Grundzüge der Konzeption der Bundeswehr
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BMVg_79_Titel für pdf 11.08.2004 10:53 Uhr Seite 4 Grundzüge der Konzeption der Bundeswehr Bild Titelseite: Auf den Bildschirmen des Gefechtsübungszentrums Letzlinger Heide werden die übenden Einheiten in Echtzeit elektronisch dargestellt
BMVg_79_Grundzüge der BW_03 11.08.2004 10:51 Uhr Seite 2 Am 9. August 2004 habe ich die neue Konzeption der tional organisierter Terroristen, formieren. Gefahren muss Die aktuelle Weiterentwicklung ist der erste Schritt der Bundeswehr erlassen. Die Konzeption der Bundeswehr ist dort begegnet werden, wo sie entstehen. Denn sie können Transformation der Bundeswehr. Transformation ist die das Kerndokument der Gesamtkonzeption der militäri- die Sicherheit auch aus großen Entfernungen beeinträch- Gestaltung eines fortlaufenden, vorausschauenden An- schen Verteidigung und damit die grundlegende Weisung tigen, wenn nicht gehandelt wird. passungsprozesses an die sich ändernden Rahmenbedin- zur Erfüllung des Auftrages der Bundeswehr sowie zu gungen, um die Wirksamkeit der Bundeswehr im Einsatz deren Weiterentwicklung. Zweitens: NATO und Europäische Union befinden sich in zu erhöhen und auf Dauer zu halten. Die Transformation weitreichenden Anpassungsprozessen an die veränderte Si- der Bundeswehr bestimmt Denken, Konzepte, Ausbil- Sie basiert auf dem in den Verteidigungspolitischen Richt- tuation. Dies bringt neue Verpflichtungen für Deutschland, dung, Organisation und Ausrüstung – sie schafft etwas linien vom 21. Mai 2003 definierten Auftrag der Bundes- auch im militärischen Bereich, mit sich. Die Transforma- völlig Neues. wehr und ihrem neu gewichteten Aufgabenprofil. Sie legt tion der NATO verlangt eine Transformation der Bundes- Leitlinien, Prinzipien und operative Vorgaben für die Auf- wehr. Beide müssen miteinander in Planung und Vorhaben Mit der vorliegenden Broschüre möchte ich die Grund- tragserfüllung fest und setzt meine Weisung zur Weiter- übereinstimmen. Es gibt hier beträchtliche Fortschritte. züge der Konzeption der Bundeswehr vorstellen. entwicklung der Bundeswehr vom 1. Oktober 2003 fähig- keitsorientiert, strukturell und planerisch um. Drittens: Die Einsatzrealität der Bundeswehr hat sich längst Berlin, 10. August 2004 der neuen Sicherheitslage angepasst, und die Anforderun- Die Weiterentwicklung der Bundeswehr ist aus drei Grün- gen an die Streitkräfte steigen weiter. Das Einsatzspek- den unerlässlich: trum der Bundeswehr umfasst mittlerweile alle denkbaren Einsatzformen von der Patrouille am Horn von Afrika Erstens: Die Sicherheitslage hat sich entscheidend verän- über zivil-militärische Projekte bis zur Beobachtermission dert. Deutschland wird absehbar nicht mehr durch kon- in Georgien. Immer häufiger übernimmt die Bundeswehr ventionelle Streitkräfte bedroht. Seine Sicherheit wird dabei Führungsaufgaben. Deutschland wird absehbar einer nicht nur, aber auch in Afghanistan verteidigt, wenn sich der größten Truppensteller für internationale Friedens- Dr. Peter Struck dort Bedrohungen für unser Land, wie im Falle interna- einsätze bleiben. Bundesminister der Verteidigung 2 3
BMVg_79_Grundzüge der BW_03 11.08.2004 10:51 Uhr Seite 4 DER INHALT 1 Die Lage 6 2 Der Auftrag und das Ziel 10 3 Der Weg – die Transformation 13 4 Das Fähigkeitsprofil 16 5 Die Streitkräftegemeinsame Neuausrichtung 22 5.1 Die Eingreifkräfte 25 5.2 Die Stabilisierungskräfte 26 5.3 Die Unterstützungskräfte 27 6 Die Teilstreitkräfte und Organisationsbereiche 28 6.1 Die Streitkräftebasis 30 6.2 Das Heer 31 6.3 Die Luftwaffe 32 6.4 Die Marine 32 6.5 Der Zentrale Sanitätsdienst der Bundeswehr 33 6.6 Die Territoriale Wehrverwaltung 34 6.7 7 8 Der Rüstungsbereich Das Personal Das Material 35 37 43 ➔ 9 Der Betrieb 47 10 Das Fazit 50 4 5
BMVg_79_Grundzüge der BW_03 11.08.2004 10:51 Uhr Seite 6 DIE LAGE 1 Die Lage Die sicherheitspolitischen Rahmenbedingungen der Bun- amerika mit ihrer komplexen Infrastruktur und großen desrepublik Deutschland haben sich in den vergangenen Ressourcenabhängigkeit sind gegenüber derartigen Be- Jahren grundlegend verändert. Die Erweiterung von NATO drohungsformen besonders anfällig. Neben dieser Ver- (North Atlantic Treaty Organization) und Europäischer wundbarkeit moderner Industriegesellschaften bestehen Union (EU) sowie die außenpolitische Neuorientierung weitere Herausforderungen, wie zum Beispiel aus Migra- Russlands haben die Bildung eines einzigartigen euro- tionsbewegungen. All dies erfordert insgesamt ein neues atlantischen Stabilitätsraums ermöglicht. Verständnis von Sicherheit und Verteidigung. Eine Gefährdung deutschen Territoriums durch konven- Deutschland begegnet diesen Herausforderungen und Ri- tionelle Streitkräfte gibt es heute und auf absehbare Zeit siken mit einer vorbeugend angelegten, ressortübergrei- nicht. Auch für die Verbündeten erkennt die NATO der- fenden Sicherheitspolitik, die auch die Bereitschaft und zeit und für die nächsten zehn Jahre keine existenzbedro- Fähigkeit beinhaltet, Freiheit und Menschenrechte sowie hende Gefährdung durch traditionelle Kräfte, der sie nicht Stabilität und Sicherheit notfalls mit militärischen Mitteln gerecht werden könnte. Gleichwohl wird die Sicherheit durchzusetzen. Dabei kann es erforderlich werden, Streit- der Mitgliedsstaaten von NATO und EU zunehmend durch kräfte im Einklang mit dem Völkerrecht sehr frühzeitig den internationalen Terrorismus, die Organisierte Krimi- einzusetzen, um Krisen zu verhindern, Konflikte beizule- nalität, die Weiterverbreitung von Massenvernichtungs- gen oder terroristische Gruppierungen an asymmetrischen waffen und Trägermitteln sowie die Folgen auch weit ent- Angriffen zu hindern. fernter regionaler Krisen und Konflikte beeinträchtigt. Diese werden in wachsendem Maße durch nichtstaatliche Maßnahmen im Handlungsrahmen von Rüstungskontrolle Eine afghanische Frau mit ihrem Kind vor einem Bundeswehrfahrzeug der ISAF (International Security Assestance Force) in Kabul Akteure und asymmetrische Methoden der Gewaltanwen- und Verifikation können in diesem Zusammenhang einen dung gekennzeichnet. Die offenen, von hoher Mobilität Beitrag zur Erhöhung regionaler Stabilität im Rahmen vor- geprägten Informationsgesellschaften in Europa und Nord- ausschauender Sicherheitspolitik leisten. ➔ 6 7
