Haben Sie jemals an den schwarzen Schwan gedacht? - Große Herausforderungen an das Strategic Risk Management - RMA ...

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Haben Sie jemals an den schwarzen Schwan gedacht? - Große Herausforderungen an das Strategic Risk Management - RMA ...
CM Mai/ Juni 2020

                Haben Sie jemals an den schwarzen Schwan gedacht?
                Große Herausforderungen an das Strategic Risk Management

                                                   schen Häfen, die nicht im Land weitergeleitet        wesen wird augenblicklich auf den Prüfstand
                                                   wurden. Die ausgelagerten Produktionsstätten         gestellt. Regionale und nationale rasch ge­­­
                                                   in Fernost mussten über Nacht geschlossen            setzte, wohl durchdachte und präventive Maß­
                                                   werden. Die globalen Wertschöpfungs- und             nahmen zeigen dort Erfolge, wenn der Ausbrei­
                                                   Logistikketten funktionieren wie ein Zahnrad­        tung der Epidemie Einhalt geboten wird. Trotz
                                                   system solange keine Störung eintritt. Doch          Social-Distancing wächst die Gesellschaft (neu)
                                                   sind sie umso anfälliger, je komplexer, intrans­     zusammen. Die Verletzlichkeit unserer Versor­
                                                   parenter und Effizienz optimiert sie ausgestaltet    gungssicherheit der lebensnotwendigen und
                                                   sind. Produktionskonzepte wie „Just-in-Time“         unserem Wohlstand entsprechenden Ressour­
                                                   und Working Capital Optimierung gestatten            cen zeigt aber besonders jetzt Schwächen und
                                                   keine Sicherheitsbestände. Welche Liefer­­anten      Risiken: Lebensmittel (Handelsschranken,
                                                   von allen Bauteilen und Rohstoffen im                ­fehlende Arbeitskräfte), Medikamente und
Brigitta John
                                                   Third-Tier und darunter involviert sind, ent­zieht    medizinische Ausrüstung (Abhängigkeit von
                                                   sich der Kenntnis dem erfahrensten Supply-            einigen wenigen Ländern), Telekommunikation
                                                   Chain-Manager.                                        (Überlastung der Netze, Netzausfall), Energie
Liebe Leserinnen und Leser,                                                                              (reduzierter Verbrauch, Lieferschwankungen der
                                                   Personenverkehr in Gefahr,                            erneuerbaren Energieträger, Blackout-Gefahr).
Die Wirtschaft florierte weltweit, die Börsen      Mobilität eingeschränkt                               Demokratie und sozialer Zusammenhalt zeigen
erlebten ein neues Hoch, zögerlich, aber doch      Trotz digitaler Kommunikation sind persönliche        sich dann, wenn Opposition und Sozialpartner
mit Zuversicht begann man den Klimawandel          Geschäftskontakte oder Aufenthalte auch in            nicht gegen alles sind, sondern mitdenken, mit­
zu begrenzen und sich um Nachhaltigkeits­          entfernten Destinationen notwendig. Billige           arbeiten und trotz vieler sinnvoller Maßnahmen,
themen zu kümmern. Jedoch in kürzester Zeit        Arbeitskräfte werden aus Drittstaaten impor­          demokratische Grundrechte gewahrt bleiben.
wurde eine lokale Epidemie zu einer globalen       tiert, z.B. 50.000 chinesische Gastarbeiter in
Pandemie und beherrscht mittlerweile unser         der italienischen Textil- und Lederindustrie. ­Das   Der Corona-Shut-Down stellt mittlerweile die
gesamtes gesellschaftliches und wirtschaft­        Freizügigkeitsgesetz aus den Billiglohnländern       gesamte Weltwirtschaft, Europa und die Unter­
liches Leben. Plötzlich ist die Corona-Krise da,   der europäischen Union ermöglicht es, dass           nehmen vor die größte Herausforderung seit >>
wie ein schwarzer Schwan, mit dem wir nicht        Erntehelfer, Facharbeiter z.B. in der Lebensmit­
gerechnet haben. Menschen wie Unternehmen          telindustrie und Bauwirtschaft, Pflegerinnen im
kämpfen um ihre Existenz. Nichts ist so wie        Sozialbereich, um nur die wesentlichsten zu             Impressum
vorher und das Spannungsfeld zwischen Angst        nennen, Arbeit fanden und wir auch froh sind,           Ralf Kimpel
und Besonnenheit, Zweifel, Betroffenheit und       Menschen zu haben die diese Tätigkeiten aus­            Vorsitzender des Vorstands der RMA Risk
umsichtige Vernunft liegen eng beisammen.          üben. Reisen wurde immer billiger und leist­            Management & Rating Association e.V.
