Gruß - Die Erde - unser gemeinsames Haus Nachhaltigkeit - Abtei Königsmünster

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Gruß - Die Erde - unser gemeinsames Haus Nachhaltigkeit - Abtei Königsmünster
Gruß
              aus der Abtei Königsmünster

                                            Die Erde –
                                            unser gemeinsames Haus
                                            Nachhaltigkeit
HEFT 1/2022
Gruß - Die Erde - unser gemeinsames Haus Nachhaltigkeit - Abtei Königsmünster
Impressum
                                                Inhalt

                                        Seite
                                           3    Editorial
                                           4    Die OASE – eine Schule der Nachhaltigkeit für die Jugend
                                           8    „… damit in allem Gott verherrlicht werde“ –
                                                nachhaltige Entwicklung in der Abtei Mvimwa
                    Herausgeber           12    Warum „Eigenbesitz“ so problematisch ist …
           Abtei Königsmünster                  Überlegungen zum 33. Kapitel der Benediktsregel
                 Klosterberg 11           14    Was Umweltschutz mit traditioneller afrikanischer Religion
               59872 Meschede                   zu tun hat
                   0291.2995-0            17    Rückblick
    presse@koenigsmuenster.de             20    Schokolade, die etwas kann
       www.koenigsmuenster.de                   Ein Porträt von unserem Konditormeister Ron Knape
                       V. i. s. d. P.     23    Abteiladen
        Pater Maurus Runge OSB            24    Der kleine Mönch und der Faschingskreppel
                      Gestaltung          26    „Aus der Todeszone ins Licht“ –
            Jonathan von Holst                  Feier der Kar- und Ostertage
                             Druck        27    Entwicklungen im St. Benedict Ndanda Hospital, Tansania
Benedict Press, Vier-Türme GmbH           30    Ausbildung Mission
       Abtei Münsterschwarzach            32    Leben durch Wandel – Neues vom St. Georgenberg in Tirol
                         Titelbild        35    Bei Tisch vorgelesen
           Abtei Königsmünster,           36    Impuls
   von der Stadt aus fotografiert         37    AbteiGaststätte
                        Rückseite         38    Gottesdienste
           Waldschafe der Abtei           39    Missionshilfe einmal anders
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EDITORIAL

Liebe Freundinnen und Freunde der Abtei,

um das Thema „Nachhaltigkeit“ kom-         und insbesondere im ökologischen und     dieser Gruß bedenkenswerte Impulse
men wir heute nicht mehr herum.            ökonomischen Bereich verwendet nach      geben.
In Zeiten, in denen die Folgen des         dem Grundsatz: Es darf nicht mehr
Klima­
     wandels immer spürbarer wer-          verbraucht werden, als nachwachsen,      Die Benediktsregel fordert vom Ver-
den, wird uns deutlich bewusst, dass       sich regenerieren oder wieder bereit-    walter des Klosters: „Alle Geräte und
nachhaltiges Handeln unerlässlich ist.     gestellt werden kann. Nachhaltigkeit     den ganzen Besitz des Klosters be-
Deshalb ist „Nachhaltigkeit“ heute in      meint also ein verantwortungsbewuss-     trachte er als heiliges Altargerät.“ Wenn
aller Munde. Doch wird der Begriff oft     tes, weit- und umsichtiges Verhalten,    wir alle diese wertschätzende Haltung
in unterschiedlichen Bedeutungen ge-       das den Erhalt der Schöpfung im Blick    auf unseren Umgang mit den Ressour-
braucht und teils auch missbraucht. Die    hat, damit auch zukünftige Generatio-    cen der Erde übertragen, handeln wir
Bezeichnung „nachhaltig“ ist daher oft     nen noch gut leben können.               automatisch nachhaltig. Von daher ist
eher verwirrend. Ein „Gummiwort“.                                                   es nicht verwunderlich, dass sich das äl-
                                           Solch ein Handeln dürfte für uns         teste uns erhaltene Zeugnis von nach-
Ursprünglich meint „nachhaltig“, dass      Christen eigentlich selbstverständlich   haltiger Wirtschaft – datiert auf das
etwas eine länger anhaltende Wirkung       sein, ist doch die Schöpfung Gottes      Jahr 1350 – in den Konstitutionen der
hat. In einer weiteren Bedeutung wird      eigenes Werk und uns von ihm an-         Kamaldulenser Benediktiner findet.
es auf ein forstwissenschaftliches Prin-   vertraut. Gleichwohl bedarf es immer
zip zurückgeführt, das besagt, dass        wieder des bewussten Hinschauens,
nicht mehr Holz gefällt werden darf,       der Reflexion des eigenen Verhaltens
als nachwachsen kann. Von hier aus         in dieser Hinsicht und vielleicht auch
wurde dieses Prinzip verallgemeinert       hier und da der Korrektur. Dazu kann     Pater Erasmus Kulke OSB
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THEMA

Die OASE –
eine Schule der Nachhaltigkeit für die Jugend
von Bruder Benjamin Altemeier OSB, Leiter des Gastbereiches

Nachhaltigkeit im Sinne einer christlich verstandenen Praxis     seines Cellerarskapitels: „Jedem werde so viel zugeteilt, wie
ist sicherlich aus dem Gedanken der Schöpfungsverantwor-         er nötig hat“ (RB 34,1). Die Frage an den Mönch lautet also:
tung des Menschen beeinflusst. Wir Menschen sind nicht           Was brauche ich wirklich, damit ich, wie es der heilige Bene-
nur unserem Nächsten gegenüber verantwortlich, sondern           dikt schreibt, „nicht traurig bin im Hause Gottes“ (RB 31,19)?
wir sind der gesamten Schöpfung in Verantwortung zugeord-        Was brauche ich wirklich, und warum benötige ich es?
net. Der klassische biblische Text dazu findet sich im Buch          Ich selbst bin hier in der Abtei Königsmünster für die
Genesis, dem ersten Buch der Bibel: „Macht Euch die Erde         Gästehäuser verantwortlich. Im letzten Jahr konnten wir auf
untertan …“ (Gen 1,28). Das meint allerdings nicht die Aus-      40 Jahre OASE und 20 Jahre Haus der Stille zurückschauen.
beutung der Erde, wie es oft missverstanden wurde, sondern       In diesem Jahr im Sommer (14. August 2022) möchten wir
die Gestaltung der Schöpfung in den berechtigten mensch-         die Feiern dazu begehen, die letztes Jahr coronabedingt nicht
lichen Bedürfnissen. Kurz, wir dürfen die Erde nutzen, aber      stattfinden konnten. Schon jetzt lade ich Sie dazu ein. Beide
nicht ausnutzen.                                                 Häuser haben sich als nachhaltig erwiesen. Schon die Dauer
    Für die Mönche in einem Kloster gilt dies in besonderer      und Haltbarkeit der Inneneinrichtungen sprechen für sich.
Weise. Denn ein Kloster ist ja auch ein Mehrgenerationenpro-     Die Möbel in der OASE wurden noch unter der Leitung von
jekt. Hier begegnen sich Ältere und Jüngere gleichermaßen.       Anton Harnacke in unserer Klosterschreinerei hergestellt,
Und ein Kloster ist von seinem Wesen her auf Dauer ange-         ebenso wie das Mobiliar im Haus der Stille 2001 unter der
legt. Wenn wir als Klöster wirtschaften, so müssen wir immer     Leitung von Frank Siegert. Nun müssen wir allerdings behut-
auch die Bedürfnisse einer nachfolgenden Klostergeneration       sam die OASE renovieren, um die Bedürfnisse der Gäste in
im Blick haben. Sonst müssten wir uns auf das Ende klöster-      den Blick zu nehmen und darauf zu reagieren – auch das eine
lichen Lebens festlegen. Im spirituellen Sinne heißt das, dass   Form von Nachhaltigkeit. Die Erzdiözese Paderborn ist bereit,
sich der Mönch in das Ausschauen nach den eigenen Bedürf-        einen großen Anteil der Kosten zu übernehmen, um uns in
nissen einüben soll. Der heilige Benedikt schreibt im Gefolge    unserer Arbeit für die Ortskirche weiterhin zu unterstützen.

