Ein Leitfaden für ArbeitgeberInnen zur Förderung der psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz - www.enwhp.org www.netzwerk-bgf.at

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Ein Leitfaden für ArbeitgeberInnen zur Förderung der psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz - www.enwhp.org www.netzwerk-bgf.at
Ein Leitfaden für
             ArbeitgeberInnen zur
             Förderung der
             psychischen Gesundheit
             am Arbeitsplatz.

               www.enwhp.org                      www.netzwerk-bgf.at

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Impressum

                     Herausgeber:
                     Koordinationsstelle des Österreichischen Netzwerkes für Betriebliche
                     Gesundheitsförderung angesiedelt bei der Oberösterreichischen Gebietskrankenkasse
                     Gruberstraße 77
                     4020 Linz

                     Autoren:
                     Lee Knifton, Verona Watson (Mental Health Foundation),
                     Heleen den Besten, Dr. Robert Gründemann, Anja Dijkman (TNO)

                     Übersetzung und Überarbeitung:
                     Mag.a Sarah Sebinger, Bettina Stadlmayr, MSc,
                     Manuela Pirker, BA; Martina Grurl-Blutsch (Oberösterreichische Gebietskrankenkasse)
                     Dr.in Evelyn Martinel (Salzburger Gebietskrankenkasse)
                     Grafik Design: www.berliner-botschaft.de
                     Druck: new typeshop, Linz
                     Status: 2010

                     Disclaimer
                     This guide does not supersede any national employment guidance. Therefore no recommendations constitute a warranty,
                     representation or undertaking ETC laws and guidance. The network and its organisational partners will try and ensure the adequacy
                     of its recommendations and reviews but this does not constitute any legal advice and shall not be liable for any loss or damage that
                     may be suffered, whether directly or indirectly, as a result.

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Inhaltsverzeichnis

               1. Einleitung……………………………………………………… Seite 04

               2. Die Bedeutung psychischer Gesundheit
                  für das Unternehmen………………………………………… Seite 05

               3. Was können ArbeitgeberInnen tun,
                  um die psychische Gesundheit zu fördern………………… Seite 07

               4. Wie können UnternehmerInnen Personen
                  mit psychischen Gesundheitsproblemen
                  unterstützen und (weiter)beschäftigen?…………………… Seite 11

               5. Wie ein gesunder Arbeitsplatz gestaltet werden kann –
                  ein Maßnahmenplan in sieben Schritten…………………... Seite 12

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1 | Einleitung

                     1. Einleitung

                     Der Begriff Gesundheit im Allgemeinen definiert               In Österreich wird diese Initiative vom Öster-
                     sowohl die individuelle psychische und physische              reichischen Netzwerk für Betriebliche Gesundheits-
                     Gesundheit, als auch das soziale Wohlbefinden in              förderung (www.netzwerk-bgf.at) getragen.
                     Gruppen oder Organisationen.
                                                                                   Diese Broschüre gibt Tipps, wie Sie
                     Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) defi-
                     niert psychische Gesundheit als „einen Zustand                • die psychische Gesundheit Ihrer Mitarbeiter-
                     des Wohlbefindens, in dem der Einzelne seine                    Innen am Arbeitsplatz fördern,
                     Fähigkeiten ausschöpfen, die normalen Lebens-
                                                                                   • Stressursachen und psychische Probleme ver-
                     belastungen bewältigen, produktiv und fruchtbar
                                                                                     stehen und vorbeugen,
                     arbeiten kann und imstande ist, etwas zu seiner
                     Gemeinschaft beizutragen“.1                                   • ArbeitnehmerInnen mit psychischen Problemen
                                                                                     unterstützen und
                     Diese Broschüre ist für ArbeitgeberInnen und
                                                                                   • effektive Maßnahmen entwickeln können.
                     Führungskräfte gedacht und thematisiert die Aus-
                     wirkungen psychischer Gesundheitsprobleme auf
                     Unternehmen. Sie bietet praktische Ratschläge
                     zur Reduktion und Vermeidung von Stress und
                     psychischen Problemen der ArbeitnehmerInnen.

                     Mit der europäischen Kampagne „Work. In tune
                     with life. Move Europe“ startet das Europäische
                     Netzwerk für Betriebliche Gesundheitsförderung
                     (ENWHP) auch in Österreich eine Initiative, um
                     Unternehmen konkrete Hilfestellung für die Förde-
                     rung der psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz
                     zu geben sowie das Bewusstsein der Arbeitgeber
                     -Innen und ArbeitnehmerInnen dafür zu erhöhen.

