichnams und
den konnte und wie diese Überwindung Form und Stil         wegen seiner Kopfbedeckung auf die Amtsperson des
der Grabmäler und den kultischen Umgang mit ihnen          Juristen alludiert. Diskutiert wird, auf welche Weise
prägte. Zudem werden weitere Körpermodelle wie             Körper und Gesicht eines Bronzegisants zum Zei-
etwa der Rechtskörper in die Diskussion eingebracht,       chenträger werden können: in der Betonung seines
sowie der Vergleichshorizont Heiligenkult aufgetan.        Zeugniswerts, in der bewussten Inanspruchnahme der
           Der erste Beitrag eröffnet die Diskussion an-   aristotelischen Lehre ‚anima forma corporis’ und in
hand römischer Kardinalsgrabmäler im posttridentini-       der allumfassenden These, dass das Recht erst durch
schen Zeitalter. An ihnen ist zu beobachten, dass die      den Körper performativ wird und deshalb allein die
sterblichen Überreste immer seltener im Grabmonu-          Kombination von ‚Recht‘ und ‚Bild‘ auch die ‚Subjekti-
ment beigesetzt wurden. Gleichzeitig ist eine deutli-      vität‘ begründet.
che Formentwicklung der Grabmalsarchitektur analog                  Luthers Grabplatte wurde nicht an seinem
zur Altarädikula zu beobachten, die Mitte des 16.          Grab in Wittenberg, sondern in Jena und zwar erst 25
Jahrhunderts die römischen Kirchen erobert. Vor die-       Jahre nach seinem Tod aufgestellt. Dabei erhielt sie
sem Hintergrund soll die These diskutiert werden,          ein Gehäuse, das an ein Reliquiar oder ein Sakra-
dass sich das sepulkrale Porträt zunehmend zu einem        mentshäuschen erinnerte. Der Beitrag von Ruth Slen-
sakralisierten Ersatzkörper entwickelte, um die Real-      czka versucht ausgehend von der ungewöhnlichen
präsenz des körperlich Abwesenden zu garantieren.          Präsentationsform eine Deutung der ganz auf Reprä-
           Ausgehend von einer ikonografischen Be-         sentation (im Sinne von Stellvertretung) und Realprä-
trachtung der Grabkapelle des spanischen Bischofs          senz (im Sinne von leibhaftiger Vergegenwärtigung)
Juan Diego de Coca († 1477) in S. Maria sopra Miner-       ausgerichteten Bildsprache des Bronzeporträts der
va (Rom) untersucht Anett Ladegast das sepulkrale          Grabplatte.
Verhältnis von Körper und Porträt. Der Vergleich mit                Kristin Marek schließlich geht dem Verhältnis
Philipp Zitzlsperger                    Einleitung                                                                 kunsttexte.de        4/2010 - 6

                                                                          7.    Horst Bredekamp, Die Erde als Lebewesen, in: kritische berichte,
von Bild und Körper am Beispiel der Funeralien und                              Bd. 4/5, 1981, S. 5-37.