                                                   barer für immer mehr Gesellschaftsschichten,            ralf.kimpel@rma-ev.org
Lieferketten in Gefahr                             was die zunehmenden Tourismuszahlen                     V.i.S.d.P.
Als im Februar die ersten Meldungen über           ­bestätigen. Regionale und nationale Abschot­           RMA-Geschäftsstelle
den Ausbruch eines vorerst unbekannten Virus        tung und Grenzsperren verursachen aber jetzt           RMA Risk Management & Rating
aus China kamen, waren die meisten von uns          Arbeitskräftemangel, während Industrien,               Association e.V.
(noch) sehr entspannt. Nachdem aber die chi­        die vom Shut-Down betroffen sind, ihre                 Zeppelinstr. 73, D-81669 München
nesische Regierung begann, drastische Maß­          Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken oder                Tel.: +49.(0)1801 – RMA TEL (762 835)
nahmen, wie Ausgangsverbot und Werksschlie­         kündigen müssen. Der hohe internationale               Fax: +49.(0)1801 – RMA FAX (762 329)
ßungen in der Region Wuhan zu veranlassen,          Personenverkehr machte die rasche                      E-Mail: office@rma-ev.org
fürchtete man vorerst in Europa und der west­       Ver­breitung von COVID-19 erst möglich.                Web: www.rma-ev.org
lichen Welt den Einbruch des chinesischen                                                                  Prof. Dr. Werner Gleißner
Absatzmarktes und die Unterbrechung der            Gesundheitswesen, Wirtschaft und                        fachartikel@futurevalue.de
Lieferketten. Durch die langen Transportwege       Finanzwelt in Gefahr                                    Tel.: +49.(0)711-79735830
zumeist per Schiff merkte man nicht gleich         Die Gesundheit und das Überleben der Men­
Versorgungsengpässe in Europa. Umgekehrt           schen hat absoluten Vorrang und rechtfertigt
stapelten sich sehr bald Container in chinesi­     den nationalen Shut-Down. Das Gesundheits­           www.rma-ev.org                                     97
Haben Sie jemals an den schwarzen Schwan gedacht? - Große Herausforderungen an das Strategic Risk Management - RMA ...
RMA Risk Management & Rating Association e.V.

     Editorial
 >> dem zweiten Weltkrieg. Die globale Schicksals­          Safety & Security implementiert hat, um gegen       Nichts wird mehr so sein wie vor der Corona-
    gemeinschaft ist mit der Gefahr einer weltwei­          Cyberangriffe gewappnet zu sein. Wer es             Krise. Es ist Zeit, aus der „Not eine Tugend“ zu
    ten Rezession konfrontiert, wie wir dies auch           schafft, ohne Personalabbau den geringeren          machen, den Wendepunkt der strategischen
    bei der globalen Klimaerwärmung erfahren.               Personalbedarf durch flexible Arbeitszeitmodelle    Ausrichtung zu erkennen und sein Geschäfts­
                                                            anzupassen. Wer es schafft, Mitarbeiter aus         modell zu adaptieren oder vielleicht auch ganz
     Einmal mehr wird die Komplexität unserer Sys­          dem Ausland zurück zu holen. Wer Produktion         neue Wege seiner Unternehmensstrategie ein­
     teme offenkundig. Unsere Risikowahrnehmung             und Dienstleistung in der kritischen Infrastruk­    zuschlagen.