                     1 WHO. (2003). Investing in mental health. Geneva: WHO.
                         www.who.int/mental_health/en/investing_in_mnh_final.pdf

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2 | Die Bedeutung psychischer Gesundheit für das Unternehmen

               2. Die Bedeutung psychischer Gesundheit
                  für das Unternehmen

               Gesundheit und Wohlbefinden der Arbeitnehmer-
               Innen sind entscheidend für den wirtschaftlichen       Zahlen und Fakten
               Erfolg eines Unternehmens. Psychische und phy-         • 25 Prozent der EuropäerInnen sind im Laufe ihres
               sische Gesundheitsprobleme können jeden betref-           Lebens von psychischen Problemen betroffen.
               fen, unabhängig von Alter und sozialer Stellung.
               Verbesserungen der Gesundheit am Arbeitsplatz
                                                                      • In der Altersgruppe der 18- bis 65-jährigen
                                                                         EuropäerInnen liegt der Anteil der Betroffenen
               heben auf Dauer die Produktivität. Denn die Folge-
                                                                         bei 27 Prozent pro Jahr – das entspricht in etwa
               kosten psychischer Probleme bei MitarbeiterInnen
                                                                         93 Millionen Menschen.
               sind enorm: Der Produktivitätsverlust aufgrund
               psychischer Probleme ist wahrscheinlich höher als      • Die WHO nimmt an, dass weltweit im Jahr 2020
               Verluste durch andere gesundheitliche Beeinträch-         Depressionen die zweithäufigste Ursache für
               tigungen. Die Förderung der psychischen Gesund-           Erwerbsunfähigkeit sein werden.
               heit trägt nicht nur zum Wohlbefinden von Mit-
                                                                      • In Europa ist die Arbeitsunfähigkeitsrate, die
               arbeiterInnen bei, sondern senkt auch die Kosten
                                                                         durch Stress und psychische Probleme am
               eines Unternehmens.
                                                                         Arbeitsplatz verursacht wird, gestiegen. Auch
                                                                         in Österreich werden Frühpensionierungen
               Die Arbeitswelt hat sich in den vergangenen Jahr-
                                                                         und Krankenstände immer häufiger durch
               zehnten massiv beschleunigt. Dieser Wandel
                                                                         psychische Probleme verursacht.
               betrifft den Inhalt, die Organisation und die Inten-
               sität der menschlichen Arbeit. Es werden immer         • Die Gesamtkosten der psychischen Gesund-
               mehr Fähigkeiten und Kompetenzen in Bezug auf             heitsstörungen in Europa werden auf 240
               Innovationen, Kommunikation und soziale Intelli-          Milliarden Euro pro Jahr geschätzt. Davon
               genz verlangt.                                            entfallen auf direkte medizinische Kosten etwas
                                                                         weniger als die Hälfte, der Rest entfällt auf
               In Europa steigen die Krankenstände aufgrund              Produktivitätsverluste (inklusive Abwesenheit
               psychischer Belastungen stetig an. Die Herausfor-         aufgrund von Krankenständen).
               derung für ArbeitgeberInnen und Arbeitnehmer-          • In der EU gibt es 58.000 Selbstmorde pro Jahr.
               Innen lautet, den Arbeitsplatz psychisch, physisch        Zum Vergleich: 50.700 Menschen sterben jähr-
               und sozial gesund und damit produktiv zu gestalten:       lich bei Verkehrsunfällen.

                                                                                                                       5

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2 | Die Bedeutung psychischer Gesundheit für das Unternehmen

                     Produktivität und Leistung                           Keine Gesundheit ohne
                     Die Förderung der psychischen Gesundheit von         psychische Gesundheit
                     MitarbeiterInnen steigert Produktivität und Leis-    Eingeschränkte psychische Gesundheit der Mit-
                     tung. Ein gutes Arbeitsumfeld kann dazu beitra-      arbeiterInnen und übermäßiger Stress führen
                     gen, die Kommunikation, die Teamarbeit und die       auch zu einem Anstieg physischer Krankheiten
                     Arbeitsmoral zu erhöhen. Außerdem bewältigen         wie Schlaganfall, Herzinfarkt und Diabetes. Diese
                     Menschen mit guter psychischer Gesundheit Ver-       können direkt durch psychischen Stress, der sich
                     änderungsprozesse besser. Damit sind gesunde         auf die mentale Befindlichkeit auswirkt, aber auch
                     und motivierte MitarbeiterInnen der entschei-        indirekt durch einen oftmals damit verbundenen
                     dende Wettbewerbsvorteil für ein Unternehmen         negativen Lebensstil, wie zum Beispiel Rauchen
                     im Wandel.                                           und Alkoholkonsum, verursacht werden.

                     Image
                     Ein gutes Image des Unternehmens korrespondiert      Rechtliche Anforderungen
                     oft mit einem gesunden und attraktiven Arbeits-      Nicht zuletzt müssen auch die Gesetze in Betracht
                     platz. Die Übernahme von sozialer Verantwortung      gezogen werden. In Österreich ist der/die Arbeit-
                     steigert und verbessert wesentlich das Ansehen       geberIn gesetzlich verpflichtet, auf die Gesundheit
                     des Unternehmens. Dies wirkt sich positiv auf die    der ArbeitnehmerInnen zu achten.
                     Rekrutierung qualifizierter MitarbeiterInnen sowie
                     auf die Bindung bewährter MitarbeiterInnen aus.
                     Gleichzeitig verbessern sich bei öffentlichen Auf-
                     trägen die Chancen, diese zu bekommen.

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3 | Was können ArbeitgeberInnen tun, um die psychische Gesundheit zu fördern?