dem Grabmonument König Eduards II. von England                            8.    Dietrich Erben, Der steinerne Gast. Die Begegnung mit Statuen
                                                                                als Vorgeschichte der Betrachtung , Weimar 2005, S. 19-26. Mit
nach. Dabei zeigt sich, dass Bild und Körper Kategori-                          zahlreichen Beispielen aus der Renaissance-Poetik: Jacobs
en darstellen, die sich nicht klar voneinander trennen                          2005, The living image, S. 2-4, 176-177. Zur Magie des Porträts
                                                                                zwischen Animation und toter Materie vgl. besonders exempla-
lassen, sondern im Gegenteil eng verwoben sind. Aus                             risch das Gedicht Giovan Battista Marinos (1569-1625) „Sopra il
                                                                                ritratto della sua Donna“. Darin beschreibt Marino das empathi-
diesem Grund lässt sich auch die Frage von Bild und
                                                                                sche Erleben der Bildnisbetrachtung seiner Geliebten. Zuerst er-
Körper am Grabmal nicht in eine klare Dichotomie                                kennt er das Porträt als Objekt und sinniert über Darstellung und
                                                                                Imagination. Mit der Zeit jedoch kommen ihm Zweifel an der
auflösen: Bild oder Körper? Vielmehr bedingen Körper                            Leblosigkeit der Darstellung, seine Verwirrung nimmt zu und die
und Bild einander und überlagern sich vielfach; und                             Unterscheidung von Kunst und Natur, von Fiktion und Leben
                                                                                scheint ihm unmöglich, bis er schließlich in eine Art Ektase der
das schließt selbst auch den Leichnam mit ein, der                              Sinne und Affekte gerät, die das Porträt der Geliebten in Flam-
nur eines von vielen möglichen Körperbildern darstellt.                         men aufgehen lassen. Der Protagonist wird zum Ikonoklast, der
                                                                                sich am Bild rächt, das ihn verführt, in die Irre geführt hat. Die
Denn ‚das Bild‘ vom Körper gibt es nicht. Körper, Ver-                          Medialität des Gemäldes beschreibt Marino als deutlichen Be-
                                                                                deutungsübeschuss, der über die Zeichenhaftigkeit zuerst hin-
körperung und Repräsentation sind darum keine blo-
                                                                                ausgeht, um dann ins Gegenteil umzuschlagen. Die Ratio siegt
ßen Abstufungen bildlicher Präsenz, sondern vielmehr                            zwar wegen der Liebesenttäuschung über die Illusion und endet
                                                                                in einem Racheakt gegen das magische Bild. Doch mit der Aus-
deren potenzielle Erscheinungsweisen und Variablen,                             löschung des Bildes wird auch die Geliebte im Seelenbild des
die zusammengenommen das Körperbild ausmachen.                                  Liebenden ausgelöscht. Vgl. hierzu Giovan Battista Marino, La
                                                                                Galeria, ital.-dt., ausgewählt, eingeleitet und übersetzt von Chri-
So arbeiten Effigies, Grabbild, Leichnam und lebender                           siane Kruse und Rainer Stillers, Mainz 2009, S. 412-415.
Körper daran mit, was sich schließlich posthum als                        9.    Vgl. hierzu ausführlich Philipp Zitzlsperger, Distanz und ‚reale
                                                                                Präsenz’: Porträtfunktion und Bildnismagie in der Frühneuzeit , in:
Körperbild des Toten konfiguriert.                                              Anwesenheit unter Abwesenden. Distanzmedien, Interaktion und
                                                                                Integration in der Frühen Neuzeit . Tagungsband des SFB 485
                                                                                „Norm und Symbol“, Teilprojekt B4, der Universität Konstanz,
                                                                                hg. v. Mark Hengerer (im Druck).
                                                                          10.   Michael Cole, The Demonic Arts and the origin oft he Medium , in:
                                                                                Art Bulletin, Bd. 84, 2002, S. 622. Iris Wenderholm, Bild und Be-
                                                                                rührung. Skulptur und Malerei auf dem Altar in der italienischen
                                                                                Frührenaissance, München/ Berlin 2006, S. 95-114. Grundsätzli-
Endnoten                                                                        cher Überblick bei fast vollständiger Auslassung der deutschen
1.   Vgl. zuletzt mit weiterführender Literatur: Philipp Zitzlsperger,          Forschung: Jacobs 2005, The living image. Zur Psychologie der
     REQUIEM – Die römischen Papst- und Kardinalsgrabmäler der Frü-             Wahrnehmung von Artefakten vgl. immer noch grundlegend
     hen Neuzeit. Ergebnisse, Theorien und Ausblicke des For-                   Ernst H. Gombrich, Kunst und Illusion. Zur Psychologie der bild-
     schungsprojekts, in: Vom Nachleben der Kardinäle. Römische                 lichen Darstellung, London 2002 (englische Erstausgabe 1960),
     Kardinalsgrabmäler der Frühen Neuzeit , hg. v. Arne Karsten und            S. 80-98 (= Kapitel III).
     Philipp Zitzlsperger (humboldt-schriften zur kunst- und bildge-      11.   Heinrich Gomperz, Über einige psychologische Voraussetzungen
     schichte 10), Berlin 2010, S. 23-65.                                       der naturalistischen Kunst, in: Allgemeine Zeitung, Beilage, Bd.