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Dafür sind wir sehr dankbar. Aber wir müssen auch Eigen-       zur Verfügung. Auch unsere Fleischprodukte kommen über-
mittel beisteuern. Dies umso mehr, weil wir auch bei den an-   wiegend aus unserer Produktion. Unsere Küche ist bestrebt,
stehenden Maßnahmen die Nachhaltigkeit weiterhin in den        keine übermäßigen Essensreste zu produzieren.
Blick nehmen wollen, vor allem bei der Gestaltung der Zim-         Der Aspekt der Nachhaltigkeit fließt auch in unsere pä­
mer und in der Isolierung des Gebäudes. Gerade die OASE,       dagogische Arbeit ein. Zuletzt haben wir unsere Schlüssel­
die ja auch Jugendbildungsstätte ist, möchte für die Jugend-   anhänger in Zusammenarbeit mit der Schmiede neugestaltet.
lichen eine Schule der Nachhaltigkeit sein und ihnen einen     Die Filzanhänger sind aus recyceltem Material. Das alles sind
achtsamen Umgang mit der Schöpfung ans Herz legen. Das         erfreuliche Entwicklungen, die uns aber nicht selbstzufrie-
geschieht schon jetzt in vielen Dingen. So bekommen unse-      den sein lassen. Immer ist auch noch Luft nach oben, und
re Gäste das Essen aus unserer eigenen Küche. Unser selbst-    die eigene Sensibilität und der wache Blick unserer Gäste las-
gebackenes Brot und alle Erzeugnisse der Küche wie Mar-        sen uns weitere Überlegungen anstellen. Ein Beispiel ist die
meladen oder Rohmilchfrischkäse stehen unseren Gästen          blühende Landschaft, die uns Pater Jorge an der ehemaligen

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Gärtnerei beschert. Können wir das noch an anderer Stelle     deshalb, weil wir die Jugendarbeit jedes Jahr mit einem sechs-
bewerkstelligen? Da sind unsere Apfelbäume, die so alt sind   stelligen Betrag unterstützen. Daher bitte ich Sie, uns mit ei-
wie das Kloster. Auch hier müsste eine behutsame Erneue-      ner Spende bei der Renovierung der OASE zu unterstützen,
rung stattfinden. Wie machen wir auf das ökologische Modell   damit wir auch in Zukunft unsere Jugendarbeit gut fortführen
unserer Waldschafe aufmerksam? Das alles sind Themen, die     können. Denn die Investition in Jugendarbeit ist nachhaltig
uns in der Entwicklung unserer Gästehäuser beschäftigen,      auch im religiösen Sinn. Wir erleben immer wieder, dass Ju-
um so die Aufenthaltsqualität bei uns zu erhöhen.             gendliche, obwohl sie kirchlich nicht mehr besonders gebun-
    Liebe Leserinnen und Leser, ich bin schon auch etwas      den sind, hier in der Abtei Königsmünster einen Ort finden,
aufgeregt, wenn ich an die Renovierung der OASE denke.        an dem sie mit ihren Fragen einfach sein dürfen, und am
Natürlich sind die Kosten einer nachhaltigen Erneuerung       Veranstaltungsende häufig bemerken, dass Sie so wie bei uns
erheblich höher als bei niedrigen Ansprüchen. Dies ist auch   Kirche noch nicht erlebt haben. Daher bitte ich Sie ganz herz-
eine Herausforderung für unsere ganze Gemeinschaft – auch     lich um Ihre Mithilfe bei dieser so wertvollen Arbeit!

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„… damit in allem Gott verherrlicht werde“ –
nachhaltige Entwicklung in der Abtei Mvimwa
von Pater Maurus Runge OSB, Missionsprokurator

„… damit in allem Gott verherrlicht          auf Gewinnmaximierung an, sondern           und verschiedene Aspekte des klösterli-
werde.“ Dieser Halbsatz aus dem 57.          auf einen nachhaltigen Umgang mit den       chen Lebens und missionarischen Wir-
Kapitel der Benediktsregel ist in die        Dingen der Welt und den Beziehungen         kens erzählt. In dem Film, der gemein-
DNA des Benediktinerordens einge-            zu den Mitmenschen. Ein benediktini-        sam mit DOK.TV in der Abtei Mvimwa
gangen. Die Initialen der lateinischen       sches Kloster ist kein Selbstzweck, son-    gedreht wurde (sobald er fertig ist, kön-
Fassung – Ut in omnibus glorificetur         dern hineingestellt in seine Umwelt und     nen Sie ihn auf unserer Website sehen),
Deus (U. i. o. g. D.) – sind oft irgendwo    Mitwelt, eingebunden in ein Netzwerk        geht es um das Thema der Nachhaltig-
auf dem Gelände eines benediktini-           alles Lebendigen.                           keit und Verantwortung für die Erde als
schen Klosters zu finden. Der Kontext,                                                   Gottes Schöpfung. Warum ist das für ein
in dem dieser Satz zu finden ist, ist sehr   Gerade in unserer Zeit zählt dazu auch      missionsbenediktinisches Kloster so be-
weltlich und profan. Er ist als Mahnung      ein sorgsamer Umgang mit der Schöp-         deutsam, und wie wird das konkret ver-
an die Handwerker bzw. den Celle­rar,        fung, der auf Nachhaltigkeit achtet, da-    wirklicht? Für Abt Pambo Mkorwe OSB,
also den wirtschaftlichen Leiter des         mit auch kommende Generationen noch         der seit 2017 Abt des Klosters Mvimwa
Klosters gerichtet, der für den Verkauf      gut auf dieser Erde leben können. Das       im Südwesten Tansanias ist, ist ein sorg-
der Produkte nach außen verantwort-          ist ein weltweiter Auftrag, der auch für    samer Umgang mit der Natur innerster
lich ist: „Man verkaufe sogar immer et-      die Missionsbenediktiner in den ver-        Bestandteil des benediktinischen Le-
was billiger, als es sonst außerhalb des     schiedenen Gemeinschaften auf die-          bens in einer Klostergemeinschaft, die
Klosters möglich ist, damit in allem Gott    ser Erde wichtig ist. So bildet der Satz    eingebunden ist in eine bestimmte Re-
verherrlicht werde“ (RB 57,8–9). In der      „... damit in allem Gott verherrlicht       gion: „Wir als menschliche Wesen sind
ganz konkreten Arbeit der Handwerker         werde“ die Überschrift über einen Kurz-     Teil der Natur. Wenn wir die Umwelt
verwirklicht sich also etwas vom Schöp-      film, der im Rahmen einer Reihe in un-      schützen, dann schützen wir auch uns
fungshandeln Gottes. Es kommt nicht          seren Klöstern in Tansania entstanden ist   selbst. Wenn wir die Umwelt zerstören,

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                                                                                        glaubwürdig von Gottes Liebe sprechen,
                                                                                        wenn wir im Handeln Gottes Schöpfung
                                                                                        gegenüber lieblos geworden sind und
                                                                                        damit die Existenzgrundlage künftiger
                                                                                        Generationen bedrohen? Nachhaltiges
                                                                                        Handeln müsse daher von Jugend an
                                                                                        gelernt, eingeübt werden; sie sei ein Bil-
                                                                                        dungsauftrag.

                                                                                        Dass es nicht bei solchen theoretischen
                                                                                        Überlegungen bleibt, sondern dass den
                                                                                        schönen Worten auch konkrete Taten
                                                                                        folgen, dafür ist Bruder Mathias Mu-
                                                                                        rumba verantwortlich. Er ist seit 23
                                                                                        Jahren Mönch der Abtei Mvimwa und
                                                                                        hat in Passau in Deutschland, nahe der
                                                                                        Abtei Schweiklberg, eine Ausbildung
                                                                                        zum Elektriker gemacht. Er setzt sich
zerstören wir uns.“ Inspiriert ist er da-    sich der Mensch an die Stelle Gottes       mit allen Kräften dafür ein, sein Klos-
bei von Papst Franziskus, der in seiner      und ruft dadurch schließlich die Aufleh-   ter in Tansania nachhaltig aufzustel-
Enzyklika Laudato Si von 2015 schreibt:      nung der Natur hervor“ (LS 117).           len. Seit 1989 versorgt ein Wasserkraft-
„Alles ist miteinander verbunden. Wenn           Für Abt Pambo gehört ein nachhal-      werk die Abtei mit Strom. Es ersetzte
sich der Mensch für unabhängig von der       tiger Umgang mit den Ressourcen der        in Teilen die bis dahin konventionelle
Wirklichkeit erklärt und als absoluter       Natur zum Missionsauftrag: „Wenn wir       Elektrizitätsversorgung. Nicht nur die
Herrscher auftritt, bricht seine Existenz-   nicht nachhaltig leben, blockieren wir     Luftverschmutzung durch das vorhe-
grundlage selbst zusammen, denn statt        unsere missionarische Tätigkeit; wir       rige Dieselkraftwerk, sondern auch
seine Aufgabe als Mitarbeiter Gottes am      können nur sehr begrenzt zu den Men-       die Lärmbelästigung sei zum Prob-
Schöpfungswerk zu verwirklichen, setzt       schen gehen.“ Denn wie können wir          lem geworden für die Mönche und die