               3. Was können ArbeitgeberInnen tun, um
                  die psychische Gesundheit zu fördern?

               Eine ganze Reihe an Interventionen fördert die         Unternehmen erwarten, dass die Arbeitnehmer
               psychische Gesundheit von MitarbeiterInnen und         -Innen in der Lage sind, ihren Output proportional zu
               eignet sich zudem, übermäßigem Stress vorzu-           steigern. Fakt ist, dass das Risiko psychischer Prob-
               beugen. Wirkliche Langzeiteffekte können nur           leme größer wird. Damit steigen auch die negativen
               mit ganzheitlicher Gesundheitsförderung und            Konsequenzen psychischer Gesundheitsstörungen
               vorbeugenden Strategien erreicht werden, die           von ArbeitnehmerInnen. Im Gegensatz zur all-
               durch kooperatives Bemühen aller Unternehmens-         gemeinen Meinung haben Studien bestätigt, dass
               ebenen entwickelt und implementiert wurden.            kürzere Arbeitszeiten und das Vermeiden von Über-
               Die Qualität der Kombination und Koordination          stunden nicht automatisch die Produktivität senken.
               der verschiedenen Interventionen, sowohl auf
               individueller als auch auf Organisationsebene,         Optimierte und adaptierte Arbeitsprozesse (zum
               ist essentiell für die Aufrechterhaltung der psy-      Beispiel durch Arbeitserweiterung, Arbeitswech-
               chischen Gesundheit der MitarbeiterInnen. Wel-         sel, flexible Zeiten) können die ArbeitnehmerIn-
               che der folgenden Elemente geeignet sind oder          nen auf lange Sicht entlasten. Eine Maßnahme,
               kombiniert werden können, hängt von den spe-           um den Druck zu senken, kann beispielsweise
               zifischen Anforderungen des Unternehmens ab.           die Umstrukturierung von Tätigkeiten sein, um
                                                                      die Fachkräfte von administrativen Aufgaben zu
                                                                      befreien. Diese Maßnahmen dienen gleichzeitig
               Stress auf lange Sicht durch Verbesserung              der Förderung des psychischen Wohlbefindens der
               der Arbeitsbedingungen verringern                      ArbeitnehmerInnen.
               Ziel: Reduzierung und Modifizierung poten-
               tieller Stressquellen in der Arbeitsumwelt             • Steigerung der Kontrolle
                                                                        über die eigene Arbeit
                                                                      Die ArbeitnehmerInnen sollten einen gewissen
                                                                      Grad an Autonomie bei der Gestaltung der eigenen
               Interventionen, die nur auf Veränderungen der
                                                                      Arbeit haben. Die Freiheit, den eigenen Arbeitstag
               individuellen Ebene fokussieren, sind nicht beson-
                                                                      zu organisieren und die Aufgaben durch Eigeniniti-
               ders effektiv, weder für ArbeitnehmerInnen noch
                                                                      ative zu erledigen, kann als wichtige Gesundheits-
               für das Unternehmen. Diese Maßnahmen müssen
                                                                      ressource angesehen werden. Eine praktische
               mit Organisationsmaßnahmen ergänzt werden, die
                                                                      Maßnahme, mit der begonnen werden kann, ist
               sich auf potentielle Stressursachen in der Arbeits-
                                                                      das Vereinbaren von Zielen anstatt der detaillierten
               umwelt beziehen. Das ist der einzige Weg, relevan-
                                                                      Vorgabe des Arbeitsprozesses.
               te Faktoren positiv zu beeinflussen (zum Beispiel
               Arbeitszufriedenheit, Motivation und Produktivität).
               Nachfolgend einige Beispiele organisatorischer
                                                                      • Die ArbeitnehmerInnen in die
               Interventionen zur Verbesserung der psychischen          Entscheidungsprozesse miteinbeziehen
               Gesundheit von MitarbeiterInnen und zur Redukti-       ArbeitnehmerInnen sollten in für sie relevante
               on von Stress:                                         Entscheidungsprozesse (zum Beispiel mittels
                                                                      Umfragen (Fragebogen), in Teambesprechungen
                                                                      oder Workshops) involviert werden. Das ist eine
               • Organisationsdefizite beheben
                                                                      zentrale Voraussetzung, um eine psychisch gesunde
               Angesichts steigender Arbeitsintensität, höhe-         Arbeitskraft zu erhalten.
               ren Zeitdrucks und zusätzlicher Arbeit kann kein

                                                                                                                         7

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3 | Was können ArbeitgeberInnen tun, um die psychische Gesundheit zu fördern?