2.   Ingo Herklotz, „Sepulchra” e „Monumenta” del Medioevo, Rom                 160/161, München 1905, S. 89-101, hier S. 92. In der Kunstwis-
     1985.                                                                      senschaft wird der Begriff der Realpräsenz außerhalb eucharisti-
3.   Zitzlsperger 2010, REQUIEM, S. 48-56.                                      scher Bezüge zur Liturgie ansonsten nicht verwendet. Allein
4.   Hans Belting, Aus dem Schatten des Todes. Bild und Körper in               Ginzburg diskutiert die Transsubstantiation in Bezug auf das Ver-
     den Anfängen, in: Der Tod in den Weltkulturen und Weltreligio-             hältnis von Bildnis und Repräsentation (Carlo Ginzburg, Reprä-
     nen, hg. v. Constantin von Barloewen, Frankfurt am Main 1996,              sentation – das Wort, die Vorstellung, der Gegenstand , in: Frei-
     S. 120-176, hier S. 127-128.                                               beuter, Bd. 53, 1992, S. 3-23, hier S. 20). Jüngst tauchte er in
5.   Gottfried Boehm spricht von der „ikonischen Dimension“ (Gott-              Bezug auf fürstliche Reiterstatuen der Frühneuzeit wieder auf
     fried Boehm, Bildnis und Individuum. Über den Ursprung der                 (ohne weitere Differenzierung seiner Bedeutung) bei Erben 2005,
     Porträtmalerei in der italienischen Renaissance, München 1985,             Der steinerne Gast, S. 53. Zur Begrifflichkeit bei Louis Marin be-
     S. 13), oder dem Bildnis als „Organismus“ (ebd. S. 224). Bereits           züglich des Königsporträts vgl. in der vorliegenden Einleitung
     Theodor Hetzer prägte den Begriff des „Bildleibes“. Hierzu mit             weiter unten.
     weiterführender Literatur Daniel Spanke, Porträt – Ikone – Kunst.    12.   Hierzu reichlich Material in: Hamburger Kunsthalle, Luther und
     Methodologische Studien zum Porträt in der Kunstliteratur , Mün-           die Folgen für die Kunst, hg. v. Werner Hofmann, München /
     chen 2004, S. 415-416. Zu „Verkörperung“, „Zweitkörper“ etc.               Hamburg 1983, S. 115-152.
     medientheoretisch Hans Belting, Bild-Anthropologie. Entwürfe         13.   Mit großer Klarheit und Unmissverständlichkeit Thomas Lentes,
     für eine Bildwissenschaft, München 2001, S. 87-142. Zur „Re-               Auf der Suche nach dem Ort des Gedächtnisses. Thesen zur
     Präsentation“ vgl. Kristin Marek, Die Körper des Königs. Effigies,         Umwertung der symbolischen Formen in Abendmahlslehre, Bild-
     Bildpolitik und Heiligkeit, München 2009, S. 229-246. Zur Real-            theorie und Bildandacht des 14.-16. Jahrhunderts , in: Imaginati-
     präsenz im Bronzegisant überzeugend und konzis Laura Golden-               on und Wirklichkeit. Zum Verhältnis von mentalen und realen Bil-
     baum, Strategien der Vergegenwärtigung. Der venezianische                  dern in der Kunst der frühen Neuzeit , hg. v. Klaus Krüger und
     Kardinal Pietro Foscari und sein Bronzedouble in S. Maria del              Alessandro Nova, Mainz 2000, S. 23. Deutliche Kritik an der
     Popolo, in: Vom Nachleben der Kardinäle, hg. v. Arne Karsten               Identität von Darstellung und Dargestelltem z.B. von Nikolaus
     und Philipp Zitzlsperger, S. 99-130, hier S. 122-125.                      von Kues in Bezug auf das Andachtsbild, der dezidiert vom
6.   Leon Battista Alberti: De Pictura, II,25: „Itaque vultus defund-           „Schattenbild der Wirklichkeit“ spricht, bei dessen Anblick aber
     torum per picturam quodammodo vitam praelongam degunt“.                    der Andächtige zu höherer Wahrheit hin gelenkt werde. Vgl. Tho-
     Vgl. hierzu Fredrika Herman Jacobs, The living image in Re-                mas Noll, Zu Begriff, Gestalt und Funktion des Andachtsbildes
     naissance art, Cambridge 2005, S. 174-175.                                 im späten Mittelalter, in: Zeitschrift für Kunstgeschichte , Bd. 67,
                                                                                2004, S. 297-328, hier S. 310.