BMVg_79_Grundzüge der BW_03 11.08.2004 10:51 Uhr Seite 8 DIE LAGE Multinationale Sicherheitsvorsorge ist ein grundlegendes Zusammenarbeit. Sie ist eine historisch gewachsene, auf digungspolitik (ESVP) entwickelt sich dynamisch weiter. Die Mitgliedsstaaten von NATO und EU schaffen militä- Prinzip deutscher Sicherheits- und Verteidigungspolitik. gemeinsamen kulturellen Wurzeln basierende sowie unter Mit der im Dezember 2003 verabschiedeten Europäischen rische Fähigkeiten, um Gefährdungen dort begegnen zu Nur im multinationalen Zusammenwirken kann Deutsch- kritischen Herausforderungen gereifte und bewährte In- Sicherheitsstrategie (ESS) liegen politisch-strategische Vor- können, wo sie auftreten und sie damit auf Distanz bewäl- land erfolgreich zur eigenen Risikovorsorge beitragen. teressen- und Wertegemeinschaft. Die Sicherheit Europas gaben vor, die es jetzt bei der Anpassung des militärischen tigen zu können. Die Bundeswehr trägt mit weltweit ein- und die Sicherheit Nordamerikas sind nicht voneinander Planziels der EU (European Headline Goal) umzusetzen gilt. setzbaren, schnell verlegbaren und technisch hochwertig Der Schutz Deutschlands und seiner Bürgerinnen und zu trennen. Auf der Grundlage der Vereinbarungen unter dem Stich- ausgerüsteten Kräften dazu bei, die Sicherheit der Staaten- Bürger wird im Rahmen der Sicherheitsarchitektur aus wort „Berlin plus“ verfügt die EU über den gesicherten gemeinschaft zu erhöhen. Vereinten Nationen (VN), NATO, EU und der Organisa- Die NATO bleibt die entscheidende Klammer für den Zugang zu NATO-Planungskapazitäten und kann auf tion für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) transatlantischen Zusammenhalt und somit Grundlage der Kräfte und Mittel der NATO zurückgreifen. gewährleistet. Sicherheit Deutschlands und Europas. Die NATO schließt erkannte Fähigkeitslücken, die sich angesichts des gewan- Ziel ist insgesamt, dass USA und Europa als strategische Die Stärkung dieser Institutionen ist daher eine zentrale delten sicherheitspolitischen Umfelds ergeben haben, im Partner bei der internationalen Konfliktverhütung und außenpolitische deutsche Zielsetzung. Dies fordert von Rahmen der Prager Vereinbarungen (Prague Capabilities Krisenbewältigung agieren. Damit werden zugleich die uns auch zukünftig, substanzielle militärische Beiträge Commitment, PCC). Darüber hinaus wurde eine schnell NATO und insbesondere der europäische Pfeiler der Al- zur Verbesserung der Handlungsfähigkeit dieser Institu- verfügbare, modern ausgerüstete Eingreiftruppe, die NATO lianz gestärkt. tionen leisten zu können. Response Force (NRF), aufgestellt und die NATO-Kom- mandostruktur gestrafft. Der Rahmen für die Transformation der Bundeswehr er- Die transatlantische Partnerschaft ist und bleibt die ent- gibt sich aus diesem sicherheitspolitischen Umfeld. Die scheidende Grundlage für die deutsche Sicherheitspolitik, Daneben bildet die Europäische Union den Rahmen für Entwicklungen in den VN, in NATO und EU sind so da ohne die USA Sicherheit in und für Europa auch künf- Formulierung und Umsetzung deutscher Sicherheitspo- umzusetzen, dass die Bundesrepublik Deutschland mit tig nicht möglich sein wird. Die transatlantische Partner- litik, deren Kernanliegen die langfristige Schaffung einer ihren Streitkräften handlungsfähig bleibt und sich eine schaft bedeutet weit mehr als ein rein politisch/militäri- Europäischen Sicherheits- und Verteidigungsunion (ESVU) angemessene Mitsprachekompetenz erhält. sches Bündnis oder eine institutionalisierte Form der ist. Die gemeinsame Europäische Sicherheits- und Vertei- ➔ 8 9
BMVg_79_Grundzüge der BW_03 11.08.2004 10:51 Uhr Seite 10 DER AUFTRAG UND DAS ZIEL 2 Der Auftrag und das Ziel Die Bundeswehr als Instrument einer umfassend ange- Die Verteidigung Deutschlands gegen eine äußere Be- legten, vorausschauenden Sicherheits- und Verteidigungs- drohung bleibt der verfassungsrechtliche und politische politik hat den Auftrag: Auftrag der Bundeswehr. Sie bildet die konzeptionelle ➔ die außenpolitische Handlungsfähigkeit Deutschlands Grundlage für die Beibehaltung und Neugestaltung der zu sichern, Wehrpflicht. Verteidigung im Sinne des Grundgesetzes ➔ einen Beitrag zur Stabilität im europäischen und glo- beschränkt sich jedoch nicht nur auf die Verteidigung an balen Rahmen zu leisten, den Landesgrenzen, sondern muss dort einsetzen, wo Ri- ➔ die nationale Sicherheit und Verteidigung zu gewähr- siken und Bedrohungen für die Sicherheit Deutschlands leisten und zur Verteidigung der Verbündeten beizutragen, und seiner Verbündeten entstehen. ➔ die multinationale Zusammenarbeit und Integration zu fördern. Hierdurch wird auch ein entscheidender Beitrag zum Schutz Deutschlands und seiner Bürgerinnen und Bürger geleis- Daraus leitet sich das Aufgabenspektrum tet. Darüber hinaus hält die Bundeswehr im Rahmen der der Bundeswehr ab: geltenden Gesetze zum Schutz der Bevölkerung und der ➔ Internationale Konfliktverhütung und Krisenbewälti- lebenswichtigen Infrastruktur des Landes Kräfte und Mit- gung, einschließlich des Kampfes gegen den interna- tel entsprechend dem Risiko bereit. Damit ist in der Regel tionalen Terrorismus, der überwiegende Teil der Bundeswehr verfügbar. ➔ Unterstützung von Bündnispartnern, ➔ Schutz Deutschlands und seiner Bürgerinnen und Bürger, In jeder Phase der politischen und militärischen Entschei- ➔ Rettung und Evakuierung, dungsfindung für die Entsendung deutscher Streitkräfte MG Schütze auf Transportpanzer FUCHS bei einer Patrouillenfahrt ➔ Partnerschaft und Kooperation, durch den deutschen Bundestag spielt die Analyse der ➔ Hilfeleistungen (Amtshilfe, Naturkatastrophen, nationalen Bedrohungslage eine entscheidende Rolle. besonders schwere Unglücksfälle). ➔ 10 11
BMVg_79_Grundzüge der BW_03 11.08.2004 10:51 Uhr Seite 12 DER AUFTRAG UND DAS ZIEL 3 Der Weg – die Transformation Ziel der Transformation der Bundeswehr ist die nachhalti- ge Verbesserung ihrer Einsatzfähigkeit in dem Einsatz- spektrum, das in den Verteidigungspolitischen Richtlinien vorgegeben wird. Was diesem Ziel nicht dient, ist nach- rangig. Strukturen, Organisationsabläufe und Ausbildung werden hieran angepasst, Material- und Ausrüstungspla- nung auf diesen Schwerpunkt konzentriert und an den finanziellen Möglichkeiten ausgerichtet. Für den zwar unwahrscheinlichen, aber grundsätzlich nicht auszuschließenden Fall einer herkömmlichen Landesver- teidigung gegen einen Angriff mit konventionellen Kräften wird die Rekonstitution konzeptionell vorbereitet. Die grundsätzliche Befähigung hierzu wird durch die allge- meine Wehrpflicht erreicht. Der beginnende Transformationsprozess zielt auf einen ganzheitlichen sicherheits-politischen Ansatz zur Bewäl- tigung der Herausforderungen des 21. Jahrhunderts und zur Lösung der Frage, welchen Beitrag Streitkräfte und Orientierug und Kommunikation mit moderner Technologie Bundeswehrverwaltung dazu leisten können. ➔ 12 13