                     • Eine Balance zwischen Engagement                        • Die soziale Unterstützung ermutigen
                       und Belohnung finden                                      und fördern
                     Es besteht ein Zusammenhang zwischen Anstren-             Die soziale Unterstützung kann nicht einfach nur
                     gung und Belohnung (bzw. Gegenleistung) auf der           „geregelt“ werden. Es können aber Maßnah-
                     einen und psychischer Gesundheit auf der ande-            men durchgeführt werden, die eine unterstüt-
                     ren Seite. ArbeitgeberInnen können dies in einem          zende Kultur im Unternehmen anregen, aufbau-
                     gewissen Rahmen positiv beeinflussen, indem sie           en und stärken. Dazu zählen zum Beispiel das
                     zum Beispiel Anerkennung und Wertschätzung für            Vorleben transparenter Entscheidungen und eine
                     geleistete Arbeit aussprechen.                            Informationspolitik, die auf offenem Dialog und
                                                                               vertrauenswürdiger Kooperation aufbaut. Unter-
                     • Kommunikation und Rückmeldung                           stützend wirken Möglichkeiten für Aktivitäten nach
                       (Feedback) verbessern                                   der Arbeit, eine Betriebskultur, die gegenseitige
                     Die Entwicklung einer Kultur der Anerkennung und          Hilfe unter KollegInnen erlaubt und dazu ermutigt.
                     des Vertrauens im Unternehmen ist für eine gute           Der wichtigste Faktor dabei ist das beispielhafte
                     Zusammenarbeit unerlässlich. Eine funktionieren-          Verhalten jeder einzelnen Führungskraft. Wirksam
                     de Zusammenarbeit wiederum ist eine wesentli-             ist, als Führungskraft auch bei diesen Aktivitäten
                     che Grundvoraussetzung für eine gute psychische           teilzunehmen und die soziale Unterstützung als ein
                     Gesundheit der ArbeitnehmerInnen. Geeignete               Kriterium der Leistungsbeurteilung heranzuziehen.
                     Methoden sind Kommunikationstrainings zur Mit-
                     arbeiterInnenführung und zum Umgang mit dem               • Weiterbildung und Qualifikation
                     Verhalten der MitarbeiterInnen. ArbeitgeberInnen          Eine fundierte Ausbildung und stetige Weiterbil-
                     können ihre ManagerInnen ausbilden, einen un-             dung / Training gehören zu jeder guten Personal-
                     terstützenden Führungsstil zu lernen und umzu-            entwicklungsstrategie.
                     setzen. Der/die ManagerIn sollte sich mit den Be-
                     dürfnissen der ArbeitnehmerInnen befassen, als
                     MentorIn oder TrainerIn agieren, die Arbeitnehmer
                                                                               Stressbewältigung: Das Grundelement
                     -Innen motivieren und Ziele vereinbaren.
                                                                               von gesundheitsbezogenen Verhaltens-
                                                                               maßnahmen.
                     • Klare Definition von Rollen und Erwart-
                       ungen                                                   Ziel: Entwickeln einer Stressbelastbarkeit
                                                                               durch Lernen und Anwenden von
                     Die Klärung, was die ArbeitnehmerInnen vom Unter-
                                                                               Bewältigungsstrategien für den alltägli-
                     nehmen erwarten können und welche Pflichten und
                                                                               chen Gebrauch.
                     Aufgaben von ihnen erwartet werden, ist wichtig.
                     Wenn die ArbeitnehmerInnen der Meinung sind,
                     dass ihr/e ArbeitgeberInnen die Versprechen nicht
                     eingehalten haben, führt dies vielfach zu Demoti-
                     vation – ein Umstand, der wiederum die Einsatzbe-
                     reitschaft und die Leistung im Arbeitsalltag weiter
                     einschränkt.

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3 | Was können ArbeitgeberInnen tun, um die psychische Gesundheit zu fördern?

               Interventionen zur Steigerung der individuellen      • Anwendung multimodaler Methodik
               und sozialen Fähigkeiten zur Stressbewältigung       Ausbildungslehrgänge         sollten   multimodale
               sind sinnvoll und nachhaltig. Das wurde durch eine   Methodiken anwenden, wie zum Beispiel eine
               ganze Reihe von Studien nachgewiesen. Diese          Kombination aus Informationsmaterialien, Videos,
               Bewältigungsstrategien reduzieren stressbedingte     Rollenspielen oder Modelllernen. Auf diese Art
               potentielle Störungen und verbessern gleichzeitig    erhält das Training einen Workshopcharakter, und
               die Qualität des Arbeitslebens für ArbeitnehmerIn-   ist damit viel effektiver als Frontalunterricht. Ent-
               nen auf drei Ebenen:                                 scheidend ist, die neu erlernten Techniken überdies
                                                                    in der Praxis umzusetzen und dort zu trainieren.
               • Für ArbeitnehmerInnen, die keine stress-
                   bedingten Überlastungssymptome aufweisen,
               • für ArbeitnehmerInnen, die das Risiko einer        • Aus den ArbeitnehmerInnen Trainer-
                   psychosozialen Beeinträchtigung tragen und         Innen machen
                                                                    Ein wirkungsvolles Element ist es auch, die Arbeit-
               • für ArbeitnehmerInnen, die bereits unter psychi-   nehmerInnen zu TrainerInnen auszubilden, um ihre
                   schen Beeinträchtigungen leiden.
                                                                    KollegInnen schulen bzw. weiterbilden zu können.
                                                                    Auf diese Art kann der „Schneeballeffekt“ optimal
               Lehrgänge, die zeigen, wie mit Stress adäquat        angewendet werden.
               umgegangen wird bzw. wie Stress zu vermeiden
               ist, sind zentrale Elemente verhaltensbezogener
               Prävention. Die verschiedenen Techniken, die in      Entspannungstechniken sind eine
               den Trainingskursen zum Thema Stress angewen-        gute Maßnahme zur Vorbeugung
               det werden, sind unterschiedlich. Deshalb ein paar
               Vorschläge:                                          Ziele: Emotionale und körperliche
                                                                    Anspannungen in Stresssituationen
               • Das Verwenden der Technik kognitiven               reduzieren, Selbst-Regulierung im
                 Verhaltens                                         Umgang mit Stress fördern.
               Ein Ausbildungslehrgang sollte die Elemente
               der kognitiven Therapie enthalten, eine Form der
               Verhaltenstherapie. Wahrnehmung umfasst Ein-         Studien haben gezeigt, dass Stresssymptome
               stellungen, Gedanken, Einschätzung und Glauben.      durch die Anwendung von Techniken wie zum Bei-
               Kognitive und verhaltensorientierte Techniken kön-   spiel Muskelentspannung, Meditation oder auto-
               nen dem Menschen helfen, sich bestimmter Ver-        genes Training abgeschwächt werden können.
               haltensmuster bewusst zu werden, sie zu testen,      Entspannungstechniken sind einfach zu lernen,
               die irrationalen Einstellungen zu ändern und sie     benötigen wenig Aufwand und sind kostengünstig.
               dementsprechend in den Alltag zu „transferieren“.
               Auch individuelle Bewältigungsstrategien können
               entwickelt werden.