Philipp Zitzlsperger                       Einleitung                                                                kunsttexte.de        4/2010 - 7

14. Ginzburg 1992, Repräsentation, S. 13-19.                                      naissance Philosophy, hg. v. Charles B. Schmitt. Cambridge
15. Lentes 2000, Ort des Gedächtnisses, S. 27.                                    1988, S. 264-300; Hannah Baader, Frühneuzeitliche Magie als
16. Zur Begriffsgeschichte der Repräsentation vgl. die grundlegende               Theorie der Ansteckung und die Kraft der Imagination , in: Anste-
    Arbeit von Hasso Hofmann, Repräsentation. Studien zur Wort-                   ckung. Zur Körperlichkeit eines ästhetischen Prinzips , hg. v. Mir-
    und Begriffsgeschichte von der Antike bis ins 19. Jahrhundert,                jam Schaub, Nicola Suthor und Erika Fischer-Lichte, München
    Berlin 1974. Zur hier angerissenen Frage vgl. S. 145-156, 165-                2005, S. 133-151.
    166.                                                                      33. Zu Paleotti in diesem Sinne jüngst Tobias Kämpf, Die Betrachter
17. Zu widersprüchlichen Kontroversen des Abendmahlstreits seit                   der Cäcilie: Kultbild und Rezeptionsvorgabe im nachtridentini-
    der Spätantike vgl. Hofmann 1974, Repräsentation, S. 65-80.                   schen Rom, in: Rahmen-Diskurse. Kultbilder im konfessionellen
18. Hans-Georg Gadamer, Wahrheit und Methode. Grundzüge einer                     Zeitalter, hg. v. David Ganz und Georg Henkel, Berlin 2004, S.
    philosophischen Hermeneutik, Tübingen 1960, S. 134, Anm. 2.                   99-141, hier S. 126-128. Zur semiotischen Engführung von Pa-
19. Der Verweis auf diese Stelle mit Quellenangabe bei Lentes 2000,               leottis Begriff der „Wahrheitsähnlichkeit“ vgl. Holger Steinemann,
    Ort des Gedächtnisses, S. 28.                                                 Eine Bildtheorie zwischen Repräsentation und Wirkung. Kardinal
20. Otto Gerhard Oexle, Die Gegenwart der Toten, in: Death in the                 Paleottis „Discorso intorno alle imagini sacre e profane” (1582) ,
    Middle Ages, hg. v. Herman Braet und Werner Verbeke, Leuven                   Hildesheim u.a. 2006, hier S. 109-111. Zur Differenzierung zwi-
    1982, S. 19-77, hier S. 29-31.                                                schen richtigen und guten magischen Praktiken und Wundermit-
21. Oexle 1982, Gegenwart der Toten.                                              teln der Kirche und den falschen und bösen (diabolischen) des
22. Oexle 1982, Gegenwart der Toten, S. 48-65. Vgl. auch die „Uto-                Volkes in theologischen Traktaten, Predigten und der Strafpraxis
    pia“ des Thomas Morus, in der er die Anwesenheit der Toten un-                vgl. Robert J.W. Ewans, The making of Habsburg Monarchy
    ter den Lebenden bekräftigt (Oexle 1982, Gegenwart der Toten,                 1550-1700. An Interpretation , Oxford 1979, S. 387-388. Vgl.
    S. 26). Zur Gegenwart der Toten durch Namensnennung wäh-                      auch Eva Labouvie, Wider Wahrsagerei, Segnerei und Zauberei.
    rend liturgischer Handlungen oder durch Stiftungen vgl. Michael               Kirchliche Versuche zur Ausgrenzung von Aberglaube und Volks-
    Borgolte, Die Stiftungen des Mittelalters in rechts- und sozialhis-           magie seit dem 16. Jahrhundert , in: Verbrechen, Strafen und so-
    torischer Sicht, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsge-           ziale Kontrolle (Studien zur historischen Kulturforschung, 3), hg.
    schichte 105, Kan. Abt. 74, 1988, S. 71-94, hier besonders S. 87-             v. Richard von Dülmen, Frankfurt a.M. 1990, S. 15-20.