     ist noch immer zu sehr geprägt von dem Leit­           tur funktionsfähig aufrechterhalten muss. Wer
     spruch „weil nicht sein kann, was nicht sein           Maßnahmen setzt, um die gegenseitige Anste­         Nehmen Sie am Arbeitskreis „Strategisches
     darf“ und ebenso begrenzt, das vermeintlich            ckungsgefahr arbeitender Menschen zu mini­          Risikomanagement“ teil. Wir möchten uns auch
     Unmögliche zu denken. Je komplexer aber die            mieren (Fürsorgepflicht). Wer Vorkehrungen          in diesem Zusammenhang mit Digitalisierung,
     Zusammenhänge sind, desto mehr sind wir                getroffen hat, sollten (viele) Vorstände, Mana­     Künstliche Intelligenz und Nachhaltigkeit aus­
     mit Unsicherheit und Unwissen behaftet. Um             ger, Schlüsselarbeitskräfte gleichzeitig erkran­    einandersetzen. Tauschen wir uns aus, wie wir
     so wichtiger ist es, sich Szenarien vorzustellen,      ken oder wegen privater Verpflichtungen nicht       die Zukunft besser gestalten und uns besser
     die einen Blick von einer möglichen Zukunft            am Arbeitsplatz erscheinen.                         auf Krisen vorbereiten können. //
     in die Gegenwart erlauben. Auch dann, wenn
     Eintrittswahrscheinlichkeit und Schadenshöhe           Neben den vielen Aktivitäten als Krisenmanager      Aktuelle Termine finden Sie auf unserer
     nicht quantifizierbar sind. Alleine der expon­         denken Unternehmensleiter jetzt über Anpas­         Homepage: www.rma-ev.org
     entielle Anstieg an infizierten Personen zeigt         sungen der Businessmodelle nach.
     leidvoll, dass in komplexen Systemen die                                                                   Bleiben Sie und Ihr Unternehmen gesund !!!
     Betrachtung linearer Zusammenhänge fehl am             Die Erkenntnisse aus der Krise werden sicher­
     Platz ist. Eine holistische Vorgehensweise unter       lich eine Rückbewegung in die Industrieländer       Brigitta John
     Beiziehung von Experten aus verschie­denen             bewirken. Produktionen wird man wieder nach
     Fachkreisen ist für die Risikowahrnehmung,             Europa holen. Wertschöpfungsketten wird man         Brigitta John, MBA
     Ursachenanalyse und mitigierende                       verkürzen und „glocal“ wird nicht nur ein neuer     Vorstandsmitglied der Risk Management &
     Maßnahmen erforderlich.                                Begriff, sondern man wird ganz gezielt ent­         Rating Association e.V.
                                                            scheiden, was man global bzw. lokal bezieht         Regionaldirektorin für Österreich und Schweiz:
     Krisenmanagement auf                                   bzw. produziert. Bei kritischen Ressourcen wird     brigitta.john@rma-ev.org
     Unternehmensebene                                      man sich nicht nur mehr auf eine Single Source
     Als Krise bezeichnet man im Allgemeinen einen          verlassen. „Roboterisierung“ wird Kosten redu­
     Höhe- oder Wendepunkt einer gefährlichen               zieren helfen. Die Krise beschleunigt die Digita­
     Situation in einem System. Jetzt sind wir betrof­      lisierung, denn jetzt gewinnen z.B. eCommerce          TOPEVENT
     fen und die Welt sieht ganz anders aus! Jetzt          und eLearning eine Notwendigkeit für die Kon­
     in der Krise zeigt sich, wie effektiv das Risiko­      sumenten, Schüler und Studierende, aber auch           16. September 2020
                                                                                                                   Start des nächsten Fortbildungsprogramms
     management implementiert wurde, wie Supply             eine große Chance für die Anbieter, neue               Enterprise Risk Manager (Univ.)
     Chain und Ressourcen-Management, wie                   ­Services anzubieten. Angebots- und Nachfrage­
                                                                                                                   9./10. November 2020
     Notfalls Pläne und Business Continuity in der           schwankungen sind jetzt massiv eingetreten,
                                                                                                                   Risk Management Congress in München
     Re­alität funktionieren.                                nicht nur weil jetzt Schutzausrüstung und
                                                             Atemschutzmasken benötigt werden, sondern
     Wer noch von Lagerbeständen zehren kann und             weil sich zukünftig unsere Bedürfnisse durch
     nicht alles ausgelagert hat. Wer bei kritischen         Bewusstseinsänderung und Einkommensver­
     Ressourcen eine Second Source oder alter­               hältnisse zwangsweise verändern werden.