                                                                                                                       9

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3 | Was können ArbeitgeberInnen tun, um die psychische Gesundheit zu fördern?

                                                                                Planung und Evaluation
                     Negative Gefühle aktiv abbauen                             Eine sorgfältige Einschätzung der Probleme und
                     Ziele: Ärger, Wut, Aggressionen sowie                      Bedürfnisse sowie eine zielgerichtete Planung und
                     negative Gefühle und Wahrnehmungen                         Evaluation sind eine wesentliche Voraussetzung,
                     verringern, negative Gedanken                              um gesundheitlichen Problemen vorzubeugen.
                     vermeiden, Selbstbewusstsein steigern,                     Wenn die Förderung der psychischen Gesundheit
                     soziale Kompetenz durch                                    und die Stressvorbeugung erfolgreich sein soll,
                     Gruppenaktivitäten entwickeln                              dann muss das Konzept exakt geplant werden und
                                                                                bei der Durchführung mit den ArbeitnehmerInnen
                                                                                kooperiert bzw. diese miteinbezogen werden.
                                                                                Bevor Maßnahmen gesetzt werden, sollte eine
                     Der Fachliteratur zufolge kann auch körperliche
                                                                                systematische Analyse der Bedürfnisse durch-
                     Betätigung wie Sport den Stress am Arbeitsplatz
                                                                                geführt und die daraus abgeleiteten spezifischen
                     reduzieren. Deshalb ist es zielführend, diese Maß-
                                                                                Ziele dargelegt werden. Diese sollten in weiterer
                     nahmen als Element der Unternehmensstrategie
                                                                                Folge regelmäßig aktualisiert und evaluiert werden.
                     zur Stressvorbeugung einzubeziehen. Körperliche
                     Betätigung hängt mit einer Reihe von positiven
                     psychologischen Effekten zusammen, zum Bei-
                     spiel der Verminderung negativer Gefühle oder
                     Steigerung des Selbstbewusstseins. Gleichzeitig
                     können Gruppenaktivitäten die sozialen Fähigkei-
                     ten und die gegenseitige Unterstützung der Kolleg
                     -Innen steigern.

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4 | Wie können UnternehmerInnen Personen mit psychischen Gesundheitsproblemen
                   unterstützen und (weiter)beschäftigen?

               4. Wie können UnternehmerInnen Personen
                  mit psychischen Gesundheitsproblemen
                  unterstützen und (weiter)beschäftigen?
               Genauso wie körperliche Erkrankungen können
               auch psychische Gesundheitsprobleme jeden                • Auf diese Weise könnte der Person, die unter
               betreffen, ohne Rücksicht auf Alter und Herkunft.          dem psychischen Problem leidet, rechtliche
               Die am meisten verbreiteten Formen der psychi-             und/oder medizinische Unterstützung zur Seite
               schen Beeinträchtigungen sind Depressionen und             gestellt werden.
               Angstzustände.
                                                                        • Sie als ArbeitgeberIn sollten versuchen, eine
                                                                          sinnvolle Hilfe anzubieten. Diese wird je nach
               Viele der Symptome, die bei enormem Druck auf-
                                                                          den Bedürfnissen der Person und der Art des
               treten, sind sehr ähnlich: Schlaflose Nächte, Appetit-
                                                                          Arbeitsplatzes unterschiedlich sein und kann
               verlust oder Appetitanstieg, Erschöpfungszustän-
                                                                          beispielsweise folgendes beinhalten: einen
               de, Reizbarkeit, Sorgen. Wenn diese Symptome
                                                                          Wechsel oder eine Reduzierung der Arbeit, fle-
               über einen längeren Zeitraum bestehen und sich
                                                                          xible Arbeitszeiten, eine schrittweise Rückkehr
               negativ auf den Alltag auswirken, kann von psychi-
                                                                          an den Arbeitsplatz, flexible Pausengestaltung
               schen Gesundheitsproblemen gesprochen wer-
                                                                          etc.
               den.