BMVg_79_Grundzüge der BW_03 11.08.2004 10:51 Uhr Seite 14 DER WEG – DIE TRANSFORMATION Reformen der Bundeswehr erfolgten in der Vergangenheit Transformation ist in diesem Sinne die Gestaltung eines mentelle Überprüfung (engl.: Concept Development and tionen, Einsätze schnell, präzise und mit möglichst gerin- in unregelmäßigen Abständen. Diese gaben jeweils einen fortlaufenden, vorausschauenden Anpassungsprozesses an Experimentation, CD&E). gem Kräfteeinsatz erfolgreich durchzuführen. zu einem festgelegten Zeitpunkt einzunehmenden Endzu- sich ändernde Rahmenbedingungen, um die Wirksamkeit stand vor. Dabei ging es um die Weiterentwicklung und der Bundeswehr im Einsatz zu erhöhen und auf Dauer zu Diese Methode ermöglicht es, Innovationspotenzial zu Transformation als Ausdruck der Teilhabe der Bundeswehr Verbesserung von etwas Bestehendem. Politische, gesell- erhalten. Die Transformation der Bundeswehr bestimmt erkennen und die Relevanz für die Bundeswehr besser am dynamischen Entwicklungsprozess der Gesellschaft und schaftliche, wirtschaftliche und nicht zuletzt auch tech- Denken, Ausbildung, Konzepte, Organisation und Ausrüs- und schneller zu bewerten. Es verlangt, Abschied zu neh- der Wirtschaft bietet auch die Chance, angemessen auf die nologische Umwälzungen laufen heute jedoch immer tung, sie schafft etwas völlig Neues. Der Transformations- men vom tradierten Systemnachfolgedenken. sich schnell verändernden Rahmenbedingungen zu reagie- schneller ab. prozess bietet die Gelegenheit, die Bundeswehr durch ren. Diese Herausforderung nimmt die Bundeswehr an. innovative Lösungsansätze effizienter zu gestalten. Deutschland beteiligt sich aktiv an den CD&E-Prozessen Mit Verfahren der Vergangenheit kann man den neuen im multinationalen Rahmen und ist damit in der Lage, an Herausforderungen nicht mehr angemessen begegnen. Die Eingangsgrößen des Transformationsprozesses sind den Erfahrungen anderer Nationen teilzuhaben und Sy- Bestehendes soll permanent an neue Herausforderungen sicherheitspolitische, gesellschaftliche und technologische nergiegewinne auf einer breiteren Basis zu erzielen. Dies angepasst, transformiert werden. Transformation der Entwicklungen, die sich wechselseitig beeinflussen. Sie trägt auch zur Herstellung und zum Erhalt der notwendi- Bundeswehr ist damit mehr als die Weiterentwicklung sind in ihren Tendenzen, Abhängigkeiten und Auswirkun- gen Interoperabilität in multinationalen Operationen bei. von Teilstreitkräften oder Waffensystemen. gen zu prognostizieren. In Verbindung mit den politischen Vorgaben und den Einsatzerfahrungen ergeben sich dar- Die revolutionären Entwicklungen auf dem Gebiet der Die Transformation schafft eine signifikante Steigerung aus Folgerungen für die Bundeswehr. Informationstechnik bieten die Möglichkeit, Informatio- der Einsatzfähigkeit der Bundeswehr und ist damit ent- nen in großen Mengen schnell und sicher zu sammeln, zu scheidend für eine verbesserte Auftragserfüllung in einem Das frühzeitige Erkennen und Nutzen von Innovationspo- übertragen und zu verarbeiten. Es gilt, diesen Informa- sich ständig wandelndem Umfeld. Die Transformation der tenzial ist von ausschlaggebender Bedeutung für die Ge- tionsraum zu beherrschen. Diesem Faktor wird durch die Bundeswehr erfolgt im Einklang mit den Entwicklungen staltung der Zukunftsfähigkeit von Streitkräften. Eine Zielvorgabe zur Vernetzten Operationsführung (NetOpFü) in der NATO und der EU. wesentliche Methode zur Gestaltung des Transformations- Rechnung getragen. NetOpFü befähigt die Streitkräfte prozesses ist die Konzeptentwicklung und deren experi- auf der Grundlage umfassender und aktueller Informa- ➔ 14 15
BMVg_79_Grundzüge der BW_03 11.08.2004 10:51 Uhr Seite 16 DAS FÄHIGKEITSPROFIL 4 Das Fähigkeitsprofil Die konsequente Neuausrichtung der Bundeswehr auf die bisher nicht vorhandenen Teilfähigkeiten „Strategische Einsätze zur Konfliktverhütung und Krisenbewältigung, Verlegefähigkeit“, „Weltweite Aufklärung“ sowie „leis- einschließlich des Kampfs gegen den internationalen tungsfähige und interoperable Führungssysteme und -mit- Terrorismus, erfordert ein angepasstes Fähigkeitsprofil tel“ mit Priorität hergestellt werden. der Streitkräfte. Die Grundfähigkeit zur Flugkörperabwehr ist weiter aus- Die Bundeswehr benötigt nach Einsatzbereitschaft und zubauen. Bei allen Planungen ist ein bedrohungsgerech- Fähigkeiten konsequent differenzierte Streitkräfte. Sie tes Schutzniveau der Kräfte im Einsatz sicherzustellen. müssen schnell, wirksam, durchsetzungsfähig und durch- haltefähig gemeinsam mit Streitkräften anderer Nationen Die gestiegenen Anforderungen erfordern ein uneinge- eingesetzt werden können. schränkt bundeswehrgemeinsames Denken und Han- deln. Im Vordergrund stehen daher nicht die Fähigkeiten Dazu ist ein Fähigkeitsprofil erforderlich, das sechs mit- der einzelnen Organisationsbereiche, sondern die Fähig- einander verzahnte Fähigkeitskategorien umfasst: keiten der Bundeswehr als Ganzes. ➔ Führungsfähigkeit, ➔ Nachrichtengewinnung und Aufklärung, Der Ausbau der vorhandenen Fähigkeiten muss sowohl ➔ Mobilität, dem streitkräftegemeinsamen Ansatz der Bundeswehr als ➔ Wirksamkeit im Einsatz, auch der multinationalen Einbindung Rechnung tragen. ➔ Unterstützung und Durchhaltefähigkeit, ➔ Überlebensfähigkeit und Schutz. Angesichts knapper Ressourcen kann auf Teilfähigkeiten Der Infanterist der Zukunft mit seiner Ausrüstung Aufgrund der geographischen Erweiterung der möglichen verzichtet werden, wenn sichergestellt ist, dass diese durch Einsatzgebiete und um das Zusammenwirken mit Ver- Verbündete oder Partner bereitgestellt oder übernommen bündeten auch weiterhin gewährleisten zu können, müssen werden. Dies erfordert im Umkehrschluss, dass die Bun- ➔ 16 17