     native Produktionsstätten aufgebaut hat. Wer
     genügend Cash und Eigenkapital zur Verfügung           Die nächsten Wochen werden entscheidend
     hat, um die Umsatzeinbrüche und zusätzlichen           sein, wie die Politik den Balance-Akt schafft,
     Kosten verkraften zu können. Wer Notfallpläne          Menschenleben durch Schutzmaßnahmen zu
     er­­stellt hat, wo jeder sofort weiß was zu tun ist.   retten, die Wirtschaft wieder in Gang bringen,
     Wer auf entsprechende IT-Ressourcen und                Arbeitslosigkeit zu begrenzen und die Finanz­
     ­Infrastruktur zurückgreifen kann, damit viele         gebarung nicht im Übermaß zu strapazieren.
      Mitarbeiter auch remote arbeiten können. Wer          Ansonsten löst eine Krise eine andere ab.
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                                                                                                                                RMAintern
             eufassung des IDW Prüfungsstandards PS 340 zur Prüfung
            N
            des Risikofrüherkennungssystems nach § 317 Abs. 4 HGB –
            Mitwirkung der RMA im Rahmen des Erstellungsprozesses
Der Prüfungsstandard PS 340 des Instituts             beteiligt sich die RMA an allen relevanten Stan­     Stellungnahme explizit begrüßt. Allerdings
der Wirtschaftsprüfer (IDW) ist insofern              dardisierungsvorhaben im Umfeld Risikoma­            vermerkte die RMA-Stellungnahme, dass sich
maßgeblich für die Ausgestaltung von Risi-            nagement, sei es durch Stellungnahmen oder           im eigentlichen Text des Standards nicht alle
komanagementsystemen in Unternehmen,                  auch direkt durch die Beteiligung an der Erstel­     genannten Schwerpunktsetzungen in der
da sich viele Unternehmen aufgrund der                lung von Standards. So hat die RMA in 2018           erwähnten Konsequenz wiederfinden bzw.
Prüfpflichten an diesem Standard orientie-            gemeinsam mit dem Deutschen Institut für             Präzisierungen oder klare Definitionen fehlen.
ren. Auch Unternehmen, die ggf. nicht die-            Revision e.V. (DIIR) den DIIR Revisionsstandard
sen Prüfpflichten unterliegen, lassen sich            Nr. 2: Prüfung des Risikomanagementsystems            Besonders kritisch gesehen wurde in der RMA-
oft durch diesen Standard leiten. Insofern            durch die Interne Revision auf die neue Version      Stellungnahme, dass der Entwurf für PS 340
hat die Ausgestaltung von PS 340 eine                 2.0 aktualisiert. Ebenso hat die RMA nun auch        eine Öffnungsklausel für qualitative Risiko­
große Wirkung auf die Risikomanagement-               Stellung bezogen zum Entwurf der Neufassung          beurteilungen vorsieht. Ausgangspunkt für
Praxis in vielen deutschen Unternehmen.               des PS 340. Im Rahmen einer Sitzung des              ­Prü­fungen auf Basis von PS 340 ist schließlich
                                                      RMA-Arbeitskreises „Risikomanagement-Stan­           die gesetzliche Anforderung der Erkennung
 Gemäß IDW selbst ist es erforderlich geworden,       dards“ im Herbst 2019 wurde der Entwurf              bestandsgefährdender Entwicklungen. Um
 die bisherige Version des Standards zu überar­       durchaus kontrovers diskutiert. Im Nachgang          diese Anforderung zu erfüllen, reichen jedoch
 beiten, „um der seit der Einführung des § 91         wurde unter Beteiligung des Arbeitskreises die       rein qualitative Aussagen zur Gesamtrisikositu­
 Abs. 2 AktG durch das Gesetz zur Kontrolle und       Stellungnahme der RMA erarbeitet, die Mitte          ation des Unternehmens im Vergleich zum vor­
Transparenz im Unternehmensbereich (KonTraG)          Januar dieses Jahres beim IDW eingereicht            handenen Risikodeckungspotenzial des Unter­
im Jahr 1998 und der seit der Verabschiedung          wurde und auf der Website des IDW veröffent­         nehmens nicht aus. Qualitative Einschätzungen