                                                                        Wenn ArbeitnehmerInnen aufgrund psychischer
               • Das frühe Anbieten von Unterstützung, Be-              Beeinträchtigungen dem Arbeitsplatz fern bleiben,
                   treuung und Beistand kann die Dauer und
                                                                        sollten Sie mit der betroffenen Person vereinbaren,
                   Schwere des psychischen Problems verringern
                                                                        was Sie den KollegInnen hinsichtlich der Abwe-
                   und die Genesung fördern.
                                                                        senheit mitteilen. Das ist und bleibt ein sensibler
               • Ein offener Umgang der mit psychischen                 Bereich. Für viele Menschen ist es unangenehm,
                   Problemen oft verbundenen Stigmatisierung            darüber mit KollegInnen bei der Rückkehr in das
                   (beispielsweise durch Kampagnen) kann Be-            Unternehmen sprechen zu müssen. Es ist ratsam,
                   troffene motivieren, rechtzeitig Hilfe zu suchen.    während der Abwesenheit mit dieser Person in
                                                                        Kontakt zu bleiben, denn Isolation, egal ob kurz oder
               • Vergessen Sie als ArbeitgeberIn nicht, dass jede
                                                                        lang, kann der betroffenen Person den Wieder-
                   Person verschieden ist. Sehen Sie in erster Linie
                                                                        einstieg in die Arbeitswelt erheblich erschweren.
                   die Person und nicht die Krankheit.
                                                                        Entwickeln Sie eine Strategie, wo und wann die
               • Es könnte hilfreich sein, fachlich fundierte Un-       Leute den Arbeitsplatz inoffiziell besuchen können,
                   terstützung zu Rate zu ziehen, wie zum Beispiel      bevor sie tatsächlich zur Arbeit zurückkehren.
                   die Arbeitsmedizin oder die Arbeitspsychologie.

                                                                                                                          11

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5 | Wie ein gesunder Arbeitsplatz gestaltet werden kann –
                                                                     ein Maßnahmenplan in sieben Schritten

                     5. Wie ein gesunder Arbeitsplatz gestaltet
                        werden kann – ein Maßnahmenplan in
                        sieben Schritten
                     Schritt 1: Kommunikation und Beratung                die ArbeitnehmerInnen diesbezüglich vom Unter-
                     Es ist wesentlich, dass sich alle Arbeitnehmer-      nehmen erwarten können. Beachten Sie, dass die
                     Innen, ganz gleich welche Position sie im Unter-     ArbeitnehmerInnen über alle Schritte des Maßnah-
                     nehmen einnehmen, mit dem Thema psychische           menplans informiert werden müssen. Überdies
                     Gesundheitsförderung auseinandersetzen. Jedes        sollten die ArbeitnehmerInnen in den Entschei-
                     Programm sollte die psychische Gesundheit the-       dungsprozess miteinbezogen werden, wenn es
                     matisieren und dazu auch klare Definitionen anbie-   um das Thema Stress bzw. psychische Gesund-
                     ten sowie folgende Inhalte umfassen:                 heit geht. Die Einbindung der ArbeitnehmerInnen
                                                                          erhöht die Identifikation mit dem Programm und
                                                                          die Anpassungsfähigkeit sowie Zustimmung zu
                                                                          daraus abgeleiteten Maßnahmen und Veränderun-
                     • Fördern Sie die positive psychische Gesundheit
                                                                          gen. Das Unternehmen kann die Belegschaft über
                          am Arbeitsplatz.
                                                                          verschiedene Kommunikationskanäle informieren,
                     • Achten Sie auf Zusammenhänge und beugen            wie zum Beispiel das Intranet, Informationsblätter,
                          Sie Faktoren vor, die Stress und psychische     Teamsitzungen und Schulungseinheiten.
                          Gesundheitsprobleme verursachen.
                     • Unterstützen Sie ArbeitnehmerInnen, die psy-       Schritt 2: Bestandsaufnahme
                          chische Gesundheitsprobleme haben.              Es ist wesentlich, sich mit den ArbeitnehmerInnen
                                                                          und den Führungskräften über die firmenspezifi-
                     • Entwickeln Sie effektive Strategien und Maß-
                                                                          sche Herangehensweise an die Themen psychi-
                          nahmen, die helfen, Menschen mit psychischen
                                                                          sche Gesundheit und Wohlbefinden auszutau-
                          Gesundheitsproblemen zu integrieren und
                                                                          schen und dadurch die Stärken und Schwächen zu
                          (weiterhin) zu beschäftigen.
                                                                          identifizieren. Die Bewertung des Stressrisikos im
                                                                          Rahmen dieser Bestandsaufnahme kann Anhalts-
                                                                          punkte liefern, muss aber durch weitere Informa-
                     Psychische Gesundheit und mentales Wohlbefin-
                                                                          tion über psychische Gesundheitsförderung und
                     den müssen auch auf der Unternehmensebene
                                                                          arbeitsplatzspezifische Gegebenheiten ergänzt
                     angesprochen werden. Alle Teile eines Unterneh-
                                                                          werden. Idealerweise sollten Sie die Arbeitneh-
                     mens spielen eine Rolle beim Planen, Umsetzen,
                                                                          merInnen direkt befragen, um ihre Bedürfnisse
                     Beobachten und Bewerten von Maßnahmen in
                                                                          und Ideen zur psychischen Gesundheit heraus-
                     der Praxis. Idealerweise sollten Sie eine Arbeits-
                                                                          zufinden. Auf Ebene des Unternehmens sollten
                     gruppe zusammenstellen, die für die psychische
                                                                          Sie zusätzlich eine Bewertung der Maßnahmen,
                     Gesundheit und das Wohlbefinden am Arbeitsplatz
                                                                          Praktiken und Strukturen, welche die psychische
                     zuständig ist. In dieser Arbeitsgruppe sollten
                                                                          Gesundheit und das Wohlbefinden beeinflussen,
                     VertreterInnen aus dem Management (Führungs-
                                                                          durchführen:
                     kräfte), der ArbeitnehmerInnenschaft, Betriebsrät-
                     Innen, der/die Personalverantwortliche/r sowie
                     der/die ArbeitsmedizinerIn vertreten sein.