BMVg_79_Grundzüge der BW_03 11.08.2004 10:51 Uhr Seite 18 DAS FÄHIGKEITSPROFIL deswehr in der Lage sein muss, Verbündeten und Partnern rungsverfahren sowie sicherer und leistungsfähiger Füh- Urteils-, Entscheidungs- und Handlungsfähigkeit als auch Die strategische Verlegung wird grundsätzlich verkehrs- spezifische Fähigkeiten zur Verfügung zu stellen. rungsunterstützung zu gewährleisten. Das Schaffen der für die Vertretung deutscher Interessen in multinationalen artübergreifend, streitkräftegemeinsam und multinational technischen und prozeduralen Voraussetzungen für Net- Organisationen. geplant und unter Einbindung verfügbarer ziviler Ressour- Die Gesamtheit der sechs Fähigkeitskategorien wird so OpFü steht im Vordergrund der Weiterentwicklung der cen durchgeführt. ausgestaltet, dass die Streitkräfte schrittweise, ihrer Ein- Führungsfähigkeit. Sie sind zugleich Voraussetzung für die gleichberechtigte ordnung in die Kräftekategorien entsprechend abgestuft, Teilhabe am Informationsaustausch mit Partnern. Wirksamkeit im Einsatz beschreibt die Fähigkeit, un- zu NetOpFü befähigt werden. Dabei ist Interoperabilität Die Kenntnis und situationsgerechte Beurteilung der Lage mittelbar oder mittelbar gegen Ziele am Boden, in der der Schlüssel zu Streitkräftegemeinsamkeit und Multi- in anderen Staaten trägt wesentlich zur Entscheidungsfin- Zur Erhöhung der Mobilität wird die bisher nicht vor- Luft, auf und unter Wasser sowie im Informationsraum nationalität. Sie ist umfassende Klammer um alle Fähig- dung der politischen Leitung und der militärischen Füh- handene Teilfähigkeit Strategische Verlegefähigkeit mit zu wirken und schließt die Fähigkeit zu Informations- keitskategorien. rung des Bundesministeriums der Verteidigung (BMVg) Priorität hergestellt. Sie ist die Voraussetzung für den operationen ein. bei. Sie ist zur Krisenfrüherkennung, dem Krisenmanage- Einsatz, die Verstärkung und die Versorgung von Kräften Führungsfähigkeit leistet einen entscheidenden Beitrag ment sowie zur Planung, Vorbereitung und Durchführung in weit entfernten Einsatzgebieten. Eine erwünschte politische, militärische oder psycholo- im Kampf um Informationsüberlegenheit und zum Er- von Einsätzen auf allen Führungsebenen der Streitkräfte gische Wirkung kann bereits durch eine glaubhafte De- ringen von Führungsüberlegenheit. Sie zielt darauf ab, erforderlich. Dieser Informationsbedarf ist durch das Strategische Verlegefähigkeit setzt ausreichende, rechtzei- monstration militärischer Fähigkeiten erzielt werden. Kräfte, Mittel und Einrichtungen der Bundeswehr auf- Militärische Nachrichtenwesen der Bundeswehr unter tig und sicher verfügbare Transportkapazitäten und -ver- Über den Einsatz von Waffen hinaus müssen Streitkräfte tragsbezogen und bedarfsgerecht so einzusetzen, dass die Rückgriff auf alle Kräfte zur Nachrichtengewinnung fahren in der Luft, auf See und zu Lande voraus. auch zur Deeskalation befähigt sein. Sie müssen in der beabsichtigte Wirkung ermöglicht wird. und Aufklärung (NG&A) und unter Berücksichtigung Lage sein, durch Vorausstationierung von Kräften auf des gesamten Aufgabenspektrums der Bundeswehr Ein Mindestumfang an eigenen militärischen Kapazitäten Land oder See die eigene Reaktionsfähigkeit rasch zu Sie muss verzugsarm und unterbrechungsfrei auf und umfassend zu decken. ist dabei unter Berücksichtigung von Bedrohung, zeit- erhöhen und im Rahmen schneller Anfangsoperationen zwischen allen Ebenen der Führung und allen Gliede- lichen Anforderungen an die Verfügbarkeit sowie gegebe- schon nach kurzer Vorbereitungszeit eine angemessene rungsformen der Bundeswehr gewährleistet werden. Die Die in nationaler Verantwortung gewonnenen Nachrichten nenfalls unzureichender Infrastruktur in Einsatzgebieten Wirkung zu entfalten. dafür erforderlichen Voraussetzungen sind mit einer straf- und Erkenntnisse aus NG&A leisten sowohl einen unver- vorzuhalten. fen Führungsorganisation, klaren und einheitlichen Füh- zichtbaren Beitrag zur Sicherstellung einer eigenständigen ➔ 18 19
BMVg_79_Grundzüge der BW_03 11.08.2004 10:51 Uhr Seite 20 DAS FÄHIGKEITSPROFIL Die Bundeswehr hält Kräfte und Mittel so bereit, dass Neben der bedarfsgerechten Bereitstellung und Ergänzung Passiver Schutz wird vor allem durch bedrohungsgerechte Einsatzkontingente zeitgerecht zusammengestellt, einge- von Kräften, Mitteln und Einrichtungen wird die Durch- Schutzausrüstung, taktische Beweglichkeit und eine wider- setzt und abgelöst werden können. Eine lageabhängige haltefähigkeit von Qualität und Quantität der Unterstüt- standsfähige Infrastruktur erreicht. Alle Organisations- Verstärkung von Kräften im Einsatz muss möglich sein. zung im Einsatz bestimmt. Truppenteile sind immer so bereiche (OrgBer) sind in ihrem Zuständigkeitsbereich Voraussetzung dafür ist eine angemessene Einsatzbereit- auszustatten, dass eine zeitlich begrenzte Durchhalte- für die unmittelbare und mittelbare Abwendung von schaft der Bundeswehr im gesamten Aufgabenspektrum fähigkeit mit eigenen Mitteln sichergestellt werden kann. Gefahren für Gesundheit und Leben der Angehörigen der im Einsatz und im Grundbetrieb. Überlebensfähigkeit und Schutz im Sinne einer erfolgrei- Bundeswehr verantwortlich. Sie müssen hierzu durch chen Abwendung von Gefahren für Leben und Gesund- Ausstattung, technische Vorkehrungen, organisatorische Unterstützung trägt zum Erreichen und Halten der gefor- heit der Angehörigen der Bundeswehr sowie des Schutzes Maßnahmen und Verfahren befähigt sein. derten Einsatzbereitschaft bei. Sie umfasst das Personal- wichtiger Infrastruktur sind unabdingbare Grundvoraus- management, die Ausbildung, die Betreuung und Fürsorge, setzungen für die Auftragserfüllung. Sie sind auch Aus- die sanitätsdienstliche Versorgung, die logistische Unter- druck der Fürsorgeverpflichtung des Dienstherrn gegenü- stützung und weitere Unterstützungsleistungen, u.a. admi- ber den Angehörigen der Bundeswehr. Dem Schutz der nistrative Unterstützung, infrastrukturelle Unterstützung eigenen Kräfte kommt deshalb im Einsatz und im Grund- oder Pionierunterstützung. betrieb besonders hohe Bedeutung zu. Der Erfolg im Einsatz wird insbesondere durch die Durch- Eigene Kräfte müssen befähigt sein, sich lageabhängig ge- haltefähigkeit der eingesetzten Kräfte bestimmt. Diese gen alle Formen der von regulären und irregulären Kräften muss auch bei größeren Entfernungen des Einsatzgebiets ausgehenden Bedrohungen zu schützen. Die Schutzmaß- von Deutschland für die Dauer des Einsatzes sichergestellt nahmen sind darauf auszurichten, Aufklärung und Wirk- werden können und gilt unabhängig von Bedrohungslage, ung gegen eigene Kräfte zu verhindern. Aktiver Schutz klimatischen Verhältnissen, vorhandener Infrastruktur und wird entscheidend unterstützt durch Informationsüber- anderen Einflüssen im Einsatzgebiet. legenheit. ➔ 20 21