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THEMA

Menschen der Region, die ganz in der
Nähe leben.
Auch die Landwirtschaft der Abtei, die
wir mit Ihrer Hilfe in den vergangenen
Jahren mitaufgebaut haben, dient der
Nachhaltigkeit der Abtei Mvimwa. So
kann dank der Viehwirtschaft eine klei-
ne Biogasanlage betrieben werden. Für
die Menschen schwebt Abt Pambo ein
kleines Projekt zur Selbsthilfe vor – klei-
nere Biogasanlagen, die offenes Feuer
zum Kochen vermeiden, was schon oft
in der Dürre und Trockenheit zu großen
Zerstörungen geführt hat.
     „Damit in allem Gott verherrlicht
werde.“ Ein nachhaltiger Umgang mit
der Natur, wie er sich in den Projekten
der Abtei zeigt, dient letztlich der Ver-     auch der eigenen Zukunftssicherung
herrlichung Gottes in seiner Schöpfung.       der klösterlichen Gemeinschaft. Denn
                                              ein Kloster ist ja Teil der Umwelt und
Und er ist auch ein missionarischer           kann nur so lange existieren, wie die
Dienst an den Menschen der Region.            Bedingungen für ein menschenwürdi-
Denn wer die Umwelt schützt, der              ges Leben erfüllt sind. In diesem Sin-
schützt den Lebensraum der Men-               ne wünschen wir den Mitbrüdern der
schen, der stellt sicher, dass auch in Zu-    Abtei Mvimwa weiterhin viel Erfolg
kunft Menschen auf unserem Planeten           bei ihren Bemühungen um einen nach-
sicher leben können. Und schließlich          haltigen Umgang mit den Ressourcen
dient ein nachhaltiger Umweltschutz           unserer Erde.

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Brand in Mvimwa

Kurz vor Redaktionsschluss erreich-
te uns die schlimme Nachricht, dass
durch einen Kurzschluss am 2. Januar
diesen Jahres der gesamte Entenstall
auf dem Gelände der Farm abgebrannt
ist und alle 600 Enten dabei umgekom-
men sind. Mit diesem Projekt sollte
die Krankenversicherung der Mönche
gesichert werden. Es handelt sich bei
den Enten um qualitativ hochwertige
Tiere, die das ganze Jahr hindurch Eier
legen und immun gegen viele Krank-
heiten sind. Die Nachricht zeigt noch
einmal deutlich, wie wichtig der kon-
sequente Ausbau einer nachhaltigen
Landwirtschaft und Stromversorgung
ist. Der Brand des Enten­stalls ist ein
herber Rückschlag für die Mönche der
Abtei Mvimwa in diesem Bemühen. Wir
bitten Sie beim Wiederaufbau der En-
tenfarm und bei der Weiterentwicklung
der Landwirtschaft in diesem Sinne um
Ihre Hilfe!

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BENEDIKTINISCHES LEBEN

Warum „Eigenbesitz“ so problematisch ist …
Überlegungen zum 33. Kapitel der Benediktsregel
von Pater Klaus-Ludger Söbbeler OSB, Novizenmeister

Eines der heutzutage vielleicht fatal­      sobald ich sie zu meinem „Eigen­         Nur: Statt mit Hilfe eines Besens das
sten Missverständnisse des Menschen         besitz“ gemacht habe. Sogar mit dem      Wunder bequemer Wasserversorgung
über sich selbst besteht in der Ansicht,    eigenen Leib und Leben kann ich          zu wirken, erzeugt der Zauberlehrling
dass der Mensch „Besitzer“ der Erde         umgehen, wie mit einem „Verbrauchs-      eine Katastrophe:
ist. Denn – so die unter uns vielfach       gegenstand“.
gängige Vorstellung: Mir gehört die                                                  Und sie laufen! Nass und nässer
Welt und was ich dort vorfinde, kann        Mittlerweile sind die Menschen mit ih-   Wirds im Saal und auf den Stufen:
ich verbrauchen, ich kann ihm Gewalt        rem ungebremsten Bedürfnis, alles und    Welch entsetzliches Gewässer!
antun, es zerstören und einfach weg-        jedes gnadenlos in Besitz zu nehmen,     Herr und Meister, hör mich rufen! –
werfen, wenn es seine Schuldigkeit ge-      in die Situation von Goethes „Zauber-    Ach, da kommt der Meister!
tan hat. Besitzer zu sein, gibt mir die     lehrling“ geraten, dem die Folgen sei-   Herr, die Not ist groß!
totale Verfügungsgewalt.                    ner Selbstüberhebung buchstäblich aus    Die ich rief, die Geister,
                                            dem Ruder laufen:                        Werd ich nun nicht los.
Wie brandgefährlich es ist, wenn das
zur selbstverständlichen Lebenshal-         Hat der alte Hexenmeister                Der heilige Benedikt hat all das klar im
tung wird, kann mit Händen greifen,         Sich doch einmal wegbegeben!             Auge, wenn er das 33. Kapitel folgen-
wer sich in der Welt umschaut: zer-         Und nun sollen seine Geister             dermaßen beginnt:
störte Umwelt, Klimawandel, unzäh-          Auch nach meinem Willen leben.
lige Menschen, die zum Opfer der            Seine Wort und Werke                     Ob Mönche Eigentum haben dürfen – Vor
gerade Mächtigeren werden. Hinter           Merkt ich und den Brauch,                allem dieses Laster muss mit der Wur-
all dem steckt die Wahnvorstellung,         Und mit Geistesstärke                    zel aus dem Kloster ausgerottet werden.
dass Welt und Menschen mir gehören,         Tu ich Wunder auch. …                    Keiner maße sich an, ohne Erlaubnis des

12
BENEDIKTINISCHES LEBEN

Abtes etwas zu geben oder anzunehmen.          Hinter dieser Sicht Benedikts steckt,      jedoch nicht als etwas, das er „verbrau-
Keiner habe etwas als Eigentum, über-          was die eigentlich menschengerechte        chen“ kann. (Wo das geschieht, ist ganz
haupt nichts, kein Buch, keine Schreibtafel,   Sicht des Menschen auf seine eigene        einfach irgendwann nichts mehr da.)
keinen Griffel – gar nichts. Den Brüdern       Position im „Ökosystem“ der Welt ist:      Vielmehr sieht er sich als „Treuhänder“
ist es ja nicht einmal erlaubt, nach eigener   Die Welt mit allem, was zu ihr gehört,     im o. g. Sinn. Die Erträge seiner Arbeit
Entscheidung über ihren Leib und ihren         ist dem Menschen zu „treuen Händen“        sollen ihm natürlich ein gutes Leben
Willen zu verfügen. (RB 33,1–4)                anvertraut, wir sind „Treuhänder“ mit      ermöglichen. Zugleich besteht seine
                                               der Aufgabe, für die Zeit unseres Da-      Verantwortung    und    Lebensaufgabe
                                               seins und im Rahmen unserer Mög-           darin, den Hof in gutem und lebensfä-
                                               lichkeiten die Erde zu pflegen. Na-        higem Zustand an die nächste Genera-
                                               türlich gehört in diese Sicht auch das     tion weiterzugeben.
                                               Recht, die Früchte der Erde und un-
                                               seres Einsatzes zu nutzen und zu ge-       Diese Vision eines gesunden Verhält-
                                               nießen. Auch das weiß Benedikt, wenn       nisses zwischen Mensch und Welt
                                               er schreibt: Alles Notwendige dürfen sie   dürfte Pate gestanden haben, als die
                                               (die Mönche) aber vom Vater des Klosters   frühen Mönche und auch Benedikt
                                               erwarten. (RB 33,5)                        so nachdrücklich den „Eigenbesitz“
                                                                                          ablehnten. Es ging ihnen nicht um
                                               Dieses Verhältnis des Menschen zu den      verkrampfte Einschränkungen, son-
                                               Dingen um ihn herum finde ich in sehr      dern darum, dass der Mensch so lebt,
                                               stimmiger Weise verwirklicht in der        wie es seinen Möglichkeiten und sei-
                                               Art, wie über viele Generationen bis       nem Wesen eigentlich entspricht: Als
                                               heute im Bereich der Landwirtschaft        „Treuhänder“, der mit der ihm gege-
                                               mit „Besitz“ umgegangen wird: Ein          benen Lebenswelt in Einklang ist und
                                               Bauernhof und die dazu gehörenden          in seiner Alltagspraxis ein Verhalten
                                               Felder, Wiesen und Wälder werden von       einübt, das völlig selbstverständlich
                                               Generation zu Generation vererbt. Der      das Prädikat „ökologisch wertvoll“
                                               jeweilige „Besitzer“ versteht sein Erbe    verdient.