                     Wenn das Thema „psychische Gesundheit“ in
                     das   Unternehmensprogramm       aufgenommen
                     wurde, ist es besonders wichtig zu klären, was

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5 | Wie ein gesunder Arbeitsplatz gestaltet werden kann –
                   ein Maßnahmenplan in sieben Schritten

               • Befragung       der ArbeitnehmerInnen: Eine         Erste Anzeichen von psychischen
                   Befragung der oder Diskussion mit den             Störungen auf der Unternehmens-
                   ArbeitnehmerInnen soll klären, wie die            und Individualebene:
                   psychische Gesundheit und das Wohlergehen
                   am Arbeitsplatz verbessert werden können.         Unternehmensebene:
                   Zentral dabei ist, wie die Arbeits- und
                                                                     • Unverrichtete Arbeit; weniger Produktivität;
                   Beschäftigungsbedingungen        von    Mitar-
                                                                       mehr Überstunden
                   beiterInnen mit psychischen Problemen
                   wahrgenommen werden. Ein konstruktiver            • Geringere Arbeitsqualität (Fehlerhäufigkeit)
                   Umgang mit Stressfaktoren ist anzuraten. Um       • Rückgang der KundInnenfreundlichkeit und
                   die Bereitschaft zur Beteiligung zu erhöhen,        schlechtes Service
                   sollte eine Befragung gemeinsam mit den
                   ArbeitnehmerInnen geplant und durchgeführt        • Erhöhung der krankheitsbedingten Abwesenheiten
                   werden. Alternativ dazu können auch moderierte    • Probleme bei der Arbeit im Team und im Rah-
                   Diskussionsgruppen organisiert werden. Die          men der Zusammenarbeit zwischen den Abtei-
                   Befragungsergebnisse sollten transparent ge-        lungen
                   staltet und offen kommuniziert werden.
               • Bewertung der Organisation auf Unternehmens-
                 ebene: Die Arbeitsplatzbewertung sollte durch
                 die Führungskräfte oder durch dazu autori-          Individualebene:
                 sierte Personen innerhalb der Organisation          • Veränderungen der gewohnten Verhaltens-
                 durchgeführt werden. Diese Bewertung sollte           weisen einer Person
                 relevante Aspekte der psychischen Gesund-
                 heitsförderung, der Beschäftigungssituation         • Eingeschränkte Leistungen (Auftreten von
                 und Beschäftigungsverhältnisse sowie Aspekte          Fehlern)
                 von Diskriminierung beinhalten. Die Erhebung        • Veränderungen der Gefühlslage (zum Beispiel
                 kann mittels Fragebögen erfolgen. Sie können          Traurigkeit, Niedergeschlagenheit, Gereiztheit)
                 auch Sitzungen mit den direkten Führungskräf-
                 ten und/oder den ArbeitnehmerInnen abhalten,
                                                                     • Probleme oder Konflikte mit KollegInnen
                 um die aktuelle Situation in der Arbeit zu disku-   • Erhöhung der krankheitsbedingten
                 tieren. Dabei können Faktoren, die Stress und         Abwesenheiten
                 potentiell psychische Gesundheitsprobleme
                 verursachen, identifiziert werden. Der Unter-
                 nehmens-Check „Psychische Gesundheit“ ist           Je früher psychische Gesundheitsprobleme eines
                 unter www.netzwerk-bgf.at zu finden und ent-        Mitarbeiters/einer Mitarbeiterin bemerkt werden,
                 hält eine Reihe von Fragen zum Unternehmen.         desto besser ist es für alle Betroffenen. Je früher
                                                                     Gegenmaßnahmen ergriffen werden, desto eher
                                                                     kann eine Verschlechterung des Gesundheitszu-
                                                                     standes vermieden werden. Eine zentrale Rolle

                                                                                                                      13

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5 | Wie ein gesunder Arbeitsplatz gestaltet werden kann –
                                                                        ein Maßnahmenplan in sieben Schritten

                     beim Erkennen der Problematik nehmen Personen
                     mit Führungsverantwortung ein. Diese Gruppe             Relevante Aspekte für Ihren Plan
                     sollte in jedem Fall für das Thema sensibilisiert und   • Informations- und Bewusstseinskampagne
                     bei der Entwicklung von Maßnahmen eingebun-               (Sensibilisierungsmaßnahmen)
                     den werden.
                                                                             • Ausbildung der ArbeitnehmerInnen
                                                                               und der Führungskräfte
                     Schritt 3: Definition von Zielen
                     Um die Wirkungen der gesetzten Maßnahmen                • Maßnahmen gegen Mobbing
                     bewerten zu können, sollten Ziele formuliert wer-         und Diskriminierung
                     den. Die Ziele sollen möglichst konkret sein, zum
                                                                             • Identifikation und Reduktion relevanter
                     Beispiel:
                                                                               Bedingungen, die Stress verursachen
                                                                             • Maßnahmen, die Personen mit psychischen
                     • „Die psychischen Belastungen sollen um 15 Pro-          Gesundheitsproblemen unterstützen
                        zent innerhalb von zwei Jahren sinken.“