des IDW PS 340 im Jahr 2000 e­ ingetretenen           licht wurde.                                         zu Risiken können als Einstieg für eine detail­
Fortentwicklung der Unternehmens­­praxis im                                                                lierte Quantifizierung oder zur Plausibilisierung
Bereich der Einrichtung und Prüfung von               In der Einleitung zum Entwurf für PS 340 wur­        von Quantifizierungen dienen. Sie können die
­Corporate Governance Systemen Rechnung zu            den die wesentlichen Elemente der Neufassung         Quantifizierung aber nicht ersetzen. Bereits bei
 tragen“. Das IDW führt aus, dass insbesondere        sowie die dahinterliegende Intention erläutert.      einzelnen Risiken sind Aussagen zum Grad des
 die Beurteilung der individuellen Risikotragfähig­   Hierzu gehören insbesondere folgende Aspekte:        Risikos in rein qualitativer Form nicht ausrei­
 keit des jeweiligen Unternehmens von zentraler                                                            chend, da die Komplexität von Verteilungen
 Bedeutung ist und im Standard daher betont            Betonung, dass die „Pflicht des Vorstands zur      zukünftiger Ereignisse (darum geht es bei
 werden muss. In diesem Zusammenhang will               Früherkennung bestandsgefährdender Entwick­        Aussagen zum Risiko) sich nicht ohne ein
 das IDW auch den Aspekt der Risikoaggrega­             lungen die Beurteilung der individuellen Risiko­   entsprechendes quantitatives Instrumentarium
 tion in der Neufassung des PS 340 stärker her­         tragfähigkeit (...) des Unternehmens erfasst“      abbilden lässt. Bei der Identifizierung von
 vorheben. Daneben sollen in der Neufassung                                                                bestandsgefährdenden Entwicklungen geht es
 weitere Aspekte wie die Betonung der Doku­            Hervorhebung der Bedeutung der Risikoaggre­        jedoch nicht nur um einzelne Risiken, sondern
 mentationspflichten der Unternehmen sowie              gation, da in der Regel nur Kombinationseffekte    um die Abschätzung des Gesamtrisikoumfangs
 auch eine stärkere Berücksichtigung von fest­          von Risiken zur Bestandsgefährdung führen          des jeweiligen Unternehmens. Die Zusammen­
 gestellten Mängeln im Prüfungsbericht veran­                                                              hänge zwischen einzelnen Risiken und das
 kert werden. Bereits am 15. Juli des letzten          Notwendigkeit der Betrachtung von Netto-           Zusammenwirken von Risikoeffekten über den
 Jahres hat das IDW eine entsprechende Neu­             Risiken und in Konsequenz Risikosteuerung          jeweiligen Betrachtungszeitraum verlangen eine
 fassung von PS 340 im Entwurf vorgelegt und            als zu prüfende Maßnahme                           adäquate quantitative Aggregation. Nur eine
 zu Stellungnahmen hierzu aufgerufen.                                                                      solche quantitative Risikoaggregation erlaubt es
                                                       Stärkere Berücksichtigung von identifizierten      auch dem Prüfer zu validieren, ob die Ermitt­
Als Verband von Risikomanagern versteht sich            Mängeln im Prüfungsbericht zwecks frühzeitige­     lung des Gesamtrisikoumfangs adäquat erfolgt
die RMA als deren Interessenvertretung. Zu den          rer Information des Aufsichtsrats über Schwach­    ist. Auch aus Sicht der Prüfung muss daher
Aufgaben des Risikomanagers gehört insbe­               stellen in der Unternehmensorganisation            eine adäquate Modellierung der Risiken mit
sondere auch die transparente Darstellung der                                                              Offenlegung der jeweiligen Annahmen verlangt
Gesamtrisikolage eines Unternehmens für das           Diese Schwerpunktsetzungen und damit ver­            werden. Ansonsten fehlt bereits die wesentliche
jeweilige Top-Management. Aus diesem Grund            bundenen Intentionen wurden in der RMA-              Grundlage für die Prüfungshandlung.               >>
RMA Risk Management & Rating Association e.V.