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THEMA

Was Umweltschutz mit traditioneller
afrikanischer Religion zu tun hat
von Bruder Bakanja Mkenda OSB, Leiter des Gästehauses Kurasini in Dar es Salaam

Der bekannte Gelehrte für traditionelle afrikanische Religi-      der Erhalter, Versorger, Ernährer und Beschützer der gesam-
on John S. Mbiti beginnt sein Buch „African Religions and         ten Schöpfung, dem man in der Natur begegnet. Mit anderen
Philosophy“ (1969) mit der Aussage „Afrikaner sind notorisch      Worten: Gott ist nicht außerhalb der Schöpfung, sondern er
religiös“. Das bedeutet, dass die afrikanische Religion das       drückt sich durch die Schöpfung aus. Die Schöpfung ist wie
gesamte Leben eines Afrikaners durchdringt. Für Afrikaner         die Autobiographie Gottes. Er begegnet uns durch sie. Gott
gibt es keine klare Trennung zwischen dem, was weltlich           schuf das Universum mit seinen Felsen, Bäumen, Bergen,
und was heilig ist. Alles wird aus einer religiösen Perspektive   Tälern, Flüssen, Seen und Meeren, um seine majestätische
betrachtet. Die traditionelle afrikanische Religion ist in das    Anwesenheit in der Welt zu zeigen.
tägliche Leben integriert.                                            Heute jedoch hat sich die Sicht der Menschen auf das
     Mit anderen Worten: Die traditionelle afrikanische Reli-     Universum verändert. Die Welt wird nicht mehr im religiösen
gion findet sich in den täglichen Aktivitäten der Menschen.       Sinne betrachtet, sondern eher als etwas, das zum Nutzen des
Sie wird nicht in metaphysischen und theologischen Ab­            Menschen vollständig auszubeuten ist. Diese Sichtweise hat
straktionen ausgedrückt, sondern findet sich in den Bräuchen,     in Afrika zu Umweltproblemen wie Bodenerosion, Entwal-
Glaubensvorstellungen, Lebensweisen und Traditionen der           dung, Wasserverschmutzung und Wüstenbildung geführt.
Afrikaner. Sie ist auf die Erhaltung des Lebens und die För-
derung von allem, was das Leben verbessert, ausgerichtet.         In Tansania wurden viele natürliche Wälder gerodet. Illegale
                                                                  Holzfäller, Köhler und Drogenbarone sind eine Gefahr für
Die Afrikaner betrachten Gott als den Schöpfer des Univer-        die natürlichen Ressourcen. Die 2011 verstorbene Profes-
sums. Viele Schöpfungsmythen stellen Gott als den Schöpfer,       sorin Wangari Maathai, Nobelpreisträgerin aus Kenia, sagt,
Modellierer, Erhalter und Architekten des Universums vor.         dass das System der Abholzung einheimischer Wälder für
Gott wird als Quelle aller Dinge betrachtet. Nachdem er die       die Landwirtschaft die biologische Vielfalt zerstört und da-
Welt ins Leben gerufen hat, so glauben die Afrikaner, ist er      mit die Fähigkeit dieser Wälder, effektive Wasserspeicher zu

14
15
THEMA

sein. Die Folge ist, dass die flussabwärts gelegenen Bauern      kanische Bildung kann in die zeitgenössischen Umweltstudi-
das Austrocknen von Quellen und Bächen erleben.                  en integriert werden.
     Der Mensch hat die Macht an sich gerissen und sich              Heutzutage haben die Menschen aus Unwissenheit und
zum Besitzer und Beherrscher des Universums gemacht. Der         oberflächlichem Verständnis tief verwurzelte Werte der tra-
Mensch hat sich selbst gesehen als einer, der den Rest der       ditionellen afrikanischen Religion wie den Respekt vor eini-
Natur verschmutzen, ausplündern und ausbeuten darf, ohne         gen heiligen Bäumen, Wäldern, Bergen, Flüssen, Land und
jemandem Rechenschaft schuldig zu sein. Dies hat zu dem          Hügeln verloren. Anstatt die Natur und die Umwelt im All-
geführt, was wir heute in Afrika sehen. Afrika ist ein Konti-    gemeinen zu respektieren, haben sich die Afrikaner nun über
nent, der trocken, wüst und erodiert geworden ist.               die Natur erhoben. Sie wollen sie kontrollieren und mit ihr
                                                                 machen, was sie wollen.
Viele Menschen und Organisationen, auch unsere Klöster
versuchen, die Umwelt zu erhalten und kämpfen für den            Jetzt wird die Natur unter dem Gesichtspunkt der Ausbeu-
Klimaschutz. Viele Bemühungen waren jedoch nicht sehr er-        tung der natürlichen Ressourcen betrachtet. Die groß ange-
folgreich. Das liegt daran, dass die Einstellung der Menschen    legte Ausbeutung der natürlichen Ressourcen Afrikas ist in
nicht berücksichtigt wurde. Die afrikanische Weltanschau-        vielen afrikanischen Ländern an der Tagesordnung. Dies hat
ung und der Glaube an die Heiligkeit des Universums und          zu einer massiven Zerstörung der Umwelt und damit auch zu
aller geschaffenen Lebewesen sollte zum Tragen kommen,           klimatischen Veränderungen geführt.
wenn das heutige Afrika die Umwelt erhalten will. Das reli-
giöse Erbe Afrikas sollte der Ausgangspunkt für die Bewah-       Um diese Probleme des Egoismus und des mangelnden
rung der Umwelt sein.                                            Mitgefühls für die Natur zu lösen, sollten die Afrikaner ihre
                                                                 Geisteshaltung ändern und zu den Werten der traditionellen
Traditionelle religiöse Erziehung ist wichtig für die Erhal-     Religion zurückkehren, wie z. B. Respekt, Liebe, Sorge für
tung der Umwelt. Die traditionelle afrikanische Erziehung        die Erde und Schutz und Hilfe für das Leben in all seinen
konzentrierte sich auf die Bewahrung der Heiligkeit des Le-      Formen, damit es fortbesteht und gedeiht. Wie Professorin
bens. Das Erziehungssystem betonte den Respekt und die           Wangari Maathai, die Friedensnobelpreisträgerin von 2004,
Ehrfurcht vor der Natur. Das heutige Afrika sollte sich ein      sagt: „Die zukünftigen Generationen werden dankbar sein,
Beispiel an den traditionellen Bildungssystemen nehmen,          wenn wir unsere natürlichen Ressourcen mit Weisheit und
was die Erhaltung der Umwelt betrifft. Die traditionelle afri-   Weitblick und nicht mit Gier und Opportunismus verwalten.“

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RÜCKBLICK

Oblation

Elf Frauen und Männer der Oblaten-        Wochenendes bildete die Feier der       „ausdrückliche Bekräftigung des Tauf-
gemeinschaft waren vom 12. bis zum        Oblation von Herrn Johannes Ober-       versprechens“ sei. „Bei deiner Taufe
14. November 2021 in unserer Abtei zu     reuter im Rahmen der Mittagshore        haben es deine Paten gesprochen, nun
Gast, um ein gestaltetes Wochenende       am Samstag, den 13. November 2021.      versprichst du mit eigener Stimme,
mit den Mönchen zu verbringen. Ziel       Herr Oberreuter ist unserer Cella St.   Christus nachzufolgen, durch den Gott
dieses Wochenendes war das nähere         Benedikt in Hannover schon lange        uns das ewige Leben gegeben hat.“
Kennenlernen von Oblaten und Mön-         verbunden und hat sich nun dazu ent-    Im Anschluss an die Worte von Pater
chen, die Rückschau auf Vergangenes       schlossen, seiner Verbundenheit zur     Cosmas verlas Herr Oberreuter seine
und Überlegungen, wie es in Zukunft       Cella und zur Abtei einen sichtbaren    Oblationsurkunde,   unterschrieb   sie
weitergehen soll. Seit 2016 gibt es die   Ausdruck zu verleihen. Pater Prior      und legte sie im Beisein der Mönche
Möglichkeit der Oblation in der Abtei     Cosmas betonte in seiner Ansprache,     und Oblaten auf den Altar. Dann stand
Königsmünster. Den Höhepunkt des          dass das Oblationsversprechen eine      er mit erhobenen Händen vor dem Al-
                                                                                  tar, während der Kantor den Gesang
                                                                                  des „Suscipe“ anstimmte, der auch bei
                                                                                  einer Mönchsprofess gesungen wird:
                                                                                  „Nimm mich an, Herr, nach deinem
                                                                                  Wort, und ich werde leben; lass mich
                                                                                  in meiner Hoffnung nicht scheitern.“
                                                                                  Wir gratulieren Johannes Oberreuter
                                                                                  zu seiner Oblation und wünschen ihm
                                                                                  Gottes Segen auf seinem Weg. Ebenso
                                                                                  möchten wir uns bei unseren Oblatin-
                                                                                  nen und Oblaten bedanken für all ihre
                                                                                  Unterstützung unserer Gemeinschaft.