    94.                                                                       34. Kämpf 2004, Betrachter der Cäcilie, S. 106-108.
23. Thomas von Aquin, Summa theologica, I, 75,4 ad 2 und zur See-
    le in ihrer postmortalen Verfassung vgl. ebd., I, 89,8. Zur thomis -
    tischen Renaissance durch Suárez vgl. Ludwig Freiherr von Pas-
    tor, Geschichte der Päpste seit dem Anfang des Mittelalters , Bd.
    11, Freiburg 1927, S. 513-576.
24. Belting 2001, Bild-Anthropologie, S. 115-142. Marek 2009, Kör-
    per des Königs, S. 229-236.                                               Titel
25. Belting 2001, Bild-Anthropologie, S. 117. Zum Begriff des Wap-
    pens als Zweitkörper vgl. Walter Seiter, Das Wappen als Zweit-            Philipp Zitzlsperger, Einleitung, in: Philipp Zitzlsperger
    körper und Körperzeichen, in: Die Wiederkehr des Körpers, hg. v.          (Hg.): Grabmal und Körper – zwischen Repräsentation
    Dietmar Kamper und Christoph Wulf, Frankfurt am Main 1982, S.
    299-312.                                                                  und Realpräsenz in der Frühen Neuzeit . Tagungsband
26. Belting 2001, Bild-Anthropologie, S. 136-139.
                                                                              erschienen in kunsttexte.de, Nr. 4, 2010 (7 Seiten),
27. Louis Marin, Das Porträt des Königs, aus dem Französischen
    übersetzt von Heinz Jatho, Berlin 2006 (franz. Originalausgabe            www.kunsttexte.de.
    Paris 1981), S. 338-345.
28. Zum Königsporträt unter dem Baldachin vgl. Diane Bodart, Le
    portrait royal sous le dais. Polysémie d’un dispositif de représen-
    tation dans l’Espagne et dans l’Italie du XVIIe siècle , in: Arte y di-
    plomacia de la Monarquía Hispánica en el siglo XVII , hg. v. José
    Luis Colomer, Madrid 2003, S. 95. Zum Begegnungsproblem bei
    der Einweihung von fürstlichen Reiterstatuen in Florenz, Paris
    oder Madrid vgl. Erben 2005, Der steinerne Gast, S. 53-64.
29. Marek 2009, Körper des Königs, S. 207-209.
30. Einen außerordentlich konzisen Überblick über Bildkulttheorien
    bei Jean Wirth, Soll man Bilder anbeten? Theorien zum Bilderkult
    bis zum Konzil von Trient, in: Bildersturm. Wahnsinn oder Gottes
    Wille? Ausst.Kat. hg. v. Cécile Dupeux, Peter Jezler und Jean
    Wirth (Bernisches Historisches Museum), München 2000, S. 28-
    37.
31. William J. Thomas Mitchell, Der Mehrwert von Bildern, in: Die
    Adresse des Mediums, hg. v. Stefan Andriopoulos, Gabriele
    Schabacher, Eckerhard Schumacher, Köln 2001, S. 158-184. Zu-
    sammenfassend in einem konzisen Überblick Horst Bredekamp,
    Bildmedien, in: Kunstgeschichte. Eine Einführung , hg. v. Hans
    Belting, Heinrich Dilly, Wolfgang Kemp, Willibald Sauerländer,
    Martin Warnke, Berlin6 2003, S. 355-378, hier S. 357-359.
32. Zur Problematik des Begriffs der Bildmagie insbesondere für die
    Kunstgeschichte vgl. Gerhard Wolf, Bildmagie, in: Metzlers Lexi-
    kon der Kunstwissenschaft. Ideen, Methoden, Begriffe , hg. v. Ul-
    rich Pfisterer, Stuttgart / Weimar 2003, S. 48-56. Entscheidende
    kunsthistorische Forschungsbeiträge zur Bild- und vor allem
    Bildnismagie bei David Freedberg, The Power of Images. Sudies
    in Hisory and Theory of Response , Chicago / London 1989.
    Horst Bredekamp, Repräsentation und Bildmagie der Re-
    naissance als Formproblem, München 1995. Zu Astrologie und
    Magie in der Philosophie der Renaissance vgl. Brian P. Copenha-
    ver, Astrology and magic, in: The Cambridge History of Re-
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