BMVg_79_Grundzüge der BW_03 11.08.2004 10:51 Uhr Seite 22 DIE STREITKRÄFTEGEMEINSAME NEUAUSRICHTUNG 5 Die Streitkräftegemeinsame Neuausrichtung KRÄFTEKATEGORIEN DER STREITKRÄFTE EINGREIFKRÄFTE 35.000 Durchführung streitkräftegemeinsamer vernetz- UNTERSTÜTZUNGSKRÄFTE ter Operationen hoher Intensität, Evakuierung, streikräftegemeinsame Unterstützung Umfassende, bundeswehr- gemeinsame und durch- haltefähige Unterstützung 147.500 70.000 STABILISIERUNGSKRÄFTE der Einsätze sowie Grund- betrieb der Bundeswehr Streitkräftegemeinsame Kontingente für Einsätze niedriger und mittlerer Intensität und längerer Dauer im breiten Spektrum friedensstabilisierender Maßstäbe Auf absehbare Zeit sind für die Bundeswehr Einsätze zur Die Bundeswehr benötigt nach Einsatzbereitschaft und Konfliktverhütung und Krisenbewältigung – einschließ- Fähigkeiten differenzierte Streitkräfte, die schnell, wirk- lich des Kampfs gegen den internationalen Terrorismus – sam und durchhaltefähig gemeinsam mit den Streitkräften die wahrscheinlicheren Aufgaben. Dies erfordert eine anderer Nationen eingesetzt werden können. Die Streit- strikt einsatzorientierte Neuausrichtung. Im beginnenden kräfte werden dazu in drei Kräftekategorien gegliedert – Transformationsprozess kommt es für die Bundeswehr Eingreifkräfte, Stabilisierungskräfte und Unterstüt- Luftwaffe, Marine, Heer formieren sich neu für die Anforderungen der Zukunft nun besonders darauf an, sich als Ganzes so weiterzuent- zungskräfte –, die jeweils aufgabenorientiert ausgebildet, wickeln, dass die Streitkräfte uneingeschränkt im multi- ausgerüstet und eingesetzt werden. nationalen Umfeld operieren können. ➔ 22 23
BMVg_79_Grundzüge der BW_03 11.08.2004 10:51 Uhr Seite 24 DIE STREITKRÄFTEGEMEINSAME NEUAUSRICHTUNG Mit dieser Einteilung wird eine neue Grundstruktur ge- schen den Einsätzen wird berücksichtigt. Abhängig von ➔ Im Rahmen des United Nations Standby Arrangements sowie der erforderlichen streitkräftegemeinsamen Füh- schaffen, in der alle Organisationsbereiche auch weiterhin den Einsatzerfordernissen, der Verfügbarkeit von Kräften System (UNSAS) hat Deutschland den VN modern rung und Unterstützung. Sie umfassen insgesamt 35.000 ihren Platz haben, jedoch nur gemeinsam zur Wirkung und der persönlichen Situation können individuell auch ausgerüstete Beiträge (u.a. Transport-, Sanitäts-, Soldatinnen und Soldaten. kommen. Genauso entscheidend ist aber auch eine streit- längere oder kürzere Stehzeiten festgelegt werden. Feldjäger- und Pionierkräfte, Seefernaufklärer, kräftegemeinsame Führungsorganisation für Einsätze und Minenabwehreinheiten) angezeigt. Planerisch sind Aus diesem Kräftedispositiv werden die deutschen Bei- die übergreifende Bündelung knapper Ressourcen. Bestimmende Größe für Umfang und Qualität der Beiträ- hierfür bis zu 1.000 Soldatinnen und Soldaten vorzu- träge zur NRF, zu den geplanten EU Battle Groups, zu ge deutscher Streitkräfte ist die Nationale Zielvorgabe für halten. NATO- oder EU-Operationen oder auch weiteren multi- Kennzeichen aller Kräftekategorien ist es, dass sie aus- Einsätze der Bundeswehr (National Level of Ambition). nationalen Operationen im oberen Intensitätsspektrum nahmslos befähigt werden, den Schutz der deutschen Be- Zusätzlich sind Kräfte in einem Umfang von ca. 1.000 sowie Beiträge zum UNSAS und die Kräfte zur Rettung völkerung noch besser zu gewährleisten. Soldatinnen und Soldaten für grundsätzlich in nationaler und Evakuierung generiert. Damit steht der Bundeswehr Durch die Bundeswehr sind insbesondere die folgenden Verantwortung durchzuführende Rettungs- und Evaku- ein Kräftedispositiv zur Verfügung, das den internationa- Bei allen Einsätzen gilt der Grundsatz, dass Kräfte und internationalen Verpflichtungen zu erfüllen: ierungsoperationen vorzuhalten. len Verpflichtungen Deutschlands angemessen Rechnung Mittel, die die Bundeswehr für NATO, EU oder VN be- trägt und sie zu komplexen Operationen hoher Intensität reitstellt, aus dem selben, nur einmal verfügbaren Kräfte- ➔ Eine durchgängige Beteiligung an der NRF erfordert 5.1 DIE EINGREIFKRÄFTE befähigt. Mit den Eingreifkräften verfügen die Streit- dispositiv (Single Set of Forces) gestellt werden. das ständige Bereithalten eines streitkräftegemeinsa- kräfte über ein hochmodernes und hochwirksames Ele- men Dispositivs. Dieses bindet mit Vor- und Eingreifkräfte sollen friedenserzwingende Maßnahmen ment mit der Befähigung zur Teilnahme an militärischen Die Ausrichtung der Bundeswehr auf die wahrscheinlich- Nachbereitung sowie Bereitschaftsphase ca. 15.000 gegen einen vorwiegend militärisch organisierten Gegner Kampfhandlungen. eren Einsätze geht einher mit einer neuen Einsatzsyste- Soldatinnen und Soldaten. bei möglichst geringen eigenen Verlusten durchsetzen und matik. Sie erfordert das Anbieten von spezifischen Fähig- ➔ Im Rahmen des European Headline Goal hat Deutsch- damit die Voraussetzungen für friedensstabilisierende Eingreifkräfte werden bei Bedarf und im Rahmen der keiten für bestimmte, wechselnde Zeiträume. land zugesagt, lageabhängig ein erstes Kontingent mit Operationen schaffen. geltenden Gesetze auch zum Schutz der Bevölkerung und bis zu 18.000 Soldatinnen und Soldaten bereitzustel- der lebenswichtigen Infrastruktur im Inland eingesetzt. Die Stehzeit im Einsatz wird planerisch grundsätzlich auf len. Hierin ist der deutsche Beitrag im Rahmen des Die Eingreifkräfte bestehen aus modern ausgerüsteten vier Monate festgelegt. Ein angemessener Zeitraum zwi- EU Battle Groups Concept enthalten. und reaktionsfähigen Land-, Luft- und Seestreitkräften ➔ 24 25
BMVg_79_Grundzüge der BW_03 11.08.2004 10:51 Uhr Seite 26 DIE STREITKRÄFTEGEMEINSAME NEUAUSRICHTUNG Das Kommando Operative Führung Eingreifkräfte führt Diese sind für multinationale, streitkräftegemeinsame, 5.3 DIE UNTERSTÜTZUNGSKRÄFTE 147.500 Soldatinnen und Soldaten umfassen. Darin sind die Eingreifkräfte in streitkräftegemeinsamen Übungen militärische Operationen niedriger und mittlerer Intensität der Ausbildungsumfang von 39.000 sowie 2.500 Stellen und im Einsatz. Im Rahmen der Transformation wirkt es und längerer Dauer im breiten Spektrum friedensstabili- für Reservistinnen und Reservisten enthalten. bei der Weiterentwicklung der Eingreifkräfte mit. sierender Maßnahmen vorgesehen. Sie müssen in der Lage Die Hauptaufgabe der Unterstützungskräfte besteht darin, sein, sich gegen einen teilweise militärisch organisierten Eingreif- und Stabilisierungskräfte in der Einsatzvorbe- Die neuen Strukturen und Ausbildungskonzepte schaffen Hochqualifizierte Spezialkräfte sind zu reaktionsschnel- Gegner sowie asymmetrisch kämpfende Kräfte bei mög- reitung und -durchführung sowohl in Deutschland als die Voraussetzungen für die verstärkte Einsatzorientierung. len Operationen befähigt, die mit herkömmlichen Kräften lichst geringen eigenen Verlusten durchsetzen zu können. auch in den Einsatzgebieten umfassend und effizient zu Dazu sind die Streitkräfte möglichst bereits im Standort- nicht oder nicht ausreichend erfüllt werden können. Sie unterstützen. und Ausbildungsdienst so zusammenzufassen, dass sie werden direkt von der strategischen/politischen Ebene Hierzu benötigen sie robuste Fähigkeiten, darunter – bei ohne