      RMAintern
 >> Der Ermessensspielraum des Vorstands bei der         auf die Stellungnahme der RMA und weitere           wird im Nachgang dann in einer der nächsten
    Auswahl der Methoden für Risikoquantifizierung       Stellungnahmen einen überarbeiteten Entwurf         Sitzungen des Arbeitskreises „Risikomanage­
    und Risikoaggregation muss somit gemäß der           für PS 340 vorgelegt. Dieser überarbeitete Ent­     ment-Standards“ erfolgen. //
    RMA-Stellungnahme soweit eingeschränkt sein,         wurf wird nun seitens der RMA gesichtet wer­
    dass der Nachweis erbracht werden kann, dass         den (auch im Rahmen des Arbeitskreises „Risi­       Bei Interesse an weiteren Informationen zu
    diese geeignet sind, das Ausmaß der Bestands­        komanagement-Standards“). Am 29. April, also        der Neufassung des PS 340 oder auch an der
    gefährdung des Unternehmens nachvollziehbar          kurz vor Erscheinen dieser Ausgabe des Con­         Mitwirkung an zukünftigen Standardisie-
    beurteilen zu können. Am 27. März, kurz vor          troller Magazins, wird die RMA in einer Anhö­       rungsvorhaben wenden Sie sich bitte an:
    Redaktionsschluss für diese Ausgabe des Cont­        rung ihren Input zur finalen Neufassung des PS      jan.offerhaus@rma-ev.org.
    roller Magazins, hat nun das IDW als Reaktion        340 liefern. Eine Würdigung der Neufassung

                   nternehmensschutz in der Corona-Krise – Welcher
                  U
                  Härtegrad der Maßnahmen ist jetzt nötig, um das
                  Unternehmen gegen die Folgen der Corona-Krise in
                  den nächsten 2-3 Jahren zu sichern?
      Die aktuelle Corona-Pandemie-Krise                  schen Krise von 2 bis 3 Jahren abzusichern.        tungen treffen zu können. Darüber hinaus sollte
      bedroht das Leben der meisten Menschen              Die Zukunftsszenarien sind natürlich davon         schon jetzt beachtet werden, dass die Corona-
      auf der Erde und ist darüber hinaus primär          abhängig, wie sich die Pandemie, und die           Krise mit hoher Wahrscheinlichkeit ökonomi­
      in die Extremrisiko- bzw. Krisenkategorie           staatlichen Maßnahmen gegen diese, weiter­         sche Folgekrisen nach sich ziehen wird.
      der „Versorgungskrisen“ einzuordnen.                entwickeln werden – und wann ein Impfstoff
      Der Ausfall möglicherweise erkrankter              (oder andere geeignete Medikamente zur              Was bedeutet dies für Unternehmen? Trotz der
      Menschen (Quarantäne) sowie die politi-            Behandlung) zur Verfügung steht. Diese              sicherlich gravierenden aktuellen Herausforde­
      schen Gegenmaßnahmen, ein weitgehen-               Un­sicherheiten sollten und können in der           rung ist es notwendig, sich möglichst zügig mit
      der „Shutdown“ der Wirtschaft, führen zu           ­Krisenstrategie jedes Unternehmens berück­         der besonders kritischen Zeit nach Shutdown
      einem Zusammenbruch vieler Lieferketten             sichtigt werden.                                   und staatlichem Schutzschild sowie den zu
      und massiven Produktionsausfällen (wegen                                                               befürchtenden „Folgekrisen“ in 2021 und
      staatlich erzwungener Produktionseinstel-          Wichtig zu beachten ist zunächst, dass infolge      2022 zu befassen. Es ist notwendig zu analy­
      lung zur Erhöhung der „sozialen Distanz“           des noch rechtzeitig bereitgestellten „finanziel­   sieren, wie – bei allen unsicheren Auswirkun­
      oder den Verlust von erforderlichen Zulie-         len Schutzschirms“ des Staates für Unterneh­        gen der Krise auf Nachfrage, Zins, Inflation und
      ferprodukten).                                     men die nächsten Wochen möglicherweise gar          dem Ausfall wichtiger Kunden und Lieferanten
                                                         nicht alleine die kritischen sein werden (man       – sich mögliche Zukunftsszenarien des Unter­
      Es ist verständlich, dass sich die Unternehmen     denke an die wohl unbürokratische Bereitstel­       nehmens darstellen werden. Dies ist die Grund­
      nun zunächst mit den „akuten Krisenbewälti­        lung von Krediten und Zuschüssen, speziell          lage für eine möglichst dauerhafte Absicherung
      gungsmaßnahmen“ befassen, also z.B. mit der        durch die KfW, die verbesserten Kurzarbeits­        des Unternehmens und eine Verstärkung der
      Organisation der Betriebsabläufe mit Mitarbei­     regelungen etc.). Kritisch sind insbesondere        „Robustheit“ auf einen Horizont von 2 bis 3
      tern, die weitgehend vom Home-Office aus           die Zeitpunkte, wenn                                Jahren. Da die Zukunft wie immer nicht sicher
      arbeiten, der Beantragung vorgesehener staat­      a) n ach dem partiellen „Shutdown“ die Unter­      vorhersehbar ist, ist es erforderlich, alternative
      licher Fördermittel und anderen Maßnahmen              nehmen wieder hochfahren, und damit             Zukunftsszenarien – Entwicklungskorridore z.B.