                                                                                                                     17
RÜCKBLICK

Eine Glocke geht auf Reisen

Wer in der Advents- und Weihnachts-      wird den Spenderinnen und Spendern        hoffentlich viele Menschen zum Got-
zeit in die Abteikirche Königsmünster    noch eine Urkunde ausgestellt. Als        tesdienst zusammenzurufen. Die Mön-
gekommen ist, dem wird links vorne       Motiv auf der Glocke findet sich die      che von Königsmünster freuen sich
neben der Marienkapelle eine große       Verkündigungsszene des alttestament-      über diese neue Verbindung der beiden
Glocke aufgefallen sein, die dort um-    lichen Propheten Jesaja (Jes 7,14), die   Klöster und danken allen Spenderinnen
rahmt von Tannenzweigen stand. Da-       auf dem Bronzeportal der Abteikirche      und Spendern für ihre Unterstützung!
bei handelt es sich um ein Geschenk      Königsmünster zu finden ist. Es ist mit
des Klosters an die Abtei Mvimwa im      Hilfe modernster Technik eingescannt
Südwesten Tansanias, die ebenfalls       und an die Glockengießerei Petit &
zum Klosterverbund der Missions­         Edelbrock in Gescher übermittelt wor-
benediktiner gehört. Zwischen der        den, die im Juli 2021 die Glocke gegos-
Abtei Königsmünster und der Abtei        sen hat. Auf der Glocke finden sich au-
Mvimwa bestehen vielfältige Kontak-      ßerdem die folgenden Worte in Swahili,
te, über die wir im „Gruß“ immer wie-    der Landessprache Tansanias: TUMA
der berichten.                           ROHO WAKO NA VITAUMBWA (dt.:
     Vor einigen Jahren entstand die     Send herab deinen Geist, und das Ant-
Idee, den Brüdern für ihre neue Kirche   litz der Erde wird neu). Diese Worte
eine Glocke zu schenken. Die Glocke      stammen aus der Liturgie des Pfingst-
wurde komplett durch Spenden finan-      festes, welches das Patronatsfest der
ziert; viele Menschen haben eine Pa-     Hl.-Geist-Abtei Mvimwa ist.
tenschaft übernommen und einen Tag           Mittlerweile ist die Glocke von
des Glockengeläutes finanziert – so      der Spedition Hasenkamp abgeholt
wird die Glocke einmal in ihren An-      worden und wird nun die große Rei-
liegen erklingen. Über die Patenschaft   se nach Tansania antreten, um dort

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Stille Tage in der Abtei

Die ersten Tage des neuen Jahres vom      Texte von ihm in unserer Morgenho-       uns wieder neu ausrichtete auf dem
Abend des 1. Januar bis zum 6. Januar,    re gelesen. So war es eine Freude für    Weg der Nachfolge. Am Ende der Ex-
dem Epiphaniefest, nutzen wir als Ge-     uns, ihn nicht nur durch seine Texte     erzitien, dem Epiphaniefest, stand die
meinschaft für unsere Konventsexerzi-     kennenzulernen, sondern ihn auch als     Gelübdeerneuerung an. Jeder Mönch
tien, einer gemeinschaftlichen Zeit der   Exerzitienbegleiter zu erleben.          erneuerte sein JA zu Christus, das er
Stille und Neuausrichtung. In diesem          Die Impulse von Bruder Andreas       einmal in der Profess gegeben hat.
Jahr wurden die Tage von Bruder An-       Knapp waren geprägt von einer großen        Eine sichtbare Frucht der Exerziti-
dreas Knapp begleitet. Er gehört der      spirituellen Tiefe und sprachlichen      entage ist ein neues Gemeinschaftsfo-
Gemeinschaft der Kleinen Brüder vom       Präzision. Besonders seine eucharisti-   to, das entstanden ist. Leider konnten
Evangelium des hl. Charles de Fou-        sche Frömmigkeit kam immer wieder        unsere Brüder der Cella St. Benedikt
cauld an und lebt in Leipzig mit zwei     zum Tragen. So deutete er die Worte      in Hannover wegen der verschärften
weiteren Brüdern in einer Plattenbau-     der eucharistischen Wandlung auf die     Maßnahmen in Niedersachsen nicht an
siedlung. Einem breiteren Publikum        Wandlung im Leben jedes Menschen.        den Exerzitientagen teilnehmen. Sie
ist er durch mehrere Gedichtbände         Wir danken Bruder Andreas, dass er       haben diese Tage in Hannover inner-
bekannt. Im letzten Jahr haben wir        diese Tage mit uns verbrachte und        halb ihrer Kommunität gestaltet.

                                                                                                                        19
PORTRÄT

Schokolade, die etwas kann –
Ein Porträt von unserem Konditormeister Ron Knape

Viele Menschen, die in unsere Abtei-      immer ein Beruf im sozialen Bereich       aufzufrischen. Gehobene Gastronomie
Gaststätte kommen, loben Qualität und     in der engeren Auswahl. So absolvier-     und einfaches Konditorhandwerk seien
Geschmack der angebotenen Kuchen          te Herr Knape seinen Zivildienst im       schon zwei sehr verschiedene Welten,
und Torten. Doch wer ist eigentlich das   Fachkrankenhaus Kloster Grafschaft,       erzählt er.
Gesicht hinter den Torten? In diesem      den er als Angestellter im pflegeri-          2017 bestand Ron Knape die
Porträt wollen wir Ihnen den Menschen     schen Bereich verlängerte. Das Leben      Meisterprüfung und fing im Juli 2017
hinter dem Produkt näher vorstellen,      führte ihn dann aber wieder in den        als frisch gebackener Konditormeis-
unseren Konditormeister und Schoko-       erlernten Beruf, zunächst als Geselle     ter in der Abtei Königsmünster an.
laden-Sommelier Ron Knape.                in einem kleinen Konditorbetrieb in       Neben der Arbeit an immer neuen
                                          Winterberg, anschließend sechs Jahre      Torten- und Schokoladenkreationen
Ron Knape wurde am 21. Dezember           lang in der gehobenen Gastronomie         bildete er sich fachlich weiter, sodass
1985 in Fredeburg als jüngstes Kind       (Patisserie) im Hotel Jagdhaus Wiese in   er 2020 eine zusätzliche Ausbildung
von insgesamt vier Geschwistern ge-       Schmallenberg. Hier konnte er neben       zum Schokoladen-Sommelier als Jahr-
boren. Die Naturverbundenheit wur-        dem klassischen Handwerk sein Wis-        gangsbester bestand. Dieser Beruf sei
de ihm von Kindheit an in die Wiege       sen in der Kombination von Aromen         im Sauerland ein echtes Alleinstel-
gelegt – „vom Haus in den Wald wa-        und Texturen erweitern, aber ebenso       lungsmerkmal, in der weiteren Region
ren es nur wenige Schritte“. An die       sein Wissen um Lebensmittel und die       gebe es nur in Soest und Bergneustadt
Gymnasialzeit in Schmallenberg, die       „süße Sache“ weltweit. So reifte in ihm   ebenfalls Schokoladen-Sommeliers. In
er 2003 mit der Mittleren Reife been-     nach und nach der Wunsch, den Meis-       ganz Deutschland, ja sogar weltweit
dete, schloss sich die Ausbildung zum     ter zu machen, und er ging zurück in      (allerdings ist die Berufsbezeichnung
Konditor bis 2006 an. Doch neben der      seinen Ausbildungsbetrieb, um die         nicht geschützt) gebe es nur 60 seiner
handwerklichen Ausbildung stand auch      handwerklichen Fertigkeiten wieder        Sorte.