große Veränderungen und Ergänzungsausbildung geführt und eingesetzt und eignen sich besonders für den den Landstreitkräften – einen Kern gepanzerter Kräfte. Sie sind für die umfassende streitkräftegemeinsame Unter- in den Einsatz entsendet werden können. Kampf gegen den internationalen Terrorismus. Einsätze zur Konfliktverhütung und Krisenbewältigung stützung der Einsätze sowohl in Deutschland als auch in können den gleichzeitigen oder zeitlich eng nachgestaf- den Einsatzgebieten sowie für den Grundbetrieb der Bun- felten Einsatz von Eingreifkräften und Stabilisierungs- deswehr vorgesehen. Der Standard der Unterstützungs- 5.2 DIE STABILISIERUNGSKRÄFTE kräften bedeuten. Zwischen ihnen besteht ein operatives kräfte muss diese zur effizienten Unterstützung der Ein- Wechselspiel. greif- und Stabilisierungskräfte befähigen. Die aktuelle Einsatzrealität der Bundeswehr spiegelt sich in den friedensstabilisierenden Einsätzen wider. Nationale Stabilisierungskräfte werden bei Bedarf und im Rahmen Unterstützungskräfte werden bei Bedarf und im Rahmen Zielvorgabe ist hier der zeitlich abgestufte Einsatz von der geltenden Gesetze auch zum Schutz der Bevölkerung der geltenden Gesetze auch zum Schutz der Bevölker- gleichzeitig bis zu 14.000 Soldatinnen und Soldaten, auf- und der lebenswichtigen Infrastruktur im Inland eingesetzt. ung und der lebenswichtigen Infrastruktur im Inland geteilt auf bis zu fünf verschiedene Operationsgebiete. eingesetzt. Das Kräftedispositiv für Stabilisierungskräfte umfasst Sie stellen die Führungs- und Ausbildungsorganisation 70.000 Soldatinnen und Soldaten. der Bundeswehr bereit. Unterstützungskräfte werden ➔ 26 27
BMVg_79_Grundzüge der BW_03 11.08.2004 10:51 Uhr Seite 28 DIE TEILSTREITKRÄFTE UND ORGANISATIONSBEREICHE 6 Die Teilstreitkräfte und Organisationsbereiche GROBMODELL DER BUNDESWEHR* Bundesministerium der Verteidigung HEER LUFTWAFFE MARINE STREITKRÄFTEBASIS SANITÄTS- RÜSTUNG WEHR- DIENST VERWALTUNG Führungs- Führungs- Flotten- Streitkräfte- Einsatzführungs- Führungs- Bundesamt für IT Amt Bundesamt kommando kommando kommando unterstützungs- kommando kommando Wehrtechnik und Bundeswehr für Wehr- kommando Bundeswehr Beschaffung verwaltung • 5 Divisionen • 3 Divisionen • 2 Einsatz- • 4 Wehrbereichs- • 4 Sanitäts- • 4 Wehrbereichs- flotillen kommandos kommandos verwaltungen • Amt • Amt • Amt • Ämter • Amt • Ämter • Schulen • Schulen • Schulen • Schulen • Schulen • Schulen *PLANUNGSSTAND 7/2004 Das BMVg ist die oberste Führungsinstanz und Dienstherr Gemeinsam gewährleisten sie die Einsatzfähigkeit im ge- für alle Bereiche der Bundeswehr. samten Einsatzspektrum und stellen die Durchführung der Einsätze der Bundeswehr sicher. Luft-Lande-Rettungsstation im Einsatz Unterhalb der Ebene des BMVg dienen Streitkräfte, Bundeswehrverwaltung, Rechtspflege und Militärseelsorge dem gemeinsamen Ziel: einer auf den Auftrag und das ➔ aktuelle Aufgabenspektrum ausgerichteten Bundeswehr. 28 29
BMVg_79_Grundzüge der BW_03 11.08.2004 10:51 Uhr Seite 30 DIE TEILSTREITKRÄFTE UND ORGANISATIONSBEREICHE 6.1 DIE STREITKRÄFTEBASIS Bundeswehr im Inland im Frieden. Träger der Zivil-Mili- meinsame Ausbildungseinrichtungen, Dienststellen im tionen, geführt. Eines davon ist personell so auszuplanen, tärischen Zusammenarbeit sind die vier Wehrbereichs- Ausland und wissenschaftliche Einrichtungen. dass es für Stabilisierungsoperationen als Leitdivision ein- Besonders sichtbar wird der streitkräftegemeinsame Ansatz kommandos bzw. 12 Landeskommandos. gesetzt werden kann. in der Streitkräftebasis. Hier sind die Kräfte zusammen- gefasst, die streitkräftegemeinsame Aufgaben der Bundes- Damit steht jedem Bundesland auch zukünftig ein leis- 6.2 DAS HEER Luftbewegliche Kräfte ergänzen das neue Fähigkeitspro- wehr im Einsatz, in Deutschland und im multinationalen tungsstarker militärischer Ansprechpartner zur Verfügung, fil. Das Heeresführungskommando führt neben den Divi- Umfeld erfüllen müssen, um die Einsatzfähigkeit der um bei Katastrophen oder Notfällen schnell handeln zu Das Heer verfügt künftig über fünf Divisionskommandos. sionen auch die deutschen Anteile an den multinationalen Streitkräfte insgesamt sicher zu stellen. können. Das Heer stellt eine mechanisierte Division mit drei Ma- Korps, ist für Ausbildung, Übungen und die Einsatzvor- növerelementen für die Eingreifkräfte, die vorrangig für bereitung verantwortlich und stellt den jeweiligen Beitrag Die Streitkräftebasis (SKB) stellt für Einsätze zentrale Für diese Fälle werden dem SKUKdo zusätzlich die ver- streitkräftegemeinsame vernetzte Operationen hoher des Heeres für Einsätze bereit. Einrichtungen der nationalen Führungsorganisation fügbaren und geeigneten Kräfte aus dem gesamten Be- Intensität vorgesehen ist. bereit. Sie bündelt wichtige Ressourcen für Einsatz reich der Streitkräfte für den Einsatz unterstellt. Zur Hil- Das neue streitkräftegemeinsame Kommando Operative und Grundbetrieb und die territorialen Aufgaben der feleistung bei Katastrophen oder besonders schweren Die Division Spezielle Operationen stellt Spezialkräfte Führung Eingreifkräfte ist für den Einsatz dem Bundeswehr. Das Einsatzführungskommando der Unglücksfällen auf See unterstützt das Flottenkommando. bereit und führt Spezialisierte Kräfte. Spezialkräfte als EinsFüKdoBw unterstellt. Es wird bis Ende 2006 im Bundeswehr (EinsFüKdoBw) führt grundsätzlich alle Mittel der politisch-militärischen Führung erfüllen ihren Heer aufgestellt. Auslandseinsätze der Bundeswehr im Frieden. Kleinere Das SKUKdo führt die Masse der Truppen der SKB und besonderen Auftrag in der asymmetrischen Gefahrenab- Einsätze können im Einzelfall nach Entscheidung des die Territorialen Dienststellen und ist für die Einsatzaus- wehr. Spezialisierte Kräfte haben die Befähigung zu Eva- Das Heeresamt ist für die Konzepte zur Weiterentwick- Generalinspekteurs der Bundeswehr durch die Führungs- bildung, Übungen und die Einsatzvorbereitung verant- kuierungsoperationen und eine Grundbefähigung für lung verantwortlich, legt die Grundsätze für die Ausbil- kommandos der Teilstreitkräfte und des Zentralen wortlich. Operationen gegen irreguläre Kräfte. dung und Lehrgänge fest und führt die Schulen. Sanitätsdienstes der Bundeswehr geführt werden. Das Streitkräfteamt ist zuständig für die Weiterentwick- Die anderen Kräfte werden durch drei weitere Divisions- Das Streitkräfteunterstützungskommando (SKUKdo) ist lung der SKB und legt die Grundsätze für die Ausbildung kommandos, darunter die Division Luftbewegliche Opera- das Führungskommando der SKB. Es führt Einsätze der fest. Es führt Kommandobehörden, Ämter, streitkräftege- ➔ 30 31