                                                                             Schritt 5: Durchführung von Maßnahmen
                     Sie sollten in der Gruppe diskutieren, welche sinn-     Alle Beschäftigte (auch die Führungskräfte!) eines
                     vollen Ziele Sie sich für das Programm setzen           Unternehmens sollten involviert und die Kommu-
                     möchten, wobei die Sensibilisierung für die Thema-      nikation sollte für alle klar und verständlich sein.
                     tik hier einen wesentlichen Stellenwert einnimmt.       Bei der Entwicklung von Maßnahmen stellen Sie
                                                                             vielleicht fest, dass sich einige bereits besteh-
                     Schritt 4: Entwicklung von konkreten                    ende Maßnahmen mit neuen überlappen, wie zum
                                                                             Beispiel Vereinbarungen gegen Mobbing, Stress-
                     Plänen und Maßnahmen
                                                                             management oder Personalbeschaffungsmaßnah-
                     Formulieren Sie Pläne, um die aufgestellten Ziele       men. Das ist wertvoll, da die Programme zur För-
                     zu erreichen. Versuchen Sie einen Mix aus lang-         derung der psychischen Gesundheit eine größere
                     und kurzfristigen Maßnahmenplänen zu erstellen.         Chance haben, erfolgreich in die Unternehmens-
                     Von entscheidender Bedeutung ist hier die Einbin-       kultur eingebunden zu werden, wenn an bereits
                     dung der MitarbeiterInnen in diesen Prozess. Nur        Bestehendes angeknüpft werden kann.
                     so stellen Sie die notwendige Akzeptanz her und
                     können sicherstellen, dass die Maßnahmen deren          Nichtsdestotrotz ist es wichtig, einen auf die psy-
                     Bedürfnissen entsprechen.                               chische Gesundheitsförderung abgestimmten
                                                                             Maßnahmenplan zu haben. Dieser Plan ermöglicht
                     Die Maßnahmen sollen klar und zielorientiert            Ihnen einen Überblick und eine koordinierte Vorge-
                     formuliert werden. Sie können eine bestimmte            hensweise.
                     ArbeitnehmerInnengruppe wie zum Beispiel eine
                     Abteilung oder die gesamte Organisation umfas-
                     sen. Bei jeder Maßnahme müssen Sie beachten:
                     Wer übernimmt die Verantwortung und was muss
                     von wem bis wann erledigt werden?

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5 | Wie ein gesunder Arbeitsplatz gestaltet werden kann –
                   ein Maßnahmenplan in sieben Schritten

               Schritt 6: Evaluation der Maßnahmen
               Beurteilen Sie die Auswirkungen Ihrer Maßnah-        Weiterführende Informationen:
               men und vergleichen Sie sie mit den am Anfang        • Promoting and Protecting Mental Health –
               festgesetzten Zielen. Gibt es Differenzen zwischen     ProMenPol:
               festgesetztem Ziel und Ergebnis, sollten die Maß-      Auf der Website
               nahmen zur Zielerreichung adaptiert werden. Auch       www.mentalhealthpromotion.net finden Sie
               der Grad der Sensibilisierung der MitarbeiterInnen     weiterführende Informationen und Werkzeuge
               lässt sich evaluieren.                                 zur Förderung der psychischen Gesundheit im
                                                                      Unternehmen.
               Schritt 7: Die institutionelle Verankerung
               von Maßnahmen zur Förderung psychischer              • Österreichisches Netzwerk für Betriebliche
               Gesundheit in der Unternehmenspolitik                  Gesundheitsförderung:
                                                                      Auf der Website www.netzwerk-bgf.at finden
               Der Prozess- und Maßnahmenplan sollte zur alltäg-
                                                                      Sie weiterführende Informationen zur Betrieb-
               lichen Routine des Unternehmens werden:
                                                                      lichen Gesundheitsförderung und Ansprech-
                                                                      partnerInnen.
               • Laufend Stresssignale beachten.
               • Regelmäßige Sitzungen mit den Arbeitnehmer-
                   Innen abhalten, um Stress und psychische
                   Gesundheitsprobleme zu diskutieren und einen
                   transparenten Zeitplan für Verbesserungen zu
                   entwickeln.
               • Arbeitsbelastung und psychische Gesundheit
                   in jährlichen Leistungsinterviews diskutieren
                   (zum Beispiel MitarbeiterInnengespräche,
                   Zielvereinbarungsgespräche).
               • Die Verbesserung der mentalen Gesundheit in
                   den Planungs- und Kontrollablauf einbinden.
               • Berücksichtigung der psychischen Gesundheit
                   bei den Qualitätsstandards des Unternehmens.
               • Führungskräfte ermutigen, relevante Ausbild-
                   ungen zu absolvieren.
               • Führungskräfte ermutigen, Interesse für die
                   psychische Gesundheit ihrer ArbeitnehmerInnen
                   zu zeigen.
               • Engagement in der Gesundheitsförderung un-
                 terstützen.

                                                                                                                15

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www.enwhp.org                 www.netzwerk-bgf.at

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