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PORTRÄT

Neben der Tätigkeit in den Betrieben       wirtschaftliches Fundament der ein-     immer wieder Bilder seiner Kreationen
der AbteiWaren GmbH betätigt sich          heimischen Kakaobauern sei die beste    postet.
Herr Knape als Kleinunternehmer und        Grundlage, um beispielsweise Kin-             Eine gewisse Nachhaltigkeit im
entwickelt mit „Rons Schokolade“ ein       derarbeit zu verhindern. Ebenso ist     Beruf des Konditors sei ihm ebenfalls
eigenes Produkt. Hier kommen sei-          ihm eine nachhaltige und klimaneu-      wichtig. So engagiert er sich seit zwei
ne Naturverbundenheit und die Ver-         trale Verpackung der Schokoladen        Jahren ehrenamtlich im Gesellenprü-
bindung zum Sauerland wieder zum           wichtig. Das Thema liege allerdings     fungsausschuss für Konditoren bei
Vorschein, denn die sog. „Waldaroma-       auch an jedem einzelnen, nicht nur      der    Handwerkskammer     Südwestfa-
Schokolade“ ist mit dem Geschmack          am Produzenten, sondern auch an den     len. Und im Natur- und Tierschutz
von Fichtenspitzen aus heimischen          Konsumenten. Hier komme es auf          ist er auch aktiv, beispielsweise in
Wäldern versetzt. So verbinden sich hier   Eigenverantwortung und ein gesun-       der „SOKO Tierschutz e. V.“ und bei
auch berufliche Tätigkeit und private      des Konsumverhalten an. Ganz neu        „SeaShepherd“.
Entspannung im Wald. Auf einer ei-         im Angebot der AbteiWaren GmbH
genen Webseite (www.ronknape.com)          sind übrigens drei vegane Schoko-       Eine Vision für seine Arbeit bei uns
gibt er darüber Auskunft.                  ladenkreationen, wie z. B. die Sorte    hat Ron Knape auch: Ihm schwebt
                                           „Ecuador 76 %“, eine „Schokolade, die   eine eigene „missionsbenediktinische
Nachhaltigkeit ist ihm in seinem           nicht einfach nur dunkle Schokolade     Schokolade“ vor, die in Kooperation
Beruf sehr wichtig, ebenso ein welt-       ist, sondern viel kann“, gerät er ins   mit unseren Partnerklöstern in Afrika
weiter Blick auf faire Produktions-        Schwärmen. Übrigens ist Ron Knape       oder Südamerika hergestellt wird. Ein
bedingungen und gerechte Preise            auch im Social-Media-Bereich sehr ak-   Traum, der hoffentlich eines Tages
für einheimische Kakaobauern. Eine         tiv und hat einen eigenen Account der   realisiert werden kann!
faire Entlohnung und ein besseres          AbteiGaststätte aufgebaut, auf dem er

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Der Abteiladen in der Abtei Königsmünster
                    bietet ein vielfältiges, sorgsam ausgewähltes Sortiment von
                    religiösen Büchern, Büchern zur Lebenshilfe und zur Spiritua-
                    lität, Geschenkbüchern, Kinder- und Jugendbüchern, Karten,
                    Kerzen, CDs – und natürlich die Produkte aus unseren eigenen
                    Werkstätten.

                    Öffnungszeiten des Abteiladens im Kloster
                    montags bis freitags      9 bis 13 Uhr und 14 bis 17.30 Uhr
     Bit te         samstags                                    9 bis 17.30 Uhr
            Sie
 beachten           sonntags                                10.40 bis 11.40 Uhr
            ll en
 die aktue
          inweise   Gründonnerstag                                 9 bis 17 Uhr
Corona-H
               er
   auf unser        Karfreitaggeschlossen
     Websit !e      Karsamstag                                     9 bis 13 Uhr
                    Ostersonntaggeschlossen
                    Ostermontaggeschlossen

                    Öffnungszeiten des Abteiladens Olsberg
                    montags bis freitags                           7 bis 18 Uhr
                    samstags                                       7 bis 13 Uhr

                    Karfreitag geschlossen
                    Karsamstag                                     7 bis 13 Uhr
                    Ostern geschlossen

                    Onlineshop: www.abteiladen.de

                    P.S.: Einen kleinen Abteiladen gibt es auch auf dem Hof
                    unserer Meister Strohschweine … Öffnungszeiten:
                    freitags                                      14 bis 18 Uhr

                                                                              23
FÜR JUNGE UND JUNGGEBLIEBENE

Der kleine Mönch und der Faschingskreppel*
von Bruder Benedikt Müller OSB, Koordinator für Jugend und Bildung

                                                                       sich wirklich sehr kalt an. Der kleine
                                                                                                                Mönch nick-
                                                                       te. „Beim heiligen Vitus! Deine Fing
                                                                                                              er fühlen sich

     E  s war an Weiberf astnacht! Der Winter regierte
        mit noch fester Hand die Kloster welten. Es lag
     mächtig Schnee. Bitterkalt war es, sodass Bruder
                                                                         an wie Eiszapfen der kalten Sophie.
                                                                         dir etwas verraten: Meine auch.“ „Kle
                                                                                                               Aber soll ich
                                                                                                                iner Mönch,
                                                                        soll ich dir mal auch etwas verraten
                                                                                                             ?“, fragte Bru-
     Lukas jeden Morgen nach den Laudes die Vögel füt-                  der Fabian. „Ja doch. Immer! Sehr
                                                                                                              gerne.“ „Das
     terte. Kein Frühlingsbote war in Sicht. Aber die Stim-             Allerschönste am Winter ist, dass
                                                                                                              man auf den
     mung des kleinen Mönches war fröhlich und ausge-                   Frühling nicht mehr ganz so lange
                                                                                                             war ten muss.
     lassen. Er freute sich auf das Karnevalswochenende                 Man kann die Tage zählen und es
                                                                                                            werden immer
     und eine schöne Faschingsfeier im Kloster. Der heu-               weniger und nach dem Frühling kom
                                                                                                                mt endlich
     tige Weiberf astnachtstag war schön sonnig und es                 der Sommer mit hoffentlich viel Hitz
                                                                                                                e“, verr iet
     zog den kleinen Mönch zu einem Nachmittagsspa-                    Bruder Fabian. „Zählst du die Tage
                                                                                                            denn schon?“,
     ziergang in den Kloster park. Im Kloster park traf er             fragte der kleine Mönch und ein
                                                                                                            Lächeln über-
     auf Bruder Fabian. Manchmal ist der Winter richtig               malte sein Gesicht. „Aber klar. Und
                                                                                                              dann mache
     doof“, sagte Bruder Fabian zum kleinen Mönch, den                ich oft die Augen zu und stelle mir
                                                                                                            vor, den Som-
     er im Kloster park getroffen hat. „Warum?“, fragte               mer zu riechen und zu schmecken.“
                                                                                                            Bruder Fabian
     der kleine Mönch. „Magst du den Schnee und das                   seuf zte wieder. Es war ein Sehnsuc
                                                                                                              htsseufzen.
     Sonnenwetter mit diesem märchenblauen Himmel                    „Dann denke ich an Erdbeeren, Him
                                                                                                             beeren, Kir-
     nicht leiden?“ Bruder Fabian seufzte: „Doch, schon.             schen, Blaubeeren, Pfirsiche und Apri
                                                                                                               kosen. Das
     Schnee ist toll. Aber kalt. Guck mal, wie kalt er               ist schön, aber es macht den Hunger
                                                                                                             auf Sommer
     ist!“ Er streifte die Fäustlinge ab und streckte dem            noch größer.“ Er schloss die Augen
                                                                                                           für einen Mo-
      kleinen Mönch seine Hände entgegen. Die fühlten

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FÜR JUNGE UND JUNGGEBLIEBENE