BMVg_79_Grundzüge der BW_03 11.08.2004 10:51 Uhr Seite 32 DIE TEILSTREITKRÄFTE UND ORGANISATIONSBEREICHE 6.3 DIE LUFTWAFFE Das Luftwaffenführungskommando führt die Divisionen Mit der Aufstellung schnell einschiffbarer Einsatzstäbe wird 6.5 DER ZENTRALE SANITÄTSDIENST der Luftwaffe, ist für die Einsatzausbildung, Übungen und die Führungsfähigkeit der maritimen Kräfte verbessert. DER BUNDESWEHR Die Luftwaffe verfügt über drei Luftwaffendivisionen. die Einsatzvorbereitung verantwortlich und stellt den An- Das Lufttransportkommando wird aufgelöst, sobald die teil der Luftwaffe für den Einsatz bereit. Die Fähigkeit zur Sicherung und zum Objektschutz eige- Im Zentralen Sanitätsdienst der Bundeswehr werden die Voraussetzungen für die Übernahme der Aufgaben durch ner Kräfte wird aufgebaut. bestehenden Strukturen und Organisationsabläufe weiter das Europäische Lufttransportkommando geschaffen sind. Die Führungszentrale Nationale Luftverteidigung führt auf die Erfordernisse einer Bundeswehr im Einsatz opti- Einsätze zur Gewährleistung der Sicherheit im Luftraum. Die Flottille der Marineflieger und das Marinefliegerge- miert, ohne auf die Fähigkeit zur schnellen Hilfe im Ka- Die Luftwaffe rüstet mittelfristig vier Einsatzverbände schwader 2 werden aufgelöst. Die Fähigkeit zur Seekrieg- tastrophenfall oder bei Anschlägen zu verzichten. Aktive und einen Ausbildungsverband mit dem Kampfflugzeug Das Luftwaffenamt führt das Luftwaffenausbildungskom- führung aus der Luft mit Jagdbombern wird an die Luft- und nichtaktive Kräfte des Zentralen Sanitätsdienstes der EUROFIGHTER aus. Mit drei Lufttransportverbänden mando mit den Ausbildungsverbänden und Schulen, das waffe übergeben. Bundeswehr stehen auch in Zukunft bereit, in Katastro- trägt die Luftwaffe wesentlich zur Erlangung der Teil- Luftwaffenmaterialkommando und im besonderen Auf- phenszenarien rasch und nachhaltig zu helfen. fähigkeiten Strategische Verlegung und unbewaffneter gabenbereich Ausbildung das deutsche Luftwaffenkom- Das Flottenkommando führt die Einsatzflottillen und die und bewaffneter Such- und Rettungsdienst (SAR/ mando USA/CA. verbleibenden zwei Marinefliegergeschwader und ist für Neben dem Kommando Schnelle Einsatzkräfte des Sani- CSAR) bei. die Einsatzausbildung, Übungen und die Einsatzvorbe- tätsdienstes sind acht Regimenter auszuplanen. reitung verantwortlich. Mit drei Flugabwehrraketengeschwadern bildet die Luft- 6.4 DIE MARINE Die Anzahl der Bundeswehrkrankenhäuser wird reduziert. waffe den Kern der nationalen bodengebundenen Fähig- Das Marineamt führt die Stützpunktorganisation und die Die regionalen Sanitätseinrichtungen werden an die Sta- keiten im Rahmen der Erweiterten Luftverteidigung. Die Die Marine strafft ihre Organisationsstrukturen. Die fünf Schulen. Darüber hinaus ist es zuständig für Fachauf- tionierung der Truppe angepasst. Zahl der Einsatzführungsverbände wird auf drei reduziert. bisher bestehenden Typflottillen werden in zwei Einsatz- gaben, beispielsweise Ausbildung und Weiterentwicklung. Eine verlegbare Luftraumüberwachungsfähigkeit wird auf- flottillen zusammengefasst. Aus diesen werden lageab- Das Sanitätsführungskommando führt die vier Sanitäts- gebaut. Die spezifischen Fähigkeiten des Objektschutzes hängig Einsatzverbände für Eingreif- und Stabilisierungs- kommandos und das Kommando Schnelle Einsatzkräfte der Luftwaffe werden in einem Verband zusammengefasst. operationen zusammengestellt. ➔ 32 33
BMVg_79_Grundzüge der BW_03 11.08.2004 10:51 Uhr Seite 34 DIE TEILSTREITKRÄFTE UND ORGANISATIONSBEREICHE des Sanitätsdienstes. Dem Sanitätsamt der Bundeswehr Hierbei gilt es, Kernfähigkeiten zu erhalten, die Aus- und originären Aufgaben und auf Steuerungsaufgaben im Technologie sowie Entwicklung und Beschaffung von sind die Fachinstitute, ein Sanitätslehrregiment sowie die Fortbildung anzupassen und ein entsprechendes Personal- Sinne eines effektiven Controllings im Rahmen ihrer Waffensystemen und Geräten, wehrtechnischen Produkten Ausbildungs- und Übungseinrichtungen unterstellt. Es ist management zu etablieren. Ziel müssen einsatzbereite und Dienst- und Fachaufsichtskompetenzen. und damit verbundenen Dienstleistungen. Er berücksichtigt zuständig für Weiterentwicklung, Ausbildung und weitere durchhaltefähige Verwaltungsdispositive sein. dabei insbesondere die Anforderungen des Transforma- Fachaufgaben. Auf der Ebene der Ortsdienststellen werden die Standort- tionsprozesses und legt den Schwerpunkt auf die Erlan- Auf der Ebene der Bundesoberbehörden ist das grund- verwaltungen mit betriebswirtschaftlichen Steuerungsver- gung einer Befähigung zur Vernetzten Operationsführung. sätzlich neugeordnete Bundesamt für Wehrverwaltung die fahren weiter optimiert. Ziel ist eine aktive und effiziente Durch Vergabe von Materialbeschaffungs-, Materialer- 6.6 DIE TERRITORIALE WEHRVERWALTUNG zentrale Ansprechstelle der Territorialen Wehrverwaltung Steuerung der Leistungserbringung für die Streitkräfte. haltungs- und Unterstützungsaufträgen an die Industrie für das Einsatzführungskommando für alle einsatzbezo- sowie durch Ausführung von Materialerhaltungsmaßnah- Die Territoriale Wehrverwaltung ist auch im Prozess der genen Aufgaben der Wehrverwaltung. Die zielgerichtete individuelle Einplanung von Wehr- men für die Marine leistet der Rüstungsbereich zugleich Weiterentwicklung der Bundeswehr ein in allen Berei- pflichtigen als Beitrag zur sinnvollen Ausgestaltung des einen wichtigen Beitrag für eine funktionierende Logistik. chen der Verwaltung effizienter und effektiver Partner der Mit den Auslandseinsätzen gewinnen Sprachausbildung Wehrdienstes erfordert eine leistungsfähige Wehrersatz- Streitkräfte, deren Neuausrichtung sie ihrerseits konzep- und Sprachmittlerwesen erheblich an Bedeutung. Deshalb organisation auf Basis eines Systems standardisierter Die Hauptabteilung Rüstung (HA Rü) verantwortet die tionell zu berücksichtigen hat. Diesen Prozess gestaltet wurde z.B. der gesamte Sprachmittlerdienst der Territo- Kreiswehrersatzämter. Rüstungsplanung einschließlich rüstungswirtschaftlicher, sie konstruktiv und zukunftsorientiert. rialen Wehrverwaltung im Bundessprachenamt zusam- rüstungstechnischer und kooperationspolitischer Gesichts- mengefasst. Das übernommene Personal bleibt weiterhin punkte. Die Rüstungszusammenarbeit mit anderen Staaten Die Territoriale Wehrverwaltung wird auf allen Ebenen – bei den Bedarfsträgern untergebracht. 6.7 DER RÜSTUNGSBEREICH hat dabei eine herausgehobene Bedeutung. parallel zu jeweils notwendigen innerbetrieblichen und regionalen Anpassungen – strukturell und organisatorisch Auf der mittelinstanziellen Ebene werden die Wehrbe- Die Fähigkeiten der Bundeswehr erfordern eine leistungs- Der IT-Stab, zugleich Bedarfsträger und Bedarfsdecker, auf die Wahrnehmung von Verwaltungsaufgaben im Rah- reichsverwaltungen einer noch stärkeren Ablaufoptimie- fähige und aufgabengerechte Ausrüstung. Der Rüstungs- ist verantwortlich für die Planung, konzeptionelle Weiter- men von Einsätzen ausgerichtet. rung unterzogen. Ziel bleibt eine Konzentration auf ihre bereich erfüllt diesen Bedarf zentral durch Forschung und entwicklung des Informationsmanagements und der In- ➔ 34 35