      der Liquiditätssicherung (von Kurzarbeit bis zur       zusätzlich Liquidität im Working Capital        der Corona-Krise und der davon abhängigen
      Freisetzung nicht betriebsnotwendiger Mittel).         gebunden wird, und                              Entwicklung des BIP in Deutschland – zu simu­
      Nach den ersten Maßnahmen zur Bewältigung          b) d ie staatlichen Schutzmaßnahmen wieder         lieren. Dies ist wiederum die Grundlage, um
      der Corona-Krise, wie den Schutz der Mitarbei­         „heruntergefahren“ werden, was zu vielen
      ter und die kurzfristige Liquiditätssicherung,         Insolvenzen von Unternehmen führen wird.        1. Handlungsbedarf zu konkretisieren,
      sollte man schon jetzt konkrete Maßnahmen                                                                  sowie Ansatzpunkte und notwendige
      vorbereiten, um das eigene Unternehmen auch        Diese beiden „Klippen“ sind nun schon zu               Dimensionierung von erforderlichen
100   über die zu befürchtende Dauer der ökonomi­        betrachten, um präventiv geeignete Vorberei­           Maßnahmen abzuleiten.
CM Mai/ Juni 2020

                                                                                                                               RMAintern
2. ein aus den Überlegungen abgeleitetes           beginnend mit einem „günstigen Krisenver­             schlagene, auf konkrete Handlungen ausge­
    „Maßnahmen-Paket der nachhaltigen               lauf“, über ein mittleres Szenario bis hin zu         richtete Analyse transparent. Zudem wird eine
    Existenzsicherung“ in seiner Wirksamkeit        realistischen Worst-case-Szenarien, die sehr          nachhaltige, auch auf die nächsten zwei Jahre
    zu beurteilen.                                  langfristige negative Auswirkungen unterstel­         ausgerichtete Absicherungsstrategie entwickelt
                                                    len. Durch eine flankierende Analyse kann             und die nötigen Maßnahmen werden priorisiert
Wie kann eine derartige „Robustheits-Verbes­        ­aufgezeigt werden, bei welchen Kunden oder           umgesetzt. Es kann bestimmt werden, welcher
serung“ der Unternehmen in der Praxis erfol­         Lieferanten in krisenbedingten Stressszenarien       „Härtegrad“ von Maßnahmen erforderlich ist,
gen? Ausgangspunkt der Analyse ist der letzte        Insolvenzen möglich sind – und wie man sich          um z.B. das Überleben des Unternehmens in
Jahresabschluss, die bisherige Planung des           mit diesen möglichen Insolvenzen präventiv           den nächsten 3 Jahren mit 95 %iger Sicherheit
Unternehmens sowie die in der Krise bereits          auseinandersetzen sollte.                            zu gewährleisten. Wichtig ist dabei, dass die in
erkennbaren Auswirkungen und die geplanten           Wesentlich ist es, aus der Analyse selbst kon­       einer solchen Krise besonders knappe Zeit der
bzw. schon initiierten Bewältigungsmaßnahmen         krete Handlungsbedarfe und Handlungsmög­             Unternehmensführung geschont wird. Die not­
(z.B. Kurzarbeit). Mit diesen Informationen, ver­    lichkeiten abzuleiten und diese schon jetzt zu       wendigen Analysen und Ableitungen von Vor­
bunden mit Erkenntnissen über die „typischen“        priorisieren. Zu wissen, wie restriktiv ein Unter­   schlägen erfolgt weitgehend im spezialisierten
Risiken von Unternehmen bestimmter Bran­             nehmen nämlich z.B. jetzt auf die aktuelle erste     Backoffice und die Abstimmung mit der Unter­
chen und dem jeweils aktuellen Wissen über           Phase der Krise reagieren muss, ist heute            nehmensführung bleibt auf wenige Gespräche
möglichen weiteren Verlauf der Krise und ihrer       wichtig – Fehler sind in einem Jahr kaum mehr        beschränkt. //
Implikationen für das Wirtschaftswachstum,           korrigierbar. Es geht darum, konkrete Maß­
erfolgt eine Simulation realistischer Korridore      nahmen abzuleiten und das Unternehmen in             Für weiterführende Informationen hierzu kön-
der Zukunftsentwicklung des Unternehmens.            Anbetracht der aktuellen Hochrisikosituation         nen sie sich wenden an: info@futurevalue.de.