                                                                Mönch, „sie sind alle mit den Früchten des Sommers
 ment, öffnete sie wieder und sah den kleinen Mönch
                                                                gefüllt.“ „Etwa mit Erdbeermarmel ade, Pflaumenmus,
 an. „Aha!“, stellte dieser fest. „Du bist hungrig?“ Bru-
                                                                Kirschmarmelade, Aprikosenmarmelade?“ fragte Bru-
 der Fabian nickte. Gut, dass noch keine Fastenzeit war.
                                                                der Fabian mit hungrigem Blick. „Ganz recht! Komm,
 „Und du hast Sehnsucht nach dem Geschmack des Som-
                                                                suche dir welche aus und wir trinken Kaffee zusam-
 mers?“ fragte der kleine Mönch. Bruder Fabian nickte
                                                                men. Heute ist Weiberf astnacht, da gibt es im Kloster
 wieder. „Sehr sogar! Aber wenn du mir verrätst, wie
                                                                immer frische Faschingskreppel!“ „Lecker!““ antwor-
 der Sommer schmeckt, kleiner Mönch, wäre ich noch
                                                                tete Bruder Fabian. Er nahm sich zwei bis drei Krep-
 glückseliger!“ „Den Sommer schmeckt man in seinen
                                                                pel und ging mit dem kleinen Mönch ins Refektorium.
 Früchten.“ „Die Früchte. Klar, was sonst?“, antwortete
                                                                Dort tranken sie Kaffee und aßen die Kreppel, die mit
 Bruder Fabian. „Ein paar von ihnen habe ich im letzten
                                                               herrlicher... Klostermarmel ade, die es auch im Abtei-
 Sommer eingefangen, eingeweckt und gut aufbewahrt.
                                                               laden zu kaufen gibt, gefüllt waren.
 Sie trösten mich an kalten Wintertagen mit warmen
 Sommersehnsuchtsgedanken. Und weißt du: Heute ist
 so ein Tag und dazu auch noch ein ganz besonderer
 Tag! Magst du mitkommen?“ „Oh ja!“, rief Bruder Fabi-
                                                            * Kreppel, Berliner, Pfannkuchen oder Krapfen? Ein Ge-
 an und klatschte vor Freude in die Hände. „Lass sie uns    bäck, viele Namen – ich habe es ja gerade schon erwähnt,
 aufwecken, die Sehnsucht des Sommers!“                     bei uns zu Hause heißt das süße Fettgebäck Berliner. Krep-
                                                            pel kenne ich aber auch. So nennt man das Hefegebäck
                                                            typischerweise in Hessen. In anderen Regionen heißt es

D   ann ging er mit dem kleinen Mönch in die Klos-
    terback stube. „Komisch, ich sehe keine Früchte!
Wo sind sie denn?“ „Hier!“ Der kleine Mönch zeigte
                                                            wieder anders. Aber gemeint ist immer das gleiche Gebäck.
                                                            Schau mal hier:

                                                            • Krapfen: So heißt das Gebäck in südlichen Regionen Deutsch-
                                                               lands, insbesondere in Bayern und auch in Österreich. Hier wer-
auf ein Bachblech. „Toll, das sind lauter Kreppel! Le-
                                                               den die Ballen typischerweise mit Marillenmarmelade gefüllt.
cker, da läuft einem das Wasser im Munde zusammen.          • Pfannkuchen: Der Name ist in großen Teilen Ostdeutschlands ver-
                                                               breitet. So begegnet dir das Gebäck auch in Berlin unter diesem
Aber, kleiner Mönch, verrat mir doch, wo sind denn             Namen.
die Früchte?“ stellte Bruder Fabian fest. „Richtig,         • Berliner: Im Rheinland und großen Teilen Norddeutschlands hei-
                                                               ßen die Hefeballen Berliner.
das sind Faschningskreppel“, antwor tete der kleine         • Kreppel: Auch Kräppel genannt – findest du in Hessen, im Sauer-
                                                               land, im Ruhrgebiet und am Niederrhein.

                                                                                                                                 25
AKTUELLES

„Aus der Todeszone ins Licht“ – Feier der Kar- und Ostertage

                                                                                          Beginn: Mittwoch,
                                                                                          13.04.2022
                                                                                          Ende: Sonntag, 17.04.2022

                                                                                          Kosten:
                                                                                          230,00 € Doppelzimmer
                                                                                                    OASE
                                                                                          270,00 € Einzelzimmer OASE
                                                                                          350,00 € E inzelzimmer
                                                                                                    Haus der Stille
                                                                                          160,00 € ermäßigt OASE
Auch in unserem Leben kommen wir immer       Lassen wir uns durch die Mitfeier der Li-
wieder in „Todeszonen“ – Situationen, in     turgie, durch das Wort Gottes, durch Gebet   Information und
denen uns der Atem stockt, wir nicht mehr    und Stille, durch Gespräche und kreative     Anmeldung unter
weiterkommen, wir am Boden zerstört, aufs    Elemente berühren und ins Licht führen,      www.koenigsmuenster.de
Kreuz gelegt worden sind … Ostern will all   damit auch in unserem Leben Ostern wer-      oder
diesen Situationen Licht bringen – Leben     den kann.                                    telefonisch im Gastbüro:
und Kraft!                                                                                0291 2995210

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MISSION

Entwicklungen im St. Benedict Ndanda
Hospital, Tansania
von Bruder Jesaja Sienz OSB, Arzt und Missionar

Trotz mancher Herausforderungen können wir in Ndanda              abgefüllt werden. Diese dienen einerseits als Backup für die
mit großer Dankbarkeit auf die Entwicklungen des Hospitals        Sauerstoffproduktionsanlage – im Falle eines technischen
im vergangenen Jahr zurückblicken.                                Defektes kann die Versorgung aus den Flaschen sicherge-
    Nach mehr als zweijähriger Vorbereitungszeit konnte           stellt werden. Weiterhin sind sie notwendig für den Trans-
unser neuer Computertomograph im September erfolgreich            port von Patienten, innerhalb des Hospitals oder im Falle
installiert werden. Mittlerweile konnten wir bereits mehr als     einer Verlegung. Und nicht zuletzt können wir damit auch
100 Computertomographien durchführen. Bei einigen Pati-           umliegende Hospitäler mit Sauerstoff versorgen. Diese An-
enten konnte dabei eine Hirnblutung nachgewiesen und von          lage haben wir bereits im Juli 2021 bestellt. Die Lieferung
unserem Unfallchirurgen vor Ort erfolgreich operiert wer-         hat sich aus verschiedenen Gründen verzögert, wir rechnen
den. Ohne das CT wären diese Patienten sicher verstorben.         aber damit, dass die Installation im Januar 2022 abgeschlos-
    Es ist der erste und einzige Computertomograph im ge-         sen werden kann.
samten Süden von Tansania. Das heißt, in einem Umkreis                Infolge der Installation von High-Tech-Geräten wie z. B.
von mehr als 500 km gibt es kein vergleichbares Angebot.          Dialysemaschinen, Geräten auf der Intensivstation und dem
Ein großer Fortschritt für unser Hospital wie auch für die        Computertomographen ist der Stromverbrauch des Hospitals
Gesundheitsversorgung der gesamten Region!                        deutlich angestiegen. Das Wasserkraftwerk der Abtei Ndan-
    Ein weiteres wichtiges Projekt ist die Installation einer     da, welches in den 1990er-Jahren gebaut wurde, kann den Be-
Sauerstoffabfüllanlage. Infolge der Pandemie ist der Bedarf       darf nicht mehr decken. Die Installation einer Photovoltaik­
an Sauerstoff auch bei uns in Ndanda stark angestiegen. Be-       anlage ist in dieser Situation sehr sinnvoll. Die Solarpanels
reits im Jahr 2020 konnten wir eine Sauerstoffproduktions­        mit 300 kWhp können die Spitzenlasten tagsüber abdecken,
anlage installieren, die wir aktuell zu einer Sauerstoffabfüll-   während die Last am Abend und in der Nacht von der Tur-
anlage aufrüsten. Damit kann der Sauerstoff in Flaschen           bine (Wasserkraft) getragen werden kann. Eine Batterie ist

                                                                                                                            27
MISSION

notwendig zur Stabilisierung und ein Standby-Generator        Eingangsbereich des Hospitals stammt aus den 1970er-Jah-
kommt nur noch dann zum Einsatz, wenn die Sonne, Was-         ren und wird dem Bedarf schon lange nicht mehr gerecht.
ser und Batterie nicht genügend Strom liefern können. Dank    Die Patienten müssen weite Wege zurücklegen, es fehlt an
einer sehr großen Spende der Missionsprokura der Abtei Uz-    Behandlungszimmern und der Notfallraum ist weit vom Ein-
nach können wir dieses Projekt mit einem Volumen von ca.      gang entfernt. Wir planen daher den Neubau einer Notauf-
800 000 € zeitnah realisieren. Die Anlage kann voraussicht-   nahme als Erweiterungsbau sowie eine umfassende Renovie-
lich Mitte des Jahres 2022 installiert werden.                rung der bestehenden Struktur.
     Nicht weniger aktuell ist unser Projekt des Neu-         Im Laufe des Jahres 2021 haben wir die Pläne optimiert
baus einer zentralen Notaufnahme. Die Bausubstanz im          und Kostenvoranschläge eingeholt. Dank großzügiger

28
MISSION

Unterstützung von Seiten unserer Kongregation ist die             schwestern und -pflegern eine mehrjährige Weiterbildung in
Finanzierung des Projektes weitgehend gesichert. Die              diesem Klinikverbund anbieten. Darüber hinaus ermöglicht
Baumaßnahmen können voraussichtlich von Januar bis                das Klinikum einem unserer Assistenzärzte die Facharztaus-
August 2022 ausgeführt werden.                                    bildung zum Facharzt für Nephrologie. Aktuell lernt er die
    Mindestens ebenso wichtig wie die Investition in die In-      deutsche Sprache mittels Online-Intensivkurs bei der Rhein-
frastruktur des Hospitals ist die Investition in die Ausbildung   land Privatschule.
unserer Mitarbeiter. Im Rahmen einer Kooperation mit dem              Bei allen Leserinnen und Lesern des „Grußes“, die un-
Klinikum Hochsauerlandkreis und der Missionsprokura der           sere Projekte im vergangenen Jahr unterstützt haben, möch-
Abtei Königsmünster können wir einigen unserer Kranken-           ten wir uns an dieser Stelle ganz herzlich bedanken!