BMVg_79_Grundzüge der BW_03 11.08.2004 10:51 Uhr Seite 36 DIE TEILSTREITKRÄFTE UND ORGANISATIONSBEREICHE 7 DAS PERSONAL formationstechnik einschließlich Realisierung, Einfüh- wissenschaftlichen Urteils- und Bewertungsfähigkeit der rung und Nutzungssteuerung sowie für die Bereitstellung Bundeswehr. von IT-Dienstleistungen. Um auf die Anforderungen der Streitkräfte im Einsatz In allen wehrtechnisch relevanten Technologiebereichen künftig flexibler und schneller reagieren zu können, werden treiben HA Rü und IT-Stab neue technologische Entwick- die internen Strukturen und Abläufe des Rüstungsbe- lungen und Zukunftstechnologien bis zur Anwendungs- reiches noch stärker auf die Unterstützung der Bedarfser- reife voran und stellen die ressorteigene Urteils- und mittlung und ein effizientes Projektmanagement ausge- Beratungsfähigkeit sicher. Auf dieser Basis wirken sie bei richtet. Die Wahrnehmung IT-spezifischer Konzeptions-, der Analyse der Fähigkeiten der Bundeswehr mit und bin- Planungs- und Realisierungsaufgaben wird verbessert. den dabei die gewerbliche Wirtschaft ein. Die wirtschaftliche und zeitgerechte Ausrüstung der Bun- deswehr mit modernem und aufgabengerechtem Wehrma- terial ist eine der Kernaufgaben der beiden Bundesober- behörden Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung und Bundesamt für Informationsmanagement und Infor- mationstechnik der Bundeswehr mit ihren nachgeordneten Dienststellen. Die Dienststellen bearbeiten technische und technologische Fragestellungen sowie Forschungsaufga- Die Herausforderungen gemeinsam bewältigen ben. Sie sind verantwortlich für die Erprobung von Wehr- material und leisten mit ihrem technischen Know-how einen wesentlichen Beitrag zur eigenen technischen und ➔ 36 37
BMVg_79_Grundzüge der BW_03 11.08.2004 10:51 Uhr Seite 38 DAS PERSONAL Der Umfang der Bundeswehr beträgt zukünftig 250.000 Insbesondere im Einsatz sind entschlossenes Auftreten, zung der Strukturmaßnahmen ist, dass sie sozialverträg- heitlich geschädigten Soldatinnen und Soldaten wird er- militärisches Personal, einschließlich 195.000 Berufs- und Handlungssicherheit sowie Durchsetzungsvermögen lich und ohne betriebsbedingte Kündigungen erfolgt. möglicht werden. Ein Einsatzversorgungsgesetz soll in Zeitsoldaten. Hinzu kommen 2.500 Stellen für Reservis- ebenso gefordert wie ethisches Verantwortungsbewusst- Zukunft die Versorgung von im Einsatz verwundeten tinnen und Reservisten. Zielvorgabe für die zivilen Mitar- sein und soziale, interkulturelle sowie fremdsprachliche Die mit der Umstrukturierung verbundene Reduzierung oder getöteten Soldaten bzw. deren Angehörigen auf eine beiterinnen und Mitarbeiter sind 75.000 Stellen bis zum Kompetenz. des Personalumfangs wird auch zu einer Senkung der weiter verbesserte Basis stellen. Jahr 2010. Personalkosten führen, wodurch Mittel für verteidigungs- Eine an den Werten des Grundgesetzes ausgerichtete kon- investive Ausgaben frei werden. Der Dienst in einer dem zivilen Standard vergleichbaren Die Bundeswehr braucht mitdenkendes, gut ausgebilde- sequente Anwendung der Grundsätze der Inneren Führung Infrastruktur, zeitgemäße Arbeitsformen sowie eine weit- tes, leistungsfähiges und leistungswilliges Personal, das ist unverzichtbare Basis für Selbstverständnis und Moral Die kontinuierliche Gewinnung qualifizierter und leis- gehende Vereinbarkeit von Beruf und Familie sind wichtig. von seinem Auftrag überzeugt ist. Diese Forderungen der Soldatinnen und Soldaten. tungsbereiter Menschen ist eine entscheidende Voraus- stellen die Menschen in den Mittelpunkt der Bundeswehr. setzung für die Auftragserfüllung der Bundeswehr. Durch ein Bündel von Maßnahmen wird die Attraktivität Sie sind ihr wertvollstes Kapital. Ihre Qualifikation, Moti- Dies schließt eine moderne Menschenführung und die des Dienstes in den Streitkräften erhöht. Die künftige Per- vation und Berufszufriedenheit bestimmen maßgeblich Fürsorge der Verantwortlichen aller Ebenen ein. Es gilt Die Attraktivität des Arbeitsplatzes Bundeswehr – ein- sonalstruktur wird optimiert, um den höheren Anforde- die Einsatzfähigkeit. für die Erfüllung der Pflichten im Grundbetrieb und in schließlich leistungsgerechter Bezahlung und einer ange- rungen des Dienstes in den Streitkräften besser gerecht besonderer Weise für die Auftragserfüllung im Einsatz. messenen Vergütung für besondere Belastungen – muss den werden zu können. Das Attraktivitätsprogramm, die seit Die Belastungen durch die Einsätze und die Anforderun- hohen Anforderungen an das militärische und zivile Per- 2002 eingeführten neuen Laufbahnen und die Ausbil- gen des täglichen Dienstes fordern von den Angehörigen Auch auf die zivilen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der sonal wie auch den Erfordernissen der Personalgewinnung dungs- und Qualifizierungsinitiative bilden den Rahmen der Bundeswehr ein hohes Maß an physischer und psy- Bundeswehr kommen neue Herausforderungen zu. Das und der Auftragserfüllung insgesamt Rechnung tragen. für fundierte Ausbildungsmöglichkeiten, einen attraktiven chischer Belastbarkeit sowie persönlicher Flexibilität. Kernziel der Neuausrichtung im zivilen Bereich ist die Arbeitsplatz, interessante berufliche Perspektiven und Neben den Kampf als klassische Form militärischen Han- optimale Unterstützung der Einsätze. Daher orientiert Dazu gehört auch, dass besondere Leistungen von Bun- eine angemessene Entlohnung. delns treten neue Herausforderungen, denen sich die Sol- sich die neue zivile Struktur- und Organisationsplanung deswehrangehörigen im Rahmen der Einsätze eine ange- datinnen und Soldaten heute stellen müssen. am gesamtplanerischen Ansatz des Generalinspekteurs messene Auszeichnung erfahren. Die Weiterverwendung Durch strukturelle Maßnahmen wurden die beruflichen der Bundeswehr. Eine weitere Maßgabe für die Umset- von im Einsatz verwundeten oder anderweitig gesund- Perspektiven für alle Dienstgradgruppen deutlich verbessert. ➔ 38 39
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