Dabei werden insbesondere auch alternative           möglichst robust aufzustellen.                       Thomas Berger, Werner Gleißner, Endre
Szenarien der Entwicklung des Volkseinkom­           Der Nutzen ist offensichtlich: die Bedrohungs­       ­Kamaras und Marco Wolfrum (alle FutureValue
mens in Deutschland berücksichtigt, z.B.             lage des Unternehmens wird durch die vorge­           Group AG)

  Risk Management & Rating Association                                                                                     www.rma-ev.org

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     RMAintern
                 5. Sitzung des Arbeitskreises „Interne Revision & Risiko-
                1
                management“ vom 17. Februar 2020

     Mehr als 20 Mitglieder des gemeinsamen              derungen an den Revisor der Zukunft bei            diskutiert. Während die Aufgabe des Risiko­
     Arbeitskreises von RMA und dem Deutschen            Schwarz/Lidl gilt, dass er/sie zumindest Daten­    managers vor allem in der Beratung der Ent­
     Institut für Interne Revision (DIIR) „Interne       analysen replizieren können muss.                  scheidungsträger bei der Risikoanalyse gese­
     Revision & Risikomanagement“ trafen sich am                                                            hen wird, kann der Revisor einen Mehrwert vor
     17. Februar 2020 unter der Leitung von Martin       Die Arbeitskreisleitung berichtete u.a. über die   allem durch kritisches Hinterfragen der Ergeb­
     Gutzmer und Ralf Kimpel in den Räumen der           Präsentation des Revisionsstandards zur Prü­       nisse der vorbereitenden Analysen leisten.
     Schwarz Dienstleistung KG in Heilbronn.             fung des Risikomanagements und die Diskus­         ­Entscheidend für die Haftungsvermeidung
                                                         sion mit den Teilnehmern des Jahreskongres­         des Managements ist letztlich, den Nachweis
     Auf der Agenda stand neben der Vorstellung der      ses der Revisoren im Herbst 2019 in Dresden.        erbringen zu können, Entscheidungen unter
     Schwarz/Lidl-Gruppe und des Revisionssystems        Dort wurde deutlich, dass DIIR und RMA noch         Unsicherheit risikoorientiert auf Basis ange­
     durch Herrn Dr. Ziegler, Revisionsleiter Schwarz    wesentlich aktiver über den Standard und das        messener Informationen getroffen zu haben.
     Dienstleistung KG, auch die Vorstellung und der     zugehörige Excel-basierte Prüfungstool infor­
     Austausch über die Erfahrungen im Umgang mit        mieren müssen.                                     Abschließend wurde das gemeinsame Arbeits­
     Datenanalysemethoden und -techniken. Zitat                                                             papier zum Zusammenwirken von Revision und
     des für das Datenanalyseteam der Revision           Anschließend wurde das Thema „Management­          Risikomanagement einem finalen Review unter­
     verantwortlichen Mitarbeiters Allmann: „Die         entscheidungen unter Unsicherheit“ und die         zogen. Es wird nun durch die Fach­gremien von
     Zukunft der Revision ist nicht mehr retrospektiv,   Rolle von Risikomanagern und Revisoren auf         DIIR und RMA begutachtet und soll im Sommer
     sondern prospektiv.“ Und hinsichtlich der Anfor­    Basis der entsprechenden RMA-Publikation           2020 veröffentlicht werden. //

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