                                                                                                                          29
MISSION

Ausbildung Mission

Ein wichtiges Standbein unserer missi-   unserer Klöster genießen einen hervor-     des jeweiligen Klosters. Hier werden
onarischen Tätigkeit ist die Finanzie-   ragenden Ruf. Ähnlich wie in Deutsch-      sie von fachkundigen Brüdern und
rung von Stipendien von Kindern und      land wird auch hier das sog. duale         Mitarbeitenden angelernt.
Jugendlichen, die in unseren afrikani-   System praktiziert, d. h. die Auszubil-       Gerade in der Corona-Pandemie
schen Klöstern eine Berufsausbildung     denden erhalten theoretischen Unter-       haben die Berufsschulen sehr gelitten.
absolvieren. Die sogenannten „Vocatio-   richt an der Berufsschule und erlernen     In Uganda waren die Schulen und Aus-
nal Training Center“ (Berufsschulen)     die berufliche Praxis in den Werkstätten   bildungsbetriebe lange vom Lockdown
                                                                                    betroffen und konnten erst vor kurzem
                                                                                    wieder öffnen. Deshalb sind wir auf
                                                                                    Ihre Mithilfe angewiesen, um gerade
                                                                                    ärmeren Jugendlichen eine gute Aus-
                                                                                    bildung zu ermöglichen und ihnen so
                                                                                    Wege in die Zukunft zu ebnen.

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31
MISSION

Leben durch Wandel –
Neues vom St. Georgenberg
von Abtpräses Jeremias Schröder OSB

Wenn man in Tirol vom Inntal zum            Klöstern das Stift im Inntal verstärkt,
Felsenkloster St. Georgenberg empor-        manche für ein paar Monate oder Jah-
steigt, führt der Weg nicht einfach steil   re, andere für ihr ganzes Leben. Drei
nach oben. Einschnitte im Berghang          Äbte kamen aus St. Ottilien.
lenken den Weg des Pilgers immer
wieder abwärts, über Bergbäche und          Zuletzt zeichnete sich aber ab, dass das
kleine Schluchten, während er doch          prächtige Kloster direkt an der Inntal-
langsam an Höhe gewinnt.                    autobahn nicht mehr lange zu halten
                                            sein würde. Beherzt ging der neue
Auch die 1.000-jährige Klostergeschich-     Obere Pater Raphael Gebauer ab 2014
te des St. Georgenberges ist von sol-       daran, gemeinsam mit den Mitbrüdern
chem Auf und Ab gezeichnet: Brände          den Verkauf des alten Stiftes einzulei-
und Wiederaufbau, Aufhebungen und           ten und Lebensraum für eine viel klei-
Umzüge, Zeiten der Dekadenz und der         nere Gemeinschaft zu schaffen. Diese
Reform haben sich abgewechselt.             Herkulesaufgabe gelang, und 2019
                                            kehrten fünf Mitbrüder wieder auf den
Vor 55 Jahren trat das Kloster in die       St. Georgenberg zurück. Also an den
Kongregation von St. Ottilien ein, in       Ort, wo das Kloster vom 10. bis zum
deren afrikanischen Missionen schon         18. Jahrhundert bestand und wohin
drei St. Georgenberger Mitbrüder tätig      die Tiroler bis heute mit Leidenschaft
waren. Seitdem haben an die dreißig         pilgern, „egal ob sie an Gott glauben
Missionsbenediktiner aus deutschen          oder nicht“, wie es heißt. Auch zu

32
MISSION

Pandemiezeiten      kommen        jeden
Tag Pilger auf den Berg, um bei der
Schmerzhaften Muttergottes ihre Nöte
und Sorgen abzuladen oder Gott zu
danken.
    So bleibt das Felsenkloster eine
missions­
        benediktinische Aufgabe. Im
Oktober 2021 übernahm Abtpräses
Jeremias Schröder – der Autor dieser       Kloster St. Georgenberg

Zeilen – die Verantwortung. Als vom        Um 950 Gründung als
Vatikan eingesetzter Administrator ist     Einsiedlerkolonie

er nun dafür zuständig, die Tradition      1097 urkundliche Erwähnung
dieses Klosters in die Zukunft weiter-     in einem Kaiserdiplom

zuführen. Neben Kloster und Wall-          1138 Errichtung als
fahrt gehört dazu ein reiches Erbe mit     Benediktinerabtei
Kunstschätzen, Archiv und historischer     1705 Umzug ins Tal nach
Bibliothek, und gewachsene Verant-         Klosterbrand
wortung für die Wald- und Bergland-        1706–1750 Bau des
schaft.                                    Barockklosters Fiecht
    Für dieses Jahr sind ein paar Verän-   1807–1814 Aufhebung durch die
derungen geplant: angepasste Gottes-       bayerische Besatzungsherrschaft
dienstzeiten, Verstärkung durch einen      1941–1945 Aufhebung durch
Mönch aus Afrika, die langersehnte Er-     die NS-Regierung
öffnung des nagelneuen Kloster­ladens,     1967 Übertritt zu den
eine bessere internationale Vernet-        Missionsbenediktinern
zung. Mehr wird hoffentlich folgen.        2017 Verkauf von Stift Fiecht
    2021 brachte einen Einschnitt –        2019 Rückkehr auf den
aber der Weg geht weiter.                  St. Georgenberg

                                                                             33
BEI TISCH VORGELESEN

Hier stellen wir Ihnen Bücher unserer regelmäßigen Tischlesung vor.

Bartholomäus Grill, Afrika!
Rückblicke in die Zukunft eines Kontinents

„Was wissen wir schon über Afrika?“ – so     revidiert selbstkritisch eigene frühere
fragt der Autor am Ende seines Buches,       Fehlbeurteilungen. Bei allem schaut er
das im Jahr 2021 erschienen ist. In fast     genau hin, lässt sich interessiert und
40 Jahren hat er u. a. als Auslandskorre-    mitfühlend auf seine Gesprächspartner
spondent für die ZEIT und den SPIEGEL        ein. Es ist erstaunlich, wie er das viel-
aus diesem Kontinent berichtet. Nun          fältige Leben einer für uns fernen Welt
blickt er zurück auf eine Fülle von Ein-     einzufangen vermag in der Schilderung
drücken, die er auf seinen Reisen durch      konkreter Begebenheiten.
Afrika gemacht hat, und zieht Bilanz.             Wichtig ist dem Autor, katastro-
    Lesenswert ist sein Buch nicht nur       phale Zustände zu verstehen vor dem
wegen des kraftvollen Erzählstils, son-      Hintergrund der internationalen Zusam-
dern vor allem durch die Art und Wei-        menhänge. So beschreibt er z. B. die
se, wie er versucht hat, der Heraus-         einseitige Einflussnahme der EU auf die
forderung einer unvoreingenommenen           afrikanischen Völker (Wirtschaftspoli-
Berichterstattung gerecht zu werden,         tik/Migrationspolitik). Trotz aller Skep-
ohne westeuropäischen Überlegenheits-        sis hat er in Afrika den Glauben an die
klischees zu erliegen. Vor allem vermei-     Menschlichkeit nicht verloren: „Ich habe
det er Globalisierungen. Er spricht mit      ihn auf diesem Kontinent gefunden: in
kleinen Leuten ebenso wie mit Regie-         der Willkommenskultur …, in der Be-
rungsmitgliedern, mit Oppositionellen        reitschaft zu teilen, der Improvisations-   Siedler München
und Rebellen, sucht Betroffene in den        kunst, der Fähigkeit, die schlimmsten       2. Auflage 2021
Krisengebieten auf, verfolgt wirtschaft-     Krisen zu überwinden; in Afrika werden      ISBN 978-3-8275-0145-5
liche und soziale Entwicklungen über         Formen des Gemeinsinns gepflegt, die        284 Seiten
einen längeren Zeitraum hinweg und           wir längst verlernt haben.“         / js   22,00 €

                                                                                                                     35
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